Frühling im Kirschblütencafé - Heidi Swain - E-Book
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Frühling im Kirschblütencafé E-Book

Heidi Swain

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Beschreibung

Willkommen in Wynbridge – einem Städtchen zum Verlieben!

Lizzie Dixon steht vor einem Scherbenhaufen, als sie von ihrem Freund anstelle des langersehnten Heiratsantrags den Laufpass bekommt. Sie kehrt zurück in ihre Heimatstadt und schlüpft bei ihrer besten Freundin Jemma unter, die gerade das alte Café am Marktplatz gekauft hat. Die Renovierung des kleinen Ladens weckt wunderbare Erinnerungen an ihre Jungend, und so erfüllen die Freundinnen sich einen lang gehegten Traum: Lizzie wird Teilhaberin und bietet im Café Nähkurse an. Doch kann sie ihr altes Leben wirklich hinter sich lassen? Und dann ist da noch Ben, der sie zu Schulzeiten nie eines Blickes gewürdigt hat. Als sie gezwungenermaßen zu Mitbewohnern werden, kribbelt es erneut in Lizzies Bauch …

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Seitenzahl: 494

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Zur Autorin

HEIDI SWAIN hat Literatur studiert und als Journalistin gearbeitet, ehe sie endlich den Mut fand, ihren Kindheitstraum in die Tat umzusetzen: Sie belegte einen Kurs für Kreatives Schreiben und begann ihren ersten Roman zu schreiben – »Frühling im Kirschblütencafé«. Mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern lebt sie in Norfolk, England.Besuchen Sie uns auf www.penguin-verlag.deund Facebook.

Heidi Swain

Roman

Aus dem Englischen von Cathrin Claußen

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Die englische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »The Cherry Tree Café« bei Simon & Schuster, London.
PENGUIN und das Penguin Logo sind Markenzeichenvon Penguin Books Limited und werdenhier unter Lizenz benutzt.
Copyright © 2015 by Heidi-Jo SwainPublished by Arrangement with Simon & Schuster UK Ltd, London, England
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 GarbsenCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2018 byPenguin Verlag, Münchenin der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenUmschlaggestaltung und Covermotiv: www.buerosued.deRedaktion: Hanna KlimeschSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN 978-3-641-21899-7V002
www.penguin-verlag.de.

Für Paul, Oliver und Amelia

Kapitel 1

Als Kind habe ich meinen Geburtstag gehasst. Was hat man schon von einem Geburtstag zwei Wochen nach Weihnachten? Aber nun, da ich in meinen frühen Dreißigern war, mit Mr. Right an meiner Seite, an den ich mich schmiegen konnte, kam mir das gar nicht mehr so schlimm vor. Nein, ganz und gar nicht. Ich seufzte, rekelte mich in dem riesigen Luxusbett und drehte mich dann auf die andere Seite, um mich noch ein paar Minuten an seinen perfekt gebauten Körper zu schmiegen – doch er war nicht da.

Was soll’s, dachte ich lächelnd bei mir, als ich mir vorstellte, wie er gleich mit einem voll beladenen Frühstückstablett und wenig mehr als seinem verführerischsten Lächeln am Leib zurück ins Schlafzimmer geschlendert käme. Was, so konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, ja, was hatte er wohl für meinen Geburtstag geplant, der zufälligerweise auch unser Jahrestag war? Zwei Jahre voller Glückseligkeit war es her, seit das Schicksal ihn durch die Türen des Mermaid Pubs in meine wartenden Arme geweht hatte.

Gelangweilt von meinem Leben in der kleinen ostenglischen Stadt Wynbridge, in der ich aufgewachsen war, suchte ich nach etwas Ablenkung, nach irgendetwas, das die Monotonie des Biertrinkens und der ständigen Rechtfertigungen unterbrach, weil ich immer noch zu Hause wohnte, als plötzlich Giles Worthington hereingeschneit kam. Er stellte sich als sitzen gelassener Bräutigam vor, eine gequälte Seele, die sich nach ein wenig Ruhe und Erholung sehnte, etwas, das ich nur zu bereit war, ihm zu geben. In kürzester Zeit hatte ich ihm wieder auf die Beine geholfen, und im Gegenzug hob er mich in seine Arme und nahm mich mit in sein Schloss – na ja, genauer gesagt in seine Penthousewohnung.

Erst nach ein paar Wochen erfuhr ich, dass eigentlich er derjenige gewesen war, der seiner Verlobten den Laufpass gegeben hatte, aber sie war zu der Zeit längst auf und davon und hatte einen anderen (so behauptete er), und ich lebte das Leben einer Prinzessin. Doch all das spielte keine Rolle für mich. Alles, was mich interessierte, war die Liebe, eine Liebe, in die ich mich kopfüber und mit wild hämmerndem Herzen stürzte. Ich glaubte felsenfest an Schicksal, Bestimmung und den ganzen Quatsch, und ich wusste einfach, dass Giles Worthington und ich füreinander bestimmt waren, für die Ewigkeit.

»Giles«, schnurrte ich verführerisch, »beeil dich, das Bett wird kalt.«

Keine Antwort. Ich setzte mich auf, schüttelte mir die roten Locken aus dem Gesicht, wickelte mich ins Bettlaken und stakste auf Zehenspitzen zur Tür, um noch einmal zu rufen. Immer noch nichts. Als ich zurück zum Bett schlurfte, bemerkte ich einen Umschlag, der am Telefon lehnte.

Mein Tag lief genau so ab, wie Giles ihn geplant hatte. Dieses Jahr würde ich mich also nicht aufs Sofa fläzen, Prosecco schlürfen und alte Filme gucken. Stattdessen wurde ich in einem luxuriösen Landhaus-Spa geputzt und gewienert und gab mein Bestes, es zu genießen, obwohl ich mir völlig deplatziert vorkam zwischen den glänzenden, wohlfrisierten Göttinnen, die, im Gegensatz zu mir, offenbar gewöhnt daran waren, auf diese Art verwöhnt zu werden.

Der stets so großzügige Giles liebte es, mich zu überraschen: mit ausladenden Blumensträußen auf meinem Schreibtisch im Büro, kostbarem Schmuck, versteckt in Schokoladenschachteln, und Last-Minute-Kurzreisen. Doch am liebsten war mir die Zeit, die wir gemeinsam verbrachten, nur wir beide, unter der Decke zusammengekuschelt, die Handys aus und Augen nur füreinander. So schmeichelhaft es auch war, dieses ganze Geburtstags-Wellness-Ding war einfach nichts für mich. Da ich aber nicht undankbar erscheinen wollte, setzte ich mein schönstes Lächeln auf und dankte den Sternen, dass ich zumindest einen Mann hatte, der an meinen Geburtstag dachte.

Ich verbrachte den ganzen Tag in einem weichen, flauschigen Bademantel, und mir wurde jeder Wunsch von den Augen abgelesen, ehe ich zum Glätten meiner Locken auch noch dem Friseur einen Besuch abstattete und das Taxi schon wartete, um mich zum Abendessen mit meinem Traummann in mein Lieblingsdachterrassenrestaurant zu chauffieren.

Im Vorfeld dieses großen Tages war ich immer mehr zu der Überzeugung gelangt, dass Giles vorhatte, mir einen Antrag zu machen, und das stundenlange intensive Verwöhnprogramm führte erst recht dazu, die Fantasien zu befriedigen, die von den endlosen heimlichen Gesprächen mit meiner besten Freundin Jemma genährt worden waren. Ich war so nah an meinem persönlichen Happy End, dass ich es fast riechen konnte.

»Guten Abend, Miss Dixon.« Der Restaurantmanager verbeugte sich, als ich eintrat.

»Guten Abend, James«, sagte ich errötend.

Ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt, wie ich behandelt wurde, seit ich Giles’ Freundin war. Egal wo ich hinging, jeder kannte meinen Namen. Meine Mutter würde sich bestimmt wie im siebten Himmel fühlen, wenn die Leute sich vor ihr fast überschlugen, aber ich fand es eher seltsam. Tief in mir drin fühlte ich mich wohl immer noch ein bisschen wie eine Hochstaplerin, die auf einmal ein High-Society-Großstadtleben führte.

Bevor Giles mich erobert hatte, war ich nur eine Barfrau aus der Kleinstadt ohne einen Schimmer, »wie die andere Hälfte lebte«, aber nun wurde ich wie die Königin von Saba behandelt, nur weil ich zufälligerweise den Arm von Giles Worthington schmückte. Apropos, wo war er eigentlich?

»Mr. Worthington wird jeden Moment eintreffen«, sagte der Manager James, als ich mich suchend umsah. »Bitte folgen Sie mir zu Ihrem Tisch.«

Ich saß kaum, da erschien Giles auch schon. Ich lächelte in mich hinein, als ich bemerkte, dass jede Frau im Restaurant sich auf ihrem Stuhl umdrehte, um einen Blick auf den Besitzer des dichten dunklen Haars, der mahagonifarbenen Augen und des perfekt sitzenden dunklen Anzugs werfen zu können, der auf meinen Tisch zuschritt.

