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Von der Autorin des Weltbestsellers "Things we never got over" Jack war Joeys erste große Liebe. Bis er eines Tages nach Los Angeles verschwand - ohne Abschiedsworte, ohne Erklärung. Viel zu lange war Joey verwirrt und verletzt. Doch dann hat sie mit Jack abgeschlossen - mit ihm und mit der Liebe überhaupt. Das glaubt sie zumindest. Bis plötzlich Jack zu Weihnachten vor der Tür steht. Inzwischen ist Jack erfolgreicher Drehbuchautor in Hollywood geworden. Aber alles, woran er in den letzten zehn Jahren denken konnte, war Joey. Endlich glaubt er, ihrer würdig zu sein. Er will sie zurückerobern. Auch wenn das heißt, dass er verdammt kreativ werden muss. Aber Weihnachtswunder sollen vorkommen, oder? *** Die ganz große Kleinstadt Liebe In der Kleinstadt Blue Moon bleibt niemand lange Single. Dafür sorgt das geheime Komitee für Lebensqualität. Ihr neuestes Verkupplungsprojekt: die drei attraktiven Pierce-Brüder. Nur wissen die noch nichts von ihrem Glück. So unterschiedlich Carter, Beckett und Jack auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Sie sind überzeugte Junggesellen. Bis die richtige Frau vorbeikommt ... In acht Bänden hat Amazon Nr.1 Autorin Lucy Score mit ihrer Saga über Blue Moon und die Pierce-Brüder eine Welt erschaffen, die Millionen Lesern ein Zuhause wurde.
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Seitenzahl: 487
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Seine letzte zweite Chance
von Lucy Score
Wir müssen uns selbst kennen, bevor jemand anderes uns kennen kann.
Ralph Waldo Emerson
Widmung
Für Jennifer, meine Freundin, meine Seelenschwester und Partnerin in Crime.
Und für Sunshine, meinen felligen Seelenverwandten. In der kurzen Zeit, die du bei uns warst, hast du mir gezeigt, was bedingungslose Liebe bedeutet ... und dass man einen Hund niemals mit einem Thunfischsandwich allein im Auto lassen sollte.
© 2019 Lucy Score
Blue Moon – The Last Second Chance.
Übersetzung: Annegret Krüger und Jenny-Mai Nuyen
Cover: Damonza
ISBN: 978-3-910990-13-5
Deutsche Erstveröffentlichung © 2022 Von Morgen Verlag
Alle Rechte vorbehalten.
PROLOG
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
KAPITEL 21
KAPITEL 22
KAPITEL 23
KAPITEL 24
KAPITEL 25
KAPITEL 26
KAPITEL 27
KAPITEL 28
KAPITEL 29
KAPITEL 30
KAPITEL 31
KAPITEL 32
KAPITEL 33
EPILOG
Hörbuch und Link zu Band 4
Vor acht Jahren
Joey Greer hielt ihren Arm aus dem offenen Autofenster und spürte, wie der Nachtwind ihre Haut streifte. In drei Tagen würde sie ihren achtzehnten Geburtstag feiern, in fünf Tagen ihren Schulabschluss. Die Freiheit, die vor ihr lag, löste in Joey ein warmes Kribbeln aus.
Vielleicht kam das Kribbeln auch von der Hand ihres Freundes, die besitzergreifend auf ihrem nackten Oberschenkel ruhte. In der Dunkelheit warf sie einen Blick auf ihn, wie er das Auto fuhr.
Das Profil von Jackson Pierce war genauso schön wie der Rest von ihm. Seine grauen Augen hatten einen Hauch von eisigem Blau. Dazu eine perfekte Nase und Lippen, die wie gemacht für ein schelmisches Grinsen und leidenschaftliche Küsse waren. Sein kantiger Kiefer und die hohen Wangenknochen verliehen ihm etwas Kriegerisches. Damit ähnelte er seinen älteren Brüdern. Er war zwar etwas zierlicher als die beiden, aber trotzdem ganz eindeutig ein Pierce.
Sie liebte ihn bedingungslos, komplett von Kopf bis Fuß. Und sie wusste, so sicher wie ihr Herz schlug, dass er dasselbe für sie empfand.
Das Brummen des Motors lief ihre Wirbelsäule hinauf, als Jack beschleunigte. Er raste zu ihr nach Hause, weil sie Punkt zehn Uhr abends zurück sein musste. Der 68er Camaro war Jacks erste Liebe gewesen, bis Joey kam.
Alles an ihm – an ihnen – war schnell und gefährlich. Sie hätte es auch nicht anders gewollt.
„Ich meine es ernst, Jojo. Denk darüber nach“, sagte er mit tiefer, sanfter Stimme. „Vergiss das College. Lass uns aufbrechen und sehen, was es da draußen gibt.“
Joey lachte, wie sie es immer tat, wenn Jack eine Weltreise vorschlug. „Das College bedeutet nichts anderes, zu sehen, was es da draußen gibt. Ich habe Pläne. Du hast Pläne.“
Zu diesen Plänen gehörten auch Ausritte nach Centenary, wo Joey sich für die Reitmannschaft bewerben wollte. Jack hatte bereits die Zusage für einen Platz im Lacrosse-Team der Cyclones.
Er packte ihren Schenkel fester, und sie spürte das Kribbeln, das sie bei seiner Berührung immer überkam.
„Komm schon. Es muss doch noch mehr geben als Blue Moon und das College.“
Joey verdrehte die Augen und rechnete aus, wie weit sie noch von zu Hause entfernt waren. Um zehn Uhr daheim zu sein, war ein unverrückbares Gesetz. Und ihr Vater mochte Jack ohnehin schon nicht besonders. Er hielt ihn für zu charmant, zu eigenwillig. Joeys Mutter hingegen betete ihn an und hatte darauf bestanden, Joey die Pille verschreiben zu lassen.
„Okay, wohin sollen wir gehen?“, fragte Joey und spreizte ihre Finger, als wollte sie die Nachtluft streicheln. Seine Antwort war immer eine andere. In einer Nacht würden sie eine Hütte in den Hügeln von Montana bauen. In einer anderen würden sie sich mit dem Rucksack auf den Weg nach Florida machen, um von dort aus in die Karibik zu segeln.
„Westen“, entschied Jack. „Wir werden einfach nach Westen fahren. Nehmen Gelegenheitsjobs an, wo immer wir anhalten.“
„Und dann?“, fragte Joey und verbarg ihr Lächeln. Ein Chor von Fröschen quakte ihnen ein Ständchen, als sie an Dillers Teich vorbeifuhren.
„L.A.“
Joey warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Du willst in Los Angeles leben?“
In ihrer Vorstellung war L.A. eine pferdelose Einöde voller Silikonbrüste und überteuerter Immobilien.
„Warum nicht, Jojo? Ich will jemand sein! Und zwar mehr als der jüngste Sohn von John Pierce oder der kleine Bruder von Carter und Beckett.“
Joey streckte ihre Hand aus und legte sie auf sein T-Shirt. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, stark und fest unter ihrer Handfläche. „Jack, du wirst nie nur ein Pierce sein.“
„Doch, das ist alles, was es hier für mich gibt.“ Er sagte die Worte leise und schwer.
Ihre Stimmung wechselte von stiller Belustigung zu Verärgerung. Sie grub ihre Nägel in seine Brust. „Das ist alles, was es hier für dich gibt? Was zum Teufel bin ich dann? Eine High-School-Ablenkung, bis dein richtiges Leben anfängt?“
Jack war an ihre schnellen Stimmungswechsel gewöhnt und inzwischen praktisch immun dagegen. Er drückte ihren Oberschenkel. „Joey.“
Ihr Name auf seinen Lippen hatte den gleichen Effekt wie immer: Gänsehaut und ein warmes, schmelzendes Gefühl im Bauch … als würde man heiße Schokolade in einer kalten Nacht trinken.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du bist alles für mich“, sagte er leise. „Es gibt keine Zukunft ohne dich.“
„Aber ich werde weder das College noch all meine Träume wegwerfen, um mit dir im Auto zu leben und an Tankstellen zu duschen.“
Den Blick auf die Straße gerichtet, grinste Jack. „Ich weiß. Und ich respektiere es. Egal, was wir machen, ich will, dass wir zusammen bleiben.“
„Versprochen?“
„Versprochen.“ Er führte ihre Hand zum Mund und küsste ihren Handrücken. „Aber vielleicht könnten wir diesen Sommer einen Roadtrip machen? Nur wir beide. Keine Eltern, keine Brüder, keine Schule.“
Joey entspannte sich auf dem Sitz. Ihre Ersparnisse, die eigentlich fürs Reiten reserviert waren, konnten sicher ein paar hundert Dollar für einen Roadtrip mit Jack hergeben. Bald war sie achtzehn Jahre alt und eine Erwachsene. Sie würde einen Weg finden, ihren Vater, der von einem Roadtrip sicher nicht begeistert wäre, zu beschwichtigen. Die Vorstellung, die Nächte in Jacks Armen zu verbringen und neben seinem süßen Gesicht aufzuwachen, wäre das wert.
„Okay, lass uns verreisen“, sagte sie.
„Ernsthaft?“ Er war wieder der unbekümmerte Jack.
„Ja. Vielleicht können wir gleich nach dem Abschluss aufbrechen.“
„Ich liebe dich, Joey.“ Er griff wieder nach ihrem Bein.
