Just One Heartbeat: Zwei Romane in einem eBook - Stacey Lynn - E-Book
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Just One Heartbeat: Zwei Romane in einem eBook E-Book

Stacey Lynn

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Beschreibung

Dramatisch, gefühlvoll, prickelnd: Beide Romane der Just-One-Heartbeat-Liebesroman-Reihe in einem eBook!

JUST ONE HEARTBEAT VERBORGENE SEHNSUCHT

Claudia Townsend ist nach einer Familientragödie nach New York gezogen, wo sie in der Escort-Agentur »Infidelity« als Assistentin arbeitet.

Rockstar Liam Allistor ist der Traum aller Frauen - bis sein Leben plötzlich von einem Skandal überschattet wird. Die Presse zerfetzt ihn in der Luft, und seine Fans richten sich gegen ihn. Liams Manager ist überzeugt: Er braucht jetzt gute PR. Und vor allem braucht er eine Freundin, die sein ramponiertes Image wieder aufpoliert.

Also schleppt er Liam zu der Escort-Agentur »Infidelity«. Liam ist von der Idee überhaupt nicht begeistert. Doch als ihn die Agentur-Assistentin Claudia fast über den Haufen rennt, fühlt Liam sich zu der selbstbewussten Frau sofort hingezogen. Für ihn steht fest: sie oder keine. Und obwohl Claudia kein Escortgirl ist, wird er alles dafür tun, sie zu bekommen ...

JUST ONE HEARTBEAT VERBORGENE SEHNSUCHT

Vor fünf Jahren habe ich meinen Traummann geheiratet. Eigentlich sollte unser Glück für die Ewigkeit sein. Er versprach, mir die Welt zu Füßen zu legen, aber in nur einer Nacht wurde unser Traum zerstört. Jetzt versuche ich irgendwie damit klarzukommen - und das Leben zu führen, das wir eigentlich zusammen verbringen wollten.

Dann taucht plötzlich Cooper Hawke auf meiner Ranch auf - Schauspieler, Frauenheld und unheimlich heiß. In seinen Augen kann ich die gleiche Dunkelheit erkennen, die auch mich umgibt. Und so sehr ich auch versuche, ihn nicht in mein Herz zu lassen, droht er meine Schutzmauer zu durchdringen ...

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.


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Seitenzahl: 820

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Stacey Lynn
Just One Heartbeat: Zwei Romane in einem eBook

Digitale Erstausgabe

beHEARTBEAT in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe von „Just One Heartbeat – Verborgene Sehnsucht“:

Copyright © 2013 by Stacey Lynn, Titel der amerikanischen Originalausgabe: „Captivated by You“

Für die deutschsprachige Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Für die Originalausgabe von „Just One Heartbeat – Mein Verlangen nach dir“:

Copyright © 2018 by Stacey Lynn, Titel der amerikanischen Originalausgabe: „This Time Around“

Für die deutschsprachige Ausgabe: Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Diese Ausgaben wurden vermittelt durch Claudia Böhme Rights & Literary Agency, Hannover (www.agency-boehme.com)

Für diese Ausgabe: Copyright © 2023 by Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covergestaltung: Manuela Städele-Monverde unter Verwendung von Motiven von © shutterstock (tomertu | oneinchpunch | LightField Studios)

ISBN 978-3-7517-3850-7

be-heartbeat.de

lesejury.de

Über die Autorin

Stacey Lynn liebt es, Geschichten zu schreiben, bei denen sich die Leser in die Charaktere verlieben und sich wünschen, es wären im realen Leben ihre besten Freunde oder Familie. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in North Carolina. Tagsüber versorgt sie liebevoll die Familie, abends macht sie es sich mit einer Decke und einem Buch oder Laptop auf der Couch gemütlich und schreibt all die Geschichten auf, die ihr durch den Kopf gehen.

Weitere Informationen unter: www.staceylynnbooks.com

Über das Buch

Just One Heartbeat – Verborgene Sehnsucht

Claudia Townsend ist nach einer Familientragödie nach New York gezogen, wo sie in der Escort-Agentur "Infidelity" als Assistentin arbeitet.

Rockstar Liam Allistor ist der Traum vieler Frauen – bis sein Leben plötzlich von einem Skandal überschattet wird. Die Presse zerfetzt ihn in der Luft, und seine Fans richten sich gegen ihn. Liams Manager ist überzeugt: Er braucht jetzt gute PR. Und vor allem braucht er eine Freundin, die sein ramponiertes Image wieder aufpoliert. Also schleppt er Liam zu "Infidelity", um eine "Freundin" für ein Jahr zu finden. Liam ist von der Idee überhaupt nicht begeistert.

In der Agentur rennt ausgerechnet Claudia ihn fast über den Haufen – und Liam fühlt sich zu der selbstbewussten Frau sofort hingezogen. Für ihn steht fest: sie oder keine. Und obwohl sie kein Escortgirl ist, wird er alles dafür tun, sie zu kriegen ...

Just One Heartbeat – Mein Verlangen nach dir

Vor fünf Jahren habe ich meinen Traummann geheiratet. Eigentlich sollte unser Glück für die Ewigkeit sein. Er versprach, mir die Welt zu Füßen zu legen, aber in nur einer Nacht wurde unser Traum zerstört. Jetzt versuche ich irgendwie damit klarzukommen – und das Leben zu führen, das wir eigentlich zusammen verbringen wollten.

Dann taucht plötzlich Cooper Hawke auf meiner Ranch auf – Schauspieler, Frauenheld und unheimlich heiß. In seinen Augen kann ich die gleiche Dunkelheit erkennen, die auch mich umgibt. Und so sehr ich auch versuche, ihn nicht in mein Herz zu lassen, droht er meine Schutzmauer zu durchdringen.

Wir beide haben Dinge erlebt, die unser Vertrauen erschüttert und unsere Herzen gebrochen haben – trotzdem ist Cooper davon überzeugt, dass wir füreinander bestimmt sind. Aber soll ich mich wirklich darauf einlassen?

Just One Heartbeat: Zwei Romane in einem eBook

Cover

Titel

Impressum

Über die Autorin

Über das Buch

Inhalt

Just One Heartbeat – Verborgene Sehnsucht

Cover

Weitere Titel der Autorin

Titel

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechzehn

Kapitel Siebzehn

Kapitel Achtzehn

Kapitel Neunzehn

Kapitel Zwanzig

Kapitel Einundzwanzig

Kapitel Zweiundzwanzig

Kapitel Dreiundzwanzig

Epilog

Danksagung

Just One Heartbeat – Mein Verlangen nach dir

Cover

Weitere Titel der Autorin

Titel

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechszehn

Kapitel Siebzehn

Kapitel Achtzehn

Kapitel Neunzehn

Kapitel Zwanzig

Kapitel Einundzwanzig

Kapitel Zweiundzwanzig

Kapitel Dreiundzwanzig

Kapitel Vierundzwanzig

Kapitel Fünfundzwanzig

Kapitel Sechsundzwanzig

Kapitel Siebenundzwanzig

Kapitel Achtundzwanzig

Kapitel Neunundzwanzig

Kapitel Dreißig

Kapitel Einunddreißig

Kapitel Zweiunddreißig

Kapitel Dreiunddreißig

Kapitel Vierunddreißig

Kapitel Fünfunddreißig

Kapitel Sechsunddreißig

Kapitel Siebenunddreißig

Kapitel Achtunddreißig

Kapitel Neununddreißig

Kapitel Vierzig

Kapitel Einundvierzig

Epilog

Danke

Guide

Start Reading

Contents

Weitere Titel der Autorin

Nur ein einziger Song – Nicole & Zack

Nur ein einziger Song – Mia & Chase

STACEY LYNN

Just One Heartbeat

Verborgene Sehnsucht

Aus dem Amerikanischen von Nina Bellem

Kapitel Eins

Claudia

Der Fall in Ungnade ging nicht so schnell oder sanft vonstatten, wie es sich anhörte. Es war, als falle man durch einen dunklen Tunnel, während man gegen die Wände knallte, bis man wieder ausgespuckt wurde, auf dem Gehweg aufkam und zurückgelassen wurde, während man sich Kieselsteine und Schmutz aus den aufgeschürften Knien und aufgerissenen Handflächen klaubte.

Und sobald man dort angekommen war, hatte man zwei Möglichkeiten: sich hinlegen, aufgeben und darauf warten, dass irgendjemand kommt, um es endgültig zu Ende zu bringen.

Oder die zweite Möglichkeit, die ich gewählt hatte: Man rafft sich wieder auf, verbindet die Wunden und Kratzer und wartet, bis die Blutergüsse verheilt sind, und macht weiter.

Überdramatisch?

Absolut nicht.

In meinem Fall hatte ich mich entschieden, loszulaufen anstatt einfach locker weiterzumachen wie bisher.

Ich war die Tochter des berüchtigten Richters Keith Townsend. Ich wuchs in privaten Internaten in Designerschuhen auf und hatte Zugriff auf unerschöpfliche Bankkonten; ich hatte ausgesorgt. Ich musste mir nichts wünschen, und mir fiel alles in den Schoß.

Das änderte sich alles, als bekannt wurde, dass mein Vater illegal eine Eheurkunde zugunsten von Alton Fitzgerald zurückdatiert hatte, einem Mann, dessen Imperium vor seinen Augen zusammenbrach. Und das war nur das kleinste Verbrechen meines Vaters. Mein Leben voller Privilegien war auf einen Schlag vorbei.

