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Wolfgang Emmerich

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Beschreibung

Gottfried Benn (1886-1956) hat mit seinen Gedichten ganze Generationen von Lesern fasziniert. Doch wegen seiner zeitweiligen Parteinahme für das «Dritte Reich» war er auch heftiger Kritik ausgesetzt. Inzwischen ist es Zeit für eine neue, vorurteilsfreie Darstellung dieses «gezeichneten Ichs» - seines «Doppellebens» zwischen dem Alltag des Arztes und den Ekstasen des Dichters. Das Bildmaterial der Printausgabe ist in diesem E-Book nicht enthalten.

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Wolfgang Emmerich

Gottfried Benn

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Gottfried Benn (1886–1956) hat mit seinen Gedichten ganze Generationen von Lesern fasziniert. Doch wegen seiner zeitweiligen Parteinahme für das «Dritte Reich» war er auch heftiger Kritik ausgesetzt. Inzwischen ist es Zeit für eine neue, vorurteilsfreie Darstellung dieses «gezeichneten Ichs» – seines «Doppellebens» zwischen dem Alltag des Arztes und den Ekstasen des Dichters.

 

Über Wolfgang Emmerich

Wolfgang Emmerich, geboren 1941 in Chemnitz/Sachsen, ist seit 1978 Professor für Neuere deutsche Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Bremen. Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie. Lehrte seit 1968 an Universitäten in den USA und an der Universität Tübingen. Später mehrere Gastprofessuren in den USA, in Paris, in Turin und in Oxford.

Einleitung

«Verhülle dich mit Masken und mit Schminken …» Das «Doppelleben» des Dr. med. Benn

Geboren 1886 und aufgewachsen in Dörfern der Provinz Brandenburg. Belangloser Entwicklungsgang, belangloses Dasein als Arzt in Berlin. (SW III, 448) Diese lakonischen Sätze gab Gottfried Benn, 34 Jahre alt, zu Protokoll, als er gebeten wurde, für die später berühmteste aller expressionistischen Lyrikanthologien «Menschheitsdämmerung. Symphonie jüngster Dichtung» (1920) neben Gedichten einen kurzen Lebenslauf beizusteuern. Und in seiner Autobiographie Doppelleben (abgeschlossen Anfang 1950) finden sich zum Ende hin die Sätze: Herkunft, Lebensablauf – Unsinn! Aus Jüterbog oder Königsberg stammen die meisten, und in irgendeinem Schwarzwald endet man seit je. (IV, 164) Deutlicher kann man die Bedeutung der familiären, sozialen und regionalen Ursprünge, ja der eigenen Lebensumstände und des Biographischen schlechthin, nicht herunterspielen. Dass darin eine bewusste Autorstrategie am Werk ist, lehrt das späte Gedicht Verhülle dich – (1950/51):

Verhülle dich mit Masken und mit Schminken,

auch blinzle wie gestörten Augenlichts,

laß nie erblicken, wie dein Sein, dein Sinken

sich abhebt von dem Rund des Angesichts.

 

Im letzten Licht, vorbei an trüben Gärten,

der Himmel ein Geröll aus Brand und Nacht –

verhülle dich, die Tränen und die Härten,

das Fleisch darf man nicht sehn, das dies vollbracht.

 

Die Spaltungen, den Riß, die Übergänge,

den Kern, wo die Zerstörung dir geschieht,

verhülle, tu, als ob die Ferngesänge

aus einer Gondel gehn, die jeder sieht.

(III, 248)

Markiert Benns wegwerfend lakonischer Satz von 1920, in dem er den bürgerlichen Lebensgang als vernachlässigenswert abtut, die Künstlerexistenz als vorrangig (wenngleich unausgesprochen), so treibt das Gedicht des Fünfundsechzigjährigen die angedeutete Haltung ins Extrem: Der hier aus dem Kern der Spaltungen, des Risses, der Zerstörung heraus seine Ferngesänge spricht, also aus tief reichenden existenziellen Prägungen, ist ein anderer als der, den jeder sieht, den seine Mitmenschen, öffentlich oder privat, alltäglich wahrnehmen – höflich (immer), bescheiden (zumeist), umgänglich (nicht immer). Sich-Verbergen, Sich-Verhüllen, ja Verstellung als selbst gewählte Haltung.

