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Diamantenschmuggel in Bremen? Eigentlich möchte sich Rentnerin Waltraud Friese bei einem Spaziergang mit ihrem Hund Teufel den Kopf freipusten lassen. Doch so erholsam, wie sie es sich gewünscht hat, wird es nicht. Beinahe ertrinkt vor ihren Augen ein junger Mann in der vom Sturm aufgewirbelten Weser. Dann bringt Teufel auch noch Strandgut mit nach Hause: einen Beutel mit Steinchen, die erfreulich nach Diamanten aussehen! Der unerwartete – dazu unrechtmäßige – Reichtum entzweit sie fast von ihren Freundinnen. Dabei braucht sie deren Hilfe mehr denn je. Plötzlich findet sich Frau Friese nämlich inmitten konkurrierender Banden wieder, die vor Gewalt nicht zurückschrecken. Wer ist Freund, wer ist Feind? Die Ereignisse überschlagen sich, kaum gelingt es ihr, einen einigermaßen kühlen Kopf zu bewahren. Wird sie sich und ihre Freundinnen retten können? Der sechste Band der spannenden Reihe um die Bremerin Frau Friese.
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Seitenzahl: 246
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Martha Bull
Frau Friese und das blutige
Strandgut
Kriminalroman
Band 6 der
Frau-Friese-Reihe
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Impressum
© 2018 KellnerVerlag, Bremen • Boston
St.-Pauli-Deich 3 • 28199 BremenTel. 04 21 - 77 8 66 • Fax 04 21 - 70 40 58
[email protected] • www.kellnerverlag.de
Lektorat: Gesa Allerheiligen, Sebastian Liedtke
Satz: Annika Nehl
Umschlag: Designbüro Möhlenkamp & Schuldt, Bremen
ISBN 978-395651-202-5
Die Autorin
Martha Bull wurde 1949 in Bonn geboren, hat dort auch ihr Abitur gemacht. Nach dem Studium der Fächer Geschichte, Politik und Deutsch für das Lehramt in Bonn und Marburg schloss sie in Berlin ihr Referendariat ab. Seit 1979 lebt sie in Bremen. Hier hat sie lange in der Erwachsenen-bildung gearbeitet, unter anderem in einer freien Modellschule. Seit 1997 ist sie in der Kinderbibliothek im Viertel beschäftigt. Dort arbeitet sie auch über ihren Renteneintritt 2015 hinaus.
Veröffentlichungen:
• Hanseatisch cool – Beitrag in: Witte, Katharina (Hg.): Jetzt kommse übern Deich – 20 Jahre Bremer Karneval, Edition Temmen 2005
• Die Videobotschaft, Langlhofer Verlag 2007, ISBN 978-3-938487-24-2
• Frau Friese und der Fenstersturz Edition Temmen 2013
• Frau Friese und das Bunkergrab Edition Temmen 2014
• Frau Friese und die tödliche EinladungKellnerVerlag 2015
• Frau Friese und die finstere VerwandtschaftKellnerVerlag 2016
• Frau Friese und der TiermörderKellnerVerlag 2017
• Frau Friese und das blutige StrandgutKellnerVerlag 2018
»Und jetzt unsere angekündigte Unwetterwarnung: Für das gesamte Unterwesergebiet droht die Gefahr einer schweren Sturmflut. Das Nachmittag-Hochwasser in Bremen wird bis zu zweieinhalb Meter über dem mittleren Hochwasser ausfallen. Es droht außerdem ein schweres Unwetter mit Böen bis zu hundert Stundenkilometern aus Nordwest. Die Polizei warnt vor unnötigem Aufenthalt im Freien, vor allem im Wald.«
Unwetter? Och nee, gerade jetzt, wo ich mit Teufel Gassi gehen will. Unwirsch schaue ich aus dem Fenster. Die Birke im Hof wiegt sich im Wind, aber Sturm?
»Ach was, Teufel«, erkläre ich dem Hund, der mich aus seinen schwarzen Koboldaugen aufmerksam betrachtet. »Die sagen immer sofort eine Katastrophe an, wenn es ein bisschen pustet. Früher nannten wir das einfach Herbst, heute ist es gleich ein Unwetter. Liebe Güte, die Menschen kennen keine Jahreszeiten mehr. Ist eben nicht immer Wischi-Waschi-Wetter. Außerdem wollen wir nicht in den Bürgerpark, sondern bloß ein bisschen an die Weser.«
Energisch ziehe ich meinen Regenmantel über, den Schirm lasse ich nach kurzem Zögern stehen. Wenn es wirklich heftiger wehen sollte, nützt mir der sowieso nichts. Teufel springt fröhlich die drei Stufen zur Straße hinunter. Dem macht jede Art von Wetter Spaß.
Eine Bö erfasst mich, fährt mir durch die Haare. Oh, das ist allerdings mehr als ein mildes Lüftchen. Aber Unwetter? Ach nee, lasst die Kirche im Dorf.
