Gebrauchsanweisung für Bali - Thomas Blubacher - E-Book

Gebrauchsanweisung für Bali E-Book

Thomas Blubacher

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Beschreibung

Yogakurs und River Rafting, Schattentheater und Moonlight-Party: Thomas Blubacher, der seit mehr als zwanzig Jahren immer wieder auf Bali zurückkehrt, führt uns durch die Luxusresorts in Nusa Dua, über den »Ballermann« von Kuta und an den Lavastrand in Lovina. Er reist aufs benachbarte Java und Lombok sowie ins Tauch-Dorado der Gili-Inseln. Verrät, warum in Indonesiens hinduistischer Enklave jeder Ort mindestens drei Tempel haben muss und alle Balinesen Maler, Holzschnitzer oder Tänzer sind. Welche Bedeutung die mysteriösen Toiletten-Strichmännchen haben und was man in den Garküchen außer Saté-Spießen sonst noch probieren sollte. Und er erklärt versiert, wo man am besten Dämonen austreiben oder sich wie eine echte Prinzessin massieren lassen kann.

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

ISBN 978-3-492-97101-0

Juli 2016

© Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2015

© Thomas Blubacher, 2015

Karte: cartomedia, Karlsruhe

Coverkonzeption: Büro Hamburg

Covergestaltung: Birgit Kohlhaas, kohlhaas-buchgestaltung.de

Covermotiv: Tempelkomplex Pura Ulun Danu Bratan (Michele Falzone/Getty Images)

Litho: Lorenz & Zeller, Inning a. A.

Datenkonvertierung: le tex publishing services GmbH, Leipzig

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Das Lächeln der Balinesen

Hellgrün leuchtende Reisterrassen, über die seltsame bunte Vögel flattern. Farbenfrohe Opferprozessionen auf dem Weg zu alten Tempeln. Mit Alang-Alang-Gras gedeckte Hütten, daneben grasende Wasserbüffel. Traumhafte Strände, leuchtend weiß oder aus schwarzem Lavasand. Einige der besten Surf-, Schnorchel- und Tauchspots der Welt. Ruhige Bergseen mit Tret- und reißende Flüsse mit Schlauchbooten, Erdbeerfarmen und Palmenhaine, heilige Affen und riesige Würgeschlangen. Faszinierende Tänze, Kunst auf beinahe jedem Quadratzentimeter. Das alles begleitet von fremdartig klingender Gamelan-Musik. Und überall der Duft von Räucherstäbchen, Nelkenzigaretten und Millionen Blüten.

Bali ist eine traumhafte Urlaubsdestination für Backpacker und luxusverwöhnte Wellness-Touristen, für Kulturhungrige, Sinnsucher und Abenteurer, für Alleinreisende ebenso wie für Familien. Ich kenne kein Reiseziel, das vielfältigere Möglichkeiten bietet: Ob man die totale Entspannung sucht oder spirituelle Erlebnisse, sportliche Herausforderungen meistern, eine fremde Kultur kennenlernen oder die üppige tropische Natur genießen will – hier ist man richtig. Wer nach Bali kommt, kann zwischen primitiven Privatunterkünften und mondänen Designhotels wählen, zwischen einfachen Garküchen am Straßenrand und einigen der besten Restaurants ganz Asiens. Er kann sich entscheiden, ob er gemütlich durch sattgrüne Reisterrassen spazieren, durch Dschungel wandern oder aktive Vulkane erklimmen will, ob er im azurblauen Meer mit Delfinen schwimmen oder zwischen bunten Fischen tauchen, einen Yogakurs belegen, sich von einem Schamanen heilen oder in einem Wellness-Tempel verwöhnen lassen möchte, ob er jahrhundertealte Kultstätten oder moderne Shoppingmalls bevorzugt, eine Schattentheater-Aufführung oder ein Jazzkonzert, eine traditionelle Verbrennungszeremonie oder eine hippe Moonlight-Party.