„Ich weiß.“ Sie lächelte in die dunkle Nacht hinaus.
Am Straßenrand sah sie plötzlich etwas Braunes. Es bewegte sich schnell. Zu schnell, um Jack rechtzeitig zu warnen.
Die Scheinwerfer reflektierten das Leuchten der Rehaugen, bevor das Tier auf die Straße sprang. Jack bremste hart und lenkte nach rechts. Und für den Bruchteil einer Sekunde, als das Reh über die Straße sprang, dachte Joey, sie seien außer Gefahr. Aber der Schotter brachte sie ins Schleudern.
Sie schrie Jacks Namen. Sein Arm schlug gegen ihre Brust und drückte sie in den Sitz, als sie in eine Eiche rasten und das schreckliche Splittern von Glas und Metall erklang.
Dann wurde ihre Welt dunkel.
Schmerz weckte sie auf.
„Jack?“ In ihrem Kopf war es ein Schrei, aber ihre Stimme brachte kaum mehr als ein Krächzen zustande.
„Er ist nicht hier, mein Schatz. Erinnerst du dich, was passiert ist?“ Die Stimme ihrer Mutter und der Duft ihres Vanilla-Fields-Parfüms schwebten unter dem Neonlicht zu ihr.
Sie schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, warum Jack nicht bei ihr war.
Joey wurde an ihrem Geburtstag mit siebzehn Stichen vom Handgelenk bis zum Ellbogen und fünfzig Bluttransfusionen aus dem Krankenhaus entlassen. Auf Brust und Bauch zeichneten sich lila Streifen von dem Sicherheitsgurt ab, der ihr das Leben gerettet hatte.
Aber es gab keinen Grund zum Feiern. Denn Jackson Pierce war weg.
Scheinbar hatte er keine Verletzungen davongetragen. Doch noch in der Unfallnacht hatte er die Farm seiner Familie verlassen. Er ließ nur eine kurze Nachricht zurück, dass er nach Westen aufbrach.
An Joey hatte er keinen Abschiedsbrief geschrieben. Keine Erklärung. Keine Entschuldigung.
Für sie war er in dieser Nacht gestorben.
Jackson Pierce beobachtete seinen Bruder Beckett, der sich den Smoking glatt strich und tief einatmete. Der Mann war nervös, und er konnte es nicht verbergen. Die Bühne des Take-Two-Kinos wurde immer voller, ebenso wie die Sitzplätze. Niemand in Blue Moon Bend wollte die Hochzeit von Beckett und Gia verpassen, und das Kino war der einzige Veranstaltungsort, der genug Platz für alle bot.
Jacks ältester Bruder Carter stupste ihn stolz mit dem Ellbogen an, als Carters Frau Summer zum Altar schwebte. Sie war im sechsten Monat mit Zwillingen schwanger und strahlte in ihrem kurzen, roségoldenen Kleid. Während Summer vorsichtig die Treppe hinaufstieg, wollte Jack ihr zuzwinkern oder sie zumindest anlächeln, aber er konnte seinen Blick nicht von der hinter ihr laufenden Brautjungfer losreißen.
Joey Greer schritt den Gang mit ihren langen Beinen entlang. Er wollte, dass sie ihn ansah. Ob sie an ihn dachte, während sie auf den Traualtar zuschritt?
Sie war auf halbem Weg zur Bühne, als ihre wunderschönen, braunen Augen sich auf ihn richteten. Es war nicht gerade ein liebevoller Blick, aber er freute sich trotzdem. Ihr volles, braunes Haar war halb mit Zöpfen zurückgesteckt und mit einer glitzernden Spange befestigt. Gia musste sie überredet haben, einen Frisör ran zu lassen. Statt wie sonst Reitstiefel trug Joey jetzt Pumps, die aussahen, als wären sie aus glitzernden Schneeflocken gemacht. Sie passten zum Paillettenkleid, das bei ihr kürzer saß als bei Summer, denn Joey war um einiges größer. Sie schillerte wie ein Feuerwerk. Ein dunkler Lippenstift betonte ihre vollen Lippen und Jack stellte sich vor, wie es wäre, sie zu küssen wie damals. Er legte eine Hand auf sein Herz und beobachtete, wie sich ihre Augen weiteten und ihre Lippen öffneten. Als sie in der High School zusammen gewesen waren, hatten sie sich mit dieser Geste stumm „Ich liebe dich“ im Klassenzimmer oder in der Cafeteria gesagt.
Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck wandte Joey sich ab.
Joey war angeheitert. Angenehm und glücklich angeheitert. Schwungvoll tanzte sie mit Donovan Cardona, der sie über Gias hinreißende jüngere Schwester ausfragte und scherzhaft seine Sheriffmütze aufsetzte, um Joey das Versprechen abzunehmen, in ihrem betrunkenen Zustand nicht nach Hause zu fahren.
Beckett und Gia wirbelten eng umschlungen über die Tanzfläche. Gia strahlte ihren frisch gebackenen Mann an und lachte über einen Witz. Ihrem Erröten nach musste es ein unanständiger Witz gewesen sein.
Die Band schlug ein langsameres Lied an. Joey befreite sich aus Donovans Armen und ging zur Bar. Sie war heute Abend auf der Suche nach Spaß und würde nicht mit einem guten Freund ins neue Jahr hineintanzen. Nein, heute war sie in der Stimmung für etwas Wilderes. Sie bestellte ein Bier bei dem liebenswerten Barkeeper und beobachtete die Tanzfläche.
Beckett und Gia hatten eine riesige Silvesterparty veranstalten wollen, von der die Leute in Blue Moon noch Jahre später erzählen würden. Das Zelt war im One Love Park aufgebaut worden und mit Heizstrahlern versehen, um die Gäste vor der eisigen Dezemberkälte zu schützen. Freigetränke und eine überfüllte Tanzfläche trugen dazu bei, die Stimmung und die Temperatur hochzuhalten. Fran aus dem Fitnessstudio Fitness Freak rockte mit ihrer Band The Wild Nigels auf ihrem Bass. Gias Ex-Mann Paul war eingeladen und spielte in der Band. Es sagte viel über eine Frau und ihre neue Ehe aus, dass sie entspannt ihren Ex auf ihre Hochzeit einladen konnte. Es zeigte auch, dass Beckett überglücklich war, die einstige Gia Decker nun seine Mrs. Pierce nennen zu können. Pauls Anwesenheit störte ihn scheinbar nicht im Geringsten.
An der Bar nahm Joey ihr Bier und ein Augenzwinkern des blonden Barkeepers Bailey entgegen.
„Das ist mal eine Party“, sagte er.
„Das stimmt“, sagte Joey. Normalerweise amüsierte sie sich auf Hochzeiten nicht so sehr. Wie Paare monatelang voller Vorfreude ein Fest planen konnten, das nach ein paar chaotischen Stunden wieder vorbei wäre, konnte sie kaum nachvollziehen. Dazu Massen an Menschen, die einen anstarrten, während man seinem Partner etwas sehr Persönliches sagte. So würde sie es nicht machen. Falls sie jemals heiraten sollte.
Sie hatte letztes Jahr zuerst Summer und später Gia dabei zugesehen, wie sie bei ihrer Hochzeitsplanung über Servietten, Vorspeisen und dem alles entscheidenden weißen Kleid fast die Nerven verloren. Zugegeben, Gias elfenbeinfarbenes Kleid war umwerfend, schlicht und eher züchtig, wäre da nicht der tiefe Rückenausschnitt. Becketts Blicken nach zu urteilen, würde das Kleid die Hochzeitsnacht nicht überleben.
Summer kam an die Bar und hievte sich auf einen Hocker. „Bitte lass mich an deinem Bier riechen“, bettelte sie und zog Joeys Becher an ihre Nase. „Niemand sagt einem, wie sehr man Alkohol vermisst, wenn man schwanger ist.“
Joey ließ sie tief schnuppern, bevor sie Summer den Becher abnahm. „Nicht so viel. Ich will nicht, dass die Zwillinge von den Dämpfen von Gia’s Red betrunken werden“, scherzte sie. In der Familie Pierce war es zur Tradition geworden, die neuen Biersorten der Brauerei nach den Bräuten der Söhne zu benennen. Seit zwei Tagen war das sanfte, malzige Bier, das von Gia inspiriert worden war, eine schöne Ergänzung an den Zapfhähnen.
Gia kletterte just in diesem Moment auf den Hocker zu Joeys Linken.
„Oh, die frisch gebackene Braut höchstpersönlich“, begrüßte Summer ihre Freundin.
„Hey Joey, hey Summer – wow, du strahlst richtig vor Schwangerschaft“, lachte Gia.
Joey verdrehte die Augen. Die Archetypen der Weiblichkeit erinnerten sie daran, dass sie keine Ahnung hatte, wohin ihr eigenes Leben sie führen würde. Sie war sich nicht sicher, ob sie Ehe und Kinder wollte. Und wenn, mit wem zum Teufel?
Jack. Das leise Flüstern in ihrem Kopf machte sie wütend. Ihm würde sie sicher keinen Platz in ihrer Zukunft einräumen. Die anderen mochte sein Hollywood-Bankkonto und wie er die Brauerei aufgebaut hatte beeindrucken, aber nicht Joey. Bestimmt verließ er die Stadt in den nächsten sechs Monaten wieder. Er war ein Wanderer, ein Eroberer von Orten und Frauen. Und das würde er bis zu seinem Lebensende bleiben. Joey hingegen wusste, wo ihr Herz und ihr Zuhause waren: hier in Blue Moon.
