Girl in a Strange Land - Karl Olsberg - E-Book
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Girl in a Strange Land E-Book

Karl Olsberg

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Beschreibung

Überall auf der Welt herrscht ein erbarmungsloser Krieg. Nur im Tal der Erweckten, das von der Außenwelt abgeschottet ist, können die Menschen noch in Sicherheit und Frieden leben. Das glaubt zumindest Sophia. Doch als ihr Freund Mirko verschwindet, beginnt Sophia ihre streng religiöse Gemeinde infrage zu stellen. Sie verlässt das Tal und findet anstelle eines Schlachtfeldes eine scheinbar perfekte, hoch technisierte Gesellschaft vor. Kann es sein, dass Sophias bisheriges Leben eine einzige Lüge war?

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Seitenzahl: 375

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Widmung

Für Leopold

Zitat

Je weniger wir die Trugbilder bewundern,

desto mehr vermögen wir die Wahrheit aufzunehmen.

Erasmus von Rotterdam

TEIL 1

DAS TAL

1. Kapitel – Wo ist Paul? …

1. KAPITEL

»Wo ist Paul?«, frage ich.

Mutter, die gerade dabei ist, in der Badewanne die Bettwäsche einzuweichen, sieht mich überrascht an.

»Wer ist Paul?«

»Na, du weißt schon, das Lamm. Es ist nicht auf der Weide.«

Mutter antwortet nicht, sondern wendet sich wieder ihrer Wäsche zu. Was hat sie bloß?

»Was ist?«, hake ich nach.

Sie sieht mich mit ernstem Blick an.

»Sophia, Tiere sind keine Menschen. Gott hat sie gemacht, damit sie uns nutzen.«

Ich starre sie verständnislos an. Dann begreife ich plötzlich.

»Nein!«, schreie ich. »Nein! Nicht Paul! Nicht Paul!«

Mutter schweigt.

Ich stürme aus dem Haus. Auf dem Weg zum Gemeindezentrum schreie ich die ganze Zeit: »Das dürft ihr nicht! Das dürft ihr nicht!«

Erst das große Holzkreuz vor dem dreistöckigen Gebäude bringt mich zur Vernunft. Mahnend scheint der Heiland auf mich herabzublicken. Keuchend bleibe ich stehen, schlucke, richte mein langes schwarzes Haar, das sich von der Schleife, mit der ich es zusammengebunden habe, kaum bändigen lässt. Dann betrete ich das Zentrum.

Die Schwester am Empfang lächelt freundlich. »Sophia! Warum bist du denn so aufgebracht?«

»Paul!«, bringe ich heraus. »Er … er soll …« Ich bringe es nicht übers Herz, es auszusprechen. »Darf ich bitte den Herrn Vikar sprechen?«

»Ich weiß nicht, ob er jetzt Zeit für dich hat«, sagt die Schwester. »Schließlich ist morgen das Erweckungsfest. Aber er hat für die Sorgen und Nöte der Gemeinde immer ein offenes Ohr. Ich frage ihn mal.«

Sie verschwindet. Ich warte mit klopfendem Herzen. Nach ein paar Minuten kehrt die Schwester zurück.

»Der Herr Vikar empfängt dich jetzt. Komm mit!«

Ich folge ihr über einen langen Flur, vorbei am großen Gemeinderaum, in dem unsere Versammlungen stattfinden, bis zu einem Zimmer, an dessen Tür ein großes Holzkreuz hängt. Die Schwester klopft, dann öffnet sie die Tür für mich.

Der Vikar sitzt hinter einem großen hölzernen Schreibtisch, auf dem sich mehrere Papierstapel türmen, den Blick in ein Blatt vertieft. Er ist etwa fünfzig Jahre alt, hat schütteres braunes Haar und eine Hakennase mit einer silbernen Brille darauf. Hinter ihm hängt eine große Pinnwand, an die zahllose Tabellen, Pläne und Listen geheftet sind. Er wirkt sehr beschäftigt. Meine Probleme kommen mir auf einmal klein und unwichtig vor.

Es dauert ein paar Sekunden, in denen ich stumm und eingeschüchtert dastehe, bevor er von dem Zettel aufsieht und mich anblickt.

»Sophia!«, grüßt er mich und lächelt freundlich. »Schwester Christa sagte, du seist sehr aufgebracht. Was ist denn los?«

»Paul!«, bringe ich heraus. »Bitte, Sie dürfen ihn nicht opfern! Nicht Paul!«

»Paul?«, fragt der Vikar mit hochgezogener Augenbraue.

»Ein Lamm. Ich habe es Paul getauft.«

Die Augenbraue schiebt sich noch ein bisschen höher. »Du hast es getauft?«

Ich erschrecke. »Nein. Ich meine, nicht richtig natürlich. Er ist ja bloß ein Lamm. Aber …«

Der Vikar nickt. »Du hast recht, es ist ein Lamm. Es wurde von Gott geschaffen, um uns Menschen zu dienen. Und das tut es auch. Es gibt uns sein Fleisch, damit wir davon essen und dem Heiland für unsere Errettung danken können, und sein Blut, um die Türen zu zeichnen und die bösen Blicke der Verlorenen abzuhalten. Denn es steht geschrieben: Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der Herr. Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll ein Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich in Ägypten dreinschlage.«

»Aber … aber wir sind doch nicht in Ägypten!«, rufe ich verzweifelt.

»Ägypten ist verloren, so wie die ganze Welt außerhalb unseres Tals. Doch es heißt in der Heiligen Schrift: Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest zur Ehre des Herrn! Für die kommenden Generationen macht euch diese Feier zur festen Regel! Die Menschen haben die Gebote des Herrn vergessen und deshalb sind sie zu Verlorenen geworden, zu Dienern des Antichristen. Du willst doch nicht auch eine Verlorene werden, Sophia?«

Was für eine grauenhafte Vorstellung, ohne Seele mit leerem Blick durch die Welt zu wanken. Es ist ein schlimmes Schicksal, das die Menschen außerhalb des Tals der Erweckten ereilt hat. Ich zweifle nicht daran, dass die Verlorenen es verdient haben – schließlich ist das Urteil Gottes unfehlbar. Doch der Gedanke, dass auch ich eines Tages zu so einem seelenlosen Wesen werden könnte, dass ich, statt das Werk Gottes zu tun, Satan verfallen könnte, ängstigt mich zutiefst.

