Feuer - Verborgene Sehnsucht - Coreene Callahan - E-Book
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Feuer - Verborgene Sehnsucht E-Book

Coreene Callahan

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Beschreibung

Die letzten Drachen auf Erden kämpfen um die Liebe

In den Straßen Seattles herrscht Krieg zwischen den Drachen des Nightwing- und des Razorback-Clans. Als die sexy Polizistin Angela zwischen die Fronten gerät, wird sie im allerletzten Moment von dem geheimnisvollen Rikar gerettet. Er bringt sie auf das versteckte Anwesen der Nightwing, um sie zu beschützen. Obwohl Angela sich in Rikar verliebt, pocht sie auch auf ihre Freiheit – und bringt sich dadurch in tödliche Gefahr ...

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Seitenzahl: 635

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DAS BUCH

Detective Angela Keen hat als Ermittlerin der Mordkommission in Seattle schon die unglaublichsten Dinge gesehen, doch dass mitten in ihrer Stadt zwei verfeindete Drachenclans einen gefährlichen Krieg miteinander ausfechten, ahnt selbst sie nicht. Erst als sie von Lothair, einem Mitglied des Razorback-Clans entführt wird, begreift Angela, dass es hinter den glänzenden Fassaden Seattles noch eine andere Welt gibt: eine Welt voller Gefahren, Magie – und Drachen! Lothair will Angela zwingen, ein Drachenbaby auszutragen, um den Clan der Razorback zu stärken, doch in allerletzter Sekunde wird sie von Rikar gerettet. Vom ersten Augenblick an fühlt sich Angela unwiderstehlich zu dem attraktiven Drachenkrieger des Nightfury-Clans hingezogen. Und auch Rikar verliebt sich rettungslos in die sexy Polizistin und tut alles, um sie vor den Razorback zu beschützen. Doch Angela, die ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben gewohnt ist, pocht auf ihre Freiheit – und bringt sich und ihre große Liebe in tödliche Gefahr …

DIE AUTORIN

Coreene Callahan arbeitete nach ihrem Psychologiestudium zunächst als Innenarchitektin, bevor sie beschloss, sich ausschließlich ihrer ersten großen Liebe zu widmen: dem Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in Kanada.

Weitere Informationen zu Autorin und Werk erhalten Sie unter:

www.coreenecallahan.com

www.twitter.com/HeyneFantasySF

@HeyneFantasySF

www.heyne-magische-bestseller.de

Coreene Callahan

FEUER

Verborgene Sehnsucht

Roman

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

Fury of ICE

Deutsche Übersetzung von Kristina Koblischke

Deutsche Erstausgabe 09/2013

Redaktion: Kathrin Fliege

Copyright © 2012 by Coreene Callahan

Copyright © 2013 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

unter Verwendung von Shutterstock/CURAphotography

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-10443-6

Für meine wundervollen Mädchen.

1

Die Lichter schwankten und hüpften wie Quallen unter der Höhlendecke auf und ab, als Rikar unter ihnen hinwegflog. Weiße Schuppen glänzten im dämmrigen Licht und malten einen Sternenregen in schillernden Farben auf die Stalagmiten und unebenen Steinwände. Rikar bemerkte den Regenbogen nicht. Hörte nicht, wie seine Klauen über den Granit kratzten oder wie das Wasser von seinen Flügelspitzen auf die Landezone spritzte. Seine Konzentration war absolut. Er hatte nur ein einziges Ziel.

Er würde den Kerl umbringen. Ihn aufschlitzen wie eine Dose Sardinen. Und ihn dabei zum Singen bringen wie einen Kanarienvogel.

Glücklicherweise hatte er es nicht weit.

Der Wichser lag sieben Stockwerke unter dem Black Diamond, dem Quartier, das er mit den anderen Nightfury-Drachen teilte, in Ketten. Dass sich der Feind in Reichweite befand, hätte ihm gefallen sollen. Aber heute Nacht konnte ihn nichts mehr glücklich machen. Den Kampf – die gesamte Rettungsaktion – zierte ein riesiger roter VERMASSELT-Stempel. Die totale Katastrophe, von Anfang bis Ende. Das einzig Gute daran? Bastian hatte seine Frau wieder … hatte sie gerade noch rechtzeitig aus den Klauen der Feinde befreit.

Es sollte ihn freuen. Seine Kameraden und er sollten sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und prahlen, Kampfgeschichten erzählen, die ganze Aktion bei Tequila und Zitronenspalten noch einmal durchleben. Aber das war definitiv nicht drin. Nicht heute Nacht. Nicht, solange noch eine Frau vermisst wurde.

Klar. Vermisst.

Verdammtes Wunschdenken.

Rikars Magen zog sich zu einem Knoten zusammen. Die Razorback hatten sie mitgenommen. Er wusste es, so wahr er hier stand, mit vier Pranken auf dem Boden und prickelnden Hörnern, während ihm jeder Herzschlag Seelenqualen durch die Adern pumpte. Sie war in den Händen ihrer Feinde, der Gnade Ivars ausgeliefert, dem Anführer der Abtrünnigen.

Mit einem Knurren legte er die Flügel an, stieg über den zerbeulten Honda in der Mitte der LZ und versuchte, nicht daran zu denken, was die Bastarde ihr gerade antaten. Aber … Gott stehe ihm bei. Er konnte sein Gehirn nicht einfach ausschalten. Nicht atmen, ohne dass seine Fantasie aufbrandete und ihm schreckliche Bilder vorspielte.

Himmel, er musste sie zurückbekommen. Er musste das Quartier der Razorback aufspüren und sie befreien, bevor …

Rikar schluckte das Brennen in seiner Kehle hinunter. Was für ein Durcheinander. Die Begierde. Die Besessenheit. Der Schmerz.

Er hatte diese Frau nur ein Mal getroffen. Hatte ein paar Stunden damit verbracht, sich von ihr im Billard fertigmachen zu lassen. Okay, das war gelogen. Es war ein bisschen mehr passiert als das. Aber er weigerte sich, daran zu denken, wie sie ihn genährt hatte … oder wie gut sie geschmeckt hatte. Rikar schüttelte den Kopf, Wassertropfen spritzten, während er versuchte zu vergessen. Sein Verhalten. Ihre Zustimmung. Die Tatsache, dass sich seine eisige Seite nach mehr sehnte, nach einer weiteren Runde im Ring mit der Frau, die ihre Kraft direkt aus dem Meridian zog. Aus der Energiequelle, die das Drachenblut nährte.

Zu was machte ihn das? Zu einem Geisteskranken? Einem Krieger ohne Ehre oder Gewissen? Ja, zweifellos. Die Frau, an die er sich nicht erinnern wollte, aber nicht vergessen konnte, war verschwunden. Ging wahrscheinlich gerade durch die Hölle, litt in den Händen eines Razorback, und was tat er? Träumte davon, Dinge mit ihr zu tun, die er nicht tun sollte.

Angela Keen. Von und zu Wunderbar, mit irrer Energie und haselnussbraunen Augen. Himmel, er wollte sie wiederhaben. Sie in Sicherheit wissen. Er wollte die Uhr zurückdrehen und die letzten drei Stunden ungeschehen machen. Vielleicht könnte er dann verhindern, dass seine Feinde sie überhaupt in die Hände bekamen.

Angela.