„Also, Joey“, sagte Gia und lenkte damit ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch. „Mir sind Jacks Blicke während der Zeremonie aufgefallen.“
Summer hob konspirativ ihr Wasserglas. „Er hat dir etwas zugeraunt, nicht wahr?“, fragte sie Joey.
Jack hatte jedes Wort von Becketts Gelübde lautlos mitgesprochen und dabei Joey angeschaut. Der Freak. Später hatte er ihr zugeflüstert: „Wir werden die nächsten sein, Jojo. Du kannst dich dagegen wehren, so viel du willst, aber du weißt es genauso gut wie ich.“
Seine Worte hatten sie so überrascht, dass sie fast gestolpert wäre. Mal wieder hatte er sie aus der Bahn geworfen. Vielleicht würde eine Nacht mit unverbindlichem Sex ihr die Kontrolle zurückgeben …
Joey hob eine Hand, um die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf sich zu lenken. „Einen Shot, bitte! Einen großen, starken!“
„Mach zwei draus, Bailey“, fügte Gia hinzu.
„Weißt du noch, was letztes Mal passiert ist, als wir Shots getrunken haben?“, fragte Joey warnend.
„Igitt, erinnere mich nicht daran. Es hat damit geendet, dass ich Anthony Berkowicz eine Titelgeschichte für den Monthly Moon beschert habe – darüber, wie dumm ich Becketts Gesicht finde.“
Joey grinste.
Dann spürte sie ein Kribbeln unterhalb ihrer Wirbelsäule und wusste, dass Jack sie beobachtete. Ob er mit seinen Brüdern scherzte oder mit seiner Mutter über die Tanzfläche schwebte, sein Blick kehrte immer wieder zu ihr zurück.
Joey wartete bis kurz vor Mitternacht, dann schlenderte sie, ohne einen Blick in seine Richtung zu werfen, nach draußen. Den Trubel hinter sich lassend, stand sie in der kristallklaren, kalten Nacht und konnte ihren Atem sehen. Zum Glück hielt sie die perfekte Menge an Alkohol in ihrem Körper warm. Joey hatte genug getrunken, um ein paar Hemmungen zu verlieren, jedoch nicht so viel, um schlechte Entscheidungen zu treffen.
Sie spürte ihn, bevor sie Jack hörte. Dieses Gespür für seine Anwesenheit hatte sie schon immer gehabt. Jacks Rückkehr letzten Sommer hatte sie aus einem tiefen Schlaf geweckt. Es war, als wäre ein Schatten von der Sonne gewichen und hätte endlich das Licht zurückgebracht.
Aber in den letzten acht Jahren hatte sich Joey an die Dunkelheit gewöhnt.
„Du gehst nicht, ohne mit mir zu tanzen.“ Das war weder eine Frage noch eine Bitte.
Joey drehte sich zu Jack um und rechnete mit dem vertrauten Knistern, das jedes Mal in der Luft lag, wenn sie ihm in die Augen sah. Sie hatte ihn nach seiner Rückkehr monatelang gemieden, weil sie sich nicht sicher sein konnte, ihm zu widerstehen. Und als sie ihn nun sah, wusste sie, ihre Vorsicht war gerechtfertigt.
Trotz ihrer halsbrecherisch hohen Pumps war Jack immer noch ein paar Zentimeter größer als sie. Sein dunkles, dichtes Haar kräuselte sich in den Spitzen. Seinen Drei-Tage-Bart, den sie sonst unwiderstehlich fand, hatte er für die Hochzeit seines Bruders abrasiert. Seine eisblauen Augen brachten ihr Blut in Wallung. Selbst nach all der Zeit erinnerte sie sich noch, wie es sich anfühlte, von ihm berührt zu werden. Wild und leidenschaftlich.
Es war nur eine Jugendliebe gewesen, sagte sie sich. Es wäre schließlich ganz schön traurig, wenn ihr Sexleben seinen Höhepunkt im Teenageralter gehabt hätte. Aber ihre paar Affären seitdem waren nicht an den Nervenkitzel herangekommen, den sie mit Jack erlebt hatte.
Sie ging zu ihm, glücklicherweise ohne auf dem unebenen Bürgersteig zu stolpern, und legte die Hände auf seine Schultern. In seinen Augen flackerte Misstrauen auf. Joey musste darüber lachen. Er dachte wahrscheinlich, sie würde ihm in die Eier treten. Aber sie hatte etwas Besseres im Sinn. Etwas, das für beide Seiten befriedigender war. Ein One-Night-Stand.
Sie würde all seine Hoffnungen erfüllen und ihn daran erinnern, was hätte sein können, wenn er geblieben wäre. Nur um ihn anschließend fallen zu lassen, wie er sie fallen gelassen hatte. Joey genoss diese Vorstellung.
„Was machst du da?“, flüsterte Jack.
„Du wolltest tanzen“, lächelte sie verschmitzt.
Jack zögerte einen Moment, dann zog er seine Jacke aus und legte sie über Joeys Schultern. Sie fühlte sich von seiner Wärme und von seinem Duft übermannt. Aber dieses Spiel konnte sie auch spielen. Er legte seine breiten Handflächen auf ihre Taille und sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Ihre Hüften bewegten sich im Takt der langsamen Rockballade, die die Wild Nigels gerade spielten. Sie spürte sein Zögern und genoss es. Nun hatte sie wieder die Kontrolle – und verdammt, das fühlte sich gut an. Genauso gut wie das Gefühl, wieder in seinen Armen zu sein.
Joey warf ihr Haar zurück und befeuchtete ihre Lippen. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, drückte Jack seine Finger fester in ihre Hüften. Er zog sie näher heran. Sein Körper war so warm, dass sie glaubte, zu schmelzen. Ihre Brüste drückten gegen seinen Brustkorb und sie spürte seine Gürtelschnalle an ihren Bauch. Die metallene Schnalle war nicht das Einzige, das hart war. Joey schluckte die berauschende Gefühlsmischung aus Verlangen und Angst hinunter. Sie hatte die Kontrolle, oder etwa nicht? Diesmal könnte sie diejenige sein, die ihn verließ.
Sein heißer Atem streifte ihr Gesicht. Sie waren sich extrem nah. Ihr Herz pochte
wie ein Hammer, und sie hoffte, dass er es nicht spüren konnte.
„Joey.“
Da war er. Ihr Name auf seinen Lippen. Ein Gebet und ein Fluch. Die Menge im Zelt bewahrte Joey davor, darauf zu reagieren.
„Zehn, neun, acht, sieben ...“, riefen alle im Chor, als das Jahr sich dem Ende neigte.
Sie versuchte, einen Schritt zurückzutreten, um einen Zentimeter Platz zum Atmen zu bekommen, aber Jack ließ das nicht zu. Eine seiner Hände wanderte ihren Rücken hinauf und umfasste ihren Nacken, die andere rutschte gefährlich tief über ihre Hüfte.
„Sechs, fünf, vier ...“
Ihr Herz pochte wie wild in ihrer Brust. Sie konnte immer noch gewinnen, sie musste nur einen kühlen Kopf bewahren.
„Drei, zwei, eins!“
Sie hörte weder das Gebrüll der Menge, noch sah sie das Feuerwerk, das im Himmel explodierte. Das Einzige, was um Mitternacht für sie existierte, war Jacks Mund.
Der Kuss hatte nichts Sanftes oder Süßes. Die Art und Weise, wie sich seine Lippen auf ihre pressten, war von einer unterdrückten Gewalt geprägt, von Gier. Die Jahre der Trennung hatten ihn nicht sanfter werden lassen. Joey krallte ihre Finger in seine Schultern und hielt sich mit aller Kraft fest. Als sie ihren Mund öffnete, drang seine Zunge in sie ein. Er benutzte den Kuss, um sie daran zu erinnern, wem sie gehörte.
Aber Joey Greer gehörte keinem Mann. Sie gewann wieder die Oberhand, ohne sich wirklich bewusst zu sein, was sie da tat. Sie schob ihn und sich von der weißen Zeltwand weg, bis er mit dem Rücken gegen einen Baumstamm stieß. Joey schob ihr Knie zwischen seine Beine und spürte, wie Jack sich anspannte. Sie lächelte, als er zusammenzuckte. Seine Hände wanderten umher, glitten über ihre Brüste.
„Lass uns die Nacht zusammen verbringen“, sagte sie und saugte an seiner Unterlippe. Er war nicht der Einzige, der Forderungen stellen konnte.
„Wie viel hast du getrunken?“, stöhnte er, als sie ihre Hüfte gegen ihn drückte und seine Erektion spürte.
„Was?“, fragte Joey verdattert.
Er löste sich aus dem Kuss und grub seine Hand in ihr Haar.
„Wie viel hast du getrunken?“, wiederholte er.
„Was bist du, meine Mutter?“, fragte sie und versuchte, ihren Körper unter Kontrolle zu bringen. Sie drückte sich gegen seine Brust, aber er ließ nicht los.
„Du bist betrunken“, sagte er atemlos.
