Frettchen - Viola Messingschlager - E-Book

Frettchen E-Book

Viola Messingschlager

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Beschreibung

In diesem Buch geht es um Frettchen und deren artgerechte Haltung, Ernährung und die Beschreibung von Krankheiten. Dieses Buch ist sowohl für Frettchenanfänger, als auch für diejenigen, die in der Materie schon fit sind, gedacht. Im ersten Teil wird die artgerechte Haltung und Ernährung nach heutigen Standards beschrieben. Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit den Krankheiten, deren Ursachen und Symptomen. Auf Therapiemethoden wurde bewusst verzichtet. In den fast neun Jahren meiner Frettchenhaltung durfte ich einschlägige Erfahrungen mit meinen kleinen Kobolden sammeln.

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Seitenzahl: 257

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Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Einleitung

TEIL I

1 Allgemeines über das Frettchen

1.1 Die Abstammung des Frettchens

1.2 Die Frettchenhaltung

1.2.1 Vorab und generell

1.2.2 Außenhaltung

1.2.3 Innenhaltung

1.2.4 Kombinierte Haltung innen und außen

1.2.5 Käfighaltung

1.2.6 Regelmäßige Kontrollen am Tier

1.2.7 Fähe oder Rüde?

1.3 Anatomie des Frettchens

1.3.1 Gewicht und Länge

1.3.2 Alter

1.3.3 Fell

1.3.4 Der Bewegungsapparat

1.3.5 Sinnesorgane

1.3.6 Verdauungssystem

1.3.7 Weitere anatomische Besonderheiten

2 Die Ernährung des Frettchens

2.1 Die richtige Zusammensetzung

2.2 Futtertiere

2.3 Frischfleisch, Knochen und Innereien

2.4 Frostfutter

2.5 Wasser

2.6 Vitamine, Futtermittelzusätze und Sonstiges

2.7 Fertigfutter

2.8 Argumente gegen Rohfütterung?

2.9 Ernährungsumstellung

2.9.1 Vorgehensweise Welpen und Jungtiere

2.9.2 Vorgehensweise erwachsene Tiere

2.9.3 Vorgehensweise Senioren

2.9.4 Ernährungsumstellung in der Praxis

2.9.5 Sonderfall: Krankheiten

2.9.6 Sonderfall: Welpen, trächtige und stillende Fähen

3 Prophylaxen wie Impfungen, Entwurmungen und Parasitenschutzmittel

3.1 Impfungen

3.1.1 Impfen – Was passiert im Körper

3.1.2 Inhaltsstoffe eines Impfstoffs

3.1.3 Die offiziellen Impfempfehlungen

3.2 Parasitenmittel

3.3 Kastration und Geschlechtsreife

3.3.1 Geschlechtsreife des Frettchens (Ranz)

3.3.2 Kastration – chirurgisch oder chemisch?

3.3.3 Kastration älterer Tiere

4 Vergesellschaftungen

4.1 Kennenlernen auf neutralem Boden

4.2 Das neue Heim

4.3 Verschiedene Arten der Vergesellschaftung

5 Verhalten

5.1 Frettchen und andere Tiere

5.2 Mit Frettchen spazieren gehen

6 Zucht

6.1 Welpen aus einer Zucht oder Abgabetiere?

6.2 Die verantwortungsvolle Zucht

6.3 Der Zyklus der Fähe

6.4 Ich will immer noch züchten

6.5 Trächtige Fähe, und jetzt?

7 Hybriden

8 Erstausstattung und Notfallmittel

TEIL II

1 Differentialdiagnose

1.1 Der Stuhlgang

1.2 Der Urin

1.3 Die körperlichen Symptome

2 Erkrankungen des Bewegungsapparats

2.1 Knochenbruch / Fraktur

2.2 Osteoporose

2.3 Rachitis und Osteomalazie

2.4 Knochenentzündungen

2.4.1 Osteomyelitis

2.4.2 Periostitis

2.5 Arthrose

2.6 Arthritis

2.7 Luxation

2.8 Erkrankungen der Schleimbeutel, Bänder, Sehnen

2.9 Myositis / DIM (Disseminierte, idiopathische Myofascilitis)

2.10 Muskelzerrung und Muskelriss

3 Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufs

3.1 Notfälle

3.1.1 Hitzschlag

3.1.2 Herzinfarkt

3.1.3 Akute Herzinsuffizienz

3.1.4 Schock

3.2 Chronische Herzinsuffizienz

3.3 Herzrhythmusstörungen

3.4 Dilatative Kardiomyopathie

3.5 Herzklappenfehler

4 Atemwegsinfektionen

4.1 Husten

4.2 Schnupfen / Rhinitis

4.3 Grippe

4.4 Nebenhöhlenentzündung / Sinusitis

4.5 Pharyngitis und Laryngitis

4.6 Bronchitis

4.7 Lungenentzündung / Pneumonie

4.8 Pneumothorax

5 Verdauungstrakt

5.1 Notfälle

5.1.1 Vergiftungen

5.1.2 Darmverschluss / Ileus

5.2 Erkrankungen der Maulhöhle

5.2.1 Zahnstein

5.2.2 Zahnfleischentzündung und Parodontitis

5.2.3 Zahnfrakturen

5.2.4 Zahnverlust

5.2.5 Speichelzyste / Mukozele der Speicheldrüsen

5.3 Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

5.3.1 Durchfall

5.3.2 Verstopfung

5.3.3 Erbrechen

5.3.4 Appetitlosigkeit

5.3.5 Gastritis und Magengeschwür

5.3.6 Enteritis / Dünndarmentzündung

5.3.7 Colitis ulcerosa / Dickdarmentzündung

5.3.8 Lymphoplasmazelluläre Gastroenteritis / inflammatory bowel disease / IBD

5.3.9 Anal- / Rektumprolaps

5.4 Lebererkrankungen

5.4.1 Hepatitis / Leberentzündung

5.4.2 Leberzirrhose

5.4.3 Leberzysten

5.5 Gallenblasenerkrankungen

5.5.1 Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)

