Gedanken zur Menschlichkeit - Müller Annette - E-Book

Gedanken zur Menschlichkeit E-Book

Müller Annette

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Beschreibung

Wer in der westlichen Welt lebt, ohne darüber nachzudenken, wer er ist, wo ihn sein Weg hinführt und was das Leben für einen Sinn hat, der ist meist in gewisser Weise unglücklich. Obwohl wir global betrachtet im Vergleich zu ärmeren Regionen sprichwörtlich in Saus und Braus leben, tragen wir eine große Unzufriedenheit in uns. Wir sind gefangen im Hamsterrad des Lebens. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist unser Bewusstsein. Dabei kann jeder sein Bewusstsein weiterentwickeln und zum Bewusstseins-Evolutionär werden, indem er sich auf alte Weisheiten besinnt, sich nach innen wendet und Möglichkeiten findet, sich selbst weiterzuentwickeln. Mit „Gedanken zur Menschlichkeit“ präsentiert Annette Müller wertvolle Impulse, die dazu anregen sollen, das eigene Menschsein zu hinterfragen und den Aufbruch zu wagen in eine bewusstere, selbstbestimmtere Zukunft. Annette Müller

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Was ist eine Bewusstseins-Evolutionärin?

Je erfolgreicher desto verzweifelter

Aufbruch immer neu

Spiritualität

Individualität

Freiheit

Ökologie

Zu Beginn des Maschinenzeitalters

Wann ist ein Leben Lebenswert?

Falsche Dankbarkeit, falsche Versprechen

Verdammtes Wachstum

Wie viel Philosophie verträgt das Business?

Leben wie im Urlaub

Menschlichkeit Quo vadis

Die Autorin: Annette Müller Bibliografische Information der deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar Sachbuch © 2022 San Esprit Verlag Alle Rechte vorbehalten Coverfoto: Daniil [email protected] Herstellung: Best Practice Verlag Digitalisierung: www.behnischdesign.de ISBN: 978-3-943099-41-6 Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Was ist eine Bewusstseins-Evolutionärin?

