Kidnapping on Christmas - Kiki Wally - E-Book

Kidnapping on Christmas E-Book

Kiki Wally

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Beschreibung

Willkommen zum ersten Band der Kingbrothers-Reihe. Lerne Deacon King kennen: Hazel Wilsons Jahr sollte mit dem letzten Baseballspiel der Saison und einem Interview mit dem Batter Deacon King enden. Doch ihr Redaktionschef Miles schickt sie ungeplanterweise über den Jahreswechsel nach Illinois. Frustriert über die aufgebrummte Feiertagsarbeit nimmt ihr Unglück mit einem Schneesturm auf halber Strecke in Nebraska seinen Lauf. Jemand eilt zur Hilfe heran und dieser ist für sie kein Unbekannter. Feststeckend mit einem attraktiven Mann im Schneechaos scheinen ihr doch noch angenehme Weihnachtsfeiertage vorzubestehen, bis ihr Unglück eines Nachts in tiefer Dunkelheit zurückkehrt und die Weihnachtsstimmung auslöscht.

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Vorwort

Hazel - 1

Deacon - 2

Hazel - 3

Deacon - 4

Hazel - 5

Deacon - 6

Hazel - 7

Deacon - 8

Hazel - 9

Deacon - 10

Hazel - 11

Deacon - 12

Hazel - 13

Deacon - 14

Hazel - 15

Deacon - 16

Hazel - 17

Deacon - 18

Hazel - 19

Deacon - 20

Hazel - 21

Deacon - 22

Hazel - 23

Deacon - 24

Hazel - 25

Deacon - 26

Hazel - 27

Hazel - 28

Deacon - 29

Hazel - 30

Der Artikel:

Das war:

Letzte Worte:

Impressum:

Ein bisschen Abwechslung…

Vorwort

Der Kamin knistert, Plätzchenduft verteilt sich im Haus, Geschenke liegen bereits unter dem Baum, sanfte Klänge von Weihnachtsmelodien klingen aus dem Radio.

Das ist eine Weihnachtsgeschichte, wie sie im Buche steht.

Aber an Weihnachten darf auch ein bisschen Action nicht fehlen. Es wird es etwas gemütlich, romantisch und knisternd zwischen den Protagonisten, aber irgendwen gibt es doch immer, der dazwischen funkt, oder?

Zwischen Neckereien, herzerwärmenden Schicksalen, einer lodernden Liebe und einer chaotischen Familie passiert plötzlich etwas, womit wohl niemand gerechnet hat.

