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Man verliebt sich nicht in die Ex-Freundin des Bruders oder die Tochter vom Chef. Erst recht nicht, wenn es sich um ein und dieselbe Frau handelt. Brick Callan ist ein standfester Typ – nur wenn es um die eine Frau in seinem Leben geht, die, die er nie haben kann und doch für immer seine Nummer eins ist, gerät seine Welt ins Wanken. Ihn und Remi Ford verbindet eine lange und komplizierte Geschichte von Streit und Anziehung, Freundschaft und Familie. Als Remi plötzlich wieder auf Mackinac Island auftaucht, jede Menge Geheimnisse im Schlepptau und in großen Schwierigkeiten steckend, kann Brick nicht anders, als sich ihrer anzunehmen. Selbst wenn es für ihn bedeutet, sich unwiderruflich in das eine Mädchen zu verlieben, über das er nie hinwegkommen wird … Eine herzerwärmende und spicy Kleinstadt-Romance mit einem Hauch Suspense - TikTok made me buy it! Von der Autorin von "Things We Never Got Over"
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Seitenzahl: 690
Forever Never
Lucy Score ist New York Times- und USA Today-Bestsellerautorin. Sie wuchs in einer buchverrückten Familie in Pennsylvania auf und studierte Journalismus. Wenn sie nicht gerade ihre herzzerreißenden Protagonist:innen begleitet, kann man Lucy auf ihrer Couch oder in der Küche ihres Hauses in Pennsylvania finden. Sie träumt davon, eines Tages auf einem Segelboot, in einer Wohnung am Meer oder auf einer tropischen Insel mit zuverlässigem Internet schreiben zu können.
Man verliebt sich nicht in die Ex-Freundin des Bruders oder die Tochter vom Chef. Erst recht nicht, wenn es sich um ein und dieselbe Frau handelt.
Brick Callan ist ein standfester Typ – nur wenn es um die eine Frau in seinem Leben geht, die, die er nie haben kann und doch für immer seine Nummer eins ist, gerät seine Welt ins Wanken. Ihn und Remi Ford verbindet eine lange und komplizierte Geschichte von Streit und Anziehung, Freundschaft und Familie. Als Remi plötzlich wieder auf Mackinac Island auftaucht, jede Menge Geheimnisse im Schlepptau und in großen Schwierigkeiten steckend, kann Brick nicht anders, als sich ihrer anzunehmen. Selbst wenn es für ihn bedeutet, sich unwiderruflich in das eine Mädchen zu verlieben, über das er nie hinwegkommen wird …
Eine herzerwärmende und spicy Kleinstadt-Romance mit einem Hauch Suspense - TikTok made me buy it!
Von der Autorin von "Things We Never Got Over"
Lucy Score
Roman
Aus dem Englischen von Ina Streich
Forever by Ullsteinforever.ullstein.de
Deutsche Erstausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024© 2021 by Lucy ScorePublished by arrangement with Bookcase Literary AgencyWir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Miningim Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Die amerikanische Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel: Forever NeverUmschlaggestaltung: zero-media.net, München, nach einer Vorlage von © Kari March DesignsAutorinnenfoto: © Brianna WilburE-Book powered by pepyrus
ISBN 978-3-95818-807-5
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Epilog
Bonusepilog
Anmerkung der Autorin
Dank
Leseprobe: The Christmas Fix
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
1
Für Linda, Clint und Cassandra für eure Michiganer Gastfreundschaft.
Brick Callan hatte keine Ahnung, dass ihn lediglich ein Supermarktregal von seinem schlimmsten Albtraum trennte.
Hätte er sich vor den Konserven zu seinen ganzen eins dreiundneunzig aufgerichtet und den Blick gehoben, wäre ihm das verräterische Aufblitzen von Rot nicht entgangen. Die Farbe von Waldbränden und Versuchungen aus der Hölle.
Stattdessen versuchte er, sich zwischen stückigen Tomaten mit oder ohne Paprika zu entscheiden, während der Ladeninhaber Bill House sich bei ihm beklagte: »Ich sag’s dir, Brick. Der Rathbun-Junge ist den halben Nachmittag mit seinem Schneemobil die Market Street runtergeheizt wie ein Wahnsinniger.« Bill verschränkte die dünnen Arme vor der Brust.
Brick legte die Tomaten zu den gelben Zwiebeln, zwei Packungen Rinderbrühe und den Batterien in seinen Einkaufswagen.
»Der hat den Pferden bei der Anlieferung gestern eine Heidenangst eingejagt«, fuhr Bill fort. »Und letzte Woche hat er auch noch um ein Haar Mulvaneys neue Arctic Cat gerammt. Du weißt genau, dass wir uns das ewig hätten anhören dürfen.«
Brick verkniff sich einen Seufzer. Wenn er nur einmal ohne Small Talk einkaufen könnte. »Ich rede mit ihm«, versprach er. Zufällig kannte er sich ganz gut damit aus, was Teenager für einen Blödsinn anstellten, um Mädchen zu beeindrucken.
Bill atmete durch und schob seine Skimütze mit der Aufschrift Doud’s Market zurecht, die ihm von November bis April die Glatze warm hielt. »Weiß ich echt zu schätzen, Brick.«
Das Gleichgewicht ihrer kleinen Inselgemeinde erforderte einiges an Fingerspitzengefühl, besonders von Brick, selbst im tiefsten Michiganer Winter, wenn nur die hartgesottensten Bewohner auf Mackinac blieben. Aus genau diesem Grund hatte er Mrs. Sopp auch versprochen, die Batterien in den Rauchmeldern ihrer Mietwohnung zu wechseln, als sie von einem Golfplatz in Florida aus anrief.
Die Tür des Supermarkts öffnete sich klingelnd.
Mira Rathbun – die Mutter des besagten »Rathbun-Jungen« – wehte gemeinsam mit einem klirrend kalten Seewindstoß in den kleinen Laden. Bill klappte den Mund zu und sah aus, als hätte er seine Zunge verschluckt. Der Mann hatte kein Problem damit, seine Nachbarn bei Cops zu verpetzen, die nicht im Dienst waren, tat das allerdings lieber hinter deren Rücken.
»Tür zu, verdammt!« Der Befehl kam vom Kassierer und zwei Kundinnen, die nah am Eingang standen.
Wenn die letzte Fähre voller Touristen Mackinac Island im Oktober verlassen hatte, nahm sie auch die freundlich zuvorkommende Art eines Sommerferienortes mit. Die ungefähr fünfhundert Einwohner verbarrikadierten sich auf charmant griesgrämige Weise für die nächste bitterkalte Nebensaison.
»Ja, ja. Tut mir leid.« Mira strich ungeduldig etwas Pulverschnee von ihrem leuchtend orangen Schneeanzug. Die Frau war ein unaufhaltsamer Wirbelwind, was Brick auf die Nerven ging. Leider Gottes hatte sie Travis beigebracht, sein Schneemobil aus dritter Hand zu fahren.
Es war Bricks vierzehnter Winter auf der Insel. Verrückterweise freute er sich schon auf die eisigen Temperaturen und die saisonal bedingten Schließzeiten vieler Läden. Im Winter war es ruhig. Entspannt. Berechenbar.
Bill warf einen Blick in Bricks Einkaufswagen und zog die Augenbrauen bis unter den Rand seiner Mütze. »Schon wieder Gulasch? Kannst du echt nichts anderes kochen? Jede Wette, dass es auf der Insel ein, zwei Singlefrauen gibt, die dir liebend gerne mal ’ne schöne Pastete machen würden.«
»Ich mag Gulasch.«
Brick kochte jede Woche einen großen Topf Gulasch und aß dann vier oder fünf Tage hintereinander davon, weil es so einfach und vertraut war. Und was das Alleinsein anging: Die einsamen Winter hatte er sich verdient und legte keinen Wert darauf, für eine zweite Person den Tisch zu decken.
»Habt ihr’s schon gehört?« Mira stürzte herüber und mischte sich in das Gespräch ein.
Brick war skeptisch. Auf Mackinac passierte im Winter nichts. Also musste es Klatsch sein. Und so was ging er lieber aus dem Weg, auch wenn er sich bei seinen beiden Jobs kaum davor retten konnte.
»Geht’s um das Flugzeug, das gestern spätabends gelandet ist?« Bill vergaß vorübergehend sein Problem mit Miras Sprössling.
Ihre Augen leuchteten, so ungewöhnlich war jede Art Neuigkeit zu dieser Jahreszeit, wo ein Tag sich kaum vom anderen unterschied. Brick wäre am liebsten raus in die Kälte marschiert, um die Sensation zu verpassen, die Mira in petto hatte. Sein Instinkt warnte ihn, dass etwas Ungutes passieren würde, und er hatte seine Waffe zu Hause vergessen.
»Behaltet das aber für euch, Gerüchten zufolge weiß es ihre Familie nämlich noch nicht«, raunte sie.
Brick hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.
»Wessen Familie?« Bill sah verdutzt aus. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Will es doch nur ein bisschen spannend machen. Meine Güte. Das ist meine längste Unterhaltung mit jemandem, den ich weder geheiratet noch zur Welt gebracht habe, seit drei Monaten. Gönnt mir das doch.«
Brick setzte seinen Einkaufswagen in Bewegung und hoffte, der Neuigkeit zu entfliehen. Aber Mira hielt ihn fest. »Remi Ford!«
Seine Knöchel traten am Griff weiß hervor.
