Grundfragen und Gesetze des Lebens - Swami Omkarananda - E-Book

Grundfragen und Gesetze des Lebens E-Book

Swami Omkarananda

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Beschreibung

Das Werk besteht aus spontanen Antworten Swami Omkaranandas auf tausendundeine Frage von Wahrheitssuchern: Was ist Bewusstsein, was ist seine Funktion? Weshalb die großen Unruhen auf der Erde? Gott als Vater, Gott als Mutter? Erwecken der Chakras? Ist Descartes Aussage richtig? Woher kommt die Macht der Finsternis? Ursprung der Sanskrit-Sprache? Durch Meditation zur Selbsterlösung oder Erlösung durch Jesus Christus? Wesen und Kraft der mystischen Silben? Was ist Tantra?... usw. Frage: Was denken Sie über die Weltlage, wie wird das alles enden? Swami Omkarananda: Wir können eines tun: nämlich uns nicht mit der Zukunft der Welt befassen, sondern mit der unmittelbaren Gegenwart! Wir können unsere Zukunft beeinflussen, indem wir uns jetzt geistigen Dingen zuwenden, Philosophie und geistige Literatur studieren, gute Gedanken und Gefühle pflegen und Gutes tun. Alles, was wir denken, fühlen und tun, beeinflusst unser zukünftiges Leben. All jene, die Glauben an Gott besitzen, die Gott lieben, die auf dem rechten Pfad sind, werden beschützt sein, selbst dann, wenn die ganze Welt zerstört werden sollte.Noahs Arche steht schon für sie bereit. Die Gottliebenden werden niemals untergehen. Für sie besteht kein Grund zur Furcht.

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SWAMI OMKARANANDA

Grundfragen

und

Gesetze des

Lebens

HEINRICH SCHWAB VERLAG

ARGENBÜHL-EGLOFSTAL

ISBN 978-3-7964-0522-8

Alle Rechte vorbehalten

© 1984 Omkarananda Ashram

3. Auflage 2003

© 2003 by Heinrich Schwab Verlag

Eglofstal 42, D-88260 Argenbühl

Tel. 0049-7566-941957

Einbandgestaltung: Georg Weber

E-Book-Umsetzung: Zeilenwert GmbH

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Was bedeutet das Wort „Swami“?

Wie lange dauert es, bis man ein Meister wird?

Welchen historischen Ursprung hat der Omkarananda Ashram? Welche Tradition?

Woran erkennt man, ob eine Organisation Wohlergehen und Werte fördert?

Was ist der Mensch? Was ist der Kosmos? Wie ist das Verhältnis beider zueinander?

Stellt dieses Altarbild eine Gottheit dar? Welche Bedeutung hat es für uns?

Ist Sanskrit nur eine unter vielen alten Sprachen? Oder hat es eine besondere Bedeutung?

Was ist Yoga?

Welche Stufen des Bewusstseins gibt es? Und was bedeuten die acht Glieder des Yoga?

Wie soll man meditieren? Soll man an Gott oder Christus denken? Oder ist völlige Gedankenleere besser?

Die indische Philosophie führt uns über die Meditation zur Selbsterlösung durch Befreiung von Schuld und Karma. Die Bibel hingegen lehrt, dass wir nur durch das Blut Jesu Christi von Schuld und Sünde erlöst werden

Was bedeutet geistiges Leben?

Was ist Sünde?

Was ist Bewusstsein? Was ist seine Funktion?

Psychologen behaupten, dass die Triebe und Kräfte des Unbewussten an die Oberfläche gebracht und ausgelebt werden sollten, damit es nicht zu Verdrängungen kommt und diese Kräfte nicht unkontrolliert durchbrechen können

Nach Lehrmeinungen der Psychologie wird unsere Vernunft vom Unbewussten gesteuert, über das wir keine Kontrolle haben. Wie verhält es sich damit?

Gibt es gute und böse Geister im Menschen?

Wie weit sind Medien dem Einfluss der Geister unterworfen?

