Familie mit Herz 158 - Ina Ritter - E-Book

Familie mit Herz 158 E-Book

Ina Ritter

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Beschreibung

Nach der Scheidung von seiner Frau stürzt sich der berühmte Chirurg Reinhard von Marten ganz in die Arbeit in seiner Klinik. Von Frauen will er nach der bitteren Enttäuschung mit seiner Ex-Frau, die ihn mit einem anderen betrogen hat, nichts mehr wissen. Seine kleine Tochter Mia überlässt er der Fürsorge des Hauspersonals - und übersieht dabei, dass die Sechsjährige mehr und mehr verkümmert. Mia sehnt sich so sehr nach ein bisschen Liebe und Zuneigung, die sie nirgendwo mehr findet. Als sie eines Tages unerlaubt die Villa ihres Vaters verlässt, begegnet ihr Sarah - und Mia verliert ihr einsames Herz an die Frau, die so lieb zu ihr ist. Für Mia steht fest: Sarah muss ihre neue Mama werden! Und sie hat auch schon eine Idee, wie ihr sehnlichster Wunsch wahr werden könnte. Fehlt nur noch ein kleines bisschen Glück und der richtige Augenblick ...


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Inhalt

Cover

Mia setzt ihr Köpfchen durch

Vorschau

Impressum

Mia setzt ihr Köpfchen durch

Ein kleines Mädchen sucht sich eine neue Mutti

Von Ina Ritter

Nach der Scheidung stürzt sich der berühmte Chirurg Reinhard von Marten ganz in die Arbeit in seiner Klinik. Von Frauen will er nach der bitteren Enttäuschung mit seiner Ex, die ihn mit einem anderen betrogen hat, nichts mehr wissen. Seine kleine Tochter Mia überlässt er der Fürsorge des Hauspersonals – und übersieht dabei, dass die Sechsjährige mehr und mehr verkümmert. Mia sehnt sich so sehr nach ein bisschen Liebe und Zuneigung, die sie nirgendwo mehr findet. Als sie eines Tages unerlaubt die Villa ihres Vaters verlässt, begegnet ihr Sarah – und Mia verliert ihr einsames Herz an die Frau, die so lieb zu ihr ist. Für Mia steht fest: Sarah muss ihre neue Mama werden! Und sie hat auch schon eine Idee, wie ihr sehnlichster Wunsch wahr werden könnte. Fehlt nur noch ein kleines bisschen Glück und der richtige Augenblick ...

»Schwester Anna, unter diesen Umständen ist eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich und tragbar. Es ist nun das dritte Mal, dass ich ein Gedicht in den Akten finde, das offensichtlich auf mich gemünzt ist. Sie sind zum Arbeiten bei mir, Ihre poetischen Ergüsse sparen Sie sich für Ihre Freizeit auf!«

Die Krankenschwester senkte verlegen den Kopf.

»Es soll bestimmt nicht wieder vorkommen, Herr Professor, es war nur ein Versehen.«

»Die Versehen dieser Art haben sich in letzter Zeit ein wenig gehäuft; ich muss mich deshalb nach einer Kraft umsehen, die keine Gedichte in den Akten vergisst. Sie können gehen.«

Professor von Martens Stimme klang eisig. Seine Augen musterten die verschüchtert Dastehende mit vernichtendem Spott. Sie war die vierte Sekretärin, die er innerhalb von drei Monaten entlassen hatte.

»Unmöglich, diese verrückten Frauen«, murmelte er, als die Schwester mit hängenden Schultern den Raum verließ.

Anna hatte Tränen in den Augen, als sie den Flur betrat.

»Warum weinen Sie denn?«, fragte die Stationsschwester die verstörte Kollegin.

»Der Professor hat mir gekündigt. Ich werde wieder auf der Station Dienst machen müssen.«

Über Sarahs Züge huschte ein winziges Lächeln. »Ist das nun so schlimm? Ich dachte, Sie würden froh sein, wenn Sie wieder den verhältnismäßig ruhigen Dienst bei den Patienten tun können.«

Anna blickte die Stationsschwester aus tränennassen Augen an.

»Dann sehe ich aber den Chef nur einmal am Tag bei der Visite, während ich hier so viele Stunden mit ihm zusammengearbeitet habe.« Sie schluchzte auf, als sie daran dachte. »Er ist so ein netter Mensch.«

Ein etwas spöttisches Lächeln huschte über die Züge Sarahs. Der Professor war zwar ein wirklich anziehender Mann und ein bedeutender Arzt, aber das war schließlich kein Grund, sich dem Mann in der Form aufzudrängen, wie es die Schwestern und Patientinnen des Hauses taten.

