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Nellie verschwindet. Spurlos. Wurde sie verschleppt? Ermordet? Oder tauchte sie unter? Hat sie ihre Familie und Freunde einfach geghostet? Ihre Eltern unternehmen fünfzehn Jahre später einen allerletzten Versuch, und beauftragen den eher mäßig erfolgreichen Privatdetektiv Lorenz Teuffel damit, Nellies Schicksal aufzuklären. Denn für Nellies Mutter geht Familie über alles. So sagt sie zumindest. Ausgerechnet Lorenz Teuffel! Nur weil er knapp bei Kasse ist, nimmt er den Fall an – trotz aller Bedenken, denn er war in jungen Jahren Nellies Liebhaber und wurde sogar verdächtigt, sie ermordet zu haben. Inzwischen ist Teuffel alles andere als ein Hauptgewinn und sozial weitgehend isoliert. Doch sein bester Freund Sascha, ein Möchtegern-Influencer und sexsüchtiger Gigolo, sowie Nachbar Kotti, ein psychisch unberechenbarer, wandelnder Leichnam, halten zu ihm. Recherchen führen in seine gemeinsame Vergangenheit mit Nellie – Teuffel muss feststellen, dass er damals so gut wie nichts über die wahre Nellie wusste und dass ihre Familie eine grauenhafte Lüge lebt. Aus dem Job wird ein sehr persönlicher Fall, der Teuffel in den Abgrund zu reißen droht …
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Seitenzahl: 345
Martin Arz
Martin Arz schrieb zunächst als freier Autor für zahlreiche Magazine. Dann arbeitete er mehrere Jahre lang als PR-Berater, bevor er sich ganz den Künsten widmete: der Malerei und dem Schreiben. Seine Gemälde waren bereits auf vielen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Arz ist Autor von zahlreichen Sachbüchern, Krimis und historischen Romanen.
Max-Pfeffer-Krimis im Hirschkäfer Verlag:
· Das geschenkte Mädchen – Pfeffers 1. Fall
· Reine Nervensache – Pfeffers 2. Fall
· Die Knochennäherin – Pfeffers 3. Fall
· Pechwinkel – Pfeffers 4. Fall
· Westend 17 – Pfeffers 5. Fall
· Geldsack – Pfeffers 6. Fall
· Münchner Gsindl – Pfeffers 7. Fall
Handlung und Personen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen oder Personen wäre rein zufällig.
Dezember 2022
Cover: Coriander P. mit einem Foto von Martin Arz
Grafische Gestaltung von Hirschkäfer Design/Coriander P.
© Hirschkäfer Verlag, München 2022
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Verarbeitung in elektronischen Systemen.
E-Book ISBN 978-3-940839-92-3
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Mit Liebe gemacht.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
PS
Ghosting [go:sting], das; (Neologismus seit Mitte der 2010er-Jahre zum engl. ghost → Geist); plötzlicher und vollständiger Kontakt- und Kommunikationsabbruch ohne Vorankündigung in allen Bereichen einer zuvor bestandenen zwischenmenschlichen Beziehung (Familie, Partner- oder Freundschaft); auf jegliche Kontaktversuche erfolgt keinerlei Reaktion mehr.
»Ich bin mir absolut sicher!«, sagte sie. »Ich habe sie gesehen, und ich wusste sofort: Das war sie!«
»Es ist fünfzehn Jahr her, dass du sie ge…«
»Ich bin mir sicher!«, sie wurde laut. »Herrgott noch mal. Eine Mutter spürt so etwas.«
Er lachte laut auf. »Eine Mutter …«
»Halt den Mund.«
»Entschuldige, aber was gedenkst du jetzt zu tun? Zur Polizei können wir schlecht gehen«, sagte er.
»Natürlich nicht zur Polizei. Ich meine, ich könnte öfter hinfahren und warten, ob sie wieder auftaucht …«
»Sehr sinnvoll. Du bist seit so vielen Jahren dort, und du hast sie nie zuvor gesehen, und ich bin immer noch nicht sicher, ob du …«
»Sie war es!«
»Schon gut. Also, ich würde vorschlagen, wir setzen einen Privatdetektiv darauf an, so wie damals.«
»Ach Gott«, stöhnte sie. »Bitte nicht wieder diesen versoffenen Dummbeutel.«
»Nein. Ich denke an jemanden, der sie kennt, also kannte. Jemand, der mit ihr und dem Fall damals vertraut war.«
»Du meinst den Buckligen?«
»Ja, den Buckligen.«
»Was sollen wir ihm sagen? Soll ich ihm sagen, dass ich sie gesehen habe?«
»Erst einmal nicht, denke ich.«
»Du glaubst mir immer noch nicht!«, rief sie wütend.
»Nein, wie denn auch!«
»Ich! Habe! Sie! Gesehen!«
»Beruhige dich.«
»Sag mir nicht, was ich tun soll. Wir beauftragen diesen buckligen Krüppel. Mal sehen, was er herausfindet.«
»Kannst du dir das leisten? Das ist doch die eigentliche Frage!«, sagte der schöne Sascha.
»Ja«, knurrte Lorenz und schob nuschelnd hinterher: »Ist sie.«
»Siehste. Und die Antwort auf die Frage ist …«
»Nein«, sagten der schöne Sascha und Lorenz gleichzeitig.
»Womit das geklärt wäre.« Sascha nahm sein Smartphone hoch, machte sein lässiges Fotogesicht und fotografierte sich, wie er einen Schluck von seinem Espresso macchiato (ohne Zucker) nahm. Content! Er brauchte ständig neuen Content für seine Follower. Und sei es nur Espressoschlürfen. Saschas Gesicht entspannte. Er legte das Handy zurück auf den Tisch. »Pass auf, du gehst hin und schaust, was sie wollen. Hörst dir erst einmal alles in Ruhe an. Dann kannst du zur Not immer noch Nein sagen. Zur Not!« Er hob Stimme und rechten Zeigefinger. »Immer dran denken, du kannst es dir nicht leisten …«
»Jajaja.« Lorenz beugte sich vor und rührte unmotiviert in seinem Latte macchiato. Das Scheißding auf seinem Rücken schmerzte, er hatte das Gefühl, dass es über Nacht wieder gewachsen war. Der Schöne und das Biest, dachte er, da sitzen sie mal wieder beieinander auf ein Kaffeetscherl. Mit dem Sascha traf sich Lorenz immer gerne. Normalerweise. Mit dem konnte er alles besprechen und sich auskotzen und auch mal rumjammern. Blöd nur, dass der Sascha oft kein Blatt vor den Mund nahm und gerne dann unverblümt die Wahrheit sagte, wenn man sie partout nicht hören wollte. Besonders nicht an so einem Tag wie heute, an dem Lorenz mal wieder seinen Sensiblen hatte und sich am liebsten unter der Decke im Bett verkrochen hätte. Wobei Sascha objektiv gesehen natürlich völlig recht hatte. Aber Lorenz brauchte momentan keine harten Ansagen. Ja, die Auftragslage war für Lorenz zuletzt sehr mager gewesen, er musste für jeden Job dankbar sein.
