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"Ich möchte Sie um die Hand Ihrer Tochter Almuth bitten", erklärt Ludwig Petri selbstgefällig. "Ich liebe Ihr Fräulein Tochter seit Langem und wünsche mir nichts sehnlicher, als sie glücklich machen zu dürfen. Meine finanziellen Verhältnisse kennen Sie, Durchlaucht. Mein Vermögen beträgt mehr als zehn Millionen Mark. Deshalb werden Sie kaum etwas gegen meine Werbung einzuwenden haben."
Fürst Leopold unterdrückt mühsam seine Wut. Auch wenn er hohe Schulden bei dem widerlichen Bankier hat, ist er nicht bereit, seine hübsche Tochter Almuth zu "verkaufen". Oder hat er gar keine Wahl?
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Seitenzahl: 137
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Almuths Opfer
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Impressum
Almuths Opfer
Eine junge Frau und ein unmoralisches Angebot
Ich möchte Sie um die Hand Ihrer Tochter Almuth bitten«, erklärt Ludwig Petri selbstgefällig. »Ich liebe Ihr Fräulein Tochter seit Langem und wünsche mir nichts sehnlicher, als sie glücklich machen zu dürfen. Meine finanziellen Verhältnisse kennen Sie, Durchlaucht. Mein Vermögen beträgt mehr als zehn Millionen Mark. Deshalb werden Sie kaum etwas gegen meine Werbung einzuwenden haben.«
Fürst Leopold unterdrückt mühsam seine Wut. Auch wenn er hohe Schulden bei dem widerlichen Bankier hat, ist er nicht willens, seine Tochter Almuth zu »verkaufen«. Aber hat er überhaupt eine Wahl?
»Es regnet jetzt seit vier Tagen. Das Getreide liegt schon ganz flach. Wir brauchen eine gute Ernte, sonst ...« Fürst von Sassenstein brach ab und presste die Linke an die Stirn.
Ein schmerzlicher Zug glitt über das Gesicht seiner Gattin. Früher hatte man auf Schloss Sassenstein keine Geldsorgen gekannt, doch heute sparte man an allen Ecken und Enden, aber was half es, wenn die Ernte nicht so gut ausfiel, wie sie es hofften?
Das Mädchen hatte gerade den Tisch gedeckt, als ein alter Diener eintrat. Die Herrschaften schauten ihn fragend an.
»Herr Petri bittet, Durchlaucht sprechen zu dürfen«, meldete er mit einer tiefen Verneigung.
Fürst Leopold und seine Gattin schauten sich betroffen an. Die Zinsen sind noch nicht fällig!, schoss es dem Fürsten durch den Kopf. Was will er bei uns?
»Wir lassen bitten.« Fürstin Elisabeth nickte dem alten, in ihrem Dienst ergrauten Diener freundlich zu. »Soll ich noch ein Gedeck mehr auflegen lassen?«, fragte sie den Gatten halblaut.
»Nein! Es wäre besser gewesen, ich hätte ihn in mein Arbeitszimmer gebeten. Petri denkt immer nur an Geld und Geschäfte.«
Seine bitteren Worte verrieten deutlich, was für eine tiefe Abneigung er gegen den Bankier hegte. Dabei hatte er eigentlich Grund, Herrn Petri dankbar zu sein, denn der Mann hatte nicht gezögert, ihm großzügig Kredite einzuräumen. Fürst von Sassenstein kannte Standesgenossen, denen es nicht gelungen war, Geld zu beschaffen. Ihr Besitz war längst versteigert worden.
Dennoch war dem Fürsten dieser Mann, der viel zu sehr von sich eingenommen war, furchtbar unsympathisch.
»Herr Petri«, meldete der Diener Franz den Besucher an, nachdem er ihm die Tür zum Wohnraum geöffnet hatte.
Fürst von Sassenstein ging dem Mann höflich ein paar Schritte entgegen. Er wunderte sich über die beiden Blumensträuße, die sein ungebetener Gast unbeholfen in den Händen hielt.
Ludwig Petri begrüßte die Herrschaften mit lärmender Freundlichkeit.
»Darf ich mir erlauben, Durchlaucht?« Er legte der Fürstin einen Fliederstrauß in den Schoß.
»Reizend von Ihnen, Herr Petri.« Die Fürstin erhob sich, um die Blumen in eine Vase zu stellen.
»Nun, was haben Sie auf dem Herzen?«, fragte Fürst von Sassenstein mit gezwungener Freundlichkeit. »Nehmen Sie doch Platz, Herr Petri.«
»Danke.« Der korpulente Bankier trat vor den Fürsten und straffte seine Gestalt. Er war einen halben Kopf kleiner als der hagere Leopold von Sassenstein, sein Schädel war ziemlich rund, und sein Haar begann sich stark zu lichten.