Dennoch versuche ich es noch ein letztes Mal, auch wenn ich weiß, dass ich die Geduld des Vikars damit stark strapaziere. »Aber warum ausgerechnet Paul? Können wir nicht ein anderes Lamm opfern?«

Der Vikar seufzt. »Wie alt bist du jetzt, Sophia?«

»15, Herr Vikar.«

Er nickt. »Ich sehe eine junge Frau in dir. Bald wirst du heiraten und Kinder bekommen. Dann werden wir sie taufen, und wenn es ein Junge wird, kannst du ihn Paul nennen.« Seine Augen verengen sich und in scharfem Tonfall sagt er: »Aber ein Lamm verdient keinen Namen, schon gar nicht den eines Apostels!« Sein Ton wird wieder milder, als er fortfährt: »Du bist jetzt in einem Alter, in dem sich vieles für dich ändert, Sophia. Du musst dich mit den Realitäten des Lebens auseinandersetzen. Bis zur Wiederkunft Christi und unserer Erlösung müssen wir lernen, all die Prüfungen, die Gott uns auferlegt, zu bewältigen. Lass mich dich etwas fragen, Sophia. Hattest du eine glückliche Kindheit?«

»Ja, Herr Vikar. Bis auf … « Tränen treten mir in die Augen. »Bis auf die Nacht, als mein Vater verschwand. Er … er wurde von den Verlorenen geholt.«

Der Vikar nickt. »Ja, ich erinnere mich daran. Du warst noch klein. Es war sicher eine harte Prüfung für dich. Doch die gute Nachricht ist, dass der Herr diejenigen, die er am härtesten prüft, am meisten liebt. Denn mit ihnen hat er Großes vor. Dass das Lamm, dem du törichterweise einen Namen gegeben hast, nun als Opfer ausgewählt wurde, ist eine große Gnade. Es gibt dir die Gelegenheit, zur Besinnung zu kommen und deine Frömmigkeit zu beweisen. Dies ist nur eine kleine Prüfung, verglichen mit dem, was andere erdulden müssen. Sei tapfer und demütig! Und nun geh und bereite dich auf das Fest vor.«

Ich nicke. »Danke, Herr Vikar.«

Mit gebeugtem Kopf verlasse ich das Gemeindehaus, doch meine Fäuste sind geballt. Paul mag bloß ein Lamm sein, aber er ist jung und unschuldig und voller Lebensfreude. Ist er nicht auch ein Geschöpf Gottes? Hat er nicht auch ein Recht zu leben?

Draußen sehe ich mich um. Der Platz vor dem Gemeindezentrum ist leer – heute ist kein Markttag und alle sind damit beschäftigt, sich auf das große Fest vorzubereiten, das heute Abend mit dem Opfer und einer nächtlichen Prozession beginnt. Über dem Eingang des Zentrums steht in verblassten Buchstaben das Wort »Hotel«. Mutter hat mir erzählt, dass früher Leute in unser Tal gekommen sind, um »Urlaub« zu machen, wie sie es nannten. Das war vor langer Zeit, noch vor der Erweckung, bevor alle Menschen außerhalb unseres Tals zu Verlorenen wurden.

Seitdem ist unser Tal die letzte Zuflucht der aufrechten, gottesfürchtigen Menschen geworden. Früher, bevor ich geboren wurde, kamen viele aus allen Teilen der Welt hierher, weshalb die Bewohner unserer Gemeinde unterschiedliche Hautfarben haben und manche fremde Sprachen sprechen. Doch irgendwann erschienen keine Erweckten mehr. Der Letzte Bischof sagt, es gab niemanden mehr, der Gott gefallen hätte, sodass er ihn hätte zu uns führen wollen.

Etwa fünftausend Seelen leben jetzt hier im Stillachtal, aufgeteilt in die vier Gemeinden Schwand, Faistenoy, Birgsau und Einödsbach sowie das Heiligtum des Letzten Bischofs am Ende des Rappenalptals, das ans Stillachtal anschließt. Birgsau ist die größte und, wie ich finde, schönste Gemeinde, obwohl ich solche eitlen Gedanken nicht laut aussprechen darf, denn vor dem Herrn sind wir alle gleich. Gemeinsam warten wir auf die Wiederkunft Christi, darauf, dass der Heiland uns von dieser Welt erlöst und ins Paradies führt. Der Letzte Bischof sagt in seinen Predigten immer, dass es nun jeden Moment passieren kann und wir deshalb jeden Tag so leben müssen, als wäre es unser letzter. Doch wir bestellen im Frühjahr die Felder, ernten und legen Vorräte an, sind sparsam mit allem, was wir haben, und nehmen nie mehr, als Gott uns gibt. Denn wir wissen, dass er unsere Geduld und unseren Glauben prüft und uns erst dann erlösen wird, wenn er genug gesehen hat, um über uns zu richten.

Früher, als kleines Kind, ganz besonders in der Zeit, nachdem mein Vater verloren ging, habe ich Mutter oft gefragt: »Wann kommt denn der Heiland, Mama? Kommt er bald und erlöst uns?«

Dann hat sie nur mit den Schultern gezuckt und gesagt: »Ich hoffe es, mein Kind. Ich hoffe es wirklich.«

Inzwischen glaube ich, dass es noch ganz schön lange dauern kann, bis Jesus in unserem Tal auftaucht. Vielleicht bin ich dann schon so alt wie Mutter.

Mir kommt der Gedanke, dass ich mit meiner Widerspenstigkeit die Wiederkunft Christi verzögert haben könnte. Ich weiß natürlich, dass Gott jede meiner Handlungen und jeden Gedanken sieht, so wie die aller anderen Erweckten. Vielleicht wartet er, bis wir alle reinen Herzens sind, bevor er uns seinen Sohn schickt, um uns in sein Reich zu führen.

Dass ich vielleicht die Einzige sein könnte, die noch nicht so weit ist und alles aufhält, ist ein schlimmer Gedanke. Doch ich kann einfach nicht aufhören, an den kleinen Paul zu denken: Wie er zum ersten Mal in meinen Armen lag, zitternd, und ich ihm die Milchflasche hinhielt, wie er auf mich zugerannt kam, sobald er mich sah, seine herrlichen Bocksprünge, wenn er übermütig auf der Wiese herumtollte. Alle unsere Tiere gehören der Gemeinde und es war sicher vermessen von mir, mit einem von ihnen Freundschaft zu schließen, ihm gar einen Namen zu geben. Aber die Vorstellung, dass er heute Abend geopfert und in dieser Vollmondnacht sein Blut an die Haustüren unserer Gemeinde gemalt wird, verursacht mir Übelkeit.

Neben dem Zentrum steht eine kleine Scheune, in der der Gemeindetraktor, ein benzinbetriebener Stromgenerator sowie allerlei Gerätschaften untergebracht sind. Die Tür ist nicht verschlossen. Wozu auch? Niemand würde sich hier hineinwagen und etwas nehmen, ohne dass es ihm der Vikar erlaubt hat, denn Gott sieht alles.

Niemand außer mir.

Schon als ich die Tür mit einem Knarzen aufschiebe, höre ich das Blöken des kleinen Schafs. Es ist in einen Holzpferch gesperrt, der grob aus Latten gezimmert ist. Die Tür ist mit einem Riegel gesichert.

»Paul!«, rufe ich erfreut.

Das Lamm springt an der Innenseite der Kiste empor und mäht. Ich strecke meine Hand durch einen Schlitz zwischen den Brettern und es leckt mit seiner rauen Zunge daran.

