Familien - Code   -   Doris Days Neckarverwandten - Marianne E. Meyer - E-Book

Familien - Code - Doris Days Neckarverwandten E-Book

Marianne E. Meyer

0,0

Beschreibung

Der Sinn des Lebens ist herauszufinden, wer wir wirklich sind. Marianne hatte ihre erste außerkörperliche Wahrnehmung im Alter von zwei Jahren. Von Erwachsenen unverstanden, führte sie das Leben einer Sucherin. Das verwirrende Nichts namens Zeit treibt uns unerbittlich dem Ende entgegen. Von der Kindheit bis zum mittleren Alter und zurück pickt die Autorin Besonderheiten aus ihrem faszinierenden Leben und überträgt sie auf die Gegenwart. Kurz nach dem Umzug von Frankfurt nach L. A. begegnete Marianne dem Großvater ihres Vaters auf einer höheren Ebene des Bewusstseins. Er sei in die USA emigriert, habe den Namen Dieter Victor angenommen und in der Gegend von Carmel gelebt. Zwei Monate nach der Zeugung seiner Tochter, an Weihnachten 1901, wurde Wilhelmina Meckes in aller Eile verheiratet. Am 5. Oktober 1902 erblickte Maria Hörr als 7-Monatskind das Licht der Welt. Vor ein paar Jahren erfuhr die Autorin von der Verwandtschaft ihrer Mutter mit der in Carmel lebenden Doris Day! Ihre Großmütter stammen beide von J. J. Mann und M. E. Nollert ab und wuchsen in Neckarhäuserhof auf, einem kleinen Dorf in der Nähe von Heidelberg. Die Synchronizität, dass beide Elternteile der Autorin Verwandte in Carmel haben, versteht sie als Aufforderung, nach eventuellen Familienangehörigen ihres Vaters zu suchen. Sie hat immer noch eine klare Vorstellung von ihrem körperlosen Vorfahren. Wird sie ein Foto von ihm im Album einer Familie Victor finden? Fesselnd schildert Marianne ihr aufregendes Leben in Indien, USA, Südpazifik, Afrika und Europa. Sie prüfte Prophezeiungen, vergangene Leben oder Synchronisationen und präsentiert Metaphysik als wahre Wissenschaft. Dr. Meyer zeigt, wie sie sich, ihren Mann und ihre Tiere heilt. Auch enthüllt sie, wie sie den geheimnisvollen Wassercode durch Experimente mit Wasserkristallfotos knackte. Die Autorin wünscht sich unser rasches Fortschreiten auf dem Weg zum wahren Wissen. Das wäre wahrscheinlich, wenn Wissenschaftler sich exponierten, sich von ihren Scheuklappen befreiten und das Leben ohne Vorurteile erforschten, genau so wie Kinder es machen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 600

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Autorin und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für Schäden irgendeiner Art, die direkt oder indirekt aus der Anwendung oder Verwendung der Angaben in diesem Werk entstehen.

Einige weitere Bücher von M. E. Meyer:

Spirulina für Kinder

Zugvögel auf Rädern II - 2015

Fit und froh in Marokko

Spirulina, Überlebensnahrung für

ein neues Zeitalter

So verbindet Wasser unsere Welten

Psyllium - So bekommen Sie Ihr Fett weg

Wunderwesen Wasser: Clusterwasser

stoppt Allergie, Alzheimer, Krebs...

Meyer, Apartado 320

P-8801 Tavira

M. Meyer richtete seit ihrer Jugend den Fokus auf Lebenshilfe und Heilen. Einst Arzthelferin, studierte sie später Diplompädagogik in Frankfurt. Sie besuchte ehrenamtlich krebskranke und spastisch gelähmte Kinder bei wöchentlichen Supervisionen. In Kalifornien arbeitete sie einige Jahre lang in der von Louise Hay gegründeten AIDS-Hilfegruppe in West Hollywood und studierte Ernährungswissenschaft. Ihre Doktorarbeit über Immunabwehr und Spirulina veröffentlichte M. Meyer in ihrem Bestseller Spirulina, das blaugrüne Wunder. Sie lebte 10 Jahre lang in USA, dann wieder in Südhessen.

Gegenwärtig schreibt und arbeitet die Autorin zeitweise mit schwer erziehbaren Jugendlichen in Portugal und kümmert sich um wilde Katzen und Hunde. Pioniergeist und eine große Hingabe an das Wohl der Menschen und Tiere beflügeln sie.

Für meine

Angehörigen vom

Odenwald/Neckartal,

für Doris Day

&

für meine anderen

kalifornischen

Verwandten

INHALT

Einleitung

Nach 15 Jahren wieder mal in Kalifornien

Wechselkurs-Wirkung: Ticket nach L. A

Vermehrte metaphysische Erscheinungen

Familiärer Wiederholungszwang, ein Code aus der Vergangenheit?

Wahlverwandte im

Haus Tania

San Franciscos Nackedeis und Obdachlose

Entfernte Verwandte auf Doris Days Spur

Von

Haus Tania

nach Indien

Weihnachtsbäume und Phosphorbomben

Die philanthropischen Parsen

Alte Zöpfe abschneiden

Endlich in Goa

Handeln, Heilen, Spielen, Träumen

Odenwälder Familienleben der 50er Jahre

Sind wir die Schöpfer von Katastrophen?

Noch mehr Flüge und Lisas finaler Abflug

Lydias Abgang und Mariannes Ankunft

Entwicklung psychischer Fähigkeiten

Perfekte Prophezeiung: Hilde begegnet John

Sermone und Fahrten zum Neckar

Jocelyn Brandos Schreibblockaden-Workshop

Der

Pfad der Tränen

- Geschichte wie gehabt

Sharon Chatten's Schauspielklasse

Party-George und Immobiliensuche

Dr. Fett und unsere neuen Freunde

Reiki in Venice und Metaphysik in Mexiko

Wien in Beverly Hills, Hay in W. Hollywood

Dan Barton, Kommandeur der Hochzeit

Knisternder Frühling folgt Kriegswinter 1991

Feuerlauf mit Michael Big Bear

Neue Karriere am Horizont

Gertrud und die chancenlose Chemo

Easy Eye

und Malibu Inferno

Georges UFO, Anzas ET & eine Prophezeiung

Attaché fährt Zug ohne zu wissen warum

Hildes Karma auf der Spur

Buddhismus & Reiki - Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart

Hasya und Hollywoods Osho-Gemeinschaft

Wasser-Code geknackt?

Endlich wieder zu Hause in Berlin

Was steht auf der Wunschliste?

Am Ende doch die kleine Farm

Danksagungen

Einleitung

Vor Kurzem rief ich die jüngste Schwester meiner Mutter an. Sie fragte zum x-ten Mal, wann ich denn zu dem Buch komme, das ich für unsere berühmte Verwandte Doris Day zum 90. Geburtstag geschrieben hatte. Natürlich in Englisch. Das ist einer der Gründe meines Zögerns. Übersetzungsarbeit ist langweilig, eben kein kreatives Schaffen. Doch der Hauptgrund ist, dass sich meine Neckarverwandten vermutlich etwas anderes von dem Buch erhoffen und ich ihre Erwartungen kaum erfüllen werde. Da aber Anneliese ihre Befürchtung äußerte, es nicht mehr erleben zu können, versprach ich ihr, bis Ende des Jahres fertig zu sein. Prompt spürte ich am nächsten Morgen die Präsenz meiner Mutter. Ich wusste sofort, dass sie mich an mein Versprechen erinnern will. Denn das war schon beim ersten Mal so, am 6.6.11, fünf Monate nach dem Verlassen ihrer körperlichen Hülle.

Auch 4 Jahre danach war sie mir so nah wie im fleischlichen Leben. Es war, als ob sich die ganze Familie in meinem Schlafzimmer versammelt hätte. Dieses überwältigende Gefühl kann keiner, der es nicht selbst erlebt hat, erfassen. Ich kann verstehen, wenn der eine oder die andere gönnerhaft schmunzelt, wie früher mein Vater, wenn sich meine mütterlichen Verwandten mit mir über übersinnlich Erlebtes austauschten. Ich sagte dann immer, du wirst das auch noch checken, gib mir dann aber bitte ein Zeichen. Das hat er am 1. Oktober 1998 bzw. am Morgen nach seinem Wechsel in die geistige Welt dann ja auch besonders gut hinbekommen. Aber davon später. Jetzt will ich erst mal über den geplanten Annäherungsversuch an die Filmdiva berichten. Gut, dass Doris das nicht lesen wird. Sie mag diesen Ausdruck genauso wenig wie Star. Ich kann es ihr auch kaum verdenken, dass sie vom Hollywoodrummel Abstand nahm und sich mit ihren vielen Vierbeinern in das nordkalifornische Carmel Valley zurückzog. Da können ihre Babys auf dem wunderschönen 4½-Hektar-Gelände toben. Doris war übrigens auch in Hollywood eine ganz gewöhnliche Nachbarin. Genau wie meine Mutter und ihre beiden Schwestern hatte auch sie immer einen Selbstversorgergarten und oft fuhr sie mit dem Fahrrad ihre selbst gezüchteten Tomaten zu ihren Freunden und Nachbarn.

