Zimtsterne am Kaminfeuer - Heidi Swain - E-Book

Zimtsterne am Kaminfeuer E-Book

Heidi Swain

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Beschreibung

Knisterndes Kaminfeuer und ein zauberhaftes Winterwunderland

Nach einem niederschmetternden Ereignis, das ihre Zukunftspläne zunichtemacht, schwört Hayley den Männern ein für alle Mal ab und zieht kurzerhand in das Herrenhaus Wynthorpe Hall. Hier hat sie alles, was sie braucht: einen Job, den sie liebt, und eine bunte Truppe Freunde, die sie lieben. Hayley kann es kaum erwarten, dass Wynthorpe Hall bald in weihnachtlichem Glanz erstrahlt und die Besucher zum alljährlichen Christbaumwettbewerb herbeiströmen. Voller Vorfreude stürzt sie sich in die Planung für das romantische Winterwunderland rund um das Herrenhaus und erhält dabei Unterstützung von Gabriel, dem Neuankömmling auf dem Anwesen. Doch trotz all ihrer Vorsätze ist es gar nicht so leicht, ihr Herz vor dem charmanten Holzfäller und seinem riesigen irischen Wolfshund zu verschließen …

»Gemütlich, weihnachtlich und absolut erfüllend! Wieder ein wundervolles Buch!« Mandy Baggot

Lust auf noch mehr Winterromantik von Feel-Good-Königin Heidi Swain? Lesen Sie auch:

Träume sind aus Zimt und Zucker
Apfelpunsch und Winterleuchten

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Heidi Swain lebt mit ihrer Familie im englischen Norfolk. Sie hat eine manchmal ziemlich freche Katze namens Storm und liebt Mince Pies und lange Spaziergänge. Mit ihren winterlichen Feel-Good-Romanen rund um die liebenswerten Bewohner eines Herrenhauses in der Kleinstadt Wynbridge verzaubert sie ihre Leser*innen immer wieder aufs Neue.

Begeisterte Stimmen überZimtsterne am Kaminfeuer:

»Die Feel-Good-Königin!« Woman & Home

»Weihnachtlicher als eine Woche in Lappland – wir lieben es!« heat magazine

»Gemütlich, weihnachtlich und absolut erfüllend! Wieder ein wundervolles Buch!« Mandy Baggot

»Kuschle dich ein mit diesem magischen Buch!« Sue Moorcroft

Außerdem von Heidi Swain lieferbar:

Liebe, die nach Kirschen schmeckt

Apfelpunsch und Winterleuchten

Träume sind aus Zimt und Zucker

Frühling im Kirschblütencafé

www.penguin-verlag.de

Heidi Swain

Roman

Aus dem Englischen von Veronika Dünninger

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Die Originalausgabe erschien 2020

unter dem Titel Snowflakes and Cinnamon Swirls at the Winter Wonderland

bei Simon & Schuster, London.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2020 der Originalausgabe by Heidi Swain

Copyright © 2024 der deutschsprachigen Ausgabe by Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Lisa Wolf

Umschlaggestaltung: bürosüd

Umschlagabbildungen: mauritius images / Steve Vidler, www.buerosued.de

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-31995-3V001

www.penguin-verlag.de

Für Diane.

Leidenschaftlich, inspirierend und gelegentlich zum Schreien komisch ist sie zufällig auch meine Mum.

Kapitel 1

Als ich die Treppe zur Küche von Wynthorpe Hall hinunterging und der Staubsauger hinter mir herpolterte, fiel mir auf, wie ungewöhnlich still es im Herrenhaus war. Normalerweise herrschte um die Mittagszeit reger Betrieb, da sich die Familie, zu der auch wir Angestellten zählten, dann um den Tisch versammelte, um sich das köstlichen Mittagessen, das die Köchin des Hauses, Dorothy, den Vormittag über zubereitet hatte, schmecken zu lassen. Ich nahm an, dass die ungewohnte Stille mit Anna zu tun hatte, irgendetwas hatte sie ausgeheckt, und ich entschied, einfach mitzuspielen. Obwohl ich es heute, ganz im Gegensatz zu sonst, kaum erwarten konnte, zurück in die Stadt zu fahren.

Ich hatte die Tür gerade mal einen Spalt geöffnet, als ein mitreißender Chor von »Hier kommt die Braut« ausbrach. Der Staubsauger wurde mir aus den Händen gerissen, und das Geräusch knallender Korken und Konfettikanonen erfüllte die Luft.

»Ihr Trottel«, sagte ich lachend, während Anna mich zu einer erdrückenden Umarmung an sich zog. »Heute Abend ist nur meine Verlobungsparty, nicht mein Hochzeitstag!«

»Das wissen wir, Hayley«, erwiderte sie, während sie mich noch fester drückte, »und deshalb ist das hier ja auch nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was wir hier auf Wynthorpe Hall geplant haben, wenn der große Tag endlich da ist.«

Anna war großartig. Es gab niemand Besseres für die Rollen der Hochzeitsplanerin und der ersten Brautjungfer.

»Und wann dürfen wir damit rechnen, den gut aussehenden zukünftigen Bräutigam zu Gesicht zu bekommen?«, fragte Angus, während er mir eine mit Champagner gefüllte Kristallflöte reichte. »Ich nehme an, der sexy Gerüstbauer holt dich ab?«

Angus Connelly, ein exzentrische Gentleman, der mit Catherine, der Besitzerin des Herrenhauses, verheiratet war, hatte den passenden Spitznamen für meinen Verlobten gefunden. Gavin Garford, auch bekannt als »der sexy Gerüstbauer«, war zu unserer Highschoolzeit bereits der Schwarm der gesamten Schule gewesen, und in den darauffolgenden Jahren – in denen er sich für einen Job entschied, der darin bestand, Gerüste auf- und wieder abzubauen – war er zu einem überaus ansehnlichen Exemplar von Mann herangewachsen.

Gavin und seine Arbeitskumpel waren in diesem Jahr nach Wynthorpe Hall gerufen worden, um einen Gerüstturm zu errichten, der, wie wir alle hofften, für Angus’ Sicherheit sorgen würde, während er in luftigen Höhen arbeitete. Gavin hatte keine Zeit verloren, mich um ein Date zu bitten, und die stürmische Romanze, die zu seinem Heiratsantrag im Herbst geführt hatte, wurde den hitzigen Fantasien, die ich als Teenager von ihm gehabt hatte, mehr als gerecht.

»Leider nein«, seufzte ich, während ich sanft mit Annas Glas anstieß. »Er arbeitet heute auf der anderen Seite von Peterborough und wird erst am Spätnachmittag zurückkommen.«

»Gibt sein Boss ihm denn nicht den Tag frei?«, fragte Jamie stirnrunzelnd. »Drüben im Pub müsst ihr doch sicher noch einiges vorbereiten.«

Offensichtlich war Jamie – Angus’ und Catherines jüngster Sohn und Erbe des Herrenhauses – nicht sonderlich beeindruckt von der Abwesenheit meines Verehrers.

»Das ist uns beiden durchaus bewusst«, erwiderte ich mit einem frechen Grinsen, »aber manche von uns sind eben keine stolzen Besitzer eines prächtigen Familienanwesens. Wir müssen so viel arbeiten, wie wir können, um lächerliche Anzahlungen zusammenzuknausern, nur um uns ein winziges Zimmerchen in der Stadt zu kaufen.«

»Hat sich immer noch nichts ergeben auf dem Wohnungsmarkt?«, erkundigte sich Mick, der Hausmeister von Wynthorpe Hall, der ebenfalls vor Ort lebte.

»Leider nein«, seufzte ich. »Wenn das so weitergeht, werden wir in Rente sein, bevor die Stadt auch nur die Baupläne genehmigt.«

»Du weißt, dass ihr hier immer willkommen seid«, warf Catherine freundlich ein. »Wir würden uns freuen, dich und Gavin hier einzuquartieren, wenn das heißen würde, dass ihr euch euer eigenes Zuhause früher leisten könnt.«

Catherine bot mir seit meinem letzten Schuljahr immer wieder ein Zimmer im Herrenhaus an. Damals war ich ungewollt schwanger und von meinen Eltern verstoßen worden. Meine Oma hatte zu dem Zeitpunkt als Reinigungskraft auf Wynthorpe Hall gearbeitet, und ihr viel zu früher Tod, zusammen mit meiner Fehlgeburt, führten dazu, dass ich nie eine Ausbildung abgeschlossen hatte. Ich war bald nach Omas Beerdigung nach Hause zurückgekehrt, hatte dafür aber ihren alten Job übernommen. Ich liebte es, mit den Antiquitäten, Gemälden und Nippessachen zu arbeiten, und war zu einer Art selbsternannten Expertin für Denkmalschutz geworden.

»Danke, Catherine«, wandte ich mich lächelnd an meine herzensgute Arbeitgeberin. »Das ist mir bewusst und wie immer weiß ich dein großzügiges Angebot zu schätzen …«

»Aber du wirst es nicht annehmen«, schnitt Jamie mir das Wort ab.