Flüsternd hallte ihr Name durch seinen Geist: wieder und wieder, wieder und wieder. Ein Zittern lief durch seinen Körper, brachte die Stacheln auf seinem Rückgrat zum Rasseln, als ihr Gesicht vor seinem inneren Auge erschien. Er versuchte gewaltsam, das Bild zu löschen, genauso wie ihr ansässiges Computergenie Informationen von seiner Festplatte löschte. Aber die Erinnerung war eine knifflige Angelegenheit: schwer zu kontrollieren, unmöglich zu ignorieren. Und als die hinterhältigen Neuronen fortfuhren, ihm fleißig weiter Bilder in den Kopf zu pflanzen, akzeptierte er die Wahrheit. Er wünschte sich, er wäre in jener Nacht bei ihr geblieben, hätte alles genommen, was sie ihm angeboten hatte – und hätte ihr im Gegenzug noch mehr geschenkt.

Und das war einfach falsch. Ganz gleich, wie man es betrachtete.

Eine Windbö schoss aus der Tunnelöffnung, wirbelte Staub und den Geruch feuchter Erde auf. Eine Sekunde später blitzten grüne Schuppen in seinem Sichtfeld auf. Rikar verwandelte sich, nahm Menschengestalt an und beeilte sich, dem großen Krieger Venom Platz zu machen, als er landete. Sein Kumpel setzte auf den Hinterläufen auf, schlug mit den Flügeln und ließ Wind und Wassertropfen durch die Höhle fegen, sodass die Lichtkugeln zwanzig Meter über ihren Köpfen schwankend gegeneinanderstießen.

Rikar rief seine Kleider herbei. Leder legte sich auf seine Haut, gab ihm das Gefühl zu Hause zu sein, als er mit einem Militärstiefel aufstampfte, bis er richtig saß, und in Richtung des Eingangs zum Hauptquartier lief. Er warf seinem Freund einen Blick über die Schulter zu. »Kommst du?«

»Klar, Mann.« Venom schüttelte sich erneut, ließ die harten Muskeln unter dem Schuppenpanzer spielen. Verdammt, wenn der Kerl sich so bewegte, hatte er mehr von einem Hund als von einem Drachen. »Die Show verpasse ich auf keinen Fall.«

Show. Klar. Eher ein Endspiel, auf dessen Verlierer der Tod wartete.

Unter normalen Umständen hätte es ihm etwas ausgemacht, dass Venom wusste, was er dachte. Aber heute nicht. Es war Rikar vollkommen egal. Durchschaubarkeit war das Geringste seiner Probleme. Es ging um eine Frau. Also würde der Razorback bluten, bis er die Beute aufgab. Ende.

Als sie sich dem Eingang näherten, ging ein Beben durch die Höhlenwand. Während das magische Portal im Dämmerlicht aufglühte, holte Rikar tief Luft, wappnete sich gegen den Elektroschock und trat dann durch das, was einen Augenblick zuvor noch fester Stein gewesen war. Die feinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf, eine Reaktion auf den Zauber, der den Black Diamond umgab und ihr Versteck vor Außenstehenden verbarg … ganz gleich, ob Mensch oder Drache. Seine Stiefel trafen auf den glatten Beton auf der anderen Seite des Portals. Gott sei Dank. Das Innere des Hauptquartiers roch tausendmal besser als die Höhle, nach dem Tannennadelduft des Fußbodenreinigers, frischer Luft und … Zuhause.

Er schloss die Augen und gestattete sich einen Augenblick, um sich zu fangen. Als die Nachwirkungen des magischen Durchgangs abebbten, lief er den leicht ansteigenden, extrabreiten Flur hinauf, immer entlang der runden Lichter, die in den Steinboden eingelassen waren. Die Lichterkette, die einzige Lichtquelle weit und breit, führte ihn am medizinischen Versorgungszentrum vorbei. Im Vorbeigehen warf er einen Blick durch die Glasschiebetüren und hielt Ausschau nach seinem Kommandanten. Leer. Keine Seele zu sehen, nichts bis auf einen Untersuchungstisch, nagelneue Ausrüstung und eine Lkw-Ladung Stille. Rikar schüttelte den Kopf. Das hätte er sich denken können. Ganz gleich, wie schlimm seine Verletzungen waren, Bas war zweifellos bei seiner Gefährtin: hielt sie im Arm, beruhigte sie, liebte sie. All diese lebensbejahenden Dinge, nach denen sich sein bester Freund nach dem Showdown im Hafen von Seattle zweifellos sehnte.

Eine seltsame Empfindung stieg in Rikars Brust auf. Er fühlte einen Stich im Herzen, als das Gefühl immer tiefer sackte und in Dingen herumwühlte, die es nichts angingen – und dabei jede Menge Staub aufwirbelte.

Rikar runzelte die Stirn. Was zum Teufel war das? Eifersucht?

Nein, das konnte nicht sein. Er freute sich für seinen Freund … wirklich. Ein Mann wie Bastian verdiente das Beste. Und Myst? Himmel, sie war genau das, was sein Kommandant brauchte. Trotzdem, das Gefühl ließ nicht nach, wurde immer bohrender. Er beschleunigte seine Schritte, weigerte sich, es anzuerkennen, wollte nicht glauben, dass er seinen besten Freund beneidete.

Als er an den beiden Aufzügen und dem Fitnessraum vorbeiging, hörte er Venom hinter sich. Der Klang ihrer Schritte verschmolz, hallte gemeinsam wider, zwei Krieger, die im Gleichschritt auf ein Ziel zuhielten. Antworten. Das war es, was Rikar wollte. Und als der ehrliche Freund, der er war, würde Venom ihn unterstützen.

Gut so. Die nächste Stunde würde hässlich werden … in mehrfacher Hinsicht.

2

Ein gleichmäßiges Summen lag in der stickigen Luft, der leise Klang begleitete den schnellen Abstieg des Aufzugs. Die sanft gleitende Fahrt im Lift hätte Ausdruck vollkommener Perfektion sein können. Aber diesmal nicht. Nicht heute Nacht. Nie wieder. Bis in alle Ewigkeit würde der kleine, stählerne Innenraum Angela Keen an einen Käfig erinnern.

Und an ein Meer aus Schmerzen.

Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, die letzten Stunden zu vergessen. In diesen Erinnerungen lag nichts Gutes. Ob sie Minuten oder Stunden alt waren, spielte keine Rolle. Die Vergangenheit musste bleiben, wohin Angela sie verbannt hatte, nämlich fest verschlossen in einer Kiste ganz hinten in ihrem Hirn.

Zusammen mit ihrer Angst.

Aber die Panik schnürte ihr die Kehle zu. Sie zwang sich, Luft zu holen, lehnte sich gegen die Gefangenschaft auf … gegen das Schicksal. Gegen Gott. Gegen jeden, der ihr einfiel, während sie die Arme verdrehte und versuchte, die Kabelbinder an ihren Handgelenke zu lockern. Keine Chance. Die Dinger gaben kein Stück nach. Das Plastik hielt. Und es war fachmännisch angebracht.

Und sie sollte es wissen. Wie oft hatte sie im Dienst Verbrechern wie diesem hier genau solche Handfesseln angelegt? Hundert Mal? Zweihundert … tausend?

Mann, was für eine Ironie. Sie war Detective im Morddezernat. Und vollkommen hilflos.