Remington Honeysuckle Ford.
Remi Honey für ihre Familie, Ärger für ihn. Die Hölle.
»Was macht die denn mitten im Winter hier, ohne dass ihre Eltern Bescheid wissen?«
Brick gab sich alle Mühe, einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren, während er innerlich explodierte. Der Ausgang war gute fünf Meter entfernt, aber er stand wie angewurzelt da. Mit ohrenbetäubend hämmerndem Herzen starrte er Miras Mund an, aus dem die Gerüchte hervorsprudelten.
Remi konnte auf keinen Fall hier sein. Nicht ohne Vorwarnung.
»Psst!« Der Kassierer, Bills Neffe, wedelte hinter der Kasse mit den Armen und deutete stumm in den benachbarten Gang. Bricks Magen rutschte ihm in die Stiefel.
Oh nein. Das konnte unmöglich wahr sein.
Mira und Bill stürzten rüber in die Müsliabteilung. Brick eilte in die entgegengesetzte Richtung zur Kasse, warum nicht einen Fluchtversuch starten, bevor …
Sein Wagen prallte gegen einen anderen, als er gerade um die Ecke bog. Die Wucht des Zusammenstoßes schleuderte beide Einkaufswagen in einen Turm aus Oatmeal-Kartons und warf ihn um.
Fuck. Er wusste es, bevor er den Blick von dem Massaker aus Vanille-Mandel und Ahorn-Bacon auf dem Boden hob.
Da stand sie. Wie eine stolze eins siebenundfünfzig große freche Elfe. Ihr rotes Haar trug sie als langen, lose geflochtenen Zopf über der Schulter ihres magentafarbenen Parkas. Unter der gelben Wollmütze lugten Ohrhörer hervor. Ihre Augen waren so grün wie die antiken Gläser, die seine Großmutter früher gesammelt hatte. Ihr Mund war voll und breit, und wenn sie einen Mann damit anlächelte, konnte der gar nicht anders, als sich verzaubern zu lassen … zumindest, bis er sie besser kennenlernte. Die Sommersprossen auf ihrer Nase und den Wangen bildeten einen Kontrast zu ihrer elfenbeinfarbenen Haut.
Sie sah anders aus. Blass, müde, beinahe zerbrechlich. Die Energie, die sie normalerweise verströmte und in Funken auf ihre ahnungslosen Opfer herabregnen ließ, war nur noch ein dumpfes Sirren. Brick hatte sein halbes Leben damit verbracht, alles an Remi genau zu beobachten, deshalb wusste er, dass etwas im Busch war.
Sie sahen sich eine ganze Weile in die Augen. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er Hallo sagen oder einfach die Flucht ergreifen sollte. Bevor er eine Wahl getroffen hatte, ließ sie ihren Wagen stehen und kam direkt auf ihn zu.
Instinktiv schlang er die Arme um sie, auch wenn es das Letzte auf der Welt war, was er wollte. Sie schob ihm die Arme unter die Jacke und schmiegte sich an ihn. Ihr Duft erinnerte ihn an eine Wiese … direkt, nachdem der Blitz eingeschlagen hatte. Ohne nachzudenken, legte er das Kinn auf ihren Kopf und rieb mit seinem Bart über die weiche Wolle ihrer Mütze. Etwas drückte ihm gegen die Seite, aber bevor er herausfinden konnte, was es war, lenkte sie ihn mit einem langen Seufzer ab, und ihre Anspannung löste sich etwas. Das war nicht die Remi, die er kannte. Die hätte ihn mit einem lauten Schmatzer auf den Mund geärgert und wäre wieder von dannen gezogen, um woanders Chaos zu stiften.
Er schob sie von sich und hielt sie an den Oberarmen fest. »Was ist los?«, fragte er leise.
»Na, wenn das nicht die kleine Remi Ford ist!« Bill kam schliddernd zum Stehen, Mira folgte ihm auf dem Fuße.
»Was machst du denn im Februar zu Hause?«, wollte Mira wissen.
Remi befreite sich aus seinem Griff und pulte die Stöpsel aus den Ohren. Ihr Lächeln hatte nicht seine übliche Strahlkraft, aber außer ihm fiel das keinem auf. »Was soll ich sagen? Hab den Winter hier vermisst.«
Ihre raue Stimme war ihm nach all der Zeit noch so vertraut, dass es beinahe wehtat.
Bill lachte laut auf. »Dreckige Lügnerin!«
Mira nahm Remi in den Arm. »Willst du deine Eltern überraschen? Die haben dich Weihnachten echt vermisst.«
Remi vermied es, Augenkontakt mit Brick aufzunehmen. »Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich über Weihnachten nicht da war. Das mache ich jetzt mit einem ausgedehnten Besuch wieder wett.«
Sie log. Da war er sich sicher. Was auch immer die Schatten unter ihren Augen hinterlassen hatte, Schuldgefühle wegen verpasster Feiertage waren es nicht.
»Du bist so eine liebe Tochter. Wie läuft das Leben in der Großstadt?« Mira würde jedes Detail aus Remi herausquetschen, wenn die es zuließ. Dann würden es alle anderen Insulaner brühwarm zu hören bekommen.
»Alles … bestens.«
Brick kniff die Augen zusammen, als sie zögerte.
»Schnell! Welche Farbe hat meine Aura?«, fragte Bill.
Remis Wangen färbten sich rosa. »Schön hellgrün wie immer.«
Remi unterschied sich auf vielfältige Weise von durchschnittlichen Frauen. Eine davon war Synästhesie.
Angeblich hatte die kleine Remi Ford im Kindergarten Aufsehen erregt, als sie um einen rosa Buntstift bat, um ein E zu malen, weil Es nun mal offensichtlich rosa waren. Es dauerte ein paar Jahre, bis ihre Eltern von einem Spezialisten eine Erklärung bekamen. Das Gehirn ihrer Tochter stellte zusätzliche Verbindungen her und ordnete Dingen wie Buchstaben, Wörtern und Menschen bestimmte Farben zu.
Am faszinierendsten fand Brick jedoch, dass sie Musik sehen konnte. Damals, bevor alles so kompliziert geworden war, hatte er sie immer gefragt, welche Farbe ein Lied für sie hatte.
»Arbeitest du noch im Museum?«, fragte Mira.
»Ich male jetzt hauptsächlich.«
Das war neu. Er wunderte sich, dass ihre Eltern nichts davon erzählt hatten.
Brick linste in ihren Einkaufswagen und erspähte drei Packungen Marshmallow-Frühstücksflocken, Kaffee, süße Kaffeesahne und eine Packung Honey Buns. Keine Spur von Proteinen oder Gemüse. Reinste Nervennahrung.
Sie strich sich eine verirrte Strähne hinters Ohr, eine alte nervöse Angewohnheit, und da sah er etwas Helloranges zwischen ihrem Daumen und ihrem Zeigefinger. Ihr rechter Arm war eingegipst. Bricks Eingeweide zogen sich zusammen, als ihm alle möglichen Fragen durch den Kopf schossen. Das ging ihn überhaupt nichts an. Und er wusste, was passieren würde, wenn er seiner Neugier nachgab. Remi Ford war nicht mehr seine Sorge.
»Hast du einen Freund?«, bohrte Mira weiter. »Hast du zum Valentinstag jemanden mitgebracht?«
Brick spannte den Kiefer an. »Entschuldigt mich.« Er umklammerte seinen Einkaufswagen fest. »Ich muss los. Willkommen zu Hause, Remi.«
»Danke. War schön, dich zu treffen, Brick.« Sie lächelte schwach und traurig.
Er nickte ihr knapp zu. Mit heldenhafter Selbstbeherrschung ging er zur Kasse, statt zu rennen, und ließ Remi gemeinsam mit dem Rest seiner Einkaufsliste und seinen offenen Fragen zurück.
Nun, das war zumindest keine totale Katastrophe gewesen, befand Remi, als sie ihre Tüten über den gesunden Arm hängte und wieder hinaus in die beißende Morgenkälte trat.
Nach einer langen schlaflosen Nacht hatte sie ein unverhofftes Aufeinandertreffen mit Brick überstanden. Und ihn aus Versehen auf eine Art und Weise umarmt, die nach Frau in Nöten aussah. Aber wenigstens war es ihr gelungen, Bill, Mira und alle anderen im Laden zur Verschwiegenheit zu verpflichten, bis sie ihre Eltern überraschte.
Also blieb ihr etwa eine Stunde Zeit, bevor irgendwer ihre Mom anrief und es ihr erzählte.
Eine Stunde, um sich eine offizielle Geschichte zurechtzulegen und die Müdigkeit aus ihrem Gesicht zu vertreiben.
Eine Stunde, um noch mal im Krankenhaus anzurufen.
Sie ging ein Stück weiter, bis sie an den Fenstern des Lebensmittelladens vorbei war, dann stellte sie ihre Tüten auf den Bürgersteig. Mit den Zähnen zog sie sich den Handschuh aus und wählte.
»Northwestern Memorial Hospital, mit wem kann ich Sie verbinden?«
»Hi, ich möchte mich nach dem Zustand einer Patientin erkundigen.«
»Name der Patientin?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte sich an, als hätte die Person tausend wichtigere Sachen zu tun, als ans Telefon zu gehen, aber wenigstens war es jemand anderes als gestern.