»Und stets zur Stelle sein, um deine Hosen aufzuheben, Jamie Connelly?«, gab ich zurück, während Anna kicherte und Dorothy missbilligend den Kopf schüttelte. »Wohl kaum.«

Die Kleider der Familie zu waschen, war nie Teil meines Jobs gewesen, aber Jamie mit seinen schlampigen Gewohnheiten in Sachen Schmutzwäsche aufzuziehen, war weitaus einfacher, als zu erklären, warum ich zu Hause wohnen musste. Mum und ich hatten in der Vergangenheit zwar unsere Differenzen gehabt, aber ich konnte sie unmöglich Dad und seinem streitlustigen Temperament schutzlos ausliefern. Irgendwann würde auch für mich die Zeit kommen, nach vorn zu blicken, aber noch war es nicht so weit.

»Und außerdem«, ergänzte ich, »haben wir nächste Woche bereits November. Ihr werdet viel zu beschäftigt mit den Weihnachtsvorbereitungen sein, und das Haus wird bis unters Dach mit mehr Verwandten und Freunden vollgestopft sein, als euch lieb ist, meinst du nicht auch?«

Das Gespräch auf Weihnachten zu lenken, war ein Geniestreich. Die bloße Erwähnung sorgte dafür, dass Angus auf seinem Platz ganz zappelig wurde. Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit darauf, Dorothys köstliche Sandwiches zu verschlingen, um den Schampus aufzusaugen, und achtete kaum auf die Ideen, die Angus herunterrasselte, bis irgendwann das Wort »Winterwunderland« fiel und ich den Kopf hob, um zu sehen, wie Catherines Miene sich schlagartig verdüsterte.

»Auf gar keinen Fall«, sagte sie streng.

»Aber …«

»Nein, Angus«, sagte sie noch einmal. »Wir werden auch so schon an unsere Grenzen stoßen, mit dem Weihnachtsbaumwettbewerb und der Party, zusätzlich zu den üblichen Schlittenfahrten.«

»Was denn für ein Weihnachtsbaumwettbewerb?«, erkundigte ich mich, während ich meinen Teller beiseiteschob.

»Hast du denn gar nicht zugehört?«, fragte Anna kopfschüttelnd. »Wir richten dieses Jahr den Baumschmuckwettbewerb aus, da die Kirche für so viele Dezemberhochzeiten gebucht ist, dass sie zwischen den Kirchenbänken keinen Platz für die ganzen Bäume haben.«

»Es wird spektakulär werden«, meldete sich Angus wieder zu Wort. Er schien es sich jetzt schon geradezu bildlich vorzustellen. »Letztes Jahr gab es fast dreißig Bäume, jeder von einer anderen Gemeindegruppe geschmückt. Der vom Eisenwarenladen war über und über mit Miniaturwerkzeugen und DIY-Materialien verziert. Ich fand ihn mit Abstand am besten.«

»Und damit, zusammen mit der Party, um Spenden für das Hilfsprojekt zu sammeln«, rief Catherine ihrem Mann rasch in Erinnerung, »glaube ich kaum, dass wir die Zeit oder die Arbeitskräfte haben werden, um dieses Winterwunderland aufzubauen, das du dir ausgedacht hast.«

»Aber wie du uns eben selbst in Erinnerung gerufen hast, Mum, haben wir den Schlitten bereits«, warf Jamie ein, während er den Blick seines Vaters auffing, »und nichts von dem, was Dad vorschwebt, würde das Herrenhaus in Beschlag nehmen. Nur ein paar zusätzliche Handgriffe draußen, das war’s.«

»Wir könnten eine Schneemaschine leihen«, meinte Angus wehmütig.

»Schlägst du dich etwa auf die Seite deines Vaters, Jamie?«, fragte Anna.

Sie klang so verblüfft, wie sich der Rest von uns zweifellos fühlte.

»Na ja«, schluckte Jamie, »das Hilfsprojekt wird den ganzen Dezember über ruhen, daher könnten wir den Platz im Hof für etwas anderes nutzen, und bis dahin hätten wir außerdem ein zusätzliches Paar Hände vor Ort, das uns unterstützt. Ein durchaus kräftiges Paar Hände.«

Anna und Catherine zogen genau im selben Atemzug die Augenbrauen hoch.

»Ich ergreife nicht wirklich für ihn Partei«, murmelte Jamie. »Ich glaube nur nicht, dass es wahnsinnig kompliziert wäre, es aufzubauen, das ist alles.«

Das war für Angus so gut wie ein grünes Licht, und ich ahnte, dass ein paar anstrengende Wochen vor uns lagen. Ich hatte die allgemeine Aufmerksamkeit vielleicht von meiner Weigerung, Catherines Angebot anzunehmen, abgelenkt, hatte damit aber in ein höllisches lamettabehängtes Wespennest gestochen.

»Und wem soll dieses zusätzliche Paar Hände gehören?«, erkundigte sich Molly, die auf einmal im Türrahmen erschienen war, ihr hübsches Gesicht umrahmt von ihren wilden, roten Locken.

Molly besaß ein unheimliches Talent dafür, aus heiterem Himmel aufzutauchen. Für mich sah sie immer aus, als würde sie auf einem Kissen aus Luft schweben, nicht die Füße auf festen Boden setzen wie der Rest von uns Normalsterblichen.

»Wird es jemand sein, der auf der Durchreise ist, oder jemand, der für immer bleibt?«

»Seit wann ist hier denn irgendjemand mit Durchreisen davongekommen?«, meinte Mick, während er erst auf sich selbst, dann auf mich, dann auf Dorothy und schließlich auf Anna zeigte.

Wir waren alle mit der Vorstellung, dass wir nicht lange bleiben würden, nach Wynthorpe Hall gekommen, aber so lief das hier nicht. Sobald Catherine, Angus, die Hunde und das Herrenhaus den Weg in unsere Herzen gefunden hatten, waren wir in seinen Bann gezogen – für immer.

»Das stimmt.« Molly lachte, ließ sich auf den Platz neben mir fallen und bedachte mich mit einer nach Weihrauch duftenden Umarmung. »Ich wollte nur kurz vorbeischauen, um dir für heute Abend viel Glück zu wünschen, Hayley, nur für den Fall, dass ich später nicht mehr die Gelegenheit bekomme.«

»Danke, Molly.« Ich lächelte und drückte sie ebenfalls.

Ich wusste es zu schätzen, dass sie extra aus ihrem winzigen Cottage im Wald hergekommen war, aber Glück brauchte ich nun wirklich nicht. Es war Molly selbst gewesen, die mir im Frühjahr die Tarotkarten gelesen und mir gesagt hatte, die Liebe würde in meinem Leben vor Jahresende dramatisch in Erscheinung treten. Ich gebe zu, zu dem Zeitpunkt hatte ich es abgetan, aber dann war Gavin in seinem viel zu engen Unterhemd aufgetaucht und hatte mein Herz zum Hämmern gebracht. Sicher, er hatte einen gewissen Ruf, aber wer hatte den nicht?

»Also, wer kommt, um zu bleiben?«, hakte Molly nach.

»Ein Kumpel von mir«, erklärte Jamie. »Jemand, den ich seit einer Ewigkeit kenne und mit dem ich in Afrika zusammengearbeitet habe. Er war schon einmal zu Besuch hier, aber das ist Jahre her. Er hat sich bereit erklärt, die Outdoor-Aktivitäten zu übernehmen, die wir im Zentrum anbieten, und noch ein paar andere, die er selbst entwickelt hat.«

»Ich dachte, du wärst für das alles zuständig, Mick?«

»Das war ich«, antwortete er, »aber ich werde auch nicht jünger, und dieser Kerl hat noch andere Fähigkeiten, die Jamie gut gebrauchen kann.«

»Du wirst aber nicht in den Ruhestand verabschieden, oder?«, neckte ich ihn.

»Nein«, erwiderte er, »natürlich nicht. Ich will einfach wieder zurück in den Garten. Die Studenten vom Gartenbau-College, die jede Woche kommen, haben einen Riesenunterschied gemacht, und Catherine und ich denken, dass es jetzt an der Zeit ist, über eine richtige Instandsetzung nachzudenken.«

Er klang verletzt. Offenbar weil ich angedeutet hatte, er würde sich zurückziehen wollen, daher zwinkerte ich ihm zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich ihn nur aufgezogen hatte.

»Du änderst dich wohl nie, was, Missy?«, meinte er kopfschüttelnd. »Ich hoffe, mit einer Hochzeit, die du zu planen hast, wirst du dich bald mehr für deine eigenen Belange interessieren als für die aller anderen.«

Darüber musste ich lachen. »Verlass dich lieber nicht drauf«, sagte ich zu ihm. »Und was die Angelegenheiten anderer Leute angeht. Kommt dieser Kumpel von dir zufällig mit tragischem Gepäck, Jamie?« Es war ein ungeschriebenes Gesetz – inzwischen eher eine Art Voraussetzung –, dass jeder, der beim Herrenhaus aufschlug, irgendeine Art von Gepäck mit sich trug, von dem er befreit werden musste. Wir alle hatten eine Leidensgeschichte zu erzählen. »Und was noch wichtiger ist: Wann kommt er und wo wird er wohnen? Schließlich muss ich sein Zimmer herrichten.«

»Spätestens Ende des nächsten Monats wird er hier sein«, erklärte Jamie, »und er zieht ins Pförtnercottage, das heißt, wenn du das gründlich durchlüften könntest, wäre das großartig.«

Mir fiel auf, dass er nichts zu dem Gepäck seines Freundes gesagt hatte, aber ich fragte ihn nicht weiter aus. Ich war sicher, früher oder später würde alles ans Licht kommen. Das tat es immer, ob wir wollten oder nicht.