Von der Westspitze bis zur Ostspitze misst Bali, die westlichste der Kleinen Sundainseln, knapp 145, von der Nordküste zur Südküste etwa 90 Kilometer. Mit 5561, inklusive vorgelagerter Inselchen 5632 Quadratkilometern ist es etwa 1,6-mal so groß wie Mallorca, aber wesentlich dichter besiedelt: Hier leben über vier Millionen Einwohner (das sind 4,6-mal so viele wie auf der Baleareninsel), und doch kann man fast menschenleere Regionen finden. Auf engstem Raum trifft man auf die unterschiedlichsten Vegetationszonen: Sandstrände und vorgelagerte Korallenriffe, Mangrovenwälder, tropische Tieflandregenwälder und Nebelwälder, mit Elefantengras oder Kakteen bewachsene Savannen, Bergwälder und Lavalandschaften – drei Viertel der Fläche bedecken Erhebungen vulkanischen Ursprungs. Die höchste ist mit 3142 Metern der noch aktive Gunung Agung, als Sitz der Götter der spirituelle Mittelpunkt des balinesischen Weltbilds. Nicht zuletzt aber sind es Kulturlandschaften, die die berauschend schöne Landschaft prägen: Die kunstvoll terrassierten Reisfelder gehören seit 2012 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Bali liegt in den sogenannten wechselfeuchten Tropen. Es ist warm hier, die Luft schwer und feucht, alles grünt und blüht geradezu verschwenderisch, und der Boden, so scherzt man, sei so fruchtbar, dass aus jedem Stock, den man in die Reisfelder werfe, ein Baum wachse. Wenn Sie den eisgekühlten Flughafen verlassen, werden Sie erst einmal schier erschlagen – doch keine Angst: Sie gewöhnen sich überraschend schnell an die klimatischen Verhältnisse. Das ganze Jahr über herrschen Tageshöchsttemperaturen um die 30 Grad, am angenehmsten ist es im Juli und August, am heißesten im April, und fast immer betragen die Unterschiede zwischen dem dampfenden Süden und den erfrischenden Bergregionen ein paar Grad. Die Regenzeit dauert von November bis März, die Trockenzeit von April bis Oktober. Statistisch verzeichnet man im Juli und August jeweils nur vier Regentage pro Monat, im Januar hingegen fällt fast täglich Niederschlag, in der Regel länger und heftiger, je näher man den Berghängen kommt. Ohnehin unterscheidet sich das Wetter an vielen Tagen von Dorf zu Dorf, und wer bei Sonnenschein zu einem Ausflug aufbricht, kann wenige Kilometer landeinwärts in einen heftigen Schauer geraten – der meist schnell wieder vorübergeht.

Auf Bali, so schwärmte in den 1920er-Jahren die westliche Welt, erlebe man die einzigartige Einheit glücklicher Menschen und tropischer Natur, die faszinierende Mixtur aus exotischer Spiritualität und Sinnlichkeit. In den Großstadtsalons träumte man sich angesichts von Bildern badender barbusiger Frauen und nackter junger Männer ins schwüle Tropenparadies. Richard Katz’ Reisebuch »Heitere Tage mit braunen Menschen« wurde zum Beststeller – dass der Hamburger Buchhändler Felix Jud es dutzendfach in die Auslage legte, als er 1935 per Erlass dazu verpflichtet wurde, sein Schaufenster zu Hitlers Geburtstag zu dekorieren, sollte freilich nicht für Reisen nach Bali begeistern… Schon in den Dreißigerjahren, als sich zivilisationsmüde Aussteiger, Künstler und Intellektuelle auf Bali niederließen und die internationale High Society zur Stippvisite ins Paradies kam, begann leise der traurige Abgesang auf ein angeblich verschwundenes Eden, der dann während der nächsten Jahrzehnte mit jeder Besucherwelle lauter wurde. Davon gab es einige, von den Hippies und Surfern, die in den 1960er- und 1970er-Jahren Kuta für sich entdeckten, bis zu den sinnsuchenden Fans von »Eat, Pray, Love«, die in den 2000ern nach Ubud pilgerten.

