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!Band 3 der verhängnisvollen Geschichte von Logan und Juana (Vorgänger: Band 1 - Medical Secrets / Band 2 - Enemy Secrets)! Wie reagierst du, wenn du erfährst, dass die letzten neun Jahre deines Lebens eine Lüge waren? Wie reagierst du, wenn das Blut deines Feindes deine Zukunft bestimmt? Logan und Juana sind auf der Flucht vor dem mexikanischen Kartell und nehmen die Hilfe des Domingo-Cans an. Beim Kennenlernen der Gründer stellen sie fest: Sie sind keine Unbekannten. Die Liebe von Logan und Juana wird erneut auf die Probe gestellt, als Vergangenheit und Zukunft gleichzeitig an die Tür klopfen - zu ihnen gesellen sich Feinde, Rache und Krieg. Während Juana versucht, sich ihrem neuen Leben in Belize anzupassen und die neuen Lebensumstände, die aus dem Nichts auf die zukamen, zu akzeptieren, versucht Logan das Leben seines Freundes Dorian wieder lebenswerter zu machen. Wochen vergehen, in denen Juana und Logan voneinander getrennt sind und sich jeder neuen eigenen Dilemmas stellen muss. Logans Blutdurst wächst, als Dante versucht, ihm das letzte Bisschen seiner Familie auch noch zu rauben. Eine Jagd beginnt, um Vergeltung zu üben. Doch was Logan nicht weiß: In seiner Juana steckt mehr Anteil eines strategischen Mafiabosses, als in jedem anderen von ihnen. Hält ihre Beziehung stand und können sie allen Widrigkeiten trotzen?
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Seitenzahl: 250
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Kapitel 1 - Juana
Kapitel 2 – Logan
Kapitel 3 - Eduardo
Kapitel 4 - Juana
Kapitel 5 - Dante
Kapitel 6 - Logan
Kapitel 7 - Logan
Kapitel 8 - Juana
Kapitel 9 - Maria
Kapitel 10 - Logan
Kapitel 11 - Juana
Kapitel 12 - Logan
Kapitel 13 - Juana
Kapitel 14 - Logan
Kapitel 15 - Logan
Kapitel 16 - Hernan
Kapitel 17 - Logan
Kapitel 18 - Juana
Kapitel 19 - Logan
Kapitel 20 - Dante
Kapitel 21 - Juana
Kapitel 22 - Logan
Kapitel 23 - Juana
Kapitel 24 - Eduardo
Kapitel 25 - Juana
Kapitel 26 - Logan
Kapitel 27 - Hernan
Kapitel 28 - Dante
Kapitel 29 - Juana
Kapitel 30 - Logan
Kapitel 31 - Hernan
Kapitel 32 - Juana
Kapitel 33 - Logan
Kapitel 34 - Logan
Eine Widmung von Dante:
Das Ende naht, Belleza. Bist du bereit, den Tatsachen
ins Auge zu sehen? Bist du bereit, noch einmal
einige Abgründe zu erforschen? Meine Abgründe
sind tief, wie du bereits weißt. Und ich bin frei
von jeglicher Moral. Aber vielleicht ist es dein
schwarzer Ritter Black auch.
Ich bin bereit zum Absprung, wenn du es bist, Bonita.
