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Von der Autorin des Weltbestsellers "Things we never got over" Eden hat alles erreicht, wovon sie immer geträumt hat: Ihr süßes kleines Landhotel floriert, sie hat ihre geliebten Hunde und ihre Freunde um sich, und sie wohnt nah – aber nicht zu nah – an ihrer Familie. Viel zu nah ist leider ihr Nachbar – ausgerechnet der Mann, der ihr als Teenager das Herz gebrochen hat. Schweigsam und grimmig kümmert sich Davis um das Familienweingut. Freunde oder gar eine Frau scheint es in seinem Leben nicht zu geben. Kein Wunder bei seinen düsteren Blicken! Auch wenn Davis seit der High School nichts an seiner Attraktivität eingebüßt hat, eher im Gegenteil … Als das berüchtigte Komitee für Lebensqualität von Blue Moon versucht, den Eigenbrötler Davis zu verkuppeln, schließen sich die verfeindeten Nachbarn zusammen, um dem Komitee ein- für allemal das Handwerk zu legen. Dafür müssen Eden und Davis nur für eine Weile so tun, als wären sie zusammen. Leichter gesagt als getan, wenn man sich nicht ausstehen kann. Zumindest angezogen.
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Seitenzahl: 478
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von Lucy Score
Widmung
Für Tante Laurie und Onkel Jerry dafür, dass sie nie ein Buch ausgelassen haben.
Zuerst 2018 erschienen unter dem Titel Blue Moon – The Fine Art of Faking It.
Titel: Fast verliebte Feinde
ISBN eBook: 978-3-910990-53-1
Autorin: Lucy Score
Übersetzung: Jenny-Mai Nuyen
Cover: Jamie Designs
Deutsche Erstveröffentlichung: Berlin 2023
© 2023 Von Morgen Verlag, Stettiner Straße 20
13357 Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Epilog
Noch ein Epilog
Nachwort der Autorin
Darum geht es in Band sieben
Danksagung
Vor fünfzehn Jahren
Ein Meer von nach Patschuli duftenden Krawattenkleidern füllten die Gänge der Blue Moon High School. Langhaarige Teenager in Outfits, die nach Woodstock gepasst hätten, schlurften ohne viel Eile von Klassenraum zu Klassenraum. Die Schulleitung wollte niemanden hetzen und ließ den Schülern darum zehn Minuten Zeit zwischen dem Unterricht.
Eden Moody stach mit ihrem lilafarbenen Pixie-Haarschnitt, ihrer veganen Lederhose und einem sorgfältig um die Taille geknoteten Flanellhemd aus der Retro-Masse heraus. Sie hatte vier Anläufe gebraucht, um es genau richtig hinzubekommen. Ihre Cousine Moon Beam plapperte ihr ins Ohr, dass sie im nächsten Jahr Brüste und Beckett Pierce haben würde. Eden war gerade siebzehn geworden und hatte bereits die Brüste von Mutter Natur geschenkt bekommen, auf die Moon Beam noch so sehnlich wartete.
Sie klappte ihren Spind auf und überprüfte, ob ihr Eyeliner nicht verschmiert war. Ihr Augen-Make-up bewegte sich stolz auf dem schmalen Grat zwischen Gothic und Grunge. Dass ihre Eltern das tolerierten, war ärgerlich.
„Also ist es jetzt Beckett, ja?“, fragte Eden und hörte nur halb zu. Moon Beam Parker gehörte zu den Mädchen, die verrückt nach Jungs waren. Es würde Eden nicht wundern, wenn ihre Cousine eines Tages so viele Ehemänner sammeln würde wie Elizabeth Taylor.
Sie tauschte ihr Geometriebuch gegen ein Notizbuch und einen Ordner aus, bevor sie die Tür ihres Spinds zuschlug.
„Er ist sooo sexy“, schwärmte Moon Beam. Zwei Tage vor ihrem sechzehnten Geburtstag und mit der Freiheit, die ein Führerschein mit sich bringen würde, war Moon Beam eine Gefahr für sich selbst. Eden hoffte, dass die Mutter ihrer Cousine, Laura Beth, dafür sorgte, dass Moon Beam die Pille verschrieben bekam.
Apropos Gründe für die Pille: Edens Aufmerksamkeit richtete sich auf den Jungen, der den Flur entlang schlenderte. Er war groß und schlank, mit einem Schopf kastanienbrauner Haare, die ihm perfekt in die Stirn fielen. Seine Augen hatten das gleiche warme Braun wie sein Haar. Davis Gates kam in seinen alten Jeans und seiner gestrickten Tunika mit Kapuze in Zeitlupe auf sie zu.
Wahrscheinlich war es keine echte Zeitlupe, aber er bewegte sich einfach so, als wäre er der Star eines Coming-of-Age-Films. Die Mädchen schwärmten von ihm und die Jungs folgten ihm auf Schritt und Tritt, um das Geheimnis des Coolseins zu knacken. Davis Gates beherrschte die Blue Moon High School. Er war der nette Typ, mit dem alle klar kamen. Seine Haikus brachten sogar die Englischlehrerin Mrs. Letchworth zum Seufzen. Er war der Typ, der Schulrekorde im 100-Meter-Lauf und imsanften Schafscheren aufstellte. Und im Kunstunterricht? Puh. Der Junge war ein Da Vinci. Während neunzig Prozent der Klasse Fingerfarben auf Leinwände schmierten, schuf Davis Meisterwerke mit gentechnikfreien Acrylfarben.
Er war in jeder Hinsicht perfekt.
Und Edens Eltern hassten ihn.
„Hallo, Moody“, sagte Davis und hob sein Grübchenkinn in ihre Richtung. Er hatte Bartstoppeln, babyfeine, fleckige Bartstoppeln auf seinem scharfgeschnittenen Kiefer. Im Grunde war er ein Mann, entschied Eden.
Er blieb vor ihr stehen und seine warmen braunen Augen musterten sie, als wäre sie das einzige Mädchen im gesamten Gebäude. Ein Kribbeln richtete die Härchen auf ihren Armen auf.
„Gates“, sagte sie, obwohl sie ihren Herzschlag in ihrem Kopf spüren konnte.
Er schenkte ihr dieses schüchterne, irgendwie sexy Grinsen. „Ich habe den Drehkick gesehen, den du heute Morgen im Sportunterricht mit Birbeck gemacht hast. Ziemlich krass.“
An der Blue Moon High School wurden neun Wochen des Schuljahres für Gesellschaftstanz und Line Dance und zwei Wochen für Selbstverteidigung verwendet.
Eden spürte einen kleinen Schauer über den Rücken laufen bei dem Gedanken, dass Davis sie im Sportunterricht beobachtet hatte. „Er hat mir gesagt, dass ich wie ein Mädchen zuschlage.“
„Du hast ihm also in die Brust getreten.“ Davis nickte zustimmend. „Du bist knallhart.“
Edens Herz schlug bis zum Hals. Der süße Typ, den ich mag, hält mich für knallhart. Das war besser, als ihren Führerschein zu bekommen.
„Danke“, quietschte sie und hustete, um es zu überspielen.
„Ich will nicht, dass du denkst, dass dein Kick nicht genug war. Aber ein paar von uns wollten sichergehen, dass er seine Lektion lernt. Also haben wir seine Klamotten versteckt und sie durch etwas Passenderes ersetzt.“
In diesem Moment stürmte Pond Birbeck in einem lila Trikot mit aufgenähten Schmetterlingsflügeln vorbei. Offenbar war das „etwas Passendere“ das Maskottchen-Kostüm der Schule.
„Wie läuft’s, Birbeck?“, fragte Davis verschmitzt.
„Fick dich, Davis.“ Der Schmetterling der Blue Moon High streckte ihm den Mittelfinger entgegen.
Eden und Moon Beam brachen in einem Lachanfall gegen ihren Spind zusammen.
„Ich geh wohl besser“, sagte Davis mit einem Augenzwinkern. „Wir sehen uns im Unterricht.“
„Cool.“ Eden verschluckte das Wort mit einem Lachen.
Sie und Moon Beam schauten ihm nach, als er wegging.
„Oh mein Gott“, quietschte Moon Beam. „Er steht so hart aufdich! ‚Wir sehen uns im Unterricht‘“, ahmte sie Davis’ nachpubertären Bariton nach.
Eden strich sich die Haare hinters Ohr. „Meinst du?“ Sie brauchte eine zweite Meinung. Alles deutete darauf hin, dass Davis mit ihr flirtete. Aber es bestand immer die Möglichkeit, dass ihre Hormone ihr Gehirn durcheinander brachten.
„Absolut.“ Moon Beam seufzte. „Ich wünschte, Beckett würde mich auch so ansehen. Wann wirst du deinen Eltern sagen, dass du zehntausend Babys mit Davis Gates haben und sie dadurch zerstören wirst?“
Eden hatte zwei gute Gründe, sich zu Davis hingezogen zu fühlen. Der offensichtliche: Er war klug, sexy, witzig und wirklich, wirklich, wirklich gutaussehend.
Aber der noch bessere Grund – die Schlagsahne, die Kirsche und die Streusel oben drauf – war die Tatsache, dass ihre Eltern seine gesamte Familie abgrundtief hassten. Die Moodys und die Nuswings – jetzt Gates – stritten sich schon seit ungefähr einer Million Jahren über irgendetwas Dummes, an das sich keiner von ihnen richtig erinnern konnte. Ihre Eltern nahmen die Fehde so ernst, dass das Einzige, was man ihr jemals verboten hatte, war, sich mit „der Teufelsbrut“ Davis Gates anzufreunden.