»Camille Vorhees.«
»Und Ihr Name?«
Remi zögerte. »Ich bin … ihre Schwester.«
»Name?«
Shit, shit, shit. »Alessandra?«
»Steht nicht auf der Liste.«
»Weil ich das schwarze Schaf der Familie bin«, versuchte sie es weiter.
»Sie stehen nicht auf der Liste. Laut Gesetz …«
»Ja. Danke. Verstanden.« Remi legte auf und trat gegen den Pfosten, der das Vordach des Nachbargebäudes stützte. »Mist.«
»Remi.«
Sie erschrak beinahe zu Tode. Diese Stimme. Diese verdammte, raue, tiefe, kratzige Stimme, die sie immer noch in ihren Träumen verfolgte.
»Jesus, Brick!«
Er überquerte die Straße und kam auf sie zu wie die Flut. Unaufhaltsam. Unverfroren.
Es nervte sie, dass ihr Herz immer noch zu flattern anfing, wenn sie ihn sah. Brick Callan war ein großer, äußerst stattlicher Mann. Mit breiten Schultern und ernsten blauen Augen, um die sich inzwischen winzige Fältchen gebildet hatten und die hypnotisierende, verführerische Superkräfte hatten.
Der Cowboyhut, den er stur trug, obwohl es wesentlich wärmere Kopfbedeckungen gab, unterstrich seine raubeinige Wirkung zusätzlich. Erst recht in Kombination mit der dicken Winterjacke und der Jeans, unter der sich muskulöse Oberschenkel abzeichneten.
Der Bart war neu – und stand ihm verdammt gut. Seine intensive Ausstrahlung war noch die alte und noch genauso nervig. Ihn umgab eine pulsierende, dunkelblaue Aura. Beständig. Zuverlässig. Stark.
Vor zwölf Jahren hatte er ihr das Herz gebrochen. Sieben Jahre später hatte er es in Stücke gerissen.
Sie wollte sich bücken und ihre Einkaufstaschen aufheben, aber er kam ihr zuvor, hielt nun zusätzlich zu seinen eigenen Einkäufen auch noch ihre in der Hand. Er roch nach Leder, Sägespänen und Pferden.
»Das brauchst du nicht, ich kann mein Zeug selber tragen.«
»Was ist mit deinem Arm passiert?« Die Frage klang barsch, als würde es ihn ärgern, dass er die Antwort wissen wollte.
Natürlich war es ihm aufgefallen. Brick Callan entging gar nichts, außer das Alleroffensichtlichste.
»Halb so wild.« Sie griff nach den Tüten. Er hielt sie hoch über ihren Kopf, eine unnötige – aber heiße – Demonstration von Stärke. »Nur ein kleiner Bruch.«
»Wie ist das passiert?« Der vertraute Reibeisenklang seiner Stimme fuhr ihr in die Magengrube und sammelte sich dort wie warmer Honig.
Er interessierte sich für sie. Vielleicht nicht auf die Art, die eine liebeskranke Teenagerin sich einmal gewünscht hatte. Aber die angeschlagene Dreißigjährige zog dennoch ihren Trost daraus.
»Autounfall. Ich meine es ernst. Gib mir meine Sachen.«
»Wo? Saßt du am Steuer? Wurde noch jemand verletzt?«
»Nicht böse gemeint, aber Chicago ist nicht dein Zuständigkeitsbereich, Sergeant. Und mein Leben geht dich auch nichts an. Schon vergessen?«
Er bedachte sie mit einem langen, nachdenklichen Blick, den sie nicht richtig entschlüsseln konnte.
Etwas vibrierte plötzlich in ihrer Tasche. Sie vergaß den Berg von Mann für eine Sekunde und kramte hektisch nach ihrem Handy.
Quälgeist.
Shit. Die Hoffnung, die in ihrer Brust aufgeflammt war, zerstreute sich wieder. Sie drückte Ablehnen wie bei seinen letzten vier Anrufen und steckte das Handy wieder ein.
Jetzt runzelte Brick die Stirn. Manches änderte sich wohl nie.
»Wo bist du untergekommen? Ich bring dich hin.«
Das war kein Angebot. Er würde sie bestimmt nicht bei Minusgraden den lahmen Packesel spielen und mehrere Blocks allein gehen lassen, egal, wie oft sie widersprach.
»Red Gate.«
Brick schaute runter auf seine Stiefel, dann in Richtung Horizont, wo der Himmel das Wasser berührte. Anschließend seufzte er.
»Ach, komm, jetzt mach hier nicht einen auf verletzten Cowboy.« Sie verdrehte die Augen. »Wir werden uns schon nicht dauernd über den Weg laufen.«
Das Red Gate Cottage lag am Südzipfel der Insel, direkt an der Küste. Außerdem rein zufällig genau gegenüber von Bricks Haus. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob das bei ihrer Entscheidung eine Rolle gespielt hatte.
»Deinetwegen wollte Mrs. Sopp also, dass ich die Batterien in ihren Rauchmeldern wechsle?«
»Kein Grund, so arschig zu sein. Gib mir die Batterien, dann mach ich es selber.«
»Ach ja? Damit du vom Stuhl fällst und dir den anderen Arm auch noch brichst?« Er setzte sich kopfschüttelnd in Bewegung.
Sie trabte los, um mit ihm Schritt zu halten, während er an geschlossenen Restaurants und Souvenirgeschäften vorbeimarschierte.
»Zieht die Griesgrämiger-Cowboy-Nummer eigentlich je einer Frau die Thermounterwäsche aus?«
»Klappe, Remi.«
Minimal aufgeheitert, weil sie ihn geärgert hatte, passte sie sich seinem Tempo an. Es war ein sonniger, eisiger Morgen. Die dünne Schneedecke auf der Straße war von den Schneemobilen gespurt, mit denen man sich im Winter auf der Insel hauptsächlich fortbewegte. Schneemobile, Pferde und Füße standen den Bewohnern zur Verfügung, um auf der vier Meilen langen hügeligen und bewaldeten Insel von A nach B zu kommen.
Für die meisten war Mackinac Island etwas völlig Ungewohntes. Eine ganze Insel ohne Autos?
Aber für Remi war es Zuhause. Und Zuhause hieß Heilung.
Den restlichen Weg legten sie schweigend zurück. Sie eilte ihm voraus, um das Tor aufzuschließen, das in knalligem Rot gestrichen war. Hohe Hecken schützten das weiße Steinhaus zwar vor neugierigen Blicken von der Straße, aber von dem riesigen viktorianischen Gebäude gegenüber konnte man problemlos darüberschauen.
»Du hast gestrichen«, bemerkte sie, als Brick sich mit den Einkäufen an ihr vorbeischob. Das Haus hatte früher seinen Großeltern gehört, die ihre beiden Enkel bei sich hatten wohnen lassen, als die in Schwierigkeiten gesteckt hatten. Damals war alles weiß gewesen. Nun waren die Schindeln aus Zedernholz, die Vertäfelung und die Leisten dunkelblau. Eine Farbkombination, die Remi gefiel. Der niedrige Zaun am Bürgersteig war nach wie vor strahlend weiß.
Zusammen mit dem verschneiten Vorgarten und den niedrigen Nadelbäumen ergab sich ein makelloses Bild.
Brick brummte – er hatte nämlich pro Tag nur ein Kontingent von ungefähr fünfzig Wörtern zur Verfügung – und ging um das Cottage herum zur Eingangstür.
Remi schloss die Tür auf und konnte sich das Augenverdrehen gerade noch verkneifen, als der Berg von Mann ihr galant den Vortritt ließ. Stinkstiefelige Ritterlichkeit nervte irgendwann.
Das Cottage hingegen hatte mehr als genug Charme.
Agnes Sopp – Mackinacs Immobilienmagnatin – hatte es mit Landhausdielen aus Kiefernholz und cremefarbenem Gipsputz an den Wänden renoviert. Im Wohnzimmer stand ein grau-weißes Sofa mit weichem Polster vor einem Gaskamin. Die Fenster nach vorn waren alle erneuert worden, um das Beste aus der Aussicht herauszuholen.
Und was für eine Aussicht.
Das dunkelgraue Wasser des Lake Huron erstreckte sich vor dem Cottage ins Unendliche, immer da und verlässlich. Genau wie der Mann, der nun hier umherlief. Er kam in die Küche und beanspruchte mit seinen Cowboy-Schultern und seiner grimmigen Präsenz den ganzen Raum für sich.
Und genau deshalb, wurde ihr beim Ausziehen von Stiefeln und Mantel bewusst, war sie zurückgekommen. Um ihm gerade nahe genug zu sein, damit sie sich sicher fühlte. Auch wenn er es nie zugeben würde, Brick Callan lag etwas an ihr. Und es war Teil seines Wesens, alle Menschen in Sicherheit wissen zu wollen, an denen ihm etwas lag. Wie ein Hirtenhund, der den Menschen von Mackinac hinterherlief und in die Fersen zwickte, damit sie sich nicht in Gefahr begaben.
Er holte eine Packung Batterien aus einer der Einkaufstaschen, und sie sah zu, wie er mit geübten Handgriffen die Abdeckung des ersten Rauchmelders abschraubte, ohne auf einen Stuhl oder eine Trittleiter steigen zu müssen. Sie wünschte, sie könnte sich aufs Sofa legen und schlafen, während er hier war. Und sie in Sicherheit.
