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Dieses E-Book entspricht 276 Taschenbuchseiten ... Was macht einen Seitensprung zum Seitensprung? Und was ist, wenn der eigene Mann das sogar erlaubt? Als Annabell zum ersten Mal einen SwingerClub betritt, spürt sie, dass eine dunkle Seite tief in ihrem Inneren darauf wartet, entfesselt zu werden. Getrieben von dem Verlangen nach der Lust, tastet sie sich zusammen mit ihrem Mann immer näher an ihre Grenzen heran. Doch ein Tabu bleibt: Der Sex mit einem anderen. Doch setzt sie wirklich ihre Ehe aufs Spiel, um sich einem Fremden hinzugeben? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 397
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Impressum:
Geheime Begierde | Erotischer Roman
von Amy Walker
Amy Walker ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die mit der Veröffentlichung mehrerer Romane bereits erste schriftstellerische Erfolge feiern durfte. Mit „Geheime Begierde“ hat sie ihren ersten erotischen Roman verfasst. Leidenschaft, Sinnlichkeit und nackte Lust in Worte zu verpacken hat sie derart fasziniert, dass sie sich nächtelang nicht von ihrem Computer losreißen konnte. Seither schwirren ihr nicht nur die alltäglichen Pflichten rund um ihre Familie durch den Kopf, sondern verschiedenste erotische Szenerien, die sie alle noch niederschreiben will. Zwei Dinge sind ihr dabei besonders wichtig und in allen ihren Geschichten zu finden: viel Gefühl und ein Happy End!
Lektorat: Marie Gerlich
Originalausgabe
© 2017 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Arthur-studio10 @ shutterstock.com Stas Vulkanov @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: traumstoff.at Buchdesign
ISBN 9783862776313
www.blue-panther-books.de
Kapitel 1 Just another manic Friday
»Hast du schon den Müll rausgebracht?«
Ich schrecke auf, als Sven mich unvermittelt anspricht. Ich habe ins Leere gestarrt und noch nicht einmal einen Schluck von dem Kaffee genommen, den ich mir mit letzter Energie aus dem Vollautomaten herausgelassen habe.
»Den Müll?«, hake ich benommen nach und greife nach meinem Becher. Der Energieschub würde mir guttun, hatte ich gedacht. Doch ich habe nicht mal die Kraft aufgebracht, davon zu trinken.
»Ja. Heute kommt doch die Müllabfuhr und die Tonne ist noch halb leer.«
»Hmm«, brumme ich und höre Sven nicht mal mit halbem Ohr zu. Stattdessen betrachte ich meine Fingernägel. Einer ist abgebrochen, ein weiterer viel kürzer als die anderen. Das wäre mir früher nie passiert, da habe ich noch auf ordentlich manikürte Nägel geachtet.
»Erde an Annabell – hast du überhaupt mitbekommen, was ich gesagt habe?« Sven nimmt mir gegenüber am Esstisch Platz und wedelt mit der Hand vor meiner Nase herum. Er sieht frisch und ausgeruht aus. Aber er hat auch die ganze Nacht durchgeschlafen. Missmutig verziehe ich meinen Mund.
»Leonie war heute Nacht fünf Mal wach und zwischen eins und halb vier hat sie ständig im Schlaf aufgeweint«, klage ich und sehe Sven Mitleid heischend an. Es ist nicht nur der Schlafmangel, der mir zu schaffen macht, sondern auch das Gefühl, dass mein Mann überhaupt nicht wahrnimmt, was für einen guten Job ich leiste, indem ich die schlimmsten Nächte unserer gemeinsamen Tochter allein stemme. Doch anstatt mir die Bestätigung zu geben, zuckt Sven gleichgültig mit den Schultern. »Ist nur wieder ’ne Wachstumsphase oder ein neuer Zahn bricht durch. Warte ein paar Tage, dann wird sie wieder durchschlafen. Das ist doch immer so.«
»Hm …« Ich verschränke abweisend die Arme vor der Brust. Sein neunmalkluger Ton macht mich wütend. In meiner Fantasie springe ich ihm ins Gesicht und bearbeite seine Haut mit der scharfen Kante meines abgebrochenen Nagels. Er kennt diese heftigen Nächte schließlich nur aus meinen Erzählungen, und was ein paar Tage Schlafmangel aus einem machen können, sehe ich ja jetzt. Noch nie zuvor habe ich solch einen Groll gegen meinen Mann gehegt wie seit Leonies Geburt.
»Was ist nun also mit dem Müll?«, fragt er erneut und schaut mich abwartend an. Er sieht mit seinen fünfunddreißig Jahren gut aus, mit seinem dunkelblonden Haar und den stechend blauen Augen. Ich hingegen fühle mich mit gerade mal neunundzwanzig wie ein abgewrackter Zombie. Vermutlich sehe ich auch so aus.
»Bring ihn doch selber raus. Schließlich kann ich nicht alles allein machen. Leonie war gestern den ganzen Tag so anhänglich, dass ich sie keine fünf Minuten lang auf der Spieldecke absetzen konnte«, erwidere ich Sven heftig. Es nervt gewaltig, dass ich als Hausfrau und Mutter scheinbar nur noch fürs Versorgen, Hausarbeit erledigen und Betüddeln zuständig bin. Gibt es mich, Annabell Hofstädt, überhaupt noch, oder besser gesagt: Zu was für einer Frau bin ich in den letzten neun Monaten geworden? Wer auch immer ich bin, ich kann mich gerade selbst nicht leiden. Ächzend stehe ich auf. »Ich gehe jetzt ins Bad. Vielleicht schaffe ich es ja diesmal, ein halbwegs vernünftiges Make-up aufzulegen, ehe Leonie aufwacht«, murmle ich übellaunig und schnappe mir den inzwischen kalt gewordenen Kaffee.
»Hey, was bist du jetzt so pampig? Ich habe doch nur gefragt …«, mault Sven mir hinterher. Ich ignoriere ihn. Wenn ich mich jetzt auf eine Erklärung einlasse, dann endet das damit, dass wir uns streiten und Sven schließlich mit eisiger Miene auf seine Armbanduhr schaut und mir erklärt, dass er jetzt keine Zeit für meine Eskapaden hat, weil er ins Büro muss. Solcherlei Szenen habe ich schon viel zu oft erlebt, als dass ich erneut einen Versuch wage, meinem Mann meine Gefühlswelt zu erklären.
Stattdessen schleppe ich mich müde in den oberen Stock und verkrieche mich im Bad. Die Tür lasse ich nur angelehnt, damit ich Leonie höre, wenn sie aufwacht. Der Akku des Babyfon-Empfängerteils ist mal wieder leer. Aber natürlich schläft sie nach dieser Nacht jetzt tief und fest, und eigentlich sollte ich das auch tun. Doch wie jeden Morgen bin ich um sieben aufgestanden, um dem Alltag die Stirn zu bieten. Außerdem schaffe ich es später nicht mehr, mich zurechtzumachen, denn dann beginnt der Marathon aus Füttern, Einkaufen gehen, die Wäsche erledigen, die Kleine zum Schlafen hinlegen, Aufräumen, irgendwann noch mal schlafen und schließlich Abendessen für Sven kochen. Warum ich dafür halbwegs gut aussehen will, ist mir selbst ein Rätsel. Trotzdem schnappe ich mir Wimperntusche und Lidschatten von der Badablage und beginne damit, mich ausgiebig zu schminken.