»Ich möchte Sie um die Hand Ihrer Tochter Almuth bitten«, erklärte Ludwig Petri mit belegter Stimme. »Ich liebe Ihr Fräulein Tochter seit Langem und wünsche mir nichts sehnlicher, als sie glücklich machen zu dürfen. Über meine finanziellen Verhältnisse brauche ich Ihnen, Durchlaucht, wohl nicht mehr viel zu sagen. Mein Vermögen beträgt mehr als zehn Millionen Mark. Ich glaube deshalb, dass Sie kaum etwas gegen meine Werbung einzuwenden haben. Darf ich um Ihre Antwort bitten?«
Fürst Leopold war abwechselnd blass und rot geworden. Der Antrag des Bankiers erschien ihm als ungeheure Unverschämtheit. Was bildete dieser Mensch sich nur ein! Er protzte bei seiner Werbung mit seinem Vermögen, als glaubte er, Almuth kaufen zu können!
Leopold von Sassenstein würgte seine Wut buchstäblich hinunter. Es dauerte Sekunden, bis er wieder fähig war zu sprechen. Seine Gattin hielt die Vase wie erstarrt in der Hand. Auch sie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu dürfen.
»Ihr Antrag kommt sehr überraschend«, brachte der Fürst endlich hervor. »Almuth hat mir nichts von ihren Absichten erzählt.«
»Kein Wunder, für die Prinzessin kommt meine Werbung auch überraschend«, klärte Ludwig Petri den Fürsten auf. »Sie wird wissen, dass ich sie verehre, aber auf einen Heiratsantrag von mir wird sie kaum gehofft haben. Selbstverständlich werde ich bei meiner Eheschließung die Hypotheken auf Sassenstein löschen lassen. Mein Hochzeitsgeschenk für Sie, Durchlaucht. Also, wie ist es nun, wann wollen wir die Verlobung feiern?«
Fürstin Elisabeth setzte die Vase behutsam nieder. Das kann doch nicht wahr sein!, dachte sie. Unsere Almuth soll diesen Menschen heiraten? Ausgeschlossen! Leopold darf niemals seine Zustimmung geben.
»Sie werden verstehen, dass ich Ihnen nicht gleich eine Antwort geben kann, Herr Petri«, sagte darauf der Fürst. »Almuth hat schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden.«
»Seit wann werden Prinzessinnen gefragt, wenn man sie verheiratet?«, wollte der Bankier wissen. »Und wenn die Prinzessin begreift, was ich ihr alles bieten kann, wird sie keine Schwierigkeiten machen. Sie wird ein eigenes Auto mit Chauffeur bekommen. Eine Segeljacht habe ich auch. Sie liegt in Genua. Und dann die Kleider, die Almuth sich als meine Frau kaufen kann, die Feste, die wir geben werden ... Kein Mädchen auf der ganzen Welt würde bei solchen Aussichten Nein sagen, Durchlaucht.«
Die Vorstellung, dass dieser protzig auftretende Mensch sein Schwiegersohn werden sollte, verursachte dem Fürsten Übelkeit.
»Ich habe gedacht, wir feiern die Verlobung zusammen mit dem Erntefest, dann haben die Leute auch etwas davon, da ja in diesem Jahr kaum viel Grund bestehen wird, ein Erntefest zu feiern. Auf Ihren Feldern sieht es nämlich nicht gut aus, Durchlaucht. Wie gesagt, um die Zinsen brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen. Auf die paar Hunderttausend Mark, die ich hier reingesteckt habe, kann ich verzichten. Wollen Sie jetzt Almuth rufen lassen, damit sie von ihrem Glück erfährt?«
»Es ist vielleicht besser, wenn wir erst allein mit unserer Tochter sprechen, Herr Petri. Ich bin mir gar nicht sicher, dass Almuth Sie liebt«, warf der Fürst ein.
»Die Liebe kommt in der Ehe. Ich halte Liebe von Seiten der Frau auch für nicht so wichtig. Schließlich sind wir Männer es ja, die etwas zu sagen haben.«
Fürstin Elisabeth war entsetzt über das, was sie da hörte. Leopold wird doch nicht ...
»Ich glaube nicht, dass Almuth Ihren ehrenvollen Antrag annehmen wird, Herr Petri«, sagte sie zögernd.
»Fragen wir sie doch selbst«, schlug der Bankier vor.