Apropos gewöhnlich: Vor ein paar Tagen saßen wir wie jeden Samstag mit unseren Einkäufen und denselben Leuten in einem Café vor der Markthalle in Tavira. Wir unterhielten uns mit Sigrid über Renates Tochter, die im Monterey Golf-Hotel arbeitet. Witzig, Sigrids Tochter lebt in Monterey. Renate sagte, Sigrid hat Doris Day mal gegenübergestanden. Fragend auf Sigrid schauend, sagte ich: und? Sie sah ganz gewöhnlich aus, wie eine Putzfrau. Vielleicht hat sie gerade im Safeway für ihre Vierbeiner eingekauft. Nein, das war bei der Post und mit der Mine, ein Verbrechen aufzudecken, sie hatte ein Kopftuch auf! Und? Die langen Haare schauten unten heraus! Renate sagte wohlwollend: Sie ist doch schon sehr alt. Sigrid sagte, das war vor 12 Jahren. Ich sagte, Doris war wohl wieder mit dem Fahrrad unterwegs, der Wind kann dort kräftig blasen. Doris besuchte Freunde oft mit dem Fahrrad. Sie beglückt sie mit ihrem selbst angebauten Gemüse. Ach! Sie hat sich immer viel bewegt. An ihrem 70. Geburtstag hat sie noch einen freien Handstand vorgeführt. Wirklich? Ja. Das ist übrigens ein Grund, weshalb ich nie berühmt werden wollte. Du kannst dich nirgends lässig sehen lassen, ohne dass gleich irgendjemand sich wegen irgendeiner Banalität echauffiert. Wenn du Filmstar bist, das hab ich in Doris' Biografie gelernt, bist du nicht frei.

Aber nun zum Besuch meiner US-Ersatz-Töchter in Kalifornien. Mandira kenne ich seit ihrem 8. Lebensjahr. Wir wohnten in Frankfurt im selben Haus. Ines wanderte 1994 im Alter von 19 mit ihrem Wolfgang und nur $1.500 Startkapital nach L. A. aus. Die Kinder wohnten ganz in unserer Nähe. Sie machten ihren American Dream wahr und sind heute Multimillionäre.

Nach 15 Jahren wieder mal in Kalifornien

Das Zurückfallen in die vertraute Sprache, frei von der Sorge nach der Treffsicherheit des Geschlechts oder der Einhaltung von Anstandsregeln, war einfach. „Du“ oder „nicht du“ ist hier keine Frage. Die Fahrt vom Flughafen LAX nach Pasadena in Ines' brandneuem BMW fühlte sich dagegen weniger vertraut an. Wir hatten immerhin zehn Jahre im ruhigen Odenwald gelebt. Älterwerden kann ein weiterer Faktor dafür sein, die fast lane nicht mehr zu beanspruchen. In den zehn Jahren in L. A. hatten Peter und ich alles, was unsere Ersatzkinder nun besitzen: ein Haus mit Pool, schicke Autos, ein gutes Geschäft. Mit der Firma 2000Charge konnten Ines und Wolfgang ganz groß rauskommen, wenngleich Letzterem öfter mal die Angst im Nacken sitzt, dass sie scheitern könnten.

Besonders in den USA ist Vorsicht geboten. Hinter jeder Ecke lauert ein Kläger. Deshalb helfe ich mit, das EU Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) zu verhindern und spende trotz meines marginalen Einkommens für Plakate gegen TTIP. Da reiben sich die gierigen US-Anwälte heute schon die Hände im Vertrauen darauf, EU-Staaten um Milliarden an Schadensersatzklagen prellen zu können. Sie müssen ja irgendwie ihren Pleitestaat wieder sanieren. Es ist traurig, dass viel zu oft diejenigen Recht bekommen, die den besseren Anwalt haben. Das konnte ich vor kurzem auch in Deutschland erleben. Ein ehemaliger Freund, dem Peter Geld für den Handel mit Autos gab, hatte mein Ebay-Account missbraucht, um ein Auto zu verkaufen. Zum Zeitpunkt der Transaktion waren wir in Portugal und hatten somit weder einen Vertrag mit irgendeinem Käufer abgeschlossen noch irgendwelches Geld kassiert. Trotzdem musste ich ein Auto zurücknehmen, das ich noch nie im Leben berührt hatte. Der erste Richter hatte zu meinen Gunsten entschieden, aber die trickreiche Gegenpartei siegte beim Oberlandesgericht. Der Rechtsanwalt erkannte, dass der Schuldige schon sämtliche Eide geleistet hat und da absolut nichts zu holen ist. Ich verstehe heute die Juristentochter unserer Freunde. Tina sagte, als sie noch studierte, ich könnte nie Rechtsanwältin werden, allenfalls Staatsanwältin. Und recht hat sie, ich könnte auch nicht eine Person ins Unglück stürzen, von der ich genau wüsste, dass sie unschuldig ist. Mein Trost bei allen weltlichen Ungerechtigkeiten ist die Existenz des höchsten Gerichts: das kosmische Gesetz. Da wir nicht um dieses Auge um Auge... herumkommen, war ich wohl der Übeltäter in einem früheren Leben und arbeite in diesem mein schlechtes Karma ab.

Die Fahrt von Pasadena nach Carmel wird auch für dich eine schöne Abwechslung sein. Sicher. Für deinen neuen Sportwagen auch. Der lechzt doch mit seinen 3.000 Kurzstreckenmeilen geradezu nach einem längeren Ausritt. Ich beneide dich keinesfalls dafür, dass du die Route Pasadena - LAX wie im Schlaf schaffst. Ich hab selber oft Gäste vom Flughafen abgeholt. Es ist erstaunlich, wie viele Leute uns damals gekannt haben. Einmal war ich den ersten Tag alleine nach einer ganzen Reihe von Wochen mit Gästen. Peter war in Portugal. Gegen meinen Rat hatte er ein Julio Iglesias Konzert finanziert. Echt? Wie ist er denn darauf gekommen? Der damalige Präsident des Fußballklubs Olhanense hat ihm 270.000 Dollar dafür abgeschwatzt und sich dafür verbürgt. Ich hab sogar noch 100.000 von unserm Konto bei der Bank of America nach Kanada überwiesen. Jedenfalls war ich dabei, die poröse Dämmmasse auf die abgenutzten Platten am Pool zu streichen, als ein Paar, das ich ein einziges Mal in Deutschland gesehen hatte, den letzten Urlaubstag bei uns verbringen wollte! Ich sagte, dass ich das Alleinsein genieße, weil wir wochenlang ein volles Haus hatten, keine saubere Bettwäsche mehr da sei und ich gerade Renovierungsarbeiten mache. Das hat sie nicht abgehalten, mich noch stundenlang, auf unseren Sonnenliegen ruhend, zu bearbeiten. Krass. Ja, fand ich auch. Ich bin dir wirklich sehr dankbar Ines, dass du mich begleiten willst. Mit einem verschmitzten Zwinkern sagte sie: Ist mir ein Vergnügen.

Ja, lass uns Spaß haben. Mal weg von allem. Ich bewundere wirklich deine Energie. Das große Haus ohne Putzhilfe, zwei Töchter, eine Firma, als was arbeitest du da? Instrukteur. Ich trainiere die Mitarbeiter. Oh hier, lass uns mal die besten Hamburger haben. Ich dachte, TGIF hätte die besten. Muss neu sein. Typisch weiß mit rot: Steht für sauber und schnell. Drei Stunden später brauste der BMW M3 durch eines der fruchtbarsten Gebiete von Amerika. Steinbecks Heimat. Mmh, kräftiger Zwiebelgeruch!

Am frühen Abend erreichten wir das mediterrane hundefreundliche Frühstückshotel, das Doris gemeinsam mit Denny LeVett gekauft hatte. Sie könnte ein ähnliches Motiv wie meine Mutter gehabt haben, denn Familien haben ihr eigenes Wertesystem. Letztere half meinem Bruder, eine Pension zu errichten, um seinen Lebensunterhalt zu sichern.

Ines hatte zwei der 44 Zimmer im Cypress Inn gebucht. Von meinem aus blickte ich über eine lauschige abgeschiedene Terrasse, die irgendwie vertraut wirkte. Ich schnappte mir einen Apfel vom Fruchtkorb und öffnete einen der Beutel mit Erdnüssen. Vom anderen Willkommensgruß in einer exquisiten Kristallflasche nahm ich Abstand: ein edler Sherry, wie ich später im Gästebuch lesen konnte. Später streiften wir in der für Carmel typischen Junibrise um die Häuser. Sie fühlte sich wie ein sanfter deutscher Januarwind an. Ich sagte, hätte ich doch bloß einen Schluck genommen, um mich aufzuwärmen. Doch der Rotwein in dem nahe gelegenen überfüllten Restaurant half genauso gut. Wir hatten genug Zeit, um alle Ehrenbezeugungen studieren zu können. Der Italiener musste exzellent sein oder gute Beziehungen haben. Mein Lachs war jedenfalls ausgezeichnet.

Am nächsten Morgen ging ich hinunter, kommunizierte mit einem freundlichen Golden Retriever und bediente mich am Frühstücksbuffet. Der große Bildschirm darüber zeigte eine Szene aus Meisterschaft im Seitensprung:

Doris sitzt am Küchentisch David Niven gegenüber. Ihre Mimik und ihre Bewegungen überwältigen mich. In dieser Szene erinnert sie mich so sehr an meine Mutter, dass sich meine Augen mit Tränen füllen. Wie ein stiller Schrei der Erinnerung sehe ich die Augen meiner Mutter durch mich hindurch blinken. Langsam rinnen die Tränen über meine Wangen. Im letzten halben Jahr der Trauer hatte ich nie so wahrhaftig geweint. Ich vermisse die liebevollen Augen meiner Mutter, die Berührung ihrer Hand, ihren glockenhellen Sopran, den sie sich noch mit über 80 bewahrt hatte.