Doch was soll ich jetzt tun? Dass ich hier bin, ist sicher schon eine Regelverletzung, wenn auch keine sehr schlimme. Wenn man mich erwischt, kann ich sagen, ich wollte mich nur von ihm verabschieden. Ich komme vermutlich mit einer Ermahnung davon, muss vielleicht ein paar Rosenkränze beten, schlimmstenfalls morgen nach dem Festmahl beim Abwasch helfen.

Wenn ich aber Paul aus dem Verschlag befreie, wäre das etwas ganz anderes. Es wäre ein direkter Verstoß gegen die Anweisung des Vikars. Schlimmer noch, ich würde damit die Vorbereitungen für das Erweckungsfest sabotieren. Bestimmt würde ich zur Strafe in die Bußzelle gesperrt werden, vielleicht wochenlang. Womöglich könnte ich dadurch sogar mein Recht verwirken, im Tal der Erweckten zu bleiben. Dann würde ich fortgeschickt und die Verlorenen würden mich holen, wie sie meinen Vater geholt haben.

Der Gedanke ist so schrecklich, dass mir kalter Schweiß ausbricht und ich fröstele, obwohl es in der Scheune ziemlich warm ist. Doch dann leckt Paul wieder meine Hand und auf einmal weiß ich, dass ich bereit bin, sogar meine Seele für sein unschuldiges Leben zu geben.

Ich muss ihn zurück zur Herde bringen. Mit etwas Glück wissen der Vikar und die Schwestern nicht genau, wie er aussieht, und erkennen ihn nicht wieder, wenn er zwischen den anderen Lämmern herumtollt. Dann werden sie höchstwahrscheinlich ein anderes Lamm auswählen und Paul ist gerettet.

Aber wie? Wie schmuggele ich ihn ungesehen hier hinaus?

Mein Blick fällt auf eine Schubkarre, die an der Wand lehnt. Wenn ich das Lamm dort hineinlege und eine Decke über es ausbreite, merkt es vielleicht niemand. Bis zu dem Weg, der zur Weide führt, ist es nicht weit. Paul muss nur ein paar Minuten lang still sein.

»Meinst du, du kriegst das hin?«, frage ich das Lamm.

Es macht »Bääh«.

Ich nehme das als Bestätigung, vielleicht sogar als Zeichen Gottes. Bestimmt ist es sein Wille, dass ich das tue, rede ich mir ein. Vielleicht hat er ein anderes Lamm ausgewählt, doch die Schwestern haben seine Zeichen falsch verstanden. Ja, so muss es sein!

Rasch ziehe ich den Riegel zurück. Paul stürmt aus seinem Gefängnis. Ich kann ihn gerade noch bei seinem weichen Fell greifen und auf den Arm nehmen, um ihn auf die Schubkarre zu legen.

»Still!«, sage ich und streichle ihn. »Ganz ruhig, mein Kleiner!«

Als ich die Decke über ihn ausbreite, zappelt und strampelt er, beruhigt sich aber, nachdem ich ein Gebet an die Jungfrau Maria richte und sie um Hilfe bitte. Ich nehme das als weitere Bestätigung, dass ich Gottes Wille tue.

Langsam schiebe ich die Karre zur Tür. Doch als ich sie aufmache, erstarre ich vor Schreck. Draußen steht der Vikar zusammen mit zwei Gotteswächtern. Sie blicken mich alle drei grimmig an.

»Dachte ich’s mir doch«, sagt der Vikar.

Als wollte er es nur noch schlimmer machen, strampelt sich Paul in diesem Moment unter der Decke frei und springt von der Schubkarre. Sofort packt ihn einer der Gotteswächter im Genick und sperrt ihn wieder in den Verschlag.

Ich breche in Tränen aus, sinke auf die Knie, flehe den Vikar um Gnade an.

Doch er sieht mich nur streng an. »Geh nach Hause, Sophia, und sag deiner Mutter, was du getan hast. Ich werde es dich wissen lassen, wenn ich über deine Strafe entschieden habe.«

Verzweifelt werfe ich dem Lamm in dem Verschlag einen letzten tränenverschleierten Blick zu, dann gehe ich mit hängendem Kopf nach Hause.

2. Kapitel – Als ich nach …

2. KAPITEL

Als ich nach Hause komme, weiß Mutter sofort, was geschehen ist.

»Sie haben dich erwischt, als du das Lamm befreien wolltest«, stellt sie fest.

Ich sehe sie verblüfft an. »Woher … woher weißt du das?«

Überraschenderweise blickt sie mich nicht zornig, sondern milde an, obwohl ich eine schwere Sünde begangen habe.

»Ich kenne dich eben gut genug, meine Kleine«, sagt sie.

Ich breche in Tränen aus. Sie nimmt mich in den Arm und streicht mir durchs Haar, so wie sie es früher immer gemacht hat.

»Sie … sie werden ihn töten«, schluchze ich.

»Ja, das werden sie«, bestätigt meine Mutter. »Es ist nun mal so, dass am Vorabend des Erweckungsfestes ein Lamm geschlachtet werden muss.«

»Aber warum gerade Paul?«, will ich wissen. »Warum können sie nicht ein anderes Lamm nehmen?«

»Denkst du denn wirklich, Paul hätte mehr Recht darauf weiterzuleben als die anderen Lämmer?«

Das bringt mich zum Nachdenken. Plötzlich wird mir klar, dass ich sehr selbstsüchtig gehandelt habe. Ich habe nicht einfach versucht, Paul zu befreien – ich habe dabei in Kauf genommen, dass statt seiner ein anderes Lamm geschlachtet wird. Ich war bereit, ein anderes Leben zu opfern, um seins zu retten, und das nur, weil ich dieses Lamm besser kannte und ihm einen Namen gegeben habe. Damit habe ich mich zum Richter über Leben und Tod aufgeschwungen und mich der Superbia – des Hochmuts – schuldig gemacht, der ersten und, wie der Vikar uns immer wieder eingeschärft hat, gefährlichsten aller Todsünden.

Erneut breche ich in Tränen aus, als mir die Schwere meiner Schuld vollends bewusst wird.

Mutter versteht meine Tränen falsch. »Keine Angst, er wird kaum etwas davon merken«, tröstet sie mich. »Und wenn es vorbei ist, wird er auf den immergrünen Weiden des Himmels herumtollen.«

Zorn wallt in mir auf. »Ich … ich bin kein Kleinkind mehr, Mutter. Ich weiß, dass Tiere keine Seele haben und nicht in den Himmel kommen.«

Sie lässt mich los und lächelt traurig. »Entschuldige, Sophia. Manchmal … manchmal vergesse ich, wie erwachsen du inzwischen schon bist.«

Mein Zorn verfliegt so schnell, wie er gekommen ist, und wird durch Angst ersetzt, als ich an meine zu erwartende Strafe denke. »Was … was glaubst du, werden sie mit mir machen?«

»So schlimm wird es schon nicht werden«, beruhigt mich meine Mutter. »Du bist immer ein frommes Mädchen gewesen und hast dich bis jetzt vorbildlich verhalten. Ich denke, der Vikar wird Milde walten lassen.«

Doch da täuscht sie sich, das spüre ich. In den Augen des Vikars war jedenfalls keine Milde, als er mich ansah.

