Zugvögel auf Rädern - Marianne E. Meyer - E-Book

Zugvögel auf Rädern E-Book

Marianne E. Meyer

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Beschreibung

Über eine Freundin in Topanga, der Hippie-Gemeinde westlich von Los Angeles, kam die Autorin in Kontakt mit Uschi Obermaier, der Mutter aller Supermodels. Die weibliche Ikone der 68er bereiste bereits Mitte der 70er in einem Luxusbus Indien, USA und Mexiko. Als Marianne Meyer die Bild-Reportagen über das Sexsymbol und ihren Lebensgefährten Dieter Bockhorn in dem ausgebauten Bus sah, war für sie klar: so ein Haus auf Rädern will sie auch. Dann kam aber mit der Auswanderung in die USA alles ganz anders. Doch nach einem fast 10-jährigen Luxusleben in L. A. verursachte das Gespräch mit der Bajuwarin das gewisse Kribbeln im Bauch und weckte wieder die Reiselust der promovierten Ernährungswissenschaftlerin. Sie sehnte sich nach Veränderung, nach der ständig wechselnden Aussicht aus dem Fenster eines Apartments auf Rädern. Ihr liegt das Zigeunern im Blut, denn der Vater ihrer Mutter war Binnenschiffer und stets auf Neckar, Rhein und Waal nach Rotterdam unterwegs. Ihre erste 6 Monate dauernde Marokko-Tour unternahm sie mir ihrem Mann Peter 1998/99. Ganz im Gegenteil zu ihrer berühmten Verwandten Doris Day, die nur ein einziges Mal Marokko besuchte als sie den Hitchcock-Film „Der Mann, der zuviel wusste“ drehte, gehört die Autorin zu den Wiederkehrern. Es gibt prinzipiell nur zwei Aussagen von Touristen: Marokko einmal und nie wieder und Marokko immer wieder.

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Die in diesem Buch vorgestellten Informationen wurden sorgfältig recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen weitergegeben. Dennoch übernehmen Autorin und Verlag keinerlei Haftung für Schäden irgendeiner Art, die direkt oder indirekt aus der Anwendung oder Verwendung der Angaben in diesem Werk entstehen. Die Informationen sind für Interessierte und zum Weitersagen gedacht.

Einige weitere Bücher von M. E. Meyer:

Spirulina, das blaugrüne WunderWunderwesen Wasser: Clusterwasserstoppt Allergie, Alzheimer, Krebs...Cranberry Power FruchtPsyllium - So bekommen Sie Ihr Fett wegSo verbindet Wasser unsere WeltenDoris Day and My Search for RelativesSpirulina, Überlebensnahrung für einneues Zeitalter

Marianne Meyer, Apardado 320P-8801 Tavira

M. Meyer hat bereits 4 Kontinente bereist. Ihr geht es stets mehr um das Verstehen von Land und Leuten als um das Sammeln von Sehenswürdigkeiten.

Beruflich hat die Autorin viele Lebensstationen mit dem Fokus Lebenshilfe und Heilen angelaufen. Einst Arzthelferin, studierte sie später mit den Schwerpunkten Familientherapie und Gerontologie in Frankfurt. Es folgt ein Studium der Ernährungswissenschaft in USA. Die Dissertationsstudie über Immunabwehr und Spirulina veröffentlichte Dr. Meyer in ihrem Bestseller Spirulina, das blaugrüne Wunder. Sie lebte 10 Jahre in den USA, dazwischen in Südhessen. Gegenwärtig schreibt und arbeitet sie zeitweise mit schwer erziehbaren Jugendlichen in Portugal. Pioniergeist und eine große Hingabe an das Wohl der Menschen beflügeln sie.

INHALT

Vorwort

Heizungstrockenes Wintergrau ade!