Wenn ich nur genau lauschte, konnte ich noch immer die quietschenden Reifen meines Lebens hören, während es gerade direkt gegen eine Mauer krachte.

Vielleicht war es aber auch das Echo der Schüsse, die mein Vater abfeuerte, nachdem er nicht mehr mit dem Gespött leben konnte und erst das Leben meiner Mutter und dann sein eigenes nahm.

Zwei Monate nach ihrer Beerdigung klaubte ich den letzten Kieselstein aus meinen nun für immer vernarbten und mit Blutergüssen überzogenen Handflächen und fuhr nach New York. Savannah sah ich nur noch im Rückspiegel.

Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass meine Tante Karen schon ein Appartement und einen Job für mich parat hatte, bevor ich auch nur aus dem Zug gestiegen und die Grand Central Station betreten hatte.

Statt dass sie mich zu ihrem eigenen Appartement an der Upper East Side fuhr, wies sie ihren Fahrer an, uns in die Upper West Side zu bringen, reichte mir vor Appartement 1212 – in einem wunderschönen alten Gebäude mit kunstvoller Architektur und ein wenig angeschlagener Ziegelfassade, allerdings mit einem Concierge – ein paar Schlüssel und sagte: »Willkommen in deinem neuen Zuhause. Die Informationen zu deinem neuen Job findest du auf dem Küchentisch. Ruh dich jetzt aus, und morgen treffen wir uns zum Abendessen.«

Sie streifte meine Wangen mit Luftküssen, dann tänzelte sie davon, und ich blieb zurück und starrte ihr hinterher.

Ich war nicht beleidigt. Karen war die Schwester meiner Mom, und ich hatte Karen nicht mehr gesehen, seit ich fünf Jahre alt gewesen war. Sie und meine Mom hatten sich nie gut verstanden, und ganz sicher hatten sie sich nicht nahegestanden.

Im letzten Monat, während dem ich bereits für sie arbeitete, hatte ich auch gemerkt, dass sie versuchte, nicht unhöflich zu sein. Sie war nur wirklich, wirklich schwer mit ihrer Karriere beschäftigt. Ich glaube, ich habe diese Frau noch kein einziges Mal lächeln sehen. Sie zuckt nur kurz mit den Lippen, wenn sie sich freut.

Was erklärte, wie sie mit fast fünfzig Jahren noch keine einzige Falte haben konnte.

Karen war wunderschön und unverblümt, trug immer eine maßgeschneiderte Kombination aus Anzug und Rock. Sie war mehr als nur einschüchternd.

Sie war sogar ein wenig Furcht einflößend, und ich bereute den Tag, an dem ich in meinem Job einen Fehler machte; ich war vorübergehend als ihre Assistentin eingestellt worden, weil ihre eigentliche Assistentin im Schwangerschaftsurlaub war.

Karen brauchte jemanden, der diese Position für drei Monate übernahm, und ich brauchte einen Job, bevor ich irgendwo eine Festanstellung fand.

Es war die perfekte Lösung, und ich war dankbar. Bis mir klar wurde, wie viel die Mitarbeiter, die mit den exklusiven Kunden von Infidelity zu tun hatten, eigentlich verdienten, wie sehr sich ihre Leben veränderten, und ich begann mich zu fragen: »Konnte ich das auch?«

Was mich zu Karens Büro führte, in dem ich jetzt vor ihr saß.

»Das war nicht der Grund, aus dem ich dich eingestellt habe«, sagte Karen. Sie sah mich mit unbewegtem Gesichtsausdruck an.

»Das weiß ich. Aber ich bin interessiert, und ich will wissen, ob mir diese Möglichkeit offensteht.«

Ihr Kopf legte sich in einer knappen Bewegung zur Seite. »Warum?«

Warum? Das war die Tausend-Dollar-Frage. Oder besser die Zweihundertundvierzigtausend-Dollar-Frage. Jeder Mitarbeiter verdiente zwanzigtausend im Monat, inklusive Unterhaltskosten und Spesen. Im Grunde genommen bat ich meine Tante Karen darum, mich zu einer bezahlten Hure zu machen, trotz dem sie während des vergangenen Monats immer wieder betont hatte, dass Infidelity keinen Sex, sondern Gesellschaft verkaufte. Aber da mein Fond im Moment in einen Skandal verstrickt und mein Interesse, diesen aufzuklären, gerade sehr klein war, war das meine beste Option, um auf lange Sicht finanzielle Stabilität zu finden.

In diesem seltenen Moment von emotionaler Verletzlichkeit blinzelte ich die Tränen fort, die sich bereits in meinen Augen sammelten. »Weil ich sonst nichts habe, was ich anbieten kann, Karen. Ich habe einen nutzlosen Abschluss und einen zeitlich begrenzten Job. Ich muss etwas tun, und wir wissen beide, dass ich nicht zu viel anderem tauge.«

»Als ich zugestimmt habe, dass du hierherziehen kannst und ich dir wieder auf die Beine helfe, habe ich das weder erwartet noch geplant.«

»Ich weiß.« Ich lockerte meine Schultern, richtete mich auf und hielt die Hände in meinem Schoß umklammert. »Aber ich habe sowohl den Hintergrund als auch den Lebensstil, den es braucht, um dich und Infidelity stolz zu machen.«

Oh Gott. Warum verkaufte ich mich selbst hierfür? Alles, was ich sagte, entsprach der Wahrheit, aber auf meiner Zunge schmeckten die Worte trotzdem wie Schlamm.

Sicher, ich hatte die passende Erziehung um eine hübsche Partybegleitung abzugeben, und den Intellekt, um eine passende Unterhaltung mit einigen der reichsten Männer des Landes führen zu können, aber ich war nicht naiv. Ich bot hier auch an, meinen Körper zu verkaufen.

Einen Körper, der nahezu unberührt war.

Aber was tat das jetzt noch zur Sache? Was tat irgendetwas davon noch zur Sache? Ich brauchte Geld und niemand würde sich um mich kümmern, abgesehen von mir.

Karen nahm einen Stift in die Hand und tippte damit auf ihren Schreibtisch. »Geh in die Mittagspause. Gib mir Zeit, darüber nachzudenken.«

»Mehr verlange ich auch nicht.«

Ich nickte ihr zu und machte noch kurz an meinem Schreibtisch Halt, um meine Handtasche zu holen, bevor ich zum Aufzug ging. Dabei versuchte ich die ganze Zeit, die Schmetterlinge zu unterdrücken, die wild in meinem Bauch herumflatterten. Ich hatte angeboten, mich selbst zu verkaufen, in dem Wissen, dass auch mein Körper dazugehören könnte, dabei war ich während der Highschool oder im College nie weiter als bis zur zweiten Base gegangen. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Mein Abschluss in englischer Literatur war nicht besonders viel wert. Von mir war nicht erwartet worden, dass ich einen Abschluss in Naturwissenschaften oder meinen Doktor mache. Von mir war erwartet worden, dass ich als MRS das College verlasse und Nachkommen produziere, so wie es von jeder anderen angesehenen reichen Frau in Savannahs High Society erwartet wurde.

Der Grund, aus dem ich noch Jungfrau war, war weder fehlendes Verlangen noch besonders hohe Moralvorstellungen. Es lag eher daran, dass ich immer Angst hatte, meine Eltern zu enttäuschen. Es wurde viel von mir erwartet, aber ich bekam auch viel Liebe.

Zumindest hatte ich das immer gedacht.

Das alles zerfiel an dem Tag zu Staub, als mein Vater sich das Hirn wegpustete.

Ich wuchs in dem Glauben auf, ich hätte alles, mehr, als man mit Geld kaufen konnte. Ich hätte eine Mom und einen Dad haben können, die sich einen Dreck um mich scherten. Stattdessen hatte ich Eltern, die Zeit mit mir verbracht haben, was mehr war, als viele meiner Freunde, mit denen ich aufgewachsen war, von sich behaupten konnten. Ihre Eltern waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich Gedanken darüber zu machen, wer wohin reiste und wo arbeitete und welchen Designer sie trugen. So blieb ihnen keine Zeit, ihren Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, zu ihren Tanzauftritten zu kommen oder mit ihnen in den Urlaub zu fahren, wo Familien wirklich Zeit miteinander verbrachten.

Meine Eltern waren anders. Zumindest hatte ich gedacht, sie wären anders. Jetzt hatte ich, abgesehen von Karen, die ich kaum kannte, niemanden mehr.

Was hätte ich sonst tun sollen?

Der vertraute und verhasste Strom an Emotionen überflutete mich, während der Aufzug nach unten fuhr, nur um dann wieder aus den Erinnerungen gerissen zu werden, die auf mein Hirn einstürmten, als die Tür des Aufzugs in der Lobby aufglitt.

Sie gab einen klingelnden Ton von sich, und ich trat aus dem Fahrstuhl, sobald er ganz offen war, den Blick auf mein Handy gerichtet, als ich plötzlich direkt in einen riesigen Berg Muskeln rannte.

»Oh!« Mein Handy flog mir aus der Hand, ich prallte zurück und fiel direkt auf meinen Hintern.

»Oh, scheiße«, hörte ich und blickte auf.

