Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 719 - Ina Ritter - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 719 E-Book

Ina Ritter

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Beschreibung

Gegen den Willen ihrer Eltern nimmt Baroness von Fernau die Stellung der Chefsekretärin im Werk von Dr. Thomas Westen an. Auf einer gemeinsamen Geschäftsreise kompromittiert ihr Chef sie durch ein unglückliches Missverständnis. Ein älterer Graf, dem es große Freude bereitet, bösartig verzerrte Klatschgeschichten zu verbreiten, wird Zeuge davon.
Als Ehrenmann fühlt Thomas sich verpflichtet, Asta zu heiraten, um sie vor einem Skandal zu schützen. Als sie die Ehe schließen, glauben sie beide, dem anderen nichts zu bedeuten, dabei haben die reizende Baroness und der attraktive Werksbesitzer längst Feuer gefangen. Doch ihre wahren Gefühle füreinander verstecken sie hinter verletzender Gleichgültigkeit ...

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Inhalt

Cover

Tränen auf dem Hochzeitsstrauß

Vorschau

Impressum

Tränen auf dem Hochzeitsstrauß

Der dramatische Roman einer großen Liebe

Gegen den Willen ihrer Eltern nimmt Asta von Fernau die Stellung der Chefsekretärin im Werk von Dr. Thomas Westen an. Auf einer gemeinsamen Geschäftsreise kompromittiert ihr Chef sie durch ein unglückliches Missverständnis. Ein älterer Graf, dem es große Freude bereitet, bösartig verzerrte Klatschgeschichten zu verbreiten, wird Zeuge davon.

Als Ehrenmann fühlt Thomas sich verpflichtet, Asta zu heiraten, um sie vor einem Skandal zu schützen. Als sie die Ehe schließen, glauben sie beide, dem anderen nichts zu bedeuten, dabei haben die reizende Baroness und der attraktive Werksbesitzer längst Feuer gefangen. Doch ihre wahren Gefühle füreinander verstecken sie hinter verletzender Gleichgültigkeit ...

»Ich habe bestanden!« Asta von Fernau fiel ihrer Mutter mit strahlenden Augen um den Hals. »Mit Auszeichnung! Unter zweiundfünfzig habe ich das beste Zeugnis bekommen. Fast nur Einsen.«

»So.« Sonderliche Begeisterung verriet Baronin von Fernaus Stimme nicht. »Ich bin jedenfalls froh, dass der Unsinn mit der Handelsschule jetzt aufhört. Wozu braucht eine Baroness Stenografie- und Schreibmaschinenkenntnisse?«

»Sogar englische Stenografie«, ergänzte Asta und warf sich in einen Sessel. »Es ist ein herrliches Gefühl, etwas geleistet zu haben. Glaube nicht, dass es einfach war. Ich habe ganz schön büffeln müssen.«

»Du weißt, dass wir immer dagegen waren«, erinnerte die Baronin sie. »Nun hast du deinen Willen gehabt, jetzt wirst du vernünftig sein und bei uns bleiben. Wir werden einen Ball für dich geben.«

»Du willst mich verheiraten, Mutter«, stellte die junge Dame amüsiert fest. »Man gibt einen Ball, und die jungen Herren wissen, dass die Baroness von Fernau noch zu haben ist. Man wird sich um das gnädige Fräulein bemühen, schließlich lohnt es sich bei ihrer Mitgift.«

»Eine Ausdrucksweise hast du dir angewöhnt, Asta!« Baronin Julia schüttelte pikiert den Kopf. »Selbstverständlich werden die jungen Herren sich um dich bemühen. In deinem Alter war ich schon verheiratet, Asta. Eine Frau braucht einen Mann.«

»Heutzutage nicht mehr. Wir sind selbstständig geworden, Mutter, wir brauchen keinen Herrn, der für uns arbeitet und uns das Denken abnimmt.«

Wieder schüttelte die Baronin den Kopf. In ihrer Ehe dachte Baron von Fernau für sie mit, und sie kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder. Eine Regelung, mit der sie stets vollkommen zufrieden gewesen war.

»Ich werde mir eine Stellung suchen, Mutter«, erklärte Asta.

»Eine Stellung?«, wiederholte Baronin von Fernau entsetzt.

