Gallo rosso - Roman Rausch - E-Book

Gallo rosso E-Book

Roman Rausch

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Beschreibung

Europa steht im Februar 2020 kurz vor dem Lockdown. Die Frage, warum seine Freundin bei einer Explosion auf dem Weihnachtsmarkt sterben musste, lässt Kommissar Kilian seit Jahren keine Ruhe. Er hat sich beurlauben lassen und verfolgt in Italien Gallo rosso, einen mysteriösen Mafiaboss, den keiner kennen will. Die Suche führt ihn nach Neapel, Rom, Turin, zu Baby-Mafiosi, Prostituierten und Pfarrern. Heinlein, inzwischen Polizeipräsident, ist überzeugt, dass sein Kollege Kilian einem Mythos nachjagt. Doch nach einem Selbstmordanschlag auf einen ICE in Würzburg stößt auch er auf den Namen Gallo. Seine Ermittlungen führen ins Darknet und zu rechten Netzwerken, auch in den Reihen der Polizei. Beide Fährten führen nach Venedig, und in der abgeriegelten Lagunenstadt treffen sich Kilian und Heinlein schließlich nach zehn Jahren wieder.

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Seitenzahl: 341

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Roman Rausch

GALLO ROSSO

  Kilian und Heinlein sind zurück

 

Gallo rosso

Roman Rausch

© schruf & stipetic GbR, Berlin 2020

www.schruf-stipetic.de

© 2020 Roman Rausch

Covergestaltung: Kathrin Mock

Verwendetes Foto: Luis MGB, pixabay

ISBN: 978-3-944359-72-4

Vervielfältigung und gewerbliche Nutzung nur nach

ausdrücklicher Genehmigung der schruf & stipetic GbR

Inhalt

1 // Donatello

2 // Habibi

3 // Amer

4 // Helmbrecht

5 // Kotor Trans

Die Legende vom Gallo Nero

6 // Werner S.

7 // Shefkije

8 // VS

9 // Extasy

Die Legende von den drei Rittern

10// News Flash

11 // Strandläuferin

12 // Döner zu Mitternacht

13 // Das Auge

14 // NoeP

15 // Bella figura

16 // Geister

17 // Tomaso

18 // Faule Eier

19 // Non sei come me

I mafiusi di la Vicaria

20 // Jour fixe

21 // Farid K.

22 // Copkilla

23 // Guiluliani

24 // Juju

Schwacher Staat und findige Gauner

25 // Zwinger

26 // Pozzuoli

27 // False Flag

28 // Dottore

29 // Igor K.

30 // Caffè Vittorio Veneto

31 // Kreuz

32 // ITDEX

33 // Shutdown

34 // Ruggiero

Die Legende von der Omertà

35 // Minerva

36 // Zona rossa

37 // Gottwald

38 // Via Cairo

39 // Che

Mythos Mafia

40 // Sparring

41 // Bunker

42 // Lunedì grasso

43 // Notnagel

44 // Karabiner

45 // Tarnkappe

46 // San Moisè

47 // San Clemente

48 // La Luna

49 // Capitano

50 // Brüder

51 // Vaterland

52 // Sanguinari

Die Legende von Gallo rosso

53 // Mercoledì delle Ceneri

UNITER-Mann bei der Kriminalpolizei

Cu è surdu, orbu e taci, campa cent’anni ’mpaci.

Wer taub, blind und stumm ist, lebt hundert Jahre in Frieden.

 

1 // Donatello

Fare la stesa – ein paar Leute abknallen, egal wen.

Für Angst und Schrecken sorgen, einschüchtern. Das Revier markieren, die Vorherrschaft verteidigen oder an sich reißen. Es geht um viel Geld, Respekt und Macht. Für die schießwütigen Straßenpinscher von Neapel geht es um nichts weniger als um ihre Daseinsberechtigung.

Unweit des Hafens und der geschäftigen Quartieri Spagnoli las Jo Kilian im dämmrigen Straßenlicht der Piazza Trieste e Trento die Chat-Nachrichten eines gewissen Donatello. Der wollte an diesem Abend mit seiner Bande zuschlagen, irgendwo hier in der Nähe.

Das Profilbild zeigte einen Bengel von vielleicht sechzehn Jahren in geschmacklos kombinierten Markenklamotten, vermutlich alles geklaut, mit wuchtiger Gucci-Sonnenbrille und kurzen, weiß gebleichten Haaren. Auf dem Wangenknochen prangte ein amateurhaft gestochenes Kreuz mit einer Reihe von Punkten, was man als Rosenkranz interpretieren konnte.

Zugang zur Chatgruppe hatte Kilian über den Account eines jungen Einbrechers erhalten, den er in der Villa seines Auftraggebers auf frischer Tat ertappt hatte. Der Knirps war nicht älter als zwölf gewesen, hatte aber bereits eine russische Makarow dabeigehabt, die nun in Kilians Gürtel steckte.

Auf dem Handy des Nachwuchsganoven hatte er etwas Unerwartetes gefunden, etwas, wonach er seit Jahren suchte – den Namen Gallo, nur einmal erwähnt in einer Nachricht von diesem Donatello.

Die Tür hinter Kilian ging auf, Stimmen wurden laut. Jemand stimmte ein Lied aus den guten, alten Zeiten an, die niemals gut, sondern immer nur eine unstillbare Sehnsucht gewesen waren, ein Nachtigallenkonzert für eine Fata Morgana. Für die geplagten Neapolitaner mussten die Worte heute klingen wie blanker Hohn.

Serenata quasi a mezzanotte … wo Räuber und Gendarm sich bekämpfen und ein einsamer Junge noch romantisch ist …

»Kiliano, komm rein. Du holst dir noch den Tod in der Kälte.«

Francesco zündete sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und wandte sich mit eingezogenem Kopf von der Hafenseite ab.

Eine kühle Brise wehte von dort herauf und vertrieb für einen Augenblick den allseits schwelenden Gestank der Müllberge in den Straßen und Gassen.

»Sagt dir dieser Kerl was?«, Kilian hielt ihm das Handy hin. »Soll einer dieser Baby-Gangster aus der Sanità sein«, ein berüchtigter Stadtteil im Norden, wo jeder jeden kannte und Kilian bei der ersten Frage nach Donatello zur Zielscheibe geworden wäre.

»Was interessiert’s dich?«, erwiderte Francesco nach einem kurzen, angewiderten Blick, schniefte und schob die Hornbrille hoch. »Bastarde sind sie, Rattengesindel. Ausräuchern und ins Meer treiben. Basta.«

Derart martialisch sprach Francesco erst seit ein paar Jahren. Zuvor war er ein lebenslustiger und spitzbübisch dreinschauender Kellner von Il vero bar del professore gewesen, einer kleinen, auf urig gemachten Bar, deren Besitzer sich gerne mit berühmten Gästen schmückte – Lucio Dalla, Andrea Bocelli, Stefano Gabbana und dergleichen mehr. Hin und wieder schaute auch ein in die Jahre gekommener Camorrista vorbei, sofern er nicht Revierkämpfen und Streitereien zum Opfer gefallen war oder in einem Hochsicherheitsgefängnis verfaulte.

