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Nachdem Maya gegen ihren Willen in einen Vampir verwandelt wird, ist es die Aufgabe des Scanguards Vampirs und Bodyguards Gabriel, sie zu beschützen und ihren Angreifer zu finden. Gabriel hat nie zuvor einen solch perfekten Körper beschützt wie Mayas. Es fällt ihm schwer, Mayas verführerischer Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke zu widerstehen. Doch widerstehen muss er. Selbst als die sexuelle Spannung zwischen ihnen steigt und Mayas Angreifer ihnen auf den Fersen ist, weigert Gabriel sich, seinem Verlangen nachzugeben. Trotz der Intimitäten, die sie teilen, fürchtet Gabriel, dass Maya wie alle anderen Frauen reagieren wird, wenn er sich ihr offenbart: Sie wird vor ihm zurückschrecken und ihn ein Monster nennen, eine Kreatur, die es nicht wert ist, geliebt zu werden. Oder hat er in Maya die einzige Frau gefunden, die alles schätzt, was Gabriel zu bieten hat? Lara Adrian, New York Times Bestseller Autorin der Midnight Breed Serie: "Ich bin süchtig nach Tina Folsoms Büchern! Die Scanguards Serie ist eine der heißesten Sachen, die es bei Vampirliebesromanen gibt. Wenn Sie glühend heiße, sich rasant entwickelnde Romane lieben, dann verpassen Sie diese packende Serie nicht!" Über die Serie Die Scanguards Vampirserie ist voll von rasanter Action, brennenden Liebesszenen, witzigen Dialogen und starken Helden und Heldinnen. Vampir Samson Woodford lebt in San Francisco und besitzt die Sicherheits-/Leibwächterfirma Scanguards, die sowohl Vampire als auch Menschen beschäftigt. Und letztendlich auch einige Hexer. Später in der Serie tauchen auch ein paar unsterbliche Hüter und Dämonen auf. Jedes Buch kann als alleinstehender Roman gelesen werden (keine Cliffhanger) und dreht sich immer um ein neues Paar, das die Liebe findet, aber die Serie macht mehr Spaß, wenn sie chronologisch gelesen wird. Scanguards Vampire Band 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Band 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Band 3 - Gabriels Gefährtin Band 4 - Yvettes Verzauberung Band 5 - Zanes Erlösung Band 6 - Quinns Unendliche Liebe Band 7 – Olivers Versuchung Band 8 – Thomas' Entscheidung Band 8 1/2 – Ewiger Biss Band 9 – Cains Geheimnis Band 10 – Luthers Rückkehr Band11 – Blakes Versprechen Band 11 1/2 – Schicksalhafter Bund Band 12 – Johns Sehnsucht Novelle – Brennender Wunsch Band 13 – Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) Band 14 - Damians Eroberung (Scanguards Hybriden - Band 2) Band 15 - Graysons Herausforderung (Scanguards Hybriden - Band 3) Hüter der Nacht Band 1 – Geliebter Unsichtbarer Band 2 – Entfesselter Bodyguard Band 3 – Vertrauter Hexer Band 4 – Verbotener Beschützer Band 5 – Verlockender Unsterblicher Band 6 – Übersinnlicher Retter Band 7 – Unwiderstehlicher Dämon Codename Stargate Band 1 - Ace – Auf der Flucht Band 2 - Fox – Unter Feinden Band 3 - Yankee – Untergetaucht Band 4 – Tiger – Auf der Lauer Der Clan der Vampire Der Clan der Vampire (Venedig 1 – 2) Der Clan der Vampire (Venedig 3 – 4) Der Clan der Vampire (Venedig 5) Jenseits des Olymps Band 1 - Ein Grieche für alle Fälle Band 2 - Ein Grieche zum Heiraten Band 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Band 4 – Ein Grieche für Immer Die Scanguards Vampirserie hat alles: Liebe auf den ersten Blick, von Feinden zum Liebespaar, Alpha-Helden, Leibwächter, Brüderschaft, Jungfrau in Not, Frau in Gefahr, die Schöne und das Biest, verborgene Identität, Seelenverwandte, erste Liebe, Jungfrauen, gequälter Held, Altersunterschied, zweite Liebeschance, trauernder Liebhaber, Rückkehr von Totgeglaubten, heimliches Baby, Playboy, Entführungen, von Freunden zum Liebespaar, Coming-out, heimlicher Verehrer, unerwiderte Liebe, Amnesie, Aristokraten, verbotene Liebe, eineiige Zwillinge, Partner bei der Verbrechensbekämpfung.
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Seitenzahl: 478
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SCANGUARDS VAMPIRE- BAND 3
Kurzbeschreibung
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Epilog
Lesereihenfolge
Auch in dieser Serie
Andere Bücher von Tina
Über die Autorin
Nachdem Maya gegen ihren Willen in einen Vampir verwandelt wird, ist es die Aufgabe des Scanguards Vampirs und Bodyguards Gabriel, sie zu beschützen und ihren Angreifer zu finden.
Gabriel hat nie zuvor einen solch perfekten Körper beschützt wie Mayas. Es fällt ihm schwer, Mayas verführerischer Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke zu widerstehen. Doch widerstehen muss er ihr. Selbst als die sexuelle Spannung zwischen ihnen steigt und Mayas Angreifer ihnen auf den Fersen ist, weigert Gabriel sich, seinem Verlangen nachzugeben. Trotz der Intimitäten, die sie teilen, fürchtet Gabriel, dass Maya wie alle anderen Frauen reagieren wird, wenn er sich ihr offenbart: Sie wird vor ihm zurückschrecken und ihn ein Monster nennen, eine Kreatur, die es nicht wert ist, geliebt zu werden.
Oder hat er in Maya die einzige Frau gefunden, die alles schätzt, was Gabriel zu bieten hat?
Copyright © 2012-2023 Tina Folsom
Scanguards® ist ein eingetragenes Markenzeichen.
Philadelphia, 1863
Nur mit einer Hose bekleidet, blickte Gabriel die Frau an, die mit einem jungfräulichen Nachthemd bekleidet vor ihm stand. Die Spitze am Kragen und den Ärmeln unterstrich ihre Unschuld. Heute Nachmittag hatte der Pfarrer sie vor Gott zu Mann und Frau erklärt. Jetzt war es an der Zeit, Jane wirklich zu seiner Frau zu machen.
Dies war seine Hochzeitsnacht, eine Nacht, auf die er mit dem Eifer eines jungen Bocks gewartet hatte, der begierig war, seinen eigenen Nachwuchs zu zeugen. Bis auf ein paar Küsse war er noch nicht mit Jane intim gewesen. Ihre strikte religiöse Erziehung hatte verlangt, bis nach der Hochzeit zu warten, bevor er sie berührte. Er hatte gewartet, nicht nur weil er sie von ganzem Herzen liebte, sondern auch weil er seine eigenen Hemmungen hatte, mit ihr zu schlafen.
Jane ging zaghaften Schrittes auf ihn zu. Gabriel kam ihr auf halber Strecke entgegen. Seine Arme schlangen sich um ihren Rücken und er zog sie an sich. Der Stoff unter seinen Fingerspitzen war so dünn, es fühlte sich an, als berührte er ihre nackte Haut. Als er seine Lippen auf ihre legte, sog er den Duft ihres Parfüms ein. Eine Mischung aus Rosen und Jasmin, dieselben Blumen, die sie als ihren Brautstrauß getragen hatte. Darunter verbarg sich ihr eigener Geruch. Der berauschende Duft von Jane, ein Duft, der ihn vom ersten Augenblick an entflammt hatte. Seit diesem Moment war er für sie hart und bereit.
„Meine Frau“, flüsterte Gabriel. Die Worte fühlten sich richtig an, als sie über seine Lippen kamen und sich mit ihrem süßen Atem vermischten. Auf ein sanftes Stöhnen hin küsste er sie mit all der Leidenschaft, die er zurückgehalten hatte, während er darauf wartete, sie zu seiner Frau zu machen. Ihr Körper schmiegte sich begieriger gegen seinen, als er erhofft hatte. Sie gab sich seiner Berührung hin, ihre Augen von derselben Liebe geprägt, die er, schon lange bevor er um ihre Hand angehalten hatte, in ihr hatte leuchten sehen.
Ohne den Kuss zu unterbrechen, knotete er die kleinen Schleifen an der Vorderseite ihres Nachtgewandes auf. Dann schob er das Kleidungsstück von ihren Schultern und ließ es auf den Boden fallen. Mit einem sanften Rauschen landete es zu ihren Füßen. Sie würde nie wieder ein Nachthemd benötigen: Er würde sie ab jetzt jede Nacht wärmen. Der Schauer, der nun durch ihren Körper zog, wurde nicht von Kälte verursacht. Nein. Sie war beinahe so erregt wie er.
Gabriel gab ihre Lippen frei und betrachtete sie. Kleine runde Brüste mit dunklen, hart aufgestellten Brustwarzen, ihre Hüften weiblich, ihre Haut zart, sich seinen Berührungen hingebend. Er hob sie hoch und trug sie zum Bett, in dem sie ihre gegenseitige Begierde bis zu ihrem Lebensende miteinander stillen würden.
Seine Hose war bereits so eng, dass er kaum noch atmen konnte, doch jetzt wuchs sein Schwanz noch mehr, gierig darauf, sie in Besitz zu nehmen.
Er legte sie aufs Bett und beobachtete, wie sie mit zittrigen Händen die Knöpfe seiner Hose öffnete. Sein Herz pochte in seiner Kehle. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Seine Bedenken verschlimmerten sich. Als er sich enthüllte, wich ihr Blick von seinem Gesicht seinen Körper entlang nach unten. Dann veränderte sich ihr Ausdruck schlagartig. Es war das, wovor er am meisten Angst gehabt hatte.