»Ich heize gleich morgen früh ein«, sagte ich zu ihm, »und kräftig durchlüften.«

»Und in der Zwischenzeit, Hayley«, sagte Anna, während sie ihren Stuhl zurückschob, »müssen wir dich in die Stadt bringen, damit du dich auf deine Verlobungsparty heute Abend vorbereiten kannst. Bist du bereit?«

»Und ob ich das bin.« Ich lächelte und holte einmal tief Luft, während ich mich innerlich für all das wappnete, was mich erwartete.

Kapitel 2

»Bin zu Hause!«, rief ich, während ich die Hintertür mit der Schulter aufdrückte, sie hinter mir zuknallen ließ und meine Tasche auf den Tisch warf. »Du hast die Tür also noch immer nicht in Ordnung gebracht?«

Den Teil mit der Tür rief ich nicht laut. Mein Dad und seine Launen waren immer schwer einzuschätzen, wenn man ihn nicht im Auge hatte. In letzter Zeit hing seine Stimmung davon ab, wie gut er sich auf seinen bevorzugten Online-Glücksspielseiten geschlagen hatte.

»Aber ich bleibe nicht lange!«, ergänzte ich, während ich nach dem Wasserkocher griff und einen Blick auf die Uhr warf. »Ich will sicherstellen, dass im Pub alles hergerichtet ist, bevor ich anfange, darüber nachzudenken, was ich anziehen soll.«

Anna, Molly und ich hatten einen Shoppingtrip nach Norwich unternommen, um Outfits für die Party auszusuchen, aber ich war noch immer nicht überzeugt, dass das eher zurückhaltende Kleid, für das wir uns entschieden hatten, wirklich das Richtige für mich war. Eigentlich trug ich lieber enge Tops und Skinny Jeans.

»Und was ist mit meinem Abendessen?«, kam Dads schroffe Stimme.

»Evelyn baut ein Büfett auf«, rief ich ihm in Erinnerung, »es wird jede Menge zu futtern geben. Wo ist Mum?«

»Sie hat gesagt, sie würde direkt zum Heim fahren, wenn sie in der Schule fertig ist.«

Dad war nicht berufstätig. Ich konnte mich kaum erinnern, dass er tagsüber je das Haus verlassen hatte, um irgendwohin zu gehen außer zum Pub oder zu den Buchmachern. Mum dagegen hatte immer mehrere Jobs gleichzeitig. Reinigungskraft und Kantinenfrau – oder Mittagsaufsicht, wie sie heutzutage genannt wurden – in einer Schule und Hauswirtschaftshilfe in einem Pflegeheim war die derzeitige Kombination.

Bei der Hurren-Familie zu Hause zu leben, war etwas völlig anderes, als bei den Connellys im Herrenhaus zu arbeiten, aber ich schaffte es, diese beiden gegensätzlichen Teile meines Lebens unter einen Hut zu bringen. Meistens.

Sosehr ich mich auch danach sehnte, Catherines freundliches Angebot anzunehmen, wusste ich doch, dass Mum mich brauchte, wenn Dad mal wieder betrunken sein ganzes Geld verprasst hatte.

»Machst du mir jetzt was zum Abendessen, oder was?«, bellte Dad.

»Ich habe dir doch eben gesagt, es wird ein Büfett geben.«

»Winzige Sandwiches und diese stinkenden russischen Eier, die Evelyn am laufenden Band fabriziert?«, stöhnte er. »Ich brauch was Richtiges, um den Abend zu überstehen.«

Angesichts seines Tonfalls würde ich sagen, dass es in den Kasinos nicht zu seinen Gunsten gelaufen war. Ich warf einen kurzen Blick in den Kühlschrank, schaltete den Wasserkocher wieder aus und nahm mein Portemonnaie aus der Handtasche.

»Ich laufe rasch zur Pommesbude«, sagte ich resigniert. Mein Trip zum Mermaid musste also warten. »Sie müssten die Fritteusen inzwischen angeworfen haben.«

»Für mich einen großen Kabeljau«, rief Dad zurück.

Ich ließ meinen Ärger an der kaputten Hintertür aus und ging die Straße hoch in die Stadt.

»Großen Kabeljau, große Pommes und zwei Brötchen, bitte, Sharon«, bat ich, während ich in meinem Portemonnaie kramte, um zu sehen, ob ich genug Kleingeld zusammenkratzen konnte. Die Familie Connelly zahlte gut, aber meinen Lohn weit genug zu strecken, um einen so großen Appetit wie den meines Vaters zu befriedigen, war nicht immer leicht.

»Ich kann nicht glauben, dass du in diesen Jeans genug Platz hast, um das alles hineinzustopfen«, hörte ich eine vertraute Stimme dicht an meinem Ohr. »Und wolltest du dich nicht mit Kohlehydraten zurückhalten, bis wir vor den Traualtar stehen?«

»Was tust du denn hier?«, sagte ich lachend und schnellte herum. »Ich dachte, du müsstest heute Nachmittag lange arbeiten?«

»Ich wollte dich überraschen.« Gavin grinste und nagelte mich mit seinen durchdringenden blauen Augen fest, bevor er mir vor allen Leuten einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen drückte.

»Und du hast einen Abstecher zur Pommesbude unternommen, weil …?«

»Ich wollte deinem Dad was zu essen mitbringen«, schnitt er mir das Wort ab. »Du weißt doch genauso gut wie ich, dass er den ganzen Abend eine miese Laune haben wird, wenn er den Bauch nicht voll hat, und ich werde nicht zulassen, dass er uns unsere Party verdirbt, weil die Sandwiches zu klein sind.«

Das war typisch Gavin. Er fand immer irgendeine Möglichkeit, im Hurren-Haushalt die Wogen zu glätten. Wir waren kaum zusammengekommen, als er schon herausgefunden hatte, dass frische Blumen der Weg zu Mums Herz waren, während er Dad am glücklichsten machte, indem er mit einem Sixpack Lagerbier unter dem Arm auftauchte.

»Bist du immer noch mit den Jungs zum Vorglühen verabredet?«, fragte ich, um einen leichten Ton bemüht, während ich anfing, Kleingeld abzuzählen.

Ich war nicht gerade begeistert von der Idee, aber Gavins Kumpel hatten darauf bestanden, ihren Anführer, wenn sie ihn schon verlieren würden, stilvoll zu verabschieden. Ich hatte vorgeschlagen, dass sie sich so etwas besser für den Junggesellenabschied aufheben sollten, den sie bereits in Dublin planten, aber darauf waren sie gar nicht eingegangen.

»Nein«, antwortete Gavin und reichte Sharon einen frischen Zwanziger. Sie konnte es sich nicht verkneifen, vor ihm mit den Wimpern zu klimpern, obwohl sie wusste, dass er vergeben war.

»Im Ernst?«, fragte ich stirnrunzelnd.

»Im Ernst.« Er grinste. »Ich habe ihnen gesagt, dass ich heute Abend nur dir gehöre. Mein Platz ist jetzt an deiner Seite, Hayley.«

»Mum?«, rief ich, als ich wieder nach Hause kam und sah, dass sie ihre Jacke über eine Stuhllehne geworfen hatte.

»Ich komme gleich runter.«

Ich schnappte mir zwei Teller und begann damit, einen mit dem Essen zu füllen und eine Handvoll Pommes und das zusätzliche Brötchen auf den anderen zu legen.

»Ich dachte, du wärst arbeiten«, sagte ich, als sie schließlich hereinkam.

»Ich durfte früher Schluss machen.« Sie verdrehte die Augen, als sie die Teller bemerkte. »Hast du ihm gesagt, dass es ein Büfett geben wird?«

»Natürlich«, antwortete ich, »aber der hier ist für dich. Lass es ihn nur nicht sehen.«

»Danke, Liebes.« Sie lächelte. »Seit dem Frühstück habe ich nichts mehr gegessen.«

»Rate mal, wem ich in der Pommesbude über den Weg gelaufen bin.«

»Wem denn?«

»Gavin.« Ich grinste. »Er hat auch früher Schluss gemacht. Er wollte nur noch auf einen Sprung zum Lebensmittelladen, das heißt, er wird gleich hier sein.«

»Na, das sollte er aber auch«, meinte Mum, während sie begann, das Brötchen mit Pommes frites zu beladen. »Es wird ein denkwürdiger Abend werden.«

Ich bekam kein Wort des Dankes von meinem Vater, als ich ihm sein frühes Abendessen auf einem Tablett servierte und es ihm auf den Schoß stellte.

»Das hat ja ganz schön lange gedauert«, schnauzte er mich an und scheuchte mich mit einer Handbewegung beiseite, weil ich zwischen ihm und dem Fernseher stand.

»Gern geschehen.«

»Sie knausern schon wieder bei den Pommes«, knurrte er, als er schließlich auf seinen Teller sah. »Und was soll ich mit einem einzigen winzigen Brötchen anfangen?«

Etwas, was The Codfather niemals tat, war es, bei den Portionsgrößen zu knausern, aber ich würde ihn nicht korrigieren oder ihn wissen lassen, dass ich einen Teil davon für Mum abgezweigt hatte, die sich bereits den Arsch abgearbeitet hatte, lange bevor er aus dem Bett gerollt war.