„Ich bin nicht betrunken. Ich habe einen schönen kleinen Schwips. Ich weiß, was ich tue!“
„Nein, Joey“, sagte er und zog ihre Hände weg. „Du hast zu viel zu getrunken.“
„Ich gebe dir die Erlaubnis“, lächelte sie.
„So kann ich das nicht.“ Jacks Ton ließ keinen Raum für Argumente.
Sie fühlte sich abgewiesen. Die Hitze des Kusses schlug um in bittere Wut. Joey biss sich auf die Zunge und drehte sich um. Sie wollte abhauen und ihn und seinen spektakulären Ständer allein lassen. Aber er streckte seine Hand aus und packte sie am Ellbogen.
„Joey, ich versuche, das Richtige zu tun.“
„Das wäre neu“, sagte sie bissig. „Du willst mich nicht. Aber ich bin sicher, es gibt jemand anderes da drin, der gern heute Abend mit mir nach Hause geht.“
Sie hatte es nicht wirklich so gemeint. Aber sie konnte die Worte nicht zurücknehmen. Er packte sie und wirbelte sie herum. Jetzt war es Joey, die mit dem Rücken zum Baum stand. Jack trat sehr nah an sie heran und hielt ihre Arme fest.
„Sag das nie wieder.“ Etwas Gefährliches verhärtete seine Züge wie früher nur während seiner Lacrosse-Spiele.
Aber statt Angst spürte Joey Wut durch ihren Körper rauschen. „Du hast mir gar nichts zu sagen! Ein Mitspracherecht hast du schon lange verloren.“
„Ich werde es mir wieder verdienen. Dafür bin ich schließlich zurückgekommen.“
„Nicht so, Jack.“ Joey stieß ihn von sich. Sie überlegte, ob sie wegrennen sollte, aber das hätte ihr angesichts ihrer High Heels nur zwei gebrochene Knöchel eingebracht. Also trat sie ihm auf den Fuß, sodass er jaulend von ihr abließ.
Joey stapfte zurück in Richtung Partyzelt. Aber sie war nicht schnell genug. Sie hörte Jack kommen und hatte kaum Zeit, sich vorzubereiten. Er hob sie unsanft hoch und warf sie sich über die Schulter.
Sie verpasste ihm einen halbherzigen Schlag in die Niere und einen Tritt in den Magen, bevor er ihr einen kräftigen Klaps auf den Hintern gab – Handabdruck hart. Joey keuchte schockiert auf. Ihr Kleid war skandalös hochgerutscht, sodass ihre knappe Unterwäsche zu sehen war. Jacks Hand legte sich auf ihren Hintern und sie erstarrte. Sie war nicht bereit, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen, um nicht zu riskieren, dass seine Handfläche noch fester gegen den Teil von ihr drückte, der noch vor einer Minute ein Refugium der Lust gewesen war.
„Ich bringe dich nach Hause“, sagte er.
„Ich will noch nicht nach Hause gehen.“ Sie schmollte. Sie hing über der Schulter eines Mannes und schmollte. Vielleicht hatte sie ein bisschen zu viel getrunken.
Er stellte sie neben seinem Auto auf ihre Beine. „Steig ein.“
„Nein!“
Er öffnete die Beifahrertür so schwungvoll, dass sie dachte, er würde sie aus dem Rahmen reißen. „Steig in das verdammte Auto, Joey!“
Sie ließ sich auf den Sitz gleiten, ohne ihn anzusehen, als er die Tür zuschlug. Es war nicht das erste Mal, dass sie in Jacks Nova saß. Er hatte sie sogar einmal damit fahren lassen, nachdem Summer mit Carter Schluss gemacht hatte und sie alle zu ihm gegangen waren, um Carter mit fettigem Essen und Zombie-Filmen aufzumuntern.
Jack würde sie dieses Mal sicher nicht ans Steuer lassen. Er setzte sich auf den Fahrersitz und schlug die Tür zu. Sein Kiefer war angespannt.
„Es ist unhöflich zu gehen, ohne sich vom Brautpaar zu verabschieden“, sagte sie eisig.
Jack startete den Motor, ohne sie anzusehen. „Halt die Klappe, Joey.“
Am nächsten Morgen wachte Joey mit massiven Kopfschmerzen auf. Ihr Mund war trockener als der Sägemehlboden in der Reithalle. Dieser verdammte Jack. Er hatte recht gehabt, sie hatte wirklich zu viel getrunken – und es ärgerte sie über alle Maßen, dass er es bemerkt hatte. Obendrein hatte er sie auch noch abgewiesen. Wie konnte er es wagen?
Sie stieg die Treppe hinunter und hatte das Gefühl, ihr Kopf würde gleich vom Hals abfallen. Mit halb zugekniffenen Augen betrat sie die bereits viel zu helle Küche. Sie versuchte, ihren Kopf gerade zu halten und einen Kaffee zuzubereiten. Aber der Kaffee war schon aufgesetzt.
Neben der Maschine stand ihre Tasse mit Pferdmotiv. Eigentlich hatte Joey die Tasse ganz hinten in ihrem Schrank verstaut. Aus dummer Sentimentalität war sie nicht schon längst weggeschmissen worden. Jack hatte ihr die Pferdetasse vor vielen Jahren bei ihrem ersten Date im Overly Caffeinated gekauft. Neben dem Kaffee stand eine Dose Aspirin.
Jack.
Gestern Abend war sie aus dem Auto gesprungen und ins Haus gestürmt, ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen. Er musste gesehen haben, dass sie nicht abschloss, und sich später hereingeschlichen haben, um ihr Kaffee zu machen. Nur zu gern hätte sie ihm jetzt diese Pferdetasse an den Kopf geworfen. Sie stützte das Gesicht in die Hände. Eigentlich wollte sie heute in den Stallungen arbeiten, und außerdem stellte Summer heute ihr Online-Magazin vor. Joey musste schleunigst ihren Kater loswerden, um für ihre Freundin da zu sein.
Es klopfte an der Haustür und Joey zuckte zusammen.
„Geh weg, wenn dir dein Leben lieb ist“, murrte sie halb schreiend, halb stöhnend. Ihr Kopf pochte bei jedem Wort.
Joey legte ihre Stirn auf die kühle Steinplatte der Küchenzeile.
Die Tür ging auf. Verdammt noch mal, sie sollte endlich anfangen, die Tür abzuschließen!
Jack trat grinsend ein und hielt eine fettige Papiertüte hoch, aus der der Geruch von warmen, frittierten Köstlichkeiten strömte.
„Raus“, rief Joey.
„Hey, du bist nicht so gut drauf heute, was?“ Er lächelte.
Sie schleuderte die Kaffeetasse nach ihm. Fast hätte sie ihn erwischt, wenn Jack sich nicht geduckt hätte. Die Tasse zerbrach am Türrahmen und rote Splitter und Kaffeespritzer flogen umher. Unbeeindruckt kam Jack zu ihr herüber.
Er stellte die Tüte auf den Tresen und reichte ihr ein Sportgetränk. Dann griff er um Joey herum, sodass sie zwischen seinen zwei Armen und der Küchenzeile gefangen war.
„Hör zu, Jack, das war ein einmaliges Angebot gestern Abend. Es gibt keine zweite Chance“, sagte sie und versuchte, sich zu befreien.
Er reichte ihr zwei Aspirin und sah ihr tief in die Augen. „Ich habe dich nicht abgewiesen, Joey. Ich habe es auf ein anderes Mal verschoben.“
Sie spülte die Aspirin mit dem blauen Sportdrink hinunter und konnte es kaum erwarten, dass die hämmernden Kopfschmerzen bald aufhörten.
Am liebsten wollte sie ihn nicht ansehen, denn in seiner Jeans und dem engen Shirt sah er so gut aus, dass ihr beinah übel wurde. Sie versuchte, ihn zurückzudrängen, aber der Mann war ein Berg. Unbeweglich.
„Es hat keinen Sinn, sich dagegen zu wehren, Joey.“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und bevor sie reagieren konnte, beugte er sich vor, um ihr einen festen, schnellen Kuss zu geben. Sie wollte ihm einen Tritt verpassen, doch er war schneller und zog sich zurück.
„Wir sehen uns!“ Damit war er weg und spazierte pfeifend zur Tür hinaus.
Joey stand da wie angewurzelt und hätte ihm gern eine weitere Tasse hinterhergeworfen.
Sie wartete, bis sie sein Auto wegfahren hörte, bevor sie einen Blick in die Tüte warf. Drei ölig schimmernde Kartoffelpuffer lockten ihren unruhigen Magen mit dem Versprechen von Kohlenhydraten und Fett.
„Bastard“, murmelte sie, während sie herzhaft in einen Puffer biss.
Jack pfiff immer noch, als er in der Brauerei ankam. Er war früher da als seine Brüder Carter und Beckett. Letzter war wahrscheinlich noch mit seiner frisch gebackenen Braut im Bett. Jack versuchte, nicht daran zu denken, wie lange er nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen war.
Toll, jetzt dachte er darüber nach. Und über letzte Nacht. Und toll, jetzt war er hart.
Jack atmete tief durch und konzentrierte sich darauf, dass das Blut in seinen Kopf zurückkehrte. Morgen war die große Wiedereröffnung der Brauerei und die Bauarbeiten waren endlich abgeschlossen. Nun musste nur noch dekoriert und gedeckt werden, um bei der Party morgen hunderte Biere und köstliche Gerichte servieren zu können. Die Tische und Stühle waren in der von Summer genehmigten Anordnung aufgestellt worden, und er musste zugeben, dass dies eine viel bessere Raumnutzung darstellte als das chaotische Durcheinander, das er und seine Brüder ursprünglich geplant hatten.