Ihre ganze Ausbildung – Kampfsport, Schusswaffenqualifikation, Überlebenstraining – wofür? Nur um jetzt hier von einem muskelbepackten Psychopathen festgehalten zu werden. Als Gefangene eines Krieges, von dessen Existenz sie bis vor ein paar Stunden nicht einmal gewusst hatte.

Drachen. Heilige Scheiße, wer hätte an so etwas gedacht?

Sie nicht. Der restliche Planet auch nicht. Ihres Wissens hatte die Menschheit keine Ahnung, dass Bestien mit Schuppen und Klauen unter ihnen lebten.

Sie schluckte, kämpfte gegen das ständige Aufbegehren ihres Magens an und wünschte sich, ihr wäre das Wissen auch erspart geblieben. Aber die Wahrheit hatte nun mal ein paar schlechte Angewohnheiten. Etwa die, sie zur Weißglut zu treiben. Ihr eine weitere Dosis Realität zu verpassen, während der Kerl, der sie festhielt, sie von hinten anstieß. Im verzweifelten Versuch, Abstand zu dem Psycho in ihrem Rücken zu gewinnen, stolperte sie auf ihren rutschigen Papierschlappen zur Seite, der Saum des Krankenhauskittels strich über ihre Knie.

Dieser dreckige Bastard.

Ja, das klang passend. Aber »schwarzäugiger Hurensohn« traf es vielleicht noch besser. Razorback-Ratte klang auch ganz gut. Na ja, egal mit welchen Bezeichnungen sie Lothair bedachte, »freundlich« war jedenfalls nicht darunter. Der Typ trug die Bösartigkeit vor sich her wie einen Baseballschläger und wusste, wie man damit umging.

»Bereit, dir dein neues Zuhause anzugucken, Süße?«, fragte die Ratte und kam näher. Seine Stiefel kratzten über den Stahlboden, und mit klopfendem Herzen lehnte sie sich von ihm weg. »Zellenblock A wird dir gefallen. Ist gemütlich. Und du hast Gesellschaft.«

Angela spürte einen Knoten im Magen. Bisher hatte sie es vermieden, mit Lothair zu sprechen. Sie konnte seine Nähe nicht ertragen, geschweige denn den Klang seiner Stimme, aber …

Diese Information konnte sie sich nicht entgehen lassen. Wenn noch weitere Frauen im Gebäudekomplex der Razorback gefangen gehalten wurden, musste sie das wissen.

»Wie viele?« Sie zuckte zusammen, als ihr die Frage über die Lippen kam. Himmel, sie klang heiser. Wie die Opfer der Gewaltverbrechen, mit denen sie jeden Tag sprach. Aber im Moment entsprach sie dieser Beschreibung wohl auch selbst nur allzu gut. Allein der Gedanke daran weckte den Wunsch in ihr, sich hinzusetzen und in Tränen auszubrechen. »Wie viele sind hier?«

»Bis jetzt zwei. Aber es werden noch mehr.« Er summte leise hinter ihr, seine Zufriedenheit war so offensichtlich, dass Angela sich umdrehen und ihm den Kopf abreißen wollte. Zu dumm, dass sie keine Waffe hatte. »Frauen mit mächtiger Energie, wie du … optimale Gene für Ivars Projekt. Und sie schmecken gut, besser als die Huren aus der Innenstadt. Hmm, ja. Ich kann es kaum erwarten, noch mal von dir zu kosten, Süße.«

Angela biss die Zähne zusammen und weigerte sich, auf die Bemerkung einzugehen. Lothair war schlau, skrupellos und brutal. Er wollte, dass sie sich daran erinnerte, wie es sich angefühlt hatte, als er hungrig über sie hergefallen war. Dass sie den Druck seiner Lippen an ihrer Kehle noch einmal spürte, seine rauen Hände auf ihrem Körper, das schreckliche Saugen und Schmatzen hörte und …

Nein. Auf gar keinen Fall.

Sie weigerte sich, daran zu denken. Wollte nicht eine Sekunde des Übergriffes erneut durchleben oder darüber nachdenken, dass Lothair ihr etwas Lebenswichtiges genommen hatte. Was? Sie wusste es nicht genau, aber die schreckliche Erfahrung ließ sie nicht mehr los. Spulte so lange durch ihren Kopf, bis die ersten Tränen hinter ihren Lidern brannten. Sie atmete zitternd aus und schob die Panik beiseite: packte den Schmerz in eine kleine Kiste und schickte die Erinnerung im Geiste in ein anderes Postleitzahlengebiet, während sie sich etwas anderes ins Gedächtnis rief. Eine Erinnerung, die sich nicht recht fassen ließ, auch wenn sie wusste, dass sie da war … tief vergraben, umgeben von einer undurchdringlichen Mauer.

R. Sie erinnerte sich an einen Namen, der mit R anfing. Und an etwas anderes. Eisblaue Augen: Wunderschön und voll Sorge schimmerten sie in der Dunkelheit. Sie hielt sich an dem Bild und dem Gefühl, das es in ihr weckte, fest – sicher, glücklich, stark genug, um mit dem fertigzuwerden, was sie als Nächstes erwartete.

Und das musste ein anständiger Arschtritt sein.

Selbstmitleid würde ihr nicht weiterhelfen. Einfallsreichtum und schnelles Denken waren dagegen überlebenswichtig. Sie war tough, gut ausgebildet und konnte bestimmen, welcher Schmerz sie traf und welcher nicht. Als sie die mentalen Barrikaden hochzog und sich hinter ihrem psychologischen Schutzwall verschanzte, warf sie einen Blick über die Schulter. Braune Augen begegneten den ihren, so dunkel, dass die Pupillen mit der Iris verschmolzen. Sie hob das Kinn und gab sich selbst ein Versprechen. »Ich werde dich umbringen, weißt du das?«

Er lachte. »Ich glaube, der Versuch würde mir gefallen, Süße. Bitte … keine falsche Zurückhaltung.«

Seine Stimme klang unheimlich, wie das Knarren von Ästen im Winter, es war der Klang der Isolation und des Massenmordes. Und als die Angst ihr das Rückgrat hinaufkroch, unterdrückte Angela ein Zittern, um sich nicht zu verraten. Denn das würde dem sadistischen Hurensohn gefallen. Oh, ja. Nichts machte ihn mehr an, als der Anblick ihrer Furcht. Das hatte sie im Verhörraum auf die harte Tour gelernt. Sie schob die Erinnerung beiseite. Ihre Erfahrung sagte ihr, dass der Bastard sie gerne eingeschüchtert und unterwürfig sah. Der Kerl war wirklich ekelhaft. Lothair war brillant mit großem B und ein skrupelloser Taktiker, maß ihre Schwäche, setzte sie gegen sie ein, trieb ihre Vorstellungskraft immer tiefer in die Gefahrenzone.

Himmel, warum brauchte der Aufzug so lange? Sie musste hier raus. Musste diesem manipulativen Mistkerl entkommen, denn …

Sie konnte ihn riechen. Fühlen, wie er sie anstarrte, auch wenn sie ihn nicht sah. Und während sein Blick über ihren Körper wanderte – wachsam, wartend –, zog sich ihr Magen zusammen. Ihre Muskeln spannten sich an, bereit loszuschlagen. Es würde sich so gut anfühlen, ihm eine zu verpassen. Einfach auszuholen und ihm den Ellbogen ins Gesicht zu rammen. Das Knacken zu spüren, wenn seine Nase brach, und seinen schmerzerfüllten Aufschrei zu hören. Aber das hatte sie bereits versucht, und ein verschlossener Aufzug war der letzte Ort, an dem eine Frau von Verstand mit einem wütenden Psychopathen festsitzen wollte.