»Gavin wird gleich hier sein«, sagte ich stattdessen. »Er ist früher von der Arbeit gekommen und noch zum Laden gegangen, um dir ein paar Bier mitzubringen.«

»Mit dem hast du einen richtig guten Fang gemacht, Mädchen«, murmelte Dad, wobei er leicht besänftigt klang. »Er hätte jede Frau in dieser Stadt haben können – auch wenn ich annehme, dass er das vermutlich immer noch kann.«

Seine letzte Bemerkung ignorierte ich. Ich hatte das ein oder andere Gerücht gehört, aber da die von einer von Gavins Ex-Freundinnen stammten, entschied ich, ihnen keinen Glauben zu schenken.

»Also sorg besser dafür, dass du es nicht vermasselst.«

»Da besteht keine Gefahr«, sagte in diesem Augenblick mein wundervoller Verlobter, während er den Kopf ins Zimmer steckte und mir die gekühlten Bierdosen reichte. »Ihre Hayley ist einmalig, Mr. Hurren. Man könnte sagen, ich bin es, der hier einen Volltreffer gelandet hat«, ergänzte er mit einem Augenzwinkern in meine Richtung.

»Ja, na ja«, meinte Dad, während er sein erstes Lagerbier des Tages aufriss, »darüber weiß ich nichts, aber nach der Geschichte mit diesem Kunstlehrer damals auf der Schule bin ich einfach froh, dass wir sie vom Hals haben.«

»Apropos dein alter Kunstlehrer«, sagte Gavin, während er es sich auf meinem Bett bequem machte, um zuzusehen, wie ich mich nach meinem Bad abtrocknete und anzog, »hast du diese Woche wieder irgendetwas gezeichnet?«

Als Gavin und ich zusammenkamen, hatten sich seine Kumpel lediglich wegen meines berüchtigten Rufs in der elften Klasse an mich erinnert, wohingegen sich mein sexy Gerüstbauer gleich nach meinem künstlerischen Talent erkundigt hatte.

»Deine Arbeit war phänomenal«, hatte er gesagt, wobei er aufrichtig beeindruckt klang. »Du hast drei Jahre in Folge die Jahresabschluss-Ausstellung gewonnen, stimmt’s? Inzwischen bist du doch bestimmt noch besser geworden.«

Ich war geschmeichelt, dass er sich erinnerte, aber ich erzählte ihm nicht, dass ich meine Farben zusammen mit meinen Erinnerungen an diese letzten Wochen an der Schule, bevor die Sommerferien überhaupt angefangen hatten, weggepackt hatte.

»Willst du uns allen Ernstes sagen, dass du dich an ihre Bilder erinnern kannst«, zogen Gavins sogenannte Freunde ihn auf, »aber nicht daran, dass sie von einem Lehrer geschwängert wurde, der alt genug war, um ihr Vater zu sein?«

Ich hatte ihre gehässigen Kommentare mit einem Schulterzucken abgetan, und Gavin sorgte dafür, dass sie den Mund hielten, sobald wir begannen, ernsthaft miteinander zu gehen. Dafür ließ er bei etwas anderem nicht locker.

In einem unvorsichtigen Moment hatte ich ihm anvertraut, dass ich, seit ich mich erinnern konnte, immer dann am glücklichsten gewesen war, wenn ich zeichnete, entwarf und malte, und wie ich einmal vorgehabt hatte, es nach meinem Schulabschluss auf die Kunsthochschule zu schaffen. Er sagte, es sei ein Jammer, dass es nicht geklappt hätte, aber die Tatsache, dass das Leben mir ein paar harte Lektionen erteilt hätte, sei kein Grund, nie wieder einen Pinsel in die Hand zu nehmen.

Sobald er wusste, wie ich mich fühlte, ließ er bei dem Thema nicht mehr locker, und eines verregneten Sonntagnachmittags half er mir, meine Staffelei auf dem Dachboden auszugraben. Niemand sonst wusste davon. Nicht mal Anna.

»Ich habe ein paar grobe Zeichnungen zustandegebracht«, sagte ich jetzt zu Gavin. Ich verdrängte alle Gedanken an den Kunstlehrer, der mich damals mit leeren Blättern und einem unglaublich schlechten Gewissen zurückgelassen hatte. »Und ich habe die mit den Hunden, die zusammengerollt vor dem Herd liegen, fertiggestellt.«

Floss und Suki, die beiden kleinen Kläffer von Wynthorpe Hall, waren die perfekten Modelle. Sie konnten stundenlang vor sich hin dösen, solange sie die Bäuche voll hatten. Ich hatte rasch ein paar vorläufige Skizzen angefertigt, als ich mit ihnen allein war, und ein paar Schnappschüsse mit meinem Handy gemacht, um danach in aller Ruhe daran weiterarbeiten zu können.

»Kann ich sie sehen?«

»Später vielleicht.« Ich wies mit einem Nicken auf die Uhr auf dem Nachttisch. »Wir müssen jetzt wirklich los.«

»Seid ihr zwei so weit?«, rief Mum, kaum dass ich meinen Satz beendet hatte, die Treppe hoch. »Es kann nichts schaden, ein bisschen früher da zu sein und noch einmal zu überprüfen, dass auch alles so ist, wie es sein soll.«

»Wir kommen gleich!«, rief ich zurück, zog mir mein neues Kleid über den Kopf und drehte mich um, damit Gavin mir mit dem Reißverschluss helfen konnte.

Ich war noch immer nicht überzeugt, dass es das richtige Outfit war, aber mir lief die Zeit davon.

»Je früher wir unser eigenes Zuhause finden, desto besser«, murmelte er.

»Ich weiß.« Ich schnellte herum, um mich im Spiegel zu betrachten, während ich mich fragte, ob ich hohe oder flache Schuhe anziehen sollte. »Catherine hat uns erst heute wieder ein Zimmer oben im Herrenhaus angeboten.«

»Dieses kleine Cottage wäre besser geeignet.«

»Das Pförtnercottage, meinst du?«

»Genau das«, sagte Gavin lächelnd. »Das wäre das perfekte Liebesnest für ein frisch verlobtes Paar.«

»Das wäre es allerdings«, pflichtete ich bei, »aber es ist bereits vergeben. Oder das wird es bald sein.«

Gavin schwieg.

»Aber wir werden uns hier einfach zusammenzuquetschen, oder?«, fragte ich. Ich schlang ihm die Arme um den Hals, während ich daran dachte, wie romantisch es sein würde, jeden Morgen neben ihm aufzuwachen. »Ich habe gehört, zu zweit verbraucht man kaum mehr, als wenn man allein wohnt.«

»Nicht mit jemandem wie deinem Vater, der uns auf der Tasche liegt.«

»Da hast du allerdings recht«, seufzte ich, und die Idylle wich rasch einem Bild meines Dads, wie er ausgestreckt auf dem Sofa lag und sein eigenes Körpergewicht an Erdnüssen in sich hineinstopfte, »aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, Mum hier alleinzulassen.«

»Ich weiß«, seufzte Gavin, »irgendwann wird es allerdings passieren müssen.«

»Nur jetzt noch nicht«, sagte ich und küsste ihn leicht auf die Lippen.

»Na schön«, sagte er lächelnd, hielt mich auf Armeslänge und nickte anerkennend, während er mein neues Kleid in Augenschein nahm. »Eigentlich spielt es auch keine Rolle, wo wir sind, oder? Solange wir zusammen sein können.«

»Ganz genau«, pflichtete ich bei.

»Ich liebe dich, Hayley Hurren-demnächst-Garford«, sagte er lachend.

»Ich dich auch«, entgegnete ich und lachte ebenfalls.

Kapitel 3

Ich hatte Catherine und Angus ausdrücklich gebeten, für die Party nicht extra in die Stadt zu kommen. Ich wusste, dass es nicht ihr Ding sein würde. Catherine hatte wohl mein Unbehagen gespürt und sich bereiterklärt, wegzubleiben, allerdings nur, indem sie mir das Versprechen abnahm, dass Gavin und ich ihr und Angus in der darauffolgenden Woche beim Dinner auf Wynthorpe Hall Gesellschaft leisten würden. Der Rest des Clans hatte vor zu kommen, würde aber wohl erst etwas später eintreffen.

»Anna und ich haben um sieben eine Telefonkonferenz«, hatte Jamie mir tagsüber erklärt, »aber danach fahren wir sofort zusammen mit Molly los.«

»Kein Problem«, hatte ich erwidert, denn es machte mir wirklich nichts aus. Das Hilfsprojekt zu leiten, bei dem sie trauernde Kinder und Jugendliche unterstützten, hatte sich zu einem Vollzeitjob entwickelt, und regelmäßige Arbeitszeiten waren für meine Freunde zu einem Ding der Unmöglichkeit geworden.