Und sah mich Liam Allistor gegenüber. Sein hübsches Gesicht, sein Lächeln, das sündhaft sexy war, seine schwarzen Augen, die dafür sorgen konnten, dass das Herz einen Schlag aussetzte, und sein deutlich erkennbar muskulöser Körper, der jedes Höschen dahinschmelzen ließ. Und das, obwohl er sich unter seinem hautengen Johnny-Cash-T-Shirt verbarg.

Verdammt. Er war in Wirklichkeit noch tausendmal heißer als auf der Bühne, und ich hatte ihn schon so oft bei seinen Auftritten gesehen.

Kapitel Zwei

Liam

Ich wand mich förmlich, während ich mich in der spiegelnden Aufzugtür betrachtete. In den letzten sechs Monaten hatte sich mein Leben vom absoluten Tiefpunkt zu einem Gang durch die Hölle verwandelt. Ich wusste nicht einmal, dass man so tief sinken konnte, wie ich begraben wurde.

Und die Frau, die im Moment meine Eier so fest im Griff hatte, dass es schon schmerzhaft und nicht mehr lustvoll war, stand neben mir und funkelte ihr Handy wütend an.

Nicht wörtlich gemeint. Nur eine Metapher. Anne Marker würde sich niemals in die Nähe meiner Eier begeben. Sie war nicht nur mit Don Marker, dem Besitzer und CEO von Marker Entertainment verheiratet, sie war auch alt genug, dass sie meine Mutter hätte sein können.

Sie war auch die beste Musikagentin im Geschäft. Anne nahm Anfänger wie mich auf, die in dreckigen Bars versuchten, ihre Träume wahr werden zu lassen und in verrosteten Buicks verteilt über ganz Los Angeles schliefen, und sie brachte uns an die Spitze, bevor die Tinte auf unseren ersten Verträgen auch nur getrocknet war.

»Ich kann immer noch nicht glauben, dass du mich zwingst, das zu tun.« Mein Spiegelbild verzog die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. Wo blieb der verdammte Aufzug? Je eher ich diesen Scheiß hinter mich brachte, umso schneller konnte ich mich betrinken.

Anne gönnte mir nicht einmal einen Blick, während ihre Finger schnell und hart über die Tastatur ihres Handys flogen. »Reiß dich zusammen, Gänseblümchen.«

Mit einer Größe von knapp 1,90 m und einer soliden Muskelmasse von 100 Kilo würde es sonst niemand wagen, mich Gänseblümchen zu nennen.

Wenn ich glauben würde, dass es mir helfe, mich aus diesem Schlamassel herauszuholen, würde ich Anne sogar meinen Hund aus Kindertagen umbringen lassen. Vorausgesetzt, Sparky wäre noch am Leben.

Außerdem war es Anne scheißegal. Ich war der Top-Musiker in diesem Land, stand an der Spitze der Charts und brachte von den Preisverleihungen mehr Preise und Auszeichnungen mit, als ich bei mir unterbringen konnte. Annes einziger Job war es, mir den Arsch zu retten und mich aus dem siebten Kreis der Hölle zu holen.

Man sollte meinen, dass, nachdem mich eine Frau beschuldigt hatte, sie vergewaltigt zu haben, und ihre Anschuldigungen zurückgezogen hatte, weil es absolut keine Beweise für ihre Behauptungen gab, mein Namen wieder reingewaschen wäre. Aber wie es aussah, glaubten Menschen, die mich noch nie in ihrer Kirche gesehen hatten und nur die Titelseiten der Klatschblätter an der Supermarktkasse lasen, nicht, dass Rockstars wie ich eben nicht herumliefen und ihren Schwanz in unwillige Frauen steckten.

Bitte. Mir wurden genug Pussys angeboten, ich musste mir nicht nehmen, was nicht mir gehörte. Das würde ich nicht einmal in Erwägung ziehen, wenn ich nicht Millionen Dollar auf dem Konto hätte.

»Das klingt immer noch lächerlich. Eine Frau für ein Jahr? Allein bei dem Gedanken ziehen sich meine Eier zusammen und sterben ab.«

Anne steckte ihr Handy in ihre Handtasche. »Werd erwachsen. Du weißt, wie das Spiel läuft.«

Medien. PR. Social Media. Das öffentliche Image. Ich wollte einfach nur gute Musik machen und sie durch ein Mikrofon in ein Stadion mit Tausenden schreiender Zuhörer dröhnen lassen.

Aber Anne hatte recht. Ich klang wie ein verwöhnter reicher Penner, und ich war keines von beidem. Meine Mutter hatte mich besser erzogen als das. Und abgesehen davon war ich auch so erfolgreich genug gewesen, ohne das Medien-Spiel spielen zu müssen. Nachdem ich fünf Jahre im Fokus der Öffentlichkeit verbracht hatte, war ein Skandal längst überfällig gewesen.

»Bist du dir denn sicher, dass es das Richtige ist?« Als Anne Infidelity mir das erste Mal gegenüber erwähnt hatte, hatte ich erst einmal nichts sagen können. Das gesamte Konzept wirkte wahnsinnig zwielichtig. Wie würde die Presse reagieren, wenn sie herausfand, dass ich ein exklusives teures Escort angeheuert hatte, damit sie so tat, als wäre sie meine Freundin, nur um die Gerüchte, dass ich ein Vergewaltiger sei, aus dem Weg zu räumen?

Fuck. Ich fuhr mir mit den Händen über das Gesicht. Wie zur Hölle hatte sich mein Leben in das hier verwandeln können?

Die Glocke ertönte im gleichen Moment, als Annes unheilverkündende Worte in meinen Ohren widerhallten.

»Gänseblümchen, das ist das Einzige, was dich jetzt noch retten kann.«

Der Mist war, sie hatte recht.

»Lass es uns einfach hinter uns bringen.« Kaum dass die Tür zur Seite geglitten war, trat ich über die Schwelle und prallte direkt mit einer zierlichen, schlanken Brünetten zusammen, die mir gegen die Brust lief, bevor ich meine Hände dazu bringen konnte, sie aufzuhalten.

»Oh, scheiße«, grunzte ich, ausgelöst durch den Zusammenstoß, und streckte die Hand nach ihr aus, aber ihr Handy segelte durch die Luft und schon saß sie auf ihrem Hintern; lag ausgestreckt vor mir, bevor ich sie auffangen konnte.

Verdammt. Ein Blick durch die Lobby sagte mir, dass es niemand mitbekommen hatte. Ich ging rasch in die Hocke, um ihr aufzuhelfen. Wenn mich jemand so sehen würde – eine Frau zu meinen Füßen, die Beine durch ihren Sturz weit gespreizt – wäre ich binnen weniger Stunden auf den Titelseiten der Klatschblätter.

»Alles in Ordnung?«, fragte ich und streckte ihr meine Hand entgegen.

Sie sah auf, den Blick auf meine Hände gerichtet, als könnte sie mich allein an den Tattoos auf meinen Knöcheln erkennen. Sie riss die Augen auf, die Haut aschfahl und öffnete den Mund.

Ihr Blick fuhr meinen Arm hinauf, bis sich unsere Blicke trafen. Heilige Scheiße, sie war wunderschön.

Angesichts ihrer Schönheit wäre ich fast selbst auf den Hintern gefallen. Dunkle, schokoladenfarbene Augen umrahmt von langem Haar und einem zur Seite gekämmten Pony, der von ein paar Haarklammern zurückgehalten wurde. Haar, fast so dunkel wie ihre Augen. Ich konnte einen eingehenden Blick auf ihre Alabasterhaut werfen, die aussah, als wäre sie noch nie in ihrem Leben von der Sonne berührt worden.

Ich konnte noch nie einem hübschen Gesicht widerstehen, das mich mit großen Augen ansah. Es gehörte zu dem Thrill, berühmt zu sein, war Teil des Egos, das einen Mann ausmachte. Es gefiel uns, angehimmelt zu werden, und es war uns egal, ob das nur an unserem Aussehen lag.

»Darf ich dir aufhelfen?«, fragte ich und konnte das Grinsen nicht zurückhalten, das sich auf meinen Lippen ausbreitete.

Gott, sie war verflucht heiß. Meinem Schwanz fiel das auch auf. Sie legte ihre Hand in meine, und ich zog sie auf die Füße. Meine Jeans wurde unangenehm eng.

Verdammt.

»Vielen Dank, Mr Allistor«, sagte sie.

Irgendetwas an ihrem Ton ließ mein Lächeln verblassen. »Und Sie sind?«

Ihr bewundernder Gesichtsausdruck wurde leer, als hätte ich sie gebeten, Staatsgeheimnisse zu verraten. Sie bückte sich, nahm ihr Handy und warf es, ohne mich dabei anzusehen, in ihre Handtasche. »Das geht Sie nichts an.«

Sie schob sich das Haar über die Schulter ihres dunkelgrauen Kleides mit den kurzen Ärmeln und richtete sich wieder auf.

Eine Jagd. Es gefiel mir besser als sonst.

Anne räusperte sich neben mir, um ihren immer kürzer werdenden Geduldsfaden anzuzeigen. Aber scheiß auf sie. Scheiß auf Infidelity und alles, was damit zusammenhing. Ich wollte diese Frau.

»Ich wünschte, es würde mich etwas angehen.«

Da sah sie mich mit verengten Augen an und schüttelte ihren Kopf. Mit dem hübschesten, weichsten und seidigsten Südstaaten-Akzent sagte sie: »Es tut mir leid, dass ich in Sie hineingerannt bin, Mr Allistor –«

»Liam.« Fast klang es wie ein Fauchen. Ich hasste es, Mr Irgendwas genannt zu werden. Zur Hölle, ich war achtundzwanzig, nicht fünfzig. Die Gesellschaft verlangte diese Anrede, aber mir waren die Erwartungen der Gesellschaft mittlerweile so egal, wie es mir egal war, fälschlicherweise der Vergewaltigung bezichtigt zu werden.