Ich mag es ganz gerne, wenn es stürmt. Das ist wie das große Aufräumen der Natur, auch, wenn es hinterher in den Straßen meist alles andere als aufgeräumt aussieht. Zum Glück liegen wenigstens keine gelben Säcke herum, die bei jedem bisschen Wind gleich durch die Straßen fliegen.
Ich bin nicht die Einzige, die es aus dem Haus getrieben hat. Am Osterdeich starren ein paar Menschen aufs Wasser, wollen wohl wissen, wie hoch die Weser den Deich heraufsteigt. Der heftige Westwind treibt die Wellen flussauf, doch noch ist Niedrigwasser, der Fußweg an der Weser ist nicht überspült. Das kommt erst mit der Flut heute Nachmittag. Also kann ich den Uferweg ums Stadion nehmen. Ich löse Teufels Leine und steige vorsichtig die steile Treppe an der Unterführung hinunter. Nicht ausrutschen, Waltraud! Teufel stromert quer über den Platz, schnüffelt eifrig nach was auch immer.
Hier vor dem Deich fegt der Wind kräftig, ich muss mich tatsächlich etwas nach hinten lehnen. Ich breite die Arme aus, lasse mich lachend vorwärts schieben. »Segeln an Land« haben wir das als Kinder genannt. Aber hoppla! Der Sturm packt mich, stößt mich voran. Gerade eben noch fange ich mich. Waltraud, lass den Unsinn, du bist eine alte Frau, kein kleines Kind. Wenn du stürzt und dir den Oberschenkelhals brichst ... Du weißt, dann kommst du aus dem Krankenhaus nicht mehr raus. Also lebend, meine ich. Ich seufze ein bisschen frustriert. Gesittet, wie es sich für eine 75-Jährige gehört, oder gehören mag, gehe ich weiter. Hier unten sind keine Leute unterwegs. Nur weiter vorne biegt eine in leuchtende Regenkleidung gehüllte Gestalt gerade zum kleinen Hafen ab. Sie bleibt kurz stehen, zündet sich eine Zigarette an und wirft die Schachtel einfach in die Gegend.
Frechheit, wenn wir das alle machen würden! Kein Wunder, dass immer alles zugemüllt ist.
Lass man, Waltraud, nach diesem Sturm muss sowieso die Straßenreinigung durch, da kommt es auf eine Schachtel nicht an.
Darum geht es nicht, es ist die Haltung.
Inzwischen bin auch ich am Hafen angekommen. Da liegt das anstößige Stück strahlend rot und zerknüllt im Unterholz. Ob ich es aufhebe und in die Tonne werfe?
So weit kommt es noch, dass du den Dreck anderer Leute wegmachst. Spinnst du?
Ich will eigentlich ums Stadion gehen, aber Teufel entscheidet anders. Er ist schon Richtung Bootsanleger gerannt, stromert unter den Bänken herum. Na gut, gehe ich eben so umzu, das nimmt sich nichts.
Nun gucke ich doch vorsichtig nach oben, denn hier stehen hohe Kastanienbäume mit dicken Ästen, so einen will ich nicht auf den Kopf bekommen. Peng, es prasselt vor mir auf die Erde. Oh, Kastanien! Die letzten Früchte knallen auf den Boden. Die möchte ich auch nicht abbekommen. Ich schlage einen Bogen, um von den Bäumen wegzukommen.
»Ah! Hilfe! Hiilfää!!«
Huch! Wer …? Wo …?
Da, an der Rampe für die Boote! Da steht einer mitten im Wasser! Ein junger Mann. Er rudert verzweifelt mit den Armen.
Wo kommt der plötzlich her, und was macht der denn?
Ehe ich begreife, was los ist, reißen ihn die Wellen mit. Er taucht unter, kommt wieder hoch, schlägt wild mit den Armen um sich. Kann der nicht schwimmen? Wieder taucht er unter.
Hilfe! Was mache ich nur? Ich sehe mich um. Ist jemand hier, der ihm nachspringen kann? Aber es ist wie verhext, keiner weit und breit. Nicht der Zigarettensünder, niemand. Die Angsthasen hocken alle zu Hause wegen der blöden Warnung, anstatt zu helfen.
Waltraud, spinn nicht rum, tu was! Mit zitternden Fingern zerre ich das Handy aus der Manteltasche, tippe 110.
»Ein Mann ist in die Weser gefallen«, schreie ich, kaum, dass sich jemand meldet. »Er ertrinkt, er kann nicht schwimmen!«
»Wo sind Sie?«
»Am Weserbogen, am Stadion. Er treibt aber schon weiter!«
»Wir kommen. Ich benachrichtige die Wasserschutzpolizei. Bitte riskieren Sie nichts, warten Sie bitte auf unsere Leute.«
Ich renne so schnell ich kann ans Ufer. Da, der Ärmste! Wie er rudert und paddelt! Dann bloß ein dunkler Kopf, der wie ein Ball auf dem Fluss treibt, untertaucht, hochkommt. Die wilde Gegenströmung hält ihn fast auf der Stelle, nur langsam treibt er flussabwärts.