»Es eilt nicht«, versicherte ich ihm. »Ich würde es Jim zutrauen, dass er nach der Sperrstunde eine geschlossene Gesellschaft draus macht, lasst euch also ruhig Zeit.«

»Dorothy und ich werden zusammen kommen«, hatte Mick später, als wir allein waren, erklärt. »Es ist ein Jammer, dass Gavin dich heute nicht von der Arbeit abholen kann. Ihr zwei solltet euch zusammen fertig machen und gemeinsam dort erscheinen. Es ärgert mich immer noch, dass er das Saufgelage mit seinen Kumpeln wichtiger findet.«

Genau wie ich hatte auch Mick die Gerüchte über Gavin gehört, daher wusste er, besser als alle anderen auf Wynthorpe Hall, von dem zweifelhaften Ruf, den sich Gavin in den letzten Jahren erworben hatte. Es war mir noch immer nicht gelungen, ihn zu überzeugen, dass mein Verlobter sich geändert hatte, aber ich hoffte, die Tatsache, dass Gavin sich letztlich doch für mich entschieden hatte, würde ihn dazu bringen, seine Vorbehalte gegen ihn aufzugeben. Während ich mit einem stocknüchternen Gavin, der nur Augen für mich hatte, an meinem Arm in die Stadt ging, wünschte ich unwillkürlich, Mick könnte da sein, um es zu sehen.

Das Mermaid, wunderschön geschmückt für den Anlass, mit einem fröhlich knisternden Feuer im Kamin, sah warm und einladend aus, trotz des unterschwelligen Geruchs nach Eiern.

»Abend, ihr zwei.« Jim stürzte hinter dem Tresen hervor, um uns unsere Jacken abzunehmen. »Ist das euch beiden recht so?«

»Es ist perfekt«, sagte ich zu ihm. »Danke, Jim. Ich weiß, wie viel Arbeit du und Evelyn in das alles gesteckt habt.«

»Und sieh dir die riesigen Sandwiches an«, sagte Gavin lachend und zeigte auf eine Platte voller belegter Brötchen, die groß genug waren, um sogar den ständig rumorenden Magen meines Vaters zu beruhigen.

»Die waren die Idee meiner Frau«, kicherte Jim. »Sie dachte, einige der Gäste würden die feinen leichten Häppchen, die manche von uns bevorzugen, vielleicht nicht zu schätzen wissen.«

Wir alle lachten, und ich ging weiter den Tisch entlang, bevor ich mich umwandte, um das entzückende Banner zu bewundern, das über der Bar hing.

»Wo ist das denn hergekommen?«, fragte ich.

»Lizzie vom Kirschblütencafé«, strahlte Jim. »Sie hat es vorhin vorbeigebracht. Gefällt es dir?«

Das kunstvoll bemalte Werk erstreckte sich von einer Seite der Bar bis zur anderen, mit meinem und Gavins Namen, die geschickt ineinander verschlungen waren.

»Es ist absolut hinreißend«, schniefte ich, während heiße Tränen hinter meinen Augen kribbelten. »Ich habe nichts auch nur annähernd so Hübsches erwartet.«

Gavin kam und stellte sich wieder neben mich. Er nahm meine Hand und küsste sie.

»Wenn du um deine Talente nicht so ein Geheimnis machen würdest«, flüsterte er mir ins Ohr, »hättest du so etwas selbst machen können.«

Ich wusste, dass er recht hatte, aber Lizzies Bemühungen hätte ich dennoch nicht übertreffen können. Ich wollte eben etwas in der Richtung sagen, als die Pubtür aufgerissen wurde und Jemma, die Besitzerin des Kirschblütencafés, rückwärts hereinkam, mit etwas in den Händen, das nach einer riesigen Kuchenschachtel aussah.

»Entschuldigt die Verspätung!«, rief sie. »Aber heute war die Hölle los! Die Kunden fragen schon jetzt nach dem Weihnachtsmenü und den Adventsnachmittagen, daher waren wir regelrecht eingeschneit mit Arbeit.«

Sie drückte die Schachtel vorsichtig Jim in die Hände und riss sich die Jacke herunter.

»Kein Wortspiel beabsichtigt«, ergänzte sie lächelnd, während sie die Jacke hinwarf und die Schachtel wieder an sich nahm. »Aber im Ernst«, schwärmte sie, »ich kann kaum glauben, dass Weihnachten schon fast wieder vor der Tür steht. Es fühlt sich an, als ob es erst fünf Minuten her ist, dass wir die Dekorationen vom letzten Jahr weggepackt haben. Also«, fuhr sie dann fort, während sie sich zu mir und Gavin umwandte. Sie holte einmal tief Luft, sodass sie ein klein wenig ruhiger klang. »Wo hättet ihr sie gern?«

Ich konnte ihre Frage nicht beantworten, da ich nicht wusste, wer oder was »sie« war.

»Evelyn hat in der Mitte einen Platz frei gelassen«, schaltete Jim sich ein. »Den Ehrenplatz, ganz vorn.«

Ich kam mir ein bisschen überflüssig vor, während ich nur so herumstand. Ich sah Gavin an und er zog mich näher zu sich. Die selbstsichere Miene, die er aufgesetzt hatte, ließ mich vermuten, dass er genau wusste, was hier gespielt wurde.

»Ich hoffe, sie gefällt dir, Hayley«, sagte Jemma, hob ehrfürchtig den Deckel an und brachte die hübscheste Verlobungstorte zum Vorschein, die ich je gesehen hatte. Sie war ungefähr in dem gleichen Stil wie Lizzies Banner verziert und eigentlich viel zu hübsch, um sie anzuschneiden. »Gavin wollte, dass es eine Überraschung ist, aber ehrlich gesagt dachte ich, er hätte dir längst davon erzählt.«

»Oh«, hauchte ich und schlang die Arme fester um Gavins Taille, während Jemma die Torte sorgfältig in der Lücke zwischen den Cocktailwürstchen und anderen Dingen auf kleinen Spießen arrangierte. »Sie ist wunderschön!«

»Ich hatte so ein Gefühl, sie würde dir gefallen«, meinte Gavin stolz.

»Ich liebe sie«, bestätigte ich.

Jemma stieß einen erleichterten Seufzer aus und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. Ich hatte keine eigens für uns entworfene Torte erwartet und war entzückt, dass Gavin sich die Mühe gemacht hatte, sich um eine zu kümmern. Der Stil und die Dekorationen waren perfekt, und wieder konnte ich es kaum erwarten, vor Mick Gavins Loblied zu singen. Wenn diese Geste seine Bedenken, dass mein Verlobter im Grunde seines Herzens noch immer ein kleiner Playboy war, nicht zerstreute, dann würde es nichts tun.

»Macht es dir etwas aus, wenn ich dir die Rechnung jetzt gleich gebe?«, fuhr Jemma fort, griff nach ihrer Jacke und zog einen Umschlag aus der Tasche. »Ich weiß, später werde ich es vergessen, und du hast ja gesagt, du wolltest sofort bezahlen, stimmt’s, Gavin?«

»Das habe ich.« Er nickte und schnappte sich den Umschlag, bevor ich eine Chance hatte, einen Blick darauf zu werfen. »Ich komme gleich morgen früh zum Café und kümmere mich darum. Und das Gleiche gilt für die Büfettrechnung, Jim«, ergänzte er.

Ich sah zurück zum Tisch und versuchte, rasch zu überschlagen, wie viel wir alles in allem für den Abend hinblättern würden. Es würde zweifellos ein größeres Loch in unsere bescheidenen Ersparnisse reißen.

»Hey, jetzt schau nicht so besorgt«, meinte Gavin, als ich einen langen Seufzer ausstieß. »Ich habe alles im Griff.«

Jemma und Jim entfernten sich diskret außer Hörweite.

»Aber das alles hier wird nicht gerade billig, oder?« Ich runzelte die Stirn und biss mir auf die Lippe. »Und wir haben eben erst angefangen zu sparen …«

»Hey«, schnitt Gavin mir das Wort ab, während er Jemmas Umschlag tiefer in seine Tasche stopfte. »Hör zu, Hayley. Wir können jederzeit mehr Geld verdienen, oder?«

»Ich nehm’s an«, meinte ich schulterzuckend.

»Aber heute Abend«, fuhr er fort und nahm meine Hände, »feiern wir unsere Verlobung, und, na ja, das ist schließlich eine einmalige Angelegenheit.«

Da hatte er nicht unrecht.

»Und ich will, dass es etwas ganz Besonderes wird.« Er lächelte. »Ich will, dass es ein Abend wird, den wir nie vergessen werden.«

»Natürlich.« Ich erwiderte sein Lächeln, während ich hörte, wie die Pubtür aufging und unsere ersten Gäste eintrafen. »Das will ich auch.«

Ich wunderte mich, dass es Mum so schnell gelungen war, Dad vom Sofa loszueisen, in ein frisches Hemd zu stecken und aus dem Haus zu scheuchen.

»Ich schnappe mir noch schnell die Büfettrechnung von Jim«, sagte Gavin und küsste mir die Wange, während er mich losließ. »Wie wär’s, wenn du in der Zwischenzeit irgendwo einen Platz für deine Eltern suchst?«

»Hayley, ich war mir ja nicht sicher bei diesem Kleid.« Mum musterte mich von Kopf bis Fuß, während wir für sie und Dad einen Tisch in Beschlag nahmen. »Ich dachte nicht, dass es dir stehen würde, aber ehrlich gesagt, passt es sehr gut zu der neuen Hayley.«

»Der neuen Hayley?«, fragte ich, bemüht, mir die Bewunderung über ihr Kompliment zu meinem Outfit nicht anmerken zu lassen. »Was soll das denn heißen?«

»Sie meint, dass du sanfter geworden bist«, sagte Dad rundheraus.