So wie mich dieses Mädchen gerade ansah, hatte sie es wohl auch schon mitbekommen.

»Also gut, Liam.« Sie nickte. Gott, sie war vollkommen unbeeindruckt von mir, und ich war dafür immer noch ganz hin und weg von ihr. »Es tut mir leid, dass ich in dich hineingerannt bin, ich hätte besser aufpassen sollen.«

»Es war meine Schuld«, sagte ich und kam näher. »Und du verdienst eine Entschuldigung von mir. Lass mich dich zum Essen ausführen.«

»Wir haben ein Meeting, Liam.« In Annes knappen Worten lag ein wütender Unterton. Ich wusste, dass es besser war, sie nicht zu ignorieren, aber scheiße. Diese Frau.

»Es tut mir leid«, sagte ich zu der Frau. Sie stand noch immer da und sah nicht mich an, sondern blickte über meine Schulter. Doch ich war das Arschloch, das ihr im Weg stand, hielt sie im Grunde davon ab, irgendwohin gehen zu können. »Verrat mir, wie du heißt. Ich rufe dich an, sobald ich mit meinem Meeting fertig bin. Ich gebe dir dann einen Drink aus, als Entschuldigung.«

»Nein, vielen Dank.« Sie trat zur Seite und blickte stur geradeaus.

Verwirrung flutete durch mich hindurch. Ich hätte meine Millionen verwettet, dass sie noch vor einem Jahr anders reagiert hätte. Gottverdammt, ich war am Arsch.

»Hab ein schönes Meeting und noch einmal, es tut mir leid.« Sie hastete davon, sah mich nicht an, und mein Blick klebte auf ihrem kleinen, aber runden, schwingenden Hintern, bis sie um die Ecke verschwunden war.

Annes Finger legten sich um mein Handgelenk, und sie zerrte mich in den Aufzug.

»Fokus, Liam.«

»Oh, ich bin fokussiert«, grollte ich, richtete mich und erntete dafür ein Augenrollen von Anne.

»Du bist ein Idiot«, sagte sie.

Ich fühlte mich auch wie einer, also widersprach ich ihr nicht. Als die Tür zuglitt und der Aufzug losfuhr, versuchte ich, die Frau aus meinem Kopf zu bekommen.

Ich würde sie wahrscheinlich niemals wiedersehen, nicht in einer Stadt, die so groß war wie New York. Und da ich ihren Namen nicht kannte, gab es keine Möglichkeit, sie irgendwie zu kontaktieren, aber fuck, ich wollte es. Sie war sexy. Ein wenig frech. Absolut perfekt.

Die Vorstellung, dass eine Frau mit so viel Stil – nachdem ich gesehen hatte, wie sie gekleidet war, ging ich davon aus, dass sie Stil hatte – mich bereits für etwas verurteilt hatte, was ich verdammt noch mal nicht getan hatte, ließ mein Blut kochen.

Ich wollte zumindest dafür sorgen, dass sie die Wahrheit kannte.

»Vergiss sie, Liam.«

»Schon erledigt«, log ich. Anne hatte recht. Wenn ich schon versuchte, mir ein neues Image zuzulegen, war es keine gute Idee, eine Frau von der Straße – oder vom Marmorboden, auf dem sie ausgestreckt gelegen hatte – zu nehmen.

Aber das Bild von ihr, von ihrem braunen, gewellten Haar, das ihr gerade über die Schulter reichte und das sie zusammengebunden hatte und von diesen Augen, mit den dichten, langen Wimpern, von denen ich wusste, dass sie echt waren, tauchte vor meinem inneren Auge auf. Ich richtete meinen harten Schwanz und knurrte mein eigenes Spiegelbild an.

»Fick mein Leben«, murmelte ich.

Anne schnaubte. »Nein, danke.«

»Mr Allistor.« Karen Flores streckte mir ihre Hand entgegen, kaum, dass Anne und ich aus dem Aufzug getreten waren. »Es ist eine Freude, Sie kennenzulernen und Sie hier bei Infidelity begrüßen zu dürfen. Bitte, treten Sie doch ein und setzen sie sich in mein Büro, damit wir uns unterhalten können.«

»Bitte, nennen Sie mich Liam. Und danke, dass ich einen Termin bekommen konnte«, erwiderte ich, was natürlich eine Lüge war, und schüttelte ihre Hand. Während sich Anne und Karen ebenfalls begrüßten und Karen uns bedeutete, ihr in ihr Büro zu folgen, blieb mein Blick am Schreibtisch des Empfangs hängen und ich hielt mitten im Schritt inne.

Die Brünette.

Auf dem Schreibtisch des Empfangs stand ein einfaches gerahmtes Foto. Es zeigte die Brünette, die von zwei Erwachsenen im Arm gehalten wurde. Sie standen an einem Strand, und heilige Scheiße, ich hatte vorhin genau richtig gelegen. Auf dem Foto trug sie einen leuchtend gelb und weiß gestreiften Einteiler mit Cut Outs an den Seiten, die ihre Taille entblößten. Ihr Haar lag auf ihrem Rücken und wehte im Wind, und ihr Lächeln blendete mich regelrecht.

Wunderschön.

»Liam?«

Annes Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich wirbelte herum und sah beide Frauen in der Tür zu Karens Büro stehen.

»Ja?«

Sie hob ihre perfekt gezupften schwarzen Augenbrauen zu scharfen Spitzen. »Meeting. Kommst du?«

Ich blickte wieder auf das Foto und klopfte einmal kurz auf den Schreibtisch. »Oh ja, ich bin bereit.«

»Okay«, sagte Karen, nachdem sie hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte. Anne und ich saßen in zwei Sesseln, ihr gegenüber.

Ich beschloss, ihr die Scharade zu ersparen und mich auf Infidelity einzulassen. Ich war bereit. Voll und ganz bereit.

»Wenn Anne will, dass ich das durchziehe, dann will ich sie.« Ich deutete mit dem Daumen in die Richtung des Flurs vor ihrem Büro.

Karen zuckte zusammen und runzelte dann die Stirn. »Es tut mir leid. Wie bitte?«

»Sie. Die Frau, deren Arbeitsplatz sich an diesem Schreibtisch befindet. Wenn ich diese Scheiße ein Jahr durchziehen soll, will ich diese Frau dafür haben.«

»Es tut mir leid, Mr Allistor –«

»Liam.«

Die Hitze, die von Annes Bürosessel, genauer gesagt, von ihrem wütenden Funkeln ausging, war glühend heiß. Wenn sie in der Lage gewesen wäre, mich allein mit ihrem Blick zu verbrennen, wäre ich jetzt bereits nur noch ein Häufchen Asche.

Es kam nicht oft vor, dass ich mich querstellte, aber es ging hier immerhin um mein Leben, in dem sie herumpfuschten, also sollte ich verdammt noch mal dazu in der Lage sein, mitzuentscheiden, wie dieses kommende Jahr der Lächerlichkeit ablaufen würde.

»Es tut mir leid, Liam. Claudia ist meine Assistentin, sie ist keine meiner Mitarbeiterinnen, die den Kunden zur Verfügung stehen. Also, wenn es dir nichts ausmacht, sollten wir anfangen, und ich erkläre dir, was Infidelity für dich tun kann.«

Und jetzt hatte ich einen Namen. Claudia. Ich kräuselte stumm die Lippen. Ein bisschen exotisch, ein bisschen klassisch, ein bisschen frech. Er passte perfekt zu ihr.

Ich saß wie der brave kleine Junge in meinem Sessel, wie Karen und Anne es von mir erwarteten und tat so, als würde ich zuhören. In der nächsten Stunde gab uns Karen einen umfassenden Überblick über das, was ihr Unternehmen für uns tun konnte. Wir waren von ehemaligen Kunden empfohlen worden und der Grund, aus dem Anne von diesem Unternehmen wusste, hatte mich vor Schreck mit offenem Mund stehen lassen, denn sie hatte früher für Infidelity gearbeitet. So hatte sie auch ihren Ehemann Don kennengelernt.

»Ist das dein Ernst?«, fragte ich und konnte meine Überraschung dabei nicht verbergen. »Du hast das früher gemacht?«

»Ich versuche die ganze Zeit schon, dir zu erklären, dass Infidelity die beste Wahl für dich wäre, Liam. Du hörst nur einfach nie zu.«

Das stimmte nicht. Ich hörte immer zu. Ich hörte auf meinen Manager und meine Band und meinen Komponisten und zur Hölle … an einigen Tagen machte ich nichts anderes als anderen Menschen dabei zuzuhören, während sie mir erzählten, wie ich mein Leben zu leben hatte.

