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Die Raleigh Rough Riders sind zurück, und dieses Mal ist es der Super Bowl-Quarterback Beaux Hale, der das wichtigste Spiel seines Lebens spielen muss. Jede Frau weiß, dass Beaux Hale sich für nichts als seinen Sport interessiert. Doch ab dem Moment, in dem das Rough Riders-Team das Restaurant betritt in dem Paige Halloway kellnert, fühlt Paige ein Prickeln in Beaux' Gegenwart. Dann hört sie ihn mit seinen Teamkollegen über sie reden, und schlagartig vergeht ihr das Prickeln. Beaux scheint zu denken, dass er mit seinem Geld, Ruhm und sexy Aussehen jede Frau rumkriegen kann – doch er irrt sich. Denn Paige hat keine Zeit für die Liebe. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, Geld zu verdienen um ein Dach über dem Kopf zu haben und die Pflege ihres kranken Vaters bezahlen können. Wie gut, dass Beaux kein Mann ist, der beim geringsten Widerstand aufgibt, sondern jemand, der notfalls auch schmutzig spielt … Teil 2 der Raleigh Rough Riders-Reihe.
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Seitenzahl: 338
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Raleigh Rough Riders 2: Filthy Player
Stacey Lynn
Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Joy Fraser
© 2017 by Stacey Lynn unter dem Originaltitel „Filthy Player (A Rough Riders Novel)“
© 2019 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels
www.plaisirdamourbooks.com
© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg (www.art-for-your-book.weebly.com)
© Coverfoto: PeriodImages.com
ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-405-4
ISBN eBook: 978-3-86495-406-1
This edition is published by arrangement with Claudia Böhme Rights & Literary Agency, D-30159 Hannover, Germany (www.agency-boehme.com)
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Epilog
Autorin
Paige
„Du bist mal wieder zu spät.“
Ich sah meinen Boss Paulie an und versuchte, bei seinem angesäuerten Gesicht und den Schweißperlen auf der Stirn nicht zusammenzuzucken. „Ich weiß, und es tut mir furchtbar leid, aber mein Dad …“
„Schluss mit den Ausreden. Kennt man eine, kennt man alle.“
Mit einer Handbewegung wischte er meine Begründung vom Tisch, die gar keine Ausrede war. Schließlich konnte ich nichts dafür, dass mein Vater aus dem Rollstuhl gefallen war, als er sich in seinen Fernsehsessel begeben wollte, und dass ich ihn erst nach zwanzig Minuten endlich vom Boden hochbekommen hatte. Ich sollte dringend einen Gewichtheberkurs besuchen. Allerdings brauchte ich erst einmal das Geld, um ihn zu bezahlen.
„Geh an die Arbeit“, fuhr Paulie fort. „Annabelle hat sich für heute Abend krankgemeldet, also fehlt uns eine Bedienung, und ich habe gehört, dass die Riders nach ihrer Pressekonferenz hierherkommen wollen.“
„Na toll“, murmelte ich wegen beidem: dass das Raleigh-Rough-Riders-Footballteam aufschlagen wollte und dass Annabelle mal wieder nicht da war. Ich verspätete mich ab und zu einmal, aber wenigstens ließ ich mich blicken. Annabelle war hier die unzuverlässigste Kellnerin. Und wenn sie da war, war sie von allen die Faulste, was mich noch mehr ärgerte.
„Aber ich warne dich, Paige“, sagte Paulie und kam mir so nahe, dass ich zurückweichen musste. Der Mann war übergewichtig und hätte mich mit seinem Bauch gegen die nächste Wand schubsen können. „Das ist deine letzte Chance. Sei pünktlich oder komm gar nicht mehr.“
Am liebsten hätte ich ihn daran erinnert, dass Annabelle heute schon mindestens das zehnte Mal nicht erschienen war, während ich erst zum dritten Mal zu spät kam, doch das würde keinen Unterschied machen. Annabelle war seine Nichte. Sie konnte machen, was sie wollte.
Ich hingegen …
Während ich mir die schwarze Schürze umband, fluchte und meckerte er weiter und schlurfte davon. Als ich angefangen hatte, im Ride’Em Rough Saloon zu arbeiten, versicherten mir die Kellnerinnen, dass Paulie zwar bellte, aber nicht zubiss. Ich hoffte, sie hatten recht. Der Name des Barbecue-Restaurants war selbst für amerikanische Verhältnisse echt primitiv – Reite sie hart. Aber es funktionierte wegen der unmittelbaren Nähe zum Rough-Riders-Stadion.
Ein paar Stunden später schwitzte ich unter den Brüsten, was beeindruckend war, denn besagte Brüste waren alles andere als beeindruckend. Das Haar klebte mir am Nacken. Es musste sich in Raleigh herumgesprochen haben, dass die Rough Riders nach der Pressekonferenz hier erscheinen würden. Jedes Jahr nach der Vorsaison, noch bevor die erste Woche der Hauptsaison anfing, hielten sie eine Pressekonferenz ab. Es war so voll hier, dass die Leute draußen Schlange standen.
An solchen Tagen stellte Paulie Türsteher ein, die professionellen Wrestlern das Fürchten lehren könnten. Doch es war derartig überfüllt, dass ich mich fragte, ob vielleicht ein paar von denen auch nicht gekommen waren.
Meine Füße schmerzten und meine Knöchel brannten in den Sandalen, die wir zusammen mit Jeansshorts und engen bauchfreien T-Shirts – in den Trikotfarben der Rough Riders – tragen mussten, und ich hatte genug davon. Genug von Kerlen, die meinen Hintern betatschten, weil ich diese Uniform am Körper kleben hatte. Genug von betrunkenen Jungs, die gerade einmal alt genug waren, hier hinein zu dürfen, und die einen Blick auf ihre Helden werfen wollten, weil diese ein Stück Schweinsleder wie eine Rakete mit Zielvorrichtung dreißig Yards weit werfen konnten. Zwar war mir die Liebe zu den Rough Riders in die Wiege gelegt worden, doch nach vier Stunden Schicht hatte ich von denen ebenfalls genug.