»Das habe ich überhaupt nicht gemeint«, widersprach Mum kopfschüttelnd.

Ich sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Na ja, ich nehme an, irgendwie schon«, meinte sie schulterzuckend. »Seit diese Anna auf der Bildfläche erschienen ist, hast du dich verändert.«

Vor nicht langer Zeit hätte ich diese Behauptung noch in aller Entschiedenheit von mir gewiesen, aber Mum hatte recht. Nachdem ich erst zugesehen hatte, wie Anna und Jamie sich verliebten, und jetzt aus erster Hand erlebte, wie sich eine Beziehung zu einer echten Partnerschaft entwickeln konnte, hatte ich meine Deckung weit genug aufgegeben, um die Liebe auch in mein eigenes Leben zu lassen. Jahrelang waren Jungs für mich vor allem ein netter Zeitvertreib gewesen, aber jetzt war ich mit Gavin verlobt und hatte es irgendwie zu einem Happy End geschafft. Ich war vielleicht nicht sanfter geworden, wie mein Dad behauptete, sondern einfach erwachsen.

»Na ja, ich hoffe, ich habe mich zum Besseren verändert«, wollte ich gerade sagen, doch Dad schnitt mir das Wort ab.

»Pass bloß auf«, warnte er mich, »dass du dir nichts einbildest, so lange, wie du jetzt schon in diesem Haus dort oben arbeitest. Vergiss nicht, Mädchen, du bist eine von uns, nicht von denen.«

Gott steh mir bei, dachte ich, sagte es aber nicht laut. Es war noch gar nicht so lange her, da hätte Mum ihm beigepflichtet, aber ich war nicht die Einzige, die sich verändert hatte; ihre Einstellung gegenüber Wynthorpe Hall und der Familie, die dort lebte, hatte es ebenfalls getan.

»Ich hab’s dir schon mal gesagt«, schwafelte Dad weiter, während er auf die Bar zusteuerte, »du kannst von Glück reden, dass du einen Mann gefunden hast, der dich heiraten will, nach dem, was du dir auf der Schule geleistet hast. Du solltest besser zusehen, dass du ihn hältst, und ihn nicht vergraulen, indem du einen auf feine Dame machst.«

»Ignorier ihn einfach«, zischelte Mum, als sie spürte, dass ich bereit war, zum Gegenschlag auszuholen. »Verschaff ihm nicht die Befriedigung eines Streits. Nicht heute Abend. Er sagt das alles nur, um dich zu provozieren. Du weißt doch, wie gern er eine Szene macht.«

Da hatte sie natürlich recht. Ich schluckte meine schroffe Retourkutsche hinunter und holte stattdessen ein paarmal tief Luft. Die neue Hayley war vielleicht ein wenig sanfter, dennoch lauerte die alte immer noch darauf, zuzuschlagen, wenn es sein musste.

»Ist dir dein Kerl etwa schon jetzt abhandengekommen?«, witzelte meine Tante Jenny, als sie Mum und mich allein am Tisch sitzen sah. »Das geht ja nicht gut los, was, Hayley?«

»Er redet mit Jim«, sagte ich zu ihr und sah hinüber zur Tür, wo er gerade noch gestanden hatte.

Aber jetzt war von ihm keine Spur zu sehen und der Pub begann sich bereits zu füllen.

»Achte gar nicht auf sie«, tat Dad mich mit einer Handbewegung ab und reichte Tante Jenny ein kleines Glas Guinness, ihr Lieblingsgetränk. »In der ersten Stunde sind alle Getränke umsonst, Jen. Mach das Beste draus.«

»Sie sind nicht umsonst, Dad«, warf ich missbilligend ein. »Gavin und ich übernehmen die Rechnung.«

»Ist doch dasselbe«, knurrte er kopfschüttelnd.

»Ja«, fauchte ich, »ich nehme an, das ist es. Aber vergiss nicht: Umso mehr getrunken wird, desto teurer wird es für uns, was im Endeffekt bedeutet, dass weniger in der Familienkasse bleibt.«

Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Groschen fiel, aber schließlich kapierte Dad es und sah aus, als ob er seinen Spruch bitter bereute.

»Da ist er ja!«, rief meine Tante, bevor Dad die Chance hatte, anzufangen, Gläser wieder an sich zu reißen, »mein fabelhafter künftiger Schwiegerneffe!«

Sie klang, als hätte sie bereits mehr als nur ein kleines Glas geleert.

»Sieht aus, als ob bei jemandem das Vorglühen außer Kontrolle geraten ist«, flüsterte Gavin, während er herüberschlenderte und sich neben mich stellte. Ich kicherte.

»Und apropos Vorglühen«, sagte ich und wies mit einem Nicken zu dem halben Dutzend seiner Kumpel, die eben zur Pubtür hereingestolpert waren. »Geh und red ein Wort mit ihnen, ja?«, flehte ich ihn an. »Ich will nicht, dass sie auch noch außer Kontrolle geraten.«

»Ich versuch’s«, versprach er, »aber gut möglich, dass sie immer sauer auf mich sind, weil ich ihnen eine Abfuhr erteilt habe.«

»Diese dämlichen Idioten«, meinte ich kopfschüttelnd. »Sag ihnen, wir sind nicht mehr auf der Highschool. Wir sind jetzt erwachsen.«

Ein lauter Jubel brach aus, als Gavin sich zu seiner Gang gesellte, und ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass sie, wenn sie zu Hause schon reichlich Wodka getankt hatten, wenigstens unsere Barrechnung nicht so sehr in die Höhe treiben würden.

Dass sie ihre Drinks nach der ersten Stunde selbst bezahlen mussten, hielt unsere Gäste nicht davon ab, den Abend zu genießen, und ein paar Stunden später war die Party in vollem Gange und der Geräuschpegel zusammen mit der Anzahl geleerter Gläser deutlich gestiegen. Ich ließ den Blick über die fröhliche Menge schweifen, aber von der Wynthorpe-Truppe fehlte noch immer jede Spur. Ich nahm an, dass Jamies und Annas Telefonkonferenz länger dauerte als erwartet. Hoffentlich würden sich wenigstens Mick und Dorothy bald blicken lassen.

»Wird es nicht Zeit, dass du ein paar Worte sagst und diese hinreißende Torte anschneidest?«, fragte Mum, während sie sich auf den Tisch stützte, um Jemmas kunstvollen Umgang mit einem Spritzbeutel zu bewundern. »Wo steckt denn Gavin?«

Ich hatte ihn kaum noch gesehen, seit seine Kumpel eingetroffen waren, und nahm an, dass er vermutlich draußen war und heimlich eine Zigarette rauchte. Er hatte mir versprochen, auch ohne sie leben zu können, immerhin würden wir so ein kleines Vermögen sparen. Oder er unterhielt sich mit seinen Eltern, die sich, wie nicht anders zu erwarten, an einen Tisch gesetzt hatten, der so weit wie nur menschenmöglich von meinem entfernt war.

»Ich suche ihn«, sagte ich entschieden zu Mum, »sobald du mir versprochen hast, dass du keinen Tropfen mehr anrührst.«

Sie sah allmählich ein bisschen mitgenommen aus, und ich wusste aus jahrelanger Erfahrung, wenn es etwas gab, das einem Mitglied des Hurren-Haushalts nicht guttat, dann war es zu viel Alkohol. Dad schien schon jetzt auf zügigem Weg in den Vollrausch, und ich wusste, wenn Mum es ihm gleichtat, dann würden Gavin und ich die Nacht als Schiedsrichter verbringen anstatt zusammengekuschelt unter der Decke.

»Ich nehme nur noch einen einzigen Drink«, hickste Mum, »um auf dich und Gavin anzustoßen.«

Ich musterte sie mit zusammengekniffenen Augen, doch diese Bitte konnte ich ihr wohl kaum abschlagen. Vor nicht sehr langer Zeit hätte sie sich kein bisschen für mein künftiges Glück interessiert. Ich hatte hart daran gearbeitet, einen Teil des Schadens wiedergutzumachen, den meine jugendlichen Verfehlungen angerichtet hatten, und nicht vor, die alten Streitigkeiten wiederaufflammen zu lassen.

»Also gut«, lenkte ich ein, »ich suche Gavin, aber du trinkst keinen Schluck mehr, bis wir die Torte anschneiden.«

»In Ordnung.« Sie nickte und stellte ihr halb geleertes Weinglas geräuschvoll ab. »Kein Tropfen wird über meine Lippen kommen, bis du den Champagner geköpft hast.«

»Also, wer macht hier jetzt einen auf feine Dame!«, sagte ich lachend in Anspielung auf die Worte meines Dads. »Champagner, na klar! Du wirst Prosecco trinken und er wird dir schmecken!«

Gavin war nicht draußen, um zu rauchen, und er war auch nicht im Biergarten, damit blieb nur noch ein Ort übrig. Ich zwängte mich an den Gratulanten vorbei, durch die Tür, die den Flur hinunter zu den Toiletten führte, und wollte gerade hineingehen, als ich gegen eine harte Wand stieß.