5.5.2 Gallengangszysten

5.6 Bauchspeicheldrüsenentzündung / Pankreatitis

5.7 Gastrointestinale bösartige Erkrankungen

5.8 Leberkrebs

6 Erkrankungen des Harnapparats

6.1 Nierenerkrankungen

6.1.1 Chronische Niereninsuffizienz

6.1.2 Akute Niereninsuffizienz

6.1.3 Nierenzysten

6.2 Harnwegsinfektionen und Nierenbeckenentzündung / Pyelonephritis

6.2.1 Zystitis

6.2.2 Nierenbeckenentzündung / Pyelonephritis

6.3 Steinleiden / Urolithiasis

7 Erkrankungen der Geschlechtsorgane

7.1 Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane

7.1.1 Prostataerkrankungen

7.1.2 Lageanomalien des Hodens

7.2 Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane

7.2.1 Vaginitis

7.2.2 Pyometra / Gebärmutterentzündung

7.2.3 Mastitis / Milchdrüsenentzündung

7.2.4 Trächtigkeitstoxikose / Eklampsie

7.2.5 Dystokie / gestörter Geburtsverlauf

7.2.6 Karzinome der weiblichen Geschlechtsorgane

8 Erkrankungen des Hormonsystems

8.1 Erkrankungen der Schilddrüse

8.1.1 Euthyreote Stuma (blande Struma) / vergrößerte Schilddrüse

8.1.2 Hyperthyreose / Schilddrüsenüberfunktion

8.1.3 Hypothyreose / Schilddrüsenunterfunktion

8.2 Erkrankungen der Nebenschilddrüsen

8.2.1 Überfunktion der Nebenschilddrüsen / Hyperparathyreoidismus

8.2.2 Pseudounterfunktion der Nebenschilddrüsen / Pseudohypoparathyreoidismus

8.3 Erkrankungen der Nebenniere

8.3.1 Nebennierenerkrankung / Nebennierentumor

8.3.2 Hyperaldosteronismus

8.4 Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

8.4.1 Insulinom

8.4.2 Diabetes mellitus

8.5 Hyperöstrogenismus bei persistierender Ranz

9 Erkrankungen des Nervensystems

9.1 Apoplex / Schlaganfall

9.2 Gelegenheitskrämpfe (Okkasionskrampf)

9.3 Epilepsie

9.4 Schädel-Hirn-Trauma (SHT)

10 Erkrankungen der Haut

10.1 Fettschwanz

10.2 Wundheilungsstörungen

10.3 Dermatitis

10.4 Alopezie / Haarausfall

10.5 Erkrankung der Analbeutel

10.6 Dekubitus

10.7 Allergisches Kontaktekzem

10.8 Fibrom

10.9 Mastzellentumor

10.10 Verbrennungen und Erfrierungen

10.10.1 Verbrennungen

10.10.2 Erfrierungen

10.11 Abszess, Furunkel und Karbunkel

10.12 Warzen

11 Erkrankungen der Augen

11.1 Bindehautentzündung / Konjunktivitis

11.2 Hornhautentzündung / Keratitis

11.3 Grauer Star / Katarakt

11.4 Grüner Star / Glaukom

11.5 Uveitis / Entzündung der mittleren Augenhaut

11.6 Netzhautablösung und Netzhautdegeneration

11.7 Exophthalmus

12 Erkrankungen der Ohren

12.1 Otitis externa / Entzündungen des äußeren Gehörgangs

12.2 Cerumen obturans / Ohrschmalzpfropf

12.3 Otitis media / Mittelohrentzündung

12.4 Vestibularsyndrom

13. Erkrankungen des Blutes und der Lymphe

13.1 Anämie / Blutarmut

13.2 Angina tonsillaris / Mandelentzündung

12.3 Lymphom

13.4 Allergien

14. Verhaltensstörungen beim Frettchen

14.1 Käfigstress

14.2 Beißende Frettchen

15 Parasiten

15.1 Endoparasiten

15.1.1 Kokzidien

15.1.2 Giardien

15.2 Ektoparasiten

15.2.1 Ohrmilben

15.2.2 Flöhe

15.2.3 Myiasis / Fliegenmadenbefall

16 Infektionskrankheiten

16.1 Virale Infektionskrankheiten

16.1.1 Tollwut

16.1.2 Staupe

16.1.3 Influenza / Grippe

16.1.4 Aleutenkrankheit

16.1.5 Epizootische katarrhalische Enteritis (ECE, „green slime disease“)

16.1.6 Systemische Coronavirusinfektion (systemisches granulomatösentzündliches Syndrom)

16.1.7 Rotavirusinfektion

16.2 Bakterielle Infektionskrankheiten

16.2.1 Botulismus

16.2.2 Salmonelleninfektion

16.2.3 Mykobakteriose

Quellen

Stichwortverzeichnis

Danksagung

Ich möchte meinen Korrekturleserinnen Kathleen, Michaela, Dagmar, Martina und meiner Mama recht herzlich für ihre Zeit, Korrekturen und Anmerkungen danken. Ohne euch wäre das Buch nicht halb so gut geworden. Außerdem möchte ich mich bei den Frettchenbesitzern, die mir ihre Bilder zur Haltung zur Verfügung gestellt haben, ebenfalls recht herzlich bedanken. Zusätzlich gilt mein Dank Mandy von den Spreewaldfrettchen. Als Züchterin durfte und darf ich vieles über die Frettchenzüchtung lernen.