Mein Dad liebte Football – absolut alles an dem Spiel. Er hatte selbst für die Purdue University gespielt, ehe er wieder nach Raleigh gezogen war, um die Autowerkstatt seines Vaters zu übernehmen. Mom hatte jedoch den Footballspieler aus dem College haben wollen, und nicht den Mann, der jeden Penny zweimal umdrehen musste. Schließlich hatte sie genug gehabt von der Ehe mit einem Automechaniker, anstatt das luxuriöse Leben zu führen, mit dem sie aufgewachsen war und das sie sich von Dad erhofft hatte, und zog zurück in ihre Heimatstadt in Michigan. Scheinbar wollte sie mich ebenfalls nicht mehr haben. Ich war vier Jahre alt, als sie ging. Trotzdem, Dad und ich haben das ganz gut hinbekommen.
Zumindest, bis er vor einem Jahr einen Schlaganfall erlitten hatte und ein paar Monate später einen zweiten, nach dem seine rechte Körperhälfte teilweise gelähmt war. Inzwischen hatte er etwas von seiner Beweglichkeit zurückerlangt und konnte manchmal einen Rollator benutzen, doch er benötigte immer noch Hilfe für sich und das Haus. Zu der Lähmung kam erschwerend hinzu, dass die Schlaganfälle seine geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt hatten, sodass er manchmal nicht gerade die besten Entscheidungen traf.
Jetzt war ich dazu gezwungen, nicht nur das Büro der Werkstatt zu führen, sondern auch für Paulie zu arbeiten, damit wir die astronomischen Arztrechnungen bezahlen konnten, denn eine Krankenversicherung hatten wir nicht.
Eigentlich konnte ich es nicht allein schaffen und brauchte Hilfe, doch auf keinen Fall würde ich jemanden um etwas bitten. Das ging nie gut, sondern brachte nur Verpflichtungen mit sich, die schlimmer waren, als die ursprüngliche Hilfe wert war.
„Verdammt, Paige“, sagte Hannah und stieß mich mit der Hüfte an, damit ich ihr auch zuhörte. „Du bist vielleicht ein Glückspilz.“
„Was? Warum?“ Ohne sie anzusehen, gab ich Bestellungen in das Computersystem ein.
„Du verarschst mich, oder? Ray hat soeben sechs Mann aus dem Team an einem deiner Tische platziert. Was würde ich nicht alles für ein Stück dieses wunderbaren Klasse-A-Premium-Fleisches machen.“
Ihre Stimme war leise geworden und ich musste lachen. Ausgeflippte Hannah. Mit mehr Sternchen in den Augen als Hirn im Kopf versuchte sie ständig, sich einen Rider zu angeln. Ihr Problem war, dass sie es übertrieb und vom ersten Augenblick an zu viel Anhänglichkeit ausstrahlte. Mehr als einen Spieler hatte ich erschrocken zurückweichen sehen, obwohl Hannah mit großen Möpsen und einem Hammer-Body ausgestattet war. Außerdem war sie süßer als der Kirschkuchen meiner Oma. Aber sie überrumpelte die Männer, wirkte leicht irre und zu sehr wie ein durchgeknallter Fan.
„Verdammter Mist“, murmelte ich. „Willst du das übernehmen?“
„Schön wär’s. Beaux Hale ist da. Ich schwöre, als er das letzte Mal hier war, hat er mich voll abgecheckt. Aber Paulie schmeißt mich sofort raus, wenn ich das Team noch einmal bediene.“
Paulie und seine Drohungen. Es war nicht unbedingt Hannahs Schuld, dass ihr beim Anblick der NFL-Spieler die Knie weich wurden. Sie konnte nichts dafür, dass diese Männer so viel Testosteron verströmten, dass die weibliche Libido schon beim bloßen Anblick ansprang. Sie trugen ihre Pheromone genauso mit sich herum wie ich meine Unabhängigkeit. Hell und strahlend wie der Times Square an Silvester.
Diese Männer hatten einfach das gewisse Etwas.
Ich konnte nicht lügen und behaupten, dass sie mich kaltließen. Doch das Letzte, was ich im Leben gebrauchen konnte, war ein Footballspieler, die bekannt dafür waren, solche Aufreißer zu sein, als moralisch vertretbar war.
„So schlimm war es gar nicht“, sagte ich zu Hannah, nahm mein volles Tablett und bedankte mich bei den Köchen.
„Paige, ich habe vier Schalen Tomatensuppe über Oliver Powell gekippt.“
Ich prustete. Ich konnte es nicht stoppen, es war einfach zu witzig gewesen. Der berühmte Tight End der Rough Riders wirkte immer so verkrampft, dass ich gar kein Mitleid gehabt hatte, als er in Suppe ertränkt wurde.
Außerdem war es schwierig genug, die schweren Tabletts zu schleppen, und jemand hatte Hannah gestoßen. Die Jungs um Powell hatten sich kaputtgelacht, und es hatte niemanden weiter gestört außer Paulie, der Angst hatte, sie als Kunden zu verlieren.
„Gut, das war unangenehm, aber ich gebe dir trotzdem mein ganzes Trinkgeld, wenn du sie übernimmst. Ich finde eine Ausrede für Paulie, falls er es merkt.“
Ich hatte bis jetzt ein paar Hundert an Trinkgeld bekommen und wir brauchten jeden Penny, aber ich war erschöpft und sechs Rough Riders zu bedienen, stellte momentan alles andere als Spaß dar.
Sie verdrehte die Augen. „Als ob ich das annehmen würde. Du brauchst die Kohle.“
Hannah war einfach die Beste.
Zwar verbarg ich nicht viel, doch ich war auch kein offenes Buch. Dad hatte mich jedoch oft genug hier besucht, sodass die meisten meiner Kollegen wussten, dass er nicht gesund und ich für ihn verantwortlich war.
„Weißt du, was du noch brauchst?“
Ich balancierte das Tablett mit den Hamburgern aus und sah über meine Schulter. „Was?“
„Du solltest dich mal wieder flachlegen lassen.“ Sie grinste und hüpfte herum. „Und sieh dir nur die sexy Jungs an deinem Tisch an. Ich bin sicher, alle Singles würden das gern für dich übernehmen.“
„Du bist unverbesserlich“, sagte ich und ließ Hannahs Lachen hinter mir. Die Frau war verrückt. Aber sie hatte recht. Es war so lange her, dass ich Sex gehabt hatte, dass ich schon anfing zu vergessen, wie ein Penis aussah.
Das bedeutete aber nicht, dass ich mich von einem Rough Rider flachlegen ließ.
Auf keinen Fall.
Niemals.