Wie kann der Mensch sich dagegen schützen, dass niedere Geister ihn nachts im Traum quälen und Alpträume verursachen?

Wie denken Sie über automatisches Schreiben? Kann es gefährlich sein? Haben Sie Literatur darüber?

Was sind Engel? Welche Beziehungen bestehen zwischen uns und ihnen? Kann man mit ihnen in Verbindung treten?

Wie kann man seinen Glauben vertiefen?

Warum nehmen Sie es so genau mit Vorschriften über Reinheit, Essen und andere Dinge, wenn doch Gott überall zugegen ist und nichts außerhalb von Gott existiert?

Was ist das Dritte Auge?

Ist die Aussage von Descartes: „Cogito ergo sum“ (Ich denke, also bin ich) richtig?

Kann man auch über Verstand und Nachdenken zur Gotterfahrung kommen? Und was ist mit dem „Erfahrenden“ gemeint?

Führt der Weg zur höchsten Erleuchtung über einzelne Stufen zunehmender Erkenntnisfähigkeit?

Jeder Mensch trägt, ob bewusst oder unbewusst, eine Sehnsucht nach dem Göttlichen in sich. Wie kann es dann so weit kommen, dass die dunklen Kräfte in ihm Dämonen oder das Böse erschaffen?

Woher kommt die Macht der Finsternis?

Wie kann man sich und andere vor den Einflüssen negativer Mächte schützen? Ich habe eine Schulklasse, die von jemandem negativ beeinflusst wird

Gibt es ein Fegefeuer? Oder ist es eine Erfindung der Theologie?

Wie vollzieht sich die geistige Höherentwicklung?

Können antike Gegenstände, die vormals anderen gehörten, schlechte Schwingungen verbreiten?

Unterirdische Wasseradern unter unserem Haus üben schädigende Einflüsse aus. Was kann ich dagegen tun?

Welche Beziehungen hat die Astralwelt zur Erde und zum Menschen?

Ist es gefährlich, die Chakras zu erwecken?

Jesus sagte: „Was ich tue, könnt ihr auch tun. Ist das wörtlich zu verstehen?

Jesus und einige indische Meister haben in der Öffentlichkeit viele Wunder getan. Geschieht hier Ähnliches?

Was sind Tantra, Yantra und Mantra?

Warum ist die Wissenschaft von den Mantras verloren gegangen?

Wie definieren Sie das Wesen der mystischen Silben? Sind es Gedanken oder Ideen? Wodurch erhält ein Mantra Kraft?

Wie kann man das Mantra finden, das der persönlichen Schwingung am besten entspricht?

Sri Aurobindo schreibt, dass Mantras auch für zerstörerische Zwecke angewendet werden können. Ist das richtig?

Ist das individuelle Selbst das Ego? Und was ist die Seele?

Wie kann man sinnliche Empfindungen beim Anblick des anderen Geschlechts vermeiden?

Im Christentum beten wir zu Gott als Vater und im Hinduismus wird das Göttliche als Mutter verehrt. Worin besteht der Unterschied?

Was ist die Göttliche Mutter?

Ist es möglich, in dieser Welt glücklich und problemlos zu leben?

Wie kann man Furcht und Angst überwinden?

Wie kann man Leidenden helfen?

Meine Schwächen und Fehler stimmen mich traurig und hilflos. Was kann ich tun?

Warum muss der Mensch so hart mit seinen Schwächen kämpfen?

Wie kann ich mich bei eintöniger Hausarbeit Gott zuwenden und in einem erhobenen Bewusstsein weilen?

Warum führt der geistige Weg über Schwierigkeiten und Hindernisse?

Besteht nicht die Gefahr, dass wir für das Elend der Welt blind werden, wenn wir uns nur auf das geistige Leben konzentrieren?

Gibt es irgendwo auf der Welt noch ein Land, in dem man sich sicher fühlen kann?

Was verursacht die großen Unruhen auf der Erde?