Die Insel der Seligen habe durch die touristische Invasion ihre Seele verloren, liest man immer wieder, der Zauber sei verschwunden. Kamen 1985 erstmals über 200000 Besucher, waren es 1995 bereits über eine Million. In diesem Jahr fuhr ich zum ersten Mal nach Bali, doch war die bei Pauschaltouristen so beliebte Insel gar nicht mein eigentliches Ziel: Mehrere Wochen lang war ich in Indonesien unterwegs, wanderte auf Sumatra durch den Nationalpark Gunung Leuser, um Orang-Utans in freier Wildbahn zu beobachten, durchquerte per Bus einen Großteil der Insel Java und flog von dort weiter nach Sulawesi, um die faszinierende Kultur der Toraja zu erleben. Vom anschließenden Aufenthalt auf Bali versprach ich mir eigentlich nicht mehr als einen erholsamen Ausklang der anstrengenden Indonesien-Reise. Ein paar Tage am Strand, dazwischen geruhsame Ausflüge zu pittoresken Tempeln, während des Abendessens die eine oder andere Tanzvorführung – nichts also, so glaubte ich, was mit meinen spektakulären Eindrücken der vergangenen Wochen auch nur ansatzweise konkurrieren könne. Etwas jedoch hat mich auf Bali ergriffen, nicht gleich am ersten Tag, aber sehr rasch. Ergriffen und nie mehr losgelassen. Etwas, das ich mir damals nicht erklären, das ich nicht einmal in Worte fassen konnte. Ich fühlte mich, als ob ich am Ziel angekommen oder nach einer langen Zeit in der Fremde wieder nach Hause zurückgekehrt wäre. Es war ein Gefühl der Geborgenheit, der Sicherheit, der Ruhe. Ein Zustand wunschlosen Glücks. Wieder in Deutschland, genügten ein paar Takte Gamelan-Musik, um dieses eigenartige, einzigartige Gefühl wachzurufen. Ich hatte Sehnsucht nach Bali. Ich war verliebt in die Insel, wollte sie wiedersehen, ihre Bewohner kennenlernen, ihre Kultur verstehen. Und bin seither immer wieder dorthin zurückgekehrt. Staunend und begeistert wie eh und je.

Schon vor zwanzig Jahren traf ich viele, die Balis Wandel beklagten, und natürlich habe auch ich bei jedem Aufenthalt weitere Veränderungen registriert. Im Jahr 2009 reisten erstmals mehr als zwei Millionen ausländische Touristen nach Bali, 2013 über drei Millionen, längst ist die Insel eine Topdestination des organisierten Massentourismus. Selbstverständlich sind die negativen Spuren dieser Besucherströme nicht zu übersehen, in manchen Ferienorten könnte man meinen, man befinde sich am Ballermann oder in Pattaya, und wer die Touristenenklaven nicht verlässt, wird es schwer haben, die Magie eines nach wie vor faszinierenden Reiseziels zu entdecken. Denn trotz allem hat Bali seinen eigenen Rhythmus und seine einzigartige Kultur bewahrt. In den balinesischen Dörfern des Hinterlandes verläuft das Leben auch weiterhin in jahrhundertealten Bahnen.

Glauben Sie mir: Die Insel der Götter ist noch immer göttlich. Und genau das ist das Wunder von Bali.

Darüber wundern, dass Bali touristisch perfekt erschlossen ist, wird sich indes wohl niemand angesichts der jährlich mittlerweile vier Millionen ausländischen und mehr als sechs Millionen indonesischen Besucher (von denen besonders viele während des Ramadan kommen). So kann man sich, auch wenn man weder Balinesisch noch Bahasa Indonesia spricht, nahezu überall auf Englisch verständigen – eher selten allerdings auf Deutsch. Die Spitze der internationalen Reisenden bilden die Australier, die am liebsten im Juni und Juli sowie zwischen Oktober und Dezember hier Urlaub machen, schließlich liegt das sattgrüne Eiland gerade mal 1700 Kilometer von ihrer Heimat entfernt. Seit Kurzem werden sie dicht gefolgt von den Chinesen, die besonders im Februar, wenn das chinesische Neujahr gefeiert wird, anrücken, übrigens fast ausnahmslos in großen Gruppen, während die Japaner individuell unterwegs sind, vorwiegend im April und Mai. Immerhin 100000 Deutsche jährlich machen sich vor allem zwischen August und Oktober auf die gut 11000 Kilometer weite Reise nach Bali, aus der Schweiz kommen beachtliche 30000 Gäste, die meisten von ihnen im Juli, hingegen reisen bislang lediglich 13000 Österreicher per annum nach Bali.

