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!Band 2 der verhängnisvollen Geschichte von Logan und Juana (Vorgänger: Medical Secrets, Band 1)! Was ist, wenn ein Geheimnis aufgedeckt wird, bei dem du denkst, dass du jemanden nicht mehr mit den gleichen Augen sehen kannst, wie vorher? Und was passiert, wenn durch die Offenbarung des Geheimnisses plötzlich die Schwachstelle eines anderen aufgedeckt wird? Unverhofft wird Juana von den Sünden ihrer Eltern eingeholt, als sie erfährt, dass Logan auch in dem mexikanischen Konstrukt verwickelt ist. Sie landet wieder in Mexiko und die Situation erscheint mehr als aussichtslos, aus den Fängen des Kartells zu entkommen. Muss sie nun mit ihrem Leben bezahlen, um Dantes Wut zu bändigen? Dante hat Juana verschleppt und Logan ist verzweifelt. Es bietet sich ihm die Chance, Hilfe zu bekommen. Allerdings muss er dafür überlegen, ob er sein altes Leben als Saubermann nun endgültig verlässt und das Monster aus sich herauslässt oder aber, ob er das Kapitel "Juana" in seinem Leben einfach schließt und in seinen Beruf als Arzt zurückkehrt. Während seiner Entscheidung und Planschmiedung, geht Juanas Leben hinter seinem Rücken den Bach runter. Dantes Vater hat ihn zu einem Mann herangezogen, der keine Gräueltaten scheut - auch nicht bei Frauen. Wird Logan die richtige Entscheidung treffen, seinen Gefühlen nachgeben und Juana vor einem schlimmen Schicksal bewahren können?
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Seitenzahl: 253
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Kapitel 1 - Logan
Kapitel 2 - Juana
Kapitel 3 - Dante
Kapitel 4 - Logan
Kapitel 5 - Logan
Kapitel 6 - Logan
Kapitel 7 - Juana
Kapitel 8 - Logan
Kapitel 9 - Juana
Kapitel 10 - Dante
Kapitel 11 - Logan
Kapitel 12 - Logan
Kapitel 13 - Juana
Kapitel 14 - Dante
Kapitel 15 - Logan
Kapitel 16 - Juana
Kapitel 17 - Dante
Kapitel 18 - Logan
Kapitel 19 - Juana
Kapitel 20 - Dante
Kapitel 21 - Logan
Kapitel 22 - Juana
Kapitel 23 - Juana
Kapitel 24 - Dante
Kapitel 25 - Logan
Kapitel 26 - Logan
Kapitel 27 - Juana
Kapitel 28 - Logan
Kapitel 29 - Logan
Kapitel 30 - Juana
Kapitel 31 - Logan
Kapitel 32 - Juana
Kapitel 33 - Logan
Kapitel 34 - Logan
Kapitel 35 - Dante
Kapitel 36 - Logan
Kapitel 37 - Juana
Kapitel 38 - Dante
Kapitel 39 - Juana
Kapitel 40 - Logan
Wir befinden uns auf der Zielgeraden.
Einige Worte und Erläuterungen:
Dankbar für all euren Support.
Triggerwarnung:
Es wird geschimpft,
gemordet, gevögelt,
gesoffen, geflucht &
gekokst.
Das Kuscheltier in deinem Arm wird
Dir bei all den Sünden nicht beim
Einschlafen helfen können.