»Ja. Als Sekretärin. Ich habe keine Lust, hier zu versauern.«

»Ausgeschlossen! Vater wird das niemals zulassen. Es war schon ein Wunder, dass er dir erlaubt hat, die Handelsschule zu besuchen. Aber eine Stellung ... Du hast es nicht nötig, für Geld zu arbeiten, Asta. Niemals hat ein Fernau für Geld gearbeitet.«

»Vater ist nichts geschenkt worden, er schuftet sich ganz schön ab.«

»Es ist sein Gut, das er bewirtschaftet. Aber er arbeitet doch nicht für andere.«

»Ich möchte gern mein eigenes Geld verdienen. Ich werde mir ein Zimmer suchen, eine Stellung finde ich bestimmt auch.«

»Das kommt nicht infrage. Schlag dir das aus dem Kopf, Asta. Du wirst bei uns bleiben, bis ein Mann dich heimführt.«

»Wo ist Georg?«, wechselte Asta das Thema.

»Er ist mit Vater zusammen auf den Feldern. An Georg solltest du dir ein Beispiel nehmen, Asta. Er kennt seine Pflichten. Er wird einmal ein würdiger Nachfolger deines Vaters sein.«

»Er hat ja auch einen Beruf, der seinen ganzen Einsatz erfordert. Aber ich ...«

»Junge Damen brauchen keinen Beruf!«, fiel ihr Frau Julia mit ungewohnter Schärfe ins Wort. »Schlag dir den Gedanken aus dem Kopf. Ich bin deinem Vater eine gute Frau, und mehr sollte eine Frau auch gar nicht wollen.«

»Tut mir leid, Mutter, aber mir genügt es nicht, nur eine gute Hausfrau zu sein. Das ist mir zu wenig, zu eng und kleinkariert.«

»Es war ein Fehler, dir zu erlauben, diese Schule zu besuchen. Du hattest dein Abitur, und das ist Ausbildung genug. Lass uns jetzt nicht mehr darüber sprechen. Der Fall ist erledigt.«

»Für mich nicht«, murmelte Asta trotzig. Sie hatte geahnt, dass ihre Mutter Schwierigkeiten machen würde, aber nicht mit solch einem hartnäckigen Widerstand gerechnet. Vielleicht versteht Vater mich besser, hoffte sie.

♥♥♥

Zum Mittagessen fanden sich Baron Richard und sein Sohn Georg pünktlich ein. Der Baron schloss Asta in die Arme.

»Du bist noch hübscher geworden, Kind«, stellte er mit stolzem Schmunzeln fest. »Ich fürchte, wir werden dich nicht lange bei uns behalten.«

»Ich will noch nicht so schnell heiraten. Wie geht es dir, Vater? Du siehst auch prächtig aus.«

Sein Sohn Georg glich ihm äußerlich sehr, aber er stand immer ein wenig im Schatten seines willensstarken, energischen Vaters.

»Hast du schon ein Mädchen gefunden?«, fragte Asta ihn und blinzelte ihm vergnügt zu. »Du bist ein Jahr älter als ich und an und für sich an der Reihe mit dem Heiraten.«

»Ich weiß noch nicht recht.«

»Georg wird nächstes Jahr heiraten. Wir sind uns noch nicht schlüssig, wen er ins Haus bringen wird. Aber schließlich brauchen wir die Entscheidung nicht übers Knie zu brechen. Einen Korb wird mein Sohn nirgendwo bekommen.«

Verwundert schaute Asta auf ihren Bruder. Ließ der sich etwa eine Frau aussuchen?

»Und du bleibst jetzt also ganz bei uns?« Richard von Fernau entfaltete die Serviette und lächelte seiner bildhübschen Tochter mit dem hellblonden Haar und den dunklen Augen zu.

»Nein. Ich möchte gern arbeiten.«

Der Baron hob kurz den Kopf.

»Ausgeschlossen«, erklärte er in einem Ton, der keinen Widerstand duldete.

»Ich habe ein ausgezeichnetes Examen gemacht, und es wäre schade, würde ich meine Kenntnisse einrosten lassen«, widersprach Asta. »Lass mich wenigstens für ein Jahr eine Stellung annehmen, Vater. Vielleicht bin ich dann froh, wieder ganz auf Fernau leben zu dürfen.«

»Du wirst nicht für andere arbeiten. Wie kommst du nur auf solch eine Idee? Du hast diese Schule nicht besucht, um einen Beruf auszuüben.«

»Doch, genau deshalb. Ich möchte als Sekretärin arbeiten, Vater.«

»Dann kannst du mir den schriftlichen Kram vom Hals halten«, bot Baron von Fernau ihr prompt an. »Ich habe sowieso viel zu wenig Zeit, mich mit dem Papierkram zu beschäftigen. Aber wir wollen die Suppe nicht kalt werden lassen.«

Asta beschloss, das Gespräch später fortzusetzen. Sie war schlank und wirkte fast zierlich, aber sie besaß einen harten Willen, der sich mit dem des Vaters durchaus messen konnte.

