Just One Heartbeat – Verborgene Sehnsucht - Stacey Lynn - E-Book
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Just One Heartbeat – Verborgene Sehnsucht E-Book

Stacey Lynn

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Beschreibung

Die eine oder keine!

Claudia Townsend ist nach einer Familientragödie nach New York gezogen, wo sie in der Escort-Agentur "Infidelity" als Assistentin arbeitet.

Rockstar Liam Allistor ist der Traum vieler Frauen - bis sein Leben plötzlich von einem Skandal überschattet wird. Die Presse zerfetzt ihn in der Luft, und seine Fans richten sich gegen ihn. Liams Manager ist überzeugt: Er braucht jetzt gute PR. Und vor allem braucht er eine Freundin, die sein ramponiertes Image wieder aufpoliert. Also schleppt er Liam zu "Infidelity", um eine "Freundin" für ein Jahr zu finden. Liam ist von der Idee überhaupt nicht begeistert.

In der Agentur rennt ausgerechnet Claudia ihn fast über den Haufen - und Liam fühlt sich zu der selbstbewussten Frau sofort hingezogen. Für ihn steht fest: sie oder keine. Und obwohl sie kein Escortgirl ist, wird er alles dafür tun, sie zu kriegen ...

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechzehn

Kapitel Siebzehn

Kapitel Achtzehn

Kapitel Neunzehn

Kapitel Zwanzig

Kapitel Einundzwanzig

Kapitel Zweiundzwanzig

Kapitel Dreiundzwanzig

Epilog

Danksagung

Weitere Titel der Autorin

Nur ein einziger Song – Nicole & Zack

Nur ein einziger Song – Mia & Chase

Über dieses Buch

Claudia Townsend ist nach einer Familientragödie nach New York gezogen, wo sie in der Escort-Agentur »Infidelity« als Assistentin arbeitet.

Rockstar Liam Allistor ist der Traum vieler Frauen – bis sein Leben plötzlich von einem Skandal überschattet wird. Die Presse zerfetzt ihn in der Luft, und seine Fans richten sich gegen ihn. Liams Manager ist überzeugt: Er braucht jetzt gute PR. Und vor allem braucht er eine Freundin, die sein ramponiertes Image wieder aufpoliert. Also schleppt er Liam zu »Infidelity«, um eine »Freundin« für ein Jahr zu finden. Liam ist von der Idee überhaupt nicht begeistert.

In der Agentur rennt ausgerechnet Claudia ihn fast über den Haufen – und Liam fühlt sich zu der selbstbewussten Frau sofort hingezogen. Für ihn steht fest: sie oder keine. Und obwohl sie kein Escortgirl ist, wird er alles dafür tun, sie zu kriegen …

Über die Autorin

Stacey Lynn liebt es, Geschichten zu schreiben, bei denen sich die Leser in die Charaktere verlieben und sich wünschen, es wären im realen Leben ihre besten Freunde oder Familie. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in North Carolina. Tagsüber versorgt sie liebevoll die Familie, abends macht sie es sich mit einer Decke und einem Buch oder Laptop auf der Couch gemütlich und schreibt all die Geschichten auf, die ihr durch den Kopf gehen.

Weitere Informationen unter: www.staceylynnbooks.com

STACEY LYNN

Just OneHeartbeat

Verborgene Sehnsucht

Aus dem Amerikanischenvon Nina Bellem

beHEARTBEAT

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2013 by Stacey Lynn, USA

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Captivated by You«

Diese Ausgabe wurde vermittelt durch Claudia Böhme Rights & Literary Agency, Hannover (www.agency-boehme.com)

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: Manuela Städele-Monverde unter Verwendung von Motiven von © tomertu/shutterstock | © oneinchpunch

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-9553-2

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Kapitel Eins

Claudia

Der Fall in Ungnade ging nicht so schnell oder sanft vonstatten, wie es sich anhörte. Es war, als falle man durch einen dunklen Tunnel, während man gegen die Wände knallte, bis man wieder ausgespuckt wurde, auf dem Gehweg aufkam und zurückgelassen wurde, während man sich Kieselsteine und Schmutz aus den aufgeschürften Knien und aufgerissenen Handflächen klaubte.

Und sobald man dort angekommen war, hatte man zwei Möglichkeiten: sich hinlegen, aufgeben und darauf warten, dass irgendjemand kommt, um es endgültig zu Ende zu bringen.

Oder die zweite Möglichkeit, die ich gewählt hatte: Man rafft sich wieder auf, verbindet die Wunden und Kratzer und wartet, bis die Blutergüsse verheilt sind, und macht weiter.

Überdramatisch?

Absolut nicht.

In meinem Fall hatte ich mich entschieden, loszulaufen anstatt einfach locker weiterzumachen wie bisher.

Ich war die Tochter des berüchtigten Richters Keith Townsend. Ich wuchs in privaten Internaten in Designerschuhen auf und hatte Zugriff auf unerschöpfliche Bankkonten; ich hatte ausgesorgt. Ich musste mir nichts wünschen, und mir fiel alles in den Schoß.

Das änderte sich alles, als bekannt wurde, dass mein Vater illegal eine Eheurkunde zugunsten von Alton Fitzgerald zurückdatiert hatte, einem Mann, dessen Imperium vor seinen Augen zusammenbrach. Und das war nur das kleinste Verbrechen meines Vaters. Mein Leben voller Privilegien war auf einen Schlag vorbei.