Muffiger Geruch von alter und vollgequalmter Bettwäsche stieg mir in die Nase. Ich lag auf dem Bauch, auf einem weichen Untergrund. Ich war mir nicht sicher, ob ich meine Augen öffnen sollte. Zum Einen hatte ich keinen blassen Dunst, wo ich offensichtlich war, da mein Körper nicht den kalten Hallenboden berührte. Zum Anderen wusste ich nicht, ob mir nicht der Schädel platzen würde, so wie die Kopfschmerzen tief in meinem Inneren vibrierten. Quälend langsam drehte ich mich auf den Rücken und wartete einen Moment, lauschte in meine Umgebung. Außer einem tropfenden Wasserhahn irgendwo weiter links war nichts zu hören. Ich holte noch einmal tief Luft und öffnete die Augen. Das Erste, was ich sah, war eine vergilbte Zimmerdecke und ich lag auf einem ranzigen, durchgelegenen Bett in irgendeiner Absteige. Das Fenster rechts war mit Vorhängen abgedunkelt, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatten. „Auch schon wach?“, ertönte plötzlich eine männliche Stimme von gegenüber. Abrupt hob ich den Kopf, was dazu führte, dass mir vor Schmerz kurz die Sicht verschwamm. Irgendwer stand von einem Sessel auf und blieb vor dem Bettende stehen. Als mein Blick sich wieder schärfte, war ich kurz verdutzt, dass es Dorian war, einer von Dantes Männer, den ich zu sehen bekam. Ich legte den Kopf wieder ab, weil ich wusste, dass es keinen Zweck hatte, irgendwelche Versuche anzustellen, mich gegen ihn zu wehren oder einen Fluchtversuch zu starten. „Wo bin ich und was wird das hier?“, stellte ich ihm also die einzige Frage, die mich gerade interessierte. „Ich habe dich in ein Motel gebracht, etwas abseits der Stadt. Und du musst mir jetzt genau zuhören. Ich habe nicht lange Zeit.“ Dorian ging zum Fenster hinüber und spähte für einen Moment durch die Vorhänge. „Ich habe auch keine Zeit, weil ich mein Mädchen wegen euch Bastarden zurückholen muss!“ Die Bilder aus der Halle fluteten wieder meinen Kopf und bescherten mir eine neue Welle der Übelkeit. „Genau das ist es ja, weshalb du mir zuhören sollst.“ Dorian kam wieder zu mir herüber und setzte sich auf das andere ranzige Bett, welches direkt links neben mir stand. „Dante weiß nicht, dass ich hier bin.“ Ruckartig kam ich nun doch in eine sitzende Position und atmete den Kopfschmerz weg. „Es gibt einiges, was ich dir erklären muss, aber soviel Zeit habe ich jetzt nicht.“ Dorian kramte in seiner Manteltasche und beförderte ein Handy heraus. Er legte es auf den Nachttisch zwischen uns. „Die Nummer von dem Handy kenne nur ich. Wenn du also einen Anruf bekommst, geh ran. Ich werde dir sagen, wo wir uns treffen. Du musst mir jetzt versuchen einfach zu vertrauen, egal wie verrückt das klingt. Bis dahin, pass auf dich auf und tauch am besten unter.“ Damit stand er auf und öffnete nach einem erneuten prüfenden Blick durch den Vorhang die Tür. Auf der Türschwelle blieb er stehen und wandte sich mir noch einmal zu. „Ich habe dir ein Fahrzeug organisiert. Den Schlüssel kannst du an der Rezeption abholen. Deins solltest du vom Hafen besser wegschaffen, aber nicht mehr benutzen. Sie haben es verwanzt.“ Ich konnte nicht anders, als ihm nur debil zuzunicken.
Dorian verschwand und ich musste erst einmal verarbeiten, was hier gerade eigentlich passiert war.
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Nicht nur, dass ich nach dem Nickerchen in diesem widerlichen Motelzimmer jetzt wahrscheinlich Flöhe haben würde – nein, Dorian war auch so nett gewesen, mir das älteste VW-Modell zu organisieren, welches es hier weit und breit in LA wahrscheinlich gab. Ich fuhr gerade die Landstraße entlang, zu einem abgelegenen Waldstück. Mit dem Handy, was Dorian mir gegeben hatte, hatte ich Dexter angerufen. Wenn es stimmte, was er sagte, dann würden die Anrufe von dem Handy höchstwahrscheinlich nicht zurückverfolgt werden können. Trotz unbekannter Nummer hatte Dex glücklicherweise abgenommen. Ich hatte ihm in einer Kurzfassung erzählt, was passiert war und dass wir testen mussten, ob mein Wagen verwanzt war. Er und Naomi hatten samt Equipment aus der Werkstatt meinen Wagen vom Hafen abgeholt und waren ebenfalls auf dem Weg in den Wald. Das war zwar riskant, aber ich glaubte nicht, dass sie direkt zuschlagen würden, wenn ich das Auto in Bewegung setzte. Schließlich wollte Dante, dass ich alleine auf ihn zukam und ihm wahrscheinlich noch die Füße dafür küsste, dass ich für ihn in Mexiko arbeiten sollte. Er wusste ganz genau, dass ich hier nicht alles von heute auf Morgen Stehen und Liegen lassen konnte. Deshalb würde er mich sicherlich nicht heute Abend zum Essen erwarten.