Ihre Eltern hätten es besser wissen müssen. Eden war eine Rebellin, die sich nach einem echten Streitpunkt mit ihren Eltern sehnte. Sie wusste genau, wie viele Sekunden sie brauchte, um aus ihrem Schlafzimmerfenster zu klettern und sich an der Birke hinunter in die Freiheit zu hangeln, obwohl sie eigentlich keinen Grund hatte, sich hinauszuschleichen ... noch nicht. Aber es konnte nicht schaden, einen Plan zu haben, falls sich jemals eine Gelegenheit ergeben sollte, sich hinauszuschleichen.
In Blue Moon war es fast unmöglich, zu rebellieren. Alle akzeptierten sie auf ärgerliche Weise. Davis war die einzige verbotene Frucht für Eden. Ihre erste Erinnerung an ihn war, dass sich ihre Eltern darüber stritten, wer zuerst zur Kindergartenanmeldung gehen durfte. Während ihre Mutter seine Mutter als Ausbeuterin beschimpfte und sein Vater ihr mit dem Zeigefinger in die Brust stieß, hatte Eden Davis schüchtern angelächelt, der selbst mit fünf Jahren immun gegen das Drama zu sein schien.
„Ich muss ihn erst dazu bringen, mit mir auszugehen. Wenn ich Ärger bekomme, dann für etwas, das ich getan habe und nicht nur zu tun gehofft habe“, erinnerte Eden Moon Beam.
„Du bist so weise“, seufzte Moon Beam.
„Ich gehe jetzt besser in den Unterricht.“ Eden hatte es eilig, auf den Platz neben Davis zu rutschen. Als der Zufall – und Ms. Charisma Champion – ihr zu Beginn des Jahres den Sitzplatz in Haushaltsführung und Partnerschaften an seiner Seite zugewiesen hatte, war dies ein Zeichen gewesen. Eden winkte ihrer Cousine fröhlich zum Abschied zu und lief den Flur hinunter, um eine Sekunde vor dem Gong durch die Klassenzimmertür zu schlüpfen.
Das Schicksal hatte sie nicht nur auf den Stuhl neben Davis gesetzt, sondern die beiden auch zu „Partnern“ für ein Klassenprojekt gemacht. Frau Champion führte die Schülerinnen und Schüler durch die langweiligen, alltäglichen Dinge, die das Leben eines Erwachsenen ausmachen, um den Teenagern gute Beziehungsführung beizubringen. Heute stand auf dem Plan: Eine fifty-fifty Aufteilung der Aufgaben im Haushalt, die Erstellung eines Budgets, Konfliktlösungsszenarien und Listen, die sowohl für Paare als auch für die einzelnen Partner hilfreich sein sollten. Es wäre ein totales Schnarchfest gewesen, wenn sie nicht Davis Gates „Partnerin“ hätte spielen müssen.
Für das Projekt spielten Eden und Davis einen unverheirateten Winzer (Davis) und eine Managerin für Indie-Rock-Musik (Eden), die sparsam lebten, viel reisten und 65 Dollar pro Monat für Kino- und Konzertbesuche ausgaben. Eden mochte es, dass ihr vermeintlich erwachsener Partner Davis nicht versuchte, sie zu überreden, einen realistischeren Job anzunehmen oder die Wäsche zu waschen. Sie war der Meinung, dass dies ein gutes Zeichen für ihre zukünftige Beziehung im echten Leben war.
Klar. Wenn es nach ihr ginge, hätte Eden lieber einen Gitarristen mit Schlafzimmerblick oder einen Verbrecher mit gepiercten Augenbrauen gefunden. Aber es war der gutmütige, korrekte Davis, der ihr Herz zum Hüpfen brachte.
Jetzt musste sie ihn nur noch dazu bringen, sie um ein Date zu bitten.
„Wenn ihr euch jetzt bitte alle die Szenarien anseht, die ich gerade ausgeteilt habe“, rief Ms. Champion in die Klasse. Ihr krauses dunkles Haar hing an ihrem Gesicht herab wie die schweren Veloursvorhänge in Tante Nells staubiger Villa am Stadtrand.
Davis’ Schulter berührte Edens Schulter, als er sich vorbeugte, um das ausgeteilte Blatt zu lesen. Edens Körper war bereits auf Hochtouren, wie immer in den vierzig Minuten, die sie zusammen im Unterricht verbrachten. Sie konnte sein Deodorant riechen, das duftende, kommerziell hergestellte.
„Hmm“, sagte er und überflog das Papier. „Hier steht, dass wir ‚in einen Konflikt geraten, bei dem einer von uns auf der Seite seiner Familie steht und der andere nachtragend ist und sich weigert zu kommunizieren‘.“
Eden rückte etwas näher an ihn heran, bis ihr Knie gegen seins drückte.
„Tut mir leid“, sagte sie und tat so, als wäre sie versehentlich gegen ihn gestoßen.
Er sah sie an, ihre Gesichter waren sich so nah, dass sie seine Nasenspitze mit ihrer eigenen hätte berühren können.
„Schon okay“, sagte er mit diesem schüchternen Lächeln.
Eden räusperte sich. Sich in seine Arme zu werfen und ihn vor der ganzen Klasse zu küssen, war wahrscheinlich keine gute Idee, auch wenn sie es verdammt gern getan hätte. Ihre Eltern würden das mit Sicherheit erfahren und sie in Tante Marthas Kommune schicken. „Also, wer von uns beiden ist der Nachtragende und wer der Familientreue?“ Als sie in diese karamellfarbenen Augen blickte, konnte sie sich nicht vorstellen, jemals einen Groll gegen Davis Gates zu hegen oder ihre Familie über ihn zu stellen.
„Lass uns eine Münze werfen“, beschloss er.
Der Vierteldollar, den Davis aus seiner Hosentasche fischte, entschied, dass sie die nachtragende, schlechte Kommunikatorin sein sollte und er das rückgratlose Muttersöhnchen.
Sie zankten und scherzten und entwarfen einen Dialog mit Regieanweisungen für ihren Streit – Frau Champion liebte Rollenspiele –, auf das Eden sehr stolz war.
„Manchmal denke ich, dass Freiheit an Erwachsene verschwendet ist.“ Eden schüttelte den Kopf. „Kannst du dir vorstellen, dass wir zusammen sind und uns tatsächlich über solches Zeug streiten, anstatt in Pianobars zu gehen und spontane Ausflüge an den Strand zu machen?“
Davis strich sich die Haare aus der Stirn. „Wenn wir zusammen wären, würde ich dir wohl kaum vorwerfen, sauer auf meine Mutter zu sein, wenn die dich auf dem Weihnachtsbild der Familie nicht drauf haben will.“ Seine Stimme war leise, heiser.
Edens Herz machte in ihrer Brust einen dreifachen Salto. „Und ich würde dich bestimmt nicht mit Schweigen bestrafen und die Türen zuschlagen.“
Ihre Körper waren einander zugewandt, ihre Köpfe geneigt, ihre Knie berührten sich und ihre Augen waren fest aufeinander gerichtet. Sie hielt den Atem an.
„Vielleicht haben wir mehr Ahnung als die Erwachsenen?“, hauchte Davis.
„Ernsthaft.“ Eden nickte. „Sieh uns an. Wir sind die Einzigen in unseren Familien, die reif genug sind, sich nicht zu streiten.“
Sie sah seinen Adamsapfel hüpfen. Eden wandte sich wieder ihrem Heft zu. „Also, äh. Gehst du am Samstag zum Ball der Helfenden Hand?“, fragte sie so beiläufig, wie es das in ihren Adern explodierende Adrenalin zuließ. Was sie wirklich wissen wollte, war: Hast du schon ein Date für den Ball?
„Ich habe es vor“, sagte er. „Du?“
Sie zuckte leicht mit der Schulter, die ihm am nächsten war. „Ja. Wahrscheinlich.“ Eden biss sich auf die Lippe, schloss die Augen und wagte den Sprung. „Vielleicht sollten wir zusammen gehen?“
Er rieb seine Handflächen an seinen Oberschenkeln. „Da würden unsere Eltern aber ganz schön ausflippen“, gab er zu bedenken.
Eden stützte ihr Kinn schüchtern auf die Hand. „Nur wenn sie es rausfinden würden.“
Er nickte und starrte fast eine ganze Minute lang auf den Tisch, während Eden nicht einen Atemzug tat.
„Du weißt, dass ich dich mag, oder?“ Die Worte platzten förmlich aus ihm heraus.
Eden war sich nicht sicher, welche Reaktion sie wählen sollte: die, bei der sich die Türen ihres verletzlichen Herzens öffneten und ein himmlischer Chor zu singen begann, oder die, die sie vor der äußersten Enttäuschung und Demütigung bewahren würde. Er mochte sie. Ahhh! Aber er hörte sich an, als würde er sich darauf vorbereiten, sie sanft zu enttäuschen.
„Das hoffe ich doch, schließlich sind wir in einer festen Partnerschaft“, scherzte Eden und trommelte mit ihrem Stift auf ihr Rollenspiel-Skript.