Ich habe mich schon sehr früh für die fernöstlichen Philosophien interessiert. Dieses Interesse wurde erweckt, weil meine Eltern ein Hotel hatten. Dort hatten wir sehr viel Publikum aus fernen Ländern und es war immer sehr spannend für mich, diese Menschen kennenzulernen. Da kam es eben auch zum Kontakt mit diesen Philosophien. Es kamen Leute zu uns, die mir von Yoga erzählten, von Indien und von Meditation. Sehr bald kaufte ich mir die ersten Bücher, da muss ich etwa 13 Jahre alt gewesen sein. Es war gar nicht so leicht, diese bei uns auf dem Dorf zu bekommen, denn der Buchladen wusste überhaupt nicht, was das sein sollte: „Wie bitte, Yoga? Das habe ich noch nie gehört.“ Das Thema war zu diesem Zeitpunkt noch recht exotisch. Ich kam auch schon früh in Kontakt mit Chi, weil ich mit acht oder neun Jahren bereits mit Karate und Judo begonnen hatte. Und mein Lehrer lehrte eben auch Ki bzw. Chi. Daher war mir das alles nicht fremd. In der Schule habe ich mich nie zuhause gefühlt, habe dort einfach nicht den Sinn des Lebens gefunden. Als ich endlich reisen durfte, machte ich mich sofort auf den Weg nach Indien. Da bin ich dann mehr oder weniger hängen geblieben, habe Yoga, Meditation und Philosophien studiert, unter anderem den Kashmir-Shivaismus und Vedanta. Das bildete damals das Fundament dafür, heute Bewusstseins-Evolutionärin zu sein und Bewusstseinsevolution in die Welt hinauszutragen. Mir ist es wichtig, dass wir Menschen zu uns selber finden, dass wir wissen, wer wir eigentlich sind, und uns weiterentwickeln. Evolution ist schließlich eine Entwicklung. Wir als Menschen sollten zusehen, dass wir stetig vorankommen, nicht nur im Bereich der Technik, sondern in unserem Wissen und unserer Weisheit. Ich verbrachte einige Zeit in Indien, aber auch auf Hawaii. Dort lernte ich bei verschiedenen Lehrern aus sehr unterschiedlichen Kulturen sowohl das Fernöstliche als auch das Hawaiianische kennen. All das hat mich nachhaltig beeinflusst. Dabei ist es vor allem die Frage der Spiritualität, die eine wichtige Rolle spielt. Die Frage nämlich: Wie passt diese Art der Spiritualität zu unserer westlichen Auffassung von Philosophie und Leben? Wer hier in unserer westlichen Welt lebt, ohne darüber nachzudenken, wer er eigentlich ist, wo ihn sein Leben hinführen soll und was das alles für ein Sinn hat, der ist meistens in gewisser Weise unglücklich. Dieses Phänomen lässt sich überall beobachten: Wir finden sehr viel Unglück vor, obwohl wir doch in Saus und Braus leben und alles haben, was wir brauchen. Und doch tragen wir diese unglaubliche Unzufriedenheit in uns. Da können wir auf diese Weisheitslehren – die ja nicht erst vorgestern erfunden wurden, sondern die uns schon seit Menschengedenken begleiten – zurückgreifen und sie nutzen, um in die Tiefe zu blicken und einen Sinn im Leben zu erkennen. In diesem Buch wird es genau um diese Überlegungen und Fragen gehen. Bleiben wir aber zunächst beim Thema Bewusstseinsevolution: Wie entwickelt sich ein Bewusstsein? Schließlich vollzieht sich Evolution ja eher als Automatismus in einer natürlichen Weiterentwicklung. Wie kann man das beeinflussen? Evolution ist in der Tat etwas, das sozusagen von allein geschieht. Andererseits braucht es ein Bewusstsein, das diese Weiterentwicklung beobachtet. Das heißt, unser Bewusstsein gibt der Evolution oder dem Wachstum überhaupt erst Leben. Denn wenn es unser Bewusstsein nicht gibt, wer beobachtet dann, dass sich dort etwas entwickelt? Und diese Bewusstseinsevolution, also die Entwicklung unseres eigenen Bewusstseins, ist etwas, das wir sehr dringend brauchen. Wir sehen, wie schnell sich die Technik entwickelt. Wir sehen, wie schnell sich alle menschlichen