Bursins-Besuch: Sandy & Sir Peter Ustinov

Sauer macht nicht immer lustig

Asphaltschwalben und karmisches Gesetz

Gibraltar, kleines Land und „kleine Welt“

Überfahrt und Einreise

Déjà vu

in Marrakech

Zweitheimat

Banana Village

Sozialkontakte, Nothelfer und Sozialreformen

Wie Spreu im Winde – Alltag auf der

Platte

Feten, Sandstürme und andere Herausforderungen

Annäherung an die Vergangenheit

Sexologie & Wünsche unterm Mondvorhof

Kafkaesken in Marrakech

Wasserfallen am Ouzoud Wasserfall

Zwei Königsstädte und eine stürmische Überfahrt

Schlaflos in La Linea

Neuerwerbung fürs Koinzidenzenalbum

Beklemmende Heimfahrt

Nachwort für noch nicht ganz Überzeugte

Danksagungen

Wahl der Stellplätze ~ Camper-Eigenheiten

Tipps zum Antritt der Tour

Adressen

Literatur

Kulinarisches

Vorwort

Liebe Verwandte, Freunde und Interessierte, mit diesem Reisebericht möchte ich Euch zeigen, wie Peter und ich den Winter zu überlisten pflegen. Auch will ich dem familiären Geheimnis auf den Grund gehen, das mich schon zum Schreiben zweier Bücher veranlasste, stets in der Hoffnung, eines der Bücher würde in die richtigen Hände fallen. Findet Ihr es nicht auch mega merkwürdig, dass in Carmel nicht nur die prominente Verwandte meiner Mutter lebt, sondern sich auch der Großvater meines Vaters daselbst niedergelassen haben soll? Berühmt oder unbekannt, ist mir egal. Allerdings liebäugele ich mit dem Gedanken, Henry Miller könnte mit meinem Vorfahren verwandt sein, da sein Vater ein Schneider aus Bayern war und seine Mutter in Hessen aufwuchs. Michelstadt ist ja in Schusters Rappen Distanz vom Dreiländereck Baden-Württemberg, Bayern und Hessen entfernt. Und Großmutter Marias veröffentlichten Gedichte sowie meines Vaters schriftstellerischen Ambitionen sprächen dafür. Auch lebte Henry Miller zehn Jahre lang in der Nähe von Carmel. Und, obwohl längst in höheren Gefilden lustwandelnd, macht er ständig auf sich aufmerksam. Meine Freundin Celeste war ein halbes Jahr lang seine Gesellschafterin, und sie verriet mir einige Geheimnisse. Irgendwo las ich, Schützen könnten keine für sich behalten. Ich schon! Schade für euch. Wie Henry sich in Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch darstellte, erinnerte er mich stark an meinen Bruder Heinrich, der ebenfalls an einem 26. Dezember geboren wurde. Konnten so viele Übereinstimmungen Zufall sein? Von meinem Urgroßvater, der sich mir in unserer ersten kalifornischen Bleibe als Geist zeigte, weiß ich nur so viel: Der wohl neuapostolische Hanauer wanderte, nachdem er an Weihnachten 1901 das Kind der Liebe gezeugt hatte, nach Amerika aus. Ein Ehrenretter aus der Neuapostolischen Gemeinde heiratete Wilhelmina Meckes in aller Hast, und am 5. Oktober 1902 erblickte Maria als 7Monatskind das Licht der Welt.

Viele, denen ich mein Geist-Erlebnis berichtete, glauben an einen Traum. Gleichwie hat sich mein hagerer Urgroßvater mit buschigen Brauen und Koteletten in einem hellblauem Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und dunkelgrauer Hose sichtbar gemacht. Könnte ich die Alben aller nordkalifornischen Victors durchblättern, würde ich ihn wohl wiedererkennen. Er habe den Namen Dieter Victor angenommen und in der Gegend um Carmel gelebt. Klar, 100% sicher war ich mir hinterher nicht mehr, ob ich den Namen richtig verstanden oder ihn mir korrekt gemerkt habe. Deutsche Kinder werden selten so erzogen, dass sie sich in irgendeiner Sache ganz sicher fühlen. Da mir aber meine Mutter zwei Monate später dieses Familiengeheimnis ausgerechnet bei einem Spaziergang durch Carmel lüftete, nahm ich das als Bestätigung. Denn, alle meine mütterlichen Verwandten haben das sogenannte Zweite Gesicht. Deshalb schrieb ich auch zum 90. Geburtstag von Doris den autobiographischen Roman DORIS DAY AND MY SEARCH FOR RELATIVES. Die übergroße Werbe-Postkarte dieser Carmel Family Mystery sandte ich an 15 kalifornische Victors mit erklärendem Text. Bisher ein einziges Feedback von einem aus Odessa stammenden Herr Victor via Facebook.

Heizungstrockenes Wintergrau ade!

Die eisige Jahreszeit hatte ihre morbide Pelerine ausbreitet, und die Kälte fraß sich durch sämtliche Ritze. Unser Stimmungsbarometer sank stündlich, besonders das von Peter. Früher stutzten wir Onkelchen Frosts Flügel und verdrückten uns auf die Kanaren, bis wir uns im schönsten Staat am Pazifik niederließen. Den hatten sich die US-Amerikaner 1848 im mexikanischen Krieg einheimsen können. Derzeit ist Kalifornien vom Fukushima Fallout bedroht. Schlägt das Karma zurück?