Verglichen mit den Baby-Gangstern von heute, schwadronierte Francesco, seien die Camorra-Capos von früher die wahren guten, alten Zeiten gewesen. Damals wusste man, woran man war.

»Das Kreuz mit den Punkten auf seiner Wange«, insistierte Kilian, »ist das ein Zeichen seines Clans?«

»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es gibt so viele Zeichen und Clans. Über hundert allein in Neapel. Sie breiten sich aus wie ein Virus. Niemand wird ihrer Herr.«

»Er droht mit einem Angriff auf die Piazza, heute Abend.«

»Dummes Geschwätz. Er hat keine Chance hier im Süden. Die Calabroni pusten ihn weg, bevor er auf die Piazza del Plebiscito kommt.«

Die Calabroni waren die Hornissen, eine Baby-Gang aus dem Hafenviertel, die Bewohner und Geschäftsleute terrorisierte und regelmäßig Angriffe rivalisierender Gangs aus anderen Stadtteilen abzuwehren hatte. Sie führte aber auch selbst welche durch, um ihr Territorium zu erweitern.

Heute wie damals wildes Gockelgehabe.

»Kann schon sein«, lenkte Kilian ein.

Sein Blick ging über die vielen Köpfe der Touristen hinweg, die aus den Quartieri Spagnoli auf die Piazza strömten und sich auf die Bars und Restaurants verteilten. Dazu gesellten sich Geschäftsleute, Angestellte und Arbeiter auf ihrem Weg nach Hause. Autos und Mopeds bogen in den Kreisel um die Fontana del Carciofo ein. Unmöglich, in diesem Gewusel den Überblick zu behalten.

»Bist du wieder auf der Jagd nach dem Gespenst«, fragte Francesco besorgt, »deinem geheimnisvollen Gallo?«

»Er ist kein Gespenst. Er ist so real wie du und ich.«

Francesco warf die Zigarette in den Rinnstein und seufzte, wie immer, wenn das Thema zur Sprache kam.

»Mach endlich deinen Frieden mit der Vergangenheit.«

»Frieden gibt es erst, wenn ich ihm das Licht ausgeblasen habe.« Kilian schnippte mit einem Ping das Zippo auf, entzündete die Flamme und inhalierte tief, um den aufsteigenden Schmerz zu lindern.

Gallo. Pia.

»Wie geht’s Raffi?«, fragte Francesco.

Kilian blies den Rauch in den wolkenverhangenen Abendhimmel und lächelte bemüht, dilettantisch.

»Gut. Bestens.«

»Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«

Das reichte. »Kümmer dich um deinen Scheiß, okay?«

Vielleicht beim nächsten Mal würde er sich bequatschen lassen, nach einem Abendessen und reichlich Wein auf der Terrasse, wenn sie übers Meer schauten, den Mond anhimmelten und sich bis in die Morgenstunden in Erinnerungen verloren.

Gemeinsame Urlaube. Grillen am Strand. Tanzen im Mondlicht … Als Pia eine Muschel im Sand entdeckte, so schön und wohlgeformt wie von Botticelli gemalt. Die Muschel aufs Herz gedrückt und mit dem Geschmack von Salzwasser auf den Lippen wollte sie an diesem Strand, in dieser Bucht, ein Haus bauen.

»Pass auf dich auf«, gab sich Francesco zufrieden und ging zurück in die Bar. Da drehte er sich noch mal um. »’ne finstere Gestalt war mal da, sprach kaum Italienisch, irgendwas vom Balkan.«

»Und?«

»Hatte so ein Kreuz mit Punkten auf dem Handrücken …«

Schon war Kilian bei der Sache. »Was wollte er?«

»Was im Viertel los ist, wer Geschäfte macht, das Sagen hat …«

»Ja, weiter.«

»Hab ihn zu den Calabroni geschickt. Sollen die ihm beibringen, dass er hier nichts verloren hat.«

»Wo kann ich deren Anführer finden?«

»Vergiss es. Mit den Straßenkötern kannst du nicht reden.«

»Warum nicht?«

»Weil sie nichts anderes können als schießen. Und jetzt hör endlich auf und geh nach Hause zu deinem Sohn. Er braucht dich.« Francesco öffnete die Tür und verschwand im Gedränge der fröhlichen Bargesellschaft.

Nach Hause … Es gab kein Zuhause mehr, das war in abertausend Stücke zerrissen worden. Ein Ring und eine Muschel, mehr war ihm nicht geblieben.

Kilians Handy vibrierte. Dr. Kohlschreiber, zum x-ten Mal. Kilian setzte an, ihm endlich zu antworten, da röhrte ein Motorrad von der Piazza del Plebiscito her, beschleunigte und eine grün-weiß lackierte Straßenmaschine schoss an ihm vorbei in die Via Toledo.

Fußgänger kreuzten, Touristen flanierten gedankenverloren.

Drei Motorroller folgten der Maschine, Schützen auf der Rückbank, die ihre Waffen in Anschlag brachten.

Kilian zog die Makarow aus dem Gürtel, aufflammendes Schnellfeuer zwang ihn zu Boden. Projektile prasselten auf Mauern, Türen, Fenster und Autos, Splitter und Querschläger sirrten durch die Luft. Getroffen wurde auch eine asiatische Reisegruppe mit lustigen I-love-Napoli-Mützen auf den Köpfen und allerlei Tand in den bunten Einkaufstüten beim Selfieknipsen. Sie sackten in sich zusammen oder wurden umgerissen, Händler und Geschäftsleute retteten sich geistesgegenwärtig in Hauseingänge und um die nächsten Ecken.

Ein Auto krachte in ein anderes, Pistolenschüsse knallten, dazu das Wüten der Motoren, das sich in der engen Via Toledo brach, bis es sich nach und nach verlor.

Für einen Augenblick kehrte Stille ein.

Unwirklich und grotesk kam sie Kilian vor, der noch immer mit der Makarow auf die geflüchteten Angreifer zielte, doch sie zu keiner Zeit von der Menschenmenge hatte separieren können.

Dann gellten die ersten Schreie über den Platz, erstickte Hilferufe erhoben sich, in Kilians unmittelbarer Nähe weinte ein Kind. Eine Frau stolperte vorbei, Blut tropfte ihm auf Kopf und Hände, sie stürzte und gab das plärrende Bündel frei.

Mitten auf der Straße. Zwischen den Fronten.

Blendende Lichter tauchten am Nadelöhr zur Piazza del Plebiscito aus dem Dunkel auf, ein Schwarm fuchsteufelswilder Hornissen, heiser, laut und auf Vergeltung aus.

Kilian schnellte hoch. Ein paar beherzte Schritte weiter bekam er das Kind zu fassen, blickte auf. Für den Rückweg reichte die Zeit nicht mehr … dann eben anders: Muße für ein Rendezvous der anderen Art.

Mit dem Kind im Arm legte er auf die vorderste Hornisse an.

»Schschschhhh«, besänftigte er die Kleine, »ruhig.«

Er spannte den Hahn und krümmte den Finger bis zum Widerstand, doch die Hornissen hatten andere Pläne, ein lohnenswerteres Ziel vor Augen, als einen Irren mit Kleinkind von der Straße zu fegen. Sie ließen ihn links liegen.