Nachdenklich betrachte ich mein Gesicht im Spiegel. Meine grünen Augen mit den goldenen Sprenkeln sehen dank des aufwendigen Make-ups jetzt viel strahlender aus, doch die dunklen Ringe darunter zeugen noch immer von einer harten Nacht. So kann das nicht bleiben. Ich greife nach dem Concealer. Vielleicht tu ich das alles ja, weil ich nicht will, dass die Annabell, die früher immer gut gestylt durch die Gegend gelaufen ist und niemals unmanikürte Fingernägel akzeptiert hätte, nicht gänzlich durch ein fades Mauerblümchen ersetzt wird.
Ich tupfe das Abdeckzeug auf meine Augenringe und verreibe es vorsichtig. Danach noch Make-up und Puder und schon ist auch die Müdigkeit aus meinem Gesicht verschwunden. Zum Schluss bürste ich mein langes, hellbraunes Haar, bis es glänzt. Fertig. Schon viel besser gelaunt betrachte ich mich im Spiegel. Das Ergebnis ist den täglichen Zeitaufwand allemal wert.
Leise, um die Kleine nicht aufzuwecken, zieht Sven unten die Haustür ins Schloss. Gratulation, Annabell, du hast es wieder mal geschafft, den rechten Zeitpunkt für eine Versöhnung zu verpassen. Nun ist Sven so sauer auf mich, dass er nicht mal hoch ins Bad gekommen ist, um mir einen Abschiedskuss zu geben.
Fuck … Obwohl ich jetzt so aussehe wie gewöhnlich, mag ich mich noch immer nicht. Meinen Makel, nicht so recht in meine Rolle als Hausfrau und Mutter hineinzufinden, kann ich einfach nicht wegschminken. Heute Abend, nehme ich mir vor, heute Abend rede ich mit Sven. Irgendwie muss ich es schaffen, ihm begreiflich zu machen, was in mir vorgeht. Auch wenn ich es selbst nicht so recht verstehe. So kann es zwischen uns aber nicht weitergehen.
Leise seufzend angle ich mir die Nagelfeile aus dem Badschrank und setze mich auf den Rand der Badewanne, da geht die Sirene los. Ich seufze erneut und stehe wieder auf. »Ach Leonie …« Meine Nägel müssen warten.
***
»Nein, Leonie, nein. Wir prusten den Brei nicht durch die Gegend. Mama muss das alles nachher wieder sauber machen …« Ermahnend sehe ich meine Tochter an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht wirklich versteht, was ich sage, doch in einem Elternratgeber habe ich gelesen, dass Erziehung schon ganz früh beginnt und unerwünschte Verhaltensweisen nicht mit einem Lachen belohnt werden sollten, sondern mit Strenge. Selbst wenn die Knirpse dabei so goldig aussehen, wie meine kleine Maus es jetzt tut.
Freudig quietschend öffnet sie ihren Mund, ihre hellblauen Augen strahlen. »Hada, dada brrrr …« Sanft stupst sie mich von der Seite an und sieht treuherzig zu mir auf. Ich kann einfach nicht anders, als zurückzulächeln. Ob ihr wohl bewusst ist, wie einfach sie mich um den Finger wickeln kann?
Ich versuche wieder eine strenge Miene aufzusetzen und tauche den Löffel erneut in den Grießbrei, die Gott sei Dank letzte Mahlzeit des Tages. »So, und jetzt anständig essen.« Leonie öffnet brav ihren Mund, ich nicke zufrieden. Noch während ich sie wohlwollend anlächle, spitzt sie ihre Lippen und prustet die ganze Mischung aus Babyspucke und klebrigem Breizeug auf die Tischplatte.
»Prima, das war’s dann jetzt wohl …« Genervt greife ich nach den Feuchttüchern. Ich weiß jetzt schon, dass sie sich den Hunger für die Nacht aufhebt, wie meistens, wenn sie tagsüber so schlecht isst. Doch ich kann ihr den Brei kaum hineinzwängen … Ich schüttle fassungslos den Kopf. Auf was für Gedanken komme ich da bloß? Furchtbar!
»Wenn du jetzt satt bist, dann bist du eben satt«, erkläre ich Leonie und säubere ihr Finger und Gesicht. Behutsam hebe ich sie aus ihrem Hochstuhl und setze sie auf die Spieldecke. Schon als ich sie von meinem Körper löse, merke ich, dass ihr das nicht gefällt. Sie verzieht ihren Mund und fängt an zu schimpfen. Für dieses Mal ignoriere ich es und reiche ihr ein Buggy-Buch aus weichem Stoff.
»Ich sagte ja, dass ich jetzt erst mal den Tisch putzen muss, und wenn ich das nicht gleich erledige, wird das Zeug wieder betonhart …«, erkläre ich der Kleinen murmelnd, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Davon, das Baby einfach auch mal schreien zu lassen, wie ich es von manchen Müttern aus dem Freundeskreis schon gehört habe, halte ich nichts. Es tut mir weh, wenn meine Kleine nach mir weint, bis ihr die Tränchen über die knuffigen Wangen rollen. Vielleicht bin ich zu nachgiebig und fühle mich deshalb ständig unter Druck gesetzt … Trotzdem reinige ich den Esstisch in Rekordzeit und nehme Leonie dann sofort wieder hoch.
Nach diesem holprigen Tag voller Weinattacken, die mir aufs Gemüt schlagen, fühle ich mich unruhig und aus dem Takt. Es ist schon nach halb sechs und Sven lässt immer noch auf sich warten. Nicht mal angerufen hat er. Typisch … Die Lasagne, die es heute Abend zu essen geben sollte, habe ich dank der Wartezeit und Leonie im Ofen vergessen. Jetzt ist sie bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und ich brodle leise vor mir hin. Es war unheimlich anstrengend, sie zuzubereiten und nebenbei Leonie herumzutragen, und nun habe ich nicht mal was davon.
Chrissi … Ich greife nach dem Telefon, um sie anzurufen. Ich brauche jetzt meine beste Freundin – die eigentlich Christina Waldmann heißt und seit meinem ersten Tag im Kindergarten meine engste Vertraute ist –, um Dampf abzulassen. Vor ihr muss ich mich nicht verstecken, sie kennt mich schon fast mein ganzes Leben lang. Wenigstens können wir telefonieren, wenn wir uns zurzeit auch kaum sehen.
»Waldmann?«, meldet sie sich bereits nach dem dritten Klingeln.
»Hey, Chrissi, ich bin’s, und ich habe eine dringende Frage an dich: Wissen Männer eigentlich, wie man ein Telefon benutzt?«
Chrissi seufzt leise. »Hast du Ärger mit Sven?«
»Ärger ist vielleicht nicht gerade der richtige Ausdruck, ich würde es eher –« … eine ausgewachsene Krise nennen, wollte ich sagen, doch Chrissi unterbricht mich: »Können wir ein andermal darüber reden, Annabell? Ich habe den Arsch voller Arbeit, die ich besser gestern als morgen erledigt haben sollte und deshalb sogar mit nach Hause nehme.«
Ich stutze. Aufgrund ihres Zeitmangels in den letzten Wochen weiß ich, dass sie ziemlich eingespannt ist, doch für ein kurzes Telefonat mit mir hat es eigentlich immer noch gereicht. »Ist bei dir alles in Ordnung?«, hake ich misstrauisch nach. Wieder dieses leise Seufzen. »Ehrlich gesagt: nein. Chile macht Probleme …«
Hä? Ich habe keine Ahnung, wovon sie spricht. »Chile?«
»Ja, du weißt schon: dieser unheimlich wichtige Kunde. Ich habe dir doch von ihm erzählt …«, antwortet Chrissi und klingt ein wenig genervt. Doch noch immer tappe ich im Dunkeln. Es kränkt mich ein wenig, dass meine Freundin sich anscheinend nicht mal mehr daran erinnert, was sie mir erzählt hat und was nicht. So selten, wie wir uns in letzter Zeit überhaupt unterhalten.