„Oh Gott, nein!“, stieß sie hervor. Ihr Blick verweilte wie gelähmt auf seinen Lenden. Entsetzen verzerrte ihr Gesicht. „Fass mich nicht an!“, schrie sie und sprang vom Bett herunter.
„Jane, bitte. Lass es mich erklären“, flehte er sie an und rannte hinter ihr her, als sie aus dem Zimmer floh. Er hätte sie darauf vorbereiten sollen, aber dafür war es jetzt zu spät. Er hatte gehofft, sie würde ihn akzeptieren, wenn er zärtlich und geduldig mit ihr umging.
In der Küche holte er sie ein.
„Du Monster, komm mir nicht nahe!“
Gabriel ergriff ihren Arm und hinderte sie daran wegzurennen. „Bitte, Jane. Liebling. Hör mich an.“ Wenn sie ihm nur eine Chance geben würde, könnte er ihr beweisen, dass er kein Monster war. Dass in ihm der Mann steckte, der sie liebte.
Mit ruhelosen Augen schleuderte Jane verzweifelte Blicke im Raum umher, bevor sie sich aus seinem Griff befreite und wegdrehte.
„Fass mich nie wieder an!“
„Jane!“ Er musste sie dazu bringen, sich zu beruhigen und ihm zuzuhören. Ihre gemeinsame Zukunft stand auf dem Spiel.
Als sie sich wieder zu ihm wandte, war alles, was er sah, ihr verstörter Blick. Zu spät bemerkte er das glänzende Messer in ihrer Hand – zu spät, um sich wegzudrehen und zu vermeiden, dass die scharfe Klinge sein Gesicht aufschlitzte. Aber was mehr schmerzte als die Klinge, die sich einen Weg durch sein Fleisch bahnte, war zu sehen, wie seine Frau vor Entsetzen vor ihm zurückwich.
„Jetzt werden Frauen vor dir zurückschrecken – so, wie es sein sollte – du Monster. Gabriel, du bist ein Geschöpf des Teufels!“
Die Narbe, die sich auf seinem einst attraktiven Gesicht bildete, reichte von seinem Kinn bis zu seinem Ohr. Und sie würde sich zu einer steten Erinnerung an das entfalten, was er war: ein Monster, bestenfalls eine Missgeburt – nicht wert, von einer Frau geliebt zu werden.
San Francisco, heute
Das Klappern ihrer Stöckelschuhe hallte an den Gebäuden wider. Maya konnte den Bürgersteig im Nebel, der wie zäher Dunst in der dunklen Nachtluft hing und jedes Geräusch noch verstärkte, kaum erkennen.
Ein Rascheln kam wie aus dem Nichts und ließ sie ihre bereits hastigen Schritte noch mehr beschleunigen. Ein Schauer durchlief ihren Körper, es fühlte sich an, als berührte eine eisige Hand ihre Haut. Sie hasste die Dunkelheit. Und es waren Nächte wie diese, an denen sie ihren Bereitschaftsdienst verfluchte. Finsternis hatte ihr schon immer Angst gemacht, und in letzter Zeit mehr denn je.
Sie öffnete ihre Handtasche, als sie sich dem dreistöckigen Mietshaus näherte, in dem sie seit zwei Jahren lebte. Mit zittrigen Händen fischte sie ihren Wohnungsschlüssel hervor. Sobald sie das kalte Metall in ihrer feuchten Hand spürte, fühlte sie sich sicherer. In ein paar Minuten würde sie im Bett liegen und könnte noch ein paar Stunden schlafen, bevor ihre nächste Schicht begann. Aber noch wichtiger, gleich würde sie in Sicherheit sein, in ihren eigenen vier Wänden.
Als sie sich der Treppe zuwandte, die zu der schweren Haustür führte, registrierte sie den ungewohnt dunklen Eingang. Sie blickte nach oben. Die Glühbirne oberhalb der Tür musste durchgebrannt sein. Noch vor ein paar Stunden hatte sie hell geleuchtet. Sie setzte es im Geiste auf ihre Liste von Angelegenheiten, die sie ihrem Vermieter mitteilen musste.
Maya tastete nach dem Handlauf und ergriff ihn, die Stufen zählend, als sie nach oben eilte.
Doch sie erreichte die Tür nicht.
„Maya.“
Ihr Atem stockte, als sie sich blitzschnell umdrehte. Umhüllt von den dunklen Nebelschwaden konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. Das musste sie auch nicht – sie erkannte ihn an seiner Stimme. Sie wusste, wer er war. Schock lähmte sie. Ihr Herz hämmerte wie wild, als die Angst ihren Magen verkrampfen ließ.
„Nein!“, schrie sie und stürmte in Richtung Tür in der Hoffnung, sie könnte alle Naturgewalten überlisten und entkommen.
Er war zurückgekehrt, genau, wie er es angedroht hatte.
Seine Hand vergrub sich in ihrer Schulter und zog sie zurück, Auge in Auge mit ihm. Aber anstatt in seine Augen zu blicken, nahm sie nur eine Sache wahr: seine glänzend weißen, spitzen Zähne.
„Du wirst mir gehören.“
Seine Drohung war das Letzte, was sie hörte, bevor seine scharfen Fänge die Haut an ihrem Hals durchdrangen. So wie das Blut aus ihr floss, verschwanden auch die Erinnerungen an die letzten Wochen.
* * *
„Und Sie haben es schon mit einer Operation versucht?“, erkundigte sich Dr. Drake, ohne den Blick von seinem Notizblock zu heben.
Gabriel befreite sich von einem tiefen Seufzer und streifte einen imaginären Fussel von seiner Jeans.
„Hat nichts gebracht.“
„Ich verstehe.“ Drake räusperte sich. „Mr. Giles, hatten sie dieses ...“ Er zuckte und machte eine bedeutungslose Handbewegung. „Ähm … schon immer? Auch, als sie noch ein Mensch waren?“
Gabriel kniff seine Augen für einen Moment zusammen. Es gab es keinen Moment in seiner Erinnerung, in dem er dieses Problem nicht gehabt hätte. Selbst als Mensch war er ein Außenseiter gewesen.
Er spürte ein Pochen an der Narbe in seinem Gesicht, das ihn an den Augenblick erinnerte, in dem er sie sich zugezogen hatte, und zerrte sich von den Erinnerungen weg. Die körperlichen Schmerzen hatte er schon lange vergessen, aber der seelische Schmerz war lebendig wie immer.
„Ich hatte es bereits, lange bevor ich zum Vampir wurde. Damals dachte noch keiner an eine Operation. Verdammt, die kleinste Infektion hätte mich vermutlich umgebracht.“
Hätte er gewusst, wie sein weiteres Leben verlaufen würde, hätte er selbst zum Messer gegriffen. Hinterher war man immer schlauer. „Wie auch immer. Sie wissen vermutlich besser als ich, dass mein Körper sich im Schlaf regeneriert und alles heilt, was er als Verletzung wahrnimmt. Also nein, eine Operation hat nichts gebracht.“
„Ich nehme an, dies hat Probleme in ihrem Sex-Leben verursacht?“
Gabriel presste sich tiefer in den Sessel. Er hatte die Sarg-Couch instinktiv ignoriert, als er den Behandlungsraum betreten hatte. Sein Freund Amaury hatte ihn bereits vor dem Einrichtungsstil des Arztes gewarnt. Obwohl der Sarg durch die Entfernung einer Seitenwand in eine Chaiselounge verwandelt worden war, bereitete ihm allein der Gedanke daran ein Grauen. Jeder Vampir mit einem Funken Selbstachtung würde sich dort nur über seine Leiche hinsetzen.
„Welches Sex-Leben?“, murmelte er vor sich hin. Aber natürlich schnappte der Doktor diese Aussage mit seinem ausgezeichneten Vampir-Gehör auf.
Drakes geschockter Gesichtsausdruck bestätigte dies. „Sie meinen …?“
Gabriel wusste genau, was er fragen wollte. „Abgesehen von einer gelegentlichen Prostituierten, der ich eine unverschämte Menge Geld bezahlen muss, habe ich kein Sex-Leben.“
Er senkte seinen Blick zu Boden, da er das Mitleid im Blick des Doktors nicht sehen wollte. Er war hier, um Hilfe zu bekommen, nicht Mitleid. Er musste diesem Mann klarmachen, wie wichtig ihm die Sache war.
„Ich habe noch keine Frau getroffen, die nicht von meinem nackten Körper zurückgeschreckt wäre. Sie beschimpfen mich als Monster, an guten Tagen als Missgeburt – und das sind noch die freundlichsten Reaktionen.“ Er machte eine Pause; die Erinnerung an all die Beschimpfungen ließ ihn erschaudern. „Doc, es lag noch nie eine Frau freiwillig in meinen Armen.“
Ja, er hatte schon Frauen gefickt – Nutten – aber er hatte noch nie mit einer Frau Liebe gemacht. Hatte noch nie die Liebe und Zärtlichkeit einer Frau gespürt oder die Intimität, in ihren Armen aufzuwachen.