»Ich bin mir sicher, ich hätte mich daran erinnert, wenn du mir erzählst hättest, dass du deinen Ehemann vor zehn Jahren kennengelernt hast, weil er dir zwanzigtausend Riesen pro Monat bezahlt hat.«

Sie hob die Schultern mit einem Seufzen und ließ sie dann wieder sinken. Das war normalerweise das einzige Zeichen, das sie mir gab, wenn sie mit ihrer Geduld mir gegenüber am Ende war. »Und es ist nichts, worüber ich reden konnte oder überhaupt reden will. Bisher ging es dich nichts an und … ich konnte einfach nicht. Du wirst eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben müssen, so wie alle Angestellten und Kunden. Sie sagt ganz genau, wie viel wir erzählen dürfen. Die Ausnahme bilden Menschen, die von Infidelitys kostbarem Service profitieren könnten.«

Abgesehen von der Ehe meiner Eltern habe ich noch nie so ein perfekt zueinanderpassendes Pärchen wie Anne und Don gesehen. Die Tatsache, dass sie sich auf diese Weise kennengelernt hatten, gab mir Hoffnung, dass es doch funktionieren konnte.

Ein Jahr. Mehr nicht. Eine sehr teure Publicity-Farce.

»Na schön«, sagte ich und wandte mich wieder Karen zu. »Ich kann mich damit anfreunden. Also, was passiert als Nächstes?«

Sie grinste und entsperrte ihr Tablet, drückte auf ein paar Tasten und drehte den Bildschirm auf ihrem Schreibtisch herum. Vor mir befand sich etwas, das aussah wie ein einfacher Fragebogen, bis mir klar wurde, dass dieser Fragebogen dreiundzwanzig Seiten lang war.

»Heilige Scheiße.«

»Wir hier bei Infidelity sind sehr gründlich. Wir bringen dich mit einer unserer Mitarbeiterinnen zusammen, basierend auf den Vorlieben, von denen wir denken, dass sie am erfolgversprechendsten sind. Während du das ausfüllst, besorge ich uns allen etwas Wasser, oder würdest du einen Drink bevorzugen?«

Ich winkte ab. Ich brauchte nichts, und ich würde auch diesen Fragebogen nicht ausfüllen.

»Füll ihn aus«, sagte Anne, kaum, dass Karen das Zimmer verlassen hatte. »Ich verspreche dir, sie machen hier einen guten Job. Sie werden jemanden auswählen, dem dein Status egal ist oder wer du bist, jemanden, der sich leicht in deinen Alltag einfügen kann, Liam. Ich würde dir in dieser Sache niemals etwas vormachen.«

Ihre Einnahmequelle stand hier genauso auf dem Spiel wie meine Karriere. Nicht zum ersten Mal explodierte Verärgerung in mir, sorgte dafür, dass sich meine Haut zusammenzog und meine Haarwurzeln auf meiner Kopfhaut brannten.

»Ich kann nicht einmal selbst entscheiden, an wen ich gefesselt werde?«

Das konnte sie unmöglich ernst meinen. Dieses wichtige Detail hatten sie mir bisher verschwiegen.

»Wie wir bereits gesagt haben, Liam …«

»Nein.« Ich ließ meine Hand durch die Luft fahren und schob das Tablet beiseite. »Ich werde mir nicht vorschreiben lassen, wie ich mein Leben zu leben habe oder wer meine Freundin sein soll. Ich verstehe, warum das im Grunde eine gute Idee ist, aber ich werde nicht zulassen, dass sich irgendeine Fremde in mein Leben drängt und ich ihr dann auch noch vertrauen soll.«

»Die Verschwiegenheits–«

Ich fuhr mir durchs Haar und stand kurz davor, zu schreien.

»Die NDA ist mir scheißegal. Ich habe nichts falsch gemacht, Anne, und das hier ist Schwachsinn. Wenn du willst, dass ich das mache, dann will ich auch entscheiden können. Und ich entscheide mich für Claudia.«

Und warum zum Teufel war mir das so wichtig? Warum musste es unbedingt irgendein hübsches Mädchen sein, das in mich rein gerannt war und in der nächsten Sekunde so ausgesehen hatte, als würde es mich hassen?

Weil sie sich nicht hatte einschüchtern lassen. Sie war dickköpfig. Sie weigerte sich, mir ihren Namen zu verraten. Vielleicht war ich fasziniert von ihr, weil sie neu und anders war. Vielleicht würde dieser Glanz des Neuen irgendwann verblassen und es würde sich herausstellen, dass sie genauso wie alle anderen Frauen war, mit denen ich bisher zusammen gewesen war.

Es kümmerte mich nicht. Ich wollte etwas, und verdammt, ich sollte auch in der Lage sein, es zu bekommen. Eine verdammte Sache. Mein ganzes Leben schon wurde mir vorgeschrieben, wie ich zu leben hatte. Aber niemand würde mir vorschreiben, mit wem ich zusammen oder verdammt noch mal nicht zusammen sein sollte. Ich bezahlte ihnen genug Geld, dass ich auch einmal etwas entscheiden konnte.

»Karen sagte, dass sie keine Angestellte sei.«

Annes Ton wurde herablassend. Sie klang leise und ruhig, senkte ihre Stimme herab, wie meine Mom es immer getan hatte, kurz bevor ich Probleme bekam.

Ich funkelte sie wütend an. »Dann mach deinen verdammten Job und bring sie dazu, das zu ändern.«

Die Tür des Büros wurde wieder geöffnet; Karen kam mit drei Flaschen Wasser herein und hielt kurz inne. Ihr Blick wanderte zwischen Anne und mir hin und her. »Alles in Ordnung?«

Ich stemmte mich aus dem Sessel und stand auf. »Ich muss mal auf die Toilette.« Mit einem wütenden Blick zu Anne wiederholte ich: »Mach deinen verdammten Job.«

Kapitel Drei

Claudia

Das Sushi lag mir wie verrotteter Fisch im Magen. An diesem Tag hätte nichts auf der Welt dafür sorgen können, dass es besser schmeckte, während ich durch die Straßen lief und mich davor drückte, an meinen Schreibtisch zurückzukehren.

Oh Mann. Verflixt, ich war genau in Liam Allistor gelaufen. Wäre ich bei seinem Debüt ein Teenager gewesen, hätte ich meine Wände wahrscheinlich am liebsten mit Postern von ihm tapeziert – ohne Oberteil und auf der Bühne. Nicht, dass meine Mom mir das jemals erlaubt hätte, und jetzt war ich zu alt dafür. Diese ganzen Tätowierungen machten mich ganz verrückt. Er besaß einen Körper, der eigentlich in eine Kampfarena gehörte, und doch streichelte und zupfte er die Saiten einer Gitarre und wackelte auf der Bühne mit den Hüften, als besäße er die Grazie eines Tänzers.

Es waren die Tattoos auf seinen Knöcheln, die ihn verraten hatten. Ich wusste aus einem Artikel in einem Magazin, der etwa vor einem Jahr erschienen war, dass er sich Love Loud in Großbuchstaben auf die Knöchel beider Hände hatte tätowieren lassen. Damals war er mit einer zweitklassigen Schauspielerin zusammen gewesen, und die Tätowierungen hatten Gerüchte aufkommen lassen, dass sich eine Verlobung anbahnen würde. Zwei Wochen später waren sie getrennt, und die Gerüchteküche stürzte sich auf das nächste, spannendere Thema.

Wenn ich jemals die Chance bekommen sollte, einen Musiker oder irgendeinem anderen Celebrity zu begegnen und dabei das Risiko einzugehen, dass ich mich wie ein irres Fangirl benähme, wäre Liam Allistor derjenige, den ich mir aussuchen würde. Und dann rannte ich wirklich in ihn hinein und benahm mich wie eine komplette peinliche Idiotin.

Wie erniedrigend. Zuerst hatte ich den Morgen im Grunde damit verbracht, meiner Tante Karen quasi meine Jungfräulichkeit zu verkaufen, und dann landete ich direkt vor einem unglaublich scharfen Rockstar auf dem Hintern.

Mein Tag war offiziell im Eimer.

Als ich wieder an meinem Schreibtisch stand, warf ich meine Handtasche auf die Tischplatte und drehte mich um, weil ich noch einmal auf die Toilette wollte, bevor ich mich wieder an die Arbeit machte. Aber da ertönte Karens Stimme aus der Gegensprechanlage auf meinem Schreibtisch. Sie klang brüsk und fordernd, wie immer.

»Claudia. Mein Büro. Jetzt.«

Oh-kay.

Ich ging in ihr Büro und hielt mich gar nicht erst damit auf, zu klopfen, bevor ich die Tür öffnete.

Kaum, dass ich in dem Sessel auf der anderen Seite von Karens Schreibtisch saß, schob sie mir eine Akte entgegen. »Wie es aussieht bleibt mir keine Wahl mehr, was deinen Wunsch angeht. Du musst den Fragebogen auf dem Tablet ausfüllen. Hier sind die genauen Uhrzeiten für deine medizinischen und psychologischen Untersuchungen heute Nachmittag, und hier ist der Vertrag, den musst du unterschreiben.«

Meine Welt begann sich zu drehen, und das Sushi drohte, mir wieder hochzukommen.

Ich starrte sie an, mir stand der Mund offen, und meine Haut verwandelte sich in Eis. »Wie bitte?«

»Das ist dein Vertrag.« Sie tippte mit einem rot lackierten Fingernagel auf die geschlossene Akte. »Claudia?«

Drei Seiten. Damit würde ich ihr mein Leben überschreiben. Vor nicht einmal zwei Stunden hatte ich sie selbst darum gebeten.

Während ich den Vertrag überflog, erreichte mein Puls neue Rekordhöhen. Im letzten Monat hatte ich Dutzende von ihnen gesehen. Ich wusste, was darinstand.