Zu guter Letzt möchte ich den mittlerweile eher überschaubaren Frettchenhilfen, die ihre gesamte Energie, Zeit und Ersparnisse in die Hilfen stecken, um allen Frettchen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen.

Einleitung

Dieses Buch entstand über die Jahre und nahm seinen Anfang 2013, dem Beginn meiner Frettchenhaltung. Es wurde des Öfteren komplett umgeworfen, neu gegliedert und neu geschrieben. Anfangs ging es mir hauptsächlich um Haltung und Ernährung. Mit meiner Ausbildung zur Tierheilpraktikerin und Heilpraktikerin kam dann auch mehr und mehr das Interesse an Frettchenkrankheiten. Mittlerweile arbeite ich als Tierheilpraktikerin und Heilpraktikerin mit eigenen Praxen. In den fast neun Jahren meiner Frettchenhaltung wohnten insgesamt 18 Frettchen und zwei Pflegefrettchen in meiner Obhut. Seit kurzem leben nur noch vier ältere Frettchen von vier bis sechs Jahren bei mir in einem Gehege von 30 m2.

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.

TEIL I

ARTGERECHTE HALTUNG UND ERNÄHRUNG

1 Allgemeines über das Frettchen

Hier ein kurzer Überblick über das Frettchen und seine Eigenschaften.

*diese Angaben stammen vom Retscheider Hof.

Im Folgenden möchte ich auf die Abstammung des Frettchens und kurz auf die verschiedenen Haltungsformen eingehen.

1.1 Die Abstammung des Frettchens

Das Frettchen (Mustela putoris furo) gehört zur Ordnung der Raubtiere, seine Nahrung besteht also überwiegend aus Fleisch.

Die Vorfahren des Frettchens

Folgende Grafik zeigt die in Deutschland vorkommenden Marderarten:

Abb.1 Die Familie der Marder [HeGi]

Das Frettchen gehört zur Familie der Marder, zur Unterfamilie der Wieselartigen, zur Gattung der Erd- und Stinkmarder und zur Untergattung Iltisse.

Es ist mittlerweile bewiesen, dass das Frettchen vom europäischen Iltis abstammt. Bis vor zwei Jahren war man sich diesbezüglich noch nicht ganz sicher. Die Gene des europäischen Iltisses (Mustela putoris) entsprechen aber tatsächlich den Genen des domestizierten Frettchens. Der europäische Iltis ist also der Vorfahre des Frettchens. Durch Zähmung und Züchtung wurde der Iltis domestiziert und es entstand das Frettchen.

Dennoch existieren zahlreiche Unterschiede zwischen Frettchen und Iltis. Der europäische Iltis ist beispielsweise Einzelgänger, das Frettchen hingegen ein Gruppentier, das Artgenossen braucht. Außerdem können Iltisse auf Bäume klettern und stellen sich allgemein weniger „plump“ an, im Gegensatz zum Frettchen. Das ist auf die unterschiedliche Anatomie zurückzuführen. Das Gehirn des Frettchens ist um 30 % kleiner und Adrenalin wird um 34 % weniger ausgestoßen. Das bedeutet, dass das Frettchen auf den Menschen angewiesen ist und in der Regel alleine in der Natur nicht überleben würde.

Die Essgewohnheiten des Frettchens gleichen allerdings denen des Iltisses. Um einen genauen Überblick über die Fütterung des Frettchens zu erhalten, ist es notwendig, das Jagd- und Fressverhalten des Iltisses zu untersuchen. Der Iltis jagt aufgrund seines Einzelgängerdaseins alleine in der Dämmerung. Auf dem Speiseplan stehen Mäuse, Ratten, Vögel, aber auch zahlreiche kleinere Insekten. In der Regel wird die Beute nicht sofort gefressen, sondern in die Behausung getragen und dort gebunkert. Dieses Verhalten kann man auch beim Frettchen beobachten, zum Leidwesen seiner Besitzer. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Fleischstückchen übersehen wird und dann von Fliegenmaden befallen wird.

Die ersten domestizierten Frettchen

Frettchen wurden ursprünglich eingesetzt, um Nagetiere und Schlangen auszurotten. Später wurden sie dann für die Kaninchenjagd eingesetzt. Die Kaninchenjagd mit der Hilfe von Frettchen wird als „frettieren“ bezeichnet. Da der Hund in der Regel zu groß ist, um in einen Kanichenbau zu kriechen, wurde das Frettchen dafür verwendet. Mit seinem ausgeprägten Geruchssinn und Instinkt ist das Frettchen dazu in der Lage, Kaninchen aufzuspüren. Aufgrund seines schmalen, langen Körpers kann es in die Kaninchenbauten eindringen und die Kaninchen aus den Bauten heraustreiben. An den Ausgängen wartet der Jäger dann auf die fliehenden Kaninchen und kann diese erlegen. Es kann aber vorkommen, dass das Frettchen das Kaninchen totbeißt oder verletzt.