„Wie ist das nur möglich?“, hörte ich meine eigene, von Tränen erstickte Stimme. Ich konnte nicht glauben, welches Bild ich vor mir zu sehen bekam. Vielleicht hatte Dante es doch geschafft mich aus dem Weg zu räumen und so etwas, wie ein Leben danach, gab es wirklich. Das würde jedenfalls erklären, wieso ich meine Eltern vor mir sah. „Juana, mein kleines Mädchen. Du bist so erwachsen und fraulich geworden.“ Mit einem zittrigen Lächeln auf den Lippen kam meine Mutter hinter dem Sofa hervor und stieg die Empore herab. Ich konnte das Ganze nur beobachten. Wie angewurzelt blieb ich an Ort und Stelle stehen. Und dann war sie da – meine Mutter, die mir um den Hals fiel und mich fest in ihre Arme schloss. In diesem Moment, als ihr Duft, der sich über all die Jahre nicht verändert hatte, meine Nase streifte und sämtliche Erinnerungen und Emotionen in mir wachrief, wusste ich, dass das hier die Wirklichkeit war. Meine Eltern lebten. Meine Mutter weinte in meinen Armen und ließ mich nicht eine Sekunde los. Über ihre Schulter hinweg konnte ich beobachten, wie auch mein Vater sich den Weg zu uns bahnte. Doch bevor er die Vereinigung zwischen mir und meiner Mutter unterbrach, wandte er sich an Logan. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das danken soll, Dr. Moore. Sie haben meine Tochter mit Ihrem Leben beschützt. Ich werde dafür sorgen, dass Sie beide hier ein wundervolles, erfülltes Leben haben werden.“ Mein Vater legte Logan die Hand auf den Oberarm und drückte ihn dankend. „Senor Ramirez, ich denke, was die Einzelheiten betrifft, über dieses sogenannte Leben hier, sollten wir noch sprechen.“ Er trat näher auf meinen Vater zu. Trotz der schluchzenden Geräusche meiner Mutter, versuchte ich ihr Gespräch weiter zu belauschen, da Logan den Anschein machte, dass ich nicht mitbekommen sollte, was er als nächstes sagte. „Aber ich werde nicht ruhen, bis Dante dafür gebüßt hat, was er ihr angetan hat. Damit ist er zu weit gegangen.“ Dann lehnte er sich wieder ein Stück zurück. Ich konnte in den Augen meines Vaters Stolz funkeln sehen. Es war merkwürdig zu beobachten, dass er ein solches Gefühl gegenüber einem Fremden empfand. Aber ich konnte mir vorstellen, dass der Stolz, der dort funkelte, wirklich aus tiefstem Herzen kam, da er wusste, dass ich ohne diesen Mann an meiner Seite wahrscheinlich nun nicht in Sicherheit wäre. Meine Mutter hatte sich mittlerweile von mir gelöst. „Eduardo?“, sagte sie in einem leisen Ton. Mein Vater wandte sich nun uns zu. Auch er schloss die letzten Schritte zu mir auf. „Es tut mir Leid, mi hija. Ich weiß, dass wir dir Einiges erklären müssen“, flüsterte er in mein Haar, als auch er seine Arme um mich schlang und mich fest an seine Brust drückte. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte auch das Gefühl, dass mein Hals vor lauter Emotionen so rau war, dass ich ohnehin keinen weiteren Ton herausbringen würde. Mein Vater ließ von mir ab und hielt mich an meinen Schultern ein Stück von sich gestreckt. „Mi hija, sag doch etwas“, flehte er dann. „Ich..also ich..“, stammelte ich, weil mir wirklich die Worte fehlten. Nicht nur das – ich spürte auch, wie sich eine unangenehme Übelkeit anbahnte. Auch Logan kam näher zu uns. „Baby, ist alles in Ordnung? Du siehst ganz schön blass aus. Vielleicht solltest du dich…“ Bevor er zu Ende sprechen konnte, erbrach ich auch schon schwallartig. Er konnte noch gerade zur Seite springen, um nicht von meiner Fontäne getroffen zu werden. Schnell griff er die Haare an meinem Nacken zusammen und streichelte mir behutsam den Rücken. „Hey, schon gut..“, sagte er sanft. „Dios mio, Eduardo. Was haben wir nur angerichtet? Sieh dir an, wie schlecht es unserer Tochter geht“, schimpfte meine Mutter weiterhin weinerlich. „Ich glaube, der ganze Trip war einfach zu viel. Sie muss sich dringend ausruhen.“ Logan stützte mich von der Seite und wischte mir mit seinem Shirt einfach den Mund ab. „Tut mir Leid, dass ich euren hellen Teppichboden versaut habe“, brachte ich endlich ein paar Worte über die Lippen. Herzhaft lachte mein Vater auf. Auch Logan konnte sich ein kleines Schmunzeln, welches er versuchte, zu verbergen, nicht verkneifen. „Mach dir darum keine Sorgen, meine Kleine. Das ist wohl eins unserer geringsten Probleme“, lachte er nochmals. „Kommt“, mischte meine Mutter sich nun mit gefestigterer Stimme ein. „Ich zeige euch euer Zimmer. Dann legt ihr euch ein bisschen hin, in Ordnung?“ Synchron nickten Logan und ich meinen Eltern zu und meine Mutter ging voran über den Flur bis zur nächsten Treppe, um noch ein Stockwerk weiter nach oben zu gehen.
******
Es war bereits später Nachmittag, als ich wieder wach wurde und mir wieder schlagartig bewusst wurde, dass das hier kein Traum war, sondern meine Eltern wirklich lebten. Nachdem meine Mutter uns unser Zimmer gezeigt hatte, hatte ich direkt die Toilette eingeweiht, indem ich mich noch zweimal übergeben hatte. Ich hatte mich hundeelend gefühlt und Schweißperlen waren mir die Stirn heruntergelaufen. Logan war irgendwann ebenfalls ins Bad gekommen und hatte mich, zusammengekauert wie ich war, zum Bett getragen. Keine zwei Sekunden später war ich dann auch schon eingeschlafen.