Hazel - 1

Es war der 18. Dezember und Morgenabend war der Redaktionsschluss der Weihnachtsausgabe der Shining Wyoming. Pünktlich am Morgen des 20. Dezember würde die gedruckte Ausgabe dann an jedem Kiosk, jedem Supermarkt und jeder Tankstelle zum Verkauf ausliegen. Danach kamen endlich die schwerersehnten Redaktionsferien bis zum 3. Januar, welche ich ganz dringend nötig hatte. Bis dahin hieß es für mich aber, dass ich als Starredakteurin noch einiges zu tun hatte. Denn Morgennachmittag fand das letzte Baseballspiel innerhalb der MLB für dieses Jahr statt und die Wyoming Beavers spielten gegen die Canadian Mooses. Laut meines Redaktionschefs Miles hatte ganz Amerika auf dieses Spiel hingefiebert. Die Wyoming Beavers waren in der diesjährigen MLB nicht einmal geschlagen worden und mit den Canadian Mooses erwartete sie der stärkste Gegner. Denn nicht ohne Grund stellten die beiden Mannschaften den Abschluss dieser Saison dar. Zusätzlich hatte Miles bereits angedeutet, dass ich ein besonderes Augenmerk auf den Batter Deacon King legen sollte. Nur durch ihn war seine Mannschaft dieses Jahr so weit gekommen. Ich sollte nach dem Spiel noch ein Interview mit ihm abgreifen, was heikel werden dürfte. Gerade dann, wenn die Mannschaft die Kanadier besiegte. Dann wollte Gott und die Welt ein Stück vom Kuchen haben. Aber ich war nicht ohne Grund vor fünf Jahren bei dem Magazin Starredakteurin geworden. Anschließend dürfte ich noch eine Nachtschicht einlegen, um den Artikel zu schreiben und dann lag es in meiner Verantwortung, die gesamte Ausgabe in den Druck zu geben. Das war ich bereits gewohnt. Durch meine Position bei der Shining Wyoming interviewte ich die bekanntesten Leute und betreute die wichtigsten Projekte. Das verlangte einem viel Arbeit ab, da diese Artikel den größten Teil in dem Magazin einnahmen. Und das Baseballspiel war auch für den Jahresabschluss der Reaktion die Creme de la Creme und musste daher etwas ganz Besonderes werden. Ich ließ mich in meinem Beruf nie unter Druck setzen. Bisher hatte ich immer abgeliefert und oftmals waren die Artikel besser geworden als erwartet. Aber ausnahmsweise war ich vor Morgen etwas nervös. Sportler aller Art, die Wettkämpfe im Profibereich austrugen, wurden manchmal besser bewacht, als der Präsident der Vereinigten Staaten. Das würde diesmal wirklich nicht einfach werden, Miles seinen Wunsch zu erfüllen. Aber Aufgeben stand bei mir nicht auf dem Programm. Also hieß es Zähne zusammenbeißen. Für die Mittagskonferenz schnappte ich mir meine lederne Mappe mit meinen Notizen und Fotos. Wir mussten noch den Druck für heute Abend besprechen. Ich wollte gerade aus meiner Bürotür treten, als jemand zaghaft an dessen Glas klopfte. Meine Sekretärin Hilary stand vor der Tür. Sie war noch jung, hatte gerade erst ihre Bachelorarbeit geschrieben und direkt danach bei unserem Magazin angefangen. Ich hatte meine Arbeit bisher immer allein erledigt, aber mit jedem weiteren erfolgreichen Jahr war das schier unmöglich geworden. Sie hielt ihren blonden lockigen Kopf gesenkt und ihre Wangen hatten wieder mal einen rosigen Ton angenommen. „Ms. Wilson, entschuldigen Sie, wenn ich Sie aufhalte. Aber der Anwalt von Mr. Homeland hat angerufen.“ Nervös knetete Hilary ihre Hände. „Hilary, bitte sehen Sie mich an. Es gibt keinen Grund, derart nervös zu sein.“ Verschüchtert hob sie ihren Blick, weshalb ihr ich aufmunternd zunickte. „Er möchte mit Ihnen etwas für die Neujahrsausgabe besprechen. Mr. Homeland hat eine Ankündigung zu machen und möchte hierfür nur von Ihnen interviewt werden.“ Ein siegreiches Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, denn ungefähr seit einem halben Jahr wartete ich darauf, dass John Homeland seine gewisse Ankündigung machte, zu der bereits einige ihre Vermutungen äußerten. John war ein Immobilienmakler, der in der Welt der Stars und Sternchen mehr als nur bekannt war. Er verschaffte ihnen die schönsten Luxusimmobilien an jeder Küste, an der sie gerne eine prunkvolle Villa haben wollten. Seit einiger Zeit kursierte das Gerücht, dass John bisexuell sei und eine polyamoröse Beziehung mit einem Mann und einer Frau führen würde. Ich war schon sehr gespannt, ob er dazu nun endlich das ersehnte Statement abgeben wollte. „In Ordnung, sagen Sie ihm, dass ich ihn in ungefähr zwei Stunden anrufen werde. Ich muss jetzt zur Konferenz.“ Eifrig nickte Hilary und kehrte an ihren Schreibtisch zurück. Während ich den langen Flur zum Konferenzraum hinunterlief, kam auch unser Fotograf Patric aus seinem Büro. „Miles will, dass ich dich Morgen zu dem Spiel begleite“, teilte er mir mit, während er versuchte, mit mir Schritt zu halten. Auch ohne meine Fünfzentimeter Pumps war er kleiner als ich, weshalb ich ihm einfach hätte davon laufen können. „Tja Patric, wenn nicht du, wer dann?“, entgegnete ich ironisch. Das Magazin hatte durchaus noch andere Fotografen, aber es war ein offenes Geheimnis, dass Patric die besten Aufnahmen machte. Und natürlich würde unser Redaktionschef der Starredakteurin nur den Besten der Besten mit an die Hand geben. Er hielt mir die Tür zum Konferenzraum auf, in dem schon so gut wie alle versammelt waren. Wir nahmen Platz und kurz nach uns stieß auch Miles hinzu und schloss die Tür. „Wir müssen uns heute kurz halten. Ich habe gleich noch einen wichtigen Außentermin“, begann er auch direkt. „Sind Sie soweit alle fertig mit Ihren Artikeln oder gibt es noch Probleme?“ Sein ernster Blick ging durch die Runde, doch alle schienen mit ihrer Arbeit fertig zu sein. „Gut, dann sprechen wir die Ausgabe einmal durch. Hazel, wenn Sie bitte beginnen würden?“ Ich strich meinen Bleistiftrock glatt, bevor ich nach vorne schritt und die einzelnen Fotos an die Pinnwand heftete, die natürlich von Patric gemacht worden waren. „Ich stelle im Hauptteil das Bauprojekt am Rock Creek vor. Ich habe gestern die Eröffnung betreut, wie Sie sehen können. Der Gouverneur von Wyoming, Mr. Mark Gordon, war dauerhaft im Baufortschritt involviert und hat gestern eine Rede über die erneuerbare Energie gehalten, die mit der großen Agri-Photovoltaikanlage in der wilden Natur am Rock Creek geschaffen wurde.“ Miles wippte in seinem Stuhl hin und her und drehte einen Kugelschreiber zwischen seinen Fingern. Das machte er nur, wenn ihm etwas nicht ganz zusagte. „Das ist wirklich ein recht..trockener Artikel, so möchte ich es nennen. Aber dennoch war es für Wyoming ein sehr wichtiges Bauprojekt und wir können uns als Magazin sehr glücklich schätzen, dass wir darüber berichten dürfen.“ Ich stützte mich direkt vor dem Redaktionschef auf dem Tisch ab und bedachte ihn mit einem süffisanten Lächeln. „Sie sollten Ihre Starredakteurin doch am besten kennen, oder? Dann wissen Sie sicherlich, dass auch einige bissige Kommentare in dem Artikel enthalten sein werden, über..sagen wir, Beobachtungen, die am späteren Abend folgten.“ Das ließ auch nun meinen Chef zufrieden schmunzeln.