Errungenschaften entwickeln. Was hinterherhinkt, ist unser Bewusstsein. Wir kommen überhaupt nicht mehr mit: das Internet, die Autos, der Klimawandel, der Zustand der Erde, was alles passiert in Politik und Wirtschaft. Diese Zusammenhänge überhaupt zu erkennen und ihnen folgen zu können ist etwas, das den individuellen Verstand, das Bewusstsein eines jeden Einzelnen komplett überfordert. Deshalb ist eine Entwicklung unseres eigenen Bewusstseins so wichtig. Und diese Bewusstseinsentwicklung können wir bewerkstelligen, indem wir uns auf die alten Weisheiten beziehen, indem wir uns den alten Lehren zuwenden, indem wir uns nach innen wenden und Möglichkeiten finden, uns selbst weiterzuentwickeln. Das heißt: Jeder kann sein Bewusstsein stärken und zu einer solchen beobachtenden Instanz werden, ist aber zugleich Teil des verzahnten Systems. Man kann sich schließlich nicht komplett zurückziehen und nur noch auf das Innere beziehen. Das gelingt möglicherweise den indischen Yogis, aber hier in unserer westlichen Kultur ist das nahezu unmöglich. Wenn wir uns also fragen, wie viel Bewusstsein, wie viel Erkennen von Bewusstseinsevolution hierzulande überhaupt sein darf und wie wir daraus konkret Nutzen ziehen können, müssen wir uns zunächst die Frage stellen, wer überhaupt beurteilt, was sein darf und was nicht? Wenn wir das zunächst nur auf uns selbst beziehen, ergeben sich Fragen wie: Darf ich das? Wer bestimmt für mich? Grundsätzlich haben wir als Person, als interdependente Person, die Pflicht, uns selbst weiterzuentwickeln. Denn wenn ich mich nicht weiterentwickel, werde ich irgendwann einmal zur Last für andere. Hier geht es um Fragen, wie: Brauche ich den Sinn für mich? Welchen Sinn mache ich hier in der Welt überhaupt? Diese Fragen sollte sich jeder selbst stellen. Das Gute ist: Wir besitzen die Intelligenz, die uns diese Fragen irgendwann auch beantwortet. Somit wird also das Thema „nach innen schauen“ – sich über den Sinn des Lebens, des eigenen Seins, des intellektuellen Erfassens, vielleicht auch des emotionalen Erfassens Gedanken zu machen – zu einer existenziellen Frage. Und jeder ist verpflichtet, sich diese Fragen zu stellen, um sich selbst und in der Folge die Gesellschaft weiterzubringen und gegebenenfalls deren Fortbestand sowie deren Evolution entsprechend mitzugestalten. Damit sind wir auch schon beim Thema „Gedanken zur Menschlichkeit“: Wie menschlich ist unsere Gesellschaft überhaupt? Meiner Meinung nach ist unsere Gesellschaft leider völlig unmenschlich, sie geht ganz und gar am Menschlichen vorbei. Mit dem Menschlichen meine ich hier wirklich die Frage: Wer und was ist der Mensch überhaupt? Ich bin der Auffassung, dass wir von unserem wahren Menschsein abgehalten werden, durch die Strukturen und ebenso die Manipulation der Gesellschaft. Es fühlt sich so an, als ob wir gar nicht zu unserer inneren Kraft, zu unserer eigenen Stimme finden sollen. So, als ob wir vielleicht sogar weggesperrt würden, wenn wir zu einer eigenen Stimme finden sollten. Das mussten wir ja bereits in der Vergangenheit oft beobachten. Für mich ist diese Gesellschaft, obwohl es uns nicht mangelt an Essen, Wärme oder Ähnlichem, trotzdem völlig unmenschlich. Berücksichtigen wir in diesem Zusammenhang unsere Verpflichtung, uns selbst weiterzuentwickeln, um auch die Gesellschaft weiterzuentwickeln, ergibt sich automatisch die Frage: Entwickeln wir uns überhaupt hin zu einer menschlicheren Gesellschaft? Müssen wir spiritueller werden, um die Menschheit besser zu machen? Müssen wir uns möglicherweise „deökonomisieren“, um menschlicher zu werden? Und kann uns Spiritualität dabei helfen? Das Thema Spiritualität heißt meiner Meinung nach nur