»Oh nein, was mache ich, was mache ich nur«, wimmere ich. Verzweifelt knete ich die Hände, trete von einem Bein aufs andere, starre aufs Wasser. Ach, dass ich nichts tun kann! Dass ich hier stehen und zusehen muss, wie ein Mensch ertrinkt.
Plötzlich taucht ein schwarzes Etwas in den Fluten auf, treibt auf den Ertrinkenden zu. Teufel! Ist das etwa Teufel? Entsetzt stöhne ich auf. Hund! Komm zurück, das schaffst du nicht! Teufel, bitte, komm zurück! Warum macht er so was?
Ich hetze am Ufer entlang, auf den Anleger der Fähre. Waltraud, der Kasten! Ein Rettungsring! Beeil dich, schnell, beeil dich, ehe der Mann vorbei treibt, du kannst nicht weit werfen, mach schon!
Ich reiße den Ring aus der Verankerung. Himmel, ist der schwer, wie soll ich den werfen können? Jammer nicht, tu’s einfach.
Platsch! Daneben. Ach nein, der Mann treibt ja viel zu weit weg. Mir laufen die Tränen übers Gesicht, meine Hände umklammern die kalten Bügel des Geländers. Doch die nächste Welle hebt den Rettungsring in die Mitte des Stromes, vielleicht kann der Mann ihn ja fassen. Aber nein, die Leine, an der der Ring hängt, ist zu kurz. Es reicht nicht, Himmel, es reicht nicht!
Wo um alles in der Welt ist denn Teufel?
»Was machen Sie mit dem Ring?«, schreit jemand. Ein Mann mit knallrotem Kopf stürmt auf mich zu, droht mit der Faust. »Der ist nicht für Ihren verdammten Köter«, brüllt er.
Ich kann nicht antworten, mir versagt die Stimme. Ich weise nur auf den Fluss.
»Ach du heilige Scheiße«, entfährt es dem Mann, als er den verzweifelten Kampf des Ertrinkenden sieht. Er spurtet die steile Treppe zu den Booten runter, die Planken knallen. Schon brummt der Motor, ein kleines Boot braust durch die Wellen. Schnell ist er, dieser Wüterich.
»Oh bitte, du schaffst es, oh bitte, du schaffst es«, flehe ich, knete wieder die Hände. Ja, er nähert sich dem Mann, der sich immer noch mühsam über Wasser hält.
Hinter mir klappen Autotüren. Zwei Polizisten laufen auf mich zu. Als sie das Boot sehen, atmet der eine laut aus. »Oh, gut«, nickt er. Gemeinsam beobachten wir, wie der Helfer den Verunglückten an einer Leine hinter sich her Richtung Hafen zieht.
Wo ist nur Teufel? Da! Oh weh! Der schwarze Körper treibt weiter Weserabwärts. Aber … Waltraud, guck genau hin, das ist nicht dein Hund, das ist ein schwerer Ast, ein Stück Holz oder was. Nicht Teufel!
Ich wische mir verlegen über die Augen. Heul nicht in aller Öffentlichkeit, wie sieht das denn aus?
Der eine Polizist spricht in sein Handy, während er zum Bootsanleger geht, der andere wendet sich mir zu, lächelt. »Sie sind Frau Friese, die uns gerufen hat? Sie haben schnell und gut reagiert, danke. Das wird dem armen Kerl vermutlich das Leben gerettet haben.«
Aus der Ferne hören wir das Tatütata des Rettungswagens.
Ich stehe ein bisschen herum wie bestellt und nicht abgeholt. Kann ich weitergehen, oder brauchen die Polizisten mich noch? Natürlich sind sie zuerst mit dem Verunglückten beschäftigt. Sie stehen am Anleger und reden mit dem Bootsführer. Der hat auch solche leuchtende Regenkleidung an. Dann war der das mit der Zigarettenschachtel. Statur und Kleidung würden passen. Obwohl diese Segler alle solch ein buntes Zeug tragen.
Stimmt, Waltraud, aber heute ist nicht gerade Regatta angesagt. Außer uns ist hier niemand.
Jetzt tritt der eine Polizist auf mich zu. Ehe er etwas sagen kann, sprudelt es aus mir heraus:
»Lebt er? Bitte, ich muss es wissen, sonst kann ich heute Nacht nicht schlafen!«
»Ja, er ist natürlich unterkühlt. Ob es weitere Beeinträchtigungen gibt, können wir nicht sagen, aber ja, er lebt.«
Er lächelt mich freundlich an, aber dann wird er schnell ernst.