Nie.
„Willkommen im Ride’Em Rough, was kann ich euch bringen?“
Ich versuchte, selbstbewusst und höflich zu klingen. Eine Meisterleistung bei einem Haufen Männer am Tisch. Sechs Rough Riders, alle groß und stark, alle grinsend als wäre ich ihre nächste Mahlzeit. Nicht zum ersten Mal bediente ich einige der Spieler, doch es war nie einfach, in deren Gegenwart die Ruhe zu bewahren.
Ich war schon ein Fan des Teams, bevor ich sprechen konnte, und der Babystrampelanzug, in dem ich aus dem Krankenhaus gekommen war, bewies das. Obwohl ich die Jungs seit über zwanzig Jahren im Fernsehen betrachtete, war ich nicht auf die instinktive Reaktion meines Körpers vorbereitet gewesen, als ich hier im Sommer anfing zu arbeiten und die Spieler das erste Mal leibhaftig sah.
Heute war es das erste Mal, dass ich Beaux Hale bediente, obwohl er schon öfter hier gewesen war. Er war der Stammquarterback und saß nun genau neben mir, nah genug, dass ich seine Körperhitze, die durch sein T-Shirt drang, spüren konnte.
Ich blickte die Männer am Tisch an und alle sahen zu Beaux. Gott helfe mir, der Mann war so unglaublich sexy. Seine Augen waren blau und er hatte dichtes blondes Haar. Sein Rasierwasser umgab ihn in sanften, unaufdringlichen Duftwellen, die ich durch den Geruch von Hamburgern und Bier hindurch dennoch wahrnahm. Er war der Einzige in der Gruppe, der anstatt Hemd und Krawatte nur ein graues T-Shirt trug.
Voll cool.
Dem Grinsen nach zu urteilen, das er mir zuwarf, war ihm dies bewusst.
„Zwei Krüge von was auch immer für eine Marke ihr im Fass habt.“
„Wir haben Vortex und Freak Nature.“ Und da ging meine Stimme dahin. So viel zu selbstbewusst. Sie schwankte schlimmer als unser Weidenbaum im Wind.
Normalerweise hatte ich keine Probleme damit, bei diesen Männern die Nerven zu behalten. Es waren Kerle wie alle anderen auch, nur hatten sie mehr Millionen, als ich je sehen würde, und mussten sich keine Sorgen um ihre pflegebedürftigen Eltern machen. Doch Beaux Hale hatte etwas an sich, das mich an Stellen berührte, die ich nicht unbedingt hasste.
Persönliche, empfindsame Stellen.
„Ich weiß nicht, was die anderen Säcke hier wollen“, sagte Beaux und lehnte sich zu mir. „Aber mir gefällt ab und zu eine etwas verrückte Art.“ Womit er sich auf den Namen des Biers Freak Nature bezog, es aber eindeutig zweideutig meinte.
Guter Gott! Ich hätte mir Luft zugefächelt, wäre das nicht zu offensichtlich gewesen. So viel zu meiner Fähigkeit, bei diesen Jungs cool zu bleiben. Hale stand einfach auf einem anderen Blatt.
Ich hatte ihn zu oft auf Sportsendern gesehen und auf den Titelblättern von Peopleund GQ. Er war Raleighs neuer Held, der das Team in der letzten Saison zum Super-Bowl-Sieg geführt hatte.
Man sagte, dass sie bereit und fähig seien, es dieses Jahr erneut zu schaffen. Das Talent dazu hatten sie jedenfalls. Das wusste ich, weil ich mit Dad öfter den Sportkanal ESPN als irgendeinen anderen Sender sah. Und seit dem Sieg im letzten Jahr redeten alle nur davon, dass die Rough Riders es ein zweites Mal schaffen könnten. Da sie alle vier Spiele der Vorsaison gewonnen hatten, sah es ganz danach aus.
„Okay, na dann“, sagte ich und meine Stimme war total leise geworden. Verträumt. Himmel noch mal, dreißig Sekunden in der Nähe dieses Mannes und ich verwandelte mich in Hannah. Ich zwang mich, den Blick von Beaux zu nehmen. „Noch etwas?“
„Ich glaube, das reicht erst mal“, sagte einer, dessen Name ich nicht kannte.
„Oh“, warf der Wide Receiver, Kolby Jones, ein. „Ich nehme das, was Hale bekommt.“
„Niemand kriegt das, was ich haben werde.“ Die Entschlossenheit und der volle Klang in Beaux’ Stimme erstaunte mich und ich sah ihn an. „Ich teile nicht“, fuhr er fort. Er sah auf den Tisch und dann wieder zu mir. Seine blauen Augen funkelten mich an und er zwinkerte kurz.
Das holte mich aus den Fantasien zurück in die Wirklichkeit.
Genau. Dieser Mann machte jeden Sommer eine Reise mit dem Wohnmobil. Und laut den Schundzeitungen, aus denen mein Dad berichtete – denn er berichtete immer alles über Hale –, waren das recht irre Urlaube. Partys mit Blondinen, Brünetten und ein paar Rothaarigen. Anscheinend diskriminierte der Mann keinen Frauentyp. Auf den Fotos trugen diese Frauen kaum vorhandene Bikinis, und Beaux stellte tief sitzende Shorts, seine nackte Brust und einen Bauch, der Waschbretter in den Schatten stellen konnte, zur Schau. Zwar mochte der Kerl einen Arm wie eine Rakete haben und besser zielen können als ein olympischer Bogenschütze, doch pflügte er sich auch schneller durch die Frauen, als er einen Pass werfen konnte.
Das war wirklich das Letzte, was ich brauchen konnte.
„Ich bin in wenigen Minuten mit den Getränken zurück und nehme die Essensbestellungen auf“, sagte ich und sah Beaux nicht noch einmal an.
Bei den Männern am Tisch saß das freche Grinsen genauso locker wie ihre Krawatten. Kein Trinkgeld der Welt war diesen Stress wert. Ich wollte an Hannah übergeben und dafür nächstes Wochenende eine Doppelschicht machen.
„Was, wenn ich schon weiß, was ich will?“, fragte Beaux und drehte sich auf dem Stuhl um.
Einen Arm hatte er auf die Rückenlehne des Stuhls gelegt und den anderen auf den Tisch. Seine Hände waren mir nahe genug, um meine Schenkel zu berühren. Mich durchlief ein Schauer und ich verstand seine Anspielung.