Sie setzte sich in einen Drehsessel aus blauem Samt vor dem Fenster. Mit dem Rücken zum See zog sie die Knie hoch und beobachtete ihn.
Als die Deckel wieder angeschraubt waren, warf er die Verpackung und die alten Batterien in den Mülleimer unter der Spüle.
»Machst du oft solche handwerklichen Sachen für Agnes?«
Er drehte sich zu ihr um, und als seine langen Beine sich auf sie zubewegten, rutschte sie auf dem Sessel nach hinten. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber bestimmt nicht, dass er vorsichtig ihre Hand ergriff und den Ärmel ihres Oversize-Pullis hochschob.
Sie hatte ihn über die Jahre tausendmal umarmt, geküsst, angestupst, angestoßen und sich an ihn gelehnt. Bei jeder Berührung gab es einen besonderen Funken. Das faszinierte sie. Beruhigte und verwirrte sie. Aber genau das, was sie an Brick anziehend fand, schien ihn von ihr abzustoßen. Sie konnte an einer Hand abzählen, wie oft er sie von sich aus berührt hatte.
»Was zum Teufel hast du gemacht?« Sein Ton war streng, aber die Art, wie er ihre Hand hielt und den Gips betrachtete, war beinahe zärtlich.
»Es war nicht meine Schuld.« Sie wusste nicht, ob das tatsächlich der Wahrheit entsprach.
»Tut es weh?«
»Nö, fühlt sich toll an. Natürlich tut es weh. Der Arm ist gebrochen«, erwiderte sie patzig.
»Wie ist das passiert?«, fragte er grimmig.
Sie spannte sich an, konnte die körperliche Reaktion auf die Erinnerung nicht unterdrücken. Blendend helles Licht. Berstendes Metall. Dunkelheit.
»Hab ich doch gesagt, es war ein Autounfall.« Sie wollte ihren Arm wegziehen. Aber er hielt sie vorsichtig fest, strich mit den Fingern über den orangefarbenen Verband und sah sie mit seinen blauen Augen durchdringend an.
»Was ist passiert?« Seine Stimme war rau und leise, aber seine Berührung war warm. Das blaue, pulsierende Licht, das ihn umgab, schien auch sie einzuhüllen.
Mit Entsetzen stellte sie fest, dass ihr die Tränen kamen.
Diesmal schaffte sie es, ihm ihren Arm zu entziehen, und drehte sich zum Fenster und dem Wasser dahinter um. »Ich will nicht darüber reden.«
»Du willst doch immer über alles reden.«
»Nicht mehr«, murmelte sie.
»Wie schlimm tut es weh?« Er klang, als hätte er selbst Schmerzen.
Sie legte die Wange aufs Knie und kämpfte gegen die Tränen an. »Ist schon viel besser.«
»Du weißt noch, dass ich merke, wenn du lügst, oder?« Er drehte ihren Sessel um und zwang sie, ihn anzusehen. In seinen Augen tobte ein Sturm.
Konnte er hinter ihre Fassade blicken und erkennen, was unter der Oberfläche lag? Die Sache, die vorher nicht da gewesen war. Die Sache, die alles verändert hatte.
»Das ist ewig her«, erinnerte sie ihn leise. »Wir sind beide nicht mehr dieselben Menschen.«
Er stand auf, drückte die ellenlangen Beine durch und ging wieder in die Küche. »Du musst noch ein paar Dinge besorgen«, bemerkte er, als er seinen Einkauf einsammelte. Er wollte gehen. Sie war erleichtert und traurig. Auch wenn er ihr auf die Nerven ging, seine Anwesenheit vertrieb die Schatten. Und das regte sie auf.
»Mach ich schon noch.« Als er nicht hinsah, wischte sie sich schnell eine Träne ab.
Mit seinen Einkaufstüten in der Hand musterte er sie noch einmal von Kopf bis Fuß. »Du siehst müde aus. Du solltest dich ausruhen.«
»Wiedersehen, Brick«, sagte sie knapp.
Er ging zur Tür, und sie wartete, bis er sie aufgemacht hatte.
»Der Bart gefällt mir«, rief sie ihm hinterher.
Er verkantete den Kiefer, warf ihr noch einen glühenden Blick zu und war verschwunden.
»Remi Honey?« Chief Darlene Ford haute so schnell nichts um. Sie war auf Mackinac geboren und aufgewachsen und arbeitete seit beinahe dreißig Jahren als Inselpolizistin. Aber ihre jüngste Tochter – die eigentlich in Chicago leben und arbeiten sollte – auf ihrer Veranda stehen zu sehen brachte sie doch ein bisschen aus der Fassung.
»Überraschung!« Remi umarmte ihre Mom zu fest und klammerte sich an sie. Die Dienstmarke, die an Darlenes Nebensaison-Uniform-Sweatshirt geheftet war, pikte Remi in die Schulter. Sie hatte zwar die grünen Augen der Frau geerbt, aber in Sachen Körpergröße war sie vergleichsweise leer ausgegangen.
»Na, so was aber auch!« Darlene schnaufte und drückte Remi an sich. »Warum hast du denn nicht angerufen und Bescheid gesagt? Dann hätte ich dein Zimmer fertig gemacht. Wie geht es dir? Nimmst du deine Medikamente? Ist was passiert? Wie läuft die Malerei? Schon was verkauft?«
Das mütterliche Verhör brachte Remi zum Lachen, als sie sie wieder losließ. »Ich wollte Dad und dich überraschen. Mein Zimmer brauche ich nicht, ich hab nämlich Agnes Sopp bequatscht, mir was zu vermieten. Und alles andere ist bestens.«
»Ich freue mich so!« Darlene hielt sie immer noch an den Schultern fest, drehte sich um und brüllte: »Gil! Schwing deinen Arsch hier runter!«
»Was ist denn los? Ist doch viel zu kalt für Spinnen«, antwortete Gilbert Ford aus dem ersten Stock.
»Ist auch keine Spinne!«, rief Darlene.
Darlene Ford war von Geburt an furchtlos … mit einer Ausnahme: Spinnen. In keiner anderen Situation ließ sie sich von ihrem sanftmütigen Mann, der Englischlehrer war, so klaglos aus der Patsche helfen.
»Komm erst mal rein, wir wollen ja nicht die ganze Straße heizen.« Sie schob Remi über die Schwelle in das Haus, aus dem sie als Teenagerin immer wieder abgehauen war.
Kleinigkeiten hatten sich verändert. Der Teppich unter ihren Füßen war neu. Im chaotischen Arbeitszimmer zu ihrer Linken stand ein massiver Schreibtisch. Der alte, ein klappriger Kartentisch, war letztes Jahr unter der Last von Schulaufsätzen und halb leeren Kaffeetassen zusammengebrochen. Gegenüber im Wohnzimmer war ein größerer neuer Fernseher eingezogen.
Aber es roch immer noch nach zu Hause. Nach Kaffee und Möbelpolitur.
Ihre Mackinacer Küstenlandschaft, eines ihrer allerersten Bilder, hing im Flur zur sonnigen Küche und dem Esszimmer. Und ihre Eltern verständigten sich immer noch, indem sie quer durchs Haus schrien.
»Remi Honey!« Gilbert Ford war gute zwei Zentimeter größer als seine Frau und nicht ganz so sportlich. Sein dunkelrotes Haar war leicht wirr, und seine Klamotten passten nie ganz zusammen, aber die Art, wie er Menschen aufmerksam zuhörte, ließ sie seine unordentliche Erscheinung vergessen.
Vor lauter Aufregung stolperte er über die unterste Stufe und hätte die beiden Frauen am Fuß der Treppe beinahe zu Boden gerissen. Er grinste entschuldigend und schloss Remi in die Arme.
Sie machte die Augen zu und nahm seine Liebe in sich auf. »Hi, Dad.«
»So eine schöne Überraschung.« Er wiegte sich mit ihr hin und her.
Wie war das möglich, fragte sich Remi, dass sie Heimweh hatte, obwohl sie in ihrem alten Zuhause stand und von dem Mann im Arm gehalten wurde, der sie zuerst geliebt hatte?
»Also wusstest du es auch nicht?« Darlene beäugte ihren Mann skeptisch.
Er schüttelte den Kopf und ließ Remi wieder los. »Ich hatte keine Ahnung.« Er drückte ihre Hände. »Du auch nicht?«
Ihre Eltern hatten viel um die Ohren und vergaßen ständig, einander mehr oder weniger wichtige Nachrichten zu übermitteln.
»Ich habe niemandem erzählt, dass ich nach Hause komme. Ich wollte euch überraschen.«
Gilbert verengte die Augen hinter der Schildpattbrille, die er seit zwanzig Jahren trug. »Was ist denn das?« Er griff vorsichtig nach Remis Handgelenk.
»Ach so, das. Ein Gips.«
»Ein Gips? Das heißt, du hast dir den Arm gebrochen?«, herrschte Darlene sie an.
»War nur ein kleiner Unfall mit Blechschaden. Der Bruch ist auch ganz winzig. Halb so wild.«
Ihr Dad zog die Stirn kraus. »Kannst du mit dem Gips überhaupt malen, Süße?«
»Hab ich noch nicht versucht.«
So viel Geflunker, dabei stand sie noch in der Diele. Neuer Rekord.