»Aber hallo!« Sascha lupfte ein wenig seine Sonnenbrille und starrte ungeniert einer Frau hinterher, die zu den Treppen der U-Bahnstation ging. »Pelle auf die Schnelle – zeige mit deinen neuen Leggings, dass auch du wie eine Presswurst aussehen kannst.« Sascha kommentierte gerne im Stil einer beliebten Shopping-Sendung. Der Sascha wieder! Auf den Punkt gebracht. Obwohl er nicht wollte, musste Lorenz lachen.
Auch Sascha lachte. »Hör zu, Lorenzo Rollin’ In A Benzo, du brauchst die Kohle. Punkt. Du nimmst den Auftrag an. Lorenz, der Detektiv, schnüffelt wieder.«
Lorenz Maria Teuffel, Privatdetektiv, nickte. Zuletzt hatte er nur einige Personenbeschattungen im Auftrag eifersüchtiger Partner gehabt. Nichts Aufregendes, nichts, was wirklich Geld einbrachte. Wenn er nicht ab und an ein paar Aufträge von der bekannten Großdetektei Stahleder & Partner zugeschustert bekäme, müsste er hartzen. Wobei er von Stahleder auch nie die wirklich interessanten Fälle bekam, nur die, auf die Stahleders Festangestellte keine Lust hatten. Tolles Leben als Privatdetektiv, so hatte er es sich damals nicht vorgestellt. Bei der Polizei hatten sie ihn nicht genommen, weil er damals, das gab er zu, ein wenig zu viel kiffte. Dann war er per Zufall bei der Detektei Stahleder untergekommen, hatte den Beruf schätzen gelernt und dann, nach einigen großen Erfolgen, hatte er gemeint, sich selbstständig machen zu müssen. Das war vor sieben Jahren. Seitdem war es langsam, aber sicher bergab gegangen.
»Oder sollen wir wieder so eine Nummer wie bei der alten Hallhuberin abziehen?«, fragte Sascha. »Ich habe damit kein Problem!«
»Du nicht, du bist ja moralisch flexibel!«
»Wie du!«, konterte Sascha.
»Ja. Nein, nein, das war nicht wirklich in Ordnung bei der Hallhuberin«, sagte Lorenz.
»Das Geld genommen hast du schon.«
»Ja, mei!« Lorenz seufzte. »Sonst hätten sie mir das Auto stillgelegt. Die neuen Bremsen mussten sein. Und wie sähe das denn aus, Lorenz, der Detektiv ohne Auto.«
»Weiter mit dem Geldverdienen«, sagte Sascha. »Such dir einen Köter aus, ich leih ihn mir kurz aus – ich habe immer ein bisschen Beef Jerky auf Tasche – und du bringst ihn dem aufgelösten Frauchen für Geld zurück.«
»Ne, lass mal. Das ist falsch. Okay, bei der Hallhuberin hats die Richtige erwischt …« Die alte Hallhuberin hatten sie eh nicht leiden können. Und erst recht nicht ihren Scheißköter, einen kleinen Fotzenschlecker (wie nicht nur Sascha diese karnickelgroßen Schoßhunde jeglicher Rasse zu nennen pflegte), der ständig alles und jeden ankläffte und mit seinen hervortretenden Glotzaugen immer wie kurz vorm Schlaganfall aussah. Den hatte sich Sascha eines Tages mal schnell ›ausgeliehen‹, und Lorenz hatte sich der alten Hallhuberin angedient, den Hund wieder zu beschaffen. Bei der Alten traf es keine Arme, die lebte gut von ihrer Witwenpension, da konnte man schon 350 Euro verlangen. Lorenz hatte was von Hundemafia zusammenfantasiert und der Alten dann den Kläffer wiedergebracht, wobei er ihr eine wilde Geschichte auftischte, wie er das arme Butzerl quasi unter Einsatz seines Lebens vor dem Verkauf an ein Versuchslabor gerettet hatte. Die Hallhuberin fiepte vor Dankbarkeit und holte noch einmal ihren Geldbeutel und drückte Lorenz zusätzlich zu den 350 Euro noch einen Schein in die Hand als Trinkgeld. »Des hams Eana verdient!« Es waren fünf Euro. So eine Aktion zu wiederholen, kam Lorenz nun höchst unethisch vor. Auch wenn gerade eine ältere Frau ihren asthmatisch röchelnden übergewichtigen Mops an der Leine vorbeizerrte.
Einer der Gründe, warum sich Lorenz und Sascha gerne hier auf einen Kaffee trafen: Von den Tischen auf der Außenterrasse des kleinen Café-Pavillons am Tegernseer Platz hatte man beste Aussicht auf alles, was sich ringsum bewegte. Und da bewegte sich viel. Es gab in München sicherlich erheblich schönere Ecken, aber nicht viele lebendigere. Der Tegernseer Platz mit der U-Bahnstation Silberhornstraße war ein Umsteigeknotenpunkt, hier trafen sich Busse, Trambahnen und U-Bahnen. Schichten, Klassen, Welten prallten kurz aufeinander, bevor sie sich via Bus, Tram oder U-Bahn wieder in ihre jeweiligen Gettos zurückzogen. Bäckereien, Post, Apotheke, Woolworth und Telekomshops – Menschen, Menschen, Menschen, das Herz Giesings pulsierte besonders an schönen Sommertagen wie heute, saugte alles in sich hinein und spuckte alles aus, was der Kosmos hergab, von der Cracknutte bis zur Luxusschnepfe, vom Hipsterveganer bis zum Pfandflaschensammelrentner. Es gab ständig was zu schauen. Die beiden Männer lümmelten in ihren Caféhausstühlen und ließen die Blicke schweifen. Ein Junkie schlief gegenüber an der Straßenbahnhaltestelle auf der Wartebank und sank nun langsam nach links zu der bekopftuchten älteren Frau, die konzentriert auf ihrem Smartphone herumtippte. Wenige Augenblicke später kippte der Junkie der Frau auf den Schoß. Die sprang quietschend auf und stellte sich entrüstend brabbelnd etliche Schritte weiter weg von der Bank, wieder konzentriert auf dem Display ihres Telefons herumtippend. Der Junkie setzte sich belämmert aufrecht hin und tat kurzzeitig normal, bis ihm die Augen wieder zufielen.
»Scheißgegend geworden«, sagte Lorenz. »Lauter Junkies in der letzten Zeit.«
»Stimmt«, pflichtete Sascha bei. »Früher die U-Bahnstation Giselastraße, heute Silberhornstraße. Apropos Junkies, ich muss meine Heavy User heute noch bedienen. Content, content, content. Scheiße, wenn man mal damit angefangen hat …«
»Und vor allem, wenn man davon irgendwann mal leben will«, ergänzte Lorenz. Der schöne Sascha war auf dem besten Weg zum Instagramstar, zumindest seiner Ansicht nach. Mit kleinen Videos und vor allem schönen Fotos seiner Schönheit. Ein bissl Fitness und Lifestyle, Fashion und Beauty. Womit Sascha seine immerhin zwölftausend Follower unterhielt, unterschied sich nicht groß von dem zahlreicher Mitbewerber. Zwölftausend! Das klang nach viel, musste Lorenz zugeben, er wusste jedoch, dass mindestens die Hälfte davon gekauft waren, und in Social Media kannte er sich überhaupt nicht aus, und zu Saschas Leidwesen interessierte es Lorenz auch absolut nicht, also verpufften Saschas Angeberzahlen immer wieder.