So wie auch Hunde und Katzen immer mehr Abstand zu ihren ursprünglichen Haltungsgründen genommen haben, findet auch das Frettchen immer weniger Verwendung für die Kaninchenjagd. Einer der Gründe, warum mit Frettchen weniger oft gejagt wird, ist der schwindende Bestand der Wildkaninchen in den letzten Jahren durch Infektionskrankheiten. Mittlerweile werden Frettchen, ähnlich wie Hund und Katze, als Heimtiere immer beliebter.

Das Frettchen heute

Frettchen sind dämmerungsaktiv und verschlafen fast den ganzen Tag. Dämmerungsaktiv bedeutet, dass die Tiere morgens, wenn die Sonne aufgeht und abends, wenn die Sonne untergeht, wach sind. Der Vollzeit arbeitende Bürger ist um diese Zeit meist zu Hause und hat die Möglichkeit, sich um seine Tiere zu kümmern. Das Frettchen passt sich in der Regel sehr gut dem Rhythmus des Besitzers an und schläft meist während der Abwesenheit des Besitzers. Meine Frettchen werden früh morgens nur kurz versorgt, da stehen die Tiere auf, holen sich Frühstück und legen sich dann wieder schlafen. Abends verbringe ich dann mehr Zeit mit ihnen, da sind alle Tiere aktiver. Wenn ich doch mal vormittags oder nachmittags Zeit habe und bei den Frettchen bin, interessieren die sich für mich meist nur wenig. Da wird nur kurz nachgesehen, wer da gekommen ist und dann wird wieder geschlafen.

Die Jahreszeiten nehmen neben Alter und Gemüt auch deutlich Einfluss auf den Schlafrhythmus der Tiere. Im Winter können die Tiere am Tag bis zu 23 Stunden schlafen. Das gilt vor allem für Tiere in Außenhaltung. Diese Tiere bekommen im Herbst ein dickes Winterfell und fressen mehr. Frettchen in Wohnungshaltung legen auch ordentlich an Gewicht zu, bekommen aber weniger dichtes Winterfell und schlafen weniger lang als Tiere in Außenhaltung. Im Frühjahr verlieren die Tiere ihr Gewicht wieder und an die Stelle des Winterfells tritt das „Sommerkleidchen“. Die Tiere werden dann auch aktiver und schlafen weniger. Im Sommer schlafen die Tiere ungefähr 16 Stunden. Ältere Tiere schlafen deutlich mehr als jüngere. Während ein erwachsenes Tier im Alter von zwei Jahren noch sehr aktiv ist, nimmt die Aktivität mit vier Jahren schon stark ab, je nach Gemüt auch schon mit drei Jahren.

Trotzdem ist so ein Frettchen nicht für jedermann eignet. Es gehören starke Nerven dazu, Tag für Tag die Klo – Missgeschicke wegzuwischen, denn manche Frettchen werden einfach nicht zu 100 % stubenrein. Man muss darauf gefasst sein, dass das Frettchen sich schon mal gerne schmutzig oder nass macht und dann alles in der Wohnung oder im Frettchenbereich verteilt. Ein herzhafter Biss eines Frettchens darf nicht böse gewertet werden und sollte keinesfalls entmutigend sein! Dann kommt noch der tägliche Wahnsinn hinzu, der dem Frettchen so einfällt, wenn es Langeweile hat: Bücherregale ausräumen, Schränke öffnen, wertvolle Gegenstände durch die Gegend werfen und / oder verstecken, Gegenstände verschieben, Sofas aushöhlen, um sich darin den perfekten Schlafplatz zu sichern oder Schubladen aufhebeln und ausräumen. All dieser Unsinn lässt sich einem Frettchen wohl nie austreiben, ein gesundes Frettchen wird immer auf neue Ideen kommen, um seinen Besitzer herauszufordern und auf Reizbarkeit zu prüfen.

Auf die verschiedenen Farben wie Albino, DEW (Darkened Eye White), Iltis, Siam, Blackself usw. soll in diesem Buch nicht weiter eingegangen werden. Es sei lediglich erwähnt, dass es sich bei den Farben Albino, Iltis, Siam/Zimt und Harlekin um Standardfarben handelt. Alles andere wie DEW, Blackself, Badger, usw. zählt zu den Sonderfarben. Sollte jemand mit dem Gedanken spielen, sich Frettchen zuzulegen, sollte die Fellfarbe egal sein. Zumal bekannt ist, dass viele Sonderfarben für Erkrankungen prädestiniert sind (Blackself/Blacksolid: Hodenhochstand, Badger: Taubheit, Albino/Tier mit anderen Augen als ihre Ursprungsform, z. B. Siam mit roten Augen, DEW: Blindheit).

Neben den verschiedenen Farbschlägen gibt es auch Kurzhaar-, Halblanghaar- und Langhaarfrettchen. Langhaarfrettchen sind aus Inzucht entstanden. Diese Langhaarfrettchen haben keine Unterwolle und können deshalb nur unter sehr speziellen Bedingungen draußen gehalten werden. Die Tiere können aufgrund der fehlenden Unterwolle leicht erkranken. Dazu mehr auf Seite 25. Außerdem geben die Langhaarfähen keine Milch. Wer also mit Langhaarfrettchen züchten möchte, braucht eine Ammenfähe oder sollte eine Halblanghaarfähe nehmen. Ich persönlich halte nichts von Langhaar- oder Halblanghaarfrettchen. Die Züchtung erscheint mir widernatürlich und alles andere als vorteilhaft.