»Komm doch mit rein. Dann kannst du bei einem Kaffee alles erzählen«, meinte Darlene. »Wie lange bleibst du?«
»Ich dachte, ein paar Wochen vielleicht. Ein bisschen Urlaub machen.« Sie folgte ihrer Mom in die Küche.
Ihr liebster Raum im ganzen Haus. Nachdem sie sich geschlagene zwei Wochen über Farbtöne gestritten hatten, hatten ihre Eltern die Schränke todesmutig jägergrün gestrichen.
»Wurdest du gefeuert?«, fragte Darlene.
Remi schnaubte, öffnete den Schrank über der Kaffeemaschine und suchte nach ihrer Lieblingstasse. Eine klobige, gelbe, auf der Don’t Worry Be Happy stand. »Nein, Mom. Wurde ich nicht. Ich male jetzt nur noch.«
»Ach wirklich? Na, das ist ja – heiliges Kanonenrohr! So spät schon?«, rief Gilbert beim Blick auf die Mikrowellenuhr. »Ich muss in die Schule!«
»So ein Mist, ich habe heute Morgen einen Call, den ich nicht verpassen darf.«
Remi sprang aus dem Weg, als sich ihre Eltern beide auf die Kaffeemaschine stürzten, um ihre Thermobecher aufzufüllen.
»Familiendinner für unsere notleidende Künstlerin.« Ihre Mom schraubte ihren Kaffee zu.
»Heute Abend?« Gilbert stellte die inzwischen leere Kanne wieder auf die Heizplatte und runzelte die Stirn. »Hatte ich heute was vor oder du?«
»Doppelmist«, stöhnte Darlene. »Du hast eine Spendengala bei dem Basketballspiel, und ich habe eine Stadtratssitzung.«
»Schon gut«, erwiderte Remi. »Bin ja eine Weile hier.«
»Dann morgen Abend«, verkündete Gilbert und zeigte mit beiden Händen auf sie. »Ich rufe deine Schwester an.«
Darlene drückte Remi die Packung mit den Kaffeebohnen in die Hand. »Mach dir eine frische Kanne und hole schon mal einen Braten aus der Gefriertruhe. Ach, und wo du gerade hier bist, kannst du bitte die Wäsche in den Trockner packen?«
Ihre Eltern gaben ihr von beiden Seiten eilig laute Wangenküsse, und dann waren sie fort. Sie hörte das alte Yamaha-Schneemobil auf der Straße starten und sah durchs Fenster zu, wie ihr Dad sich hinter ihre Mutter setzte. Chief Ford würde Mr. Ford vor der Schule absetzen und dann weiter in die Stadt fahren, wo ihr Tag auf dem Polizeirevier in der Market Street losging.
Sie war ein kleines bisschen enttäuscht, dass sie keine Zeit gehabt hatten, gemeinsam Kaffee zu trinken. Aber so war das eben, wenn sie unangekündigt an einem Donnerstag auftauchte. In der Küche war es zu still, also schaltete sie das uralte Radio ein, auf dem ihr Vater früher Wolverines-Spiele gehört hatte.
Als leise klassische Musik aus dem Lautsprecher drang, schwebten hellgelbe und goldene Wolken durch die Luft und leisteten ihr Gesellschaft. Wer hätte gedacht, dass das kleine Mädchen mit den aufgeschürften Knien und den rosa Es ihren Platz in der Welt finden würde, indem sie malte, was nur sie selbst sehen konnte?
»Erst mal Kaffee«, beschloss sie.
Sie setzte eine frische Kanne auf und schlüpfte in die kleine Waschküche zwischen Küche und Esszimmer. Abgesehen vom Maß an Durcheinander hatte sich dort nicht viel verändert. Seit hier keine zwei Teenagerinnen mehr wohnten, war alles aufgeräumter.
Sie öffnete die Waschmaschine und räumte die feuchten Sachen in den Trockner. Mit nur einer Hand dauerte alles doppelt so lange. Sie freute sich so gar nicht darauf, vier bis sechs Wochen ohne ihre rechte Hand auskommen zu müssen.
Etwas aus roter Spitze fiel ihr ins Auge.
»Mein Gott, was ist das?«
Sie nahm ihr Handy und machte ein Foto.
Remi: Bitte sag mir, dass der Mom gehört und nicht Dad.
Sie sah drei Punkte erscheinen und wieder verschwinden. Es dauerte ganze zwei Minuten, bis ihre Schwester antwortete.
Kimber: Was durchwühlst du denn die Wäsche unserer Eltern, du Perverse?
Remi: Ich wollte euch alle überraschen. Ach ja, Überraschung! Mom und Dad haben mich stehen lassen und mir den Haushalt aufgehalst.
Kimber: Manches ändert sich nie. Außer Moms Unterwäsche, wie es aussieht.
Remi: Bist du zu Hause? Wollen wir uns treffen?
Ihre Schwester antwortete nicht, also belud Remi den Trockner zu Ende und schaltete ihn ein. Ein blechernes Vibrieren oben auf dem Gerät vermeldete eine neue Nachricht.
Mom: Vergiss nicht, das Flusensieb sauber zu machen! Sonst brennt es noch.
Remi: Das weiß ich, Mom. Ich bin doch nicht mehr zehn.
Schuldbewusst hielt Remi den Trockner an, reinigte das Sieb und startete ihn erneut. Dann hängte sie aus Spaß den String an die Wäscheleine, damit ihre Eltern ihn auf jeden Fall sahen.
Nachdem der Trockner lief, dem Hausbrand vorgebeugt und der Kaffee fertig war, ging sie nach unten. Der Keller der Fords war dank seiner niedrigen Decke und des mangelnden Tageslichts kein besonders gutes Atelier gewesen. Aber solange sie die Gefriertruhe mit einer Plane abdeckte, bevor sie mit Bob Ross »happy little trees« malte, störte es niemanden, wie sehr sie den Betonboden oder die Mauern einsaute.
Der Deckel der Truhe öffnete sich mit einem Spukhausquietschen, und sie spähte hinab in die frostigen Tiefen.
Remi: Dad, ihr habt Tausende Braten in der Truhe. Welchen soll ich auftauen?
Dad: Den Truthahn zur Feier des Tages! Wir holen Thanksgiving nach. So, jetzt bring ich meine Klasse mit einem unangekündigten Test zur Verzweiflung!
Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit musste sie ehrlich lächeln. Schön, zu Hause zu sein.
Nachdem sie sich Kaffee nachgeschenkt und den Truthahn versorgt hatte, machte sie sich auf den Weg ins Obergeschoss. Als Kinder hatten Kimber und Remi beide ein Zimmer im vorderen Teil des Hauses gehabt. Sie drückte die Tür zu ihrem alten Kinderzimmer auf und seufzte. Hier drin sah es anders aus. Keine Spur mehr von der dunkellila Farbe und den Postern von Usher, Alicia Keys und Zac Efron. Einige der Kunstdrucke, die sie gesammelt hatte, waren allerdings noch da. Die farbenfrohen Bilder hoben sich von der schlichten, beigen Wand ab.
Das Bett mit dem schmiedeeisernen Kopfteil war noch das alte, aber das Kaleidoskop aus Tüchern, das sie um die Stangen geschlungen hatte, fehlte. Durch die elfenbeinfarbene Bettwäsche wirkte das Zimmer beruhigend und nicht mehr düster.
Remi kam nicht umhin, sich zu fragen, ob ihren Eltern diese Version von ihr lieber gewesen wäre. Gedämpft. Ruhig. Kein Wirbelsturm aus Farben und Chaos.
Aber sie machte ihnen keine Vorwürfe. Sie war sich voll und ganz bewusst, dass Remington Honeysuckle Ford ziemlich anstrengend sein konnte.
Alessandra Ballard dagegen war eigensinnig und interessant. Zumindest war das der Plan gewesen. Als Remi jetzt in ihrem alten Zimmer stand, fragte sie sich, was sie davon hatte, ihrer Vergangenheit entflohen zu sein und ihre Zukunft ruiniert zu haben.
Auch wenn sie es sich nicht leisten konnte, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Da gab es dringendere Probleme.
Sie nahm ihr Handy und öffnete ihre E-Mails. Ohne die übervolle Inbox zu beachten, schrieb sie eine neue Nachricht – langsam und unter Schmerzen, weil sie ihren rechten Daumen kaum bewegen konnte.
C,ich hoffe, dir geht es gut. Ich hoffe es wirklich. Sie wollen mir keine Auskunft geben. Sag mir bitte, dass es dir gut geht.R
Sie starrte ihr Postfach minutenlang an und versuchte, eine Antwort heraufzubeschwören. Als keine kam, warf sie sich aufs Bett und starrte an die Decke.
Sie war zu Hause. Zu Hause bedeutete Sicherheit. Solange niemand aus ihrem anderen Leben rausfand, wo sie steckte. Hier konnte sie ein paar ihrer Dämonen austreiben, Knochen wieder zusammenwachsen lassen und sich einen Plan ausdenken, wie sie alles wieder in Ordnung bringen konnte, bevor es zu spät war.
O Gott, hoffentlich war es nicht längst zu spät.
»Ach, komm schon, Brick. Ich wollte doch nur ein bisschen Spaß haben.«
Vielleicht lag es an der mickrigen halben Stunde Schlaf, die er letzte Nacht bekommen hatte. Oder am quengeligen Tonfall von Duncan Firth vor dem demolierten Fahrgestell seines Polaris, der den Kampf gegen einen Holzzaun und ein Stoppschild verloren hatte.
