Erkenne dich selbst - Jnani Yoga - Teil 2 - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Erkenne dich selbst - Jnani Yoga - Teil 2 E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

Über den Autor Kurzbeschreibung Inhaltsverzeichnis Kapitel 1: Die Schönheit Kapitel 2: Die spirituelle Arbeit Kapitel 3: Die Kraft des Denkens Kapitel 4: Die Erkenntnis: Herz und Intellekt Kapitel 5: Die Kausalebene Kapitel 6: Konzentration – Meditation, Kontemplation – Identifikation Kapitel 7: Das Gebet Kapitel 8: Die Liebe Kapitel 9: Der Wille Kapitel 10: Die Kunst – Die Musik Kapitel 11: Die Gestik Kapitel 12: Die Atmung Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke Vom selben Autor – Reihe Izvor Vom selben Autor – Reihe Broschüren Copyright

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Kurzbeschreibung

»Erkenne Dich selbst – Jnani-Yoga«Reihe Gesamtwerke – Band 18

»Die Inschrift über dem Eingang des Tempels von Delphi lautet »Erkenne Dich selbst«. Doch was ist dieses »Selbst«, das man erkennen soll? Die eigenen Fehler, die eigenen Qualitäten? Nein, das bedeutet noch nicht, sich zu kennen. Sich zu kennen bedeutet, die verschiedenen Körper zu kennen, aus denen der Mensch besteht (den physischen Körper, den Ätherkörper, den Astralkörper usw.), und die Bedürfnisse dieser einzelnen Körper. Die Eingeweihten betonten deshalb so sehr die Notwendigkeit, sich selbst zu erkennen, weil dieses Wissen einem die größten Möglichkeiten für das Voranschreiten, für Fortschritt und Erfolg eröffnet. Solange man die Bedürfnisse seines höheren Ichs nicht kennt, gibt man immer alles dem physischen Körper, der übersättigt ist, während die Seele und der Geist vor Hunger und Durst fast ersticken und sterben.

»Erkenne Dich selbst«. Das ganze Wissen, die ganze Weisheit liegt darin, sich zu erkennen, sich wiederzufinden und das niedere Ich mit dem höheren Ich zu verschmelzen. Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, ist das Symbol des Eingeweihten, dem es gelungen ist, sich wiederzufinden. Die Schlange ist eine gerade oder gewundene Linie, und eine Linie ist immer begrenzt. Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, wird zu einem Kreis, und der Kreis ist das Unendliche, das Unbegrenzte, die Ewigkeit. Der Mensch, der das Symbol des Kreises verwirklichen konnte, betritt eine Welt, in der es keine Grenzen, keine Trennung zwischen Unten und Oben mehr gibt, denn alle Kräfte, alle Reichtümer und Tugenden, die das wahre Ich besitzt, fließen in das kleine Ich ein. Das Kleine und das Große sind nur mehr eins und der Mensch wird zu einer Gottheit.«

Omraam Mikhaël Aïvanhov

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Die Schönheit

Kapitel 2: Die spirituelle Arbeit

Kapitel 3: Die Kraft des Denkens

Kapitel 4: Die Erkenntnis: Herz und Intellekt

Kapitel 5: Die Kausalebene

Kapitel 6: Konzentration – MeditationKontemplation – Identifikation

Kapitel 7: Das Gebet

Kapitel 8: Die Liebe

Kapitel 9: Der Wille

Kapitel 10: Die Kunst – Die Musik

Kapitel 11: Die Gestik

Kapitel 12: Die Atmung

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

Kapitel 1: Die Schönheit

I

Lesung des Tagesgedankens:

»Man darf sich nicht auf die Schönheit stürzen, um sie an sich zu reißen, sie zu verspeisen, sie zu beschmutzen, aber es ist auch ein Verbrechen, wenn man sie nicht sucht, um sie zu betrachten. Wenn die Menschen sich heutzutage der Schönheit bedienen, um sich gegenseitig in den Abgrund zu ziehen, so ist das nicht die Schuld der Schönheit, sie sind es, die nicht rein genug sind. Sie erwecken in sich ein Feuer, das aufgrund all ihrer Unreinheiten zu qualmen beginnt. Die Schönheit darf die Menschen nicht zu Fall bringen, sie muss sie zur Gottheit führen, sie bis in den Himmel hinauf projizieren. Ich für meinen Teil würde mich gerne nur von Schönheit ernähren, und ich sage euch, wenn Gott nicht selbst schön wäre, wenn Er nur Weisheit, Liebe und Macht wäre, würde ich Ihn nicht genauso lieben. Nur weil Er schön ist, liebe ich Ihn und will ich wie Er sein. Ich werde nur von der Schönheit angezogen, aber von einer reinen, spirituellen Schönheit und nicht von irgendeiner Schönheit. Denn ich habe eine andere Vorstellung von Schönheit, und oft sehe ich dort, wo die meisten Menschen Herrlichkeit sehen, nur Hässlichkeit, und dort, wo sie nichts sehen, sehe ich oft eine verborgene Herrlichkeit.«

Wenn es im Universum nicht ein kosmisches Prinzip gäbe, die Göttliche Mutter, die für die Wahrung der Harmonie arbeitet, für die Vollkommenheit der Formen, hätten die Menschen sich zu einer abstoßenden Hässlichkeit entwickelt. Denn mit der Art und Weise, in der sie gegenwärtig leben, in Unordnung, Sinnenlust, Streitereien, ohne das geringste Vollkommenheitsideal, können sie nicht schön sein.

Gelegentlich begegne ich entzückenden Mädchen, aber wenn ich zu ergründen versuche, was sie in ihrem Kopf haben, entdecke ich meistens gewöhnliche Beschäftigungen, Launen, Ausschweifungen. Wenn es eine absolute Gerechtigkeit gäbe, müssten diese Mädchen verunstaltet sein; mit all ihren Fehlern dürften sie kein so reizendes äußeres Erscheinungsbild abgeben. Es ist also die Göttliche Mutter, die weiterhin Opfer bringt, um ihnen zu helfen, sonst müsste es dort eine absolute Übereinstimmung zwischen Inhalt und Form geben. Im Bereich der Mineralien, der Pflanzen und Tiere gibt es diese Entsprechung, nur bei den Menschen gibt es eine solche Verschiebung, weil der Mensch für den Augenblick die Macht besitzt, durch seinen Willen und seine Intelligenz zu verhindern, dass die Form genau den Inhalt ausdrückt. Man sieht Menschen mit großartigem Erscheinungsbild. Sie sind schön, wohlproportioniert, aber innerlich fabrizieren sie Ungeheuer. Andere hingegen sind verkrüppelt, elend, entstellt, aber innerlich sind sie wunderbar. Sicher, bei manchen entspricht die Form dem Inhalt, und man kann daher sagen, dass es vier Kategorien gibt: Menschen, die äußerlich schön und innerlich hässlich sind; solche, die äußerlich hässlich und innerlich schön sind; solche, die äußerlich und innerlich hässlich sind und Menschen, die äußerlich schön und innerlich schön sind.