Das Zimmer war hell und freundlich eingerichtet. Ein großes, weiches Bett, aus dem ich kaum aufstehen wollte, eine eigene kleine Sofaecke mit Fernseher und Kamin, einen begehbaren Kleiderschrank, eine Sauna und ein eigenes Bad. Die Bettdecke neben mir war zurückgeschlagen und ich lag alleine im Bett. Ich drehte mich zur Seite, von wo die weißen Leinenvorhänge an der Fensterfront leicht im Wind flatterten. Die Balkontür stand offen. Zwischen den Vorhängen konnte ich erkennen, wie Logan mit nacktem Rücken zu mir stand und die Hände auf dem Balkongeländer aufstützte. Er schien irgendetwas aufmerksam zu beobachten. Langsam richtete ich mich auf und blieb einen Moment an der Bettkante sitzen. Ich hatte Angst, dass mir direkt wieder übel werden würde, aber ich fühlte mich tatsächlich fitter. Logan hatte mich scheinbar ausgezogen, denn ich trug nur noch meine Unterwäsche. Also wickelte ich mir das dünne Laken um meinen Körper und ging zu ihm nach draußen. Von hinten schmiegte ich meine Wange an seine warme Haut. Leicht drehte er seinen Kopf über die Schulter zu mir. „Hey Baby, geht’s dir besser?“, fragte er mich sanft. „Ich denke schon. Was beobachtest du da?“ Ich trat um ihn herum und direkt kesselte er mich zwischen seinen Armen und dem Geländer ein. Unser Zimmer lag nach hinten raus, wie ich jetzt erst sehen konnte. Dorian lag immer noch auf der Liege unter dem Pavillon. Hernan leistete ihm Gesellschaft und so wie es aussah, aßen sie gerade zusammen. Das war gut – dann schien es Dorian offenbar besser zu gehen. Auch ein weiterer Mann mit leicht dunkler Hautfarbe saß der kleinen Runde bei. Er hatte einen hellblauen Kasack und eine gleichfarbige Hose an. Scheinbar war das der Arzt aus dem Flieger.. „Wenn du dich bereit fühlst, würden deine Eltern gerne mit uns zu Abend essen und dir erzählen, was passiert ist. Ist das in Ordnung?“ Logan küsste zärtlich meine nackte Schulter und strich dann mit seiner Nase durch mein Haar. „Ich möchte es wissen..je eher desto besser.“ Ich drehte mich um und sah zu ihm hoch. Es war wie damals, auf dem Balkon in seinem Apartment. Der Abend, an dem ich vor ihm und meinen aufkommenden Gefühlen geflüchtet war. Doch diesmal lief ich nicht davon. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und drückte meine Lippen sanft auf seine.
Ein paar Bedienstete hatten an der Feuerstelle im Garten einen großen Tisch aufgestellt und das Essen für uns angerichtet. Dorian war mittlerweile in seinem Zimmer, direkt neben unserem und ruhte sich weiter aus. Der Arzt aus dem Flieger schien ihn gut versorgt zu haben. Ich musste ihn unbedingt noch kennenlernen und mich bei ihm bedanken. Daher saßen Juana und ich gemeinsam mit Eduardo, Maria, Hernan und Felipe zusammen. Es gab Hähnchen, gegrilltes Gemüse, Guacamole und frischen Salat. „Ich hoffe, euch schmeckt das Essen“, begann Maria das Gespräch. „Ich habe es selbst gemacht.“ Verwundert ließ ich meinen Blick noch einmal über den prall gedeckten Tisch schweifen. Es ist nicht so, als hätte ich Maria das nicht zugetraut, aber bei einem so großen Haus bin ich davon ausgegangen, dass sie sicherlich auch hierfür Bedienstete hatten. „Vielen Dank dafür“, antwortete ich ihr schließlich und probierte das wirklich köstlich aussehende Hähnchen. „Mi hija, geht es dir besser?“, richtete Eduardo das Wort an Juana. Es war immer noch absolut surreal, dass ihre totgeglaubten Eltern hier mit ihr interagierten. „Ich denke, es war zu viel Aufregung in den letzten Tagen, aber es geht schon wieder.“ Juanas Stimme war sehr leise und dünn. Ich konnte ihr ansehen, dass sie sich mit der Situation noch nicht ganz angefreundet hatte. Wie könnte man es ihr verdenken, wenn man davon ausgegangen war, dass die eigenen Eltern bereits seit neun Jahren tot sind. Behutsam streichelte ich ihr mit meiner Hand über den Rücken und spürte deutlich, wie sie sich durch die Berührung etwas entspannte. Eduardo nickte nur in sich hinein und ließ seinen Blick noch einmal durch unsere kleine Runde schweifen. „Also wir sitzen hier zusammen, damit wir unsere Vereinigung natürlich feiern können. Aber selbstverständlich auch, damit ihr Zwei die Wahrheit erfahrt.