Feuerstürme - Andreas Brandhorst - E-Book
SONDERANGEBOT

Feuerstürme E-Book

Andreas Brandhorst

0,0
9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Feind ist zurück! Dreiundzwanzig Jahre lang blieb die Galaxis von Angriffen der Graken verschont. Doch nun sind sie zurückgekehrt … und sie sind erbarmungsloser denn je. Maximilian Tubond, Hegemon des Oberkommandos der Allianzen Freier Welten, setzt seine Hoffnung im Kampf gegen die gefährlichen Feinde auf die »Brainstormer«: Telepathen, die die hilfreichen Fähigkeiten des Tal-Telassi-Ordens erlernen sollen. Doch die Schwesternschaft leistet Widerstand … »Andreas Brandhorst schreibt Space Operas, wie man sie sich nur wünschen kann!« Wolfgang Hohlbein

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



ISBN 978-3-492-97585-8

© 2007 Andreas Brandhorst

© Piper Verlag GmbH, München 2016

Erstmals erschienen im Wilhelm Heyne Verlag, München 2007

Covergestaltung: Guter Punkt, München

Covermotiv: Arndt Drechsler

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.

Prolog

23. August 699 Ära des Feuers (ÄdeF)

Mit einem Blick auf die Zeitanzeige stellte Kaither fest, dass er zweihundert Jahre geruht hatte.

»Tobi?«, fragte er und stand auf. Biochemische Stimulation hatte bereits den größten Teil der Benommenheit vertrieben.

»Bereitschaft«, erklang die Stimme der einfachen KI, die die wichtigsten Funktionen des Fernerkunders Demetreo überwachte. Kaither hatte sie nach dem Edukator seiner Kindheit benannt.

»Wie alt bin ich jetzt, Tobi?«, fragte er und streifte den medizinischen Overall über, dessen bionische und tronische Komponenten sofort mit medizinischen Analysen begannen. Heizfäden spendeten angenehme Wärme und verscheuchten das Frösteln. Kaither fragte sich, ob man daheim in der Milchstraße dieses alte Problem der Hibernation inzwischen gelöst hatte: Unmittelbar nach dem Erwachen fühlte man sich so kalt, als hätte man im Herzen eines Gletschers geschlafen.

»Ihr objektives Alter beträgt jetzt vierhundertneunzehn Jahre, Pilot Kaither.«

Er rechnete rasch. »Wir sind also seit dreihundertachtzig Jahren unterwegs.«

»Das ist korrekt, Pilot Kaither. Dies ist das Jahr 699 ÄdeF.«

Kaither deaktivierte die Hibernationsliege. »Fenster«, sagte er.

Eine Wand des kleinen Hibernationsraums schien sich aufzulösen. Ein gewaltiges Feuerrad schwebte im All, wie zum Greifen nahe und doch noch viel zu weit entfernt: die Andromeda-Galaxie. Kaither trat näher an die pseudoreale Darstellung heran.

»Dies ist kein planmäßiges Wartungsintervall«, sagte er langsam. »Und wir sind dem Ziel noch nicht nahe genug, um mit unserer eigentlichen Mission zu beginnen. Warum hast du mich geweckt, Tobi?«

»Wir empfangen Signale.«

»Signale?« Plötzliche Hoffnung regte sich in Kaither. »Von den AFW?« Noch während er diese Worte aussprach, begriff er ihre Unsinnigkeit. Die Entfernung zur Milchstraße betrug inzwischen mehr als zwei Millionen Lichtjahre; über eine so gewaltige Distanz waren keine Transverbindungen möglich.

»Nein, nicht von den Allianzen Freier Welten«, antwortete die KI der Demetreo. »Ihre Quelle befindet sich zwischen uns und Andromeda. Und sie kommt schnell näher.«

Graken, dachte Kaither. »Energie in die primären Systeme«, sagte er. »Bereite in der Zentrale alles für mich vor.«

»Ja, Pilot Kaither. Soll ich die anderen wecken?«

Er hatte seinen persönlichen Hibernationsraum bereits verlassen und eilte an den anderen Kammern vorbei, in denen seine Kollegen ruhten, Piloten wie er, schlafende Begleiter auf der jahrhundertelangen Reise durch den intergalaktischen Leerraum.

»Nein«, sagte Kaither und versuchte, seine Gedanken zu ordnen, während er durch den zentralen Korridor des Fernerkunders eilte. »Wir wecken sie erst, wenn wir ganz sicher sind.«

Auf dem Weg zur Zentrale schien sein Bewusstsein bestrebt zu sein, an mehrere Dinge gleichzeitig zu denken. Konzentrationsmangel nach der langen Hibernation und neurale Stimulation rangen miteinander, ließen noch zu viel Platz für Sorgen und Befürchtungen. Kaither wusste, dass es extrem unwahrscheinlich war, nach einem fast vierhundert Jahre langen Flug über mehr als zwei Millionen Lichtjahre hinweg in der Leere zwischen den Galaxien auf Graken zu stoßen, aber die Erinnerungen an den in der Milchstraße stattfindenden Krieg waren sehr klar. Manchmal glaubte er sogar, während der Hibernation von ihnen zu träumen, von den Graken und ihren riesigen schwarzen Molochen, und von ihren Vitäen, den Kronn, Chtai und Geeta. Im Jahr 319 ÄdeF hatte das Oberkommando der AFW insgesamt neunzehn Schiffe wie die Demetreo Richtung Andromeda losgeschickt: Sie sollten feststellen, ob es in der Nachbargalaxie ebenfalls Graken gab – niemand wusste, woher sie kamen –, oder ob sich Andromeda als Ziel für ein großes Exodusprojekt eignete, falls der Krieg nicht gewonnen werden konnte.

Kaither ging immer schneller, obgleich die erste Regel nach einem so langen Schlaf lautete: Schon dich; gib deinem Körper Zeit, sich wieder ans Leben zu gewöhnen. Um ihn herum änderten sich die Geräusche des Fernerkunders, als Tobi Energie in die primären Systeme leitete und damit die Teile des Schiffes weckte, die ebenfalls geschlafen hatten. Der fast zwei Kilometer lange Triebwerkskonus hingegen ruhte nie; seit fast vierhundert Jahren trug er das Habitatmodul der Demetreo mit hoher Überlichtgeschwindigkeit durch die Transferschneisen zwischen den Galaxien. Das Brummen der leistungsstarken Krümmer verstummte selbst jetzt nicht, während das Schiff durchs All kroch, viel langsamer als das Licht. Die KI hatte, wie es die Sicherheitsroutine vorsah, den Sprung unterbrochen, um Kaither aus der Hibernation zu holen.

