Für immer und eh nicht - Heike Wanner - E-Book

Für immer und eh nicht E-Book

Heike Wanner

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Beschreibung

Eigentlich hatte Theresa schon jede Hoffnung aufgegeben, ihren Traummann zu finden. Oder überhaupt einen Mann. Und dann steht er plötzlich vor ihr, der Traummann, komplett mit Schloss, Pferden und blendendem Aussehen. Sogar Schuhe kauft er gern, und mit ihrer Mutter versteht er sich auch hervorragend. Ist so ein Mann ein Geschenk des Himmels? Oder ist so viel Perfektion eher die Hölle auf Erden?

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Das Buch

Was wäre, wenn plötzlich der absolut perfekte Mann vor der Tür stünde? Die 38-jährige Apothekerin Theresa Neumann kann ihr Glück kaum fassen, als sich der unglaublich gutaussehende und charmante Raphael von Hohenstein in sie verliebt. Was sie nicht ahnt: Raphael ist eigentlich ein Schutzengel und wurde wegen einer himmlischen Wette auf die Erde geschickt. Theresa kann ein wenig attraktive Ablenkung gut gebrauchen: Das Scheitern ihrer letzten Beziehung nagt noch an ihrem Selbstbewusstsein, ihr Bruder Sebastian nervt sie mit seinem unreifen Verhalten, und dann zieht auch noch ihre Mutter bei ihr ein. Angeblich nur vorübergehend, da der frisch pensionierte Vater meint, das gemeinsame Haus auf den Kopf stellen zu müssen. Zum Glück liest der göttliche Raphael Theresa jeden Wunsch von den Augen ab, auch wenn er dazu manchmal etwas Coaching per SMS aus dem Himmel benötigt. Doch Theresa muss feststellen, dass die Erfüllung aller Wünsche allein nicht glücklich macht. Vor allem nicht, wenn ein ganz normaler Mann mit Ecken und Kanten ihr Herz viel schneller schlagen lässt …

Die Autorin

Heike Wanner, geboren 1967, arbeitet als Angestellte bei einer Fluggesellschaft und lebt in der Nähe von Frankfurt. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.

Von Heike Wanner sind in unserem Hause bereits erschienen:

Der Tod des Traumprinzen

Frauenzimmer frei

HEIKE WANNER

ROMAN

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-taschenbuch.‌de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie

etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder

Übertragung können zivil- oder strafrechtlich

verfolgt werden.

Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage Juli 2011

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2011

Umschlaggestaltung und Titelabbildung: © bürosüd° GmbH, München

Satz und eBook:

Himmlischer Prolog

Jesus trommelte gereizt mit den Fingern auf den Konferenztisch. Es war 8.05 Uhr am Freitagmorgen, und seine Mitarbeiter waren wieder einmal zu spät.

Seit fast zweitausend Jahren fand das himmlische Team-Meeting jeden Freitagmorgen um 8 Uhr statt. Aber noch nie in diesen zweitausend Jahren waren seine Kollegen pünktlich erschienen. Petrus entschuldigte sein verspätetes Erscheinen jedes Mal mit einem Wetterproblem, das kurzfristig irgendwo auf der Welt aufgetaucht war und sein Eingreifen erforderte. Adam und Eva hatten immer mindestens ein krankes Kind in ihrer zahlreichen Nachkommenschaft, das sie zunächst irgendwo unterbringen mussten, bevor sie zur Arbeit erscheinen konnten. Die Jungfrau Maria war zwar schon im Haus, räumte aber vermutlich gerade das Büro ihres Sohnes auf. Und der Erzengel Gabriel schließlich war ein ausgesprochener Morgenmuffel und entschuldigte sich grundsätzlich nie für seine Unpünktlichkeit.

Jesus seufzte und blickte wieder zur Uhr. Da öffnete sich die Tür und Petrus eilte ins Zimmer.

»Entschuldigung«, murmelte er, während er einen dicken Aktenordner auf den Tisch fallen ließ und seinen Laptop aufklappte. »Über dem Äquator in Afrika tobt ein schwerer Gewittersturm, den ich erst einmal umleiten musste.«

Er zog einen Stuhl zu sich heran und setzte sich ächzend darauf. »Sonst hätten wir Teile des kostbaren Regenwaldes verloren.«

Wieder öffnete sich die Tür, und die Jungfrau Maria trat zusammen mit dem Erzengel Gabriel ins Zimmer. Während der Engel zur Begrüßung nur nickte und sich schweigend auf seinen Platz setzte, musterte Maria ihren Sohn liebevoll. »Guten Morgen, mein Schatz«, sagte sie und störte sich nicht im Geringsten daran, dass alle mithörten. »Du siehst müde aus.«

»Äh – wirklich?«, murmelte Jesus peinlich berührt und war froh, dass in diesem Moment Adam und Eva eintrafen. Wie vermutet hatte das Paar eine schlaflose Nacht wegen eines erkrankten Kindes hinter sich. Die beiden wirkten erschöpft und gereizt.

