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Eine unsterbliche Liebe, stärker als jede Vernunft! – Prickelnde Romantasy
Die Hölle hat eine neue Prinzessin! Flame wurde von Hades in die Unterwelt verschleppt und durch einen Schluck aus dem Fluss des Vergessens jeglicher Erinnerung beraubt – als seine Tochter soll sie irgendwann den Thron besteigen. Ganz zum Missfallen des Gottes der Angst und der Finsternis: Dark kann und will Flame nicht vergessen und macht sich auf den gefährlichen Weg in das verborgene Reich der Flammen und Qualen, nicht ahnend, dass er einen Kampf zwischen den alten und den neuen Göttern heraufbeschwört …
Es knistert zwischen den Zeilen – Textauszug
Der Fremde ist nur noch wenige Schritte entfernt, als mein Körper anfängt verrücktzuspielen: Meine Handinnenflächen sind nass und eiskalt zugleich, meine Haut beginnt zu jucken, während sanfte Schauer meinen Rücken hinabfahren und ich krampfhaft schlucke.
Als meine Augen den seinen begegnen, halte ich unwillkürlich die Luft an. Noch nie zuvor habe ich Iriden in dieser Farbe gesehen. Wie Quecksilber umfließen sie seine schwarzen Pupillen und sorgen dafür, dass meine Knie ganz weich werden. Sein Blick wandert zu der Stelle, an der Hypnos mich berührt.
»Er ist nicht amüsiert«, raunt der Daimon in mein Ohr, scheint allerdings mehr belustigt als verängstigt zu sein. »Ganz und gar nicht amüsiert.«
//Dies ist der zweite Band der »Flame«-Reihe. Alle Romane der göttlichen Liebesgeschichte im Loomlight-Verlag:
-- Band 1: Feuermond und Aschenacht
-- Band 2: Dunkelherz und Schattenlicht//
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Das Buch
Eine unsterbliche Liebe, stärker als jede Vernunft! – Prickelnde Romantasy
Die Hölle hat eine neue Prinzessin! Flame wurde von Hades in die Unterwelt verschleppt und durch einen Schluck aus dem Fluss des Vergessens jeglicher Erinnerung beraubt – als seine Tochter soll sie irgendwann den Thron besteigen. Ganz zum Missfallen des Gottes der Angst und der Finsternis: Dark kann und will Flame nicht vergessen und macht sich auf den gefährlichen Weg in das verborgene Reich der Flammen und Qualen, nicht ahnend, dass er einen Kampf zwischen den alten und den neuen Göttern heraufbeschwört …
Die Autorin
© privat
Man erzählt sich, dass Henriette Dzeik auf einem Floß treibend von Nixen gefunden, von Hexen entführt und in einem Schloss, das an goldenen Ketten hing, von Feen aufgezogen wurde. Sie kämpfte gegen den Drachen, der diesen schönen Käfig bewachte, und erlangte schließlich durch einen Deal mit einem verrückten Flaschengeist die Freiheit. Heute lebt sie mit ihrem dunklen Prinzen und einem furchterregenden Wächterhund in ihrem minimalistischen Palast, wo sie auf Papier all ihre Träumereien wahr werden lässt.
Mehr über die Autorin auf https://www.instagram.com/henriettedzeik
Der Verlag
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Viel Spaß beim Lesen!
Henriette Dzeik
FlameDunkelherz und Schattenlicht
Für alle, die schon einmal zwischen Licht und Dunkelheit wählen mussten oder mit Stolz beides in sich tragen.
“We're stronger in the places that we've been broken.”
– Ernest Hemingway
Mein Name ist Flame. Ich liebe die Hitze, die Flammen und das Feuer, welches durch meine Adern fließt. Zu Hause fühle ich mich in der tiefsten Schwärze, die in dem Abgrund wohnt, der meine Seele ist. Während des heißen Krieges hat die Erde gebrannt, hätte beinahe alles Leben zerstört und die Menschheit ausgerottet. Und wären die neuen Götter nicht gewesen, dann würde nun alles uns gehören. Doch diese eine Niederlage können wir verkraften. Es ist trotzdem nicht vorbei. Wir sind unsterblich. Wir können noch ein wenig länger warten, bis unser Tag gekommen ist.
Dunkle Rhythmen erklingen, bewegen sich Unheil verkündend durch das gesamte Reich. Ich erhebe mich von meinem Sessel und streiche mein blutrotes Samtkleid glatt. Die Schleppe gleitet beinahe geräuschlos hinter mir über den Boden und lässt goldene Funken sprühen. Ich schnippe mit dem Finger und die Tür fliegt auf. Begleitet von Kerberos folge ich der schwermütigen Musik, die mich zu sich lockt. Wirre verschlungene Kreise schmücken die Wände neben mir, verherrlichen rotes Chaos. Die Pfoten des Höllenhundes schlagen im gleichen Takt wie meine Absätze auf den Boden.
Ich könnte den Weg mit geschlossenen Augen gehen. Etwas wie Vorfreude durchzuckt mich, als ich Vater erreiche. Er sitzt auf seinem Thron und um ihn herum tanzt lebendig das Feuer, welches sich ebenso in seinen glutroten Augen spiegelt. Ich neige leicht das Kinn, denn er ist der Einzige, der über mir steht. Vor neunzehn Jahren habe ich die Dunkelheit dieses Ortes erblickt und noch nie in meinem ganzen Leben den blauen Himmel, weiße Wolken oder die Sonne gesehen. Doch das will ich auch nicht. Denn Licht und Hoffnung sind es, die jedes Wesen schwächen. Leid und Furcht hingegen machen mich stark, gefährlich und unantastbar.
Ich stehe an dem breiten Geländer, blicke auf die Untertanen meines Vaters hinab. Auf das Reich, das irgendwann mir gehören wird. Dieses hier und vielleicht noch so viel mehr. Vater erhebt sich, nimmt das nachtschwarze Diadem von dem Kissen, das ein Diener bringt. Dann spüre ich das verheißungsvolle Gewicht auf meinem Haupt. All diese verlorenen Kreaturen knien vor mir, ihre Köpfe sind gesenkt, gemurmelte Worte zollen mir ihren Respekt. Denn ich bin der Spross des Hades, Prinzessin der Unterwelt, Tochter der Hölle. Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem trägen Lächeln. Ich glaube nicht an schicksalhafte Fügung, aber an meine Macht und an mein Recht, mir alles zu nehmen, was ich will. Langsam wende ich mich von der Empore ab und schreite den Gang aus Feuer entlang. Ich werde dafür sorgen, dass die Flammen alles holen.
Mein Name wird niemals vergessen sein.
Die zierliche Frau neben mir regt sich, schmiegt ihren kleinen Körper noch ein wenig näher an meinen. Ich vergrabe mein Gesicht in ihrem Haar, atme den frischen, kühlen Duft ein. Gemächlich fahre ich mit den Fingerspitzen ihren nackten Rücken hinunter, und sie reckt sich mir weiter entgegen. Ich lächele, weil sie noch immer nicht genug hat. Ebenso wenig wie ich. In einer fließenden Bewegung befördere ich sie unter mich und stütze mich auf den Armen rechts und links neben ihrem wunderschönen Gesicht ab. Dann nehme ich mir die Zeit, sie zu betrachten. Ihre Züge, die aussehen wie gemalt. Ihre Haut, so glatt und rein wie Alabaster. Ihre elfenhaften Gliedmaßen. Ihr seidiges Haar, das die Farbe des Mondes hat. Gestern Abend und in der Nacht hatten wir es eilig. Wir waren hektisch, wie getrieben. So ist es immer mit uns. Als würden wir etwas Verbotenes tun. Ich weiß selbst nicht, warum.
Vor den anderen mag sie den Ruf haben, sanft und ausgeglichen zu sein, doch ich kenne ihre andere Seite. Wild und ungezähmt und manchmal sogar wütend. Sie zieht herausfordernd eine Augenbraue hoch. Wir kennen uns schon so lange, dass ich manchmal glaube, sie könne meine Gedanken hören. Mit dem Knie schiebe ich mich zwischen ihre Beine, während ich ihre Hüfte halte. Ein ersticktes Stöhnen entfährt ihr, und ich beuge mich vor, beiße in ihren Hals, koste sie mit meiner Zunge. Ihre Fingernägel graben sich in meinen Rücken, treiben mich dazu an, ihr alles zu geben. In diesem Zimmer existieren nur wir beide, die ersten Sonnenstrahlen des Tages, welche durch die schweren Vorhänge zurückgehalten werden, und unser keuchender Atem, der unnatürlich laut die Stille durchdringt. Auch wenn wir uns außerhalb des Bettes in den Wahnsinn treiben, in dieser einen Hinsicht passen wir perfekt zueinander.
Sie flüstert meinen Namen, und ich umschlinge sie mit beiden Armen, erobere ihre Lippen wie im Sturm. Unsere Körper sind an jedem Punkt miteinander verschmolzen. Mit einer Hand umfasse ich ihren Hintern, gebe den Rhythmus vor, und schenke uns das Vergessen, das wir beide brauchen.