♥♥♥

Nach dem Abendessen saßen sie im Wohnzimmer alle zusammen. Frau Julia war mit einer Strickerei beschäftigt, Georg las die Tageszeitung, und Baron Richard ließ sich eine Zigarre schmecken. Mit keinem Wort kam er auf Astas Wunsch zu sprechen.

Das Mädchen beschloss, erst abzuwarten, ob sie eine Antwort auf ihre Bewerbungsschreiben erhalten würde, die sie mittags heimlich verfasst und abgeschickt hatte.

Und wirklich, zwei Tage später brachte ihr der Postbote drei Briefe. Drei Firmen baten sie, sich persönlich vorzustellen.

Das war ein Erfolg, der Astas kühnste Erwartungen bei Weitem übertraf. Ihre Büffelei auf der Handelsschule hatte sich gelohnt.

»Kann ich morgen unseren kleinen Wagen haben?«, fragte sie abends unschuldig, als sie wieder zusammensaßen.

»Ja«, erwiderte ihr Vater, ohne sie zu fragen, wozu sie den Wagen brauchte, denn er vertraute ihr.

Als Asta am nächsten Morgen losfuhr, waren ihr Vater und Georg längst auf den Feldern.

Asta wurde in den Personalbüros sehr zuvorkommend empfangen. Ihr glänzendes Zeugnis war eine Empfehlung, wie man sie sie sich besser nicht wünschen konnte. Man bot ihr ein für eine Anfängerin verhältnismäßig hohes Gehalt.

Ein Werk hatte es Asta auf den ersten Blick angetan. Es war sehr modern und großzügig angelegt, und sie hatte den Eindruck, dass die Menschen in den Büros einen zufriedeneren Eindruck machten als in den anderen Werken.

Sie nahm die Stellung an, die der Personalchef ihr anbot. Schwungvoll unterschrieb sie den Vertrag.

Als jemand die Tür öffnete und eintrat, schaute Asta kurz hoch. Der Mann, den sie erblickte, war eine beeindruckende Erscheinung. Sie spürte, dass er eine leitende Position in dem Werk innehaben musste.

»Ich brauche Ersatz für Fräulein Mahler«, sagte er, während sein Blick Asta kurz streifte.

Der jungen Dame kam es so vor, als hätte er sie gar nicht richtig wahrgenommen.

»Schicken Sie mir jemanden. Möglichst bald. Es ist sehr dringend.«

»Jawohl, Herr Doktor, nur ...« Der Personalchef verbeugte sich beim Sprechen. »Unsere Damen ... Hier ist Fräulein von Fernau, sie möchte bei uns arbeiten, vielleicht ... So als eine Art Probediktat. Fräulein von Fernau könnte gleich beweisen, ob sie ihr ausgezeichnetes Zeugnis zu Recht bekommen hat.«

»Meinetwegen. Kommen Sie mit.« Der Mann ging hinaus, und Asta folgte ihm. Sein Büro befand sich auf demselben Flur. Es war ein riesiger Raum mit breiten Fenstern, von denen aus man einen ungehinderten Blick über die Werksanlagen hatte.

Der Mann setzte sich hinter seinen Schreibtisch und bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung, auf einem Stuhl Platz zu nehmen.

»Schreiben Sie.« Seine Stimme klang unpersönlich, aber nicht unfreundlich.

Astas Bleistift flog nur so über den Stenogrammblock, den er ihr zugeschoben hatte.

»Kommen Sie mit?«, unterbrach er sich einmal.

»Ja.« Asta konzentrierte sich voll auf das Diktat.

Eine Stunde diktierte er pausenlos.

»Das wäre es«, sagte er schließlich. »Schreiben Sie die Briefe ab und legen Sie sie mir sofort zur Unterschrift vor.«

»Jawohl«, erwiderte Asta und ging hinaus.

Es machte ihr Spaß, ihr Stenogramm ins Reine zu übertragen, denn der Mann, dessen Namen sie nicht einmal kannte, besaß einen kraftvollen, flüssigen Stil.

»Die Briefe.« Asta legte sie dem Mann vor.

»Sind Sie schon fertig?«, fragte er erstaunt. »Hoffentlich haben Sie nicht zu viele Fehler gemacht.«

Er las die Briefe sorgfältig durch, bevor er sie unterschrieb.