Spätestens seit Mitte der 1930er Jahre hat Benn diesen schon früh angenommenen Habitus, die Lebensstrategie des Doppellebens, weiter kultiviert und ausgeformt. Seine Autobiographie unter ebendiesem Titel Doppelleben beschreibt und rechtfertigt sie, im Rückgriff auf andere eigene Texte, ausführlich. Die Einheit der Persönlichkeit ist eine fragwürdige Sache, heißt es da, und zuvor schon: wir denken etwas anderes als wir sind (IV, 135f.). Benn konstatiert damit einerseits etwas sehr Banales (und unterstützt eine solche Lesart durch ebensolche Beispiele – etwa, dass man dem Schöpfer der Relativitätstheorie oder dem Sanskritforscher im Alltag nicht anmerke, was ihr Metier sei), zum anderen nimmt er die spätestens seit Nietzsche geläufige radikale Autonomie des Künstlers, jenseits aller bürgerlichen Bindungen, emphatisch für sich in Anspruch und treibt sie auf die Spitze. Hier: Das Leben – dies Speibecken, in das alles spuckte, die Kühe und die Würmer und die Huren –, das Leben, das sie alle fraßen mit Haut und Haar (IV, 139); hier auch: die bürgerliche Pflichterfüllung als Arzt, immer up to date, ob nun als Pathologe, Dermatologe und Venerologe oder Versorgungsmediziner bei der Wehrmacht (IV, 138), jedenfalls immer zuverlässig und klaglos, alles in allem mehr als vierzig Berufsjahre lang. Dort, gänzlich abgetrennt vom normalen «Leben»: der Ausnahmezustand der künstlerischen Produktion, das «Artistenevangelium» (Nietzsche), die Ausdruckswelt (I, 391 und passim), Gesteigertes, provoziertes Leben – Spannungen, Extraits (IV, 141).

Benns so konsequent erscheinende Zweiweltentheorie – hier das Geschäft und [dort] die Halluzinationen (IV, 143) – hat freilich noch einen anderen Grund als nur das auf höchste Höhen getriebene Selbstbewusstsein des Künstlers, der seine Souveränität bis zum Äußersten verteidigt: Es ist sein eigener massiver Verstoß gegen diese Haltung im Epochenjahr der nazistischen Machtübernahme 1933/34. Vom 30. Januar 1933 bis in den Sommer 1934 hat der große Dichter sich den Mächtigen und ihren Medien in prominenter Weise zur Verfügung gestellt, Radioreden und Festansprachen gehalten und geholfen, die ‹Gleichschaltung› der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste zu bewerkstelligen. Seine schon damals ausgearbeitete Lehre vom Doppelleben hat Benn damit eklatant verletzt, ja ad absurdum geführt. Schrittweise zur Besinnung gekommen, hat er dann umso entschiedener auf sie zurückgegriffen und jede Form ‹engagierter›, sich in politische Geschäfte einmischender, gar Partei ergreifender Kunst und Literatur abgelehnt und als verächtlich dargestellt. Sich endgültig zurückziehen und «verhüllen» hieß jetzt die Devise.

Soll sich, muss sich der Leser und Interpret von Benns Dichtungen diesem Gebot fügen? Widerspricht ein Sich-Einlassen auf Zeitumstände, Herkunft, Lebensablauf des Autors einem angemessenen Verständnis von Benns literarischen Texten? Keineswegs, das Gegenteil ist der Fall – und man hat auch dabei, zunächst überraschend, den Dichter auf seiner Seite. Ich bin nicht geworfen, heißt es in Der Ptolemäer (abschätzig gegenüber dem nach 1945 modischen Existenzialismus), meine Geburt hat mich bestimmt (II, 256). Gewiss, es sind vor allem die zwischen 1930 und 1933/34 entstandenen Essays, in denen Benn über die Ursachen von Genialität und Schöpfertum räsoniert, sich dabei fatal biologistischen Vorstellungen von Erbmasse (I, 223ff.) und Züchtung (I, 214ff.) annähert und sich am Ende sogar gezwungen sieht, gegenüber Vorwürfen, selbst jüdisch bzw. «verjudet» zu sein, eine regelrechte genealogische Rechtfertigung (IV, 156) zu konstruieren. Jenseits davon bleibt die Überzeugung des Dichters über die Jahrzehnte hinweg, zutiefst von der sozialen und landschaftlichen Konstellation seiner Herkunft geprägt zu sein wie auch von späteren Einflüssen seiner schulischen und schließlich akademischen Sozialisation an einer Militärakademie. Kurze Aufsätze wie Die liebe Fremde (über seine Mutter; SW IV, 91f.) und vor allem Das deutsche Pfarrhaus (SW IV, 113f.), aber auch wiederholte Hinweise auf seine Formung durch die Pépinière, die Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin zwischen 1905 und 1911, belegen das.