Ich habe euch bereits erklärt, dass der Mangel an Übereinstimmung zwischen Innerem und Äußerem dadurch zustande kommt, dass das innere Leben sich sehr viel schneller verändert als die äußere Form. Es handelt sich dabei also um eine fehlende Entsprechung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. An einem einzigen Tag vermag ein Mensch vollständig seinen Standpunkt, seine Philosophie zu ändern, seine physische Gestalt hingegen vermag sich nicht von heute auf morgen zu ändern. Die physische Gestalt ist aus einer Materie geformt, die viel schwieriger zu bearbeiten ist, als der Gedanke, dessen Materie derart feinstofflich und formbar ist, dass man dort die Möglichkeit hat, fast alle Umwandlungen vorzunehmen. Stellt euch also einen Menschen mit einer abstoßenden physischen Erscheinung vor, der aber eine göttliche Philosophie angenommen hat: Nach und nach durchdringt ihn diese Philosophie und belebt seinen physischen Körper, die dichte Materie, so weit, bis eines schönen Tages die Materie seines Körpers zur genauen Widerspiegelung seines inneren Lebens, seiner Seele, seines Herzens wird. Sie ist schön, sie ist strahlend, sie ist göttlich. Aber dann schlägt er eine andere Richtung ein, er will Böses tun. Auch in diesem Fall wird die Form eine gewisse Zeit Widerstand leisten, sie wird sich nicht auf einmal verändern, und selbst wenn er innerlich zu einem Dämon geworden ist, kann er äußerlich wie eine Gottheit aussehen. Diese Dinge kommen vor, und da die Leute es nicht verstehen, das Innere der Menschen zu durchdringen, verweilen sie bei einer Form, die noch von der Vergangenheit spricht und täuschen sich. Ihr seht also, es ist eine Frage der Zeit, dass früher oder später die Form schließlich das innere Leben widerspiegelt.

Aber wie auch immer die physische Erscheinung sein mag, es gibt trotzdem etwas, was niemals trügt und genau offenbart, was ein Mensch ist: Das sind seine Emanationen, seine Fluida. Wenn ihr fähig seid, diese wahrzunehmen, dann werdet ihr keiner Täuschung unterliegen, ob er nun schön oder hässlich ist. Die Emanationen drücken vollkommen den inneren Zustand aus, und wenn sie trübe, misstönend oder krankhaft sind, drücken Sie genau die Gedanken und die Wünsche dieses Menschen aus. Man kann die göttliche Welt in einem Menschen nicht sehen, aber man kann seine Emanationen spüren. Wenn er wirklich Reinheit verströmt, wenn er Licht ausstrahlt, könnt ihr hundertprozentig daraus schließen, dass der Inhalt gut ist. Manchmal sind diese Emanationen sogar so stark, dass sie trotz ihrer Feinstofflichkeit sichtbar werden. Es gibt zum Beispiel Menschen, die außergewöhnlich hässlich sind, missgestaltet. Aber dann kann es für einen Moment sein, dass sie derart schön und ausdrucksvoll werden, dass man verblüfft ist. Das sind ihre Emanationen, die für einen Moment lang ihre Form verändert haben. Es gilt also drei Dinge in Betracht zu ziehen: die Form, die Emanationen, die durch diese Form erscheinen und die ihr nicht immer entsprechen, und den Geist, der die Emanationen hervorbringt. Da es fast unmöglich ist, den Geist zu erkennen und die Form trügerisch ist, bleiben nur die Emanationen, die es uns ermöglichen, die Wahrheit über einen Menschen herauszufinden.

Aber kehren wir nun zum Thema Schönheit zurück. Die Menschen wissen nicht, was wahre Schönheit ist, sie verweilen bei der Form und wenn die Form schön ist, rufen Sie aus: »Welch eine Schönheit!« Doch hinter der Form gilt es noch etwas anderes zu erkennen: den Ausdruck, die Emanationen, die aus dem Inneren des Menschen kommen, das Leben, das hervorströmt... und wenn man noch darüber hinausgehen kann, um den Geist dieses Menschen zu schauen, der im Himmel lebt, wird man eine noch viel größere Schönheit entdecken. Diese Schönheit kann sich jedoch nicht einmal durch die Emanationen ausdrücken, denn sie ist etwas so Feinstoffliches, dass es dem physischen Körper nicht gelingt, sie zum Vorschein zu bringen. Und darum heißt es in dem Gedanken, den ich euch vorgelesen habe: »Ich meinerseits habe eine andere Vorstellung von Schönheit, und oft sehe ich dort, wo die meisten Menschen etwas Herrliches sehen, nur Hässlichkeit, und dort wo sie nichts sehen, sehe ich eine verborgene Herrlichkeit.« Ja, meine lieben Brüder und Schwestern, ihr wart zunächst schockiert, aber jetzt wird es euch klar. Und es ist mir gelungen, die Dinge auf eine Art zu sehen, die sehr verschieden ist von der Sichtweise der anderen, weil ich Studien und Beobachtungen angestellt habe und jetzt eine Wissenschaft besitze.

Es ist vorgekommen, dass ich mit Freunden am Strand entlang spaziert bin, und um ihnen zu zeigen, auf welche Weise ich die Dinge sehe, erklärte ich ihnen: »Seht dieses Mädchen dort, an ihrer Haut und an ihren Emanationen kann man erkennen, dass sie krank ist... diese dort ist lasterhaft... und die dort drüben ist ein bewundernswertes Mädchen«... Diese Freunde waren erstaunt zu sehen, dass ich das schätzte, was niemand sonst schätzte. Weil die Menschen nicht zu schätzen wissen, was göttlich ist, verweilen sie nur beim äußeren Schein.

