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Als praktizierender Apotheker in Pyrmont, Meinberg und Karlshafen veröffentlichte Georg Heinrich Piepenbring (1763-1806) zahlreiche Schriften. Er promovierte zum Dr. med. an der Universität Erfurt. Erst mit 52 Jahren erhielt er 1805 einen Ruf an die Universität Marburg, wurde jedoch auf eine Professor für Chemie und Pharmazie an die damalige Universität in Rinteln eingewiesen, die er nur für zwei Semester wahrnehmen konnte. Über diesen wechselvollen Lebensweg berichtet das vorliegende Buch.
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Seitenzahl: 108
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Universitätsstadt Rinteln
Historische Ansichten von PYRMONT
VORWORT und EINFÜHRUNG
Seine Biografie in
Strieders Hessischer Gelehrten-Geschichte
1.1 Über die Autoren der Biographie
Herkunft und Ausbildung
2.1 Ausbildung in der Apotheke zu Rinteln
2.2 In der Hofapotheke zu Pyrmont
Zur Promotion zum Dr. med. an der Universität Erfurt – nach Studium in Marburg
Apotheker in Meinberg und Karlshafen
Zur Berufung als Professor für Pharmazie und Chemie an die Universität Marburg bzw. Rinteln
Piepenbrings Schriften
6.1 Ausgewählte Rezensionen
6.2 Über die Quellen in Pyrmont und Meinberg:
Physikalisch-chemische Nachricht von dem neuen mineralischen Salzwasser auf der Saline bei Pyrmont…
1793
6.3 Der Streit mit dem Salzinspektor Weber aus Pyrmont über das
muriatische Bitterwasser
in Meinberg
6.4 Ausgewählte Beiträge in
CRELLs Chemischen Annalen:
Einige Beobachtungen über den Pyrmonter Brodelbrunnen,
1789
Bemerkungen des
Herrn Doctor Frankenau
1801
Von einigen neuen Mineralquellen zu Pyrmont,
1794
6.5
Ueber das Düngesalz
Ausgewählte Literatur
Eigentlich wollte er Prediger werden – doch sein Vater, Lehrer und Küster (oder Kantor) in einem kleinen Dorf bei Nenndorf schickte ihn in die Lehre zum Apotheker in die damalige Universitätsstadt Rinteln. Offensichtlich konnte er dort nicht viel lernen, weil er auch in eine Zeit kam, in der ein Wechsel der Prinzipale stattfand.
Er wechselte nach der Lehre in die Hofapotheke in Pyrmont, lernte so viel es ihm neben der täglichen Arbeit möglich wurde, erkrankte infolge Überarbeitung – möglicherweise an einem Nervenfieber –, wovon ihn der berühmte Hofmedicus Marcard aus Hannover heilte. Danach studierte er Medizin in Marburg, mit finanzieller uneigennütziger Unterstützung des Rintelner Medizinprofessors Schröter, promovierte in absentia an der Universität Erfurt und kehrte als Dr. med. nach Pyrmont zurück. Wenn man seine Widmung – nur mit Buchstaben für Namen und Ort – in seinem ersten ökonomischen Werk richtig deutet, verliebte er sich in die Mademoiselle Gösling aus Pyrmont, die er später auch heiratete, wurde Apotheker in Meinberg und verfasste eine kritische Schrift über die neu- bzw. wiederentdeckte Salzsole-Quelle in Pyrmont, die ihm großen Ärger und gedruckte Schmähschriften, indirekt vom Badearzt Trampel, einbrachte. Er wirkte als medizinisch-chemischpharmazeutischer Schriftsteller – sein umfang-reiches Werk beeindruckt auch noch im 21. Jahrhundert – verließ Meinberg, wohnte zeitweise in Örlinghausen und pachtete schließlich eine Apotheke in Karlshafen. Hier erhielt er endlich einen Ruf auf eine ordentliche Professur an der Universität Marburg, jedoch wurde er an die Universität in Rinteln geschickt, wo sich der Lebensweg bereits im zweiten Semester seiner Tätigkeit im Alter von nur 43 Jahren schloss. Er hinterließ seine Frau mit zwei Kindern.
In der Geschichte der Universität Rinteln, die 1610 in Stadthagen als Gymnasium illustre gegründet, 1621 als Academia Holsato-Schaumburgica in Rinteln eröffnet und 1809 von König Jérome aufgelöst, sind nur zwei Professoren verzeichnet, die zu Professoren der Chemie ernannt wurden:
Georg Heinrich PIEPENBRING am 26.4. 1805 und nach dessen frühem Tod (am 6.1.1806) Georg Wilhelm Franz WENDEROTH (1774-1861), der nach der Auflösung der Universität 1810 als o. Prof. für Botanik und Direktor des Botanischen Gartens an die Universität Marburg ging.