»Beruhigen Sie sich, Sie werden nicht die Letzte sein, die der Herr nicht für würdig erachtet, die gleiche Raumluft mit ihm zu atmen. Es wird noch manche folgen. Na ja, mir soll es gleich sein, wenn ich es auch nicht verstehen kann.«

»Was können Sie nicht verstehen, Schwester Sarah?«, ertönte plötzlich die sonore Stimme des gefürchteten Chefs. »Es würde mich wirklich interessieren zu erfahren, was über Ihren Horizont hinausgeht.«

Reinhard von Marten war plötzlich hinter den Frauen aufgetaucht und stellte mit vernichtendem Sarkasmus seine Frage, während ein amüsiertes Lächeln seine Lippen umspielte.

Schwester Anna verschwand im nächsten Krankenzimmer.

Sarah verlor ihre Ruhe nicht. »Wir sprachen über Sie, Herr Professor«, gestand die junge Schwester ohne Scheu. »Anna kam hier so verheult an, dass ich mich nach dem Grund ihres Kummers erkundigt habe. Und der waren Sie, wie Sie wahrscheinlich wissen.«

»Dann werden Sie jetzt eine schlechte Meinung von mir haben?«

»Meine Meinung über Menschen pflege ich mir aufgrund eines persönlichen Urteils zu bilden«, erwiderte Sarah betont. »Haben Sie irgendwelche Aufträge für mich? Ich muss jetzt nämlich die Essensausgabe auf meiner Station überwachen.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe keine Anordnungen für Sie.«

Wie schön sie ist, dachte Professor von Marten unwillkürlich, als er ihr nachblickte. Aber sie würde auch nicht anders sein als die anderen Frauen, die er kennengelernt hatte: vergnügungssüchtig, eitel und dumm.

Seine Ehe hatte ihm gründlich die Augen geöffnet. Nie wieder würde er auf ein glattes Gesicht hereinfallen, an Liebe glauben, wo nur Berechnung im Spiel war. Zu hart war der Schlag gewesen, den ihm Sylvia versetzt hatte. Nach kaum zwei Jahren Ehe hatte er schon den Liebhaber bei ihr im Zimmer getroffen.

Mit zusammengepressten Lippen eilte der Chefarzt den Gang hinunter. Woher sollte er jetzt so schnell eine neue Sekretärin nehmen?

♥♥♥

Schwester Sarah teilte unterdessen mit freundlicher Miene das Essen aus.

»Schon Ihr frohes Gesicht bewirkt, dass die Suppe noch einmal so gut schmeckt«, behauptete einer der Patienten, dessen Augen bei Sarahs Anblick aufgeleuchtet waren. »Sie verbreiten Fröhlichkeit um sich«, bekräftigte er noch seine vorherige Behauptung.

»Schwester Sarah zum Chef!«, rief jemand. »Bitte beeilen Sie sich etwas, der Professor hat es eilig.«

Sarah seufzte, denn bei der Essensausgabe liebte sie keine Störungen, aber dem Ruf des Professors musste sie schnellstens Folge leisten. Von Marten konnte sehr unangenehm werden, wenn man ihn länger als unbedingt nötig warten ließ.

Als sie in sein Zimmer kam, fuhr er sie aufgebracht an: »Schwester Sarah, Dr. Bindlach hat mir gemeldet, Sie hätten der Patientin von Nummer zwölf eigenmächtig eine Kreislaufspritze gegeben. Stimmt das?«

Die Stimme des Professors klang hart, als er diese Frage stellte. Eigenmächtigkeiten beim Pflegepersonal wurden in seiner Klinik mit Entlassung geahndet.

Sarah erbleichte. Sie hatte tatsächlich eigenmächtig gehandelt, als sie der Frau die Spritze gesetzt hatte.

»Das stimmt«, gab sie zögernd zu, »aber die Umstände rechtfertigten ein solches Vorgehen. Ohne das Serum wäre die Patientin schon tot, denn ...«

»Danke, das genügt. Noch bin ich hier Chef und nicht die Schwestern.«

Sarah richtete sich stolz auf. Sie war zwar formell im Unrecht, hatte aber einer Frau aller Wahrscheinlichkeit nach das Leben gerettet.