Aus welchem Grund auch immer, war ihm momentan nicht besonders nach Spaß zumute.
»Sergeant Callan, wenn ich die Uniform anhabe.« Brick händigte ihm den Strafzettel aus. »Wenn du das nächste Mal Sprungschanze spielen willst, ziel bitte nicht auf Zäune oder Verkehrsschilder.«
»Ja, Sir.« Duncan stopfte den Zettel missmutig in seinen Schneeanzug. Der Mann war Anfang sechzig, dreifacher Großvater und ein ziemlicher Draufgänger. Jedes Jahr war er der erste Inselbewohner, der die Eisstraße zum Festland austestete. Je länger der Winter, desto hirnrissiger sein Verhalten.
»Opa! Opa! Has' du das Video schon geseh'n?« Duncans siebenjähriger Enkel kam mit dem Handy in der ausgestreckten Hand angerannt.
»Zeig mal her.« Duncan holte seine Lesebrille raus.
Brick beschloss kopfschüttelnd, lieber zu gehen, bevor der Strafzettel noch länger wurde. So wie er Duncan kannte, war irgendwo im Schnee ein Sixpack Bier vergraben.
Sein Pferd, das als eines der wenigen den Winter über auf der Insel blieb, stampfte vor dem Zaun ungeduldig mit dem Huf auf. Cleetus war genau wie sein Besitzer ruhig, zuverlässig und größer als die meisten anderen. Er maß sechzehn Hands, und sein dunkles Fell schimmerte in der Freitagmorgensonne. Brick verstaute seine Sachen in der Satteltasche und hievte sich in den Sattel.
Es war ein atemberaubender Morgen. Die Sonne ließ den Schnee wie Tausende Diamanten funkeln, sodass es einen blendete. Der Wind vom See her durchdrang eine Kleidungsschicht nach der anderen und erinnerte jeden, dass trotz strahlendem Sonnenschein immer noch Februar war und die frühlingshaften Temperaturen im Mai noch weit entfernt.
Brick wusste die raue Schönheit des Winters zu schätzen. Die langen, dunklen Nächte. Die Stille, die über allem lag. Die Arbeit war auch ruhiger und leichter. Statt um Tausende Touristen hatte er sich um die wenigen Hundert Nachbarn zu kümmern, die das ganze Jahr über auf Mackinac lebten.
Es war so friedlich.
Bis gestern.
In Red Gate waren die ganze Nacht die Lichter an gewesen. Das wusste er, weil er ungefähr einmal die Stunde das Haus gegenüber betrachtet hatte.
Sie war schon immer eine Nachteule gewesen, und ziemlich vergesslich.
Aber sein Instinkt sagte ihm, dass Remi diesmal nicht nur zu vertieft in Farben und Abenteuer war, um aufs Licht zu achten. Irgendwas war merkwürdig. Sie war merkwürdig. Das hatte er an den Ringen unter ihren Augen gemerkt und daran, wie erschrocken sie war, als er sie vor dem Laden angesprochen hatte.
Vor ihm erstreckte sich die verschneite Straße, rechts der Wald, und links blitzte das Wasser immer wieder durch die Bäume. Das kleine Stadtzentrum, wo sich ein Großteil seines Erwachsenenlebens abgespielt hatte, lag vor ihm. Er hatte sich hier eingelebt. Hatte sich seinen Platz erkämpft. Das alles würde er nicht aus dem Gleichgewicht bringen, indem er ihr zu nahe kam. Nicht noch einmal. Dafür gab es gute Gründe, allen voran, dass Remington Ford mit Flügeln zur Welt gekommen war, nicht mit Wurzeln.
Er hatte sein Haus. Liebte seine Arbeit. Hatte gute Freunde. Und einen Platz am Tisch einer Familie, von der er sich oft wünschte, sie wäre seine eigene. Aber mehr zu wollen wäre gierig. Und seiner Erfahrung nach führte Gier direkt in die Hölle.
Cleetus legte einen Zahn zu, als die Ställe aus weißen Schindeln sichtbar wurden. Die Schneedecke auf der Market Street dämpfte das Getrappel seiner kräftigen Hufe.
Brick tat, was er am besten konnte – sich auf die nächste Aufgabe konzentrieren und nicht auf das Was-wäre-wenn. Nachdem er das Tier gefüttert und das Zaumzeug weggeräumt hatte, hob er die Satteltaschen auf die Schulter – seine Version der Aktentasche – und ging die Straße entlang. Er betrat das Café, das sich praktischerweise auf halbem Weg zwischen dem Stall und dem Revier befand, und nahm das Übliche mit: eine Schachtel Croissants.
Der Small Talk zwischen den Angestellten und den beiden anderen Kunden erinnerte ihn daran, dass er von nun an auf dieser Insel der verdammten Rothaarigen nicht mehr entrinnen konnte.
Ja, er hatte gehört, dass Remi Ford zurück war.
Nein, er wusste nicht, wie lange sie bleiben wollte.
Ja, vermutlich sah sie noch genauso hübsch aus wie beim letzten Mal.
Während er sich seinen Platz auf Mackinac hatte suchen müssen, war sie hineingeboren worden. Die ganze Insel freute sich auf ihre Besuche, weil mit Remington alles einfach ein bisschen bunter und lustiger war.
Wenn sie einem Typen einen Spitznamen verpasste, benutzte ihn die gesamte Stadt noch Jahre später.
Er eilte die letzten paar Meter zum Revier. Das weiße, zweistöckige Gebäude in der Market Street erinnerte Brick an eine Kirche. Aber statt eines Altars für Sonntagspredigten beherbergte es das Mackinac Island Police Department, das Rathaus und das Gericht.
Er schob sich durch den Seiteneingang und hängte Hut und Jacke an die vorgesehenen Haken. Während der Hauptsaison wuchs die Dienststelle um Dutzende Cops an, die zu Fuß, auf dem Rad oder zu Pferd auf Mackinac patrouillierten. Aber in der Nebensaison blieb den Bewohnern nur eine Handvoll.
Er stellte das Gebäck in den Pausenraum, wo seine Chefin sich gerade Kaffee in die Tasse mit der Aufschrift Nennt sich Schnee, krieg dich wieder ein goss.
»Morgen, Brick.«
Chief Darlene Ford war eine Respekt einflößende Frau. Sie hatte schon ihr ganzes Leben auf der Insel verbracht und zuckte bei gefühlten minus fünfzehn Grad nicht mal mit der Wimper. Sonst eigentlich auch nicht. Ihr kastanienbraunes, von silbernen Strähnen durchzogenes Haar war wie immer zu einem kurzen, praktischen Pferdeschwanz gebunden. Ihre grünen Augen waren kühl und aufmerksam. Den athletischen Körperbau verdankte sie ihrer Disziplin beim täglichen Krafttraining.
»Morgen, Chief.« Er schenkte sich auch eine Tasse ein.
»Was hat Duncan jetzt wieder angestellt?« Darlene entschied sich für ein Croissant und hielt ihm die Schachtel hin.
Er schüttelte den Kopf und ging stattdessen seinen Proteinshake aus dem Kühlschrank holen. »Ist mit seinem brandneuen Polaris in einen Zaun gebrettert und hat ein Stoppschild mitgenommen.«
»Der Depp wird sich eines Tages noch umbringen.«
»Irgendwas passiert heute Nacht?« Brick trank einen Schluck Kaffee.
»Remi ist zu Hause.« Sie schaute seinen Proteinshake an und schüttelte sich ungeniert.
»Hab ich gehört. Geht’s ihr gut?«
Ihre grünen Augen hefteten den Blick auf ihn. »Scheint so. Stand gestern Morgen einfach bei uns auf der Veranda. Hat sich bei irgendeinem Autounfall den Arm gebrochen. Sie sieht müde aus, aber wem geht das nicht so, mitten im Winter?«
Brick grummelte und verkniff sich weitere Fragen.
»Apropos. Heute Abend ist wieder Familienessen. Um sieben. Komm vorbei.« Darlene ging zur Tür. »Und komm mir jetzt bloß nicht damit, du hättest zu tun oder willst dich nicht aufdrängen.«
Mist. Das waren seine beiden besten Ausreden.
»Gut, ich komme.«
»Schön. Bring Bourbon mit. Gil ist auf Manhattans umgestiegen. Und gönn dir ein Croissant, damit du den blöden Shake runterkriegst. Zu viel Disziplin ist auch nicht gesund.«
Er setzte sich an seinen Schreibtisch, ein altes, verbeultes Stück aus grünem Metall, das ihm mit den Jahren ans Herz gewachsen war. Während sein Computer hochfuhr, kippte er den halben Shake runter und schickte Darius eine Nachricht, auch wenn sein Partner in der Bar erst in ein paar Stunden aufstand.
Brick: Schaffe es heute Abend nicht.
Heute hatte er sowieso keine Schicht, aber je besser er die Bar im Auge behielt, desto weniger Überraschungen gab es.
Weil Brick nicht länger darüber nachdenken wollte, einen ganzen Abend lang Remi gegenüber am Tisch zu sitzen, machte er sich an die Arbeit. Beim Blick auf den Zehn-Uhr-Eintrag im Kalender der Dienststelle verzog er das Gesicht, dann notierte er Duncans Unfall und ging die geplanten Kontrollbesuche am Nachmittag durch. Die Polizeiarbeit in dieser Gemeinde bedeutete öfter, ältere Herrschaften am Sonntag zur Kirche zu fahren, als Verbrecher zu jagen.