Wenn ich nur genau lauschte, konnte ich noch immer die quietschenden Reifen meines Lebens hören, während es gerade direkt gegen eine Mauer krachte.

Vielleicht war es aber auch das Echo der Schüsse, die mein Vater abfeuerte, nachdem er nicht mehr mit dem Gespött leben konnte und erst das Leben meiner Mutter und dann sein eigenes nahm.

Zwei Monate nach ihrer Beerdigung klaubte ich den letzten Kieselstein aus meinen nun für immer vernarbten und mit Blutergüssen überzogenen Handflächen und fuhr nach New York. Savannah sah ich nur noch im Rückspiegel.

Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass meine Tante Karen schon ein Appartement und einen Job für mich parat hatte, bevor ich auch nur aus dem Zug gestiegen und die Grand Central Station betreten hatte.

Statt dass sie mich zu ihrem eigenen Appartement an der Upper East Side fuhr, wies sie ihren Fahrer an, uns in die Upper West Side zu bringen, reichte mir vor Appartement 1212 – in einem wunderschönen alten Gebäude mit kunstvoller Architektur und ein wenig angeschlagener Ziegelfassade, allerdings mit einem Concierge – ein paar Schlüssel und sagte: »Willkommen in deinem neuen Zuhause. Die Informationen zu deinem neuen Job findest du auf dem Küchentisch. Ruh dich jetzt aus, und morgen treffen wir uns zum Abendessen.«

Sie streifte meine Wangen mit Luftküssen, dann tänzelte sie davon, und ich blieb zurück und starrte ihr hinterher.

Ich war nicht beleidigt. Karen war die Schwester meiner Mom, und ich hatte Karen nicht mehr gesehen, seit ich fünf Jahre alt gewesen war. Sie und meine Mom hatten sich nie gut verstanden, und ganz sicher hatten sie sich nicht nahegestanden.

Im letzten Monat, während dem ich bereits für sie arbeitete, hatte ich auch gemerkt, dass sie versuchte, nicht unhöflich zu sein. Sie war nur wirklich, wirklich schwer mit ihrer Karriere beschäftigt. Ich glaube, ich habe diese Frau noch kein einziges Mal lächeln sehen. Sie zuckt nur kurz mit den Lippen, wenn sie sich freut.

Was erklärte, wie sie mit fast fünfzig Jahren noch keine einzige Falte haben konnte.

Karen war wunderschön und unverblümt, trug immer eine maßgeschneiderte Kombination aus Anzug und Rock. Sie war mehr als nur einschüchternd.

Sie war sogar ein wenig Furcht einflößend, und ich bereute den Tag, an dem ich in meinem Job einen Fehler machte; ich war vorübergehend als ihre Assistentin eingestellt worden, weil ihre eigentliche Assistentin im Schwangerschaftsurlaub war.

Karen brauchte jemanden, der diese Position für drei Monate übernahm, und ich brauchte einen Job, bevor ich irgendwo eine Festanstellung fand.

Es war die perfekte Lösung, und ich war dankbar. Bis mir klar wurde, wie viel die Mitarbeiter, die mit den exklusiven Kunden von Infidelity zu tun hatten, eigentlich verdienten, wie sehr sich ihre Leben veränderten, und ich begann mich zu fragen: »Konnte ich das auch?«

Was mich zu Karens Büro führte, in dem ich jetzt vor ihr saß.

»Das war nicht der Grund, aus dem ich dich eingestellt habe«, sagte Karen. Sie sah mich mit unbewegtem Gesichtsausdruck an.

»Das weiß ich. Aber ich bin interessiert, und ich will wissen, ob mir diese Möglichkeit offensteht.«

Ihr Kopf legte sich in einer knappen Bewegung zur Seite. »Warum?«

Warum? Das war die Tausend-Dollar-Frage. Oder besser die Zweihundertundvierzigtausend-Dollar-Frage. Jeder Mitarbeiter verdiente zwanzigtausend im Monat, inklusive Unterhaltskosten und Spesen. Im Grunde genommen bat ich meine Tante Karen darum, mich zu einer bezahlten Hure zu machen, trotz dem sie während des vergangenen Monats immer wieder betont hatte, dass Infidelity keinen Sex, sondern Gesellschaft verkaufte. Aber da mein Fond im Moment in einen Skandal verstrickt und mein Interesse, diesen aufzuklären, gerade sehr klein war, war das meine beste Option, um auf lange Sicht finanzielle Stabilität zu finden.

In diesem seltenen Moment von emotionaler Verletzlichkeit blinzelte ich die Tränen fort, die sich bereits in meinen Augen sammelten. »Weil ich sonst nichts habe, was ich anbieten kann, Karen. Ich habe einen nutzlosen Abschluss und einen zeitlich begrenzten Job. Ich muss etwas tun, und wir wissen beide, dass ich nicht zu viel anderem tauge.«

»Als ich zugestimmt habe, dass du hierherziehen kannst und ich dir wieder auf die Beine helfe, habe ich das weder erwartet noch geplant.«

»Ich weiß.« Ich lockerte meine Schultern, richtete mich auf und hielt die Hände in meinem Schoß umklammert. »Aber ich habe sowohl den Hintergrund als auch den Lebensstil, den es braucht, um dich und Infidelity stolz zu machen.«

Oh Gott. Warum verkaufte ich mich selbst hierfür? Alles, was ich sagte, entsprach der Wahrheit, aber auf meiner Zunge schmeckten die Worte trotzdem wie Schlamm.