Er lachte erstickt auf. „Ich meine es ernst. Ich mag dich wirklich. Ich will nur meine Eltern nicht verärgern. Sie bezahlen immer noch meine Autoversicherung und das Dach über meinem Kopf. Und sie denken darüber nach, mir eine Uni an der Ostküste zu bezahlen, wenn ich mich dort bewerbe und genommen werde, anstatt nur ein College im Weinland an der Westküste ...“
Eden ließ die Worte sacken. Colleges an der Westküste? Die hatte sie in ihrem Plan „Eden und Davis verlieben sich“ nicht berücksichtigt. Wenn er ans andere Ende Amerikas zog, könnte es schwierig für ihre Beziehung werden. Und ein Studium an einer teuren Uni in einem anderen Bundesstaat lag nicht im Budget ihrer Familie. Wenn sie sich in Mathe und Naturwissenschaften nicht anstrengte, musste sie sich schon etwas einfallen lassen, um ein College hier in diesem Bundesstaat bezahlen zu können.
Wie sollten sie ihre lebenslange Liebe an den entgegengesetzten Enden des Landes beginnen?
Das war ein Problem, das sie später lösen würde. Zuerst musste sie ihn davon überzeugen, jetzt eine Beziehung mit ihr einzugehen.
„Willst du mit mir zum Ball gehen?“, fragte sie schließlich.
Davis griff zu der Stelle, an der ihr Bleistift einen stakkatoartigen Spritzer Bleipunkte hinterlassen hatte, und bedeckte ihre Hand mit seiner. „Das will ich wirklich.“
Aaaaah! „Dann muss es vielleicht niemand erfahren. Meine Eltern gehen nie zum He-Ha-Ball und deine auch nicht. Wir könnten getrennt auftauchen, in der Ecke tanzen und vielleicht ein oder zwei Tänze mit anderen Partnern einschieben, ohne dass es jemand merkt ... Sozusagen ein geheimes Date.“
Das Einzige, was besser war als eine Beziehung mit Davis, war eine geheime Beziehung mit Davis. Sie wären eine moderne Version von Romeo und Julia. Nur klüger und mit besseren Kommunikationsfähigkeiten ... und weniger Selbstmorden.
„Würdest du das tun?“, fragte er und strahlte auf.
„Ja!“ Sie sagte es etwas zu laut und die Schüler am Tisch vor ihnen drehten sich um und starrten sie an.
Er nickte langsam. „Ja. Okay. Lass uns das machen. Ich treffe dich dort.“
„Ich werde dein geheimes Date sein“, flüsterte Eden. Sie war so aufgeregt, dass sie sich wunderte, nicht gleich von ihrem Stuhl in die Stratosphäre zu fliegen.
Sie hatte ein geheimes Date mit Davis Gates. Ihr Traum wurde wahr.
Sie mussten nur dafür sorgen, dass ihre Eltern keinen Wind davon bekamen.
„Ich sehe, wie du diese Augen machst!“, zischte Edens Mutter und stieß sie mit dem Ellbogen in die Rippen.
„Was für Augen?“, fragte Eden unschuldig und unterbrach den Blickkontakt mit Davis von der anderen Seite des Gehwegs. Sie waren im One Love Park, dem Zentrum von Blue Moon, und nur noch wenige Stunden von ihrem ersten Ball mit ihrem Schwarm entfernt. Sie und ihre Eltern betreuten bei eisigem Dezemberwetter den Mantelspendenstand, während Davis, dick eingemummelt, zwanzig Meter weiter am Bücherspendenzelt arbeitete.
Ihre Mutter drückte ihr eine Mülltüte mit Winterkleidung in die Arme. „Du hältst dich von der Familie Gates fern. Das gilt auch für ihre Teufelsbrut“, sagte ihre Mutter und zeigte mit dem Finger auf Eden. Lilly Ann Moody war eigentlich eine freundliche, großzügige Seele, außer wenn es um die Gates ging. Ihrer Meinung nach sollte die ganze Familie Gates in der Hölle schmoren. Die jahrzehntelange Fehde, die wer-weiß-wann wegen wer-weiß-was begonnen hatte, war in den letzten Jahren immer weiter eskaliert und jede Generation hatte sich dem offen zur Schau gestellten Hass verschrieben. „Die Mutter dieses Jungen hat meinen Sieg beim Auflaufwettbewerb letztes Jahr sabotiert!“, verkündete Lilly Ann.
Seitdem mussten sich Eden und ihre Schwester die Geschichte täglich anhören.
„Mom, vielleicht war die Jury einfach kein Fan von deinem Thunfisch-Auflauf“, schlug Eden vor.
Lilly Anns Keuchen brachte sie fast um den Verstand.
„Ich empfange keine friedlichen Schwingungen von euch beiden“, rief Edens Vater Ned im Singsang von der anderen Seite des Zeltes. Er zog eine der Ohrenklappen seiner Pelzmütze hoch. „Müssen wir uns umarmen?“
„Deine Tochter schwärmt für diesen Rüpel Gates“, verkündete Lilly Ann und lieferte Eden eiskalt ans Messer, während sie mit einem süßen Lächeln einen rosa Parka von Mrs. Nordemann entgegennahm.
Eden zuckte zusammen, als ihr Vater schrill sagte: „Nur über meine Leiche!“
„Ich habe sie den ganzen Nachmittag beobachtet“, sagte Lilly Ann. „Eden, Süße, dich mit diesem Jungen zu treffen, ist buchstäblich das Einzige, was du tun kannst, um deiner Familie zu schaden.“
Mrs. Nordemann sah aus, als würde sie sich Notizen machen.
„Lilly Ann“, mahnte Atlantis, Edens ältere Schwester. Atlantis war eine coole Erwachsene, die ihre Eltern seit der Vorschule beim Vornamen nannte. Sie hatte sich ihr Baby mit einem Tragetuch mit Paisleymuster an die Brust gebunden. „Eden zu sagen, dass sie etwas nicht tun soll, ist so, als würde man sie unter Androhung der Todesstrafe anflehen, es zu tun.“
„Was erwartest du von mir?“, erwiderte Lilly Ann und ließ sich dramatisch auf den Metallklappstuhl hinter dem Mantelaufnahmetisch fallen, wobei ihr aufgeplusterter Daunenmantel einen Luftzug abgab. „Soll ich mich einfach zurücklehnen und die Tatsache ignorieren, dass meine eigene Tochter bereit ist, jahrzehntelangen Missbrauch und jahrelangen Terror hinzunehmen?“
Das war natürlich drastisch formuliert. Sicher, die Gates-Familie stahl den Moodys Parkplätze vor der Nase weg, hielt ihnen nicht die Tür auf und hatte Edens Eltern sogar einmal den Mittelfinger bei einem Konzert der Junior High Band gezeigt. Aber um fair zu sein: Das war, nachdem Lilly Ann Tilly Nuswing-Gates während Davis’ Bongo-Solo die Videokamera aus der Hand geschlagen hatte. Die Eltern von Eden waren keine unschuldigen Opfer. Sie hatten der Familie Gates schon viel Schlimmes angetan. Edens Vater hatte ein ganzes Jahr lang die Sonntagszeitung von der Veranda der Gates’ gestohlen, bevor er um 4 Uhr morgens in seiner Pyjamahose in ihrem Vorgarten erwischt worden war. Sheriff Hazel Cardona war so nett gewesen, ihn nur zu verwarnen.
Während ihre Mutter und ihre Schwester heftig zu diskutieren begannen, glitt Edens Blick zurück zum Bücherspendenstand. Davis hievte zwei wiederverwendbare Behälter mit Taschenbüchern in die Höhe und sie wünschte sich, er würde nicht den schweren grauen Wintermantel tragen, damit sie seinen Bizeps bewundern konnte.
„Sieh sie dir an! Sie sabbert schon fast“, kreischte Lilly Ann.
Ihr Vater ergriff die Hände ihrer Mutter. „Wir schicken sie weg, damit sie bei Tante Martha in der Kommune lebt“, schlug er vor. „Dort schwitzt sie sich bei harter Arbeit den Unfug aus der Seele.“
Eden verdrehte die Augen. Die Schwester ihrer Mutter lebte in einer Kommune in Michigan, die Ziegen und Schafe züchtete. Wenn man Eden dorthin schickte, gab es keine Hoffnung mehr, dass sie sich auch nur annähernd normal entwickeln würde.
Eine Bewegung am Bücherstand erregte ihre Aufmerksamkeit. Ferguson und Tilly Gates waren angekommen. Tilly hatte dunkelblonde Haare, die zu einem schicken Pixie-Look geschnitten waren. Sie war an beiden Handgelenken und Knöcheln tätowiert und hatte einen Abschluss in Umweltschutz. Ihr Mann Ferguson war ein gutaussehender Mann mit monogrammierten Pullovern und einem Treuhandvermögen aus einer Winzerfamilie in Kalifornien. Sie hatten sich kennengelernt, als Tilly im Sommer nach ihrem Abschluss per Anhalter quer durchs Land gefahren war. Gemeinsam hatten sie die Blue Moon Weinkellerei gegründet, die erste ökologische Weinkellerei im Bundesstaat New York.
Eden hatte das Gefühl, dass der Erfolg der Gates’ die Fehde nur noch weiter anheizte. Vor allem, nachdem das Geschäft ihrer Mutter mit Räucherstäbchen gescheitert war. Während die Gates’ Bio-Kaschmirmäntel trugen, steckte die Familie Moody in handgemachten Puffmänteln und selbstgestrickten Mützen.