Mit einem Ruck ziehe ich die Vorhänge beiseite. Kurz und schmerzlos. Kein Verstecken mehr, auch wenn ich dieses Zimmer am liebsten nie wieder verlassen würde. Ich sammele die Kleidung ein, die verstreut auf dem Boden liegt. Anschließend werfe ich das Kleid aufs Bett, in dem sie sich noch immer verschlafen rekelt, und zwinge mich, Hemd und Hose anzuziehen. Von der Tür erklingt bereits ein ungeduldiges Klopfen, was mich unwillkürlich die Augen verdrehen lässt.
„Sofort“, rufe ich und gehe ins angrenzende Zimmer, wo ich mir Wasser ins Gesicht spritze und notdürftig mit den Fingern durch meine Haare fahre. Dann durchquere ich erneut den Raum, verharre jedoch mit der Hand an der Klinke. Auf dem Bauch zwischen den zerwühlten Laken liegend, die Finger unter ihrem Kinn verschränkt, sieht sie zu mir, mustert mich aufmerksam mit ihren blauen Iriden. Der liebreizende Schein trügt.
Es ist verrückt, wenn ich mich an unsere erste Begegnung in Delphi zurückerinnere. Schon damals kam ich nicht umhin, ihre Schönheit zu bewundern, die einem bis ins Mark geht. „Denk nicht einmal daran“, waren ihre ersten Worte an mich gewesen. Wie ein Idiot habe ich an ihren Lippen gehangen. Damals war ich relativ jung, noch ganz grün hinter den Ohren, wusste überhaupt nicht mit einer Frau wie ihr umzugehen. Doch seit diesem Tag haben wir uns nie wirklich aus den Augen verloren, konnten einander nie gänzlich loswerden, selbst wenn wir es gewollt hätten. Und irgendwann fand ich heraus, wie ich spielen muss, um ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu erlangen.
Ich schenke ihr ein träges Lächeln, von dem ich weiß, dass es sie verärgert. „War nett mit dir, Phoibe.“ Ich höre ihr aufgebrachtes Schnauben, während ich nach draußen in die Realität trete und die Tür hinter mir zuziehe.
„Na endlich“, stöhnt Yasar, der links von mir mit vor der Brust verschränkten Armen wartet und ein Gähnen unterdrückt. Seine Haare sind zerzaust, weil er vermutlich die ganze Nacht über Schriftrollen gebrütet hat. Oder vielleicht hat auch True – Stopp! Meine Gedanken driften in eine vollkommen falsche Richtung ab. Mit dem Liebesleben der beiden will ich mich nun wirklich nicht beschäftigen.
Mein Blick wandert weiter zu Prometheus, der an der gegenüberliegenden Wand lehnt, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben. Mit einem für ihn so typischen diebischem Grinsen im Gesicht schleicht er näher an mich heran, schnüffelt ungeniert. „Ah, riecht nach Sex.“ Er wackelt vielsagend mit den Augenbrauen.
Mit einem kräftigen Schubs vor die Brust befördere ich ihn ein Stück zurück und bringe ihn damit auf einen angemessenen Abstand. „Kümmere dich um deinen eigenen Kram“, murre ich. Fast hätte ich Sex statt Kram gesagt. Ich unterdrücke ein Stöhnen. Bitte, lass ihn nicht auf mich abfärben. Leider gibt es keinen Gott, zu dem ich beten könnte. Denn schließlich bin ich selbst einer und weiß ganz genau, dass das absolut nichts bringt. Auch wenn ich damit sicherlich die eine oder andere Illusion zerstöre …
Wir setzen uns in Bewegung und laufen den Korridor hinunter. Mittlerweile sind wir nicht mehr in Hales Reich, sondern im Land der Zukunft und des Lebens. Hier ist nun der Stützpunkt, von dem aus wir agieren. Nach den Vorkommnissen im Sandpalast brauchten wir einen Tapetenwechsel. Ein weiteres Argument ist Yasars Bibliothek, in der sich vermutlich so viel Wissen befindet wie an keinem anderen Ort auf der Welt.
„Hast du herausfinden können, wo Theia sich aufhält?“, frage ich den Gott der Zukunft und des Lebens. Seit Kiana als Ziva enttarnt wurde, die sich in das Turnier zur Jahrtausendwende geschmuggelt hat, sind wir auf der Suche nach der Titanin Theia, die uns vor zweihundert Jahren mit ihrer besonderen Kraft der Edelsteine dabei geholfen hat, das Verlies zu errichten, in dem Zeus und Chaos eingesperrt sind. Ziva ist Yasars psychotische Schwester, die den neuen Göttern von Viridi, ihrem Heimatplaneten, hierher gefolgt ist. Sie scheint regelrecht von ihnen besessen zu sein – von Dark jedoch ganz besonders. Die beiden waren sogar eine Zeit lang verlobt, und auch wenn das schon eine Ewigkeit zurückliegt, scheint sie nicht in der Lage zu sein, loszulassen.
Yasar nickt knapp und ich atme erleichtert auf. Es ist endlich an der Zeit zu handeln. Wir haben sie schon viel zu lange gesucht. „Holen wir Dark dazu?“, hake ich nach.
„Er sagt, er sei beschäftigt“, wirft Prom ein. „Grenzt an ein Wunder, dass er überhaupt gesprochen hat.“
Mein engster Vertrauter verschanzt sich seit Flames Verschwinden in der Bibliothek, als könne er dort den Heiligen Gral finden. Er ist zu gefasst, und ich schätze, dass keiner dabei sein möchte, wenn der Vulkan ausbricht und das kochende Magma uns alle begräbt.
Das Knallen einer Tür lässt uns zusammenzucken. „Hättest du oder hättest du mich nicht“, ertönt Laveas schrille, aufgebrachte Stimme, gefolgt von schnellen Schritten, „erst benutzt und dann geopfert?“ Ich ducke mich, als eine Vase knapp an meinem Kopf vorbeifliegt und an der Wand zerschellt. Hatte ich erwähnt, dass wir uns in einem gottverdammten Irrenhaus befinden? Nur die zurückgezogenen Stunden mit Phoibe sorgen dafür, dass ich nicht ebenfalls den Verstand verliere.
Offensichtlich hat Lavea dem Gott der Fantasie und der Träume noch immer nicht vergeben, seit sie von den wahren Hintergründen des Turniers erfahren hat, das veranstaltet wurde, um das Mädchen zu finden, von dem die Prophezeiung handelt. Diese besagt, dass nur die Gesuchte in der Lage sein wird, die Erde von den Qualen der Hitze zu befreien, die seit dem heißen Krieg beinahe unerträglich geworden ist. Die Teilnehmerinnen mussten sechs Aufgaben erfüllen, und Lavea und Flame sind als Siegerinnen daraus hervorgegangen. Bevor der finale Ausscheid stattfinden konnte, wurde Flame jedoch von Hades entführt, und somit war offensichtlich, dass sie die Tochter der Hölle ist, von der das Orakel gesprochen hat. Sie ist das Mädchen, dem das Feuer gehorcht.
Jedenfalls kann ich es Lavea nicht übel nehmen, dass sie Wut gegenüber Dream empfindet, der sich durch Geduld und Hartnäckigkeit einen Platz in ihrem Herzen erkämpft hat. Zwar hat er sie nicht direkt angelogen, doch es sind zu viele Geheimnisse, die zwischen ihnen stehen.
Wir sind nun unmittelbar hinter den Streitenden, die blasse Haut der sonst so ruhigen Lavea ist von roten Flecken des Zorns übersät. In diesem Augenblick erinnert sie mich an jemanden, doch im nächsten Moment verschwindet der Gedanke wieder aus meinem Kopf. Dream steht direkt vor ihr, die Hände beschwichtigend erhoben. „Hör mir zu. Alles wird gut.“
„Nein! Du hast keine Ehre in dir. Du hast mich verraten. Und Flame. Du hast meine Freundin verraten, und nun ist sie fort!“
Dream fährt sich aufgebracht durch sein Haar. „Das war niemals unsere Absicht.“ Sie macht einen weiteren Schritt auf ihn zu, ihre Augen glänzen und zeugen von zurückgehaltenen Tränen. Er stolpert einige Schritte und fängt sich wieder, nachdem die zierliche Frau ihn mit aller Kraft von sich gestoßen hat.
„Dann hol sie zurück! Hol sie sofort zurück!“ Als Lavea im Begriff ist, die Fäuste zu heben, erbarmt sich Prom dazwischenzugehen, bevor ernsthaft jemand zu Schaden kommt. Ihre Worte hinterlassen trotzdem einen schalen Beigeschmack. Mein Magen verkrampft sich, als die Erinnerung an Flames gehetzten Gesichtsausdruck zurückkehrt, kurz bevor sie ihre Hand in die des Teufels legte.
Ein Fehler.
Mehr als ein Monat ist seit ihrem Verschwinden vergangen. Uns ist allen klar, was an jedem einzelnen Tag seitdem passiert sein kann, wir wissen nur zu gut, was in dieser Zeitspanne möglich ist: eine Person zu foltern, zu quälen, jeglicher Hoffnung zu berauben und schließlich gänzlich zu brechen. Ich balle meine Hand zur Faust, presse meine Zähne aufeinander, bis mein Kiefer ein ungutes Knirschen von sich gibt.
Ich habe ihr gesagt, dass sie mir vertrauen kann.
Und doch stand ich nur da. Habe sie im Stich gelassen. Als ihr Freund versagt.
Unverzeihlich.
Unumkehrbar.
Schuldig.