Spielverderber.

»Kiliano!«, hörte er Francesco rufen, der wie erstarrt am geborstenen Fenster der Bar stand. Verletzte stolperten heraus, andere rannten panisch davon.

»Kümmer dich um das Kind.« Kilian reichte ihm das Bündel. »Die Mutter …«, lag tot auf der Straße, der Inhalt ihrer Handtasche im Rinnstein. Babyrassel, Papiertaschentücher, Lippenstift, Telefon …

»Du bist voller Blut«, sorgte sich Francesco.

»Nicht meins.«

Kilian steckte die Makarow zurück in den Gürtel und schwang sich auf die alte Harley, die mindestens genauso heruntergekommen aussah wie er mit seinen ungepflegten, langen Haaren, der verschlissenen Jeans und ausgebeulten Lederjacke. Aber sie waren beide zäh und wussten die Treue des anderen zu schätzen.

»Was hast du vor?«, fragte Francesco.

Kilian startete den Bock, der mürrisch grollte, als sei er aus dem Schlaf gerissen worden.

»Bleib erreichbar. Vielleicht brauch ich dich.«

Dann lenkte er das Streitross in die Straße der Toten.

2 // Habibi

Fastnacht aus Franken – Die Prunksitzung war das Highlight des Jahres, ein Pflichttermin für jeden hohen Amtsträger im Land, das Fernsehen sendete live.

Erwartet wurde ein ähnliches Spitzenergebnis wie die Jahre zuvor, knapp vier Millionen Zuschauer und damit mehr als bei so manchem DFB-Pokalfinale aus dem Olympiastadion in Berlin.

Nahezu das gesamte Kabinett der Landesregierung war angetreten, die Kostüme wurden vor laufenden Kameras auf dem roten Teppich besprochen und gelobt, der Landesvater trug zum schwarzen Anzug allerdings nur eine bunt gepunktete Fliege.

Wie jedes Jahr schlüpfte Polizeipräsident Georg Heinlein in sein Kostüm als Gevatter Hein – der Tod, mit aufgedrucktem Skelett, schwarzem Kapuzenmantel und weiß geschminktem Gesicht, in der knöchernen Hand die obligatorische Sense.

Heute Abend durfte nichts schiefgehen, Heinlein hatte Minister und ein Millionenpublikum an den Fernsehern zu Besuch, zwei Reihen entfernt seine Kinder Tom und Vera, Enkel und Schwiegersohn, und da war auch noch Claudia … seine Ex.

Ein junger Kollege, Polizeiobermeister Schäfer, bahnte sich den Weg vorbei an einem Beethoven, einer drallen Biene Maja, sich mannstoll gebärdenden Ordensschwestern und dem heißen Tipp der diesjährigen Faschingssaison: die x-te Kopie des Jokers.

»Was ist?«, stöhnte Heinlein, hoffentlich hatte sich niemand mit einem der hohen Tiere angelegt.

»Eine Geiselnahme.«

Heinlein atmete erleichtert auf. »Gut erkannt, da vorne sitzen die Minister und Ministerinnen in Geiselhaft. Alles in Ordnung.«

»Ein Mann im ICE aus Hannover hat zehn Leute in seiner Gewalt.«

Schluss mit lustig. »Kein Scheiß?«

»Nein, Herr Polizeipräsident. Die Situation droht außer Kontrolle zu geraten.«

Heinlein trank aus und erhob sich. »Bundespolizei vor Ort?«

»Ja, hat um Unterstützung gebeten.«

Heinlein und Schäfer eilten zum Ausgang.

»Hat schon jemand mit dem Geiselnehmer gesprochen?«

»Spricht kein Deutsch, nur ein paar Brocken Englisch.«

»Übersetzer angefordert?«

»Niemand weiß, für welche Sprache.«

Auch das noch.

»Ein SEK?«

»Ist auf dem Weg.«

Aus Nürnberg. Wenn sie gut durchkamen, waren sie in einer Stunde hier.

Sie erreichten die Glastüren, danach die Treppen, der Lärm verebbte. Heinlein atmete kalte, unlustige Februarluft, er fröstelte in dem dünnen Kostüm.

Die Personenschützer und Fahrer der Minister rauchten abseits, glotzten blöde herüber. Polizeioberkommissar Hoffmann war unter ihnen.

Was machte der hier?

Hoffmann grüßte, Heinlein zurück und rein in den Streifenwagen.

»Wohin geht’s?«

»Zwischen Tunnelende und Hauptbahnhof.« Schäfer startete den Wagen. »Der Geiselnehmer hat ein Ultimatum von einer Stunde gesetzt.«

»Ich denke, er spricht kein Deutsch?«

»Er stammelte was von one hour … bumm!«

»Und wann hat er das zum ersten Mal gesagt?«

Schäfer schaute auf seine Armbanduhr. »Vor genau 50 Minuten.«

»Und die Bundespolizei hat nicht gestürmt?!«

»Die Lage ist kompliziert …«

Da war sie wieder, die Erinnerung an die Katastrophe vor vier Jahren, an den heißen Juli 2016.

Ein minderjähriger Flüchtling hatte in einer Regionalbahn bei Würzburg ein Blutbad angerichtet. Mit einem Beil und einem Messer war er er auf die Reisenden losgegangen und hatte sie schwer verletzt.

Vier Tage zuvor hatte es den Anschlag in Nizza gegeben. 85 Tote, 434 Verletzte.

Vier Tage später der Anschlag in München. Neun Tote.

Zwei Tage darauf der Anschlag im nahen Ansbach. 15 Verletzte.

Das Gelände war weiträumig gesperrt, Autos stauten sich auf den Straßen rings um den Verkehrsknotenpunkt am Stadtrand, Hupen und Kehrtwenden im Schein der tanzenden Lichter der Einsatzfahrzeuge.

Der ICE stand im orangefarbenen Licht auf einem der vielen Gleise, der Bahnhof ein paar hundert Meter entfernt. Ein Hubschrauber suchte mit Scheinwerfer die Umgebung ab.

Heinlein zählte gut zwei Dutzend Einsatzkräfte, die sich auf einen Wagen konzentrierten, der als einziger im Inneren unbeleuchtet war, von außen aber angestrahlt wurde. Die Jalousien heruntergezogen, niemand konnte hinein- oder herausschauen.

Auf einem kleinen Parkplatz in der Nähe hatten sich Sanitätsfahrzeuge und die Einsatzleitung postiert.

Als Heinlein ausstieg, kam Deckert ihm bereits entgegen, mit dem Anflug eines Lächelns.

»Gevatter Hein …, natürlich.«

»Was dagegen?«, verbat sich Heinlein jeden weiteren Kommentar. »Also, was wissen wir?«

Deckert, ein kantiger Typ Ende vierzig, sportlich, in Sakko und Stiefeln, kam sofort auf den Punkt.