Die Bar wurde mit einer neuen Zapfanlage und Regalen voller Schnapsflaschen bestückt. Eine Kiste mit Gläsern stand bereit, durch den Geschirrspüler zu laufen, und neue Handtücher waren ebenfalls gebracht worden. Die Barhocker waren ein Kunstwerk. Sie hatten das Budget gesprengt, aber die Metallkörper und rustikalen Holzplatten passten perfekt in den Raum.
Er stellte sich die Zukunft vor. Seine Familie saß um einen Tisch herum, während die halbe Stadt ein- und ausging, trank und aß und lachte und tratschte. Seine Brüder und ihre Frauen würden hier ihre Familien gründen, mit dem soliden Kiefernholzboden unter ihren Füßen. Er würde Joey hierher zurückholen und ihre Geschichte würde neu beginnen. Er hatte gute Geschichten schon immer erkennen können. Das war der Reiz des Drehbuchschreibens. Und seine Geschichte in Blue Moon hatte gerade erst begonnen.
Als idiotischer Teenager war er davon überzeugt gewesen, dass er irgendwo hingehen musste, um jemand zu sein. Hier war er nur der Sohn von John Pierce gewesen, der kleine Bruder von Beckett und Carter. Der missratene Sohn der Familie zu sein, hatte ihn nicht wirklich gestört. Bis er sich in Joey verliebt hatte. Sie verdiente einen richtigen Mann. Einen Mann, der auf seine Art erfolgreich war. Und wenn Blue Moon ihr Zuhause war, dann würde es auch seines sein.
Auch wegen ihr hatte er hartnäckig eine Karriere in Hollywood verfolgt. Er hatte sich hochgearbeitet, bis er mit einem Drehbuch den Durchbruch schaffte.
Jahrelang war er in Hollywood geblieben. Wenn er daran dachte, fühlte er sich schuldig. Er war nicht da gewesen, als sein Vater krank geworden war, und auch nicht, als Carter mit Schusswunden aus dem Krieg heimkehrte. In Los Angeles hatten sich weitere Türen für Jack geöffnet. Es ergaben sich mehr Möglichkeiten und er hatte sich ein komfortables Leben aufgebaut. Ein schönes Haus in den Hills, die Telefonnummern mehrerer aufstrebender Schauspielerinnen und Models, Einladungen zu den angesagtesten Partys. Aber das war alles nicht genug gewesen. Egal, wie voll sein Bankkonto war oder welche schöne Frau ihn auf dem roten Teppich begleitete, immer fehlte ihm etwas.
Als er letztes Jahr dann ein Bild von Joey gesehen hatte, das Summer in ihrem Blog gepostet hatte, buchte Jack einen Nachtflug nach Hause. Ihretwegen wollte er hier auf dem Land, das sein Vater so sehr geliebt hatte, Wurzeln schlagen. Und er würde alles wiedergutmachen – für seine Brüder, seine Familie und vor allem für Joey.
Sie hatte ihn gestern Abend geküsst. Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Sie spielte ein Machtspiel mit ihm, aber der Kuss zählte trotzdem. Joey tat nichts, was sie nicht tun wollte. Zum ersten Mal, seit er zurück nach Blue Moon gekommen war, fühlte Jack Hoffnung. Sie wollte ihn noch immer. Und jetzt, da er auf den Geschmack gekommen war, wollte er sie mehr zurück denn je.
Ein Geräusch von unten ließ ihn ins Jetzt zurückkehren und Jack schob die Gedanken an Joey und ihr verruchtes Mundwerk beiseite. Er ging in den Keller und fand dort Franklin, den Verlobten seiner Mutter und Vater von Gia. Heute trug er ein langärmeliges Hawaiihemd mit Hula-Mädchen und Haien darauf. Franklin hielt sich ein Handy ans Ohr, während er sich mit einem Lieferanten unterhielt und Silberbesteck in Papierservietten rollte. Jack seufzte vor Erleichterung. Franklin, Blue Moons erfolgreichster Gastronom, hatte sich bereit erklärt, den Brüdern bei den Vorbereitungen für die Eröffnung zu helfen. Zum Glück, denn Jack hatte zu spät erkannt, dass sie sich übernommen hatten und die Zeit knapp wurde.
„Morgen“, grüßte ihn Franklin aus dem Chaos heraus.
„Guten Morgen. Ich dachte, du nimmst dir ein paar Stunden frei, um dich von dem Fest gestern Abend zu erholen?“
Franklin hatte seine Tochter Gia nicht nur zum Traualtar geführt, sondern mit Frans Band ein paar überzeugende Sinatra-Stücke gesungen.
„Man hat mich aus meinem eigenen Haus geworfen“, beklagte er sich lachend und unterschrieb den Lieferschein. „Meine beiden Töchter Eva und Emma haben Phoebe und die Kinder in Beschlag genommen.“
„Armer Evan“, sagte Jack und dachte an Gias zwölfjährigen Sohn, der in einem Haus voller Frauen gefangen war. „Ich schick Beckett hin, um Evan abzuholen, bevor er heute Nachmittag nach Hause kommt.“
„Mein Enkel wird dir ewig dankbar sein“, antwortete Franklin.
„Ja, vor allem, wenn ich ihn heute eine Weile zu Joey bringe“, sagte Jack, holte sein Handy heraus und schickte Beckett eine kurze Nachricht.
Franklin lächelte. „Evan hat einen guten Geschmack. Scheint so, als hättest du den auch.“
„Den haben wir Pierce-Männer doch alle“, sagte Jack ausweichend.
„Was haben wir?“, fragte sein älterer Bruder Carter, als er durch die Tür kam.
„Einen guten Geschmack bezüglich Frauen“, grinste Franklin.
Carter strahlte, wie er es immer tat, wenn er an Summer dachte. „Ich erinnere mich, dass Jack und Joey ungefähr zur gleichen Zeit gestern von der Party verschwunden sind“, sagte er und strich sich über den Bart.
Franklins Augen funkelten. „Das stimmt. Der Fotograf hat nach euch beiden gesucht, als wir alle für den Countdown bis Mitternacht ein Foto machen wollten.“
Jack sah auf seine Füße hinunter. Er erzählte seinen Familienmitgliedern ganz sicher keine Details, nicht jetzt, da er endlich eine Chance mit Joey haben könnte. Also ignorierte er die Spekulationen der beiden und fragte seinen Bruder Carter: „Was machst du so früh hier? Willst du nicht bei Summer sein? Heute ist doch der Launch ihres Blogs.“
Carter zuckte mit den Schultern und steckte die Hände in die Taschen. „Sie hat mich rausgeschmissen mit den Worten, ich treibe sie in den Wahnsinn. Sie ist auf ihre unheimliche Weise ruhig.“
Die Brüder wussten aus Erfahrung, dass eine ruhige Summer eine gefährliche Summer war. Es bedeutete, dass sie ihren ganzen Stress verbarg und so tat, als wäre alles in Ordnung. Jack beschloss, später in Summers Büro vorbeizugehen, um nach seiner Schwägerin zu schauen.
„Steht das Abendessen heute Abend noch?“, fragte Jack.
„Ja. Ich habe mir überlegt, dass wir es hier machen. Eine Art familieninterne Eröffnungsfeier. Was meinst du?“
Jack nickte. „Das klingt gut!“
Nachdem Joey beim Füttern der Pferde und dem Ausmisten des Stalls geholfen hatte, ging es ihr schon etwas besser. Jedoch nicht gut genug, um den Stapel Papierkram in Angriff zu nehmen, der sich angehäuft hatte, während sie Gia und Summer bei den Hochzeitsplänen geholfen hatte. Interessierte es wirklich jemanden, welche Farbe die verdammten Servietten hatten? Man würde sich sowieso nur den Mund daran abwischen. Solange cremeweiße Servietten die Kuchensahne genauso aufsaugten wie perlmuttweiße, konnte Joey die Aufregung nicht verstehen. Sie beschloss, Summer einen Besuch abzustatten, um zu sehen, wie der Launch des Blogs verlief.
Ihre Freundin saß in ihrem Büro, das im zweiten Stock der Scheune lag. Summer trug Leggings und einen dicken Pullover und klickte wie besessen auf den Aktualisieren-Button ihrer Webseite.
„Laden, verdammt noch mal!“ Summer trug ihr blondes Haar im Pferdeschwanz und starrte stirnrunzelnd auf den Bildschirm.
„Hi Summer, ich wollte fragen, wie es mit deinem Launch läuft, aber deinem Gesicht nach zu urteilen, frage ich lieber nicht. Musst du dir bald einen anderen Job suchen?“, fragte Joey.
Summer schnaubte. „Ich versuche mir die Traffic-Statistik anzusehen, aber diese idiotische Seite lädt einfach nicht!“ Summer lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und holte tief Luft. „Okay. Versuchen wir es mit Geduld. Mal sehen, wohin uns das führt. Aber erstmal kannst du mich etwas ablenken.“
„Klar, wenn du magst, kannst du mich zum Park fahren. Mein Truck steht immer noch vor dem Partyzelt“, sagte Joey.