So zeigt sich, dass die bedeutendsten literarischen Texte des Dichters sich ohne Kenntnis des Biographischen nie befriedigend erschließen lassen – von den Morgue-Gedichten (1912) und den Rönne-Novellen Gehirne (1916) über Prosatexte der Jahre um 1918 bis hin zu den unter dem Schreibverbot seit 1938 entstandenen Biographischen Gedichten (OB I, 297) sowie den großen Prosatexten Roman des Phänotyp (1944) und Der Ptolemäer (1947), auch den offen autobiographischen Parlando-Gedichten der letzten Jahre, ganz zu schweigen von der Autobiographie Doppelleben. Benns Lebensstrategie des kalkulierten, vieles abspaltenden und verhüllenden Doppellebens muss von seinen Lesern nicht einfach hingenommen und repetiert werden. Weder die Ausformung seiner individuellen Dichtersprache und seiner frühen geistigen Assoziationsräume noch seine spätere weltanschauliche Entwicklung, noch auch sein zutiefst irritierendes Verhalten in den Jahren 1933/34 samt den Konsequenzen daraus lassen sich ohne die Koordinaten seiner ersten Lebensjahre zureichend verstehen. Also werden sie hier dargestellt und entsprechend stark gewichtet.

Freilich sind dem ‹Verstehen› sowohl des Lebenslaufs als auch des Zusammenhangs von Leben und Werk Grenzen gesetzt. Zwar hat die biographisch orientierte Benn-Forschung der siebziger und achtziger Jahre (mit Thilo Kochs «biographischem Essay» von 1957 und F.W. Wodtkes Realienbuch von 1962 als gehaltvollen Vorläufern) Licht ins – vom Autor wie von unkritischen Verehrern oft gewollte – Dunkel bringen können. Dazu haben Psychoanalyse (Schünemann 1977; Sahlberg 1977; Theweleit 1994 – Letzterer mit einer sehr produktiven Version), Sozialisationstheorie, Sozialpsychologie und Wissenssoziologie im Verbund (Schröder 1978) sowie avancierte Versionen von Geistesgeschichte (Schöne 1958/68; von Wallmoden 1988, 2003 u.a.) und Milieutheorie (Rübe 1993) beigetragen, und doch muss man sich vor dem hüten, was Pierre Bourdieu die «biographische Illusion» genannt hat, nämlich der Vorstellung vom einzelnen Menschenleben als einem plausiblen Entwicklungsroman. Wir haben das Verlangen, uns den einzelnen Menschen als eine über den ganzen Lebenslauf hin kohärente, stimmige Persönlichkeit vorzustellen. Widersprüche, Brüche gar irritieren uns. Ist dies schon ein illusionärer Wunsch bezogen auf sogenannte Normalbürger, so erst recht, wenn es um moderne Künstler geht. Und für kaum einen gilt es vielleicht so pointiert wie für Gottfried Benn. Wer sich auf ihn einlässt, macht wieder und wieder die Erfahrung, in Sackgassen der Ambivalenz und der Rätselhaftigkeit zu geraten, seinem zunehmenden Wissen zum Trotz.

Von Thomas Mann stammen die Sätze: «Wer ist ein Dichter? Der, dessen Leben symbolisch ist. In mir lebt der Glaube, daß ich nur von mir zu erzählen brauche, um auch der Zeit, der Allgemeinheit die Zunge zu lösen, und ohne diesen Glauben könnte ich mich der Mühe des Produzierens entschlagen.»[1] Gottfried Benn eignet sich nicht als symbolischer Stellvertreter, als Repräsentant der Deutschen, auch wenn ihn in den fünfziger Jahren viele dazu machen wollten.[2] Er war viel eher Seismograph, Zeuge, Symptom – für vier politische Systeme und ihre zutiefst widersprüchlichen Triebkräfte.

In diesem Sinne ähnelt Benn mehr als Thomas Mann dem anderen großen Lyriker der ersten Jahrhunderthälfte, der im gleichen Jahr wie er, 1956, nur sechs Wochen nach ihm, gestorben ist: Bertolt Brecht – der eine in West-Berlin, der andere in Ost-Berlin. Sie waren über dreißig Jahre Antipoden, was ihr Leben und Denken, ihr politisches Handeln und ihr Verständnis der Dichtung anlangt; vereint in einer je eigenen widersprüchlichen Mischung aus Kälte und Leidenschaft, vereint auch in der Faszination durch die Sprache und darin, was ihre poetische Sprache bei Lesern auslösen konnte: Provokation und Verstörung, aber auch Betörung und Entzücken; suggestiv einleuchtend oder sogar vernünftig vieles, dann wieder rätselhaft und widersprüchlich, nicht auf einen Nenner zu bringen.

Etwas davon möge die folgende Darstellung vermitteln: zum Lesen anregen und Verständnis befördern, so weit es eben geht. Sie kann sich naturgemäß nicht messen mit Biographien und Monographien, die den drei- bis zehnfachen Umfang haben, und auch nicht mit Spezialstudien, die einen bedeutsamen Einzelaspekt über dreißig Seiten beleuchten können, wo hier fünf Zeilen reichen müssen.