Dennoch, trotz der Tatsache, dass ich Karen vorhin selbst angesprochen hatte, ging das alles viel zu schnell. Eigentlich hätte es Monate dauern sollen, bis Infidelity den perfekten Kunden für mich gefunden hätte. Vorher wurden die Verträge nicht unterzeichnet.

»Warum so schnell?«, fragte ich und klopfte mit Stift auf den Vertrag.

Karens Gesicht blieb ausdruckslos. Typisch für sie. »Ich kann dir nicht sagen, warum.«

»Aber das bedeutet, jemand hat mich bereits angefordert. Wer?«

»Du weißt, dass ich dir das auch nicht sagen kann.«

Mein Blut raste durch meine Adern, setzte alles mit einem plötzlichen Ansturm von Furcht in Brand. Irgendetwas stimmte hier nicht. »Karen –«

Sie schüttelte einmal den Kopf. Ihr rasch peitschendes Haar war ein effektiver Weg, um mich zum Schweigen zu bringen.

Ich verlor den Halt, tastete nach einer Rettungsleine, irgendetwas, das die plötzliche Veränderung erklären würde, die seit meiner Mittagspause stattgefunden hatte.

»Du kennst die Regeln, Claudia.«

»Aber –«

»Und du hast sie gewählt. Du bist deswegen zu mir gekommen.« Sie hatte recht, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Ihre Stimme wurde weicher, und sie fuhr fort: »Geh und kümmere dich um die Untersuchungen. Lass den Vertrag auf deinem Schreibtisch liegen. Wenn du fertig bist und immer noch den nächsten Schritt machen willst, lies ihn dir durch und gib ihn mir zurück. Aber ich brauche deine Antwort noch heute.«

Irgendetwas stimmte nicht. Wir befanden uns weit jenseits des üblichen Prozederes, doch alles, was sie sagte, war wahr. Ich hatte sie selbst darum gebeten, und trotz meiner Nervosität blieb mir keine andere Wahl. Ganz abgesehen davon waren Karens Geheimnisse so tief wie der Ozean, und sie selbst war ein Tresor. Wenn sie es mir nicht verraten wollte, würde ich sie auf keinen Fall umstimmen können.

»Okay«, murmelte ich und schob die Seiten des Vertrags zu einem ordentlichen Haufen beiseite. »Ich sage dir dann in ein paar Stunden Bescheid.«

Ich stand auf und ging zurück zu meinem Schreibtisch, vor ihrem Büro. Als ich gerade die Tür erreicht hatte, rief sie mich bei meinem Namen. Ich drehte mich um, und mir stockte der Atem.

Karen war kurviger und älter als meine Mom. Sie lächelte nicht so oft, wie Mom es getan hatte, aber in Momenten wie diesen war die Ähnlichkeit zwischen ihnen wie ein Schlag vor die Brust.

»Was, Karen?«

»Wenn ich das Gefühl hätte, dass dieser Kunde gefährlich für dich wäre, hätte ich es nicht vorgeschlagen.«

Ich nickte ihr zu und schloss die Tür hinter mir. Dann, nach einem Umweg über die Toilette, nahm ich meine Handtasche und ging, um mich um die ganzen Untersuchungen zu kümmern.

Drei Stunden später war ich, nachdem ich sowohl physisch als auch psychisch durchleuchtet worden war, wieder in Karens Büro.

Weniger unsicher; viel entschlossener.

Mein Job bei Karen war zeitlich begrenzt. Mein Leben war in Aufruhr. Diese Entscheidung gab mir ein Jahr, und nach diesem Jahr die finanzielle Freiheit, die ich brauchte, um herauszufinden, was ich mit meinem Leben anstellen wollte.

Sie sah noch einmal zu mir, und ihr Stift verharrte über dem Vertrag, an der Stelle, an der sie ihren Namen neben meinen setzen musste. »Bist du dir sicher?«

»Ich bin mir sicher. Was muss ich jetzt machen?«

Sie schob meine Akte zur Seite und reichte mir ein zusammengefaltetes Stück Papier. »Sei morgen früh um zehn Uhr dort. Deine Kleidung wird dir gestellt. Bring nichts mit außer einer kleinen Tasche mit dem Nötigsten.«

»Morgen?«

»Morgen. Ich würde vorschlagen, du machst für heute Schluss und nimmst den Rest des Tages frei. Ich nehme an, du willst dir zu Hause ein wenig Zeit nehmen, um alles zu regeln.«

Ich hatte seit Monaten kein Zuhause mehr gehabt. Meine Wohnung war kaum möbliert, geschweige denn dekoriert. Es gab nichts, was ich hätte regeln müssen, aber war ich bereit dazu?

Das war verrückt.

Dennoch bedankte ich mich bei Karen, nahm das Stück Papier entgegen und machte, was sie mir gesagt hatte.

Ich sollte mich daran gewöhnen, denn im kommenden Jahr würde mein Leben von jemand anderem bestimmt werden.

Ich betete, dass der Mann, dem sie mich übergab, geduldig war, wenn es um Sex ging – und verständnisvoll, wenn ihm klar wurde, dass er gerade eine Jungfrau gekauft hatte.

Kapitel Vier

Liam

Ich trat wieder an die Fenster in meinem Wohnzimmer im Greenwich Village, von denen aus man auf den Washington Square Park blicken konnte.

Ich hatte das vierstöckige Stadthaus gekauft, weil ich erstens das Geld hatte, um mir alles zu kaufen, was ich wollte, und zweitens, weil Greenwich Village der einzige Teil von New York City war, den ich länger als eine Stunde ertrug. Man sollte meinen, dass mein Aufenthalt in Los Angeles und die letzten Jahre auf Tour dafür gesorgt hätten, dass ich an die ständigen Menschenmengen und Leute und den Verkehr gewöhnt wäre. Heilige Scheiße, der Verkehr in L.A. war das Letzte. Mir gefiel die Stimmung auf dem NYU Campus und die Aussicht auf den Park von meinem Fenster aus. Er ließ alles andere weniger beengt und versnobt wirken, wie es bei so vielen anderen Teilen von New York oft der Fall war. Außerdem gab es an beiden Eingängen des Hauses Tore, die die Verrückten fernhielten, die mir manchmal nach Hause folgten.

In New York City lebte ich in einer Festung, und ich wurde das alles so verdammt müde.

Je länger ich auf Tour war, umso weniger konnte ich mich an mein Zuhause erinnern. Das Leben war einfacher, wenn es in einer Kleinstadt wie in Carlton, Kansas stattfand, einem Örtchen, das sich fast eine Stunde außerhalb von Kansas City befand. Dort verlief das Leben langsamer, die Menschen waren ruhiger, die Kinder glücklicher.

Zumindest war es so in meinen Erinnerungen. Aber so, wie meine Schwester und ihre Familie und meine Mom noch immer über das Leben dort sprachen, nahm ich an, es hatte sich kein Stück verändert. Klar, ab und zu machte ein neues Striplokal auf. Veränderungen machten sich am Stadtrand bemerkbar, und regelmäßig wurden neue Gebäude hochgezogen. Pendler waren bereit, die eine Stunde Arbeitsweg zu fahren, um damit ihren Familien ein sicheres Zuhause bieten zu können.

Ich hatte es kaum erwarten können, dort wegzukommen. Im Gegensatz zum Großteil meiner Abschlussklasse zog es mich nicht an die University of Kansas. Stattdessen belud ich meinen acht Jahre alten Buick, der früher mal meiner Mom gehört hatte, und fuhr direkt nach Los Angeles.

Und ich hatte es geschafft. Verdammt, ich hatte es geschafft. Ich habe mir den Hintern aufgerissen, mein halbes Leben in Bussen geschlafen, und meine einzigen Freunde waren meine Band und die Roadies und die Vorbands. Einige von ihnen waren echte Nervensägen. Einige waren ziemlich cool. Nur wenigen von ihnen konnte ich vertrauen.

Was genau der Grund war, aus dem ich mich in dieser verkorksten Scheiße befand. Ein Makel in meiner Geschichte, von dem ich bezweifelte, dass er jemals ausgelöscht werden könnte.

Ich wusste es. Anne wusste es. Darum verstand ich auch nicht, warum sie sich so ins Zeug legte, wenn ich doch immer der Typ bleiben würde, der beschuldigt worden war, eine zwanzigjährige Yale-Studentin vergewaltigt zu haben.

Scheiß auf die Schlampe und den Roadie, den sie bestochen hatte, damit er sie in den Bus ließ, damit sie dort die Fotos machen konnte, die sie brauchte, um beweisen zu können, dass wir einander begegnet waren.

Das waren wir auch. Wir hatten uns etwa zweiundzwanzig Sekunden lang angesehen, bevor ich ihren Arm gepackt und sie aus dem Bus gezerrt hatte. Meine Berührung hatte ausgereicht, um sie zu verletzen, und vielleicht hatte ich härter zugefasst als nötig, vielleicht hatte sie aber auch irgendjemanden dafür bezahlt, damit er ihr die blauen Flecken verpasste. Das gesamte Cover des Magazins war mit diesen blauen Flecken gepflastert gewesen, trotz der Versuche meines Teams, diese Fotos unter Verschluss zu halten, und sie warfen mehr als genug Fragen auf.

Aber ich habe sie nicht vergewaltigt. Nur Arschlöcher mit einem Ego von der Größe von Texas und einem Schwanz von der Größe von Rhode Island waren derart niederträchtig.