»Also gut. Ich werde Almuth herunterbitten lassen.« Fürst von Sassenstein gab dem Diener einen entsprechenden Auftrag. Er zeigte nicht, mit welch ängstlicher Spannung er auf die Entscheidung seiner Tochter wartete.
♥♥♥
Ludwig Petri schnellte aus dem Sessel hoch, als Prinzessin Almuth eintrat. Obwohl sie nur ein schlichtes Vormittagskleid trug, sah sie bezaubernd aus. Sie hatte eine vortreffliche Figur und rotblondes Haar, das im Sonnenlicht glänzte. Ihre Wangen waren zart gerötet.
»Herrn Petri brauche ich dir ja nicht vorzustellen«, sagte der Fürst.
»Ich habe mir erlaubt, Ihnen ein paar bescheidene Blumen mitzubringen, Prinzessin.« Ludwig Petri raffte den Strauß dunkelroter Rosen vom Tisch und hielt ihn Almuth wie eine Fackel hin.
Verwundert nahm die Prinzessin den Strauß entgegen und bedankte sich höflich. Sie warf ihrem Vater einen fragenden Blick zu.
»Herr Petri hat uns gerade eben um deine Hand gebeten, Almuth«, erklärte Fürst von Sassenstein ihr.
Almuth hob erstaunt den Kopf, dann lächelte sie nachsichtig.
»Ein reizender Scherz, Vater.« Sie setzte sich und schlug dabei graziös ein Bein über das andere.
»Es ist kein Scherz, Almuth. Herr Petri möchte dich tatsächlich heiraten.«
»Ausgeschlossen! Wir kennen uns doch kaum, Herr Petri.«
»Sie werden mich in der Ehe kennenlernen, Prinzessin. Ich hatte bereits die Ehre, Ihrem Herrn Vater vortragen zu dürfen, dass ich Sie auf Händen tragen werde.«
»Herr Petri ist fest überzeugt, dass kein junges Mädchen ihm einen Korb geben würde«, sagte Fürst von Sassenstein. »Bitte, äußere dich zu Herrn Petris Antrag.«
»Ich sage Nein!« Almuth brauchte nicht zu überlegen. »Einen Bankier heiraten ...« Sie biss sich sofort auf die Lippen, als ihr diese taktlose Bemerkung entschlüpft war. »Bitte, verzeihen Sie, ich wollte damit nichts gegen Ihren ehrenwerten Beruf gesagt haben, aber ich kann Sie nicht heiraten. Oder muss ich es tun, Vater?«
»Wir haben nicht die Absicht, dich zu irgendetwas zu zwingen.« Fürst von Sassenstein konnte sein zufriedenes Lächeln nicht ganz verbergen. »Sie haben die Antwort meiner Tochter gehört, Herr Petri. Es tut mir leid, aber wir können Ihren Antrag nicht annehmen.«
Petri stand langsam auf.
»Ich fürchte, Sie wissen nicht, was Sie tun«, sagte er in leisem, drohendem Ton. »Sie sind sozusagen in meiner Hand, Durchlaucht. Der Vertrag mit Ihnen gibt mir die Möglichkeit, die Hypotheken zu kündigen.«
»Sie mischen Ihre Geschäfte mit privaten Angelegenheiten, Herr Petri«, wies Fürst Leopold ihn zurecht. »Es täte mir leid, wenn Sie Almuths Weigerung zum Anlass nehmen würden, geschäftlich gegen mich vorzugehen. Ein Ehrenmann tut so etwas nicht.«
»Ich pfeife auf den Ehrenmann! Almuth muss meine Frau werden. Ich habe es mir in den Kopf gesetzt, und was Petri sich vornimmt, das schafft er auch. Schließlich bin ich keine unsympathische Erscheinung.«
Seine ganze Art stieß Almuth noch mehr ab.
»Ich stelle Sie vor die Entscheidung, mich zu heiraten oder aber Ihren Vater zu ruinieren. Entscheiden Sie sich bald. Ich habe es nämlich nicht nötig, irgendwo lange zu bitten, Prinzessin. Oder bilden Sie sich etwas auf Ihren Titel ein? Sind Sie sich zu fein, um eine Frau Petri zu werden? Meine Millionen ersetzen zehn alte Adelstitel, Prinzessin. Ich kann zu den besten Kreisen Zutritt erlangen, wenn ich nur will.«
»Ich habe Sie noch nie auf einem Fest gesehen, Herr Petri«, platzte Almuth heraus.
Der Bankier ballte die Hände zu Fäusten. Es stimmte, Geld wollten die vom Adel gern bei ihm leihen, gesellschaftlichen Verkehr aber lehnten sie ab. Durch die Heirat mit Almuth hatte er gehofft, in die Kreise zu gelangen, die ihm bisher trotz seines Reichtums verschlossen geblieben waren.