»Da sitze ich sonst immer«, protestierte Eva, als sich Adam auf den nächstgelegenen freien Stuhl fallen ließ.

»Ich weiß«, antwortete Adam und gähnte herzhaft. »Aber heute tauschen wir mal. Schau, hier ist auch noch frei!« Er deutete auf den Platz rechts neben sich.

Eva schüttelte den Kopf. »Ich will aber da sitzen, wo ich immer sitze!«

»Und ich bin zu müde, um aufzustehen.«

»Du warst schon die ganze Nacht zu müde zum Aufstehen«, bemerkte Eva mit spitzer Stimme. »Ich war diejenige, die das Kind herumgetragen hat, bis es eingeschlafen ist –«

»… nachdem ich es den ganzen Abend lang beschäftigt hatte, während du unbedingt bei der Auswahl der neuen Engelskleidung helfen musstest.«

»Das Einkleiden der Engel geht uns alle an«, giftete Eva zurück.

»Mich nicht. Mir ist es egal, wie sie herumlaufen.«

»Dir ist es ja auch egal, wie du herumläufst«, brummte Eva und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.

Adam verdrehte die Augen. »Seit wann erfüllen wir hier oben eine modische Mission?«

Eva ignorierte seine letzte Frage. »Kann ich jetzt auf meinem Stuhl sitzen oder nicht?«

Wortlos rückte Adam einen Platz weiter, und Jesus atmete erleichtert auf. Er hasste Auseinandersetzungen am Morgen, und solch ein Streit gleich zu Beginn der Sitzung wirkte sich immer schlecht auf die Stimmung aus. »Es ist mittlerweile acht Uhr zehn.« Sein strafender Blick traf alle in der Runde. »Lasst uns endlich anfangen! Erster Tagesordnungspunkt: Statistik. Petrus, kannst du uns einen Überblick verschaffen?«

Petrus nickte und schlug seinen Ordner auf. »Wir hatten in der vergangenen Woche weltweit mehr Abgänge durch Todesfälle und Austritte als Zugänge durch Geburten und Taufen. Es waren exakt –«

»… viel zu viele!«, unterbrach ihn der Erzengel Gabriel und legte seine hohe Stirn in sorgenvolle Falten.

»Äh … wie bitte?« Petrus sah von seinen Akten auf.

»Wir haben schon seit Wochen mehr Abgänge als Zugänge. Das ist nicht gut.«

»Warum nicht?«, wollte Maria wissen.

»Wenn Petrus’ Informationen stimmen, sinkt die Zahl der Menschen, um die wir uns kümmern müssen, ständig.«

»Natürlich stimmen meine Zahlen!«

»Das ist besorgniserregend.« Gabriels Miene wurde immer finsterer. »Wir haben jetzt schon Probleme mit Schutzengeln, die nicht vermittelt werden können.«

Adam lachte. »Arbeitslose Schutzengel. Der Witz ist gut!«

»Das ist nicht komisch!«, wies Eva ihn zurecht.

»Das stimmt leider«, bestätigte Gabriel. »Diese Engel sitzen herum, langweilen sich und kommen auf dumme Ideen.«

»O ja!«, bestätigte Eva. »Gestern Abend bei der Kleiderprobe haben sich mehrere Engel ziemlich danebenbenommen.«

»Und wie? Haben sie nicht auf Anhieb die farblich passenden Schuhe zu ihren neuen Gewändern gewählt?«, fragte Adam und grinste spöttisch.

»So etwas erwarte ich bei Männern gar nicht, mein Lieber!« Eva sah ihn verächtlich an.

»Was haben sie dann gemacht?«, wollte Maria wissen.