Was können wir für den Frieden auf der Erde tun?

Was ist das Gesetz des Karma? Wie kann man davon befreit werden?

Kann Karma übertragen werden?

Ist das Gesetz des Karmas unabwendbar?

Was versteht man unter „Hierarchie“ und „Weißer Bruderschaft“?

Welche Aufgaben haben die „Sieben Strahlen“? Welche die einzelnen Strahlen?

Wie können wir bei diesem Weg in eine Falle gehen? Die Hierarchie wird doch von Meistern geführt

Wer ist Jesus Christus?

Bestimmen Sterne unser Schicksal?

Welche Eigenschaften haben die einzelnen Planeten? Haben Saturn-Geborene besondere Schwierigkeiten?

Was bedeuten „mystische Vereinigung“, „mystischer Tod“ und Neugeburt?

Ist Samadhi identisch mit mystischer Vereinigung?

Welcher Unterschied besteht zwischen Intuition und Inspiration?

Der deutsche Philosoph Leibniz und unsere germanischen Vorfahren glaubten an die Beseeltheit der Natur. Was ist Ihre Meinung dazu?

Ist die Zukunft vorausbestimmt? Hat der Mensch einen freien Willen? Wie weit kann er frei entscheiden?

Was ist mit der Wiederkehr Christi gemeint? Wird er in leiblicher Gestalt wiederkommen?

Wann tritt die Seele in den Körper des werdenden Kindes ein?

Werde ich zu Jesus kommen können, wenn ich sterbe?

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wenn ja, wie können wir die Toten erreichen und ihnen helfen?

Was geschieht beim Übergang vom Leben zum Tod? Sterben alle Menschen auf die gleiche Weise?

Wie können Menschen sich nach dem Tod ihres Körpers im Reich der Seelen verständigen?

Gibt es ein Erinnern nach dem Tod? Kann sich die Seele im körperlosen Zustand geistig fortentwickeln?

Vorwort

Wahrheitssucher verschiedenster Herkunft und Weltanschauung stellten Fragen* ) an Swami Omkarananda, der sie aus seiner Schau eines Mystikers und Weisen beantwortete und zugleich den jeweiligen persönlichen Standort des Fragenden berücksichtigte.

Was Swami Omkarananda lehrte, hat er auch gelebt (1929 – 2000, davon ab 1947 als rechte Hand Swami Sivanandas in seinem Ashram in Rishikesh und ab 1965 in Europa). Er wirkte und handelte ohne das geringste Selbstinteresse zum Wohl aller, durch Weisheit und Güte, durch umfassende Liebe zu allen Menschen und durch Demut. Aus dieser vollkommenen Demut heraus hält er uns immer wieder das Beispiel von Jesus Christus vor Augen: „Ist Christus ein selbstsüchtiger Guru? Keinesfalls. Christus liebt dich über alles. Er nennt dich ein Kind Gottes. Er wäscht deine Füße. Er ist der wahre Guru. Er hat nicht das Gefühl ,Ich bin der Guru und das sind Schüler, niedrige Leute.‘ Nein, er wäscht den Jüngern die Füße! Er verlangt nichts von ihnen, er dient ihnen nur. Der Guru sieht keinen Unterschied zwischen sich selbst und seinem Schüler.“

Impulse zum raschen geistigen Wachstum erhält der Gottsuchende von einem Lehrer, der in der Erfahrung des wahren Selbst feststeht und anderen selbstlos hilft, den Ozean der Wiedergeburten ebenfalls zu überqueren. Swami Omkarananda: „Die Welt bedeutet zwar nichts für uns, weil sie aber für die Menschen alles ist und diese aufgrund ihrer Unwissenheit über das Königreich in ihnen leiden, ist es unsere heroische Pflicht, in dieses Leiden die Freuden des Gottbewusstseins zu gießen. Wir müssen alle diese Sachen erklären und Licht auf den Weg zu Gott werfen, auf das Wesen, die Natur Gottes, darauf wie Er in unserer eigenen Seele und überall anwesend ist, in der Seele der Mitmenschen, in der Seele des Raums, in der Seele des Windes, des Wassers, überall; in den Wänden, den Steinen und Pflanzen, in der Luft.“