*********

„Hilary, holen Sie mir den Anwalt von Mr. Homeland ans Telefon und stellen Sie ihn auf Leitung Zwei durch“, rief ich meiner Sekretärin im Vorbeigehen zu. Ich war zeitlich im Verzug, denn ich musste noch runter in den Designbereich, um mit unserem Layouter Max die Einzelheiten für den Rock Creek Artikel zu besprechen. Ich befreite meine schmerzenden Füße aus den hohen Schuhen und überkreuzte sie auf dem Schreibtisch, während ich in meinem bequemen Bürosessel lümmelte und darauf wartete, dass Hilary das Telefonat durchstellte. Keine zwei Minuten später klingelte dann auch mein Apparat und es kribbelte bereits in meinen Fingern, den Hörer an mich zu reißen. „Mr. Rashid, wie schön von Ihnen zu hören“, begrüßte ich den Anwalt überschwänglich. „Ms. Wilson, sparen wir uns diese Pseudohöflichkeiten. Ich weiß ganz genau, dass Sie wie ein Aasgeier hinter meinem Mandanten her sind. Ich kann wirklich nicht verstehen, wieso er ausgerechnet Sie und das Shining Wyoming mit seiner Ankündigung beauftragen will.“, polterte Johns Vertreter am anderen Ende. Ich verkniff mir ein lautes Lachen, denn es ist wohl war, dass Mr. Rashid und ich uns nicht wirklich ausstehen konnten. „Ärgern Sie sich nicht so viel, Mr. Rashid. Das gibt graue Haare. Und Sie wissen doch, dass ich die bekannteste Starredakteurin in ganz Wyoming bin. Da ist es naheliegend, dass Mr. Homeland sich wünscht, von sich in einem Artikel von mir zu lesen.“ Ich konnte mir Mr. Rashid gerade genau vorstellen – wie die Ader an seiner Schläfe nur so pochte. Denn der Witz an meiner kleinen Stichelei war, dass er bereits vollkommen ergraut war und ihm eigentlich gar nicht noch mehr von den Haaren wachsen konnten. Sein schweres Durchatmen am anderen Ende zeugte davon, dass der Spruch gesessen hatte. „Ich mache es kurz und schmerzlos. Mr. Homeland wird ab Morgen für die nächsten drei Wochen verreisen. Wenn Sie den Trumpf für Ihren Artikel haben wollen, müssen Sie noch heute in sein Anwesen am Big Laramie River kommen.“ Das hieß für mich mal wieder, dass ich eine Nachtschicht einlegen musste. Aber nie und nimmer würde ich mir und unserer Redaktion diesen Artikel entgehen lassen.