“ Eduardo legte einen Moment sein Besteck bei Seite und musterte mich und Juana. „Ihr könnt uns gerne jede Frage stellen, die euch auf der Seele brennt.“ Auch ich ließ meinen Blick nun zu Juana gleiten. Ich wollte ihr auf jeden Fall den Vortritt lassen. Sie hatte schließlich einen großen Teil ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten. Schwer schluckte sie gerade ihr Essen hinunter, als sie mich auch schon unsicher ansah. Ihr Blick zeigte mir, dass sie sich gerade nicht dazu überwinden konnte, eine Frage zu stellen. Ich reichte ihr unter dem Tisch meine Hand, welche sie sofort ergriff. Ihre Hand war schwitzig und sie umklammerte meine regelrecht. Ich räusperte mich. „Nun, fangen wir doch erst einmal damit an, wie ihr es geschafft habt, euch dieses Reich hier zu schaffen.“ Eduardo warf einen schmunzelnden Blick zu Felipe. „Ohne die Hilfe von Felipe wäre uns das nicht möglich gewesen. Magst du die Geschichte erzählen?“ Auffordernd wedelte Eduardo mit seiner Hand in Felipes Richtung. Dieser tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab und nahm einen großzügigen Schluck aus seinem Weinglas. „Um direkt mal mit der Tür ins Haus zu fallen: Mein Vater war Yamen Biobaku. Er war Anführer des afrikanischen Kartells. Ich komme also aus der gleichen Welt, wie einige andere hier. Ich konnte mich mit dieser Welt noch nie wirklich identifizieren, zumindest was den barbarischen Teil davon angeht. Mein Vater wollte immer, dass ich das Familiengeschäft übernehme. Um ehrlich zu sein, hatte ich Angst, was aus mir wird, wenn ich es ablehne und auch, enterbt zu werden.“ Er machte eine kurze Pause und schaute auf seinen Teller. „Versuch mal als Sohn eines so einflussreichen Mannes, ein anderes Leben zu führen, als das, was dir vorgegeben wird. Sie hätten mich auf Schritt und Tritt verfolgt und mir wahrscheinlich das Leben zur Hölle gemacht. Jedenfalls…wusste ich nicht, dass der Zeitpunkt niemals kommen würde, mich in den Geschäftsposten meines Vaters einzuarbeiten. Er und Alberto de la Cruz hatten wegen eines Waffendeals einen riesigen Streit, der hinterher regelrecht in einen Krieg ausartete. Als ich von einem Wochenendtrip, den ich geschäftlich für meinen Vater erledigt hatte, zurückkam, war die Villa meines Vaters komplett verwüstet und alle unsere Männer, einschließlich meiner Eltern, waren tot. Alberto hatte bei uns gewütet und hatte alles und jeden vernichtet, der ihm in den Weg gekommen war.“ Ich konnte kaum glauben, was Felipe da erzählte. Ich konnte nicht glauben, wie weit die Strippen von Dante, oder eher gesagt seinem Vater, gereicht hatten, um so ein Unheil anzurichten. „Ich hätte mich rächen können, wie es wahrscheinlich jeder Sohn getan hätte, aber ich hatte es als Chance gesehen, dass ich dieses Imperium nicht weiterführen würde. Ich hatte den Rest unseres Besitzes genommen und mich hierher abgesetzt. Früher war es ein kleines, geheimes Feriendomizil von uns, welches ich weiter ausgebaut habe.“ Juana hielt immer noch meine Hand umklammert und hatte bereits aufgehört zu essen. Sie war total fixiert auf Felipe und seine Geschichte. „Unser Freund Hernan hier, hatte eines Tages Kontakt zu mir aufgenommen. Er hatte mir erzählt, dass er schon lange aus dem Geschäft bei de la Cruz aussteigen wollte und dass er noch zwei weitere Komplizen habe, die Schutz bräuchten. Er wusste, dass ich mich irgendwo verkrochen hatte. Natürlich hätte ich davon ausgehen können, dass er mich hochgehen lassen will. Aber ich hatte mir trotzdem die ganze Geschichte von Maria und Eduardo angehört und ich wollte helfen. Also habe ich sie hierher geholt. Zusammen haben wir uns dann ein Geschäft aufgebaut, um das Land hier weiter ausbauen und um auch mehrere Leute hier beschäftigen zu können.