Was macht wahre Meisterschaft aus? Sie besteht in einem Bewusstsein, das kompromisslos, vollkommen und ununterbrochen im Fühlen, Denken und Handeln – und jenseits davon – nur auf das Eine ausgerichtet und mit ihm verschmolzen ist. Aufgrund seiner ständigen Verwurzelung in der Einheitserfahrung kann Swami Omkarananda das essentielle und verbindende Element in allen Religionen lebensnah darstellen und den Menschen auf vielfache und individuelle Weise helfen, den Herausforderungen des modernen Lebens zu begegnen.

Jesus sagte – und diese Worte werden von Swami immer wieder hervorgehoben: „Das Reich Gottes ist in euch. Sucht zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch hinzugegeben.“

Swami Omkarananda lehrt uns nichts anderes: „Es gibt Leute in der Welt, die Millionen besitzen oder auch Milliarden. Sind sie deshalb glücklich? Niemals! Es genügt immer noch nicht. Wenn du dir also alle deine Wünsche erfüllen willst, dann verbinde dich mit dem, der alles besitzt, dem Kaiser selbst. In unserem Fall ist der Kaiser Gott. Wenn du dich mit ihm verbindest, gewinnst du alle seine Schätze. Das heißt, du musst mit dem Göttlichen eins werden. Deshalb sagt Christus: ,Pflege nur den einen Wunsch – Gotterfahrung!‘ Ist Christus deshalb ein Narr, ein irreführender Guru? Keineswegs. Er ist eine Verkörperung der Wahrheit und wird dich niemals in die Irre führen. Der wahre Guru ist immer eins mit Gott. Gott und Guru gehen zusammen. Gottmenschen, Heilige, Gurus sind diejenigen, die auf Schritt und Tritt im Alltag Gott erfahren.“

Die Impulse der Botschaft eines echten Gurus kommen aus einem Licht, das Liebe, Reinheit und Weisheit ausstrahlt, weil er die Illusion der Manifestation durchschaut hat: „Ein solcher Mensch ist wie im Koma. Nimm ihn und setze ihn für hundert Jahre Regierungszeit auf den Thron des Kaisers. Er hat keine Ahnung davon, obwohl er auf fantastische Art und Weise regiert. Oder stecke einen solchen Menschen für Jahrzehnte ins Gefängnis und hole ihn wieder heraus. Er hat von alledem keine Ahnung. Für ihn ist es, als wäre nichts geschehen. Es macht nichts, wie viele Millionen Menschen ihn anbeten und verehren, in seinem Herzen hat er keine Ahnung davon. Es macht nichts, wie viele Millionen über Millionen Menschen ihn verleumden, auch davon hat er keine Ahnung.“

Warum nicht? Womit identifiziert sich ein wahrer Guru? Was ist das Geheimnis der Vollkommenheit? Swami Omkarananda: “Mensch ohne Ego ist Gott. Gott mit Ego ist Mensch. Die erste Qualifikation für einen wahren Guru ist Egolosigkeit. Was steckt aber in einer Person, wenn da kein Ego ist? Bewusstsein Gottes! Wenn mein Herz barmherzig ist, dann kannst du sicher sein, dass der Gott, den ich anbete, dass die Wahrheit, die ich anbete, oder die Göttliche Mutter, die ich anbete, unendliche Barmherzigkeit, Liebe und Milde ist. Wenn mein inneres Herz, mein Gemüt und mein Leben schön sind, kannst du sicher sein, dass der Gott oder die Wahrheit, die ich anbete, unendliche Schönheit ist. Wenn mein Leben in jeder seiner positiven Qualitäten die Fülle ist und die Leute Stärke und Glück durch die Verbindung mit mir finden, dann weißt du, dass Gott, die Wahrheit oder die Göttliche Mutter, die ich anbete, unendliches Wohlergehen, unendlicher Reichtum, unendliche Fülle ist.“

Der echte Guru erfährt sich selbst in allem und allen, weil er nur das Eine göttliche Selbst erfährt. Einem solchen Menschen kann man vertrauen. Wie könnte er gegen sein eigenes Selbst handeln?