»Nichts Konkretes, außer dass der Kerl völlig durch den Wind ist. Er rennt im Wagen umher, schreit unverständliches Zeug und droht alles hochgehen zu lassen. Wir schätzen, dass er zehn Geiseln oder mehr in seiner Gewalt hat.«

»Wer hat mit ihm gesprochen?«

»Der Kollege von der Bundespolizei.« Deckert deutete mit dem Kopf nach hinten, wo jemand im Mannschaftswagen lautstark telefonierte und offenbar der Verzweiflung nah war. »Das SEK und die Bombenleute stecken noch auf der Autobahn fest. Die werden frühestens in einer halben Stunde da sein. So viel Zeit haben wir nicht, wenn der Kerl ernst macht.«

»Forderungen?«

»Keine Ahnung. Wir verstehen ihn nicht.«

»Scharfschützen?«

Deckert zeigte in die Nacht. »Einer diesseits des ICE, ein zweiter jenseits auf einem Güterwaggon. Keiner hat freie Sicht in den Wagen, die Lage ist völlig ungeklärt.«

Heinlein schaute sich um, es gab nur eine Entscheidung. »Die Bundespolizei muss stürmen«, es war ihr Verantwortungsbereich.

»Der Kollege bringt’s nicht. Wir beide wissen, was das bedeutet.«

Dass die Sache in die Hose ging.

»Was schlägst du dann vor?«

Deckert atmete durch. »Ich geh rein.«

»Ein Himmelfahrtskommando. Nein, auf keinen Fall.«

»Wäre nicht das erste Mal.« Deckert reichte ihm seine Waffe.

Heinlein verweigerte sie. »Aber vielleicht das letzte.«

»Wir hatten schon schlimmere Situationen«, damals beim SEK.

»Ina würde mir das nie verzeihen«, hielt Heinlein dagegen.

»Sie weiß, dass so etwas jederzeit passieren kann.«

»Früher, heute bist du ein stinknormaler Beamter, der seine Schicht runterreißt.«

»Das verlernt man nicht. Jetzt nimm schon.« Er drängte Heinlein die Waffe auf.

»Und Lukas und Carlotta?«

Deckert grinste schief, zog die Jacke aus. »Papa ist ein harter Hund.«

»Papa ist ein Idiot, wenn er glaubt, dass ich das genehmige.«

»Die Zeit drängt, Herr Polizeipräsident«, sagte Deckert förmlich. »Der Kollege von der Bundespolizei wird ohne das SEK nichts unternehmen, die Scharfschützen können kein Ziel ausmachen, und wenn der Geiselnehmer keinen Ausweg sieht, kann jederzeit alles passieren. Die Geiseln müssen schnellstens da raus.«

Richtig, aber Deckert hatte Frau und Kinder, ein neu gebautes Haus und einen Kredit am Hals, er wurde noch gebraucht.

»Ich mach’s«, bestimmte Heinlein.

»Quatsch nicht. Dein letzter Einsatz ist über fünf Jahre her.«

»Na und.«

»Du bist längst ein Schreibtischhengst, untauglich für aktive Polizeiarbeit.«

Kein anderer als Deckert durfte so mit ihm sprechen, und das auch nur, wenn sie unter sich waren oder sich heillos betrunken um die Getränkerechnung stritten.

»Gevatter Hein ist noch lange nicht in Rente.« Heinlein streifte den Umhang ab.

»Hein ist Geschichte, ein Gespenst aus alten Tagen.«

»Das ist ein Befehl, und jetzt ab.«

Widerstrebend lenkte Deckert ein und informierte den Einsatzleiter.

»Hast du ein Taschentuch?«, fragte Heinlein seinen Chauffeur, der alles mitangehört hatte.

»Sicher«, antwortete Schäfer und reichte ihm eines.

Doch die Schminke war hartnäckiger als gedacht.

»So geht das nicht«, belehrte ihn jemand – Vanja Berger, eine junge Kommissarin aus dem Dezernat für Organisierte Kriminalität, trat aus dem Schatten und nahm ihm das Taschentuch aus der Hand.

»Was machen Sie hier?«

»Hab den Hubschrauber gesehen. Ich wohne gleich da vorne im Bahnhofsviertel.« Sie spuckte ins Taschentuch, rubbelte und rieb, dass es schmerzte.

»Nicht Ihr Zuständigkeitsbereich.«

»Vielleicht kann ich helfen.« Sie hatte ihr schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, war in Jogginghose und Sweatshirt unterwegs. Normalerweise trat sie auffallend modisch in Erscheinung. »Ich spreche Serbokroatisch, Bosnisch und …«

»Gibt es Hinweise, dass es sich um einen Täter vom Balkan handelt?«, unterbrach er sie mürrisch.

Vorlaut und übereifrig war sie, mischte sich stets in Dinge ein, die sie nichts angingen, wusste zu allem etwas zu sagen und bot auch noch ungefragt Hilfe an.

»Der Einsatzleiter meinte, dass es sich durchaus um eine Person aus meinem Sprachbereich handeln könnte.«

Dem war sie also auch schon auf den Geist gegangen. Heinlein entzog sich ihrer Behandlung.

»Auf eine Frau reagieren Geiselnehmer weniger aggressiv als auf einen Mann«, schickte Berger hinterher. »Sie glauben sich überlegen, das ist durch zahlreiche Berichte belegt.«

Da war es wieder, dieses überhebliche Gerede, das Heinlein von Anfang an auf die Nerven gegangen war.

»Vielen Dank, Frau Kollegin, ich kenne die Veröffentlichungen zum Thema.«

»Ich könnte an seinen Beschützerinstinkt appellieren, den Familienvorstand, Verantwortung, Leben und Ehre …«

Es reichte. »Gehen Sie nach Hause.«

Berger reagierte auf die harsche Zurückweisung, wie sie es immer tat, lächelnd. »Okay … dann viel Erfolg, Herr Polizeipräsident.«

Der Einsatzleiter eilte mit Deckert herbei. »Wollen wir das SEK nicht abwarten?«

»Gute Idee«, bekräftigte Deckert. »In einer halben Stunde …«

»In einer halben Stunde kann uns alles schon um die Ohren geflogen sein«, widersprach Heinlein. »Wer wird dem Ministerpräsidenten Rede und Antwort stehen? Die Medien sind auch schon da, berichten live und landesweit. Wer von Ihnen möchte als Erster vor die Kamera treten?«

Das Angebot ließ sie verstummen.

»Wenn’s schief läuft, stürmen Sie. Verstanden?« Ein Nicken.

»Ich lass dich nicht aus den Augen«, versprach Deckert mit einem Scharfschützengewehr in der Hand. »Auf unser altes Zeichen.«

Die Arme ausbreiten, Handflächen nach oben wenden, sich aus der Schusslinie bringen.

»Ich drücke Ihnen die Daumen«, wünschte der Einsatzleiter. Dann gab er die Nachricht über Funk an die Beamten weiter. »Achtung, an alle: Der Verhandler kommt.«

Heinlein ging los.

Vorbei am Dornengebüsch, wo die Kollegen mit der Waffe in Anschlag lagen. Mit einem kurzen Nicken zollten sie ihm Respekt, dann trat er auf die Gleise.