Um festzustellen, ob man persönlich für ein Frettchen geeignet ist, empfehle ich den Besuch bei einem erfahrenen Frettchenbesitzer. Wer mit dem Gedanken spielt, die Frettchen drinnen zu halten, sollte auch bei einem Frettchenbesitzer mit Innenhaltung schnuppern. Die Geruchsentwicklung der Exkremente in Innenhaltung ist anders als in Außenhaltung. Wer seine Frettchen draußen halten möchte, sollte sich einen Frettchenbesitzer mit artgerechter Außenhaltung suchen. Außenhaltung verlangt dem Frettchenbesitzer mehr ab als Innenhaltung, schließlich brauchen die Frettchen auch bei Wind, Schnee oder Regen den Kontakt zum Menschen. Außengehege sind also dementsprechend großzügig und auch für Menschen geeignet zu bauen.

Eine Frettchenbesitzerin, die ich nur über ein Forum kenne, hat folgende Zeilen geschrieben:

Katze: geht nach kurzer Eingewöhnung brav aufs Klo und verscharrt ihren Haufen.

Frettchen: geht erst schon mal ca. dreimal öfter aufs Klo wie eine Katze, verscharrt anschließend gar nichts und alles dampft schön aus. Zu 20 % macht der Pelzträger aber eh neben's Klo und wischt sich den Hintern anschließend auf dem Boden ab. Während du genervt den Haufen + Bremsspur wegputzt, pullert hinter dir das zweite Frettchen vor die Küchentür.

Katze: frisst ihr Futter brav am Napf.

Frettchen: lädt sich das Maul wie ein Schaufelbagger voll, rennt damit durch die halbe Wohnung, verliert die Hälfte und verschleppt die andere Hälfte hinter Schränke, wo du sie danach auf allen vieren wieder aufsammeln darfst. Sein Kumpel zerfetzt derweil ein Küken in seinem Käfig und bringt anschließend seine zwei Schmusedecken mit Reinigungswunsch zu dir.

Drei Tage später wunderst du dich, was in deinem Haus so stinkt und nach langer Ursachenforschung findest du ein vergammeltes Hühnerherz hinter der Couch.

Katze: Kitty ist es langweilig, springt auf die Fensterbank. Schlängelt sich geschickt an der dort stehenden Deko vorbei und guckt neben der Pflanze sitzend raus.

Frettchen: darf nicht auf die Fensterbank, daher steht nichts davor. Also hangelt Puschel sich über vier Möbelstücke heimlich auf die Fensterbank, schmeißt dabei alles runter, was ihm in die Quere kommt, erschlägt den unten sitzenden Artgenossen halb mit einer Dekoschale, entdeckt die Pflanze, reißt ihr alle Blätter aus und verteilt die Erde im Umkreis von vier Metern ums Fensterbrett. Anschließend stürzt Puschel ab und fällt runter.

1.2 Die Frettchenhaltung

Über die verschiedenen Haltungsformen, deren Vor- und Nachteile und die Größe der einzelnen Unterbringungsmöglichkeiten existieren viele verschiedene Meinungen und Erfahrungen. In einem sind sich aber alle Frettchenbesitzer einig:

KEINE EINZELHALTUNG!

Frettchen sind Gruppentiere und müssen mindestens zu zweit gehalten werden. Allerdings wird die Haltung von drei Frettchen empfohlen, denn wenn ein Frettchen stirbt, sind die übrigen Tiere nicht alleine. Man hat dann mehr Zeit, ein neues Frettchen als Gesellschaft zu suchen.

Allerdings sind Zwangsvergesellschaftungen ebenfalls abzulehnen. Wird ein älteres Tier aus Einzelhaltung übernommen, kann es zu massiven Komplikationen kommen. Manchmal passiert es auch, dass Frettchen keine neue Gesellschaft zulassen. Meine Fähe Luna hatte während ihres Lebens fünf Frettchenfreunde. Als sie fast sechs Jahre alt war, verstarb ihr letzter Freund. Sie war nie alleine, sondern lebte mit den anderen sieben Frettchen im Außengehege. Trotzdem mochte sie keinen der anderen sieben. Nach abgebrochenen Zähnen und anderen Verletzungen wahrscheinlich durch Raufereien, entschied ich mich, sie einzeln zu halten. Im Alter von sechs Jahren holte ich sie dann in Innenhaltung. Sie war von da an glücklich, hatte keine komischen Verletzungen und Erkrankungen mehr. Sie verstarb dann am Valentinstag 2020 mit 7,5 Jahren völlig unerwartet. Am Nachmittag habe ich sie noch gestreichelt, am Abend lag sie eingerollt, leblos und kalt in ihrer Kuscheldecke. Bei Luna handelt es sich zwar um keinen Einzelfall, aber um einen seltenen Fall. Einzelhaltung ist trotzdem generell abzulehnen.

Trotz des tierischen Partners an der Seite sind diese Tiere sehr menschenliebende Wesen und brauchen unbedingt den täglichen, intensiven Kontakt zur Bezugsperson. Nur durch tägliche intensive Spiel-, Streichel- und Kuscheleinheiten ist es möglich, dem Frettchen ein glückliches und zufriedenes Leben zu ermöglichen.