„Ich bin ziemlich sicher, dass das, was Sie wollen, nicht zu haben ist.“
Ich eilte zur Bar und gab die Bestellung ein, blickte nicht zurück und wollte nicht wissen, ob er mir nachsah.
Ich wusste es auch so.
Ich spürte seinen heißen Blick auf meinem Hinterteil, als ob es seine Hände wären.
Beaux
„Korb gekriegt, was, Kleiner? Mann, das ist scheiße. Passiert dir wohl nicht oft, oder?“
Ich schubste Kolbys Ellbogen vom Tisch und von mir fort. „Träum weiter, und wen nennst du hier klein?“
Verdammt, er hatte recht. Wann hatte ich das letzte Mal so eine Abfuhr bekommen? Ich hatte das Interesse in den Augen unserer schönen Kellnerin entdeckt, als sie mich ansah. Es war unmöglich, ihre roten Wangen und ihre beschleunigte Atmung zu übersehen. Das war eine Sekunde vorher passiert, ehe sich mein Schwanz regte, als sie neben mich trat. Sie war verflucht umwerfend und fiel mir nicht zum ersten Mal hier auf.
Sie versuchte, es zu überspielen, doch mir hatten sich schon genug Frauen an den Hals geworfen, um die Zeichen deuten zu können.
Außerdem hatte ich die Schnauze voll davon. Der Sommerurlaub, den ich jedes Jahr machte, um vor dem Vorsaisontraining Dampf abzulassen, hatte mir verdeutlicht, wie leid ich die weiblichen Fans war. Die Brüste, die mir ins Gesicht gehalten wurden, die Autogramme, die von mir verlangt wurden, das ständige Berühren meines Körpers, als ob sie dazu ein Recht hätten, nur weil ich wöchentlich dreieinhalb Stunden lang im Fernsehen zu sehen war.
Was war aus Sitte und Anstand geworden?
Ich hatte den Trip vorzeitig beendet, als ich feststellte, wie sehr ich meine Schwester und die Jungs vom Team vermisste, weil sie zu so etwas wie Brüdern für mich geworden waren.
Nicht, dass mich Shannon besonders vermisst hatte. Sie hatte sich in Oliver Powell verliebt, unseren Tight End und amtierenden Arschloch-Team-Captain. Glücklicherweise liebte er sie auch. Sie hatten sich verlobt und planten die Hochzeit für gleich nach dem Ende dieser Saison.
Sosehr ich auch der Frauen müde war, die mir ihre Titten ins Gesicht drückten, fand ich die schnelle Abfuhr dieser Frau, die errötete und Atemschwierigkeiten in meiner Gegenwart bekam, erfrischend neu.
Irgendwie gefiel mir das.
Grinsend rieb ich mir die Unterlippe und trank dann etwas Wasser, während wir auf unsere Getränkebestellung warteten.
„Ich weiß, wovon du heute Nacht träumst“, sagte Brian Matthews.
Er war unser Center und wir waren eng befreundet. Ging auch nicht anders, wenn man bedachte, dass ich die Hände in jedem Spiel ziemlich nah an seinen Eiern hatte. Er war mein erster Verteidiger und rettete mir auf dem Spielfeld oft den Arsch.
„Fick dich“, knurrte ich. Himmel, ich war angespannt. In dieser Saison bekam ich Druck von allen Seiten, mehr als letztes Jahr. Die Pressekonferenz hatte die hohen Erwartungen an uns in Stein gemeißelt. „Übrigens macht Siegen keinen Spaß, wenn der Kampf leicht ist.“
Matthews schlug seine Faust gegen meine und nickte. „Genau, Alter.“
Die Jungs am Tisch stimmten alle zu, doch ich brauchte deren Bestätigung nicht. Ich war nicht per Zufall der beste Quarterback der NFL geworden. Es war teilweise mein Talent und jede Menge Anstrengung. Natürlich half mir dabei auch, dass mein Körper für Schnelligkeit und Kraft wie geschaffen war, und an beidem arbeitete ich bereits, seit ich zwölf Jahre alt war und bei meinem ersten Jugend-Football-Championship-Finale auf den Geschmack gekommen bin.
Ich riss mir den Arsch auf für das, was ich erreichen wollte, ließ nie nach und gab niemals auf. Falls unsere hübsche kleine Kellnerin dachte, eine kleine Abfuhr würde bei mir wirken, wusste sie nicht, mit wem sie es zu tun hatte.
Sie positionierte sich am anderen Ende des Tisches, so weit wie möglich von mir entfernt, und stellte zwei Bierkrüge ab. „Zweimal FreakyNature. Wissen die Herren schon, was sie essen wollen?“
Langsam wusste ich es. Bei genauerer Betrachtung war sie nicht nur schön, sondern schien auch müde und erschöpft zu sein. Unter den Augen befanden sich leicht dunkle Schatten, doch mich faszinierte das glänzende braune Haar, dessen Pony ihr in die Stirn fiel. Schlanke Finger wischten ihn zur Seite und ich erhielt einen guten Blick auf ihre Augen. Wunderschöne mandelförmige, braune Augen, schokobraunes Haar und schimmernde rosa Lippen. Oh ja. Ich wusste genau, was ich essen wollte.
„Ich bin bereit“, sagte ich. Meine raue Stimme stellte meine Absichten klar.
Ihre Lider flatterten kurz und ich war wie erschlagen von der Tiefe in ihrem Blick. Sie war nicht einfach nur erschöpft und müde von einer harten Spätschicht. Diese Frau war fix und fertig. Es war so deutlich wie bei meiner Mom, als sie drei Jobs gehabt hatte, damit wir ein Dach über dem Kopf hatten und meine Football-Gebühren bezahlt werden konnten.
Plötzlich kam ich mir wie ein Arschloch vor, sie so zu bedrängen. Ich war nicht der Playboy oder der arrogante Sack, für den viele mich hielten. Ich arbeitete verdammt hart. Und ich war von zwei Frauen erzogen worden, die meinen Arsch zur Hölle und zurück treten würden, wenn ich eine Frau wie Dreck behandelte.
„Doppelter Cheeseburger ohne Fritten und einen Salat mit Joghurtdressing, bitte“, sagte ich und schob die Speisekarte in die Mitte des Tisches.