Als ich in dem Waldstück ankam, sah ich schon von Weitem meinen Wagen zwischen den Bäumen. Ich parkte etwas weiter weg, damit mein Motorengeräusch von den Wanzen hoffentlich nicht aufgezeichnet werden würde. Naomi und Dex stiegen aus und kamen zu mir herüber. „Man, Log, siehst du scheiße aus“, war das Erste, was Dexter sagte. „Ist alles klar?“ Kritisch wurde ich auch von Naomi beäugt. „Ja, alles klar soweit. Habt ihr schon angefangen?“ Ich nickte rüber zu meinem Wagen. „Naomi hat die Wanzen entfernt. Wir haben sie in eine Tüte gepackt und erstmal dahinten liegen gelassen. Was sollen wir jetzt damit machen?“, fragte Dexter. „Wir packen die Wanzen in den Wagen hier. Der gehört zu einer Autovermietung von einem Motel. Ich gebe dir die Adresse, dann bringst du den Wagen dahin zurück und dann werden die kleinen Mexikaner auf ihrem Bildschirm irgendeinen Trottel, der in den nächsten Tagen in diesem Wagen sitzt, verfolgen.“ Dexter fing bei meinen Worten dreckig an zu Grinsen. Das gefiel ihm. Er joggte direkt zurück zum Wagen und holte die Tüte. Dann legte er sie unter die Reifenabdeckung im Kofferraum von dem alten VW. Mit einem Handzeichen gab er uns zu verstehen, dass er den Wagen nun fortschaffte und ich Naomi wieder nach Hause bringen sollte. Hier trennten sich erst einmal unsere Wege. Naomi war anzusehen, dass ihr die Sache nicht behagte. Doch sie sagte nichts und folgte mir zurück zu meinem Wagen. Zu meinem richtigen Wagen. „Also, du hast sie gefunden..die Eine?“, fragte Naomi als ich gerade meinen Wagen aus dem Wald lenkte. „Wow, Dex muss echt dick aufgetragen haben.“ Ich lachte leicht nervös auf. Ich war schon lange nicht mehr in eine Frau verliebt gewesen und mir viel es schwer, meine Gefühle zuzugeben. „Ach, komm schon, Logan. Wieso sonst sollte man sie als Druckmittel entführen wollen?“ Damit traf sie genau ins Schwarze. Ich sah für einen Moment zu ihr herüber und sie lächelte mich warm an. „Ja..dann wird es wohl so sein.“ Ich schenkte meine Aufmerksamkeit wieder der Straße. „Ich freu mich für dich, Logan..“, begann Naomi. „Aber in was du da hineingerätst, kann nur schiefgehen. Das ist viel zu gefährlich!“ Da hatte sie wahrscheinlich recht, aber ich würde alles dafür tun, dass ich Juana wiederbekam. Koste es mich, was es wolle.
Wer ist Logan Moore? Das war die Frage, die ich mir die letzten Tage immer wieder und wieder gestellt hatte. Bis vor Kurzem dachte ich noch, es sei der Mann, dem ich mein Herz geschenkt hatte, der mich zur Frau gemacht hatte, die gebrochene Seele, die Angst davor hatte, Gefühle zuzulassen. Und jetzt waren diese Antworten in meinem Kopf wie ausradiert. Er hatte ein Doppelleben geführt und mich belogen. Und jetzt saßen wir alle in einem Riesenschlamassel. Nicht nur das – er hatte ausgerechnet mit dem Mann Geschäfte gemacht, der meine Familie vernichtet und meine Kindheit versaut hatte. Wie konnte ich so dumm sein, zu glauben, dass ich nach L.A. vor all dem flüchten konnte? Natürlich musste mich das Ganze einholen, auch wenn ich vorher niemals damit gerechnet hätte.