Deacon - 2

Es war bereits dunkel draußen, doch ich saß immer noch auf der Rudermaschine in unserem vereinseigenen Trainingsraum. Ich ließ meine Gedanken zum morgigen Tag und dem Abschlussspiel der Saison wandern. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh darüber, dass die diesjährige MLB mit dem morgigen Tag ihren Abschluss fand. Ich konnte eine Pause gut gebrauchen und doch würde ich das weder meine Mitspieler noch unsere Fans sehen lassen. „King, was zur Hölle tust du da? Geh nach Hause und ruh dich aus.“ Coach Clifthon lehnte im Durchgang und betrachtete mich kritisch über seinen Brillenrand hinweg. Ich hielt in der Ruderbewegung inne und als ich den Griff losließ, durchfuhr meine rechte Schulter ein heftiger Schmerz. Diesmal konnte ich meine Gesichtszüge nicht unter Kontrolle halten. „Es ist immer noch die Schulter, oder?“, fragte der Coach wissend und trat näher heran. Ich hatte mir in dieser Saison zweimal das Gelenk ausgekugelt. Unser Mannschaftsarzt hatte einen Anriss der Rotatorenmanschette beim letzten Mal festgestellt und immer wieder entzündete sich der Schleimbeutel. „Es geht schon, Coach. Ich muss meine Muskeln nur weiter stärken. Dann wird das schon wieder.“ Ich wollte erneut nach dem Griff der Rudermaschine greifen, doch Clifthon nahm ihn mir weg. „Nichts da. Hast du dir deine Arme mal angesehen? Du machst Arnold Schwarzenegger in seinen jüngsten Jahren Konkurrenz, King. Und außerdem ist diese Ruderbewegung viel zu hart für deine instabilen Sehnen.“ Ich stand auf und wischte mir mit dem Handtuch, welches um meinen Hals hang, über die schweißnasse Brust. Am Automaten zog ich mir ein stilles, gekühltes Wasser, während ich weiterhin von meinem Coach beobachtet wurde. „Was ist los, Coach? Dir liegt doch was auf dem Herzen. Man sieht´s dir an der Nasenspitze an“, neckte ich ihn. Er zeigte auffordernd auf einen Stuhl direkt neben ihm und ich setzte mich. Schon landeten seine großen Hände auf meinen Schultern. Ein Zischen entfuhr mir, als er anfing, die Gelenke zu massieren. „Die rechte Seite ist total verspannt. Du tust dir vor dem Spiel Morgen wirklich keinen Gefallen damit.“ Unser Coach war wie eine Vaterfigur für uns. Ich kannte keinen anderen Coach der gegnerischen Mannschaften, der sich so für seine Spieler einsetzte und sich um ihr Wohl sorgte. Wahrscheinlich lag er regelmäßig nachts wach, wie Väter, die sich um ihre Kinder sorgten. Nachdem Tyrone vor drei Jahren mit dem PKW schwer verunglückt war und seine Position als Batter an mich abgetreten hatte, war Clifthon noch aufmerksamer geworden, als ohnehin schon. „Du nimmst jetzt noch für zehn Minuten ein Eisbad und anschließend eine halbe Stunde saunieren. Und danach ab nach Hause, King. Viel Schlaf und viel trinken.“ Väterlich klopfte er noch einmal auf die unverletzte Schulter und wartete auf eine Antwort. „Okay, okay. Du lässt ja sowie so nicht locker.“ Schmunzelnd stand ich auf und verließ den Raum. Als ich den Schlüssel hörte, mit dem der Coach den Trainingsraum verriegelte, wurde mein Schmunzeln noch größer. Er wollte eben nichts dem Zufall überlassen. Ich lief den langen, unterirdischen Flur entlang zu den Physiotherapieräumen. Es war gespenstisch still hier unten, wenn kein Spiel oberhalb stattfand und niemand von der Mannschaft da war, doch diese Stille ordnete meinen Kopf. Achtlos stieg ich aus meiner Trainingshose und der Boxershorts, bevor ich nackt, wie Gott mich schuf, in den runden Pool stieg, der auf den ersten Blick wie ein heißer Whirlpool wirkte. Doch stattdessen wurde mein Körper von eisiger Kälte empfangen. Ich hielt meine Atmung unter Kontrolle. Vier Sekunden Luftholen, fünf Sekunden Luft anhalten und danach langsam wieder entweichen lassen. Immer und immer wieder wiederholte ich die Atemtechnik, um die Kälte zu ignorieren und das damit einhergehende Zittern zu unterdrücken. Nach den wie mir befohlenen zehn Minuten, stieg ich vollkommen nass in die Sauna und genoss die Wärme, die zurück in meinen Körper fand. Langsam machte sich die Müdigkeit in mir breit. Das Team hatte heute fleißig trainiert und war anschließend nach Hause gegangen, um die entsprechende Kraft für Morgen zu tanken. Doch mir war es wie immer nicht genug gewesen. Wenn es nach mir ginge, könnte ich jeden Tag bis zu zehn Stunden trainieren. Ich konnte den