Die Dunkelheit ist bereits über uns hereingebrochen, trotzdem laufen wir unermüdlich weiter. Gerade jetzt, wo die Sonne uns nicht mehr wie Wachsfiguren zerfließen lässt und die Verlockung, sich auszuruhen, besonders groß ist. Hinter mir höre ich die abgehackten Atemzüge der anderen. Unsere Truppe ist schweigsam. Ich würde sagen, die Stimmung ist schlecht, aber das wäre wohl noch untertrieben. Wir sind seit Wochen unterwegs, schlagen uns zum Pazifik durch. Hierfür mussten wir einen Teil des Landes der Angst und der Finsternis sowie das Land der Wahrheit und der Wirklichkeit durchkämmen. Wir alle haben die zunehmende Hitze registriert, allerdings sprechen wir unsere Sorgen nicht laut aus. Noch nicht. Weil es dann zu real werden würde. Wir werden es rechtzeitig schaffen, und dann …
Fakt ist, dass niemand so genau sagen kann, was auf uns zukommen wird. Kurz nachdem sie mich verlassen hat, habe ich das Ziehen verspürt und wusste, dass ich gehen muss. Ich bin dem Meer zu lange ferngeblieben. Mir wird übel bei dem Gedanken, dass sie vielleicht zurückgekehrt ist und wir längst fort waren.
Flame.
Auch ihren Namen sprechen wir nicht laut aus. Doch ich spüre, wie erbost Amanda ist. Wegen der Sache am Fluss. Wegen dem, was ich versucht habe. Mit etwas Abstand betrachtet, war es nicht gerade meine glanzvollste Tat. Damals bin ich tatsächlich der Überzeugung gewesen, dass sie es auch will und ich ihr alles geben kann. Dass ich ihre Zukunft bin. Irrtum. Die vielen Jahre … umsonst. Ich weiß nicht, was ich fühlen soll, wenn ich an sie denke. Wenn ich ihre schönen Augen beinahe vor mir sehe. Wut. Sehnsucht. Schmerz. Reue. All das zusammen.
Die meiste Zeit über verdränge ich die Empfindungen in die hinterste Ecke meines Herzens, weil mir klar ist, dass es zu spät ist. Und trotzdem denke ich immer wieder daran, sie zu suchen, weil ich ihr ein letztes Mal gegenüberstehen will. Weil ich wissen will, ob sie gefunden hat, wonach sie sich so sehr sehnte. Ein paar Mal hat Jules angeboten, dass ich mich jederzeit an ihn wenden könne. Ich schnaube verächtlich. So weit kommt es noch. Dass ich offen über meine Gefühle rede ... Nicht in diesem Leben.
Ich bin so tief in meine Überlegungen versunken, dass ich zusammenzucke, als sich eine Hand in meine schiebt, die zwar genauso schwielig, jedoch deutlich kleiner ist als meine eigene. Ich seufze schwer. „Miriam.“ Ich muss nur leicht den Kopf neigen, da sie groß ist für eine Frau.
Einen Moment lang meine ich, so etwas wie Enttäuschung in ihren Augen aufblitzen zu sehen, doch dann ist ihr Blick ausdruckslos und sie verzieht spöttisch die Mundwinkel. Ich halte an und nehme einen Schluck aus meinem Wasserschlauch, während sie weitergeht, ohne sich noch einmal umzudrehen. Möglicherweise ist es ein Fehler gewesen, in der letzten Zeit ab und an das Lager mit ihr zu teilen. Doch sie war eben da, als ich die Einsamkeit nicht länger ertragen konnte.
Schwarze, wippende Zöpfe tauchen in meinem Sichtfeld auf, eine Hand drückt gegen meine Brust. Amanda würde sich wohl eher ein Körperteil abhacken, als zu mir in den Schlafsack zu steigen. Sie funkelt mich wütend an. Ich bemerke sofort, dass sie in Kampflaune ist.
„Du lernst es wohl nie.“ Anklagend bohrt sie ihren Finger weiter in mein verschwitztes Shirt.
Ich zucke die Achseln. „Ist doch nicht dein Problem.“
„Du machst es zu unser aller Problem, wenn du durch dein fehlendes Feingefühl die Gruppe entzweist.“
Ich schaue nach vorn zu Miriam, die nach wie vor in Hörweite ist, und senke die Stimme. „Ich habe nie Versprechungen gemacht.“
Sie schnaubt angewidert. „Und wir sehen ja nun, wohin uns das geführt hat.“
„Komm auf den Punkt, Amanda.“
„Flame mochte dich. Sie mochte dich ernsthaft. Du hattest Jahre Zeit und hast es in den Sand gesetzt. Du hast sie hingehalten, sie zappeln lassen. Als sie dich zu Recht verließ, hast du geschmollt wie ein kleiner Junge. Tust es nach wie vor, um ehrlich zu sein. Und dann hast du begonnen, dich auszutoben. Was mir vollkommen egal ist, solange es unseren Zusammenhalt nicht noch weiter schädigt. Doch jetzt ist Miriam dein neues Spielzeug geworden ...“
„Ich mag Miriam. Wir haben Spaß zusammen, und es ist ihre freie Entscheidung.“ Amandas Augen verengen sich zu Schlitzen, und ich muss zugeben, dass sie ein wenig einschüchternd auf mich wirkt, wenn sie in dieser Stimmung ist.
„Du magst sie, weil sie dir nie widerspricht und immer zur Verfügung steht. Und außerdem ist es offensichtlich, dass du ihr mehr bedeutest als andersherum. Kommt dir das irgendwoher bekannt vor?“
Ich stoße meinen angehaltenen Atem aus. „Götter, so ein Arsch bin ich nun auch wieder nicht.“
„Doch, genau so einer bist du.“ Dann dreht sie sich um und lässt mich einfach stehen. Mir bleibt nichts weiter übrig, als zu folgen. Unter Einhaltung eines Sicherheitsabstandes, versteht sich. Jules, der nun neben mir geht, ist clever genug, den Mund zu halten, und so setzen wir unseren Weg schweigend fort.
Irgendwann legen wir eine kleine Rast ein, strecken die müden Beine aus und teilen uns einen vertrockneten Laib Brot, den man unter normalen Umständen wohl nicht mehr essen würde. Schließlich begebe ich mich auf die Suche nach einer Stelle, an der ich mich erleichtern kann. Ich habe mich ziemlich weit von der Gruppe entfernt. Nicht aus Scham, sondern einfach, weil ich alles geben würde, um ein paar Minuten allein zu sein. Nachdem ich fertig bin, setze ich mich ächzend auf einen der Felsen und schließe die Augen. Die lange Reise, der unzureichende Schlaf, immer umgeben von denselben Begleitern, keine Möglichkeit auszuweichen … All das nagt an mir. Ich fühle mich, als wäre ich in einem Käfig gefangen. Mit Daumen und Zeigefinger massiere ich meinen Nasenrücken, versuche mich zu entspannen, als ein Lufthauch um meinen Körper fegt und mein Shirt aufbläst. Sofort bin ich in Alarmbereitschaft, meine Hand wandert zum Griff des Messers, welches sich in meiner rechten hinteren Hosentasche befindet.
„Begrüßt man so eine alte Freundin?“
Mein Blick schnellt nach vorne. Eine Frau mit weizenblondem Haar kommt mir entgegen. Selbst in der Dunkelheit kann ich die Narben erkennen, die ihr Gesicht verunstalten, das einst von erlesener Schönheit gewesen ist. „Persephone.“
Sie zeigt ihre Zähne, aber es ist kein freundliches Lächeln. In ihrem mintgrünen knöchellangen Kleid erweckt sie beinahe einen unschuldigen Eindruck, doch ich weiß sehr wohl, dass man nicht den Fehler machen sollte, sie zu unterschätzen.
„Du hattest versprochen, auf das Mädchen achtzugeben.“
Ich versteife mich, schlucke hart. „Ich habe neun Jahre lang für sie gesorgt. Sie ist alt genug, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“ Nach außen hin gebe ich mich gelassen, während mein Innerstes in Aufruhr ist. So leicht bin ich nicht zu verschrecken, aber die Königin der Unterwelt … Mit ihr möchte man es sich besser nicht verscherzen. Sie hat Poseidon und meinen Vater während des heißen Krieges mit Informationen versorgt, war ihre geheime Verbündete. Wenn sie mich allerdings so beäugt, denke ich nicht, dass der Pakt von damals noch gilt. Als sie mich Jahre später mit einer kryptischen Nachricht kontaktierte, mir mitteilte, dass sie mir etwas schicken würde, das ich mit meinem Leben beschützen sollte, war ich skeptisch, kam ihrer Forderung aber nach. Doch sobald meine Augen sich zum ersten Mal auf das Mädchen richteten, das wie ein vom Himmel gefallener Rabe mit gebrochenen Flügeln in dem verkohlten Erdkrater lag, wusste ich, dass sie mehr sein würde. Mehr als ein Auftrag, den ich zu erledigen hatte.
„Du hast dich nie wieder bei mir gemeldet, wolltest zu keinem Zeitpunkt wissen, wie es ihr geht. Wie wichtig kann sie dir also schon gewesen sein?“ Die Worte sind heraus, bevor ich es verhindern kann.
Mit zusammengekniffenen Augen tritt sie näher an mich heran. „Wag es –“ In diesem Moment ertönt ein Räuspern von weiter hinten. Persephone erstarrt.