Ich hatte die Frau, Paige, nur geneckt. Ihren Namen kannte ich jetzt, weil er über ihrer linken Brust auf das T-Shirt gestickt war. „Und bevor die Blödmänner hier anfangen, sich über das Teilen der Rechnung zu streiten und dir sechsfach mehr Arbeit machen, geht heute alles auf mich.“
„Was ist denn mit dir los?“ Kolby lachte. „Du bist doch viel zu geizig, um für alle zu bezahlen.“
„Nicht geizig. Sparsam.“
Diese Diskussion hatten wir schon gehabt. Kolby hielt mich für einen Geizhals, bloß weil mir Klamotten scheißegal waren und ich mir kaum etwas Neues kaufte, es sei denn, es war wirklich nötig. Das ganze Team machte sich über meinen alten Ford Pick-up lustig, den ich schon seit der Highschool fuhr.
Warum zum Teufel sollte ich mir einen neuen Wagen kaufen, wenn der alte noch einwandfrei funktionierte?
Na gut, abgesehen von den seltsamen Spuckgeräuschen, die er in letzter Zeit von sich gab, aber das hatte mit dem Prinzip nichts zu tun. Ich war aus der Scheiße gekommen, hatte mich hocharbeiten müssen und wollte nie wieder in diese Lage geraten. Ein unglücklicher Tackle und meine Karriere mitsamt den Werbeverträgen könnte noch vor Weihnachten vorbei sein. Ich hatte alles so eingerichtet, dass ich den Rest meines Lebens sorgenfrei existieren konnte. Noch nie hatte ich es für notwendig befunden, Millionen für Villen und Sportwagen auszugeben, die futsch wären, sobald der Ruhm vorbei war. Kolby hatte das verstanden, obwohl er selbst in einer Villa wohnte, aber er musste auch für seine Tochter und seine Mutter sorgen. Er brauchte ein richtiges Zuhause.
Ich war zufrieden mit meinem Reihenhaus.
„Ich mache es Paige nur einfacher. Es ist voll hier und ich wollte nur helfen.“
Ich sah sie an. Ihr Mund öffnete sich, sie blinzelte und schüttelte dann den Kopf. Ihre Wangen glühten. Ein hübsches Rosa, das ich mir näher ansehen wollte, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Ich konnte sie jederzeit aufsuchen, wenn sie sich nicht gerade die Füße wund laufen musste.
„Bestellt schon, ihr Idioten.“ Ich klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. „Wir müssen zum Meeting zurück.“
Während die Jungs bestellten, füllte ich ihre Gläser mit Bier. Als alle fertig waren, sammelte ich die Speisekarten ein und reichte sie Paige über den Tisch. Mein Arm war lang genug, dass sie sich nicht zu sehr strecken musste.
„Danke“, wisperte sie mit leicht glasigen Augen.
„Kein Problem. Meine Mom hat auch bedient, und ich weiß, was das für ein harter Job ist.“ Ich lächelte und hoffte, dass es ehrlich rüberkam, denn ich meinte es ernst.
Sie nahm die Speisekarten und blickte noch einmal in die Runde. „Noch irgendwas?“
Quinten öffnete den Mund.
Ehe er etwas sagen konnte, sprach ich. „Das war alles.“ Er war einer unserer besten Running Backs. Aber er war auch wählerisch ohne Ende. Ich malte mir aus, wie er sechs Sonderwünsche äußerte und alles zusätzlich verkomplizierte. Heute sollte er gefälligst mit dem zufrieden sein, was er bekam.
„Okay. Ich bringe alles, sowie es fertig ist.“
„Danke, Paige.“
Sie errötete noch mehr und schien auf ihr Namensschild zu schielen. Dann nickte sie und ging.
Kolby stieß mich an, so wie ich ihn vorhin. „Was zur Hölle …?“
„Was denn?“ Ich trank einen Schluck Bier. Verdammt gut. Ich liebte das Bier in Raleigh.
„Du warst so nett zu ihr.“
„Ich will ihr an die Wäsche, Alter. Da werde ich doch nicht unhöflich sein.“
Hinter mir hörte ich jemanden nach Luft schnappen.
Oh Scheiße.
Ich drehte mich um und natürlich stand ausgerechnet Paige hinter mir. In ihren braunen Augen schimmerte Wut und sie hatte einen Krug mit Eiswasser in der Hand. Sie hob besagte Hand, und ehe ich ausweichen oder irgendwie reagieren konnte, kippte sie mir das Wasser über den Kopf.
„Scheiße!“ Ich duckte mich und Eiswürfel kullerten über mich.
„Das kannst du vergessen, Arschloch.“ Sie wirbelte herum und stampfte wütend davon.
„Ahh, fuck!“ Mir war kalt, Eiswasser lief mir übers Gesicht, drang durch das T-Shirt und sammelte sich in meinem Schoß.
Im gesamten Lokal war es totenstill geworden.
Bis meine Teamkameraden in schallendes Gelächter ausbrachen, sodass ihnen Tränen über die Gesichter liefen.
„Leckt mich doch am Arsch.“ Ich schüttelte die Hände aus und bespritzte alle, die in meiner Nähe saßen. Dann lehnte ich mich vor und schüttelte mein Haar wie ein Hund, verteilte die Nässe überall in meiner näheren Umgebung und erhob mich.
Im Auto hatte ich den Anzug, den ich vorher getragen hatte. Ich hasste ihn, aber zumindest war er trocken.
Ein übergewichtiger Mann eilte auf mich zu. Er hatte weiße Handtücher über dem Arm und sein dicker Bauch hüpfte auf und ab. „Mr. Hale! Ich bitte vielmals um Entschuldigung! Bitte lassen Sie mich Ihnen helfen! Bitte verzeihen Sie das Benehmen der Bedienung.“ Er warf einen bösen Blick in die Richtung, in der Paige verschwunden war. „Anscheinend brauchen wir hier eine bessere Schulung.“
Ich nahm ein Handtuch und trocknete mir das Gesicht ab. „Kein Problem. So etwas passiert. Machen Sie sich keine Sorgen.“
Nachdem sie meinen Kommentar gehört hatte, hatte ich es schließlich verdient. Es gefiel mir sogar. Denn es zeigte, dass sie Mumm hatte und für sich selbst einstehen konnte. Genau mein Typ Frau.
„Ich werde mich sofort darum kümmern“, sagte er.