In Wirklichkeit ist Schönheit, wahre Schönheit, nicht zu erklären. Es ist ein Leben, ein Leben, das hervorsprudelt, das hervorströmt. Ihr habt zum Beispiel einen Diamanten, auf den ein Sonnenstrahl fällt... Ihr seid hingerissen von der Schönheit der Farben, die ihr erscheinen seht. Das ist wahre Schönheit. Sie ist vergleichbar mit dem Licht der Sonne. Und in dem Maße wie es einem Menschen gelingt, eine solche Schönheit auszuströmen, in dem Maße nähert er sich der wahren Schönheit. Wahre Schönheit befindet sich nicht in den Formen, wahre Schönheit hat nicht einmal eine Form, denn sie befindet sich oben, in einer Welt, die nur aus Strömungen, Kräften und Strahlung besteht. Wenn es einem gelingt, sie zu kontemplieren, ist man derart verzückt, dass man fast sterben möchte. Wahre Schönheit findet sich nicht so sehr auf dem Körper oder auf dem Antlitz von Männern und Frauen, sie befindet sich oben. Und von Zeit zu Zeit, in dem Maße wie Mann und Frau mit der göttlichen Welt verbunden sind und wie sie einige Strahlen von dort übertragen können, gelingt es ihnen, etwas von dieser Schönheit zum Ausdruck zu bringen.

Behaltet dies in Erinnerung: Die Schönheit findet sich nicht in den Formen, sie findet sich in der Ausstrahlung, in den Emanationen. Darum sollte man nicht versuchen, sich auf sie zu stürzen, um sie zu ergreifen und sie zu verschlingen; denn sie hat keine Form, die man ergreifen könnte. Man darf sie nur betrachten, von ihr entzückt sein, sich von ihr durchdringen lassen. Der Mann muss also seine Einstellung der Frau gegenüber verändern. Wenn er einer bezaubernden Frau begegnet, sollte er, anstatt sie besitzen und beschmutzen zu wollen, sie betrachten, sich von ihr inspirieren lassen, sie als Mittel nehmen, die Gottheit zu erreichen. Ich weiß wohl, dass diese Art und Weise die Dinge zu betrachten, so unbekannt ist, dass sie sogar grotesk erscheint. Die meisten tun so, als sei Schönheit dazu da, berührt, besessen, beschmutzt und zerrissen zu werden. Wie bei den kleinen Kindern, welche die Seiten eines Buches zerreißen, nachdem sie die Bilder betrachtet haben...

Im Augenblick fragt ihr euch noch: »Aber was erzählt er uns da? Schönheit ist dazu da, uns zu befriedigen.« Ich weiß, man spricht nur von Vergnügen. Zahllose Bücher, von Berühmtheiten geschrieben, warten darauf, euch die wirksamsten Techniken zu zeigen, damit ihr dieses Vergnügen habt. Und wenn man mir so zuhört, wird man finden, dass ich unglaubliche Geschichten erzähle. Und doch handelt es sich hier um wirkliche, wahrhaftige Dinge.

Also, versucht es, entscheidet euch, euch der Schönheit gegenüber immer besser zu verhalten, sie als eine Sprache der lebendigen Natur zu betrachten, als ein Mittel, euch dem Herrn zu nähern. Um eine Vorstellung davon zu haben, worin wahre, lichtvolle, reine Schönheit besteht, nehmt einen Kristall, nehmt ein Prisma und schaut wie das Licht hindurchstrahlt und so wunderschön wird, dass ihr angesichts dieser Farben stundenlang in Ekstase verweilen könnt. Ich für meinen Teil tue das oft. Anstatt meine Zeit mit Dummheiten zu verlieren, so wie die meisten Menschen, die in Kneipen sitzen, trinken, Roulette oder Karten spielen oder junge Mädchen umarmen, erfreue ich mich an der Schönheit des Lichts. Und ich rate euch, es genauso zu machen, ihr werdet viel gewinnen. Sicher, manche werden sagen: »Aber ich bin dafür nicht vorbereitet, das ist nichts für mich«... Nein, das ist kein Argument. Man sollte sich im Gegenteil sagen: »Obwohl ich nicht dafür gemacht bin, obwohl ich schwach bin, entschließe ich mich dazu, mich mit Schönheit zu ernähren.« Solange ihr nur darauf schaut, wozu ihr im Augenblick in der Lage seid, aber nicht, um zu entscheiden, was ihr tun könnt, werdet ihr natürlich immer stillstehen.

Die wahre Schönheit befindet sich nicht auf der physischen Ebene, sie ist woanders. Natürlich ist die Erde schön mit ihren Pflanzen, Bergen, Seen und Flüssen, aber verglichen mit der Schönheit, die sich oben befindet, muss ich einfach sagen, dass alle Schönheit der Erde verblasst. Schönheit ist ein Ausdruck von größter Vollkommenheit. Sie besitzt Intelligenz, Licht, Reinheit, Musik, Düfte... Darum ist Schönheit für mich mit der Gottheit verbunden; sie ist Schönheit. Und wenn Gott nicht schön wäre, würde ich Ihn nicht suchen. Viele suchen Gott, weil Er allmächtig ist, weil Er allwissend ist. Ich jedoch suche Ihn, weil Er schön ist. Ich habe eine Schwäche für Schönheit; was bedeutet, dass ich eine Schwäche für Vollkommenheit habe. Umso besser, man sollte solche Schwächen haben! Die einzige Schwäche, die man euch nicht vorwerfen wird, und die sogar ruhmreich ist, ist die Schwäche gegenüber der Schönheit. Aber nicht die Art von Schönheit, welche die Menschen anerkennen und schätzen. Ich sage es euch frei heraus, ich habe sehr schöne Mädchen und sehr schöne Männer gesehen, aber ich war nicht besonders begeistert, von dem, was ich sah. Ich suchte etwas anderes, etwas, das weit darüber hinausgeht... Das, was mich immer gerettet hat, ist die Liebe zur Schönheit. Und wenn auch ihr diese Liebe habt, seid ihr gerettet und geschützt; wenn nicht, werdet ihr irgendwo hingehen, werdet ihr irgendetwas mit irgendjemandem tun und dann vollständig beschmutzt und zerstört sein.