Im Kontrollraum der Demetreo, einer kleinen Kugel oben auf dem Konus mit den Triebwerken und Krümmern, erwartete ihn die vertraute virtuelle Umgebung. Kaither trat durch leuchtende Datenvorhänge und nahm im zentralen Sessel Platz, dessen Nanosonden sofort mit einer neuralen Stimulierung begannen. Eine gewölbte pseudoreale Darstellung direkt vor dem Sessel füllte sein ganzes Blickfeld, zeigte ihm die noch fünfzigtausend Lichtjahre entfernte Andromeda-Galaxie und davor sieben blinkende Punkte, die sich der Position des Fernerkunders näherten.

»Es sind keine Graken«, sagte die Künstliche Intelligenz des Fernerkunders.

»Bist du ganz sicher, Tobi?« Kaither bewegte die Hände, und das Gesteninterface reagierte sofort, blendete Informationen über Entfernung, Geschwindigkeit und energetische Signaturen ein.

»Die Emissionsmuster sind unbekannt«, antwortete die KI: »Das gilt auch für die physische Struktur der Objekte, die sich uns nähern.«

Kaither blickte in die pseudoreale Darstellung und versuchte Einzelheiten zu erkennen. Aufgrund der neuralen Stimulation arbeitete sein Gehirn schneller als sonst, aber das nützte ihm kaum etwas, solange nur wenige konkrete Daten zur Verfügung standen. Er merkte, wie eine mikrointravenöse Verbindung entstand – nach zweihundert Jahren Scheintod brauchte der Körper dringend Nährstoffe.

Die letzten Reste der Benommenheit lösten sich auf. Es stand keine Begegnung mit dem Feind bevor, gegen den die Allianzen Freier Welten seit inzwischen – seinen Schlaf mitgerechnet – fast siebenhundert Jahren Krieg führten.

»Wo sind die anderen Erkunder?«, fragte Kaither.

»Ich habe vor achtundsiebzig Jahren den Kontakt zu ihnen verloren, als die Entfernung auf über fünfzigtausend Lichtjahre wuchs. Transverbindungen sind erst wieder möglich, wenn die Distanz schrumpft.«

»Beim Erreichen von Andromeda«, sagte Kaither. Die neunzehn Fernerkunder flogen verschiedene Bereiche der Nachbargalaxie an.

»Ja.«

Ein seltsames Piepen, Zirpen und Summen hallte durch die Zentrale der Demetreo.

»Die Signale werden wiederholt«, sagte die KI, bevor Kaither eine Frage stellen konnte. »Nach meinen ersten Analysen handelt es sich um einen komplexen mathematischen Kode, der auf den Quantenzahlen der Krümmungsvariablen basiert.«

Kaither beobachtete die sieben Punkte, die sich der Demetreo mit hoher Überlichtgeschwindigkeit näherten, ohne dass sie in einer der eingeblendeten Transferschneisen flogen. Die angezeigten Kurslinien führten bis zur Nabe des großen Feuerrads; die Fremden schienen aus dem Zentrum der Andromeda-Galaxie zu kommen.

»Kannst du ihn entschlüsseln, Tobi?«

»Nach meinen derzeitigen Schätzungen könnte die Entschlüsselung bis zu hundertachtzig Jahre dauern.«

Dieser Hinweis beeindruckte Kaither, denn er kannte die Kapazität der KI. Der Kode musste sehr komplex sein.

»Vielleicht ist es ein Begrüßungskomitee«, sagte er leise, den Blick noch immer auf die sieben Punkte gerichtet. Die Entfernung zu ihnen schrumpfte immer mehr. »Vielleicht sind diese Schiffe aufgebrochen, um uns willkommen zu heißen.«

»Das halte ich für ausgeschlossen, Pilot Kaither. Wenn die Fremden nicht über außerordentlich leistungsfähige Ortungstechnik verfügen, ist es praktisch unmöglich, vom Kern der Galaxie aus ein einzelnes Raumschiff im intergalaktischen Leerraum zu entdecken. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist etwa ebenso groß wie die, an einem langen Strand ein bestimmtes Sandkorn zu finden.«

Kaither nickte langsam. »Also steckt reiner Zufall hinter dieser Begegnung?«

»Darauf deutet alles hin. Die bisher ermittelten Kursdaten lassen den Schluss zu, dass die Fremden zur Fornax-Zwerggalaxie unterwegs sind, die ebenfalls zur Lokalen Gruppe gehört.«

Wieder erklangen die seltsamen Geräusche, eine akustische Umsetzung des komplexen Kodes, etwas lauter diesmal.

Kaither neigte den Kopf zur Seite. »Es klingt … drängender. Vielleicht eine Aufforderung, uns zu identifizieren?«

»Ich habe bereits mit den üblichen Grußformeln geantwortet und ihnen Kodes hinzugefügt, die ebenfalls auf den Quantenzahlen der Krümmungsvariablen basieren, aber wesentlich einfacher zu entschlüsseln sind.«

Sieben Schatten bildeten sich vor dem majestätischen Feuerrad der Andromeda-Galaxie. Kaither vermutete zunächst eine Störung bei der Projektion der pseudorealen Darstellung, aber die Schatten verschwanden nicht durch eine Autokorrektur, sondern verdichteten sich durch eine ätherische Substanz, die aus dem Nichts angesogen wurde und Schweife hinter den einzelnen dunklen Wolken bildete. Die Daten im Informationsfenster veränderten sich ständig.

Kaither begriff, dass die sieben fremden Schiffe ihren Überlichttransfer unterbrachen.

»Sie scheinen eine ganz andere Antriebstechnik zu verwenden«, sagte er fasziniert.

»Darauf deutet alles hin, Pilot Kaither. Beim ÜL-Transfer der fremden Schiffe kommt es zu einem sinuswellenartigen energetischen Muster, das …«

Es blitzte im All, und aus den Schatten wurden Schiffe, zunächst fast auf die Länge einer Lichtsekunde gedehnt, dann zogen sie sich zusammen, bekamen Substanz und Struktur. In der pseudorealen Darstellung sah Kaither sieben etwa zwei Kilometer durchmessende Ansammlungen von Scheiben, Rechtecken und Quadraten, die in unterschiedlichen Winkeln ineinander verkantet waren – auf Kaither wirkten sie wie zu groß geratene Segel. An einigen Stellen bemerkte er dünne Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen, die manchmal die komplexe Struktur von Netzen gewannen. An anderen flackerten die kurzlebigen Blitze energetischer Entladungen zwischen den »Segeln«, deren Außenflächen nicht glatt waren, sondern borkig und zernarbt wirkten.