Umstand nicht akzeptieren, dass mein Körper durch den Sport die ersten ernsthaften Blessuren davontrug und ich anfing, schlapp zu machen. Mit dem ganzen Training versuchte ich das zu kompensieren und mein Gedankenkarussell um die Schulter abzustellen. Aber nicht nur meine Schulterbeschwerden setzten mir zu, sondern auch die Schlagzeilen um mich und meine Karriere. Natürlich blieb das bei einem jungen, gutaussehenden und erfolgreichen Sportler wie mir nicht aus. Aber in diesem Jahr war die Gerüchteküche wirklich massiv ins Brodeln gekommen. Ich konnte froh sein, dass meine Familie nicht in Wyoming lebte und man bisher auch nicht dahinter gekommen war, wo sich unser kleines, aber feines Anwesen befand. Vermutlich würde man damit auch niemals rechnen, weil man sich meine Wenigkeit eher in einer pompösen Stadtvilla vorstellte oder in einem großen umzäunten Anwesen mit Pool. Meinen Eltern war damals klar gewesen, dass ich mit meinem Talent und der Aufnahme bei den Wyoming Beavers in die Medien geraten würde. Und trotz allem würde ich mir niemals verzeihen, wenn man sie mithineinziehen oder über sie ein schlechtes Wort verlieren würde. Man sagte mir diverse Alkoholexzesse nach, Sexpartys, wechselnde Liebschaften mit Frauen und Männern, Steuerhinterziehung. Es war wirklich was von allem dabei. Die letzte Schlagzeile von vor ein paar Monaten hielt allerdings stand. Man sagte mir eine heimliche Ehe mit einer Frau nach, deren Gesicht merkwürdigerweise noch nie in einer Zeitung oder im Fernsehen zu sehen gewesen war. Es hatte einige Paparazzifotos von mir und einer blonden Frau gegeben. Bei der Frau handelte es sich allerdings um die Schwester unseres Pitchers Hayden Lewis. Damit sie nicht in den Fokus rückte, hatten wir vor der Presse noch nie aufgeklärt, wer sie wirklich war. Sollte man ruhig denken, dass es meine vermeintliche Ehefrau war, deren Identität wir versuchten, zu schützen. Ich kümmerte mich manchmal um Haydens Schwester Holly, da sie wegen einer rheumatischen Erkrankung fast auf dauerhafte Hilfe bei alltäglichen Dingen angewiesen war. Wenn Hayden wegen Training, Pressekonferenzen oder Arztbesuchen verhindert war, griff ich ihr unter die Arme. Natürlich waren aber in der Zwischenzeit weitere Fotos geschossen worden, die mich auf Partys mit anderen Frauen zeigten. Man sagte mir also nach, dass ich ein Betrüger sei. Dabei war ich in Wahrheit ein einfacher Singlemann, der dieses Leben in vollen Zügen auskostete. Was kümmerte es mich groß, außer dass es mit solchen Schlagzeilen schwierig werden dürfte, irgendwann mal eine Frau fürs Leben kennenzulernen. Ich verließ wieder die Sauna, bevor ich wirklich noch drohte, in ihr einzuschlafen. Mein nackter Körper wurde von heißem Dampf umgeben, als ein spitzer Schrei ertönte. „Deacon, was tust du denn um diese Uhrzeit noch hier?“ Die Stimme von unserer Therapeutin Elli hatte einen schrillen Ton angenommen. Langsam glitt ihr Blick an mir hinab und blieb an meinem besten Stück hängen. Es vergingen einige Sekunden, ehe sie sich umdrehte und peinlich berührt ihre Hände vor die Augen hielt. „Und wieso in aller Hergotts Namen bist du nackt?“ Entspannt nahm ich mir ein frisches Handtuch aus dem Stapel im Regal und tupfte mir den Schweiß vom Körper. „Hast du schon mal jemanden gesehen, der im Rollkragenpullover in die Sauna geht? Das wäre mir persönlich neu.“ Weiterhin schaute sie errötet von mir weg und wartete darauf, dass ich mich wieder anzog. „Und gucken darf man doch. Also sieh ruhig genau hin, was der Batter des Jahres in der Hose hat“, versuchte ich sie zu reizen. Elli griff nach einer Faszienrolle und schmiss sie nach mir. Galant wich ich aus und lachte laut auf. „Deacon, ich bin deine Therapeutin. Das was sich unter deiner Hose abspielt, sollte mich beim besten Willen nichts angehen.“ Ich wusste, dass sie sich immer an die Vorschrift hielt. Nicht ohne Grund war sie schon seit mehreren Jahren im Therapeutenteam. Sie hatte sich eisern gehalten und nie, wirklich niemals, etwas mit einem der Jungs gehabt, obwohl durchaus die Chance dazu bestanden hatte. So wie auch jetzt. Allerdings sah ich die gedanklich kapitulierende weiße Fahne über ihrem Kopf wehen, weshalb ich mir meine Hose wieder überzog. „Zu schade aber auch“, hauchte ich ihr im Vorbeigehen zu und ließ sie allein im Raum zurück.