Na ja, nicht wirklich eine Wand, mir war schon klar, dass es sich um eine Männerbrust handelte, aber es gab trotzdem kaum ein Durchkommen.

»Ach Mist«, sagte der Mann und hielt mich an den Oberarmen fest, während ich fast bis zur Bar zurückgeschleudert wurde. »Entschuldige. Bin ich dir auf den Fuß getreten?«

»Nein«, antwortete ich, während ich mich befreite und nach Luft schnappte. »Nicht wirklich.«

Mein Blick wanderte langsam von seinem Oberkörper hoch zu seinem Gesicht: zerfurcht, stirnrunzelnd und bärtig. In den braunen, grüblerischen Augen erkannte ich keinen Einheimischen. Jemand von dieser Statur würde nicht leicht zu vergessen sein, aber er hatte trotzdem irgendetwas vage Vertrautes an sich. Irgendwie erinnerte er an einen kanadischen Holzfäller. Das rot-schwarz-karierte Hemd, das er trug, untermauerte dieses Klischee auch noch.

»Es tut mir wirklich leid«, entschuldigte er sich. »Ich habe nicht damit gerechnet …«

»Dass jemand auf der anderen Seite der Tür ist?«

»Du weißt aber schon, dass das hier die Herrentoilette ist, oder?« Er zeigte auf das Schild, während ich versuchte, an ihm vorbeizukommen.

»Ja«, sagte ich, »natürlich weiß ich das.«

»Na ja, an deiner Stelle würde ich da jetzt nicht reingehen«, sagte er, noch immer ohne mich vorbeizulassen. »Warte lieber ein, zwei Minuten.«

»Na toll«, meinte ich naserümpfend.

»Nein«, sagte er, während ihm unter seinem Bart die Röte ins Gesicht stieg, »das habe ich nicht gemeint. In einer der Kabinen ist ein Pärchen.«

Ich wusste, dass es sich dabei unmöglich um Gavin handeln konnte, aber aus irgendeinem Grund fühlte ich mich verpflichtet, mich hundertprozentig zu vergewissern.

»Schon gut«, sagte ich zu dem Holzfäller. »Ich werde ganz still sein. Wer immer dort drinnen ist, wird keinen Mucks von mir hören.«

»Wie du willst«, meinte er schulterzuckend und ließ mich schließlich durch, bevor er zurück zur Bar ging.

Ich schlich auf Zehenspitzen hinein und lauschte mit angehaltenem Atem auf irgendein Geräusch, das bewies, dass auf der anderen Seite der Tür nicht mein treuer Verlobter war. Mein Herz hämmerte wie wild in der Brust, und ich hoffte inständig, dass das Pärchen in der Kabine mich nicht bemerkte. Nach ein paar Sekunden, die sich eher wie Minuten anfühlten, hörte ich ein flaches Keuchen, gefolgt von einem scharfen Atemzug und dann einem kehligen Stöhnen.

»Gavin, o Gott, Gavin …«

Während der Schock zu mir durchdrang und der scharfe, beißende Geschmack von Galle in meiner Kehle hochstieg, begriff ich, dass es Sharon, dieses Biest, von der Pommesbude war. Ihre Stimme würde ich überall erkennen.

»Lass uns das hier richtig gut machen«, stöhnte Gavin zur Antwort auf irgendetwas, das sie sagte. Ich schlug die Hände vor den Mund, um nicht aufzuschreien, wenn auch aus völlig anderen Gründen als die Schlampe Sharon. »Das hier ist meine letzte Chance auf ein bisschen Spaß nebenbei, also gib alles, was du hast, Mädchen.«

Was für ein Charmeur. Ich würde ihm eine reinhauen, sobald ich die Kabinentür eingetreten hatte.

»Das hast du an dem Wochenende, nachdem du ihr einen Antrag gemacht hast, auch gesagt«, keuchte Sharon.

Ich konnte die Belustigung in ihrer Stimme heraushören, und ich glaubte, mich übergeben zu müssen. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

»Gavin!«, brüllte ich und hämmerte mit der geballten Faust gegen die Tür. »Du Scheißkerl!«

Mein Kampfschrei stieß auf verblüfftes Schweigen, und ein Teil von mir wäre am liebsten über die Kabinentür geklettert, um ihre Gesichter zu sehen.

»Ich gehe jetzt«, fuhr ich etwas ruhiger fort, »vergiss nicht, die Getränkerechnung bei Jim abzuholen.«

Ich konnte nicht glauben, wie cool und beherrscht ich klang. Ich fühlte mich mit Sicherheit nicht so.

»Aber ich werde deine Unterschrift brauchen, um Zugriff auf das Sparkonto zu kriegen«, kam Gavins erbärmliche Stimme durch die Tür. »Ich glaube nicht, dass ich ohne dich an das Geld komme.«

Ich konnte nicht glauben, dass das das Einzige war, was er mir zu sagen hatte. Die alte Hayley, die, an die Mum mich vorhin erinnert hatte und die jetzt nur noch dafür da war, Vergeltungsschläge gegen meinen Dad zu führen, hätte die Tür aus den Angeln und dann ihn selbst in Stücke gerissen. Die Luft wäre blau von Flüchen gewesen, Haare wären herausgerissen und Kleider in die Toilette gespült worden, vorausgesetzt, die beiden hatten überhaupt Zeit gehabt, sich ihrer zu entledigen.

Aber diese Person war ich nicht mehr, die sich rächte, die Gavin vor allen als Idioten bloßstellte und Sharon zur Hure erklärte. Diese Person hatte hier keinen Platz mehr, und auf die neue Hayley, die an ihre Stelle getreten war, würde nichts als Schmerz, Kummer und Demütigung warten, wenn sie nicht rasch handelte.

Ich überließ die beiden sich selbst, schlüpfte ungesehen hinter die Bar, schnappte mir meine Jacke und Tasche und ging ohne ein Wort davon.

Kapitel 4

Die frische Herbstluft schlug mir hart ins Gesicht, als ich loslief, verzweifelt bemüht, möglichst rasch möglichst viel Abstand zwischen mich und den Pub zu bringen. Während ich die Arme in die Ärmel meiner Jacke steckte, spürte ich das Handy in meiner Jackentasche vibrieren. Ich ignorierte es.

Ich hatte nicht die Absicht, zurückzugehen und mir Gavins erbärmliche Rechtfertigung dafür anzuhören, warum er sich ausgerechnet an dem Abend unserer Verlobungsfeier vom Pommesmädchen sein Würstchen grillen ließ, aber ich konnte auch nicht die ganze Nacht durch die Straßen laufen.

Widerstrebend zückte ich mein Handy, um meine Kontakte durchzuscrollen und zu entscheiden, wen ich in meiner Stunde der Not anrufen sollte. Es war jedoch gar nicht Gavin, der mich angerufen hatte. Dem Anrufliste zufolge hatte er sich überhaupt nicht gemeldet, aber ich hatte ein paar entgangene Anrufe vom Herrenhaus und ein halbes Dutzend Textnachrichten von Anna, die erklärte, warum sie und die anderen es noch nicht zur Party geschafft hatten.

Mick hatte mit einer leeren Batterie im Land Rover zu kämpfen, und die geplante Telefonkonferenz dauerte, dank der launischen Internetverbindung auf dem Land, weitaus länger als erwartet. Ich dankte meinem Schicksal, dass von einem effizienten WLAN auf Wynthorpe noch immer keine Rede sein konnte. Ich glaube nicht, dass ich mit Annas und Dorothys teilnahmsvollen Worten hätte umgehen können, oder mit Jamies und Micks Zorn, wenn sie meine Demütigung aus erster Hand miterlebt hätten.

Fröstelnd wickelte ich mich fester in meine Jacke und lief über die Straße. Ich könnte mir am Marktplatz ein Taxi nehmen und zum Herrenhaus fahren. Nur bis ich entschieden hatte, wie meine nächsten Schritte aussehen würden.

Das markerschütternde Dröhnen einer Hupe katapultierte mich in die Gegenwart zurück und ich sprang mit einem Satz zurück auf den Gehsteig. Mein Herz hämmerte in der Brust, und ich schützte meine Augen mit einer Hand vor den grellen Scheinwerfern eines Trucks, der mit quietschenden Reifen neben mir zum Stehen kam.

»Du schon wieder!«, kam die Stimme eines Mannes von der Fahrerseite. »Du bist doch das Mädchen aus dem Pub, oder? Diesmal werde ich mich nicht entschuldigen. Du bist mir genau vor den Wagen gelaufen.«

»Entschuldigung«, lenkte ich sofort ein, in dem Wissen, dass ich mit sehr viel Glück davongekommen war.

Die Räder am Truck des Holzfällers hätten mich so flach wie einen Pfannkuchen drücken können. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich die Kälte vor Schreck gar nicht mehr spürte.

»Ich hab dich nicht gesehen«, meinte ich kleinlaut. Meine Stimme schwankte ein wenig, zweifellos von dem Schock.

»Aber es geht dir gut?«

»Ja«, sagte ich und atmete aus. »Ja, alles okay.«

Mir war weitaus wärmer als noch vor ein paar Sekunden, so viel stand fest. Der Effekt, den eine anständige Dosis Adrenalin auf das Nervensystem haben konnte, war erstaunlich.