Nachdem sie mich aus der Halle gezerrt hatten, wurde ich erst in ein Auto, dann in ein Flugzeug verfrachtet. Ich war gefesselt, geknebelt und ich konnte die ganze Reise über nichts sehen. Schätzungsweise saß ich nun da fest, woher ich gekommen war. Aus der Hölle von Mexiko. Mein Bein hatte die ganze Zeit über geblutet, wegen diesem miesen Schwein de la Cruz. Sein Vater Alberto de la Cruz war der größte Abschaum gewesen. Er hatte ganz Mexiko unter Kontrolle, verkaufte Frauen und Kinder, dealte mit Drogen, brachte unschuldige Menschen um. Und nun war sein Sohn Dante in seine Fußstapfen getreten und ich wette, er hielt dieses widerwärtige Business genauso aufrecht. Anstatt mich im Keller an ein Rohr zu ketten, hatten sie mich in ein vollausgestattetes Zimmer verfrachtet. Ein Zimmer ohne Fenster natürlich. Aber ich hatte ein Bett, einen Fernseher, was zu Lesen und ein kleines Bad mit Dusche. Charmanterweise hatte man mir auch eine Ärztin geschickt, die sich um mein Bein gekümmert hatte. Wie ich dann erfahren hatte, nicht einfach eine Ärztin, sondern Dantes Frau, die nicht gerade amüsiert darüber war, mich kennenzulernen. Und das nicht, weil ihr Mann mir diesen körperlichen Zustand angetan hatte – nein, nein. Es war offenbar vielmehr ein persönliches Problem, wie sie mich nun schon hatte mehrfach spüren lassen. Nun, wenn sie auch die Geschichte kannte, dass ich seine Frau hätte werden sollen, konnte man das Ganze wohl verstehen. Wenn ich daran dachte, konnte ich es immer noch nicht fassen. So sauer, wie ich jahrelang auf meine Eltern gewesen war, dass sie diesen Job für Alberto ausübten und ich deshalb nicht die Kindheit haben konnte, wie die Kinder in der Nachbarschaft, war ich ihnen nun dankbarer denn je, dass sie mich in die Schwesternschaft geschickt hatten. Sie hatten mit ihrem Leben dafür bezahlt, ihre Tochter zu schützen, auch wenn sie selbst Schuld an dem Dilemma waren. Wenn ich mir nur vorstellen müsste, Tag ein Tag aus neben dieser Abscheulichkeit von Mann zu leben, würde ich mich höchstwahrscheinlich irgendwo runterstürzen. Egal, wie gut er eventuell auch zu einer Frau sein konnte, seine Gräueltaten würden alles überschatten. Wie sollte man einen Mann heiraten und mit ihm Kinder zeugen, der selbst Kinder an irgendwelche Widerlinge verkaufte?
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Nachdem ich wieder gefühlte Stunden in dem dunklen Zimmer Trübsal geblasen hatte und hundertfach versucht hatte, eine Antwort auf mich und Logan zu finden, wurde der Schlüssel ins Schloss gesteckt und die Tür geöffnet. Ich machte mir nicht die Mühe, mich umzudrehen. Ich lag weiterhin mit dem Rücken zur Tür. Wenn es die Ärztin war, sollte sie einfach mein Bein ansehen, falls wieder jemand mit Essen kam, sollte er es einfach abstellen und verschwinden. Ich konnte mir durchaus ein schlimmeres Leben als Gefangene vorstellen, aber trotzdem hatte ich kein Interesse daran, mit irgendwem zu kommunizieren. Die Fragen, die ich hatte, würde mir ohnehin niemand beantworten, also konnte ich es auch lassen. Tatsächlich klimperte Geschirr, als das Tablett auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Bett abgestellt wurde. Die Tür wurde geschlossen und das Deckenlicht eingeschaltet. „Hola Belleza“, ertönte Dantes tiefe männliche Stimme. Sie jagte mir einen furchterregenden Schauer über den Rücken, da aus seinem Mund fast alles wie eine Drohung klang. „Wie geht es uns heute?“ Ich rührte mich weiterhin nicht. Leise Schritte wurden von dem dicken Teppichboden verschlungen, bis Dante direkt vor mir zum Stehen kam und in die Hocke ging. „Weißt du, vor ein paar Jahren wäre ich der glücklichste Mann gewesen, wenn ich dich da gefunden hätte.“ Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, was mir die Galle hochtrieb. Diese Berührung passte nicht zu ihm, nicht zu uns und sie versetzte mich in eine Zeit vor ein paar Tagen zurück, in der ich noch glücklich gewesen war. „Aber jetzt habe ich diese wunderschöne Frau an meiner Seite. Keine Sorge, für dich werde ich bald eine andere Verwendung haben.“ Ohne darüber nachzudenken schlug ich seine Hand von meinem Gesicht und wich ein Stück nach hinten, als auch schon seine Hand wieder nach vorne schnellte und mein Kinn unbarmherzig in seinem festen Griff landete. „Vorsicht, Bonita. Sei froh, dass ich dich noch brauche. Ansonsten war das in der Halle nur ein Vorgeschmack. Aber für unsere Kunden musst du im unversehrten Zustand sein.“ Mit schreckgeweiteten Augen starrte ich ihn an. „Was für Kunden?“, keuchte ich. Meine Brust schnürte sich zusammen. „Oh, du wirst schon sehen, Belleza.“ Ruckartig ließ er von mir ab und stand auf. „Was hast du mit mir vor?“ Ich drängte mit aller Kraft meine Tränen zurück. „Lass dich überraschen.“ Damit verließ er einfach das Zimmer, verschloss wieder die Tür und ließ mich unwissend zurück. Übelkeit überkam mich, sodass ich vom Bett aufsprang und es noch gerade so zur Toilette schaffte, bevor ich meinen Mageninhalt entleerte. Der Menschenhandel hatte nicht aufgehört. Lieber würde ich sterben, als an irgendeinen Perversling verkauft zu werden.