********

Die Ladefläche meines schwarzen Pickup Trucks war beladen und mit einer wasserabweisenden Plane abgedeckt. Ich hatte für die Feiertage genug gepackt und auch noch einige Dinge für Mom und Dad dabei, die sie auf ihrem Hof gut gebrauchen konnten. Nach dem Spiel hieß es endlich Freizeit und runterkommen, die Saison Revué passieren lassen und neue Kraft für das kommende neue Jahr sammeln. Ich fuhr mit meinem Truck in die Tiefgarage des Stadions. Diese konnten nur die Spieler, ihre Coaches und andere Angestellte nutzen. Für die Fans war der öffentliche Parkplatz hinter dem Stadion gedacht. Vor dem Stadion steppte allerdings schon der Bär. Gefühlt die Hälfte der Einwohner von Amerika hatte sich dort versammelt, um das heutige Spiel ansehen zu können. Es war ein Zusammenkommen der Giganten auf dem Spielfeld. Noch nie hatten wir einen derart starken Gegner gehabt und standen dann auch noch mit ihm im Finale. In der Tiefgarage zog ich die große schwarze Sonnenbrille von meinen Augen. Sie verlieh mir zusammen mit meiner Cap eine gewisse Anonymität, damit ich nicht direkt erkannt wurde und Leute auf meinen Wagen zurannten. Mit meiner Trainingstasche ging ich durch die einzige Tür der Garage und lief den unterirdischen Gang zu unseren Kabinen entlang. „Jo jo jo, seht ihn euch an. Der Starbatter ist da!“, trällerte Emerson, unser Catcher, als ich durch die Tür trat. Mein Blick landete direkt in Tyrones Gesicht. Er wirkte gefasst und nickte mir zu, doch nach wie vor hatte er nicht verkraftet, seine Position an mich abtreten zu müssen. Aber wer würde das schon, wenn man jahrelang eine so erfolgreiche Sportlerkarriere hatte, wie er. „Beruhig dich, Em. Wir funktionieren als Team. Das ist das Wichtigste.“, versuchte ich seiner Aussage etwas die Schärfe zu nehmen, damit Ty sich nicht außen vor fühlte. „Nein, man. Nur deinen zielsicheren und weiten Schlägen verdanken wir es, heute da zu sein, wo wir sind“, setzte er seine Lobesrede allerdings weiter fort. „Emerson, setz dich auf deinen Arsch und mach deine Teamkollegen nicht schon vorher verrückt.“ Coach Clifthon trat ebenfalls hinzu und unterbrach zum Glück die kleine Schwärmerei von Em. Es ist nicht so, dass ich diese Worte nicht gerne hörte, aber nicht auf Kosten anderer. „Also Jungs, hört mal her. Ich weiß, wir haben noch die Aufwärmphase vor uns, bevor es losgeht. Aber heute ist viel Presse zugegen, weshalb ich gleich sicher nicht mehr dazu kommen werde. Ihr habt diese Saison härter trainiert als jemals zuvor und wir haben bereits neunzig Prozent der Lorbeeren dafür eingesammelt. Jedes Spiel habt ihr fabelhaft gemeistert und euch immer und immer wieder gegen eure Gegner durchgesetzt.“ Pfiffe und Geklatsche hallten durch die kleine Umkleide. „Und ganz egal, was heute passieren wird. Ihr wart großartig. Schon lange waren die Wyoming Beavers nicht mehr so weit oben auf der Liste.“ Kurze Empörung war zu hören. „Hey Coach, du vergisst wohl, dass wir letztes Jahr auch den Pokal abgeräumt haben. Wirst wohl langsam zu alt für den Job, was“, scherzte unser Centerfielder Delmore. „Du bist lieber ruhig, Del. Von dir will ich heute Tempo sehen, keine Oma mit Krückstock, verstanden?“ Das ganze Team lachte herzlich bei ihrem kleinen Schlagabtausch. „Selbstverständlich habe ich das letzte Jahr nicht vergessen. Aber auch ihr solltet nicht vergessen, dass ihr euch deshalb nicht auf eurem Erfolg ausruhen könnt. Jahr für Jahr müsst ihr wieder neue Stärke beweisen und euren Gegnern die Stirn bieten. Also zeigt den Canadian Mooses heute, dass ihr zurecht mit ihnen im Finale steht und zeigt, was wahrer Zusammenhalt bedeutet und holt wieder den Pokal nach Hause.“