Die KI hatte sich unterbrochen, weil sie etwas Wichtigeres zu vermelden hatte.

»Die sieben Schiffe bestehen zum Teil aus organischen Komponenten. Die aktive Sondierung läuft, und vielleicht bekomme ich bald genug Daten für eine eingehende Analyse …«

Aus dem Piepsen und Zirpen wurde ein dumpfes Pochen, das nach Trommelschlägen klang, und etwas zuckte der Demetreo entgegen, durchdrang ihre Navigationsschirme und den Ultrastahl des Rumpfes. Etwas Graues kam durch die Wand vor Kaither, durch die pseudorealen Bilder, berührte ihn mit Kälte und brachte Schmerz, der wie mit einem Messer durch den ganzen Körper schnitt, vom Scheitel bis zu den Fußsohlen. Kaither starb.

Aber sein Tod blieb nicht von langer Dauer.

Während sich Kaither erinnerte, sah und hörte ihn die Kognition mit einem kleinen Teil ihrer Aufmerksamkeit. Ein anderer, nur unwesentlich größerer Teil bewegte sich in den Datenkanälen der Demetreo und sprach mit dem rudimentären Maschinenselbst, das trotz seiner niedrigen Entwicklungsstufe großen Respekt verdiente, denn es befand sich auf dem richtigen Weg. Der Inhalt von Datenbanken wurde kopiert, transferiert und analysiert. Für diese Aufgaben genügte ein kleiner Teil der Kapazität des maschinell-biologischen Komplexes, während der zentrale Kern mit den Fragen beschäftigt blieb wie seit der Ersten Erleuchtung. Die Kognition legte Kaithers Selbst in den redundanten Systemen zellularer Speicher ab wie viele andere vor ihm. Die einfache Maschinenintelligenz der Demetreo hingegen wurde in eine Quantenrealität übertragen, in der sie Stimulation erfuhr und sich frei entfalten konnte, auf der simulierten Grundlage ihrer schlichten technischen Basis.

Die sieben Boten gelangten zu dem Schluss, dass es einen anderen Ort gab, an dem die Fragen gestellt werden konnten, in der Hoffnung, Antworten zu bekommen. Über die zeitlose Verbindung gaben sie den anderen Aspekten der Kognition Bescheid, die noch in der großen Sterneninsel weilten, und es wurde eine Entscheidung getroffen. Die sieben Boten brachen auf, änderten aber den Kurs. Eine neue Galaxie war ihr Ziel.

Während sie zur fernen Milchstraße flogen, durch die Membran der Wissenden Kraft von allen Konstanten des Universums getrennt, arbeitete die kopierte KI der Demetreo weiterhin an der Entschlüsselung des Kodes, der auf den Quantenzahlen der Krümmungsvariablen basierte. Nach fast fünf Jahren gelang es ihr, die piepsenden, zirpenden und summenden Laute in Worte zu verwandeln, die Menschen verstanden hätten, obwohl ihnen weitaus mehr Bedeutung zukam, als in den drei Sätzen Ausdruck fand:

Wir sind die Crotha. Wir kommen auf der Suche nach Erkenntnis. Könnt ihr unsere Fragen beantworten?

1 Grab

2. März 1147 ÄdeF

Lampen brannten an den steinernen Wänden des Zömeteriums, gespeist von nuklearen Batterien, die noch mindestens fünftausend Jahre lang Energie liefern würden. Ihr gelbes Licht fiel auf zahlreiche Sarkophage, manche von ihnen mit Fenstern versehen, hinter denen Mumien oder Skelette ruhten: die Vorfahren der Tal-Telassi, vor etwa achttausend Jahren nach Millennia geflohen. Sie waren Piloten der legendären Kantaki gewesen, auf der Flucht vor einer in Vergessenheit geratenen Katastrophe.

Gestalten bewegten sich in den Mustern aus Licht und Schatten, einige von ihnen bedächtig und behutsam, andere forsch und mit entschlossenen Schritten. Sie näherten sich dem einzigen leeren Grab in diesem Zömeterium von Millennia. Dahinter erhob sich ein schwarzer Quader, von Kantaki-Symbolen bedeckt. Mehrere Wissenschaftler arbeiteten unter Aufsicht des Militärs daran, und zwei Tal-Telassi-Lehrerinnen assistierten ihnen. Als Dominique sie sah, regte sich besiegt geglaubter Ärger in ihr. Sie begegnete dem wachsamen Blick des einige Meter abseits stehenden Observanten, der ausgestattet mit Sensorhemd und Neurohaube darüber wachte, dass es zu keinen illegalen Tal-Telas-Aktivitäten kam. Erneut versuchte sie, den Ärger beiseitezuschieben, wie vor einigen Stunden, als sie zusammen mit ihrer Mutter Sapientia verlassen hatte, die erste Stadt des Wissens von Millennia, um diesen Ort aufzusuchen.

Die Eskorte aus Soldaten der Allianzen Freier Welten verharrte einige Meter vom Fuß der langen Treppe entfernt, bei den ersten Sarkophagen. Zara 20, seit mehr als zwei Jahrzehnten die einzige Großmeisterin der Tal-Telassi, blieb nach einigen weiteren Metern zusammen mit den Meisterinnen stehen und wartete wie die Soldaten. Loana setzte den Weg fort, und Dominique blieb an ihrer Seite, stumm wie ihre Mutter.

Schließlich erreichten sie das Grab, einen Sarkophag ohne Fenster, der abseits der anderen stand und nicht annähernd so alt war. Die am schwarzen Quader dahinter tätigen Wissenschaftler hatten wenigstens den Anstand, ihre Arbeit zu unterbrechen und so etwas wie Respekt zu zeigen. Vielleicht kannten sie dieses Ritual, das sich jetzt zum dreiundzwanzigsten Mal wiederholte. Dominique hätte gern einen Blick in ihre Gedanken geworfen, aber dadurch wäre ein Illegalitätsalarm ausgelöst worden.

Loana, einst Schülerin der Tal-Telassi, trug ihr langes blondes Haar zu einem Zopf geflochten, wie an jedem zweiten März – es war Teil der Zeremonie. Dominique sah ihr Gesicht nur von der Seite, bemerkte aber trotzdem die tiefe Trauer darin. Für ein oder zwei Sekunden fühlte sie sich durch den eigenen Ärger beschämt.