Noch konnte er es sich anders überlegen, den Schwanz einziehen, fliehen …

Gevatter Hein, der Ruf der alten Zeiten.

Nicht denken. Die Situation akzeptieren, wie sie war. Eine persönliche Beziehung aufbauen, Vertrauen gewinnen. Den richtigen Moment erkennen, mit aller Entschlossenheit handeln.

Auf Nostalgie und Selbstvergewisserung folgte Unruhe, je näher er dem ICE kam. Die Hände begannen zu zittern, seine Knie wurden weich.

Nicht denken. Die Situation akzeptieren, wie sie war …

»Stop!«

Unmittelbar vor dem Wagen.

Die Tür offen, Füße ragten ins Licht, abgetragene Sportschuhe, wie man sie in die Altkleidersammlung gibt.

Vorsichtig drehte sich Heinlein im Kreis, hob die Arme.

»No guns. See?«

Im Dunkel der Tür glaubte er die Umrisse einer Gestalt zu erkennen, und sie antwortete anders als erwartet, fast schon flehentlich.

»Habibi?«

Heinlein verstand nicht. »Chief of police …«

»No … no police«, aufgeregt, vermutlich unschlüssig angesichts einer Person mit einem aufgedruckten Skelett am Leib.

»No problem«, beruhigte Heinlein. »My name is …«

»Gallo … you Gallo?«

Hatte er ihn richtig verstanden?

»Say again. Who?«

Schweigen.

Unruhe.

Etwas stimmte nicht, Heinlein setzte erneut an.

»My name …«

Ein Handy schrillte mit einer fremden, beunruhigenden Melodie.

Aus dem Dunkel vor ihm.

Ein Handy hatte nichts in der Nähe einer Zündvorrichtung verloren.

Der Reflex, Heinlein warf sich zur Seite.

Die Wucht der Explosion donnerte über ihn hinweg wie ein ICE in voller Fahrt.

3 // Amer

In den Gassen der Quartieri Spagnoli heulten die Motorroller der verfeindeten Baby-Gangster um die Wette, Pistolenschüsse überschlugen sich und Salven automatischer Waffen verfingen sich in den eng stehenden Häuserreihen.

Die Rufe der Menschen, die sich zur frühen Abendstunde noch im Touristenviertel befanden, gingen darin nahezu unter.

Diejenigen, die das Schicksal getroffen hatte, lagen reglos in ihrem Blut, andere krochen verletzt auf die ausgestreckte Hand zu, die ihnen aus einem Souvenirgeschäft, Gemüseladen oder einem Restaurant gereicht wurde.

Es roch nach frittierten und gegrillten Scampi, nach Muscheln in Knoblauchsoße, nach frischer Pizza aus dem Holzofen und nach Käse, Schinken und Fisch aus den beliebten Feinschmeckerlokalen, die es an jeder Ecke gab und wo noch eine Minute zuvor fröhlich gegessen und mit einem Glas Rotwein auf das wunderbare Leben angestoßen worden war.

Nun legte sich der beißende Gestank von Abgasen und Pulverrauch darüber, von Schrecken und Todesangst. Türen fielen ins Schloss, hoch über den Köpfen klapperten Fensterläden, Terrakottatöpfe rauschten in die Tiefe und zerbarsten auf dem Kopfsteinpflaster neben umgeworfenen Kartenständern und Verkaufsregalen. Die Alarmanlage eines Autos schlug an. Zu spät. Die Angreifer hatten erreicht, was sie wollten, und waren ihren Verfolgern stets einen Block voraus.

Kilian hielt Abstand zum Geschehen. Er fuhr in gemäßigtem Tempo die Via Toledo entlang und blickte zu beiden Seiten in die Gassen und auf die verwaisten Piazze. Wo war die grün-weiße Straßenmaschine, auf der er Donatello, den Anführer, vermutete?

Er konnte sie im Geflecht der verwinkelten Gassen nicht sehen, nur ihr Röhren aufschnappen, wenn sie abrupt beschleunigte oder bremste – ein typisches Muster, das sie von den PS-schwachen Motorrollern unterschied.

Hinter Schaufenstern und Straßenecken verrenkten sich die Neugierigen und Lebensmüden die Hälse nach den Angreifern und Verfolgern, andere telefonierten aufgeregt oder schüttelten fassungslos die Köpfe. Polizeisirenen hallten wider, Blaulichter zuckten vor ihm auf. Gleich wäre der Spuk vorüber und damit auch die Möglichkeit, Donatello vor den Carabinieri zu fassen.

Es mochte kurz nach der Basilica dello Spirito Santo gewesen sein, als in einem Affentempo das grün-weiße Motorrad kreuzte und in die gegenläufige Richtung einer Einbahnstraße fuhr.

Kilian gab Gas und nahm die Verfolgung auf. Viele Autos kamen ihm nicht entgegen, die Gefahr ging von Fußgängern aus, die plötzlich im Gegenlicht auftauchten. Was er aber ohne große Anstrengung erkannte, war das grellrote Bremslicht des Motorrads.

Der Höllenritt verlor auf Höhe des Castel Nuovo, in unmittelbarer Nähe zum Hafen, an Geschwindigkeit. Für welche Richtung würde sich Donatello entscheiden?

Wenn er die Hafenstraße wählte, würde er mit der schnellen Maschine davonziehen und Kilian hätte das Nachsehen.

Zum Glück nahm er den Tunnel.

Die Maschine beschleunigte nicht mehr so schnell, vor allem schlingerte sie, als ob sie ein Problem hätte.

Oder Donatello.

Weit draußen im Südwesten der Stadt, am Baia Trentaremi, einem beliebten Aussichtspunkt mit Blick auf Meer, Klippen und das nahe gelegene Teatro Greco, trudelte die Maschine aus. Mit ihrem Fahrer fiel sie zur Seite um, der Motor stotterte, erstarb.

Kilian stoppte, ließ den Scheinwerfer an.

Eine frostige Brise fegte über Meer und Klippen, Wellen brachen sich in der Bucht und wirbelten feine Gischt auf, die sich auf Haut und Kleidung legte.

Mit vorgehaltener Pistole ging Kilian auf Donatello zu. Der lag auf dem Rücken und schaute in den finsteren Himmel, seine Hand ging zum Gürtel.

»Lass es!«, drohte Kilian.

Der Kerl stöhnte. »Wer bist du?«

Dort, wo Kilian eine Waffe vermutete, offenbarte das Scheinwerferlicht einen dunklen Fleck, der sich über Lederjacke und Hose ausgebreitet hatte. Vermutlich ein Bauchschuss, es kam einem Wunder gleich, dass es der Kerl bis hierher geschafft hatte.

Kilian holte das Handy hervor, das er dem Nachwuchseinbrecher abgenommen hatte, und rief Donatellos Bild auf. Gebleichte, kurze Haare, kantige Wangenknochen und das tätowierte Kreuz mit Punkten.

Kein Zweifel, er war es.

»Hast du was gegessen?«, fragte Kilian.