»Lizzie«, sagte er, beugte sich zu mir hinunter und streifte meine Wange mit einem flüchtigen Kuss. »Du siehst umwerfend aus. Wie war dein Tag?«

Er setzte sich mir gegenüber und nickte pflichtschuldig den weiblichen Gästen zu, die immer noch nach etwas Aufmerksamkeit von ihm lechzten. Ich atmete den Duft seines Aftershaves ein und versuchte, meine Gedanken daran zu verdrängen, ihn zurück nach Hause zu schleifen, seine Krawatte zu lösen und ihm die Knöpfe seines Designerhemdes aufzureißen.

»Mein Tag war absolut außergewöhnlich«, hauchte ich, »aber ich glaube, die Nacht wird ihn noch übertreffen.«

Wenn ich etwas Derartiges sagte, zwinkerte Giles mir normalerweise zu oder streichelte unter dem Tisch mein Bein, und ich wusste, er würde auf keinen Fall bis zu Hause warten, um über mich herzufallen, doch diesmal warf er mir nur ein flüchtiges Lächeln zu und nahm seine Speisekarte in die Hand.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte ich.

Es war gar nicht seine Art, nicht mitzuspielen.

»Ja, tut mir leid. Hatte nur einen stressigen Tag, du weißt schon.«

»Eigentlich kann ich das nicht behaupten«, versuchte ich es noch einmal, »denn dank dir hatte ich den besten Tag aller Zeiten.«

Das war sicher leicht übertrieben, und Jemma hätte über so eine schamlose Lüge den Kopf geschüttelt, aber ich wollte Giles wissen lassen, wie sehr ich den Tag schätzte, den er mir bereitet hatte. Doch er nickte nur vage und schnippte mit den Fingern, um die Aufmerksamkeit des Oberkellners zu erlangen.

Zwei Gänge später musste ich darum ringen, nicht die Nerven zu verlieren und meinen Frust im Zaum zu halten.

»Kannst du es nicht einfach klingeln lassen?«, bettelte ich.

Es war das dritte Mal, dass Giles’ Handy uns beim Essen gestört hatte, und es wurde mit jedem Bissen unwahrscheinlicher, dass er mir einen Antrag machte, und selbst wenn er es täte, war ich nicht mehr sicher, ob ich noch den Anstand haben würde anzunehmen, in Anbetracht der miesen Laune, in die ich wegen der ständigen Unterbrechungen verfallen war.

»Was immer es ist, es kann doch bestimmt warten, bis wir unseren Nachtisch gegessen haben«, flüsterte ich.

»Es heißt nicht ›Nachtisch‹«, zischte Giles, stand auf und ließ geräuschvoll seinen Löffel fallen, »sondern Konfekt oder Süßspeise oder Dessert, aber nicht ›Nachtisch‹, und nein, ich kann es nicht einfach klingeln lassen.«

Tränen schossen mir in die Augen, als ich ihm nachsah, wie er durch das Restaurant lief. Ich versuchte verzweifelt, sie wegzublinzeln und die stechende Scham zu ignorieren, die seine ruppigen Worte verursacht hatten. Nie zuvor hatte er etwas korrigiert, das ich gesagt hatte. Seine Brüder Edward und Charlie, die Gebrüder Grimm, wie Jemma sie getauft hatte, hätten das vielleicht getan, nicht aber Giles. In den zwei Jahren, die ich ihn kannte, war er nie grausam gewesen.

Ich musste an all die Male denken, die er am Esstisch meiner Eltern seinen ›Nachtisch‹ genossen hatte. Was zum Teufel war los mit ihm? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er diesen ganzen Aufwand betrieben, einen Wellnesstag und ein prächtiges Dinner zu meinem Geburtstag, unserem Jahrestag, arrangiert hatte, nur um das Ganze dann durch Anrufe von der Arbeit sabotieren zu lassen.

»Wir müssen reden«, sagte er ruhig und mit ernstem Gesichtsausdruck, als er endlich zum Tisch zurückkam.

»Was ist los?«, fragte ich und griff nach seiner Hand, entschlossen, alles zum Besten zu wenden. »Ich weiß, dass etwas nicht stimmt, Giles. Wir haben noch nie so gestritten und dann gerade heute.«

Ich zwang mich, ihm seine gehässige Bemerkung zu vergeben und die Risse in dem Moment, der eigentlich der glücklichste meines Lebens werden sollte, wieder zu kitten, doch etwas an seiner Miene verriet mir, dass heute ein Tag wie jeder andere für ihn war, ganz und gar nichts Besonderes. Er hatte es doch nicht etwa wirklich vergessen?

»Es tut mir leid, Lizzie«, stammelte er, »ich bin nicht ganz ich selbst. Es war ein langer Tag.«

»Schon okay«, sagte ich mitfühlend.

Er sah mich kurz an, zog dann seine Hand weg und atmete tief durch.

»Hör mal«, sagte er, »ich muss dir etwas sagen.«

Ich lehnte mich im Stuhl zurück, fuhr mir mit tadellos manikürten Fingern durch die geschmeidigen, geglätteten Locken und versuchte, seinen Blick zu erwidern. Es war so weit. Nun war der Moment gekommen, in dem er mich endlich fragen würde. Er war nur nervös und gereizt, weil wir unterbrochen worden waren.

»Okay, was ist los?« Ich lächelte. »Was immer es ist, so schlimm wird es schon nicht sein.«

Als ich seinen unergründlichen Gesichtsausdruck sah, verfiel ich kurz in Panik und senkte den Blick auf den Tisch, aber dann bemerkte ich, wie er in seiner Tasche nach etwas suchte, von dem ich annahm, es sei eine Ringschachtel. Ich holte tief Luft, um meine Nerven zu beruhigen, und sah wieder auf. Er schob mir etwas über den Tisch hinweg zu. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus, um es zu nehmen, doch es war weder eine Ringschachtel noch ein Ring. Es war ein Schlüssel. Es war Giles’ Wohnungsschlüssel. Ich ließ ihn ungeschickt wieder auf den Tisch fallen, als hätte die Berührung meine Haut versengt.

»Lizzie, es tut mir so leid.« Er runzelte die Stirn, seine Worte waren kaum hörbar. »Aber was ich dir sagen muss, ist, dass ich mich entschieden habe, nun doch Natasha zu heiraten.«

An die genauen Details dessen, was danach kam, kann ich mich nicht erinnern. Ich saß da und starrte wie vom Donner gerührt Giles’ sich öffnenden und schließenden Mund an, und Teile von dem, was er sagte, erreichten mich von einem Lichtjahre entfernten Ort.

»Ich hab nie wirklich aufgehört, sie zu lieben«, hörte ich ihn sagen, »ich weiß jetzt, dass ich nur Angst vor der Verpflichtung hatte, die sie und ich eingehen wollten.«

»Aber was ist mit mir, Giles?«, stammelte ich. Mir kam die Galle hoch. Dennoch weigerte ich mich, auf die Stimme in meinem Kopf zu hören, die mich vor dem Universum warnte, das sich offenbar anschickte, mir außergewöhnlich grausame Karten auszuteilen. »Als wir zusammengekommen sind, hast du mir erzählt, dass du und Natasha nicht füreinander bestimmt seien. Du sagtest, du seiest froh, noch rechtzeitig da rausgekommen zu sein, und dass du für sie nie auch nur annähernd so gefühlt hast wie für mich. Du sagtest, du seist in mich verliebt!«

»Nein«, sagte er und zuckte die Schultern, »ich dachte, das sei ich, aber das stimmte nicht. Rückblickend denke ich, ich hatte nur Angst vor dem Gedanken, den Rest meines Lebens mit ein und derselben Person zu verbringen, und geriet in Panik. Ich hätte mich nie von Natasha trennen dürfen, schon gar nicht dich fragen, ob du bei mir einziehst. Es hat sich einfach verselbstständigt. Und wenn wir ehrlich sind, Lizzie, wirst auch du zugeben, dass unsere Beziehung nie wirklich funktioniert hat, oder? Ich meine, du hast dich doch nie an das Leben hier gewöhnt, oder?«

Ich saß mit offenem Mund da, zu gelähmt, um mich zu bewegen, und zu schockiert, um zu antworten. Ich hatte meine Arbeit, meine Familie und meine Freunde in Wynbridge zurückgelassen, um nach London zu ziehen und mit diesem Mann leben zu können. Ich war verrückt nach ihm, würde für ihn durchs Feuer gehen und hatte gedacht, dass er genauso für mich empfand. Unzählige Male hatte er mir gesagt, er liebe mich, ich sei wie eine frische Brise, er habe niemals jemanden getroffen wie mich …

»Entschuldige mich«, murmelte ich, schob meinen Stuhl zurück und betete, dass ich es bis zur Damentoilette schaffte, bevor ich den Inhalt meines Magens wieder zutage beförderte.

Ich starrte mein Spiegelbild an, aber erkannte die Person nicht, die mich von der verspiegelten Wand anblickte. Wo war Lizzie Dixon geblieben? Ich befreite ein paar der gemarterten und gezähmten Locken und spürte, wie mir die Tränen kamen. Ich schluckte, holte tief Luft und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, versuchte, meine erhitzten und geröteten Wangen etwas abzukühlen.