Bonfin, den 7. August 1976

II

Die Menschen begehren alle möglichen Dinge und bilden sich dabei ein, sie würden ihnen Glück bringen, aber es ist nun einmal so, dass in jedem Wunsch auch die Kehrseite der Medaille liegt. Weisheit besteht daher darin zu wissen, welche Wünsche nicht das Gegenteil von dem hervorrufen, was man erwartete. Nehmt zum Beispiel die Schönheit. Welche Frau wünscht sich nicht, schön zu sein? Aber Schönheit bringt auch viele Unannehmlichkeiten mit sich.

Schönheit kann sehr viel Gutes bewirken, denn sie besitzt die Fähigkeit, zu inspirieren, die menschliche Seele bis in außergewöhnliche Höhen zu erheben, was leider nicht immer der Fall ist. Denn da die Menschen voll niederer Wünsche und Leidenschaften sind, bringt die Frau in ihrem Umkreis aufgrund ihrer Schönheit alle Schichten der Astralebene in Bewegung. Jeder Mann sendet ihr Flammen und Feuer, die nicht besonders rein sind, und sie ist von einer von unerfüllten Begierden verschmutzten Atmosphäre umgeben. Alles, was besonders dreist und schmierig ist, wird auf sie projiziert, und man erlebt oft, dass eine Frau, die weder intelligent noch aufgeklärt ist, sich von allen Schweinen verschlingen lässt.

Denn leider stimmt es, dass die besonders hübschen Mädchen selten intelligent sind, sie zählen nur auf ihre Schönheit und sind innerlich sehr, sehr hohl! Es sieht so aus, als würde sich Schönheit viel besser erhalten, wenn man nicht die geringste Anstrengung unternimmt. Wenn man zu arbeiten, nachzudenken beginnt, wird die Schönheit ein wenig zerknittert, wie ihr wisst. Eine schöne Frau will ihre Schönheit nicht verunstalten, sie geht spazieren, stellt sich zur Schau, um einen Milliardär anzulocken, und er wird dann für sie arbeiten. Wenn sie Geschirr spülen oder putzen muss, ruiniert sie sich ja die Hände! Und auch lesen, studieren oder nachdenken ist nicht gut für die Schönheit. Wendet euch in einem Unternehmen an ein hässliches Mädchen, sie wird euch über alles informieren. Wenn ihr euch aber an ein hübsches Mädchen wendet: »Tut mir leid, das weiß ich nicht.« Sie weiß nicht einmal, was in dem Unternehmen verkauft wird. Sie dient nur als Statistin, um das Publikum anzulocken. Diejenige hingegen, die nicht besonders hübsch ist, fühlt sich nicht im Vorteil, und darum zählt sie auf ihre Arbeit, auf ihre Bemühungen.

Ja, und selbst die schönen Menschen sind oft ein wenig dumm, flach und hohl, wohingegen die intelligentesten und fähigsten oft ein wenig verformte und asymmetrische Gesichter haben. Wenn der Stamm oder die Äste eines Baumes krumm sind, beweist das, dass dieser Baum bei seinem Wachstum auf große Schwierigkeiten gestoßen ist; er wollte um jeden Preis die Hindernisse überwinden, um fortzubestehen. Er hat dagegen angekämpft und dieser Kampf spiegelt sich auf seinem Stamm und seinen Ästen wider. Genauso begegnet man ungestalten, asymmetrischen Menschen, aber welche Gaben, welche Talente haben sie! Das beweist, dass auch sie sehr schwierige Bedingungen durchstehen mussten, die sie überwinden konnten. Leider haben sie oft die intellektuellen Qualitäten und den Willen auf Kosten von Güte und moralischer Qualitäten entwickelt. Sie haben ihre ganze Energie darauf konzentriert, durch Berechnung und Habsucht zu Erfolg zu kommen und auf diese Weise ihr Gesicht verunstaltet. Schönheit erzählt viel mehr von moralischen als von intellektuellen Qualitäten. Ja, das ist etwas, was ihr nicht wisst. Die Leute, die schön sind, sind nicht immer besonders intelligent, und oft sind sie sogar wie geschaffen dafür, ausgenützt zu werden von anderen (die zwar weniger schön sind), die aber wissen, wie man mit diesen naiven Menschen umzugehen hat.

Schönheit besitzt viel mehr Entsprechungen zur Güte als zur Intelligenz. Ihr meint: »Oh, das ist nicht richtig, ich habe sehr, sehr hübsche Frauen gekannt, die wahre Dämonen waren.« Nein, das zeigt nur, dass ihr nicht zu beobachten versteht, denn wenn man diese Art von Frauen ansieht, spürt man hinter der Schönheit ihrer Gesichtszüge etwas Düsteres, Gerissenes, Egoistisches, also keine wahre Schönheit. Ihre Art, ihr Verhalten zeigt, dass sie in ihrem Innersten Berechnungen anstellen, um ihre Ziele zu erreichen, und genau das ist hässlich und wird ruchbar. Man spürt, dass Frauen, die man auch als »femmes fatales« bezeichnet, anderen Unglück bringen. Schönheit ist etwas eher Einfaches, Naives, Natürliches, sie ist ohne List und ohne Berechnung, sie ist nicht besonders intelligent, aber sie ist gut.

Man muss sich lange darin üben, um diese Feinheiten unterscheiden zu können. Es handelt sich dabei um etwas sehr Subtiles, das nicht allein von Gesichtszügen oder Formen ausgeht. Manche Frauen können sehr schön sein, aber man spürt, dass ihrem Astralkörper schrecklicher Ehrgeiz oder Begierden entströmen, die andere ruinieren werden. In einem vorangegangenen Leben haben sie lange an den Qualitäten und Tugenden gearbeitet, um dieses Gesicht oder diesen Körper zu haben, jetzt arbeiten sie nicht mehr im gleichen Sinne, doch da der physische Körper sich nicht so schnell verändert, leistet er noch Widerstand, selbst wenn er bereits dabei ist zu verfallen, zeigt er noch etwas vom früheren Glanz. Sie sind überhäuft mit Schulden, aber das Schloss ist noch schön, weil die Steine solide sind. Das ist also der physische Körper: die Steine des Gebäudes, doch nach einiger Zeit verwittern auch die Steine. So erklärt sich, dass die Schönheit sich äußerlich noch eine Weile hält, im Inneren jedoch haben sich bereits Hässlichkeit und Laster niedergelassen.