Meine düstere Ahnung bestätigt sich kurz darauf. Ein Gotteswächter steht vor der Tür und holt mich ab, um mich zum Vikar zu bringen, wo ich mein Urteil empfangen werde. Da ich noch nicht erwachsen bin, darf meine Mutter mich immerhin begleiten.

Als wir im Büro des Vikars stehen, blickt dieser mich mit ernster Miene an.

»Sophia, möchtest du die Beichte ablegen?«, fragt er.

Ich nicke, obwohl ich in diesem Moment denke, dass es nichts zu beichten gibt, da der Vikar doch schon weiß, was ich getan habe.

»Möchtest du, dass deine Mutter dabei anwesend ist?«

Wieder nicke ich, zu sehr damit beschäftigt, meine Tränen niederzuringen, als dass ich sprechen könnte.

»Dann erleichtere deine Seele, meine Tochter.«

»Ich … ich habe mich der Superbia schuldig gemacht, indem ich … mich zur Richterin über Leben und Tod ernannt habe«, bringe ich schluchzend hervor. »Ich habe das Leben von P… das Leben eines Lammes über das aller anderen Lämmer gestellt.«

Ich senke den Kopf.

»Superbia, meinst du«, sagt der Vikar. »Ich denke, eine Todsünde ist ein sehr hartes Urteil. Ich hätte dich eher des Ungehorsams für schuldig befunden. Aber es ehrt dich, dass du so einsichtig und selbstkritisch bist. Außerdem hast du aus Barmherzigkeit gehandelt, nicht aus niederen Motiven. Daher werde ich noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen und dich nicht bestrafen, Sophia.«

Überrascht blicke ich auf. Doch der Hoffnungsfunke erstirbt, als ich in seine ernsten Augen blicke.

»Im Gegenteil, ich habe mit Gottes Hilfe beschlossen, dir eine große Ehre zuteilwerden zu lassen: Du wirst heute Nacht die Jungfrau des Zeichens sein.«

Ungläubig starre ich ihn an. Die Jungfrau des Zeichens führt die Prozession in der Nacht der Erweckung an. Dafür wird stets das frommste Mädchen der Gemeinde ausgewählt und es ist eine große Ehre. Doch dann begreife ich, was das bedeutet, und erbleiche.

»Ist das wirklich nötig?«, fragt Mutter.

Der Vikar blickt sie streng an. »Zweifelst du die Weisheit des Gottesurteils an, Marna?«

»Nein. Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur …«

»Deine Tochter ist 15 Jahre alt. Es ist höchste Zeit für sie zu lernen, dass alle Taten Konsequenzen haben, und dass eine große Ehre manchmal auch eine Bürde und Last sein kann.«

Meine Mutter erwidert nichts, fasst nur meine Hand. Auch ich bringe kein Wort heraus.

Deutlich sehe ich die Bilder der Messe im vorigen Jahr vor mir: Auf ein Wort des Vikars tritt die Jungfrau des Zeichens zum Altar vor. Er drückt ihr den riesigen goldenen Kelch in die Hand. Dann kommt ein Gotteswächter mit dem Lamm herein. Das Tier ist ganz ruhig. Mit seinen großen runden, neugierigen Augen sieht es sich um. Der Gotteswächter stellt es auf die Opferschale, die auf dem Altar steht, und hält es fest, während der Vikar das Opfermesser in die Hand nimmt. Das Lamm scheint nun zu begreifen, dass dies kein Spiel ist, und versucht, sich loszureißen, doch es ist im eisernen Griff des Gotteswächters gefangen. Die Jungfrau hält den Kelch unter die Kehle.

In diesem Moment habe ich die Augen geschlossen, wie in jedem Jahr. Als ich sie wieder öffnete, lag das Lamm leblos auf der Opferschale, seine Augen starrten leer an die Decke, während die Jungfrau des Zeichens stolz den Pokal hochhebt. Niemals könnte ich es ertragen, mit anzusehen, wie das Blut aus Pauls Hals in den Kelch quillt, geschweige denn, dass ich das Gefäß selbst halten könnte. Allein der Gedanke daran lässt mich so schwach werden, dass mir schwindelig wird und ich womöglich auf dem Boden zusammensacken würde, stützte meine Mutter mich nicht am Arm.

Ich weiche dem Blick des Vikars aus, als ich den Kopf schüttele.

»Soll das heißen, du lehnst die Ehre ab, in diesem Jahr die Jungfrau des Zeichens zu sein? Du weigerst dich, unserer Gemeinschaft und unserem Herrn Jesus Christus auf diese Weise zu dienen?«

Tränen laufen über meine Wangen. »Ich … es tut mir leid … ich kann das nicht«, bringe ich heraus.

Sein Gesicht verfinstert sich. »Unser Herr Jesus Christus hat dir eine Aufgabe gestellt, Sophia. Du darfst vor ihm keine Schwäche zeigen! Denk daran, was er für dich auf sich genommen hat: Er hat sein eigenes Kreuz getragen, hat gelitten, sein Blut für uns gegeben. Und du willst für ihn nicht einmal einen Kelch halten?«

»Ich … ich kann das einfach nicht«, schluchze ich.

Er nickt. »Nun gut, dann geh. Ich werde für deine arme Seele beten.«

Ein zweites Mal kehre ich mit gesenktem Kopf nach Hause zurück. An diesem Abend nehme ich nicht an der heiligen Messe teil, sondern gehe früh zu Bett. Als ich draußen die Gesänge der Prozession höre, halte ich mir die Ohren zu.

Am nächsten Morgen fühle ich mich in meinem Inneren leer. Neben dem Osterfest, dem Erntedankfest und Weihnachten ist das Fest der Erweckung einer der Höhepunkte des Jahres und einer der vier Anlässe, bei denen sich alle Erweckten – abgesehen von einer kleinen Mannschaft der Gotteswächter, die weiterhin das Tor und den Grenzzaun bewacht – im Heiligtum einfinden und der Letzte Bischof persönlich eine Predigt hält. Normalerweise freue ich mich auf das Erweckungsfest. Nach dem Gottesdienst in der Kathedrale gibt es ein großes Fest, bei dem Kuchen und Süßigkeiten gereicht werden und sportliche Wettkämpfe stattfinden. Es ist ein klarer Junitag, sodass wir heute, nachdem wir in unsere Gemeinden zurückgekehrt sind, den Erweckungstag mit einem Festmahl, Musik und Tanz unterm Sternenhimmel feiern können.

Doch Festtagsstimmung und Freude wollen bei mir nicht aufkommen. Es ist nicht nur der Gedanke an das, was gestern geschehen ist. In mir regt sich etwas, was mir Angst macht: ein Gefühl des Trotzes, des inneren Widerstands, ja des Widerwillens gegen den Vikar und die heiligen Regeln unserer Gemeinschaft. Es ist, als ob die Superbia sich in mir festgesetzt hat wie ein Schimmelfleck auf meiner Seele. Eine innere Stimme scheint mir unablässig zuzuflüstern, dass ich ungerecht behandelt wurde, dass es falsch war, Paul zu opfern, dass es nicht Gott war, der mir die Aufgabe gab, die Jungfrau des Zeichens zu sein, sondern der Vikar, und dass es richtig von mir war, mich zu weigern. Es muss die Stimme Satans sein, die mir dies zuflüstert, doch sosehr ich auch versuche, sie zu ignorieren, sie verstummt nicht.