»Sie können weiter für mich arbeiten.« Er sagte es in einem Ton, als müsse Asta seinen Befehl als Auszeichnung begreifen.

»Ich kann erst morgen anfangen, ich habe noch kein Zimmer und überhaupt ...«

»Ein Zimmer wird man Ihnen vom Betrieb aus besorgen. Meine Sekretärin ist plötzlich erkrankt, darum brauche ich jemanden. Wie heißen Sie übrigens?«

»Fernau.«

»Also gut, Fräulein Fernau, Sie bleiben, und ich werde veranlassen, dass Sie ein Zimmer bekommen. Um Ihre Sachen können Sie sich heute Abend kümmern.«

Asta spürte, dass dieser Mann von seiner Arbeit besessen war und darüber vergaß, dass seine Mitarbeiter auch ein Privatleben hatten.

Arbeit gab es für sie genug. Sie kam kaum zum Aufschauen, aber es machte ihr Spaß. Man wird zu Hause auf mich warten, fiel ihr einmal ein. Ich muss nachher anrufen und Bescheid sagen, dass ich mittags nicht zurückkomme.

♥♥♥

»Sie arbeiten ausgezeichnet.« Der Herr im grauen Anzug nickte Asta anerkennend zu, als sie abends den Schutzdeckel über die Schreibmaschine schob. »Morgen erwarte ich Sie um acht Uhr. Hier ist die Adresse Ihres Zimmers.« Er rechte Asta einen Zettel. »Das Zimmer wird Ihnen gefallen. Es liegt im Haus einer Bekannten von mir, die es an und für sich nicht nötig hat zu vermieten, aber ab und zu doch junge Leute aufnimmt. Guten Abend.«

Mit unbeweglicher Miene nickte er ihr zu und ging hinaus. Er trug eine prall gefüllte Aktentasche unter dem Arm. Asta nahm an, dass er zu Hause weiterarbeiten würde.

Bevor sie den Raum verließ, überzeugte sie sich durch einen prüfenden Blick, dass alle Schränke geschlossen und ihr Schreibtisch aufgeräumt war. Sie hielt es absolut nicht für ausgeschlossen, dass ihr neuer Chef früher kommen würde als sie. Und sicherlich war er kein Mann, der Unordnung duldete.

Asta eilte zum Lift, um endlich nach Hause zu fahren. Ihre Mutter war am Telefon sehr ungehalten gewesen, als sie gehört hatte, dass ihre Tochter zum Mittagessen nicht zu Hause sein würde.

Die Familie saß schon im Wohnzimmer beisammen.

Asta blieb neben der Tür stehen. Ein wenig bang war ihr doch ums Herz, als sie die drei Augenpaare erwartungsvoll auf sich gerichtet sah.

»Entschuldigt, dass ich so spät komme, aber man hat mich gleich dabehalten. Ich musste für eine erkrankte Sekretärin einspringen.«

»Würdest du die Freundlichkeit besitzen, uns etwas genauer zu informieren?«, bat Baron von Fernau in scharfem Ton.

»Ich habe eine Stellung angenommen. Eine schrecklich interessante Arbeit. Mein Chef war sehr zufrieden mit mir.«

»Wie großzügig von ihm«, sagte Richard von Fernau ironisch. »Du willst uns also erzählen, dass du eine Stellung als Sekretärin angenommen hast? Habe ich dich insoweit recht verstanden?«

»Ja. Und ein Zimmer hat er mir auch besorgt. Ich habe es mir auf der Rückfahrt angeschaut. Es ist sehr hübsch und gar nicht einmal so teuer.«

»Aber Asta!«, rief Frau Julia entsetzt.

»Lass mich mit ihr sprechen, Julia«, sagte der Baron und wandte sich wieder seiner Tochter zu. »Du weißt, dass wir nicht wünschen, dass du eine Stellung annimmst.«

Asta nickte.

»Dennoch hast du dich über unseren ausdrücklichen Wunsch hinweggesetzt. Du wirst den Leuten morgen früh mitteilen, dass sie auf deine weitere Mitarbeit leider verzichten müssen.«

»Aber Vater ...«

»Du hast gehört, was ich gesagt habe!«, schnitt Baron von Fernau seiner Tochter barsch das Wort ab. »Ich bin nicht bereit, über diesen Punkt mit dir zu diskutieren. Traurig genug, wenn du nicht weißt, wie du dich zu benehmen hast.«

»Und wenn ich mich weigere, dir zu gehorchen?«, fragte Asta aufsässig.