»Denkst du daran wegzulaufen, wenn die Tür aufgeht, Süße?«, wie eine Giftschlange wand sich seine Stimme durch die Stille. Angela schrie innerlich. Er stieß sie mit der Stiefelspitze an. »Komm schon. Mach es interessant. Lauf.«

Angela schluckte ihre Wut zusammen mit einer unklugen Bemerkung hinunter. Man konnte Feuer nicht mit Feuer bekämpfen. Worte würden ihr nichts einbringen außer noch mehr blauen Flecken. Die beste Strategie war Schweigen. Ihre ausbleibende Reaktion würde ihn zur Weißglut treiben. Ihn vielleicht sogar so sehr verärgern, dass er einen Fehler beging und die Information preisgab, die sie brauchte, um sich zu befreien.

»Was? Nichts mehr zu sagen? Willst dich nicht mehr wehren?« Er beugte sich vor, viel zu nah, provozierte sie, ohne sie zu berühren. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich. »Wie schade. Ich mag es, wenn meine Mädchen ein bisschen wehrhaft sind.«

Wehrhaft. Klar. Was er mochte, war ein lebendiger Sandsack, der weinte und um Gnade flehte. Diese Befriedigung gönnte sie ihm auf gar keinen Fall. Genauso wenig wie einen leichten Sieg.

Angela bewegte die Hände, um die Durchblutung anzuregen. Als ihre Fingerspitzen zu kribbeln begannen, machte sie sich bereit. Das leise Knarren und Schwanken des Aufzugs verriet ihr, dass sie fast angekommen waren. Sicher, sie mochte um Rettung beten, aber das hieß nicht, dass sie sich zurücklehnen und darauf warten würde. Sie wusste, was sie tat, hatte eine ganze Kiste voller Kampftechniken und strategischem Wissen im Kopf. Sie musste es nur einsetzen – konzentriert bleiben, aufpassen, einen Weg hier heraus finden.

Ein toller Plan … theoretisch. Das einzige Problem? Die Schläge und die medizinischen Prozeduren zehrten an ihren Kräften, und mittlerweile fraß die Übelkeit sie von innen heraus auf. Welle um Welle brandete über sie hinweg, untergrub ihr Selbstvertrauen, unterspülte den Sitz ihres Know-hows. Galle stieg ihr die Kehle hinauf, und der Geschmack des widerwärtigen Proteinshakes lag ihr wieder auf der Zunge. Angela schnaubte. Proteinshake, na klar. Sie war hier nicht im Spa-Tempel, und die grünliche Flüssigkeit, die sie ihr in den Rachen gegossen hatten, war nicht voller Antioxidantien gewesen. Ein Chemie-Cocktail. Der medizinische Nachgeschmack lag ihr auf der Zunge, während das Zeug in ihrem Magen rumorte.

Die Aufzugtüren öffneten sich mit einem leisen Ping.

Lothair bedeutete ihr mit der Hand, durch sie hindurch zu treten. Hinein in …

Wohin eigentlich? Die Abfahrt mit dem Lift verriet, dass sie unter der Erde waren, in einer Art Bunkeranlage. Aber das Gebäude war alles andere als neu. Farbe blätterte von den Wänden und entblößte an manchen Stellen den nackten Zement, an anderen die Latexreste, die vom Mauerwerk herabhingen. Und der Betonfußboden? Ausgetreten, als wäre der Gang zwar viel genutzt, aber nie gepflegt worden.

Angela trat aus dem Lift in den Flur. Ihre Füße rutschten in den Papierschlappen nach vorn, als sie am unebenen Boden hängen blieb. Die Neonröhren summten und verursachten Kopfschmerzen, aber wenigstens war die Luft hier unten ein wenig kühler. Ein beständiges Klick-Klick-Whrrr hallte durch den Korridor. Angela warf einen Blick nach oben zu den …

Gott sei Dank. Ein Stahlgitter. Das Gebäude hatte ein Ventilationssystem. Vielleicht könnte sie …

Eine große Hand schloss sich um ihren Bizeps.

Sie zuckte zusammen und riss ihren Arm los. Lothair grinste, drückte ihr eine Hand zwischen die Schulterblätter und schob. Während sie vorwärtsstolperte und ihm wortlos fluchend ausnahmslos alle Beleidigungen an den Kopf warf, die ihr einfielen, schob er sie weiter, trieb sie wie ein Schaf vor sich her, bis sie an ein stählernes Gitter kamen. Das Ding sah aus wie einem alten Gefängnis entsprungen – rostig, aber effektiv, und es versperrte den Flur in beide Richtungen.

Lothair schubste sie zur Seite, weg von der elektronischen Tastatur. Angela schlug mit der Schulter gegen die Wand. Sie bemerkte es kaum. Sie war zu beschäftigt, um sich um den Schmerz zu kümmern. Ihr Blick war konzentriert auf den digitalen Nummernblock gerichtet und …

Bingo.

Dieser Idiot.

Er hatte ihr nicht die Sicht verstellt. Und während Lothairs Finger den Zugangscode eingaben, passte sie auf, prägte sich Zahl um Zahl ein und …

Jackpot.

Verdammt, der Kerl war echt bescheuert. Sie kannte den Zugangscode. Jetzt musste sie nur noch sicherstellen, dass sie den Weg hier heraus finden würde, wenn die Zeit gekommen war. Für die meisten Menschen ein Problem, aber nicht für sie. Sie hatte einen entscheidenden Vorteil, ihr persönliches Ass im Ärmel, sozusagen: ein fotografisches Gedächtnis, das sie mit fehlerfreien Erinnerungen versorgte.

Gott sei Dank wussten die Razorback das nicht. Eine Augenbinde wäre ihr Todesurteil gewesen.

Ein metallisches Klappern hallte durch den menschenleeren Flur, als das Stahlgitter in der Wand verschwand. Nun ja, »menschenleer«. Das kam wohl auf den Blickwinkel an. Schließlich war sie hier. Zusammen mit Mr. Arschloch.

Lothair schubste sie erneut. »Beweg dich.«

»Halt’s Maul«, keuchte sie, der ekelhafte Drink hatte ihre Kehle rau werden lassen.

»Na also«, sagte er selbstgefällig. »Die Kleine mit dem Kampfgeist ist wieder da … ich hatte dich schon vermisst.«

Wenn er wüsste. Rache war kein Spaß, und nach dem, was sie die letzten Stunden durchgemacht hatte, stand Lothair ganz oben auf ihrer Abschussliste. Denn sobald sich auch nur der Hauch einer Chance ergab, würde sie ihm eine Ladung Blei verpassen. Und ihm ohne zu zögern den Kopf wegpusten.

Zu dumm, dass sie ihre Waffe im Kampf verloren hatte. Im Revier. Wo ihr Partner durch eine Spiegelglasscheibe geflogen war.

Angela unterdrückte die Tränen. Oh, nein … Mac.