Ich setzte mich ans Fenster unter ein Foto, auf dem Doris als das ungestüme, Pistolen schwingende Prairie-Girl Calamity Jane posiert. Ich las in ihrer Biografie, dass dies einer ihrer Lieblingsfilme war. Von ihm ist auch die wunderschöne Ballade Secret Love, die noch lange nach dem Verschwinden des Films in den Kinos die Hitparaden dominierte. Aber der Film verursachte ihren Nervenzusammenbruch, anscheinend durch ihre physische Ausgelassenheit beim Springen auf Pferde, über Gatter, Bartresen und Wagen sowie mit kampflustigen Männern beim Sturz in schlammige Bäche. Ihre darauffolgenden Probleme beim Atmen mit leidigem Herzklopfen und Angst vor schwerer Krankheit verursachte ihre tiefe Depression. Dass Doris damals nicht bei den Academy-Awards erschien, um den mit dem Oscar preisgekrönten Song zu singen, hat ihr den jährlichen Sour Apple-Award des Hollywood Woman's Press Club eingebracht. Hier können meine Leser den Film in englischer Sprache sehen:

http://www.dailymotion.com/video/x1zagd1_calamity-jane-1953-full-movie_shortfilms

Ines gesellte sich zu mir, um mich aufzuheitern. Nachdem wir ein paar Fotos von den Innenräumen geschossen hatten, blätterte ich durch das Cypress Inn Servicebuch und fand eine Hundesitterliste. Wenn ich in der Gegend leben würde, könnte ich mich auf diese Liste setzen lassen. Warum? Ist es nicht das Schönste überhaupt, wenn wir für etwas bezahlt werden, das wir liebend gern machen? Lass uns einen Laden finden, der große Ausdrucke der Fotos für Doris machen kann. Wir haben auf der Fähre in Neckarhäuserhof für unsere Verwandte winkend posiert.

Da ich im Internet gelesen hatte, dass Doris täglich im Restaurant des Quail Golf Klubs zu speisen pflegt, war das unser nächstes Ziel. Gegenüber der Bar bei Edgar's sitzend, blickte ich auf den Quail Lodge Golfplatz und genoss meinen leckeren Caesar Salat. Das Essen war jedoch Nebensache. Ich wollte unbedingt Do-Do treffen. Wir genossen Rudy Gazudy's positive Energie. Den Namenszusatz bekam Herr Quidileg von Doris. Doch die Nachricht des Barkeepers war negativ: Seit einem Jahr war meine Verwandte nicht mehr da gewesen. Er sagte: Sie war gekommen, weil ich mich immer besonders um ihre Privatsphäre gekümmert hatte. Ich wette, es ist ihr warmes Lächeln und ihre Art, dass Menschen sich hier wohlfühlen. Ich denke, wir können nicht mehr machen als versuchen, ihr Haus zu finden. Sie können es von der Terrasse aus sehen. Zehn Minuten später dachten wir die Residenz der Hundeliebhaberin gefunden zu haben, da die Leuchten und Mauern ausgeschnittene Knochen und andere deutliche Hundeornamente zeigten. Wir hinterließen im Briefkasten eine Notiz, dass wir in 2 Tagen wiederkommen würden und verließen die reizende Gegend in Richtung Palo Alto, wo uns meine andere Ersatztochter erwartete. Im Haus der Mattas wurden wir mit einem exzellenten Dinner verwöhnt. Am nächsten Morgen, nachdem wir die Leckereien fürs Brunch aus der Küche zum Gartentisch gebracht hatten, sagte ich, wow, genau wie im Prospekt: ein Füllhorn an Vitaminen. Mandira fragte mit einem lustigen Gesichtsausdruck: Mehr als du zu servieren pflegst? Ich zuckte mit den Schultern. Wo ist Madhu? Noch Kaffee kochen. Ich weiß, er schmeckt besser in dieser tollen Kaffeemaschine. Aber denkst du nicht, die altmodische Art ist weniger Stress? Das ist wahr.

Du hast Glück. Madhu ist so ein Schatz. Gestern hat er sich ja mächtig angestrengt mit dem fantastischen Abendessen.

Ja, er ist spitze in der Küche.

Schmunzelnd kam der Hausherr mit zwei dampfenden Wachmachern zu uns in die Sonne. Ich lud mir Papayastücke, eine Scheibe Lachs und etwas Rührei auf den Teller. Die anderen aßen noch, als ich zu häkeln anfing. Ich hatte Shiv versprochen, die Mütze fertigzustellen.

Madhu fragte, was machen wir heute?

Unser Herz in San Francisco verlieren? Schlug ich vor. Aus allen Ecken kamen Kommentare der Akzeptanz.

Wie weit ist es von hier aus? Etwa 30 Meilen. Gleich hinter der Tür, haha. Ich befestigte das mit Luftmaschen gehäkelte „S“ auf der Mütze, winkte dem 12-Jährigen in der Hollywood-Schaukel damit: Ta-ta, das war's!

Madhu sagte, du bist erstaunlich.

Was auch immer das bedeutet. Bei einem Besuch bei Bebóos Vater Sime auf der kroatischen Insel Solta nannte er mich Zirkus Zirkus. Warum? Keine Ahnung; hab ihn nie gefragt. Vielleicht weil ich damals ausgefallene Gürtel mit viel Geklimper getragen hab. Ich ging zu dem Jungen und setzte ihm die Mütze auf den Kopf. Er lächelte und ließ sie auf. Warte, ich mach schnell ein Foto. Man weiß ja nie. Vielleicht steige ich ins Kappengeschäft ein. Wo ich doch den reizenden Brief von Doris bekam, in dem sie mir für ihre Lieblingskappe dankte. Wirklich? Ja, sie hat geschrieben, dass sie so schön passt; sie habe sie den ganzen Winter getragen. Badische Studenten sind mit ihrem Hatnut Onlineshop doch auch erfolgreich. Am badischen Neckar geboren, könnte das Business bei mir ja auch klappen.

Apropos Geschäft, Ines zog sich ins Gästezimmer zurück, um ihre E-Mails zu überprüfen.

Während die Kinder das Geschirr in die Küche trugen, sagte Madhu, seine Samtstimme um eine Nuance tiefer: Marianne, ich weiß nicht, wie nahe du Ines bist ... verstehst du dich mit ihren Töchtern? Mit der indischen Art, den Kopf zu schaukeln, sagte ich: Ich bin okay, danke. Ich will nur, dass du weißt, dass du zu uns kommen kannst, die Flüge sind billig. Das ist sehr nett von dir. Wenn ich auf dem Weg zurück Doris nicht antreffe, mach ich das vielleicht. Mandira fragte: Was willst du durch die Begegnung mit ihr erreichen?

Ich will die Verwandten meines Vaters finden. Wie? Gute Frage. Als Ingrid mich zur Ex-Frau des Pate-Produzenten Al Ruddy schickte, dachte ich, ich hätte schon eine in den Hollywood Hills gefunden. Huh? Hasyas Größe, ihr Körperbau, die Haarfarbe und ihre Augen erinnerten mich an meine Großmutter. Und während der Gruppenaktion hat sie mich öfter so merkwürdig durchdringend angeschaut. Es war auch ganz seltsam, als sie mich beim Abschied an sich drückte. Das war die längste Umarmung meines Leben. Wenn ich Kalifornien nicht kurz danach verlassen hätte …, wie auch immer, ich hab Hasya nie wieder kontaktiert. Vielleicht kennt Doris eine Menge Leute in der Gegend. Sie lebt in Carmel seit den frühen Achtzigern. Ihr Freund war da mal Bürgermeister. Clint Eastwood. Yep. Was ich in Hermosa Beach erlebt hab... es ist zu wichtig, um es zu begraben. Das Kuriosum, dass beide meine Eltern Verwandte in Carmel haben, könnte der Zuckerguss meiner Story sein. Wie das? Ich glaub kaum, dass die Geister, die mich in L. A. aufgesucht haben, sich nur über mich lustig gemacht haben. Was sie mir gesagt haben, ist im Interesse für uns alle. Inwiefern? Der Tenor der Botschaft war, dass die Menschen nur überleben können, wenn wir die lebensfeindliche und lieblose Weise, in der wir mit der Erde und uns selbst umgehen, beenden. Das ist nichts Neues.

Weiß ich. Kennst du den Witz? Zwei Planeten treffen sich. Der erste sagt: Wie geht es dir? Gar nicht gut! Wie das? Ich leide ernsthaft an Homo sapiens. Ach, antwortet der andere erleichtert, das kenne ich, das vergeht wieder.

Ja, wir sind ein Betriebsunfall der Natur. Statt uns verantwortlich in Liebe und Güte zu verhalten, sammeln wir immer mehr gescheiterte Experimente mit der Natur. Dabei verderben wir unsere Seele und vernichten das Leben auf der Erde. Zu viele Leute denken, nach mir die Sintflut zu. Stimmt, aber was kann man tun?

Wenn uns nur allen klar wäre, dass die Seele den Körper überlebt, und dass wir zurückkommen in das Chaos, das wir schaffen. Wenn wir zerstören, werden wir zerstört. Wenn wir betrügen, werden wir betrogen. Auge um Auge ... ja, aber die Menschen juckt das nicht. Richtig, aber wenn ich meine väterlichen Verwandten finde, würde das mein Geisterlebnis beweisen und könnte den Menschen bewusst machen, dass der Tod keinesfalls das Ende ist. Hmm. Glaubst du nicht, wenn die Leute wüssten, dass sie von Geistern umgeben sind, dass sie ein besseres Leben zu führen würden?

Madhu sagte: Kann sein. Ich glaub nicht an Zufälle. Vielleicht ist unser Leben in Kalifornien von der Geisterwelt orchestriert worden. Na, ich weiß nicht. Die Versuche mit den Wasserkristallfotos haben mir klar gemacht, dass Seelen mit uns durch Wasser kommunizieren. Das verstehe ich nicht. Die geistige Welt versucht ständig, uns zu unterstützen und mit uns zu interagieren, wenn wir darauf achten. Wir ... meine mütterlichen Verwandten ... wir nehmen mehr wahr als die meisten Menschen. Ich weiß, das Zweite Gesicht, aber was nützt es?

Oh, es kann sehr nützlich sein. Wie das?

Einmal war mein Bruder mit seinen Handballerfreunden in Paris. Sie verließen ihr Hotel, fuhren herum, tranken hier was, sahen sich dort was an, aßen eine Kleinigkeit und stellten plötzlich fest, dass sie sich verirrt hatten. Auf einmal hatte mein Bruder eine 3-dimensionale Karte von Paris vor seinem geistigen Auge. Er leitete den verblüfften Fahrer auf einer anderen Route zurück zum Hotel. Ja, und über meine übersinnlichen Erfahrungen hab ich Informationen über das unfassbare Element Wasser erhalten.