Man sah ihm an, wie er das meinte.
„Wirklich kein Problem. Niemand ist zu Schaden gekommen. Außerdem ist das nicht mein erstes Eisbad.“ Ich nahm es mit Humor, trocknete mir die Arme ab und warf die restlichen Handtücher auf den Tisch. „Helft mir bitte und wischt den Tisch ab“, sagte ich zu den Jungs. Wir waren nicht alle solche arroganten Arschlöcher, wie die Leute gern glaubten. Reich, ja, aber keine Mistkerle. Ich hatte noch nie einen Spieler getroffen, der nicht dankbar dafür war, vom Ballspielen leben zu können.
„Na klar“, sagte Quinten.
Ich wandte mich wieder an den Typen, der wohl der Manager hier war, und hob die Hände. „Sehen Sie? Keine große Sache. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, ich gehe mir etwas Trockenes anziehen.“
„Inzwischen werde ich mit der Kellnerin reden.“ Er eilte davon, ehe ich etwas sagen konnte.
Meine Mutter hatte mehr Jobs verloren, als ich aufzählen konnte, und das aus viel banaleren Gründen. Bedienungen gab es wie Sand am Meer, sie waren leicht zu finden und leicht zu feuern.
Verdammt.
Ich beeilte mich und ging zum Auto, zog die nasse Jeans aus und das T-Shirt. In Anzughose und Oberhemd betrat ich das Lokal erneut.
Ich musste Paige und den Manager finden, bevor ich ihr noch viel mehr schuldete als nur eine Entschuldigung.
Paige
Mit den Händen in den Haaren und geschlossenen Augen knurrte ich zur Decke empor und der animalische Klang schockierte mich selbst.
Verdammt sollte er sein! Blöder Idiot!
Einen kurzen Moment, als er seine Mutter erwähnt hatte, hatte ich gedacht, dass Beaux Hale ein anständiges menschliches Wesen sein könnte, trotz der sexuellen Anspielungen und der Flirterei. Weil ich ihn für so nett hielt, hatte ich Hannah den Eiswasserkrug abgenommen und ihn an den Tisch bringen wollen, bevor ich die Bestellung aufgegeben hatte.
Es war sehr selten, dass jemand erkannte, wie schwer der Job war, und auch noch versuchte, ihn einem zu erleichtern. Die Leute einzeln abzurechnen war zwar keine Raketenwissenschaft und man musste kein Hirnchirurg sein. Aber es war die gute Absicht dahinter gewesen, die Schmetterlinge in meinen Bauch befördert hatte und mich innerlich erwärmte wie schon lange nichts mehr.
Natürlich war ich eigenständig und kümmerte mich um mich selbst und um Dad. Doch manchmal, gelegentlich, in der Stille der Nacht, wünschte ich mir, dass jemand kommen, meine Hand nehmen und sagen würde: „Setz dich, meine Liebe. Du hattest einen langen Tag, ich kümmere mich darum.“
Und dabei müsste es sich um keine große Sache handeln. Es könnte darum gehen, die Spülmaschine auszuräumen, den Müll rauszubringen, die Post hereinzuholen oder die Zeitung vom Ende der Einfahrt mitzubringen, die ich ständig vergaß.
Es könnte alles Mögliche sein, und bei Beaux’ strahlend blauen Augen war mir Hannahs Hinweis auf mein nicht vorhandenes Sexleben wieder eingefallen. Für einen Moment, einen winzig kleinen Augenblick, hatte mir der Gedanke gefallen, dass Beaux so jemand für mich sein könnte, auch wenn die kleine Hilfe, die er anbot, mir nur ein paar Minuten im Job weiterhelfen würde.
Doch dann hatte er unbedingt den Mund aufmachen müssen.
Er war genauso arrogant, unverschämt und egozentrisch wie alle Männer, die mir in den letzten paar Jahren untergekommen waren. Mehr Nehmer als Geber, mehr darauf aus, im Bett schnell zum Ziel zu kommen, ohne sicherzustellen, dass auch ich auf meine Kosten kam, und wenn sie ihre Ladung abgeschossen hatten, konnten sie es kaum erwarten, mich wieder loszuwerden, anstatt mir ein Glas Wasser anzubieten.
Er war genau wie alle anderen. Sogar noch schlimmer. Offensichtlich wusste er genau, wie man das Spiel spielte. Sexy anlächeln und zuzwinkern, irgendetwas Nettes anbieten, und dann schnappte seine Falle zu.
Ich stöhnte auf.
Dumm, dümmer, am dümmsten.
„Was hast du getan?“ Hannah eilte in den Pausenraum, in den ich mich zurückgezogen hatte, um meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. „Bist du wahnsinnig? Ausgerechnet Beaux Hale! Was ist bloß passiert?“
„Er ist ein Arschloch, das ist passiert.“
„Kann gar nicht sein.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften, und Kleingeld klimperte in ihrer Schürzentasche. „Nicht Beaux. Alles, was ich über den gelesen habe, klingt super süß. Denk nur an die Beziehung zu seiner Schwester.“
„Dass er eine Schwester hat, bedeutet nicht automatisch, dass er kein Idiot ist, Hannah.“ In ihren Augen waren VIPs glitzernde Diamanten. Naives Mädchen. Ich war sicher, sie glaubte auch an Märchen und Happy Ends.
Einmal hatte ich gedacht, ich hätte mein Happy End mit Spencer gefunden. Doch ich lag falsch. Es hielt zwei Jahre und davon wohnten wir ein Jahr zusammen. Als Dad krank wurde und ich zu ihm gezogen war, brach die Beziehung auseinander. Nach nur zwei Wochen rief er an und erklärte mir, dass es vorbei sei, weil ich keine Zeit mehr in unsere Beziehung investierte.
Das war das erste Mal gewesen, dass mich ein Mann verließ, weil ich ihm nicht meine ganze Aufmerksamkeit widmen konnte, während ich meinem Dad half. Doch er blieb nicht der Einzige. Ich traf mich noch mit weiteren Männern, nachdem ich zurück nach Hause gezogen war, aber alle verzogen sich rasch, wenn sie feststellten, dass ich nicht so viel Zeit für sie hatte, wie sie es sich wünschten.