Auch das Gegenteil kann geschehen: Jemand, der viele Qualitäten und Tugenden besitzt und der physisch hässlich und verkrüppelt ist, weil das chaotische Leben einer früheren Existenz sich jetzt in seinem physischen Körper widerspiegelt. Selbst wenn er sich in der Zwischenzeit verändert hat, weil ihm Lektionen erteilt wurden, weil er begriffen und bereut hat, können diese Veränderungen den materiellen Schaden nicht sofort beheben. Es braucht Zeit, aber man sieht, dass er eine innere Schönheit besitzt: sein Blick, sein Lächeln bezaubern und schlagen einen in ihren Bann. Ihr erinnert euch, wie Viktor Hugo Quasimodo beschreibt: sehr hässlich, aber innerlich voller Liebe, voller Hingabe und Selbstlosigkeit, die ihn verwandelten. Ihr erwidert, Quasimodo sei eine Schöpfung von Viktor Hugo. Ja, aber diese Fälle gibt es. Ich habe schon Menschen gesehen, die äußerlich äußerst primitiv waren, aber innerlich von einem Zartgefühl und einer Feinheit, das war unglaublich!

Wer daher innerlich ein wahrhaft geregeltes und harmonisches Leben führt, arbeitet, ohne es zu wissen, daran, sein Gesicht und seinen Körper vorzubereiten, zu modellieren und zu formen. Sicher, das ist schwierig und langwierig, aber es ist ein absolut sicherer Weg. Und er wird eines Tages mit einem engelhaften, göttlichen Körper auf die Erde zurückkehren.

Wenn ihr jetzt Frauen und Männern in eurem Leben begegnet, beobachtet ob ihre Schönheit nur äußerlich ist, ob sich da nicht schon eine gewisse Hässlichkeit manifestiert oder ob im Gegenteil eine äußere Hässlichkeit nicht eine strahlende Seele verbirgt. Wie oft habe ich schon diese Erfahrung gemacht! Oft betrachtete ich beim Spazierengehen die Menge und es kam vor, dass ich von der Schönheit einer Frau oder eines Mannes angezogen wurde, aber fünf Minuten später mochte ich ihnen nicht einmal mehr einen Blick zuwerfen, denn ich entdeckte eine ganze Hölle in ihnen. Ja, und doch war ich in der ersten Minute gefesselt. Denn man sieht zunächst nur die äußere Seite und die beeindruckt. Aber sobald man tiefer geht, ist man entsetzt. Bei anderen hingegen, die zunächst mittelmäßig erschienen, entdeckt ihr nach und nach eine große Poesie und eine verborgene Schönheit.

Die meisten Menschen befassen sich nur mit der äußeren Seite, für die sie fantastische Summen ausgeben. Wenn sie sich genauso sehr um ihre innere Verschönerung kümmern würden wie um die äußere, wären sie Wunderwerke. Alles, was man äußerlich tut, ist nicht von Dauer, nach kurzer Zeit muss man von vorne beginnen. Die inneren Verbesserungen hingegen kommen vielleicht nur langsam zustande, aber ihr seid absolut sicher, dass sie dauerhaft sind. Widmet daher wenigstens eine halbe Stunde am Tag eurer Verschönerung. Man sollte in Schönheitssalons gehen, aber von einer anderen Art. Am Morgen zum Sonnenaufgang zum Beispiel. Was für ein Schönheitssalon! Denn indem ihr zuschaut, wie die Sonne aufgeht, verändert ihr etwas in eurem Äther-, in eurem Astral- und in eurem Mentalkörper. Die Natur, die Seen, die Wälder, auch sie sind Schönheitssalons. Aber der beste von allen befindet sich in euch, und dort solltet ihr euch hineinbegeben, um zu arbeiten. Dort könnt ihr jeden Tag bestimmte innere Unvollkommenheiten mit den Farben des Regenbogens beheben.

In diesem Institut für innere Schönheit könnt ihr nicht nur das Gesicht verschönern, sondern den ganzen Körper, und kümmert euch nicht mehr nur um euren augenblicklichen Körper, kümmert euch darum, euch einen neuen Körper zu erschaffen, den Lichtkörper, den Glorienkörper, von dem die Heiligen Schriften sprechen. Jeder Eingeweihte befasst sich damit, diesen Körper zu erbauen, mit den feinstofflichsten, den reinsten, den göttlichsten Teilchen in seinem Inneren.

Jedes Mal, wenn er erhabene Augenblicke voller Poesie, Verehrung und Opferbereitschaft erleben kann, sind das Materialien, mit deren Hilfe er an diesem Körper wie an einer Statue arbeitet. Er weiß, dass er eines Tages seinen physischen Körper, der sterblich ist, verlassen wird, und dass er ihn nicht in weit entfernte Regionen des Raumes mitnehmen kann, und darum arbeitet er an seinem Glorienleib. Das heißt, all die Materialien, die er sehr hoch oben während seiner Meditationen, seiner Kontemplationen und all seiner erhabenen Emotionen zusammengesucht hat, dienen ihm dazu, diesen Glorienleib zu formen, und dieser kann so strahlend und mächtig werden, dass er sogar fähig ist, den physischen Körper anzuheben und ihn durch den Raum zu bewegen. In dem Moment ist er unverwundbar, geschützt gegen alles, er hat sein himmlisches Heim erreicht, er ist unsterblich geworden.

Den Körper der Glorie zu erbauen, das ist die ruhmreichste Aufgabe, die einzige, die es verdient, unternommen zu werden. Aber dafür muss man sich bereits von Kindheit an daran gewöhnen, seine Denkfähigkeit zu nutzen, sein Denken kreativ einzusetzen. Es genügt nicht, nur zu lernen, das ist nur ein passives Tun, man muss lernen, sein Denken in die Tat umzusetzen. Das heißt, man muss lernen, wie man in seinem Innenleben zu reagieren, alles wieder in Ordnung zu bringen und einzuschreiten hat. Man muss wie die Kinder sein: Man gibt ihnen kleine Bauklötze, und es gelingt ihnen, alle möglichen Dinge zu erbauen. Es ist sehr nützlich, den Kindern etwas zum Bauen und zum Erfinden zu geben, denn das entwickelt ihre schöpferischen Fähigkeiten. Das Bedürfnis mit Hilfe des Denkens zu handeln, eine Einprägung zu hinterlassen, ist bei den Menschen nicht genug entwickelt.