Was für Informationen? Da wäre jetzt das Hintergrundwissen aus meinem Wasserbuch gut, um das Konzept in Wasser kristallisierter Seelenenergie und subtiler Schwingungen der Gedanken und Gefühle zu begreifen. Erst vor Kurzem ist mir eingefallen, dass meine Jugendliebe der Designer meiner Wasserkristallfotos war.

Huh? Ich war mit Edmond von Dembinski eineinhalb Jahre zusammen. Er war Kellner, aber ich glaubte an sein künstlerisches Talent und stellte ihn einem Professor vor, der ihn als Student akzeptierte. Ich führte ihn quasi der Kunst zu. Er hatte Vernissagen in allen großen europäischen Städten. Edi kann viele der Seelen- sterne geschaffen haben. Wie? Er ist 1951 geboren und 2002 mit 51 gestorben. Seltsam, seine Kunstwerke sind voller Zeichen. Sie symbolisieren Schönheit und sind Warnsignale, die Umwelt zu schützen. Genau wie die Botschaft meines Urgroßvaters.

Aber wie willst du deine Leute finden? 1902 wanderte der Großvater meines Vaters von der Gegend um Hanau nach Amerika aus. Ich sehe ihn noch ganz deutlich vor meinem inneren Auge. Wie? Na ja, so wie er mir als Geist erschien. Ich denke, dass ich ihn in Fotoalben von Victorfamilien mit deutschen Wurzeln erkennen würde. Vielleicht sieht ja auch eine Verwandte aus wie meine Oma.

Aber was willst du von deinen Verwandten? Was soll ich von ihnen wollen? Kichernd sagte ich, bestimmt keine rückwirkenden Alimente für meine Oma. Aber wenn du so etwas erlebst ... wenn meine Vorfahren mich nur in unserer ersten Wohnung in Kalifornien hätten begrüßen wollen, hätten sie mir dann den Vortrag meines Lebens gehalten? Das Thema wechselnd, sagte Mandira: Ich erinnere mich gar nicht mehr, warum seid ihr überhaupt nach Kalifornien gegangen? Aus geschäftlichen Gründen, aber wer weiß! Meine Gedanken drifteten ein Vierteljahrhundert zurück.

Wechselkurswirkung: Ticket nach L. A.

Die meisten Menschen wandern aus ökonomischen Gründen aus. Wir waren keine Ausnahme. Als wir im Haus in Frankfurt-Bergen gelebt hatten ... Ja, ich erinnere mich an das parkähnliche Gelände mit dem kleinen Pool. Genau, da verkauften wir neue Luxusautos an Amerikaner. Als der Dollar fiel, war es vorbei mit dem Big Business. Also mussten wir etwas anderes finden, um über die Runden zu kommen. Wir waren in den frühen 80ern drei Monate in Kalifornien und hatten dort eine Menge rostfreier Blechkisten auf Rädern gesehen. Peter flog nach L. A. und suchte nach geeigneten Oldtimern. Irgendwann war er das ständige Fliegen leid. Deshalb sind wir 1986/87 in die USA ausgewandert. Wir haben das Land und das Geschäftsmodell gewechselt. Wir sind vom Import zum Export umgestiegen.

Einfach so? Nein, wir hatten eine Probezeit. Ich hätte aber die Miete für das Haus in Bergen gern gespart. Als Schütze bin ich flexibel und passe mich Veränderungen schnell an. Aber für meine Eltern war es einfacher, sich die Vorstellung zu eigen zu machen, uns bald nicht mehr in der Nähe zu haben. Meine Mutter fuhr zweimal im Monat nach Frankfurt, um nach dem Haus zu sehen. Manchmal hat mein Vater sie begleitet, und sie genossen einen Kurzurlaub. In diesen Monaten haben sie sich langsam an den Gedanken gewöhnen können, uns gehen zu lassen.

Wo habt ihr gewohnt?

In Motels und etwa fünf Wochen lang in Jerrys Haus. Welcher Jerry? Der Veteran, der sein Bein in Deutschland verloren hat. Ah, ja, ich weiß, der Mann mit den strahlend blauen Augen. Ja. Er wollte nicht mal etwas von uns, nur die Geschenke, die wir ihm von den deutschen Apotheken mitbrachten. Die geriatrischen Pillen von der berühmten rumänischen Dr. Aslan scheinen ihm wirklich zu helfen.

Wie habt ihr Jerry kennengelernt? Ich hab ihn in den frühen achtziger Jahren quasi adoptiert. Er hatte Interesse an unserem Mercedes Cabrio. Das hab ich auf dem Automarkt in Frankfurt angeboten. Wir hatten unsere Autoplätze aufgegeben, aber wir kauften noch Luxusautos und verkauften sie an Händler, durch Anzeigen oder auf Automärkten. Der Autohändler Jim Keller war mit Jerry gereist. Er hat ihm das Verschiffen deutscher Autos nach Kalifornien eingesungen und ihm versprochen, sein Geld zu verdoppeln. Aha! Ja, und ich hab die Chance gewittert, endlich die ersehnte Erkundungsreise in die Staaten antreten zu können. Peter fliegt nämlich nicht einfach mal so in ein fremdes Land, um es nur zum Spaß zu erkunden.

Nein? Warum nicht? Frag ihn mal. Wir hätten nie Indien besucht, wenn ihr nicht dort gewesen wärt. Ich hab die Kalifornier zu uns nach Hause gelockt. Die Worte, wir haben noch zwei schöne Autos, ich mache euch ein Package deal öffneten die Büchse der Pandora. Die Männer folgten mir zu Haus Tanja. Peter verkaufte ihnen noch eine Limousine und lud sie zu unserem Lieblingsitaliener zum Abendessen ein. Am nächsten Tag kochte ich Fisch und Sauerkraut für Jerry. Was ist das denn für eine Kombination? Jedenfalls hat er es im Altänchen nicht bekommen. Warum nicht? Gute Frage. Sie hatten nämlich neben ihrem fettem Schweinefleisch und den Würsten auch Hering. Deshalb bestellte er Fisch und Sauerkraut, das Fett bitte in einem extra Schälchen. Die Kellnerin hat den Witz nicht geschnallt. Sie war beleidigt. Jerry sagte: Mann war die sauer. Wie können sie ihr Zeugs verkaufen, wenn sie ihre Gäste wie Shit behandeln? Deutsche sind es gewohnt, unsanft behandelt zu werden. Den Grund findest du in Geschichtsbüchern. Ihr müsst unbedingt in die USA kommen! Dort werdet ihr wie Könige behandelt. Ich würde gerne kommen. Klar kommt, ihr könnt bei uns wohnen. Ist doch nett.

Ja, mein Kochen brachte mir den Trip in den Wilden Westen ein, aber am Ende entpuppte sich dieser als extrem teuer. Ja, ich weiß.

Wir hatten ein paar schöne Tage. Am Flohmarkt am Mainufer kaufte Jim einige antike Uhren, und ich hab gesehen, dass Jerry ein Faible für Trödel hat. Während dieser Woche setzte Jim Peter den Floh ins Ohr, mit dem Export schicker Autos sein Geld verdoppeln oder verdreifachen zu können. Wenig später überquerten wir den großen Teich. Peter wollte schnelles Geld durch den Export von europäischen Qualitätsautos in die USA machen. Ich schlug vor, das Verfahren der Umrüstung auf amerikanische Standards mit nur zwei Autos zu testen. Peter hat mir nur einen höhnischen Blick zugeworfen und gesagt: Das lohnt sich nicht. Da können wir es gleich lassen, das ist die Mühe nicht wert. Also investierte mein waghalsiger Glücksritter all unser Geld in meist besternte Cabrios und schickte sie über den großen Teich. Wir folgten später, um ein wachsames Auge auf den Umbau zu werfen. Ohne Zweifel hatten wir eine wundervolle Zeit mit der netten Familie des Werkstattinhabers. Wir hatten auch die Möglichkeit, in der Eigentumswohnung von Leonard Bernsteins Bruder in Escondido ein Wochenende zu verbringen. Ich hab Jonathan, der sich um die Anlage gekümmert hat, gefragt, ob Herr Bernstein sein Kondominium mit unserem Panther J 72 tauschen will. Leider fiel der Deal ins Wasser. Peter war ohnehin nie an Immobilien interessiert. Sein Slogan ist: Immobilien machen immobil. Ein paar Monate später entsprachen die Veränderungen immer noch nicht den EPA und DOT Normen. So kehrten wir unverrichteter Dinge nach Europa zurück.

Bevor wir gingen, ernannte Peter Max Högele zu unserem Autoverkäufer. Er hatte ein kleines Haus mit einem eingezäunten Grundstück in Venice nahe dem Lincoln Blvd. Doch unser Landsmann kiffte lieber. Nach jedem tiefen Zug traten ihm die Augen hervor, wie bei einem Frosch, dann hustete er sich ins Nirwana. Als wir das Wochenende mit ihm und seiner Rochelle in Bernsteins Kondo verbrachten, probierte ich das Kiffen auch mal. Anders als angeblich Bill Clinton hab ich inhaliert und mit Paranoia und Kotzen reagiert. Und was war mit den Autos? Max verkaufte nur ein Mercedes Cabrio in Champagner metallic an einen Filmregisseur von Twentieth Century Fox. Linda kümmerte sich um die Transaktion. Für Max war der Verkauf dieses Wagens wohl zu arbeitsaufwendig. Also wählte er den etwas einfacheren Weg und setzte sich mit einem anderen Mercedes SL ab. Wir haben ihn nie wieder gesehen. Den Rest der Autos mussten wir zurück verschiffen. Ja, daran erinnere ich mich.