Das Leben im Sonnenparadies genossen wir zehn Jahre lang. Sieben fette Jahre lebten wir im eigenen, in die Santa Monica Berge eingebetteten Refugium, zusammen mit Rehen, Kojoten, Waschbären, Uhus und Wildgänsen. Doch da wir wegen ständigem Gästestrom kaum verreisten, staute sich mein Drang nach Freiheit und Veränderung an, besonders nach dem Thanksgiving bei Celeste. Die Ex-MGM-Managerin lebte in Topanga, der Hippie-Gemeinde westlich von L.A. Dort lernten wir Pia kennen. Die Schwedin modelte früher in München. Wir sprachen auch von ihrer berühmten Kollegin Uschi Obermaier. Pia schwärmte von Uschis Luxusbus, mit dem die Mutter aller Supermodels und ihr Lebensgefährte Dieter Bockhorn in Asien, USA und Mexiko unterwegs waren. Ich war selber schon Feuer und Flamme als Pia den Kontakt zu der Bajuwarin herstellte.

Das Gespräch mit Uschi verursachte mir das gewisse Kribbeln im Bauch und weckte meine Reiselust. Bei mir als Schütze mit Aszendent Zwilling braucht es dazu nicht viel. Ich sehnte mich nach einer Veränderung. Ich hätte gern ein Jahr lang unser Haus mit Uschis Bus getauscht. Mein halb im Scherz geäußertes Angebot überging sie mit einem Bericht über ihren geplanten Bildband, durch den sie dann eine Art Comeback schaffte und sich ein Haus in Topanga leisten konnte. Über ihre Reisen vermochte ich ihr nur wenig zu entlocken. Auf dem letzten gemeinsamen Trip war ihr Lebensgefährte bei einem Motorradunfall verblutet. Wir Globetrotter müssen alle damit rechnen, am anderen Ende der Welt unsere Partner zu verlieren. Zum Glück hält uns das nicht ab.

Wieso wir wieder im deutschen Schmuddelwetter gelandet waren, habe ich im Doris Day Buch ausgiebig ausgeführt. Es kam so allerhand zusammen. Hinterher ärgerten wir uns, dass wir nicht in die Bacha California gingen oder nach Belize, wo das Leben viel preiswerter war. Aber der Fauxpas konnte auf Dauer unsere Laune nicht verderben, denn wir machten es den Zugvögeln nach. Wir ließen uns Flügel in Form eines Appartements auf Rädern wachsen. Da Peter befürchtete, es könnte doch nicht so unser Ding sein, übten wir erst mal mit einem antiquierten Wohnmobil der eigentlich exklusiven Marke Concorde. Aber wir gerieten an ein Modell, mit dem sich selbst der Hersteller nicht mehr identifizieren wollte. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir uns gleich ein neues Wohnmobil gekauft. Mir liegt das Zigeunern im Blut. Immerhin war mein Opa Binnenschiffer und ständig auf Neckar, Rhein und Waal nach Rotterdam unterwegs. Zum Glück stiegen wir auf ein 1½ Jahre altes Womo um.

Als wir Anfang Januar 2002 mit diesem Hymer als letztes Gefährt in Algeciras auf die Fähre düsten, wurden wir von Erika aus Varel gefeiert. Sie fand es mega cool, wie wir binnen einer halben Stunde die Fahrkarten besorgten, den Reiseproviant einkauften und in letzter Minute das Schiff erreichten. Sie erzählte es einigen Kollegen. Irgendwann kam der Bericht über Radio Camping wieder bei uns an. Jedoch dramatisch verändert: Die Männer hätten die Auffahrrampe wieder heruntergefahren, als sie uns mit 100 Sachen durch den Hafen brausen sahen…

Unsere erste Tour unternahmen wir 1998/99 und hielten es 6 Monate in Spanien, Portugal und Marokko aus. Danach fuhren wir nur noch drei Monate, da auch Peter sein Hobby zum Beruf machen, ihn aber nicht, wie ich, überall betreiben konnte. Das kam so: Als die Börse 2000 krachte, verloren wir wieder mal fast unser gesamtes Vermögen. Das passierte uns übrigens dreimal. Das muss uns erst mal einer nachmachen, dreimal Millionär sein, jedes mal nahezu alles verlieren und wieder von vorn anfangen. In meinem astrologischen Chart steht u. a., dass meine Lebenslehre mit Verlusten zu tun habe. Da ich zu Sparsamkeit erzogen wurde, geriet ich immer an Partner, die mir zu Verlusten verhalfen. Edi crashte mein Auto, Günther überredete mich, für Edi's Schwester zu bürgen. Zwar hat Peter das Geld übers Gericht wieder geholt, aber bei ihm lernte ich das Loslassen big time. Mein Streben nach sicheren Geldanlagen entlockte meinem Glücksritter stets nur ein müdes Lächeln. Doch das Gejammer war diesmal besonders groß: Was soll ich bloß machen? In meinem Alter bleibt wohl nur noch die Müllabfuhr. Ich leierte den in Kalifornien so oft gehörten aufmunternden Spruch herunter: Do what you love to do and the money will follow. Zu Deutsch, tue, worauf du Lust hast und das Geld wird folgen. Oder: Lebe deine Talente und du bist reich und glücklich. Bei mir fiel dieser Leitsatz auf fruchtbaren Boden. Meine amerikanischen Freunde sagen: Wir müssen so tun, als ob wir das, was wir gern sein wollen, schon sind. Da Lesen und Schreiben schon immer meine Hobbys waren, stellte ich mich fortan als Writer vor und fing an, Reiseberichte über Kalifornien zu schreiben, vor allem darüber, wie man ohne Geld fun haben kann. Falls Du mal per Auto oder Wohnmobil die Vereinigten Staaten erkunden möchtest, probiere doch meine Favoriten mal aus:

1. Werktags können wir uns in einer Loge der Hollywood Bowl an einem besonderen Ohrwurm ergötzen. Die Musiker üben fast täglich für ein Wochenendkonzert und sind dabei viel entspannter als bei ihren Auftritten. Viele Zaungäste genießen dabei in der Vormittagssonne ihr Picknick.

2. Liebhaber seltener Kunstschätze können sich im Paul-Ghetty-Museum die Zeit vertreiben. 1976 vermachte der Ölmilliardär dem Getty Trust $700 Millionen unter Auflage, die Sammlung weiter auszubauen und Besuchern kostenlos zur Besichtigung freizugeben. Das reizend angelegte Areal mit dem atemberaubenden Blick über L. A. bis zum Pazifik versüßt einem noch den Aufenthalt. Das Museum befindet sich auf der linken Seite des 405er Freeways, kurz, bevor er in den 101er übergeht.

Das 3 Freebee dient der körperlichen Ertüchtigung, die für das Aufrechterhalten einer funktionierenden Körperabwehr so wichtig ist wie das Entspannen: Wir können kostenlos Tennis spielen. Jede Gemeinde stellt ihren Bürgern einige Hartplätze zur freien Verfügung. Und wer mal keinen geeigneten Schlafplatz findet, fährt zu Denny’s. Diese Speiselokalkette hat rund um die Uhr geöffnet.

Diese Aufzeichnungen gehörten zu meinem ersten schriftstellerischen Erguss in Form eines Kalifornien-Reiseberichts. Als erster Leistungsnachweis wanderte er, Gilb ansetzend, von Schublade zu Schublade. Mein erstes Buch Spirulina, das blaugrüne Wunder basiert auf meiner Doktorarbeit über die Mikroalge Spirulina und Immunabwehr. Seitdem erfreue ich mich am wonnigen Prozess des Schreibens und am Glück, mit meinem Hobby Geld zu verdienen.

Zu Peter sagte ich, verschleudere deine Talente nicht, sondern lebe sie! Wir gestalten unsere eigene Wirklichkeit. Stell dir einfach vor, was du am liebsten machst. Bei mir hat es doch auch geklappt. Ich hab im Geist Lesungen veranstaltet und auf der Buchmesse meine Bücher vorgestellt. Peter motzte, du hast gut reden, schreiben kann man in jedem Alter. Mir macht nichts Spaß, außer den ganzen Tag über die Nordschleife zu brummen. Glaubst du, mir altem Sack gibt irgendjemand Geld dafür, dass ich auf dem Nürburgring fahre? Ich erwiderte, stell es dir einfach nur jeden Tag vor! Unglaublich, aber wahr: Wenige Monate nachdem ich meinem besten Freund das schöpferische Training seiner grauen Zellen riet, wurde ihm ein Job als Testfahrer bei AMG Mercedes angeboten. Jahrelang durfte er durch die grüne Hölle rasen!

Dieses Prinzip der Gestaltung unserer Wirklichkeit macht uns wirklich happy. Das Hobby kann erst mal Nebenjob sein. Ich bin dafür, alles auszuprobieren, was Freude bereitet. Letztlich sind unsere eigenen gesammelten Erfahrungen die wahre Wissenschaft.

Willst du z. B. wie wir, den Winter in Nordafrika verbringen, stell dir die Reise täglich vor. Selbst wenn du erst mal ein Wohnmobil mietest und es nur ein langer Urlaub von 4 oder 5 Wochen wird.