Sicher, ich hatte die passende Erziehung um eine hübsche Partybegleitung abzugeben, und den Intellekt, um eine passende Unterhaltung mit einigen der reichsten Männer des Landes führen zu können, aber ich war nicht naiv. Ich bot hier auch an, meinen Körper zu verkaufen.

Einen Körper, der nahezu unberührt war.

Aber was tat das jetzt noch zur Sache? Was tat irgendetwas davon noch zur Sache? Ich brauchte Geld und niemand würde sich um mich kümmern, abgesehen von mir.

Karen nahm einen Stift in die Hand und tippte damit auf ihren Schreibtisch. »Geh in die Mittagspause. Gib mir Zeit, darüber nachzudenken.«

»Mehr verlange ich auch nicht.«

Ich nickte ihr zu und machte noch kurz an meinem Schreibtisch Halt, um meine Handtasche zu holen, bevor ich zum Aufzug ging. Dabei versuchte ich die ganze Zeit, die Schmetterlinge zu unterdrücken, die wild in meinem Bauch herumflatterten. Ich hatte angeboten, mich selbst zu verkaufen, in dem Wissen, dass auch mein Körper dazugehören könnte, dabei war ich während der Highschool oder im College nie weiter als bis zur zweiten Base gegangen. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Mein Abschluss in englischer Literatur war nicht besonders viel wert. Von mir war nicht erwartet worden, dass ich einen Abschluss in Naturwissenschaften oder meinen Doktor mache. Von mir war erwartet worden, dass ich als MRS das College verlasse und Nachkommen produziere, so wie es von jeder anderen angesehenen reichen Frau in Savannahs High Society erwartet wurde.

Der Grund, aus dem ich noch Jungfrau war, war weder fehlendes Verlangen noch besonders hohe Moralvorstellungen. Es lag eher daran, dass ich immer Angst hatte, meine Eltern zu enttäuschen. Es wurde viel von mir erwartet, aber ich bekam auch viel Liebe.

Zumindest hatte ich das immer gedacht.

Das alles zerfiel an dem Tag zu Staub, als mein Vater sich das Hirn wegpustete.

Ich wuchs in dem Glauben auf, ich hätte alles, mehr, als man mit Geld kaufen konnte. Ich hätte eine Mom und einen Dad haben können, die sich einen Dreck um mich scherten. Stattdessen hatte ich Eltern, die Zeit mit mir verbracht haben, was mehr war, als viele meiner Freunde, mit denen ich aufgewachsen war, von sich behaupten konnten. Ihre Eltern waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich Gedanken darüber zu machen, wer wohin reiste und wo arbeitete und welchen Designer sie trugen. So blieb ihnen keine Zeit, ihren Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, zu ihren Tanzauftritten zu kommen oder mit ihnen in den Urlaub zu fahren, wo Familien wirklich Zeit miteinander verbrachten.

Meine Eltern waren anders. Zumindest hatte ich gedacht, sie wären anders. Jetzt hatte ich, abgesehen von Karen, die ich kaum kannte, niemanden mehr.

Was hätte ich sonst tun sollen?

Der vertraute und verhasste Strom an Emotionen überflutete mich, während der Aufzug nach unten fuhr, nur um dann wieder aus den Erinnerungen gerissen zu werden, die auf mein Hirn einstürmten, als die Tür des Aufzugs in der Lobby aufglitt.

Sie gab einen klingelnden Ton von sich, und ich trat aus dem Fahrstuhl, sobald er ganz offen war, den Blick auf mein Handy gerichtet, als ich plötzlich direkt in einen riesigen Berg Muskeln rannte.

»Oh!« Mein Handy flog mir aus der Hand, ich prallte zurück und fiel direkt auf meinen Hintern.

»Oh, scheiße«, hörte ich und blickte auf.

Und sah mich Liam Allistor gegenüber. Sein hübsches Gesicht, sein Lächeln, das sündhaft sexy war, seine schwarzen Augen, die dafür sorgen konnten, dass das Herz einen Schlag aussetzte, und sein deutlich erkennbar muskulöser Körper, der jedes Höschen dahinschmelzen ließ. Und das, obwohl er sich unter seinem hautengen Johnny-Cash-T-Shirt verbarg.

Verdammt. Er war in Wirklichkeit noch tausendmal heißer als auf der Bühne, und ich hatte ihn schon so oft bei seinen Auftritten gesehen.

Kapitel Zwei

Liam

Ich wand mich förmlich, während ich mich in der spiegelnden Aufzugtür betrachtete. In den letzten sechs Monaten hatte sich mein Leben vom absoluten Tiefpunkt zu einem Gang durch die Hölle verwandelt. Ich wusste nicht einmal, dass man so tief sinken konnte, wie ich begraben wurde.

Und die Frau, die im Moment meine Eier so fest im Griff hatte, dass es schon schmerzhaft und nicht mehr lustvoll war, stand neben mir und funkelte ihr Handy wütend an.