Diese aktive, dynamische Seite des Denkens ist von großer Bedeutung. Sie ist sogar das Wichtigste. Aber um sie zu besitzen, muss man sozusagen »unter einem guten Stern« geboren sein. In einem Horoskop ist die Fähigkeit, mit dem Denken zu arbeiten, durch die Stellung von Mars und Merkur in Konjunktion oder unter einem guten Aspekt gekennzeichnet. Aber auch Jupiter sowie Venus und Sonne müssen ein Wörtchen mitreden, sonst wäre zwar die Kraft da, aber es wäre keine segensreiche Kraft. Mars und Merkur sorgen für Befähigung, Ausdauer und Beständigkeit, aber sie drängen euch nicht unbedingt auf den richtigen Weg. Es sind intellektuelle Kräfte und Kräfte des Willens, die gut oder schlecht genutzt werden können. Aber wenn Jupiter, Venus oder die Sonne auch ihr Wörtchen mitreden, wird die ganze Aktivität in die beste Richtung gelenkt: hin zu Gemeinschaft, Harmonie, Großzügigkeit und Licht, zu göttlicher Herrlichkeit.

Natürlich sollte man die Schönheit lieben und sie begehren, aber Schönheit allein, eine Schönheit, die nicht im Dienste von etwas Höherem steht, kann größtes Unglück herbeiführen. Wie viele Menschen haben sich aufgrund einer schönen Frau das Leben genommen; weil diese schöne Frau die Eifersucht und die Missgunst aller hervorrief! Schönheit muss einer Idee zu Diensten sein, damit sie die Menschen erhebt, sonst ist sie gefährlich, ja schädlich. Leider verwenden die meisten schönen Frauen ihre Schönheit dazu, zu erlangen, was sie begehren: Geld und Ruhm; und keineswegs, um anderen Gutes zu tun, sie voranzubringen, sie edler zu machen, sie zu Poeten zu machen. Die Schönheit ist eine zweischneidige Klinge, sie kann Gutes oder auch Böses bewirken. Die Frauen sollten sich daher bewusst sein, welchen Gebrauch sie von ihrer Schönheit machen, und niemals vergessen, dass der Himmel ein wachsames Auge auf sie hat. Er hat ihnen diesen Reichtum anvertraut und er will wissen, wie sie dieses Kapital nutzten. Wenn er sieht, dass die Frau sich dieses Kapitals nur dazu bedient, ihren Launen nachzugehen und ihren Egoismus zu befriedigen, dann wird er ihr nicht nur ihre Schönheit wieder wegnehmen, sondern wird ihr auch einige Krankheiten oder unglückliche Ereignisse schicken.

Und das gilt nicht nur für die Schönheit, sondern auch für Reichtum, Wissen, Ruhm oder Kraft! Nichts als unliebsame Folgen, wenn man nicht Herr über den Reichtum ist! Man möchte alles kosten, alles ausprobieren, seine Feinde vernichten – und hat dann ein riesiges Karma zu bezahlen! Die Menschen wissen weder wonach sie verlangen sollen noch kennen sie die Gefahren dessen, wonach sie verlangen. Sie verlangen immer nach komplizierten Dingen, die ihnen dann Leid bringen. Warum verlangen sie nicht danach, vollkommen zu sein, Diener Gottes zu sein? Warum verlangen sie nicht nach Licht, nach göttlicher Liebe, nach Reinheit? Reinheit wird ihnen niemals zum Nachteil gereichen, auch nicht die göttliche Liebe und das Licht. Solange es einen nur nach irdischen Errungenschaften verlangt, muss man wissen, dass es immer die gute und die schlechte Seite geben wird und dass man unglücklich sein wird.

Bonfin, den 10. August 1964

Kapitel 2: Die spirituelle Arbeit

I

Wie konnte es Eingeborenen, die keine Streichhölzer besaßen, gelingen, Feuer anzuzünden? Sogar die Kinder wissen das. Sie nahmen zum Beispiel zwei Holzstücke, die sie aneinander rieben, und dieses Reiben rief Wärme hervor und dann die Flamme, das Licht. Also ruft die Bewegung Wärme hervor und die Wärme verwandelt sich in Licht.

Und da höre noch einer die sogenannten Spiritualisten von sich geben, dass sie ihr Licht verlieren werden, wenn sie auf der physischen Ebene arbeiten…! Die physische Ebene muss als eine Art Ausgangspunkt existieren, der Wärme hervorbringen soll, das heißt Liebe; und wenn die Intensität dieser Liebe stark genug ist, bringt sie das Licht, die Intelligenz hervor.

Licht ist das Ergebnis von Bewegung und Wärme, und wenn man denkt, man verlöre sein Licht, indem man arbeitet, dann ist das nicht das wahre Licht, sondern Faulheit... Nirgends in der Einweihungswissenschaft habe ich davon gehört, dass Arbeit das Licht vernichtet.

Willenskraft, Bewegung und Aktivität entsprechen der physischen Ebene, das Gefühl der Astralebene und das Denken der Mentalebene. Und ob man nun von oben oder von unten beginnt, jede Energie, die durch eine Aktivität auf einer der Ebenen hervorgerufen wird, hat die Möglichkeit, sich in eine andere Energie umzuwandeln, indem sie in die folgende Ebene übergeht. Man kann also vom Tun zum Denken hinaufsteigen oder vom Denken zum Tun hinabsteigen. Diese Umwandlungen von Bewegung in Wärme und in Licht (und von Licht in Wärme und in Bewegung) sind besonders in der Physik bekannt und angewandt. Nur die faulen Spiritualisten kennen sie nicht und geben sich mit Meditieren, Studieren, Überlegen und Reden zufrieden, ohne dass irgendeine dieser Aktivitäten zu Gefühlen oder Taten umgewandelt würde. Ich jedoch habe von der unsichtbaren Welt diese – undankbare – Aufgabe erhalten, mich um euch zu kümmern. Ich bin verpflichtet, euch die richtigen Kenntnisse zu vermitteln, um euch zu befreien und euch eine schnellere Entwicklung zu ermöglichen.