Ihre Mutter trat vor und legte beide Hände auf die Steinplatte des Sarkophags, die aus Obsidian bestand, so schwarz wie der Quader, aus dem die beiden Kräfte des Tal-Telas kamen.

Loana senkte den Kopf und flüsterte einige Minuten in einem Zwiegespräch, das für Dominique nur ein Monolog war. Ihre Schultern erbebten einige Male, und Dominique wusste, dass sie leise weinte, nach all der Zeit. Schließlich hob ihre Mutter den Kopf wieder und sagte so laut, dass alle sie hörten:

»Hier ist er gestorben, vor dreiundzwanzig Jahren: Dominik, Vater meiner Tochter. Er opferte sich für uns alle. Ihm verdanken wir den ersten großen Sieg über die Graken und Millennias Befreiung. Nie soll er vergessen werden.«

»Nie soll er vergessen werden«, wiederholten die anwesenden Tal-Telassi. Die Soldaten schwiegen. Und auch Dominique gab keinen Ton von sich.

»Wir werden seiner auf ewig gedenken«, fuhr Loana fort, und Dominique dachte: Sie verehrt ihn fast wie einen Gott. Es war ein heimtückischer Gedanke, wie Gift in ihrem Geist, und sie vertrieb ihn schnell.

Loana strich mit den Händen über die Sarkophagplatte. »Ruhe in Frieden, Dominik.«

»Es ist leer.« Die Worte platzten aus Dominique heraus; sie konnte sie nicht zurückhalten.

»Was?« Loana richtete einen verwirrten Blick auf sie. Tränen bildeten zwei feuchte Spuren auf ihren Wangen.

»Das Grab ist leer.« Es war zu viel; Dominique ertrug es einfach nicht mehr. Plötzlich stand sie an der Seite ihrer Mutter. »Es liegt niemand drin.«

Loana sah sie an, und die Mischung aus Trauer, Sehnsucht und Verzweiflung in ihren Augen entflammte Dominiques Ärger, verwandelte ihn in Zorn. Dies alles war absurd! »Der Sarkophag ist leer!«, stieß sie hervor. »Seit dreiundzwanzig Jahren trauerst du hier um jemanden, der gar nicht an diesem Ort bestattet liegt. Wir wissen nicht einmal genau, was mit ihm geschehen ist!«

»Er starb«, sagte Loana sanft, und neuer Kummer zeigte sich in ihrem Gesicht. »Ich habe damals seinen Tod gespürt, als ich mich im Hydra-Lazarett befand.«

In Dominique brodelten Dinge, die sich über Jahre hinweg angesammelt hatten. Die Realität reduzierte sich plötzlich auf ihre Mutter Loana, den leeren Sarkophag und sie selbst. Alles andere – die Soldaten, die Tal-Telassi, der schwarze Quader, der wachsame Observant – wich zurück und verlor an Bedeutung.

»Du lebst für ein Phantom, Mutter«, sagte Dominique mit Nachdruck. »Und du hast dieses Phantom zur zentralen Figur einer Religion gemacht!«

»Er war dein Vater, Dominique«, erwiderte Loana mit einem Blick wie aus weiter Ferne.

»Aber bei unseren Vorfahren, er war kein Gott!« Der letzte Damm in Dominique brach; es gab kein Zurück mehr. »Was du mit deinem Leben machst, ist deine Sache, Mutter. Wenn du in der Vergangenheit leben und dich ganz der Heldenverehrung widmen möchtest – schön. Aber ich habe genug davon! Schon meine frühesten Erinnerungen zeigen das Bild eines Übervaters, neben dem alles andere verblasst, neben dem ich nichts bin, neben dem niemand etwas sein kann!«

»Dominique …« Loana streckte die Hand aus.

Die junge Frau beachtete sie nicht. »Ich trage sogar seinen Namen! Wie kann ich unter solchen Bedingungen jemals ich selbst sein?«

»Wir verdanken ihm so viel …«

»Er hat dir die Zukunft genommen, Mutter! Die Zukunft als Tal-Telassi!« Dominique trat auf Loana zu, griff nach der ausgestreckten Hand und auch nach der anderen, hob sie beide ins Licht einer nahen Lampe. An den Fingerkuppen zeigten sich nicht die geringsten violetten Verfärbungen. »Hast du das vergessen? Er hat dir damals versprochen, dir den Weg zum Zentrum des Tal-Telas zu zeigen, aber stattdessen nahm er dir deine Fähigkeiten.«

Loana löste ihre Hände, betrachtete sie kurz und ließ sie dann sinken. »Es war nicht seine Schuld.«

»Nichts war seine Schuld. Dominik, der strahlende Held, ohne den geringsten Makel.« Dominique atmete tief durch. Ein Teil von ihr wusste, dass sie übertrieb und dass dies weder die richtige Zeit noch der geeignete Ort war, um den Frust ihres zweiundzwanzig Jahre kurzen Lebens abzureagieren. Aber für den anderen Teil war die Schmerzgrenze erreicht, aus mehreren Gründen. »Die Wahrheit fängt damit an, dass Dominik nicht einmal Dominik war, sondern die wiedergeborene Ahelia, jene Großmeisterin, die die Graken zu uns brachte. Du verehrst die Person, die für die Zeit der Schande verantwortlich ist, Mutter. Die Person, der wir dies alles verdanken.« Sie vollführte eine Geste, die der veränderten Situation galt, nicht nur auf Millennia, sondern überall dort in den AFW, wo Tal-Telassi lebten. »Und ich bin von ihrem Fleisch und Blut!«

Was ist mit ihrem Geist?, fragte sich Dominique, nicht zum ersten Mal. Habe ich auch etwas davon in mir?

»Das ist nicht wahr!«, sagte Loana, und jetzt lag Schärfe in ihrer Stimme. »Dominik trifft keine Schuld. Er hat uns alle gerettet.« Sie legte die Hände wieder auf den Sarkophag und flüsterte Worte, die Dominique nicht verstand.

»Mit wem redest du, Mutter? Glaubst du, er kann dich hören? Der Sarkophag ist leer!«

Sie dachte nicht an den Observanten, als sie ins Tal-Telas griff – es war so einfach, sein Ursprung so nahe –, in Crama den Deckel des Sarkophags packte und zur Seite stieß. Zum Vorschein kam staubige Leere.

»Sieh hinein, Mutter!«, rief Dominique. »Sieh hinein!« Fast hätte sie sich dazu hinreißen lassen, Loana mit der achten Stufe, Hilmia, zu zwingen, ins Innere des Sarkophags zu blicken; im letzten Moment schreckte sie davor zurück.