Uschi Lenz weckte vor einigen Jahren einen Wunsch in mir. Sie und ihr Mann Jürgen, unter den Campern als Hauptmann bekannt, erforschen seit Jahren mit ihrem Geländewagen Südamerika. Das würde mir auch gefallen. Wir kennen nur Mexiko, wo wir Ende der 80er nach rostfreien Oldtimer Ausschau hielten. Nun träume ich davon, Mittel- und Südamerika zu bereisen, doch statt mit dem Camper in Hamburg einzuschiffen, 4 Wochen lang europäische Häfen abzuklappern und von Dakhla gen Süden dem Panamakanal entgegenzusteuern, male ich es mir so aus:

Wir fliegen nach Kalifornien, kaufen ein Gefährt, fahren damit gen Mexiko, schließen an der Grenze eine Zusatzversicherung ab, sehen uns in Mittel- und Südamerika um, und wenn wir genug haben, verkaufen wir das Auto wieder oder lassen es bei Freunden stehen.

Die beiden Franken lassen ihren auf einer Auktion ersteigerten, selbst ausgebauten Mercedes 911, ein ehemaliger Funkwagen der GSG 9, auch in Südamerika stehen.

Bei uns kam erst mal alles anders und wir landeten in Portugal. Doch in meinem ersten Rentenjahr soll es so weit sein, sofern kein anderes Lebensziel dazwischenfunkt. Alles ändert sich ja ständig. Veränderung ist die einzige Konstante.

Bursins-Besuch: Sandy & Sir Peter Ustinov

Beim Verlassen von Michelstadt in Richtung Neckartal bereiten wir uns mental auf die Feier des zweiten Weihnachtstags mit Kindern und Kindeskindern im Schwabeländle vor. Zügig passieren wir Erbach, die Gemeinde, die nach dem Wunsch vieler Bürger und Touristen längst mit Michelstadt vereint sein sollte. Als ich meine Lehre als Arzthelferin in Erbach absolvierte, waren Witze über die verfeindeten Städte an der Tagesordnung:

Zwei Erbacherinnen unterhalten sich über ihren üblen Nachbarn, der ständig seine Frau verprügelt. Dass die sisch des gfalle lässd. Sachemol, wo issn die eigendlisch her? Ei vun Mischelschdad! Awas! Ei, doan keertre ah!

Da in der Papierfabrik hat mein Vater in seiner Jugend als Elektriker gearbeitet.

Er hatte also einen Kurzen in der Hose.

Ha, ha, hat der einen langen Bart.

Ein letzter Blick streift die Kuppe der Weidenhänge in Schönnen und das vorm dunklen, scharf abgegrenzten Mischwald im Glanz der Sonne thronende Bahnwärterhaus. Die kahlen Äste der flankierenden Bäume sind frostig angehaucht. In der warmen Zeit können Vorbeifahrende das Buntsandsteingemäuer hinter einer Symphonie von Büschen und blätterüberschäumenden Bäumen allenfalls erahnen. Wohl ein Grund, warum Günter Wallraff es stets von meinen Eltern mietete, wenn er im Odenwald Vorträge über seinen Enthüllungsjournalismus hielt. Das Bahnwärterhaus Posten 19 hat viel zu erzählen!

Während des Krieges fand dort eine burleske Gemeinde ausgebombter Verwandte und Freunde Unterschlupf. Bis vor 60 Jahren in einer Frühlingsnacht mit mahlend rüttelndem Getöse ein Panzer der US-Army angerollt kam, mit seiner vibrierenden Masse die Schranke durchbrach und das Haus zum Beben brachte. Oma versteckte den Armeemantel ihres noch minderjährigen Sohnes, der aufgrund von Krankheit und Heiratsurlaub nie zum Einsatz gekommen war. 50 Jahre später fanden hier zwölf Bosnier eine neue Heimat. Wieso führen denkende Menschen immer wieder Kriege?

Schweigend passieren wir die prächtige steinerne Eisenbahnüberführung vor Hetzbach. Auf der verschneiten Höhe in Beerfelden sinke ich tief in den Sitz. Mein Gesicht entspannt sich, die Augen senken sich schwer in ihre Höhlen, die Arme hängen schlaff herunter. Immer wenn wir abfahren, fühle ich mich völlig losgelöst und finde die absolute Ruhe in der Bewegung. Peter neckt mich mit den Worten, du hast ganz vergessen zu erwähnen, dass deine Oma das Viadukt gerettet hat. Mehr als einmal hatte ich ihn beim Vorbeifahren daran erinnert, wie sie gegen Ende des Krieges das Sprengen des imposanten Bauwerkes verhindern konnte:

Als die Soldaten anrückten, fragte die resolute Schrankenwärterin nach deren Vorhaben. Der Kommandant sagte, wir haben den Auftrag das Viadukt zu sprengen. Seid ihr denn verrückt? Der Krieg ist doch fast vorbei. Es ist doch schon genug kaputt gegangen. Ihr Argument, die Amerikaner kämen sicher nicht mit dem Zug und sie könnten ja die kleine Marbach-Brücke sprengen, überzeugte.