Sellin, ein Pfarrhaus in Preußen (1886–1896)

[…] geboren in einem Pfarrhaus aus Lehm und Balken, erbaut im siebzehnten Jahrhundert, von einem Schafstall nicht zu unterscheiden (I, 231) – so unterrichtet uns Benn über das Haus in dem brandenburgischen Dorf Mansfeld, in dem er am 2. Mai 1886 zur Welt kam und in dem bereits sein Vater als Sohn eines Pfarrers geboren wurde. Man findet den Ort auf einer Landkarte in der Nähe von Pritzwalk, heute auf halber Strecke an der Autobahn Hamburg – Berlin. Doch wichtiger wurde ein zweites Pfarrhaus, in Sellin in der Neumark, einem Gebiet östlich der Oder und damit heute zu Polen gehörig. In diesen idyllischen Ort in der Nähe von Mieszkowice (Bärwalde) verzog die junge Pfarrersfamilie, als Gottfried Benn ein halbes Jahr alt war. Es war ein Aufstieg: Die Pfarre war größer und das Haus komfortabler, eher nach Art eines stattlichen Bauernhauses und sogar mit Wasserleitung ausgestattet. Benn hat sich immer wieder daran erinnert:

Ein Dorf mit siebenhundert Einwohnern in der norddeutschen Ebene, großes Pfarrhaus, großer Garten, drei Stunden östlich der Oder. Das ist auch heute noch meine Heimat, obgleich ich niemanden mehr dort kenne, Kindheitserde, unendlich geliebtes Land. Dort wuchs ich mit den Dorfjungen auf, sprach Platt, lief bis zum November barfuß, lernte in der Dorfschule, wurde mit den Arbeiterjungen zusammen eingesegnet, fuhr auf dem Erntewagen in die Felder, auf die Wiesen zum Heuen, hütete die Kühe, pflückte auf den Bäumen die Kirschen und Nüsse, klopfte Flöten aus Weidenruten im Frühjahr, nahm Nester aus. […] Eine riesige Linde stand vorm Haus, steht noch heute, eine kleine Birke wuchs auf dem Haustor, wächst noch heute dort, ein uralter gemauerter Backofen lag abseits im Garten. Unendlich blühte der Flieder, die Akazien, der Faulbaum. Am zweiten Ostermorgen schlugen wir uns mit frischen Reisern wach, Ostaras Wecken, alter heidnischer Brauch […]. (Lebensweg eines Intellektualisten, 1934; I, 26)

Der Ton innigen, schmerzlichen Verlangens beim bald Fünfzigjährigen ist unüberhörbar. Die märkische Landschaft, die bäuerliche Lebenswelt, das scheinbar unveränderliche Dorf, kurz, das ‹einfache Leben› – sie sind zu Topoi einer unstillbaren Sehnsucht des Bewohners der Metropole Berlin geworden. Jeder, der seine Heimat verlassen hat, kennt sie. Benn aber gelingen in der Rückwendung auf diesen Sehnsuchtsraum besonders anrührende Gedichte, wie z.B. die nebenstehenden Strophen aus Epilog 1949.

Es ist ein Garten, den ich manchmal sehe

Östlich der Oder, wo die Ebenen weit,

ein Graben, eine Brücke, und ich stehe

an Fliederbüschen, blau und rauschbereit.

Es ist ein Knabe, dem ich manchmal trauere,

der sich am See in Schilf und Wogen ließ,

noch strömte nicht der Fluß, vor dem ich schauere,

der erst wie Glück und dann Vergessen hieß.

Epilog 1949, IV (III, 345)

Allerdings enthalten die nachträglichen Entwürfe von Kindheit und Heimat unverkennbar auch Momente von erzwungener Versöhnung. Der Alltag war eher hart. «Das Einkommen eines märkischen Pfarrers war nicht groß, eine kleine eigene Landwirtschaft mußte helfen. Zwischen Wochenbett, Küche, Stall und Garten erschöpften sich die Kräfte» der Mutter.[3] Benn hatte sieben Geschwister – die ältere Schwester Ruth, fünf jüngere Brüder: Stephan (der wie der Vater Pfarrer und später Superintendent wurde), Theodor (in der Weimarer Republik in einem Fememordprozess verurteilt, dann begnadigt), Siegfried (1916 gefallen), Hansgeorg (als Kind gestorben), Ernst-Viktor (Dr. jur. und erfolgreicher Industriemanager) und die erst 1901 geborene Schwester Edith (sie lebte später auch in Berlin). Das Regiment des Vaters war streng, und Sohn Gottfried musste, als Ältester, schon früh die jüngeren Geschwister beaufsichtigen. Die Geschwister liebten und bewunderten ihn, wie die Schwester Edith berichtet hat, als einen, der zaubern konnte und wunderliche Geschichten erzählte, aber auch rätselhaft und sarkastisch sein konnte, wenn er – inzwischen längst Medizinstudent in Berlin – die kleine Edith mit dem Satz «Sieh mich an, das Laster, das bin ich …» erschreckte.[4]