„Die Zeit“, ertönt eine raue, weibliche Stimme aus der Dunkelheit.
„Wer ist das?“, frage ich, die Hand nach wie vor an meinem Messer. Eine Frau tritt aus den Schatten, groß und schlank, dunkles kurzes Haar, den Körper in einen schwarzen Mantel gehüllt, der bis zum Boden reicht.
Persephone strafft ihre Schultern. „Hekate. Göttin der Zauberei und meine … Gefährtin.“ Das letzte Wort verlässt nur zögerlich ihren Mund und meine Augen weiten sich vor Überraschung. Eine Sekunde später habe ich meine Gesichtszüge wieder im Griff. Die Dinge scheinen sich in eine ungeahnte Richtung zu entwickeln.
„Wir haben es recht eilig, Jungchen“, sagt Hekate an mich gewandt. „Gut möglich, dass uns die Hölle auf den Fersen ist.“
Ich unterdrücke ein Schnauben. „Was wollt ihr?“
„Es würde wohl Stunden dauern, um dich auf den aktuellen Stand zu bringen. Die Kurzfassung lautet, dass sich ein Krieg zusammenbraut.“
Mein Herz schlägt viel zu schnell in meiner Brust, und ich ziehe scharf die Luft ein. „Wegen der Hitze?“
Hekate schlendert näher, tritt an die Seite ihrer Gefährtin und legt fürsorglich einen Arm um ihre Taille. Persephones Miene hingegen wirkt ausdruckslos. „Das Feuer ist eine Bedrohung, doch gewiss nicht die einzige, die wir bekämpfen müssen.“
„Vielleicht könnt ihr eure Formulierungen noch ein wenig kryptischer ausführen?“
„Du bist in diesen Tagen von unschätzbarem Wert für uns, weil dir das Wasser folgt.“
„Ihr braucht meine Hilfe“, stelle ich fest und verschränke die Arme vor der Brust.
„Deine und die von vielen anderen“, erwidert Hekate schlicht. „Du und deine Begleiter, ihr sollt ins Land der Zukunft und des Lebens reisen und euch den neuen Göttern anschließen.“
„Warum bei allen Gorgonen sollten wir das tun?“
Die Göttin der Zauberei legt den Kopf schief, mustert mich, als wäre ich eine Kakerlake, die sie am liebsten mit ihrem Schuh zerquetschen würde. „Weil ihr leben wollt. Weil wir alle leben wollen.“ Meine Gedanken sind ein einziges Chaos, doch ich merke, dass ich nicke. Ihre Worte klingen so dringlich, dass ich mich nicht widersetzen kann. Vielleicht gehorche ich aber auch, weil sie mich mit einem Zauber belegt hat, oder weil ich weiß, dass ich noch etwas gutzumachen habe.
„Schön“, sagt Hekate, nun geschäftig. „Ihr werdet eure Reise zum Pazifik fortsetzen, damit du deine Kraftreserven auffüllen kannst. Anschließend werde ich euch eine meiner Eulen schicken, die euch den Weg weist. Trödelt nicht, macht keine Umwege und verschwendet keine Zeit.“ Dann ist sie fort. Einfach so. Reizend.
Ich wende mich der Königin der Unterwelt zu, die nun wieder einen Schritt näher getreten ist. Ich frage mich, was ihre Ziele sind. Warum sie mich nach all den Jahren aufgesucht hat.
Sie stellt sich auf die Zehenspitzen, legt ihre Arme um meinen Hals und bringt ihre Lippen an mein Ohr. Ihre Stimme ist nicht mehr als ein Zischen. „Das Mädchen, das du gehen ließest …“ Ich versteife mich merklich, und sie packt fester zu, lässt das Blut in meinen Adern kochen. „Sie ist meine Tochter.“
Ich bin zu den anderen zurückgekehrt, ohne mir etwas anmerken zu lassen. Irgendwann werde ich es ihnen wohl sagen müssen, aber bis dahin … Schätze, ich stehe unter Schock. Dieses kleine unschuldige Mädchen, mit dem ich all die Jahre zusammengelebt habe, das vor meinen Augen zur Frau herangewachsen ist, soll die Prinzessin der Unterwelt sein? Ich schüttele den Kopf, kann die Bilder einfach nicht zusammenfügen.
Ich bemerke Miriams fragenden Blick, die nun wieder neben mir geht, sehe dennoch stur geradeaus, setze einen Fuß vor den anderen, lasse nicht zu, dass die Erschöpfung mich gänzlich übermannt.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als ich bemerke, wie in weiter Ferne die Sonne aufsteigt. Sobald ich das Rauschen wahrnehme, ist mein erster Gedanke, dass meine Ohren mir einen Streich spielen müssen.
„Ist das –?“, fragt Jules atemlos.
Ich nicke. „Das Meer. Ich kann es spüren.“ Nun bin ich mir ganz sicher.
Obwohl wir alle am Ende unserer Kräfte sind, beschleunigen sich unsere Schritte wie von selbst. Mir war die ganze Zeit bewusst, worauf wir hinarbeiten, und trotzdem war das Ziel nicht wirklich greifbar. Ich schlucke schwer, als ich den letzten Hügel erklimme, mich durch die unebenen Sanddünen kämpfe. Es ist viel zu lange her, seit ich es zum letzten Mal gesehen habe.
Und dann bin ich da.
Gehe beinahe in die Knie.
Das hier ist es.
Meine Freiheit.
Ich bin der Sohn des Okeanos, der letzte Halbgott, dem das Meer gehorcht. Wind und Salz und Meerwasser erheben sich, folgen dem Ruf meiner Macht. Und ich … fordere alles.
Dreiundvierzig Tage, acht Stunden, siebenunddreißig Minuten und zweiundfünfzig Sekunden. So lange ist es her, seit sie mir genommen wurde. So lange ist es her, seit ich zuletzt ruhig geschlafen habe. So lange ist es her, seit ich sie das letzte Mal in meinen Armen hielt. Und trotzdem ist da noch immer ihr Duft, der mich umgibt, als wäre sie ein Teil von mir. Aber das ist nicht richtig. Denn sie ist fort.
Ich werde dich auch immer finden. Ein Versprechen. Ich habe es nicht vergessen. Ich werde weiterkämpfen. Wenn auch nicht auf die Art, die sonst für mich üblich ist. In der letzten Zeit habe ich gelernt, mich in Geduld zu üben. Überraschung: Ich bin echt mies darin. Ich vermisse Flame mit jeder Faser meines halben Herzens. Unsere letzten gemeinsamen Stunden werden wie in einer Art Dauerschleife in meinem Kopf abgespult … Ihr absolut ehrliches Lächeln, bei dem sich ein niedliches Grübchen in der linken Wange zeigt. Ihre zierlichen Hände, die über meinen Rücken fahren. Bei allen Göttern, wie sie mir zum ersten Mal sagte, dass sie mich liebt, in dem Moment, als ich am wenigsten damit gerechnet habe, wo ich in Gedanken schon ihre Flucht geplant habe. Weil alles andere in den Hintergrund gerückt ist, alles nebensächlich wurde, wegen ihr. Wegen all der Empfindungen, die sie in mir auslöst. Sie ist der Grund, warum ich mich in den letzten Monaten so lebendig fühlte wie nie zuvor. Trotzdem habe ich die drei Worte nie selbst zu ihr gesagt. Gedacht, ja. Ausgesprochen, nie. Und nun bereue ich es.
Als ich die Augen aufgeschlagen und nach der anderen Seite des Bettes getastet habe, die längst kalt und leer gewesen ist, da wusste ich, dass ich zu spät kommen würde. Bereits zuvor bin ich mit dem Gefühl der Panik vertraut gemacht worden, wenn sie die Aufgaben des Turniers bewältigen musste. Sie hat mehr als eine schwere Verletzung davongetragen. Doch in dieser Nacht, da hat die Angst mich beinahe erstickt. Ich musste nicht einmal in die betroffenen Gesichter der anderen blicken, um zu wissen, was vorgefallen ist. Dass sie längst fort war. Und was mich am meisten schockiert hat, war, dass es sich so endgültig angefühlt hat. Absolut hoffnungslos. Denn sie ist in der Hölle. Ein Mal ist sie lebend entkommen. Doch wem gelingt das schon ein zweites Mal? Die Ungewissheit frisst mich auf, hinterlässt ein hohles Gefühl in meiner Magengrube.
Ich schlage ein weiteres staubiges Buch zu und räume es zurück in das Regal, nur um gleich das nächste von meinem Stapel zu nehmen. Ich gönne mir keine Pause.
Es muss bereits spät am Abend sein, denn die Fackeln entzünden sich. True hat heute in regelmäßigen Abständen nach mir gesehen. Sie scheinen ihn als meinen Babysitter abgestellt zu haben. Überraschenderweise ist er nicht so neugierig und geschwätzig wie sonst, weshalb ich ihnen diese Albernheit durchgehen lasse. Gerade, als ich meine Sachen zusammenpacken will, fliegt die Tür erneut auf.
„Hab mir schon gedacht, dass ich dich hier finde.“ Ich verdrehe die Augen. Auch Apollo kommt immer wieder vorbei und versucht, mich in ein Gespräch zu verwickeln, seitdem er gemerkt hat, dass ich nicht für eine tiefsinnigere Unterhaltung zur Verfügung stehe. Er gibt sich locker und fröhlich, doch hinter der Maske erkenne ich Trauer und Bedauern. Sie fehlt ihm genauso sehr wie mir. Unbeirrt räume ich weitere Bücher weg. Dabei entgehen mir seine Blicke nicht.