Falls ja, dann war er ohne eine sofortige OP kaum noch zu retten. Alle Sanitätsfahrzeuge waren in den Quartieri Spagnoli im Einsatz, um die Opfer seiner Attacke zu versorgen. Bevor auch nur ein Rettungswagen den Weg hierher fand, war Donatello kalt wie ein Fisch. Es würde ein qualvoller Tod werden, und Kilian kam gar nicht erst auf die Idee, Mitleid für den Massenmörder zu empfinden.

»Burger und Chips«, presste Donatello gegen den Schmerz an.

Und das in Italien.

Kilian öffnete ihm die Jacke. Alles durchnässt, keine Waffe. In den Taschen weder Geldbörse noch Ausweis, dafür ein Bündel Fünfziger, ein paar Tütchen mit Pillen und Koks.

Und ein Handy.

»Entsperr es«, forderte Kilian.

Donatello hustete. »Fick dich.«

»Werden wir gleich sehen, wer hier wen fickt.« Kilian schaltete sein Handy an und startete die Aufnahme.

»Was soll das?«

»Wird ein Hammer-Video. Die letzten erbärmlichen Minuten von Donatello, wie er Rotz und Wasser heult, sich vor Angst in die Hose macht, bettelt und winselt: Einen Arzt! Oder doch die Mami?«

»Hurensohn!«

»Ist heute Abend auf Youtube. Die Calabroni werden sich totlachen. Du und dein Clan – ein Witz. Keine Ehre, Mann.«

»Mach aus!« Donatello forderte sein Handy zurück.

Kilian achtete darauf, wie er es entsperrte. Keine PIN, sondern eine Form, die einer Sanduhr glich. Ein verwegenes Selbstporträt als Hintergrundbild. Kilian nahm ihm das Handy ab.

48 Nachrichten. Von Mattia, Gabriele, Andrea und so weiter. Der Gesuchte war nicht darunter.

»Wer ist Gallo?«, fragte Kilian.

Donatello stöhnte. »Kenn ich nicht.«

»Wer ist Gallo?«

»Ich sag doch …«

»Lüg mich nicht an.«

»Ich kenn keinen Gallo.«

»Dann zurück auf Start und … Showtime!« Ein weiterer Versuch, ihn zum Reden zu bringen. »Die Bitches werden den Scheiß lieben.« Er zündete sich ein Zigarillo an und rief, während die Aufnahme lief, die Nachrichten auf Donatellos Handy auf.

Wo bist du, Mann?

Achille und Brazzo hat es erwischt.

Haben die Wichser gekillt!

»Gallo ist ein Gespenst«, lenkte Donatello endlich ein, »ein Märchen. Nur Kinder und Idioten glauben daran.«

»Yo, Mann, Legende.«

»Glaub mir doch!«

Die nächste Nachricht ein Video, das vor zehn Minuten gepostet worden war. Vor der Kulisse einer Diskothek mit dumpf hämmernden Technobeats posierten drei seiner Gangsterbrüder mit Kippen im Mund und Waffen in der Hand.

»Calabroni vernichtet!«, brüllte einer, ein anderer etwas, das wie »Sanità!« klang, man verstand kaum ein Wort.

Aber das war nicht der Punkt, es ging um etwas ganz anderes – die Message, und die ging so:

Nach einem Überfall fuhren sie in einen angesagten Klub und feierten die Bilder des Coups in den Abendnachrichten und sozialen Netzwerken mit Champagner, Koks und Nutten.

Vor laufenden Handykameras warfen sie sich in Pose, prahlten mit ihren Waffen, Tätowierungen, Goldketten, Geldscheinen und gekauften Frauen. Die ganze Welt sollte von ihnen erfahren, wer sie waren, was sie getan hatten und was sie jederzeit an jedem beliebigen Ort wieder tun konnten.

In Neapel. Ihrer Stadt!

Hört gut zu, das ist unsere Nachricht.

Die Polizei, dein Freund und Helfer?

Ein Haufen lächerlicher Witzfiguren, die nichts auf die Reihe bringen. Ihr wisst, wo ihr uns findet. Wir erwarten euch.

Der Clan in deinem Viertel, der Capo, dein Schutzherr?

Hat er er dich beschützen können? Dein Geschäft, Kunden und Angestellte? Wer zahlt für die Einrichtung, den entgangenen Umsatz, Arzt und Krankenhaus, den Pfarrer für deine Beerdigung, den Leichenschmaus?

Wofür zahlst du eigentlich den Pizzo, du Idiot?

Wir sind die neue Macht! Dein neuer Herr! Ab sofort zahlst du den Pizzo an uns! Letzte Warnung.

Die Sprüche waren Teil der Einschüchterung, Phase eins vor einem Angriff. Die Chancen, dass tatsächlich etwas passierte, variierten … je nach Grad der Bewaffnung.

Donatello atmete flach, lange würde er es nicht mehr machen.

»Wer ist Gallo?«, fragte Kilian.

Keine Antwort.

Die nächste Nachricht. Sie stammte von einem Amer und war in einer fremden Sprache verfasst.

»Was steht hier?« Kilian hielt ihm das Handy hin.

Donatello antwortete nicht.

»Hey?!«

Regte sich nicht.

Am Zwerchfell war kaum noch Bewegung zu spüren.

Eigentlich hatte es der Schweinehund überhaupt nicht verdient …

4 // Helmbrecht

Als hätte die Welt ihre Höhen und Tiefen verloren.

Was an Heinleins Ohr drang, klang dumpf und hohl. Dazu ein verstörender, spitzer Ton und gelegentlich auftretender Schwindel, es war ihm auch etwas übel. Die Schürfwunden an Händen, Knien und Ellbogen waren nicht der Rede wert und von einem Sanitäter versorgt worden.

Wir bringen Sie jetzt ins Krankenhaus.

Nicht nötig, es geht mir gut.

Sie stehen unter Schock.

Definitiv, der Schock einer missglückten Deeskalation.

Ein toter Attentäter unbekannter Identität und mit ungewissem Motiv, mehrere verletzte Geiseln, Sachschaden in Millionenhöhe, Zugausfälle, verängstigte Reisende und Bürger.

Wenigstens hatten die Minister und Staatssekretäre, Medien und Zuschauer an den Fernsehgeräten nichts mitbekommen, die Meldung hatte sich erst zum Ende der Veranstaltung verbreitet, als Alkohol und Ausgelassenheit am Höhepunkt angelangt waren und Handys kaum Gehör fanden.

Das würde sich in den Morgenstunden ändern.

Der ICE-Wagen wie ein geborstener Silvesterböller, Trümmer auf den Gleisen, Bilder der Verletzten aus dem Krankenhaus, der Pressesprecher hatte einiges zu erklären.

Die Oberstaatsanwaltsschaft würde die Leitung der Ermittlungen, der Staatsschutz des LKA die Durchführung übernehmen, Deckert den Polizeipräsidenten Heinlein auf dem Laufenden halten.

Es geht ihm gut, nur kleinere Verletzungen.

Wir können stolz auf ihn sein!

Kurz nach Mitternacht, alleine im Büro. Alle Telefone aus, Heinlein wollte ungestört sein, er musste nachdenken.

Mit zittriger Hand goss er ein, leerte das Glas in einem Zug.

Gallo.