Das kleine Täubchen saß gefangen in meinem Haus. Die Kleine war zäh. Jede andere Frau hätte sich schon längst die Augen aus dem Kopf geheult, aber nicht Juana Ramirez. Sie hatte soviel von ihrer Mutter, ohne dass sie es wusste. Ich korrigiere, ihrer toten Mutter selbstverständlich. Ich hätte damals alles für meinen Vater und diese Verbindung getan. Vor ein paar Jahren wäre es sogar noch so gewesen, dass ich mehr für sie übrig gehabt hätte, als nur das rein Geschäftliche. Sicherlich hätte ich ihr die Welt zu Füßen gelegt. Aber ihre Eltern hatten die falsche Entscheidung getroffen. Denn was sie ebenfalls nicht zu wissen schien war, dass ihre Eltern nicht nur an der Herstellung unserer Drogen beteiligt waren, sondern erheblich dazu beigetragen hatten, dass wir dieses Geschäft weiter ausbauen und zum größten Drogenmarkt von allen werden konnten. Statt Juana hatte ich nun stattdessen eine wunderschöne, kluge Frau an meiner Seite, die sich die Finger nach mir geleckt und ihren Vater quasi darum angebettelt hatte, meine Frau werden zu können. Ihr Vater war Malik El-Haddad, Kopf des arabischen Kartells und damit die zweitgrößte Mafiafamilie in unserer Gesellschaft. Er selbst hatte vor vielen Jahren die Tochter des italienischen Oberbosses Leano Rossi geheiratet, woraus Isadora El-Haddad, nun de la Cruz, entstanden war. Kurz nach Juanas Verschwinden hatte ich sie auf der jährlichen Neujahrsveranstaltung der Kartelle in Abu Dhabi kennengelernt. Als ich wie üblich den Festsaal im Tower ihres Vaters betreten hatte, hatte ich sofort gemerkt, dass ich beobachtet wurde. Und da saß sie, am Kopf des Tisches neben ihrem Vater und beäugte mich mit rosaverfärbten Wangen und ausgehungerten Augen. Ich hatte sie den ganzen Abend nicht aus den Augen gelassen und ihr immer wieder mit meinen Blicken zu verstehen gegeben, was ich am liebsten mit ihr machen würde. Unruhig war sie auf ihrem Stuhl hin- und hergerutscht, was ihren Vater ziemlich gereizt hatte. Er hatte sie an dem Abend das erste Mal mit zu einer Veranstaltung genommen. Vorher wurde sie, wie Rapunzel, in dem Tower behütet und bewacht. Die El-Haddads waren nicht wie die üblichen Familien in unseren Kreisen. Auch sie handelten zwar auf illegale Weise, hatten aber auch beachtliche Lebensläufe vorzuweisen. Deshalb war es kein Wunder, dass Malik seine Tochter an einer Universität in Abu Dhabi Medizin studieren ließ. Mein Vater war schon immer an einer Verbindung mit den El-Haddads interessiert gewesen, da er wusste, dass er von der Bildung und Cleverness dieser Leute profitieren konnte. Das Interesse von Isadora hatte zu dieser Verbindung ihr Übriges beigetragen. Ihr Vater hatte sie zu Ende studieren und ein praktisches Jahr in einem Klinikum in Dubai absolvieren lassen. Danach hatten wir geheiratet und sie war zu mir nach Mexiko gekommen. Was sie zu dem Zeitpunkt nicht wusste: Mein Vater war schwer krank. Sie hatte den Plan gehabt, in Mexiko weiter als Ärztin zu praktizieren. Als mein Vater dann aber an seiner Leukämie gestorben war und ich zum Oberboss wurde, kam ihr normaler Job nicht mehr infrage. Zum Einen war es viel zu gefährlich, da sich seit dem Tod meines Vaters die Feinde wie Ratten vermehrten und zum Anderen kam es als angesehene Familie nicht infrage, dass die Frau des Oberbosses arbeitete. Jahrelang hatte er mich bereits auf meinen Posten vorbereitet, weshalb es mir nicht schwergefallen war, seine Position zu übernehmen. Isadora hatte sich ihr Leben hier anders vorgestellt. Ich war nun das jüngste Oberhaupt des mexikanischen Kartells. Malik El-Haddad, Leano Rossi und alle anderen aus der Generation meines Vaters lebten noch und führten ihre Familien, wobei Leano sich mittlerweile die Führung mit seinem Sohn Giovanni teilte. Glücklicherweise konnte die Liebe einer Frau so stark sein, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse zurücksteckte. Isadora war immer an meiner Seite gewesen. Auch nach dem Tod meines Vaters hatte sie mich unterstützt, wie es keine andere Frau wahrscheinlich getan hätte und das Mafiageschäft war auch ihr in Leib und Seele übergegangen. Ich und meine Männer hatten gegenüber den anderen Kartellen den Vorteil, dass wir bereits jemanden hatten, der uns medizinische Versorgung an Ort und Stelle bieten konnte. Das hatte uns das ein oder andere Mal bereits den Arsch gerettet.