„Habt ihr Theia gefunden?“, durchbreche ich die Stille.
„Ja“, erwidert er schlicht, während ich mir den Staub von meiner Kleidung klopfe. Hier sollte dringend mal jemand sauber machen.
„Daimonen und Geschöpfe der Nacht? Ernsthaft?“, liest Apollo den Titel des Buches vor, welches ich zuletzt zurückgestellt habe. Ich zucke mit den Achseln. Mir ist absolut klar, dass er langsam denkt, ich wäre schwachsinnig geworden. Kümmert mich nicht.
Als ich in Richtung Ausgang laufe, heftet er sich sofort wieder an meine Fersen. „Yasar hat für morgen eine Besprechung angesetzt. Du solltest dabei sein.“ Ich nicke, was ihn zu verwundern scheint. „Du wirst die Bibliothek verlassen?“, hakt er nach, als wäre er sich dessen nicht so sicher.
Ich seufze genervt. „Ich verbringe nicht meine komplette Zeit in der Bibliothek.“ Nur die Tage, aber bei Nacht … Doch das braucht ihn nicht weiter zu interessieren.
Apollo schnaubt resigniert. Mittlerweile laufen wir den Korridor hinunter, ich habe ihn noch immer nicht abschütteln können. Was für ein Jammer. „Du könntest dich später beim Abendessen blicken lassen“, versucht er es weiter.
„Mir ist nicht nach Gesellschaft“, erwidere ich stur, ehe der Nebel mich einhüllt.
Ich habe ihr götterverdammtes Kissen mit hierhergeschleppt. Diese Art Mann ist aus mir geworden. Apollo ist mir glücklicherweise kein weiteres Mal gefolgt, und nun befinde ich mich im Bett des Zimmers, das Yasar mir in seinem Reich zugewiesen hat. Die Mühe, mir meine Schuhe auszuziehen, habe ich mir gar nicht erst gemacht. Auf dem Rücken liegend presse ich mit beiden Händen den Stoff, der ihren Duft trägt, auf mein Gesicht. Das ist der einzige Moment, in dem ich Ruhe finden kann. Wenn ich mir einbilde, sie wäre hier bei mir. Die einzige Möglichkeit, mich von dem Abgrund zu entfernen, an welchem ich die meiste Zeit über stehe.
Ich atme liebliche Vanille und fruchtige Orange, während all die Erinnerungen an sie auf mich einströmen. Ihr Leben so sehr verwoben mit dem meinen. Manchmal denke ich, dass dieses Ritual auch ein wenig einer Folter gleicht. Aber ich kann nicht ohne. Ihr Duft. Meine Droge. Das Einzige, was paradoxerweise den Rest meines Verstandes beisammenhält. Sie hat immer gekämpft, sich nicht unterkriegen lassen, nie aufgegeben, und deshalb schaffe ich das auch. Ich gebe mir einen Ruck und lege das Kissen beiseite. Dann richte ich mich auf. Mit einem ergebenen Seufzen gehe ich hinüber zu meiner Tasche, bei der ich nicht einmal auf die Idee gekommen bin, sie auszupacken oder mich in irgendeiner anderen Weise einzurichten. Dann tausche ich meine zerknitterte Kleidung gegen frische. Schwarze Hose, schwarzes Shirt, schwarze Schuhe, schwarze Seele. Haha. Mein Humor ist scheinbar noch nicht in diesen Abgrund gefallen. Immerhin.
Duschen erachte ich als reine Zeitverschwendung, soll mir nur recht sein, wenn die anderen mich nicht riechen können. Mittlerweile ist die Nacht gänzlich hereingebrochen und kein Geräusch dringt mehr an meine Ohren. Der Palast schläft, ebenso seine Bewohner. Aus der Schublade meiner Kommode hole ich zwei Messer, die ich in den Innenseiten meiner Jacke verstaue. Reine Gewohnheit. Ich könnte jeden Gegner ausschalten, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Zumindest fast jeden.
Einen Wimpernschlag später bin ich verschwunden, um kurz darauf durch Yasars verwinkelten Garten zu schleichen wie ein Dieb. Meine Sinne sind geschärft, und ich vergewissere mich mehrmals, dass mir niemand folgt. Die Luft ist schwül und die Kleidung klebt an meinem Körper. Ansonsten ist alles ruhig. Beinahe geräuschlos bewege ich mich fort, suche meine Umgebung weiterhin ab, sodass mir nichts entgeht. Erleichtert bleibe ich schließlich stehen, als ich die Gestalt entdecke, die zwischen den üppigen Hecken hervortritt. Bis eben habe ich daran gezweifelt, dass sie tatsächlich auftaucht. War nicht sicher, ob das Angebot verlockend genug ist.
Beim Näherkommen erkenne ich eine Frau. Langes strähniges Haar, dünne Gliedmaßen, zu große Kleidung. Keine Ahnung, ob es ihre wahre Gestalt ist. Immerhin ist sie die Daimonin der Täuschung und des Betrugs. Hiervon sprechen auch ihre Pupillen, die versehen sind mit einem listigen Glanz.
„Apate.“ Meine Stimme klingt zu laut in der Dunkelheit. Sie erwidert meinen Gruß nicht. „Hast du ihn?“, frage ich weiter, leiser dieses Mal.
Sie tritt dichter an mich heran. Ich weiche nicht zurück, auch wenn ihr das vielleicht gefallen würde. Sie greift in einen Beutel, den sie bei sich trägt, und reicht mir das lederne Band. Ich nehme es entgegen und wiege es skeptisch in meiner Hand.
„Es ist der richtige? Ganz sicher?“
Sie zieht einen Mundwinkel nach oben. „So misstrauisch, Gott der Finsternis … so misstrauisch.“ Ich begutachte sie weiter abwartend, bis sie ihre großen Augen verdreht. „Ich mag die Personifikation des Betruges sein, was jedoch nicht heißt, dass ich immer lüge oder hintergehe. Du hältst den Gürtel der Semele in der Hand. Den Gürtel, den Hera selbst damals verwendete.“
Gerade wäre es wirklich hilfreich, über Trues Gabe der Wahrheit zu verfügen. Denn ich spüre keinerlei Magie und höre auf, das Leder zu betasten. „Wie genau funktioniert er? Ich habe darüber gelesen, aber die Überlieferungen unterscheiden sich.“
„Nun, du musst ihn tragen –“ Ich ziehe meine Brauen zusammen, und die Daimonin schaut mich mahnend an, als wäre ich ein unwissender Junge. „Er ist verzaubert und wird sich an deine Statur anpassen, sei unbesorgt. Sobald du ihn trägst, wirst du den Willen eines anderen beeinflussen können. Bedenke aber, dass sich die Magie lediglich auf eine Person ausrichten lässt. Du wirst nicht in der Lage sein, den Geist mehrerer Personen zu steuern.“
Während ich die Informationen verarbeite, beobachte ich Apate, die mittlerweile angefangen hat, an ihren Fingernägeln zu kauen. Grässliche Angewohnheit. Ohnehin macht sie einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Eine richtige Aufgabe würde ihr vermutlich guttun. Also falle ich mit der Tür ins Haus. „Da gibt es noch etwas, bei dem du mir behilflich sein könntest.“
Abrupt unterbricht sie ihre Knabberei. „Du willst, dass ich mit dir zum Hades reise.“
Zugegeben, ich bin überrascht über ihre Voraussicht, dennoch bleibt meine Miene unbewegt.
„Dort, wo Mutter ist.“
„Ja“, erwidere ich schlicht, obwohl es nicht als Frage formuliert gewesen ist. Nyx, die Urgöttin der Nacht, war mit Sicherheit alles andere als eine liebende und hingebungsvolle Mutter, aber das ist nicht mein Problem. „Komm zur Mittagstunde zu unserer Besprechung in den Palast. Du hast mein Wort, dass dir nichts geschehen wird. Und wenn du mit mir zum Hades reist, verspreche ich dir einen besonderen Platz in der neuen Ordnung.“ Neue Ordnung. Besonderer Platz. Was für ein pathetisches Geschwafel aus meinem Mund. Vielleicht hätte ich mir etwas Besseres einfallen lassen sollen, doch nun ist es zu spät.
Apate betrachtet wieder ihre Fingernägel, und ich zwinge mich zur Geduld.
„Ist diese Abmachung ausreichend für dich?“, hake ich nach.
Sie hebt das Kinn an, und nun breitet sich auf ihrem Gesicht ein verzerrtes Lächeln aus. „Meine persönliche Rache wird mich ausreichend entlohnen. Man könnte also sagen, wir sind im Geschäft.“
Nach dem Gespräch mit Apate bin ich in die Bibliothek zurückgekehrt. In den vergangenen Wochen habe ich hier so viel Zeit verbracht, dass dieser Ort zu meinem sicheren Hafen geworden ist. Aber vielleicht bin ich auch nur so gerne hier, weil Flame Bücher liebt. Und weil ich mir vorstelle, wie sie durch die Gänge wandert und dabei über die alten Buchrücken streift, unermüdlich auf der Suche nach Geschichten und Geheimnissen. Ich schlucke hart, wie immer, wenn mich ihre Abwesenheit mir ungeahnter Heftigkeit trifft und sich eisige Kälte in meinem Inneren ausbreitet. Ich trinke einen Schluck und atme bewusst langsam ein und aus. Jeder Tag ist ein Kampf gegen das Tier, das in mir lauert und darauf wartet, freigelassen zu werden. Die Emotionen nicht länger zurückhalten zu müssen. Jeder Tag fühlt sich an wie Ersticken – an einer allumfassenden Einsamkeit.