Eden versuchte Davis’ Blick zu erhaschen und wollte ihm heimlich zuzwinkern, weil ihre Eltern so lächerlich waren, aber er sprach gerade mit seinem Vater.
Tilly hingegen starrte sie an, als wäre sie ein wildes Tier, das ihre Familie angreifen wollte. Ihr Blick war eindeutig: Halte dich bloß fern.
Eden hob eine Hand und winkte unbeholfen.
„Was machst du da?“, zischte Lilly Ann. Sie drückte Edens Hand nach unten und stellte sich zwischen ihre Tochter und den finsteren Blick ihrer Todfeindin.
„Warum kümmerst du dich nicht um deinen eigenen Kram, Tilly?“, rief Lilly Ann über den Gehweg hinüber.
„Warum hältst du deine Tochter nicht davon ab, meinen Sohn anzustarren, als wäre er ein Stück Tofu-Auflauf?“, schleuderte Tilly frostig zurück.
„Als ob unsere Eden auch nur im Entferntesten an deinem Nachwuchs interessiert wäre.“ Edens Mutter sagte „Nachkommen“, als wäre es ein Schimpfwort. „Hast du gesehen, was sie getan hat? Sie hat zugegeben, dass sie meinen Auflauf boykottiert hat!“, zischte Lily Ann ihren Töchtern zu.
„Deine Tochter soll gefälligst ihre Augen bei sich behalten“, schrie Tilly zurück.
Mr. Oakleigh, der größte Wichtigtuer der Stadt, eilte mit seiner Frau Amethyst auf den Fersen herbei. Sie schleppten beide Taschen. „Amethyst, meine Perle, warum bringst du die Mäntel nicht hier bei den Moodys vorbei, während ich unsere Bücher übergebe?“, verkündete Mr. Oakleigh laut, um die gebrüllten Beleidigungen zwischen Edens und Davis’ Müttern zu übertönen.
„Halloooooo“, rief Amethyst, als sie ihre beiden Müllsäcke vor Eden auf den Tisch wuchtete. „Es ist so schön, euch alle wiederzusehen!“
Lily Ann wippte nach links und rechts und versuchte, an Amethysts schlanken Schultern vorbeizuschauen, aber die Frau versperrte ihr die Sicht. „Ist das nicht ein wunderbarer Tag für den Ball der Helfenden Hand?“, rief Amethyst.
Es waren zwei Grad und der gefrierende Regen hatte gerade wieder eingesetzt.
„Einfach wunderbar“, stimmte Atlantis zu.
Eden hörte, wie Bruce vor den Gates’ in voller Lautstärke die Weihnachtsdekoration des Parks kommentierte.
„Na, sieh mal an, was für eine Sammlung von Mänteln!“ Phoebe Pierce schlenderte im Schlepptau ihres Mannes John zum Kleiderständer. „Wir werden dieses Jahr die ganze Stadt warm halten, nicht wahr?“, fragte sie mit einem hübschen Lächeln.
John sah gemütlich und bäuerlich in einem abgewetzten Flanellmantel aus. Er hatte seinen Arm um Phoebes Taille gelegt. Keiner der Söhne des Paares war in der Nähe.
„Wie läuft’s, Ned?“, fragte John. John Pierce hatte immer einen beruhigenden Einfluss und Eden hoffte, dass er den Streit im Keim ersticken konnte, bevor es zu einer Schlägerei kam ... wie bei der Nachstellung des historischen Sitzstreiks im letzten Jahr.
Edens Vater schüttelte Johns Hand. „Toll, John. Wirklich toll. Wie geht es deinen Jungs?“
„Mom! Kannst du mir zehn Dollar leihen?“ Jack, der jüngste Pierce-Junge, stürmte herbei. Er hielt lange genug inne, um Eden kokett zuzuzwinkern. Er war in der Schule ein paar Jahrgänge unter ihr, aber die Pierce-Brüder waren für Frauen jeden Alters eine Gefahr.
„Was hat dir dein Vater gerade vor sechs Minuten gesagt?“ Phoebe seufzte.
„Er hat nein gesagt“, antwortete Jack fröhlich.
Phoebe verdrehte die Augen. „Warum haben wir drei Jungs?“, seufzte sie.
„Weil du Gott um Mädchen angefleht hast“, grinste John.
Lilly Anns gezwungenes Lachen war zu laut. „Oh, John und Phoebe! Ihr seid so witzig! Kein Wunder, dass ihr so gute Freunde von uns seid!“
Soweit Eden sich erinnern konnte, hatten John und Phoebe Pierce noch nie einen Fuß in das Haus der Moodys gesetzt.
„Wir würden gerne nächste Woche zum Essen kommen, Bruce!“, brüllte Ferguson in voller Lautstärke vom anderen Stand.
„Wir fühlen uns so geehrt, dass ihr uns einladet!“, mischte sich Tilly ein.
Nach Mr. Oakleighs verwirrtem Gesichtsausdruck zu urteilen, war eine solche Einladung nicht ausgesprochen worden. Im Krieg war das Sammeln von Verbündeten ein wichtiger Teil des Kampfes.
Eden spürte einen heißen Schauer über ihre halb erfrorene Haut laufen und merkte, dass Davis endlich in ihre Richtung schaute. Sie zuckte spielerisch mit den Schultern, als wollte sie sagen: „Sind die nicht verrückt?“ Aber er lächelte nicht und nahm den Familienwahnsinn scheinbar nicht zur Kenntnis.
Die Nervosität prasselte wie Eisregen in Edens Magen.
„Verdammt“, sagte Donovan Cardona, Leichtathletikstar, Sohn des Sheriffs von Blue Moon und einer von Davis’ besten Freunden, als er seine schief sitzende Fliege im Badezimmerspiegel betrachtete.
Davis schnaubte über den katastrophalen Versuch seines Freundes, seine Fliege zu binden, während er seine eigene Krawatte sorgfältig zurechtrückte. Er hatte ein Händchen fürs Krawattenbinden, fand er. Obwohl er bezweifelte, dass er diese Fähigkeit jemals wieder brauchen würde.
„Vielleicht einfach die Fliege abnehmen?“, schlug Davis vor.
„Nein.“ Donovan war unnachgiebig. Er hatte mit Carter Pierce um zehn Dollar gewettet, dass er beim He-Ha-Ball in einer streberhaften Fliege auftauchen und trotzdem einen Tanz mit Llewellyn Chang, einem notorisch pflegeintensiven, nachtragenden Mädchen aus der Oberstufe, ergattern würde, und er war entschlossen, das Geld einzustreichen. Davis respektierte das.
Er hatte Mitleid mit Donovan und richtete ihm schnell die Fliege.
„Danke, Mann. Wirst du dich endlich an Moody ranmachen?“, fragte Donovan und fuhr sich mit einem Kamm durch sein blondes Haar.
Davis warf einen schuldbewussten Blick auf die noch geschlossene Badezimmertür. Donovan und Carter Pierce waren die einzigen Menschen, die von seinen Gefühlen für Eden wussten. Und selbst sie wussten nicht, wie ernst seine Schwärmerei war. „Sprich den Namen nicht zu laut aus. Meine Eltern würden austicken.“
„Du bist achtzehn Jahre alt. Ein Mann“, betonte Donovan. „Was werden sie dagegen tun?“
Donovan konnte nicht nachvollziehen, welche Schuldgefühle Davis’ Eltern ihm machen konnten. Der Herzinfarkt seines Vaters, den er in Davis’ Kindheit erlitten hatte – eine schreckliche Zeit für die Familie –, schwebte immer noch wie eine hässliche, dunkle Wolke über ihnen. Ständig musste Davis darauf Rücksicht nehmen.
Wenn er zu enthusiastisch auf seinen Bongos trommelte: Verärgere deinen Vater nicht.
Wenn er mit seinem Vater auf dem Beifahrersitz Auto fuhr: Willst du mich umbringen?
Wenn seine Mutter in einen Laternenpfahl in der Patchouli Street krachte: Erzählen wir deinem Vater einfach nichts davon. Er kann nicht noch mehr Stress in seinem Leben gebrauchen.
„Es ist kompliziert“, seufzte Davis.
„Ich sage es nur. Wenn du deine Eltern jetzt darüber entscheiden lässt, wen du datest und wen nicht, werden sie es für den Rest deines Lebens tun.“
Davis hoffte wirklich, dass sein Freund nicht Recht behielt.
„Davis, ich weiß, dass du schon seit einer Ewigkeit in dieses Mädchen verknallt bist“, fuhr Donovan fort und schmierte sich eine ordentliche Dosis Pomade in die Haare. Alles, was länger als ein Schulhalbjahr dauerte, war für Achtzehnjährige eine Ewigkeit.
Davis kannte Eden seit dem Kindergarten, aber nur am Rande. Einmal hatten sie zusammen einen ganzen Klebestift gegessen, bevor die Lehrerin sie in der Sitzsack-Ecke des Klassenzimmers entdeckte.
In der Junior High Band hatte er hinter den Bongos gestanden, als Eden ihre Freundin vor dem gefürchteten „Furzmaul“ gerettet hatte, Pond Birbeck, der Laylas unbeaufsichtigtes Trompetenmundstück geschändet hatte. Er hatte ihr und dem Rest der Band Beifall geklatscht, als Eden und Layla Pond zu Boden gerungen hatten.