Nicht wörtlich gemeint. Nur eine Metapher. Anne Marker würde sich niemals in die Nähe meiner Eier begeben. Sie war nicht nur mit Don Marker, dem Besitzer und CEO von Marker Entertainment verheiratet, sie war auch alt genug, dass sie meine Mutter hätte sein können.

Sie war auch die beste Musikagentin im Geschäft. Anne nahm Anfänger wie mich auf, die in dreckigen Bars versuchten, ihre Träume wahr werden zu lassen und in verrosteten Buicks verteilt über ganz Los Angeles schliefen, und sie brachte uns an die Spitze, bevor die Tinte auf unseren ersten Verträgen auch nur getrocknet war.

»Ich kann immer noch nicht glauben, dass du mich zwingst, das zu tun.« Mein Spiegelbild verzog die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. Wo blieb der verdammte Aufzug? Je eher ich diesen Scheiß hinter mich brachte, umso schneller konnte ich mich betrinken.

Anne gönnte mir nicht einmal einen Blick, während ihre Finger schnell und hart über die Tastatur ihres Handys flogen. »Reiß dich zusammen, Gänseblümchen.«

Mit einer Größe von knapp 1,90 m und einer soliden Muskelmasse von 100 Kilo würde es sonst niemand wagen, mich Gänseblümchen zu nennen.

Wenn ich glauben würde, dass es mir helfe, mich aus diesem Schlamassel herauszuholen, würde ich Anne sogar meinen Hund aus Kindertagen umbringen lassen. Vorausgesetzt, Sparky wäre noch am Leben.

Außerdem war es Anne scheißegal. Ich war der Top-Musiker in diesem Land, stand an der Spitze der Charts und brachte von den Preisverleihungen mehr Preise und Auszeichnungen mit, als ich bei mir unterbringen konnte. Annes einziger Job war es, mir den Arsch zu retten und mich aus dem siebten Kreis der Hölle zu holen.

Man sollte meinen, dass, nachdem mich eine Frau beschuldigt hatte, sie vergewaltigt zu haben, und ihre Anschuldigungen zurückgezogen hatte, weil es absolut keine Beweise für ihre Behauptungen gab, mein Namen wieder reingewaschen wäre. Aber wie es aussah, glaubten Menschen, die mich noch nie in ihrer Kirche gesehen hatten und nur die Titelseiten der Klatschblätter an der Supermarktkasse lasen, nicht, dass Rockstars wie ich eben nicht herumliefen und ihren Schwanz in unwillige Frauen steckten.

Bitte. Mir wurden genug Pussys angeboten, ich musste mir nicht nehmen, was nicht mir gehörte. Das würde ich nicht einmal in Erwägung ziehen, wenn ich nicht Millionen Dollar auf dem Konto hätte.

»Das klingt immer noch lächerlich. Eine Frau für ein Jahr? Allein bei dem Gedanken ziehen sich meine Eier zusammen und sterben ab.«

Anne steckte ihr Handy in ihre Handtasche. »Werd erwachsen. Du weißt, wie das Spiel läuft.«

Medien. PR. Social Media. Das öffentliche Image. Ich wollte einfach nur gute Musik machen und sie durch ein Mikrofon in ein Stadion mit Tausenden schreiender Zuhörer dröhnen lassen.

Aber Anne hatte recht. Ich klang wie ein verwöhnter reicher Penner, und ich war keines von beidem. Meine Mutter hatte mich besser erzogen als das. Und abgesehen davon war ich auch so erfolgreich genug gewesen, ohne das Medien-Spiel spielen zu müssen. Nachdem ich fünf Jahre im Fokus der Öffentlichkeit verbracht hatte, war ein Skandal längst überfällig gewesen.

»Bist du dir denn sicher, dass es das Richtige ist?« Als Anne Infidelity mir das erste Mal gegenüber erwähnt hatte, hatte ich erst einmal nichts sagen können. Das gesamte Konzept wirkte wahnsinnig zwielichtig. Wie würde die Presse reagieren, wenn sie herausfand, dass ich ein exklusives teures Escort angeheuert hatte, damit sie so tat, als wäre sie meine Freundin, nur um die Gerüchte, dass ich ein Vergewaltiger sei, aus dem Weg zu räumen?

Fuck. Ich fuhr mir mit den Händen über das Gesicht. Wie zur Hölle hatte sich mein Leben in das hier verwandeln können?

Die Glocke ertönte im gleichen Moment, als Annes unheilverkündende Worte in meinen Ohren widerhallten.

»Gänseblümchen, das ist das Einzige, was dich jetzt noch retten kann.«

Der Mist war, sie hatte recht.

»Lass es uns einfach hinter uns bringen.« Kaum dass die Tür zur Seite geglitten war, trat ich über die Schwelle und prallte direkt mit einer zierlichen, schlanken Brünetten zusammen, die mir gegen die Brust lief, bevor ich meine Hände dazu bringen konnte, sie aufzuhalten.

»Oh, scheiße«, grunzte ich, ausgelöst durch den Zusammenstoß, und streckte die Hand nach ihr aus, aber ihr Handy segelte durch die Luft und schon saß sie auf ihrem Hintern; lag ausgestreckt vor mir, bevor ich sie auffangen konnte.