»Du hast Chile mir gegenüber noch nie erwähnt. Aber du kannst mir ja beim nächsten Mal, wenn wir uns sehen, erklären, was es damit auf sich hat, wenn du jetzt keine Zeit hast.«
»Ja, deshalb wollte ich dich eigentlich auch noch anrufen«, antwortet Chrissi gedehnt. »Ich muss irgendwann in den nächsten Tagen schon wieder los. Nach Chile. Eine unserer richtig großen Anlagen steht dort und macht Probleme, und mir bleibt kaum Zeit, mich bis ins letzte Detail in die Pläne einzuarbeiten.«
»Wann genau fährst du denn?«, frage ich enttäuscht. Chrissi ist erst vor ein paar Tagen von einer anderen Montagereise zurückgekehrt. Sie ist hoch dotierte Ingenieurin und reist zu Inbetriebnahme- und Instandhaltungsarbeiten riesiger Druckeranlagen, die ihre Firma baut, ständig in der ganzen Welt herum. Für gewöhnlich treffen wir uns mindestens einmal auf einen Kaffee, ehe sie wieder losmuss. Für gewöhnlich liegt aber auch schon zwei Monate zurück und ich hatte gehofft, dass wir uns diesmal wenigstens kurz sehen könnten, anstatt nur zu telefonieren.
»Es tut mir leid, Annabell. Aber wir müssen unseren Kaffeeklatsch verschieben. Wahrscheinlich fliege ich schon übermorgen. Es ist wirklich ein Notfall und ich habe keine Ahnung, wann genau ich zurückkomme. Zwei Wochen wird es voraussichtlich schon dauern, die Anlage in den Griff zu bekommen und von vorn bis hinten durchzuchecken, um weiteren Fehlern vorzubeugen.«
Zwei Wochen? Früher, im Teenageralter, haben wir uns fast jeden Tag gesehen und mindestens dreimal wöchentlich telefoniert. Für erwachsene Frauen wäre dieses Verhalten natürlich lächerlich, aber einmal im Monat würde ich mich schon gern mit Chrissi treffen und mich in Ruhe mit ihr austauschen. So langsam habe ich das Gefühl, dass sie mir ausweicht.
»Es ist also nicht mal drin, für eine viertel Stunde nach der Arbeit vorbeizuschauen?«, frage ich ein wenig angesäuert. Unser Haus liegt sogar direkt auf ihrem Heimweg.
Chrissi schnaubt entnervt. »Annabell, ich komme momentan nicht mal dazu, mir die Beine zu rasieren, geschweige denn, mal sieben Stunden zu schlafen.«
Sieben Stunden? Das wäre für mich reinster Luxus. Ich brodle innerlich, aber ich habe keine Lust, mich auch noch mit Chrissi zu streiten. Wahrscheinlich bin ich ihr gegenüber nur so angepisst, weil mir die Unstimmigkeit mit Sven vom Morgen noch nachhängt.
»Mach dir keinen Stress, melde dich einfach, wenn du wieder da bist«, rudere ich zurück. »Ich wünsche dir eine gute Reise und vor allem gutes Gelingen.«
Chrissi verspricht es mir hoch und heilig und legt auf.
***
»Du bist ziemlich spät dran«, empfange ich Sven, als er eine halbe Stunde später durch die Tür unseres großen Wohn-Esszimmers tritt. Ich sitze auf dem Sofa, Leonie auf meinem Schoß. Das Gespräch mit Chrissi hat mir endgültig die Stimmung verhagelt. Bereits auf den ersten Blick bemerke ich, dass er nichts zum Essen mitgebracht hat. Das macht es auch nicht gerade besser. Mein Magen knurrt wie auf Kommando.
Sven wirft einen irritierten Blick durch den offenen Durchgang in die Küche und wendet sich dann wieder mir zu. »Anscheinend nicht spät genug, das Abendessen ist noch nicht fertig«, stellt er fest. Und ich bin schon wieder soweit, ihm ins Gesicht springen zu wollen. Ich atme tief durch und nehme mich zusammen. Nicht gleich wieder streiten …
»Ich habe es mit Müh und Not geschafft zu kochen, dann ist aber die Lasagne verbrannt, weil der, der sie essen sollte, nicht pünktlich zu Hause war.«
Svens Mundwinkel zucken, meine Handfläche juckt. Ich reiße mich zusammen. Immerhin hat er keine Ahnung, wie anstrengend es sein kann, Kind und Haushalt unter einen Hut zu bekommen.
»Jedes Mal, wenn ich Leonie auch nur kurz absetzen wollte, hat sie geweint. Das macht mich noch mal wahnsinnig. Ich habe sie im Garten herumgetragen und ihr die Blumen gezeigt, um sie abzulenken. Dabei habe ich die Lasagne ganz vergessen und wir hatten nicht mal mehr eine Tiefkühlpizza im Gefrierfach«, erkläre ich ihm. Sofort habe ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Für Sven muss es aussehen, als hocke ich den ganzen Nachmittag faul herum und kuschle mit unserer Tochter. Natürlich tu ich genau das und finde es auch schön, aber ihre ausgeprägte Sehnsucht nach meiner Nähe wird so langsam zum Problem. »Ich habe dir eine Nachricht geschrieben, dass du bei der Dönerbude vorbeifahren sollst«, sage ich vorwurfsvoll und verstumme, als Sven genervt die Augen verdreht.
»Herrgott, Annabell, ich hatte einen verdammt anstrengenden Tag und dieses Kundengespräch wollte einfach nicht enden. Denkst du, dass ich immer mein Handy checke, bevor ich aus dem Büro stürze, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, damit ich dir die Kleine ein wenig abnehmen kann?«
Betroffen senke ich den Blick, damit Sven nicht sieht, wie sehr mich seine Worte verletzen. Irgendwie bin immer ich schuld.
»Dann musst du Leonie jetzt allein ins Bett bringen, ich fahre noch mal los …« Als ob ich das nicht immer tun würde. Er kommt zu uns herüber und begrüßt und verabschiedet sich gleichzeitig mit einem zärtlichen Kuss von unserer Tochter. Ich gehe leer aus.
Gekränkt stehe ich vom Sofa auf, als die Haustür ins Schloss fällt. Es ist wirklich schon spät, ich wollte nur, dass Sven unsere Maus wenigstens noch kurz zu Gesicht bekommt. Sie reibt sich die Augen und kuschelt ihr Köpfchen an meine Schulter. Mein Herz geht auf vor Liebe für dieses kleine Wesen auf meinem Arm. Auch wenn ich das Gefühl habe, manchmal aus meiner Haut fahren zu wollen und dass alles um mich herum gerade den Bach hinuntergeht – Leonie ist das Beste, was mir je widerfahren ist.