»Frau Friese, so gut es war, dass Sie hier spazieren gegangen sind, es ist kein Wetter für einen Bummel. Der Wetterdienst warnt, dass der Sturm weiter auffrischen wird. Ich bitte Sie dringend, nach Hause zu gehen. Wenn wir Sie noch einmal brauchen sollten, kommen wir vorbei. Herzlichen Dank für Ihr beherztes Eingreifen, aber nun, bitte, schützen Sie sich selbst.«
Ich nicke, mir ist jede Freude am Spaziergang und Sturm vergangen, möchte nur noch auf mein Sofa mit einem schönen heißen Kaffee.
Ich sehe mich nach meinem Hund um. Er schnüffelt im Strandgut an der Rampe herum. War er dort etwa die ganze Zeit?
Und wenn, du hattest Wichtigeres im Kopf. Erschöpft mache ich mich auf den Heimweg. In der Nähe brummt ein Motor.
Bestimmt der Rettungswagen. Teufel trottet brav hinter mir her. Er schleppt ein Etwas im Maul mit sich. Soll er. Auf einen Streit mit ihm kann ich mich jetzt nicht einlassen. Mir schlottern noch alle Glieder vor Entsetzen. Ich sehe wieder und wieder den verzweifelten Kampf des armen Mannes vor mir. Was für ein Glück, dass dieser Bootsbesitzer da war. Ich kenne ihn vom Sehen, ein äußerst unangenehmer Mensch und Hundehasser. Wir sind schon oft aneinander geraten. Aber heute hat ihn der Himmel geschickt.Als ich in die Braunschweiger Straße einbiege, fegen mir die Böen von vorne ins Gesicht. Hui, das ist tatsächlich ein ausgewachsener Sturm geworden. Mühsam stemme ich mich dagegen an, schleppe mich nach Hause. Endlich geschafft! Man sollte nicht glauben, dass wir gerade mal eine halbe Stunde weg waren. Kommt mir vor wie ein halber Tag.
Ehe ich die Haustür aufschließe, wende ich mich Teufel zu, betrachte angeekelt den klatschnassen Lumpen zwischen seinen Zähnen. Ich will nicht, dass er seine Fundsachen in die Wohnung trägt. Aber freiwillig gibt er seine Beute nicht ab. Für ihn ist das jedes Mal ein wunderschönes Spiel mit Frauchen. Normalerweise spiele ich das ein Weilchen mit. Doch im Moment fehlen mir einfach Kraft und Lust dazu.
»Teufel, aus!«, herrsche ich ihn an. Natürlich gibt der Hund nicht gleich auf. Er senkt den Kopf zwischen die Vorderpfoten, bereit, zur Seite zu springen, und pliert nach oben. Ich hole tief Luft, will ihn mit meiner schärfsten Befehlsstimme ansprechen, als ich stutze. Was ist das, was er da zwischen den Zähnen hält? Das ist gar kein alter Lumpen. Das ist ein Lederbeutel! Der ist nicht einmal schmuddelig. Nur nass. Ich beuge mich zu Teufel hinunter, will nach dem Säckchen greifen. Der Hund schüttelt heftig mit dem Kopf, weicht zur Seite. Ich halte verblüfft inne. Es klötert in dem Beutel. Da ist etwas drin!
Irritiert richte ich mich auf, weiß einen Augenblick nicht, was ich machen soll. Auch Teufel ist verwundert, diese Wendung des Spielchens kennt er nicht. Er lässt seine Beute fallen – Klirr macht es! – legt schnell seine Pfote darauf und bellt mich an. So geht das Spiel nicht, scheint er mir zu erklären. Eine erneute heftige Bö klatscht mir jäh den ersten Regenguss ins Gesicht. Och nee aber auch. Waltraud, steh nicht rum. Tu was. Eilig schließe ich die Tür auf, haste in den Flur. »Rein mit dir, Teufel! Und bring das Ding mit.« Das lässt er sich nicht zweimal sagen. Mit stolz erhobenem Haupt trägt er seine Beute ins Zimmer. Wie erwartet, verliert er jedoch sofort das Interesse daran, als ich in die Küche gehe. Er will Futter, das ist wichtiger als irgendwelches herbeigeschlepptes Zeugs.
Wenig später plumpse ich aufs Sofa, die dampfende Kaffeetasse vor mir duftet köstlich. Mit spitzen Fingern habe ich den nassen Beutel auf ein Tellerchen gelegt. Soll mir ja nicht die gute Tischdecke versauen, auch, wenn er an sich nicht dreckig ist. Trotzdem, Strandgut ist Strandgut. Ich genieße erst mal einen Schluck Kaffee, damit ich wieder warm werde. Dabei betrachte ich den Fund mit angespannter Neugier. Ich bin ziemlich aufgeregt, als ich ihn mit zitternden Händen betaste. Vielleicht ist ein Goldschatz drin, spöttele ich. Viel Gold würde nicht reinpassen, berichtige ich mich nüchtern. Er ist etwa acht, zehn Zentimeter hoch, viel wiegt er nicht.