»Wann musst du bei den Jungwirths sein?«, fragte Sascha und zog an seiner E-Zigarette. Eine Wolke süßen Rauchs umhüllte ihn für einen Moment. Sascha liebte ›Cherry Blossom‹ – Lorenz verspottete das Liquid immer als ›Malibu-Barbies Früchtetraum‹. Ein krasser Kontrast zu Saschas zumindest optisch makellosen Männlichkeit – getrimmter Siebentagebart (man musste ja auch mit Bartpflegeprodukten seine Follower bei Laune halten), die vollen Haare trug er als lässigen Broflow wie Bradley Cooper in ›Hangover‹ (just wegen der Pflegetipps für üppige Männerhaare), das Kurzarmhemd körperbetont und so weit aufgeknöpft, dass man die seit einiger Zeit wieder angesagten Brusthaare erkennen konnte.
Lorenz sah auf seine Armbanduhr, eine überflüssige Geste, denn er hatte die ganze Zeit die Uhren an den U-Bahneingängen im Blick. »In zehn Minuten. Weißt du, was ich absolut nicht verstehe? Warum ich? Warum wollen die mich? Ausgerechnet!«
»Weil du sie kanntest.«
»Du denkst, es geht um Nellie?«
»Worum sonst.« Sascha zuckte mit den Schultern. »Wie lange ist das jetzt her? Zehn, zwölf Jahre?«
»Fünfzehn«, antwortete Lorenz wie aus der Pistole geschossen. »Auf den Tag genau fünfzehn Jahre. Heute wäre Nellie Jungwirths fünfunddreißigster Geburtstag.«
»Oh, das wusste ich nicht. Du mit deinem Superbrain. Deshalb bist du auch Detektiv und ich dekorativ.«
»Der war jetzt echt gut«, grinste Lorenz. Dann wurde er wieder ernst. Er hatte Lust zu rauchen. Müsste sich irgendwo eine Kippe schnorren. »Ich verstehe es nicht. Die haben damals versucht mich fertig zumachen. Nach allen Regeln der Kunst. Wollten mir was anhängen. Haben behauptet, ich hätte damit etwas zu tun und … wie oft ich bei der Bullerei deswegen saß und diesen bescheuerten Privatdetektiv, den sie mir auf den Hals gehetzt hatten … und jetzt … Jetzt das krasse Gegenteil. Wollen die mich engagieren! Waren scheißfreundlich am Telefon. Haben mit keinem Wort die früheren Vorwürfe erwähnt, haben so getan, als hätten wir erst vorgestern miteinander Kaffee getrunken. Warum?«
»Weil du sie kanntest, die Nellie.«
»Du kanntest sie auch.«
»Ja, aber ich hab sie nur mal gekn…, äh, das war vor dir und du warst länger mit ihr zusammen. Ich sage dir, es geht um die Nellie. Ich meine, ich bin ja auch ab und an bei denen im Laden …«
»Was?«, rief Lorenz erstaunt. »Wusste ich ja gar nicht.«
»Ist auch nicht so wichtig. Die leihen mir ab und an Uhren oder Schmuck für ein Fotoshooting.«
»Ich dachte, deine Uhren sind echt. Rolex und so. Hart erarbeitet.«
»Patek Philippe, wenn schon.«
»Halt die, die dir Gudrun geschenkt hat.«
»Genau die. Und die Vacheron, die ich von Susi Zwo habe. Aber hier geht es nicht um Uhren. Sondern ein bisschen Blingbling. Weißt schon. Ich protze mit was herum und bringe es brav hinterher wieder zu JJ«, er sprach es englisch aus ›Tschäi Tschäi‹, »Juwelier Jungwirth. Und wenn mich Follower fragen, wo sie die kriegen können, also die Klunker, dann verweise ich die auf die Jungwirths in der Tegernseer Landstraße. Da kriegen die Leute zwar dann einen Schock, weil sie einen schicken Laden und nicht diese verzopfte Achtzigerjahre-Klitsche erwarten, aber was solls. Ich sage ja nicht, dass es dort Rolex oder so gibt. Worauf ich hinaus wollte: Denen spukt die Nellie immer noch im Kopf herum.« Mit Kopfstimme, die eine Frau imitieren sollte, sagte er: »Ach, unsere Nellie. Wenn wir nur wüssten …« Mit normaler Stimme fuhr Sascha fort: »Das sagt die alte Jungwirth fast immer, wenn ich da bin. Immer bricht sie nach dem ›wüssten‹ ganz melodramatisch ab …«
»Jetzt sag mir nicht, dass du denen eingeredet hast, sie sollen sich an mich wenden!«, schnaubte Lorenz.
»Nein.«
»Schau mich an.«
Sascha schaute Lorenz in die Augen. »Großes Indianerehrenwort, das würde ich nie tun. Ich weiß ja, was du damals mit denen durchgemacht hast. Hey, schau, ist das da drüben nicht unser aller Lieblingszombie, unser Cerebro Frito, der Kotti?« Der schöne Sascha deutete auf die gegenüberliegende Straßenseite auf einen schlacksigen Typen, der mit seinen Händen in den Hosentaschen vor einem Schaufenster stand.
»Stimmt«, sagte Lorenz.
»Darf der denn alleine draußen herumlaufen?«, fragte Sascha.
»Er ist ja harmlos. Und er nimmt jetzt Medikamente«, antwortete Lorenz. »Sagt zumindest seine Mutter.«
»Ach, auf einmal? Na gut.« Sascha stand auf. »Dann schnapp ich mir mal unseren Kotti und bring ihn wieder heim. Einfach so mit frittiertem Hirn herumzulaufen ist für den nicht gut. Ich mach dann unten am Fitness-Parcours ein paar Einheiten. Komm halt nachher vorbei und berichte.«
»Mach ich eh.« Noch im Aufstehen versuchte Lorenz Teuffel, seinen Spezialrucksack richtig aufzusetzen. Es gelang nicht. Sascha griff zu und half.
»So gut?«, fragte Sascha.