Verdammt. Ein Blick durch die Lobby sagte mir, dass es niemand mitbekommen hatte. Ich ging rasch in die Hocke, um ihr aufzuhelfen. Wenn mich jemand so sehen würde – eine Frau zu meinen Füßen, die Beine durch ihren Sturz weit gespreizt – wäre ich binnen weniger Stunden auf den Titelseiten der Klatschblätter.

»Alles in Ordnung?«, fragte ich und streckte ihr meine Hand entgegen.

Sie sah auf, den Blick auf meine Hände gerichtet, als könnte sie mich allein an den Tattoos auf meinen Knöcheln erkennen. Sie riss die Augen auf, die Haut aschfahl und öffnete den Mund.

Ihr Blick fuhr meinen Arm hinauf, bis sich unsere Blicke trafen. Heilige Scheiße, sie war wunderschön.

Angesichts ihrer Schönheit wäre ich fast selbst auf den Hintern gefallen. Dunkle, schokoladenfarbene Augen umrahmt von langem Haar und einem zur Seite gekämmten Pony, der von ein paar Haarklammern zurückgehalten wurde. Haar, fast so dunkel wie ihre Augen. Ich konnte einen eingehenden Blick auf ihre Alabasterhaut werfen, die aussah, als wäre sie noch nie in ihrem Leben von der Sonne berührt worden.

Ich konnte noch nie einem hübschen Gesicht widerstehen, das mich mit großen Augen ansah. Es gehörte zu dem Thrill, berühmt zu sein, war Teil des Egos, das einen Mann ausmachte. Es gefiel uns, angehimmelt zu werden, und es war uns egal, ob das nur an unserem Aussehen lag.

»Darf ich dir aufhelfen?«, fragte ich und konnte das Grinsen nicht zurückhalten, das sich auf meinen Lippen ausbreitete.

Gott, sie war verflucht heiß. Meinem Schwanz fiel das auch auf. Sie legte ihre Hand in meine, und ich zog sie auf die Füße. Meine Jeans wurde unangenehm eng.

Verdammt.

»Vielen Dank, Mr Allistor«, sagte sie.

Irgendetwas an ihrem Ton ließ mein Lächeln verblassen. »Und Sie sind?«

Ihr bewundernder Gesichtsausdruck wurde leer, als hätte ich sie gebeten, Staatsgeheimnisse zu verraten. Sie bückte sich, nahm ihr Handy und warf es, ohne mich dabei anzusehen, in ihre Handtasche. »Das geht Sie nichts an.«

Sie schob sich das Haar über die Schulter ihres dunkelgrauen Kleides mit den kurzen Ärmeln und richtete sich wieder auf.

Eine Jagd. Es gefiel mir besser als sonst.

Anne räusperte sich neben mir, um ihren immer kürzer werdenden Geduldsfaden anzuzeigen. Aber scheiß auf sie. Scheiß auf Infidelity und alles, was damit zusammenhing. Ich wollte diese Frau.

»Ich wünschte, es würde mich etwas angehen.«

Da sah sie mich mit verengten Augen an und schüttelte ihren Kopf. Mit dem hübschesten, weichsten und seidigsten Südstaaten-Akzent sagte sie: »Es tut mir leid, dass ich in Sie hineingerannt bin, Mr Allistor –«

»Liam.« Fast klang es wie ein Fauchen. Ich hasste es, Mr Irgendwas genannt zu werden. Zur Hölle, ich war achtundzwanzig, nicht fünfzig. Die Gesellschaft verlangte diese Anrede, aber mir waren die Erwartungen der Gesellschaft mittlerweile so egal, wie es mir egal war, fälschlicherweise der Vergewaltigung bezichtigt zu werden.

So wie mich dieses Mädchen gerade ansah, hatte sie es wohl auch schon mitbekommen.

»Also gut, Liam.« Sie nickte. Gott, sie war vollkommen unbeeindruckt von mir, und ich war dafür immer noch ganz hin und weg von ihr. »Es tut mir leid, dass ich in dich hineingerannt bin, ich hätte besser aufpassen sollen.«

»Es war meine Schuld«, sagte ich und kam näher. »Und du verdienst eine Entschuldigung von mir. Lass mich dich zum Essen ausführen.«

»Wir haben ein Meeting, Liam.« In Annes knappen Worten lag ein wütender Unterton. Ich wusste, dass es besser war, sie nicht zu ignorieren, aber scheiße. Diese Frau.

»Es tut mir leid«, sagte ich zu der Frau. Sie stand noch immer da und sah nicht mich an, sondern blickte über meine Schulter. Doch ich war das Arschloch, das ihr im Weg stand, hielt sie im Grunde davon ab, irgendwohin gehen zu können. »Verrat mir, wie du heißt. Ich rufe dich an, sobald ich mit meinem Meeting fertig bin. Ich gebe dir dann einen Drink aus, als Entschuldigung.«

»Nein, vielen Dank.« Sie trat zur Seite und blickte stur geradeaus.

Verwirrung flutete durch mich hindurch. Ich hätte meine Millionen verwettet, dass sie noch vor einem Jahr anders reagiert hätte. Gottverdammt, ich war am Arsch.

»Hab ein schönes Meeting und noch einmal, es tut mir leid.« Sie hastete davon, sah mich nicht an, und mein Blick klebte auf ihrem kleinen, aber runden, schwingenden Hintern, bis sie um die Ecke verschwunden war.