Auch meine Mutter scheint nicht so gut gelaunt zu sein wie sonst bei einem solchen Anlass. Ich fürchte, dass meine gedrückte Stimmung auf sie abfärbt, und versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Doch ich weiß, dass sie mich viel zu gut dafür kennt.

Als wir aus dem Haus treten, Körbe mit getrockneten Früchten, frisch gebackenem Kuchen und zwei Krügen Most unter dem Arm, vermeide ich es, die Tür anzublicken. Ich will das dunkle Blutkreuz nicht sehen, an dem sich jetzt wahrscheinlich schon die Fliegen laben.

Ein langer Festzug zieht bereits den Talweg entlang Richtung Süden. Es ist keine geordnete Prozession, sondern ein lockerer Marsch aus zahllosen kleinen Gruppen von Wanderern, die fröhlich plaudern, dazwischen hin und wieder blumengeschmückte Pferdewagen, auf denen die Alten und Mütter mit ihren kleinen Kindern sitzen. Wir reihen uns schweigend ein. Manchmal winkt uns jemand zu, eine Schulfreundin, eine Nachbarin oder jemand aus dem Nachbardorf Faistenoy, den wir von der Feldarbeit kennen. Wir grüßen zurück, vermeiden jedoch Gespräche.

Nach zwanzig Minuten erreichen wir Einödsbach. Hier stoßen weitere Erweckte zu uns. Die Leute in unserer Nähe stimmen heilige Lieder an. Ich bewege meinen Mund zu den Worten, doch ich bringe keinen Ton heraus.

Der Fußmarsch bis zum Heiligtum dauert von hier aus mehr als zwei Stunden. Das Wetter ist herrlich. Ein kühler Wind weht von den Bergen herab und bringt das Läuten der Kuhglocken mit sich, hin und wieder den Schrei eines Bussards oder das Bellen eines Hundes. Wenn ich dazwischen das Mähen eines Schafs höre, zucke ich unwillkürlich zusammen.

Wir folgen dem Lauf des Rappenalpbachs, der vom Schmelzwasser weiß ist, während allmählich die Glocken des Heiligtums das Rauschen des Bachs übertönen. Das Heiligtum besteht aus einer Gruppe von schlichten Holzbauwerken, die sich um die Kathedrale gruppieren; ein gewaltiger achteckiger Holzbau mit einem spitzen Turm in der Mitte. Auf einer Bergwiese daneben stehen lange Reihen von Tischen und Bänken, die bereits reich gedeckt sind. Wir platzieren unsere Gaben auf einem davon, bevor wir uns in die Schlange vor dem Eingang der Kathedrale einreihen und endlich das Innere betreten.

Das Licht, das durch die hohen Fenster aus buntem Glas hineinfällt, beleuchtet zahllose Bankreihen, die sich treppenartig um eine quadratische Fläche in der Mitte gruppieren. Das Dach wird durch vier gewaltige Holzsäulen getragen, die aufwendig mit Schnitzereien verziert sind. In der Mitte hängt vom Glockenturm ein riesiges Kruzifix über einem Podest herab, auf dem der Altar steht.

Die Bänke sind bereits gut gefüllt. Die begehrte Tribüne gegenüber dem Altar ist vollständig besetzt und wir müssen uns mit einem der weniger attraktiven Seitenplätze ziemlich weit oben begnügen. Früher hätte ich mich darüber geärgert, dass wir nicht eher aufgebrochen sind, um bessere Plätze zu ergattern, doch heute ist es mir ganz recht so.

Es dauert noch eine Weile, bis endlich auch die Letzten einen Platz gefunden haben. Die Glocken verstummen und auch das Geräusch Hunderter Gespräche verebbt allmählich und gibt einer erwartungsvollen Stille Raum.

Eine Bläsergruppe, die unterhalb der purpurn gekleideten Geistlichen auf der Tribüne hinter dem Altar sitzt, stimmt den Choral Also hat Gott die Welt geliebt an und die Gemeinde singt mit:

Also hat Gott die Welt geliebt,

Dass er uns seinen Sohn hergibt,

Dass, wer ihm traut und glaubt allein,

Kann und soll ewig selig sein …

Nachdem das Lied verklungen ist, tritt durch eine Tür unterhalb der Ehrentribüne eine kleine Prozession heraus – zwölf Jungen in weißen Gewändern und Kerzen in den Händen, gefolgt von einem weihrauchschwingenden Messdiener, dann die vier Vikare, der Inquisitor in seiner schwarzen Robe, die Kapuze wie immer über das Gesicht gezogen, und schließlich seine Heiligkeit, der Letzte Bischof. Obwohl er schon weit über 70 ist, ist sein Schritt immer noch fest und kraftvoll. Den langen Bischofsstab nutzt er nicht als Stütze, sondern trägt ihn vor sich wie eine Standarte. Seine gewaltige Statur überragt die Vikare selbst ohne die große Mitra auf seinem Kopf um fast eine Haupteslänge. Er ist wirklich eine eindrucksvolle Erscheinung.

Während sich die Messdiener und Geistlichen hinter ihm aufreihen, tritt er an den Altar, breitet die Hände aus und betet mit seiner kräftigen Bassstimme das Vaterunser, das Avemaria und das Erweckungsbekenntnis. Wir alle sprechen ihm unisono nach. Dann beginnt er seine Predigt.

Wie immer anlässlich des Erweckungsfestes erzählt er in rituellen und dennoch lebendigen Sätzen, wie ihm während einer Bergwanderung vor langer Zeit genau an dieser Stelle ein Engel des Herrn erschien und ihm Gottes Willen verkündete: »Und der Engel sprach zu mir: Siehe, dieses liebliche Tal hat Gott dir gezeigt, denn es soll die letzte Zuflucht der wahren Christen sein. Die Flanken der Berge sind die Mauern, die er zu eurem Schutz errichtet hat, auf dass Satans Heerscharen euch nicht erreichen können. Hier sollst du der letzte Hirte sein und deine Herde soll aus allen Teilen der Welt hierherkommen. Doch nur die, die reinen Glaubens sind, dürfen dieses Tal betreten, denn nur sie werden gerettet. Wer jedoch nicht den wahren Glauben hat, wird nicht hierherfinden und wird verloren sein. Errichte hier einen neuen Tempel und verkünde diese Worte bis zu jenem Tag, an dem der Sohn Gottes in all seiner Herrlichkeit wiederkehrt und euch vom Leid der Welt befreit.«

Wir alle kennen diese Worte natürlich auswendig. Dennoch erfüllt mich jedes Mal eine tiefe Ehrfurcht, wenn ich sie aus seinem Mund höre. Denn es sind nicht Worte aus einem Buch, die Ereignisse beschreiben, die zweitausend Jahre zurückliegen, geschrieben von Evangelisten, die fast ebenso lange tot sind. Der Prophet, der sie verkündet, ist derselbe, dem sie übermittelt wurden – am Tag der Erweckung, dem zehnten Juni 2023, heute vor 34 Jahren. Er hat mit einem wahrhaftigen Engel gesprochen! Eine tiefe Freude ergreift mich und für einen Moment vergesse ich meinen Kummer von gestern. Sogar Satans Stimme ist verstummt, mein Hochmut verflogen. Ergriffen lausche ich der weiteren Schilderung: wie der Letzte Bischof die Erweckungsbewegung gründete, wie er immer mehr Anhänger um sich versammelte, die reinen Glaubens waren, während außerhalb des Tals die Menschen von Satans Armeen versklavt und zu Verlorenen wurden.