Es gibt verschiedene Haltungsformen: Außenhaltung, freie Wohnungshaltung, Zimmerhaltung und „Käfighaltung“. Hier alle wichtigen Eckdaten zur Haltungsform:

Mindestens zwei, besser drei FrettchenGehege für zwei Frettchen: 16 m2, für jedes weitere + 1,5-2 m2 je größer, desto besser. Mit gedämmten Frettchenhaus, nach Möglichkeit so groß, dass man selber drin Platz hat*„Käfig“ für zwei Frettchen: 6 m2, für jedes weitere + 1 m2 je größer, desto besser + täglicher AuslaufKuscheldecken und Häuschen zum SchlafenFutter- und WassernapfHängemattenKatzenklos mit KatzenstreuSpielrohre (Drainagerohre, spezielle durchsichtige Rohre)

*diese Angaben stammen vom Retscheider Hof

1.2.1 Vorab und generell

Egal für welche Haltung man sich entscheidet, es gibt immer einige Dinge, die man bei allen Haltungsformen beachten muss. Dazu zählen Sachen wie Schlafmöglichkeiten, Näpfe, Klos und Spielsachen. Außerdem muss der Vermieter über die Frettchenhaltung informiert werden.

Vermieter informieren

Kleintieren dürfen zwar offiziell nicht verboten werden, allerdings bilden Frettchen (neben Hunden und Katzen) eine Ausnahme. Aufgrund ihres Geruchs sind sie genehmigungspflichtig. Verständlicherweise, denn Frettchen verschmutzen Böden stärker als andere Kleintiere. Die Exkremente sind sehr aggressiv. Durch die teilweise mangelnde Stubenreinheit werden die Böden umso mehr angegriffen. Frettchen dürfen nicht in handelsüblichen Käfigen gehalten werden, sondern sollten frei in der ganzen Wohnung laufen dürfen oder ein eigenes, großes Zimmer haben. Um Wohnung oder Zimmer frettchensicher gestalten zu können, sind oft Umbaumaßnahmen nötig. Was „frettchensicher“ im Detail bedeutet, wird auf in Kapitel 1.2.3 Innenhaltung genauer erklärt.

Schlafmöglichkeiten

Obwohl die meisten Frettchen sich zu einem riesigen Haufen zusammenkuscheln, sollten den Frettchen dennoch ausreichend Schlaf-und Rückzugsmöglichkeiten geboten werden. Als Schlaf- oder Rückzugsmöglichkeit bieten sich kleinere Häuschen aus Holz oder Hängematten an. Frettchen lieben Hängematten, deswegen sollten den Tieren immer mehrere Hängematten zur Verfügung stehen. Das Häuschen sollte überdacht sein oder zumindest abgedunkelt. Die Tiere sollen sich wohlfühlen und nicht „auf dem Präsentierteller“ schlafen müssen. Im Sommer schlafen die Frettchen aber dennoch gerne ohne Decke, deshalb sollte auch an diese Möglichkeit gedacht werden. Ein Richtwert ist mindestens ein Schlafhäuschen pro Frettchen + 1. Bei meinen vier Frettchen brauche ich also mindestens fünf verschiedene Schlafmöglichkeiten. Hier ein Beispiel einer Schlafmöglichkeit:

Abb. 2 Schlafhäuschen mit Hängematte

Kuscheldecken

Frettchen brauchen in ihrem Schlafplatz weder Stroh noch Heu, sondern Kuscheldecken, Kuschelsäcke oder auch Stofffetzen oder alte Kleidungsstücke. Ich persönlich bevorzuge Decken, alte, zerschnittene Bettwäsche und Kuschelsäcke. Auch alte Kleidungsstücke wie kuschelige Pullis oder Hoodies eignen sich gut. Stofffetzen und alte T-Shirts oder Jogginghosen finde ich zu ungemütlich. Handtücher oder Frotteestoff sollte nicht verwendet werden, da die Frettchen mit den Krallen daran hängen bleiben und sich verletzen können.

Selbstverständlich lieben Frettchen auch Kissen oder Betten für Hunde oder Katzen. Beim Kauf sollte allerdings bedacht werden, dass die Bettchen und Kissen relativ oft gewaschen werden müssen und so eventuell die Form verlieren.

Die Kuschelsachen sollten regelmäßig bei 60 °C gewaschen werden. Ich wasche die Decken bei Verschmutzung oder einmal pro Woche.

Näpfe

Näpfe werden in der Frettchenhaltung oft gebraucht. Es sollte immer ein Napf mit frischem Wasser zur Verfügung stehen. Um eventuelle Verschmutzungen und Wasserplanschen zu vermeiden, bietet es sich an, den Wassernapf in ein kleines Katzenklo zu stellen. Wenn ein Frettchen dann im Wasser buddelt, so überschwemmt das Wasser wenigstens nicht den ganzen Boden, sondern geht nur ins Katzenklo. Ich habe bei mir das Katzenklo zusätzlich noch befestigt, damit die Zwerge nicht alles durch die Gegend schieben und das Wasser dann trotzdem überall verteilt wird. Auf weichmacherfreies Material sollte ebenfalls geachtet werden. Ich nutze für meine Tiere Keramiknäpfe.

Klos

Einstreu wie Stroh, Heu, Sägespäne oder Sand eignet sich für Frettchen nicht. Frettchen bunkern ihr Fleisch recht gerne. In der Regel ist kein Platz sicher davor, ein toller Futterablageplatz zu werden. Meistens werden genau die Ecken gewählt, zu denen man ganz schlecht hinkommt. Ist die Streu zu granular, bleibt sie am Frischfleisch kleben. Die Fleischstückchen werden regelrecht paniert und das Frettchen frisst das Fleisch samt Streu. Daraus kann ein lebensbedrohlicher Darmverschluss entstehen. Auch bei Stroh und Heu kann eine Aufnahme dessen nicht verhindert werden. Schließlich klebt beides auch sehr gut an rohem Fleisch fest. Stroh ist außerdem zu hart. Welpen können sich am Stroh verletzen.