Tja, dann ging die Achterbahnfahrt wieder von unten los. Als der Dollar enorm stieg, hatten wir wieder genug Geld, um einen neuen Mercedes zu kaufen, und wir bekamen einen Bankkredit für einen weiteren. Sie gingen wie warme Semmeln zu Überpreisen an die Amerikaner. Als der Dollar wieder fiel, importierten wir Oldtimer von USA. Dann dachten wir, es würde mehr Spaß machen, nach L. A. zu emigrieren, und wir wechselten wie gesagt vom Import zum Export. Was habt ihr mit euren Sachen gemacht? Einige unserer Möbel konnten wir verkaufen. Der Rest landete im riesigen Schlafzimmer und angrenzenden Speicher meiner Mutter. Beide Kater mussten in Michelstadt bleiben, bis wir ein Haus hatten. Zurück in Kalifornien fanden wir eine schöne Wohnung in Fußnähe zum Strand. Wir hatten viel Bargeld, aber, wie die meisten Deutschen, keine Kreditkarte. Daher hatten wir keine Kreditlinie und die Managerin sagte, sie brauchen einen Bürgen. Peter sagte, ich kann einige Monate im Voraus bezahlen. Sandi sagte, so funktioniert das hier nicht. Zuletzt bürgte Jerry für uns.

Peters Partner Bernd Bonello, der Begründer des Magazins Oldtimer Markt, lebte in einem gemieteten Wohncontainer in dem exquisiten Trailerpark in Newport Beach, direkt am Hafen. Peter wollte mit seiner Größe von damals noch 187 cm nicht in solch engen Verhältnissen leben. Jetzt denken wir anders darüber, da wir die meiste Zeit sowieso draußen leben. Wir waren aber damals mit unserer Wohnung in Hermosa Beach happy. Ich würde auch heute wieder dort leben. Meiner Mutter hat es auch gefallen. Ach ja? Ja, da ist alles zu Fuß erreichbar, Supermarkt, Post, Bibliothek, Buchhandlung, Tennisplätze. Apropos, ich hab Steffi, nur 20 Fußminuten von uns, in Manhattan Beach, gesehen, wie sie Martina geschlagen hat und zum ersten Mal die Nummer 1 wurde. Okay! Mir ist auch ein Schnappschuss der ratlosen Martina in ihrer typischen Brillenreinigungshaltung gelungen. Gut! Aber das Leben in Strandnähe hat einen Nachteil. Welchen? Das Mai-Grau und Junidunkel durch marine Grenzschichtwolken. Oft verliert die Sonne im Kampf gegen die Finsternis. Und nur eine Meile landeinwärts lacht sie und umschlingt alles mit ihren warmen Armen. Na, da kommt die Schriftstellerin wider durch.

Wie war die Wohnung? Der Blick auf den Pool von unserem großen Wohnzimmer war recht unterhaltsam. Peters Bauch, der in den Wochen ohne Sport gewachsen war, schmolz dahin. Alle Möbel, mit Ausnahme von unserem Bett, waren gebraucht. Unser Freund Hans-Jürgen hatte seine Kanzlei in Beverly Hills aufgegeben und uns seine schicke Ledercouch, einen antiken Esstisch, 2 Lampen und zwei moderne Sessel geliehen. Wie praktisch. Ja, und die Haushaltswaren haben wir von Jerrys Garage. Ich hab mich dafür revanchieren wollen, dass er uns bei sich wohnen ließ, und sie entrümpelt. Ich hab Platz gemacht für seinen Mercedes. Den ganzen Tag hab ich Jerrys Flohmarkt-Schnäppchen geordnet und gestapelt. Alles was wir brauchen konnten, durfte ich mir nehmen. Es war ein tolles Gefühl der Freiheit nach über 30 Tagen, obwohl es meist nur Nächte waren wegen der langen Fahrt von und zur Arbeit. Wo war das denn? In Orange. Ja, es war eine schöne Zeit. Wir hatten sogar einen deutschsprachigen Polizisten als zweiten Manager. Walter hat in Torrance gedient. Er ist der netteste Polizist, den ich je getroffen hab. Seine Mutter lebte in Bayern. Unserer ersten Managerin, eine zierliche Endfünfzigerin, wehte stets eine leichte Wodkabrise wie eine flatternde Fahne hinterher. Wenn ich den Schlüssel fürs Fitnessstudio wollte, musste ich zu Sandi gehen. Mir war das immer unangenehm, dass sie sich im Akt des Becherns ertappt fühlen könnte. Da war dann nur noch ein älterer Mieter, alle anderen waren jünger als wir. Und weißt du, in diesen Tagen hab ich ein Vorurteil entlarvt. Wir hielten die Amis für verschwenderisch. Aber es ist nur das System bzw. die Art, die Dinge so zu handhaben, dass sie zu Energieverschwendung führt. Wir dachten zuerst, boah, wie teuer: $850 Dollar für eine 2-Zimmer-Wohnung! Unsere Frankfurter Wohnung war etwas größer und kostete nur 560 DM, aber Strom, Heizung und Wasser kamen dazu. Klar, wenn alles inklusive ist, wird weniger gespart. Da war ich kaum anders als ein US-Bürger. Ich gönnte mir fast an jedem Wintertag Schaumbad. Vielleicht war das einer der Gründe, dass ich mehr denn je prophetisch träumte und Träume vergangener Leben hatte. Schon Goethe verwöhnte sich mit Spatherapie, weil er erkannte, dass die himmlischen Botschaften dadurch besser flossen. Was habt ihr denn so gemacht?

Morgens sind wir zum Strand gelaufen und haben im Good Stuff gefrühstückt. Danach fuhr Peter mit seinem roten Mustang Cabrio zum Büro. Wo war das? In der Halle gegenüber dem Hilton am Flughafen. Ich hab meist erst einige der Hausarbeiten und Einkäufe erledigt. Apropos Einkäufe. Eines Morgens an der Kasse vom Von's Supermarkt sprangen mich Stapel des gleichen Buchs an. Auf der Titelseite überraschte Shirley MacLaine. Ich wusste gar nicht, dass sie auch schreibt. Impulsiv hab ich ein Exemplar von Out on a Limb gekauft und ein Gänsehautgefühl hat mir gesagt, dass es für mich wichtig ist. Nachdem ich an die Reiki-Energie angeschlossen war, haben sich solche Gefühle noch verstärkt. Wie das? Na ja, nach der Einweihung in das kosmische Heilsystem hab ich wochenlang ein starkes Gefühl gehabt, als ob ein Geist mich begleitet. Wie war das? Zum Beispiel, wenn ich mit meinem Toyota Cabrio zur Arbeit flitzte, hatte ich ein unbeschreibliches Hochgefühl. Ähnlich wie in der Kindheit, als ich in dem roten Sport-Treter-Cabrio meines Cousins fahren durfte. Als ich durch den Tunnel am Flughafen Los Angeles raste, hob sich mein Herz in höhere Sphären. Ich war wieder mal zu Hause angekommen. Ich hatte keinerlei Zweifel, dass wir das Richtige gemacht haben, nach Kalifornien zu kommen. Ich hab nur meine Mutter vermisst. Aber unsere Briefe überquerten drei Mal pro Woche den Atlantik und sie besuchte uns jeden Winter. In Gedanken war ich wieder in der Halle am Airport angekommen:

Vermehrte metaphysische Erscheinungen

Im Büro blätterte ich in meinem neuen Buch. Wow! Die Frau hat Mut. Wieso? Fragte Bernd. Sie schreibt über ihre Erfahrungen mit Geistern und Außerirdischen. Das könnte ihrer Karriere schaden. Deshalb bin ich so gern in Kalifornien. Hier hat fast jeder was über metaphysische Erfahrungen zu erzählen. Meine Ex war wie du. Wie? Spirituell veranlagt. Sind wir das nicht alle? Ich nicht. Jetzt, wo ich auf Kaffee, Alkohol und Fleisch verzichte, erlebe ich viel mehr Übersinnliches. Brauch ich nicht. Aber Kaffee.

Mandira sagte, aber warst du nicht auch depressiv in dieser Zeit? Tja, im Bibliothekscomputer hab ich über hundert Studien darüber gelesen, wie schlecht Kaffee ist. Leider keine darüber, wie man das schwarze Gift aufsteckt, ohne Entzugserscheinungen zu bekommen. Aha!

Meine Hauptlebensmittel waren Salate und Gemüse. Ich bekam Pickel, die ich in meiner Jugend nie hatte. Dass sie Symptome der Entgiftung waren, erkannte ich erst später. Damals beschuldigte ich den L. A. Smog. Ich hatte öfter prophetische Visionen als je zuvor. Die meisten meiner Wahrträume realisierten sich in den folgenden Tagen. Auch begannen sogenannte Zufälle mit spirituellem Speed durch mein Leben zu sausen. Ich dachte an jemand und schwuppdiwupp erschien der oder die Betreffende oder rief an. Eines Morgens wachte ich auf und fragte Peter, kennst du einen Oliver?

Nö. Ich hab von einem jungen Mann namens Oliver geträumt. Oh, da muss ich wohl jetzt besser aufpassen. Kein Witz, der blonde Typ zeigte mir eine Seite im Stern, wo er für ein Stereo-Sound-System Werbung machte. Er war als Vogelhändler verkleidet. Ein paar Tage später sagte Bernd im Büro, ich hol jetzt Oliver vom Airport ab. Er will für uns arbeiten. Eine Stunde später kam der große blonde Mann und zeigte uns genau das Foto, das ich schon im Traum gesehen hatte. Apropos, blonder Mann, unser Sohn wäre jetzt auch über 20. Wie?