Summer stand von ihrem Stuhl auf, ungewöhnlich schnell für eine Frau, die im sechsten Monat mit Zwillingen schwanger war. „Bist du mit jemandem nach Hause gegangen? Oh mein Gott! Bist du mit Jack nach Hause gegangen?!“
Sie hielt inne, und Joey konnte sehen, wie ihr Gehirn ratterte.
„Ach nein, warte, Jack war heute Nacht bei uns zu Hause. Bist du mit jemand anderem nach Hause gegangen?“
Joey verdrehte bei diesem Verhör die Augen. Summer war berüchtigt, Klatsch und Tratsch aus Menschen herauszuholen.
„Jack hat mich nach Hause gefahren, weil ich leicht betrunken war. Mehr nicht.“
„Ach, schade. Ich hatte gehofft, du würdest mir eine heiße Sexgeschichte von letzter Nacht erzählen“, seufzte Summer.
„Reib’s mir noch unter die Nase“, gab Joey zurück. Es war viel zu lang her, dass sie eine heiße Sexnacht erlebt hatte.
„Ich hatte mich gestern schon gefragt, wo du warst. Hat er sich an dich rangemacht?“, fragte Summer.
Joey fühlte wieder ihre Kopfschmerzen und ließ sich in einen der Sessel vor Summers Schreibtisch fallen.
„Wir haben ein bisschen rumgemacht“, gestand sie. „Aber es ging nicht von Jack aus.“
„Was?“, kreischte Summer.
Eine zerzauste Gia lugte durch die Tür. „Da schreit jemand! Was habe ich verpasst? Was ist passiert?“, fragte sie.
Joey und Summer lächelten. Gias Haare fielen aus dem lockeren Dutt, ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen leuchteten. Sie trug eine Pyjamahose und ein altes Shirt von Beckett.
„Herrgott noch mal, ich kann den Sex an dir fast riechen“, stöhnte Joey.
„Mein Mann ist unersättlich“, grinste Gia verrucht. Sie setzte sich neben Joey. „Jetzt klärt mich auf.“
„Nun“, begann Summer, „die Webseite mit den Statistiken lässt sich nicht laden und Joey hat sich gestern Nacht an Jack rangemacht.“
„Hast du den technischen Support kontaktiert?“, fragte Joey, um vom Thema abzulenken, aber Gias Kopf drehte sich ruckartig in ihre Richtung.
„Du und Jack? In meiner Hochzeitsnacht?“ Gias schlanke Hände flatterten. „Das ist die beste, erstaunlichste ...“
„Immer mit der Ruhe“, unterbrach Joey, bevor Gia vor Freude Schnappatmung bekam. „Ich habe nur zu viel getrunken.“
„Und?“, fragte Summer.
„Und ich habe ihn geküsst“, sagte Joey.
„Wo und wo?“, fragte Summer und stützte ihr Kinn in die Hände.
„Hast du nicht ein paar Zahlen, über die du dich aufregen kannst?“, fragte Joey an Summer gewandt.
„Netter Versuch. Jetzt beantworte die Fragen“, verlangte diese.
„Bist du in seine Unterhose getaucht?“, schaltete sich Gia ein.
Joey fiel die Kinnlade herunter. „Fünf Sekunden mit Beckett verheiratet, und was passiert?“, sagte sie und erinnerte sich, dass sie ihrdiese Frage schon einmal gestellt hatte, als Gia gerade mit Beckett zusammengekommen war. „Früher warst du höflich und zurückhaltend. Jetzt steckst du deine Nase überall rein, wo sie nicht hingehört!“
„Ich bin jetzt eine Blue Moonerin“, erinnerte Gia sie. „Neugier steht hier in der Stadtverordnung!“
„Joey, halt uns nicht hin“, befahl Summer.
„Ich hätte meine große Klappe halten sollen“, beklagte sich Joey.
„Meinst du, als du Jack geküsst hast? Hast du zu viel Zunge benutzt?“, stichelte Gia.
„Eure Fragen in Kombination mit meinem Kater verursachen, dass ich euch beide hasse. Ich muss mir wohl neue Freundinnen suchen.“
„Du kannst dir gern neue beste Freundinnen suchen. Aber bitte nachdem du uns alles erzählt hast!“, sagte Summer.
Joey seufzte gequält. „Na gut. Ich hab ihn nach draußen gelockt und ihn dort geküsst. Seid ihr jetzt zufrieden?“
„Ja!“, rief Gia.
„Nein“, sagte Summer, „das ist zu detailarm. Was meinst du mit ‚du hast ihn gelockt‘?“
Joey erzählte widerwillig die ganze Geschichte.
„Wow“, sagte Gia und fächerte sich Luft zu, als Joey fertig war. „Bist du zu diesem Zeitpunkt schon zerschmolzen vor Verlangen nach ihm?“
„Fast. Aber ich bin sofort wieder zu Eis erstarrt, nachdem er mich abgewiesen hat.“
„Er hat dich abgewiesen?!“ Gia und Summer schrien die Frage gleichzeitig und Joey fragte sich, ob es einen chirurgischen Eingriff gab, um Augäpfel wieder einzusetzen, nachdem sie aus ihren Höhlen gefallen waren.
„Warte, warte, warte“, sagte Summer schnell und hielt einen Finger hoch. „Jackson Pierce hat dich“, sie wedelte mit einer Hand vor Joey herum, „abblitzen lassen?“
„Ja.“
„Dieser Mistkerl“, murmelte Summer und rieb sich den runden Bauch.
„Danke!“ Joey sprang von ihrem Stuhl auf. „Ganz genau! Er verschwindet einfach aus meinem Leben, nachdem er mir eine Zukunft versprochen hat, und dann hat er die Frechheit, hier aufzutauchen, als sollte ich mich darüber freuen, dass er wieder da ist!“ Sie war jetzt voll im Wutmodus. „Und dann geht er mir sechs Monate lang auf die Nerven. Sechs Monate lang! Er macht Andeutungen, flirtet und sieht mich an, als wollte er mich zurück. Und dann, als ich ihm eine Nacht ohne Verpflichtungen anbiete, ist er plötzlich zu anständig, um drauf einzugehen!“ Die letzten Worte schrie Joey fast schon.
„Ich glaube, ich sagte so etwas wie, dass ich es gern auf ein anderes Mal verschieben möchte.“
Joey erstarrte. Sie wirbelte herum und sah Jack am Türrahmen lehnen. Er hatte die Arme verschränkt und genoss sichtlich die Show.
„Du warst betrunken“, sagte er. „Ich bin kein Mann, der das ausnutzen würde.“
Joey verschränkte die Arme und schob das Kinn vor, um zu verbergen, wie peinlich ihr die Situation war. Summer und Gia schauten unschuldig drein und vermieden Blickkontakt.
„Lass mich eins klarstellen“, sagte Jack und trat näher. „Wenn wir beide wieder zusammen kommen, will ich, dass du nüchtern bist. Du sollst nichts tun, was du am nächsten Tag bereuen könntest.“ Bevor sie wusste, wie ihr geschah, zog er sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.
Joey stampfte auf seinen Fuß. „Hör auf damit!“
Jack wich ächzend vor ihr zurück, grinste aber. Dann wandte er sich Gia zu und legte einen Arm um sie. „Willkommen in der Familie!“
Gia grinste ihn an und verfiel voll und ganz seinem Pierce-Charme. Joey verdrehte die Augen.
„Und was dich angeht“, sagte Jack an Summer gerichtet. „Ich weiß, was in dir vorgeht.“
„Was meinst du?“, fragte Summer.
„Du machst dir Sorgen, wie der Launch deines Blogs laufen wird. Deshalb hast du Carter rausgeschmissen, damit er sich nicht auch noch Sorgen macht. Aber jetzt hängst du hier mit deinen Freundinnen rum und lenkst dich ab.“
Summers hübsches Gesicht verzog sich zu einem Stirnrunzeln.
„Carter ist als dein Ehemann wohl dazu verpflichtet, das zu akzeptieren“, sagte Jack.
Gia kicherte.
„Aber ich werde nicht gehen, sondern mir das Ganze jetzt mal anschauen, um meinem Bruder Bericht zu erstatten, bevor er noch auf unserem schönen neuen Fußboden in der Brauerei zusammenbricht vor Sorge.“
Summer seufzte. „Die Seite aktualisiert sich nicht.“
„Versuch es noch einmal“, befahl Jack.
„Wie ich sehe, ziehen sich alle Pierce-Männer die dominanten Hosen an“, kommentierte Gia von der Seite.
Joey schmunzelte. Das stimmte. Doch das hatten die Brüder nicht von ihrem Vater. John Pierce hatte ihnen vielleicht die unerschütterliche Loyalität und die Liebe zu Land und Familie vererbt. Aber ihre Hartnäckigkeit und ihren Starrsinn hatten die Brüder von ihrer Mutter Phoebe.
Summer drückte ein paar Tasten und es wurde still im Raum.
„Es hat geklappt“, murmelte sie und blinzelte auf den Bildschirm.
Joey setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Für Technik hatte sie keinen Sinn. Aber sie wusste, dass der Blog Summer wichtig war, und darum war er auch für sie wichtig. Summer hob die Augenbrauen, während ihr Blick über den Bildschirm glitt.
„Und?“, fragte Joey und beugte sich vor.
Gias Finger gruben sich in Joeys Arm.