»Ich kann Sie nicht heiraten.« Almuth stand auf. »Ich bitte Sie, drängen Sie mich nicht mehr.«
»Niemand drängt dich, Kind«, beruhigte Fürst Leopold seine Tochter. »Es tut mir leid, Herr Petri, in dieser Sache kann ich nichts für Sie tun.«
Das runde Gesicht des Bankiers bekam einen Stich ins Violette, so sehr regte er sich auf.
»Sie werden mich noch kennenlernen, alle drei! Mit euch fahre ich noch Schlitten!«, knirschte er.
»Sie vergessen sich, Herr Petri. Almuth, du darfst gehen.«
Bevor sie ging, legte die Prinzessin die Rosen vor Petri auf den Tisch. Sie wollte keine Blumen von diesem Mann.
Der Bankier nahm den verschmähten Strauß und warf ihn auf den Teppich.
»Ihr seid zu gut für mich? Ich verstehe! Aber ihr werdet noch zu Kreuze kriechen! Worauf bildet ihr euch eigentlich etwas ein? Auf eure Schulden?«
»Herr Petri möchte gehen.« Fürst von Sassenstein hatte den Knopf gedrückt, der den Diener herbeigerufen hatte.
»Ich lasse mich nicht rauswerfen! Ich gehe freiwillig. Aber ich komme wieder, das schwöre ich! Es ist mir noch nie passiert, dass man mich so behandelt hat, das sollt ihr büßen!«
»Folgen Sie mir bitte.« Der alte Diener legte die Hand leicht auf Petris Schulter.
Der Bankier schüttelte sie heftig ab.
»Rühren Sie mich nicht an, Sie Lakai! Aber mit der Fürstenherrlichkeit hier werde ich aufräumen. Morgen bekommen Sie die Hypothekenkündigung ins Haus. Im Frühjahr wird man Sassenstein versteigern, oder glauben Sie wirklich, irgendjemand würde Ihnen noch einen Pfennig leihen? Sie sind total unfähig, dumm und arrogant.«
»Komm, Elisabeth!« Der Fürst bot seiner Gattin höflich den Arm. Es war unter seiner Würde, sich die Schimpftiraden dieses Menschen anzuhören.
Nach wenigen Schritten blieb Elisabeth stehen.
»Wenn er nun wirklich die Hypotheken kündigt?«, fragte sie angstvoll.
»Ich werde es tun!«, schrie Petri hinter ihnen her.
»Lass uns gehen, Elisabeth! Mit Herrn Petri haben wir nichts mehr zu besprechen.«
»Ihr werdet noch froh sein, wenn ich mich einmal herablassen werde, Almuth zu nehmen. Aber wenn ich sie nehme, dann nicht mehr als Frau! Höchstens als Geliebte! Sie wird froh sein ...«
Fürst von Sassenstein drückte die Tür fest hinter sich ins Schloss. Den Schluss der Drohung hörte er nicht mehr.
»Was für ein Mensch ist das nur!«, sagte die Fürstin bestürzt. »Wenn er nun die Hypotheken kündigt?«
»Es ist sein Recht, wir können ihn nicht daran hindern. Wenn es sein muss, werde ich Land verkaufen. Es wird sich schon ein Weg finden, Elisabeth.«
»Seid ihr mir böse?«, fragte Almuth, die ins Zimmer gekommen war. »Aber ich kann ihn nicht heiraten, ich finde ihn widerlich!«
»Du hast dich vollkommen richtig entschieden. Mach dir keine Vorwürfe, Almuth.«
»Ich hätte ihm nicht so zeigen dürfen, dass ich ihn nicht mag«, klagte sich die Prinzessin an. »Ich wollte dir keine Schwierigkeiten machen, Vater.«
»Sprechen wir nicht mehr von Herrn Petri.«
In dieser Nacht schliefen alle drei sehr schlecht.
♥♥♥
Am nächsten Tag kam tatsächlich die gefürchtete Kündigung der Hypotheken ins Haus geflattert. Fürst Leopold hatte ein halbes Jahr Zeit, neues Geld zu beschaffen, doch für solch eine Summe war ein halbes Jahr zu wenig. Wenn er es nicht schaffte, dann würde sein geliebtes Sassenstein unter den Hammer kommen.
»Ich habe überhaupt keine Lust, den Ball auf Hagenow mitzumachen«, erklärte Fürstin von Sassenstein ein paar Tage später. »Müssen wir wirklich hingehen, Leopold?«
»Ja«, erwiderte ihr Mann. Er war mit seiner Frau allein.