»Na ja, wenn du sicher bist?«

»Das bin ich.«

»In dem Fall«, sagte er und beugte sich weiter über den Sitz vor, »du weißt wohl nicht zufällig den Weg nach Wynthorpe Hall, oder?«

»Doch«, sagte ich zu ihm, eine Hand bereits an den Türgriff des Trucks gelegt. »Du hast Glück. Ich bin zufällig selbst auf dem Weg dorthin.«

Ich schwang mich auf den Beifahrersitz hoch, warf meine Tasche in den Fußraum und schnallte mich an.

»Okay?«, fragte ich, als er nichts sagte.

»Ich weiß nicht«, meinte er stirnrunzelnd. »Ist es für dich normal, zu Fremden in den Truck zu steigen?«

Ich war noch immer nicht überzeugt, dass dieser Typ wirklich ein Fremder war. Er war vielleicht kein Einheimischer, aber von irgendwoher kannte ich ihn. Hoffentlich nicht von einem Fahndungsplakat.

»Es wäre schon ziemliches Pech, wenn ich mich als Axt schwingender Mörder oder so entpuppen würde, oder?«

»Oh, glaub mir«, erwiderte ich schniefend, »bei dem Glück, das ich heute Abend habe, würde ich mich über gar nichts mehr wundern.«

»Na schön«, meinte er schulterzuckend und legte den Gang wieder ein, während ich ihm zeigte, in welche Richtung er fahren musste.

»Also, dann lass mal hören«, sagte ich. Mir war es wichtig, mich zu vergewissern, dass er tatsächlich kein Axt schwingender Mörder war, bevor wir aus der Stadt herausgefahren waren. »Warum musst du nach Wynthorpe Hall?«

»Ich werde dort arbeiten«, erklärte er. »Mein Kumpel Jamie Connelly hat mir einen Job angeboten.«

»Du bist der neue Outdoor-Aktivitäten-Typ.« Ich nickte, als der Groschen fiel. »Jamies Kumpel aus der Zeit, als er bei dem Projekt mit afrikanischen Kindern gearbeitet hat.«

»Der bin ich«, bestätigte er, »aber wir haben uns schon lange vor Afrika gekannt.«

Das bedeutete, wenn er hier für den Wald, seine Instandhaltung und sein Management zuständig sein würde, dann war er tatsächlich eine Art Holzfäller. Ich gab mir zehn von zehn Punkten für meine scharfe Beobachtungsgabe und ging in Gedanken das Wenige durch, was Jamie mir über ihn erzählt hatte.

»Ich bin übrigens Gabriel«, sagte er, »aber meine Freunde nennen mich Gabe.«

Auf einmal war ich mir nicht mehr so sicher, dass meine Entscheidung, bei diesem Typen mitzufahren, eine gute war. Jamie hatte gesagt, sein Freund sei schon einmal beim Herrenhaus gewesen, aber wenn das der Fall war, würde er doch sicher bereits wissen, wie man dorthin kam, oder? War ich ahnungslos in die Fänge eines Schwindlers geraten?

»Ich kann es kaum erwarten, Catherine und Angus wiederzusehen«, fuhr er fort, als ich nichts sagte. »Es ist Jahre her, seit ich dort zu Besuch war – fast ein Jahrzehnt –, und seitdem bin ich nicht mehr Auto gefahren, was der Grund ist, weshalb ich mich nicht an den Weg erinnern.«

Das war Musik in meinen Ohren. Ein Navi war nirgends in Sicht, und sich auf den schmalen Straßen und Feldwegen der Fens, die bestenfalls dürftig ausgeschildert waren, zurechtzufinden war selbst im kalten Tageslicht nicht einfach, aber bei Nacht nahezu unmöglich, wenn man die Gegend nicht bereits kannte.

»Ich habe Jamie geschrieben, dass ich früher komme, das heißt, ich hoffe, er erwartet mich.«

»Hättest du nicht beim Herrenhaus anrufen können?«, meinte ich, »oder eine Textnachricht schicken? Das Internet dort ist praktisch nicht zu gebrauchen, aber Textnachrichten kommen eigentlich ganz gut durch.«

Angesichts dessen, was er vorhin gesagt hatte, war ich mir sicher, dass Jamie ihn noch nicht erwartete, und ärgerlicherweise hatte ich noch keine Chance gehabt, das Pförtnercottage auf Vordermann zu bringen.

»Ich war auf Reisen«, meinte er schulterzuckend. »Und ich habe kein Handy.«

»Was?«

»Ich habe kein Handy.«

»Im Ernst?«

»Im Ernst.« Er lachte, als er meine schockierte Miene bemerkte. »Daher habe ich einen Brief mit der Post geschickt, kurz bevor ich mich vom anderen Ende der Erde auf den Rückweg gemacht habe, und auf das Beste gehofft.«

»Na ja«, sagte ich zu ihm, »ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Brief nie angekommen ist, und folglich ist deine Unterkunft auch noch nicht ganz fertig.«

»Und woher weißt du das alles?«

»Weil ich die Haushälterin auf Wynthorpe Hall bin«, erklärte ich stolz. »Das Cottage sollte noch gründlich durchgelüftet und geheizt werden, bevor du kommst. Heute Nacht wirst du einfach das Beste draus machen müssen, aber ich kann dir wenigstens deine Bettwäsche und Handtücher vom Herrenhaus bringen.«

Mir gefiel es nicht besonders, dass er irgendwo einziehen würde, wo ich nicht einmal kurz durchgeputzt hatte. Hätte er im Herrenhaus gewohnt, wäre das kein Problem gewesen, aber das Cottage war seit Monaten nicht mehr bewohnt gewesen.

»Bist du zufällig Hayley?«, fragte er stirnrunzelnd.

»Ja«, antwortete ich, noch schockierter als in dem Moment, in dem er verkündet hatte, dass er kein Handy besaß. »Aber woher weißt du das?«

»Ich kann mich an dich erinnern«, sagte er und kniff die Augen zusammen. »Du hast im Herrenhaus gewohnt, als ich das letzte Mal zu Besuch war, aber damals warst du doch sicher zu jung, um zu arbeiten, oder?«

Ich gab keine Antwort. Offenbar war er ungefähr zu der Zeit zu Besuch gewesen, als ich die Schule verlassen hatte.

»Du siehst anders aus«, bemerkte er.

»Das bringt die Zeit so mit sich«, erwiderte ich kurz angebunden. »Hier musst du links abbiegen.«

Wir fuhren schweigend ein kleines Stück weiter. Es war typisch, dass die einzige Person, die Jamie eingestellt hatte, um für das Hilfsprojekt zu arbeiten, bereits über meine Anfänge auf Wynthorpe Hall Bescheid wusste. Ich würde wohl nie einen Neuanfang machen können, wenn ich mich nicht entschied, ein paar Meilen Abstand zwischen meine Vergangenheit und mich zu bringen, und jetzt kam zu allem anderen auch noch die Geschichte mit Gavin dazu. Vielleicht sollte ich mir eine Scheibe bei Anna, Jamie und diesem Typen hier abschneiden und für eine Weile abhauen.

»Wie war noch gleich dein Name?«, fragte ich, als mir bewusst wurde, dass ich nicht wirklich darauf geachtet hatte, als er sich vorgestellt hatte.

»Gabriel.« Er räusperte sich. »Oder Gabe, abgekürzt.«

»Wie der Engel?«

»Genau wie der Engel«, sagte er lächelnd.

Es hatte eine gewisse Ironie, dass er genau in dem Moment in meinem Leben aufgetaucht war, in dem ich gerettet werden musste, auch wenn er mich mit seinen Truckscheinwerfern angestrahlt hatte und nicht mit einem himmlischen Lichtschein von oben.

»Und genau rechtzeitig für Weihnachten«, bemerkte ich.

»Ja.« Er nickte. »Ich nehm’s an.«

»Na ja, ich hoffe, du wirst auf Wynthorpe Hall glücklich sein«, sagte ich zu ihm. »Wir sind ein ziemlich entspannter Haufen …«

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich irgendetwas auf der Rückbank zu bewegen und Gestalt anzunehmen begann. Es wurde größer, füllte den Raum aus, und ich war drauf und dran, aus dem Truck zu springen und zurück in die Stadt zu rennen.

»Ach du Scheiße«, stöhnte ich, »was zum Teufel ist das denn?«

»Schon gut«, sagte Gabe sanft, »keine Panik. Das ist nur mein Hund.«

»Das ist kein Hund«, krächzte ich und rollte mich zu einer Kugel zusammen. »Das ist ein verdammter Riese.«

»Da hast du fast recht.« Gabe lachte. »Er ist ein Irischer Wolfshund.«

Der drahtige graue Kopf des Wolfshunds tauchte langsam auf. Er stützte ihn auf die Rückenlehne des Sitzes zwischen uns und starrte durch die Windschutzscheibe in die unbeleuchtete Dunkelheit der Fenlands hinaus. Von mir nahm er keine Notiz. Gott sei Dank.

»Sein Name ist Bran.«

»Bran?«, wiederholte ich, aber nicht sehr laut, nur für den Fall, dass das Biest mich hörte.

»Nach der alten Riesen-Gottheit.«

»Ach ja, natürlich …« Molly würde diesen Typen und seinen Hund, der so groß wie ein Shetlandpony war, absolut lieben. »Hast du ihn schon lange?«