»Das muss ein ganz schöner Schock sein, ich weiß«, flüsterte Giles, als ich mit wackligen Beinen wieder an unseren Tisch zurückkam, »aber ich wollte nicht, dass sich das noch länger hinzieht. Als ich dich vor Weihnachten beobachtet habe, wie du dir Ringe angeschaut hast, sagte ich zu Natasha … Was?«

»Wie lange bist du denn schon wieder mit ihr zusammen?«, keuchte ich entsetzt.

Giles schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, vielleicht ein paar Monate.«

Ich konnte kein weiteres Wort ertragen. Jemmas Stimme schrie mich in meinem Kopf an, ich solle ihm seinen Drink über den Kopf und den »Nachtisch« in den Schoß kippen, aber das brachte ich nicht fertig. Plötzlich wurde mir klar, dass dieses ganze Essen eine einzige Scharade war und Giles all seine Hoffnung darauf gesetzt hatte, dass ich leise ging und keine Szene machte. Und genau das tat ich wohl auch, aber nur weil ich für alles andere zu schockiert war.

»Können wir bitte gehen?«, sagte ich, stand auf und schob meinen Stuhl unbeholfen zurück. »Lass uns zu Hause darüber reden.«

»Ich komme nicht mit in die Wohnung, Lizzie.«

»Was?«

»Ich hab heute meine Sachen rausgeholt.«

»Du hinterlistiger Mistkerl«, würgte ich hervor und die Wut drohte, den Schock zu überholen.

»Ich dachte nur, das würde uns eine Szene ersparen. Du kannst so lange bleiben, wie du willst. Ich kann auch den Mietvertrag auf deinen Namen ändern lassen, wenn du möchtest.«

»Oh, danke.« Ich lachte bitter und ließ mich auf meinen Stuhl zurückfallen. »Du bist wirklich zu großzügig!«

»Sei nicht so. Ich gebe mein Bestes, um das hier so wenig schmerzhaft wie möglich zu machen.«

»Für wen, Giles? Du weißt, dass ich die Miete nicht allein bezahlen kann. Ich muss ausziehen. Und was ist mit der Arbeit? Du hast mir diesen Job besorgt. Glaubst du wirklich, ich kann einfach ins Büro zurückkehren und so tun, als wäre nichts passiert? Ich dachte, du liebst mich.«

»Es tut mir leid.«

»Mir auch. Es tut mir leid, dir überhaupt begegnet zu sein. Aber eins muss man dir lassen: Das ist ganz sicher ein Geburtstag, den ich nie vergessen werde!«

Und Giles offensichtlich auch nicht. Ein flüchtiger Blick in sein hübsches Gesicht bestätigte mir, dass er weder an meinen Geburtstag noch an unseren Jahrestag gedacht hatte.

Kapitel 2

Jemma begann kurz nach acht Uhr am nächsten Morgen anzurufen. Angeblich spielte Giles um diese Zeit Squash mit einem Kollegen, und so wusste sie, dass ich allein zu Hause sein würde. Ich lag da und hörte ihren fröhlichen Nachrichten zu, die mich, ihre älteste Freundin, aber nicht über ihre Verzweiflung darüber hinwegtäuschen konnten, dass ich nicht abnahm. Ihre Nachrichten auf meiner Handymailbox wären mit Sicherheit nicht annähernd so höflich.

»Hallo, ihr! Ich bin’s noch mal. Ihr seid wohl nicht zu Hause, denn wenn ihr es wärt, hättet ihr bestimmt schon abgenommen, oder?«

Wenn das Ganze nicht so tragisch wäre, hätte ich gelacht. Im Laufe des Morgens klang sie immer frustrierter, doch ich konnte noch nicht den Mut aufbringen ranzugehen.

»Also, ich geh mal kurz raus, um Ella zum Ballett zu bringen und im Café nach dem Rechten zu sehen«, sagte sie leichthin. »Ich versuche später noch einmal, dich auf dem Handy zu erwischen, Lizzie. Ich hoffe, es geht euch gut und ihr hattet einen tollen Abend. Liebe Grüße … okay, tschüss.«

Ich vergrub mich wieder unter der Decke, wollte mich der Realität noch für eine kurze Weile nicht stellen und dachte an die aufregende Zeit, die Jemma und ihr Mann Tom gerade erlebten. Anders als ich hatten sie nie den Wunsch verspürt, Wynbridge zu verlassen. Der Ort war ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und nun auch ihre Zukunft. Sie hatten vor Kurzem ein Geschäft gekauft, das Kirschblütencafé, und steckten mitten in der Renovierung.

Laut Jemma war das Café ein absolutes Schnäppchen gewesen. Die Stadtverwaltung war gerade in den letzten Zügen der Wiederbelebung des Stadtzentrums und deshalb gewillt, ein paar der kleineren Läden für einen Apfel und ein Ei herzugeben. Man zog alle Register, um die Ortsansässigen weg von dem außerhalb gelegenen Einkaufszentrum (das vor ein paar Jahren noch wie eine gute Idee geschienen hatte) und zurück zum Marktplatz zu locken, bevor dieser all seinen Charme verlor und von Billigläden überschwemmt wurde. Laut Jemma war »buy local« jetzt überall das Schlagwort.

Das Café war der Treffpunkt gewesen, als wir aufwuchsen, und nun stand es kurz davor, wieder aufzublühen und würde der ideale Ort sein, an dem Jemma ihr Backimperium ausweiten konnte.

Ich wickelte mich noch ein bisschen fester in die Decke und schämte mich, dass mich plötzlich der Neid packte, als ich an Jemmas perfektes Leben und ihr Glück dachte. Sie hatte einen Mann, der sie liebte, eine entzückende Tochter und nun auch noch ihren Traumjob; das Café würde die Kirsche auf ihrem Cupcake sein.

Ich schaffte es, den Rest dieses furchtbaren Wochenendes mithilfe meiner zwei anderen besten Freunde namens Ben and Jerry zu überstehen, und ich kann ehrlich sagen, dass ich nicht geplant hatte, die nächste Woche über krankzufeiern. Doch mein Eiskonsum hatte epische Ausmaße angenommen, und ich lief Gefahr, einer schweren Überdosis Zucker zu erliegen.

Jemma hatte irgendwann aufgehört anzurufen, wahrscheinlich weil sie annahm, dass Giles und ich nun verlobt und deshalb mit einer das ganze Wochenende andauernden Orgie beschäftigt waren. Was unglücklicherweise nicht der Fall war – das heißt, was ihn angeht, vielleicht schon, aber mit der perfekten, makellosen Natasha und nicht mit meiner ungeschliffenen Wenigkeit.

Beunruhigenderweise hatte auch meine Mutter ein paar Mal angerufen. Sie hatte ihre Nachrichten in der Stimme hinterlassen, die sie Giles und seiner Familie vorbehielt, schmerzhaft jede Silbe betonend, und zu ihrem grauenhaften Tonfall kam noch meine Verwunderung hinzu, weil sie eigentlich so gut wie nie anrief. Ihr Leben bestand aus einer endlosen Abfolge von Wynbridge-Landfrauentreffen und Kaffeekränzchen für verwaiste Orang-Utans. Ich hoffte, Jemma hatte sie nicht getroffen und etwas darüber gesagt, dass sie mich nicht erreichen konnte, aber das war sehr unwahrscheinlich. Die beiden bewegten sich kaum in denselben sozialen Kreisen.

Sonntagnacht schaffte ich es endlich zu schlafen und blöderweise schlief ich auch weiter. Die ausgeklügelte Nachricht, mit der ich mein Gesicht wahren wollte und die ich mir stundenlang ausgedacht hatte, ging deshalb leider nicht auf. Mir ein paar Krankheitstage zu erschnorren, hätte mir genug Zeit gegeben, mich zu sammeln, über Giles hinwegzukommen und selbstbewusst und mit der Welt zu meinen Füßen zur Arbeit zurückzukehren, doch unglücklicherweise schien es, als wäre das Schicksal noch nicht ganz fertig mit mir.

»Es war nicht nur meine Schuld«, stöhnte ich, immer überzeugter davon, dass diese Höllenqualen meine wohlverdiente Strafe dafür waren, dass ich Giles so bereitwillig vergeben hatte, als ich herausfand, dass er derjenige gewesen war, der Natasha vor dem Altar hatte stehen lassen, und nicht umgekehrt.

»Elisabeth Dixon!« Ich zuckte unter meiner Decke zusammen, als die Stimme meines normalerweise ruhigen und gutmütigen Chefs Henry Glover von den Wänden der Wohnung widerhallte. »Wo zum Teufel steckst du? Falls du es vergessen hast, du solltest heute Morgen die Vertriebstagung leiten! Du hast alle Daten auf deinem Computer, und keiner sonst kommt dran! Beeil dich, verdammt noch mal, alle warten auf dich!«

Widerwillig quälte ich mich aus dem Bett, ich wusste, ich konnte es nicht länger aufschieben.

»Sally«, schniefte ich in den Hörer und versuchte, mehr nach Grippe als nach gebrochenem Herzen zu klingen. »Hallo. Du, ich kann ein paar Tage nicht kommen. Kannst du das Henry bitte ausrichten? Ich glaube, die Nachricht, die ich gestern hinterlassen habe, wurde nicht abgehört.«

Ja, okay, das war gelogen, aber wenn man die Umstände betrachtete, war doch eine einzige Lüge sicherlich gestattet, oder?