***
Eine halbe Stunde und ein leer getrunkenes Fläschchen später muss ich mich dazu zwingen, den wohlwollenden Gedanken von vorhin nicht zu vergessen. Leonie biegt sich schreiend auf meinem Arm durch und findet einfach nicht in den Schlaf. Müde laufe ich im Schlafzimmer auf und ab und wiege sie, um sie zu beruhigen. Es zermürbt mich, wenn ich sie nicht einmal mehr damit besänftigen kann. Meine Schultern sind vom ständigen Tragen bereits unangenehm verspannt und mein Nacken schmerzt, doch wenigstens kommt sie langsam runter.
Wie immer in diesen schwierigen Phasen will es mir aber kaum gelingen, sie ins Bettchen zu legen. Jedes Mal, wenn ich es versuche, schreckt sie auf und beginnt erneut zu weinen. Dieses Spiel spiele ich bis kurz nach halb neun, und als ich endlich zu Sven ins Wohnzimmer komme, sitzt er schon längst vor dem Fernseher.
»Hab dir auch einen Döner mitgebracht«, bemerkt er knapp und nickt in Richtung Sofatisch, ohne seinen Blick vom Bildschirm zu nehmen. Ich verkneife mir ein spitzes Dankeschön, das ist aber nett, dass du an mich gedacht hast, und setze mich zu ihm auf die Couch. Irgendein Actionfilm kracht und wummert über die Mattscheibe, mein Schädel dröhnt noch von Leonies Geschrei.
»Kannst du das bitte ein wenig leiser machen? Nicht, dass die Kleine gleich wieder aufwacht …«
Sven schnaubt, greift aber gehorsam nach der Fernbedienung. Mir wäre es am liebsten, wenn er das Ding ganz abstellen und sich stattdessen mit mir unterhalten würde. Doch er hat sich seinen Feierabend verdient, wie ich eigentlich auch. Ich hasse es inzwischen regelrecht, mich dabei vom Fernseher berieseln zu lassen.
Ich bin staatlich anerkannte Krankenschwester, mein Beruf ist seit dem ersten Tag meiner Ausbildung Passion. Jetzt bin ich aber in Elternzeit. Drei Jahre habe ich eingereicht, weil Sven und ich dachten, es wäre am unkompliziertesten, und wir es uns finanziell ohne Probleme leisten können. Jetzt kommt mir diese Zeit wie eine kleine Ewigkeit vor. Ich habe es immer geliebt, mit den Patienten in Kontakt zu sein, habe jedoch nicht geahnt, dass mir die kurzweiligen Gespräche so sehr fehlen würden. Den ganzen Tag über habe ich – abgesehen von dem unbefriedigenden Telefonat mit Chrissi – nur mit Leonie geredet, und ich muss sagen, dass diese Unterhaltung recht einsilbig war. Dass nicht mal mein Mann es jetzt nötig hat, ein paar Worte mit mir zu wechseln, frustriert mich.
Mürrisch mampfe ich den kalten Döner in mich hinein und starre auf den Bildschirm. Irgendein aufgepumpter Kerl befindet sich mitten in einer Schießerei mit unzähligen Gegnern. Während er im Kugelhagel nicht mal einen Streifschuss abbekommt, fallen seine Feinde einer nach dem anderen. Ich schüttle sarkastisch den Kopf und deute auf das Filmgeschehen auf der Bildfläche. »Ist doch total unrealistisch … Aber der Held ist natürlich unverwundbar …«
Sven drückt die Pausetaste und schaut mich übertrieben aufmerksam an. Ich komme ins Rudern, denn ich merke, dass er langsam richtig sauer wird. »Ich meine ja nur – dieser Schwarzenegger-Verschnitt schießt blind um sich und nietet einen Gegner nach dem anderen um, doch der Scharfschütze, der genau auf seinen Kopf gezielt hat, verfehlt ihn«, versuche ich grinsend zu deeskalieren, doch anstatt Sven damit zu beschwichtigen, braust er auf. Unsere Gemüter sind vom Streit am Morgen noch erhitzt und eine flapsige Bemerkung reicht, um die Bombe zu zünden.
»Motze ich ständig an deinen überzogenen Schmonzetten herum? Nein, tu ich nicht! Kannst du mich nicht auch einfach in Ruhe schauen lassen?«
Ich presse eingeschnappt die Lippen aufeinander, doch diesmal schaffe ich es nicht, meine Klappe zu halten. »Ich hätte es einfach schön gefunden, mich mit dir über den Tag auszutauschen, aber der Fernseher ist natürlich wichtiger.«
»Weißt du was? Ich habe keine Lust, mich schon wieder zu streiten.« Sven schaltet das verhasste Gerät ab und schleudert die Fernbedienung wütend auf den Couchtisch. »Ich hatte einen richtig miesen Tag und gehe jetzt ins Bett.« Er steht auf und stapft, ohne mir weiter Beachtung zu schenken, in Richtung Tür davon. Unglücklich schaue ich ihm hinterher. »Den hatte ich auch!«
Sven bleibt abrupt stehen und dreht sich mit einer müden Bewegung zu mir herum. »Das weiß ich doch …« Hilflos hebt er die Hände. »Mir ist klar, dass Leonie zurzeit nicht einfach ist. Aber ich kann nicht mehr tun, als dir wieder und wieder meine Hilfe anzubieten. Und ich weiß genau, dass du es ablehnst, wenn ich dich jetzt frage, ob ich heute Nacht bei ihr bleiben soll, damit du wenigstens einmal durchschlafen kannst.«
Ganz automatisch verschränke ich die Arme abweisend vor der Brust. »Das hat doch gar nichts damit zu tun, das schaffe ich schon.« In Wahrheit kann ich Sven einfach nicht eingestehen, dass ich es eben nicht schaffe, ohne mich wie eine Versagerin zu fühlen. Er zuckt resigniert mit den Schultern und schüttelt den Kopf. »Siehst du? Genau das meine ich: Ich komme gar nicht mehr an dich ran. Das Einzige, was ich von dir bekomme, ist miese Laune. Mal ganz abgesehen davon, dass wir uns ansonsten auch nicht gerade wie ein normales Paar verhalten.«
Meine Haltung versteift sich noch mehr. Natürlich spielt Sven wieder auf unser Liebesleben an. Seit Leonie da ist, haben wir kaum noch Sex, und wenn wir es tun, dann möglichst schnell und ziemlich lieblos – ohne eine Spur von Leidenschaft und tiefgehendem Begehren. Inzwischen ist es beinahe zur Pflicht geworden, alle paar Wochen miteinander zu schlafen.
»War doch klar, dass ein Kind alles verändert. Ich bin einfach keine perfekte Ehefrau, die das alles so locker hinbekommt …«, murmle ich gekränkt. Eigentlich war mir nicht bewusst, dass ich mich nach der Schwangerschaft als Frau so schlecht fühlen würde. Über Babypfunde, Dehnungsstreifen und eine schmerzende Dammnarbe von der Geburt habe ich mir vorher einfach keine Gedanken gemacht. Auch wenn Sven mir beteuert, dass er mich immer noch sexy findet, fühle ich mich einfach nicht so.