Aktuell war Isadora etwas gereizt, was natürlich an dem Umstand lag, dass Juana in unserem geheimen Dachgeschoss eingesperrt war. Ich hatte ihr damals erzählt, in welcher Weise mein Vater vorgehabt hatte, eine Verbindung mit Eduardo und Maria Ramirez einzugehen und dass ich ebenfalls sehr daran interessiert gewesen war. Sie war aus allen Wolken gefallen, als sie gehört hatte, dass Juana mir vom Schicksal in die Arme gespielt wurde und ich sie entführen wollte. Ich war gerade auf dem Weg in unser Schlafzimmer. Ich wusste, dass sie sich dort aufhielt und ich wahrscheinlich nicht liebevoll wie sonst empfangen werden würde. Schließlich hatte ich der „Feindin“ gerade noch einen Besuch in ihrem goldenen Käfig abgestattet. Als ich die Tür zum Schlafzimmer öffnete, stand Isadora mit verschränkten Armen vor der großen Fensterfront und schaute in den Garten. Sie versuchte den Anschein zu erwecken, mich nicht gehört zu haben, doch ich hatte genau beobachtet, wie sich ihre Haltung versteifte, als ich die Tür hinter mir wieder schloss. Ich trat von hinten an sie heran und legte meine breiten Arme um ihre zierliche Mitte. Mein Kinn stützte ich sachte auf ihrem Kopf ab. Sie rührte sich nicht und starrte weiter aus dem Fenster. „Was ist los, mi angel? Hasst du mich jetzt?“ Bei meiner Frage wurde ihre Haltung wieder etwas lockerer. „Ich werde dich niemals hassen. Aber diese Sache hier gefällt mir nicht.“ Ich löste meine Arme von ihr und drehte sie herum. In ihren Augen standen Tränen. „Sie ist nur ein Mittel zum Zweck. Du bist die Frau an meiner Seite und du wirst es auch immer bleiben, hast du verstanden?“ Eindringlich suchte ich ihren Blick. Ihre Tränen liefen über und sie atmete schwer durch. Als sie ihren Blick wieder hob, wirkte sie entschlossen. „Ich muss dir was sagen, Dante.“ Nun war ich es, dessen Schultern sich verspannten. „Ich trage dein Kind unter meinem Herzen“, ließ sie die Bombe platzen. „Ich freue mich darüber, aber mein Gefühl sagt mir, dass das nicht der richtige Moment ist, ein Kind zu erwarten.“ Meine Knie gaben nach und ich hockte vor dieser anmutigen Frau, die mein Blut gemeinsam mit ihrem in sich trug. Behutsam drückte ich mein Gesicht an ihren Bauch und nahm ihre Hand in meine. „Ich werde euch immer beschützen, mi angel. Egal, was passiert. Du und unser Baby werdet immer in Sicherheit sein.“
Tagelang war nun Funkstille. Dorian hatte sich bisher noch nicht gemeldet. Stundenlang hatte ich teilweise das Telefon angestarrt, doch nichts war passiert. Ich wusste nicht, wie es Juana ging, wo sie war oder ob sie überhaupt noch lebte. Ich wusste rein gar nichts und das machte mich verrückt. Auch machte es mich verrückt, dass ich nichts ausrichten konnte. Ich war allein, hatte allenfalls Dexter an meiner Seite, doch wie sollte man mit dieser Aufstellung gegen einen Mann ankommen, der eins der größten Kartelle anführte? Sollte Dorian sich bis zum Wochenende nicht bei mir gemeldet haben, würde ich einen Flug nach Tijuana buchen und mich in die Höhle des Löwen begeben. Ich würde dem nachkommen, was Dante von mir verlangte und dafür kämpfen, dass Juana zurück nach L.A. konnte. Ich wollte sie an meiner Seite wissen, jeden Tag, jede Sekunde, aber wenn ich den Job von Dante annahm, wusste ich, dass das nicht realistisch war. Juana musste am besten ganz weit weg von ihm.