Spiritualität, damit man es in eine Ecke drängen kann. Für mich ist Spiritualität einfach das „Menschlichsein“, ohne jegliche Wertung. Das ist eine unserer Grundlagen. Denn es ist ja tatsächlich so, dass der Mensch nicht nur aus Fleisch und Blut, Knochen, einem Herzen, das schlägt, und Beinen, die ihn nach links und rechts tragen, besteht. Sondern der Mensch besteht als erstes aus Verstand, aus einem Geist, der die Beine überhaupt erst anweist, in diese Richtung und in jene Richtung zu gehen. Nun würde ein Kritiker sagen: Wer schon so denkt, der denkt spirituell. Aber so ist es ja überhaupt nicht. Es ist einfach eine Grundlage. Das bestätigen schließlich auch Psychologen: dass nämlich unser Geist und unsere Emotionen steuern, was wir in der Welt bewirken. Und diese Menschlichkeit gilt es überhaupt erstmal zu betrachten. Wer oder was ist der Mensch denn überhaupt? Ist er wirklich nur das Rädchen, das dazu beiträgt, dass die ganze Ökonomie im Fluss bleibt? Ist er denn wirklich dazu verdammt, krank zu werden, nur damit man sich an ihm dumm und dusselig verdienen kann, weil er dann beispielsweise Medikamente braucht? Ist er dazu verdammt, alt und schwach zu werden, damit er auch im Altersheim noch Geld einbringt? Das ist alles nur Konsum. Und ich finde, wir müssen darüber nachdenken, ob das alles richtig ist. Nun ist aber jeder Mensch in dieser ökonomisierten Gesellschaft Täter und Opfer zugleich. Er ist ja nicht gezwungen, ins Altersheim zu gehen, er will selbst Geld verdienen, will selbst etwas erreichen. Er ist vielleicht Unternehmer, ist ein Gestalter. Niemand ist in diesem Sinne nur Opfer einer unmenschlichen Gesellschaft, sondern jeder ist auch Täter. Aber man kann ja alles ändern, man kann es gestalten und ein Teil davon sein. Sind wir also das Opfer oder der Täter? Wir sind tatsächlich beides. In vielen Bereichen des Lebens ist es so, dass wir in die Täterrolle hineingedrängt bzw. hineingezwungen werden. Wir sind gezwungen Geld zu verdienen – wobei ich Geld nicht grundsätzlich für etwas Schlechtes halte. Wohl aber diesen Zwang, dieses und jenes bezahlen zu müssen und auch bezahlen zu können. Man kann heutzutage eigentlich gar nicht mehr aussteigen, wie das vor ein paar Jahren noch möglich war – wie ich es noch konnte. Heute wäre das deutlich schwieriger. Es gibt sehr viele politische und gesellschaftliche Themen, Zukunftsthemen, aber auch kulturelle Themen, die unsere Lebensweisheit betreffen, an denen sich zeigt, dass wir teilweise wirklich entmenschlicht sind. Man muss weder Antiökonom noch besonders spirituell beseelt sein, um das so zu empfinden. Ich glaube aber, dass wir uns alle zu dieser wahren Menschlichkeit hin entwickeln wollen. Das ist etwas, wonach sich die Menschen einfach sehnen. Dieser Wunsch begegnet mir täglich immer wieder aufs Neue, wenn ich mit Menschen spreche, wenn ich Menschen begegne. Da höre ich oft Dinge wie: „Ja, das habe ich mir gedacht.“ Und: „Das habe ich mich schon immer gefragt.“ Oder: „Da kann ich dir nur zustimmen.“ Es freut und begeistert mich immer wieder, dass diese Gedanken zur Menschlichkeit, zur Bewusstseinsevolution, so gut ankommen und dass der Bedarf dafür da ist. Das ist wirklich grandios. In diesem Buch werde ich einige praktische Tipps, Gedanken und auch konkrete Handlungsempfehlungen für die eigene Bewusstseinsevolution darlegen. Es gibt so viele Möglichkeiten, auf die man oft selbst nicht kommt. Man könnte tausend Bücher lesen, nur um dann festzustellen, dass der Großteil einem nichts gebracht hat. Nur der eine Satz, der ist super. Das Wesentliche komprimiert weiterzugeben, halte ich daher für wirklich wertvoll und wichtig. Und genau das möchte ich in diesem Buch tun.