Ich hebe ihn an, schüttele ihn leicht. Ja, es klappert drin. Wie Steine, denke ich. Steine? In einem Lederbeutel?
Guck endlich rein, dann weißt du es.
Aber eine merkwürdige Scheu hält mich davon ab. Als ob ich Angst vor den Folgen hätte.
Lass den Spökenkram, Waltraud, was soll denn passieren?
Der Beutel ist mit einem merkwürdigen Knoten verschnürt. Es kostet mich einige Mühe, das feuchte Band aufzudröseln. Aber je mühsamer es wird, umso energischer versuche ich es. »Das wollen wir doch mal sehen«, knurre ich. »Jetzt erst recht.«
Endlich gibt das Band nach. Ich luge in den Sack hinein. Etwas blitzt mir entgegen. Helle Steine!
Steine? Och, schade. Aber nein, Waltraud, normale Steine leuchten nicht. Guck genau hin. Mit angehaltenem Atem schütte ich den Inhalt auf die Untertasse.
Lauter weißliche geschliffene Würfel, alle etwas mehr als kirschkerngroß.
Ratlos starre ich auf den Fund. Das sind keine Weserkiesel. Aber was sonst?
Ich schnappe nach Luft: Ob das …? Edelsteine? Sind das etwa Diamanten?
Oh! Ich glaube es nicht. Ich habe noch nie welche in Wirklichkeit gesehen, aber in der Art stelle ich sie mir vor.
Meine Hand fliegt an mein Herz. Herr im Himmel! Was ist das? Was … In was bin ich da geraten?
Wie schön die sind! Lange sehe ich auf die glitzernd weiße Pracht. Fange an zu zählen. Acht Stück. Und ganz gleichmäßig geschliffen. Ja, das werden wohl Diamanten sein.
»Algengrüner Klabautermann, steh mir bei«, flüstere ich.
Wie lange ich dasitze und auf die Steine starre, ich weiß es nicht. Tausend Gedanken stürzen auf mich ein. Ich bin nicht in der Lage, auch nur einen festzuhalten. Was mache ich damit, wie viel ist es denn überhaupt wert, und wo verstecke ich das, und wer hat die denn verloren … und … und … Ah, mein Verstand gerät ins Schleudern.
Ein Geräusch auf der Straße lässt mich auffahren.
Was war das? Guckt mir jemand ins Zimmer? Kommt jemand?
Wenn das hier jemand sieht, bin ich meines Lebens nicht mehr sicher. Diese Klunker müssen ein Vermögen wert sein. Plötzlich fürchte ich mich vor der friedlichen Braunschweiger Straße da draußen. Als ob tausend Augen mich beobachteten, die Blicke sämtlicher Räuber und Diebe der Welt.
Hastig stürze ich zum Fenster, schaue misstrauisch hinaus. Aber kein Mensch ist zu sehen.
Wieso auch, Waltraud, bei diesem Schietwetter. Wenn du etwas gehört hast, war es der Sturm. Guck, gegenüber bei Petersens ist ein Rad umgefallen, das war es bestimmt.
Es ist noch nicht dunkel, aber ich ziehe vorsichtshalber die Vorhänge vor. Soll mir keiner reingucken können, solange ich diesen Schatz offen herumliegen habe.
Waltraud, beherrsch dich. Und bitte, was sollte das vorhin mit dem Klabautermann? Woher hast du nur solche Sprüche? Ein dümmliches Kichern steigt in mir auf.
Von Papa. Das sagte er immer, wenn er nicht weiter wusste.
Papa kann dir nicht helfen, also benutze deinen Verstand. Wer soll wissen, dass du den Beutel mitgenommen hast, oder besser gesagt, dass Teufel das getan hat? Unterwegs sind wir keiner Menschenseele begegnet. Überhaupt waren die einzigen Menschen am Weserbogen der Verunglückte und … ja, der Bootsführer. Der unsympathische Mensch.
Der den Jungen gerettet hat, vergiss das nicht.
Ich falle wieder aufs Sofa, bin vollkommen erschöpft.
»Mein Schatz«, murmele ich, fahre vorsichtig über die glatte Oberfläche. Mein Kaffee ist längst kalt, ich sollte in die Küche gehen und eine neue Kanne aufbrühen, aber ich möchte die Steine noch ein bisschen betrachten. Sie faszinieren mich, ich kann meinen Blick nicht von ihnen abwenden.
Moment, Waltraud, hast du eben »mein Schatz« gedacht? Wie kommst du darauf, dass der Beutel dein Eigentum ist?
Strandgut darf der Finder behalten.
Nix da, gefundenes Gut gibt man ab, beim Fundamt, oder in diesem Fall besser bei der Polizei. Ein Sack mit Diamanten liegt schließlich nicht in der Gegend herum, der gehört jemandem.