Aber er würde nie den Moment vergessen, in dem er Eden Moody wirklich bemerkt hatte.
Es war am Ende des ersten Schultages in seinem ersten und ihrem zweiten Oberstufenjahr. Davis saß am Steuer seines drittklassigen El Camino und spielte mit einer Phish-CD, als er durch das offene Fenster Gelächter hörte.
Fran, die unbeholfene Bassistin zahlreicher High-School-Garagenbands, klammerte sich an die Armlehnen ihres Rollstuhls und kicherte vergnügt, als Eden Moody sie enthusiastisch den leichten Hügel zum Parkplatz hinunterschob. Eden hüpfte auf die Rückenlehne des Stuhls, ihre magentafarbenen Strähnchen schimmerten im Nachmittagslicht und ihr Lächeln war heller als die Sonne. Es war nicht der große Aha-Moment, von dem seine Mutter immer sprach. Es war eher die Erkenntnis: „Ja, das ist sie.“
Eden hatte diese sexy, rebellische Ausstrahlung, die der geradlinige Davis sowohl erschreckend als auch anziehend fand. Sie machte sich keine Sorgen darum, sich anzupassen und das zu tun, was alle von ihr erwarteten. Sie war stark, aufregend und sehr, sehr hübsch.
Eden war nicht wie die anderen Mädchen, die normalerweise mehr als bereit waren, zu flirten oder sich zu verabreden oder ein paar Experimente auf dem Rücksitz seines El Camino zu machen. Eden war anders.
Und dann erinnerte er sich daran, wer ihre Eltern waren. Und wer seine Eltern waren.
Er hatte nicht anders gekonnt, als mit ihr zu reden und mit ihr zu flirten. Er mochte sie. Sie war witzig, sarkastisch und voller Energie. Er wollte einfach in ihrer Nähe sein.
Aus Rücksicht auf seine Eltern war Davis gelegentlich mit anderen Mädchen ausgegangen. Aber sein Herz gehörte Eden. Und jetzt hatte er einen Funken Hoffnung, dass er mit ihr ausgehen und gleichzeitig seine Eltern nicht verärgern könnte.
Die Badezimmertür schlug auf und prallte an Donovans Schulter ab.
„Willst du deinem Vater noch einen Herzinfarkt verpassen?“, fragte Tilly Nuswing-Gates mit einem unnachgiebigen Stirnrunzeln.
„Mom!“
Donovan suchte links und rechts nach einem Fluchtweg.
Davis bedauerte, dass er die Tür nicht verschlossen hatte. Manchmal fragte er sich, ob der Herzinfarkt seines Vaters vor all den Jahren dadurch verursacht worden war, dass Tilly ihn mit einem ihrer dramatischen Auftritte zu Tode erschreckt hatte. „Was ist die neueste Krise?“, fragte er und wusste genau, was es war.
Sie verschränkte die Arme, als müsste sie ihm den Fluchtweg versperren. „Ich wusste es! Ich wusste es einfach, so wie ihr euch heute im Park angegafft habt!“
Schuldgefühle setzten sich wie eine Bowlingkugel in seinem Magen fest.
„Ich glaube, ich gehe früher rüber.“ Donovan, der Feigling, drängte sich an Tilly vorbei und floh mit seiner perfekt sitzenden Fliege.
„Ich weiß, dass du vorhast, mit diesem ... diesem ... diesem Moody-Mädchen zum He-Ha-Ball zu gehen“, stotterte seine Mutter vor Wut. „Und ich sage dir, dass du das nur über der Leiche deines Vaters tun wirst. Du wirst ihn buchstäblich umbringen.“
„Mom, bist du nicht ein bisschen zu dramatisch?“ Der Herzinfarkt seines Vaters war schon Jahre her. Seitdem hatte Tilly ihn zu einer besseren Ernährung und mehr Sport gedrängt. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie aufhörten, auf Zehenspitzen zu gehen, und anfingen, ehrlich zueinander zu sein.
„Ein bisschen dramatisch? Dein Vater wäre fast gestorben und du bestehst darauf, die eine Sache zu tun, die ihn ins Grab bringt.“
Tilly hätte ein Seifenopernstar werden sollen. Ihr dramatisches Timing war großartig.
„Gut“, räumte Davis ein. „Dann sollten wir es ihm nicht sagen. Hat diese Fehde nicht schon lange genug gedauert? Sie ist ein tolles Mädchen. Sie ist klug und witzig.“
„Ich kann nicht glauben, dass du überhaupt in Erwägung ziehst, mit ihrer Art irgendwo hinzugehen. Ihre Eltern sind Ganoven. Ihre Großeltern sind praktisch Zirkusfreaks.“
„Mom!“
„Davis!“, brüllte sein Vater von unten und Davis zuckte zusammen. Nachrichten verbreiten sich in Blue Moon schnell.
„Was erwartest du denn?“, zischte seine Mutter. „Hier hat niemand Geheimnisse.“
„Davis!“ Sein Vater klang wie ein verwundetes Tier.
„Gott verdammt.“ Davis folgte seiner Mutter die Treppe hinunter und bereitete sich auf eine Standpauke vor. Er war ein ziemlich pflegeleichter Sohn. Er zankte nicht mit seinen Eltern. Es gab keine wirklichen Machtkämpfe. Er war respektvoll und zuvorkommend. Er hielt sein Zimmer sauber. Er zahlte selbst für sein Benzin. Er half jedes Wochenende auf dem Weingut aus, ohne sich zu beschweren. War es zu viel verlangt, diese eine Sache tun zu dürfen?
Fergusons Gesicht hatte die Farbe der Harvard-Rüben, die er so gern mochte.
„Ich habe gerade mit Enid Macklemore telefoniert. Weißt du, was sie mir gesagt hat?“
Davis wippte auf seinen Füßen. „Ich vermute, es hat etwas mit dem He-Ha-Ball zu tun“, sagte er.
„Sie hat gesagt, dass dieses mausgraue kleine Moody-Mädchen dich auf den Ball eingeladen hat.“
„Ferguson, dein Blutdruck“, erinnerte ihn Tilly.
„Dad, das ist doch keine große Sache.“
„Keine große Sache? Sie hat vor, dich zu demütigen. Das ist alles nur ein Witz. Sogar ihre Eltern sind eingeweiht“, rief Ferguson.
„Deshalb habe ich dafür gesorgt, dass Davis mit Taneisha geht“, fügte Tilly nahtlos ins Gespräch ein.
Davis wirbelte herum. „Warte. Was? Was hast du gemacht?“
Tilly warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. „Du holst sie in fünfzehn Minuten ab.“
„Nein, werde ich nicht.“ Es war das erste Mal, dass er sich seinen Eltern widersetzte.
Sie sahen ihn beide mit offenen Mündern an.
„Was hast du gesagt?“ Sein Vater war dabei, sich in einen regelrechten Schreikrampf zu steigern.
„Taneisha hatte kein Date und du hattest auch kein richtiges“, sagte Davis’ Mutter hochnäsig. „Es war nur eine widerwärtige Falle, um sich über dich lustig zu machen!“
Eden würde das nicht tun. Er wusste, dass sie es nicht tun würde. Er hatte die letzten anderthalb Jahre damit verbracht, sie in den Pausen auf den Gängen kennenzulernen. Sie mochte schrullig sein, aber sie war nett. Aufrichtig. Cool. Und er hatte noch nie erlebt, dass sie jemandem etwas antun wollte ... außer Pond Birbeck.
„Davis, haben deine Mutter oder ich dich jemals angelogen?“
Er schaukelte auf seine Fersen zurück. „Was ist mit dem Weihnachtsmann?“
„Oh, um Himmels willen“, schrie Ferguson. „Wir haben gesagt, dass es uns leid tut.“
„Ich war neun, als Beckett Pierce mir endlich die Wahrheit sagte.“
„Eden wollte dich heute Abend demütigen“, beharrte Tilly. „Wir sagen es dir, weil wir dich lieben. Ich werde nicht zulassen, dass diese Familie so mit deinen Gefühlen spielt!“
„So ist sie nicht. Ich mag sie wirklich, Mom.“ Es war das Schlimmste, was er hätte sagen können. Seine Eltern begannen mit einer Litanei von Beschwerden, die sich über gut vierzig Jahre erstreckte. All das Unrecht, das die Moodys gegen ihre Familie begangen hatten.
Während sie sich gegenseitig mit Anschuldigungen übertrumpften, ging Davis in die Küche und wählte Edens Nummer. Er hatte sie auswendig gelernt, aber noch nie eine Ausrede gehabt, sie anzurufen.
„Moody Residence“, zwitscherte ein Mann am anderen Ende. „Hier spricht Ned.“
Davis steckte einen Finger in sein Ohr, um seine Eltern auszublenden. „Kann ich bitte mit Eden sprechen, Sir?“
„Sie ist im Moment nicht verfügbar. Sie macht sich fertig für ihr Date mit ... Schatz, was hat Eden gesagt, mit wem sie zum He-Ha-Ball geht?“
„Jordan Catalano“, sagte ihre Mutter im Hintergrund.
„Genau. Dieser Catalano-Junge.“
Davis kannte in der Schule niemanden mit diesem Namen. Er wusste nur, dass das nicht sein Name war. Hatte sie ihren Eltern einen falschen Namen genannt? Oder hatte seine Mutter recht? Hatte Eden irgendeine spektakuläre Demütigung für ihn geplant?