Annes Finger legten sich um mein Handgelenk, und sie zerrte mich in den Aufzug.

»Fokus, Liam.«

»Oh, ich bin fokussiert«, grollte ich, richtete mich und erntete dafür ein Augenrollen von Anne.

»Du bist ein Idiot«, sagte sie.

Ich fühlte mich auch wie einer, also widersprach ich ihr nicht. Als die Tür zuglitt und der Aufzug losfuhr, versuchte ich, die Frau aus meinem Kopf zu bekommen.

Ich würde sie wahrscheinlich niemals wiedersehen, nicht in einer Stadt, die so groß war wie New York. Und da ich ihren Namen nicht kannte, gab es keine Möglichkeit, sie irgendwie zu kontaktieren, aber fuck, ich wollte es. Sie war sexy. Ein wenig frech. Absolut perfekt.

Die Vorstellung, dass eine Frau mit so viel Stil – nachdem ich gesehen hatte, wie sie gekleidet war, ging ich davon aus, dass sie Stil hatte – mich bereits für etwas verurteilt hatte, was ich verdammt noch mal nicht getan hatte, ließ mein Blut kochen.

Ich wollte zumindest dafür sorgen, dass sie die Wahrheit kannte.

»Vergiss sie, Liam.«

»Schon erledigt«, log ich. Anne hatte recht. Wenn ich schon versuchte, mir ein neues Image zuzulegen, war es keine gute Idee, eine Frau von der Straße – oder vom Marmorboden, auf dem sie ausgestreckt gelegen hatte – zu nehmen.

Aber das Bild von ihr, von ihrem braunen, gewellten Haar, das ihr gerade über die Schulter reichte und das sie zusammengebunden hatte und von diesen Augen, mit den dichten, langen Wimpern, von denen ich wusste, dass sie echt waren, tauchte vor meinem inneren Auge auf. Ich richtete meinen harten Schwanz und knurrte mein eigenes Spiegelbild an.

»Fick mein Leben«, murmelte ich.

Anne schnaubte. »Nein, danke.«

»Mr Allistor.« Karen Flores streckte mir ihre Hand entgegen, kaum, dass Anne und ich aus dem Aufzug getreten waren. »Es ist eine Freude, Sie kennenzulernen und Sie hier bei Infidelity begrüßen zu dürfen. Bitte, treten Sie doch ein und setzen sie sich in mein Büro, damit wir uns unterhalten können.«

»Bitte, nennen Sie mich Liam. Und danke, dass ich einen Termin bekommen konnte«, erwiderte ich, was natürlich eine Lüge war, und schüttelte ihre Hand. Während sich Anne und Karen ebenfalls begrüßten und Karen uns bedeutete, ihr in ihr Büro zu folgen, blieb mein Blick am Schreibtisch des Empfangs hängen und ich hielt mitten im Schritt inne.

Die Brünette.

Auf dem Schreibtisch des Empfangs stand ein einfaches gerahmtes Foto. Es zeigte die Brünette, die von zwei Erwachsenen im Arm gehalten wurde. Sie standen an einem Strand, und heilige Scheiße, ich hatte vorhin genau richtig gelegen. Auf dem Foto trug sie einen leuchtend gelb und weiß gestreiften Einteiler mit Cut Outs an den Seiten, die ihre Taille entblößten. Ihr Haar lag auf ihrem Rücken und wehte im Wind, und ihr Lächeln blendete mich regelrecht.

Wunderschön.

»Liam?«

Annes Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich wirbelte herum und sah beide Frauen in der Tür zu Karens Büro stehen.

»Ja?«

Sie hob ihre perfekt gezupften schwarzen Augenbrauen zu scharfen Spitzen. »Meeting. Kommst du?«

Ich blickte wieder auf das Foto und klopfte einmal kurz auf den Schreibtisch. »Oh ja, ich bin bereit.«

»Okay«, sagte Karen, nachdem sie hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte. Anne und ich saßen in zwei Sesseln, ihr gegenüber.

Ich beschloss, ihr die Scharade zu ersparen und mich auf Infidelity einzulassen. Ich war bereit. Voll und ganz bereit.

»Wenn Anne will, dass ich das durchziehe, dann will ich sie.« Ich deutete mit dem Daumen in die Richtung des Flurs vor ihrem Büro.

Karen zuckte zusammen und runzelte dann die Stirn. »Es tut mir leid. Wie bitte?«

»Sie. Die Frau, deren Arbeitsplatz sich an diesem Schreibtisch befindet. Wenn ich diese Scheiße ein Jahr durchziehen soll, will ich diese Frau dafür haben.«

»Es tut mir leid, Mr Allistor –«

»Liam.«

Die Hitze, die von Annes Bürosessel, genauer gesagt, von ihrem wütenden Funkeln ausging, war glühend heiß. Wenn sie in der Lage gewesen wäre, mich allein mit ihrem Blick zu verbrennen, wäre ich jetzt bereits nur noch ein Häufchen Asche.

Es kam nicht oft vor, dass ich mich querstellte, aber es ging hier immerhin um mein Leben, in dem sie herumpfuschten, also sollte ich verdammt noch mal dazu in der Lage sein, mitzuentscheiden, wie dieses kommende Jahr der Lächerlichkeit ablaufen würde.