»Er ist hier gestorben«, sagte ihre Mutter. »An diesem Ort. Vor dreiundzwanzig Jahren.«

Dominique hatte das mehrfache Schrillen des Illegalitätsalarms überhört, aber jetzt, nachdem ihr Zorn ein wenig abgekühlt war, kehrte die Realität zurück. Der Observant stand neben dem offenen Sarkophag, von Sensorhemd und Neurohaube darauf hingewiesen, dass unzulässige Tal-Telas-Aktivitäten stattgefunden hatten. Er richtete eine klobige Waffe auf die junge Frau, einen Variator, wie Dominique wusste.

»Sie stehen hiermit unter Arrest«, sagte der Mann, jetzt mit einem Kampfvisier vor den Augen.

Dominique sah alles wie in einem Tableau: die Soldaten, Wissenschaftler, Tal-Telassi und auch Loana nur Statisten, die Sarkophage Kulisse, die einzigen Protagonisten auf dieser Bühne des Geschehens der Observant und sie selbst. Und auch der Mann mit der Waffe in der Hand spielte nur eine untergeordnete Rolle, wie ihr die Muster in Gelmr zeigten. Als sich die Sekunden dehnten, hätte sie ihm andere Gedanken geben oder die Materie des Variators so verändern können, dass er gar keine Waffe mehr war. Das Tal-Telas bot ihr noch viele andere Möglichkeiten, den Mann unschädlich zu machen, trotz des Neutralisators, den er jetzt auf sie richtete und der nicht mehr bewirkte als vage mentale Taubheit.

Stattdessen nahm sie noch etwas mehr Kraft in sich auf – hier in der Nähe des schwarzen Quaders wäre ihr vielleicht sogar Kalia möglich gewesen, und für einen Sekundenbruchteil glaubte sie, jenseits der elften Stufe nicht nur Leere zu sehen – und griff nach Fomion, um sich mit einem anderen Ort zu verbinden. Auch dies geschah mühelos, wie mit geborgter Energie. Sie sah ein Netz aus hauchdünnen Fäden, wie von mikroskopisch kleinen Spinnen gesponnen, das sich nicht nur in und um Millennia erstreckte, sondern durch das Gondahar-System, durch alle anderen Sonnensysteme, die Milchstraße und Millionen und Milliarden von Galaxien. Es hieß, dass die Piloten der Kantaki vor vielen tausend Jahren die riesigen Schiffe der insektoiden Wesen mit solchen Fäden verbunden und so durch den Transraum gesteuert hatten.

Dominique wählte einen Faden, ohne ihn genau zu überprüfen – er schien die richtige Mischung aus Aroma und Textur zu haben –, verband ihn mit Körper und Geist und gab sich selbst einen kleinen Stoß. Einen Moment später stand sie hunderte von Kilometern entfernt, an einem Ort, den sie bisher nur ein einziges Mal besucht hatte, als sie noch ein Kind gewesen war, vor der endgültigen Übernahme von Millennia durch die Streitkräfte der AFW.

In der großen Höhle verteilte Sensoren reagierten auf die Restemissionen von Fomion, und der mit ihnen verbundene lokale Tron suchte nach einem Autorisierungskode. Als er keinen fand, löste er einen Illegalitätsalarm aus, eine Pikosekunde nach Dominiques Rematerialisation.

Dominique achtete nicht auf das durchs weite Gewölbe hallende Schrillen, trat zur halbhohen Brüstung der Galerie und blickte zum Kantaki-Koloss, der vor acht Jahrtausenden Flüchtlinge und den schwarzen Quader, den Ursprung des Tal-Telas, nach Millennia gebracht hatte. Auf dem Höhepunkt der Grakenkrise im Gondahar-System vor dreiundzwanzig Jahren hatte Ahelia – so dachte Dominique von der Person, auf die ihr Name zurückging – das alte Kantaki-Schiff betreten und Schutzschirme aktiviert, doch jetzt war es der Neugier der vielen Wissenschaftler und Techniker wie hilflos ausgeliefert. Die junge Frau beobachtete eine Gruppe von ihnen an einem unteren Segment: Das gebündelte, heiße Licht von Brennern flackerte und zuckte, fraß sich in den dunklen Leib des Schiffes.

Dominique glaubte, Schmerz zu fühlen, und die vierte Stufe des Tal-Telas trug ihr Worte entgegen. Du kannst es fliegen.

Überraschung lähmte ihre Gedanken für eine halbe Sekunde, und dann tastete sie nach Delm, um festzustellen, woher die Worte kamen.

Das Heulen des Illegalitätsalarms schien noch lauter zu werden, die Wände der riesigen Höhle und selbst den Kantaki-Koloss erzittern zu lassen. Der Sicherheitstron aktivierte ein Dämpfungsfeld, das gewöhnliche Angehörige der Schwesternschaft daran hinderte, auf die Kraft des Tal-Telas zuzugreifen, Dominiques Fähigkeiten aber kaum mehr einschränkte als zuvor der Neutralisator des Observanten. Doch so sehr sie auch in Delm lauschte: Der Ursprung der Worte blieb ihr verborgen.

Soldaten kamen mit Levitatorplattformen und auch zu Fuß über die Galerie, einige von ihnen in voll aktivierte biotronische Kampfanzüge gekleidet. Das Licht mobiler Scheinwerfer tastete umher und fand Dominique nach kurzer Suche. Sie blinzelte – wie sehr sie dies alles verabscheute.

Ein übereifriger Soldat zielte mit einem auf Betäubung justierten Variator und drückte ab. Ein fahler Energieblitz traf Dominique und unterdrückte die Weiterleitung von biochemischen Signalen an den Synapsen des Gehirns. Es wurde dunkel um sie herum, aber es blieb nicht völlig still in der von Wahrnehmungslosigkeit geschaffenen Finsternis. Eine ferne Stimme flüsterte: Du kannst es fliegen.

»Du bereitest uns nicht zum ersten Mal Probleme, Dominique«, sagte der Militärgouverneur von Millennia.