Es erstaunt also nicht, dass in Kuta Eisbein mit Sauerkraut offeriert wird, in Legian Käsefondue und in Ubud Vollkornbrot. Ebenso wenig, dass man in Safariparks auf Elefanten reiten kann, die eigens zu diesem Zweck aus Sumatra importiert werden, und sogar auf Kamelen, die in Indonesien nun weiß Gott nichts verloren haben, schließlich lebt man von vergnügungssüchtigen Touristen. Nicht einmal über Freizeitangebote wie die »Bali Paintball Arena« muss man sich wundern. Ob es sich bei diesem Schießen auf andere Menschen um Körperkultur handelt, sei dahingestellt, und demjenigen, der ohnehin jede Art von Sport für Mord hält, sei versichert, dass es auf Bali vom Riverrafting über das Quad­fahren bis zum Paragliding unzählige Möglichkeiten gibt, zu Tode zu kommen. Nein, im Ernst: Es existiert ein schier unendliches Angebot an sportlichen Aktivitäten, Golfer und Angler kommen ebenso auf ihre Kosten wie Mountainbiker und Jetski-Fans. Okay, Schlittschuhlaufen in tropischer Hitze lässt sich noch nicht, doch was in Singapur bereits möglich ist, wird auch hier nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Ansonsten kann man auf Bali beinahe alles überhaupt nur Denkbare essen, unternehmen, kaufen, sehen und erleben. Das ist einerseits gut so. Andererseits: Man muss das nicht tun. Man kann auch einfach darüber staunen, dass der touristische Trubel bislang kaum eine Auswirkung auf die traditionelle Lebensweise der Balinesen hatte. Resilienz nennen Psychologen die Widerstandskraft und Toleranz gegenüber Störungen, die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen und Krisen zu bewältigen. Bali scheint sehr viel mehr zu ertragen als andere vom Virus des Massentourismus befallene Destinationen, vermag sich immer wieder neu zu erfinden und sich zugleich treu zu bleiben. Achtsam modifiziert man das Überlieferte, integriert behutsam das Fremde und zerbricht nicht am Konflikt zwischen Tradition und Moderne. Selbst mitten im kollabierenden Verkehr der Hauptstadt sieht man Menschen in ritueller Kleidung bei zeremoniellen Handlungen – und fühlt sich sogleich in eine andere Welt versetzt. Selbst dort, wo international genormtes, styroporverpacktes Junkfood über die Theke geschoben wird, liegen am Eingang einige mit Hingabe aus Palmblattstreifen und Bananenblättern geflochtene, mit Blumen, Reis und Räucherstäbchen bestückte Opferschälchen, die die Götter gütig stimmen sollen.

Bali ist eine hinduistische Enklave im islamisch geprägten Vielvölkerstaat Indonesien, zu dem, ganz nach der Devise »Einheit in der Vielfalt«, der IT-Spezialist in der Millionenmetropole Jakarta ebenso gehört wie der scheinbar in der Steinzeit lebende, mit einer Penishülle aus getrocknetem Flaschenkürbis bekleidete Bewohner des Baliem-Tals. Auf der Insel der Götter und Dämonen bekennen sich 92 Prozent der Einwohner zur Hindu-Dharma-Religion, der lokalen Form des Hinduismus, die vom animistischen Glauben durchdrungen ist und auch Agama Tirtha genannt wird, »Religion des Wassers«. Das wegen der Besucherströme inzwischen kostbar gewordene Nass gehört als unverzichtbarer Bestandteil zu den meisten Zeremonien – kein Wunder, angesichts der immens wichtigen Rolle, die es für den Anbau von Reis spielt, dem Hauptnahrungsmittel Balis. Verehrt werden in offiziell mehr als 10000, de facto wohl 20000 Tempeln neben der hinduistischen Trinität von Brahma, dem Schöpfer, Vishnu, dem Bewahrer, und Shiva, dem Zerstörer, unzählige weitere Götter, Geister und Dämonen, die Ahnen und sogar Buddha, der aber nur den Status einer zweitrangigen Gottheit besitzt. Auch die Natur ist »beseelt«, Steine, Flüsse, Tiere und Pflanzen sind durch das Übernatürliche belebt; neben der physischen Welt, sekala, existiert eine unsichtbare geistige, niskala genannt. Jeder Seinsform wird Bedeutung zugemessen, jedes Subjekt, jedes Objekt in kosmischem Bezug gesehen, jedes Ding und jedes Wesen besitzt seinen Platz, hat seinen Sinn und Zweck.