»Sie haben herumgealbert, nicht richtig zugehört und sind schließlich noch während der Anprobe eingeschlafen!«

»Was für ein Skandal!«, sagte Adam lachend. »Wenn ich stundenlang irgendwelche Klamotten anprobieren müsste, würde ich auch einschlafen.«

»Natürlich. Du schläfst ja auch ein, wenn neben dir ein krankes Kind schreit und –«

»Ich werde mich um das Problem kümmern«, unterbrach Gabriel den Wortwechsel der beiden. »Mir fällt schon etwas für sie ein. Können wir jetzt bitte zur Tagesordnung zurückkehren? Ich habe nicht ewig Zeit.«

Petrus nickte erleichtert und begann, mit monotoner Stimme sein umfangreiches Zahlenmaterial vorzutragen. Gerade, als er bei der aktuellen Zahl der Ehescheidungen in den einzelnen Ländern angelangt war, meldete sich Maria zu Wort. »Das werden ja immer mehr!«

»Wen wundert es?«, fragte Adam mit einem Seitenblick auf seine Frau.

»Ja, genau«, bestätigte Eva höhnisch. »Bei der Einstellung der Männer heutzutage kann keine Beziehung gut gehen!«

»Du meinst also, es liegt an den Männern?«

»Natürlich!«

»Das glaube ich nicht«, warf Maria schüchtern ein.

»Kann ich mir denken«, entgegnete Eva. »Aber du vermagst das auch nicht richtig zu beurteilen.«

»Warum nicht?«

Eva seufzte. »Du bist so eine Art Sonderfall.«

»Ich bin sehr glücklich.«

»Mit dem richtigen Mann wäre ich das auch.«

Adam schüttelte den Kopf. »Du wärst mit keinem Mann zufrieden.«

»Sollen wir wetten?«

Maria sprang auf. »Ihr wollt doch hoffentlich keinen Ehebruch begehen!«

»Natürlich nicht«, beruhigte Adam sie. »Das hätte wenig Aussicht auf Erfolg. Den perfekten Mann für eine Frau gibt es nämlich nicht.«

»Und wenn doch?« Eva erhob sich ebenfalls und stemmte angriffslustig ihre Hände in die Seiten. »Ich werde dir beweisen, dass eine Frau mit einem Mann glücklich sein kann, wenn er nur die richtigen Eigenschaften hat.«

»Und wie willst du das anstellen?«

»Tja …« Eva wirkte plötzlich ratlos und blickte hilfesuchend in die Runde. Als ihr Blick auf Gabriel fiel, hellte sich ihr Gesicht schlagartig auf. »Wir nehmen einfach einen arbeitslosen Schutzengel, formen ihn zum Traummann um und schicken ihn auf die Erde zu einer alleinstehenden Frau.«

»Auf keinen Fall!«, widersprach Gabriel entsetzt. »Für so etwas lasse ich meine Engel nicht missbrauchen.«

»Es trifft doch nur einen«, beschwichtigte Eva ihn. »Und er wird bestimmt nicht leiden.«

»Kommt auf die Frau an«, murmelte Adam.

»Ich weiß nicht recht.« Gabriel blieb skeptisch. »Dazu müssten wir erst einmal einen Engel zu einem Menschen umwandeln und ihm eine Identität verschaffen.«

Eva schüttelte ungeduldig den Kopf. »Das ist kein großes Problem, oder? Schließlich haben wir das in der Vergangenheit schon öfter gemacht. Ich erinnere euch nur an Hildegard von Bingen oder Mutter Teresa.«

»Das war ja wohl etwas ganz anderes«, brummte Gabriel.

»Aber es beweist, dass es technisch möglich ist.«

»Hm.« Jesus beugte sich interessiert vor. »Diese Idee könnte mir gefallen. Wir veranstalten eine Art Wette. Das wäre eine nette Abwechslung zu den trockenen Themen, um die wir uns hier sonst kümmern müssen.«

»Richtig!« Ermuntert durch den Zuspruch ergriff Eva wieder das Wort. »Außerdem kann man den Plan leicht umsetzen. Wir brauchen für die Wette nur einen Engel und einen weiblichen Single, vorzugsweise eine junge Frau, die relativ klare Vorstellungen von ihrem Traummann hat.«

»Und dann?«, wollte Gabriel wissen.

»Dann statten wir den Engel mit allen Eigenschaften aus, die sich die Versuchsperson bei einem Mann erträumt.«

»Und damit erschaffen wir sozusagen einen himmlischen Supermann.« Adam hatte augenscheinlich Mühe, sein Grinsen zu verbergen.