Ihr müsst also begreifen, dass die physische Arbeit für die Evolution jedes Einzelnen unverzichtbar ist. Selbst wenn niemand euch dazu zwingt, solltet ihr euch selbst dazu zwingen, sonst wird sich das auf sehr schädliche Weise auf eure Gesundheit, auf das Muskelsystem und auf das Blut auswirken. Unter dem Vorwand, man fühle sich gut, macht man keine Anstrengungen, doch genau dieses illusorische Wohlbefinden führt die ganze Menschheit in die Irre. Wenn ihr nur wüsstet, wie nützlich die physische Aktivität für die Gesundheit ist, und sogar für die Klärung des Bewusstseins, würdet ihr euer Möglichstes tun, selbst wenn ihr allein zu Hause seid, immer etwas zu säubern, zu waschen, zu ordnen zu haben. Und ich mache euch darauf aufmerksam, dass selbst ich, der ich so viele Möglichkeiten habe, diese Dinge von Brüdern und Schwestern erledigen zu lassen, so viele Arbeiten wie möglich selbst mache.

Weil ich sehr genau weiß, dass man nicht mehr Licht besitzt, wenn man anderen die materielle Arbeit überlässt. Ich frage mich oft, was man unter Licht versteht! Man weiß nichts darüber, was Licht ist, noch wie es entsteht.

Bemüht euch, euch all dieser Philosophien zu entledigen, die hier in der Universellen Weißen Bruderschaft nicht akzeptiert werden. Wenn ihr euch einbildet, ihr würdet euer Licht verlieren, wenn ihr körperlich arbeitet, nun, dann ist es besser, es zu verlieren, weil es nicht das wahre Licht ist. Das wahre Licht verliert man nicht, indem man arbeitet, im Gegenteil. Wenn ihr arbeitet, verlässt es euch nicht mehr; dank der Arbeit versteht ihr die Dinge besser und macht Entdeckungen, und nicht, indem ihr einfach nur so da seid und nichts tut, und darauf wartet, dass die anderen euch ernähren, dass sie euch Geld geben.

Nun, meine lieben Brüdern und Schwestern, ich bedaure es, dass ich euch solche Dinge erzählen muss, aber es scheint mir, dass sie sehr notwendig sind und es ist das Feuer heute Abend, das mich inspiriert hat. Ihr fragt: »Wieso das Feuer? Man reibt doch heute keine zwei Holzstücke mehr aneinander, um ein Feuer zu entzünden!«

Ja schon, aber was macht ihr mit den Streichhölzern? Es ist gelungen, die Dinge zu erleichtern, doch man konnte das Prinzip nicht beseitigen. Das Prinzip ist immer da: die Bewegung. Und ich könnte sogar noch viel weitergehen und erklären, dass auch die Verliebten Wärme durch Bewegung hervorrufen, und dass diese Wärme sich in Ideen, Gedanken, Pläne usw. verwandelt. Nun, meine lieben Brüder und Schwestern, darin liegt eine ganze Philosophie.

Wie kann man Bewegung hervorrufen, wenn man auf der physischen Ebene nicht arbeitet? Überhaupt keine Bewegung! Und was das Licht angeht, sprechen wir erst gar nicht davon... Oh, natürlich, man kann immer ein Licht haben, so etwas wie das phosphoreszierende Licht, aber das ist nicht das wahre Licht. Ihr wisst, wo diese Phosphoreszierung geschieht: dort, wo es verfaulende Materie gibt. Aber das Licht von Irrlichtern, das Licht astraler Bereiche ist nicht das wahre Licht. Viele Mystiker und Okkultisten, die dieses trügerische Licht für das wahre Licht halten, geraten in die Fallen. Man darf nicht irgendeinem Licht folgen. Jemand erzählte mir, zum Beispiel, dass dieser Mann oder jene Frau glänzende, funkelnde Augen habe und wie sehr er von diesem Glanz entzückt sei. Wenn ihr funkelnden Augen begegnet, hütet euch, die Schlange hat auch funkelnde Augen. Alle Leute, die ein astrales Leben führen, haben solche Blicke und diejenigen, die darauf hereinfallen, verlieren all ihre Kräfte. Das wahre spirituelle Licht kann man nur durch genaue Beobachtung und genaue Studien kennenlernen: Es ist sanft, dieses Licht, es hat nichts Funkelndes an sich.

Wahres Licht ist verbunden mit der wahren Liebe, die wahre Liebe ist verbunden mit dem wahren Willen und der Wille drückt sich durch physische Bewegung aus. Selbst die kleinste Geste, die ihr auf der physischen Ebene ausführt, ist eine Manifestation des Willens. Wenn der Mensch sich auf der physischen Ebene kontrolliert bewegen würde, wenn seine Gesten gemessen und harmonisch wären, würde er seinen Willen stärken und Meister seiner selbst werden. Wie könnt ihr euch vorstellen, ihr würdet euer Leben bemeistern, wenn ihr noch nicht einmal angefangen habt, euch in den Gesten, in jeder Bewegung, die ihr auf der physischen Ebene macht, zu üben?

Bonfin, den 4. August 1965

II

Nun, meine lieben Brüder und Schwestern, heute war der Sonnenaufgang wie niemals zuvor! Man konnte sich einfach nicht davon losreißen! Er war von einer Klarheit und Reinheit, von einer Transparenz, einer inneren Heiterkeit und einer Kraft!

Welch ein Privileg, jeden Morgen an dieser Quelle trinken zu können, aus der das Leben hervorsprudelt, und die feinstofflichsten Elemente aufzunehmen! So wenige Menschen haben diese Bedingungen! Diejenigen, die das unwiderstehliche Bedürfnis haben, sich an dieser Quelle satt zu trinken, haben das Geheimnis gefunden, ihr Weg ist offen, sie haben unbegrenzte Möglichkeiten für ihre Weiterentwicklung, für ihre Entfaltung, und sie lernen wahre Freude, wahre Zufriedenheit, wahre Erfüllung kennen.

Und ich, meine lieben Brüder und Schwestern, ich beglückwünsche euch, denn ich sehe, dass ihr auf den Geschmack kommt, dass ihr es als immer unverzichtbarer empfindet, zum Sonnenaufgang zu gehen, um euch zu reinigen und innerlich zu erleuchten. In einiger Zeit werdet ihr in euch selbst all die Schätze entdecken, die dort vom Schöpfer seit Ewigkeit niedergelegt wurden und die auf euch warten. In dem Moment werdet ihr wissen, wie schön, innerlich reich, ausdrucksvoll und musikalisch der Mensch ist.