Früher erinnerte uns mein Vater fast jedesmal wenn wir sonntags zu den Schwestern meiner Mutter nach Eberbach fuhren, dass ohne Oma das schöne Viadukt zerstört worden wäre und dass ihr eigentlich eine Medaille zugestanden hätte. Im Geist schaute ich wieder aus den geteilten Fenstern unseres VW Käfers auf den buntsandsteinernen Prachtbau. Bergauf nach Beerfelden fahrend, stimmte Pa das Lied "Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen...“ und alle zusammen singend fuhren wir dem Gipfelkreuz zu.

Die mit spinnwebfeiner Eiskruste überzogenen Hügel gleißen in der Sonne und machen mich müde.

Gleich kommen wir zum Malibu des Odenwaldes. Ja Peter, und zu meinem roten Haus. Kurz vorm Erreichen der Bahnunterführung in Richtung Neckar, taucht es auf. Im Geist höre ich meine Mutter rufen. Dein rotes Haus, Marianne, wir sind gleich da! Haus war eine Untertreibung. Die Gelatine-Fabrik ist die größte der Welt. Jede vierte Tonne tierisches Eiweiß kommt aus diesem Familienbetrieb. War es es ihre prophetische Fähigkeit, dass sie es mein rotes Haus nannte? Zwar habe ich persönlich nichts damit zu tun, aber die Urenkelin des Werksgründers Heinrich Koepff ist meine schöne Schwiegertochter. Wie die Verwandten meiner Mutter leben die von Michaela in Eberbach. Auch feiert sie ihren Geburtstag am selben Tag wie Doris Day und ihre Tochter Marika mit meinem Vater!

Braun schillert der gemächlich fließende Strom. Vom fein aufsteigenden Nebel zaubert die Sonne seidiges Engelshaar. Die verhangenen schwarz-grünen Berge des Neckartals und der in Dunst gehüllte Horizont scheinen einer anderen Zeit anzugehören. Ein Gefühl der Unendlichkeit entrückte mich. Erst als Peter nach den Pässen fragt, verlasse ich die Insel der Seligen. Zum ersten Mal seit dem Unfall unserer Hündin übernachten wir wieder an der Raststätte La Côte. Der ganze Film läuft noch einmal ab:

Peter weckt mich kurz nach 7:00 Uhr. In ärgerlichem Ton sagt er, du musst dich mal um deinen Hund kümmern... die Schlampe kommt nicht, wenn ich rufe. Wie in Trance streife ich mir die Jeans über und frage, wieso hast du sie denn von der Leine gelassen? In von Gewissensbissen gemilderter Färbung antwortet Peter, da war einer mit einem Boxer. Der hat ihn da hinten auf der Wiese laufen lassen. Ich hab Sandy losgemacht, die beiden haben miteinander gespielt. Dann rief der andere seinen Hund. Ich hab Sandy auch gerufen, aber sie hat mir diesen gezeigt. Er hebt den Mittelfinger.

Rufend renne ich umher. Keine weiß gelockte Hündin mit schwarzen Flecken in Sicht. Ich laufe querfeldein in Richtung des nahe gelegenen Ortes Bursins. In der Ferne entdecke ich... mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich lege einen Zahn zu und rufe, Sandy, Sandy! Als ich näher komme, treffe ich unweit der Friedhofsmauer eine große schwarzhaarige Frau. Meine grazile Hündin entpuppt sich als gut im Futter stehender Boxermix. Die warmherzige Französin, die noch einen dunkelbraunen Vierbeiner an der Leine führt, scheint meinen Kummer zu ahnen. Ihr Gesicht drückt schmerzliches Bedauern aus, als ich sie nach dem Bordercolliemix, le chien, blanc-noire, frage und die Hand auf die Höhe meiner Oberschenkelmitte halte. Während ich ihre Lieblinge streichle, zählt sie in Englisch einige Möglichkeiten auf, wo ich nach Sandy schauen könnte. Beim Abschied wünscht sie mir „Bonne-chance“.

In Bursins spreche ich einen Automechaniker an, der versucht, einen alten R4 zu starten. Er sagt, auf der anderen Seite der Raststätte ist eine Polizeistation und bietet an, mich hinzufahren. Ich hoffe, mich durchs Joggen beruhigen zu können und lehne ab, freue mich aber über das nette Angebot.