Gabriel hingegen wirkte alles andere als belustigt. »Mir gefällt das nicht.«

»Das wundert mich nicht.« Eva seufzte. »Vielleicht sollten wir uns ein praktisches Beispiel suchen. Petrus, könntest du uns bitte live in den Traum eines durchschnittlichen Singles einblenden?«

Petrus warf einen zögernden Blick in Richtung seines Chefs. Als dieser zustimmend nickte, griff er zu seinem Laptop und tippte einige Daten ein. Nach einigen Sekunden bekam er offenbar eine Antwort, denn er räusperte sich und begann zu erklären:

»Den besten Empfang habe ich bei einer Frau aus Deutschland. Ihr Traum ist relativ klar und deutlich zu sehen. Das liegt vermutlich daran, dass sie uns gerade sehr nahe ist.«

»Na, so etwas! Ist sie etwa Astronautin?« Adam lachte.

»Nein. Aber sie sitzt in zwölf Kilometer Höhe im Flugzeug. Ihr Name ist Theresa Neumann. Sie ist achtunddreißig Jahre alt, ledig und von Beruf Apothekerin. Hier ist sie.« Petrus drehte seinen Laptop so, dass seine Kollegen die Frau auf dem Bildschirm sehen konnten.

Sie hockte schlafend in einem Flugzeugsessel. Ihre kurzen braunen Haare waren stark gelockt und standen etwas verwuschelt vom Kopf ab. Das runde Gesicht war voller Sommersprossen. Durch den Schlaf war ihr Unterkiefer leicht nach unten gerutscht, so dass sich die Lippen geöffnet hatten.

»Niedlich!« Adam pfiff anerkennend. »Besonders der Mund.«

Eva warf ihm einen bösen Blick zu.

»Warum schläft sie noch?«, fragte Gabriel.

»Sie fliegt schon seit zehn Stunden und ist erst vor Kurzem eingeschlafen.«

»Wohin reist sie?«

»Nach Kapstadt. Sie hat eine Woche Urlaub und will ihre Freundin besuchen.«

»Und gerade jetzt träumt sie tatsächlich von einem Mann?«, fragte Maria neugierig.

Petrus nickte. »Sie stellt sich eigentlich immer den gleichen Typ Mann vor: groß, sportlich, braungebrannt, schwarze Haare und blaue Augen. In ihren Träumen ist er adelig, besitzt ein Schloss und einen Stall voller Rassepferde –«

»Pferde?«, unterbrach ihn Adam. »Reitet sie gern?«

»Nein. Sie kann nicht reiten, aber sie liebt Träume, in denen Pferde vorkommen.«

Adam grinste vieldeutig.

»Nun ja, Männer, die mit Pferden umgehen können, wirken auf Frauen sehr anziehend«, bemerkte Eva. »Ich kann sie gut verstehen.«

»Das hatte ich befürchtet.« Adams freches Grinsen wurde breiter.

Petrus zog den Laptop näher zu sich heran, drückte ein paar Tasten und drehte ihn dann wieder um. »Hier – sie träumt gerade von einem Ausritt bei Sonnenuntergang!«

Auf dem Bildschirm galoppierten zwei Reiter in die untergehende Sonne: Ein dunkelhaariger Mann mit fein geschnittenem Gesicht streckte die Hand nach seiner Partnerin aus, die ihm lachend folgte. In der Ferne tauchten die Umrisse eines Schlosses auf.

»Von so etwas träumen Frauen?« Gabriel schüttelte den Kopf.

»Warum nicht?«, fragte Eva. »Im Traum ist alles erlaubt.«

»Offensichtlich«, bestätigte Adam und deutete auf den Bildschirm, wo das Paar inzwischen von den Pferden gerutscht war und sich auf einer Blumenwiese wälzte.

Petrus klappte hastig den Bildschirm zu. »Das wäre jetzt ein bisschen zu indiskret«, murmelte er.

»Wohl wahr.« Jesus lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

»Diese Frau ist perfekt«, stellte Eva fest. »Es würde keine drei Wochen dauern, bis sie mit unserem Engel glücklich ist – auf ewig glücklich, da bin ich mir ganz sicher.«

Adam schüttelte den Kopf. »Auf immer und ewig klappt nicht. Es wird nicht einmal eine Woche gutgehen. Ich wette dagegen.«

»Du wirst verlieren. Unser Engel ist ihr absoluter Traummann.«

»Was passiert nach Ende der Wette?«, wollte Maria wissen. »Eine Beziehung besteht aus mehr als ein paar ersten Wochen.«

Adam nickte vielsagend. »Auch wir waren im Paradies, bis die Schlange kam.«

»Jetzt fang nicht schon wieder mit der Schlange an«, brummelte Eva.