»Oh, Lizzie, du Arme. Ich hab gehofft, dass du anrufst.«

Ich schluckte, konnte aber den Kloß, der sich in meinem Hals wohl häuslich einrichten wollte, nicht loswerden. Sally, Henrys Sekretärin, wusste alles. Ich konnte es ihr anhören. Wenn ich wirklich krank gewesen wäre, hätte sie freundlich, aber kurz angebunden reagiert. Ich hielt das nicht aus. Wenn sie es wusste, dann wussten es alle. All die Menschen, die für mich zu gewinnen ich Monate gebraucht hatte, als ich bei Giles eingezogen war, würden sich nun wieder von mir abwenden. Oder etwa nicht? Wir waren bestimmt nie Busenfreunde gewesen, aber ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, zurück ins Büro zu kommen und niemanden zum Reden zu haben.

»Bitte sag Henry, es tut mir leid. Ich glaub, es ist nur eine Erkältung«, log ich und versuchte, meine Stimme nicht zittern zu lassen. »Ich hab mir wohl am Wochenende was eingefangen.«

Sally seufzte.

»Wenn es dich irgendwie tröstet, Liebes, es gibt dir keiner die Schuld. Es liegt nur an Giles, dieser kleine Scheißer, der wollte schon immer das, was er nicht haben darf.«

Die Spannung, die meine Schultern mit eisernem Griff umklammerte, ließ gerade ein wenig nach, als das Telefon erneut klingelte. Diesmal war es Jemma, und ich wusste, ich konnte sie nicht länger hinhalten. Das wäre nicht fair. Ich holte tief Luft, wappnete mich für den drohenden Sturm und ging ran.

»Endlich!«, rief sie lachend. »Ich dachte schon, ihr habt das Land verlassen! Nun sag nicht, Giles hat dich über das Wochenende in ein schnuckeliges Luxushotel entführt, dich nach Strich und Faden verwöhnt und du trägst nun einen Ring mit einem Diamanten im Prinzessschliff so groß wie deine Hand!«

»Nicht ganz«, murmelte ich.

»Oh, es ist ein Lady-Di-Saphir, stimmt’s?«

»Mensch, Jemma, jetzt halt doch mal für zwei Sekunden die Klappe.«

»Was ist denn? O Gott, sag nicht, ihr habt heimlich geheiratet! Ella wird es dir nie verzeihen, wenn sie die Chance verpasst hat, Blumenmädchen bei deiner Hochzeit zu sein! Los, erzähl mir alles, schnell!«

»Also«, sagte ich gequält, »der Tag fing mit einem Aufenthalt in einem Landhaus-Spa an.«

»Ein Landhaus-Spa!«, spottete Jemma. »Was hat er sich denn dabei gedacht? Du kannst solche Sachen doch nicht ausstehen! Und dann?«

»Dann ging’s zum Essen zurück in die Stadt.«

»Ja«, sagte sie ungeduldig, »ich hab mir schon gedacht, dass Essen irgendwann vorkommen würde. Mann, Lizzie, jetzt komm mal zu den interessanten Details, ja?«

Ich holte tief Luft und zwang mich, die vier kleinen Worte auszusprechen, die ich die ganze Zeit fürchtete, laut aus meinem Mund und in die Welt hinaus zu lassen.

»Und dann … hat er mich abserviert.«

»Was?«

»Er ist ausgezogen, während ich im Spa war, und er ist zu Natasha zurückgegangen. Sie wollen heiraten.«

Stille. Dann erfüllte leises Schluchzen den Raum, der vor ein paar Sekunden noch mit dem fröhlichen Zwitschern meiner besten Freundin über meine glorreiche Zukunft ausgefüllt gewesen war.

»O Gott, heul doch jetzt nicht!«, bettelte ich. »Ich hab nicht die Kraft, dafür zu sorgen, dass du dich besser fühlst.«

»Nein. Tut mir leid. Es ist nur so furchtbar.«

»Ich weiß. Ich hab fast auf den Tisch gekotzt, als er mir das sagte.«

Keine Ahnung, warum ich versuchte, es lustig klingen zu lassen. Das minderte kein bisschen den Schmerz oder die Scham. Seit Wochen hatten Jemma und ich über den Moment fantasiert, in dem Giles mir einen Antrag machen würde, und nun musste ich ihr erklären, dass das, was ich für seine Angst vor der entscheidenden Frage gehalten hatte, in Wirklichkeit schon Teil des Fluchtmanövers gewesen war.

»Es ist doch wohl nicht dein Ernst, dass der Mistkerl dir das beim Essen gesagt hat?« Jemma kochte vor Wut.

»Doch«, sagte ich und konnte nicht aufhören zu witzeln, nun da ich einmal angefangen hatte. »Aber zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass das Essen echt gut war, auch wenn ich es fast noch einmal rückwärts gegessen hätte!«

»Wie kannst du darüber noch Witze machen, Lizzie? Das ist grauenhaft!«

»Wenn ich das nicht tue, breche ich, glaube ich, zusammen«, gab ich zu, »und das geht nicht. Ich werde ihm nicht die Genugtuung geben zu sehen, wie sehr er mich verletzt hat.«

»Und was willst du jetzt machen?«

»Was meinst du?«

»Na ja, dableiben kannst du ja wohl kaum, oder? Hast du eine Vorstellung davon, wie qualvoll es auf der Arbeit für dich sein wird?«

»Ja, das kam mir schon in den Sinn.«

»Und was ist mit der Miete? Die kannst du unmöglich alleine aufbringen.«

»Ja, vielen Dank, Jemma«, murrte ich.

Seit ich mir überlegt hatte, mich krankzumelden, hatte ich kaum an etwas anderes gedacht, aber ich konnte niemanden gebrauchen, schon gar nicht jemanden, den ich lieb hatte, der mir sagte, was für ein Kampf mein Leben von nun an sein würde. Ich brauchte Jemmas Unterstützung und ihr Mitgefühl.

»Tut mir leid«, schniefte sie, klang aber schon mehr wie ihr praktisches altbekanntes Selbst. »Es ist nur so ein Schock, das ist alles. Vielleicht solltest du für eine Weile nach Hause nach Wynbridge kommen.«

»Wie bitte?«

»Nur übergangsweise, bis du wieder klar im Kopf bist. Komm zu uns, wenn du deine Mutter nicht erträgst … oh …«

»Was?«

»Nichts.«

»Lüg mich nicht an, Jemma. Was ist los?«

»Na ja, ich hab deine Mutter letzten Freitag zufällig getroffen.«

Ich ließ mich aufs Sofa fallen, und das letzte bisschen Zuversicht machte sich auf und davon.

»Und?«, fragte ich und versuchte, nicht beunruhigt zu klingen.

Schweigen.

»Jemma, du hast doch nichts wegen Freitagnacht gesagt, oder?« Dank der Anrufbeantworternachrichten kannte ich die Antwort bereits.

»Möglicherweise habe ich erwähnt, dass eine Geburtstagsüberraschung auf dich wartet und Giles etwas Besonderes im Schilde führt.«

»O Gott«, stöhnte ich.

»Es tut mir so leid.« Jemma fing wieder an zu heulen.

»Was soll’s«, sagte ich achselzuckend, »mach dir keine Sorgen, du hast ja nicht gelogen.«

»Wie meinst du das?«

»Na ja, er hat ja was Besonderes im Schilde geführt, oder? Nur eben nicht das, was wir dachten.«

Ich legte auf und wusste, ich konnte die nahende Sturmflut nicht länger aufhalten. Ich musste zu Hause anrufen und inständig hoffen, dass mein Vater und nicht meine Mutter abnahm. Ich zwang mich, eine Schüssel Cornflakes zu essen, dann duschte ich und wusch mir die Haare. Es war zwecklos, schlecht gewappnet in den Kampf zu ziehen. Wenn meine Mutter sich Sorgen machte, musste man für alles gerüstet sein, bevor man anrückte.

»Hallo, Dad?«

»Hallo, Liebling … oh, Moment, deine Mutter will mit dir sprechen.«

»Nein, Dad, warte!«

Die Erleichterung, die ich beim Klang der Stimme meines Vaters kurz gespürt hatte, verpuffte sofort, als meine Mutter ihm das Telefon aus der Hand riss und sich für einen gemütlichen Plausch auf dem Sofa einrichtete.

»Lizzie!«, sprudelte sie los. »Wo hast du bloß gesteckt? Ich versuche schon seit Tagen, dich zu erreichen!«

»Mum …«

»Nun sag schon. Wohin hat dieser umwerfende Mann dich an deinem Geburtstag entführt? Ich hab Jemma in der Stadt getroffen, und sie hat mir erzählt, dass er etwas Besonderes geplant hat, deshalb hab ich an dem Tag auch nicht angerufen. Weißt du, sie hatte Ella dabei, ihr Benehmen ist wirklich entsetzlich.«

In Gedanken pries ich mein Patenkind und dessen Fähigkeit, meine Mutter zu schockieren. Ich war für alles dankbar, was sie von ihrem gegenwärtigen Fragekurs abbrachte.