Heute möchte ich dem, was ich euch gestern über das Thema Arbeit sagte, noch einige Worte hinzufügen, denn es gibt noch viele Dinge, die ich nicht genauer ausführen konnte. Wie zum Beispiel, dass unter den physischen Arbeiten manche rein physisch sind, andere hingegen etwas Spirituelles haben, und dass in beiden Fällen die Ergebnisse natürlich unterschiedlich sind. Es gibt ermüdende Arbeiten, Arbeiten, welche die Menschen verschleißen, die sie zerstören und die sie daran hindern, sich auf das Licht zuzubewegen. Aber wenn ich von Arbeit spreche, verstehe ich darunter eine harmonische Aktivität, im Einklang mit unserem Ideal, mit unserer Philosophie, und in diesem Sinne wird nicht irgendeine beliebige Arbeit empfohlen. Das ist ein derart umfassendes Gebiet, dass man unmöglich auf alle seine Aspekte eingehen kann. Es gibt darüber zu viel zu sagen, besonders zu all den neuen Aktivitäten, die in der Neuzeit aufgetaucht sind. Ich äußere mich daher nur zu dem Thema Arbeit, um sie euch unter einem Gesichtpunkt aufzuzeigen, der bisher noch keine besondere Beachtung fand.

Die Arbeit umfasst drei Welten, die physische, die spirituelle und die göttliche Welt. Das heißt, die physische, materielle Ebene; die Ebene des Gefühls, der Emotionen; und die Ebene des Denkens, des Geistes. Ihr müsst daher wissen, dass es bis zum Gipfel hinauf eine Arbeit zu machen gibt, und dass man diese Arbeit gleichzeitig auf allen drei Ebenen ausführen kann: eine physische Arbeit, eine spirituelle Arbeit und eine göttliche Arbeit. Man muss sie koordinieren, damit die physische Arbeit in Harmonie mit allen anderen Arbeiten ist, damit sie die Gesamtheit nicht zerstört, und umgekehrt genauso. Die Aktivität in den drei Welten muss harmonisch vollkommen abgestimmt sein, und dazu bedarf es einer ganzen Wissenschaft. Denn die meisten Menschen, die nicht aufgeklärt sind, sind oft von Arbeiten und Aktivitäten in Anspruch genommen, die mit der Gesamtheit ihres Wesens so im Widerspruch stehen, dass nach einiger Zeit Störungen auftreten, dass selbst Spezialisten, die mit deren Klassifizierung und Namensgebung befasst sind, sich damit nicht mehr zurechtfinden. In Wirklichkeit sind alle diese Krankheiten, die fortwährend auftauchen, nichts anderes als Dissonanzen zwischen den drei Welten: der göttlichen Welt des Denkens, der spirituellen Welt der Empfindung und der physischen Welt der Handlung. Es bedarf einer umfassenden Kenntnis des menschlichen Wesens, um all diese Aktivitäten in der Zeit und im Raum in Einklang bringen zu können, eines Maßes, um zu wissen, wann, wie viel, auf welche Art und in welcher Abfolge.

Wenn der Mensch dieses Wissen von den verschiedenen Aktivitäten in den drei Welten besitzt, wenn er sie in Einklang bringen, sie synchronisieren, anpassen und in den Dienst eines Ideals zu stellen weiß, dann kann er sich rühmen, ein unbeschreibliches Leben an Freude, Glück und Erfüllung zu leben. Darum gibt man euch in der göttlichen Schule der Universellen Weißen Bruderschaft korrekte Kenntnisse über all die Aktivitäten des Menschen, beginnend bei der Ernährung,1 der Atmung,2 dem Schlaf,3 bis hin zu den erhabensten Aktivitäten des Herzens, des Intellekts, der Seele und des Geistes, denn es ist wichtig, ein wachsames Bewusstsein zu haben, damit man weiß, wie man in jedem beliebigen Augenblick des Tages und der Nacht handeln sollte. Denn nehmt nur einmal an, dass euer Intellekt in eine bestimmte Richtung strebt, eure Gefühle sich aber in entgegengesetztem Sinn bewegen und eure physische Arbeit wieder in eine andere Richtung, wen wundert es dann, wenn ihr euch aus dem Gleichgewicht gebracht fühlt?

Man trifft auch auf eine Menge Leute, angeblich aktiver und dynamischer Leute, die sich aus verschiedenerlei Gründen in alle möglichen Aktivitäten gestürzt haben. Die einen aus Eitelkeit, um zu zeigen, dass sie fähig sind, viele Dinge zu tun, andere, weil sie sich bereichern wollen, wieder andere, weil sie immer hoffen, in einer neuen Beschäftigung das zu finden, was sie suchen, usw. Ich hatte in meinem Leben die Gelegenheit, mich mit vielen individuellen Fällen zu befassen und zu erkennen, aus welchem Grunde diese oder jene Person handelte, welches ihre Beweggründe waren, was sie erreichen wollte. Und da es für mich leicht war, vorauszusehen, dass ihre Möglichkeiten und körperlichen Fähigkeiten nicht ihren Bestrebungen entsprachen, und sie daher bald am Ende ihrer Kraft sein würden, warnte ich sie; aber meine Warnungen nützten nichts. Oh ja, diese Frage der physischen, astralen und mentalen Arbeit ist von unermesslicher Bedeutung. Denkt darüber nach, befasst euch damit und fragt euch, ob das, was ihr auf der physischen Ebene tut, im Einklang mit dem ist, was ihr im Herzen und im Kopf habt.

Wenn man es manchen Sadhus gleichtun will, deren Arbeit nur aus Meditation oder Kontemplation besteht und dabei die physische Arbeit völlig außer Acht lässt, dann wird auch das Anomalien hervorrufen, denn der Mensch ist dafür geschaffen, in allen drei Welten zu leben, und jede richtig verstandene Aktivität hilft den beiden anderen. Und darum trennen wir nicht eine dieser Aktivitäten ab, denn in dem Moment ist der Mensch verstümmelt, er ist nicht mehr vollständig und kann sich vor dem Ewigen nicht mehr als ein Wesen zeigen, das auf allen drei Ebenen die Fähigkeiten entwickelt hat, die er von Ihm empfing. Wenn er auf einer der Ebenen verkümmert, schadet das der Aktivität der beiden anderen Funktionen. Wenn man sich nur auf der physischen Ebene übt, und niemals auf der Mentalebene, spiegelt sich das schließlich auch in der physischen Arbeit wider und umgekehrt... Das sind Kenntnisse, die euch sehr helfen werden.