Gottzentriertheit, Egolosigkeit, das Bewusstsein, nicht der Handelnde zu sein – das sind Schlüsselwörter aller großen Meister der Selbstverwirklichung. Sie wollen, dass man an ihrem Beispiel wächst, indem man sie prüft:

„Unser Weg ist der Weg der Vernunft, des Analysierens. Der Schüler eines echten Gurus muss die Möglichkeit haben, ihn zu testen und immer wieder zu prüfen. Du musst die Wahrheit selbst herausfinden. Guru Krishna sagte zu Arjuna: Stelle Gegenfragen! Übe an allem, was ich sage, Kritik. Kämpfe gegen die Intelligenz des Guru. Finde heraus, ob der Guru der richtige ist oder nicht, ob er in der Lage ist, deine Fragen wirklich zu beantworten. Tue das so lange, bis du total zufrieden bist. Sieh im Guru niemals den großen Herrn über den Wolken. Betrachte ihn als deinen Freund, als einen Helfer, einen Diener, einen Philosophen.“

So können uns seine Reaktionen auf unsere Fragen, auch wenn sie sachliche Zusammenhänge betreffen, helfen, unser Selbstvertrauen zu stärken und die Wahrheit, den Guru, den Christus in uns selbst zu entdecken.

Juli 2003

Angelika Ammann

*) zusammengestellt von Irma Geissel

Was bedeutet das Wort „Swami“?

ANTWORT:

Swami*) bedeutet Meister. Wer ist ein Meister? Nicht jemand, der andere beherrscht, sondern jemand, der Herrschaft über sich selbst besitzt: über sein Leben, über seinen Körper und Geist. Er beherrscht seine Gedanken. Er ist Meister seiner Seele und Meister aller Umstände und Bedingungen des Daseins. Nichts kann ihn erschüttern, nichts kann ihn im geringsten berühren. Nichts kann ihn in Versuchung führen. Er ist souverän und über alles erhaben.

Er kennt keine Sorgen und Ängste. Todesfurcht ist ihm fremd, denn er weiß, dass er unsterblich ist. Er hat die Probleme des Lebens gelöst. Er hat das Mysterium der Existenz durchdrungen. Er kennt die Wahrheit. Er lebt in der Wahrheit. Er hat die Kraft und Stärke der Wahrheit. Sein Geist ist frei. Darum kann er ein Meister genannt werden.

Er ist ein Meister des Wissens und höchster Erkenntnis. Er ist ein Meister der Liebe. Seine Liebe ist unermesslich. Sie schließt alle Universen ein. Während er ruhig dasitzt, entsendet er Welle um Welle der Liebe und des Segens, die den gesamten Kosmos durchdringen.

Wie lange dauert es, bis man ein Meister wird?

ANTWORT:

Wenn du auf dem geistigen Weg schon weit fortgeschritten bist, dauert es nicht mehr lange, vielleicht nur ein paar Jahre. Es hängt davon ab, wie ernst es dir ist, dieses Ziel zu erreichen, und wieviel Disziplinen du dir auferlegst. Strebst du mit aller Kraft des Herzens und Willens danach?

Wenn ein Student oder Forscher eine außergewöhnliche, hoch begabte und geniale Persönlichkeit ist – wie lange braucht er dann, um etwas Neues zu entdecken? Es ist eine Sache von wenigen Tagen, vielleicht nur von einigen Stunden oder Minuten. Es kommt auf den Entwicklungsstand an, den er erreicht hat. Wenn jemand dem Zustand der Vollendung schon nahe ist, braucht er nicht mehr lange, um die Stufe eines Meisters zu erlangen.