„Was denken Sie, wie soll ich Ihnen helfen? Wie Sie schon sagten, eine Operation hilft nicht. Und ich bin nur ein Psychiater. Ich arbeite mit der Psyche meiner Patienten, nicht mit deren Körper.“
Drakes Stimme war durchtränkt von Ablehnung. „Warum nutzen sie nicht ihre Gabe der Gedankenkontrolle an menschlichen Frauen? Die würden es nicht mal wissen.“
Das hätte er erwarten sollen. „Ich bin kein kompletter Vollidiot, Doktor. Ich werde Frauen nicht so ausnutzen“. Er hielt inne, bevor er weitersprach. „Sie haben meinen Freunden geholfen.“
„Aber die Probleme von Mr. Woodford und Mr. LeSang waren anderen Ursprungs, nicht …“ – er suchte nach den richtigen Worten – „... körperlich wie Ihres.“
Gabriels Brust zog sich zusammen. Ja, körperlich. Und ein Vampir konnte seine körperliche Verfassung nicht verändern. Die war wie in Stein gemeißelt. Das war auch der Grund, warum sein Gesicht mit einer Narbe durchzogen war, die vom Kinn bis zum Ohr reichte. Diese Narbe stammte noch aus seinem Leben als Mensch. Hätte er sich diese Verletzung als Vampir zugezogen, sähe sein Gesicht wie unberührt aus. Zwei Dinge, die gegen ihn sprachen – schon die grässliche Narbe verschreckte die meisten Frauen, und wenn er dann noch seine Hose runter ließ ... Es schauderte ihn und er blickte zurück zum Arzt, der geduldig in seinem Sessel sitzend wartete.
„Meine Freunde haben beide behauptet, Sie wenden unorthodoxe Methoden an“, köderte ihn Gabriel.
Dr. Drake zuckte unverbindlich mit den Schultern. „Der eine mag es unorthodox nennen, für den anderen scheint es selbstverständlich.“
Das war eine Nichtantwort, wenn es überhaupt eine war. Mit unterschwelligen Hinweisen würde Gabriel nicht an die Informationen gelangen, die er suchte. Er räusperte sich und rutschte zur Kante seines Sessels.
„Amaury hat erwähnt, sie hätten gewisse Beziehungen.“ Er betonte das Wort Beziehungen so, dass dem Arzt nicht entgehen konnte, worauf Gabriel anspielte.
Die fast unsichtbare Aufrichtung des Arztes wäre den Meisten entgangen, aber nicht Gabriel. Drake hatte ganz genau verstanden, worauf er hinaus wollte.
Die Lippen des Arztes verkrampften sich. „Vielleicht kann ich Sie zu einem befreundeten Arzt überweisen, der Ihnen eher helfen könnte als ich. Natürlich keiner hier in San Francisco. Ich bin der einzige medizinisch ausgebildete Vampir hier“, räumte er ein.
Gabriel war von dieser Offenbarung nicht überrascht: Da Vampire nicht anfällig für Krankheiten waren, wurden nur sehr wenige Ärzte. Wenn man bedachte, dass in San Francisco kaum tausend Vampire lebten, konnten sie sich glücklich schätzen, überhaupt einen Mediziner innerhalb des Stadtgebietes zu haben.
„Wir sind uns also einig, dass ich nicht die richtige Wahl für Sie bin“, fuhr der Arzt fort.
Gabriel wusste, er musste jetzt handeln, wenn er nicht wollte, dass der Doktor ihn ganz abspeiste. Als Drake sich der Kartei auf seinem Schreibtisch zuwandte, erhob Gabriel sich von seinem Sessel.
„Ich glaube nicht, dass das nötig ist –“
„Nun, wenn das so ist, hat es mich gefreut, Sie kennenzulernen.“ Der Arzt streckte ihm seine Hand entgegen, ein erleichterter Ausdruck im Gesicht.
Mit einem leichten Kopfschütteln verweigerte Gabriel seine Geste. „Ich bezweifle, dass sich der Name der Person, die mir helfen kann, in Ihrer Kartei befindet. Liege ich damit richtig?“ Er ließ jegliche Angriffslustigkeit aus seiner Stimme verschwinden, da er keine Absicht hatte, den Mann zu verärgern. Stattdessen lächelte er halbherzig.
Das Funkeln in Drakes blauen Augen bestätigte, dass dieser genau wusste, wovon Gabriel sprach. Es war an der Zeit, die schweren Geschütze aufzufahren. „Ich bin ein sehr wohlhabender Mann. Ich kann Ihnen bezahlen, was immer Sie verlangen“, bot Gabriel an. Während seiner fast einhundertundfünfzig Jahre als Vampir hatte er ein großes Vermögen angesammelt.
Die sich hebenden Augenbrauen des Arztes bestätigten sein Interesse, doch Drakes Bewegungen waren zögernd. Aber Sekunden später deutete er auf den Sessel. Beide setzten sich wieder.
„Weshalb glauben Sie, ich sei an Ihrem Angebot interessiert?“
„Wenn Sie es nicht wären, würden wir nicht hier sitzen.“
Drake nickte. „Ihr Freund Amaury spricht in den höchsten Tönen von Ihnen. Ich nehme an, es geht ihm jetzt gut.“
Wenn Drake plaudern wollte, würde Gabriel darauf eingehen. Aber nicht für lange.
„Ja. Der Fluch ist aufgehoben. Ich habe gehört, eine Ihrer Bekannten war behilflich herauszufinden, wie der Fluch gebrochen werden konnte.“
„Möglicherweise. Aber verstehen, wie etwas behoben werden kann, und etwas beheben sind zwei verschiedene Dinge. Und so wie ich es sehe, haben Amaury und Nina den Fluch ganz alleine bewältigt. Es war keine Hilfe von außen nötig.“
„Im Gegensatz zu mir?“
Dr. Drake zuckte mit den Achseln, eine Geste, die Gabriel mittlerweile satt hatte. „Ich weiß es nicht. Möglicherweise gibt es eine plausible Erklärung für Ihr Leiden.“
Gabriel schüttelte den Kopf. „Lassen Sie uns auf den Punkt kommen, Doc. Es ist kein Leiden. Welche Erklärung soll ich einer Frau liefern, die mich nackt sieht?“
„Mr. Giles –“
„Nennen Sie mich Gabriel. Die Mr.-Giles-Stufe haben wir längst passiert.“
„Gabriel, ich verstehe Ihr Dilemma.“
Gabriel spürte Hitze in seiner Brust hochkochen, als der Ärger in ihm heranwuchs. Etwas, das für ihn normal war, wann immer er sich mit seiner misslichen Lage auseinandersetzte.
„Wirklich? Wissen Sie wirklich, was es bedeutet, die Angst und das Grauen in den Augen einer Frau zu sehen, mit der ich schlafen will?“ Gabriel schluckte schwer.
Er hatte noch nie wirklich mit einer Frau geschlafen, hatte noch nie wirklich geliebt. Sex mit Prostituierten zählte nicht. Da war keine Liebe im Spiel. Sicher, er könnte Gedankenkontrolle benutzen, wie der Arzt es vorgeschlagen hatte, um eine ahnungslose Frau in sein Bett zu locken und mit ihr zu machen, was immer er wollte. Doch er hatte sich geschworen, nie so tief zu sinken. Und er hatte sein Versprechen sich selbst gegenüber nie gebrochen.
„Sie erwähnten was von Bezahlung“, hörte er Drake sagen.
Endlich gab es Licht am Ende des Tunnels. „Nennen Sie mir einen Betrag, und er wird sich innerhalb der nächsten paar Stunden auf ihrem Konto befinden.“
„Ich mache mir nichts aus Geld“, wies Drake ihn kopfschüttelnd ab. „Ich habe gehört, sie hätten eine Gabe?“
Gabriel setzte sich in seinem Sessel auf. Wie viel wusste der Doktor über ihn? Er war sich sicher, Amaury hätte nie sein Geheimnis verraten. „Ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen –“
„Gabriel, halten Sie mich nicht zum Narren. Genau, wie Sie Ihre Ermittlungen über mich durchgeführt haben, habe auch ich ihren Hintergrund überprüft. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass sie in der Lage sind, Erinnerungen wahrzunehmen. Wären Sie so freundlich, mich über Ihre Gabe aufzuklären?“
Sehr ungerne. Aber es schien, als blieb ihm keine Wahl. „Ich kann in den Geist von Leuten sehen und in ihre Erinnerungen eintauchen. Ich kann sehen, was sie gesehen haben.“
„Heißt das, Sie können in meine Erinnerungen blicken und die Person sehen, nach der Sie suchen?“, fragte Drake.
„Ich sehe nur Ereignisse und Bilder. Wenn ich also keine Erinnerungen finden kann, wo ich Ihre Bekannte zum Beispiel in ihrem Haus sehen kann, wäre ich nicht fähig, sie zu finden. Ich lese keine Gedanken, nur Erinnerungen.“
„Ich verstehe.“ Der Doktor hielt inne. „Ich teile Ihnen mit, wo sich die Person befindet, nach der Sie suchen – im Tausch gegen die einmalige Verwendung Ihrer Gabe.“
„Sie wollen, dass ich in Ihre Erinnerungen tauche, um etwas herauszufinden, das Sie vergessen haben?“ Sicher, er konnte das tun.
Drake kicherte. „Natürlich nicht. Ich habe ein lückenloses Gedächtnis. Ich möchte, dass Sie die Erinnerungen einer anderen Person für mich durchsuchen.“
Seine Hoffnung schwand. Seine Gabe war nur für Notfälle gedacht. Oder wenn ein Leben davon abhing. Er würde seine Gabe nicht mal zu seinem eigenen Vorteil nutzen, egal, wie wichtig es für ihn wäre. „Ich kann das nicht tun.“
„Natürlich können Sie das. Sie haben es mir gerade selbst gesagt –“
„Was ich sagen wollte, ist, ich werde es nicht tun. Erinnerungen sind privat. Ich werde die Erinnerungen einer Person nicht ohne deren Einverständnis durchsuchen.“ Und er hatte so eine Ahnung, dass die Person, deren Erinnerungen der Doktor haben wollte, nicht zustimmen würde.