„Dreiundzwanzigtausend Besucher auf der Webseite!“, rief Summer.
„Was?!“ Gias Stimme war eine Oktave höher als sonst.
Summer sprang von ihrem Stuhl auf. „Dreiundzwanzigtausend Besucher!“
„Was?!“ Gia kreischte jetzt.
„Wenn du noch lauter wirst, platzt mein Trommelfell“, warnte Joey.
„Dreiundzwanzigtausend Besucher und es ist erst elf Uhr morgens!“ Summer schrie. Sie kam um den Schreibtisch herum und alle jubelten, umarmten sich und sprangen in die Luft.
„Darfst du überhaupt hüpfen? Nicht, dass die Zwillinge herausfallen“, rief Joey in den allgemeinen Freudentanz hinein und hielt Summer an den Schultern fest, um sie am Boden zu halten.
Carter und Beckett stürmten herein.
„Was ist passiert?“, brüllte Carter in den Lärm hinein und griff nach Summer. „Was ist los? Bist du verletzt?“
Summer warf sich in die Arme ihres Mannes. „Dreiundzwanzigtausend, Carter!“
Beckett, der eine Jogginghose und ein breites Lächeln trug, zog Gia zu sich heran. Sie legte ihren Kopf an seine Brust. Es war ein so intimer Moment, dass Joey nicht weggucken konnte.
Carter schaute noch immer verdattert: „Dreiundzwanzigtausend was, Schatz?“ Er strich seiner Frau das Haar aus dem Gesicht.
„So viele Menschen waren heute schon auf meiner Webseite. Ich hatte auf maximal fünfzehntausend Menschen den ganzen Tag über gehofft.“
„Wow, das ist großartig!“
Es wurde noch mehr gesprungen und geschrien, und sogar Joey wippte ein wenig mit ihren Reitstiefeln. Sie warf einen kurzen Blick in Richtung Jack und sah, dass er sie beobachtete. Summer griff nach Joey und Gia und alle drei umarmten sich. Auch die drei Brüder stiegen in die Umarmung ein.
„Wir haben es wirklich geschafft, Leute.“
Carter gab ihr einen langen Kuss auf den Kopf und schloss die Augen vor Glück, Stolz und Liebe.
Durchgefroren und leicht mürrisch zog sich Joey ihre Stiefel aus und stellte sie auf der Veranda ab. Sie öffnete ihre Haustür und ging ins Wohnzimmer. Mit einem Knopfdruck entfachte sie das Gasfeuer des Kamins und setzte sich davor, um die Wärme der Flammen aufzusaugen.
Die Januartage in Blue Moon waren wie jedes Jahr sehr kalt. In der Scheune und der Reithalle war es warm genug, aber Joey hatte die letzten anderthalb Stunden damit verbracht, die Zäune auf der nördlichen Weide zu reparieren. Der Winterwind hatte ihre schützenden Wärmeschichten akribisch durchgepustet, bis ihr Hintern offiziell gefroren war.
Joey warf einen Blick auf die Uhr. Wenn sie es pünktlich zur Brauerei-Eröffnung heute Abend schaffen wollte, musste sie das gemütliche Feuer verlassen und sich in eine heiße Dusche im Obergeschoss schleppen. Immerhin hatte sie den Silvesterkater überstanden, sodass ihr beim Gedanken an ein Bier nicht mehr übel wurde.
Die Pierce-Familie wollte sich um 16:30 Uhr zu einer privaten Ansprache treffen. Joey hatte nicht mehr viel Zeit und musste sich entscheiden, ob sie ihre Haare waschen oder ihre Beine rasieren sollte. Noch dazu klingelte nun ihr Handy.
Es war ihre Mutter.
Wie immer regten sich Schuldgefühle in ihr. Joey stieß einen Seufzer aus. Die letzten beiden Anrufe ihrer Mutter hatte sie bereits ignoriert. Wenn sie auch diesmal nicht dranging, würden ihre Eltern panisch bei ihr zu Hause aufkreuzen.
„Hi, Mom.“
„Na, Gott sei Dank.“ In der Stimme ihrer Mutter schwang Erleichterung mit. „Dein Vater und ich haben uns schon Sorgen gemacht.“
„Es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut“, sagte Joey und versuchte, nicht genervt zu klingen. Seit dem Unfall waren die beiden übermäßig besorgt. Zum Glück hatte ihre Schwester bereits Kinder, sonst wären Joeys Eltern, April und Forrest Greer, vermutlich nie aus Blue Moon weggezogen. Sobald die beiden mit dem Umzugswagen vor zwei Jahren davongefahren waren, fühlte sich Joey wieder frei in Blue Moon.
Sicher, in den Jahren nach dem Unfall hatte Joey Freunde – nun ja, Bekannte – gehabt, und es gab andere Männer. Aber vor allem hatte sie sich ein privates, unabhängiges Leben aufgebaut. Sie traf ihre eigenen Entscheidungen und war für die Resultate verantwortlich. Joey lebte ein ruhiges Leben – und genau so wollte sie es auch.
„Wie war Becketts Hochzeit?“, fragte ihre Mutter, aber sie fuhr fort, ohne Joey die Chance zu geben, zu antworten: „Dein Vater war so enttäuscht, dass du den Neujahrstag nicht mit uns verbringen konntest.“
„Sag ihm, dass es mir leidtut, diesen Festtag bei euch verpasst zu haben“, sagte Joey spöttisch. Ihre Mutter schob immer alles auf ihren Vater. Ihre Beziehung war angespannt, seit Joey vor ein paar Jahren Carters Jobangebot angenommen hatte. Ihr Vater hatte kein Verständnis dafür, dass seine Tochter für die Pierce-Familie arbeiten konnte – nach allem, was Jack Pierce ihr angetan hatte. In Forrest Greers Starrkopf bedeutete dieser Job, dass Joey die Pierce-Familie über ihre eigene Familie stellte. Seither versuchte er ständig, Joey davon zu überzeugen, woanders zu arbeiten.
„Wie geht es Dad?“, fragte Joey.
„Oh, du kennst deinen Vater“, sagte ihre Mutter leichthin und wechselte einfach das Thema: „Datest du gerade jemanden?“
„Nein, Mom.“
„Ich wollte nur mal nachfragen. Jack ist jetzt schon eine Weile zurück. Und ich wusste nicht, ob ihr zwei ...“
„Ich date Jack nicht. Ich date niemanden, Mom. Ich habe gerade nicht viel Zeit für ein Sozialleben.“
„Diese Pierces knechten dich. Sie nutzen deine Arbeitsmoral aus“, brüllte eine tiefe Stimme aus dem Hintergrund.
„Hi, Dad“, sagte Joey und verfluchte ihre Mutter dafür, den Freisprecher angemacht zu haben.
„Oh, Forrest, stänker nicht wieder“, sagte ihre Mutter.
„Ich sag ja nur, dass du dir einen besseren Job suchen könntest, wenn du Blue Moon verlassen würdest. Hughs Sohn arbeitet für die Firma, der das Pferd gehört, das letztes Jahr den zweiten Platz gemacht hat. Wie war sein Name?“
„Joel?“
„Nein, nicht der Sohn. Das Pferd.“
„Sonntagmorgen.“
„Genau.“
Joeys Mutter mischte sich ins Gespräch ein: „Also, mein Schatz, da du Heiligabend und Neujahr nicht bei uns warst ...“
Telefonate mit ihren Eltern waren wie ein einseitiges Tennismatch, und sie wusste, dass ihre Mutter gleich zum nächsten Aufschlag ansetzte.
„… hatten wir gehofft, dass du am Sonntag zu Isaacs Geburtstag kommen könntest?“
Das Letzte, was Joey an ihrem freien Tag tun wollte, war, ihrem zweijährigen Neffen dabei zuzusehen, wie er in der Nase bohrte und sein Gesicht in einen Feuerwehrkuchen drückte. Zumal die Hin- und Rückfahrt jeweils eine Stunde dauerte.
„Hmmm“, sagte Joey.
„Wenn du beschäftigt bist“, fuhr ihre Mutter fort, „dann müssen wir die Party eben zu dir bringen. Rosemarie wäre am Boden zerstört, wenn du Isaacs Geburtstag verpassen würdest.“
Joey und ihre Schwester schickten sich ungefähr eine E-Mail pro Monat und hielten bei Familienfeiern Smalltalk, als würden sie sich nicht kennen. Wenn Joey nicht zur Geburtstagsparty käme, wären nur ihre Eltern am Boden zerstört. Es war nicht so, dass sich die Schwestern nicht verstanden. Aber sie hatten einfach absolut nichts gemeinsam. Rosemarie steckte bis zum Hals in Windeln und musste ihre Küche neu streichen. Joey war mit Tierarztterminen und der Suche nach einem neuen Pferdeanhänger beschäftigt.
„Ich glaub, ich könnte es schaffen“, sagte Joey und nahm innerlich Abschied von der Vorstellung, den freien Sonntag mit Lesen und Backen zu verbringen.