Entscheidend war die soziale Schieflage, die «extreme Sozialkonstellation»[5], in der sich der Pastorensohn befand und die noch lange fortwirkte. Von den Landarbeiterkindern, mit denen Benn aufwuchs, war schon die Rede, und wenn es nicht die Arbeiterjungen waren, schreibt der Autor weiter, waren es die Söhne des ostelbischen Adels, mit denen ich umging. Diese alten preußischen Familien, nach denen in Berlin die Straßen und Alleen heißen, ganze Viertel, die berühmten friderizianischen und dann die bismarckischen Namen, hier besaßen sie ihre Güter, und mein Vater hatte einen ungewöhnlichen seelsorgerischen Einfluß gerade in ihren Kreisen. […] ihre Söhne waren der zweite Schlag, mit dem ich großwurde, später zum Teil in gemeinsamer Erziehung (IV, 26f.). Das heißt auch, dass Gottfried als Sohn eines gebildeten, sprachmächtigen und zugleich nahezu besitzlosen, gesellschaftlich ohnmächtigen Pfarrers trotz seiner geistigen Überlegenheit gerade nicht zu den Junkerssöhnen gehörte, deren künftige bedeutende Karriere ausgangs des 19. Jahrhunderts noch völlig außer Zweifel stand. Wohl war sein Vater in der Familie des Grafen Günther Finck von Finckenstein[6], der auf dem nahen Schloss Trossin lebte und das Patronat über Sellin innehatte, als Seelsorger und auch als Hauslehrer, der den Grafensohn Heinrich gemeinsam mit dem gleichaltrigen Gottfried aufs Gymnasium vorbereitete, hoch geschätzt. Aber das stellte doch in keiner Weise den Standesunterschied in Frage, und das Kind Gottfried wird den Dünkel der adligen Altersgenossen und ihrer Eltern früh erfahren haben.

Albrecht Schöne hat generalisierend von der «eigentümlichen Spannung» gesprochen, «welche die gesellschaftliche Stellung des väterlichen Standes» – eben der Pastoren, und damit auch ihrer Nachkommen – kennzeichnet: «[…] bildungsmäßig der Oberschicht zugehörig, wirtschaftlich zumeist dem Kleinbürgertum entsprechend, bestimmt ihn eine Art sozialer Labilität, von der ein Antrieb zu Unruhe und Aufbruch gerade auf die Söhne ausgehen kann.»[7] Thilo Koch, Benns Biograph noch fast zu Lebzeiten des Dichters, war der Erste, der aus dieser nicht vollendeten sozialen Identifikation des werdenden jungen Mannes in der «Ordnung der Namen»[8] eine entschieden weiter reichende These zur späteren Entwicklung Benns abgeleitet hat: «Die kleinen Verhältnisse, in denen er aufwächst, die Armut empfindet sein aristokratischer Sinn als unangemessen, als drückend. Des Vaters patriarchalisches Regiment verstärkt diese Gefühle, und in der Schule mag dann ein regelrechter Minderwertigkeitskomplex entstanden sein. Hier bildet sich das Wurzelgeflecht, aus dem später vielfältige Ressentiments erwachsen, die soziologisch zum Typus des emporstrebenden bürgerlichen Intellektuellen gehören.»[9] Noch öfter, und zumal wenn es um Benns Parteinahme für die Nazis 1933 geht, wird das Problem der prekären sozialen Schieflage des Dichters bedacht werden müssen.

Von gleicher, wenn nicht noch größerer Bedeutung ist, was Gottfried Benn aus dem spezifischen Kulturmilieu seines Pfarrhauses in sich aufgesogen hat, also das, was vom Vater ausging. Seine vorbehaltlose Liebe gehörte freilich nicht ihm, sondern der Mutter, der aus Fleurier bei Yverdon im französisch-schweizerischen Juragebiet gebürtigen Uhrmachertochter Caroline Jequier (1858–1912). Sie diente als Erzieherin, als «Mademoiselle» auf dem Gut der angesehenen Familie von Wilamowitz-Moellendorf in Gadow, wo sie Gustav Benn (1857–1939) kennenlernte, als er dort als Hauslehrer tätig war. Im Juli 1884 heirateten die beiden.