»Ja, danke.« Lorenz bewegte die Schulten ein wenig. »Sitzt richtig. Man sieht doch nichts, oder?«
Sascha kniff konzentriert die Augen zusammen. »Nö. Sieht aus, als wenn du einfach einen Rucksack trägst.«
»Dann ist gut.«
»Geh endlich mal wieder zum Arzt! Zefix. Und lass was machen. Willst ewig mit einem Buckel wie der Glöckner von Notre-Dame herumlaufen?«
»Das ist kein B…«
»Du weißt, was ich meine! Geh zum Arzt.«
»Ja, geh ja bald.«
»Nicht bald. Zackig.«
»Servus, Sascha.«
Lorenz war eigentlich ein ganz passabler Kerl, durchaus sportlich in Maßen, nicht hübsch, aber auch nicht hässlich, nicht groß, aber auch nicht klein, guter Durchschnitt in allem. Ein durchschnittlicher Mann Mitte dreißig, der nicht besonders auffiel. Eine Alltagserscheinung, die keinem wirklich im Gedächtnis blieb. Ideal für seinen Beruf als Privatdetektiv und auch nicht wirklich schlecht für sein Liebesleben. Für Männer wie ihn blieben immer die Unauffälligen übrig. Doch da war dieses Ding auf dem Rücken, das Ding, das seit einigen Jahren sein Leben beherrschte. Dieser vermaledeite Buckel.
Es war, wie Sascha vorausgesagt hatte: Die Achtzigerjahre-Ausstattung von Juwelier Jungwirth an der Ecke Tegernseer Landstraße und Edelweißstraße, dieser Mix aus Buchenfurnier und blauen Stahlelementen, zog Lorenz Teuffel runter. Er fühlte sich noch unwohler als zuvor. Das Klingeln der Eingangstür war bereits verhallt, und immer noch niemand von den Jungwirths war zu sehen. Lorenz blickte sich im Laden um. Schmuck interessierte ihn nicht im Geringsten, doch ihm wurde schnell klar, dass der Laden nicht nur in Sachen Möblierung seine besten Zeiten hinter sich hatte. Wer kaufte auch schon bei so einem kleinen Juwelier noch etwas, fragte sich Lorenz. Wobei schwache Umsätze die Jungwirths nicht aus der Bahn werfen würden, da war sich Lorenz sicher, denn ihnen gehörte das ganze Haus. Alleine die Mieteinnahmen würden für ein angenehmes Leben reichen. Lorenz trat an die Vitrine mit Trauringen. Er könnte ohne Weiteres klauen, dachte er sich. Er hatte sehr wohl bereits die beiden Kameras entdeckt, eine deutlich sichtbar in der Ecke gegenüber dem Eingang, eine etwas versteckter rechts neben dem Schaufenster. Er hatte ebenso bereits bemerkt, dass bei keiner der Kameras ein kleines rotes Licht blinkte, was bei diesen Modellen der Fall sein müsste. Fake, dachte Lorenz. Optische Abschreckung, oder durch versteckte, moderne Kameras ersetzt, wobei er Letzteres angesichts der Einrichtung ausschloss.
»Oh, wie schön, da sind Sie ja!« Traudl Jungwirth schob einen Vorhang zur Seite, der den Durchgang zu den hinteren Räumen verdeckte und blieb nach zwei Schritten stehen. Traudl Jungwirths sorgsam auftoupiertes Haar war zu dunkel für ihr Alter. Wie alt war sie? Lorenz versuchte sich zu erinnern. Über fünfzig jedenfalls. Sie verschränkte die Finger ineinander. Händeschütteln war in diesen Zeiten ohnehin nicht mehr angebracht. Ihre Augen funkelten feindselig. Inzwischen war, obwohl die Pandemie munter weiterwütete, die obligatorische Mund-Nasen-Schutzmasken-Pflicht vorbei. Lorenz war aus einem einzigen Grund froh darüber: Weil er die Gesichter seiner Gegenüber mit Masken so schlecht deuten konnte. Er mochte im Wesentlichen ein Mann ohne besondere Eigenschaften sein, aber er war ein verdammt guter Beobachter. Er registrierte schnell Details, und er erkannte in Gesichtern meist, wenn gelogen wurde. Hinter Traudl erschien ihr Gatte Hans-Guido Jungwirth, kleiner als seine ohnehin nicht sonderlich große Gattin.
»Lorenz. Schön, dass es bei dir geklappt hat«, sagte der Juwelier. Früher hatten sie ihn ganz selbstverständlich geduzt. Damals, als er mit ihrer Nellie gegangen war. Jetzt wäre es Lorenz lieber gewesen, sie würden ihn siezen, traute sich aber nichts zu sagen. Eigentlich war es auch egal.
»Kommen Sie mit nach hinten«, sagte Traudl Jungwirth. Ihre Augen sprachen Bände, Ablehnungsbände. Aha, dachte Lorenz, sie duzt mich nicht. Lorenz folgte dem Ehepaar. Hinter dem Vorhang ging es ab zu einer kleinen Werkstatt, schließlich war Hans-Guido gelernter Uhrmacher und reparierte bei Bedarf selbst, danach kam ein größerer, ungemütlich eingerichteter Raum mit Sitzgelegenheit, kleiner Kochecke und einem Waschbecken. Über der Sitzecke hing ein Familienfoto. Mama, Papa, Kind, fürs Foto in Schale geworfen. Alle lächelten unentspannt. Vor allem Nellie, die auf dem Foto etwa acht oder neun Jahre alt sein dürfte. Es war das typische erzwungene »Warum lächelst du denn nicht?«-Lächeln, mit dem Kinder gequält werden. Auch Lorenz hatte es gehasst.
»Kaffee?«, fragte die Juwelierin. Lorenz lehnte dankend ab.
»Möchtest du nicht deinen Rucksack ablegen?«, fragte Hans-Guido Jungwirth. Wieder lehnte Lorenz ab. »Oh, ist das wegen deinem Buckel? Denk dir nix. Das wissen wir doch. Uns stört es nicht.«
»Das ist kein …«, begann Lorenz und brach ab. Egal, es hätte ihm klar sein müssen, dass über seine Deformierung in der ganzen Nachbarschaft geklatscht wurde. Vermutlich hatte sogar der schöne Sascha mit ›Tschäi Tschäi‹ darüber gesprochen. »Danke, ich behalte den Rucksack trotzdem gerne auf.« Lorenz sammelte sich. Professionell sein! Er würde das hier ganz professionell und unemotional über die Bühne bringen. »Ich freue mich, dass Sie mich mit einem Fall beauftragen möchten. Wie Sie wissen, ist die Detektei Lorenz seit einigen Jahren erfolgreich …«
»Jaja«, winkte die Jungwirthin ab und setzte sich an den Tisch. Sie tauschte einen schnellen Blick mit ihrem Mann.
Hans-Guido strich sich über die Glatze. »Wir haben … nein, lass es mich anders ausdrücken …« Er blickte Lorenz fest in die Augen. Dem entging nicht, dass Traudl den Blick senkte und mit ihren Händen herumspielte. Ihre Wangenmuskeln arbeiteten. »Wir möchten uns bei dir zunächst einmal entschuldigen, lieber Lorenz. Wir haben dir damals unrecht getan. Das tut uns aufrichtig leid.«
Lorenz zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen und sagte gedehnt »Oookay«.