Wir werden den Werdegang von G. H. Piepenbring von seinem Geburtsort Horsten (bei Bad Nenndorf) über seine Tätigkeiten als Apotheker von der Lehre in Rinteln über die Tätigkeit in der Hof-Apotheke zu Pyrmont, die Apotheken in Meinberg und Karlshafen, sein Medizinstudium in Marburg und die Promotion zum Dr. med. an der Universität Erfurt bis zur Berufung als Professor nach Rinteln verfolgen.
Aus dem umfangreichen Verzeichnis seiner Schriften wird eine Auswahl näher vorgestellt – u.a. über die Quellen in Pyrmont. Zu anderen Werken wurden einige Rezensionen ausgewählt, welche das Spektrum vom „Verriss“ bis zur wohlwollenden Empfehlung aufzeigen werden.
Grundlage
zu einer
Hessischen Gelehrten-
und
Schriftsteller-Geschichte.
vom Jahre 1806 bis zum Jahre 1830.
______
Von der Reformation bis 1806.
_______
Achtzehnter und letzter Band.
(…)
_______
Herausgegeben
Von
D. Karl Wilhelm Justi.
___________
Marburg,
(…)
1819
(S. 427-434)
Piepenbring (Georg Heinrich).
In dem Dorfe Horsten, Amts Rodenberg, in der Grafschaft Schaumburg, Kurhess. Antheils, unter Nendorf liegend, den 5. Januar 1763 geboren. Er hatte sich zunächst zum Prediger bestimmt; sein Vater 1) aber wollte einen Apotheker aus ihm machen, und gab ihn Ostern 1777 in die Apotheke nach Rinteln, wo er jedoch eigentlich nichts lernte, indem er seine Zeit mit Handverkauf, Branntweinschenken, Weinversellen, Scheuren, Waschen, Stoßen, Rechnungenaustragen u. dgl. – wie es das in manchen Apotheken der Fall ist – zubringen mußte.
1) Nach der Zueignungsschrift vor dem 4ten Bändchen von des Sohnes ökonom. Nützlichkeiten war er Kantor zu Kirchdorf; eigentlich: Küster und Schullehrer, denn so unterschreibt er sich selbst in s. Geschichte der Vaccine oder Kuhpocken-Impfung in den Dörfern Kirchdorf, Scharringhausen, Bahrenborstel, Heerde, Kuppendorf, Ohlemselen, Hess. Schaumb. Amts Ucht; die dem Rintel. Intellig. Blatte 1808. 3. St. S. 13-16 einverleibt stehet.
Nach Verlauf von 6 ½ Jahren ging er Michaelis 1783 nach Pyrmont in die Dienste des Hofapothekers Krüger. Hier nützte er die Zeit, las was in sein Fach schlug, übte sich in den nothwendigen Nebenwissenschaften, und studirte Tag und Nacht, wie es seine Dienstgeschäfte erlaubten, so daß er krank wurde, und darüber seinen Geist hätte aufgeben müssen, wenn gerade nicht der Herzogl. Oldenburgische Leibarzt da gewesen wäre, der sich seiner ärztlich annahm, und ihn wieder auf die Beine brachte. In Pyrmont lebte er 6 Jahre in einer und derselben Apotheke, und als er sich fühlte, und glaubte ein wenig zu wissen, beschloß er, Medizin zu studiren, und ging nach Marburg, ohne die geringste Unterstützung seines Vaters, der da glaubte, es selbst habe sich geholfen, folglich müßten auch seine Kinder sich helfen, um es irgend wozu zu bringen. In Marburg war er anderthalb Jahrelang, hörte dort Anatomie, Physiologie, Therapie, Geburtshülfe, theoretisch und praktisch, kurz alles, was ihm zu hören möglich war. Nun promovirte er abwesend, bei einer günstigen Gelegenheit, 1792 zu Erfurt, und erhielt von der damaligen Universität das Diplom als Doktor der Medizin. Das nöthige Geld erhielt er vorschußmäßig von dem verstorbenen Hofrath und Prof. Schröter in Rinteln, der ihn unterstützte, so viel er konnte, ohne die mindesten Interessen vom Kapital zu fordern. Ein redliches sehr seltenes Beispiel von Uneigennützigkeit, das häufig der eine Bruder dem andern nicht zu Theil werden läßt. Jetzt ging er wieder auf einige Zeit nach Pyrmont, seinem Lieblingsorte; von da etablirte er sich als Apotheker in Meinberg, einem Badeorte im Lippischen, zog dann nach einigen leidenvollen verlebten Jahren nach Karlshafen, (wo er die Apotheke der Buhlertschen Erben in Pacht nahm), und von wo aus er im März 1805 als Professor der Chemie und Pharmαzie nach Marburg berufen, im darauf folgenden April aber in dieser Eigenschaft auf der Universität zu Rinteln angestellt wurde.