»Aber egal«, sagte sie lachend, »spielt keine Rolle. Wann kommt ihr nach Hause? Können wir eine große Bekanntmachung erwarten?«

Im Hintergrund konnte ich hören, wie mein Vater verzweifelt versuchte, sie dazu zu bringen, den Mund zu halten, und daran, dass ihre Stimme mal leiser und mal lauter wurde, merkte ich, dass sie ihn wahrscheinlich mit dem Staubwedel verscheuchte, wie sie es auch mit einer Fliege tun würde.

»Tun wir nicht«, sagte ich mit Nachdruck und wappnete mich für den großen Knall, »und nein.«

»Bitte?« Sie zögerte.

»Wir kommen nicht nach Hause, und nein, es wird keine Bekanntmachung geben, das heißt außer der, dass Giles und ich nicht länger ein Paar sind.«

»Tut mir leid, Lizzie«, murmelte sie schwach, »ich verstehe nicht.«

»Dann lass es mich dir buchstabieren«, sagte ich und seufzte. »An meinem Geburtstag hat Giles all sein Zeug aus unserer Wohnung geräumt, während ich im Spa war, abends hat er mich zum Essen ausgeführt, mir gesagt, dass er mich nicht liebt und dass er zu seiner Exverlobten Natasha zurückgehen und sie heiraten wird.«

Ich hielt inne, um Luft zu holen. Es war das erste Mal, dass ich das Ganze so nüchtern ausgesprochen hatte, und die Worte zerrissen mir das Herz. Ich wollte immer noch nicht glauben, dass es passiert war.

»Oh, Lizzie!«, schluchzte meine Mutter. »Bist du absolut sicher?«

Ich holte noch einmal tief Luft.

»Wie konnte das denn bloß geschehen?«, schniefte sie.

»Was meinst du damit?«

»Na ja, habt ihr euch gestritten? Bist du seiner Mutter oder einem seiner Brüder gegenüber ausfallend geworden?«

Während ich das missbilligende Geplapper meiner Mutter ausblendete, dachte ich, dass es manchmal cool wäre, einen Bruder oder eine Schwester zu haben. Jemanden, mit dem man sich verbünden konnte, der Frust und Leid mit einem teilte. Aber dann wurde mir klar, dass ich bei meinem Glück bestimmt die zweite Geige spielen würde; ich wäre Monica Geller, nicht Ross, und das wäre unzweifelhaft schlimmer, oder? Permanent mit einem heiligen Geschwisterkind verglichen zu werden, war kein tröstender Gedanke. Vielleicht sollte ich meine Hoffnungen lieber darauf setzen, dass mein Vater meine Mutter irgendwann gegen ein netteres, weniger scharfzüngiges Modell eintauschte als das, welches ich abgekriegt hatte.

»Lizzie!«

»Was? Ich meine, bitte?«

»Ich hab dich gefragt, ob du zuhörst?«

»Natürlich höre ich zu!«

»Dann sag mir, was du getan hast?«

»Was meinst du damit, was ich getan habe?«

»Nun ja, du musst doch irgendetwas gemacht haben? Giles hätte das bestimmt nicht als einzigen Ausweg gesehen, wenn eure Beziehung in bester Ordnung wäre, oder?«

»Warum ist eigentlich immer alles meine Schuld?«, schlug ich zurück.

»Und wer ist eigentlich diese Natasha? Ich hatte keine Ahnung, dass Giles schon einmal verlobt war!«

Ach, das hatte ich ganz vergessen. Mein Vater und ich hatten beschlossen, dass es besser wäre, wenn wir meine Mutter darüber im Dunklen ließen. Als Giles und ich zusammenkamen, beschlossen wir, alles lieber ungesagt zu lassen; wirklich eine Schande, dass ich nicht mehr an unseren kleinen Plan gedacht hatte, bevor ich zu Hause anrief. Obwohl es, wenn ich es recht bedachte, eher eine Schande war, dass ich diesem kleinen Plan überhaupt je zugestimmt hatte. Meine Großmutter hat immer behauptet, man ernte im Leben, was man säe, und langsam fing ich an zu verstehen, was sie meinte.

Kapitel 3

Der erste Frost hatte die Stadt erst Ende Dezember überfallen, aber seitdem weigerte sich der unerbittliche arktische Wind, seinen Griff zu lockern. Die Stadt war verschlossen wie mein Herz und die dunklen, bitterkalten Tage taten nichts, um meine Stimmung zu heben.

Wenn ich auch nur im Geringsten geahnt hätte, wie es um Giles’ wahre Gefühle stand, wäre ich vorbereitet und für den Moment gewappnet gewesen, in dem er unsere Beziehung abpfiff. Nachdem ich die Paranoia der ersten paar Monate unserer leidenschaftlichen, stürmischen Affäre überlebt hatte, hatte ich idiotischerweise geglaubt, der Rest sei pures sanftes Dahinsegeln.

Nach anderthalb Jahren hatte ich endlich Jemma davon überzeugt, ihre Vorbehalte gegenüber meinem Traummann und seinen fragwürdigen Beziehungsreferenzen abzulegen. Sechs Monate lang hatte ich uns beide davon überzeugt, den fröhlichen Gedanken freien Lauf zu lassen, den Gang zum Altar entlang und immer weiter.

*

Irgendwie schleppte ich mich zurück ins Büro und in die strenge und klare Welt des Anzeigenverkaufs und stellte mich dem Mitleid, dem Geflüster und dem schleichenden Rückzug der Gruppe von Menschen, die ich noch kürzlich versucht war, meine »Freunde« zu nennen. Viel besorgniserregender als mein Mangel an Freunden war allerdings noch die Tatsache, dass mein Geburtstag kaum mehr als vierzehn Tage zurücklag und mein Bankkonto schon jetzt so trostlos wie das Winterwetter aussah.

»Lizzie.« Mein Chef Henry lächelte, als er mich in sein Büro rief und diskret die Tür hinter sich schloss. »Komm rein, setz dich.«

Wie befohlen setzte ich mich hin. Die Spannung in meinen Schultern bewirkte, dass ich sie wieder bis zu den Ohren hochzog, in Erwartung meines beruflichen Todesstoßes.

»Mir ist klar, dass du gerade eine schwere Zeit durchmachst«, sagte er und setzte sich mir gegenüber.

Ich schüttelte den Kopf, bereitete mich darauf vor, meine Rede nach dem Motto Was in meinem Privatleben passiert, hat rein gar nichts mit meiner Arbeit zu tun zu halten, aber er unterbrach mich schon, bevor ich auch nur anfangen konnte. Verschon mich, sagte sein Gesichtsausdruck, ich hab das alles schon gehört.

»Und ich weiß auch, dass bei allen die Zahlen nach den Feiertagen etwas nach unten gehen. Trotzdem«, fuhr er fort und drehte seinen Laptop so, dass ich den Bildschirm sehen konnte, »diese Zahlen sind einfach nicht gut genug, Lizzie, und du kannst auch nicht behaupten, dass das erst seit Kurzem so ist.«

Er zeigte auf die steil nach unten führende Linie auf der farbigen Grafik, die er fein säuberlich erstellt hatte, um meine Unfähigkeit zu veranschaulichen.

Auch ohne den grafischen Beweis wusste ich, dass er recht hatte. Ich war irgendwann Ende Oktober von der Spur abgekommen, nachdem ich zwei Kolleginnen, Philippa und Sasha, in der Damentoilette darüber tratschen hatte hören, wer wohl im nächsten Jahr ein neues Schmuckstück tragen würde. Von dem Tag an war mein Herz einfach nicht mehr in Anzeigenverkaufslaune; ich war zu beschäftigt damit, über Blumenschmuck auf der Tischmitte, Brautgaben, hübsche Babys und Versicherungen, die enorme Schulgebühren abdecken würden, zu fantasieren.

Henry klappte den Laptop zu und sah mich über seinen Schreibtisch hinweg mitleidig an. Ich wusste, was jetzt kam.

»Es tut mir wirklich leid, Lizzie«, fing er an.

»Nein, mir tut es leid«, sagte ich, um es ihm zu ersparen, »ich verstehe. Du glaubst, ich wäre besser bedient, wenn ich woanders arbeitete …«

»Nein«, unterbrach Henry mich, »das ist ganz und gar nicht, was ich sagen wollte, auch wenn ich dir keinen Vorwurf machen würde, wenn du dich für einen Wechsel entscheiden würdest. Es ist bestimmt nicht einfach, mit dem Risiko hier zu arbeiten, jeden Tag Giles über den Weg zu laufen.«

»Nein.« Ich lächelte schwach. »Ist es nicht.«

»Aber was ich eigentlich sagen wollte, und das muss unter uns bleiben, ist, dass die Geschäftsführung findet, es sei Zeit für ein paar Veränderungen. Sie werden eine Schneise durch die ganze Anzeigenabteilung schlagen.«

Ich merkte, wie ich rot wurde. Da hatte ich mich ganz schön reingeritten.