»Wir dachten damals … nun ja, du warst mit Nellie zusammen, als sie …« Er seufzte und brach ab. Lorenz spürte, dass da echter Schmerz war. Er sah schnell zu Traudl hinüber, die weiterhin zu Boden starrte. Hans-Guido fuhr fort: »Genau heute vor fünfzehn Jahren, an ihrem zwanzigsten Geburtstag war es.«
»Ich weiß«, nickte Lorenz.
»Wir vermissen sie jeden Tag«, sagte der Juwelier mit tränenerstickter Stimme. »Jeden einzelnen Tag.« Er sammelte sich. »Entschuldigung. Die Nellie war unser einziges Kind. Weißt du, wir hatten Schwierigkeiten, überhaupt ein Kind zu bekommen. Das war … Ach, tut nichts zur Sache. Jedenfalls wurden wir erst sehr spät mit unserem Wunschkind gesegnet. Sie war unser Ein und Alles und dass es so kommen musste, dass ich seit fünfzehn Jahren nicht weiß, was ihr Schicksal ist, frisst mich auf! Ist sie tot? Wurde sie ermordet? Irgendwo verscharrt? Oder entführt? Von Mädchenhändlern verkauft?«
»Hans-Guido, bitte«, meldete sich Traudl streng zu Wort. »Wir hatten doch darüber gesprochen.«
Es entstand ein Augenblick verlegenen Schweigens. Lorenz straffte die Schultern, der Rucksack schubberte unangenehm am Buckel. »Ich möchte gerne betonen, dass ich mich über Ihren Anruf sehr gewundert habe und freue mich, dass Sie sich bei mir entschuldigen. Für mich war die Zeit damals alles andere als leicht, müssen Sie wissen. Ich möchte Ihnen jetzt, nach all den Jahren, keine Vorwürfe machen, aber Ihre Verdächtigungen, ich hätte etwas mit dem Verschwinden Ihrer Tochter zu tun, gar, ich hätte sie getötet, haben mich sehr, sehr getroffen. Ebenso, dass Sie mir einen Privatdetektiv auf den Hals gehetzt haben und mich mehrfach bei der Polizei angezeigt haben …«
»Es tut uns leid«, sagte Hans-Guido schwach, und seine Frau verdrehte die Augen. Keine Entschuldigung ihrerseits. Es entging Lorenz nicht.
»Gut.« Lorenz atmete langsam aus. Nicht nachtarocken, das war schon immer seine Devise. »Dann konzentrieren wir uns auf das, was vor uns liegt. Was kann ich für Sie tun?«
»Für uns«, begann die Juwelierin, »war das Bevorstehen dieses Jahrestags, dieses traurigen Jahrestags, der Anlass, es noch einmal, ein letztes Mal zu probieren. Ein letztes Mal eine Klärung, eine Erklärung zu finden. Wir … wir werden nicht jünger. Wir möchten noch einmal den Versuch unternehmen … damit wir wirklich alles probiert haben. Wir glauben, dass sie noch lebt. Irgendwo. Und selbst wenn nicht. Wir wollen Gewissheit. Ja, wir haben Sie damals als unmittelbaren Beteiligten gesehen. Da muss ich meinem Mann recht geben, wir hatten uns in etwas verrannt und Ihnen unrecht getan.« Sie sah Lorenz nicht an. »Bei genauerer Betrachtung und mit all den Jahren Abstand sehen wir nun in Ihnen den idealen Menschen, Licht ins Dunkel zu bringen. Sie waren mit Nellie zusammen, Sie kannten sie zu dem Zeitpunkt, damals, also vor fünfzehn Jahren, vermutlich besser als wir Eltern. Abnabelungsprozesse und so. Irgendwann verliert man den nahen Kontakt zu seinen Kindern. Der Lauf des Lebens. Wir hatten auch unsere Schwierigkeiten mit ihr und ihrem Lebenswandel. Besonders in der Pubertät, ab vierzehn ging es richtig los. Sie war aber eigentlich ein Familienmensch. Liebte ihre Großeltern. Bis dann, also da war sie fast vierzehn, diese Tragödie passiert ist, als meine Eltern bei einem Unglück in ihrem Wochenendhaus ums Leben gekommen sind. Das wissen Sie sicher, das hat Sie Ihnen erzählt.«
Nein, wollte Lorenz sagen, das hatte Nellie ihm nie erzählt, und er fragte sich gleichzeitig, warum.
»Unsere Nellie hat sich danach sehr verändert, weil die Familie, ihr wichtigster Rückhalt, zum Teil weggebrochen ist. Sie wurde unausstehlich.«
»Nicht zu allen«, sagte Hans-Guido leise.
Traudl Jungwirth lachte verächtlich auf. »Du und deine Tochter, deine Prinzessin. Hören Sie nicht auf meinen Mann, Herr Teuffel. Glauben Sie mir, meine Tochter hat sich sehr stark von uns distanziert. Dennoch: Pubertät, Tragödien und Zwistigkeiten sollten niemals eine Familie auseinanderbringen. Familie ist und bleibt das Wichtigste. Familie eben.«
Lorenz nickte mechanisch, auch wenn er komplett anderer Meinung war. Wenn der Vater abhaut, wenn man elf Jahre alt ist und man dann mit einer dominanten älteren Schwester bei der übergriffigen, manisch-depressiven Mutter aufwachsen muss, die einem ständig vor Augen hält, was für eine Enttäuschung man für sie sei, und zu der man zum Selbstschutz seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, dann hat man ein etwas anderes Verständnis zum Thema Familie, zu dem, was das Wichtigste ist. Und Lorenz hatte langsam den Eindruck, die Eltern erzählten von einer anderen Nellie, als er kannte.
»Sie wissen, wer ihre Freunde waren, was sie bewegt hat et cetera pp.«, fügte die Jungwirthin hinzu.
»Zunächst«, sagte Lorenz, der eisern daran festhielt, allen Groll gegen die Jungwirths beiseitezuschieben und nüchtern den Auftrag zu betrachten, »möchte ich erneut betonen, wie bereits damals vor fünfzehn Jahren, dass ich zum Zeitpunkt ihres Verschwindens nicht mehr mit Nellie zusammen war. Wir hatten uns vier Wochen vorher getrennt …«
»Aber du hattest doch noch Kontakt …«, unterbrach Hans-Guido.
»Ja und? Wir haben uns nicht im Streit getrennt. Wir sind Freunde geblieben.«
Traudl Jungwirth schnaubte verächtlich. »Freundschaft zwischen Männlein und Weiblein. Ja, sicher!« Sie schüttelte den Kopf.