Jetzt stand ich am Fenster in meinem Wohnzimmer. Nachdem ich die ganze Zeit ruhelos durchs Haus getigert war, legte ich eine Pause ein und wartete darauf, dass mir eine verdammte Brünette ihre Antwort durch einen Betreuungskoordinator im wohl teuersten Bordell zukommen ließ, von dem ich jemals gehört hatte.

Was hatte diese Frau nur an sich? Diese Claudia, was hatte sie nur, das mich einfach nicht losließ?

Ich sollte nicht von ihr fasziniert sein. Ich dachte nicht nur an ihre frech hervorragenden Brüste und ihren straffen Hintern, sondern auch an ihre angespannten Kiefermuskeln, als ich sie nach ihrem Namen fragte. Ihre Weigerung, ihn mir zu verraten, ließ mich noch immer grinsen, obwohl sie mich ohne jeden Zweifel erkannt hatte.

Ja. Es war alles zusammengenommen. Wenn ich schon eine bereinigte Version meiner selbst präsentieren musste, wollte ich es mit einer Frau machen, die nicht gleich bei meinem Anblick dahinschmolz.

Ich wollte eine Frau, die sich behaupten konnte, die genauso dickköpfig wie ich war, um sicherzugehen, dass wir, wenn dieses Jahr um war, wieder getrennte Wege gehen würden.

Es war acht Stunden her, seit ich eine Antwort verlangt hatte. Und ich begann, wütend zu werden. Ich hatte nicht erwartet, dass die Brünette gleich auf die Chance, ein Jahr mit mir zu verbringen, anspringen würde, aber mich so lange hinzuhalten, begann mir auf die Nerven zu gehen.

Ich hatte deutlich gemacht, dass sie diejenige war, die ich wollte, und falls das nicht klappte, würde ich die ganze Sache einfach fallen lassen.

Anne und diese Karen sollten sich besser ihre Ärsche aufreißen, damit ich bekam, was ich wollte.

Wenn ich nur herausfinden könnte, warum ich unbedingt auf sie als Begleiterin bestand.

Anne befand sich gerade im New Yorker Büro, und ich versuchte, an ein paar neuen Liedern zu arbeiten. Aber ich schaffte es einfach nicht, mich zu konzentrieren. Keiner meiner Tricks, die mir sonst dabei halfen, mich zu beruhigen, und keine meiner Entspannungstechniken funktionierten.

Zur Hölle, ich hatte es sogar mit Yoga versucht, was immer mein letzter Ausweg war. Meine Gliedmaßen wurden dadurch locker aber mein Kopf blieb ein verdammtes verstricktes Chaos.

Es musste etwas passieren.

Ich brauchte meine Antwort, und sie musste unbedingt Ja lauten.

Ich tigerte noch eine Runde durch mein Wohnzimmer, ließ dabei mein Plektrum zwischen Daumen und Mittelfinger wandern. Ich hatte eine Melodie im Kopf, aber es war noch zu früh, um sie ganz hören zu können. So wurden Songs in meinem Kopf geboren, in Teilen und Bruchstücken, nie linear, und irgendwie schaffte ich es, sie zusammenzufügen, bis ich ein Lied aus ihnen geformt hatte. Diese neue Melodie war chaotisch, selbst für mich. Alles, was ich hörte, war die Basslinie, ein konstantes Klopfen in meinem Kopf und der Klang bestimmter Akkorde, doch nichts von dem, was ich bisher davon gehört hatte, hatte mir einen Hinweis auf die vollständige Melodie oder den Flow gegeben.

Ich würde diesen Song nicht zusammensetzen können, bis ich nicht etwas von dem Chaos in meinem Kopf beseitigt hatte.

Und ich musste unbedingt an meinem neuen Album arbeiten, noch dringender, als ich die Antwort dieser verdammten Frau haben musste.

Nachdem die Ticketverkäufe im letzten Jahr schwächer wurden und eine ganze Tour abgesagt werden musste, musste ich jetzt wieder mit Feuer und einem Knall in die Charts zurückkehren. Wenn ich das nicht tat, gab es Dutzende anderer Musiker wie mich, die sich darum reißen würden, meinen Platz einzunehmen. Nach meinem desaströsen letzten Jahr reichte ein geflopptes Album, und ich konnte Sayonara zu meinen Häusern in L.A. und New York und dem Ferienhaus auf Anguilla sagen. Ich würde irgendwo in einer Stadt im mittleren Westen landen und für den Rest meines Lebens von Tantiemen leben.

Auf keinen verdammten Fall würde das passieren. So sehr ich manchmal Kansas und meine Familie vermisste, gab es doch mehr, das ich erreichen wollte.

Mein Handy lag auf dem Couchtisch und klingelte; ich nahm es in die Hand, fuhr mit dem Daumen über den Bildschirm und drückte es mir ans Ohr, kaum, dass ich Annes Namen gelesen hatte.

»Was hat sie gesagt?«, wollte ich wissen und machte mir gar nicht erst die Mühe, Hallo zu sagen. Anne würde das nicht stören. Sie begrüßte mich nie.

»Ja. Sie wird morgen im Flugzeug sitzen.«

Plötzlich wollte ich, dass sie sofort flog. Fuck. Warum hatte ich ihr einen Tag Zeit gelassen, in dem sie ihre Meinung noch ändern konnte?

Warum machte ich das hier überhaupt? Ich hasste die Vorstellung, liebte die Vorstellung von dieser Frau.

Ich schnippte das Plektrum auf meine Gitarre zu, die neben meinen Ledersessel in der Ecke stand, wo ich sonst immer saß, wenn ich Songs schrieb, und ging in die Küche. Dort öffnete ich eine Flasche Bier und nahm einen tiefen Schluck. Anne seufzte und wurde still.

»Du brauchst das.«

Ich schluckte das Bier hinunter und stellte die Flasche auf der Arbeitsfläche ab. Ich drehte mich wieder zu dem Ausblick aus dem Fenster um. Das Wiegen der Bäume und die geschäftigen NYU-Studenten mit ihren Rucksäcken, die eilig in ihre Kurse liefen, machten einen beschissenen Job, wenn es darum ging, mich zu beruhigen.

Was mich auf eine Idee brachte. Ich würde Claudia nicht mehr nach L.A. holen.

»Was ich brauche, ist ein verdammtes selbst Geschriebenes, das sich so gut verkauft, dass ich dafür Platin bekomme. Das ist es, was ich brauche, Anne. Der Rest ist Publicity–Scheiß, und ich bin es so leid, dass jedes Mal an meiner verdammten Fußfessel gezerrt wird, wenn ich einen Schritt mache. Ich ändere den Plan. Claudia und ich fahren nach Anguilla.«

»Das Schlimmste, was du jetzt machen kannst, ist, über Monate zu verschwinden. Das lässt dich aussehen, als wärst du schuldig oder beschämt. Außerdem solltest du mit den Aufnahmen für dein nächstes Album anfangen. Hier. Ich habe heute den ganzen Nachmittag damit verbracht, die Zeiten für die Aufnahmen für dich zu blocken und deiner Band Bescheid zu geben.«

»Oder vielleicht bedeutet es einfach nur, dass ich eine gottverdammte Pause brauche«, fauchte ich, »und sie können auch eine gebrauchen.«

Herrgott. Sie verstand es einfach nicht. Und das würde sie auch nie. Sie hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlte, was für Blicke mir zugeworfen wurden, das neugierige Starren und die Verurteilung in den Augen der Menschen, seit die Nachricht das erste Mal erschienen war. Im Gerichtssaal der öffentlichen Meinung war ich bereits verurteilt worden, noch bevor in Wirklichkeit überhaupt Anklage wegen irgendetwas gegen mich erhoben worden war. Meine Eltern hatten Monate damit zugebracht, mich vor ihren Freunden zu verteidigen, meiner Schwester war es auf der Grundschule, an der sie arbeitete, ähnlich ergangen.

Das alles war Schwachsinn, und ich hatte es mehr als nur satt, mich immer um mich selbst zu drehen.

Ein oder zwei Monate draußen auf Anguilla war genau das, was ich jetzt brauchte.

Ich legte auf und warf das Handy auf die Arbeitsfläche. Anne würde es mir nachsehen, sie legte oft einfach auf, ohne sich zu verabschieden.

Ich streckte die Arme aus, die Hände auf dem kalten, grau und weiß gestreiften Marmor gespreizt, und ließ den Kopf hängen.

Scheiß drauf. Ich musste den Kopf klarbekommen und das würde nicht inmitten dieser Menschenmengen funktionieren, mit diesem ganzen Lärm und den andauernden Blicken, die ich bekam, wenn man mich erkannte.

Ein Monat auf Anguilla. Es war die beste Idee, die ich seit sechs Monaten gehabt hatte. Ich nahm das Handy wieder auf und machte einen Anruf, um die Flugpläne zu ändern.

Kapitel Fünf

Claudia

»Warum die Änderung?«, fragte ich Karen, während ich aus der Tür meiner Wohnung stürmte. Ich würde es gerade noch rechtzeitig zu der Adresse in Greenwich Village schaffen. »Was ist passiert?«

»Ich weiß es nicht. Aber der Kunde hat mich gestern Abend angerufen und mir gesagt, dass du ihn stattdessen am Flughafen treffen sollst. Hast du deinen Pass dabei?«

»Gott«, seufzte ich. »Ja, Karen. Ich habe meinen Pass dabei.« Sie hatte mir bereits geschrieben, bevor ich das Handy auch nur in die Hand genommen hatte. Das hatte mein Misstrauen angestachelt, und ich hatte sie sofort zurückgerufen. »Warum brauche ich ihn? Willst du mich in ein fremdes Land verschiffen?«

Mein Lachen klang selbst in meinen eigenen Ohren spröde, und sie ging gar nicht erst darauf ein.