All dies ist lange vor meiner Geburt geschehen. Doch es ist lebendige Geschichte – die Geschichte der letzten freien Menschen, die dank der Weisheit, Güte und Frömmigkeit des Letzten Bischofs und unter dem Schutz des Herrn hier in Frieden leben können, bis der Heiland zurückkehrt und die Pforte zum Paradies sich endlich für uns öffnet.

Nachdem er seine Predigt beendet hat, stimmen wir das Lied Erwecker, wir danken dir an. Dann feiern wir das Heilige Abendmahl. Zum Schluss treten die vier Vikare vor, um nacheinander die Fürbitten für Verstorbene und verlorene Seelen sowie Danksagungen für die Heilung Schwerkranker vorzutragen. Als unser Vikar an der Reihe ist, warte ich bereits ungeduldig darauf, dass die Litanei endlich ein Ende hat und wir aus der von der Sommersonne aufgeheizten Kathedrale hinaus ins Freie können.

»Herr, rette die Seelen unseres Bruders Josef Leithauser und unserer Schwester Karina Trautmann, die sich des Ehebruchs schuldig gemacht haben«, sagt er in seiner sonoren Stimme. »Gib ihnen die Einsicht, ihre Verfehlungen aufrichtig zu bereuen, und ihren betrogenen Ehepartnern die Kraft, ihnen zu vergeben, so wie du ihnen vergibst. Wir bitten dich, erhöre uns!«

»Wir bitten dich, erhöre uns«, murmeln fünftausend Stimmen ungefähr zum hundertsten Mal im Chor. Josef Leithauser war Schankwirt in unserer Gemeinde und für sein fröhliches Gemüt bekannt. Dass er eine so schwere Sünde begehen könnte, hätte ich niemals für möglich gehalten, bis er vor etwa vier Monaten von den Gotteswächtern verhaftet wurde. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ob er in der Bußzelle sitzt oder gar aus dem Tal vertrieben wurde, weiß ich nicht.

»Herr, rette die Seele unserer jungen Schwester Sophia Mahler«, fährt der Vikar fort und mein Inneres gefriert zu Eis, während sich meine Mutter neben mir aufrichtet und erstarrt. »Sie hat sich der Superbia schuldig gemacht und versucht, die Vorbereitungen zur Nacht des Zeichens zu stören. Statt wahrer Reue und Einsicht hat sie vor unserem Herrn Jesus Christus Schwäche gezeigt und es hochmütig abgelehnt, die Jungfrau des Zeichens zu sein. Daher bitte ich dich, Herr: Gib ihr die Kraft, die sie angesichts der Versuchungen Satans braucht, und bestärke sie in ihrem Glauben!«

»Wir bitten dich, erhöre uns«, murmelt die Menge.

Ich sitze da wie versteinert, während mich fünftausend Augenpaare voller Abscheu anzustarren scheinen. Schlimmer noch: Als der Vikar für meine Seele betete, sah der Letzte Bischof zu mir herauf und in seinen Augen schienen Mitleid und Trauer zu liegen, so als sei meine Seele rettungslos Satan verfallen. Als sei ich bereits eine Verlorene. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so schrecklich gefühlt.

Meine Mutter legt ihren Arm um mich.

»Nimm es nicht so schwer«, flüstert sie mir ins Ohr. »Er meint es nur gut mit dir.«

Doch ihre Worte beruhigen mich nicht. Nie wieder werde ich diesen Makel loswerden. Nie mehr wird die Gemeinschaft der Geretteten vergessen, dass mein Name beim Fest der Erweckung genannt wurde. Ich werde bis zur Wiederkunft Christi mit dieser Schande leben müssen.

3. Kapitel – Nach dem Gottesdienst …

3. KAPITEL

Nach dem Gottesdienst würde ich am liebsten gleich wieder nach Hause gehen und mich im Bett verkriechen. Doch das, behauptet meine Mutter, würde die Demütigung nur noch verschlimmern. Ich müsse nun einmal für meine Sünde büßen, und zwar in der Form, die Gott mir auferlegt habe.

»Flucht vor der Sühne führt nur zu Schlimmerem«, sagt sie.

Ich weiß, dass sie recht hat, aber es ist trotzdem schwer. Wir setzen uns ans Ende eines Tisches am Rand der Festwiese, doch natürlich gesellen sich bald andere zu uns. Sie sind so taktvoll, meine Verfehlung nicht anzusprechen. Ich habe keinen Appetit, esse aber doch von dem trockenen Kuchen, der auf unserem Tisch steht (Mutters schmeckt wesentlich besser), und beiße lustlos in einen wurmstichigen Apfel.

»Da ist ja unsere verhinderte Jungfrau des Zeichens«, ruft eine helle Stimme.

Sie gehört Agatha, einem Mädchen in meinem Alter, der Tochter des Schusters in Birgsau. Zusammen mit zwei weiteren Mädchen kommt sie zu unserem Tisch.

»Danke übrigens dafür, dass du verzichtet hast«, sagt sie ohne jede Spur von Freundlichkeit. »Dadurch ist mir gestern die Ehre zuteilgeworden, Jungfrau des Zeichens zu sein.«

Agatha und ich sind nie besonders gut miteinander ausgekommen, ohne dass ich genau weiß, warum. Anscheinend ist sie nun beleidigt, dass mir zuerst das Amt der Jungfrau angeboten worden ist und sie nur die Ersatzlösung war. Dabei wünschte ich wirklich, sie wäre mir von Anfang an vorgezogen worden.

Ich weiche ihrem Blick aus und schweige.

»Willst du Agatha nicht dafür danken, dass sie dir diese ach so schwere Bürde abgenommen hat?«, fragt ihre Freundin Gisa spöttisch. »Immerhin musste sie immer wieder einen Pinsel in Blut tauchen und damit Türen beschmieren. Das ist ja ganz schön eklig.«

Meine Hände ballen sich zu Fäusten, doch ich sage nichts.

Dafür springt mir meine Mutter zur Seite: »Mir scheint, euch dreien mangelt es an unserem heutigen Freudentag an der gottgebotenen Demut.«

Agatha läuft vor Zorn rot an. »Das lasse ich mir nicht sagen! Schon gar nicht von der Mutter einer …«

Nun ist es meine Mutter, die vor Zorn rot wird. »Von der Mutter einer was?«

»Einer Verlorenen!«, zischt Agatha.