»Das ist nur eine Vorwarnung, eine frühzeitige Ansage, dass die Zahlen von allen im Frühling genau unter die Lupe genommen werden und dass du Zeit hast, die Dinge wieder zum Laufen zu bringen, bevor die Restrukturierungspläne öffentlich werden.«

»Oh«, sagte ich, »verstehe. Danke.«

»Ich fände es sehr schade, dich zu verlieren, Lizzie.« Henry lächelte. »Du arbeitest hart und die Klienten lieben dich. Wenn du willst, hast du gute Aufstiegschancen. Du musst nur die Zahlen wieder hinbekommen, okay?«

»Okay«, sagte ich lächelnd. »Danke, Henry. Ich weiß die Warnung zu schätzen.«

Henry wurde rot, und ich wunderte mich nicht zum ersten Mal darüber, wie ein so weichherziger Mann wie Henry sich in der rauen Welt des Anzeigenverkaufs behaupten konnte. Als ich wieder angefangen hatte zu arbeiten, hatte er sich vielmals wegen der untypischen Nachricht entschuldigt, die er auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Henry schrie und fluchte sonst nie, an dem Morgen musste er dank mir extrem unter Stress gestanden haben.

Ich hätte eigentlich dankbar sein sollen, dass er mich vorgewarnt hatte, doch in Wahrheit hasste ich meine Arbeit. Die Stelle hatte ich nur angenommen, weil es die erste war, die sich anbot, als ich nach London zog. Giles schien begeistert zu sein, dass wir im selben Gebäude arbeiten würden, und malte die langen, faulen Mittagspausen, die wir gemeinsam würden verbringen können, in den schönsten Farben aus – wenn ich allerdings zurückdachte, hatten sie kaum je stattgefunden. Nein, Leerraum für Anzeigen zu verkaufen, war einfach nicht mein Ding. Ich machte mir nicht genug aus Verkaufsprognosen und Nettoprofiten. Ich war einfach froh, dass ich gut mit Menschen umgehen und sie davon überzeugen konnte, Platz auf einer Seite zu kaufen.

Doch so sehr ich ihn auch hasste, es war ein Job, und wegen der Rahmenbedingungen, die er nun einmal mit sich brachte, fand ich mich jetzt vor der großen Entscheidung: Sollte ich bleiben oder gehen? Sollte ich springen, bevor ich gestoßen wurde, oder sollte ich bleiben und kämpfen, um der Schlange, die mir mein Märchen-Happy-End verweigert und dafür gesorgt hatte, dass mir alles um die Ohren flog, das Leben schwer zu machen?

»Was hast du gesagt?«, fragte Jemma, nachdem ich ihr von dem Gespräch mit Henry berichtet hatte. »Hast du ihm gesagt, er kann sich seine Zahlen sonst wohin stecken?«

»Natürlich nicht!« Ich lächelte über die militante Haltung meiner Freundin. »Henry gehört zu den Guten, erinnerst du dich?«

»Ja, schon gut, aber im Ernst, Lizzie, was machst du denn jetzt?«

»Ich weiß es nicht«, sagte ich, »ich bin einfach noch nicht so weit, eine Entscheidung zu treffen.«

»Es tut mir ja sehr leid, dir das sagen zu müssen, Süße, aber wenn du dich nicht beeilst, wird wohl jemand anderes für dich entscheiden, die Bank zum Beispiel.«

»Noch ist Zeit, die Dinge in eine andere Richtung zu lenken«, murmelte ich halbherzig und in dem Wissen, dass ich eigentlich am liebsten meinen Koffer gepackt hätte und geflohen wäre, aber wohin?

»Ja, aber es geht ja nicht nur um deine Arbeit, die du, wie du anscheinend vergessen hast, nicht ausstehen kannst; was ist mit deiner finanziellen Situation?«

Ich ließ mich aufs Sofa fallen und kickte meine Schuhe von den Füßen. Ich hasste es, wenn Jemma mit dieser geduldigen Stimme mit mir sprach, die sie normalerweise für ihre um Aufmerksamkeit ringende Tochter reservierte. Ich wollte mir keine vernünftigen Argumente durchs Telefon anhören; eigentlich wollte ich nur weg.

»Das Letzte, was du willst, ist doch wohl, dich in einem Job, den du nicht leiden kannst, zu verschulden und dabei in einer überteuerten Wohnung zu leben, die voller Erinnerungen an animalischen Sex und einen total dekadenten Lebensstil steckt!«

Natürlich hatte sie recht; ich wurde schon rot, wenn ich nur ans Badezimmer dachte, und sehnte mich nach dem, was ich nicht länger hatte. Wenn ich mich nur hätte rächen können, um mit ihm abzuschließen; die Ärmel seiner Designerhemden abschneiden, Chili in seine Calvin-Klein-Unterhosen streuen, aber Giles war dafür zu schlau gewesen. Er war schon monatelang weg gewesen, bevor ich überhaupt bemerkt hatte, dass er gegangen war.

»Was schlagen Eure Weisheit also vor?«, blaffte ich sarkastisch, während ich mir das Hirn zermarterte, um eine Möglichkeit zu finden, wie ich meinen Zorn herauslassen konnte.

»Komm nach Hause.«

Ich verdrehte die Augen und griff nach der Weinflasche, die ich schlauerweise schon vor meinem Anruf geöffnet hatte.

»Du weißt, dass ich nicht nach Hause kommen kann. Das würde bedeuten, ich gebe auf, und ich kann meine Niederlage nicht eingestehen, Jemma! Meine Mutter würde mich das nie vergessen lassen. Ich hab vielleicht nur noch ein winziges bisschen Selbstachtung übrig, aber das werde ich nicht kampflos aufgeben.«

»Okay, lass es mich anders sagen. Komm zurück nach Wynbridge, wie ich es schon einmal vorgeschlagen habe. Komm zu mir und Tom und Ella, nur bis du weißt, was du wirklich machen willst.«

Was ich wirklich wollte, war, dass nichts von dem hier passiert war, ich wollte das Gefühl zurück, dass mein Leben immer noch mit dem Mann meiner Träume verbunden war und ich nur mit ihm im Schlepptau irgendwo hingehen würde.

»Und wo soll ich leben, während ich diese lebensverändernden Entscheidungen treffe?«, fragte ich. Denn Jemma jetzt über meine tiefsten und dunkelsten Wünsche aufzuklären, traute ich mich nicht.

»Du kannst im Café wohnen«, sagte sie nüchtern.

»Was, zwischen Tischen und Stühlen, meinem Bett auf dem Tresen und in der Spüle Wäsche waschen?«

»Oben ist eine Wohnung«, fuhr Jemma fort, meinen Sarkasmus ignorierend. »Ich gebe zu, dass sie bessere Tage gesehen hat, aber es gibt zwei Schlafzimmer, ein Bad, eine Küche und ein Wohnzimmer zu deiner freien Verfügung, wenn du sie willst.«

Ich dachte an die vielen Nachmittage zurück, die wir im Cafégarten und im Laden herumgehangen haben. Mir war nie aufgefallen, dass da oben jemand wohnte.

»Gab’s die Wohnung schon immer?«

»Ja, erinnerst du dich nicht? Die alte Mrs. Taylor hat ihr Haus verkauft und ist da eingezogen, um ihre letzten Ersparnisse ins Café zu stecken. Hat natürlich nicht funktioniert mit den ganzen Imbissen, die an jeder Ecke aufgemacht haben, aber sie hat dort gelebt, bis der Laden schließlich zugemacht hat. Die Wohnung ist noch in ganz passablem Zustand. Wir wollten sie irgendwann vermieten, das Geld könnten wir weiß Gott gut gebrauchen, aber sie gehört dir, wenn du sie willst.«

Ich dachte zurück an Mrs. Taylor mit ihrem strengen Haarknoten, ihrer makellosen Schürze und den dicken, heißen, gebutterten Toasts. Der Gedanke daran, wie bereitwillig wir ihr einfaches, gutes, hausgemachtes Angebot gegen die endlosen Schlangen und die überteuerten, spärlich belegten Burger eingetauscht hatten, die stellvertretend für »den neuen Laden« standen, ließen mein schlechtes Gewissen aufflammen.

»Also, was denkst du?«

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

»Das ist wirklich ein nettes Angebot, Jemma.«

»Und eins, das abzulehnen echt dämlich wäre«, unterbrach sie mich.

»Ich lehne nicht ab«, sagte ich bestimmt. »Ich brauche nur Zeit, mich damit zu befassen. Es gibt so viel zu bedenken.«

»Ist das wirklich so? Du hast einen Job, den du nicht magst, schläfst in einer Wohnung, die du dir nicht leisten kannst, und lebst in einer Stadt, in der du ganz allein bist!«

»Ja, vielen Dank«, schniefte ich, »und ich dachte schon, das Leben könnte schlimmer sein!«

»Mir egal«, sagte Jemma geradeheraus, »du musst zur Vernunft kommen, und wenn wir streiten müssen, damit das passiert, dann ist es das wert – ich hab dich lieb, Lizzie Dixon, und ich werde diesen durchtriebenen Scheißkerl nicht gewinnen lassen!«

»Lass mich darüber schlafen«, sagte ich, diesmal ohne ihrer Meinung über Giles zu widersprechen, »gib mir das Wochenende, um darüber nachzudenken, und ich verspreche dir, dass ich dir nächste Woche Bescheid sage.«

*

Wie nicht anders zu erwarten, konnte ich auch diese Nacht nicht schlafen, aber diesmal starrte ich nicht an die Decke und dachte an all die Arten, auf die Giles mich von meinem Achtstundenschlaf abgehalten hatte. Ich dachte über Jemmas Angebot nach, über meinen verhassten Job und die ganze zusätzliche Zeit, die ich würde aufbringen müssen, um meine schlechten Verkaufszahlen wiedergutzumachen.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich wollte das nicht tun, aber der Preis, den ich zahlen müsste, um ins Café zu ziehen, war unerträglich hoch. Der Aussicht, hinter jeder Ecke meiner Mutter in die Arme zu laufen, konnte ich einfach ganz und gar nichts abgewinnen.