„Gut“, sagte ihr Vater schroff. „Familie geht vor, sage ich immer.“
Und die Pierces gehörten nicht zur Familie. Joey hatte seine Botschaft laut und deutlich verstanden. Als sie auflegte, hatte sie gerade noch genug Zeit, um kurz zu duschen – ohne Haarwäsche und ohne Beinrasur. Je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger Lust hatte sie, früher als zur offiziellen Eröffnung in die Brauerei zu gehen. Zum Teufel mit dem Familientreffen der Pierces. Sie wollte erst später auftauchen, wie alle anderen Bewohner von Blue Moon auch. Die Runde am Nachmittag war eine Feier im kleinsten Familienkreis. Oft genug hatte Joey an Pierce-Familientreffen teilgenommen. Es war vielleicht wirklich an der Zeit, zu akzeptieren, dass sie nicht zu ihnen gehörte.
Ausgiebig wusch sie sich die Haare und rasierte sich.
Als Joey nicht in der Brauerei auftauchte, machte sich Jack Sorgen. Er hatte sogar mit seiner Ansprache gewartet, nur für den Fall, dass sie sich verspätete. Er schickte ihr eine Nachricht, um zu fragen, wo sie steckte. Doch ihre Antwort veränderte seine Stimmung von besorgt auf sauer.
Ich komme später.
War ihr nicht klar, dass das alles auch für sie war? Sie sollte hier sein, mit dem Rest der Familie anstoßen, nervös und aufgeregt wie alle anderen. Er blickte aus dem Fenster in Richtung ihres Hauses. Die Dutzenden Autos, die auf dem Parkplatz standen, bedeuteten nichts ohne ihren kirschroten Pick-up. Wieso kam sie später?
Als sie um sechs Uhr hereinkam, war Jack nicht mehr nur sauer, sondern verdammt wütend. Die Frau machte ihn wahnsinnig! Sie kam hinter Dr. Delvecchio und Mrs. Nordemann durch die Tür. Ihr Haar war lang und offen. Eine Jeans umschmeichelte ihre schlanken Kurven. Knöchelhohe Stiefel aus grauem Wildleder passten zu ihrem weichen, schulterfreien Pullover. Ihre Wangen waren rosig von der Kälte und ihre Lippen glänzten. Egal wie lange er sie kannte, jedes Mal, wenn sie den Raum betrat, bekam er diesen Tritt ins Herz.
Ihre Blicke trafen sich, stumm und spannungsgeladenen.
Jack neigte den Kopf und stellte einen weiteren Stapel Gläser in die rotierende Spülmaschine hinter der Bar. Carter half, das Essen zu verteilen, während Mr. Bürgermeister Beckett mit Phoebe die Gäste begrüßte. Summer und Gia huschten von Tisch zu Tisch. Alle Familienmitglieder packten mit an. Die ganze Stadt war gekommen, um die Eröffnung der Brauerei zu feiern. Doch eine verspätete Joey bedeutete einen aufgewühlten Jack. Er stürmte hinter der Bar hervor und packte sie am Arm.
„Was zum Teufel, Jack?!“
„Komm mit.“
Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Das war eine weitere Sache, die er an Joey liebte: Sie hatte keine Angst, eine Szene zu machen. Und er auch nicht. Er zerrte sie die Treppe hinunter, an der Küche vorbei und ins Lager.
„Was ist dein Problem?“, fragte sie und riss sich los.
„Mein Problem bist du! Wo zum Teufel warst du? Du hättest hier sein sollen!“
„Es war eine Familienfeier.“
„Du gehörst zur Familie.“
„Nein, gehöre ich nicht! Wenn ich zu deiner Familie gehören würde, dann wäre das, was wir in der High School gemacht haben, illegal“, schoss sie zurück.
„Ich wollte dich hier haben“, sagte Jack, der jetzt auf und ab ging. Warum konnte sie das nicht sehen?
„Warum hast du das nicht einfach gesagt? Ich gehöre nicht zur Familie, Jack. Ich kann nicht zu jeder verdammten Pierce-Feier auftauchen.“
„Du hättest verdammt noch mal zu dieser kommen sollen!“
„Warum?“
„Weil das alles für dich ist“, explodierte er. „Es ist alles für dich. Ich bin deinetwegen zurückgekommen.“
Nun, das brachte sie zum Schweigen.Sie starrte ihn an wie ein Fisch an der Angel, bevor sie ein Geräusch von sich gab, das irgendwo zwischen einem Kreischen und einem Knurren lag.
„Du machst mich wahnsinnig!“ Sie warf die Hände in die Luft.
„Das gilt auch für dich, Jojo.“
Sie verschränkte die Arme und trat gegen ein Fass.
„Warum?“, fragte Joey.
Jack blieb stehen und starrte sie an. „Warum?“, lachte er. „Du weißt es wirklich nicht?“
Joey starrte ihn nur an.
„Joey, ich liebe dich. Es gab nie eine Zeit in meinem Leben, in der ich dich nicht geliebt habe.“
Sie starrte ihn an, ihr Blick war unleserlich.
„Sag etwas“, bat er leise.
„Ich glaube, wir wissen nicht, was Liebe ist“, sagte sie schließlich.
„Wie kannst du das sagen?“ Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
„Du hast mich sehr verletzt, Jack.“
Er starrte auf den Boden, steckte die Hände in die Taschen. „Ich weiß, dass ich das getan habe. Ich war leichtsinnig und unvorsichtig, und du wurdest verletzt. Ich sehe dich noch immer in dem Auto.“
„In dem Auto? Ich spreche nicht von dem Unfall, du Idiot. Ich spreche davon, dass du gegangen bist und mich verlassen hast!“
„Ich hätte dich fast umgebracht!“ Seine Stimme hallte von dem Metall der Fässer wider.
„Oh mein Gott. Es war ein Reh, das den Unfall verursacht hat. Du hastmich fast zerstört, als du ohne ein Wort gegangen bist!“
„Der Unfall ...“
„War ein Unfall“, sagte sie und sprach jedes Wort so aus, als wäre er ein Kleinkind. „Dass du gegangen bist, war Absicht. Und ich weiß nicht, wie ich das verzeihen kann.“
„Du musst“, sagte Jack kleinlaut.
„Vielleicht würde es mir einfacher fallen, wenn du dichwenigstens, ich weiß nicht, entschuldigen würdest?“
Jack erschauderte. „Ich weiß nicht, wie“, sagte er leise. „Wie soll ich mich jemals für etwas so Großes entschuldigen? Du wärst meinetwegen fast gestorben.“
„Hörst du nicht zu?“ Joey hob die Hände, als ob sie an eine höhere Macht appellieren würde. „Du bist mir keine Entschuldigung für den Unfall schuldig. Du schuldest mir eine Entschuldigung dafür, dass du mich im Stich gelassen hast. Wie soll ich das hinter mir lassen, wenn du mir nicht sagst, warum du gegangen bist?“
„Weil ich dir wehgetan habe!“, schrie er.
„Ich werde dir gleich eine verpassen und das wird wehtun!“, schrie sie zurück. „Bekomm es in deinen dicken, dummen Schädel rein. Solange du mir nicht verständlich machen kannst, warum du acht Jahre lang verschwunden bist, ohne ein Wort zu sagen, ohne anzurufen oder eine E-Mail zu schicken, haben wir beide keine Chance. So! Ich gehe jetzt wieder nach oben und trinke ein Bier!“
Sie stürmte hinaus und die Absätze ihrer Stiefel klackten über den Betonboden.
Sie hatte recht, und Jack wusste es. Aber er wusste auch, dass seine Antwort sie vermutlich nur noch weiter von ihm entfernt würde.
„Ich brauche dich und dein Haus“, verkündete Gia, während Joey in ihrem eigenen Schweiß auf einer Yogamatte lag.
Joey dreht den Kopf zur Seite. Eine muntere Summer saß im Schneidersitz und starrte sie erwartungsvoll an. Außer ihnen waren nur Gias Schwestern im Yogastudio. Emma tippte hektisch auf ihrem Smartphone herum, während Eva auf ihrer Matte lag und aus dem Fenster starrte. Summer hatte Joey wieder mit zum Yoga geschleppt und Joey musste zugeben, dass es gar nicht mal so schlecht war. Vor allem heute tat es gut, nachdem sie den ganzen Morgen damit verbracht hatte, mit dem Tierarzt die Pferde zu impfen. Gias Yogastunde hatte sie wieder entspannt. Außerdem konnte sie damit die dreißig roten Rosen und eine Entschuldigungskarte von Jack vergessen. Sie fühlte sich gut, dass sie am Abend zuvor endlich etwas ausgesprochen hatte, das ihr in den letzten Jahren im Kopf herumgespukt war. Sie hatte eigentlich nicht erwartet, dass er sich entschuldigen würde.
Joey stellte sich vor, wie die Gerüchteküche im Blue Moon brodelte und wie Anthony Berkowicz, der Herausgeber des Monthly Moon, an ihre Tür klopfen würde, um eine Kopie der Hochzeitsanzeige zu bekommen.
„Mich und mein Haus? Du hast doch nicht jetzt schon deinen Ehemann ermordet und brauchst Hilfe beim Entsorgen der Leiche, oder?“
„Nein, noch nicht. Aber wenn er wieder anfängt mit: ‚Ich habe mich um deine Handyrechnung gekümmert, weil ich dachte, du hättest es vergessen’, wird es vielleicht bald so sein“, zwinkerte Gia.
„Hast du vergessen, sie zu bezahlen?“, fragte Joey.
„Nun … ja, habe ich. Aber Beckett wusste das nicht. Irgendwann wäre es mir eingefallen. Ich habe eine Erinnerung in meinem Telefon.“