Für Frettchen eignen sich Katzenklos mit herkömmlicher Katzenstreu sehr gut. Wird natürliche Katzenstreu verwendet, muss beobachtet werden, ob die Frettchen diese Streu fressen oder nicht. Es gibt Frettchen, die Einstreu auf Maisbasis fressen. Sollte das der Fall sein, muss die Einstreu natürlich gewechselt werden. Ob Klump- oder andere Streu verwendet wird, ist jedem selbst überlassen. Ich bevorzuge Klumpstreu, weil diese eben klumpt und ich dadurch besser ausmisten kann. Nicht klumpende Streu verhält sich beim Waschen wie kleine Steinchen. Sie lösen sich nicht auf und verbleiben in der Waschmaschine. Diese müssen dann regelmäßig ausgeräumt werden, da ansonsten die Waschmaschine schneller kaputt geht. Außerdem habe ich den Eindruck, dass normale Streu im Gehege öfter verteilt wird als Klumpstreu.

Alternativ können die Katzenklos auch mit Sand oder Kleintierstreu befüllt werden. In der Regel wird Fleisch nicht im Klo gebunkert.

Da Frettchen oft Gegenstände durch die Gegend schieben, sollte bedacht werden, dass Frettchen auch die Katzenklos gerne ruckartig durch die Gegend schubsen. Katzenstreu wird dann, teilweise auch mit Inhalt auf dem Boden verteilt. Andere Frettchen machen wiederum gerne neben das Klo und lassen die Exkremente unter das Katzenklo laufen. Es sollte also regelmäßig auch unter dem Klo geputzt werden.

Abb. 3 Maja und Dracula benutzen das Katzenklo

Spielsachen und Spielröhren

Frettchen spielen für ihr Leben gerne. In der Regel können Frettchen alles gebrauchen. Katzenangeln, Katzenspielzeug, Hundespielzeug, Bällebäder, Raschelkisten, Papiertüten, Kartons, ein mit Wasser gefülltes Katzenklo als Pool, Zeitungspapier, Katzenstreuverpackung usw. In den Pool können auch kleine Futterfische oder saubere Flaschendeckel gegeben werden. Manche Frettchen haben Spaß daran, diese Dinge aus dem Wasser zu holen. Werden Fische verwendet, muss das Wasser nachher natürlich gewechselt werden.

Ein Muss für jeden Frettchenbesitzer sind aber Drainagerohre. Frettchen sausen durch diese Rohre und haben einen Riesenspaß dabei. Drainagerohre oder auch andere Rohre sollten also in keinem Frettchenzuhause fehlen. Im Netz gibt es viele Ideen für verschiedenes Frettchenspielzeug. Man kann natürlich auch selbst kreativ werden und etwas basteln. Wichtig ist, dass es am Spielzeug keine verschluckbaren Teile oder Gummi gibt, denn Frettchen beißen gerne auf Spielzeug herum. Wird das Spielzeug lackiert, sollten Lacke genommen werden, die auch für Kinderspielzeug geeignet sind.

Abb. 4 Hel im Drainagerohr

1.2.2 Außenhaltung

Das Gehege sollte für zwei Frettchen mindestens 16 m2 groß sein, für jedes weitere sind 1,5-2 m2 hinzuzurechnen. Der Retscheider Hof, eine Wildtierstation, die auch Wildtierforschung betreibt sowie den Sachkundenachweis zur Frettchenhaltung anbietet, empfiehlt diese Maße für die dauerhafte Außenhaltung. In der Schweiz werden Maße von 15 m2 pro Pärchen und für jedes weitere 1 m2 zusätzlich empfohlen. In der Schweiz gelten Frettchen übrigens als Wildtiere, in Deutschland nicht.

Erfahrene Frettchenhalter empfehlen jedoch, das Frettchengehege so groß wie möglich zu gestalten. Bei den angegebenen Zahlen handelt es sich lediglich um Mindestmaße, die keinesfalls unterschritten werden sollten.

In der Regel ist es kein Problem, Frettchen das ganze Jahr über draußen zu halten. Die Unterwolle ist bei den meisten Frettchen sehr dicht. Eine Ausnahme bilden Langhaarfrettchen, diese haben aufgrund der fragwürdigen Züchtung keine Unterwolle. Ich selbst würde aber nicht mehr kompetent erscheinen, wenn ich behaupten würde, man könne Langhaarfrettchen nicht draußen halten, denn ich halte selbst derzeit ein Langhaarfrettchen draußen. Werden Langhaarfrettchen draußen gehalten, muss der Schlafbereich allerdings wirklich sehr gut isoliert sein. Am Besten hat das Schlafhaus einen soliden Untergrund und steht auf Beton. Das ganze Häuschen muss nicht gemauert sein, es reicht auch ein Häuschen aus Holz, aber eine mehrere Zentimeter dicke Isolierung muss sein. Wenn man an einem Ort wohnt, an dem es strenge Winter gibt, muss die Isolierung dicker sein. Wohnt man in Gebieten mit milden Wintern, reicht eine dünnere Isolierung. Die Temperatur im Frettchengehege sollte -5 °C nicht unterschreiten. Es macht Sinn, das Häuschen so groß zu bauen, damit man sich selbst auch wohlfühlt. Denn man sollte täglich mindestens anderthalb Stunden mit den Tieren verbringen.