Welchen historischen Ursprung hat der Omkarananda Ashram? Welche Tradition?

ANTWORT:

Es gibt keinen zeitlich oder räumlich bestimmbaren Anfang, keine festgelegten Richtlinien und keinen begrenzten Ausdehnungsbereich wie bei den institutionalisierten Religionen. Wenn man trotzdem einen geschichtlichen Anfang bestimmen will, müsste man ihn auf die Geburt der Schöpfung zurückführen. Die Entwicklungsgeschichte der Menschheit ist das Hintergrundgeschehen des Ashrams. Denn was ist die Natur oder die Schöpfung anderes als eine Erscheinung, eine Phase in dem Prozess, der sich unaufhörlich abspielt, um die Identität mit dem Unendlichen, mit dem Göttlichen zurückzugewinnen?*)

Darum habe ich auch keine Tradition im üblichen Sinn. Meine Tradition ist die Tradition der Wahrheit in eurem innersten Herzen, die Tradition des Göttlichen: keine Tradition im menschlichen Sinn. Hätte ich eine solche Tradition, dann wäre ich räumlich begrenzt. Ich würde einer Religion oder einem Glaubensbekenntnis angehören. Ich wäre nicht universal.

Ich habe also weder eine Tradition noch eine Religion als solche. Meine Religion ist die Religion der Liebe, die Religion der Wahrheit, die Religion der höchsten Wirklichkeit, die überall ein und dieselbe ist.

*) vergl. Augustinus: „Du hast uns auf Dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es wieder Ruhe findet in Dir.“

Woran erkennt man, ob eine Organisation Wohlergehen und Werte fördert?

ANTWORT:

Wenn sich eine Organisation oder Institution um einen Menschen höchster Wahrheitserfahrung bildet, um einen Menschen, dessen Wirken aus seiner unmittelbaren Gotterkenntnis hervorgeht, dessen Worte und Taten aus seiner transzendentalen Weisheit und allumfassenden Liebe fließen – dann ist das die qualitativ höchste Wohltätigkeitsorganisation der Welt. Dann ist das etwas anderes als eine Organisation, die auf menschlicher Vernunft und juristischem Scharfsinn beruht.

Das Kennzeichen einer wahrhaft menschheitsfördernden Organisation ist darin zu finden, dass ihr Mittelpunkt ein Mensch höchster Gotterfahrung und Erleuchtung ist, als Folge seiner völligen Selbstlosigkeit und absoluten, kompromisslosen Hingabe an das Göttliche.

Der Ashram ist eine harmonische Verschmelzung von sozialem Dienen am Mitmenschen und der Hinführung zu tiefgeistiger Erkenntnis und Erfahrung. Sozialdienst allein, ohne geistige Erkenntnis und Ausrichtung, bringt nichts zustande. Bloße Sozialisierung ohne höhere Orientierung führt nicht nur zur Stagnation, sondern in den Abgrund.

Alle Menschen brauchen einen Arbeits- und Verantwortungsbereich, in dem sie dienen, wachsen und sich weiter entwickeln können. Sie brauchen eine Umgebung, die geeignet ist, die besten Kräfte und Fähigkeiten ihrer Seele zu entfalten und die endlosen Werte ihres Innern zur Verwirklichung zu bringen. Wenn sie kein Ideal vor Augen haben, keinem immateriellen, hohen geistigen Ziel nachstreben, degeneriert ihr Leben. Es verliert mehr und mehr an Wert. Daraus resultieren alle unguten Handlungen.

Haben wir aber ein hohes Ideal, so trägt und erhält es uns und gibt uns Frieden. Ein solches Ideal sollte keine bloß philosophische Idee sein, sondern das Höchste: Gott selbst, die unmittelbare einzige Wirklichkeit – nicht der Gott einer Sekte oder institutionalisierten Religion, sondern Gott als universale, allumfassende Wahrheit