»Marias Einwand ist gerechtfertigt«, sagte Gabriel. »Was machen wir mit dem Engel, wenn sich die Frau tatsächlich ernsthaft verliebt?«

»Oder nach den drei Wochen feststellt, dass es doch nicht für immer ist?«, ergänzte Adam.

»Wo ist das Problem?«, entgegnete Eva. »Für den absolut unwahrscheinlichen Fall, dass ich die Wette verliere, kommt der Engel einfach zurück in den Himmel. Andernfalls bleibt er bei der Frau, heiratet sie und führt ein irdisches Leben mit ihr.«

»Das sind ja tolle Aussichten!«, stichelte Adam. »Das verraten wir aber erst, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt. Sonst finden wir keinen Freiwilligen.«

Seine Frau warf ihm einen bösen Blick zu. »Über die Zukunft des Engels können wir immer noch entscheiden, wenn es so weit ist.«

»Also gut!« Jesus klopfte mit der Faust auf den Tisch und beendete damit die Diskussion. »Ich werde eurer Wette eine Chance geben. Eva, du hast drei Wochen Zeit, diese Frau auf dem Pferd … wie heißt sie noch?«

»Theresa Neumann«, half ihm seine Mutter.

»Ja, genau. Du hast drei Wochen Zeit, um diese Theresa Neumann mit einem Schutzengel sehr glücklich zu machen.«

»Kein Problem.« Eva war sich ihrer Sache sehr sicher.

»Das klappt niemals«, widersprach Adam.

Auch Gabriel schüttelte den Kopf.

»Ich bin auf Evas Seite«, bemerkte Maria und zwinkerte Eva zu. »Wir Frauen müssen schließlich zusammenhalten und an die große Liebe glauben!«

»Und was ist mit dir?« Jesus wandte sich an Petrus.

Der Angesprochene fuhr erschrocken aus seinen Akten hoch. »Was ist mit mir?«, fragte er verwirrt.

»Glaubst du, dass es den perfekten Mann für eine Frau gibt, oder nicht?«

»Ich weiß nicht.« Petrus kratzte sich nachdenklich die Stirn. »Ich habe von solchen Sachen keine Ahnung. Kann ich nicht neutral bleiben?«

»Du wirst die Projektgruppe leiten. Da kann es ganz nützlich sein, wenn du keine eigene Meinung hast.«

»Wir gründen eine Projektgruppe?« Maria war begeistert.

»Fein«, brummte Gabriel missgestimmt.

»Fein!«, wiederholte Eva wesentlich fröhlicher.

»Ihr beobachtet das Geschehen auf der Erde sehr genau und dürft notfalls eingreifen. Einmal pro Woche trefft ihr euch und stimmt das weitere Vorgehen ab. Ich hätte gern nach jeder Zusammenkunft einen kurzen schriftlichen Zwischenstand auf meinem Schreibtisch«, fuhr Jesus fort. »Nach drei Wochen werde ich entscheiden, wer die Wette gewonnen hat.«

»Wie aufregend!« Maria freute sich. »Ich war noch nie Teil einer Projektgruppe.«

»Wann soll das Ganze starten?«, fragte Gabriel. »Ich muss noch den passenden Engel auswählen.«

»Am besten heute«, schlug Eva vor. »Wir können gleich im Anschluss an diese Sitzung ein Kick-off-Meeting machen!«

»Ein Kick-off-Meeting«, wiederholte Maria begeistert. »Das klingt so professionell!«

»Wir haben nicht mehr viel Zeit.« Gabriel deutete auf den Computer. »Die Frau landet bald.«

Petrus klappte den Laptop vorsichtig wieder auf. Erleichtert registrierte er, dass die Träume der Frau inzwischen in eine andere Richtung gingen. Auf dem Bildschirm war ein riesiges Stück Marmorkuchen zu sehen.

»Sie hat Hunger«, stellte Maria fest.

»Ich auch«, sagte Jesus und schielte auf die Uhr. »Lasst uns rasch weitermachen!«

Woche 1

»Management by men:Sie haben keine Ahnung, aber sie fangen schon mal an.Management by women:Sie haben auch keine Ahnung, aber sie reden darüber.«(Verfasser unbekannt)

Projekt: Engel für Single (EfüSi) / ‌Protokoll des Meetings vom 07. Mai

Teilnehmer:

Petrus (Projektleiter)

Gabriel (stellv. Projektleiter)

Maria

Adam

Eva (Protokollführerin)

TOP 1: Projektname

Die Teilnehmer einigen sich nach längerer Diskussion auf die Abkürzung EfüSi (Engel für Single).