Er war angespült, da hat Teufel ihn ja gefunden, also gehört er mir.
Vielleicht hat der Ertrinkende ihn verloren, er wird es melden.
Soll mir einer beweisen, dass ich es mitgenommen habe.
Und wenn sie in der Zigarettenschachtel versteckt waren für irgendwen? Wenn sie dem Bootsführer gehörten? Der weiß, wo er seine Klunker wieder abholen kann, gut möglich, dass er Teufel mit dem Beutel gesehen hat. Willst du das?
Nein, kann nicht. Die Zigarettenschachtel war zerknüllt. Außerdem wirft niemand so etwas in die Gegend, ich bitte dich.
Nicht einfach so natürlich, aber für den Ertrinkenden möglicherweise. Dass der die bekommen sollte. Kann sein, dass der Bootsführer schlecht geworfen hat und der Beutel ins Wasser gefallen ist.
Unsinn, warum sollten die ein Spielchen spielen? Ich war noch weit weg, sie hätten sich das Zeug ganz einfach übergeben können. Nein, Waltraud, das ist Tünnef.
In meinem Kopf drehen sich die Gedanken wie ein Wirbelwind, allein einer hakt sich immer wieder fest: Das ist Strandgut, das darf ich behalten.
Waltraud, spinnst du? Seit wann bist du gierig? Was nützen dir die Steine, wenn du sie nicht zeigen kannst, wenn du sie verstecken musst?
Wieso verstecken? Ich kann sie doch verkaufen. Könnten ein Erbe von Mutti sein. Wenn ich sie einzeln verkaufe, fällt das niemandem auf.
Wenn sie jemand vermisst, dann schon. Man kann Steine wiedererkennen, hast du nicht genug Krimis gelesen? Außerdem, warum brauchst du auf einmal viel Geld? Du bist bisher gut hingekommen.
Oh, mir fällt genug ein. Verreisen könnte ich, habe lange genug hier im Peterswerder gehockt, wird Zeit, dass ich etwas mit meinem restlichen Leben anfange. Kreta war schön. Ein paar Euro kann ich gut gebrauchen.
Zum ersten Mal bedauere ich, dass ich keinen Computer habe. Sonst würde ich im Internet gucken, was diese Steine wert sind. Ich könnte Elsbeth von gegenüber fragen. Wenn ich durch den Garten gehe, bin ich in zwei Minuten an ihrer Hintertür.
Gefundene Wertgegenstände musst du abgeben. Sonst bist du eine Diebin! Dir steht sicherlich ein Finderlohn zu, der dürfte reichen. Diese Steine stürzen dich ins Unglück! Unrecht Gut gedeiht nicht.
Ach was, lass die moralischen Sprüche. Ich habe sie gefunden, sie gehören mir.
Waltraud, Diamanten, die in der Gegend herumliegen, sind verdächtig. Sehr verdächtig. Wenn sie jemand versteckt hat, sind sie illegal erworben, damit gehören sie Kriminellen. Bei dieser Art Fund sind das keine Eierdiebe, das sind richtige Gangster. Die machen kurzen Prozess mit dir. Dein schönes restliches Leben kannst du vergessen.
Aber doch nicht der Bootsführer. Komm, bleib auf dem Teppich. Der ist ein Ekel, mehr nicht.
Bring das Zeug zur Polizei! Sei vernünftig.
Jetzt, bei dem Wetter? Die Polizei hat mir sogar geraten, zu Hause zu bleiben.
Dann ruf an.
Die haben heute Wichtigeres zu tun.
Ich schnaube unwillig. Teufel guckt mit aufgestellten Ohren zu mir her. Erhebt er etwa auch Ansprüche? Kannst du haben, der Fund bringt genug für bestes Futter bis an dein Lebensende. Ich möchte lachen, aber es gelingt mir nicht.
Räum die Klunker weg, Waltraud!
Pah! Sie gehören mir.
Räum sie weg!, brüllt es in mir.
Wieder klappert es draußen, wieder schrecke ich hoch. Ich schleiche ans Fenster, erwarte jeden Moment, dort eine böse Fratze zu sehen, die Fratze eines Diebes.
Wenn überhaupt, dann das Gesicht des rechtmäßigen Besitzers, Waltraud.
Tief atmend pliere ich durch einen Spalt im Vorhang. Ja, jemand ist an der Pforte, eine vermummte Gestalt!
Hilfe! Diebe!
Das ist Karin Groote aus dem ersten Stock, Waltraud. Erkennst du deine liebste Mitbewohnerin nicht mehr? Was ist los mit dir?
Verwirrt lasse ich den Vorhang los, starre auf Teufel, der mich weiterhin sehr aufmerksam beobachtet.
Angst durchfährt mich. Erschrocken schaue ich mich um, als erwartete ich, dass eine zweite Waltraud neben mir steht.