(Aus P. F. Weddigen Westphäl. hist. geogr. National-Kalender auf d. J. 1806. S. 172 u. ff.)
Am 6ten Januar 1806 schon erfolgte der Tod. Er hinterließ als Gattin Henriette Rebekka Marie, geb. Gösling, mit 2 Kindern.
Im Vergleich zur oben zitierten Biographie sei hier der als Quelle angegebene Text in Weddigens National-Kalender wiedergegeben: „Rintelische jetzt lebende Schriftsteller. (2)
1) Piepenbring. [G.H.] der sich zunächst zum Prediger bestimmte und deßhalb auf Schulen ging, nachher aber von seinem Vater eine andere Bestimmung erhielt, wurden gebohren den 5ten Jan. 1763, im Dorfe Horsten, unter Nendorf liegend, Amts Rodenberg, der Grafschaft Schaumburg, Kurfürstlich Hessischen A n theils.
(2) Das Verzeichniß derselben kann noch vergrößert werden. Darf man darum ersuchen? W.
Ostern 1777 wurde er nach Rinteln in die Apotheke gegeben, um darin nolens volens die Apothekerkunst zu erlernen, wo er aber denn die Absicht verfehlte, und, wie das in so vielen Stadt-Apotheken der Fall ist, eigentlich nichts lernte; indem er seine Zeit mit Handverkauf, Brantweinschenken, Weinversellen, Scheuren, Waschen, Stoßen, Rechnungen austragen u. dergl. unangenehmen Verrichtungen mehr, zubringen mußte. Nachdem er 6 ½ Jahr in der Lehre zu Rinteln unnütz verlebt hatte, ging er Michaelis 1783 unwissend nach Pyrmont in die Dienste des vor ein paar Jahren verstorbenen Hofapothekers K r ü g e r. Hier nützte er die Zeit, las was in sein Fach schlug, übte sich in den nothwendigen Nebenwissenschaften und studirte Tag und Nacht, wie es seine Dienstgeschäfte erlaubten, so, daß er krank wurde, und darüber seinen Geist hätte aufgeben müssen, wenn gerade nicht Marcard da gewesen wäre, der sich seiner ärztlich annahm, und ihn wieder auf die Beine brachte. In Pyrmont lebte er 6 J. in ein und derselben Apotheke, und als er sich fühlte und glaubte ein wenig zu wissen, beschloß er Medicin zu studiren. Darauf ging er nach Marburg ohne die geringste Unterstützungen seines Vaters, der da glaubte, er selbst habe sich geholfen, folglich müßten auch seine Kinder sich helfen, um es irgend wozu zu bringen. In Marburg war er 1 ½ Jahre lange, hörte dort Anatomie, Physiologie, Therapie, Geburtshilfe, theoretisch und practisch, kurz alles, was ihm zu hören möglich war. Nun promovirte er abwesend, bey einer günstig seyn wollenden Gelegenheit, zu Erfurt, und erhielt von der dasigen Universität das Diplom als Doctor der Medicin. Das nöthige Geld erhielt er vorschußmäßig von dem verstorbenen Hrn. Hofrath und Professor Schröter in Rinteln, der ihn unterstützte, so viel er konnte, ohne die mindeste Interesesse vom Capitale zu fordern. Ein redliches, sehr seltenes Beyspiel von Uneigennützigkeit, das häufig der eine Bruder dem andern nicht zu Theil werden läßt! Jetzt ging er wieder auf einige Zeit nach Pyrmont, seinem Lieblingsorte; von da etablirte, er sich in Meinberg, einem Badeorte im Lippischen, zog dann nach einigen leidenvoll verlebten Jahre nach Carlshaven in sein Vaterland zurück, von woraus er im März laufenden Jahres als Professor der Chemie und Pharmacie nach Marburg berufen, im April aber in dieser Eigenschaft auf die Universität zu Rinteln angestellt wurde.