Hazel - 3

Wir hatten einen hervorragenden Platz am Spielfeldrand ergattert und hatten die perfekte Sicht auf das Infield. Patric war bereits in seinem Element versunken und seine Kamera war im permanenten Einsatz. Die Dunkelheit des späten Dezembernachmittags hatte sich bereits über das Spielfeld gelegt und das Stadion wurde nicht nur mit den üblichen Flutlichtern beleuchtet, sondern auch dekorative Weihnachtsbeleuchtung an den oberen Rängen tauchte die Szenerie in ein besonderes Ambiente. Das Stadion war komplett gefüllt. Kaum ein Platz schien leer zu sein. Die Fans trugen ihre Trikots der jeweiligen Mannschaft. Die Mannschaftsfarben spiegelten sich in der Bemalung ihrer Gesichter wieder, Fahnen wurden geschwungen und Fanrufe hallten durch das Stadion. Die Spieler hatten sich aufgestellt. Das erste Halbinning spielten die Canadian Mooses im Offense. Der Pitcher der Wyoming Beavers, Hayden Lewis, stand bereit und sammelte seine Konzentration. Mit ihm begann das letzte Spiel der Saison. Der Schiedsrichter pfiff das Spiel an und die freudige Aufregung im Stadion schien nun ihren Höhepunkt zu erreichen. Lewis pitchte den ersten Ball, der von dem gegnerischen Batter verfehlt wurde. Mein Kugelschreiber lief heiß, als ich mir bereits jetzt fleißig Notizen machte. Sollte dieser Fehlschlag bereits bezeugen, dass dies der perfekte Saisonabschluss werden würde? Das Halbinning war ein Wechselbad der Gefühle, gerade für die Fans der Canadian Mooses. Es zeigte sich schnell, dass die Mannschaft nicht genügend Runs erzielte und mehrere Outs erlitt. Die Spieler am Spielfeldrand, die ihren Einsatz bereits hinter sich hatten oder noch nicht am Zug waren, verloren nicht den Mut. Sie feuerten weiter ihre Mannschaft an und waren wildentschlossen, die Saison nicht kampflos zu beenden. Allerdings galt mein Blick mehrfach dem gegenüberliegenden Spielfeldrand. Deacon King stand eng zusammen mit dem Coach der Wyoming Beavers. Sie besprachen jeden Spielzug und der Gegner wurde genau im Blick behalten. Nicht ohne Grund wurde Deacon zum Starbatter ernannt. Er zeigte auch unermüdlichen Einsatz von der Bank aus. Nachdem das erste Halbinning gelaufen war, wurde eine fünfzehnminütige Pause gemacht. Die Teams zogen sich in die Kabinen zurück und bereits hier stürzten sich zahlreiche Reporter und Kamerateams auf sie. Keine Ahnung, wie ich es zum Abschluss des Spiels hinbekommen sollte, eine Audienz bei Mr. King zu ergattern. Irgendwie würde es schon klappen. Während der Pause ging ich meine Notizen durch, strich einige Sachen oder fügte irgendwas hinzu. Dafür, dass ich mit meinen Artikeln meistens den größten Teil im Shining Wyoming einnehmen durfte, war ich noch oldschool unterwegs – immer mit Block und Stift. Andere hatten ein Tablet dabei, einen Laptop oder ein Diktiergerät. Ich aber wollte klassische Notizen und Kritzeleien, die ich hinterher zu einem großen Ganzen zusammenfügen konnte. Patric versorgte uns in der Pause mit Bier und Hotdogs, als die Spieler auch schon auf das Feld zurückkehrten. Nun standen die Wyoming Beavers im Offense und mussten abliefern. Wenn ich die Bank auf der gegenüberliegenden Seite richtig betrachtete, setzte der Coach Deacon King als letzten Batter ein. Das war ein kluger Schachzug. So oder so würde er vermutlich in den letzten Minuten noch einiges rausreißen. Das zweite Halbinning begann bereits brisant. Der erste eingesetzte Batter, Ace Robinson, setzte einen gezielten Schlag ins Centerfield, sodass der Ball fast im Outfield landete. Direkt schaffte er den ersten Run der Mannschaft. Die Spannung brach nicht ab, genauso wenig wie die Stimmung im Stadion. Es folgten einige Outs, doch schnell war klar, dass die Runs der Wyoming Beavers überwogen. Das herannahende Ende des zweiten Halbinnings wurde mit dem Einsatz von Deacon King eingeläutet. Er nahm seine Position im Infield ein. Ich kam nicht umhin, seine mächtigen Oberarmmuskeln zu bestaunen, um die das Baseballtrikot verdächtig spannte. Überheblich ließ er seinen Blick durch die Stadionränge gleiten und entblößte seine perfekten weißen Zähne. Und damit nicht genug, konnte er mit diesem Lächeln sicherlich tausende Frauen zum Schmelzen bringen. Wie er es wohl auch ständig tat. Zumindest laut der Schlagzeilen, die im Internet kursierten. Der kanadische Pitcher setzte zum Wurf an und das Geräusch, als der Ball auf Deacons Schläger traf, klang gleichzeitig endgültig wie auch triumphierend. Der Ball wurde ins Leftfield geschleudert und King ließ den Schläger fallen. Dieser muskelbepackte Mann rannte fast schneller als Usain Bolt. Base für Base ließ er hinter sich. Die Kanadier bemühten sich, den Ball zurückzuspielen, doch King erreichte die letzte Base und der Abpfiff ertönte. Unsere Seite des Stadions war außer Rand und Band. Alle Spieler der Wyoming Beavers stürmten aufs Feld und feierten ihren Batter. Und pünktlich zum Ende des Spiels öffneten sich die Himmelspforten und ließen den ersten Schnee diesen Jahres auf den Rasen niederrieseln. Damit wurde ein Weihnachtsmärchen geschrieben und bescherte der Mannschaft noch die Kirsche auf der Sahne zum Saisonabschluss. Die Mannschaft wurde