Seit der Entführung waren nun fast zwei Wochen vergangen. Ich hatte die Zeit genutzt, mit meinem Grandpa zu reden, Margret gegen Bezahlung freizustellen und mir einen sicheren Unterschlupf zu suchen, bis ich wusste, wie es weiterging. Mein Herz hatte sich danach gesehnt, meinem Grandpa die ganze Wahrheit zu sagen. Ich wusste, dass er mich verachten, mich rausschmeißen und wahrscheinlich nie mehr mit mir sprechen würde, doch ich hätte es in Kauf genommen. Als ich dann in seinem Büro saß, konnte ich es nicht. Ich hatte es nicht geschafft, die Worte über die Lippen zu bringen. Er war sichtlich besorgt gewesen und hatte mir angesehen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Und da ich einfach ein gewissenloser Bastard war, der schon die ganze Zeit Lüge für Lüge weiter sponn, servierte ich ihm nun die nächste Geschichte. Die einzige Wahrheit, die darin vorkam, war, dass ich mich in Juana verliebt hatte und wir eine Beziehung hatten, wobei ich vom Letzteren nicht mehr ausgehen konnte. Ich hatte ihm erzählt, dass Juanas Vater bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war und ihre Mutter so schwer ebenfalls dabei verletzt wurde, dass Juana zurück nach Mexiko musste, um sich um sie zu kümmern und ich mich anschließen würde, weil sie schließlich die Frau meiner Träume war. Ich wusste aus dem Vorstellungsgespräch bereits, dass Juana nichts über ihre familiäre Geschichte verloren hatte. Ich war der Einzige, der wusste, dass ihre Eltern nicht mehr lebten. Umso schlimmer war es, dass ich sie nun in meine Lüge mit hineinzog. Begeisterung hatte natürlich anders ausgesehen, aber ich wusste trotzdem, dass mein Grandpa für mich Verständnis hatte, weil er sich genau erinnern konnte, wie sehr er einst meine Grandma vergöttert hatte. Mit Dr. Thompson hatte ich anschließend die Dienstpläne für die nächsten Wochen besprochen. Dr. Ted Mercury, der schon länger Interesse daran hatte, aus Sektor 5 zu uns zu wechseln, hatten wir nun diese Chance ermöglicht, damit Wendy nicht allein die Leitung übernehmen musste. Nachdem das alles geklärt gewesen war, hatte ich mich gemeinsam mit der IT darum gekümmert, dass alle Kameras wieder in Stand gesetzt wurden und alle Eingänge ein doppeltes Zutrittssystem bekamen: Kartenleser für die Mitarbeiterausweise und einen Zahlencode, den jeder zugewiesen bekam. Ich hatte schließlich keine Männer, die ich aufstellen konnte, um das OTZ zu bewachen, falls Dante doch zurückkehren sollte, aber vielleicht würde das helfen, es ihm schwerer zu machen. Ich hatte mit meinem Grandpa besprochen, dass unsere Systeme in Sachen Sicherheit veraltet waren. Gott sei Dank ließ er mir bei so etwas meistens freie Hand. Nachdem auch das erledigt war, hatte ich zu Hause alles zusammengepackt, was möglich war und hatte nach langem Überlegen zum Hörer gegriffen und meine alte Freundin Dr. Helen Gingham angerufen. Sie hatte mir bereits ein paar Mal angeboten, auf ihrer Ranche in Texas Urlaub zu machen oder eine Auszeit zu nehmen. Darauf kam ich nun zurück. Ich hatte mir über Naomi ein neues Fahrzeug organisiert, Geländewagen mit getönten und schusssicheren Scheiben. Damit hatte ich den Weg bis nach Texas zurückgelegt und war mehrere Umwege gefahren, um einigermaßen sichergehen zu können, dass ich nicht verfolgt wurde. Helen, ihr Mann und ihre Kinder, hatten mich so herzlich begrüßt, dass es für mich eine richtige Wohltat gewesen war, endlich mal wieder unter normalen Menschen zu sein, die niemanden entführten oder abknallten.