Sie hatte seit der Explosion und ihrer Gefangennahme zahllose Male an ihren Partner gedacht. Gefleht und gebetet … Bitte, lieber Gott, mach dass alles mit ihm in Ordnung ist. Ob Er sie erhörte oder nicht, wusste sie nicht. Sie konnte nur hoffen.

Hoffen und Beten.

Sie unterdrückte ein Schluchzen, während sie unter den nackten Glühbirnen an den Wänden aus Betonquadern vorbeilief. Lothair summte hinter ihr – als wüsste und liebte er, was sie fühlte. Sie beachtete ihn nicht, all ihre Gedanken waren bei Mac.

Bitte, lass ihn nicht tot sein.

Sie ertrug eine ganze Menge: die Folter und den Schmerz, die Erniedrigung und die Gefangenschaft. Aber eine Welt ohne Mac? Schon der Gedanke daran brachte sie fast um. Er war der große Bruder, den sie nie gehabt hatte, die einzige Familie, die sie anerkannte. Der Einzige, dem sie so viel bedeutete, dass er nach ihr suchen würde.

Sie gingen um eine Ecke, und der leere Flur mündete in zwei getrennte Gänge. Angela wollte nach rechts. Den Korridor hinunter hatte sie verschiedene Werkzeuge erspäht. Sie lagen verstreut auf dem Betonboden und lehnten an den feuchten Wänden, stapelten sich auf halb geöffneten Kisten. Zwei Männer mit leerem Blick hoben erschöpft den Kopf, sahen aber schnell wieder weg, als hätten sie Angst davor, von ihrer Anwesenheit Notiz zu nehmen. Verzweiflung lag in der Luft. Ihre eigene? Die der Männer? Sie wusste es nicht. Vielleicht war es beides, aber der Körper reagierte auf ihre geschärften Sinne und jagte einen Stoß Adrenalin durch ihre Adern.

Die Übelkeit legte sich. Dafür schlug jetzt ihr Herz wieder schneller, klopfte heftig gegen ihren Brustkorb, während sie den heruntergekommenen Flur musterte und nach dem schnellsten Weg Ausschau hielt, nach der geeignetsten Waffe mit dem tödlichsten Potential. Lothair war stark, viel stärker als sie. Aber vielleicht, nur vielleicht, könnte sie ihn überrumpeln. Eine Blitzattacke, mit der so viele Mörder ihre Opfer erwischten. Ein kurzer Schlag gegen den Kopf. Ein schneller Schnitt durch die Kehle, und sie wäre frei. Sie würde zurück zu diesem Nummernblock sprinten und schnell den Zugangscode eingeben, den sie sich gerade eingeprägt hatte.

Lothair stieß sie nach links.

Angela warf sich nach rechts, schleuderte die Schlappen von den Füßen, zwang ihre Beine zur höchsten Anstrengung, den Blick fest auf das Teppichmesser gerichtet, das keine vier Meter entfernt lag.

Hinter ihr ertönte ein Knurren. Dann folgten schwere Schritte, stampften im furchterregenden Takt.

Panik erfasste sie, und sie lief noch schneller. Etwas Weißes blitzte in ihrem Blickfeld auf. Durchsichtige Plastikfolie. Und darin? Irgendein Puder. Im Vorbeilaufen griff sie sich eine Handvoll.

Knapp einen Meter vor der Waffe ihrer Wahl packte Lothair sie von hinten am Krankenhauskittel. Angela drehte sich, ihre gefesselten Hände fuhren herum und öffneten sich. Der feine Staub traf Lothair mitten ins Gesicht.

Mit einem Brüllen wich er zurück, rutschte in seinen schweren Stiefeln aus und ließ sie los. Sie taumelte gegen einen Stapel Kisten. Pappkartons fielen durcheinander, aber sie lief weiter. Alles, was sie sah, war die Waffe, die sie brauchte, um am Leben zu bleiben. Die Zeit verlangsamte sich. Als sie die Hand ausstreckte, drangen die Geräusche wie aus weiter Ferne an ihre Ohren, als wäre sie tief unter Wasser. Der Metallgriff des Teppichschneiders berührte ihre Fingerspitzen, dann glitt er in ihre Handfläche. Mit gebleckten Zähnen fuhr sie herum, das Werkzeug erhoben wie einen Dolch. Sie schlug zu, ihre Hände beschrieben einen weiten Bogen. Die Klinge traf auf Widerstand, schnitt bis auf den Knochen durch nacktes Fleisch. Lothair heulte auf, als sie ihm die Wange aufschlitzte.

Blut schoss aus der Wunde, spritzte über die Wand und die Vorderseite ihres Hemdes. Angela kümmerte sich nicht darum. Der Sieg war zum Greifen nahe.

Erneut hob sie das Teppichmesser. Richtete die ganze Aufmerksamkeit auf die Kehle ihres Peinigers und sprang nach vorne. Er fing ihren Schlag mit dem Unterarm ab. Die Wucht warf Angela nach hinten, sie wirbelte herum und duckte sich unter seinem Arm durch. Sie zielte auf seine Rippen.

Ein Schrei entfuhr ihm, als sie ihm einen weiteren Schnitt verpasste.

»Scheiße!«

In seinen schwarzen Augen brannte die Wut. Angela wurde nicht langsamer. Stattdessen setzte sie ihr Training ein, trat fest zu. Treffer. Sie rammte ihm den Fuß in die Hoden. Er keuchte auf, hielt sich den Schritt und ging in die Knie. Sie riss ihres nach oben, erwischte ihn erneut. Sein Kinn fuhr hoch, sein Kopf wurde in den Nacken geschleudert. Ein ekelerregendes Knacken hallte durch den Flur, als sein Hinterkopf gegen die Betonwand knallte.

Sie atmete schwer, das Messer erhoben, während er in sich zusammenfiel. Eine Sekunde verstrich … zwei … drei. Er bewegte sich nicht. Und sie wartete nicht länger.

Wachgerüttelt setzte sie zum Sprung über seinen Körper an. In dem Moment, als ihre nackten Füße auf der anderen Seite aufkamen, begann sie zu rennen. Ihre Muskeln brannten, ihr Herz klopfte wild, und die Hoffnung entzündete ein Feuer in ihrer Brust. Das war ihre Chance. Für einen kurzen Moment bot sich ihr die Gelegenheit zur Flucht, bevor die anderen Razorback merkten, dass Lothair nicht zurückkam.

Sie musste noch schneller laufen. Schneller denken. Jede Sekunde zählte.

Ihr Leben hing davon ab.

3

Rikar verlangsamte seine Schritte und blieb vor einer verstärkten Stahltür stehen, um den Zugangscode einzugeben. Während seine Finger wie von selbst über die Tastatur glitten, erhob sich seine innere Bestie, als ob der Bastard wüsste, was ihn auf der anderen Seite der Tür erwartete. Eine Stunde mit einem Razorback. Allein mit einem Razorback.

Oh danke, Gott.

Er ballte kurz die Fäuste. Ließ den Kopf kreisen, um den Nacken zu entspannen – rollte das Kinn über die Brust, dehnte die verspannten Muskeln, die sein Rückgrat umklammert hielten –, dann war er bereit. Bereit, Schmerzen zuzufügen. Leid zu verursachen. Eins mit seiner eisigen Seite.