Offenbar behielt Caroline Benn immer einen französischen Akzent und verbreitete so im deutschen Pfarrhaus ein romanisches Flair, das den Sohn Gottfried von Beginn an anzog und das er nie verleugnete. Unter dem Druck nazistischer Verdächtigungen, Jude zu sein, konterte er (wobei er sich in prekärer Weise des gängigen Vokabulars bediente): In der Ehe meiner Eltern vereinigen sich also das Germanische und das Romanische […]. Es entstand also eine Mischung, aber es entstanden keine Mischlinge, eine Kreuzung, aber keine Bastarde, auf jeden Fall entstand eine arische Mischung, eine in Deutschland vielfach legitimierte, es ist die Mischung der Réfugiés: Fontane, Chamisso, Du Bois-Reymond haben sie ausgewiesen, es gab eine Zeit, wo die Bevölkerung Berlins zu einem Fünftel aus Réfugiésfamilien bestand. (IV, 25)

Noch unter dem Eindruck des Todes der geliebten Mutter im April 1912 hatte Benn im Jahr darauf eins seiner erschütterndsten Gedichte geschrieben – Mutter:

Ich trage dich wie eine Wunde

auf meiner Stirn, die sich nicht schließt.

Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt

das Herz sich nicht draus tot.

Nur manchmal plötzlich bin ich blind und spüre

Blut im Munde.

(III, 24)

Der maßlose Schmerz, die Überwältigung durch diesen Tod sind unmittelbar spürbar.[10] Ein Grund dafür war, dass der Vater dem gerade als Arzt approbierten Sohn strikt verboten hatte, die Schmerzen der krebskranken Mutter durch Morphium zu lindern. Nein, sagte der Vater, der Schmerz sei gottgewollt, ihn nicht ertragen zu wollen Sünde. Wie sehr dieser völlige Mangel an Mitleid des Gatten den Sohn aufgebracht hat, wie tief überhaupt der Vater-Sohn-Konflikt reichte, ja sich zu Hass und Verachtung steigerte, zeigt das spätestens Anfang 1917 (eher wohl schon 1912) entstandene Rachegedicht Pastorensohn, das Benn nur einmal zu Lebzeiten, im Jahre 1922, drucken ließ, und dann nie wieder. Kaum ein anderes der zahlreichen Zeugnisse über zutiefst gestörte Vater-Sohn-Beziehungen aus der expressionistischen Generation ist so radikal:

Von Senkern aus dem Patronat,

aus Grafenblasen, Diadochen

beschiffte Windeln um die Knochen

beflaggte noch vom Darmsalat.

 

Der Alte pumpt die Dörfer rum

und klappert die Kollektenmappe,

verehrtes Konsistorium,

Fruchtwasser, neunte Kaulquappe.

 

[…]

 

Der Alte ist im Winter grün

wie Mistel und im Sommer Hecke,

’ne neue Rippe und sie brühn

schon wieder in die Betten Flecke.

 

Verfluchter alter Abraham,

zwölf schwere Plagen Isaake

haun dir mit einer Nudelhacke

den alten Zeugeschwengel lahm

 

Von wegen Land und Lilientum

Brecheisen durch die Gottesflabbe –

Verehrtes Konsistorium,

Gut Beil, die neunte Kaulquappe!

(III, 400)

Die aggressive Sohnesphantasie, deren Sprache sich aus Redensarten, bekannten Zitaten und Motiven aus der Bibel, Fetzen von Gesangbuchversen und Gossensprache speist, reicht bis zur Kastration des Erzeugers, ja bis zum Vatermord. Die hasserfüllte Drohung ist natürlich nur bedingt ernst zu nehmen, aber sie zeugt doch von einem tiefen Riss, der das Fühlen und Denken des Sohnes von dem des Vaters ein für alle Mal trennen wird.[11]

Benn hat in Briefen späterer Jahre mehrfach betont, dass er den Vater – wirklich ein überirdischer Mann (OB I, 173) – sehr geliebt, ja nahezu angebetet habe (IV, 25f.; IV, 235; OB I, 146, 219f.)[12], aber lebenslang blieb er, ein großer Zelot [Glaubenseiferer] und Fanatiker, der in merkwürdiger Weise schwäbisch-pietistische Prägung und sozialdemokratische Neigungen verband, für ihn ein Fremder.[13] Dabei hat der begabte Sohn dem Elternhaus nicht etwa vorgeworfen, dass in ihm keine teuren Gemälde, keine Gainsboroughs hingen, man nie ins Theater ging, kein Chopin gespielt und überhaupt ein ganz amusisches Gedankenleben gepflegt wurde, wie man die Einleitung des berühmten Gedichts Teils-teils missverstehen könnte (III, 339). Was ihn abstieß, war, dass jedes Ding nur mit Gott oder dem Tod verknüpft wurde, und nie mit einer Irdischkeit. Da standen die Dinge fest auf ihrem Platz und reichten bis in das Herz der Erde. Das aber hatte keinen Bestand im Kopf des jungen Mannes, den die Seuche der Erkenntnis schlug (Heinrich Mann. Ein Untergang, 1913; II, 9). Der im Pfarrhaus so viel mit Glauben, Gott und Transzendenz traktiert wurde, verwarf all das total – im religiös-konfessionellen Sinne – und wurde Agnostiker. «Gott ist tot!» wurde, mit Nietzsches Zarathustra, zu seiner Devise.