»Es mag sein, dass Sie sich das nicht vorstellen können, Frau Jungwirth«, sagte Lorenz gepresst, »aber das gibt es. Ich habe jedenfalls nicht, wie Sie mir damals unterstellt haben, die Nellie ermordet, weil sie mich wegen eines anderen verlassen hat. Geschweige denn habe ich sie drogensüchtig gemacht und an einen russischen Mädchenhändlerring verkauft. Ich erinnere mich auch an diese Anschuldigung. Wir haben uns einvernehmlich getrennt und blieben befreundet.« Lorenz unterdrückte ein Zittern. Ruhig, sachlich, professionell. »Wenn ich nun herausfinden soll, was mit Ihrer Tochter passiert ist, dann erwarte ich von Ihnen Unterstützung in allen Bereichen. Auch was familiäre Angelegenheiten angeht. Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie mir etwas verheimlichen. Über das Finanzielle haben wir bereits am Telefon gesprochen. Das ist also geklärt. Ich … tja, ich würde sagen, wir legen mal los.« Saublöder Satz, ärgerte sich Lorenz. Er hatte so professionell das Gespräch übernommen und dann das. Er war einfach zu befangen bei den Jungwirths, dass er die Entschuldigung angenommen hatte, war nur dahingesagt. Er hasste die beiden dafür, wie sie ihm damals das Leben schwer gemacht hatten. Lorenz schloss kurz die Augen.
»Ja, legen wir mal los«, übernahm Hans-Guido Jungwirth das Stichwort. »Familie, das kann ich Ihnen gleich sagen, gibt es bei uns nicht mehr viel. Es gibt nur noch uns zwei. Wir sind beide dreiundfünfzig. Meine Eltern und Traudls Eltern sind lange tot. Tja, das wars.«
»Gut, hätten wir das geklärt«, sagte Lorenz. »Wo können wir ansetzen?«
»Möchten Sie sich ihre Wohnung ansehen?«, fragte Traudl Jungwirth.
Lorenz sah sie überrascht an. »Gibt es die denn noch?« Er erinnerte sich, dass Nellie hier im Haus im obersten Stock eine kleine Zweizimmerwohnung hatte. Sie hatten sich immer bei ihr getroffen, weil Lorenz ihr seine Bude und vor allem seine Mutter, die immer zu Hause herumhing, nicht zumuten wollte.
»Sicher«, seufzte Hans-Guido. »Wir haben … na ja, wenn sie doch mal wiederkommt, dann braucht sie doch eine Wohnung. Sie würde ja wohl kaum zu uns raus in unser Reihenhaus in Ottobrunn ziehen wollen. Komm mit hoch, ich zeig dir die Wohnung. Traudl bleibt im Laden.«
Das Erinnern – eine von Lorenz’ Stärken oder mitunter auch Schwächen. Er hatte ein manchmal zu gutes Gedächtnis und vergaß selten etwas oder jemanden. Die Wohnung. Lorenz konnte sich sofort wieder an alles erinnern. Die kleine Küche, das winzige Bad mit der niedrigen Dusche, in der sie beim Sex sich immer wieder die Köpfe angestoßen hatten – überhaupt, all die Plätze hier, an denen sie Sex gehabt hatten. Wie das so ist, wenn man frisch verliebt ist.
»Es wäre gelogen«, sagte Hans-Guido Jungwirth, »wenn ich sagen würde, dass alles unverändert ist, seit Nellie weg ist. Nein, das stimmt nicht. Es ist noch alles da. Wir haben möglichst wenig verändert. Aber damals haben wir und der Detektiv, den wir beauftragt hatten, alles durchsucht, nach Hinweisen gesucht!«
»Und danach aufgeräumt«, ergänzte Lorenz halblaut angesichts der peniblen Ordnung. Alles sortiert, Bücher und ein paar Aktenordner standen in Reih und Glied im Regal, Souvenirs, Plüschtierchen und Deko waren so akkurat platziert, wie es Nellie nie gemacht hätte. Nellie und aufräumen! Da lag überall etwas herum. Nicht chaotisch, aber gemütlich. Ihre Schneekugelsammlung war säuberlich auf einem Regalbrett dekoriert. Damals standen die Schneekugeln, so erinnerte sich Lorenz, der die Dinger furchtbar kitschig fand, obwohl sie in der Regel schneekugeluntypische Szenen enthielten, in der Wohnung verstreut. Er nahm eine der Kugeln, die Nellie besonders gerne gemocht hatte, in die Hand und schüttelte sie. Kunstschnee regnete auf Victor und seine Leichenbraut Emily, die Händchen hielten, zu ihren Füßen der Skeletthund Scraps. Eine Szene aus Tim Burtons Film ›Corpse Bride‹.
»Und?«, fragte Lorenz. »Haben Sie jemals etwas gefunden, was uns nun weiterhelfen würde? Tagebücher? Briefe?«
»Nein.« Der ältere Mann zuckte mit den Schultern, die er dann hängen ließ. Seine Trauer schien nicht gespielt. »Sie hat kein Tagebuch geschrieben, und in der Post war nichts wirklich Interessantes.«
»Wo sind die Briefe? Kann ich die mir mal ansehen?« Schon während er fragte, kam ihm die Absurdität der Frage in den Sinn. Wer schreibt denn noch Briefe? Er war diese Routinefrage gewöhnt, weil er oft mit älteren Menschen zu tun hatte. Die schrieben vielleicht noch echte Briefe. Aber junge Mädchen wie Nellie … Da verlief alles elektronisch per Mail und damals noch SMS.
»Briefe? Post?« Der Juwelier zuckte mit den Schultern. »Da waren ein paar Ansichtskarten. Die pinnen noch in der Küche an der Wand. Ansonsten …« Er machte ›Pfhhhh‹. »Post nur von Behörden oder offiziellen Stellen und dergleichen.«
»Das da ist doch ihr Laptop, oder?« Lorenz deutete auf den Computer auf dem Schreibtischchen. Ein Medion MD41200, den gab es im Jahr 2004 für 999 Euro bei Aldi, damals ein Spottpreis. Lorenz erinnerte sich, wie Nellie geglüht hatte, als sie endlich einen modernen Computer ihr Eigen nannte.
»Ja«, nickte Hans-Guido. »Wir haben ihn untersuchen lassen. Nichts, was uns weitergebracht hätte.«
»Und ihre E-Mails?«
»Das war recht überschaubar und klang für uns sehr harmlos. Privat mailte sie mit ein paar Bekannten. Nichts Aufregendes. Nichts, was uns damals weitergebracht hätte.«
»Vermissen Sie irgendetwas?«, fragte Lorenz. »Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, das fehlt?«
»Nein, nicht, dass wir wüssten. Das … das ist …« Der Juwelier druckste herum. »Darum sind wir damals auf die Idee gekommen, dass sie … vielleicht … womöglich von jemandem …« Er stockte. ›Sag es!‹, dachte Lorenz. ›Na los, sag es schon! Nicht von jemandem – von mir!‹ Der Juwelier fuhr fort: »… ähm, also ermordet worden sein könnte. Weil nichts fehlt. Sie hat nichts gepackt.«
»Woher wollen Sie wissen, was Nellie denn besaß? Kannten Sie ihren Kleiderschrank?«
»Nein, natürlich nicht. Wir haben das daraus geschlossen, dass ihr Gepäck, Reisetasche und Koffer, noch da sind. Ebenso Zahnbürste, Kosmetika und so weiter. Wenn sie aus welchen Gründen auch immer untergetaucht wäre, dann hätte sie doch sicher etwas mitgenommen, oder? Irgendetwas.«
»Eher nicht«, antwortete Lorenz.