„Ein Mann mit Moral. Wie schade.“
Gabriel blickte sich im Raum um. „Mit dem Geld, das Sie von mir bekommen würden, könnten Sie recht großzügig renovieren und sich neu einrichten.“ Und dieses Sarg-Sofa entsorgen.
„Ich mag die Einrichtung meiner Praxis. Sie nicht?“ Drake warf einen offensichtlichen Blick auf den Sarg.
Da wusste Gabriel, dass ihre Verhandlungen am Ende waren. Der Arzt würde ihm nicht entgegenkommen. Und genauso wenig würde Gabriel sich erweichen lassen.
Als Gabriel bei Samsons viktorianischem Haus in Nob Hill ankam, atmete er tief durch. Er musste zurück nach New York. Je früher, umso besser. Wenn er sich wieder in seiner gewohnten Umgebung befand, wäre er vielleicht zufriedener und würde sich nicht das Unmögliche erhoffen. Warum hatte er plötzlich gedacht, dass er in San Francisco sein Problem beheben könnte, wo er doch schon vor Jahren die Hoffnung aufgegeben hatte?
Er musste seine Abreise mit seinem Boss Samson absprechen und war froh, dass dieser ihn in dem Moment angerufen hatte, als er Drakes Praxis verließ.
Mit entschlossenem Schritt betrat Gabriel die Diele und ließ den Dunst und Nebel hinter sich. Das Haus war trotz der späten Stunde hell erleuchtet, genauso wie es im Haus eines Vampirs zu erwarten war. Es lebte bei Sonnenuntergang auf und fiel bei Sonnenaufgang in den Schlaf. Gabriel ließ seine Augen durch die Eingangshalle schweifen: Wände mit dunkler Holzvertäfelung, edle Läufer und antike Verzierungen. Er mochte Samsons Haus. Samson hatte die Raumeinteilung verändert, um dem Haus etwas Frisches, Luftiges zu verleihen und das beengende Gefühl der ursprünglich kleinen Räume zu verscheuchen. Der viktorianische Charme des Hauses blieb jedoch erhalten.
Gabriel hob seinen Blick zur Zimmerdecke. Im Stockwerk über ihm gab es Tumult. Schritte, die zu verschiedenen Männern gehörten, hallten vom oberen Korridor. Einen Moment später kam Samson die Treppe herunter.
Zuerst waren nur Samsons lange Beine zu sehen, als er die makellose Mahagonitreppe hinuntereilte. Dann kam sein ganzer Körper ins Blickfeld. Seine rabenschwarzen Haare standen im Kontrast zu seinen haselnussbraunen Augen. Mit weit über 1,80 Metern und gut gebauter Statur war er eine hervorstechende Persönlichkeit. Sein Scharfsinn und seine Macht brachten ihm sowohl bei seinen Angestellten als auch bei seinen Freunden Respekt ein. Seine Entschlusskraft und seine Zielstrebigkeit hoben ihn von der Masse ab: Samson war der Boss. Und Gabriel war stolz darauf, sein Stellvertreter zu sein.
Als Samson Gabriel bemerkte, hob er seine Hand im Gruß. „Danke, dass du so schnell gekommen bist.“
Hinter ihm kamen zwei Männer die Treppe herunter. Gabriel erkannte einen der beiden als Eddie, Amaurys neuen Schwager, der für Samsons Sicherheitsfirma Scanguards als Bodyguard arbeitete. Doch es gab keinen Grund für Eddie, sich in Samsons Haus aufzuhalten, wenn es nicht gerade um die Planung eines gesellschaftlichen Ereignisses ging.
Samson wandte sich an die beiden Männer. „Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Und kein Wort zu niemandem.“
Die Zwei murmelten ihr Einverständnis und verließen mit einem Nicken zu Gabriel das Haus.
„Was haben die hier –“, fragte Gabriel.
„Wir haben ein Problem.“ Samsons Gesichtsausdruck war ernst. „Komm, wir müssen reden.“
Samson winkte ihn ins Wohnzimmer. Gabriel folgte ihm, während sich eine seltsame Vorahnung in seinem Bauch breitmachte. Sein Boss und langjähriger Freund gab sich normalerweise immer ruhig. Aber heute Nacht war er anders. Seine schwarzen Haare waren zerzaust, seine Augen ruhelos. Und die Sorgenfalten in seinem Gesicht sprachen Bände.
Samson blieb vor dem Kamin stehen und drehte sich zu Gabriel um. Selbst jetzt im Juni brannte ein Feuer, um in dieser nebeligen Nacht Wärme zu spenden. „Ich weiß, du kannst es kaum erwarten, zurück nach New York zu gehen –“
„Ich wollte den Jet nehmen –“, unterbrach ihn Gabriel.
„Tut mir leid, Gabriel. Aber ich muss wohl meine Chef-Karte ausspielen. Ich brauche dich hier. Du kannst nicht weg.“
Samsons Ankündigung überraschte ihn.
„Was?“
„Ich weiß, du willst nach Hause. Aber du musst hier etwas für mich erledigen. Ricky ist im Moment nutzlos. Seit Holly vor einem Monat mit ihm Schluss gemacht hat, ist er nicht mehr derselbe.“ Samson fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
Ricky war der Filialleiter in San Francisco. Gabriel sagte kein Wort. Da war etwas faul. Es musste wirklich etwas gehörig schiefgelaufen sein, wenn Samson es für wichtiger hielt, ihn hier zu behalten anstatt ihn zurück nach New York fliegen zu lassen, wo er das Hauptquartier leitete.
„Es ist zu wichtig. Glaub mir, ich hätte Amaury damit beauftragt. Aber er und Nina brauchen etwas Zeit zusammen. Er ist ja mehr oder weniger in den Flitterwochen, nur eben bei sich zu Hause. Ich kann ihm das im Moment nicht zumuten.“
Gabriel nickte. „Um was geht es?“
„Setz dich.“
Gabriel nahm Platz und wartete, bis es Samson ihm gleich tat. „Ich habe dich noch nie so erlebt.“
Samson gab ein freudloses Lachen von sich. „Ich schätze, meine Verantwortung als Ehemann und werdender Vater verträgt sich nicht gut damit, einen frisch verwandelten Vampir im Haus zu haben.“
„Einen frisch verwandelten Vampir?“ Das war in der Tat ein Schock. Ein neuer Vampir war eine Gefahr: unfähig, seine Bedürfnisse zu kontrollieren, in der Lage, alles und jeden anzugreifen. Dass Samson sich unwohl fühlte, ergab eindeutig Sinn. Delilah, seine menschliche Frau, erwartete ihr erstes Kind. Sie wäre eine Zielscheibe für jeden neuen Vampir.
„Sie wurde heute Nacht angegriffen.“
„Delilah? Delilah wurde angegriffen?“ Gabriel spürte Adrenalin durch seine Venen schießen.
„Nein, nein. Gott sei Dank. Delilah geht es gut. Nein. Diese Frau – eine Sterbliche – sie wurde heute Nacht angegriffen und verwandelt. Die beiden Bodyguards, die gerade gegangen sind – Eddie und James – haben ihren Angreifer vertrieben und ihr geholfen. Ihre Augen waren schon schwarz, also wussten sie, dass der Prozess bereits in Gang war.“
Wenn Menschenaugen sich komplett schwarz färbten und kein einziger weißer Fleck mehr zu sehen war, war es ein sicheres Zeichen für die Verwandlung. Erst sobald der Prozess abgeschlossen war, würden sich die Augen wieder normal färben.
„Sie haben sie vor ungefähr einer halben Stunde hierher gebracht“, fuhr Samson fort. „Sie muss sich auf dem Heimweg befunden haben. Wir müssen ihren Angreifer finden und ihn beseitigen.“
Gabriel begriff sofort. „Ein Rogue.“ So nannten sie die Vampire, die sich nicht an die Gesetze ihrer Spezies hielten. Sie waren oft Einzelgänger, die Verbrechen nach Verbrechen begingen. „Solange er da draußen ist, ist er eine Gefahr für jeden, der ihm begegnet. Und besonders für sie, wenn er herausfindet, dass wir sie hier verstecken.“
Gabriel und seine Kollegen verabscheuten Vampire, die unschuldige Menschen gegen ihren Willen verwandelten. Es war ein gravierender Verstoß gegen ihre Grundsätze – ein Verbrechen, das mit dem Tode bestraft wurde. Das Leben als Vampir war nicht einfach – Gabriel wusste das nur zu gut. Deshalb glaubte er an das Recht eines Menschen, selbst darüber entscheiden zu dürfen und niemanden dazu zu drängen. Er würde jeden bestrafen, der gegen dieses Recht verstieß.