Er genoss zwar das Adrenalin und die Herausforderungen, die eine Million Touristen in der Hochsaison mit sich brachten. Aber er bevorzugte den Winter, dann hatte er das Gefühl, wirklich etwas beizutragen, nicht nur für Sicherheit auf der Insel zu sorgen, sondern für die Bewohnerinnen und Bewohner da zu sein.
Er plante die Route für die Hausbesuche und fand nichts Dringendes in seinem Postfach vor. Als sein Shake leer war, hatte ihn die Selbstbeherrschung verlassen.
Während er in Richtung Chief Fords Büro schielte, tippte er den Namen in die Datenbank, den er sein ganzes Erwachsenenleben versucht hatte zu vergessen, und lehnte sich zurück, während sich die Trefferliste füllte.
Remington Ford hatte sich fünf Verkehrsvergehen zuschulden kommen lassen. Keine Überraschung.
Außerdem war sie zweimal festgenommen worden.
Vom ersten Mal wusste er. Immerhin hatte er die Festnahme selbst durchgeführt.
Die zweite war noch nicht so lange her. Er überflog den Bericht. Er stammte von einer Demonstration in Philadelphia vor drei Jahren. Die Anklage war fallen gelassen worden. Auch nicht überraschend.
Überraschend fand er allerdings, dass es keinerlei Verkehrsunfälle gab, an denen sie beteiligt war. So etwas musste eigentlich gemeldet werden.
Er warf noch einen Blick in Richtung Büro der Chefin. Darlene hatte die Stiefel auf den Tisch gelegt und unterhielt sich über Zoom mit ein paar Mitgliedern der Handelskammer.
Er erweiterte die Suche und sah sich die restlichen Eintragungen an.
Volltreffer.
Vor vier Tagen war Remington Honeysuckle Ford, dreißig, aus einer Wohnung in Chicago in die Notaufnahme des St. Luke’s Hospital gebracht worden – wegen eines »schweren Asthmaanfalls«. Damit endete der Einsatzbericht der Rettungskräfte. Ohne richterlichen Beschluss kam er nicht an die Akten des Krankenhauses.
War sie wegen des Asthmaanfalls umgekippt und hatte sich dabei den Arm gebrochen? Falls dem so war, wer war in ihrer Wohnung gewesen und hatte den Notruf gewählt? Und wieso log sie dann und erzählte was von einem Autounfall?
Die Tür ging auf, und Brick warf den leeren Shake vom Tisch.
Herrgott noch mal. Die Frau war noch keine zwei Tage auf der Insel, und er war jetzt schon mit den Nerven am Ende.
Carlos Turk kam singend in das Großraumbüro geschlendert. Er war unausstehlicherweise unaufhörlich gut gelaunt. Jeder Tag war wunderschön. Jede Schicht machte Spaß. Jeder Burger war der beste, den er je gegessen hatte. Eigentlich konnte man niemandem übel nehmen, dass er immer glücklich war, aber Brick gab sich alle Mühe.
»Es sind minus zehn Grad draußen.«
»Wunderschöne minus zehn Grad.« Carlos hielt inne und musterte Brick. »Siehst beschissen aus, Mann.«
»Wunderschön beschissen?«
»So weit würde ich nicht gehen.«
»Croissants stehen im Pausenraum.« Brick schloss das Suchfenster. Darum würde er sich später kümmern.
»Genug Koffein für gleich getankt?« Carlos rieb sich die Hände. »Ich glaube, heute bist du der Böse.«
Der Styroporschläger traf ihn am Oberschenkel, und eine Sechsjährige rief kreischend um Hilfe.
»Gut gemacht, Becky. Hau ihn noch mal«, feuerte sie Carlos von der Seite an.
Brick schluckte einen Seufzer runter und trampelte wie ein Monster auf die Kleine mit den schiefen Zöpfen zu.
Sie quietschte, holte aus und traf ihn mit dem Schläger in die Magengrube.
Hätte er doch bloß das Croissant gegessen.
»Guckt mal, Leute! Jetzt geht er zu Boden!« Carlos zwinkerte der kessen Erzieherin zu.
Aufs Stichwort ließ sich Brick auf die Knie plumpsen und sackte theatralisch zusammen.
Sein Partner pfiff ab, und das Dutzend Kindergartenkinder und Erstklässler jubelte laut. »Und was tun wir jetzt?« Carlos versuchte, den Krawall zu übertönen.
»Weglaufen und Hilfe holen!«, brüllten die Kinder wie von Sinnen.
»Das habt ihr toll gemacht«, sagte die Lehrerin. »Jetzt haben wir gelernt, wie wir uns gegen Fremde wehren können. Wer will einen Snack?«
Ein kleiner, aber beängstigender Mob raste nach hinten, wo Kekse und Saft bereitstanden.
Carlos half Brick hoch. »Ganz nette Sterbeszene. Wirst immer besser.«
»Danke«, erwiderte Brick trocken.
Becky kam angehüpft und reichte ihm einen in eine Serviette gewickelten Cookie. »Danke, dass ich richtig zuhauen durfte, Mr. Brick.« Sie präsentierte die beiden Grübchen in ihren runden Wangen.
Er nahm den Keks entgegen. »Gern geschehen. Danke für den Cookie.«
»Bitte«, brüllte sie, strahlte und rannte zurück zu den Snacks.
Er fand, dass er sich was Süßes verdient hatte, und biss ab.
Sein Handy klingelte in der Tasche. Als er aufs Display schaute, ließ er es beinahe zusammen mit dem Cookie fallen.
Remi Ford.
»Ja?«, fragte er schroff.
»Brick, ich bin’s, Remi.«
»Ich weiß.« Er klang genervter als beabsichtigt. »Was ist?«
»Dir auch einen guten Morgen, Sonnenschein. Ich wollte nur wissen, ob du den Wintergarten hinten bei dir für irgendwas brauchst?«
Einst ein rollstuhlgerechter Raum für seinen Großvater, bewahrte Brick inzwischen dort Pferdezubehör und seine Angelausrüstung auf.
»Eigentlich nicht«, antwortete er zögerlich.
»Na ja, wenn du ihn nicht brauchst, dachte ich, ich könnte ihn vielleicht mieten«, sprudelte sie. Der Tonfall war so vertraut, dass es ihn in der Brust schmerzte.
»Ähm.«
Die Frau wollte sich in seinem Haus einmieten. Wie zum Teufel sollte er sich von ihr fernhalten, wenn sie unter einem Dach waren?
»Ich brauch einfach Platz, um Farbe auf Leinwand zu klatschen, und das Cottage ist ein bisschen zu klein und viel zu sauber.«
Er sah sie vor sich, wie sie einen Pinsel in der Hand hielt und einen zweiten zwischen den Zähnen, während laute Musik lief und sie alles mit Terpentin und Ölfarbe vollkleckste. Garantiertes Chaos.
Er sollte Nein sagen. Eine andere Antwort ergab keinen Sinn.
»Äh. Klar. Dürfte kein Problem sein«, log er. Dabei war es ein großes Problem. Ein riesengroßes. Remi bei sich im Haus konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Sie würde ihn ablenken. Ihm auf den Geist gehen. Ihn beunruhigen.
»Echt?« Ihre Stimme klang höher, wie immer, wenn sie sich freute. »Brick, du bist mein Held. Echt, mein ganz persönlicher Held. Danke! Sag Bescheid, wann ich rüberkommen kann, dann klären wir das mit der Miete.«
»Ich will kein Geld von dir, Remi.«
»Geld oder was anderes. Wir werden uns schon irgendwie einigen, ohne dass du angepisst bist«, versprach sie fröhlich.
Er sah auf die Uhr. »Gut. Wir treffen uns in einer Stunde am Haus.«
»Der Wintergarten ist nicht zu vermieten«, sagte Brick. »Das Zimmer ist nicht zu vermieten. Das Zimmer ist nicht zu vermieten.«
Er war ein großer Mann, der jede Aufgabe am liebsten langsam und methodisch anging. Aber da in wenigen Minuten eine Frau vor der Tür stehen würde, die ihre Nase gern in anderer Leute Angelegenheiten steckte, beschleunigte er das Aufräumen lieber etwas.
Man konnte ihn wirklich nicht als unordentlich bezeichnen. Außerdem wollte er sich vor Remi keine Blöße geben.
Also füllte er die Spülmaschine und versteckte die ungeöffnete Post im Brotkasten. Der Pizzakarton von gestern Abend passte unter die Spüle. Die GQ-Ausgabe von vor einem halben Jahr mit der Rothaarigen auf dem Cover, die ihn ein bisschen an Remi erinnerte, verbarg er unter einem Sofakissen.
Dank der großen Fenster auf drei Seiten war der Wintergarten lichtdurchflutet. Außerdem gehörte ein angrenzendes Bad dazu. Sehr gut, dann musste sie nicht durch sein Haus latschen, während er verzweifelt versuchen würde, ihre Existenz zu ignorieren.
Sein Kater Magnus schlängelte sich zwischen Bricks Füße.
»Du hast doch schon Frühstück bekommen«, sagte er streng und beugte sich dennoch runter, um den samtweichen schwarzbraunen Schnorrer hochzuheben. Die dürre Nervensäge war letzten Winter mit einem Stück fehlendem Ohr und einem zugeschwollenen Auge in Cleetus’ Stall aufgetaucht.