Je erfolgreicher desto verzweifelter

Warum schaffen wir es nicht, glücklicher zu sein?

Wir streben ihm nach: dem ultimativen Abschluss, dem Erfolg, der idealen Lebensform. Sind unsere Auftraggeber, Freunde, Vertrauten oder Vorgesetzen unzufrieden, bricht nicht selten schlichtweg Verzweiflung aus. Das Gerüst der heilen Welt zerbricht und man steht exakt vor den Themen, die man vermeiden wollte. Scheitern scheint tabu und Verzweiflung beinahe ein Muss der Neuzeit: Wenn schon nicht alles perfekt ist, dann doch bitte ein Hauch Drama und bloß nicht glücklich sein. Anderen wünschen wir es, das Glück, und gestehen es uns selbst oft nicht zu. Aber warum ist das eigentlich so? Unvorhergesehene Dinge, Steuerbescheide oder Stress im Unternehmen können uns restlos aus der Bahn werfen. Offensichtlich existieren unheimlich viele Punkte, an denen man verzweifeln kann. Das ist quasi das anlassbezogene Verzweifeltsein. Es gibt aber auch die Phase der Verzweiflung ganz ohne ersichtlichen Anlass. Ohne diesen einen gravierenden Einschnitt. Ein ständiges Nachdenken darüber, wie wir besser werden können. Der Drang nach Optimierung, mehr bewirken zu wollen. Wir stoßen sehr oft an innere Grenzen. Doch warum sind wir uns nicht gut genug? Und dann kommen zu den Selbstzweifeln auch noch die Höhen und Tiefen des gesellschaftlichen Lebens, und das macht natürlich alles nicht glücklicher. Ist es eine Unternehmerkrankheit, dass sich Erfolg und Glück diametral gegenüberstehen? Mit dem beruflichen Glück steigt die Quote der Verzweiflung – dies scheint ein Phänomen zu sein. Also vielleicht ist da was dran. Die Frage ist, warum nur? Zentral sollte für uns die Frage sein, was für uns Erfolg ist. Was ist das Glück an sich? Ist es individuell, ist es auch im Kollektiv gültig? Viele Menschen können das Prinzip „je erfolgreicher desto verzweifelter“ für sich persönlich überhaupt nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil: Je mehr Erfolg sie haben, desto mehr Spaß macht diese Entwicklung. Allein Erfolg zu haben ist dann schon ein unglaubliches Glück. Natürlich müssen wir definieren, was für jeden individuell Glück ist. Erfolg wird als Bild gezeichnet, das man selbst geschaffen hat – ein Gemälde, gezeichnet aufgrund ureigener Aktivitäten. Vermutlich kann sich jeder an seinen Erfolgen berauschen und dennoch wankt dies je nach Position und Lebenslage. Für viele Unternehmer gilt, dass sie manisch-depressive Züge in sich tragen. Heute noch auf hohem Ross, morgen durch die Brust geschossen. Auf der einen Seite super: mehr Geld, mehr Kunden, mehr Anerkennung, ein toller Held sein. Auf der anderen Seite gibt es aber diese Amplituden nach oben und nach unten. Möglicherweise umso stärker, je erfolgreicher jemand wird, um dann wieder in diese eine Phase des Unglücks zu rutschen. Manchmal auch ohne konkret sagen zu können, warum uns die Schwankungen begleiten und begegnen. Wagen Menschen vor dem Hintergrund der Philosophie den Blick auf sich selbst, wird der Nutzen aus Niederlagen extrem deutlich. Phasen mit weniger Erfolgen können bei dem Blick auf die letzten Probleme beinahe spielerisch vom Tisch gefegt werden – das Meistern des letzten schweren Kapitels dient dann als Blaupause für die aktuelle Herausforderung. Meistens lenken uns gerade Niederlagen oder Herausforderungen in eine völlig andere Richtung. Das Hindernis führt seiner Bestimmung nach zu Wegen, die nie entdeckt worden wären – meist zu einem noch besseren Ergebnis. Ein gutes Beispiel aus dem Alltag sind an dieser Stelle Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen. Was zunächst eher als ein plötzlicher Einschnitt daherkommt, stellt sich im Nachhinein oft als ganz großer Segen heraus, weil der Scheidende Platz gemacht hat für jemanden, der viel mehr mit in die Firma einbringt. Es ist jenes