von ihren Fans gefeiert, Blitzlichtgewitter erhellte das Stadion, den Gegnern wurde die Hand gegeben und sich für die diesjährige MLB bedankt. Patric fotografierte noch weiter am Spielfeldrand, während ich mich bereits der Absperrung näherte, die uns davon trennte, den Spielern in die unterirdischen Mannschaftsräume zu folgen. Einige andere Reporter hatten die gleiche Idee und so wurde dieser Ort schnell zu einem Getümmel. Die Mannschaft näherte sich. An einigen Mikrophonen wurden Statements abgegeben. „Ich bin stolz auf King. Er ist ambitioniert und hat die Mannschaft zum Sieg geführt. Genau wie sein Vorgänger Furgeson. Schade, dass er nicht mehr auf dem Feld sein kann“, hörte ich den Coach sprechen, der beide Männer bei sich an der Seite hatte. Dann näherten sie sich mir. Ich hatte eine gute Position. Ich stand direkt vor der Tür, zu der sie in den Untergrund verschwinden würden und hatte freie Sicht. Gerade als ich ansetzen wollte, wurde ich harsch an meinem Mantel zurückgezogen. Eine Reporterin von einem Fernsehsender wollte sich an mir vorbeischieben. „Hey, entschuldigen Sie mal! Wir stehen hier alle, um Informationen für unsere Artikel zu sammeln.“ Wieder wollte ich mich an ihr vorbeidrängen, um meinen Platz nicht aufgeben zu müssen, als ihr Kameramann mich ebenfalls zur Seite schubste. Ich stieß hart gegen die Abtrennung und verlor das Gleichgewicht. Ich versuchte mich auf meinen hohen Schuhen zu halten, doch ich schaffte es nicht und stürzte nach hinten. Unsanft landete ich mit dem Rücken auf dem harten Boden. Für einen Moment blieb mir die Luft weg. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Starke Arme griffen mir unter die Achseln und halfen mir auf. „Danke, ich…“ Meine Augen trafen direkt auf Tyrone Furgeson, der mir offenbar aufgeholfen hatte. „Shining Wyoming..“, las er auf dem Ausweis, der an meinem Mantelkragen hang. „Hey, Sie sind Hazel Wilson, oder? Das ist ja klasse, Sie mal persönlich zu sehen.“, wurde er plötzlich überschwänglich. War ich vielleicht doch auf den Kopf gestürzt und bildete mir das gerade ein? „Meine Frau liebt das Magazin und vor allem Ihre Artikel.“, schwärmte Tyrone weiter. „Das ist wirklich nett. Dabei sollte ich doch eher von Ihnen und Ihrem Team begeistert sein. Sie freuen sich sicher über den Sieg.“ Obwohl direkt neben uns die Reporter herumschrien, schien er ehrlich interessiert an einem Gespräch mit mir. „Oh, ich bin sehr stolz und freue mich, mit den Jungs gleich noch zu feiern. Aber es ist auch gleichzeitig immer etwas traurig, dass ich nicht selbst das Adrenalin während des Spiels spüren durfte.“ Trotz seiner Freude über den Sieg wirkte er geknickt. „Danke für Ihre Worte und Ihre Hilfe. Ich werde dann mal wieder hinter die Absperrung klettern, bevor es noch Ärger gibt. Mein Chef wird zwar über das fehlende Interview mit Mr. King verärgert sein, aber da kann man wohl nichts machen.“ Ich wolle mich gerade von Furgeson verabschieden, als er mich an der Schulter zurückhielt. „Naja, Sie stehen doch quasi schon mit einem Fuß in der Tür.“ Er nickte hinter sich zu dem unterirdischen Gang. „Vielleicht sind Sie einfach schnell vorbeigehuscht, ohne, dass es jemand mitbekommen hat.“ Ungläubig sah ich ihn an. Noch einmal zwinkerte er mir zu, bevor er absichtlich die Aufmerksamkeit der Reporter auf sich zog und mir ein Zeitfenster verschaffte, um zu verschwinden. Völlig überrumpelt rannte ich einfach in den langen Flur zu den Mannschaftsräumlichkeiten, obwohl ich nicht mal wusste, wo ich hin musste. Als ich dann mehrere männliche Stimmen hörte und die Mannschaft vor mir auftauchte, fühlte ich mich siegessicher. „Mr. King! Deacon King!“, rief ich, doch niemand drehte sich um. Sie liefen einfach weiter und ich hatte Mühe, mit meinen Pumps hinterherzukommen. „Warten Sie! Mr…“ Der Rest des Satzes blieb mir im Halse stecken, als ich auf irgendetwas ausrutschte und schon wieder ins Straucheln geriet. Diesmal fing ich mich zum Glück an der Wand neben mir ab. Dann begutachtete ich meinen Absatz, der mitten in einem angebissenen Donut steckte. Konnte dieser Tag eigentlich noch beschissener werden? Jetzt ergab sich schon die illegale Möglichkeit, dem Team zu folgen, schon vermasselte ich sie mir selbst. „Karma nennt man sowas“, ertönte aus dem Nichts eine männliche Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehte, landete mein Blick direkt auf der schweißnassen und nackten Brust von niemand Geringerem als Deacon King. Sein Trikot hatte er über seine Schulter geworfen und unter dem linken Arm klemmte sein Helm sowie in gleichseitiger Hand sein Schläger. Seine glattrasierte Brust mit den glänzend-definierten Muskeln brachte mich kurz aus dem Konzept. „Was meinen Sie?“, fragte ich dann auch noch völlig neben mir stehend. Mit dem Schläger deutete er auf das Schuhdilemma in dem Donut. „Karma, dafür, dass Sie den Spielern einfach hinterherschleichen. Und mal im Ernst, welcher Mensch trägt im Winter solche Schuhe?“ Mir entwich ein empörter Laut und mit großen Augen sah ich ihn an. „So wie Sie Ihre Trikots und Mannschaftskleidung bei Ihrer Arbeit tragen, so trage ich entsprechende Businesskleidung