Am Freitag, den 13. Mai 1987 sind wir zurück nach Frankfurt geflogen, um unseren Haushalt aufzulösen. In dieser Nacht wurde ich schwanger. Ich hab es sofort gewusst. In der Nacht zum darauffolgenden Muttertag hab ich von unserem blonden Jungen geträumt. Er war schon 6 Jahre alt. Ich hab ihn meinem Prof. in den Räumen der Erziehungsberatungsstelle der jüdischen Gemeinde vorgestellt. Günter Feldmann hat gefragt, ist das dein Junge? Ja, hab ich geantwortet, er hat mir keine Schmerzen verursacht. Drei Monate nach dem Traum haben wir Freunde an einem Teich in der Nähe von Limburg besucht. Ich hab, meinen Bauch haltend gesagt: Ich erwarte einen Sohn, aber Peter sagt, er will nur ein Mädchen, den Jungen will er in den Müll werfen. Wieso? Er meint das nicht so. Peter sagt oft seltsame Sachen. Er dachte wohl an seine Söhne, um die er sich kümmern musste, obwohl er selbst noch ein Jugendlicher war. Vielleicht ist das aber auch wieder so ein Wassermannding. Ich hab Wassermänner fast immer als provozierend erlebt und schon ein paar Mal zu meiner Mutter gesagt, ich weiß nicht, ob ich das ewig aushalte. Und? Sie hat mich beruhigt, ich solle ihn einfach quatschen lassen und nicht hinhören, er sei ja sonst ein guter Kerl. Und, was war dann?

Karl-Dieter hat gesagt, mach dir keine Sorgen, wenn Peter den Buben nicht will, kümmer ich mich um ihn. Eine Stunde später hat sich unser Sohn verabschiedet. Seither frag ich mich, ob ich die Fehlgeburt unbewusst ausgelöst hab. Wie das denn? Ich hab auf dem Ende eines Holzbretts gestanden. Einige Kinder sind auf der anderen Seite draufgesprungen und ich bin abrupt auf- und abgehüpft. Ich hab ein Ziehen im Unterleib gespürt und unser Sohn, den ich Jan Jasper genannt hatte, ging nach Hause und wartet jetzt auf unsere Heimkehr. Anfangs hab ich mich gefragt, ob ich mir das alles nur eingebildet hab. Aber jedes Mal, wenn jemand versucht, aus meiner Hand zu lesen, sagt er oder sie: Du hast zwei Kinder, die Einkerbungen an der Wurzel des kleinen Fingers zeigen es. Unser indischer Freund Vivek hat gesagt, da ist noch eine kleine Kerbe, es könnten drei sein. Ich erinnere mich an zwei andere Male, wo meine Menses für drei Monate aussetzten. Während meiner Ausbildung beim Notarzt war ich einer Menge Röntgenstrahlen ausgesetzt. Damals gab es noch keine Strahlenmessgeräte.

Und wie war das, alles aufzugeben? Na ja, du machst alles bewusster. Bei meinem letzten Lesezirkeltreffen war ich offener als je zuvor. Ach, da ist mir übrigens Carlos Fehlverhalten klargeworden. Huh? Es war dunkel und Zeit zum Aufbrechen, als er mit einem Samtpfotenstakkato gegen die Glastür der Küche ein sofortiges Öffnen gefordert hat. Vom beleuchteten Wohnzimmer kommend hab ich es energiebewusst unterlassen, das Licht in der Küche einzuschalten. Ich hab gesagt, warum gehst du nicht nach oben? Durch einen Spalt der Schlafzimmer-Glastür konnten die Kater jeder Zeit das Haus verlassen. Klar war es einfacher, mich in die Küche zu zitieren, als die ganzen Stufen hochzujapsen und dann den Baum runterzuklettern. Ich hab also die Glastür aufgemacht, ein paar Sekunden gewartet und sie wieder geschlossen. Als ich am Küchentisch vorbeikam, war es mir ganz warm ums Herz. Feucht leider auch. Dann hab ich den attackierenden Pisser auf dem Tisch schemenhaft wahrgenommen. Tzzz! Diese Unart des Katers hat Margot Weber provoziert. Wie denn? Unsere Vermieterin hat in ihrer Einliegerwohnung einen Meerestiersalat für eine Party angemacht. Carlo ging dem Garnelengeruch nach und miaute sich die Seele aus dem Leib. Frau Weber hat ihm eine Schale mit Milch gefüllt. Das hat er als schweren Affront aufgefasst. Er hat sich ihrer brandneuen Couch genähert und mit angehobenem Schwanz einen kräftigen Strahl direkt auf das Blumenmuster abgesetzt. Aber statt mit Carlo zu schimpfen, hat sich Frau Weber in entzücktem Gehabe gefreut, dass sie den Grund für seine Attacke realisiert hat. Und dann belohnte sie seine Schweinerei noch mit ein paar Shrimps. Solch hanebüchenes Verhalten kann nur in die Hose gehen. Klar, dass Carlo sich das merkte und ab da immer versuchte, sich pissend durchzusetzen. So verkorksen viele Menschen auch ihre Kinder.

Und was war im Lesekreis? Ich hab die deutsche Ausgabe von Shirleys Buch Zwischenleben mitgenommen und war neugierig auf die Reaktion meiner Ex-Kommilitonen und unserer Gastgeber. Günter und Gisela waren für einige von uns wie eine Elternvertretung. Wie meinst du das? Na ja, manche Eltern haben ja Probleme, ihre Kinder loszulassen und ihnen die Freiheit zu gewähren, auf eigenen Füßen zu stehen. Ich kann mich ja täuschen, aber ich hatte das Gefühl, dass Günter Feldmann auch Ablösungsprobleme hatte. Und wer ist das? Günter gehörte dem Lehrkörper der Frankfurter Uni an, Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung. Er hat den Lesezirkel mit seiner Lebensgefährtin Gisela Wolf gegründet. So konnte er seine beliebten Studenten noch zweimal im Monat sehen. Mich hat er während eines Kolloquiums eingeladen. Vielleicht hab ich ja auch aufgrund von Ablösungsproblemen zugesagt.

Ich war froh, als ich mit dem Studium fertig war. Ich ja auch. Aber ich war auch traurig und vermisste schon irgendwie die Gewissheit des fehlenden Bezugsrahmens. Huh? Das Gefühl der Leere, nicht mehr dazuzugehören. Solange ich die bekannten Gesichter noch sehen konnte, war ich noch mit den Hochschulaktivitäten und dem Solidaritätsgeist verbunden. Ich hab die anregenden Diskussionen noch genießen können und das Gefühl, jung und frei zu sein.

Und, was haben deine Lesefreunde zu Shirley gesagt? Als ich nach dem üblichen Small Talk sagte, ich würde gern ein paar Seiten von Shirley MacLaines Buch Zwischenleben lesen, sagte Gisela, ich wusste gar nicht, dass sie auch schreibt. Ich mag ihre Schauspielerei. Da kann sie auch eine gute Schriftstellerin sein. Wovon handelt denn das Buch? Shirley ist eine erwachende Sensitive, die ständig über ihr Leben nachdenkt. Sie begegnete spirituellen Helfern und Freunden, die ihr halfen, ihr Bewusstsein zu erwecken. Okay? Ich hab dann den Teil vorgelesen, wo das Medium Kevin Ryerson in Trance ging und zwei verschiedene ätherische Entitäten durchkamen. In ganz unterschiedlichem Sprechverhalten beantworteten sie Shirleys Fragen und erklärten in wunderbarer Weise den Sinn des Lebens. Und, wie ist es angekommen? Zuerst mal erntete ich gefühlte 3 Minuten Schweigen. Einige der Teilnehmer untersuchten konzentriert ihre Kuchenplatten, andere hielten ihre Augen grüblerisch geschlossen. Wir hätten eine Nadel fallen hören können. Auch beim Lesen hat es keinerlei Zeichen der Ungeduld gegeben: weder Stuhlrücken noch Räuspern. Also war zumindest das Unterbewusstsein beteiligt. Niemand schien sich gelangweilt zu haben. Dennoch hat die unausgesprochene Frage im Raum gewabert und sich auf die konsternierten Gesichter der Lesefreunde geheftet: Warum hat sie uns damit konfrontiert? Was hat das mit unserer Realität zu tun? War es ein Fehler, diese andere Welt auf sie loszulassen? Hatte ich wirklich erwartet, dass sie meine Begeisterung über die Macht des Universums und unserer eigenen teilen? Hast du? Schon. Aber das war wohl naiv. Denn den Professor Nietzsche aus Basel hat auch kaum einer verstanden, als er mit seinem Zarathustra sein Zweites Gesicht auf seine erschrockenen Zeitgenossen losgelassen hat.

Meine Freunde waren teils Atheisten oder Agnostiker, Skeptiker und Individualisten. Wenn sie überhaupt jemals Religionsanhänger bzw. in Konzepten und Liturgien gefangen waren, hatten sie es ausgewachsen. Versteh mich nicht falsch, ich hab nichts gegen Religionen, wenn sie den Menschen helfen, Liebe und Güte auszustrahlen. Doch die Sinne vieler Sterblichen scheinen erloschen zu sein. Als ob sie das Vertrauen in ihre innere Weisheit verloren hätten, hören sie kaum noch auf ihre innere Stimme.

Der einzige Jurist in der Gruppe fragte. Warum hast du diesen Lesestoff gewählt? Das Übersinnliche ist auch meine Realität. Wir gehen nach Kalifornien, und ich werde euch wohl nie wieder sehen. Da dachte ich, euch mal eine andere Seite von mir zu zeigen. Das Spirituelle ist ein Teil des Lebens, nicht nur die Dinge, die wir sehen und berühren können. Oder wie erklärst du das: Ich träume etwas, und ein paar Tage, Wochen oder Monate später erlebe ich genau das, was ich vorhergesehen hab.

Ach! Das ist Zufall, sagte Wolfgang.

Was ist das für ein Zufall: Meine Mutter hatte als 12-Jährige geträumt, dass ihre alte Nachbarin gestorben war. Sie erzählte den Traum ihrer Mutter beim Frühstück. Als sie von der Schule heimkam, erfuhr sie, dass die Greisin tatsächlich gestorben war. Sie durfte mit zum Kondolenzbesuch und fand alles vor wie im Traum, auch die Kinnbinde, die sie so erstaunt hatte.

Okay. Aber was nützt es?