„Ja. Deshalb brauche ich dich. Ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann.“
„Was für Informationen haben wir?“ Gabriel war hoch konzentriert. Das war sein Job. Das war das, was er am besten konnte, ein Fall, in den er sich vertiefen konnte. Und vielleicht würde dies sogar seine privaten Probleme in den Hintergrund schieben. „Wissen wir, wer die Frau ist?“
„Sie ist Ärztin. Sie arbeitet für das UCSF Medical Center. Wir haben ihren Ausweis gefunden. Sie heißt Maya Johnson, zweiunddreißig Jahre alt, wohnt in Noe Valley. Bis jetzt konnten wir noch nicht mit ihr sprechen. Als Eddie und James sie hierher gebracht haben, was sie bewusstlos. Ich hoffe, sie kann uns eine Beschreibung des Vampirs geben, der sie überfallen hat, sobald sie aufwacht. In der Zwischenzeit können wir kein Wort darüber verlieren. Es könnte jeder sein. Solange wir nicht wissen, wer hinter der Sache steckt, möchte ich nicht, dass irgendjemand erfährt, dass sie hier ist.“
„Das ist auch besser so“, stimmte Gabriel zu. Bis sie mit ihr sprechen konnten, mussten sie auf Nummer sicher gehen. Natürlich gingen sie somit davon aus, dass sie ihnen irgendetwas über ihren Angreifer sagen konnte. „Du bist dir aber im Klaren, dass sie in Panik ausbrechen wird, wenn sie herausfindet, was sie jetzt ist?“ Nicht nur wäre sie von dem Angriff traumatisiert; sobald sie herausfand, dass sie jetzt ein Vampir war, würde sie wirklich in Panik geraten.
Samson schloss seine Augen und nickte. „Ich kann es mir bildlich vorstellen.“
„Sollten wir noch jemanden einweihen, um bei der Sache zu helfen?“ Gabriel wusste, dass er nicht der Richtige dafür war, eine Frau durch eine lebensverändernde Verwandlung zu lotsen. Er konnte einfach nicht gut mit Frauen umgehen.
„Ich habe Drake schon angerufen. Er wird wissen, was zu tun ist. Vielleicht kann er sie beruhigen, wenn sie überreagiert.“
In Anbetracht seiner eigenen Erfahrung mit Drake bezweifelte Gabriel, dass sich der Arzt besser anstellen würde als er selbst. Doch er würde Samson nicht widersprechen, da dieser offensichtlich hohe Stücke auf den Doktor hielt.
„Ja, hoffen wir, dass er das kann. Sollten wir nicht vielleicht eine Frau hier haben, wenn sie aufwacht? Eine Horde Furcht einflößender Vampire, die sie anglotzen, während sie es herausfindet, könnte etwas bedrohlich wirken.“ Gabriel blickte direkt in Samsons Augen. Er wollte auf keinen Fall derjenige sein, der ihr die schlechte Nachricht überbringen musste. Er hatte keine Scheu, anderen diese Aufgabe zu erteilen. Es war besser, wenn eine Frau – jemand mit etwas mehr Feingefühl – diese Rolle übernahm.
„Nicht Delilah. Ich will nicht, dass sie in die Nähe dieser Frau kommt. Du weißt genauso gut wie ich, worauf ein frisch verwandelter Vampir aus ist. Die Jungvampirin wäre nicht in der Lage, ihre Stärke zu kontrollieren, selbst wenn sie niemanden verletzen wollte.“
Gabriel hob abwehrend die Hand. „Ich habe nicht Delilah gemeint. Yvette hat die Stadt noch nicht verlassen. Ich habe ihr ein paar Tage freigegeben, um auf Besichtigungstour zu gehen.“
Yvette war ein guter Bodyguard und, trotz der Tatsache, dass sie manchmal etwas zickig war, war sie verlässlich und hatte einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Er war sich sicher, dass die beiden Frauen sich sofort gut verstehen würden.
Samson atmete schwer. „Sicher. Yvette. Das ist eine gute Idee.“
Schwere Schritte hallten von der Treppe wider. Einen Augenblick später rauschte Carl, Samsons treuer Diener, zur Tür herein. Er war ein stattlicher Mann, beleibt, vor allem um den Bauch herum, und war Mitte fünfzig. Wie immer trug er einen formellen, dunklen Anzug. Tatsächlich hatte Gabriel ihn noch nie anders gesehen und vermutete, dass Carl keine einzige Jeans besaß.
„Mr. Woodford, der Zustand der Frau hat sich verschlechtert.“
„Dr. Drake ist schon auf dem Weg. Ich kann nichts tun, solange er nicht hier ist. Sie sollten sie nicht alleine lassen“, tadelte Samson.
„Miss Delilah ist bei ihr“, gab Carl zur Antwort.
Samson und Gabriel sprangen entsetzt auf.
Die Panik stand Samson ins Gesicht geschrieben, als er die Treppe hinauf polterte. Gabriel war direkt hinter ihm, als sie ins Gästezimmer platzten.
„Delilah!“ Samsons Stimme war erfüllt von Sorge.
Samsons zierliche Frau saß auf der Bettkante und tupfte ihrem Gast die Stirn.
„Samson, bitte. Ich versuche lediglich, mich um sie zu kümmern. Wenn du schreiend hier hereinläufst, ist das nicht gerade hilfreich. Das verschreckt sie doch nur.“ Delilahs Schelte war sanft. Ihr langes, dunkles Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie sich über die Frau beugte. Obwohl sie schwanger war, war ihre Figur makellos. Laut Samson war sie erst im dritten Monat – was bedeutete, dass sie nicht lange nach ihrem Blutbund schwanger geworden war, kurz nach dem Chinesischen Neujahrsfest.
„Du solltest überhaupt nicht hier sein. Wir wissen nicht, wie sie reagieren wird. Es ist zu gefährlich für dich.“ Samson legte ihr die Hand auf die Schulter, zog sie hoch und weg vom Bett. „Bitte, Süße. Das macht mich um Jahrzehnte älter, wenn du so etwas tust.“ Er drehte sich zu Gabriel und deutete zum Bett. „Gabriel, wärst du so nett?“
Samson wollte, dass er sie pflegte? Das war nicht geplant. Er würde herausfinden, wer ihr das angetan hatte und sie beschützen, sollte sie noch immer in Gefahr sein. Aber er würde unter keinen Umständen am Bett dieser Frau sitzen und Krankenschwester spielen.
Am besten sagte er das seinem Boss sofort. Eine frisch verwandelte Vampirin babysitten hatte ihm gerade noch gefehlt. Sich auf solch intime Weise zu um sie kümmern ging zu weit. Ein paar Befragungen, sicher. Das würde er machen. Aber nicht an ihrem Bett sitzen und sie umsorgen.
Verdammt, er wüsste doch nicht einmal, was er tun sollte. Sein Wissen über den weiblichen Körper war beschränkt auf das, was man bei einigen kurzen Schäferstündchen mitbekam, und vielen nicht so kurzen Pornofilmen. Es konnte niemand ernsthaft von ihm verlangen, auf einen weiblichen Vampir aufzupassen. Wo zum Teufel blieb Drake? Sollte er nicht endlich kommen?
Gabriel drehte sich zu Samson um, der Delilah zur Tür hinaus führte, und wollte die ihm aufgetragene Aufgabe ablehnen. Aber ein leises Stöhnen der Frau ließ ihn wieder in ihre Richtung blicken.
Ihm stockte der Atem, als er sie das erste Mal betrachtete.
Gabriel hörte, wie sich die Tür schloss und wusste, er war allein mit ihr.
Die Frau lag auf der Decke, ihre Kleidung blutverschmiert. Sie trug Jeans und ein T-Shirt. Und darüber einen Arztkittel. Mit rotem Faden war ihr Name über der Brusttasche eingestickt: Dr. med. Maya Johnson, Urologie.
Maya war blass. Eingerahmt von ihrem dunklen Haar wirkte sie noch blasser. Sie hatte wellige Haare, die ihr Gesicht umschmeichelten. Ihre Augen waren geschlossen, dunkle Wimpern rundeten das Bild ab. Er fragte sich, welche Augenfarbe sie wohl hatte, sobald sie wieder in ihrem Normalzustand waren. Ihre Haut hatte einen olivfarbenen Schimmer, der auf lateinamerikanische, mediterrane oder vielleicht sogar nahöstliche Abstammung schließen ließ.
Sie hatte Abschürfungen im Gesicht, hauptsächlich um ihre Lippen, die voll und perfekt geschwungen waren. Sie musste mit ihrem Angreifer gekämpft haben. Innerhalb weniger Stunden würden ihre Verletzungen jedoch verschwunden sein und ihr Vampir-Körper sich selbst heilen, während sie schlief.
Er konnte sich nur zu gut vorstellen, welchen Schmerz und welchen Horror sie während des Angriffs durchgemacht hatte. Sie war heute Nacht gestorben und ihr Angreifer hatte sie von der Schwelle zum Tod zurückgeholt. Sie hatte den Tod spüren müssen, um ein neues Leben zu erlangen. Wie schmerzvoll war ihr Tod wohl für sie gewesen?
Gabriel wusste, dass jede Verwandlung anders war. Viele hatten entsetzliche Erinnerungen daran, doch keiner sprach darüber. Und die Erinnerungen dieser Frau würden schrecklich sein – gegen den eigenen Willen verwandelt zu werden, war traumatisierend. Ihre Wunden deuteten darauf hin.
Gabriel sah über ihre Verletzungen und die Bissspuren an ihrem Hals hinweg. Es war offensichtlich, dass ihr Angreifer unterbrochen worden war, da er die Wunde nicht mit seinem Speichel versiegelt hatte. Es würde daher länger dauern, bis alles verheilte. Hätte er die Bisswunde geleckt, wäre sie längst nicht mehr sichtbar.
Gabriel sah nur die Frau unter den Verletzungen: die sinnliche Kurve ihrer Nase, ihre ausgeprägten Wangenknochen und ihren grazilen Hals. Ihr schlanker Körper hätte ebenso nackt sein können, denn er konnte sich nur allzu gut vorstellen, was für eine Figur sich unter ihrer Kleidung versteckte.