Er fährt sich müde übers Gesicht und schüttelt wieder den Kopf. »Worum geht es hier eigentlich?«
Ich igle mich regelrecht ein, so eng umschlinge ich inzwischen meinen Oberkörper, ein leises Schluchzen löst sich aus meiner Brust. »Es ist doch offensichtlich, dass es nicht gut läuft. Und ich habe keine Ahnung, was wir verändern können, damit es wieder besser wird.« Tränen quellen aus meinen Augen und laufen mir über die Wangen. Es tut erstaunlich gut, das mal loszuwerden, anstatt Sven nur Vorwürfe zu machen.
Sein Gesichtsausdruck wird weich. Er kommt zu mir zurück und setzt sich dicht neben mich aufs Sofa. »Hey, das ist doch kein Grund zu weinen. Wir brauchen eben etwas Zeit, um uns an die Situation zu gewöhnen. Anderen ergeht es bestimmt auch so«, versucht er mich zu trösten. Dass er mich nicht einmal dabei berühren kann, ist wie ein Schlag ins Gesicht. »Leonie ist schon neun Monate alt. Wie lange soll diese Gewöhnungsphase denn noch dauern?« Ich schüttle verzagt den Kopf und starre auf die Fernbedienung, die Sven vorhin achtlos hingeworfen hat. Mir ist, als wäre sie das Symbol unseres Scheiterns. »Wir können inzwischen doch nicht einmal mehr so tun, als führten wir eine normale Ehe.«
Sven zieht scharf den Atem ein. »Was willst du damit sagen?«
Ich hebe den Blick, verunsichert schaut er mich an. Es ist seltsam beruhigend, dass er wie ich Angst davor zu haben scheint, dass wir nicht mehr aus diesem Loch herausfinden. Noch hat er uns nicht aufgegeben … Ich versuche mich an einem Lächeln. »Eigentlich will ich damit nur sagen, dass ich manchmal wirklich Angst davor habe, dich zu verlieren. Im Augenblick bin ich nicht gerade sehr liebenswert, und ich frage mich, was aus uns wird, wenn du die Nase voll davon hast.« Ich wollte neutral klingen und ehrlich, doch meine Stimme bricht.
Svens Miene verzieht sich gequält, er schließt mich in seine Arme. Halt suchend, ohne den Trost zu finden, den ich so dringend brauche, lehne ich mich an ihn.
»Du bist eine richtige Zicke geworden, das stimmt, aber du bist meine kleine Zicke«, flüstert er in mein Haar. »Ich liebe dich, Annabell, und daran wird sich auch nichts ändern. In guten wie in schlechten Zeiten, richtig?«
Ich nicke schniefend und weine Svens T-Shirt nass. »Richtig. Aber wenn es so bleibt?«
»Wir finden eine Lösung, das verspreche ich dir«, murmelt Sven beruhigend und presst seine Lippen auf meinen Scheitel. »Aber jetzt gehst du erst einmal ins Gästezimmer und schläfst dich richtig aus, in Ordnung? Morgen ist Samstag und ich kann mich heute Nacht um Leonie kümmern.«
Ich will widersprechen, doch ich will auch die vertrauensvolle Stimmung nicht zerstören, die ich in Svens Gegenwart schon lange nicht mehr empfunden habe. »In Ordnung.«
Als ich kurz darauf im Gästebett liege, hat sich der Funken Zuversicht in meiner Brust bereits wieder verflüchtigt. Worte können unser Problem nicht lösen. Es ist, als hätte die veränderte Lebenssituation uns aus dem Takt geworfen. Dabei sollte es jetzt eigentlich einfacher sein, nachdem ich keine Schichtarbeit mehr schiebe und Sven und ich uns viel häufiger sehen. Dennoch scheint es, als lebten wir aneinander vorbei – jeder in seiner eigenen Welt – und wir schaffen es nicht, sie zusammenzubringen. Begegnen wir uns an den Berührungspunkten, versuchen wir es angespannt, was jedoch immer häufiger in einem Desaster endet. Und es wird immer schlimmer …
***
Als ich am nächsten Morgen blinzelnd erwache, ist es bereits taghell im Gästezimmer, in dem Sven während Leonies schwierigen Phasen nächtigt, um fit für die Arbeit zu sein. Doch ich war so erschöpft, dass nicht mal der Sonnenschein mich aufgeweckt hat. Benommen werfe ich einen Blick auf den Wecker und fahre hoch. Schon nach neun! Leonie hat bestimmt Hunger.
Schnell stehe ich auf und tapse leise – für den Fall, dass sie doch schon wieder im Bett liegt und ihren Vormittagsschlaf hält – in den Wohnraum. Am Esstisch sitzt Sven mit unserer Kleinen und füttert sie. Befangen bleibe ich stehen und betrachte das harmonische Bild, das die beiden abgeben.
Sven regt sich nicht mal auf, als Leonie wieder einmal den Brei auf dem Tisch verteilt und mit ihren pummeligen Fingerchen darin herummatscht, sondern wischt die Unordnung lachend auf. Ich beneide ihn um seine Gelassenheit. Als spüre er meinen Blick, dreht er den Kopf in meine Richtung und lächelt erfreut.
»Schau mal, Maus, die Mami ist auch schon wach.« Leonie quietscht ausgelassen, als sie mich sieht, und streckt ihre Arme nach mir aus. Ermutigt von dem freundlichen Empfang stoße ich mich vom Türrahmen ab und geselle mich zu meiner kleinen Familie. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, dass Sven eine schlimme Nacht hinter sich haben muss. Und dass wir uns gestern fast nur gestritten haben, macht die Sache auch nicht besser.
»Morgen, ihr zwei. Warum habt ihr mich nicht geweckt?« Ich gebe Leonie einen Kuss und setze mich auf den Stuhl neben ihrem Hochstuhl. Sven räumt die Breischale ab und haucht mir im Vorbeigehen einen Kuss auf die Schläfe.
»Wieso sollten wir? Wir hatten alles im Griff … Magst du einen Kaffee?« Ich nicke dankbar. »Ja, gern. Wie lange habt ihr denn geschlafen?« Dass Sven ohne mich bestens mit unserer Tochter zurechtkommt, gibt mir ein Gefühl von Unzulänglichkeit. Es ist doch eigentlich meine Aufgabe, mich um sie zu kümmern. Meine einzige.
Sven drückt auf den Knopf des Kaffeevollautomaten und gibt ein Stück Zucker und einen kleinen Schuss fettarme Milch in die Tasse. Natürlich weiß er genau, wie ich meinen Kaffee trinke, immerhin kennen wir uns jetzt schon seit zwölf Jahren. Elf davon sind wir ein Paar, vier verheiratet.
»Die Nacht war echt heftig und um sechs endgültig vorbei. Leonie war ständig wach und wollte trinken, dann hat sie aber nur ein paar Schlucke Milch genommen und konnte kaum mehr einschlafen, ständig hat sie den Schnuller verloren …«
Ich nicke wissend. »So geht das schon seit einer Woche. Ich glaube langsam wirklich, dass die oberen Schneidezähne durchbrechen.« Leonie hat erst zwei Mäusezähnchen. Aber als die kamen, war es genauso wie jetzt.
Sven stellt mir den Kaffee vor die Nase und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. »Ich weiß echt nicht, wie du das tagelang am Stück aushältst. Ich würde das nicht packen, und dann auch noch jeden Morgen pünktlich aufstehen.«
Ich lächle geschmeichelt, seine Anerkennung tut mir gut und ich fühle mich nach der ungestörten Nacht ungewohnt entspannt. Dennoch habe ich das Gefühl, seine Bewunderung nicht zu verdienen. »Irgendwie muss es ja gehen, letztendlich habe ich keine andere Wahl«, murmle ich verlegen und nehme einen Schluck Kaffee. Stark und heiß rinnt er mir belebend die Speiseröhre hinunter.