Um im Sommer einen Hitzschlag zu vermeiden, sollte das Häuschen unbedingt im Schatten errichtet werden, da Frettchen ab einer Temperatur von 30 °C oder auch schon früher sehr anfällig für einen Hitzschlag sind. Die optimale Temperatur für das Frettchen beträgt ungefähr 15 °C.

Zur Abkühlung können mit Wasser gefüllte Katzenklos ins Außengehege gestellt werden. Fliesen sind kühl und können ebenfalls ins Gehege gelegt werden. Nasse Handtücher können am Boden ausgelegt werden. Diese Angebote kann das Frettchen nach Bedarf annehmen.

Überschreitet die Temperatur im Frettchenhäuschen 30 °C, müssen die Frettchen ins Haus geholt werden. Wer sich also auch für Außenhaltung entscheidet, muss Vorkehrungen treffen, die Frettchen zur Not auch drinnen artgerecht halten zu können.

Die Frettchen sollten außerdem schon in jungen Jahren an Außenhaltung gewöhnt werden. Ältere Frettchen haben im Sommer ein Problem mit der Hitze und im Winter ein Problem mit der Kälte.

Im Frettchenhäuschen sollten sich außerdem diverse Spielsachen, Hängematten, mehrere Katzenklos, Wasser- und Futternäpfe befinden. Es ist enorm wichtig, einen gut abwischbaren Boden im Frettchenhäuschen zu verlegen. Frettchen machen oft neben das Katzenklo, die Exkremente sind scharf und machen beinahe jeden Boden kaputt. PVC eignet sich aufgrund der darin enthaltenen Weichmacher nicht. Dafür eignen sich Fliesen, Epoxidharz und Flüssigkunststoff gut.

Meiner Erfahrung nach kann das Frettchenhäuschen am schnellsten und saubersten mit dem Dampfstrahler gereinigt werden. Der Boden sollte also auf jeden Fall der Behandlung mit einem Dampfstrahler gewachsen sein. So dauert die wöchentliche Großreinigung nur ein paar Minuten.

Außerdem muss das Frettchengehege unbedingt aus- und einbruchsicher gestaltet werden. Kleine erwachsene Frettchen können durch Löcher mit nur 3,5 cm Durchmesser oder auch noch kleiner hindurchkriechen. Je kleiner das Frettchen ist, desto genauer muss gearbeitet werden, um das Gehege ausbruchsicher zu gestalten. Mäuse oder kleine Vögel können umso leichter ins Gehege eindringen, je größer die Löcher sind. Ich empfehle daher, nie Löcher unter 2 cm zu lassen und als Gitter einen punktverschweißten Volierendraht mit höchstens 2 cm Maschenweite zu wählen. Der typische sechseckige Hasendraht eignet sich für Frettchen nicht, da das Frettchen den Draht so lange mit den Pfoten bearbeitet und drangebissen, bis sich die Verbindungen des Drahtes lösen und das Frettchen ausbrechen kann.

Außengehege müssen von allen Seiten gesichert werden. Frettchen graben für ihr Leben gerne, deshalb muss auch der Boden des Geheges gut gesichert sein. Das kann realisiert werden, indem Draht unterirdisch verlegt wird. Wie weit der Draht unter der Erde sein sollte, entspricht den persönlichen Präferenzen. Es reichen schon wenige Zentimeter. Natürlich muss das Gehege auch nach oben gesichert werden, denn Frettchen klettern gerne am Gitter hoch, auch bis ganz nach oben und können so ausbrechen. Durch ein geschlossenes Dach wird das Gehege auch gegen Eindringlinge geschützt.

Hier sind Beispiele von artgerechter Außenhaltung.

Abb. 5 Artgerechte Frettchengehege

Manche Frettchenbesitzer stellen den Frettchen den gesamten Garten zur Verfügung. Dann muss der ganze Garten ausbruchsicher gestaltet werden. Der Garten muss komplett geschlossen sein und Absperrungen sollten dann aber mindestens 90 cm hoch und mindestens 50 cm in den Boden hinein ragen. Vor den Absperrungen darf nichts stehen, was das Frettchen als Klettermöglichkeit nutzen könnte, die Oberfläche muss so glatt sein, dass kein Frettchen daran hochklettern kann. Auf niedrigere Absperrungen können Rohre an der oberen Kante befestigt werden. Die Rohre können an einer Seite der Länge nach aufgeschnitten werden und über die obere Kante der Absperrung gesteckt werden. Allerdings würde ich bei Außenhaltung auf niedrigere Absperrungen verzichten und ausschließlich Absperrungen, die mindestens 90 cm hoch sind, verwenden. Natürlich müssen die Frettchen die erste Zeit gut beobachtet werden, um festzustellen, ob der Garten wirklich so sicher gebaut ist, wie man glaubt.

Wer jetzt glaubt, Frettchen in Wohnungshaltung seien weniger kompliziert, hat sich leider getäuscht. Man muss zwar weniger bauen, trotzdem muss Wohnung oder Zimmer immer „frettchensicher“ gemacht werden. Im Folgenden beschreibe ich, was „frettchensicher“ bedeutet.

1.2.3 Innenhaltung

„Frettchensicher“ bedeutet in aller Kürze:

kein Loch größer als 2 cmkeine Zimmerpflanzen, schon gar keine giftigenKabel und Gummi verstauenKein Spielzeug mit AugenKeine Plastiktüten herumliegen lassenPutzmittel und andere Chemikalien sicher (!) verstauenkeine gekippten FensterSteckdosen sichernkeine Waschmaschinen im Frettchenbereichkeinen zu langen Lichtphasen aussetzen