Die letzten zwei Wochenenden nach der Giles-Ära hatte ich so lange im Bett verbracht, bis etwas im Fernsehen kam, das mich ablenkte, an diesem speziellen Samstag stand ich jedoch auf und verließ die Wohnung in der Hoffnung, dass ein erfrischender Spaziergang im Sturm mir dabei helfen würde, einen klaren Kopf zu bekommen, und mich einer Entscheidung näherbringen würde.

Stürmisch war es in der Tat, und ich war noch nicht weit gekommen, als auch noch scharfer, schneidender Eisregen dazukam. Ich duckte mich in den nächstbesten Ladeneingang und stieß mit einer ungeduldig blickenden Frau mit Klemmbrett zusammen.

»Oh, Sie Arme!«, rief sie mit weit aufgerissenen Augen. »Sie sind ja völlig durchnässt! Geben Sie mir Ihren Mantel, und ich zeig Ihnen, wo es langgeht.«

»Nein«, stammelte ich mit klappernden Zähnen, »ist schon in Ordnung. Ich warte nur kurz, bis es etwas weniger wird, wenn das okay ist?«

»Sind Sie nicht Jenny Hudson?«, fragte die Frau stirnrunzelnd und sah hektisch auf ihr Klemmbrett.

Ich schüttelte den Kopf. Eine andere Frau kam aus dem Laden gerannt und fasste sie am Ellbogen.

»Ach, verdammt noch mal, Heather«, sagte die Klemmbrettfrau, »ich fürchte, wir müssen ohne sie anfangen!«

»Sie kommt nicht«, sagte Heather, »sie hat gerade angerufen. Sie hat einen Platten und steckt auf der Ringstraße fest. Bis sie hier ist, wird es zu spät sein.«

»Gut, nimm das.« Sie pfefferte das Klemmbrett grob in die Arme der kleinen Heather. »Ich hab doch gleich gewusst, dass das passiert. Jedes Mal, wenn wir ihr einen Platz reservieren, gibt es irgendein Drama, und sie kommt nicht! Jetzt muss ich das machen, oder?«

Dann plötzlich richtete sie ihren Blick wieder auf mich und lächelte, ihr Gesichtsausdruck ganz verändert.

»Was haben Sie heute Morgen vor?«, fragte sie. »Irgendwelche Pläne?«

»Bitte?«

»Heute Morgen, haben Sie da schon etwas vor? Es ist so, dass wir einen Platz in unserem Nähkurs frei haben. Er kostet nichts. Wie es aussieht, haben wir eine Frau zu wenig, und deshalb würde eine ohne Partnerin sein; der Raum ist so vorbereitet, dass wir heute paarweise an Einzeltischen arbeiten könnten. Sie würden mir einen großen Gefallen tun.«

Anderthalb Stunden später fand ich mich bis zu den Ellbogen in dreieckigen Stoffstücken wieder und plauderte mit einer Frau namens Fiona. Wir machten Fähnchengirlanden mit Frühlingsmotiven und arbeiteten Hand in Hand, während der Hagel ans Ladenfenster trommelte und wir Unmengen von Kaffee tranken, um die noch größeren Mengen von Kuchen herunterzuspülen, die wir gegessen hatten.

Girlanden zu nähen, war ein wenig zu einfach für mich, auch wenn es Monate her war, seit ich zuletzt Bekanntschaft mit einer Nähmaschine und einer Zickzackschere gemacht hatte. Daher war ich ein wenig vor den anderen fertig und fing an, meine Girlande per Hand mit einer einfachen Blumenstickerei zu verzieren.

Die Klemmbrettfrau, auch bekannt als Deborah, sah mir über die Schulter, hob die Augenbrauen und lächelte breit.

»Ich nehme an, du hast so etwas schon mal gemacht?« Sie lachte und beugte sich herunter, um sowohl die Vorder- als auch die Rückseite meiner Bemühungen genau unter die Lupe zu nehmen. »Exquisite Technik«, sagte sie blinzelnd und suchte nach Knoten oder falschen Nähten.

»Meine Großmutter hat mir das beigebracht«, sagte ich, »und nicht nur Nähen, sondern auch Stricken, Häkeln, Applizieren, all so was. Sie war ein echtes Genie im Nähen.«

»Du bist auch nicht so schlecht«, sagte Deborah. Sie lächelte mich an und klopfte mir auf die Schulter, bevor sie weitereilte, um eine Frau zwei Tische weiter zu retten, die es geschafft hatte, ihren Ärmel mit einzunähen.

»Ich glaube, du hast sie beeindruckt«, flüsterte Fiona verschwörerisch. »Ich komme fast jede Woche, und sie sagt fast nie irgendwas Nettes zu irgendwem!«

Am frühen Nachmittag hatte sich der Hagel in richtige schwere Schneeflocken verwandelt, und die restlichen Frauen verließen das City Crafting Café mit verschieden langen Girlanden, sorgfältig verstaut in ihren Einkaufstaschen. Ich blieb zurück und half Deborah und Heather beim Aufräumen. Das war das Mindeste, was ich tun konnte, nach so einem Augen öffnenden Vormittag.

Solange ich mit Giles zusammengelebt hatte, im Stadtleben aufging, zur Arbeit und zurück hetzte, zum Essen und zu scheinbar endlosen Partys, hatte ich ganz vergessen, wie sehr ich es liebte, zu nähen und etwas selbst herzustellen. Wenn ich darüber nachdachte, wusste Giles wahrscheinlich gar nichts von meiner Leidenschaft für Handgemachtes.

Nach der Schule hatte ich Textildesign studiert mit dem Ziel, meine eigenen Sachen anzufertigen und zu verkaufen. Der ursprüngliche Plan war, klein anzufangen; Jemma sollte ihre Backwaren verkaufen, für die sie langsam immer berühmter wurde, und ich meine Patchworktaschen, Girlanden und so weiter, erst an einem Marktstand, bevor wir dann in einen Laden in der Stadt umziehen würden, natürlich dicht gefolgt von der Weltherrschaft.

Nun, da ich unerwarteterweise meine Nähleidenschaft wiederentdeckt hatte, wurde mir bewusst, wie traurig es war, dass ich so viel von dem vergessen hatte, was mir mal wichtig gewesen war, aber wenigstens hatte Jemma an ihrem Traum festgehalten; das Café würde die optimale Umgebung für ihre Backkunst und ihre kulinarischen Fähigkeiten sein. Meine kluge Freundin hatte wirklich alles erreicht, während ich offenbar die letzten Jahre völlig weggetreten gewesen war.

Ich ging zu den mit Stoffrollen beladenen Regalen und zog ein kleines Bündel aus der Restetonne heraus. Bald war Ellas Geburtstag. Dieses Jahr würde ich ihr selbst etwas machen, anstatt mich auf das Internet zu verlassen, inklusive Verpackung und Versand.

»Ich hoffe, du hast oft Gelegenheit, dich deinem Nähtalent zu widmen, Lizzie?«

Ich fuhr zusammen; Deborah hatte mich beobachtet. Ich schüttelte den Kopf.

»Nein, im Moment nicht«, sagte ich, »das ist das erste Mal seit Monaten, dass ich etwas gemacht habe.«

Sie kam zu mir herüber und fing an, die Rollen mit farbigem Baumwollstoff herauszuziehen, welche am besten zu den von mir ausgesuchten Stoffen passten.

»Eine Schande«, sagte sie traurig, »wohnst du weit weg?«

»Nicht wirklich. Das heißt, im Moment nicht. Vielleicht ziehe ich bald um«, fügte ich hinzu und wurde rot bei dem Gedanken. Es stimmte; der Morgen, den ich hier im City Crafting Café verbracht hatte, hatte mich schleichend einer Entscheidung nähergebracht, von der ich dachte, ich bräuchte Wochen, um dahin zu kommen.

»Du hättest nicht zufällig Lust, hier Wochenend-kurse für mich zu leiten?«, fragte sie mit einem Lächeln.

Ich schüttelte den Kopf. Schon die Idee, Leuten das Nähen beizubringen, schien mir absurd.

»Nein, ich glaube nicht, aber danke.« Ich trug meinen Haufen Stoff und Bänder zur Kasse.

Heather rechnete alles zusammen und zog den großzügigen Rabatt ab, den Deborah auf ihr Klemmbrett geschrieben hatte.

»Wow«, sagte ich, »vielen Dank.«

»Betrachte es als einen kleinen Ansporn«, sagte sie grinsend, »falls du doch noch deine Meinung ändern solltest. Und übrigens«, fügte sie hinzu, »hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wunderschöne Haare hast?«

Instinktiv berührte ich meinen Kopf, um zu prüfen, ob die Locken noch glatt waren, aber natürlich waren sie das nicht. Ich hatte mich durch das schlimmste Wetter gekämpft, das der Winter bisher auf die Stadt abgefeuert hatte. In der Luft getrocknet, war mein Haar nun ein Haufen wirrer Locken; Giles wäre, das wusste ich, bei diesem Anblick zusammengezuckt. Am Anfang unserer Beziehung hatte er mein Haar geliebt und mir ständig gesagt, dass es das Erste war, was ihn an mir angezogen hatte.