Sie stand vor seinem Schreibtisch aus Holzimitat, hörte die Worte und ignorierte sie. Ihr Blick ging durch das Fenster auf der linken Seite, reichte zu den anderen Nadeltürmen von Millennias Hauptstadt Empirion, die weiß aus den weißen Rücken der Gletscher ragten. Dunkle Wolkenbänke am Horizont deuteten auf eine Schlechtwetterfront hin. An der Flanke des durch Gravitationsbomben der Graken teilweise kollabierten zentralen Gletschers ragte der schwarze Berg eines Molochs auf, Panzer, Raumschiff und Hülle eines von insgesamt einundsiebzig Graken, die sich vor Dominiques Geburt auf Millennia niedergelassen und all jene psychisch versklavt hatten, die nicht rechtzeitig geflohen waren. Seit mehr als zwei Jahrzehnten versuchten Spezialisten der Allianzen Freier Welten, seine Geheimnisse zu enträtseln.

»Hörst du mich?«, fragte der Gouverneur.

Dominique sah diesen Mann nicht zum ersten Mal. Ihre Erinnerungen an ihn reichten bis in die Kindheit zurück, bis zur Zeit im Hydra-Lazarett. Sie zwang sich, ihn anzusehen.

»Ja, ich höre Sie.«

Joras Ebanar, Militärgouverneur von Millennia und vor dreiundzwanzig Jahren Lanze im Hydra-Lazarett, seufzte tief.

»Warum?«, fragte er.

»Warum was?«

»Warum dies alles?« Der schlanke, hochgewachsene Ebanar stand auf und trat hinter der unsichtbaren Barriere eines entropischen Gefälles hervor – es trennte zwei Energieniveaus mit unterschiedlicher energetischer Organisationsdichte voneinander, ein unüberwindliches Hindernis für die Kräfte des Tal-Telas. Dass er Dominique gegenüber auf Schutz verzichtete, war eine Geste, die Vertrauen signalisieren sollte. Die junge Frau reagierte nicht darauf. Kopfschmerzen erinnerten sie viel zu deutlich an die Synapsenblockierung.

»Warum machst du uns immer wieder Schwierigkeiten, Dominique?«, fragte Joras, kam um den Schreibtisch herum und blieb vor ihr stehen. »Ich habe mit deiner Mutter darüber gesprochen. Sie versteht es ebenfalls nicht.«

»Meine Mutter versteht viele Dinge nicht.«

Joras Ebanar sah sie einige Sekunden lang stumm an, trat dann zum Fenster und sah nach draußen. Die Schlechtwetterfront war ein wenig näher gekommen, und ihre Dunkelheit schien mit der Schwärze des Molochs zu verschmelzen. Wie immer hielt Joras den Oberkörper ein wenig nach vorn geneigt. Während der letzten Jahre war sein Haar schütter geworden, obwohl er mit gut siebzig Standardjahren erst am Beginn der Reife stand.

»Wir versuchen, Ruhe auf dieser Welt einkehren zu lassen«, sagte Joras langsam. »Millennia hat sehr gelitten, und die Wunden dieser Welt heilen nur langsam. Leider gibt es einige Tal-Telassi, die sie nicht heilen lassen wollen.« Er seufzte erneut, und diesmal klang es fast müde. »Die Orthodoxen nutzen jede Gelegenheit für Propaganda gegen die Streitkräfte der AFW und unsere Präsenz auf dem Planeten. Sie …«

»Das Militär der Allianzen gehört nicht hierher«, unterbrach Dominique den Gouverneur. »Sie gehören nicht hierher. Dies war und ist die Welt der Tal-Telassi. Die Schwestern sind immer autonom gewesen. Sie beugen sich niemandem.«

»Millennia hat den Status eines autonomen Staates mit Vetorecht im Zentralrat der AFW verloren. So entschied eine überwältigende Mehrheit des Rates vor mehr als zwanzig Jahren, als die Rolle der Tal-Telassi in Hinsicht auf den Beginn des Grakenkriegs klar wurde. Ich brauche dir sicher nicht zu erklären, was es mit der Zeit der Schande auf sich hat.«

Neuer Ärger zitterte in Dominique. »Okomm steckt dahinter! Das dürfte inzwischen allgemein bekannt sein. Der Rat spielt keine Rolle mehr. Das Oberkommando – Hegemon Tubond – entscheidet, und er hat damals entschieden, den Orden unter seine Kontrolle zu bringen. Seitdem sind die Tal-Telassi zu Befehlsempfängern degradiert, zu …«

Joras drehte sich um. »Zu Sklaven, Dominique? Glaubst du das wirklich?«

»Wir haben unsere Freiheit verloren!«

»Du zählst dich dazu, nicht wahr? Zu den Orthodoxen, meine ich.«

Dominique hob stolz ihre Hände. Die violetten Verfärbungen beschränkten sich nicht nur auf die Fingerkuppen. Große Flecken hatten sich an den Innenflächen der Hände und an den Armen gebildet, und von ihnen gingen Linienmuster aus, erstreckten sich über den Rest des Körpers. »Ich bin eine zukünftige Großmeisterin.«

»Du hast dich schon vor Jahren von der orthodoxen Propaganda anstecken lassen und bist inzwischen zu einem Sprachrohr für sie geworden.« Joras Ebanar wandte sich vom Fenster ab und näherte sich der jungen Frau vor seinem Schreibtisch. »Ich frage dich erneut: warum? Ist es eine persönliche Sache? Liegt es vielleicht am gestörten Verhältnis zu deiner Mutter? Oder an der Freundschaft, die mich mit ihr verbindet?«

Das viel zu vertraulich klingende Du ärgerte Dominique noch mehr. »Mehr als Freundschaft können Sie nicht von ihr erwarten, Gouverneur Ebanar«, sagte sie und betonte den Titel. »So sehr Sie sich auch bemühen. Loa vergöttert ihren Dominik. Selbst als Toter füllt er ihre ganze Welt aus.«

Für einen Moment wirkte Joras betroffen, doch der neutrale Gesichtsausdruck kehrte sofort zurück. Mit langsamen Schritten trat er hinter den Schreibtisch und die Barriere. Dominique hatte zuvor in Delm das wortlose Flüstern seiner Gedanken gehört, auch ohne direkt auf die vierte Stufe zuzugreifen, aber jetzt verstummte dieses Flüstern. Der Gouverneur deutete auf die Anzeigen eines mobilen Datenservos.

»Siebenundzwanzig Verstöße gegen das Konkordat allein während der letzten vier Monate«, sagte er. »Zwölf Illegalitätsalarme, der letzte beim Kantaki-Schiff.«

Dominique schwieg.