Es wird totenstill am Tisch.

»Das solltest du augenblicklich zurücknehmen und dich für diese Frechheit entschuldigen!«, sagt Mutter mit frostiger Stimme.

Doch Agatha hebt trotzig das Kinn. »Aber es ist wahr. Der Vikar selbst hat es gesagt: dadurch, dass Sophia Schwäche vor dem Herrn gezeigt hat, hat sie ihre Seele für Satan geöffnet. Und wenn dieser einmal Zugang zu einer Seele erhalten hat, wird er sie früher oder später an sich reißen, das weiß jeder!«

»Noch ein Wort und der Vikar wird davon erfahren, wie du hier über meine Tochter falsches Zeugnis ablegst, noch dazu am Tag der Erweckung!«, ruft meine Mutter. »Jesus Christus, unser Herr, und alle hier am Tisch mögen meine Zeugen sein!«

Agatha erbleicht. Ihre Unterlippe zittert. Sie setzt zu einer Erwiderung an, doch Gisa nimmt sie am Arm.

»Komm, wir gehen. Mit denen wollen wir nichts zu tun haben.«

Die drei Mädchen drehen sich um und verschwinden erhobenen Hauptes. Ich sitze da und wünsche mir von ganzem Herzen, ein Blitz möge vom Himmel fahren und mich hier und jetzt niederstrecken, damit ich diese Scham nicht länger erdulden muss.

»Wenn man solche Freundinnen hat, dann braucht man keine Feinde mehr, hab ich recht?«, erklingt eine Stimme hinter mir.

Überrascht drehe ich mich um und blicke in die hellblauen Augen eines Jungen, der sich vom Nebentisch zu mir umgedreht hat und mich angrinst. Er hat kurz geschnittenes blondes Haar, das in alle Richtungen absteht, so als sei noch nie ein Kamm auch nur in seine Nähe gekommen.

»Ich bin Mirko«, sagt er. »Aus Einödsbach. Ich glaube, wir haben uns letztes Jahr bei der Ernte getroffen.«

Es stimmt, sein Gesicht kommt mir vage bekannt vor.

»Ich bin Sophia aus Birgsau«, sage ich, bevor mir klar wird, dass er das natürlich längst weiß – so wie jeder andere im Tal.

Statt betreten zu schweigen, geht er auch noch auf meine Schmach ein: »Ja, deinen Namen kennt wohl jetzt jeder hier. Fühlt sich bestimmt nicht gut an, so in aller Öffentlichkeit bloßgestellt zu werden.«

Seltsamerweise empfinde ich Erleichterung dabei, dass er es so offen ausspricht. Ich schüttele den Kopf. »Nein, tut es nicht.«

»Darf ich fragen, warum du nicht Jungfrau des Zeichens sein wolltest?«

Verlegen senke ich den Blick. Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen. »Du hast es doch gehört: Superbia«, erwidere ich etwas schnippisch.

»Superbia, soso. Aber einen besonders hochmütigen Eindruck machst du mir nicht gerade.«

Er lächelt und irgendwie habe ich plötzlich ein merkwürdiges Flattern im Bauch.

»Es … es ist wegen Paul. Das Lamm, das gestern geschlachtet wurde … Ich habe es mit der Flasche großgezogen, weil seine Mutter es verstoßen hat. Es war mein Freund …«

Rasch wende ich mich ab, damit er meine Tränen nicht sieht.

»Und da wolltest du nicht zusehen, wie euer Vikar deinem Freund die Kehle durchschneidet? Wenn das eine so schwere Sünde ist, dass du dafür vor allen angeprangert werden musstest, dann ist es wohl keiner von uns wert, gerettet zu werden.«

Ich zucke innerlich zusammen. Seine Worte grenzen an Ketzerei! Doch gleichzeitig höre ich wieder die innere Stimme in mir, die ihm aus vollem Herzen zustimmt: Der Vikar hat dich ungerecht behandelt, Sophia. Es war nicht richtig, dass er dich so bloßgestellt hat.

»Ich muss jetzt los«, sagt Mirko. »Die Wettkämpfe fangen gleich an. War nett, mit dir zu plaudern, Sophia.«

Verwirrt sehe ich ihm nach, wie er zu der Arena neben der Festwiese geht. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Scham, Traurigkeit, Erleichterung und einer seltsamen inneren Unruhe.

»Lass uns die Wettkämpfe ansehen«, schlägt meine Mutter vor.

Ich habe keine Lust dazu, würde mich stattdessen am liebsten in irgendeine Ecke verdrücken, wo mich niemand sieht. Doch sie nimmt mich einfach bei der Hand und zieht mich zu der Wiese, auf der bereits zahllose Menschen um die längliche Arena in der Mitte versammelt sind. Zu meiner Erleichterung beachtet mich niemand. Alle schauen nur auf die Wettkämpfer, die sich in verschiedenen Disziplinen miteinander messen werden: Hundertmeterlauf, Steinwurf, Ringkampf, Hochsprung, Weitsprung, Gewichtheben und Akrobatik. In jeder dieser Disziplinen wird ein Einzelsieger gekürt, der einen Pokal gewinnt, außerdem gibt es einen Preis für den besten Siebenkämpfer, der die meisten Punkte in allen Disziplinen erringt. Selbstverständlich dürfen nur Männer an den Wettkämpfen teilnehmen; für Frauen und Mädchen wäre es unangemessen, ihre Körper derart zur Schau zu stellen.

Es herrscht ein Höllenlärm, während sich die Wettkämpfer vorbereiten. Jedes Dorf feuert seine eigenen Vertreter an, sodass man kaum etwas versteht. Zwischen den Sportlern entdecke ich Mirko. Wie alle anderen hat er einen freien Oberkörper und trägt nur eine kurze Hose. Schuhe sind bei den Wettkämpfen nicht erlaubt. Das robuste, aber klobige Schuhwerk, das Agathas Vater herstellt, wäre beim Sport auch eher hinderlich.

Ich spüre ein warmes Kribbeln in meinem Bauch und mein Herz schlägt schneller, als ich das Spiel seiner Muskeln beobachte, während er sich für den ersten Wettkampf – den Steinwurf – aufwärmt, seinen schlanken Körper streckt, ein paar Kniebeugen und Liegestütze ausführt. Als er aus dem Stand einen Salto rückwärts macht, brechen die in seiner Nähe stehenden Mädchen aus Einödsbach in begeistertes Kreischen aus. Ein Stich der Eifersucht geht durch meinen Körper. Im selben Moment wird mir klar, dass Agatha recht hatte: Satan hat Zugang zu meiner Seele gefunden und sein Einfluss auf mich scheint von Sekunde zu Sekunde zu wachsen. Am besten sollte ich diesen Ort sofort verlassen oder wenigstens woanders hinsehen. Doch meine Blicke kleben an Mirkos athletischem Körper wie eine Fliege im Spinnennetz.