Ich balle meine Hände zu Fäusten, lenke meine Gedanken zurück zu der bevorstehenden Versammlung. Kurz darauf schlägt mein Herz wieder gleichmäßiger. Es ist wichtig, dass ich einen kühlen Kopf bewahre.
Konzentriert ordne ich meine Notizen, die sich während meiner Recherchen angesammelt haben und mittlerweile beinahe selbst ein ganzes Buch füllen könnten. Der heutige Tag ist entscheidend, und auch wenn Yasar das Treffen angesetzt hat, so bin ich es doch, der die anderen von seinen Plänen überzeugen muss.
Die große Aussprache, kurz nach Flames Verschwinden, hat bereits stattgefunden. Das war kein Spaß. Vor allem Dream ist mir ein Dorn im Auge, denn er hat immer wieder Zweifel gesät, dass es kein Zufall war, dass Hades in jener Nacht gekommen ist. Dass die minimale Option besteht, dass sie von ihm geholt werden wollte. Blödsinn. Glücklicherweise haben Apollo, Prom und True mir den Rücken gestärkt. Sie sind auf meiner Seite. Dream ist ein verbitterter Idiot, der lediglich froh ist, dass Lavea nicht die Prinzessin der Unterwelt ist und er ohne Hürden mit ihr zusammen sein kann. Abgesehen von ihrer Sterblichkeit. Und der Tatsache, dass sie ihm vielleicht nicht vergeben wird. Mein Mitleid würde sich wohl tatsächlich in Grenzen halten.
Als die Uhr zwölf schlägt, trete ich durch den Nebel zu den anderen in den Hauptsaal. Penibel wie Yasar ist, hat er bereits einen Stuhlkreis angeordnet. Für Essen und Getränke ist ebenfalls gesorgt. Ich setze mich und beobachte, wie nach und nach die anderen auftauchen und irgendwie die Atmosphäre einer Selbsthilfegruppe verbreiten. Es verwundert mich, dass Hale sich neben mir materialisiert. Für gewöhnlich verbringt er jede Minute an Saphiras Bett, die noch immer nicht aufgewacht ist.
„Du hier?“
„Dasselbe könnte ich dich fragen“, erwidert er mit einem sarkastischen Grinsen. Ich zucke mit den Schultern, mustere ihn jedoch scharf. Er sieht müde und abgekämpft aus, seine Wangen sind eingefallen, die Gesichtszüge kantiger, seine Haltung abwehrend, und ich frage mich, ob ich dasselbe jämmerliche Bild abgebe. Wir mögen keine Freunde wie früher sein, doch ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass wir in letzter Zeit eine ähnliche Leere und Machtlosigkeit empfinden.
Yasar räuspert sich und reißt mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt bemerke ich die Frau, die neben ihm sitzt.
„Das ist Theia“, stellt er sie vor, und die Göttin neigt leicht den Kopf. „Ich bin sehr froh, dass sie uns ein weiteres Mal unterstützt.“
Theia ist eine der wenigen Titanen, die sich während des heißen Krieges auf unsere Seite gestellt hat. Es war Prom, der sie überzeugt hat, denn sie ist die Schwester von Iapetos, seinem Vater, mit dem sie ein enges Verhältnis pflegte. Deshalb hegt sie einen Groll gegen Zeus, der all ihren Neffen das Leben zur Hölle gemacht hat. Ziva wiederum, die uns hinters Licht geführt und sich in das Turnier eingeschlichen hat, soll eingesperrt werden, bis wir entschieden haben, wie weiter mit ihr zu verfahren ist.
Allein der Gedanke an meine ehemalige Verlobte sorgt dafür, dass mein Magen sich bleischwer anfühlt. Ich würde sie lieber töten, bevor sie Schlimmeres anrichten kann, doch Yasar … Obwohl ich mir sicher bin, dass auch er sie abgrundtief hasst, scheint da eine Blockade in ihm zu sein. Vielleicht weil sie trotz allem seine Familie ist und er tief im Herzen nie aufgegeben hat, daran zu glauben, dass sie sich bessern kann. Dabei sollte er es, nach allem, was auf Viridi geschehen ist, eigentlich am besten wissen ...
Jedenfalls bin ich derjenige gewesen, der die anderen an Theia erinnert hat, und ich freue mich schon auf ihre Gesichter, wenn sie erfahren, zu welchem Zweck ich sie eigentlich brauche.
Yasar will gerade mit der Tagesordnung fortfahren, als ich ihn unterbreche und mich erhebe. „Ich will nicht unhöflich sein“, sage ich ernst, während ich jeden einzelnen der Anwesenden der Reihe nach betrachte. „Aber wir wissen alle, dass die Zeit drängt. Bis zur Jahrtausendwende sind es nur noch zwei Monate, und wir müssen handeln.“
„Hört, hört“, sagt True und klopft mit dem Fingerknöchel gegen die Kante seines Stuhls. Yasar bedenkt ihn mit einem vorwurfsvollen Blick, nickt mir jedoch zu. Innerlich verdrehe ich die Augen. Als ob mir seine Erlaubnis tatsächlich wichtig wäre. Ich hole tief Luft. Denn jetzt ist es so weit. Alle Karten auf den Tisch.
„Wenn ich könnte, dann würde ich diese Sache allein durchziehen. Ihr wisst, dass es mir nicht leichtfällt zu vertrauen. Und weil mir klar ist, dass manche von euch in Flame nicht mehr als ein Mittel zum Zweck sehen.“ Diese Worte sind vorrangig an Dream gerichtet. Trotzdem bin ich nicht so naiv zu denken, dass andere seine Ansicht nicht durchaus teilen würden. Vielleicht nicht in diesen Reihen, aber draußen. „Mir ist bewusst, dass ihr kaum etwas anderes übrig bleibt, als ihrer Bestimmung zu folgen und die Prophezeiung zu erfüllen, die zur Jahrtausendwende angesetzt ist. Wenn wir sie aus der Hölle zurückgeholt haben, will ich ihr den größtmöglichen Schutz bieten, damit sie lebend aus der Sache rauskommt. Damit sie dieselbe Chance hat wie wir alle. Kann ich auf euch zählen?“
Es ist Candela, die als Erste spricht. „Natürlich. Flame hat mich beschützt und ihr Leben für mich riskiert. Genau wie du.“ Lavea nickt ebenfalls.
„Das musst du doch gar nicht fragen. Wir sind ein Team“, sagt Prom fröhlich pfeifend. Und dann stimmen auch alle anderen zu. Mit einem Mal fühlt sich die Last, die auf meinen Schultern liegt, gar nicht mehr so schwer an.
„Wie lautet dein Plan?“, fragt Yasar.
„Um zügig voranzukommen, werden wir uns aufteilen und in Gruppen agieren.“ Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Aufzeichnungen. „Lost und Candela, ihr werdet einen Auftrag zusammen erfüllen. Dann könnt ihr dabei auch gleich euren Scheiß regeln.“ Selbst ein Blinder sieht, dass beide unglücklich sind, und dennoch gehen sie sich, seit Candela genesen ist, aus dem Weg. Niemand versteht das.
„Was sollen wir tun?“, fragt Candela ruhig, während Lost beleidigt in eine andere Richtung starrt.
„Ihr werdet Zeus aufsuchen.“ Spätestens jetzt ist mir die Aufmerksamkeit aller hier Versammelten sicher. „Ich habe mich mit Flames Hitzeausbrüchen beschäftigt und mir die Dinge vor Augen geführt, in denen wir uns von den Olympiern unterscheiden. Da in ihr Persephones – Tochter von Demeter und Zeus, dem Göttervater selbst – Blut fließt, ist sie eine Göttin der ursprünglichen Art. Um ihre Kräfte jedoch vollständig entfalten zu können, muss sie Ambrosia zu sich nehmen. Andernfalls weiß ich nicht, wie lange ihr noch sterblicher Körper der in ihr brodelnden Macht standhalten kann.“
Apollo reibt sich nachdenklich sein Kinn. „Du glaubst, dass sie die Prophezeiung überleben kann, wenn sie den göttlichen Nektar getrunken hat und so stark ist wie wir?“
„Ganz genau. Und weil niemals irgendetwas einfach ist, kommen wir leider nicht so leicht an das Ambrosia heran. Wie ihr alle wisst, hat Zeus den Olymp verschlossen, bevor er aufgrund des heißen Krieges zur Erde hinabgestiegen ist. Und seither ist es niemandem gelungen, ihn wieder zu öffnen.“ Ich schaue in die Runde. „Und hier kommt Lost ins Spiel. Du hast nicht nur die Gabe, jemanden vergessen zu lassen. Während Yasar Blicke in die Zukunft wirft, kannst du auch Vergangenes sehen, wenn du dein Gegenüber an der Schläfe berührst.“ Mir ist bewusst, dass Lost das nicht gern an die große Glocke hängt. Wegen seiner moralischen Korrektheit und weil er viel von Privatsphäre hält. Aber zufällig bin ich schon einmal dabei gewesen, als er von dieser Fähigkeit Gebrauch gemacht hat. „Ich will, dass du herausfindest, wie Zeus damals den Olymp versiegelte, sodass wir es auf umgekehrtem Wege wieder rückgängig machen können.“
Für einen Moment wirkt Lost hin- und hergerissen, sein Kiefer mahlt und sein rechtes Lid zuckt. Doch dann streicht Candela sanft über seinen Handrücken, und er entspannt sich, während seine Augen sich überrascht weiten. „Wann sollen wir aufbrechen?“, fragt der Gott des Vergessens schließlich. Keine Widerworte mehr. Ich bin beeindruckt.