Was zum Teufel hatte das Gespenst wieder zum Leben erweckt?

Nach so vielen Jahren?

Mit Kriminalhauptkommissar Helmbrecht hatte alles begonnen, auf dem Weihnachtsmarkt vor fünf Jahren …

Helmbrecht hatte zum Glühweintrinken geladen, Treffpunkt ein Ausschank am Oberen Markt. Die meisten Kollegen schlugen die Einladung aus, denn Helmbrecht hatte seine Eigenarten, die sich mit steigendem Alkoholkonsum potenzierten und für wenig Freude sorgten. So auch an diesem fortgeschrittenen Abend, als die Besucher des Weihnachtsmarktes sich bereits in die Gaststätten zurückgezogen und die Händler ihre Verkaufsstände geschlossen hatten. Nur dieser eine Ausschank durfte die Läden nicht schließen, da Helmbrecht mittels Polizeimarke und einer unverhohlenen Drohung darauf bestand, noch einen für seine Freunde zu spendieren.

Explizit davon ausgeschlossen war Kollege Alexander Deckert, den Heinlein vom SEK in Nürnberg mit in seine Heimstadt gebracht hatte, als er zum neuen Polizeipräsidenten berufen worden war. Niemand wusste, warum sich Helmbrecht auf Deckert eingeschossen hatte. Sie kannten sich nicht und hatten auch niemals miteinander zu tun gehabt. Heinleins Versuche, den betrunkenen und aggressiven Helmbrecht zu besänftigen, schlugen fehl, sodass man beschloss, auf die letzte Runde zu verzichten und nach Hause zu gehen.

Claudia, damals noch Heinleins Frau, lud jedoch hinter vorgehaltener Hand Kilian, Pia und auch Deckert zu Tee und Christstollen in die warme Wohnung ein. Der kleine Raphael, den Kilian auf den Schultern getragen, dann in den Armen gewiegt hatte, war müde und gehörte ins Bett. Er rief immer wieder nach Pia, seiner Mutter, die mit Helmbrecht und Deckert zurückgeblieben war.

Im Nachhinein wusste niemand mehr so genau, wieso es bei der Verabschiedung zur offenen Auseinandersetzung zwischen den beiden gekommen war. Nur so viel: Heinlein ging mit Kilian, Raphael und Claudia vor, während Pia versuchte, die beiden Streithähne auseinanderzubringen, Deckert schloss zu ihnen auf …, als es einen ohrenbetäubenden Knall tat, Flammen und Rauch in den Nachthimmel stiegen und es Trümmer regnete.

Kilian fuhr der Schrecken in die Knochen, er eilte zurück und sah, was er niemals hätte sehen dürfen …

Die Kriminaltechniker machten ein defektes Ventil an einer Gasflasche als Ursache für die Katastrophe aus. Schwieriger war es für die Rechtsmediziner, Pias Kollegen, die Leichenteile den drei Getöteten zuzuordnen.

Der Wirt, Helmbrecht … und Pia.

Seit diesem Abend auf dem Weihnachtsmarkt war mit Kilian nicht mehr zu reden gewesen. Er riss die Ermittlungen an sich, obwohl sie überhaupt nicht in seinen Verantwortungsbereich fielen. Er traktierte Deckert mit Fragen und später mit Vorwürfen, wieso, weshalb, warum … Doch Deckert konnte nichts anderes sagen, als dass er Helmbrechts Angriffe auf die sich anbahnende Konkurrenzsituation im Dezernat zurückführte. Deckert war der aufstrebende Mann und er würde eher früher als später Helmbrecht als Dezernatsleiter ablösen. Die Rückendeckung seines Mentors, des Polizeipräsidenten Heinlein, hatte er obendrein, denn Helmbrecht war zu einem undurchsichtigen und vor allem unkontrollierbaren Faktor geworden.

Das reichte Kilian nicht, er begann im Umfeld Helmbrechts zu ermitteln, dessen letzte Fälle aufzurollen und dessen Kontaktpersonen anzusprechen. Irgendwo musste es einen Hinweis auf den Mord an Helmbrecht geben, dazu hatte sich Kilian mittlerweile verstiegen. Die beschwichtigenden Worte seines früheren Partners und Freunds Heinlein liefen ins Leere, auf den ersten Verweis folgte der nächste, dann Dienstaufsichtsbeschwerden von genervten Kollegen und schließlich hatte Heinlein Kilian zu dessen eigenem Schutz aus dem Verkehr gezogen. Sie stritten, sie gingen sich fast an die Kehle, dann knallten die Türen und Kilian verschwand im Nirgendwo.

Grußlos.

Bis er eines Tages wieder vor ihm stand – in löchrigen Jeans und abgewetzter Bikerjacke, mit Bart und langen Haaren, als käme er gerade von einem verregneten Rockkonzert zurück.

Gallo.

Der Name sei bei seinen Ermittlungen aufgetaucht. Es handele sich um eine unbekannte Person, die im Hintergrund die Fäden ziehe.

Welche Fäden?

Eine Litanei wildester Geschichten, Gerüchte und Verschwörungstheorien über eine neue Mafiaorganisation, die Anfang der Neunzigerjahre erstmals in Leipzig in Erscheinung getreten sei. Er komme jetzt nicht mehr weiter und brauche Heinleins Hilfe. Die Datenbanken von LKA und BKA müsse der für ihn anzapfen …

Was für ein Wahnsinn.

Aber okay, Heinlein tat ihm den Gefallen.

Ergebnis: Nichts, absolute Fehlanzeige. In keiner Ermittlung, keiner Befragung oder Zeugenaussage war der Name, das Wort oder die Bezeichnung Gallo aufgetaucht. Nirgends.

Bis heute Nacht.

Gallo … you Gallo?

Als hätte der Attentäter Gallo nicht gekannt und geglaubt, ihn auf den Gleisen zu treffen.

Gallo …

Und noch ein Wort war dem seltsam verstörten Mann über die Lippen gekommen.

Ha … Habibi?

War das das Wort gewesen?

Heinleins Schädel brummte und bockte vor Schmerz, er rieb sich die Schläfen. Bildete er sich das nur ein oder hatte er das Wort tatsächlich gehört?

Habibi … Was bedeutete das?

Eine Hand schob sich in sein Blickfeld, winkte.

Vanja Berger. Schlimmer als ein Sack voller Läuse.

»Was ist?!«, schnauzte er sie an und hörte sich selbst wie unter einer Glasglocke sprechen.

»Ich hatte angeklopft … Wie geht es Ihnen?«

»Gut. Was wollen Sie?«

»Mich nach Ihnen erkundigen.« Sie machte wirklich den Eindruck, dass sie sich sorgte.

Aber warum? Sie kannten sich so gut wie gar nicht.

»Es geht mir gut«, wiederholte Heinlein um Freundlichkeit bemüht, »danke der Nachfrage. Und nun gehen Sie bitte nach Hause. Morgen früh erwarte ich Sie ausgeschlafen und einsatzbereit.«

»Das werde ich sein. Sie können sich auf mich verlassen.«

Doch sie ging nicht, glotzte ihn an, als wolle sie seine Gedanken lesen, ihn mit ihrem bohrenden Blick durchdringen.