Hilfe! Fange ich an, den Verstand zu verlieren? Was ist das für ein verrücktes Hin und Her in meinem Kopf?
Lange stehe ich stumm und versuche, wieder Herrin meiner selbst zu werden. Ich kenne mich nicht mehr.
Du brauchst einen Schnaps, Waltraud. Kaffee reicht nicht. Aber ehe du in die Küche gehst, räum das Zeug aus den Augen, aus deinen und denen irgendwelcher Beobachter.
Fang nicht wieder an, hier ist niemand.
Wenn Karin gleich klingelt?
Waltraud, bitte!
Immer noch widerstrebend schiebe ich endlich die prächtigen Steine in den Beutel zurück, schnüre ihn halbherzig zu und räume den Schatz in die Schublade. Ich brauche ein besseres Versteck, schießt es mir in den Kopf.
Später, erst mal aus den Augen mit dem Zeug.
Heftig knalle ich die Schublade zu. Puh!
Als ob eine schwere Last von meinen Schultern genommen wäre, atme ich erleichtert auf. Allmählich beruhigt sich mein Atem, aber nur mit Mühe raffe ich mich auf und schwanke in die Küche.
Was war das eben? Hat mich ein böser Geist in seine Gewalt gebracht?
Mit zitternden Händen gieße ich mir einen Grappa ein, kippe ihn hastig herunter, dann einen zweiten. Ich schüttele ununterbrochen meinen Kopf. Wie ein kaputter Wackeldackel. Bis ich es merke.
Waltraud, diese Klunker tun dir nicht gut, schaff das Zeug aus dem Haus, ehe etwas Schlimmes passiert.
Du brauchst Hilfe, Waltraud. Geh zu Elsbeth. Ich schaue hinüber. Es ist Licht im Wohnzimmer, sie ist zu Hause. Auch Karin ist oben, ich höre sie in ihrer Küche hin und her laufen. Sie kennen sich beide gut aus mit dem Internet.
Das meinte ich nicht mit Hilfe, du sturer Bock.
Sie werden mir bestimmt beide raten, zur Polizei zu gehen.
Oder fürchtest du, dass sie dir die Steine klauen?, zischt es böse in meinem Kopf.
Ach, hau ab, du blöder Geist, genug gesponnen.
Ich werde heute gar keine Entscheidung mehr fällen. Vielleicht steht morgen etwas in der Zeitung. Wenn jemand den Beutel vermisst, wird der Kurier sicherlich berichten. So lange mache ich gar nichts.
Wenn das man gut geht, Waltraud.
Ich muss ins Bett, ich bin wie gerädert. Dabei weiß ich nicht, was mich mehr Kraft gekostet hat, diese schreckliche Hilflosigkeit gegenüber dem Ertrinkenden oder mein Kampf mit dem bösen Geist. Doch so bleischwer mein Körper auch auf der Matratze liegt, meine Gedanken geben keine Ruhe. Ich döse zwar kurz weg, schrecke aber gleich wieder hoch. Ich hatte in den letzten Jahren genug mit Kriminellen zu tun. Ich kann mich nicht mit der Hoffnung trösten, dass die Besitzer der Steine ihren Verlust mal eben so als Betriebsunfall abschreiben. Die suchen doch. Da kommt etwas nach, jeder andere Gedanke wäre fahrlässig naiv. Die Kernfrage ist jedoch: Wer weiß von mir?
Die Polizei, klar, aber die reden eher zu wenig als zu viel. Der Bootsführer, der kennt mich wahrscheinlich nicht mit Namen, aber wir sind uns bereits oft begegnet. Der junge Mann? Hat der mich denn richtig wahrnehmen können? Er ist viel zu schnell abgetrieben, war mit Überleben mehr als genug beschäftigt.
Waren andere Menschen in der Nähe? Ich habe zwar niemanden gesehen, aber das heißt nichts. Der Ufersaum ist dicht mit Bäumen bepflanzt.
Waltraud, nichts kannst du heute Nacht beantworten, schlaf endlich.
Meine Lider werden schwer, langsam sacke ich weg.
Da fahre ich hoch. Etwas knirscht! Schritte? Im Hof?
Ich sitze starr im Bett, halte den Atem an, lausche. Langsam verknotet sich mein Magen. Teufel hebt den Kopf kurz von den Pfoten, lässt ihn aufschnaufend wieder sinken. Siehst du, Waltraud, es ist nichts. Das ist der Sturm.
Nein, der Sturm knirscht nicht.
Aber Teufel liegt ganz friedlich, der würde jeden im Garten verbellen.
Ja, ja, gib Frieden. Gut, dass ich den Hund habe. Ich falle zurück in die Kissen, ziehe die Decke bis zur Nase hoch. Stickig ist es im Zimmer, aber ich möchte es nicht riskieren, bei gekipptem Fenster zu schlafen. Weil es stürmt natürlich, nur darum.
Ach Waltraud. Schlaf endlich.