Ich steige in den Lift, überquere die Autobahn, fahre auf der anderen Seite runter und laufe an der Tankstelle vorbei zum Polizeigebäude. Was folgt, hatte ich 1½ Jahre zuvor geträumt. Damals riet ich meiner Mutter, binde dich emotional nicht zu sehr an Sandy, sie wird wohl nicht älter als 2 Jahre. Sandy lebte vom 27.11.1998 bis zum 1.12.2000.

Ich klingle, ein ziviler Beamter kommt zur Tür. Ich frage nach Sandy. Der Mann nickt, sagt etwas auf Französisch, das ich nicht verstehe. Aber die Handbewegung zur Halsschlagader war allzu deutlich. Er geht ins Gebäude und kommt mit einem anderen Polizisten zurück. Der hat Sandys rotes Lederhalsband in der Hand, schaut auf die Steuermarke und fragt, où est-ce que vons habitez? Halb erstickt hauche ich, Michelstadt. Er sagt, oui und überreicht mir das rote, mit hellem Leder gefütterte Halsband. Mir schießen heiße Tränen in die Augen. Ich wende mich um und wandle zum Camper zurück. Leise sage ich zu Peter, Sandy ist überfahren worden... sie war sofort tot... der Kopf muss übel aussehen. Der Polizist hat gefragt, ob wir sie haben wollen. In minutenlanger Erstarrung sitzen wir da. Dann fährt Peter einfach los. Ich sage nichts. Etwas später murmele ich, wir hätten sie irgendwo im Wald begraben sollen. Jetzt liegt ihr Körper in einem schwarzen Sack und ihr feinstofflicher Teil ist bei uns. Sie wird gar nicht begreifen, wieso wir sie nicht beachten. Wir lernen oft nur auf die harte Tour. Doch diese Regel haben wir intus:

Lasse Deine Vierbeiner auf Autobahn-Raststätten unter keinen Umständen von der Leine!

Wieder kullern Wässerchen über Wangen. Wieder schnüren Klöße Hälse zu. Wir finden keine Tankstelle, weil Sonntag ist. Zerknirscht sagt Peter, der Reservekanister ist leer. Ich sage, wie immer bestens vorbereitet! In Annecy entdecken wir endlich eine Tankstelle.

Werktags kann man am preiswertesten bei den Supermärkten tanken.

Wir führen uns selber Energie zu und witzeln beim Brunchen über das tolle Skigebiet und die mit kahlem Geäst traurig blickenden Wälder. In Beerfelden lag Schnee, hier keine einzige Flocke. Wir bedauern unsere Freundin, die zusammen mit Ihren Kindern und Freunden ganz in der Nähe den ersten Tag ihres Skiurlaubs genießt. Ich sage, 15km vor Chambéry und kein Fitzelchen Schnee in Sicht. Die Ärmsten, das wird ein Sylvester werden. Wir packen zusammen und setzen den Hymer in Gang. Es geht stetig nach oben. Schlagartig stirbt der Tag. Über uns verdämmert schauerschweres Grau. Bleiern fällt der Schnee auf die Frontscheibe. Die Straße hat sich in Spülwasser verwandelt. Der Scheibenwischer schiebt das pappige Nass im Schneckentempo. Selbst bei 25 Sachen fürchtet Peter, jeden Moment zu rutschen. Er sagt, wenn wir hier hängen bleiben, dann gute Nacht Sylvester in Marbella.

Ich sage, wir könnten Csöpi anrufen, die sind nur 20km von uns weg. Oder ein Abschlepper aus Rumilly erbarmt sich eines Mitglieds der Partnerstadt. Seit mehr als dreißig Jahren knüpft Michelstadt freundschaftliche Bande zu der Savoyengemeinde.

Zum Glück schaffen wir es ohne Freundin und ohne Bergungsdienst. Dennoch mache ich mir einen dicken Knoten in meine grauen Windungen: Künftig unterlassen wir das Spötteln und rasten erst nach dem Bezwingen eines Gebirges bzw. nach der Talfahrt.

Sauer macht nicht immer lustig

Auf der Umgehung von Narbonne ruhen lauter abgetakelte Enten auf einem riesigen Schrottplatz. Besitzer eines Deux Chevaux, denen Teile fehlen, können hier fündig werden. Windräder bei der Abfahrt Port Novelle. Auch vor der einst spanischen Stadt Perpignan drehen sich Energieerzeuger vorm Hintergrund des schneebedeckten Massivs der Pyrenäen. Umwelt und Wirtschaft widersprechen sich nicht. Beim Anblick der exquisiten Gipfel mache ich mir den mentalen Vermerk:

Decke dich reichlich mit Trinkwasser ein, am besten mit Montcalm, dem schmackhaften, leichten Bergquellwasser aus den Pyrenäen.