»Was ist noch?«

Sie zögerte, überlegte, doch dann: »Ich habe mich gefragt, was zwischen Ihnen und dem Attentäter vorgefallen ist.«

»Nichts. Warum interessiert Sie das?«

»Sie haben keine sechzig Sekunden mit ihm gesprochen, und schon knallte es.«

»Wollen Sie etwa meine Vorgehensweise kritisieren?!«, fuhr er sie an, und schon bretterte der ICE noch einmal durch seinen Schädel, dass es pochte, hämmerte, pfiff und quietschte.

Sie beantwortete die Frage nicht, stattdessen: »In welcher Sprache hat er gesprochen?«

»Englisch … gebrochen.«

»Was hat er gesagt?«

Schluss damit, er war nicht im Zeugenstand. »Gehen Sie jetzt.«

Sie setzte erneut an, doch überlegte es sich anders.

»Gute Nacht, Herr Polizeipräsident.« Mit einem Lächeln machte sie kehrt.

Dem Herrn im Himmel sei Dank!

Er sah ihr nach, wie sie in ihrem Joggingoutfit davonfederte, die ehemals gepflegten Sportschuhe ziemlich lädiert, als hätte sie sich am Tatort durchs Gebüsch geschlagen.

Abgetragene Turnschuhe.

»Habibi«, rief er ihr nach, »wissen Sie, was das bedeutet?«

»Das ist Arabisch«, vernahm er, obwohl seine Hörweite kaum noch bis zur Tür reichte, »bedeutet so viel wie Geliebter oder Freund.«

»Sicher?«

»Ja, klar. Warum fragen Sie?«

»Nichts, nur ein Gedanke. Schließen Sie die Tür, bitte.«

Endlich wieder allein.

Habibi … Geliebter, Freund.

Warum in aller Welt würde ihn ein unbekannter Attentäter als Freund bezeichnen wollen?

Und noch etwas: Hatte der Kerl tatsächlich einen Auslöser in der Hand gehalten, wie es Deckert berichtet hatte?

Heinlein hatte keinen gesehen. Oder konnte er sich nur nicht daran erinnern?

Weil er unter Schock stand.

Aber an das Bimmeln eines Handys, hundertprozentig.

Eine seltsame Melodie, irgendwie orientalisch.

Ein Anruf hatte die Detonation ausgelöst. Wer hatte ihn getätigt?

Seine Hand schnellte zum Hörer, um eine Anfrage an die Telefongesellschaften zu stellen. Mitten in der Bewegung hielt er ein, es war weit nach Mitternacht.

Er seufzte, hielt sich den Brummschädel.

Höchste Zeit ins Bett zu gehen. Mehr konnte er nicht …

Doch, natürlich.

Sie hatten sich seit Jahren nicht gesprochen, die Nummer existierte vermutlich auch nicht mehr.

Und dennoch war es einen Versuch wert.

Was würde er sagen?

Was würde Kilian sagen?

5 // Kotor Trans

Das Blut zweier Menschen floss unter der Dusche an ihm herab. Die Mutter hatte er nicht retten können, ihren Mörder schon.

Kilian hätte kotzen können vor Scham.

Er drehte die vergoldeten Wasserhähne zu, griff nach dem Handtuch und setzte den Fuß auf wohlig warme Marmorfliesen. Die gesamte Villa mit ihren acht Zimmern war damit gepflastert. Eine Fußbodenheizung sorgte für kuschelige Winterabende am Meer, und wenn es mal ganz stimmungsvoll sein sollte, warf man den Kamin an.

Dann würde der gestresste Dr. Kohlschreiber einen Brunello dekantieren, sich aufs Ledersofa fallen lassen und seiner Gattin von den Träumen erzählen, die er als Student noch hatte. Von seinen Reisen nach Goa und Angkor Wat, von den erlebten Abenteuern, den Menschen, die er getroffen und der Erleuchtung, die er im Sonnenaufgang am Strand von Bali erfahren hatte.

Heute spritzte er seinen wohlhabenden Kunden Botox ins Gesicht. Von etwas musste man schließlich leben.

Mit einem Wisch sorgte Kilian für freie Sicht im Spiegel. Vor ihm stand ein bärtiger und langhaariger Mitfünfziger, wie sie in Werbespots großer Baumärkte gezeigt wurden, bei guter Pflege und einem Haarschnitt hätte er auch als Hipster durchgehen können. Oberkörper und Arme waren definiert, die Arbeit am Haus hatte überschüssige Pfunde schmelzen und Muskeln sprießen lassen. Körperlich war er in Topform, Vergleiche mit Jüngeren musste er nicht scheuen.

Das Handy klingelte.

»Herr Dr. Kohlschreiber …«

»Endlich, Kilian. Warum rufen Sie nicht zurück?« Im Hintergrund wurde gefeiert. Man trank und sang zum Hüttenzauber, eine schrille Trillerpfeife kündigte die nächste Runde an. »Einen Moment.« Kohlschreiber bahnte sich einen Weg durch feiernde Skigäste aus aller Welt.

Kilian verließ seinerseits das Badezimmer, rubbelte sich die Haare trocken und versuchte, keins der vielen Kunstwerke umzustoßen, die sich im Gang aneinanderreihten. Irgendwas Etruskisches oder sonst was, das sich nur eine gelangweilte Gattin ausdenken konnte.

Er schob den Vorhang am Panaromafenster einen Spalt weit auf. In der Nachbarvilla, die sich über drei Ebenen erstreckte und zum Meer hin entfaltete, ging es hoch her. Die Nutten tanzten und ein Gast ballerte sich den Verstand mit Koks weg.

Wusste der Idiot nicht, dass er sich in einem Gästehaus der Camorra befand, in dem jede Sünde in HD-Qualität aufgezeichnet wurde?

»So, jetzt«, atmete Kohlschreiber auf. »Hier in Ischgl geht der Punk ab. Echt der Wahnsinn.«

»Ich hätte mich später noch gemeldet«, entschuldigte sich Kilian. »Musste den Ganoven erst bei den Carabinieri abliefern.«

»Wie groß ist der Schaden? Ich habe seit gestern keinen Zugriff auf die Kameras mehr.«

Kein Wunder. Der Bengel hatte die Kabel durchgeschnitten.

»Der Schreibtisch ist aufgebrochen, Regale sind umgeworfen …«

»Und der Safe?«, unterbrach Kohlschreiber. »Der im Keller, hinter dem Wein?«

Natürlich. Da lagerten die Geheimnisse des Giftspritzers.

»War mein erster Weg. Alles in Ordnung.«

Ein langes Seufzen. »Gott sei es gedankt. Und Ihnen, Kilian. Was würde ich nur ohne Sie tun?«

»Kein Problem, dafür bin ich ja da. Sie haben meine Kontonummer?«

»Sicher, sicher. Bitte checken Sie die Kameras im Garten und im Haus. Hab nur noch Schwarz auf meinem Handy.«

»Ich beauftrage einen vertrauenswürdigen Handwerker mit der Reparatur.«

»Ich vertraue Ihnen voll und ganz.«

So sollte es sein.