Sven greift nach seiner eigenen Tasse, die schon an seinem Platz steht, und nippt ebenfalls daran. »Wieso fällt es dir so schwer anzuerkennen, dass du das einfach fabelhaft machst, Annabell? Du kümmerst dich liebevoll um Leonie, das Haus ist immer ordentlich und sauber und du lässt dich kein bisschen gehen. Nimm es doch einfach mal an, wenn ich dir sage, dass ich dich dafür bewundere.«
Ich verziehe nachdenklich den Mund. Letztendlich ist es genau das, was ich wollte: Svens Anerkennung. Dennoch fällt es mir schwer, seine Worte ernst zu nehmen. Das Problem liegt bei mir, nicht bei Sven. »Vielleicht liegt es daran, dass ich so viel Kraft dazu benötige. Ich habe immer das Gefühl, dass es anderen Müttern leichter fällt, das alles zu bewältigen.«
Sven macht eine abwehrende Handbewegung und sieht mir aufmerksam in die Augen. »Vergiss das lieber mal ganz schnell. Du kannst nicht in andere reinschauen, und vielleicht denken sie ja dasselbe über dich.«
Mein auf Abwehr gepoltes Hirn arbeitet auf Hochtouren, doch dem kann ich einfach nicht widersprechen. Da ich dennoch das Gefühl habe, nicht halb so gut zu sein, wie Sven mir einzureden versucht, erwidere ich nichts. Mein Mann scheint zu spüren, dass das Thema damit für mich beendet ist. Er reibt sich nachdenklich übers Kinn und mustert mich eingehend.
»Jetzt zu etwas anderem: Ich habe mir nach unserem gestrigen Gespräch ein paar Gedanken gemacht. Was hältst du davon, wenn du dich jetzt erst einmal in Ruhe fertig machst, wir dann zusammen einkaufen gehen und in der Videothek einen Film für heute Abend mitnehmen? Wir entkorken eine Flasche Wein, schieben eine Pizza in den Ofen und nehmen uns einfach mal wieder ganz bewusst Zeit für uns.«
… und sehen dabei fern, denke ich biestig, verkneife mir aber den Kommentar. Sven meint es gut, und wir haben schließlich nicht mehr die Möglichkeit, ganz spontan tanzen oder auswärts essen zu gehen. Und einander im stillen Wohnzimmer gegenüberzusitzen und uns über unsere Partnerschaft zu unterhalten, wie es vielleicht mancher Ehetherapeut raten würde, ist bestimmt nicht unser Ding. Noch sind wir nicht soweit, denke ich und nicke zustimmend. »Das klingt nach einem guten Plan.« Ich stehe auf und schnappe mir meine Kaffeetasse, um mich für den Tag fertig zu machen.
***
»Also, soll ich jetzt den Film einschalten?«, fragt Sven, kaum dass wir fertig gegessen haben, und legt einen Arm um meine Schultern. Ich lehne mich glücklich an ihn und nicke.
Der Tag war gut. Sven hat sich mir gegenüber zuvorkommend und vorsichtig verhalten, nachdem er nun zumindest eine Ahnung davon hat, warum ich mich benehme, wie ich es tue. Ich mache mir nicht vor, dass das anhalten wird, daher genieße ich es in vollen Zügen. Spätestens wenn der Alltag uns am Montag wieder einholt und Sven wieder an seine Arbeit als IT-Unternehmensberater muss, wird er wieder mit seiner Verantwortung ausgelastet sein und keine Nerven mehr dafür übrig haben, sich ständig neu meiner sensiblen Gemütslage anzupassen. Doch für den Moment bin ich zufrieden. Die neue Tiefkühlpizzasorte war sehr lecker, der Rotwein ist gut und jetzt genieße ich Svens Zärtlichkeit. Vielleicht haben wir später sogar noch außerplanmäßigen Sex …
Gemütlich kuschle ich mich enger an ihn und inhaliere seinen herben Duft. Allein für dieses geborgene Gefühl lohnt sich der Abend, auch wenn ich mich nicht besonders für die Actionkomödie interessiere, die wir zusammen ausgesucht haben. Bereits die ersten Minuten des Films sind mit aufwendig inszenierten Schusswechseln und flapsig frechen Sprüchen gespickt. Nur für einen ganz kurzen Moment schließe ich die Augen, um mich auf Sven und seine regelmäßigen Atemzüge zu konzentrieren. Seine Hand streicht geistesabwesend über meine Taille und bleibt schließlich auf meiner Hüfte liegen. Ein sanftes Ziehen meldet sich in meinem Unterkörper. Unser letzter Sex liegt mindestens vier Wochen zurück, und wenn Sven heute keine Anstalten dazu unternimmt, dann werde ich es tun.
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Erschrocken zucke ich zusammen und blinzle ins schummrige Wohnzimmer. Nur der laufende Bildschirm erhellt den Raum. Scheiße, ich bin eingeschlafen. »Sorry, ich –«. Ganz automatisch will ich mich bei Sven dafür entschuldigen. Das sollte doch unser Abend werden. Mit einem Seitenblick auf ihn stelle ich jedoch fest, dass er ebenfalls eingenickt ist. Der DVD-Player hat sich automatisch abgeschaltet, Werbung flimmert über die Mattscheibe. Wie spät ist es überhaupt?
Ich knipse die Stehlampe neben der Couch an und werfe einen Blick auf die Wanduhr. Halb eins … Halb eins?! Leonie! Das grüne Lämpchen am Babyfon leuchtet, anscheinend schläft sie tief und fest. Doch ich traue dem Gerät nicht über den Weg und gehe nachsehen. Tatsächlich liegt sie friedlich schlummernd in ihrem Bett. Der Schnuller ist ihr aus Mund gefallen, doch das scheint sie diesmal nicht zu stören. Beruhigt ziehe ich die Schlafzimmertür hinter mir zu und schleiche zurück ins Wohnzimmer. Schließlich kann ich Sven nicht einfach so liegen lassen. Sein Rücken wird ihn morgen früh umbringen, wenn er die ganze Nacht auf dem durchgesessenen Polster der Couch verbringt.
Ich setze mich neben ihn und mustere seine entspannten Züge. Jetzt wäre Leonie schon mal ruhig und wir schlafen einfach so ein … Leise seufzend greife ich nach der Fernbedienung, um unseren Fernsehabend nur für uns zu beenden. Dabei hatte ich so große Pläne …
»Und so geht es weiter mit Versautes Deutschland – Swinger hautnah: Wir begleiten Heidi und Thomas bei ihrem ersten Besuch im Club Erotica …«
Was bewegt ein Paar dazu, in einen Swingerclub zu gehen? Gebannt lasse ich die Fernbedienung sinken.
»… außerdem erzählen uns Monika und Peter ganz intim davon, warum sie nie wieder monogam leben wollen.«
Entsetzt reiße ich die Augen auf, als Monika und Peter auf der Bildfläche erscheinen. Sie sehen aus wie ganz normale Leute. Gut, wie attraktive, in aufreizende Dessous und ein enges T-Shirt gehüllte Leute, aber ansonsten nicht besonders auffällig. Dabei dachte ich immer, Swinger seien extravagant. Schrille Künstler, Freidenker oder sonstwie andersartige Personen.