“ Wieder machte er eine kurze Pause und nahm einen Schluck von seinem Wein. „Wie genau sehen eure gemeinsamen Geschäfte aus?“, stellte ich eine weitere Frage. „Nun, wir bauen medizinisches Marihuana an, welches wir an mehrere Klinken hier im Umkreis verkaufen. Wir haben einige intime Etablissements. Der Unterschied ist, dass die Leute bei uns freiwillig arbeiten und es keine Prostitution gibt. Außerdem stellen wir Pillen aus afrikanischen Wurzeln und einem besonderem Kraut aus meiner Heimat her. Auf rein pflanzlicher Basis bekommt man ein ähnliches Gefühl, wie bei einer Line Kokain, nur dass der Körper nicht mit chemischen Substanzen verseucht wird.“ Ich legte meinen Kopf schief und musterte Felipe sehr genau. „Weißt du, was ich merkwürdig finde? Ich habe einige Leute in eurem Hotel gesehen, die eine Line nach der nächsten gezogen haben. Sicher, dass ihr nicht doch einiges Synthetisches herstellt? Ich habe gehört, dass Maria und Eduardo auf diesem Gebiet sehr bewandert sind.“ Juana rammte mir ihren Ellenbogen in die Rippen und strafte mich mit einem ernsten Blick. Ich konnte mir diesen bissigen Kommentar leider nicht verkneifen. Es gefiel mir nicht, dass sie versuchten, sich besser zu verkaufen, als der andere Abschaum aus der Mafiaszene. „Schon gut, mi hija“, mischte sich Eduardo nun ein. Ich konnte sehen, wie er Juanas Reaktion auf meinen Kommentar beobachtet hatte. „Sie haben vollkommen Recht, Dr. Moore. Unsere Vergangenheit bestand aus der Herstellung synthetischer Drogen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Sie nicht gewillt sind, zu glauben, dass wir damit aufgehört haben. Aber dieser Teil unseres Lebens und die Verbindung zu der Familie de la Cruz hat uns viele Jahre mit unserer Tochter gekostet. Viele Jahre, in der sie im Kummer leben musste. Diesen Fehler würden wir nicht wiederholen und diesen Teil haben wir daher hinter uns gelassen. Ich möchte nicht lügen – natürlich könnte es Besseres geben, als trotzdem noch andere Drogen herzustellen. Aber ich denke, Sie sehen den Aspekt, dass wir mit dem Marihuana kranken Menschen helfen. Mit den Pillen helfen wir sicherlich niemandem. Aber wenn die Gäste in unseren Etablissements meinen, dass sie solche Dinge zum Spaß haben benötigen, dann sollten sie lieber eine unserer Pillen nehmen, als Kokain, Ecstasy oder weiß Gott was. Und das manche von ihnen bereits Substanzen, die sie woanders erworben haben, mitführen, lässt sich oftmals nicht vermeiden.“ Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und ließ die Informationen erst einmal sacken. „Felipe, wie kommt es dazu, dass du aber scheinbar all deinen Besitz an die beiden abgebeben hast?“, richtete ich erneut das Wort an ihn. „Oh, abgegeben habe ich gar nichts. Wir teilen uns das Geschäft und somit auch die Villa und das Sagen. Mag sein, dass ich den Grundstein gelegt habe, aber Eduardo und Maria hatten die Idee von den verschiedenen Etablissements und diese unter einem neuem Decknamen zu führen, während ich mich um das Marihuana und die Pillen kümmere. Auch haben wir uns natürlich ein Team zur Verteidigung aus einigen Leuten aufgebaut, da man nie weiß, ob einer unserer Feinde uns noch findet oder verfolgt. Wir sind ein ausgeglichenes Team. Aber ich sehe die beiden gerne als die führenden Positionen. Damit habe ich kein Problem.“ Juana neben mir wippte nervös mit ihrem Bein. Ich sah aus meinem Augenwinkel zu ihr und konnte sehen, dass sie unbedingt etwas loswerden wollte. Ich stupste sie leicht an, was ihre Aufmerksamkeit auf mich lenkte. Dann versicherte ich ihr noch einmal mit meinem Blick, dass ich ihr die ganze Zeit zur Seite stehen würde und sie sich auf mich verlassen konnte. Sie brauchte keine Angst haben, hier mit etwas konfrontiert oder überfordert zu werden. Ich würde jeder Zeit dazwischen gehen, wenn ich merken würde, dass es ihr zu viel wird. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Eltern. Alle warteten geduldig darauf, ob einer von uns noch etwas wissen wollte. „Ich bin irgendwie irritiert über die Rolle von Hernan und auch darüber, wie ihr eine Explosion überleben konntet“, sprach sie endlich aus, was sie wissen wollte. „Was ist damals passiert?“