Tja, es tut mir leid, all ihr Arschlöcher und Versager, aber mein Dad spielt die erste Geige in meinem Leben. Bis mal einer käme, der begreifen würde, dass für meinen Dad zu sorgen keine Last war, sondern eine Ehre. Immer hatte er mir alles gegeben, was er konnte, hatte mich zu der Frau gemacht, die ich heute war, hatte sich den Hintern abgerackert, nur damit ich das Beste von allem bekam.
Ich wandte mich an Hannah. Es gefiel mir nicht, ihre Illusionen zerstören zu müssen, doch ich erzählte ihr trotzdem, was Beaux gesagt hatte. Ihre blassgrünen Augen wollten aus den Höhlen quellen.
„Nein! Das hat er nicht gesagt!“
Ich nickte. „Doch, hat er.“
Es laut auszusprechen schmerzte mehr als die Erkenntnis, dass er wie jeder andere war. Wie albern von mir, etwas anderes erwartet zu haben.
Himmel, fast wäre ich auf seine Manieren und seinen Charme reingefallen. Sehnte ich mich wirklich so sehr nach einem anständigen Kerl? Immerhin hatte ich sogar in Erwägung gezogen, ihn ranzulassen, falls sich die Gelegenheit ergeben würde, bevor er dem ganzen Tisch erzählt hatte, dass er genau das von mir wollte und sonst nichts.
Entschuldigung, aber es tut mir nicht leid. Ich war mit einem gewissen Maß an Anständigkeit erzogen worden. Und das beinhaltete nicht, einem Mann in den Schoß zu fallen, nur weil er mit den Fingern schnippte.
Ich musste aufhören, darüber nachzudenken. Das Problem war nur, dass Paulie so schnell nicht lockerlassen würde.
„Wie gemein wird Paulie, wenn er richtig sauer ist?“, fragte ich Hannah.
Sie verzog den Mund. „Nun ja, ich bin immer noch hier.“ Sie zuckte auf diese unschuldige, verspielte Weise, die ich so sehr an ihr mochte, mit den Schultern.
Ich zog sie in eine Umarmung. „Danke, dass du mir zugehört hast.“
„Jederzeit, Paige.“
Ich grinste und sie erwiderte es.
„Ich sollte dann wohl mal Paulie aufsuchen.“
„Äh, ja. Er ist Beaux zu Hilfe geeilt.“
„Na toll.“ Ich ging an ihr vorbei, doch sie rief mich noch einmal. „Was ist?“
„Äh, ich meine … Wäre es denn wirklich so schlimm, dich trotzdem mit ihm einzulassen?“ Sie lächelte mit ihrem Schlafzimmerblick. „In dem durchweichten T-Shirt sah er unglaublich sexy aus. Stell dir nur mal vor, wie er wohl ganz ohne aussieht.“
Ich musste lachen. „Du bist verrückt, Hannah.“
Ich öffnete die Tür, ging hinaus und Hannah rief mir hinterher: „Ja, aber ich bin eine Verrückte, die ein Sexleben hat!“
Dieses Weib. Ich lachte immer noch und schüttelte den Kopf, während ich Paulie suchte.
Ich fand ihn im Gastraum.
„Was hast du dir dabei gedacht, Mädel?“, brüllte er fast. Gäste starrten in unsere Richtung. „Beaux Hale! Von den Rough Riders! Hat dir jemand ins Gehirn geschissen und du hast vergessen, wen du da bedienst, als du ihm Wasser übergegossen hast?“
„Es tut mir schrecklich leid, Paulie, wirklich.“ Ich zeigte ihm meinen besten Entschuldigungsausdruck, den ich hinbekam. „Es war ein Ausrutscher.“
„Ausrutscher? Worauf bist du ausgerutscht, auf deinem Hirn? Man kann einem Quarterback kein Wasser überkippen und erwarten, dass es nicht in die Presse kommt. Wenn das Team nicht mehr herkommt, haben wir keine Gäste mehr!“
Ich unterdrückte ein Kichern und presste die Lippen zusammen. Ein wütender Paulie war irgendwie unterhaltsam. Natürlich zog ich es dennoch vor, dass er mich nicht anschrie, besonders, wenn ich es verdiente.
„Das stimmt“, sagte eine tiefe Stimme und mir verging das Lachen. „Sie ist ausgerutscht. Es war wirklich meine Schuld, Sir.“
Äh … wie bitte?
Paulie drehte sich um und wir beide starrten Beaux an. Seine Hände steckten in den Taschen seiner Anzughose und er trug ein weißes, leicht verknittertes Oberhemd. Sein Haar war noch nass und für einen kurzen Moment hatte ich ein schlechtes Gewissen. Dann erinnerte ich mich an seinen Kommentar und verengte die Augen.
„Wie meinen Sie das bitte, Mr. Hale?“, fragte Paulie.
„Nennen Sie mich Beaux.“ Er wandte sein dämliches charmantes Lächeln Paulie zu. „Sie stand genau hinter unserem Tisch und ich machte eine ungeschickte Bewegung und traf sie. Und wie ich schon vorhin gesagt habe, war es wirklich kein Ding und absolut mein eigener Fehler. Es war keine Absicht, sondern ein Missgeschick.“
Ich betrachtete ihn skeptisch. Mit einer simplen Lüge nahm er Paulie den Wind aus den Segeln.
Was wollte er jetzt von mir?
„Stimmt das?“, fragte mich Paulie und sah zwischen uns beiden hin und her. Zwar war er voller Zweifel, er konnte aber auch nichts dagegen einwenden.
Ich zuckte mit den Schultern. „Hab doch gesagt, dass ich ausgerutscht bin.“
Er schnaubte und sein Bauch wackelte wie beim Weihnachtsmann im Einkaufszentrum. „Na gut.“ Er zeigte mit dem Finger auf mich. „Letzte Chance.“
„Ich werde besser aufpassen, Paulie. Ich verspreche es.“
„Ganz genau, junge Dame.“ Er marschierte zur Bar und beobachtete dort die Arbeit der anderen Angestellten.
Ich versuchte durchzuatmen, doch mir lastete das alles noch auf der Brust. Beaux war mir so nahe gekommen, dass sich sein leckeres Rasierwasser wieder in Erinnerung brachte.
Dumme Männer.