Ihre Finger waren elegant und lang. Finger, deren Liebkosung er auf seiner Haut spüren wollte. Lange Beine, die sie um seine Hüften schlingen sollte, während er Liebe mit ihr machte. Volle Brüste, an denen er saugen konnte, bevor er jeden Zentimeter ihres Körpers küsste. Rote Lippen, die er mit seinen kosten würde.
Es war etwas Faszinierendes an ihrem Duft. Etwas so Fremdes und gleichzeitig doch so vertraut. Nichts war vergleichbar mit diesem Aroma, das sie ausstrahlte. Es ummantelte ihn, nahm ihn vollkommen ein, und wickelte ihn mit Wärme und Sanftheit in einen Kokon. Jede Zelle seines Körpers reagierte auf sie.
Sie war perfekt.
Alles, was Gabriel tun konnte, war Maya anzusehen. Aus eigenem Antrieb führten ihn seine Beine zu ihr und ließen ihn auf der Bettkante Platz nehmen.
Er beugte sich über sie und lauschte auf ihren Herzschlag. Er war langsam – zu langsam. Der Herzschlag eines Vampirs war fast doppelt so schnell wie der eines Menschen. Doch die Herzfrequenz dieser Frau war nicht mal schnell genug, um den normalen Wert für einen Sterblichen zu erreichen. Zweifel kamen bei ihm auf, als er bemerkte, wie schwach ihre Atmung war. Er musste kein Arzt sein, um das zu erkennen.
Gabriel berührte ihre Stirn mit seiner Handfläche und spürte die klamme Kälte ihrer Haut. Er nahm einen Atemzug. Ihre Symptome erinnerten ihn an seine eigene Verwandlung und wie er fast ein zweites Mal gestorben wäre. Sein Schöpfer war verblüfft von den Ereignissen gewesen, hatte sie aber nicht erklären können. Es war, als hätte sein Körper die Verwandlung verweigert. Genau, wie ihr Körper das nun tat. Als ob sie den Tod der Verwandlung vorzog.
Er würde es nicht erlauben.
„Nein“, flüsterte Gabriel ihr zu. „Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst. Hörst du? Du wirst leben.“
Er streichelte ihr kaltes Gesicht mit seinem Handrücken. Sie reagierte nicht. Er ergriff ihre Hand und umklammerte ihre zartgliedrigen Finger. Sie waren wie Eiszapfen. Das Blut zirkulierte nicht in ihren Extremitäten.
Bestürzt erkannte er, dass ihr Körper bereits begann, sich abzuschalten. Verzweifelt begann er, ihre Hand in seiner zu reiben, um Wärme zu erzeugen.
„Carl!“, rief er.
Schwere Schritte erklangen auf der Treppe. Im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür und Carl trat ein.
„Du hast nach mir gerufen, Gabriel?“
„Wo bleibt dieser verdammte Arzt?“ Er wandte seinen Blick nicht von Maya ab.
„Er ist auf dem Weg.“
„Hilf mir. Nimm ihre Füße und reibe sie.“
„Äh –“
Gabriel warf Carl einen genervten Blick zu. „Jetzt! Sofort!“
Carl setzte sich in Bewegung. Während er begann, ihre Füße zu wärmen, fuhr Gabriel fort, ihre Hände zu massieren, ihre langen, eleganten Finger zwischen seinen Handflächen gleiten zu lassen.
„Was tun wir hier?“, fragte Carl.
„Wir versuchen, ihr Blut wieder in Fluss zu bringen.“
„Die Verwandlung greift nicht, oder?“
Der Butler hatte ausgesprochen, was Gabriel nicht wagte, sich einzugestehen. Er kniff seine Augen zusammen und versuchte, alle negativen Gedanken zu verbannen. „Es wird funktionieren. Das muss es.“ Er berührte erneut ihr Gesicht. Doch es war noch immer so kalt wie vorher. „Wir müssen ihren Körper dabei unterstützen, die Verwandlung zu vollenden.“
Gabriel drehte sich zu Carl und sah ihm zu, wie tollpatschig er ihre Füße massierte. Wenn es jemanden gab, der noch ungeschickter mit Frauen umging als er selbst, war das Carl. Er berührte ihre Zehen kaum. „Lass mich das machen. Nimm ihre Hände.“
Er schob Carl zur Seite und umfasste Mayas Füße mit seinen Händen. Er musste ihr Blut zum Zirkulieren bringen, damit es jede Zelle ihres Körpers erreichen und verwandeln konnte. Die Verwandlung war ein komplizierter chemischer Prozess, aber gewöhnlich wusste der Organismus, was zu tun war. Es schien allerdings, als würden Mayas Zellen die Anweisungen nicht verstehen, oder sie verweigerten die Kooperation.
Die Haut ihrer Füße war zart, ihre Fußnägel gepflegt und manikürt und mit rubinrotem Nagellack lackiert. Gabriel stellte fest, dass seine Hautfarbe ihrer sehr gleich war, obwohl ihre Beschaffenheit nicht unterschiedlicher hätte sein können. Seine rauen Hände wiesen keinerlei Gemeinsamkeit zu ihrer Zartheit auf. Gabriel hatte noch nie Füße gesehen, die er einfach nur küssen wollte. Nein. Er konnte eine Frau, die so perfekt war wie sie, nicht sterben lassen.
Mit neuer Entschlossenheit massierte er ihre Füße mit seinen Händen, rieb ihre Sohlen, knetete sie. Dann streifte er über ihre Knöchel und wieder nach unten. Er konnte nicht sagen, wie lange er dies schon tat, als er endlich Stimmen vom Erdgeschoss wahrnahm.
Drake war angekommen. Gabriel hörte Bruchteile der Erklärungen, die Samson äußerte, während sie die Treppe hoch eilten. Im nächsten Augenblick platzten sie ins Gästezimmer.
„Wurde auch Zeit“, brummte Gabriel.
Sofort ließ Carl Mayas Hände los und wich vom Bett zurück, sichtlich erleichtert, dass er von seiner Aufgabe erlöst wurde. „Ich nehme an, ich werde hier nicht mehr gebraucht, jetzt wo Dr. Drake hier ist.“
Ohne auf eine Bestätigung zu warten, fegte er aus dem Zimmer.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich helfen kann. Ich bin Psychiater, kein Allgemeinmediziner“, fing Drake an, nicht, dass eine Erklärung notwendig gewesen wäre. Sowohl Samson als auch Gabriel waren sich vollkommen über Drakes Qualifikationen bewusst – oder deren Mangelhaftigkeit, wenn es darum ging, Medizin zu praktizieren.
„Wir haben keine Wahl. Der nächste Allgemeinmediziner, der Vampir ist, befindet sich in Los Angeles. Wir können nicht so lange warten, bis er kommt.“
„Na gut. Aber ich möchte, dass Sie eine Verzichtserklärung unterschreiben, dass ich nicht haftbar bin, falls sie nicht durchkommen sollte. Ich kann die Verantwortung nicht übernehmen, wenn –“
Gabriel packte Drake an der Kehle und unterband jegliches weitere Wort. „Wenn Sie nicht aufhören zu schwafeln, werden Sie sich nicht mehr über eine Anklage sorgen müssen. Denn Sie werden nicht mehr in der Lage sein, vor Gericht zu erscheinen. Haben Sie das verstanden?“
„Gabriel!“ Samson versuchte, die Spannung im Raum zu entladen.
Gabriel ließ den Arzt frei. Dieser rang nach Luft.
„Verstanden.“ Mit einer ruckartigen Bewegung näherte Drake sich dem Bett und betrachtete die Frau.
Gabriel beobachtete ihn genau. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich verantwortlich für sie. Warum auch nicht? Schließlich hatte Samson ihm diesen Fall übertragen. Es war wie in alten Zeiten, als er angefangen hatte, für Samson als Bodyguard zu arbeiten. Lange bevor er sich zu seiner heutigen Position als Nummer zwei bei Scanguards hochgearbeitet hatte. Er verhielt sich lediglich wie ihr Bodyguard. Nur, dass er noch nie einen so perfekten Körper wie den ihren beschützt hatte.
Drake hob ihr Augenlid an, dann ihr zweites, um Mayas Pupillen zu überprüfen, bevor er ihren Mund öffnete, um ihren Kiefer zu begutachten. Er prüfte ihre oberen Zähne, indem er einen Finger darüber gleiten ließ.
„Hmm.“
„Stimmt etwas nicht?“, fragte Gabriel, ungeduldig auf die Antwort des Arztes.
Drake drehte sich zu Samson und ihm um. „Ihre Fänge wachsen nicht und das Weiß ihrer Augen kommt nicht zurück. Samson, Sie sagten, Ihre Leute haben sie gefunden und dachten, dass sie den Rogue überraschten?“
Samson nickte. „Ja, sie haben jemanden weglaufen sehen. Aber sie waren nicht schnell genug, um ihn zu schnappen. Es war ihnen wichtiger, die Frau in Sicherheit zu bringen.“
„Macht Sinn. Ich denke, er konnte seine Tat nicht beenden. Die Verwandlung ist erst halb vollendet. Sie hat vermutlich nicht genug Vampirblut in sich. Ihr menschlicher Körper kämpft dagegen an. Und ihre Vampir-Seite ist nicht stark genug. Es reicht nicht aus, sie zu verwandeln. Aber es reicht auch nicht, sie als Mensch zu erhalten. Sie müssen eine Entscheidung treffen.“
„Eine Entscheidung?“, hörte Gabriel sich fragen. Dann fühlte er die Blicke von Samson und dem Doktor auf sich. Hatten sie mitbekommen, dass er mehr als nur ein flüchtiges Interesse an ihr hatte?