Selbstverständlich hatte er das räudige Vieh mit nach Hause genommen und gesund gepflegt. Dafür hatte er vierhundert Dollar beim Tierarzt gelassen, fünf Gardinen seiner Großmutter eingebüßt und deutliche Krallenspuren an der Lehne des Ledersessels oben im Wohnzimmer dazugewonnen.
Irgendwann hatten sie die Übereinkunft getroffen, dass Magnus nachts auf die Jagd ging und Brick genug Kratzbäume aufstellte, um weiteren Vandalismus zu verhindern.
Er schaute auf die Uhr und setzte den Kater auf dem Schrank ab. Remi kam immer zu spät, also hatte er noch ein bisschen Zeit.
Auf der Insel hing die Versorgung im Winter von Wetter und Lieferungen ab. Deshalb füllten die Insulaner ihre Gefriertruhen und Vorratskammern vorher auf. Auch darüber hatte Remi sich wahrscheinlich keine Gedanken gemacht, bevor sie ins Flugzeug gestiegen war. Auf sich allein gestellt, würde sie von zuckersüßen Marshmallow-Frühstücksflocken leben müssen.
In seiner Vorratskammer packte Brick ein paar Pfund Hähnchen, Hackfleisch und vakuumierten Rindereintopf in einen Stoffbeutel.
Es klingelte, und Magnus versteckte sich panisch. Brick hätte sich ebenfalls am liebsten versteckt, aber er war ein sehr großer, sehr starker Mann, rief er sich in Erinnerung. Sich vor einer kleinen Rothaarigen verstecken kam nicht infrage. Außerdem fand sie ihn sowieso immer. Seufzend steckte er noch zwei Packungen Nudeln in die Tasche und machte die Tür auf.
»Hi«, sagte Remi.
Die Sonne beschien sie von hinten, wodurch ihr langes Haar feuerrot und golden leuchtete. Sie trug eine andere Strickmütze – eine leuchtend grüne, die er aus ihrer Highschool-Zeit wiedererkannte –, lila Leggings und ein stylishes Paar Stiefel, aus denen oben Fell rausguckte. Sie hielt einen Thermobecher in den behandschuhten Händen und sah ebenso müde wie unwiderstehlich aus.
»Hi«, erwiderte er eine Ewigkeit später.
Heute trug sie Lippenstift. Eine Art dunkles Rosarot. Wahrscheinlich sollte er ihr nicht so auf den Mund starren. Und er sollte sich auf keinen Fall vorstellen, wie diese roten Lippen sich um seinen …
»Kann ich reinkommen, oder willst du mich noch weiter anglotzen?«
Wann hatte er die Kontrolle über seine Gesichtszüge verloren? Ach ja. Genau in dem Moment, als er gestern Morgen ihren Namen gehört hatte.
»Komm rein«, sagte er hölzern und trat weiter zurück als nötig, damit sie vorbeikam.
Sie ging ins Haus, holte tief Luft und seufzte. »Riecht anders, aber sieht noch genauso aus.«
Was sollte das schon wieder heißen? Wie roch denn sein Haus? Besser oder schlechter als damals, als seine Großeltern noch lebten?
Magnus flitzte hinter ihm durch den Flur.
»War das eine Katze?«
»Das ist Magnus. Ignorier ihn einfach. Er hält sich für unsichtbar.« Brick hatte endlich seine Sprache wiedergefunden.
Remi zog ihren Parka aus, darunter kam ein enger weißer Rollkragenpullover zum Vorschein, der sich an ihre vollen Brüste schmiegte. Die Frau war von Kopf bis Fuß komplett bekleidet, und ihn machte es trotzdem unangenehm an.
Er würde keine Erektion bekommen, während er mit ihr sprach, beschloss er. Eine Prüfung für seine Selbstbeherrschung. Warum sollte eine lockere Unterhaltung mit einer dick angezogenen Frau ihm auch einen Ständer verpassen? Er war ein Mann. Erwachsen. Er hatte seine niederen Gelüste im Griff.
Sie stellte ihren Kaffee ab und packte seinen Arm. Mit dem Körperkontakt hatte er nicht gerechnet, also wollte er den Arm schon wegziehen, aber dann wurde ihm klar, dass sie sich an ihm festhielt, um die Stiefel auszuziehen. Sie trug Kuschelsocken mit Kirschen darauf. Socken waren nicht erotisch.
»Also, das Zimmer …«, setzte er an.
»Nach dir.« Sie lächelte leicht. Ihr Haar hing ihr über der Schulter wie ein Vorhang, und es juckte ihn in den Fingern, darüberzustreichen, es zu packen. Das lenkte ihn davon ab, dass er ihr eigentlich sagen wollte, dass er ihr das Zimmer doch nicht geben wollte.
Socken und Haare sind nicht heiß, erinnerte er sich. Konzentrier dich.
»Okay, dann nach mir.« Sie ging an ihm vorbei, als er sich nicht rührte.
Er folgte ihr durch den Flur. Ein Fehler. Ihr fester kleiner Arsch in der verdammten lila Hose hypnotisierte ihn mit seinem Schwung. Sein Schwanz regte sich hinter dem Reißverschluss und lenkte ihn noch mehr von seinem Vorhaben ab. Sie streckte beim Gehen den Kopf in jede Tür.
»Enttäuschend. Ich dachte, hier liegt mehr Junggesellengerümpel rum.« Sie wandte sich von der Küche ab.
»Junggesellengerümpel?«
»Du weißt schon. Hosen, die du nicht mehr anziehst. Pizzakartons. Zeitschriften mit halb nackten Frauen auf dem Cover.«
»Ganz schön klischeemäßige Vorstellung. Woher willst du eigentlich wissen, dass ich Junggeselle bin?«
Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Ich wusste zehn Minuten, nachdem die Tinte trocken war, von deiner Scheidung. Auf der Insel kann man nichts geheim halten. Wenn du eine Freundin hättest, hätte jeder, der in den letzten fünfzehn Jahren auf Mackinac gelebt hat, eine SMS, eine E-Mail oder einen Anruf gekriegt.«
Sie waren an der Glastür zum hinteren Zimmer angelangt. Jetzt musste er den Mund aufmachen. Er konnte es ihr nicht zeigen und dann sagen: »Tut mir leid, es ist nicht zu vermieten. Nimm deinen knackigen Arsch und die Haare, an denen ich mich festkrallen will, und verschwinde aus meinem Haus.«
»Also, hör zu.«
Aber es war zu spät. »Ach, Brick. Das ist ja noch besser, als ich es in Erinnerung hatte.« Sie machte die Tür auf. Magnus schob sich an ihren Füßen vorbei und schlich in den Wintergarten. »Guck dir die ganze Sonne an.«
Sie sah das rumliegende Outdoorzeug gar nicht. Das Kajak auf dem Boden. Oder die Spinnweben an den Balken. Remi sah bloß das Gute. Die drei Seiten mit Fenstern zum Garten, den er mit Mühe und Not in Schuss hielt wie seine Großmutter früher.
Die Landhausdielen aus Kiefernholz passten zu den Balken an der Giebeldecke.
»Ich hatte ganz vergessen, dass du ein Bad eingebaut hast.« Sie spähte in den kleinen Raum. »Das ist ja besser als bei mir in Chicago.«
Shit.
Sie beugte sich runter, als Magnus unter einem Klapptisch voller Angelzubehör hervorkam und ihre Socken beschnupperte.
»Na, Kleiner.«
Natürlich liebte sie der blöde wählerische Kater. Genau wie alle anderen.
Er musste ihr immer noch auf den Arsch starren. Trug sie überhaupt was unter den Leggings? Brick konnte sich das Aufstöhnen gerade noch verkneifen und tat so, als würde er das Kajak auf dem Boden mustern.
Reiß dich zusammen, Mann. Lass dich nicht von deinem Schwanz leiten. Sag ihr, dass da nichts draus wird.
Er atmete langsam und tief durch und dachte an kaltes Wasser und Fischköder.
Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, drehte er sich um und klappte den Mund auf, um ihr zu sagen, dass sie den Raum nicht haben konnte. Aber dann sah er sie und tat es doch nicht.
Sie hatte die Arme verschränkt und die Schultern hochgezogen, als sei ihr kalt.
Irgendwas belastete sie. Normalerweise würde sie pausenlos plappern und ungefiltert rauslassen, was ihr durch den Kopf ging.
Das machte ihm Sorgen.
»Kannst du überhaupt malen? Also mit dem Gipsarm.« Plötzlich musste er die Stille unterbrechen.
»Hab ich noch nicht versucht«, gestand sie und wich seinem Blick aus.
Wieder keine Einzelheiten. Kein Wort dazu, dass das alles doch auch sein Gutes hatte, keine lustige Anekdote.
»Wann kommt der Gips denn ab?«
»In vier bis sechs Wochen.«
»Vielleicht kannst du so lange mit den Fingern malen?«
Jetzt sah sie ihn doch an, und erleichtert bemerkte er das leichte Funkeln in ihren grünen Augen. »Vielleicht.«
»Ich kann das meiste von dem Kram hier wegräumen, dann hast du mehr Platz«, sagte er, als sie wieder schwieg.
Was. Zum. Also echt, fünf Sekunden mit der Frau, und seine Pläne fielen in sich zusammen wie ein Kartenhaus.