Als Bali Teil der Republik Indonesien wurde, die im Sinne des ersten Grundsatzes der Staatsphilosophie pancasila nur monotheistische Religionen anerkennt, einigten sich die balinesischen religiösen Organisationen darauf, ihre Glaubensvorstellungen zu vereinheitlichen und diese Religion Agama Hindu Bali zu nennen – 1958 wurde sie anerkannt und erhielt einen Sitz im indonesischen Religionsministerium: Offiziell werden all die Götter und Dämonen als Manifestationen eines einzigen, allmächtigen Gottes (oder vielleicht besser: göttlichen Prinzips) namens Sanghyang Widhi Wasa oder Sang Hyang Widi Wasa angesehen – lassen Sie sich von den unterschiedlichen Schreibweisen vieler Namen und Orte, die gleichzeitig in Gebrauch sind, nicht verwirren. Die Religion ist auf Bali ein ganz selbstverständlicher Teil des Alltags. Sie ordnet das Leben nicht nur des Einzelnen und seiner Familie, sondern auch das der Dorfgemeinschaft und zahlloser Vereinigungen. Religion und soziale Ordnung bilden ein untrennbares Ganzes. Und so ist die Teilnahme an religiösen Zeremonien und Tempelfesten für jeden Balinesen Pflicht, will er den göttlichen Schutz für seine Familie und sein Ansehen in der Gemeinschaft nicht gefährden.

Neben Riten und Ritualen, die die Götter gnädig stimmen und die Dämonen besänftigen sollen, prägen das Leben der Balinesen auch die Künste – obschon die balinesische Sprache den Begriff »Kunst« nicht einmal kennt. Kunst gehört hier zum Leben wie Luft oder Wasser, beinahe jeder ist auch Maler, Holzschnitzer, Steinbildhauer, Musiker – oder Tänzer. Wer beobachten kann, wie der Barong, ein mystisches Wesen, das die guten Kräfte symbolisiert, im Tanz mit der bösen Hexe Rangda ringt und so das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse neu ausbalanciert, erfährt viel von der spirituellen Kraft der Kunst. Die Gamelan-Musik schließlich prägt Melodie und Rhythmus des gesamten balinesischen Lebens, ganz selbstverständlich scheinen die Menschen ihr zu folgen.

Ich reise seit zwanzig Jahren regelmäßig nach Bali. Und bin mehr denn je der Überzeugung, dass man dort gar keine andere Wahl hat, als jeden Tag von Neuem erstaunt und ergriffen zu sein von der Freundlichkeit der Balinesen, von ihrer Geduld und ihrer Toleranz – und ihrer Begabung zum Glücklichsein. Ob als Pauschaltourist auf der wohlorganisierten Suche nach Erholung, als krisengebeutelter Sinnsuchender, bildungshungriger Individualist oder abenteuerlustiger Backpacker – wer sich auf Bali einlässt, erfährt etwas von diesem tiefen, existenziellen Glück. Versteht, warum die Balinesen so oft lächeln. Wird immer wieder dorthin reisen wollen. Und freudig erleben, dass dieses Paradies nicht verloren ist.

Füße waschen verboten!

Einst gab es nur eine einzige Möglichkeit, auf die Insel der Götter und Dämonen zu gelangen: Man bestieg den »Schweineexpress«, einen Dampfer, der Singapur mit schlachtreifen Tieren aus Bali versorgte und auf dem Rückweg geruchsunempfindliche Passagiere mitnahm. Erst von 1924 an verband ein wöchentlich verkehrendes Dampfschiff die javanische Stadt Batavia, also das heutige Jakarta, mit Makassar auf Celebes, wie die Insel Sulawesi damals hieß. Unterwegs legte der holländische Dampfer, den der Volksmund aus Gewohnheit weiterhin »Schweineexpress« nannte, jeweils am Freitagmorgen im balinesischen Buleleng an, eine Handvoll Touristen ging von Bord und bestieg das Schiff nach zweieinhalb Tagen wieder, wenn es sich auf dem Rückweg befand.

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