Oh, es kann sehr nützlich sein, wenn wir auf unsere innere Stimme hören. Letztes Mal, als wir zurück nach Deutschland geflogen sind, ging Peter mit dem Koffer auf den Wagen zu und wollte gerade den Kofferraum öffnen. Ich rief, leg ihn auf die hintere Sitzbank. Wieso?

Ich weiß nicht, irgendwas passiert. Peter hat nicht auf mich gehört und den Schlüssel im Schloss abgebrochen. Das ist auch nur Zufall! Das glaubst du alles nur. Glaube? Wenn du nichts über die Metamorphose einer Raupe in einen Schmetterling wüsstest, würdest du mir dann glauben, wenn ich dir eine Larve zeigte, dass aus ihr ein wunderschöner Schmetterling wird? Diese Argumentation führte immerhin zu einigen zustimmenden Äußerungen und leuchtenden Augen. Warum sollte es uns nicht möglich sein, in verschiedenen Körpern zu reinkarnieren? Ja, aber was für einen Unterschied macht es, ob ich das weiß, oder nicht? Der Unterschied ist, wenn du weißt, dass wir wieder kommen müssen, werden wir aufhören zu leben wie nach mir die Sintflut. Wenn Betrüger oder Mörder wüssten, sie müssten wiederkommen und das gleiche Elend erleben, das sie ihren Mitmenschen verursacht haben ...

Alles nur Aberglaube, es gibt keinen Beweis, und ... doch es gibt dokumentierte Rückführungen in frühere Leben. Papier ist geduldig. Ja, aber wäre die Welt kein besserer Ort, wenn wir wüssten, dass Gutes und Schlechtes zu uns zurückkommen? Würden Folterer nicht zweimal überlegen, Leute zu quälen, wenn sie wüssten, sie wären beim nächsten Mal Opfer? Das ist der Sinn des Auge um Auge ..., als Jurist, solltest du wissen, dass die irdische Gerechtigkeit oft irrt.

Das ist etwas anderes.

Für mich ist es ein Trost, dass es zumindest ein universales Gesetz gibt, das einwandfrei funktioniert und alles, was wir denken, sagen und tun in einer Art Bibliothek sammelt ...

Unsinn.

Ich wette, in ein paar Jahren, wirst du deine Meinung ändern.

Das glaub ich nicht. Ich hab vorher auch so gedacht. Ich versteh ja, dass ihr vielleicht gerade eure verinnerlichten christlichen oder semitischen Prinzipien losgeworden seid und ich nun mit so was komm. Aber wir alle akzeptieren doch die Werke von Fowler, Piaget und Erikson? Ja und? Sie zeigen, dass nur diejenigen, die höchste Stufe des bewussten Lebens erreichen, die sich aktiv bemühen, nach der Wahrheit zu suchen. In Kalifornien kannst du mit jedem über metaphysische Themen sprechen. Die meisten haben eigene übersinnliche Erfahrungen. Ich hab ne Frau getroffen, deren verstorbener Onkel der Witwe als Geist erschien und ihr zeigte, wo sie wichtige Dokumente finden konnte. Ich traf auch eine Frau, die von einem ESP Chirurg operiert wurde. Keiner sagte etwas. Ich fühlte mich abgelehnt. Zumindest hätte ich nach all den Jahren Respekt erwartet, als ernsthafte Person wahrgenommen zu werden. Tja, so isses.

Ja, aber ich hab dann doch Schützenhilfe von Daniela bekommen. Die Schweizer Psychologin sagte: Eigentlich wollte ich nie mehr außerhalb der Familie darüber reden. Ich hab auch prophetische Träume, meist Unfälle und anderes Negative. Aber ich hab nie was verhindert, wenn ich Freunden gewarnt hab. Deshalb sag ich jetzt nichts mehr. Herbert weiß alles darüber. Mit seinem Nicken pflichtete der ehemalige Pfarrer seiner Frau bei. Klar, er kann ihre metaphysischen Erfahrungen genauso bezeugen, wie Peter die meinen. Daniela, sagte, ich erlebe noch etwas anderes: Wenn jemand aus meiner Familie stirbt, zerbricht ein Kristallglas in meiner Vitrine, ohne dass wir es berühren.

Eifrig sagte ich, eine ähnliche Erfahrung hat Renée, die Tochter meiner Freundin gemacht. Sie war 12, als eine Schachtel mit Vogelfutter in hohem Bogen aus dem Regal flog und rasselnd zu Boden fiel. Renée schrie. Uschi eilte in ihr Zimmer. Was ist los? Etwas Schreckliches muss passiert sein ... ein Geist muss die Box geworfen haben. Eine Stunde später klingelte das Telefon und Uschi erfuhr, dass ihr Stiefbruder gestorben war. Übrigens, als Uschi etwa im Alter ihrer Tochter war, fühlte sie tausend Meilen entfernte Erdbeben. Einmal, als ich bei ihr im Hochbett übernachtet hatte, packte sie morgens plötzlich die Bettleiste, sah mich ganz seltsam an und fragte, hast du das auch gemerkt? Ein paar Stunden später berichtete der Nachrichtensprecher von einem Erdbeben in Mexiko.

Aber all diese Erfahrungen schienen keinen Eindruck auf unsere Lesefreunde zu machen. Da sie kein solches Wissen durch eigene Erfahrung generieren konnten, wirkten sie verwirrt. Vielleicht hatten sie sich noch nicht von der archetypischen Angst vorm Hexenterror erholt. Doch überall auf der Welt haben Psychiater und Parapsychologen gezeigt, dass Prophezeiungen wahr wurden und Medienübertragungen aus dem Äther geholfen hatten, bestimmte Situationen zu meistern und Krankheiten zu heilen. Z. B. erforschte der US-Psychiater Ian Stevenson Kinder, die spontan über vergangene Leben berichteten. Sie zeigten dabei psychische und physische Eigenschaften, die im Zusammenhang damit zu stehen schienen.

Unsere Gruppe von zehn Personen kann kaum repräsentativ sein. Aber wenn zwei von zehn Personen mediale Fähigkeiten haben, vermeiden vermutlich Millionen Deutsche, dass andere über ihre normalen Begabungen lachen können.

Warum haben US-Bürger mehr Selbstsicherheit als wir? Das liegt sicherlich in der unterschiedlichen Sozialisation begründet. Armut und Hunger waren bei den vielen sich selbst versorgenden Farmern fast unbekannt. Dagegen mussten in unserer „guten alten Zeit“ selbst gebildete Leute auf entwürdigende Weise katzbuckeln, um irgendeine schlecht bezahlte Stellung zu bekommen. Deutsche waren an Zucht und Ordnung gewöhnt. Sie lernten zu gehorchen und das zu tun, was ihnen befohlen wurde! Die zwei verlorenen Weltkriege, verbunden mit Deklassierung, Hyperinflationen, Hungersnot und immenser Reparationslast, waren auch nicht gerade dazu angetan, dem germanischen Selbstwertgefühl Flügel zu verleihen. Ich weiß genau, wann die letzte Reparationszahlung aus dem 1. Weltkrieg war: Am 1.10.10, auf den Tag genau 12 Jahre, nachdem mein Vater seine leibliche Hülle verlassen hatte. Was haben die US-Amerikaner bisher an Vietnam an Wiedergutmachung bezahlt? Was haben sie an die Tausende durch das Entlaubungsmittel Agent Orange körperlich und geistig verkrüppelten Vietnamesen bezahlt? NADA! Sie kauen immer wieder die Schande des Holocaust in Filmen und Berichten durch, ohne den Genozid an den Ureinwohnern aufzuarbeiten. Indianer werden immer noch als Menschen zweiter Klasse behandelt.

Deutsche arbeiten ihre dunkle Geschichte auf statt sie zu verdrängen. Den USA würde ein Jahres-Scham-Tag auch gut tun. Eine Entschädigung an die etwa halbe Million Vietnamesen, die wie der Mann auf dem Foto an den Folgen von Agent Orange leiden, wäre längst überfällig. Da das Gift noch im Nahrungskreislauf ist, sind schätzungsweise sogar zwei bis vier Millionen Menschen von den Spätfolgen betroffen.

Die allmächtige USA bzw. US-Konzerne zu verklagen hat keinen Sinn. Das werden die Europäer, sollten sie so dumm sein, dem Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) ohne wenn und aber zuzustimmen, auch noch lernen. Das Verklagen ist eine US-Domäne; wie das geht, weiß dort jedes Kind. Wer von den jungen Amerikanern noch nicht weiß, was er oder sie werden will, studiert erst mal Jura. Dagegen ist das Klagen kaum im Sinne der traditionell unterwürfigen Südvietnamesen und ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit von USA. Gerechtigkeit müsste von einer globalen Gemeinschaft eingefordert werden. Doch die USA hat selbst die 2,4 Milliarden US-Dollar für militärische und paramilitärische Aktionen in und gegen Nicaragua nicht bezahlt, obwohl sie vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag zur Zahlung verurteilt wurde und obwohl sie selbst Richter an den Gerichtshof entsendet haben.

Und warum sind nun Deutsche anders?

Die deutsche Unterwürfigkeit gegenüber Behörden und Institutionen basiert auch auf historischer Ungerechtigkeit. Selbst jetzt können sich nur wenige Menschen leisten, Land zu besitzen. Der deutsche Steuerzahler zahlt ja immer noch viele Millionen an Restaurations- und laufenden Kosten für Schlösser, wenn es sich ihre gräflichen Bewohner nicht leisten können. Deutsche lassen sich zu viel gefallen. Die von den Vorfahren verinnerlichte Disziplin und Ordnung steckt heute noch in vielen jungen Leuten. Es wäre besser, das immer zu gehorchen zu verlernen. Das lädt nur korrupte Verführer ein.

Der Jahrhunderte alte ideologische Drill hat die Angst geschürt und die innere Stimme betäubt. Wenn wir aber angstfrei, gesund und froh leben wollen, vertrauen wir statt Priestern, Politikern, Ärzten, Wissenschaftlern und anderen Autoritäten besser unseren Gefühlen. Suchende Menschen sind in einer ausweglosen Situation, weil die Kirche einiges verheimlicht und die Wissenschaft vermeidet, die Seele zu beweisen. Wie kann man die Seele beweisen?