„So bald wie möglich. Bereitet euch heute vor und macht euch morgen bei Sonnenaufgang auf den Weg. Je nachdem, was ihr bei eurem Besuch im Verlies von Zeus herausfindet, werden wir das weitere Vorgehen besprechen.“ Als Nächstes wende ich mich Apollo zu. Seine Miene ist etwas verkniffen, offenbar schmollt er, weil ich ihn in all das nicht vorher eingeweiht habe. „Ich würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest, um Flame aus der Hölle zu holen.“ Er nickt knapp, und es erleichtert mich, dass er nicht zögert.
„Wie willst du das anstellen?“, hakt er dennoch nach.
„Keine Sorge. Ich habe an alles gedacht“, sage ich. Sogleich erscheint Apate neben mir. Netter Trick. Sie sieht schaurig aus, wie immer. Meine Miene bleibt vollkommen unbewegt. „Darf ich vorstellen: Apate, Daimonin der Täuschung und des Betrugs. Sie wird uns ein wenig zur Hand gehen. Seid also freundlich zu ihr.“
Ich höre, wie Apollo einen unterdrückten Fluch ausstößt. Obwohl es mir widerstrebt, lege ich der Daimonin eine Hand auf den Rücken und führe sie zu einem freien Stuhl. „Apate war so entgegenkommend, mir den Gürtel der Semele auszuborgen, und wird außerdem den Hades mit einer Illusion hinter uns verschließen, wenn ich Flame herausgeholt habe.“ Darüber habe ich noch nicht direkt mit ihr gesprochen, aber sie erhebt keine Einwände. Heute ist ein richtig guter Tag für mich. Beinahe empfinde ich so etwas wie Begeisterung.
„Das ist Wahnsinn“, wirft Prom ein, bevor sich seine Mundwinkel zu einem breiten Lächeln verziehen. „Gefällt mir.“ Dabei zwinkert er und reckt auf komische Weise den Daumen nach oben.
„Zufälligerweise bin ich während meiner Recherchen auf etwas gestoßen, das dir bei Phia weiterhelfen könnte“, wende ich mich nun an Hale. Seit Ziva sie während des Turniers mit einem Dolch verletzt hat und Phia anschließend von einer Klippe gestürzt ist, befindet sie sich in einem Schlaf, aus dem sie bisher nicht erwacht ist.
Hales Augen werden groß, und er sieht mich abwartend an.
„Im Garten der Hesperiden, den Gaia Hera zur Hochzeit schenkte, wachsen goldene Äpfel, die unsterblich machen und jedes Leiden kurieren. Nach allem, was ich darüber gelesen habe, kann ich mir vorstellen, dass sie Phia heilen könnten.“
Urplötzlich steht Hale vor mir, zieht mich in eine feste Umarmung, und ich versteife mich. Oh Mann, ich habe keinen Schimmer, wie ich mit so viel Dankbarkeit umgehen soll. „Freu dich nicht zu früh. Der Garten wird von den Hesperiden und dem Drachen Ladon bewacht“, versuche ich seinen Gefühlsausbruch ein wenig zu dämpfen. Der Gott stört sich nicht an meinen Worten, sondern drückt noch ein wenig fester zu, wobei ich ihm unbeholfen auf den Rücken klopfe.
Zugegebenermaßen erleichtert, beobachte ich, wie Hale schließlich zu seinem Platz zurückkehrt. Fast zeitgleich fliegt die Tür des Saals auf und zwei Frauen schreiten herein, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich komme mir vor wie bei einem Theaterstück.
„Meine Damen und Herren“, sage ich mit einem ironischen Lächeln. „Bitte begrüßt mit mir Persephone, Königin der Unterwelt, und Hekate, Göttin der Zauberei.“ Als ich in die sprachlosen Gesichter der anderen blicke, bin ich ziemlich zufrieden mit mir. Glücklicherweise fallen Yasar dann doch wieder seine guten Manieren ein und er bietet den beiden einen Platz an. Die Frauen neigen leicht das Kinn, als sie mich passieren.
„Wir haben deine Nachricht erhalten“, sagt Hekate dabei mit ihrer rauchigen Stimme. Ich denke nicht, dass Persephone mich mittlerweile leiden kann, aber ihr gefällt wohl, dass ich alles daransetze, ihre Tochter zurückzuholen und sie anschließend am Leben zu halten. Zuerst hat sie sich gesträubt, mit mir zusammenzuarbeiten, wollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Unterwelt bringen, weil sie davon ausgegangen ist, dass Hades sie jagen würde. Doch nach einer Weile ist es mir gelungen, sie umzustimmen. Oder Hekate hat ihr Herz erweicht. Wer weiß das schon. Einst war sie eine Göttin des Frühlings, doch mittlerweile hat eine viel dunklere Macht von ihr Besitz ergriffen. Und vermutlich kann man ihr das nicht verübeln.
„Persephone war so freundlich, mir eine detaillierte Wegbeschreibung zum Hades zu geben und mir seinen genauen Aufbau zu erklären“, informiere ich die anderen. Natürlich hätte ich auch Apate danach fragen können, doch meines Wissens nach hat sie die Unterwelt schon seit Jahrhunderten nicht mehr aufgesucht. Außerdem möchte ich mich nicht allein auf das Wort einer Daimonin verlassen. Nun nehme ich Theia ins Visier, die das Geschehen mit unverhohlener Neugier verfolgt. „Auch dich möchte ich um einen Gefallen bitten. Da wir uns in nicht allzu ferner Zukunft aufteilen werden, um unsere Missionen zu erfüllen, sollten wir trotzdem miteinander in Verbindung bleiben und die Möglichkeit haben, uns gegenseitig aufzuspüren, falls jemandem aus unserer Gruppe etwas zustößt“, erkläre ich den Anwesenden, bevor ich mich wieder Theia zuwende. „Bist du in der Lage, den Edelstein der Kommunikation, Chalcedon, für uns herzustellen?“
Die Titanin mustert mich. „Interessant. Du hast tief gegraben, Gott der Finsternis.“ Ich sehe sie abwartend an. „Selbstverständlich bin ich dazu in der Lage“, erwidert sie schließlich naserümpfend, fast so, als hätte ich sie beleidigt. „Und ich nehme an, dass Hekate mit ihrer Magie die Wirkung der Steine verstärken soll?“
Die Frau hat eine schnelle Auffassungsgabe. „Verdammt richtig.“
Sie überlegt einen Moment. „Gib mir zwei Tage.“ Ich stimme zu, auch wenn ich sie am liebsten zu größerer Eile gedrängt hätte.
„Wir kommen auch mit Neuigkeiten“, mischt Persephone sich ein. Sie erhebt sich und ist trotzdem noch unglaublich klein. Plötzlich erinnert sie mich an Flame, obwohl sie ansonsten ganz unterschiedlich aussehen. „Wir konnten die Halbgötter aufspüren, bei denen Flame aufgewachsen ist.“
„Halbgötter?“, meldet Phoibe sich zum ersten Mal zu Wort. Ihre Stimme klingt ungewohnt schrill, nicht ruhig und sanft, wie man es von ihr gewohnt ist. Apollo wirft ihr einen fragenden Blick zu, doch sie ignoriert ihn.
„Ja. Zufällig ist darunter ein Sohn des Okeanos. Wir werden ihn und seine Fähigkeiten brauchen. Sie sind bereits auf dem Weg hierher, aber jemand sollte ihnen entgegenkommen.“
Mir tun die anderen fast ein wenig leid. Bei ihren ungläubigen Mienen könnte man meinen, eine Herde Kentauren wäre über sie hinweggetrampelt. Ich bin froh, dass mir auch diese Information bereits bekannt gewesen ist.
„Prom, willst du das übernehmen?“, wirft Yasar ein, der sich wieder einigermaßen gesammelt zu haben scheint. Der Angesprochene nickt widerwillig.
Zufrieden atme ich durch. „Wunderbar.“ Lässig deute ich auf die angerichteten Speisen. „Ich finde, wir haben uns alle eine Stärkung verdient, bevor es weitergeht.“
Schritte nähern sich, und noch ehe ich mich umdrehe, weiß ich, dass es Apollo ist, der ein Hühnchen mit mir zu rupfen hat. „Du hältst das für richtig? Mit ihr zusammenzuarbeiten?“, flüstert er und nickt in Apates Richtung.