„Entweder wir verwandeln sie vollständig oder wir lassen sie sterben.“
Gabriel stieß einen überraschten Atemzug aus. Er ging einen Schritt auf den Arzt zu, bereit, ihn zu erwürgen. „Sie sterben lassen?“ Bevor er Drake packen konnte, legte Samson eine Hand auf seine Schulter.
„Gabriel. Halt!“
Er drehte sich herum, um Samson in die Augen blicken zu können. „Du kannst sie nicht sterben lassen.“ Als er die Worte von sich stieß, wurde ihm bewusst, dass er dabei war, gegen seine eigenen Prinzipien zu verstoßen: einem Menschen die Wahl zu überlassen. Er hatte nicht vor, ihr eine Wahl zu lassen. Verdammt, sie war nicht in der Lage, für sich selbst zu entscheiden. Jemand musste es für sie tun.
Samson lächelte freudlos. „Dann muss sie vollständig verwandelt werden. Willst du wirklich diese Verantwortung übernehmen?“
Gabriel schluckte. „Würdest du lieber die Schuld tragen wollen, sie sterben zu lassen?“ Er würde lieber die Schuld auf sich nehmen, sie als Vampir am Leben erhalten zu haben.
„Sie zu verwandeln bedeutet, ihr deinen Willen aufzuzwingen.“
Als würde Gabriel das nicht selbst wissen.
Samson fuhr fort: „Ihr Angreifer hat ihr bereits die Wahl genommen. Willst du ihr dasselbe antun? Bist du bereit, diese Entscheidung für sie zu fällen? Was, wenn sie lieber sterben würde?“
„Was, wenn sie lieber leben will?“, konterte Gabriel.
Was, wenn ich will, dass sie lebt?
„Willst du wirklich Gott spielen?“
Er wusste, dass Samson an Gott glaubte, doch Gabriel hatte seinen Glauben vor langer Zeit verloren. Aber seinen Sinn für Gerechtigkeit, für gut und böse, besaß er immer noch. Sie jetzt sterben zu lassen, fiel in das Lager von böse.
„Ich bin bereit, den Teufel zu spielen, wenn das bedeutet, sie am Leben zu erhalten.“ Gabriels Entscheidung war eindeutig: Unter keinen Umständen würde er sie sterben lassen. Scheiß auf die Konsequenzen! Wenn sie ihn später dafür hassen sollte, dann war es eben so. Aber solange sie keine eigenen Entscheidungen treffen konnte, würde er es für sie tun. Und er hoffte, sie würde ihm letztendlich dafür dankbar sein.
Samson resignierte mit einem Nicken. „Drake, was schlagen Sie vor?“
Drake räusperte sich. „Sie braucht mehr Vampirblut.“
„Wie viel?“, fragte Gabriel, obwohl es für ihn belanglos war. Er würde ihr so viel geben, wie sie brauchte. Egal wie viele Liter, er würde ihr so viel anbieten, wie er hatte.
„Ich bin mir noch nicht sicher. Ich befürchte, wir müssen schätzen.“ Der Arzt zuckte mit den Schultern.
Gabriel knöpfte seinen linken Hemdärmel auf und schob den Stoff bis zu seinem Ellenbogen nach oben. „Ich bin bereit.“
„Wann haben Sie sich das letzte Mal ernährt?“, fragte Drake mit Sorge in seiner Mimik. Plötzlich war er voll konzentriert, seine oberflächliche Art verschwunden.
„Vor ein paar Stunden.“
„Gut.“ Er winkte Gabriel zur anderen Seite des Bettes. „Setzen Sie sich neben sie aufs Bett. Dann öffnen Sie Ihre Vene. Ich werde ihren Kopf halten und Sie müssen das Blut in ihren Mund sickern lassen.“
Gabriel nickte und befolgte die Anweisungen des Arztes. Er setzte sich auf das Bett und fuhr seine Fänge aus. Dann durchstieß er damit die Haut seines Handgelenks. Sofort erschienen Blutstropfen.
Im Hintergrund hörte er, wie die Tür sich öffnete und wieder schloss. Samson hatte anscheinend beschlossen, ihnen nicht zuzusehen. Gabriel war es egal – er brauchte die Zustimmung seines Vorgesetzten nicht. Das war seine Entscheidung. Sein Fall. Doch Gabriel war sich bewusst, dass dies nicht nur ein Fall für ihn war – diese Frau bedeutete ihm mehr. Er wusste nicht, warum. Doch er war sich sicher, dass er seinem Instinkt in dieser Angelegenheit folgen musste. Und sein Instinkt hatte ihn noch nie in Schwierigkeiten gebracht.
Sie am Leben zu erhalten, war jetzt seine Aufgabe.
* * *
Maya war kalt. Ein Zittern durchzog ihren Körper. Sie versuchte sich zusammenzurollen, um ihre Körperwärme zu bewahren. Aber ihre Muskeln fühlten sich steif an und unfähig, die Befehle ihres Gehirns auszuführen. Sie fühlte sich wie gelähmt. Als sie eine Bewegung neben sich wahrnahm, erkannte sie, dass sie in einem Bett lag. Als die Matratze neben ihr nachgab, erreichte sie Wärme. Wer – oder was – war da neben ihr, der die Wärme ausstrahlte, nach der sie sich sehnte?
Sie versuchte, die Mühlsteine auf ihrer Brust wegzuschieben und kämpfte gegen die Schwere ihres Körpers, um sich zu ihrer linken Seite zu drehen. Doch sie bewegte sich kaum. Als wüsste die Wärmequelle, was sie wollte, kam sie näher und presste sich gegen ihre Seite. Plötzlich strömte Hitze durch ihren Körper und sie stöhnte einen zufriedenen Seufzer aus.
Doch in dem Moment, als sie tief Luft holen wollte, stach es vor Anstrengung in ihrer Brust und Schmerzen schossen durch ihren Körper. Druck bildete sich in ihrer Lunge, da sie unfähig war, den sich angesammelten Stickstoff auszuatmen. Ihr wurde schwindlig.
Sie öffnete ihren Mund, um sich zum Husten zu zwingen, damit sie die gebrauchte Atemluft ausatmen konnte. Doch bevor sie dazu kam, spürte sie eine Hand an ihrem Kinn, die ihren Mund aufhielt. Tropfen warmer Flüssigkeit benetzten ihre Zunge. Sie wollte aufschreien. Doch alles, was sie tun konnte, war die Flüssigkeit zu schlucken, bevor sie daran erstickte.
Je mehr sie trank, umso mehr sickerte in ihren Mund. Sie konnte nicht identifizieren, was es war, doch war sie sich sicher, dass es sich nicht um Wasser handelte. Es war dickflüssiger, fast cremig. Und zu ihrer Überraschung linderte es den Druck in ihrer Brust. Jetzt war sie sich sicher, dass es Medizin sein musste. Jemand verabreichte ihr ein Medikament. Also öffnete sie ihren Mund weiter und hob ihren Kopf der Flüssigkeit entgegen.
„Langsam, langsam“, warnte eine tiefe Stimme.
Etwas Weiches berührte ihre Lippen. Warme Haut – von der die Flüssigkeit kam, die ihre Schmerzen linderte. Es kümmerte sie nicht, was es war, sie wollte sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Das Einzige, was wichtig war, war dass es half. Gierig saugte sie, wollte mehr bekommen, bevor ihr jemand den Zugang zu der heilenden Arznei verweigerte. Sie musste mehr davon zu sich nehmen, bevor die Vorräte aufgebraucht waren.
Je mehr sie trank, umso mehr wurde sie sich ihres eigenen Körpers bewusst, sowie dessen, der sich neben ihr befand. Wie er sie wiegte, beschützte.
Während die Schmerzen in ihrem Körper abklangen, erkannte sie die Wärmequelle neben sich als einen männlichen Körper, als einen sehrgroßen männlichen Körper. Wer war er?
Ihre Lider fühlten sich so schwer wie Stahltüren an; nichtsdestotrotz versuchte sie, sie zu heben. Es gelang ihr soweit, dass sie die Umrisse des Mannes neben sich erkennen konnte – des Mannes, an dessen Handgelenk sie noch immer saugte.
Entsetzen jagte durch sie. Er gab ihr keine Medizin – er fütterte sie mit seinem Blut!
Maya versuchte, sich von ihm zu lösen, doch ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen. Er verweilte neben seiner starken Brust, die sie wärmte und seinem Handgelenk, das sie nährte. Sie zwang sich, die Augen weiter zu öffnen, um ihm ins Gesicht zu blicken und wünschte sich sogleich, sie hätte es nicht getan.
Mit Schrecken starrte sie in sein entstelltes Gesicht, das eine hässliche Narbe vom Kinn bis zum Ohr aufwies. Aus dieser kurzen Entfernung wirkte er bedrohlich.
Sein langes, braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Einige Strähnen hatten sich daraus gelöst und umrahmten sein kantiges Gesicht.
Sie kniff ihre Augen zusammen. Nein – sie lag nicht im Bett mit einem Monster, das ihr Blut fütterte. Es musste ein seltsamer Traum sein – es gab keine andere Erklärung dafür. Weit über achtzig Arbeitsstunden pro Woche konnte das mit jedem machen. Lange Schichten und Nächte mit Bereitschaftsdiensten würden jeden zum Punkt der völligen Erschöpfung führen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ihr das passierte. In den letzten drei Jahren war sie schon einige Male zusammengebrochen und hatte vierundzwanzig Stunden Schlaf gebraucht, um sich zu regenerieren. Morgen würde sie sich krank melden. Ja, ihr Körper teilte ihr eindeutig mit, dass sie Ruhe brauchte.