»Als ich hereinkam und dich dort hinter der Bar sah«, hatte er manchmal geflüstert, wenn wir uns liebten, seine Hände in meinen Locken vergraben, »wusste ich, dass du die Richtige für mich bist. Ich musste dich haben, Lizzie.«

Doch als ich dann in die Stadt zog, veränderten sich die Dinge langsam. Giles startete verschiedene subtile Versuche, mich zu verschönern und mir zu helfen, mich »einzufinden und Fuß zu fassen«, wie er es nannte. Er schlug vor, dass ich meine Sommersprossen mit passendem Make-up abdecken könnte, und er kaufte mir den teuersten Haarglätter der Welt. Wann hatte er eigentlich angefangen, die Frau zu vergessen, die er am Anfang geliebt hatte, fragte ich mich?

»Es gab mal jemanden, der mir ständig gesagt hat, dass er mein Haar liebt«, sagte ich zu Deborah und mir stiegen Tränen in die Augen, »aber das ist lange her.«

Kapitel 4

»Okay, ich komme.

»Was?«

»Ich sagte, ich komme.«

»Im Ernst?«

»Im Ernst, wirklich, ganz bestimmt!«

Wie lange würde diese Diskussion noch dauern, fragte ich mich? Aber ich konnte es Jemma wohl kaum übel nehmen, dass sie eine Bestätigung brauchte. Ich hatte es seit Tagen vermieden, sie anzurufen und ans Telefon zu gehen, doch nur weil ich mir absolut sicher sein wollte, bevor ich es ihr sagte.

»Und du änderst deine Meinung auch wirklich nicht wieder?«

»Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht«, erzählte ich ihr, während ich die blumige Girlande befingerte, die ich quer durch die Küche drapiert hatte, »ich habe heute Morgen gekündigt. Eigentlich müsste ich noch einen Monat bleiben, aber Henry hat gesagt, unter diesen Umständen kann ich gehen, wann ich will. Er musste mir versprechen, niemandem ein Sterbenswörtchen zu verraten. Am Ende der Woche werde ich einfach verschwinden und nicht wiederkommen.«

»Oh, Lizzie! Ich kann es kaum glauben. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass du Ja sagst!«

»Aber ist es trotzdem okay?« Ich schluckte; bekam Panik, dass sie mich nur gefragt hatte, weil sie dachte, ich würde sowieso ablehnen. »Mit der Wohnung, meine ich. Du und Tom habt immer noch nichts dagegen, dass ich da einziehe?«

»Natürlich nicht!« Jemma lachte, dann sagte sie leichthin: »Es ist vielleicht ein bisschen mehr daran zu machen, als ich erst dachte, aber das passt schon. Ben ist da wirklich sehr patent; bisher hat er alles hingekriegt! Also, wann können wir dich erwarten?«

»Welcher Ben?«, stieß ich hervor und kreuzte die Finger in der Hoffnung, es handelte sich nicht um den Ben, der mir sofort in den Sinn kam.

»Der wunderbare Ben Fletcher«, sagte sie. »Ich dachte, das hätte ich dir schon erzählt. Er ist gerade zurück nach Wynbridge gezogen und wohnt bei uns, während wir renovieren. Er ist eine große Hilfe, sehr patent.«

»Das sagtest du schon«, fauchte ich.

»Na ja, ist ja auch egal, hab ich wirklich noch nicht erwähnt, dass er wieder da ist?«

»Das muss dir wohl entfallen sein«, murmelte ich, und mein armes, gebrochenes Herz hämmerte wild in meiner Brust.

Wenn ich von Jemmas anderem Gast gewusst hätte, bevor ich ihr sagte, dass ich zurückkomme, wäre vielleicht etwas anderes dabei herausgekommen. Ich war mir nicht sicher, ob mein ohnehin zerbrechlicher emotionaler Zustand ein Rendezvous mit der Vergangenheit aushalten würde. Nicht dass es da wirklich etwas wie eine gemeinsame Vergangenheit gegeben hätte. Nur Jemma und ich wussten, wie wahnsinnig ich während der ganzen Highschool für Ben Fletcher geschwärmt hatte.

»Also, du wirst dich bestimmt freuen, ihn wiederzusehen. Er sieht sehr gut aus«, sagte Jemma diplomatisch, »und er wird dich ablenken von …«

»Warum wohnt er bei euch?«, unterbrach ich sie, bevor sie mich daran erinnern konnte, wovon er eine willkommene Ablenkung wäre.

»Was meinst du?«

»Warum habt ihr ihm nicht die Wohnung gegeben? Das wäre doch viel sinnvoller gewesen, als ihn bei euch reinzuquetschen.«

»Das war Toms Idee«, sagte sie schnell, »er wollte etwas Zeit mit seinem ältesten Freund verbringen, und da die Wohnung noch nicht ganz fertig war, schien es uns das Logischste, es so zu machen.«

Irgendwas an Jemmas Antwort kam mir spanisch vor. Wie wir alle hatte auch Ben seine Familie in Wynbridge, warum wohnte er nicht bei denen?

»Und außerdem«, sagte Jemma, bevor ich nachfragen konnte, »brauchen wir ihn in unserer Nähe, um die Renovierungsarbeiten zu besprechen, und seine Mutter ist ein absoluter Albtraum. Bei ihr zu wohnen, würde ihn in den Wahnsinn treiben, du weißt ja selbst, wie Mütter sein können, oder? Hier bei uns ist er besser aufgehoben. Also, wann kommst du?«

»Freitagabend«, sagte ich. Ich war etwas irritiert von Jemmas atemloser Antwort auf meine Frage, aber es war keine Zeit, weiter darauf einzugehen. Ich hatte Wichtigeres im Kopf. »Ich muss nur ein paar Koffer und einige kleine Kartons packen. Der ganze Papierkram und die Rechnungen, die die Wohnung betreffen, laufen noch auf Giles, ich kann also einfach das Auto vollladen und abends losfahren.«

»Gibst du deinen Schlüssel beim Vermieter ab oder schiebst du ihn in einem Umschlag mit Hundekacke unter der Tür durch?«, fragte Jemma unschuldig.

»Verdammt, Jem!« Ich lachte und Jemmas fiese Idee vertrieb alle Gedanken an den attraktiven Ben Fletcher. »Du bist vielleicht abscheulich; kein Wunder, dass deine Tochter so außer Rand und Band ist. Ich mag noch nicht einmal daran denken, wie ich das anstellen sollte, aber um deine Frage zu beantworten: weder noch. Ich werde Giles treffen und ihm den Schlüssel persönlich übergeben.«

»Oh, Lizzie, ich glaube, das ist keine gute Idee.«

»Nein«, sagte ich lächelnd, »ich dachte mir schon, dass du das findest, und deshalb bin ich auch so froh, dass du nicht hier bist, um mich davon abzuhalten!«

Nun, da ich endlich den besten Weg gefunden hatte, das Ganze abzuschließen, vereinbarte ich zwei Tage später über Giles’ Sekretärin ein Treffen mit ihm. Es war ein merkwürdiger Tag gewesen. Mein Auto war beladen mit meinen wenigen Besitztümern aus der Wohnung, und wundersamerweise war ich das letzte Mal durch die Tür geschritten – meine Absätze hohl auf dem polierten Boden widerhallend – und hatte sie ohne Wehmut hinter mir zugeknallt.

Auf der Arbeit verbrachte ich die letzten Stunden damit, ein ausgiebiges Mittagessen mit Henry einzunehmen, der beim Abschied versuchte, mich zu küssen, und mir sagte, dass er schon immer eine Schwäche für mich gehabt habe und es in Ordnung sei, wenn ich meine Meinung doch noch ändere und den Job behalten wolle, und dass ich dann bei ihm einziehen könne. Ich gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange und sagte ihm, er sei ein wunderbarer, netter Mann und verdiene eine Frau, die ihn auch liebe, und dass es mir leidtue, ich aber nicht die Richtige für ihn sei, denn ich sei erst mal fertig mit der Liebe und ihren Komplikationen, vielleicht für immer.

Nachdem ich kurz zuvor unter den überraschten Blicken und dem Achselzucken meiner Kollegen meinen Schreibtisch geräumt hatte, marschierte ich in die Bar. Ich hatte sogar noch ein keckes »Wir sehen uns« über die Schulter geworfen und war dann hinausstolziert.

So viel zu einem diskreten Abgang, dachte ich und kicherte ich in mich hinein. Mir war nicht klar, wie erhebend das Gefühl, nach Hause zurückzugehen, sein würde, aber die Gedanken an Jemma und all jene, die ich am Ende des Tages wiedersehen würde, ließen meinen Gang federn.

Und dann sah ich ihn an einem Tisch in der hintersten Ecke der Bar sitzen. Den obersten Hemdknopf geöffnet, den Schlips gelockert, ein Glas in der Hand – er sah aus, als sei er geradewegs einer Hugo-Boss-Reklame entsprungen.

»Lizzie.« Lächelnd stand er auf, als ich mich näherte.