Natürlich macht True bereits Annäherungsversuche, er kann einfach nicht anders. „Keine falsche Scheu, Herzchen. Fühl dich wie zu Hause.“
Ich verdrehe die Augen. „Ich unterscheide nicht zwischen richtig und falsch“, erwidere ich schließlich. „Sondern tue alles, was nötig ist, um Flame zurückzubekommen.“ Kurz denke ich, dass Apollo mir widersprechen will, doch dann wendet er sich einfach ab und geht zu Phoibe, die noch immer wie erstarrt auf ihrem Stuhl sitzt. Keine Ahnung, warum sie sich so seltsam verhält.
„Scheint so, als wäre er zurück“, höre ich Prom zu niemand Bestimmtem sagen. „Und das auch noch in Bestform.“ Nun kann ich mir ein ehrliches Grinsen nicht länger verkneifen. Da hat er ausnahmsweise verdammt recht.
Ich nehme alles zurück, was ich in der letzten Zeit über Dark gedacht habe. Er ist gar nicht schwachsinnig geworden. Ein wenig durchgeknallt vielleicht, aber nicht hoffnungslos verloren. Gutes Zeichen. Die Gesichter der anderen – einfach herrlich. Ich lehne mich zurück und beiße herzhaft in meinen Apfel. Diese Party wird immer besser.
Die kleine Lavea wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu, während ich mir den Saft wegwische, der meine Mundwinkel hinabläuft. Dream warnt mich sogleich mit seinen Augen, dass ich mich benehmen soll. Also zwinge ich mich dazu, ihr nicht die Zunge herauszustrecken, um ihr mein zerkautes Essen zu präsentieren. So schreckhaft, das arme Ding, und derzeit überhaupt nicht gut auf uns zu sprechen. Es wird höchste Zeit, dass Flame zurückkehrt. Ich neige nicht zu Gefühlsduselei, aber das kleine Flämmchen fehlt mir. Außerdem war ich dabei, als sie ganz groß rausgekommen ist. Sie ist mir richtig ans Herz gewachsen, was gar nicht mal so oft passiert. Und ich glaube, dass ihr meine Scherze in Wahrheit immer gefallen haben. Nicht viele wissen meinen Humor ausreichend zu würdigen. Oder können ihn überhaupt ertragen.
Ich drehe eine Runde durch den Saal und lasse mich dann wieder auf einen Stuhl fallen. Unglücklicherweise sehe ich erst jetzt, dass ich ganz in der Nähe von Apate gelandet bin. Echt gruselig. Unauffällig versuche ich, ein wenig von ihr wegzurutschen. Die Stuhlbeine geben ein quietschendes Geräusch von sich. Mist. Aus den Augenwinkeln riskiere ich einen Blick, doch sie schaut in eine andere Richtung. Gerade sitzt sie ganz brav da. Ich werde mich trotzdem von ihr fernhalten. Sie ist zu hundert Prozent durchgeknallt, jedoch nicht auf die gute Art, mit der man Spaß haben könnte. Also: Finger weg!
Ich zucke zusammen, als mir jemand auf die Schulter tippt, und entspanne mich sogleich, weil es lediglich Yasar ist. Seufzend schiebe ich den Stuhl zurück, stehe auf, und strecke mich. Dieses Spektakel hätte ich gern noch ein wenig länger mitverfolgt. Aber selbst ich weiß, dass man nicht alles haben kann. In dieser Hinsicht bietet die Unsterblichkeit keinerlei Vorteile. Leider muss ich jetzt wirklich los, ein paar ausgebüxte Halbgötter einfangen. Immer bleiben die undankbaren Aufgaben an mir hängen.
„Hasta la vista, ihr Halunken!“, rufe ich in die Runde, bevor ich verschwinde. Vermutlich hat niemand gelacht.
Ich sitze an der großen Tafel und fühle mich vollkommen fehl am Platz. Die anderen lachen, unterhalten sich, lernen sich kennen. Krampfhaft versuche ich, mich normal zu verhalten, und versteife mich dabei nur noch mehr. Ich nehme einen Schluck von dem sprudelnden Wein aus dem absurd pompösen Kelch – bloß um anschließend die Mundwinkel zu verziehen. Es schmeckt abscheulich.
Mein Blick schweift durch den Raum und bleibt an einer Frau hängen, die mehr noch ein Mädchen ist. Kleine Locken umrahmen ihr blasses, herzförmiges Gesicht. Sie ist mir sofort aufgefallen, wegen der unterschiedlich farbigen Iriden und ihrer Art, trotzig das Kinn hervorzurecken, immer bereit, sich und ihre winzige Körpergröße zu verteidigen. Anhand ihrer verkrampften Schultern erkenne ich selbst auf die Entfernung, wie unwohl sie sich fühlt. Alles an ihr weckt meinen Beschützerinstinkt. Ich wäre versucht, zu ihr zu gehen und sie in ein Gespräch zu verwickeln, wäre da nicht die Tatsache, dass Dark sie für sich beansprucht hat. Das dürfte noch interessant werden. Keine Ahnung, ob ich jemals gänzlich hinter seine Fassade blicken werde.
Ich schaue mich weiter um, angezogen von einem lebendigen Lachen. Es gehört zu Candela. Sie sitzt bereits halb auf Prometheus` Schoß, streicht ihre Haare, die einen so satten Rotton wie Kirschen haben, kokett zurück. Und obwohl sie sorglos und lebendig wirkt, frage ich mich, ob all das nicht in Wahrheit eine Maske ist. Ich nehme mir die Zeit, sie genauer zu betrachten, und mir wird schnell klar, dass sie ihre Reize durchaus in Szene zu setzen weiß. Davon sprechen ihre Haltung, ihre Art, den Kopf spielerisch in den Nacken zu werfen und gleichzeitig scheinbar beschämt die langen dichten Wimpern niederzuschlagen. Selbst das kurze smaragdgrüne Kleid reicht gerade so bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel und überlässt nicht viel der Fantasie. Diese Beine. Bei allen Göttern. Ich erwische mich selbst bei dem Gedanken, wie es sein mag, durch ihre langen prachtvollen Haare zu fahren, mein Gesicht in ihnen zu vergraben. Wie es wohl sein mag, sich in einer Frau wie ihr gänzlich zu verlieren. Verdammt. Ich schüttele den Kopf und trinke noch einen Schluck von dem klebrig süßen Gebräu. Was bei allen Höllentoren ist nur los mit mir? Vermutlich ist es einfach zu lange her, seit ich zuletzt mit dem anderen Geschlecht zusammen gewesen bin. Ab und an suche ich Zerstreuung bei den Nymphen, lediglich zur Befriedigung körperlicher Bedürfnisse. Emotional lasse ich seit Jahrhunderten niemanden mehr an mich heran. Nicht mehr seit ihr … Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es damals echt gewesen ist.
In diesem Moment scharrt ein Stuhl über den Boden und eine Frau, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe, setzt sich zu mir. Sofort beginnt sie zu reden, und ich lasse sie gewähren. Ihr Gebrabbel lullt mich ein und lenkt mich ab. Zwischendurch nicke ich ihr ermunternd zu, sage selbst jedoch kein Wort. Ihre Wangen sind erhitzt, ihre Augen leuchten voller Verlangen. Mir entgeht trotzdem nicht, wie sie immer wieder Blicke in Hales Richtung wirft, sich dabei über die Lippen leckt. Sie sehnt sich nach uns, weil wir Götter sind: unsterblich, unerreichbar und doch direkt neben ihr. Sie will nicht mich, sondern das, was ich bin. Und das widert mich an.
Irgendwann bemerke ich, wie die kleine Dunkelhaarige den Anfang macht und den Saal fluchtartig verlässt, und so beschließe ich, dass auch ich für heute genug habe. Ich mache mir nicht die Mühe einer höflichen Verabschiedung, schiebe meinen Stuhl nach hinten und lasse die Frau allein zurück. Aus den Augenwinkeln nehme ich noch wahr, wie sie sich sogleich in Richtung Hale aufmacht. Vermutlich hat sie nun lange genug aus der Ferne geschmachtet. Oder wurde einfach von dem Wein ermutigt, der einem schnell zu Kopf steigen kann.
Ich entscheide mich dazu, noch ein Stück am Meer spazieren zu gehen, den salzigen Geschmack auf der Zunge zu schmecken und die kühle Nachtluft zu genießen. Und irgendwann stehe ich nur noch da, starre hinaus, auf die glatte schwarze Oberfläche, nicht wissend, was sich darunter verbirgt. Das ist es, was mich schon immer am meisten fasziniert hat, wenn ich diese unendliche Weite bei Nacht betrachtet habe.
Als meine Lider immer schwerer werden, trete ich den Rückweg an. Mit meinen Schuhen trage ich ein wenig Sand mit in den Palast, doch das kümmert mich nicht. Ich passiere den großen Saal, aus dem nach wie vor fröhliche Stimmen klingen, und laufe den dämmrigen Korridor entlang, biege zweimal ab, bis ich ein Schluchzen vernehme. Ruckartig halte ich inne, mustere meine Umgebung. Hinter einer der steinernen Statuen hockt eine zusammengekauerte Gestalt. Doch selbst in der Dunkelheit erkenne ich die leuchtend rot gewellten Haare. In wenigen Schritten bin ich bei Candela und knie vor ihr nieder. Ich taste sie nach Verletzungen ab, noch bevor ich mit ihr zu sprechen beginne. Sie scheint unversehrt. Auch die Kleidung sitzt noch am richtigen Platz.