Vor 9 Jahren
Maria und ich waren auf dem Weg nach Hause. Es war Sonntagabend. In den Straßen von Tijuana kehrte langsam Ruhe ein. Wir hatten unsere Tochter gerade an die Directora der Hermanas mayores übergeben. Wir hatten uns hinter einem Diner an einer Tankstelle getroffen. Juana lag in unserem Kofferraum versteckt. Die ganze Zeit über hatte sie geflucht und versuchte sich, dagegen aufzulehnen, von uns weg zu müssen. Wir hatten sie mehr oder weniger in das Auto von Directora Cristina gezwungen. Der Abschied musste leider kurz und schmerzlos ausfallen, bevor unsere rebellische Teenagertochter noch aus dem Wagen der Directora flüchtete. Das Leben bei uns war mittlerweile zu gefährlich. Sie konnte unter keinen Umständen bei uns bleiben und unter keinen Umständen konnten wir zulassen, dass sie Albertos Sohn Dante zum Mann nahm. Auch wenn wir diesen Deal selbst ausgehandelt hatten. Allerdings auch nur, um uns noch ein bisschen mehr Zeit zu verschaffen und um ein noch schlimmeres Schicksal zu verhindern. Die Mutter meiner Frau war einst eine Hermana gewesen, bis sie eines Tages ihren Mann auf dem Friedhof kennengelernt hatte. Er hatte dort um seine verstorbene Schwester getrauert. Eigentlich war es den Hermanas strikt untersagt, eine Verbindung mit einem Mann einzugehen. Sie schworen ihrem Gott ewige Koischheit. Doch es hatte sich nicht verhindern lassen, dass Marias Mutter sich in ihren Vater verliebte. Sie sind erst den Bund der Ehe eingegangen, bevor sie das Bett miteinander geteilt hatten. Das hatte dazu geführt, dass sie eine angesehene Ordensschwester blieb und weiterhin Zugang zum Kloster hatte und an den Gottesdiensten teilnehmen durfte. Als Maria dann zur Welt kam, hatte sie sie des Öfteren mit dorthin genommen. Und so konnten wir auch den Kontakt zu Directora Cristina herstellen. Sie waren bereit, Juana hinter den Mauern zu verstecken, sie zu beschützen und zu behüten, bis wir einen besseren Weg gefunden hatten. Wie sich aber dann herausstellte, sollte der Moment, an dem wir unsere Tochter zurückholten, niemals eintreffen.
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Einen Tag später hatten wir eine furchtbare Auseinandersetzung mit Alberto gehabt. Wir hatten ihm die Lüge aufgetischt, dass unsere Tochter einfach weggelaufen sei, weil sie die Heirat nicht eingehen wollte und wir sie bisher nicht finden konnten. Er hatte getobt und uns gedroht, dass wir das noch bereuen würde. Was hätte ich von einem Mafiaboss auch anderes erwarten sollen? Ein paar weitere Tage später kamen wir am späten Abend vom Einkaufen zurück. Wir fuhren vor unserem kleinen Haus vor und in der Einfahrt parkte ein Wagen mit dem Kennzeichen des Kartells. Ein junger Mann, von dem ich wusste, dass er Hernan hieß, lehnte am Kofferraum. Ich stieg aus und befahl Maria, im Wagen zu bleiben. Ich nahm meine Waffe aus der Mittelkonsole mit und entsicherte sie, als ich um den Wagen herumtrat. „Ihr dürft auf keinen Fall ins Haus gehen“, sagte Hernan plötzlich. „Was willst du hier?“, fragte ich ihn schroff. „Ich komme in Frieden, Eduardo. Das musst du mir glauben. Aber ihr dürft nicht ins Haus gehen. Alberto hat eure Gasleitung und die Ofensicherung von Dante manipulieren lassen. Er weiß, dass ihr lügt und Juana nicht weggelaufen ist.“ Ich sah einen Moment zwischen ihm und unserem Haus hin und her. „Unsere Tochter ist sehr wohl davon gelaufen!“, beharrte ich weiter auf unserer Geschichte. „Schon gut, ich weiß, du vertraust mir nicht, Amigo. Du musst mich nicht in euer Geheimnis einweihen. Aber hör dir einfach an, was ich zu sagen habe.