Die Psychiater Ian Stevenson und Elisabeth Kübler-Ross sowie Raymond A. Moody und einige wenige andere Wissenschaftler haben das bereits getan. Es wäre für uns besser, wenn die Wissenschaft generell in allen Forschungsgebieten das Spirituelle mit einschlössen. Ich hoffen nur, dass wir, um aufzuwachen, kein neues Sodom und Gomorra brauchen. Wie haben die Psychiater denn die Seele bewiesen?

Ende der achtziger Jahre sind die Forschungsergebnisse Dr. Kübler-Ross in der Los Angeles Times veröffentlicht worden. Damals dachte ich, endlich wird die Welt erkennen, dass der Tod keinesfalls das Ende ist. Für mich war der Beweis, dass wir nur unsere Realität verändern, geführt. Wie? Frau Kübler-Ross hatte an Sterbebetten gesessen; meist bei Kindern, die durch Unfälle einen Teil ihrer Familienmitglieder bereits verloren hatten. Wenn sie kurz vor ihrem Übergang waren, fragte die Forscherin nach ihren augenblicklichen Erfahrungen. Zum Beispiel sagten die Kinder: Mama und Peter warten auf mich. Die Sterbenden hatten immer nur Familienmitglieder genannt, die schon auf der anderen Seite waren und nie jene, die den Unfall überlebt hatten. Viele dieser Erfahrungen am Sterbebett waren von Hunderten von Studenten in der Aula miterlebt worden. Die Wissenschaftlerin hatte auch am Sterbebett einer Frau gesessen, die viele ihrer letzten Jahre blind war. Als ihre Zeit gekommen war, konnte sie wieder sehen und die Fragen von Frau Kübler-Ross bezüglich der Farbe ihrer Bluse und die Anzahl ihrer Knöpfe beantworten. Sie hat damit doch zweifelsfrei bewiesen, dass die Seele bzw. unser Bewusstsein bleibt. Ich kann nur jedem ihre Bücher ans Herz legen; vielleicht als Einstieg ihre Autobiografie Das Rad des Lebens. Selbst wenn ihre Forschungsergebnisse nicht weit verbreitet sind, haben aber viele von uns eigene Erfahrungen über dieses Naturereignis. Meine Mutter erzählte mir, dass ich als Kleinkind über seltsame Dinge gesprochen hätte. Ich erinnere mich an ein Ereignis, das ich bestimmt versucht hab, ihr zu erzählen. Ich hatte einen glänzenden bunten Ball zu meinem zweiten Geburtstag geschenkt bekommen und hüpfte mit ihm aus dem Haus. An der abschüssigen Seitenstraße hab ich ein Mädchen mit blonden Zöpfen auf der Kreuzung Hieronymus/Heinrich-Arzt-Str. gesehen. Sie hat mir angedeutet, dass ich den Ball werfen soll. Ich hab gedacht, sie wollte mit mir spielen, und warf ich ihr meinen bunten Schatz zu. Sie hob ihre Schürze, fing mein Geburtstagsgeschenk auf und verschwand damit in Richtung Norden. Ich war geschockt, außer mir, im wahrsten Sinne des Wortes. Plötzlich hab ich über meiner rechten Schulter geschwebt und emotionslos auf das kleine Mädchen geschaut. Ich dachte, da gibt's jetzt nichts mehr zu tun als nach Hause zu gehen. Viele kleine Kinder sehen auch Geister. Ich selbst erinnere mich an keine Geisterlebnisse. Aber meine Großneffen hatten Kontakte mit verstorbenen Verwandten: Moritz mit Oma Marias Halbbruder Christian, der im Russland-Feldzug gefallen war. Jonas traf sich etwa zwei Jahre lang mit Simon. Als ich ihn zum ersten Mal fragte, wer denn dieser Simon ist, sagte er, das ist mein großer Bruder, der vor 5 Jahren gestorben ist. Ein Jahr später fragte ich ihn, ob er sich noch mit Simon träfe, was Jonas bejahte. Obwohl ich es wusste, fragte ich noch mal, wer das ist. Er sagte, Simon ist mein großer Bruder, der vor 6 Jahren gestorben ist. Mit dieser Botschaft machte mir Jonas eine große Freude. Denn, wie die Mutter meiner Großneffen, habe ich wenigstens einen als Fötus verlorenen Sohn in der geistigen Welt. Also hoffe ich, ihn eines Tages und vielleicht noch zwei weitere Kinder zu sehen. Jan Jasper wäre fast 30 Jahre alt. Ein Leben voller Verluste. Tja!

In einer Donahue Show, in den achtziger Jahren, hab ich zum ersten Mal von diesem Prozess erfahren, dass Babys sich im Äther weiter entwickeln. Wie? Ein Chirurg hatte ein kleines Mädchen auf dem Operationstisch verloren. Sie kam zurück und sagte, ich war in einem schönen Park mit meinem Hund und meinem älteren Bruder. Der Arzt, dem gesagt wurde, dass seine Patientin ein Einzelkind war, fragte die Mutter des Mädchens. Überrascht sagte sie, ich hatte meinen Sohn als Baby verloren, es meiner Tochter gegenüber aber nie erwähnt.

In dieser Zeit stöberte ich in der Bibliotheksabteilung gespendeter Bücher herum. Als ich nach einem über automatisches Schreiben griff, fiel mir eine Broschüre von Lynne Palmer in die Hand. Der Titel Your Lucky Days & Numbers hatte meine Neugier geweckt. Die Astrologin schreibt, in einem Haus mit der Nummer bzw. Quersumme 11 sind die Chancen, Okkultes zu erleben groß. Menschen, die dort leben, entwickeln ein Interesse an Utopie-Forschung. Nicht nur unsere Hausnummer 1820, auch die Apartmentnummer war eine 11! Kein Wunder, dachte ich auf dem Weg zurück zum Toyota. Zum ersten Mal betrachtete ich bewusst das Nummernschild: 1 ESP 660! Wow! Warum hatte ich das nicht früher bemerkt? Die drei Buchstaben waren: ESP! Extra Sensory Perception, das passt zu mir. Und die Quersumme der Zahlen ist die 4, Peters Schicksalszahl. Die Quersumme von Tag, Monat und Jahr der Geburt.

Beim Betreten der Wohnung empfing mich ein intensiver Freesienduft! Durch alle Räume eilend, spürte ich den Blumen nach, fand aber keine. Irgendwo las ich mal, dass sich die geistige Welt durch den Duft der Phantomblumen bemerkbar machen will. Doch den ganzen Abend passierte absolut nichts. Wir schliefen schon lange, als ich jäh von einem Klopfen aufwachte. Im Dösen murrend merkte ich, dass der neue Tag noch in den Geburtswehen lag und das Morgengrauen gerade erst begann, seine Schatten zu werfen. Ich glaubte, mich verhört zu haben. Wer könnte denn zu dieser unpassenden Stunde etwas von uns wollen?

Während mir noch die Kafkaesken durch die grauen Zellen hetzen, enden die unergründlich bedrohlichen Gefühle ganz unvermittelt, als ein ungleiches Paar im Türrahmen unseres Schlafzimmers steht. Die ca. 16O cm große Frau in weißer Hose und weißer Bluse ist Mitte bis Ende 30 dreißig. Kurze dunkelblonde Locken umrahmen ihr rundes Gesicht. Der ältere Mann an ihrer Seite ist fast einen Kopf größer, hager, bleich mit dunklen buschigen Augenbrauen und grau durchwirktem dunkelbraunem Haar. Er trägt ein hellblaues Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und anthrazitfarbenen Hosen. Ohne Umschweife sagt die Frau, auf ihren Begleiter blickend, das ist er. Er hat den Namen Dieter Victor angenommen und in der Gegend von Carmel gelebt. Augenblicklich weiß ich, dass das mein Urgroßvater ist! Unversehens beginne ich ein lebhaftes Gespräch, ohne ein Wort auszusprechen. Kaum bildet sich eine Frage in meinem Kopf, antworten die Geistbesucher in Sekundenbruchteilen. Ihre bildhafte Darstellung tangiert nicht nur den Sinn unseres Lebens, sondern auch das Leben auf den verschiedenen Planeten und die Projekte, die dort laufen. Die geistige Welt arbeitet mit vielen Medien zusammen, durch die sie den Menschen Auskunft über die Gesetze des Universums geben. Der Grund, weshalb in letzter Zeit diese Projekte verstärkt durchgeführt werden, ist die lebensfeindliche und lieblose Weise, in der die Menschen mit der Erde und sich selbst umgehen. Sie sind sich dabei kaum bewusst, dass mit jeder ausgestorbenen Spezies sie ihrem eigenen Aussterben näher rücken. Mit dem fortwährenden Gebrauch fossiler Brennstoffe und chemischer Dünger und Herbizide entzieht sich die Menschheit ihre Lebensgrundlage und richtet den Planeten zugrunde. Dies beunruhigt die Bewohner anderer Planeten, denn der Makrokosmos ist so aufgebaut, wie der Mikrokosmos unseres Körpers. Wenn ein Organ versagt oder nur eine einzige Chemikalie in der Körperflüssigkeit fehlt, ist die Schwingungsharmonie bzw. die Balance unserer kleinen Welt gestört. Vergleichsweise gerät auch bei der Zerstörung eines Planeten das Universum aus dem Gleichgewicht.

Die spirituellen Wesen berichten auch über spezielle Projekte, an denen sie selbst arbeiten. Ergriffen von der überwältigenden Fülle der in kometenhafter Geschwindigkeit veranschaulichten Informationen von der unerschöpflichen Weisheit und der Einfachheit aller Dinge des Seins, denke ich daran, das erworbene Wissen schriftlich zu fixieren. In dem Moment sagt die ätherische Frau, wir müssen jetzt gehen.