Gedankenverloren lege ich die Fernbedienung weg und starre in den Fernseher. Während Monika und Peter davon erzählen, wie sehr der gemeinsame Seitensprung ihr Liebesleben bereichert habe, werden immer wieder Bilder von den Spielwiesen des Clubs eingeblendet. Ich lehne mich auf dem Sofa zurück, meine Nippel richten sich unter meinem bequemen Shirt steif auf.
Es war bestimmt nie Thema für mich, mit einem anderen Mann als Sven zu schlafen, doch zu sehen, wie Heidi und Thomas, ein sehr attraktives Paar Anfang dreißig, sich erst vorsichtig durch den Club bewegen, sich dann aber überwinden und miteinander vergnügen, törnt mich an.
Ich schaue mir gern Pornos an, um meine Fantasie anzuregen, während ich mich selbst befriedige, und besitze auch einen Vibrator. Doch das hier ist anders. Zwar werden im freien Samstagabendprogramm natürlich keine Details gezeigt, nicht mal Heidis Brüste sind entblößt, aber zu sehen, wie Thomas sich mit nacktem Hintern zwischen die Beine seiner Frau drängt und sich rhythmisch auf ihr bewegt, treibt eine ungeahnte Glut direkt zwischen meine Beine. Feuchtigkeit sammelt sich zwischen meinen Schamlippen, meine Klitoris pocht begehrlich. Das hier ist keine inszenierte Verführung durch den Poolboy oder den heißen Nachbarn, es ist real. Heidi und Thomas sind ein echtes Paar, das es zwischen anderen miteinander treibt, und ich frage mich, wer von den anderen um sie herum tatsächlich zu wem gehört.
»Was schaust du dir da an?«
Ich zucke erschrocken zusammen, als Svens murmelnde Stimme meine Gedanken durchbricht. Peinlich berührt greife ich wieder nach der Fernbedienung, doch Sven ist schneller. Er schnappt sich meine Hand und hält sie fest. Interessiert schaut er in den Fernseher.
»Wow, das sind aber eine Menge Leute. Ist das eine Orgie?«
Ich spüre, wie das Blut in meine Wangen schießt. Mein Mann weiß, dass ich mir gern Menschen beim Sex ansehe – zumindest in Filmen – dennoch fühle ich mich wie bei einer verbotenen Fantasie ertappt. »Ähm, das ist eine Reportage über Swinger. Die lief schon, als ich aufgewacht bin«, erkläre ich verlegen.
Sven wendet sich mir zu und grinst anzüglich. Natürlich erfasst er mit einem Blick, in was für einer Stimmung ich mich befinde. Er kennt mich zu gut, als dass ich meine Erregung vor ihm verbergen könnte.
»Aber du hast sie dir angesehen und es scheint dir zu gefallen …« Er deutet auf meine Brüste, und ich folge seinem Blick. Unter dem dünnen Shirt zeichnen sich deutlich meine harten Nippel ab. Ich verschränke die Hände über meiner Brust und ziehe die Beine unter meinen Körper. Sven soll bloß nicht glauben, er wäre mir nicht genug.
»Naja, es ist irgendwie ansteckend, anderen beim Sex zuzusehen. Das ist alles.«
»Hmm«, kommentiert Sven nichtssagend. Er wendet sich wieder dem Fernseher zu und folgt dem Bericht. Auch ihn scheinen die Bilder anzuheizen, denn ganz beiläufig krabbelt seine Hand zu mir herüber und legt sich dicht an meiner Scham auf meinen Oberschenkel. »Denkst du manchmal darüber nach, wie es mit einem anderen Mann wäre?«
»Nein«, antworte ich dem ersten Impuls folgend, doch wenn ich ehrlich bin, ist das nicht ganz richtig. Ich korrigiere mich: »Natürlich frage ich mich manchmal, ob der Sex völlig anders wäre als mit dir. Das bedeutet aber nicht, dass ich etwas vermisse oder dass ich unzufrieden damit bin, wie es sich letztendlich für mich ergeben hat.«
Sven nickt nachdenklich. Anscheinend versteht er, was ich mit meinen wirren Worten sagen will. Er war der erste und auch einzige Mann für mich. Natürlich wäre es interessant gewesen, Erfahrungen zu sammeln, ehe ich mich auf eine, wie ich hoffe, lebenslange Beziehung einlasse. Gelaufen ist es aber anders und ich bin zufrieden damit.
Mit einem sexy Lächeln schaut er mich an, seine Hand wandert weiter nach oben. »Dann kommt mir jetzt wohl die verantwortungsvolle Aufgabe zu, dich auch weiterhin zufriedenzustellen.«
Erleichtert, dass er das Thema damit auf sich beruhen lässt, ergreife ich seine Finger und schiebe sie zwischen meine Beine. Der sanfte Druck auf meine Perle steigert meine Erregung, meine Atmung beschleunigt sich. Doch ich will mehr … Gespielt nachdenklich verziehe ich den Mund. »Du solltest mich unbedingt zufriedenstellen, nicht dass ich es mir doch noch anders überlege.«
Ehe ich mich’s versehe, liege ich auf dem Rücken, Sven über mir. Seine Augen sind dunkel, sein Atem geht abgehackt. Energisch drängt er sich zwischen meine Beine und reibt seinen harten Schwanz an mir. »Dazu hast du aber viel zu viel an.« Er stemmt sich auf einen Ellbogen abgestützt nach oben und schiebt mir die Jogginghose über die Hüften. Ich helfe ihm dabei, sie ganz auszuziehen. Kaum dass ich wieder flach unter ihm liege, drängt er seine Hand wieder zwischen meine Schenkel und schiebt meinen Slip beiseite.
»Ah, das ist gut …« Ich stöhne auf, als er seine Finger in meiner Muschi versenkt und augenblicklich damit beginnt, mich mit seiner Hand zu ficken. Ich bin so feucht, dass er auf keinerlei Widerstand stößt. Svens Augen funkeln triumphierend. »Wusste ich’s doch, dass dich dieses Filmchen total heiß gemacht hat«, murmelt er und lässt von mir ab. Ich will protestieren, doch ich komme nicht dazu. Sven zieht ganz einfach seine eigene Hose ein Stück herunter, hält mich an den Schultern fest und dringt mit einem einzigen kraftvollen Stoß in mich ein. Von dem abrupten Gefühl völlig überwältigt, stöhne ich ungezügelt, meine Hüften zucken ihm wie von selbst entgegen.
»Ja, das gefällt dir, wenn ich mich einfach an dir bediene und dich vögle«, knurrt Sven. Lüstern mustert er mich und stößt mit kurzen, kraftvollen Bewegungen in mich. Sein Blick ist fest auf mein Gesicht geheftet, er erwartet wohl, dass ich mich dem Dirty Talk anschließe. Doch ich kann einfach nicht.
Es macht mich überraschenderweise an, wenn er mich behandelt wie sein Sexspielzeug, doch die schmutzigen Worte wollen mir einfach nicht über die Lippen. Allein schon beim Gedanken daran zu stöhnen: Oh ja, fick mich, bis ich schreie oder etwas Ähnliches, fühle ich mich lächerlich.