»Dann darf ich wohl um meine Papiere bitten. Ich werde unter diesen Umständen das Leben Ihrer Patienten nicht länger als unbedingt nötig gefährden.« Damit wandte sie sich hastig um. Keinen Blick hatte sie für Dr. Bindlach, der ihr mit einem triumphierenden Lächeln die Tür öffnete.

Diese Anzeige war die Rache für die Abfuhren, die er sich mehr als einmal bei Sarah geholt hatte. Er wusste als Arzt genau, dass ihr Handeln der Frau das Leben gerettet hatte, aber er war ein nachtragender Mensch, der die Demütigungen, denn als solche fasste er das Verhalten seiner Stationsschwester auf, nicht vergessen konnte.

»Können Sie eigentlich schnell tippen?«

Sarah hielt im Gehen inne, als sich Professor von Marten von seinem Stuhl erhob. »Ich brauche eine Sekretärin, die imstande ist, meine Berichte und Gutachten zügig zu schreiben, ohne sie mit Fehlern zu verzieren.«

Nachdenklich blieb Sarah stehen. Sie konnte schnell und fehlerfrei tippen, mit allen zehn Fingern. Es würde für den Posten bestimmt reichen. Nur legte sie auf eine Zusammenarbeit mit dem arroganten Professor keinen Wert.

Doch dann stand ihr das Gesicht ihrer Mutter vor Augen, die den Verlust des Gutes noch immer nicht verwunden hatte, ständig über die finanziellen Sorgen sprach, die sie belasteten, und auf einen Zuschuss von Sarahs Gehalt angewiesen war. Sie musste ihr zuliebe den Stolz überwinden, um sie weiterhin unterstützen zu können.

»Ich bin mit allen für diesen Posten verbundenen Arbeiten vertraut«, erklärte sie mit spröder Stimme.

»Dann können wir ja einen Versuch machen«, schlug der Professor vor. »Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn die unfehlbare Schwester Sarah einmal etwas nicht gekonnt hätte. Die Oberschwester traut Ihnen jedenfalls alles zu. Sie hat Sie ins Herz geschlossen.«

Dann wandte er sich Dr. Bindlach zu, der keine Anstalten gemacht hatte, den Raum zu verlassen. »Sie können gehen, Herr Kollege. Ich rufe Sie, wenn irgendetwas zu besprechen ist.«

Mit einer devoten Verbeugung schloss Bindlach die Tür.

Der Professor diktierte seiner neuen Sekretärin zuerst einen Bericht, in dem es von schwer zu schreibenden Fremdwörtern nur so wimmelte. Er wollte Sarah wohl einmal zeigen, dass auch sie nicht alles wusste. Dafür hatte er sie gebeten, an seinem Schreibtisch hinter dem Computer Platz zu nehmen.

»Sie können ruhig schneller diktieren, Herr Professor«, sagte Sarah jedoch, als Marten in seinem gewohnten Tempo sprach.

Ein erstaunter Blick traf sie. »Ich lege aber Wert darauf, dass Sie meine Worte auch richtig und korrekt mitschreiben; ich hasse Fehler in Gutachten und Berichten.«

»Sie können unbesorgt sein, ich komme gut mit.« Ein eisiger Blick traf den Mann. »Außerdem mache ich keine Fehler beim Tippen.«

»Wir wollen abwarten.«

Er diktierte schneller. Doch ebenso schnell flogen Sarahs Finger über die Tastatur.

»Ich bitte Sie nun, das Geschriebene noch einmal gründlich Korrektur zu lesen. Ich sende Ihnen den Bericht auf den Computer im Vorzimmer. Das ist Ihre Mail-Adresse.« Er kritzelte etwas auf einen Zettel und reichte ihn Sarah. »Im Regal stehen übrigens auch medizinische Wörterbücher, die Sie in Zweifelsfällen zurate ziehen können.«

Unverzüglich machte sich Sarah an die Arbeit. Sie las schnell und konzentriert. Die Fachausdrücke waren ihr geläufig, denn manchen Abend, wenn die Kolleginnen ins Kino oder tanzen gingen, saß sie über medizinischen Büchern.

Nach Beendigung ihrer Arbeit schaute sie sich im Vorzimmer des Chefarztes um. Wie beneidete sie ihn um die Fülle seiner Bücher, die sie sich nicht leisten konnte, weil sie zu teuer waren!