“ Hernan eröffnete mir, dass Alberto uns für unsere vermeintliche Lüge tot sehen wollte. Er würde nicht ruhen, bis das erledigt war. Hernan bot uns einen Unterschlupf sowie einen Plan, um Alberto in den Glauben zu bringen, dass wir tot seien. Er öffnete den Kofferraum, in dem zwei Leichen lagen. Eine Frau und ein Mann. Einer ihrer Clubs war am Nachmittag überfallen worden und es hatte einige Tote gegeben. Er wollte die Leichen in unser Haus legen und eine Explosion aufgrund der getätigten Manipulationen in unserem Haus in die Wege leiten. Verbrannt würde man nicht erkennen können, dass die beiden nicht Maria und ich waren. Ich konnte kaum glauben, was er uns da anbot. Maria war derweil ebenfalls aus dem Wagen gestiegen und hörte sich schockiert die Geschichte an. „Ich will euch nur helfen, euch aus seinen Fängen zu befreien..und falls ihr eure Tochter zurückwollt, können wir sie ebenfalls in Sicherheit bringen.“ Er erzählte uns von einem Ort in Belize und einem Mann namens Felipe. Ich hatte von ihm schon gehört. Seit dem Tod seines Vaters Yamen hatte ihn allerdings nie wieder jemand gesehen. „Ich werde mich dorthin absetzen. Aber wenn ihr wollt, bringe ich euch zuerst in Sicherheit.“ Maria und ich hatten uns einen Augenblick zurückgezogen. Es war absolut irre, was hier gerade vor sich ging, aber wir willigten ein, denn wir wussten natürlich, dass Alberto nicht ruhen würde. Er würde uns nicht sagen, dass es kein Problem war, dass Dante unsere Tochter nicht heiraten konnte. Der Mann war ein brutaler Killer und Geschäftsmann. Wenn sich jemand zu seinem Feind entwickelte, wurde er beseitigt. In Windeseile packte Maria ein paar Sachen zusammen und verstaute sie in unserem Wagen. Ich half Hernan, die Leichen in unserer kleinen Drogenküche im Keller abzulegen. Dann holte er ein langes Seil aus dem Auto und legte ein Ende zu den Leichen. Das Seil war lang genug, um es bis in den Vorgarten auszurollen. „Ihr fahrt jetzt hier weg und ich zünde das Seil an. Fahrt zum Iglesia-Berg. Dort wartet ein Hubschrauber. Der Mann im Cockpit heißt Hakim. Er wird euch nach Belize fliegen. Lasst den Schlüssel in eurem Wagen stecken. Ich kümmere mich später darum, dass er verschwindet.“ Maria und ich stiegen in unser Auto. Hernan setzte seinen Wagen ebenfalls aus der Einfahrt und ließ den Motor laufen, als er ausstieg und zurück in den Vorgarten lief. Wir fuhren los. Im Rückspiegel beobachtete ich, wie Hernan das eine Ende des Seils anzündete und zurück zum Wagen rannte. Mit quietschenden Reifen fuhr er in die andere Richtung davon und ein paar Sekunden später explodierte unser Haus und riesige Flammen stachen aus den Trümmern heraus. Das war der Beweis dafür, dass Hernan nicht gelogen hatte.
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„So hatten wir dann unseren Weg hier nach Belize gefunden“, endete ich mit meiner Erzählung. „Wie konnten Sie zulassen, dass Ihre Tochter weiterhin in Mexiko bleibt und die Chance besteht, gefunden zu werden?“, brauste Dr. Moore auf. Ich konnte seine Wut durchaus verstehen. „Und du!“ Aggressiv zeigte er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Hernan. „Seit Jahren weißt du, dass die beiden leben. Wie konntest du nie ein Wort sagen? Meinst du nicht, dass das wichtig gewesen wäre?“ Meine Tochter war schon wieder weiß wie die Wand und beobachtete das Geschehen. Hernan lehnte sich vor und räusperte sich, um sich zu rechtfertigen, doch ich funkte dazwischen. „Wir haben Juana die ganze Zeit im Blick gehabt, Dr. Moore. Das können Sie mir glauben. Als sie dann nach L.A. ging, glaubten wir, dass es das Beste sei, wenn sie ihre Karriere fördert und sich ein neues Leben aufbaut. Hernan wurde durch uns angewiesen, nichts zu sagen. Keiner von uns hat damit gerechnet, dass je wieder der Kontakt zu Dante bestehen würde. Aber irgendwann änderte sich das Spiel, als Dorian sich bei Hernan meldete und auch aus dem Kartell aussteigen wollte. Wir hatten im Hintergrund schon einiges für ihn in die Wege geleitet, als er wieder Kontakt zu Hernan aufnahm, dass wir noch zwei weiteren Menschen helfen sollten. Und dann sind eure Namen gefallen. Die ganze Zeit über war nicht klar, ob wir es schaffen würden, euch beide in Sicherheit zu bringen. Hernan sollte die Mission nicht gefährden, in dem er von unserer Existenz erzählt. Wir wollten verhindern, dass irgendwer deswegen überstürzt handelt.