»Es tut mir leid, Liam. Claudia ist meine Assistentin, sie ist keine meiner Mitarbeiterinnen, die den Kunden zur Verfügung stehen. Also, wenn es dir nichts ausmacht, sollten wir anfangen, und ich erkläre dir, was Infidelity für dich tun kann.«

Und jetzt hatte ich einen Namen. Claudia. Ich kräuselte stumm die Lippen. Ein bisschen exotisch, ein bisschen klassisch, ein bisschen frech. Er passte perfekt zu ihr.

Ich saß wie der brave kleine Junge in meinem Sessel, wie Karen und Anne es von mir erwarteten und tat so, als würde ich zuhören. In der nächsten Stunde gab uns Karen einen umfassenden Überblick über das, was ihr Unternehmen für uns tun konnte. Wir waren von ehemaligen Kunden empfohlen worden und der Grund, aus dem Anne von diesem Unternehmen wusste, hatte mich vor Schreck mit offenem Mund stehen lassen, denn sie hatte früher für Infidelity gearbeitet. So hatte sie auch ihren Ehemann Don kennengelernt.

»Ist das dein Ernst?«, fragte ich und konnte meine Überraschung dabei nicht verbergen. »Du hast das früher gemacht?«

»Ich versuche die ganze Zeit schon, dir zu erklären, dass Infidelity die beste Wahl für dich wäre, Liam. Du hörst nur einfach nie zu.«

Das stimmte nicht. Ich hörte immer zu. Ich hörte auf meinen Manager und meine Band und meinen Komponisten und zur Hölle … an einigen Tagen machte ich nichts anderes als anderen Menschen dabei zuzuhören, während sie mir erzählten, wie ich mein Leben zu leben hatte.

»Ich bin mir sicher, ich hätte mich daran erinnert, wenn du mir erzählst hättest, dass du deinen Ehemann vor zehn Jahren kennengelernt hast, weil er dir zwanzigtausend Riesen pro Monat bezahlt hat.«

Sie hob die Schultern mit einem Seufzen und ließ sie dann wieder sinken. Das war normalerweise das einzige Zeichen, das sie mir gab, wenn sie mit ihrer Geduld mir gegenüber am Ende war. »Und es ist nichts, worüber ich reden konnte oder überhaupt reden will. Bisher ging es dich nichts an und … ich konnte einfach nicht. Du wirst eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben müssen, so wie alle Angestellten und Kunden. Sie sagt ganz genau, wie viel wir erzählen dürfen. Die Ausnahme bilden Menschen, die von Infidelitys kostbarem Service profitieren könnten.«

Abgesehen von der Ehe meiner Eltern habe ich noch nie so ein perfekt zueinanderpassendes Pärchen wie Anne und Don gesehen. Die Tatsache, dass sie sich auf diese Weise kennengelernt hatten, gab mir Hoffnung, dass es doch funktionieren konnte.

Ein Jahr. Mehr nicht. Eine sehr teure Publicity-Farce.

»Na schön«, sagte ich und wandte mich wieder Karen zu. »Ich kann mich damit anfreunden. Also, was passiert als Nächstes?«

Sie grinste und entsperrte ihr Tablet, drückte auf ein paar Tasten und drehte den Bildschirm auf ihrem Schreibtisch herum. Vor mir befand sich etwas, das aussah wie ein einfacher Fragebogen, bis mir klar wurde, dass dieser Fragebogen dreiundzwanzig Seiten lang war.

»Heilige Scheiße.«

»Wir hier bei Infidelity sind sehr gründlich. Wir bringen dich mit einer unserer Mitarbeiterinnen zusammen, basierend auf den Vorlieben, von denen wir denken, dass sie am erfolgversprechendsten sind. Während du das ausfüllst, besorge ich uns allen etwas Wasser, oder würdest du einen Drink bevorzugen?«

Ich winkte ab. Ich brauchte nichts, und ich würde auch diesen Fragebogen nicht ausfüllen.

»Füll ihn aus«, sagte Anne, kaum, dass Karen das Zimmer verlassen hatte. »Ich verspreche dir, sie machen hier einen guten Job. Sie werden jemanden auswählen, dem dein Status egal ist oder wer du bist, jemanden, der sich leicht in deinen Alltag einfügen kann, Liam. Ich würde dir in dieser Sache niemals etwas vormachen.«

Ihre Einnahmequelle stand hier genauso auf dem Spiel wie meine Karriere. Nicht zum ersten Mal explodierte Verärgerung in mir, sorgte dafür, dass sich meine Haut zusammenzog und meine Haarwurzeln auf meiner Kopfhaut brannten.

»Ich kann nicht einmal selbst entscheiden, an wen ich gefesselt werde?«

Das konnte sie unmöglich ernst meinen. Dieses wichtige Detail hatten sie mir bisher verschwiegen.

»Wie wir bereits gesagt haben, Liam …«

»Nein.« Ich ließ meine Hand durch die Luft fahren und schob das Tablet beiseite. »Ich werde mir nicht vorschreiben lassen, wie ich mein Leben zu leben habe oder wer meine Freundin sein soll. Ich verstehe, warum das im Grunde eine gute Idee ist, aber ich werde nicht zulassen, dass sich irgendeine Fremde in mein Leben drängt und ich ihr dann auch noch vertrauen soll.«

»Die Verschwiegenheits–«

Ich fuhr mir durchs Haar und stand kurz davor, zu schreien.