Der Letzte Bischof hebt die Hände und augenblicklich kehrt Ruhe ein. Er segnet die Spiele und wünscht allen Teilnehmern Glück, auf dass der Beste gewinnen möge. Dann beginnen die Wettkämpfe. Beim Steinwurf schneidet Mirko nur im Mittelfeld ab. Ein muskulöser Wettkämpfer aus Birgsau wirft den schweren Felsbrocken fast doppelt so weit wie er. Ich sollte mich darüber freuen, schließlich geht der erste Pokal an mein Heimatdorf. Doch ich drücke Mirko die Daumen.

Wie ich vermutet und insgeheim gehofft hatte, ist er ein Siebenkämpfer, der an allen Wettkämpfen teilnimmt. Als Nächstes tritt er beim Hundertmeterlauf an. Alle zwölf Läufer starten gleichzeitig und auf der engen Bahn gibt es ein ziemliches Gedrängel. Mirko beendet den Lauf als Dritter. Er hätte gewonnen, wenn ihn nicht einer der Läufer aus Faistenoy abgedrängt hätte, offenbar, um dem anderen Läufer aus seinem Dorf einen Vorteil zu verschaffen, der als Erster die Ziellinie überschreitet. Ich finde das ungerecht, aber der Kampfrichter des Laufs – zufällig der Vikar aus Faistenoy – entscheidet, dass der Lauf gültig ist, und überreicht dem Sieger aus seinem Dorf den Pokal.

Auch beim Hochsprung und Weitsprung macht Mirko eine gute Figur und beendet diese Wettkämpfe als Zweiter und Vierter. Da ich nicht genau weiß, wer außer ihm noch alle sieben Wettkämpfe bestreitet, kann ich nicht sagen, wie seine Platzierung im Siebenkampf ist, doch ich rechne ihm gute Chancen für den Gewinn des größten und bedeutendsten der acht Pokale aus.

Dann allerdings muss er beim Ringen antreten, das in mehreren Runden stattfindet. Die ersten beiden Runden entscheidet Mirko für sich, doch in der dritten trifft er auf einen stämmigen Kerl mit einer schiefen Nase aus seinem Heimatdorf, der ihn um fast eine Haupteslänge überragt und dessen gewaltige Muskelpakete vom Schweiß glänzen. Die beiden scheinen sich nicht besonders zu mögen, jedenfalls blickt Mirkos Gegner ziemlich grimmig drein.

Als der Kampf beginnt, stürzt sich der Riese auf ihn, doch Mirko weicht geschickt aus. Es gelingt ihm, seinen Gegner zu Fall zu bringen und in den Schwitzkasten zu nehmen, sodass ich schon glaube, der Kampf sei entschieden, als der Riese ihm mit der Faust in die Seite schlägt. Mirko schreit auf und lässt los, während ich vor Schreck die Hand vor den Mund halte. Der Kampfrichter, der Vikar aus Schwand, bricht den Kampf ab und disqualifiziert Mirkos Gegner wegen des unerlaubten Faustschlags. Doch Mirko fasst sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Seite. Es ist deutlich erkennbar, dass er nicht weiterkämpfen kann. Tatsächlich tritt er zu den beiden letzten Wettkämpfen, Gewichtheben und Akrobatik, gar nicht erst an.

Er wird von seinen Anhängerinnen aus Einödsbach trotzdem begeistert empfangen. Neidvoll blicke ich auf die hübschen Mädchen, die sich um ihn drängen. Eine von ihnen schenkt ihm eine weiße Blume, die er sich schief grinsend hinters Ohr stecken lässt.

Den Rest der Wettkämpfe verfolge ich ohne großes Interesse. Den Gesamtsieg erringt ein Junge namens Erik aus meinem Heimatdorf, der in dieselbe Schulklasse geht wie ich. Ich gratuliere ihm wie die anderen, doch ich weiß, dass eigentlich Mirko den Pokal verdient hätte. Als ich Erik gerade die Hand gebe, kommt Agatha hinzu. Demonstrativ drängt sie sich zwischen uns, legt ihre Arme um seinen Hals und küsst ihn auf die Wange.

Über die Aufregung der Wettkämpfe hatte ich meine Schande für zwei selige Stunden völlig vergessen. Bis jetzt. Ich wende mich ab und mache mich mit meiner Mutter auf den Heimweg.

»Willst du denn wirklich nicht zum Fest gehen?«, fragt Mutter mich.

Ich schüttele nur den Kopf. Seit wir wieder in unserer Hütte sind, liege ich auf dem Bett. Meine Gedanken springen zwischen Verzweiflung, Scham und einer heimlichen Sehnsucht, die ganz eindeutig das Werk Satans ist, hin und her. Das Letzte, was ich will, ist, mich auf dem Fest von Agatha und ihren Freundinnen verspotten zu lassen.

»Sophia, ein öffentlicher Tadel ist noch kein Weltuntergang«, versucht Mutter, mich zu beruhigen. »Ich weiß, das schmerzt. Aber sagte nicht Jesus: ›Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein‹? Du hast einen Fehler gemacht und du bereust ihn aufrichtig. Gott hat dir vergeben. Nun vergib dir selbst dafür und akzeptiere, dass du eine Sünderin bist, so wie wir alle. Du wirst sehen, heute Abend haben die Leute Besseres zu tun, als mit dem Finger auf dich zu zeigen.«

Sie hat gut reden! Ich kenne Agatha, sie wird mich meine Schmach noch wochenlang spüren lassen, aber ganz besonders heute Abend, wo sie die Jungfrau des Zeichens ist und ich eine öffentlich gebrandmarkte Sünderin.

»Je mehr du dich vor dieser Agatha versteckst, umso größer wird ihre Macht über dich«, sagt Mutter, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Ich kenne diese Sorte. Sie stürzen sich auf die Schwachen wie Wölfe auf ein Lamm.« Ich zucke bei dieser Metapher zusammen, doch sie bemerkt es nicht. »Stelle dich ihr! Lass ihre Worte an dir abperlen wie Regentropfen. Dann wird sie schnell das Interesse an dir verlieren.«

»Aber sie hat recht!«, rufe ich verzweifelt.

»Wie meinst du das?«

»Satan hat wirklich Zugang zu meiner Seele! Er flößt mir die ganze Zeit sündige Gedanken ein! Ich … ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll!«

»Was denn für Gedanken?«, fragt Mutter.

Ich schweige.

Ihr Mund verzieht sich zu einem breiten Lächeln. »Es ist dieser Junge, nicht wahr? Der Sportler aus Einödsbach. Wie hieß er noch gleich? Martin?«

»Mirko«, korrigiere ich und merke erst im Nachhinein, dass ich damit ihre Vermutung bestätigt habe.

Das Lächeln in ihrem Gesicht wird zu einem breiten Grinsen. »Sophia, du bist jetzt fünfzehn. Es ist völlig normal, dass du in deinem Alter Gefühle für Jungs entwickelst. Das, was du sündige Gedanken nennst, sind ganz normale Sehnsüchte einer jungen Frau. Satan hat damit nicht das Geringste zu tun.«