“ Wütend schob Dr. Moore seinen Stuhl zurück und stand auf. „Schön, in Ordnung. Den letzten Teil verstehe ich noch. Aber Ihre Tochter hat geglaubt, Sie seien tot und Sie haben sie verdammt nochmal in dem Glauben gelassen! Sie musste sich alleine durchkämpfen, obwohl sie Sie gebraucht hätte!“ Auch meine Tochter erhob sich und legte beschwichtigend ihre Hand an seine Brust „Ist schon gut, Logan. Beruhig dich bitte“, sprach sie leise. „SCHEIßE, gar nichts ist gut! Lass uns nach oben gehen!“ Er wandte sich einfach ab und lief ein Stück über den Rasen, bevor er sich umdrehte und nach Juana die Hand ausstreckte. Unschlüssig stand sie uns gegenüber. „Ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde, um das zu verarbeiten und euch zu verzeihen. Aber ich bin froh, dass ihr lebt und ich bin bereit, mit euch alles aufzuarbeiten.“ Wegen ihren Worten fiel mir ein großer Stein vom Herzen. Auch meine Frau war sichtlich erleichtert. Sie weinte schon wieder still und heimlich und beobachtete aus großen Augen unsere Tochter. Auch sie wollte den Tisch verlassen, bevor sie noch einmal zwischen Logan und uns hin- und hersah. „Wieso der Name Domingo?“, überraschte sie uns mit der Frage. „..weil es ein Sonntag war, an dem wir dachten, dass wir dich wahrscheinlich nie wieder sehen würden“, antwortete Maria brüchig.
Ich lief Logan über den Rasen hinterher. Er rannte fast vor Wut und ließ sich nicht aufhalten. Er wollte unbedingt aus der Situation heraus und wer hätte es ihm verübeln können. Es erwärmte mein Herz, dass er sich so sehr für mich einsetzte. Wir kamen in unserem Zimmer an und ich schloss leise die Tür hinter uns. Geschlagen ließ Logan sich aufs Bett sinken und vergrub sein Gesicht in den Händen. Ich setzte mich neben ihn und gab ihm einfach seine Zeit. Egal, mit was ich nun versuchen würde, ihn zu beschwichtigen, es würde höchstwahrscheinlich nichts bringen. „Glaub mir, Cherry, ich freue mich unendlich für dich, dass du deine Eltern wieder hast. Wirklich. Aber es schmerzt mich, dass du all die Jahre ohne sie sein musstest. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man so etwas seinem eigenen Kind antun kann“, sprach er leise. „Hör mal, ich verstehe dich sehr gut, dass du so empfindest. Ich bedeute dir nun mal was.“ Ruckartig hob er den Kopf und legte seine Hände an meine Wangen. „Du bedeutest mir alles Baby, deshalb kann ich auch nicht so ruhig sein.“ Seine Augen waren leicht gerötet. Ich legte meine Hände über seine. „Meine Gefühle sind auch durcheinander, das kannst du mir glauben. Aber ich versuche das hier als Chance zu sehen. Als Chance, dass ich noch einmal neu mit ihnen anfangen kann. Ich kann sie zum Teil auch verstehen, dass sie so gehandelt haben. Wir haben jetzt erlebt, wie Dante sein kann und was für eine Macht und vor allem Skrupellosigkeit er besitzt. Und im Gegensatz zu seinem Vater ist das noch harmlos.“ Logan zog grimmig eine Augenbraue nach oben. Ich wusste, dass er etwas dagegen sagen wollte, doch ich kam ihm zuvor: „Ich weiß, dass du jetzt sagen willst, dass das alles egal ist und sie sich hätten um mich kümmern müssen. Aber du darfst nicht vergessen, dass wir nicht wissen, wie wir vielleicht gehandelt hätten, wenn so viel auf dem Spiel stehen würde, okay? Lass uns das jetzt einfach sacken lassen. Für mich ist das alles auch noch kaum greifbar. Wir erholen uns hier und wir schmieden mit meinen Eltern und den anderen zusammen Pläne, was wir nun machen und ob und wie wir gegen Dante vorgehen.“ Langsam nahm Logan seine Hände von meinem Gesicht und zog mich näher zu sich heran. „Ich bin stolz auf dich, Cherry. Du bist so eine mutige und selbstbewusste Frau. Ich finde,