Später zu kommentierende Texte des Dichters zeigen freilich, dass vieles aus dem amusischen Gedankenleben des Pfarrhauses stark weiterwirkte: die «Tiefenwirkung einer bestimmten Sozialethik»[14] – ‹Haltung› auch in schwierigen Lebenslagen, Strenge gegen sich selbst, Bescheidenheit –, ein Grundbestand an Geschichten, Motiven und Zitaten aus der Bibel (Benns «erstes Buch» von «nachhaltigem Eindruck»; SW VI, 59[15]) und anderen konfessionellen Schriften und Redeformen (Gesangbuch, Katechismus, Liturgie und Predigt) sowie aus den alltäglichen religiösen Übungen (Tischgebet, Morgen- und Abendandacht, Hausgottesdienst und Unterrichtsstunden),[16] dadurch auch eine Prägung des eigenen Wortschatzes, des individuellen ‹Dichter-Lexikons›. Später wird erkennbar werden, dass der Autor wieder und wieder auf zentrale christliche Glaubensinhalte rekurriert: Passion und Kreuzigung, Opfer, Heil und Erlösung – freilich aus dem Religiösen ganz ins Irdische gewendet, ‹säkularisiert›. Das geschieht einerseits vermittels polemischer Kontrafakturen (wie in den Morgue-Gedichten von 1912), andererseits, konträr dazu, in Akten ‹fanatischer› Ästhetisierung. Gedichte und Prosatexte entstehen, die über ihren ekstatischen Gestus, den ihnen eigenen Wallungswert beim Schöpfer des Gedichts selbst wie auch bei seinen erregten, faszinierten Lesern die ersehnte Zusammenhangsdurchstoßung (IV, 13) und damit quasireligiöse «jähe Erhebungszustände»[17] herbeiführen (sollen). Vor allem spätere, ‹beruhigte› Gedichte übernehmen eine christlich-religiös gegründete «überdauernde Temporalstruktur», deren oft wiederholte, von Sehnsucht nach einem erfüllten Zustand des Heils durchtränkte Leitwörter die Zeitadverbien schon, noch einmal und erst wenn sind.[18]

Gottfried Benn ist damit der letzte Große einer langen Reihe von Söhnen aus deutschen Pfarrhäusern des 16. bis 19. Jahrhunderts, deren protestantisch-christliches Erbe, säkularisiert, als semantische Tiefenschicht und «sprachbildende Kraft», ihre Dichtung oder Philosophie bis ins Innerste geprägt hat – und damit das deutsche Geistesleben insgesamt.[19]

Schreibende Pfarrerssöhne 1525 bis 1900

Nikodemus Frischlin, Paul Fleming, Andreas Gryphius, Johann Christoph Gottsched, Christian Fürchtegott Gellert, Gotthold Ephraim Lessing, Christoph Martin Wieland, Matthias Claudius, Georg Christoph Lichtenberg, Gottfried August Bürger, Jakob Michael Reinhold Lenz, Jean Paul (Richter), August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Friedrich Wilhelm Schelling, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, Jeremias Gotthelf, Friedrich Nietzsche, Heinrich Schliemann, Gottfried Benn (und hundert andere).

Keiner von diesen Pfarrerssöhnen, von Nietzsche abgesehen, hat sich andererseits so radikal vom heimatlichen Pfarrhaus als der «Urzelle des Geisteslebens»[20] abgelöst wie Gottfried Benn. Das zeigt bekenntnishaft und in überraschender Schärfe bereits ein Brief des Achtzehnjährigen vom 17. Februar 1905, in dem Benn, noch Student der Philologie in Berlin, den Literaten Carl Busse um einen Entscheid darüber anfleht, ob er zum Dichter berufen sei oder nicht – gleichsam eine Freisprechung erhoffend. In dem Brief heißt es: Hineingeboren in religiöse Atmosphäre, von Kind auf damit vollgesäugt, bildet das Religiöse einen Bestand meiner Seele. Daneben wuchs u. blühte seit Erinnern eine tiefe, große Sehnsucht nach Leben u. Schönheit, die Ihren [sic] Ausdruck fand in dem Verlangen: Künstler werden. Sehen Sie den Riß? Hier Religion, Kirche, Vaterhaus, dort Sehnsucht nach Freiheit, eigener Weltanschauung, Künstlertum. So geht es mehrere Jahre […]. Der Riß wurde zur Kluft. Und kein Mensch ahnte und half. Nun sieht der junge Mann den Zeitpunkt gekommen, sein Recht an die Kunst, ein Recht zu dieser blutigroten heidnischen Sehnsucht geltend zu machen, vor den Vater zu treten und zu sagen: Gib mich frei aus den Banden, die du durch Religion u. Kirche um mich geschlagen hast, ich will meinen eigenen Gott mir suchen […].[21]