Wenn sie sich jetzt schon blutsaugende Monster einbildete, war es an der Zeit für eine kleine Pause.
Sie atmete tief durch. Jetzt, wo sie beschlossen hatte, einen Tag freizunehmen, ging es ihr gleich besser – sicherlich konnte das auch davon kommen, dass sie noch immer den warmen Körper des Narbengesichts an sich gepresst spürte. Kein Monster könnte solch eine beruhigende Wirkung auf sie haben. Es war wohl auch an der Zeit, das Film-Abo von Horror-Streifen auf romantische Komödien zu ändern, da sie offensichtlich nicht mit Horrorfilmen umgehen konnte.
Hätte sie letztes Wochenende eine Komödie anstatt eines zweitklassigen Horrorfilms angesehen, wäre der Mann, von dem sie jetzt träumte, hübsch und nicht hässlich entstellt. Maya schauderte, als sie sich sein Gesicht nochmals in Erinnerung rief.
„Wie geht es ihr?“, fragte Samson von der Tür.
Gabriel blickte von Mayas schlafendem Körper auf und bedeutete Samson einzutreten. Er hatte ihr ihre blutverschmierte Kleidung gelassen, da er besorgt war, dass ihre Panik noch größer wäre, wenn sie in anderen Kleidern aufwachte und annehmen musste, dass ein Fremder sie ausgezogen hatte. Sie musste schon mit genug fertig werden – festzustellen, dass er sie nackt gesehen hatte, wäre da nicht gerade hilfreich.
„Sie hat jetzt eine Chance.“
„Du siehst müde aus. Hier, ich habe etwas Blut für dich gebracht. Du musst deine Vorräte wieder auffüllen.“ Samson reichte ihm zwei Flaschen der roten Flüssigkeit.
Gabriel schaute auf das Etikett – 0-negativ – und grunzte dankbar. „Das gute Zeug.“
„Nur das Beste für meine Leute. Hör zu. Ich wollte mich für vorhin entschuldigen. Aber du weißt ja, was ich von der Erschaffung neuer Vampire gegen deren Willen halte. Und ich dachte, du denkst genauso.“
Gabriel blickte ihn an und sah die Besorgnis in den Augen seines Vorgesetzten. „Das tue ich. Aber es gibt Situationen, in denen wir eine Entscheidung treffen müssen. Es ist ein Leben – so oder so. Was sie damit anfangen wird, bleibt ihr überlassen. Aber immerhin hat sie jetzt eine Wahl.“
Gabriel öffnete eine der Flaschen und nahm einen großen Schluck. Die cremige Flüssigkeit benetzte seine Speiseröhre. Verdammt, das tat gut. Er hatte sich ausgelaugt gefühlt. Maya hatte mindestens einen Liter von seinem Blut getrunken, doch er hatte nicht gewagt, sie zu stoppen. Drake hatte ihn gewarnt, doch er wusste, ihr Instinkt würde ihr sagen, wie viel sie brauchte. Als sie endlich genug hatte, war sie in einen tiefen Schlaf gefallen. Ihre Atemfrequenz hatte sich normalisiert und ihr Herz schlug nun schneller. Die Zeichen standen gut.
„Du hast recht“, stimmte Samson ihm zu. „Gabriel, ich möchte, dass du etwas für mich tust.“
Gabriel schaute ihn direkt an. „Was denn?“
„Ich habe beschlossen, mit Delilah einen kurzen Urlaub zu machen, bis Mayas Zustand sich stabilisiert hat. Nenn mich übervorsichtig. Aber ich könnte es mir nie verzeihen, wenn Delilah etwas zustößt, nur weil Maya ihre Blutgier nicht kontrollieren kann. Delilah ist der einzige Mensch im Haus. Maya würde sich unwillkürlich zu ihrem Blut hingezogen fühlen.“
Es entstand eine kurze Pause, in der Gabriel bemerkte, wie sich ein Lächeln auf Samsons Gesicht breitmachte.
Mit einem Glitzern in den Augen fuhr Samson fort: „Und ich weiß am besten, wie verlockend ihr Blut schmeckt.“
„Du bist ein glücklicher Kerl.“ Gabriel grinste und vergaß für einen Moment all seine Probleme. Es tat gut, seinen Freund glücklich zu sehen.
„Als wüsste ich das nicht selbst. Ich möchte, dass du hier bleibst – Carl bereitet das große Schlafzimmer für dich vor. Oliver wird uns begleiten.“
„Du nimmst einen menschlichen Bodyguard mit?“ Oliver, ein Sterblicher, war Samsons Assistent, der sich um all seine Bedürfnisse bei Tageslicht kümmerte.
„Für Delilah. Ich vermute, sie wird gerne einige Sehenswürdigkeiten besichtigen wollen, während ich tagsüber drinnen bleiben muss. Ich möchte ihr das nicht vorenthalten. Oliver wird sie beschützen.“
„Ich verstehe.“
Samson blickte zum Bett. „Maya muss rund um die Uhr bewacht werden. Thomas, Zane und Yvette werden dich dabei unterstützen. Ich schicke Quinn zurück nach New York. Er kann sich um die Geschäfte kümmern, solange du hier bist.“
Gabriel hatte keine Bedenken, Quinn die Verantwortung über das New Yorker Büro zu übertragen; doch ein anderer Name alarmierte ihn. „Bist du dir sicher, Zane ist eine gute Wahl?“
„Er ist dein bester Mann. Du weißt, wie du ihn handhaben musst, damit er nicht aus der Reihe tanzt.“
Samson hatte recht. Doch Zane in Mayas Nähe zu haben, bereitete Gabriel Unbehagen. Er konnte nicht sagen, warum. Zane war die gemeinste Kampfmaschine, die er kannte. Ihn an seiner Seite zu haben war der beste Schutz, den er sich vorstellen konnte.
„Ich habe auch Amaury informiert. Er ist bereit zu helfen. Doch ich kann mir vorstellen, dass er stattdessen lieber etwas anderes tut.“
Gabriel grinste unverschämt. „Ich werde es vermeiden, ihn anzurufen – ich will lieber nicht der Auslöser für einen von Ninas Wutausbrüchen sein. Diese Frau hat eindeutig eine große Klappe.“
Samson lachte. „Und die braucht sie auch, um Amaury zu zähmen. Aber im Ernst, wenn du Verstärkung brauchst, ruf ihn an. Ich bin sicher, er kennt ein paar Tricks, um Nina zu besänftigen, sollte sie verärgert sein.“
Gabriel wollte es sich nicht vorstellen müssen, da Amaurys Methoden sicherlich einen Sex-Marathon beinhalteten – das war nicht gerade das Bild, das er momentan sehen wollte. Nicht, wenn die perfekteste Frau nur wenige Zentimeter von ihm entfernt lag – hilflos und verletzlich. Seine Leistengegend straffte sich bei dem Gedanken, wie ihr Körper sich angefühlt hatte, als er sie an sich gepresst hatte, während er sie ernährt hatte.
„Alles okay?“, fragte Samson.
Gabriel änderte seine Position, um seine wachsende Erektion zu verbergen. „Sicher. Ich werde mich um alles hier kümmern. Sobald sie aufwacht und die Verwandlung akzeptiert hat, werde ich herausfinden, was passiert ist. Vielleicht kann sie uns eine Beschreibung von dem Kerl geben. Sie muss etwas gesehen haben.“
„Gut. Carl wird hier sein für den Fall, dass du ihn brauchst. Und Drake wird jede Nacht vorbeikommen, um nach dem Rechten zu sehen. Er hat vor ein paar Minuten angerufen.“
Gabriel hob fragend eine Augenbraue. Er fühlte sich keineswegs schuldig deswegen, weil er den Doktor so schroff behandelt hatte. „Was wollte er?“
„Er hat vergessen, dir zu sagen, was zu tun ist, wenn sie zu sich kommt. Sie muss spätestens sechs Stunden, nachdem sie aufwacht, menschliches Blut bekommen, sonst wird sie dem Wahnsinn verfallen. Ich vermute, es wird kein Problem sein, sie zu füttern – sie wird ausgehungert sein. Und ihre Instinkte werden in den ersten Stunden so scharf sein, dass du sie kaum von Blut fernhalten kannst. Ich schlage vor, ihr das Flaschenblut zu geben. Bei Carl hat das gut funktioniert.“
Gabriel nickte. „Ist die Vorratskammer aufgefüllt?“
„Ich habe Carl angewiesen, Nachschub zu besorgen. Aber es ist genug für Maya und dich vorrätig.“
Ein Geräusch vom Erdgeschoss ließ sie beide zur Tür blicken.
„Und noch etwas“, fügte Samson zu. „Halte Ricky aus der Sache heraus. Ich glaube, die Trennung von Holly hat ihn schwer getroffen. Offen gesagt war ich ziemlich überrascht, als er mir erzählt hat, dass Holly Schluss gemacht hat. Ich habe immer gedacht, sie wäre diejenige, die diese Beziehung immer am Laufen gehalten hat.“
„So kann man sich irren. Man weiß nie, was in einer Person vorgeht“, stellte Gabriel fest.
„Wie auch immer. Ich habe alle informiert, ihm ein bisschen Freiraum zu geben. Die Jungs werden nur deine Befehle befolgen.“
„Verstanden.“
Mit einer Kopfbewegung deutete Samson nach unten, wo Stimmen zu hören waren. „Sieht so aus, als hätten wir Gesellschaft bekommen. Lass sie uns auf den neuesten Stand bringen.“
* * *
Die Stimmen