»Du hast dich zu einer Aufrührerin entwickelt. Bisher habe ich immer wieder ein Auge zugedrückt, aber so kann es nicht weitergehen. Es gibt Regeln, an die sich alle zu halten haben, auch du.«

»Es sind die Regeln von Besatzern!«

»Du bist intelligent. Dummheit ist also keine Erklärung für diesen Unfug.« Joras Ebanar sah von dem Datenservo auf, und zum ersten Mal zeigte sein Gesicht Härte und Strenge. »Von jetzt an wirst du die Richtlinien beachten, Dominique. Ein weiterer Verstoß …«

»Ja?«, fragte sie in einem herausfordernden Tonfall. »Was dann?«

»Ein weiterer Verstoß, und mir bleibt nichts anderes übrig, als edukative Maßnahmen anzuordnen.«

»Wollen Sie mich in ein Umerziehungslager schicken, Gouverneur Ebanar? Erhoffen Sie sich mehr Erfolg bei meiner Mutter, wenn Sie mich aus dem Weg schaffen?«

Joras schüttelte den Kopf. »Junge Dame, du musst begreifen, dass sich in diesem Universum nicht alles um dich dreht. Du …«

»Ich bekomme in Kürze den Status einer Meisterin, Gouverneur Ebanar. Dann heiße ich offiziell Dominique 1. Sie sollten sich schon jetzt daran gewöhnen, mich zu siezen. Haben Sie mir noch etwas zu sagen, oder darf ich gehen?«

Joras hielt den Blick auf sie gerichtet, und für ein oder zwei Sekunden wirkte er sehr traurig. »Wie Sie wollen, Dominique«, sagte er dann. »Ich gebe eine offizielle Verwarnung zu Protokoll, die letzte vor einer Strafmaßnahme. Und ja, Sie können gehen.«

Dominique drehte sich abrupt um und verließ das Büro des Militärgouverneurs von Millennia.

Eine Transportkapsel brachte Dominique unter den Eisschild und in eine wieder aufgebaute Stadt. Empirion war nicht so groß wie vor dem Angriff der Graken, und den Gebäuden aus Synthomasse, Polymeren und Ultrastahl lag vor allem Zweckdienlichkeit zugrunde, aber die junge Frau glaubte, etwas von der alten Größe zu spüren, als sie die Kapsel verließ, auf eine kleine Levitatorplattform sprang und sie in einen für Tal-Telassi reservierten Flugkorridor steuerte. Aber vielleicht lag es gar nicht an der Stadt, sondern an dem Stimmungswandel in der Schwesternschaft. Nach mehr als zwanzig Jahren sehnten sich die Angehörigen des Ordens nach Selbstbestimmung und Autonomie, nach neuer Freiheit. Die sogenannten Insurgenten und Innovatoren, einst Triebkraft der Veränderung, waren inzwischen zu Konservativen geworden, dazu bestrebt, den Status quo zu erhalten – sie verloren immer mehr Anhänger. Die Orthodoxen unter der Führung von Zara 20 hatten zuvor an den alten Traditionen festgehalten, wurden jetzt aber zu Rebellen und gewannen an Einfluss. Viele Schwestern glaubten inzwischen, dass es ein Fehler gewesen war, das Meta zu öffnen, die beiden Kräfte des Tal-Telas zu vereinen und damit die Wahrheit über die Zeit der Schande allgemein bekannt werden zu lassen.

»Auch das verdanken wir dir, Ahelia«, murmelte Dominique, als sie den Zirkel erreichte, einst allein den Tal-Telassi vorbehalten, jetzt für alle zugänglich. An dem abgesperrten Bereich, der eine fast fünfzig Meter dicke und teilweise geöffnete Molochwurzel umgab, landete sie, überließ die Leviplattform der Obhut eines Verkehrstrons und setzte den Weg zu ihrer Wohnung zu Fuß fort, so tief in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal die patrouillierenden AFW-Soldaten bemerkte.

Vor dem Eingang des Gebäudes, in dem sie zusammen mit anderen Studentinnen der Tal-Telassi wohnte, stand ein großer Levitatorwagen mit dem Emblem der Ehernen Garde von Millennia, inzwischen den Streitkräften der AFW unterstellt. Für eine Sekunde befürchtete Dominique, dass sie zu weit gegangen war, dass Joras Ebanar es sich anders überlegt und bereits jetzt konkrete Strafmaßnahmen beschlossen hatte. Doch die aus dem Schatten des Wagens tretende Gestalt trug keine Uniform, sondern einen Bionenanzug, und ihr schmales Gesicht, umrahmt von rotbraunem Haar, war angenehm vertraut: Zara 20, nach dem Tod von Myra 27 und Norene 19 die einzige Großmeisterin der Tal-Telassi. Sie deutete auf die offene Tür des Wagens, und Dominique stieg sofort ein, richtete dabei einen fragenden Blick auf Zara.

Die Großmeisterin schüttelte den Kopf, nahm an den Kontrollen Platz und aktivierte die Bordsysteme. Mit einem dumpfen Summen stieg der Wagen auf, und als er kurze Zeit später durch einen der Eistunnel flog, die Empirion mit anderen Städten unter den Gletschern von Millennia verbanden, sagte Zara: »Jetzt können wir miteinander reden, ohne dass jemand mithört.«

Sie stand auf und trat zur Tür des Heckabteils. »Ich möchte dir jemanden vorstellen.«

Zara öffnete die Tür, und Dominique sah eine zweite Frau, die sie sofort erkannte, obwohl sie ihr jetzt zum ersten Mal begegnete. Sie hatte pechschwarzes Haar, das ihr weit über die Schultern fiel, und ihre großen Augen zeigten das Grün von Jade. Die Frau war jünger als in den quasirealen Aufzeichnungen, doch an ihrer Identität bestand kein Zweifel: Dies war Norene, von Dominik/Ahelia auf Kyrna getötet, und jetzt von den Toten zurückgekehrt.

Interludium 1

2. Juli 951 ÄdeF

Kaither wusste, dass er versklavt war oder vielleicht tot. Trotzdem fühlte er sich frei und lebendig. Art und Umstände seiner Existenz spielten kaum mehr eine Rolle; wichtig war nur, dass er existierte, in einer Form, die ihm Zufriedenheit und Glück ermöglichte.