Knirsch!
Da ist doch wer!
Wieder setze ich mich auf, mein Herz klopft laut. Psst, sei doch still, wie soll ich etwas hören!
Mach dich nicht verrückt, Waltraud, da ist niemand, das ist lediglich dein schlechtes Gewissen, das dich nicht schlafen lässt.
Aber horch, etwas schabt, kratzt. Klingt nicht mehr wie Schritte. Will etwa jemand ein Fenster aufbrechen? Aber warum bellt Teufel nicht?
Weil du spinnst, das sind ganz normale Geräusche.
Ich muss es wissen. Ich richte mich leise auf, tappe zum Fenster. Knie, zittert nicht so! Ich habe gute Schlösser an den Türen, so leicht kommt hier niemand rein.
Jetzt ist es wieder still. Habe ich nur geträumt?
Ganz langsam schiebe ich den Vorhang einen Spalt zur Seite, luge hinaus. Es ist stockfinster draußen, ich erkenne erst einmal gar nichts. Kein Licht irgendwo. Wie spät es wohl ist? Allmählich gewöhnen meine Augen sich an die Dunkelheit. Der Hof liegt verlassen, keine Menschenseele.
Da kratzt es wieder, da, vorne an der Mauer. Etwas bewegt sich!
Meine Hand fährt zum Mund, damit ich nicht schreie.Klettert jemand herüber?
Plötzlich lache ich laut auf. Das ist ein dicker Ast, Waltraud. Der schrappt über die Mauer. Der muss von der Birke abgebrochen sein und hängt nun herunter. Ein Ast, hoho! Bloß ein Ast!
»Klettert jemand herüber!« Waltraud, diese Gartenmauer ist gut einen Meter hoch, das ist nicht der Mount Everest.
Wenn du schon auf bist, kannst du auch gleich zum Klo gehen, ist ein Aufwasch.
Die paar Schritte zum Bad tun mir gut, ich entspanne mich ein bisschen. Der Knoten in meinem Magen ist verschwunden.
Lange wasche ich meine Hände, kühle mein verschwitztes Gesicht. So geht das nicht, Waltraud, du bringst dich um deine wohlverdiente Ruhe. Du weißt nicht einmal, wie lange die Steine an der Rampe gelegen haben, ob sie von einer ganz anderen Stelle der Weser angespült worden sind. Du hast nicht einmal gesehen, wo genau Teufel den Beutel gefunden hat, kann gut sein, dass er gar nicht im Strandgut gelegen hat.
Darum hör auf zu grübeln, schlaf endlich.
Völlig zerschlagen gebe ich gegen sechs Uhr auf, an Weiterschlafen ist einfach nicht zu denken. Es nützt nichts, mich weiter herumzuwälzen. Hoffentlich kann ich heute Mittag ein bisschen ruhen. Ist die Zeitung denn schon da? Müde tappe ich in den Flur, bücke mich nach dem Papierwust. Warum bekommen wir eigentlich drei Zeitungen? Können wir uns nicht eine teilen? Obwohl, mit Angelika Ahrens aus dem Dritten ginge das nicht, dazu sind wir zu zerstritten. Aber Karin könnte ich fragen.
Später, Waltraud.
»Sturmtief Mia legt den Verkehr im Norden lahm.«
Hui, im Bürgerpark ist eine Buche umgeknickt. Erschrocken schaue ich auf das Foto. Wie traurig, was für ein großer, schmucker Baum.
Auch Bäume werden alt, Waltraud, nicht nur Menschen. Dann sterben sie.
Lass dieses morbide Thema bitte sehr beim Frühstück.
Wer ist eigentlich auf den kindischen Gedanken gekommen, Wetter einen Namen zu geben? Ich hatte als Kind ein Bilderbuch, da war die Sonne eine lächelnde dicke Mutti, der Regen ein grauer alter Mann. Ein Bilderbuch für Vierjährige, keine Tageszeitung. »Tiefdruckgebiet Mia«, nee aber auch. Ich erinnere mich, dass irgendwelche Frauen geklagt hatten, weil das böse, böse Tief immer ganz selbstverständlich weiblich war, inzwischen machen sie es ausgewogen, ein Jahr Frau, ein Jahr Mann. Kopfschüttelnd schmiere ich mir die Marmelade aufs Brot.
Ich denke an Kreta im Sommer, wo es ganze Landstriche gab, die gelb und vertrocknet aussahen. Die Kreter würden mit Sicherheit einen Freudentanz aufführen, wenn es regnete. Oder gar die Menschen in der Wüste. Selbst bei uns jammern die Bauern gleich nach einem Dürreausgleich, wenn es mal drei Wochen nicht regnet.
Böses Wetter, was für ein Tünnef. Aber wir glauben, wir könnten es besser als die Schöpfung. Man weiß, was dabei herauskommt. Stümperwerk und noch mehr Schlamassel.