Ich schließe die Augen und drehe den Kopf entspannt zur Seite, um mich wieder auf Svens Tun und seinen Körper zu konzentrieren. Meine Hände lege ich auf seinen knackigen Hintern. Bei jedem Stoß spannen sich seine Muskeln an und werden unter meinen Handflächen hart. Tief und immer tiefer treibt er sich in mich. Gierig öffne ich meine Schenkel noch weiter für ihn und kralle meine Finger in sein Fleisch, um ihn anzuspornen.
Sven packt mich am Kinn und dreht meinen Kopf zurück in seine Richtung. »Schau mich an, wenn ich es dir besorge.« Überrascht öffne ich meine Lider und blicke in sein vor Anstrengung verzerrtes Gesicht. So kenne ich ihn nicht, und das ist verdammt heiß. Mein Unterkörper glüht vor rasender Sehnsucht, ich dränge mich ihm entgegen, gleich … Sven beugt sich über mich und küsst mich roh. Abrupt hält er in seinen Bewegungen inne.
Ich keuche frustriert. »Mach weiter, ich war fast soweit.«
Sven schenkt mir ein spöttisches Lächeln. Auch das ist mir neu. »Du würdest gern kommen?« Irritiert lege ich die Stirn in Falten und mustere ihn verunsichert. »Natürlich, das ist doch der Sinn der Sache.« Mit einem verschlagenen Lächeln zieht er sich beinahe vollständig aus mir zurück, nur seine geschwollene Eichel bleibt ein kleines Stück in mir.
»Was soll das?« Ich fühle mich plötzlich leer und will mich Sven entgegenheben. Gleichzeitig presse ich meine Hände auf seinen Hintern, um seinen Penis wieder in mir aufzunehmen, doch er bewegt sich keinen Millimeter. Svens Mundwinkel zucken, die Augen funkeln überlegen, er scheint die Macht zu genießen, die er in diesem Moment über mich hat. »Sag mir, was ich mit dir tun soll. Bitte mich darum«, flüstert er mir rau ins Ohr und beißt mir vorsichtig in den Nacken.
Auf meinem ganzen Körper breitet sich eine Gänsehaut aus. Svens ungewohntes Verhalten peitscht meine Erregung in ungeahnte Höhen, ich will ihn endlich wieder in mir haben. Doch ich kann einfach nicht tun, was er von mir verlangt. Als habe er meine Gedanken gelesen, lässt er seinen Schwanz ein Stück tiefer in mich gleiten. Lockend kreist sein Becken über mir und er grinst mich herausfordernd an. Ich bin meinem Ziel so nah und doch so fern.
»Du bist ein mieser Bastard«, zische ich ungehalten. Sven reagiert nur mit einem lässigen Schulterzucken darauf. »Nun?«
Ich schlucke trocken. Es scheint ewig her zu sein, dass ich so scharf auf ihn war. »Fick mich«, sage ich leise und schlage die Wimpern beschämt nieder. Sofort packt mich Svens Hand wieder unter dem Kinn. Gehorsam sehe ich zu ihm auf. Er dreht seinen Kopf ein Stück und zieht seine Augenbrauen in die Höhe. »Was hast du gesagt? Ich habe es nicht verstanden.«
Am liebsten würde ich ihm ins Gesicht spucken, dass er mich dazu zwingen will, es noch einmal und lauter zu sagen, aber ich bin so heiß, dass ich das hier zu Ende bringen will. »Fick mich«, maule ich ihn widerspenstig an und stöhne laut, als er sich mit einem Ruck seiner Hüften wieder tief in mich treibt. »Über deinen Tonfall unterhalten wir uns später«, grollt er und legt seine Hand vorsichtig um meine Kehle.
Wer bist du und was hast du mit meinem Mann gemacht?, will ich fragen, doch dieses Spielchen reißt mich einfach mit. Svens Dominanz ist beunruhigend und reizvoll zugleich. Es ist, als würde ein Fremder seine Lust an mir stillen. Aufgeputscht sehe ich zu ihm auf. Sein Kiefer ist angespannt, die Sehnen an seinem Hals treten wie Stränge hervor. Wie besessen hämmert er seinen Schwanz in mich, treibt mich damit unaufhaltsam auf den Höhepunkt zu. Mein Puls rast, wie im Fieber winde ich mich unter ihm. Doch über ihn nachzudenken lenkt mich ab, ich schaffe es einfach nicht, den Gipfel ganz zu erklimmen.
»Was ist los? Komm für mich, Kleines …«, keucht Sven, seine Hand löst sich von meinem Hals und gleitet zwischen unsere Körper. Die flüchtige Stimulation reicht aus, dass sich meine Scheidenmuskulatur unter den ersten erlösenden Spasmen meines Orgasmus zusammenkrampft. Mein Verlangen steigt beinahe ins Unerträgliche. Sven reibt mit dem Daumen fester über meinen Kitzler, ein Finger gleitet zusammen mit seinem Schwanz in mich hinein.
Mein Oberkörper ruckt in die Höhe, ich klammere mich an seinen Schultern fest und stöhne laut seinen Namen, als der Höhepunkt mich überrollt und mich mit sich in die Tiefe reißt. Mein Unterkörper zuckt, während Sven immer noch in mich stößt, kleine Nachbeben lassen mich erschaudern. Erschöpft lasse ich mich zurück aufs Polster fallen, als es vorbei ist. Die letzten Wellen meiner abebbenden Lust umspülen mich warm.
»Fuck, Annabell«, keucht Sven und bohrt sich mit einem letzten, besitzergreifenden Stoß tief in mich. Ich spüre, wie sein Penis zuckt und er sich in mir ergießt. Heftig atmend verharrt er und starrt mich ungläubig an. Ich zittere vor Erschöpfung und befriedigter Lust.
»Das war …« Ich halte nachdenklich inne und schüttle den Kopf. Ich habe keinen blassen Schimmer, was in Sven gefahren ist, aber es war fantastisch. Ich muss lachen. »Keine Ahnung … Was war das eben?«
Sven zieht sich aus mir zurück und angelt ein Päckchen Taschentücher aus der unteren Ablage des Couchtisches hervor. Ich wische mich ab, ehe das Sekret meiner Lust und Svens Sperma auf das Polster tropfen, und setze mich neben ihm auf. Er wirkt plötzlich befangen. Konzentriert verstaut er seinen Penis wieder in seinen Shorts und zieht die halb herabgelassene Hose hoch. Erst dann schaut er mich vorsichtig an. »Es war doch gut, oder? Ich meine, du warst schon erregt und ich war geil, da dachte ich, mal anders …«
Tatsächlich scheint er sich zu sorgen, dass ich es nur zugelassen habe, weil er mich damit überrumpelt hat. Dabei habe ich es genossen, dass er meinen Widerstand bricht. Es hat mich auf eine völlig neue Ebene der Lust gehoben. Ich hätte nie gedacht, dass ich sexuelle Unterwerfung genießen könnte. Zumindest denke ich, dass es etwas in der Art war. Mit dem Thema habe ich mich eigentlich noch nie intensiver befasst.
»Es war richtig gut«, antworte ich ihm nachdenklich und bedaure gleichzeitig, dass das wohl nicht wiederholbar ist. »Ich meine, es war spontan und überraschend. Hätte ich damit gerechnet, wäre es sicher nicht halb so erregend gewesen.«
Auf Svens Gesicht breitet sich ein zufriedenes Grinsen aus. »Mag sein, aber es gibt auch noch ganz andere aufregende und neue Dinge, die wir ausprobieren könnten.« Mit einem angedeuteten Nicken deutet er in Richtung Fernseher.