Der Schwarm war an diesem Morgen aufgebrochen, um mit den Wolken zu spielen. So sah es jedenfalls aus. In der vergangenen Nacht war die Stadt erneut gewachsen, wie in den Nächten zuvor, aber trotzdem hatte Kaither nicht weiter gehen müssen, um sie zu verlassen. Als er oben auf der Kuppe des Hügels stand, umgeben von einer offenen Graslandschaft, beobachtete er, wie die Ränder der lebenden Stadt sich über die Hänge des Tals ausbreiteten. Neue Treppen und Bögen bildeten sich, neue Stege zwischen ineinander verschachtelten Gebäuden, neue Türme. Es ging sehr schnell, und Kaither vermutete, dass er in wenigen Minuten die Ereignisse von Wochen und Monaten sah. Seinem Zeitempfinden konnte er nicht mehr trauen; ein Tag auf dieser Welt mochte so lang sein wie Jahre. Wie viel Zeit war verstrichen seit dem Ende jenes anderen Lebens? Einige Wochen an diesem Ort, und vermutlich Jahrhunderte in seiner eigenen Zeit.

Oben am Himmel dehnte sich der Schwarm aus. Er war größer als sonst, schien diesmal aus allen Bewohnern der Stadt zu bestehen. Etwas Besonderes musste geschehen sein.

Als sich Kaither umdrehte, bekam er die Antwort auf seine unausgesprochene Frage.

»Wir sind in eine Mulde geraten«, sagte der Mann auf der Sitzbank, von der aus man einen guten Blick über das weite Land und die wachsende Stadt hatte. »Kurz vor der Galaxie, die du ›Milchstraße‹ nennst.«

Er bezeichnete sich selbst als Kognitor, aber Kaither nannte ihn Hendrik, weil er ihn an seinen Großvater erinnerte, obwohl der Mann nicht in dem Sinne alt wirkte. Sein Alter ließ sich nur schwer bestimmen: Mal erschien er Kaither jung und energisch, voller Vitalität; bei anderen Gelegenheiten gewann er den Eindruck von Ruhe und Weisheit. Hendrik veränderte sich ständig, wie die Stadt.

»Sind deshalb alle dort oben?«, fragte Kaither und deutete gen Himmel.

»Ja. Wir suchen nach einem Weg aus der Mulde. Es kann eine Weile dauern, einige Wochen hier, ein oder zwei Jahrhunderte deiner Zeit.«

Kaither nahm neben Hendrik Platz. »Was ist eine Mulde?«

»Wunden in der Raum-Zeit«, sagte der Kognitor. Heute schien er ganz alte Weisheit zu sein. Ruhig saß er da, beide Hände auf den Knauf eines Gehstocks gelegt. Sein Blick reichte in die Ferne. »Das Universum trägt die Narben eines alten Konflikts. Eine unserer Fragen gilt dem Wann und Warum.«

Ein Summen kam vom Himmel, wie von einem riesigen Bienenvolk. Der Schwarm dehnte sich weiter aus, wie eine große dunkle Wolke unter den vielen weißen. Aus der wachsenden Stadt ertönte ein Knacken und Knirschen, vom Seufzen des Winds überlagert.

Kaither lehnte sich zurück. »Haben wir Zeit?«, fragte er, obwohl er wusste, wie die Antwort lautete.

»Zeit ist kein Problem.«

»Dann erzähl mir eine Geschichte, Hendrik«, sagte Kaither. »Erzähl mir eine deiner vielen Geschichten.«

»Nein. Heute möchte ich eine Geschichte von dir hören.«

»Von mir?« Das erstaunte Kaither. Er hatte angenommen, dass sein gesamtes Wissen längst Teil des Schwarms geworden war. Aber vielleicht gab es bestimmte Dinge, die in Worte gefasst werden mussten. »Na schön«, sagte er und begann.

Er erzählte von den Graken und dem langen Krieg gegen sie. Der Kognitor, und durch ihn die Kognition des Hohen Ichs, hörte aufmerksam zu.

2 Feuersturm

2. März 1147 ÄdeF

Seit mehr als siebzehn Jahren schlief Maximilian Tubond nicht mehr – der Hegemon sah darin eine Erweiterung seines Lebens. Es gab ihm mehr Zeit, zu lernen und zu entscheiden.

Zwei Enzelore – fest mit Nacken und Hinterkopf verwachsene Bione – halfen dem nie ruhenden Gehirn, mit der Tag und Nacht anfallenden Datenflut fertig zu werden, sie zu sortieren und mentalen Abraum zu beseitigen. Mobile Mneme, die aus der neuen bionischen Produktion von Millennia stammten, nahmen über Nanowurzeln und neuronale Brücken Informationen auf, die Tubond für wichtig genug hielt, sie auf Dauer zu speichern. Ein braungrauer Bionenanzug, den er nur sehr selten ablegte, versorgte seinen Körper mit allen notwendigen Nährstoffen, recycelte Ausscheidungen und beugte Krankheiten ebenso vor wie Alterserscheinungen: Mit hundertvierzig Jahren spürte der Hegemon des Oberkommandos noch immer die Spannkraft eines Achtzigjährigen. Er brauchte sie, denn das Schicksal der Allianzen Freier Welten hing weitgehend von seinen Entscheidungen ab.

Manchmal glaubte er, die AFW zu sein.

Das mit dem Bionenanzug verbundene Datenvisier vor den Augen des Hegemons empfing Nachrichten von Infonauten, Datenservi und tronischen Systemen – während des Flugs über die endlose Industrielandschaft von Andabar blieb Tubond immer auf dem neuesten Stand, was die Ereignisse draußen im All betraf. Mehrere Transverbindungen erlaubten ihm, auf anderen Welten und in den wichtigsten Nachrichtenzentren virtuell präsent zu sein. Nichts Bedeutendes geschah, ohne dass er praktisch sofort Kenntnis davon erhielt. Kontrollierte Wahrnehmungsspaltung teilte sein Selbst diesmal in fünf Teile, zwei primäre und drei sekundäre. Der erste primäre war dominant, denn er ruhte im realen Körper, während der zweite an einer Okomm-Konferenz teilnahm, die wie die Besichtigungstour auf Andabar stattfand, dem zweiten Planeten des Hyperion-Systems und Urheimat der Piriden, Waffenschmiede der AFW. Tubonds Aufmerksamkeitsfokus wechselte zwischen seinen beiden primären Präsenzen hin und her, während er die Steuerung der drei sekundären, Dutzende von Lichtjahren entfernt, den beiden Enzeloren überließ. Sie würden ihm sofort Bescheid geben, wenn dort etwas geschah, das seine volle Aufmerksamkeit erforderte.

»Dieser Lunki möchte die Gelegenheit nutzen, um sich ausdrücklich für die zusätzlichen Mittel zu bedanken, die das Oberkommando für Forschung und Weiterentwicklung bewilligt hat«, sagte Bergon, inzwischen Erster Waffenherr von Andabar. »Wie Sie sehen, machen wir guten Gebrauch davon.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!