„Wenn Sie ihr sagen könnten, dass Davis am Telefon ist ...“
„Davis? Davis Gates, die Teufelsbrut von Ferguson und Tilly Nuswing-Gates?“, kreischte Ned Moody.
„Was will der denn?“, schrie Edens Mutter im Hintergrund.
„Ruf hier nie wieder an!“, schnauzte Ned. „Und wenn du meine Tochter Atlantis auch nur ansiehst ...“
„Eigentlich geht es um Eden, Sir.“
„Keine von beiden!“, schrie Ned und legte auf, ohne seine Drohung zu beenden.
Davis starrte auf das Telefon in seiner Hand. Er hatte nichts falsch gemacht und in den letzten zehn Minuten hatten ihn vier Erwachsene angeschrien. Das verhieß nichts Gutes für seinen Abend.
„Davis! Beeil dich! Du kommst zu spät, um Taneisha abzuholen“, rief seine Mutter aus dem Wohnzimmer.
Mist. Er würde Taneisha mitnehmen und dann mit Eden zum Ball gehen, um die ganze Sache zu klären, beschloss Davis.
Eden kramte den kleinen Spiegel aus ihrer Clutch und überprüfte ihren Lippenstift im blau-lila Stroboskoplicht der High-School-Turnhalle. Sie hatte sich so lange im einzigen Badezimmer ihres Hauses eingeschlossen, dass ihr Vater gedroht hatte, durch das Fenster einzusteigen, um sie zu vertreiben.
Aber obwohl sie sich hatte beeilen müssen, war sie mit dem Endergebnis zufrieden. Sie sah gut genug aus, um heute Abend an Davis’ Arm zu erscheinen.
So sehr sie auch versuchte, sich in der Schule als Außenseiterin darzustellen, so sehr sehnte sich ein Teil von ihr nach einem richtigenFreund, der ihr das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein, interessant, klug und lustig, egal wie störrisch, langweilig oder unspezifisch sie sich verhielt. Und genau das war es, was Davis ihr gab.
Sie hoffte nur, dass das Familiendrama vom Nachmittag ihn nicht abgeschreckt hatte. Davis war keine rebellische Natur. Er musste sie also wirklich sehr mögen, um sich über seine Eltern hinwegzusetzen. Und wenn er es nicht tat, würde es sehr verletzend für Eden werden. Schlimm. Sie schluckte den Klumpen Angst hinunter, der ihr in der Kehle saß.
Aber er mochte sie. Sie wusste, dass er das tat. Und Davis war von Herzen gut. Mit diesem Gedanken beruhigte sie sich. Er würde ihr nicht absichtlich wehtun. Davis war nicht wie der Rest seiner Familie.
Eden atmete tief durch und strich mit ihren Händen über die schwarze Spitze ihres Kleides. Alle anderen waren für die Weihnachtszeit in Rot, Grün und Gold gekleidet. Aber Eden mochte das Geheimnisvolle von Schwarz, die Sexyness des kurzen Rocks. Sie würde sehen, wie es heute Abend lief. Vielleicht würde Davis Gates derjenige sein, der sie endlich von ihrer Jungfräulichkeit befreite. In ein paar Monaten, natürlich. Sobald sie sich vergewissert hatte, dass er ihrer würdig war.
„Ist er schon da?“, zischte Moon Beam und drückte Eden einen Becher mit Punsch in die nervösen Hände. Ihre Cousine reckte den Hals, um die Turnhalle zu durchsuchen. Die Hälfte von Blue Moon war zum Ball der Helfenden Hand erschienen. Die Schüler der Junior High School standen in einer Reihe und schunkelten unbeholfen zur Musik. In der Mitte der Tanzfläche dominierte eine Gruppe von Oberstuflern, die einen enthusiastischen Gruppen-Swingtanz aufführten. Dazwischen tanzten und unterhielten sich Schüler und Eltern der High School.
„Noch nicht“, sagte Eden und verbarg ihre Nervosität unter einem Anflug von erzwungener Zuversicht. „Aber er wird es sein.“
Moon Beam kaute knackend ihren Kaugummi und suchte die Menge nach ihrem nächsten Tanzopfer ab. „Glaubst du nicht, dass seine Eltern ihn unter lebenslangen Hausarrest gestellt haben, so wie ihr zwei euch im Park angegafft habt?“
Eden zuckte mit den Schultern, als ihre Cousine ihre schlimmste Befürchtung aussprach. „Nein. Ich bin sicher, er ist nur von irgendwas aufgehalten worden. Er wird schon kommen.“ Davis war nicht der Typ, der log oder Versprechen brach. Er hatte gesagt, er würde kommen, also kam er auch.
„Da ist er!“ Moon Beam zeigte triumphierend auf den Eingang der Turnhalle.
Und da war er. Groß und schlank in einem schlecht sitzenden Anzug. Seine rot-grüne Weihnachtsmann-Krawatte hob sich deutlich von dem weißen Hemd darunter ab, und seine wuscheligen Haare hingen ihm in die Stirn, so wie Eden es am liebsten mochte. Sie spürte, wie ihr dümmliches Lächeln breiter wurde … und dann gefror.
„Ist das Taneisha?“, zischte Moon Beam und drückte Edens Arm fest an sich.
Taneisha, der hauchdünne, modellhafte Star des Leichtathletik-Teams der Mädchen, trug ein grünes Samtkleid. Ihr schwarzes Haar war zu Dutzenden kleiner Zöpfe gestylt, die sie im Nacken zu einem Dutt gebunden hatte. Sie war einer der nettesten Menschen an der ganzen Schule. Und in Blue Moon hieß das schon etwas.
Taneishas Hand ruhte auf Davis’ Arm. Und Eden war kurz davor, sich zu übergeben.
„Du solltest ihn zur Rede stellen“, beschloss Moon Beam. „Vielleicht mit einer dramatischen Ohrfeige.“
Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Eden auf ihren Instinkt oder die schlechten Ratschläge ihrer Cousine hörte. Voller Wut und Angst und mit einem Funken Hoffnung, dass es sich um ein dummes Missverständnis handeln könnte, raste sie über den mit Regenbögen bemalten Turnhallenboden.
„Hallo, Taneisha. Gates.“ Sie sagte ihre Namen, als ob sie schlecht schmecken würden.
„Eden, ich kann das erklären“, sagte Davis leise und stellte sich zwischen Eden und Taneisha.
„Ich werde mir etwas Punsch holen“, entschied Taneisha weise.
Eden nahm einen langsamen Atemzug und spürte, wie ihre Nasenlöcher sich weiteten. „Was erklären? Dass meine Eltern recht haben und du eine Teufelsbrut bist?“ Die Leute sahen sie an und es war ihr egal.
Er zuckte zusammen und schob seine Hände in die Taschen seiner Anzughose. „Ich weiß, wie das aussieht ...“
„Es sieht so aus, als hättest du gesagt, du würdest mein Date sein, und bist dann mit der verdammten Taneisha zum He-Ha-Ball aufgetaucht!“ Mit diesem wunderschönen Einhorn von einem Mädchen, das ungerechterweise von den Unannehmlichkeiten der Pubertät verschont geblieben war.
Alle um sie herum hatten aufgehört zu tanzen oder zu reden und schauten gebannt zu.
„Es tut mir leid. Ich wollte niemanden verletzen. Schon gar nicht dich, Eden“, fing Davis wieder an, aber Eden war nicht an Entschuldigungen oder Ausreden interessiert.
„Und doch bin ich allein und gedemütigt und du hast ein Teenager-Supermodel als Date mitgebracht.“
„Es ist nicht das, wonach es aussieht. Meine Eltern haben mich gezwungen ...“
„Weißt du was? Du bist achtzehn Jahre alt. Niemand hat dich gezwungen.“
„Eden, es ist nicht so, wie du denkst. Ich habe versucht ...“
„Wie auch immer. Wenigstens habe ich herausgefunden, dass du genau wie der Rest deiner Familie bist, bevor ich einen Riesenfehler hätte machen können. Das Arschloch-Gen muss in deinem Stammbaum dominant sein.“
„Können wir nicht darüber reden?“
„Ich habe dir nichts mehr zu sagen.“ Sie konnte vor Tränen und unterdrückten Schluchzern ohnehin nicht reden. Sie mochte ihn so verdammt gern und sie hatte sich so verdammt geirrt. Eden schob sich an ihm vorbei, drängte sich durch die Menge, die sich um sie herum versammelt hatte, und schnappte sich den ersten Jungen, den sie erkannte. Ramesh Goldschmidt war Junior-Klassensprecher und hatte einen Preis für seine handgeschriebenen Protestschilder gewonnen.
„Lass uns tanzen, Ramesh“, sagte sie mit gespielter Fröhlichkeit.
Klug für einen Siebzehnjährigen hielt Ramesh seinen Mund und legte seine verschwitzten Hände auf ihre Hüften.
Und während ein mürrisch aussehender Davis mit Taneisha auf die Tanzfläche trat, plante Eden ihre Rache.
Sie hielt es keine vier Minuten auf der Tanzfläche mit Ramesh aus – einem Typen, dem man nichts anderes vorwerfen konnte, als nicht Davis zu sein –, bevor sie sich in den schattigen Gang vor der Turnhalle neben dem Hausmeisterschrank verabschiedete.