„Danke“, murmelte ich, ohne ihn anzusehen. „Ich weiß das zu schätzen.“
„Ich möchte mich entschuldigen.“
Seine Stimme war tief und rau und mich überkam ein Schauer. Beaux war sehr groß, breitschultrig und hatte eine schmale Taille. In diesem Oberhemd sah er auch verdammt gut aus. Die Aufrichtigkeit in seiner Entschuldigung löste alberne Gefühle in mir aus. So etwas wie Hoffnung und Verlangen. Jetzt war ich die Dumme hier.
„Wofür entschuldigen?“, fragte ich und versuchte, ihn finster anzusehen. „Dass du das gesagt hast oder dass ich es gehört habe?“
„Beides.“
Zumindest war er ehrlich. „Na gut, okay. Schon vergeben. Jetzt muss ich wieder an die Arbeit.“
Ich trat zur Seite, doch er streckte den Arm aus und blockierte meinen Weg. Ich hätte ihm ausweichen können, aber ich war neugierig. Was hatte er wohl noch zu sagen?
„Du hältst mich bestimmt für einen Arsch, aber das bin ich nicht. Was ich gesagt habe, war falsch, selbst wenn du es nicht gehört hättest. Ich bin kein Arschloch, Paige, auch wenn ich mich manchmal so benehme. Das war nur dummes Männergehabe und es tut mir echt leid.“
„Schon gut. Ich hätte mich beherrschen sollen. Schließlich habe ich hier schon Schlimmeres zu hören bekommen.“
„Ja.“ Er klang angespannt. „Aber das solltest du nicht müssen, und es macht meinen Kommentar auch nicht besser.“
Wow. Das kam unerwartet. Vielleicht war dieser sexy Mann doch kein Arschloch.
„Wie gesagt, schon vergessen“, sagte ich sanfter. „Ich muss jetzt los.“ Ich zeigte auf seinen immer noch ausgestreckten Arm vor meinem Bauch. Innerhalb einer Sekunde könnte er mich an sich ziehen, seine Arme um mich legen, seine Lippen würden meine berühren und dann …
Was?
Ich schüttelte leicht den Kopf, um diese Vision loszuwerden, doch genau wie meine Manieren und die Arbeitseinstellung war sie tief in mir verankert, und mir war klar, dass ich sie mir später erneut in Erinnerung rufen würde.
„Ich muss meine Bestellungen servieren“, sagte ich und starrte auf seine Hand. „Ich muss wirklich wieder an die Arbeit.“
„Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, Paige.“
Er ging und ich sah seinen muskulösen Schenkeln hinterher, dem knackigen Hintern in dieser perfekt sitzenden schwarzen Anzughose.
Vielleicht hätte ich auf Hannah hören sollen.
Eine Nacht mit Beaux wäre sicherlich spektakulär und ein gutes Ende meiner Trockenperiode. Welcher Mann entschuldigte sich schon auf solch aufrichtige Weise? Jedenfalls keiner, der mir je begegnet war.
Egal. Ich brauchte Geld, brauchte den Job und musste mich um Dad kümmern. Für mich spielte alles andere keine Rolle.
Nachdem ich an der Universität von North Carolina meinen Abschluss in Kommunikationswissenschaften gemacht hatte, war ich in Charlotte geblieben und hatte für einen lokalen Nachrichtensender gearbeitet. Dort musste ich eine Menge Kaffee kochen, Nachrichtenuntertitel verfassen und Gäste versorgen. Ich war nicht mehr als eine schlecht bezahlte bessere Assistentin. Das störte mich jedoch nicht weiter. Es war schwer, in der Journalismus- und Kommunikationsbranche Fuß zu fassen. Es hätte Jahre dauern können, eine Nachrichtensprecherin zu werden und hinter dem Schreibtisch der Fünf- und Sechs-Uhr-Nachrichten zu sitzen.
Obwohl ich zu dieser Herausforderung bereit gewesen war, bereute ich es nicht, den Job gekündigt zu haben und mich stattdessen zu Hause um Dad zu kümmern. Er hatte darauf bestanden, dass das nicht nötig sei, doch ich bestand darauf, dass er sich irrte.
Er meinte, ich sei stur wie ein Esel.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, erwiderte ich.
Trotzdem gab es Tage, an denen ich mein altes Leben vermisste – meist, wenn ich im Werkstattbüro saß und Rechnungen mit Geld bezahlte, das wir nicht hatten, und Kunden bediente.
Jetzt stand ich alleine da, kümmerte mich um alles und jeden, arbeitete in der Werkstatt und tat das, was mir Dad schon mit vierzehn beigebracht hatte, um sicherzustellen, dass ich mich selbst versorgen und mein Auto in Schuss halten konnte. Ich machte Ölwechsel, richtete Bremsen aus, wechselte Zündkerzen und platte Reifen und gab schwierige Aufgaben an unsere Mechaniker weiter.
Es dauerte ewig, das Öl unter den Fingernägeln zu entfernen, und schließlich gab ich es auf. Lieber hielt ich sie kurz, als sie stundenlang in Benzin einzuweichen, bevor ich zum Ride’Em Rough fuhr.
Manchmal, so wie heute Morgen, konnte ich nicht aufhören, an den vorangegangenen Abend zu denken.
Ich war an Beaux’ Tisch zurückgekehrt, hatte ihnen das Essen gebracht, Wasser nachgefüllt, da niemand mehr Bier wollte, und meine Arbeit ohne weiteres Flirten erledigt. Erst nachdem die Männer gegangen waren, sah ich das Trinkgeld, das sie mir dagelassen hatten, und mir blieb die Luft weg.
Siebenhundert Dollar.
Geradezu unanständig viel.
Zwei Krüge Bier, sechsmal Hamburger mit Pommes und ein paar Salate waren das nicht einmal annähernd wert.
Bis ich es hinaus zum Parkplatz geschafft hatte, indem ich mich mit den Ellbogen durch leicht angetrunkene Gäste manövriert hatte, waren sie verschwunden.
Ich hatte ihnen danken wollen. Sie hatten ja keine Ahnung, wie sehr mir das half. Es würde mir die Schuldeneintreiber für ein paar Wochen vom Hals halten. Endlich hatte ich einmal etwas übrig, um es uns leichter zu machen. Und Beaux Hale spielte eine große Rolle dabei.
„Verdammt.“ Ich stöhnte, überkreuzte die Arme und rieb meine Schultern. Zu servieren, sich über Motoren zu beugen und vor einem Bildschirm zu hocken, trug nicht zu einer guten Haltung und Gesundheit bei.