Er war eine Rarität seiner Art, ein Frostdrache, dem kaltes Blut durch die Adern floss – und seine Magie verließ ihn nie. Die Macht folgte seinem Ruf stets auf der Stelle. Ganz gleich, ob bei Tag oder bei Nacht – in Drachengestalt oder als Mensch –, sie schlummerte in seinen Adern, wollte benutzt werden, sehnte sich nach dem Einsatz.

Die meisten Krieger hatten nicht so viel Glück. In Menschengestalt verließen sie ihre magischen Fähigkeiten nahezu vollständig. Aber er war anders. Bastian auch. Sein bester Freund war der einzige andere Krieger, den er kannte, der seine Magie ebenfalls in beiden Gestalten kontrollieren konnte. Vielleicht war das der Grund, warum sie sich so nahestanden, sich auf eine Art und Weise verbunden fühlten, die er nur schwer beschreiben, geschweige denn begreifen konnte.

Im Moment beschäftigte ihn dieses Rätsel allerdings nicht besonders. Er hatte etwas zu erledigen. Und – wer hätte das gedacht – seine eisige Seite war einverstanden mit dem Plan, versorgte ihn mit Energie, mit kühlem Blut.

Er lächelte, als die Kälte in ihm aufstieg. Die Temperatur fiel, und Rikar stieß den Atem aus, dankbar für die eisigen Verhältnisse. Die Kühle verlieh ihm Ruhe, ließ ihn gelassener werden, half ihm, den Zweck seines Vorhabens im Auge zu behalten.

Angela. Warum zum Teufel konnte er sie nicht finden?

Er sollte es können … hatte sich mit ihr verbunden, als er von der Energie getrunken hatte, die sie direkt aus dem Meridian bezog. Zwischen ihnen bestand ein Band, er war so genau auf ihren energetischen Fingerabdruck eingestimmt, dass er sie innerhalb von Minuten aufspüren sollte. Aber da war nichts. Nicht der leiseste Wink.

Rikar wrang die Hände und betete um ein Wunder. Dass die Bastarde es versauten und den Schutzzauber, den sie um Angela gelegt hatten, fallen ließen. Er brauchte höchstens dreißig Sekunden, um ihr Signal zu empfangen. Aber das würde nicht passieren. Nicht jetzt, da die Morgendämmerung heraufzog und die tödliche UV-Strahlung sich langsam über Seattle ausbreitete.

Zwölf Stunden. Zwölf verdammte Stunden, bevor er hier wieder herauskam. Bevor er wieder jagen konnte, kämpfen, die Razorback-Krieger ausquetschen. Und in der Zwischenzeit? Wartete sein persönliches Spielzeug tief unten im Black Diamond.

»Verdammt, Rikar.« Venom trat einen Schritt zurück und wandte das Gesicht ab, wie jemand, der zu dicht an eine Feuerwand herangetreten war. »Könntest du dich zusammenreißen, bis wir drin sind? Ich krieg hier drüben Frostbeulen.«

»Sei ein Mann, Ven … oder such dir ’ne Jacke.« Und einen Luftschutzbunker. Seine kalte Seite legte gerade erst los, und während um sie herum eisiger Nebel aufstieg, verwandelten Eiskristalle Wand und Türrahmen in ein arktisch weißes Wunderland. »Es wird nur noch schlimmer.«

»Na toll.« Das Knurren in seiner Stimme war unverkennbar, während sein Kumpel sich ein Sweatshirt über den Kopf zog. »Wenn das hier vorbei ist, bin ich ein verdammter Eisklotz. Grippostad, ich komme.«

Rikars Lippen zuckten. Gott sei gedankt für Venom. Der Kerl hatte immer noch was zu sagen. Und das war entweder verflucht lustig, anzüglich oder einfach nur cool. Und es holte Rikar jedes Mal in die Gegenwart zurück, bremste seinen Instinkt lange genug aus, damit sein Verstand wieder die Kontrolle übernehmen konnte. Verdammt, genau das brauchte er jetzt. Wenn er außer sich vor Wut den Verhörraum stürmte, würde er nicht an die Informationen kommen, die er brauchte. Und erst recht keine Karte mit den Koordinaten des Razorback-Hauptquartiers.

Größtmögliche Zielgenauigkeit. Tödliche Präzision. Ein erfolgreicher Überfall und … Zack! Angela wäre wieder bei ihm und in Sicherheit. War das zu viel verlangt? Er schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter und hoffte wider alle Vernunft, dass dem nicht so war.

Rikar warf Venom einen dankbaren Blick zu und griff nach dem Türknauf. Das Sicherheitssystem piepste und entriegelte die elektronischen Schlösser. Er spannte die Muskeln an und zog die schwere Tür weit auf. Obwohl er seine innere Mitte wiedergefunden hatte, machte seine eisige Seite sich bemerkbar. Eiszapfen bildeten sich am Griff, bevor er losließ und über die Schwelle trat. Venom folgte ihm fluchend – seine Stiefel rutschten über den gefrorenen Boden – und hielt die Tür mit der Schulter auf, um das vereiste Metall nicht anfassen zu müssen.

Das Verhörzentrum war noch keinen Monat alt und strahlte kühle Eleganz aus. Die Anlage lag noch unter dem unterirdischen Teil des Hauptquartiers: sicher, hochmodern und kilometerweit von Granit umgeben. Das Gefängnis sprach von einer gewissen Geisteshaltung und fasste nicht mehr als sieben Insassen. Nicht, dass er so viele Razorback in der Nähe des Black Diamond wissen wollte. Vor allem jetzt, da Bastians Gefährtin hier wohnte. Aber man sollte immer auf alles vorbereitet sein.

Das hatte Gage ihm jedenfalls immer wieder erklärt.

Ihr Schrauber-Schrägstrich-Architekt-Schrägstrich-Ingenieur und … na ja, gut. Der Kerl war ein Alleskönner, wenn es ums Bauen ging. Und jetzt, da der Hauptteil des Gebäudes fertig war? War er froh, dass Gage Bastian dazu überredet hatte, das Gefängnis zu errichten.

Was aber nicht hieß, dass ihm die Magie, die es umgab, gefiel. Die elektrostatische Strömung pulsierte durch die Luft, attackierte sein zentrales Nervensystem und setzte ihm zu, bis es sich anfühlte, als schrumpfe seine Haut. Dann folgte Übelkeit, und er spürte, wie seine Kehle brannte.

Na, wenn das kein Spaß war. Mhm, nicht gerade ein Picknick. Nur Stahlwände, Betonfußböden und gedämpfte Halogenlampen, die in der Mitte der fast vier Meter hohen Decken entlangliefen.

Rikar bog um eine Ecke. Sein Körper verkrampfte sich, und seine innere Anspannung nahm zu, bis die Wände näher zu kommen schienen. Was ihn nicht überraschte. Geschlossene Räume waren einfach nicht sein Ding. Venom dagegen machte die Enge nichts aus, er nahm sogar gerne den Aufzug in den oberirdischen Teil ihres Quartiers.

Aber verdammt, sogar sein Kumpel scharrte unruhig mit den Füßen über den Boden. »Ich hasse diesen Ort«, knurrte er.

»Fast da«, sagte Rikar mehr zu sich selbst als zu Venom.