»Die NDA ist mir scheißegal. Ich habe nichts falsch gemacht, Anne, und das hier ist Schwachsinn. Wenn du willst, dass ich das mache, dann will ich auch entscheiden können. Und ich entscheide mich für Claudia.«

Und warum zum Teufel war mir das so wichtig? Warum musste es unbedingt irgendein hübsches Mädchen sein, das in mich rein gerannt war und in der nächsten Sekunde so ausgesehen hatte, als würde es mich hassen?

Weil sie sich nicht hatte einschüchtern lassen. Sie war dickköpfig. Sie weigerte sich, mir ihren Namen zu verraten. Vielleicht war ich fasziniert von ihr, weil sie neu und anders war. Vielleicht würde dieser Glanz des Neuen irgendwann verblassen und es würde sich herausstellen, dass sie genauso wie alle anderen Frauen war, mit denen ich bisher zusammen gewesen war.

Es kümmerte mich nicht. Ich wollte etwas, und verdammt, ich sollte auch in der Lage sein, es zu bekommen. Eine verdammte Sache. Mein ganzes Leben schon wurde mir vorgeschrieben, wie ich zu leben hatte. Aber niemand würde mir vorschreiben, mit wem ich zusammen oder verdammt noch mal nicht zusammen sein sollte. Ich bezahlte ihnen genug Geld, dass ich auch einmal etwas entscheiden konnte.

»Karen sagte, dass sie keine Angestellte sei.«

Annes Ton wurde herablassend. Sie klang leise und ruhig, senkte ihre Stimme herab, wie meine Mom es immer getan hatte, kurz bevor ich Probleme bekam.

Ich funkelte sie wütend an. »Dann mach deinen verdammten Job und bring sie dazu, das zu ändern.«

Die Tür des Büros wurde wieder geöffnet; Karen kam mit drei Flaschen Wasser herein und hielt kurz inne. Ihr Blick wanderte zwischen Anne und mir hin und her. »Alles in Ordnung?«

Ich stemmte mich aus dem Sessel und stand auf. »Ich muss mal auf die Toilette.« Mit einem wütenden Blick zu Anne wiederholte ich: »Mach deinen verdammten Job.«

Kapitel Drei

Claudia

Das Sushi lag mir wie verrotteter Fisch im Magen. An diesem Tag hätte nichts auf der Welt dafür sorgen können, dass es besser schmeckte, während ich durch die Straßen lief und mich davor drückte, an meinen Schreibtisch zurückzukehren.

Oh Mann. Verflixt, ich war genau in Liam Allistor gelaufen. Wäre ich bei seinem Debüt ein Teenager gewesen, hätte ich meine Wände wahrscheinlich am liebsten mit Postern von ihm tapeziert – ohne Oberteil und auf der Bühne. Nicht, dass meine Mom mir das jemals erlaubt hätte, und jetzt war ich zu alt dafür. Diese ganzen Tätowierungen machten mich ganz verrückt. Er besaß einen Körper, der eigentlich in eine Kampfarena gehörte, und doch streichelte und zupfte er die Saiten einer Gitarre und wackelte auf der Bühne mit den Hüften, als besäße er die Grazie eines Tänzers.

Es waren die Tattoos auf seinen Knöcheln, die ihn verraten hatten. Ich wusste aus einem Artikel in einem Magazin, der etwa vor einem Jahr erschienen war, dass er sich Love Loud in Großbuchstaben auf die Knöchel beider Hände hatte tätowieren lassen. Damals war er mit einer zweitklassigen Schauspielerin zusammen gewesen, und die Tätowierungen hatten Gerüchte aufkommen lassen, dass sich eine Verlobung anbahnen würde. Zwei Wochen später waren sie getrennt, und die Gerüchteküche stürzte sich auf das nächste, spannendere Thema.

Wenn ich jemals die Chance bekommen sollte, einen Musiker oder irgendeinem anderen Celebrity zu begegnen und dabei das Risiko einzugehen, dass ich mich wie ein irres Fangirl benähme, wäre Liam Allistor derjenige, den ich mir aussuchen würde. Und dann rannte ich wirklich in ihn hinein und benahm mich wie eine komplette peinliche Idiotin.

Wie erniedrigend. Zuerst hatte ich den Morgen im Grunde damit verbracht, meiner Tante Karen quasi meine Jungfräulichkeit zu verkaufen, und dann landete ich direkt vor einem unglaublich scharfen Rockstar auf dem Hintern.

Mein Tag war offiziell im Eimer.

Als ich wieder an meinem Schreibtisch stand, warf ich meine Handtasche auf die Tischplatte und drehte mich um, weil ich noch einmal auf die Toilette wollte, bevor ich mich wieder an die Arbeit machte. Aber da ertönte Karens Stimme aus der Gegensprechanlage auf meinem Schreibtisch. Sie klang brüsk und fordernd, wie immer.

»Claudia. Mein Büro. Jetzt.«

Oh-kay.

Ich ging in ihr Büro und hielt mich gar nicht erst damit auf, zu klopfen, bevor ich die Tür öffnete.