Er schrieb:
Auserlesene Bereitungsarten Pharmaceutisch-chemischer Arzneymittel für Apotheker 1ster und 2ter Heft. Göttingen 1789. – 3ter H. ebend. 1790. 8. Oekonomische Nützlichkeiten, Vortheile und Wahrheiten, für Naturkunde, Landwirthschaft, und Haushaltungen. 1stes bis 4tes Bändchen. ebendas. 1791 u. 1792. 8. – Beyträge zur Arzney- und Apothekerkunst. 1ster B. ebendas. 1791. 8. – Abhandlung über die Luftsäure, nebst zwey andern Aufsätzen, zur Erlangung der medicinischen Doctorwürde, bey Gelegenheit des vierhundertjährigen Jubiläi der Universität zu Erfurt den 17ten September 1793. Erfurt. 4. – Pharmacia selecta principii materiae medicae pharmaciae et chymiae superstructa; oder: Auswahl der besten wirksamsten Arzneymittel. Ein Handbuch für Aerzte, Wundärzte und Apotheker. 1ster Theil. Erfurt 1792. 2ter Theil ebendas. 1798. gr. 8. Physicalisch-chemische Nachricht von dem sogenannten neuen Mineral-Salzwasser auf der Saline bey Pyrmont; nebst einem Anhang für Aerzte und Nichtaerzte. Leipzig 1793. gr. 8. Ueber die Schädlichkeit der Bleyglasur der gewöhnlichen Töpferwaaren, nebst Anweisung und rechten Gebrauch eines andern, bessern, dauerhaften und gar nicht schädlichen Küchengeschirrs. Lemgo 1794. 8. Gab mit einer Vorrede und Anmerkungen heraus: Kurzgefaßter Grundriß der Mineralogie für Anfänger dieser Wissenschaft, tabellarisch entworfen von einem Ungenannten. Berlin 1794. gr.8. Vorläufige Antwort auf den Brief, betittelt: Matth. Weber zeigt dem Apotheker Piepenbring durch diesen Brief die Antwort an, die er durch dessen Schrift: Physikalischchemische Nachricht von dem sogenannten neuen Mineral-Salzwasser und der Saline bey Pyrmont u. s. w. veranlaßt hat. Meinberg 1794. 8. Weitere Antwort auf den wider mich geschriebenen Brief. Ebendas. 1794. 8. Kurze Gegenantwort auf die unter Matth. Webers Namen erschienene neue Schmähschrift. Ebendas. 1794. 8. Pharmacia selecta pauperum; oder: Auswahl der Arzneymittel für Arme. Ein Handbuch für Aerzte, Wundärzte u. Apotheker. Leipz. 1794. 8. – 2te vermehrte und umgearbeitete Ausgabe. 2 Bände. Erfurt 1796 – 1797. gr. 8. (auch unter dem Titel ausgewählter Arzneymittel, nach den heutigen Kenntnissen in der Pharmacologie u. Pharmacie, bearbeitet für angehende Aerzte, Wundärzte und Apotheker.) Archiv der gesammelten interessantesten und nützlichsten Aufsätze für Landwirtschaft und Haushaltungen. Leipz. 1795. 8. Ueber das Düngsalz, besonders über die zwei Arten desselben, welche in Salzufeln verfertigt werden; eine kurze Nachricht für Landwirthe. Ebendas. 1795. gr. 8. Ueber die Verbesserungen des Spinnrades aus Rücksicht des weiblichen Geschlechts. ebend. 1795. 8. Ueber die neuesten Bereitungsmittel und einige andere Gegenstände der Medicin, Chemie und Pharmacie. Ebendas. 1795. 8. (Hierin ist von ihm: Chemische Untersuchung des Meinberger mineralischen Bitterwassers, und: Ueber die Nothwendigkeit eines Apothekerbuchs für einen jeden Staat.) Anleitung zur Kenntniß der verschiedenen Ackererarten und für jede am zweckmäßigsten befundenen Dünge- und Verbesserungsmittel. Hannover 1797. 8. – Ueber die Säure der Galläpfel, als einen Bestandtheil der Dinte; in Crells chem. Annalen 1786. St. 1. S. 50-54. Ueber die Bestandtheile des Papiers. Ebend. St. 5. S. 423-431. Ueber die Herstellung des Rückbleibsels von den Hoffmanischen tropfen zu brauchbarem Vitriolöle. Ebend. 1788. St. 3. S. 219-221. Einige Erfahrungen über die Mutterlauge des Kochsalzes und die daraus zu gewinnenden Producte. ebend. 1789. St. 2. S. 126-131. Einige Beobachtungen über den Pyrmonter Brodelbrunnen. ebend. St. 11. S. 410-415. Von einigen neuen Mineralquellen zu Pyrmont. ebend. 1794. B. 2. – Ueber die Gleichheit des Wermuthsalzes mit dem Weinsteinsalze; in eben dess. Beytr. zu den chem. Annalen. B. 3. St. 3. (1788). Etwas über einen neuen Schmerzstillenden Geist; ebend. B. 5. St. 4. (1794). – Pharmaceutische Bemerkungen; in Baldingers neuem Magazin für Aerzte B. 9. St. 1. S. 76-82. (1787). Vier Abhandl. ebend. B. 13. St. 1. S. 36-45. (1791). Etwas über Kohlenversuche. Ebend. S. 82-84. – Pharmaceutische Anmerkungen über das Pulverisiren der Eisenfeile;