»Zwingen können wir dich nicht. Selbstverständlich werden wir dann aber die Konsequenzen aus deiner Haltung ziehen und dich ersuchen, nicht mehr nach Fernau zu kommen. Du bist uns jederzeit willkommen, wenn du bereit bist, dich uns anzupassen. Als Angestellte möchte ich dich hier nicht mehr sehen. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt.«

»Allerdings«, bestätigte Asta bitter und stand auf. »Entschuldigt mich jetzt bitte, ich möchte meine Sachen packen. Darf ich morgen den Wagen noch einmal benutzen, oder muss ich mit der Bahn in die Stadt fahren?«

»Ich weiß nicht, ob eine Sekretärin sich heutzutage ein Auto erlauben kann. Mein Wagen steht dir jedenfalls nicht mehr zur Verfügung. Nicht für solche Dummheiten!«

»Aber Richard!« Frau Julia verkrampfte entsetzt die Hände. »Können wir denn nicht in Ruhe über alles sprechen? Asta war doch immer ein liebes Mädchen, sie wird einsehen, dass du recht hast ...«

»Dann bin ich jederzeit bereit, alles zu vergessen.« Richard von Fernau verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber ich bin nicht bereit, mich dem Willen meiner Tochter zu beugen. In meinem Haus gilt mein Wort.«

»Vater, du weißt doch, dass ich dir keinen Kummer machen möchte.« Asta hatte sich durchgerungen, ihm ein paar gute Worte zu gönnen. »Aber es liegt mir einfach nicht, nur herumzubummeln. Ich brauche Aufgaben und Pflichten. Du würdest auch nicht in den Tag hinein leben wollen. Weshalb verlangst du es von mir?«

»Meine Gründe kennst du. Richte dich danach, oder tu es nicht. Aber dann zieh die Konsequenzen. Guten Abend.« Er ging hinaus, und gleich darauf hörten die Zurückbleibenden das Portal ins Schloss schlagen. Baron von Fernau war hinausgegangen, um draußen Abstand von der empörenden Haltung seiner Tochter zu gewinnen.

»Dass du uns so viel Kummer machen musst«, stieß Frau Julia schluchzend hervor. »Hast du denn nicht alles, was du brauchst? Wir haben dich immer reichlich mit Geld versorgt.«

»Ich weiß, und ich werde es auch nicht vergessen. Ihr wart alle sehr gut zu mir, Mutter. Aber ich kann nicht in den Tag hinein leben.«

»Du wirst bald heiraten ...«

»Nein!« Energisch schüttelte Asta den Kopf. »Oder habt ihr mir schon einen Mann ausgesucht?«, fragte sie dann misstrauisch.

»Wir meinen es doch nur gut, Kind.«

»Ich suche mir meinen Mann selbst aus, Mutter. Bitte, weine doch nicht. Eigentlich solltet ihr froh sein, dass ich ein Mädchen bin, das mit beiden Beinen im Leben steht.«

»Vater wird nicht einlenken.« Frau Julia schluckte schwer. »Er hat einen harten Kopf, und was er einmal sagt, das gilt. Du musst nachgeben, Asta. Bitte, tue es mir zuliebe!«

»Nein!«

Georg hielt sich da heraus. Einerseits bewunderte er seine Schwester, andererseits war er ihr böse, weil sie den Familienfrieden störte.

»Ich gehe packen«, sagte Asta. »Wenn mir noch etwas fehlt, schickst du es mir nach, nicht wahr, Mutter?«

»Komm bald zurück, Asta. Du weißt, Vater ist nicht nachtragend.«

Asta begriff, dass es keinen Zweck hatte, ihrer Mutter zu antworten. Man verstand sie nicht, man erwartete blinden Gehorsam. Aber immerhin, zurückkommen kann ich jederzeit, dachte sie. Vater würde dann so tun, als wäre nichts geschehen.

Doch so schnell würde sie nicht zurückkommen. Das stand für Asta fest.

♥♥♥

Am nächsten Morgen ließ Asta ihre beiden Koffer auf dem Bahnhof in der Stadt stehen, weil ihr die Zeit fehlte, sie in das möblierte Zimmer zu schaffen.

Der Zug hatte Verspätung gehabt, und sie musste sich beeilen, wenn sie pünktlich im Büro sein wollte. Ein paar Minuten nach acht Uhr hatte sie es geschafft, ganz außer Atem vom Hasten.