Er hoffte, die Tatsache laut auszusprechen, würde ihn beruhigen. Leider vergebens. Das Brausen unter seiner Haut wurde immer stärker, je näher sie dem Zentrum des Gefängnisses kamen. Das Gefühl zog sich durch seine Wirbelsäule, während er die Stufen hinunterjoggte. Der Abstieg war schnell und kontrolliert, er konzentrierte sich ganz auf die Tür am Ende der Treppe. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme. Ein Weg hinein. Einer heraus.

Auf halbem Wege gab er mit einem mentalen Befehl den Sicherheitscode in die Tastatur ein. Die elektronischen Schlösser klickten. Mithilfe seiner Gedanken ließ er die Tür weit aufschwingen, bevor er über die Schwelle in den großen Raum trat.

Er bemerkte, dass er die Luft angehalten hatte. Um ihn herum ließ die elektrische Spannung nach und verdichtete sich jetzt um die Gefängniszellen, die an der linken Seite des schmalen Raumes entlangliefen. Im Vorübergehen überprüfte er die erste und hielt Ausschau nach dem Razorback mit den violetten Augen.

Leer.

Die zweite auch. Das ergab Sinn.

Bastian würde den Bastard in die größte Zelle stecken. Der Raum, der am weitesten von der Tür entfernt lag, bot die größte Ellbogenfreiheit für alle Arten des Verhörs und anderer Grausamkeiten, die …

In den Schatten bewegte sich etwas. Rikars Kopf fuhr nach links.

Grüne Augen schimmerten in der Dunkelheit, und sein bester Freund trat ins Licht. Er nickte knapp. »Neuigkeiten?«

Rikar drosselte den Frostfaktor ein wenig. Bastian war nicht dumm. Um die Wahrheit zu sagen, der Krieger kannte ihn besser als jeder andere. Unter normalen Umständen war das ein großer Vorteil. Aber im Moment? Wenn er nicht vorsichtig war, würde sein Kommandant innerhalb von Sekunden erraten, was er vorhatte. Und seinen Angriff auf den Razorback verhindern. Und Bas würde kein Auge zudrücken. Schließlich hatte er eine Menge riskiert, um den Bastard einzufangen. Und bis er die Informationen hatte, die Mysts Sicherheit garantierten, würde er ihm keinen Fehltritt erlauben.

Rikar schüttelte verneinend den Kopf.

In Bas’ Kiefer zuckte ein Muskel. »Mist.«

Ach wirklich? Die Untertreibung des Jahrhunderts. Angela war irgendwo dort draußen – alleine, verängstigt, verletzlich –, und was hatte er in der Hand? Nichts als seine Wut. Er würde nicht zulassen, dass Bastian ihn ausbremste.

Spielte es eine Rolle, dass er den Krieger liebte wie einen Bruder? Ihn respektierte wie sonst niemanden? Seinem Befehl normalerweise folgte, ohne zu fragen? Nein. Kein bisschen. Er musste den Razorback zum Reden bringen. So sehr ihm das Spiel auch missfiel, er würde Bas aus der Gleichung streichen müssen, um zu bekommen, was er wollte.

Er blieb neben seinem besten Freund stehen und sah in die letzte Zelle. Seine Mundwinkel hoben sich. Befriedigung, so schien es, wurde heute in XXL serviert.

Mit schlankem Körperbau, aber muskelbepackt, maß der Bastard mindestens zwei Meter ohne Schuhe. Gott sei Dank. Ein Blick genügte, und Rikar war klar, dass der Kerl Kampferfahrung im Jahresabo gebucht hatte. Jedenfalls reichte es, um ihn herauszufordern. Die Sache gefiel ihm, verlieh der Portion, die er dem Razorback gleich auftischen würde, den besonderen Pepp.

Bastian musterte ihn mit zusammengezogenen Brauen. »Kriegen wir hier ein Problem?«

Rikar unterdrückte ein Zusammenzucken. Er hasste diesen sanften Tonfall. Den leisen Worten fehlte irgendwie die Melodie, und der schlaue Krieger zog sich besser zurück, wenn Bas diesen Ton anschlug.

»Ach was«, log er so überzeugend wie möglich. Er schüttelte beschwichtigend den Kopf und schaltete einen Gang hoch. Zeit für die Ablenkung. Er wollte seinem Freund nicht zu viel Anlass zur Vorsicht geben, also sprach er die einzige Frage aus, die Bastians Fokus garantiert von seinem eigenen Egotrip ablenken würde. »Wie geht es Myst?«

»Sie ist erschöpft, aber in Ordnung.« Bastian rieb sich mit der Hand über den Kopf. Die Bewegung sprach Bände, verriet die Sorgen, die er sich um seine Gefährtin machte, und die Erleichterung, sie unversehrt nach Hause gebracht zu haben. »Vor einer Viertelstunde habe ich sie endlich dazu gebracht, einzuschlafen.«

Wunderbar. Er hatte seine Chance gerade mal um fünfzehn Minuten verpasst.

Welch Ironie. Jetzt stand er vor einem Problem, das er nie hatte haben wollen. Aber er blieb bei seiner Entscheidung, ganz gleich, wie hart sie war. Bastian würde sauer sein, aber wenn er den Bastard am Leben ließ, würde mit der Zeit vielleicht Gras über die Sache wachsen. Okay, das war reine Spekulation, aber was sollte er sonst tun? Seine Ehre zwang ihn dazu, Angela beizustehen und …

Ach, zur Hölle. Das war eine billige Lüge.

Mit Ehre hatte das nichts zu tun. Was ihn antrieb, war viel mächtiger. Es waren Jagdtrieb und Instinkt, besitzergreifend und furchterregend. Irgendwann hatte seine Drachenhälfte entschieden, Angela gehöre ihm, und ganz gleich, ob ihm dieser Entschluss gefiel, gegen seine Gene kam Rikar nicht an.

Das Schweigen hielt an, brandete gegen die Stahlwände, während Bastian ihn musterte und zweifellos die Gefahr abschätzte, die von seinem besten Freund ausging.

Venom trat in die Stille – dem Himmel sei Dank – und an die Energiebarriere heran, die sich über die Vorderseite der Zelle erstreckte. Diese elektrostatische Strömung war stärker als Stahl und trotzdem unsichtbar, so hatte er freie Sicht auf den eingesperrten Krieger auf der anderen Seite. Als ihre Blicke sich trafen, fauchte der Kerl ihn an. Seine amethystfarbenen Augen loderten auf, er ballte die Fäuste, und die Adern über der elektrischen Halsfessel pulsierten. Rikar musterte das Metallband und stellte sich vor, wie es sich auf seiner Haut anfühlen würde. Nicht gut, so viel war klar. Aber noch schlimmer war das Wissen, dass das Ding, hatte man es einmal um den Hals, einem den Kopf wegblasen würde, wenn man die magische Schwelle Richtung Freiheit übertrat.

Was für ein Gefängnis. Perfekt. Absolut. Teufelswerk für einen Mann, der seine Freiheit schätzte.

Venom hob die Hand und strich mit den Fingerspitzen über die unsichtbare Wand. Die Barriere schimmerte im Dämmerlicht und kräuselte sich wie Wasser in einem Teich. Die rubinroten Augen seines Kameraden glühten, Wut blitzte in ihnen auf, als er einen Blick über die Schulter warf. »Hat er schon was gesagt?«

»Nein.« Bas blieb stehen, warf Rikar einen warnenden Blick zu und richtete dann seine Aufmerksamkeit mit scharfem Blick auf ihren Gefangenen. »Aber wir haben einen Namen.«

Rikar hob fragend eine Braue.