»Nicht?«
»Wenn ich untertauchen wollte, dann würde ich überhaupt nichts mitnehmen, außer Handy und Geld. Bargeld wohl gemerkt, keine Karten. Hat es auf Nellies Bankkonto denn nach ihrem Verschwinden je Bewegungen gegeben?«
»Nein. Es waren damals vierhundertfünfundzwanzig Euro und dreizehn Cent drauf und sind es immer noch.«
»Das ist nicht viel.«
»Das stimmt. Aber wir haben sie eher knappgehalten. Wir wollten sie nicht zu sehr verwöhnen. Sie konnte hier mietfrei wohnen, und sie hat ein gewisses Taschengeld bekommen, auch mal was für den Urlaub oder so. Studieren ist nicht billig.«
»Nicht verwöhnen«, murmelte Lorenz. In einer der teuersten Städte Europas mietfrei wohnen und noch Geld zum Leben bekommen, nein, das ist nicht verwöhnen. Lorenz hätte lachen können. Nellie gehörte damals zu den Rich-Kids in ihrer Clique. Die hatte immer Geld und war auch großzügig. Vor allem hatte Nellie immer Geld für Drogen.
»Na, dafür haben sie ihre Großeltern ordentlich verwöhnt«, sagte Hans-Guido Jungwirth schnappig. »Die hatten ihr ein Sparbuch eingerichtet und eingezahlt.«
»Und dann?«
»Das hat Nellie aufgelöst, dieses Sparbuch, als sie achtzehn wurde«, erklärte Hans-Guido. »Ich glaube, da waren an die zwanzigtausend Euro drauf.«
»Und dieses Geld?«
»Keine Ahnung. Ich denke, sie hat es auf ihr Girokonto eingezahlt und dann ausgegeben, sie ist ja gerne gereist. New York zum Beispiel, das war richtig teuer.«
»Sie hatte also zwanzigtausend Euro und von Ihnen noch monatlich …« Lorenz machte eine Fragepause.
»Neunhundert …«
»Neunhundert Euro und dann waren nur die vierhundertfünfundzwanzig dreizehn auf ihrem Konto?«
»Wir wissen es ja auch nicht, wo das Geld geblieben ist.«
»Und ihr Handy?«
»Nichts.« Hans-Guido Jungwirth zuckte resigniert mit den Schultern. »Wir haben versucht, es orten zu lassen. Sie hat sicher die SIM-Karte ausgetauscht. Die Polizei hat gleich abgewunken. Die wollten ja nicht mal eine Vermisstenanzeige aufnehmen, weil Nellie volljährig war und daher machen konnte, was sie wollte. Auch verschwinden, wie uns dieser unverschämte Polizeibeamte damals erklärt hat. Wir sollten erst wiederkommen, wenn wir Beweise für ein Verbrechen hätten …«
»Und daraufhin«, unterbrach Lorenz und versuchte nicht, die Bitternis in seiner Stimme zu unterdrücken, »haben Sie diese ›Zeugen‹ aufgefahren, die behauptet haben, sie hätten mich als Letzten mit Nellie am Abend ihres Verschwindens gesehen … Da hatte ich dann tatsächlich für einige Tage die Polizei am Hals.«
»Wie gesagt, es tut uns heute leid. Wir wussten uns damals nicht anders zu helfen …«
»Und dieser Privatdetektiv, den Sie engagiert haben?«
»Was ist mit dem?«
»Welche Ergebnisse hat er Ihnen präsentiert? Gibt es Protokolle, und kann ich die bitte sehen?«
»Nein.« Der Juwelier schüttelte den Kopf. »Da gab es was, aber das hat meine Frau nach wenigen Jahren bereits vernichtet. Wir wollten immer wieder mal abschließen, aber das gelang nie wirklich. Darum nun ein erneuter Versuch mit dir …« Er schnaufte schwer.
»Ich werde morgen wiederkommen«, sagte Lorenz. »Geben Sie mir bitte einen Schlüssel für die Wohnung?«
»Das habe ich mit meiner Frau bereits diskutiert«, antwortete Hans-Guido Jungwirth verlegen. »Sie ist dagegen, dass du einen Schlüssel bekommst. Komm morgen einfach vorbei, dann lasse ich dich rein.«
»Rein und allein!«
Der Spaziergang die Tegernseer Landstraße entlang und dann am Sechzgerstadion den Berg hinunter zu den Isarauen tat Lorenz gut. Sein Schädel brummte langsam weniger. Er musste sich mit Sascha besprechen. Den fand er, wie angekündigt, am Fitness-Parcours neben dem Kinderspielplatz. Sascha lag auf dem Rücken neben den Parcoursstangen auf einem gelben Handtuch und machte Crunches. Das Licht spielte perfekt mit seinen Muskeln. Er schwitzte nicht. Lorenz schloss daraus, dass Sascha nur Show-Sport machte. Ein speckiger Bursche mit Adidas-Trainingshose und Nicki-Minaj-Shirt umkreiste Sascha langsam und filmte mit dem Smartphone. »Okay, Ali«, rief Sascha und setzte sich auf. Er winkte Lorenz kurz zu. »Und jetzt stell dich dahin, und ich mache noch ein, zwei Crunches, und dann stehe ich auf und gehe auf dich zu und dann die Abmoderation.« Ali stellte sich auf die zugewiesene Stelle, Sascha machte zwei Bauchmuskelübungen, sprang dann auf und sagte, während er lässig auf die Kamera zuschlenderte: »So, das wars für heute mit Saschaschock, bleibt geschmeidig. Morgen tun wir was für unsere Waden.« Saschaschock klang nach coolem Nickname, dabei war es sein richtiger Name: Sascha Schock.
Zu seinem Erstaunen sah Lorenz auf einer Parkbank Kotti sitzen. Er setzte sich neben ihn. »Hey, Kotti. Machst du auch mal Sport?« Kotti zeigte ihm den Stinkefinger und nuckelte an einer Capri Sonne – mochte die auch seit einiger Zeit nun neumodisch Capri-Sun heißen, für Kotti und die anderen blieb es bei Sonne. Man verändert nicht den Namen von Kindheitserinnerungen.
»Wie wars?«, fragte Sascha und wischte sich mit dem gelben Handtuch über den Nacken. Er beinahe war nackt, trug nur ein denkbar knappes schwarzes Sporthöschen.
»Was macht denn Kotti hier? Ich dachte, du wolltest ihn heimbringen?«
»Ach, es wollte nicht. Es hat sogar ein bisschen an den Stangen herumgeturnt.«
»Nenn ihn nicht ›Es‹, du weißt, dass das nicht gut für ihn ist. Und wer ist das?« Lorenz deutete auf den speckigen Burschen mit dem Smartphone.
»Das ist Ali. Mein Praktikant.«
»Praktikant?«, prustete Lorenz heraus. »Ihr arbeitsscheuen Schmarotzer-Grattler, die ihr euch Influencer nennt, habt jetzt auch noch Praktikanten?«
»Hab ich dir doch gesagt.«
Lorenz schüttelte den Kopf.