TOP 2: Versuchsengel (im Folgenden VE genannt)

Zunächst wird ein geeigneter VE bestimmt. Die Wahl fällt auf den Engel Nr. 946, der schon seit Jahrhunderten im Dienst steht, momentan aber beschäftigungslos ist. Er verfügt nach Meinung des stellvertretenden Projektleiters über die nötige Reife und über große Erfahrung im Umgang mit Menschen.

Die äußerliche Verwandlung wird problemlos gelingen.

Da der VE gemäß der Vorgaben aus den Träumen ein deutscher Graf sein soll, der ein Schloss und einen Reitstall besitzt, ermittelt der Projektleiter online ein entsprechendes Objekt: Schloss Silberstein im Rheingau steht zum Verkauf. Die Abwicklung des Kaufes wird ungefähr eine Woche in Anspruch nehmen, so dass der VE nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub über das Schloss verfügen kann.

Um die weitere Ausstattung des VE (Geld, Kreditkarte, erste Bekleidung, Handy etc.) kümmert sich die Protokollführerin. Die Kommunikation zwischen Projektgruppe und VE soll per SMS gesteuert werden.

Zu diesem Zweck erhalten der stellvertretende Projektleiter und die Protokollführerin je ein Telefon. Um den VE nicht mit unnötigen Anweisungen zu verwirren, dürfen nur diese beiden Teammitglieder dem VE Textnachrichten senden.

TOP 3: Versuchsperson (im Folgenden VP genannt)

Bei der VP handelt es sich um die achtunddreißigjährige Apothekerin Theresa Neumann aus Wiesbaden. Ihre letzte langjährige Beziehung ging vor elf Monaten kurz vor der Hochzeit in die Brüche. Seitdem lebt die VP allein.

TOP 4: Erster Kontakt zwischen VE und VP

Der VE wird nach Kapstadt geschickt, wo die VP eine Woche Urlaub machen wird. Auf Vorschlag der weiblichen Projektteilnehmer soll der erste Kontakt möglichst romantisch erfolgen. Der VE verspricht, situationsgerecht zu handeln.

Die Protokollführerin wird sich um die organisatorischen Einzelheiten der Reise kümmern.

TOP 5: Verschiedenes

Auf ausdrücklichen Wunsch des stellvertretenden Projektleiters wird ins Protokoll aufgenommen, dass er

den Namen EfüSi albern findet,

alle beschlossenen Maßnahmen für überflüssig und illegal hält,

sich aber der Stimmenmehrheit beugt.

TOP 6: Termine

Nächstes Treffen am Freitag, 14. Mai, um 9 Uhr.

1

Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän.«Die schnarrende Stimme über das Bordmikrofon riss mich aus dem Schlaf. Müde streckte ich die Beine aus, so gut es in dem engen Sitz ging.

»Wir werden in Kürze unsere Reiseflughöhe verlassen und in den Anflug auf Kapstadt International Airport gehen. Das Wetter dort ist sonnig: Es sind jetzt am Morgen acht Grad bei strahlend blauem Himmel und leichtem Nordwind. Wir werden über das Meer anfliegen, was Ihnen die Chance bietet, einen schönen Blick auf das Kap oder die Stadt zu bekommen. Die voraussichtliche Ankunftszeit ist zehn Uhr fünfundzwanzig– also genau in dreißig Minuten. Ich hoffe, Sie haben sich bei uns an Bord wohl gefühlt…«

Mein verschlafener Blick fiel auf das Fernsehgerät über dem Gang, auf dem unsere Flugroute sowie einige Daten zu Flughöhe, Flugdauer, Außentemperatur und Uhrzeit am Zielort zu lesen waren.

Schlagartig fiel die Müdigkeit von mir ab, und ich begann zu rechnen. Wir befanden uns in diesem Moment auf einer Höhe von 41 000Fuß, was ziemlich genau 12 496Metern entsprach. Wenn wir in 30Minuten landen würden, mussten wir in jeder Minute 416,5Meter sinken. Das entsprach einem Höhenverlust von knapp sieben Metern pro Sekunde.

Obwohl ich jede mathematische Fragestellung liebte und eine große Schwäche für das Kopfrechnen hatte, war ich mir in diesem Moment nicht sicher, ob mich das Ergebnis meiner Rechnung nicht eher beunruhigen sollte. Sieben Meter pro Sekunde waren verdammt viel. War das normal?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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