Almuth und ihr Bruder Markus waren draußen auf den Feldern. Sie ritten beide leidenschaftlich gern und verbrachten viel Zeit auf den Rücken ihrer Pferde.
»Vielleicht gelingt es Almuth, eine gute Partie zu machen«, fügte der Fürst hinzu.
»Du willst Almuth verheiraten?«
»Nein! Ich hoffe nur, dass sich irgendjemand in Almuth verliebt, der vermögend genug ist, um uns aus unseren vorübergehenden Schwierigkeiten zu helfen. Die paar Hypotheken sind es doch nicht, die die Existenz unseres Sassensteins gefährden. Das Geld ist im Moment nur so knapp, deshalb haben wir Schwierigkeiten. In einigen Jahren kann es schon ganz anders sein. Besorg für Almuth ein neues Kleid. Ich möchte, dass sie so hübsch wie möglich aussieht.«
»Aber das Geld dafür ...«
»Haben wir auch noch übrig«, fiel Leopold von Sassenstein ihr ins Wort. »Almuth brauchst du ja nicht zu sagen, weshalb sie ein neues Kleid haben soll. Es ist besser, das Mädchen behält seine Unbefangenheit.«
»Vielleicht findet Markus ein reiches Mädchen«, meinte die Fürstin. »Wenn wir nur etwas mehr Zeit hätten!«
»Die haben wir nicht. Petri wird kein Erbarmen kennen.«
♥♥♥
Almuth war selig über das neue Ballkleid. Ihre Augen strahlten, als sie sich in der neuen Pracht zum ersten Mal im Spiegel betrachtete.
Graf und Gräfin von Hagenow begrüßten ihre vornehmen Gäste mit herzlicher Freude.
»Nett, dass Sie sich auch einmal bei uns sehen lassen«, sagte die Gräfin. »Im Saal wird schon eifrig getanzt. Wie schön Sie aussehen, Prinzessin!«
Ihr Kompliment färbte Almuths Wangen rot. Ihr rechter Fuß wippte unwillkürlich im Takt des Tangos, der aus den Festräumen zu ihr drang. Die Hagenows waren berühmt für ihre Feste, denn als reiche Leute sparten sie an nichts und verwöhnten ihre Gäste.
»Geht nur vor«, sagte Fürstin Elisabeth mit nachsichtigem Lächeln. Stolz schaute sie ihren Kindern nach.
Markus wurde seinem Vater von Woche zu Woche ähnlicher und versprach einmal ein guter Landwirt zu werden.
»Darf ich bitten, Schwesterlein?« Markus verneigte sich vor Almuth. »Gräfin von Hagenow hat recht, du siehst tatsächlich umwerfend aus. Mir tun die anderen jungen Damen direkt ein wenig leid. Neben dir verblassen sie wie der Mond neben der Sonne.«
»Seit wann machst du deiner Schwester Komplimente?«, fragte Almuth lachend. »Reicht dein Taschengeld nicht, willst du dir etwas leihen?«
»Hältst du mich für so berechnend?«, fragte Markus mit gut gespielter Gekränktheit. »Du, wer ist denn das da, der Mann neben der Säule? Er verschlingt dich mit den Augen.«
»Das ist Prinz von Kreienhoff. Ich kenne die Familie flüchtig. Ob seine Schwester auch da ist? Wahrscheinlich wird sie noch zu jung sein. Nein, dahinten an der Wand sitzt sie. Du musst unbedingt mit ihr tanzen, Markus.«
»Du meinst doch nicht die Kleine mit dem Zopf?«, fragte Markus entsetzt. »Um Himmels willen, Almuth, hab Erbarmen. Die besteht ja nur aus Armen und Beinen, und alles andere ist Kleid.«
»Sie ist jung, sie wird ihr Kleid schon noch ausfüllen. Ich stelle es mir schrecklich vor, Mauerblümchen zu sein. Nicht wahr, du forderst sie manchmal auf?«
»Dir zuliebe, Almuth, aber wirklich nur dir zuliebe. Hoffentlich bekomme ich keine blauen Flecken, wenn ich sie in den Arm nehme. Wie kann sie sich nur solch ein Kleid anziehen! Geschmack scheint sie auch nicht zu haben.«
»Hör auf, an ihr herumzumäkeln. Achte lieber auf den Takt.«
»Der Kreienhoff frisst dich noch mit den Augen auf. Gleich wird er sich auf dich stürzen, warte nur. Hoffentlich tanzt er so, dass er Gnade vor deinen Augen findet.«