Selbstvergessen blätterte sie in einem Anatomiebuch und überhörte dabei ganz den Eintritt des Professors, der sie amüsiert betrachtete und dann anredete:

»Wenn Sie Ihre Arbeit fertig haben, können Sie so viel lesen und blättern, wie Sie wollen. Ich würde Ihnen dann allerdings eine etwas kurzweiligere Lektüre empfehlen als die, die dort im Schrank steht. Was macht denn Ihr Bericht?«

Schweigend reichte ihm Sarah den Ausdruck. Beim Lesen verschwand allmählich der mokante Zug um die Lippen des Professors, und seine Augen schweiften verblüfft vom Papier zu Sarah, die das Ergebnis der Prüfung offensichtlich uninteressiert beobachtete.

»Das ist ja allerhand«, murmelte er, als er die Seiten sinken ließ. »Auf fünf Seiten medizinischem Text nur ein einziger Fehler.«

»Ein Fehler?«, fragte Sarah jetzt interessiert. »Was habe ich denn falsch geschrieben?«

Schweigend wies von Marten auf ein Wort. Mehr noch als das »h«, das seiner Meinung nach zu viel war, fesselte ihn das errötete Gesicht der Schwester, die sich offenbar über ihren kleinen Fehler ärgerte.

»Entschuldigen Sie bitte, ich finde ihn nicht«, sagte Sarah.

Wie sanft und wohlklingend diese Stimme ist, dachte der Professor. Er biss sich auf die Unterlippe. Wie kam er nur dazu, solche poetischen Vergleiche anzustellen? Der Ärger über sich selbst ließ seine Stimme härter klingen, als es nötig war, als er unwirsch auf den beanstandeten Buchstaben zeigte.

»Das Wort wird mit ,h' geschrieben«, erwiderte Sarah.

»Sie irren sich!« Messerscharf klang die gefürchtete Stimme, während dem Professor die Zornröte in den Kopf stieg. »Das weiß ich schließlich besser als Sie.«

Wenn er mit einem empörten Protest gerechnet hatte, so wurde er enttäuscht. Sarah zuckte lediglich die Schultern.

»Sehen Sie in Zweifelsfällen immer im Wörterbuch nach, dafür ist es schließlich da!«

Sarah blieb auch jetzt noch gelassen. »Das pflege ich auch zu tun«, entgegnete sie schlicht, »nur ist dieses Wort kein Zweifelsfall für mich. Auf Ihren Wunsch bin ich natürlich gern bereit, den Buchstaben zu streichen.«

Mit unbewegtem Gesicht trat sie an den Computer und änderte das Gewünschte. Sie nahm weiter keine Notiz von ihrem Chef, der unruhig auf und ab ging, ihr von Zeit zu Zeit einen forschenden Blick zuwarf und dann seine Wanderung wieder aufnahm.

»Sie können also bis auf Weiteres als meine Sekretärin im Krankenhaus arbeiten. Das Gehalt werde ich eventuell erhöhen, wenn ich mit Ihren Leistungen zufrieden sein sollte.«

»Ich danke Ihnen«, antwortete Sarah reserviert. »Wann beginnt mein Dienst morgens?«

»Wie üblich um acht Uhr. Für heute können Sie gehen, ich brauche Sie nicht mehr.«

Als Sarah den Raum verlassen hatte, schlug Reinhard von Marten im Wörterbuch das beanstandete Wort nach. Er ärgerte sich maßlos, als er fand, dass sie recht gehabt hatte.

♥♥♥

Tief sog Sarah die laue Luft des Frühlingstages ein. Es tat gut, noch eine oder zwei Stunden draußen zu sein.

Das Krankenhaus von Professor von Marten lag in einem der schönsten Teile Deutschlands, umgeben von Hügeln, deren dichte Wälder die Luft wunderbar aromatisch machten.

Was war das? Ein Weinen unterbrach die Stille des Abends, ein ganz klägliches Kinderweinen. Sarah erschrak und beschleunigte ihre Schritte. Das Kind konnte nicht weit entfernt sein.

Unwillkürlich verhielt sie den Lauf, als sie das kleine Mädchen erblickte, nicht viel älter als fünf, sechs Jahre, das mitten auf dem Weg stand und hilflos weinte.

Mit wenigen Schritten war Sarah bei dem Kind. »Was hast du, fürchtest du dich?«

Die Kleine schaute kaum auf. »Ich hab mich verlaufen.«

»Wie heißt du denn?«

»Mia«, schluchzte das Mädchen. »Wenn ich nach Hause komme, dann schimpft die Tante Kramer wieder, oder sie haut mich, weil ich ohne Erlaubnis fortgelaufen bin.«

Erschüttert sah Sarah auf das Mädchen herab. »Wo wohnst du denn?«