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Freitagmorgen ging um 05.00 Uhr früh der Wecker. Ich konnte die Idylle auf der Ranche mit der Unwissenheit um Juana nicht in Ruhe genießen, weshalb ich Helen und Randy, ihrem Ehemann, angeboten hatte, bei den täglichen Aufgaben zu helfen. Seitdem sie die Ranche aufgebaut hatten, hatte sich Einiges verändert. Angefangen hatten sie mit zehn Pferden, aus denen mittlerweile Zwanzig geworden waren. Hinzugekommen waren Hühner, Gänse und ein Ententeich sowie ein Rinderstall. Auch hatten sie ihr Land weiter ausgebaut, welches reichlich besät und beackert wurde. Mittlerweile konnten sie von dem Ertrag der Ranche sehr gut leben. Da heute der neue Kurs für das Kinderreiten begann, in dem Helen unterrichtete, fuhr ich also morgens mit Randy raus, um zuerst die Pferde aus dem Stall auf die Weide zu lassen und um anschließend die Felder zu beackern. Die Arbeit lenkte mich ab und die tägliche frische Luft half mir, meine Gedanken besser zu ordnen. Zusätzlich hatte ich mit Kampfsport angefangen. Aufgrund der damaligen Ereignisse hatten sie auf ihrem Land eine weitere Halle bauen lassen, um genau zu sein eine Turnhalle, in welcher Randy Selbstverteidigungskurse gab. Er selbst war vorher Lehrer an einer Sporthochschule für Karate und Taekwondo gewesen. Dies hatte er sich trotz des eigenen Landes und den daraus resultierenden Einnahmen beibehalten und ich konnte nun davon profitieren, ohne dass sie natürlich den wahren Grund dafür kannten.
Ich saß gerade in der großen Seed Hawk, um das Saatgut auf den Feldern zu verteilen und genoss den Anblick der aufgehenden Sonne, als das Handy vibrierte. Nicht mein Handy, sondern das, was Dorian mir gegeben hatte. Mir blieb die Luft weg und ich konnte es gar nicht schnell genug aus meiner Innentasche der Jacke herausholen. Ich stellte noch schnell die Maschine ab, bevor ich in den Graben fuhr und öffnete die eingegangene Nachricht: Ich habe am Sonntag einen Auftrag in Roswell. Schaffst du es um 20.00 Uhr? Treffpunkt Hotelbar im Hotel Olympia. D. Roswell lag etwas näher zu Texas als L.A. Ich würde rechtzeitig losfahren, um dort sein zu können. Schließlich hatte ich gerade nicht wirklich andere Verpflichtungen. Ich schrieb ihm nur kurz zurück Ich werde da sein. Und das würde ich, egal was kommen würde. Ich musste unbedingt wissen, was er zu sagen hatte und ich hoffte inständig, dass er Informationen darüber hatte, wie es Juana ging.
Um 19.30 Uhr am Sonntag stand ich auf dem Parkplatz des Hotels Olympia. Ich beobachtete den Parkplatz und die Leute, die in dem Hotel ein- und ausgingen. Ich würde nicht einfach in das Hotel stiefeln, ohne vorher ein wenig die Lage ausgekundschaftet zu haben. Ich hatte bereits meine Sachen zusammengepackt, in meinem Wagen deponiert und mich vorerst von Helen und Randy verabschiedet. Ich wollte auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Wenn dies erforderte, dass ich Dorian irgendwohin folgen musste, dann sollte es so sein.
Um kurz vor 20.00 Uhr fuhr eine schwarze S-Klasse vor, mit dem mir sehr bekannten Kennzeichen. Ich wartete bis der Wagen geparkt hatte und machte mich auf meinem Sitz klein. Dorian stieg aus und verriegelte den Wagen. Niemand war mit ihm gekommen. Er ging geradewegs ins Hotel und verschwand in der Drehtür. Ich wartete noch einen Moment, doch auf dem Parkplatz tat sich nichts mehr. Ich wusste nicht, inwieweit ich Dorian vertrauen konnte oder ob ich in einen Hinterhalt gelockt wurde. Aber letztlich stieg ich mit meiner Waffe im Hosenbund aus und ging ebenfalls durch die Drehtür in das Hotel. In der Lobby fragte ich an der Rezeption nach der Bar und wurde in das Untergeschoss verwiesen. Als ich aus dem Fahrstuhl stieg, öffneten sich die Türen in einen schummrig beleuchteten Flur, ausgelegt mit rotem Samtteppich. Ein