Der nachmalige Autor Benn, mittlerweile 45 Jahre alt, weiß nur zu gut, dass er diesen Bandennicht entkommen ist, auch wenn er seinen eigenen Gott namens Kunst längst inthronisiert hat. Das belegt seine Antwort auf eine Umfrage zur Religiosität der Dichter aus dem Jahre 1931: So gewiß ich mich früh von den Problemen des Dogmas, der Lehre der Glaubensgemeinschaft entfernte, da mich nur die Probleme der Gestaltung, des Wortes, des Dichterischen bewegten, so gewiß habe ich die Atmosphäre meines Vaterhauses bis heute nicht verloren: in dem Fanatismus zur Transzendenz, in der Unbeirrbarkeit, jeden Materialismus historischer oder psychologischer Art als unzulänglich für die Erfassung und Darstellung des Lebens abzulehnen. Aber ich sehe diese Transzendenz ins Artistische gewendet, als Philosophie, als Metaphysik der Kunst. (IV, 235)

Das im leiblichen Vater verkörperte und auf den Vatergott projizierte Verlangen nach Heil und Erlösung hat auch der Sohn inmitten seiner tief empfundenen totalen Heillosigkeit nicht aufgegeben. Aber das Ziel hat sich verschoben. Es ist – entscheidender Unterschied – nicht mehr die christliche Heilsbotschaft des Evangeliums, vielmehr – wir greifen vor – Nietzsches «Artisten-Metaphysik»[22], die Benn dann explizit Evangelium der Kunst resp. Artistenevangelium nennt (IV, 55). An die Stelle des der Masse genehmen Gerüsts Syntax, Glauben, Gesangbücher, jene überlebte Attitüde (Das letzte Ich, 1921; II, 97), tritt die Transzendenz der schöpferischen Lust (IV, 235). Auf diese für Benns Dichten grundlegende Transformation wird zurückzukommen sein.

Gymnasium Frankfurt (Oder). Universität Marburg ‹en passant› (1896–1904)

Vom Herbst 1896 an besuchte der zehnjährige Knabe das renommierte Königliche Friedrichs-Gymnasium in Frankfurt (Oder), möglicherweise mit einem Stipendium, einer Freiportion (III, 400). Die stark vom preußischen Militär und von Verwaltungseinrichtungen geprägte Stadt von etwa 60000 Einwohnern, Geburts- und Studienort Heinrich von Kleists, war stolz auf ihr gerade 200 Jahre altes humanistisches Gymnasium, an dem der große Historiker Leopold von Ranke einst sieben Jahre unterrichtet hatte. Freilich hatte die «Odermetropole», wie man die Stadt damals nannte, ihre auf das Jahr 1506 zurückgehende Universität Viadrina zugunsten der neu gegründeten Berliner Universität 1811 verloren (inzwischen ist sie wiedererstanden). Der Gymnasiast Benn wohnte viele Jahre in einer Pensionsstube mit dem gleichaltrigen Grafen Heinrich Finck von Finckenstein, mit dem er schon in Sellin befreundet war und der mit ihm, neben dem häuslichen Unterricht bei Vater Benn, die Selliner Dorfschule besucht hatte. Der junge Graf fiel dann zu Beginn des Weltkriegs im August 1914 als einer der Ersten.

Natürlich fuhren alle Schüler in den Ferien und über die Festtage regelmäßig nach Hause – so auch Gottfried, dessen Verbundenheit mit der Familie, insbesondere der Mutter, und der heimatlichen Region in diesen Jahren noch wuchs. Als alter Mann hat er sich daran erinnert: Mit welcher Sehnsucht gedenke ich der Zeit, / wo mir eine Mark dreißig lebenswichtig waren, / ja, notgedrungen, ich sie zählte, / meine Tage ihnen anpassen mußte / was sage ich Tage: Wochen mit Brot und Pflaumenmus / aus irdenen Töpfen/vom heimatlichen Dorf mitgenommen, / noch von häuslicher Armut beschienen, / wie weh war alles, wie schön und zitternd! (Keiner weine –; III, 341)

Benn hat immer wieder betont, dass er zum Glück ein humanistisches Gymnasium besucht habe (Lebensweg; IV