Der erste Weg in Spanien führt uns daher zum Mercadonna Supermarkt und wir decken uns reichlich mit Montcalm ein. Die marokkanischen Quellwässer Sidi Ali und Sidi Harazem sind weder so preiswert noch so mineralarm.

Je weniger ein Wasser mit anorganischen Salzen belastet ist, desto besser reinigt es unseren Organismus und desto weniger Ablagerungsprobleme, wie Alzheimer, Arthritis, Arteriosklerose und Steinbildungen haben wir.

Mineralsalze sind für den Körper am zuträglichsten, wenn sie durch Pflanzen, also durch Fotosynthese verstoffwechselt wurden. Also viel Obst, Salat und Gemüse essen!

In Portugal schmeckt mir das Glaciar Hochquellwasser am besten. Es ist besonders leicht. Doch selbst die meisten salzarmen Wässer sind weltweit im sauren Bereich. Das portugiesische Bergquellwasser Monchique zählt mit einem pH-Wert von 9,5 zu den seltenen basischen Wässern, enthält aber 1,2 mg Fluorid. Nach dem Genuss von Cola (pH-Wert: 2,5) zu empfehlen! In Portugal steht der pH-Wert auf allen Wasserflaschen.

Schreib an deine Volksvertreter, damit wir uns in ganz Europa informieren können!

Das Gezische und der Gestank im Chemieunterricht sind mir in lebhafter Erinnerung. Doch vom Gelehrten habe ich kaum mehr behalten, als: Säuren färben Lackmuspapier rot, Basen färben es blau. Jahrzehnte später lernte ich während meines Studiums in Ernährungswissenschaft, wie wichtig ein neutrales Gemisch der Körpersäfte für unser Wohl ist. Säureüberschüssige Kost ist mit basischer abzupuffern bzw. zu neutralisieren, damit der pH-Wert des Blutes nicht zu sehr in den sauren Bereich kommt. Wer Brot, Pizza, Hamburger, Würstchen, Chips, Gebäck und Süßes isst, braucht Grünzeug oder bald keinen Kamm mehr! 70–80% unserer Kost ist besser basisch: Gurken, Zucchini, grünes Blattgemüse, Löwenzahn, Wegerich und was sonst noch auf blühenden Wiesen abseits vom Verkehr zu finden ist.

Falls du dich über mein Engagement wunderst: Nach numerologischen Gesichtspunkten wurde es mir als Grundtyp 7 (Quersumme von Geburtstag, -monat und -jahr), dem die Sonne als Planet zugeordnet ist, in die Wiege gelegt. Unter 7/34 schreibt Helmut von Kritzinger in seinem Buch Numerologie und Partnerschaft:

Die Disziplin (Sonne-Saturn) bringt Verantwortungsgefühl für sich selbst und den Mitmenschen, eigene Erkenntnisse über das Leben (Uranus) werden bereitwillig für andere zur Verfügung gestellt. Diese Funktion lässt sich mit einem Medium oder Kanal beschreiben. Die Hilfsbereitschaft verbunden mit einem Herz für die Probleme seiner Mitmenschen prädestinieren diesen 7er Typus schon früh für die Rolle des Lebensberaters. (S. 109)

Eigene Erkenntnisse erwarb ich durch säurebildende Kost, chemische Arzneien und Röntgenstrahlen. Diese schwächten mein Immunsystem. Mit 10 erkrankte ich am Altersstar beider Augen, da ich schon so viele Gifte bzw. Schlacke angesammelt hatte wie mit 70.

Frankreichs idyllische, mit Pappeln gesäumte Landstraßen begeistern mich immer wieder. Sie erinnern mich an die schöne Chaussee, die meiner Großmutter und mir Schatten spendete, wenn wir zum Bahnwärterhaus marschierten. Sie fiel, wie viele andere Allen, den Rasern zum Opfer. Wir übernachten im reizenden Fischerort Mèze. Peter holt sich ein Dutzend Austern in der Markthalle. Ich bin nicht scharf auf die Rotze mit Fischgeschmack. Später verrät mir ein hier lebender älterer Amerikaner:

Die Austern in den Läden an der Straße sind besser und nicht teurer. Der Platz in Mèze mit Entsorgung & Wasser ist im Winter kostenlos.

Wir passieren das Weingut Château Font des Prieurs in Gabian. Vorletztes Jahr gönnten wir uns auf der Rücktour 5 Liter biologisch angebauten Wein. Jetzt probieren wir den in Le Boulou und kaufen zwei Fässchen Roten von einem kleinen Weinbauer, den uns Dieter und Ingrid empfahlen. Die im Flair reisenden Ex-Pauker sind Spezialisten, was den le Rouge