Beispiel, das ebenso perfekt für Beziehungen, Umstände oder auch Freundschaften gilt. Klar ist hierbei, dass wir zunächst einmal das Wort „Glück“ anschauen und uns fragen müssen, was uns überhaupt glücklich macht. Denn wenn wir uns auf Erfolg allein ausrichten, macht uns das sicherlich nicht glücklich. Um in der heutigen Gesellschaft erfolgreich zu sein, muss man so unglaublich hart und zielgerichtet arbeiten, dass man gar keine Zeit mehr hat, sich um sein emotionales Wohl, um seinen Körper, sein Umfeld, seine Beziehungen, seine Lieben, seine Kinder, seinen Partner usw. zu kümmern. Und wenn man auf diese Weise quasi alles geopfert hat und erfolgreich ist, dann ist man ganz allein da oben. Erfolg ist immer etwas Relatives, denn jeder muss Erfolg selbst definieren. Vielmehr müssten wir alle den Begriff des Glücks definieren. Gleichwohl müssen auch manche Dinge an gewissen Stellen ausgeblendet werden dürfen. Aus der Perspektive kinderloser Menschen zum Beispiel – ohne Familie – und ohne das Streben danach, wenn privat im Leben nichts vermisst wird und man sich ebenso nicht alleine fühlt – ist der Faktor Glück in seiner Ausgestaltung anders. Fokussiert sich jemand nur auf sein Unternehmen, auf wirtschaftliches Handeln, tauchen trotzdem immer auch Situationen auf, in denen der Eindruck individuellen Scheiterns, des Nichtgenügens, durchlebt wird. Ist das auf den inneren Drang zurückzuführen, immer noch erfolgreicher sein zu wollen? Also, dass man einer idealen Schimäre nachläuft und dem Drang nach Selbstoptimierung, nach „besser werden“, nach „mehr leisten“, nach noch mehr Anerkennung? Das mag auch ein großes Ziel für viele Unternehmer sein – die natürlich enttäuscht werden, weil es einfach irgendwann Grenzen gibt: körperliche Grenzen, finanzielle Grenzen, Ressourcen-Grenzen. Trotz vieler Quantensprünge, die man selber macht. Zentral sollte es sein, die zwei Seiten jeder Medaille zu betrachten. Wenn wir von unternehmerischem Erfolg reden, dann reden wir meistens vom Bankkonto, vom Auto, von vielen Freunden und Status. Vielleicht gibt es ja ganz andere Arten von Erfolg. Wir müssen oder besser dürfen natürlich auf die alte Philosophie schauen. Nicht in die modernen östlichen Länder heute, weil diese wirklich komplett in den sozialen Erfolg ähnlich des westlichen übergeschwappt sind, in den Kapitalismus. Die Lehren, die dort ursprünglich zum Tragen kommen, sind wirklich total sozial. Da geht es um das Soziale, nicht darum, dass man etwas für sich tut, sondern darum, dass man es für andere tut. Das heißt, dass Erfolg wirklich nur dann zum Glücklichsein führen kann, wenn man andere auf dem Weg ins Glück mitnimmt. Vermutlich verlieren sich viele hierzulande, indem sie einen Egoismus auf Kosten anderer praktizieren. Und das nur, um dieses banale, dicke Bankkonto zu haben. Wichtig ist: Was machen wir mit dieser Kraft, die sich dort sammelt? Denn es ist ja kein Bankkonto in dem Sinne, sondern die Verkörperung weiterer Möglichkeiten. Jede Nummer, jede Ziffer in diesem Konto ist ein Potenzial. Das Potenzial kann ich nehmen und investieren, in alle möglichen Dinge. Ich kann es zur Kreativität nutzen oder ich kann es dort lassen und Selbstbewusstsein im Geiste daraus ziehen. Sicherheit. Es ist wichtig zu fragen, was für mich Erfolg ist, was mich glücklich macht und was mich weiterbringt. Und die Philosophien lehren eben: Alleine geht es nicht. Du kannst in einer Welt von Unglücklichen nicht glücklich sein. Du musst die Leute ins Glück mitnehmen, und wenn man kann auch anleiten. Es keimt natürlich der Gedanke auf, ob denn der egoistisch Erfolgreiche latent unglücklicher bzw. noch unglücklicher ist als der altruistisch Erfolgreiche? Wie viel Altruismus verträgt überhaupt Erfolg in unserer westlichen Welt? Und was ist ein altruistisch Erfolgreicher?