Was bedeutete, meine Befürchtungen entsprachen der Wahrheit.

»Karen –«

»Dir wird nichts passieren. Alles wird okay sein. Halte dich einfach an die Regeln des Vertrags, und du bist sicher, Claudia.«

Ihre Stimme war weicher geworden; sie war der Stimme meiner Mutter so ähnlich, dass mir Tränen in die Augen traten. Ich würde nicht weinen. Das hatte ich in den letzten Monaten genug getan.

»Na gut.«

»Bitte, melde dich hin und wieder.«

Zurück zum Geschäft. Auch wenn es eher vertraut als professionell klang und die Vorstellung, dass Karen sich tatsächlich um mich sorgte, ließ es mich noch stärker gegen die Tränen ankämpfen. »Okay, Karen.«

»Wir sehen uns bald wieder. Benimm dich.« Sie beendete das Telefonat, bevor ich ihr versichern konnte, dass ich immer das gute Mädchen gewesen war.

Nachdem ich ein Taxi erwischt hatte, nannte ich dem Fahrer die Adresse der kleinen privaten Startbahn, zu der ich kommen sollte, und machte es mir dann auf dem zerrissenen und aufgeplatzten lederbezogenen Rücksitz bequem.

Vielleicht war es gar nicht so schlecht für mich, New York zu verlassen. Wenn ich das Land verließ, machte mich das noch anonymer, und es würde schwieriger werden, mich zu finden.

Das Taxi schlängelte sich rasant durch den Verkehr, hupte dabei laut, und meine Hände klammerten sich am Griff des Rücksitzes fest. Es konnte an der waghalsigen Fahrweise liegen, dass ich das Gefühl hatte, mich gleich übergeben zu müssen, aber der Hauptgrund dafür war die Unsicherheit. Trotz meiner Versuche, meine Augen zu schließen und zur Beruhigung durchzuatmen, war ich immer noch höchst angespannt, als der Fahrer an den Gates vorbeifuhr und vor einem kleinen Flugzeughangar und einem noch kleineren Flugzeug anhielt.

Dann stockte mir der Atem, und die gesamte Anspannung ballte sich in meinem Bauch zusammen.

Heiliger Bimbam.

Ich kannte den Mann, der am Fuß der Treppe stand. Ich war vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden in seine muskulöse und heiße Brust gelaufen.

Mir wäre nicht einmal im Traum eingefallen, dass er Karens nächster Termin war, als ich gestern in ihn rein gerannt war. Die Kundenidentitäten waren geheim und ich erfuhr erst, wer sie waren, wenn sie bei uns im Büro auftauchten.

Liam kam auf das Taxi zu und reichte dem Fahrer ein Bündel aus zusammengerollten Geldscheinen, und ich war sicher, ich würde mich übergeben, sobald ich aus diesem Wagen gestiegen war.

»Du hast es geschafft«, sagte er, öffnete mir die Tür und streckte mir die Hand entgegen.

Ich ergriff sie nicht. Er sollte auf keinen Fall spüren können, wie nervös er mich machte.

Liam Allistor. Rock-Gott. Angeklagt wegen Vergewaltigung. Die Anklage wurde zurückgezogen, die Gründe dafür wurden der Öffentlichkeit vorenthalten.

»Wie geht es dir, Claudia?« Er grinste, als er meinen Namen sagte, wirkte zufrieden darüber, ihn in Erfahrung gebracht zu haben, nachdem ich mich gestern geweigert hatte, ihn ihm zu verraten.

Was spielte er für ein Spiel?

»Hallo, Mr Allistor.« Ich hielt die Hände vor mir ineinander verschränkt.

»Bitte, Liam. Ich hasse es, wenn man mich Mr Irgendwas nennt.«

Ironisch. Immerhin wurde er auch schon Mr Sexy genannt. Mr Bachelor des Jahres. Mr Abschaum.

»Okay.«

In seiner Gegenwart konnte ich kaum atmen. Nicht aus Angst. Es war eine seltsame Kombination aus Lust und Nervosität, die meinen Körper übernahm, und beide Seiten versuchten, die Kontrolle zu erlangen. Liam Allistor war gebaut wie ein Linebacker beim Football, mit der Beweglichkeit eines Strippers. Alles an ihm verströmte ein sinnliches Versprechen und teuflische Lust. Er stand in ausgeblichenen Jeans und einem einfachen T-Shirt vor mir, und mein Blick wurde von seinem Körper angezogen – der Wölbung seiner festen Brust, dem Umfang seines Bizeps. Tätowierungen zogen sich von seinen Armen bis hinab zu seinen Knöcheln. Sein schwarzes Haar leuchtete fast im hellen Sonnenlicht. Seine Augen wurden von einer Sonnenbrille verdeckt, ich konnte seine erstaunlich blauen Augen nicht sehen, doch sie waren da.

Wahrscheinlich zwinkerte er mir gerade zu. Es wirkte wie etwas, das ein Mann wie er tun würde.

Er zwinkerte einem Mädchen zu, und schon ließ sie ihr Höschen fallen und spreizte ihre Schenkel.

Oh Gott. Ich würde meine Schenkel für Liam Allistor spreizen.

Wo hatte ich mich da nur reinmanövriert?

Er trat auf mich zu, als hätte er meine plötzlich aufgetauchte Angst gespürt, und legte die Hand auf mein Steißbein.

»Danke, dass du zugestimmt hast«, sagte er und führte mich die niedrigen Stufen hinauf ins Flugzeug. »Es hat mich gefreut, dass du zugesagt hast.«

Bevor ich meinen geistigen Südstaatenfilter finden konnte, platzte ich heraus: »Ich wusste nicht, dass Sie der Kunde sind. Und das hier ist ein Fehler.«

Karen lag falsch. Das war nicht sicher für mich. Oder klug. Das war die absolut schlechteste Entscheidung aller Zeiten.

Das war sogar noch schlimmer als schlimm.

»Ich mache selten Fehler, und ich bin mir sicher, das hier ist keiner.«

Ich konnte mich kaum auf seine Worte konzentrieren. Seine Stimme allein reichte aus, um mir Schauer durch Teile meines Körpers zu senden, von denen ich bisher nicht einmal gewusst hatte, dass sie existieren. Sein warmer Atem streifte meinen Hals und zu viele Fragen rasten durch mich hindurch.

Würde er mich gleich hier flachlegen? Mir meine Jungfräulichkeit mit einem teuflischen Grinsen und schwieligen, sicheren Fingern stehlen?

Ich war nicht bereit. War nicht einmal ansatzweise für irgendetwas davon bereit.

»Mr Allistor«, begann ich, aber er unterbrach mich und führte mich tiefer in das Flugzeug hinein, bis wir uns an dessen Heck befanden.

»Ich sagte dir bereits, nenn mich Liam.«

Ich kniff die Augen zusammen und atmete tief durch. »Liam«, murmelte ich und öffnete meine Augen wieder. »Es gibt Dinge, von denen du nichts weißt, und ich werde sie dir auch nicht erzählen, aber vertrau mir, du willst mich nicht.«

»Genau da liegst du falsch«, sagte er, und gütiger Gott, seine Stimme war wunderschön. Stark und rau, sie rollte über mich hinweg wie ein Lufthauch. »Ich will dich.« Seine Hand umfing meine Wange. Ich starrte ihn an. Oh mein Gott, was passierte gerade? »Und ich habe gerade eine ziemlich hohe Gebühr bezahlt, um dich zu bekommen.«

Mein Herz rutschte mir so schnell in die Hose, dass ich mir sicher war, er hätte es gehört. Was für ein Idiot. Ein arroganter Idiot, und ich war nicht dumm. Ich wusste genau, warum er vor mir stand, warum er das erste Mädchen gekauft hatte, das nicht wie ein Penner oder ein Groupie aussah.

Liam Allistor, der gefeierte Musikstar, verlor an Beliebtheit, hatte an Seriosität verloren. Wenn es einen Menschen auf dieser Welt gab, dessen Sturz von der Spitze noch rauer gewesen war als meiner, dann war er es.

Nicht dass ich automatisch alles glaubte, dessen man ihn angeklagt hatte, aber ich hatte schon ärmere Männer als ihn mit einem Freispruch davonwandern sehen, einfach, weil sie ein fettes Portemonnaie besaßen. Er hatte Millionen, mit denen er seine Probleme einfach wegwischen konnte. Ich war nicht mehr naiv genug, um zu glauben, dass er diese Möglichkeit nicht in Anspruch genommen hatte.

»Natürlich hast du das.« Ich trat an seine Seite, drehte mich um und zwang ihn so dazu, die Hand von meiner Wange zu nehmen.

Ich musste vergessen, wie schön, wie unglaublich sexy er war. Trotz seines Körpers und seiner Stimme stand Karen jetzt auf meiner schwarzen Liste. Das musste die schlimmste Zusammenführung sein, die Infidelity jemals vorgenommen hatte.

»Wie hast du mich bekommen?«, fragte ich.

»Ich habe nach dir gefragt.«