Die Tränen liefen heiß über ihre Wangen. Ihre Brust drückte sich zusammen, eine körperliche Manifestation des emotionalen Schmerzes – wie Blue Moons Vertrauenslehrer es gern mit Puppen erklärte.
Die Tür der Turnhalle öffnete sich. Der Schein der Lichterketten und die fröhliche Musik strömten in ihr kleines Verlies des Herzschmerzes und verhöhnten sie.
„Eden?“ Moon Beam entdeckte sie und trat in den kerkerartigen Gang.
Eden wischte sich hastig über die Augen.
„Oh, Mann. Ich wusste nicht, dass du ihndermaßenmagst.“ Moon Beam rutschte die Wand hinunter und setzte sich neben Eden.
Eden schnäuzte sich in die Punschserviette, die sie extra für diesen Zweck vom Tisch genommen hatte. Sie weinte wegen eines Jungen. So wie ihre ältere Schwester Atlantis zwischen ihrem vierzehnten und neunzehnten Lebensjahr sechzehntausendmal. Sie sollte klüger sein als das. Und Davis sollte ein netter Junge sein.
„Ich mochte ihn wirklich. Ich fand ihn klug und lustig und nett und interessiert.“
Sie wollte die Frage nicht stellen. Denn sie war sich nicht sicher, ob sie die Antwort verkraften würde. Warum würde er ihr das antun? War es, weil sie nicht besonders genug war? Attraktiv genug? Hatte er sie mit ihren kleinen Flirts nur aufgezogen? Taneisha war schön, groß und an den besten Stellen kurvig. Außerdem war sie verdammt klug und sehr, sehr selbstbewusst.
Könnte Eden irgendjemandem vorwerfen, dass er sich für Taneisha entschied?
„Er ist ein Arschloch, Eden.“ Moon Beam klopfte ihr auf die Schulter. „Das ist die einzige Erklärung, die du brauchst.“
„Bist du sicher, dass ich nicht das Problem bin?“
„Selbst wenn du ein noch größeres Arschloch wärst als er, hätte er sich trotzdem wie ein Arschloch verhalten“, meinte Moon Beam.
Es nahm ihr nicht den schrecklichen Schmerz in der Brust, zu wissen, dass der Junge ihrer Träume gerade in den schlanken Armen und den abnorm großen Brüsten von Taneisha Duval lag. Aber es war etwas, an das sie sich klammern konnte.
„Er ist ein Arschloch, nicht wahr?“ Eden schniefte.
„Ja. Und weißt du, was du tun wirst?“
„Was?“, fragte Eden matt.
„Du wirst wieder da rein marschieren und jeden Tanz mit Ramesh tanzen, mit einem großen, fetten Lächeln im Gesicht. Und wenn das alles vorbei ist, treffen wir uns bei mir und rächen uns an Davis Dumpfbacke Gates.
Dreizehn Jahre später
Im Soli Sandwich roch es nach Zwiebeln und frisch gebackenem Brot, das die Gäste dazu brachte, Sonette über Kohlenhydrate verfassen zu wollen. Eden liebte vor allem das Truthahn-Sandwich mit Gurken, Zwiebeln und Paprika, das in einem orangefarbenen Körbchen serviert wurde, passend zu den wilden Wänden des stets überfüllten Ladens.
Heute gönnte sie sich etwas – sich und ihrer besten Freundin Sammy. Das feierliche Lunch des Komitees für Lebensqualität, das einmal jährlich im Lunar Inn veranstaltet wurde, war ein voller Erfolg gewesen. Eden war inzwischen eine erfolgreiche Hotelinhaberin. Vier Jahre, nachdem sie die Pension übernommen hatte, fühlte Eden sich endlich so, als könnte sie schwimmen, anstatt nur auf der Stelle zu treten.
Das Hotel war den ganzen Monat über zu fünfundsiebzig Prozent ausgelastet, das war ihr bisher bestes Ergebnis. Und sie fühlte sich gut. Die Tage ihrer eigensinnigen Jugend waren vorbei – größtenteils. Sie hatte ihr rebellisches Verhalten hinter sich gelassen. Blue Moon begann endlich, sie als etablierte, erfolgreiche Hotelinhaberin anzuerkennen. Ein Gewinn für die Gemeinde. Hier war sie also in einem schicken Bleistiftrock und einer ärmellosen Bluse und feierte ihren beruflichen Erfolg. Ja, die Dinge entwickelten sich endlich in die Richtung, in die sie wollte.
Sammy, in ihrer Freizeituniform aus Sporthose, Tank und Pferdeschwanz, schnappte sich einen Tisch, der gerade von Wilson und Penny Abramovich geräumt wurde. Wer während des Mittagsansturms im Soli Sandwich einen Sitzplatz ergatterte, hatte Glück. Es gab sieben Tische in knalligem Kanariengelb mit gepolsterten Stühlen aus rotem Vinyl, um die sich normalerweise dreimal so viele Kunden drängten.
Eden drehte sich, um auf den Serviettenspender und den Getränkeautomaten zuzusteuern, und prallte mit dem Gesicht voran gegen eine Wand aus Mensch.
„Oh Gott.“ Ihr Korb klappte bei dem Aufprall gegen ihre Brust und verteilte Zwiebeln und Mayo auf ihrem Business-Dekolleté.
„Es tut mir so leid! Ich habe nicht gesehen ... Oh, verdammt.“
Diese Stimme. Eden sah von ihren Brüsten auf und blickte in vertraute kastanienbraune Augen. Ihre Welt verengte sich in einem Zeitlupentunnel der Konzentration. Der Lärm wurde zu einem leisen Summen in ihren Ohren.
Er schien größer zu sein, als sie ihn in Erinnerung hatte. Selbst in Stöckelschuhen musste sie sich immer noch zurückneigen, um sein verdammt perfektes Gesicht zu sehen. Er war definitiv breiter in den Schultern als vor über zehn Jahren. Die schüttere Gesichtsbehaarung war verschwunden. Nichts schmückte die strenge Kieferpartie. Und seine Haare. Der Wuschelschopf war verschwunden und an seiner Stelle stand ein sexy, zerzauster Designerschnitt.
Er trug einen Anzug, ohne Krawatte. Ein Anzug, der ihm passte, als ob sein Schneider jeden Zentimeter seines Körpers genau kennen würde.
Dieselbe kerzengerade Nase und diese perfekten Wangenknochen ließen ihr Herz bis zur Kehle springen und ihre Brustspitzen hart werden. Verräter.
Sie hatte dreizehn glückliche, Davis-freie Jahre genossen. In dieser Zeit war sie mit Männern ausgegangen, wenn sie Lust dazu gehabt hatte. Aber sie war fast ausschließlich darauf konzentriert gewesen, ihr Hotel aufzubauen und ihren schlechten Ruf zu korrigieren. Die Teenagerin mit dem gebrochenen Herzen und den Rachegelüsten, die nur noch selten erwähnt wurden, war verschwunden. An ihre Stelle war eine starke, selbstbewusste Hotelinhaberin getreten.
Sie hatte sich praktisch selbst davon überzeugt, dass es ihn nie gegeben hatte. Aber nun stand Mr. Westküste vor ihr und pflückte mit langen Fingern Paprika aus ihrem Dekolleté. Mit langen, ringlosen Fingern.
Sie fühlte die Vergangenheit wie einen Faustschlag in ihren Bauch sausen, als seine Fingerspitze die obere Rundung ihrer Brust streifte.
„Es tut mir so leid“, entschuldigte er sich immer noch. Wusste er denn nicht, wer sie war? Wusste er nicht, dass er nicht mit ihr sprechen durfte?
„Mein erster Tag zurück und schon ruiniere ich Leben.“
„Zurück?“ Edens Sprachfähigkeit tauchte endlich wieder aus der Wolke aus Wut, Schock und unerwarteter Lust auf. Nur weil sich ihr Feind in ein spektakuläres Exemplar von einem Mann verwandelt hatte, hieß das nicht, dass sie sich in eine Pfütze zu seinen Füßen auflösen würde. Wenn überhaupt, war seine Attraktivität nur ein weiteres Argument gegen ihn.
Sie ergriff seine Hand, als er ein besonders langes Stück Zwiebel herausfischen wollte.
Seine Augen trafen ihre und er schenkte ihr ein schiefes Grinsen, das sich seit der High School nicht verändert hatte. Eden hasste die zuckrige Wärme, die sie in ihrem Magen spürte. Für ihren Körper spielte es offenbar keine Rolle, wie tief Davis sie emotional verletzt hatte.
„Mein erster Tag zurück in Blue Moon“, sagte er. „Ehrlich gesagt, ich hatte gehofft, dich zu treffen. Aber natürlich nicht so.“ Er deutete auf ihre Salat-Bluse.
„Du bist zurück“, sagte sie vorsichtig. Endlich wurde Eden bewusst, dass jedes einzelne Augenpaar im Laden auf sie gerichtet war. Die Münder standen offen, die Handys nahmen auf, und niemand aß mehr.
Eden Moody und Davis Gates im selben Raum. Garantiert passiert etwas Schreckliches.
Alles, was Eden bisher unternommen hatte, um den Vorfall vergessen zu machen, fiel in sich zusammen. Und natürlich war Davis völlig entspannt. Er war der nette Typ, der Goldjunge. Außer wenn es um sie ging. Er hatte nicht nur ihr Herz gebrochen, sondern sie auch zu einem winzig kleinen, saftigen Racheakt veranlasst, dank dem sie im Blick der Öffentlichkeit für immer die Bösewichtin geworden war.