»Forge.«

»Gut zu wissen«, murmelte er … und schlug zu.

Seine Füße hatten den Boden schon verlassen, bevor sein Gehirn den Befehl zum Sprung gab. Er schoss durch die Barriere in die Zelle. Elektrizität setzte seinen Körper von innen heraus in Brand. Rikar ignorierte den Schmerz genauso wie Bastians Fluchen. Er hatte nur ein Ziel: den Razorback erwischen, bevor sein Kommandant auf Code Rot schaltete und ihm nachsetzte.

Er ließ seiner eisigen Seite freien Lauf, und der Boden explodierte in einer Fontäne aus Eiskristallen, die auf Wände und Decke trafen und den Eingang zur Zelle versperrten. Die dicke Barriere schloss seine Freunde aus und ihn mit dem Bastard ein, den er unbedingt zwischen die Finger bekommen wollte.

Eis knackte, als es Stahl und Beton überzog. Rikar brüllte auf, und sein frostiger Atem füllte den Raum mit eisigem Nebel.

Sein bester Freund hämmerte gegen die arktische Barriere. »Gottverdammt, Rikar!«

Der Bastard wandte sich ihm zu, ging mit erhobenen Fäusten in Kampfposition. Rikar duckte sich, sprang nach links und verpasste ihm einen Kinnhaken. Ein Knacken hallte durch die Stille, als Knochen auf Knochen traf und der Kopf des Kriegers nach hinten schnellte. Wieder schlug Rikar zu, diesmal war der Brustkorb des Wichsers an der Reihe.

Forge keuchte auf, aber der Razorback war kein Leichtgewicht und konterte. Auf nackten Füßen fuhr er herum, riss den Ellbogen nach oben und rammte ihn Rikar gegen die Schläfe. Mit einem Knurren steckte dieser den Schlag ein, während er den Forge in den hinteren Teil der Zelle trieb. Er musste sich beeilen. Bas würde ihm höchstens noch eine Minute geben. Danach würde er Drachengestalt annehmen, seinen abartigen Elektroschock-Atem einsetzen und die Tür zu seiner privaten Befragung aufsprengen.

»Wo ist sie?« Rikar schlug erneut zu und versetzte dem Kerl mit der Rechten einen Schwinger. Blut spritzte über das Gesicht des Kerls, als die Haut unter seinem Auge aufplatzte. »Wo ist euer Hauptquartier?«

Forge antwortete mit einem Knurren. Der Razorback blockte einen Schlag ab und versetzte ihm eine harte Gerade. Rikars Kopf schnellte zur Seite. Seine Zähne schlugen zusammen, und Blut schoss ihm in den Mund. Rikar schluckte, wirbelte herum und trat zu. Der Stiefel traf sein Ziel. Das Knie des Bastards knickte ein, und er stürzte zu Boden.

Rikar hob erneut die Fäuste. »Sag mir, wo.«

»So leicht kriegst du mich nicht klein, Arschloch«, antwortete Forge, der schottische Akzent verlieh seinen Worten einen harten Klang.

Der Tonfall gab Rikar den Rest. Wut schoss durch seine Adern und löste eine unkontrollierbare Welle der Gewalt aus. »Du Wichser. Sie ist eine Frau … eine Unschuldige.«

»Das war meine auch.«

Ein Schatten strich über Forges Gesicht, eine Sekunde bevor er sich zur Seite rollte, um dem nächsten Schlag auszuweichen. Mit einer fließenden Bewegung kam er wieder auf die Beine und umkreiste Rikar mit erhobenen Fäusten. Rikar folgte der Bewegung mit hämmerndem Herzen und zusammengekniffenen Augen und suchte nach einer Lücke in seiner Abwehr. Himmel, Forge war wirklich gut. Teilte aus wie er einsteckte. Aber das Eis arbeitete gegen ihn. Der rutschige Untergrund machte ihm das Ausweichen schwer. Als Forge kurz das Gleichgewicht verlor, ließ er seine Deckung sinken. Rikar schlug zu, wie Hammerschläge prasselten seine Fäuste auf seinen Gegner ein, bis ihm die Knöchel wehtaten.

Vor der Zelle erklang ein Brüllen. Mist. Bas’ Drache hatte die Kontrolle übernommen. Und war kurz davor, in den Kampf einzugreifen.

Rikar beschleunigte seine Bewegungen, sprang nach vorne und packte zu. Seine Hände fuhren unter die Halsfessel des Razorback und legten sich um seine Kehle. Er drückte zu und schnürte seinem Gegner die Luft ab, während das Metall ihm den Handrücken aufriss. Blut rann über seine Finger. Rikar beachtete es nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf den Abtrünnigen gerichtet, während er fester zugriff und ihm einen heftigen Stoß versetzte. Forge verlor das Gleichgewicht und stürzte. Mit den Schultern zuerst prallte er auf den Beton. Rikar ging mit ihm zu Boden und landete auf der Brust des Kriegers.

Forge wand sich und rang nach Luft, kämpfte gegen die unterlegene Position an. Ohne Gnade zu zeigen, verstärkte Rikar seinen Griff und brachte seinen Gegner von Sekunde zu Sekunde dem Tod näher. »Sag’s mir … sag mir, wo ich sie finde.«

Forge hielt Rikars Handgelenke mit beiden Händen umklammert und wand sich, um den Druck von seiner Luftröhre zu nehmen. Aber er verweigerte ihm die Antwort, die er brauchte. Ohne die er nicht leben konnte.

Rikar knurrte. »Du mieser kleiner …«

Die Eiswand explodierte, frostige Splitter regneten auf sie herab. Die scharfen Kanten schnitten in seinen Rücken.

Gott möge ihm vergeben. Er hatte versagt.

Der Bastard würde ihm nicht sagen, was er wissen wollte, und während Bas’ mitternachtsblaue Schuppen in seinem Sichtfeld aufblitzten, schwand seine Hoffnung und hinterließ nichts als eine schreckliche Leere in seiner Brust.

Angela. Seine Gefährtin war in Gefahr. Wurde gefoltert und …

Himmel. Er hielt es nicht aus. Würde es nicht überleben, wie aus Sekunden Minuten wurden … Stunden und Tage. Und sie in Gefangenschaft saß. Gott weiß was erdulden musste.

Tränen stiegen ihm in die Augenwinkel, während sein bester Freund durch das Loch in der Wand stieg. Bas nahm Menschengestalt an, fegte wie ein Hurrikan durch den Raum und packte Rikar, legte einen Arm um seine Kehle, den anderen um seine Brust und riss ihn nach hinten. Als seine Hände sich von der Kehle des Razorback lösten, brüllte Rikar auf, der gequälte Klang erfüllte den Raum und drang bis in den letzten Winkel seines Herzens.

Seine Gefährtin würde im Gefängnis der Razorback sterben. Und er konnte nichts dagegen tun.

4

Die Notaufnahme im Swedish Medical war ein verdammter Zoo, und der Lärm machte Mac das Denken schwer. Nicht, dass er viel zu denken gehabt hätte. Die Explosion hatte seine Synapsen durchschmoren lassen, und nach einem Dutzend Runden ohne Bewusstsein schlug sein Gehirn Purzelbäume. Einen nach dem anderen. Ohne Unterlass.

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