»Na, vergessen. Hat sich auch sehr kurzfristig ergeben. Er hat mich zwei Tage lang quasi gestalkt, damit ich ihn als Prakti nehme. Zigmal angerufen und so. Und da hab ich mir gedacht, warum denn keinen Prakti?« Sascha gab Lorenz einen spielerischen Klaps auf den Hinterkopf. »Schülerpraktikum für eine Woche. Mann, der Bub folgt mir schon lange auf Insta, und seine Schule erkennt das da hier als Praktikum an. Win-win.« Sascha zog sich eine Jeansshorts und sein Kurzarmhemd an. »Komm, lass uns zum Giesinger gehen, und dann erzählst du mir alles.«
»Kein Geld.«
»Ich zahle!«, seufzte Sascha. »Ist doch eh klar.«
»Und du bist echt Detektiv, Alda?«, fragte Ali, der Praktikant.
»Ja, echt«, antwortete Lorenz.
»So wie im Fernsehen? Boah, voll cool ey.«
»Ja, voll cool.«
»Hast du auch eine Knarre?«
»Nein«, log Lorenz. Er hatte einen kleinen Waffenschein und eine Schreckschusspistole, eine Walther P99, aber das musste der Praktikant nicht wissen.
»Ach, schade«, sagte Ali.
»Wo haben wir die Nellie kennengelernt? War das im Ultraschall? Oder doch Atomic Café?«, fragte Sascha, als sie im kleinen Biergarten des Giesinger Bräu saßen. Vor dem Tor tobte der Verkehr, gegenüber reckte die neugotische Giesinger Kirche ihren Turm in den weißblauen Bilderbuchhimmel. München war wieder mal zum Davonlaufen schön.
»Im Ultraschall. Das muss 2003 in den letzten Tagen des Kunstparks gewesen sein. Kurz danach haben das Ultraschall und das Heizkraftwerk und der Natraj Tempel und all die coolen Clubs zugemacht …«
»Jetzt werde nicht sentimental.« Sascha verdrehte die Augen. »Danach gabs die Kultfabrik.«
»Die zählt nicht.«
»Wir haben dann im Harry Klein und in der Milchbar weitergefeiert. Vom Atomic und der Registratur ganz zu schweigen.«
Ali zog die Augenbrauen hoch und schnaufte verächtlich-amüsiert.
»Was ist, Kind? Atomic Café? Registratur?«, wiederholte Sascha zu seinem Praktikanten gewandt. »Nie gehört? Das waren noch Clubs, so was gibts heute gar nicht mehr.«
»Doch, vom Atomic labert auch mein einer Kusseng immer. So Stories von vor hundert Jahren! Der ist voll alt, mein Kusseng! Also seid ihr auch echt voll alt«, antwortete Ali und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Was denkst du denn, wie alt wir sind?«, fragte Sascha.
»Na, ich finds ja voll cool, dass auch alte Leute wie du auf Insta sind und so und freshen Content liefern. Darum folge ich dir ja, kommt man mal raus aus seiner Bubble. Hast nen tollen Body und so. Echt. Respekt, Alda. Auch wenn du, also bestimmt, … hmmm … fünfzig bist.«
Lorenz brach in schallendes Gelächter aus.
»Ganz schön dicke Lippe …«, sagte Sascha amüsiert. »Hör mal, du Kleinkind, wir sind beide fünfunddreißig! Der Lorenz und ich. Das ist NICHT alt. Kotti, wie alt bist du?«
»Es ist alterslos, weil es bereits tot ist«, antwortete der Angesprochene. »Es war achtundzwanzig, als es starb.«
»Okay, plus drei, also ist Kotti einunddreißig. So, Bürscherl, und jetzt Schnauze zum Thema Alter und Clubs!«
»Lass ihn in Ruhe«, mischte sich Lorenz ein. »Die Kiddies von heute wissen doch gar nicht, was ein Club ist. Ist doch alles zu seit dem ersten Lockdown.«
»Stimmt auch wieder. Okay, Ali. Nachtleben-Aufklärung für Fortgeschrittene: Sagt dir Liquid Cocaine was? Schon mal getrunken?«
Ali kicherte blöde. »Ne, Alda. Kann man doch nicht trinken. Gesnifft schon, einmal. Nicht so mein Ding.«
»Gott, bist du blöd«, stöhnte Sascha und äffte dann das »Alda« nach. »Erzähl mir nix von deinen Drogen, okay? Das will ich gar nicht wissen. Wir reden von einem Drink, DEM Drink. Espresso, Wodka, Puderzucker. Legendär im Atomic oder beim Robinson Kuhlmann. Frag mal deinen Kusseng. Und ich erinnere mich, dass das Nellies Lieblingsdrink war.«
»Es war unser aller Lieblingsdrink«, ergänzte Lorenz.
»So, Bürscherl, dann google mal Kunstpark Ost und sag uns, wie lange es den gab«, rief Sascha seinem Praktikanten zu.
Es dauerte nur einen Augenblick, bis Ali »2003« sagte. Er starrte weiter auf sein Display und wischte darauf herum. Er schien gedanklich ausgestiegen.
»Das könnte passen«, sagte Lorenz. »Es hat gehörig gedauert, bis wir zusammenkamen. Das war erst Mitte 2005. Dann hats gefunkt. Wir waren knapp eineinhalb Jahre zusammen, bevor wir uns getrennt haben.«
Die Kellnerin brachte die Getränke.
»Das Weizen ist für ihn«, brummte Kotti.
»Wen ihn?«, fragte die Kellnerin irritiert.
»Na ihn«, sagte Kotti lauter.
»Er meint sich«, erklärte Lorenz. »Achten Sie nicht weiter drauf. Alles okay. Danke.«
»Das alkoholfreie für mich«, rief Sascha und zu Ali gewandt fügte er hinzu: »Wirst schon noch lernen, dass man so einen Body nicht halten kann, wenn man zu viel Alkohol säuft. Apropos, wieso trinkst du Bier, Bürscherl? Wie alt bist du eigentlich? Und bist du nicht Moslem?«
»Bin ich, na und?« Der Praktikant stieß mit den anderen an. »Und ich bin siebzehn. Also alles im Rahmen, Alda.« Er starrte wieder konzentriert auf sein Display.
»Okay, zurück zum Thema«, sagte Lorenz und berichtete, was sich bei Juwelier Jungwirth zugetragen hatte. »Und jetzt die Frage, wo fangen wir an.«
»Bei dir«, sagte Kotti trocken.
Lorenz und Sascha sahen ihn überrascht an.
»Nicht dumm, unser Zombie«, sagte Sascha.
»Du sollst ihn nicht so …«
»Jaja, sorry, Kotti«, sagte Sascha und Kotti zuckte mit den Schultern.
»Kotti hat recht«, sagte Lorenz. »Ich muss mich mit mir beschäftigen. Besser gesagt wir. Denn ich kann mich zwar an alles Mögliche erinnern, aber besser geht das, wenn du mich dazu befragst, Sascha.«