„Verärgere Eden nicht. Die Reaktionszeit der Feuerwehr ist zu langsam! Ha, ha!“
„Du hast gehofft mich zu treffen?“ Eden fühlte sich wie ein verdammter Papagei.
Er nickte. „Ich wollte mich entschuldigen. Für damals. Beim He-Ha-Ball. Ich weiß, das ist Schnee von gestern und du hast wahrscheinlich gar nicht mehr daran gedacht, aber ich fühle mich trotzdem schlecht ...“
Sie hob ihre freie Hand, die nicht die Überreste ihres Sandwiches umklammerte, und verzog den Mund zu einem angestrengten, falschen Lächeln. „Lass uns nicht über den Ball reden. Eigentlich sollten wir gar nicht reden. Niemals.“
Davis’ Lächeln wurde schwächer. Dann seufzte er und akzeptierte es, denn natürlich war er der verdammte Gute. „Wenn du mich fragst, bist du jetzt noch hübscher als in der High School.“
„Und noch weniger nachsichtig“, fügte sie hinzu. Am liebsten hätte sie ihm ihr zerfallenes Sandwich auf das weiße Oxfordhemd geschmiert. Aber sie war erwachsen. Verdammt erwachsen. „Willkommen zurück zu Hause“, sagte sie so laut, dass es jeder hören konnte. Ohne auf eine Antwort zu warten, stapfte sie zurück zum Tisch, wo Sammy mit großen Augen und offenem Mund wartete.
„Alles in Ordnung?“, fragte Sammy.
„In bester Ordnung.“ Eden setzte sich mit dem Rücken zu Davis Gates und aß mit verhaltener Wut ihr halbleeres Sandwich.
Wie im Trance erledigte sie ihre Besorgungen und tat so, als hörte sie nicht überall Davis’ Namen flüstern. Im Lebensmittelladen, in der Drogerie, auf der Post. Sie konnte das schaffen. Blue Moon Bend war eine kleine Stadt, aber es war nicht so, dass sie den Mann jeden Tagsehen würde. Gerüchten zufolge hatten Davis’ Eltern ihr Schulfoto wie ein Verbrecherfoto im Verkostungsraum aufgehängt, mit der Anweisung, sie niemals zu bedienen, sollte sie je die Weinkellerei betreten. Sicher, sie teilte eine Grundstücksgrenze mit dem Weingut, trotzdem konnte sie wahrscheinlich so tun, als gäbe es ihn nicht, so wie sie es mit seinen Eltern tat.
Sie nickte. Ja, sie konnte das schaffen. Sie hatte so hart gearbeitet. Sie würde nicht zulassen, dass ein netter, gut aussehender, sexy Idiot sie aus dem Konzept brachte.
Eden blinkte und bog in ihre von Bäumen gesäumte Einfahrt ein. Sie war in Gedanken versunken und musste scharf bremsen, als sie um die Kurve kam. Mitten auf der Fahrspur stand ein Lieferwagen. Der Fahrer gab dem platten Reifen einen kräftigen Tritt.
Eden fuhr neben den Lkw. Eine weitere Gestalt tauchte hinter dem Wagen auf, steckte das Handy ein und lehnte sich durch ihr offenes Autofenster.
Davis Dumpfbacke Gates schenkte ihr ein entschuldigendes Grinsen. „Hallo, Nachbarin.“
Oh nein.
Heute
Er war dabei, in beißendem Rauch zu ersticken.
Oben in dem winzigen Gästezimmer, das er als provisorisches Atelier nutzte, hatte er gerade an einer Palette mit Acrylfarben gearbeitet, als er den Aufprall in der Küche hörte. Davis war nach unten gehetzt und von gelbem Rauch empfangen worden, der so roch, als hätte sich ein ganzes Basketballteam der Junior High in einem Müllcontainer zu Tode geschwitzt.
„Gott! Was ist das für ein Geruch?“
In der Küche war der Rauch so dicht, dass man die Wände nicht mehr sehen konnte. Oder den Stuhl, den er nach dem Frühstück nicht zurückgeschoben hatte. Davis stieß mit dem Gesicht voran in den Kühlschrank.
„Verdammtes Teil!“ Er fasste sich an die Schläfe und fühlte sich schwindlig. Orientierungslos sackte er zu Boden und blieb eine Minute lang liegen.
Auf dem Boden roch es etwas weniger schlimm. Durch den Rauch bemerkte Davis Flammen, die an der Wand in der hinteren Ecke der Küche leckten. Mit hämmerndem Kopf und brennenden Lungen kroch Davis bäuchlings in Richtung Hintertür.
Die Richtung stimmte nicht ganz. Sein Kopf stieß gegen die scharfe Kante eines Schrankes. „Mom ...“ Seine Stimme wurde von einem Würgeanfall unterbrochen. Benommen und keuchend ertastete er schließlich den Türrahmen.
Davis griff nach oben und packte den Türknauf. Seine Lungen verwandelten sich in seiner Brust in Asche. Der faulige Geruch erdrückte ihn von innen heraus.
Bei seinem zweiten verzweifelten Versuch drehte sich der Knauf in seiner Hand. Als die Tür aufflog und der Rauch in die kühle Novemberluft entweichen konnte, brach er auf der Türschwelle zusammen. Schwach und benommen kroch er auf den Ellbogen auf die hintere Veranda. Er ließ sich auf die Holzplanken fallen und hustete, bis seine Augen tränten.
Sein Kopf fühlte sich feucht an und als er seine Finger von der Stirn löste, waren sie blutig.
„Ach, verdammt“, röchelte er. Sein Telefon klingelte in seiner Jeans. Mit letzter Kraft kramte er es aus seiner mit Farbe bespritzten Hose. Er rollte sich auf den Rücken.
„Ja?“, keuchte er.
„Chef, aus deinem Haus kommt eine Menge Rauch“, stellte seine Winzerin Anastasia unverblümt fest.
Er hob den Kopf und sah, wie die Flammen an der Innenseite der Küchenfenster leckten. „Ich glaube, mein Haus brennt.“ Noch eine Sache, die seine Nachbarin verärgern würde.
Davis kauerte unter der Sicherheitsdecke aus Alpakawolle, die ihm einer der Feuerwehrleute über die Schultern gelegt hatte, bevor sie mit Äxten und Schläuchen in seine Küche gestürmt waren. Er umklammerte eine Tasse mit warmer Flüssigkeit, nicht sicher, ob es heiße Schokolade, Kaffee oder nur heißes Wasser war. Sein Kopf tat weh, seine Sicht war unklar und er roch wie eine Parkhaustoilette. Und die Heckklappe des Krankenwagens fühlte sich unter seinem Hintern wie ein gefrorener Teich an.
„Davis, bist du okay?“
Er hob den Kopf und sah mit verschwommenen Augen, wie Ellery Cozumopolaus-Smith und Bruce Oakleigh aus einem frisierten schwarzen Geländewagen sprangen. Das Auto sollte offenbar an einen Leichenwagen erinnern.
„Bin ich tot?“, murmelte er schwach.
„Du blutest“, sagte Ellery und eilte in ihrem rabenschwarzen Wollmantel an seine Seite. „Bruce, er blutet“, sagte sie erneut.
Bruce stolperte herbei, seine Miene wirkte besorgt.
„Nur eine Beule“, sagte Davis und entzog sich Ellerys behandschuhten Fingern.
Ellery beugte sich herunter und schaute ihm in die Augen. „Seine Augen sehen komisch aus. Hat er eine Gehirnerschütterung?“, fragte sie und schnappte sich einen Sanitäter, der mit einer Sauerstoffmaske vorbeieilte.
Der Sanitäter warf Davis einen Blick zu. „Er hat mir die Taschenlampe aus der Hand geschlagen, bevor ich seine Pupillen überprüfen konnte, hat mich Sally genannt und gesagt, ich solle verschwinden.“
„Ich dachte, ich werde angegriffen“, murmelte Davis.
„Mit einer Taschenlampe?“
„Sie sah gefährlich aus!“ Sein Kopf schmerzte. Ihm war kalt. Und sein Haus stand in Flammen. Und es war noch nicht einmal Mittag. Das war kein guter Start in den Tag.
„Wie groß ist der Schaden?“, fragte Ellery, kaute auf ihren lila geschminkten Lippen und sah sich um. In der Einfahrt zum Weingut standen vier Feuerwehrautos, ein Polizeiwagen und zwei Krankenwagen. Mehr als ein Dutzend Menschen in Uniform liefen über das Grundstück.
„Warum riecht es hier so schlimm?“, fragte sich Davis. „Es riecht, als hätte ein Hund einen überfahrenen Hund ausgekotzt, der Müll gefressen hat.“
Ellery warf Bruce einen strengen Blick zu, der in den Himmel schielte. „Ich rieche nichts“, murmelte Bruce.
„Großer Gott! So etwas Schlimmes habe ich noch nie in meinem Leben gerochen“, sagte ein Feuerwehrmann, der seine Maske abnahm, um sich in das Blumenbeet zu übergeben.
Bruce begann melodielos zu pfeifen. Ellery zog ein zierliches, mit Totenköpfen und Schlangen besticktes Taschentuch hervor und hielt es sich vor die Nase.