Gundel und ihre kleinen Geschwister - Marc Schneid - E-Book

Gundel und ihre kleinen Geschwister E-Book

Marc Schneid

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Beschreibung

"Gundel und ihre kleinen Geschwister" ist ein unterhaltsamer und zugleich informativer Ratgeber, der von meinen ganz persönlichen Erfahrungen mit Burnout handelt. Mitte 2017 brach meine Welt zusammen und die Dunkelheit legte sich über meine Psyche. Anhand meiner Tagebucheintragungen, lustigen Passagen der Fantasiefigur Gundel und Informationsteilen versuche ich Ihnen das Thema Burnout näher zu bringen. Anhaltspunkte. Ursache. Wirkung. Heilung. Und noch vieles mehr.

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Seitenzahl: 136

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Zum Buch

Gundel und ihre kleinen Geschwister ist ein unterhaltsamer und zugleich informativer Ratgeber, der von meinen ganz persönlichen Erfahrungen mit Burnout handelt. Mitte 2017 brach meine Welt zusammen und die Dunkelheit legte sich über meine Psyche. Anhand meiner Tagebucheintragungen, lustigen Passagen der Fantasiefigur Gundel und Informationsteilen versuche ich, Ihnen das Thema Burnout näher zu bringen. Anhaltspunkte. Ursache. Wirkung. Heilung. Und noch vieles mehr.

Zum Autor

Der Autor, Marc Schneid, 1983 in Mannheim geboren und aufgewachsen, hat bereits in seiner Jugend die Leidenschaft für das Schreiben für sich entdeckt. Neben kleineren Veröffentlichungen von Artikeln in regionalen Publikationen erschien mit »Canarian Nights« 2018 sein erster Kurzgeschichtenband. Seine Figuren sind vielschichtig und abwechslungsreich und sind in unterschiedlichen Genres zu Hause.

Für meine geliebten Eltern

Für Angela, Lissa, Uwe, Claudia,

Hildrut, Susanne, Angelika, Heiko, Katja

und Conny

Inhalt

Kapitel Liebes Tagebuch

Kapitel Gundel zieht bei mir ein

Kapitel Wer bin ich eigentlich?

Kapitel Liebes Tagebuch

Kapitel Gundel und ich

Kapitel Mindfulness Übungen

Kapitel Liebes Tagebuch

Kapitel Gundel macht Ferien

Kapitel Achtsamkeit & Situationsretter

Kapitel Liebes Tagebuch

Kapitel Wo Gundel nicht gerne hingeht

Kapitel Atmung, Atmung überall Atmung

Kapitel Liebes Tagebuch

Kapitel Gundel reist mir hinterher

Kapitel No panic in da house

Kapitel Liebes Tagebuch

Kapitel Gundel und unsere WG Abende

Kapitel Das Zauberwort heißt Geduld

Kapitel Liebes Tagebuch

Kapitel Gundel nimmt Abstand von mir

Kapitel Namaste – Finde dein Qi

Kapitel Geist gegen Psyche

Kapitel Liebes Tagebuch

Kapitel Glück kommt nicht von alleine

Kapitel Heilung durch Homöopathie

Kapitel Life sucks!

Kapitel Liebes Tagebuch- Reha Aufenthalt

Vorwort

Liebe Leser, liebe Leserinnen, liebe Interessierte, liebe Selbstbetroffene, ich möchte gleich mit einem guten Rat beginnen. Eigentlich sind es drei Ratschläge.

Drei für mich verdammt Entscheidende. Das Buch soll nicht nur informieren und Ihnen humorvolle Passagen liefern, sondern in erster Linie eine Hilfe sein. Zumindest wünsche ich mir, dass es Anderen eine Hilfe sein wird.

Nun aber zu Rat Numero Eins

Kaufen Sie so viele Zeitschriften & Lektüren zu dem Thema wie Sie können, auch wenn sich einiges wiederholen wird, kann jeder weitere Artikel und jede weitere Lektüre neue Denkanstöße geben. Sie nehmen sich damit auf jeden Fall einige erste Unsicherheiten, die neu in Ihr Leben getreten sind. Meinen Stapel an Lesestoff arbeite ich noch heute ab. Sie sollen sich auch nicht zu sehr überladen, sondern das Thema und die Krankheit Stück für Stück ergründen.

Rat Numero Zwei

Suchen Sie sich bitte schnellstmöglich einen Therapeuten, der Ihnen sympathisch erscheint und bei dem Sie sich wohlfühlen und gehen lassen können, damit es Ihnen leichter fällt, Vertrauen zu fassen und über alles hemmungslos sprechen zu können, ohne Angst haben zu müssen, das Falsche zu sagen oder für Ihre Gedanken verurteilt zu werden. Bringen Sie viel Geduld mit, es kann schon einige Wochen dauern, bis man jemand Geeignetes findet, aber nicht verzweifeln, es gibt immer einen Platz, und dann ist es der richtige Ansprechpartner, der Ihnen am besten zusagt. Natürlich könnte ich Ihnen sagen, Sie werden nicht so schnell verrückt, so wie es meine Familie und meine besten Freunde getan haben, doch die belastende Last rollt erst vom Herzen, wenn es wirklich ein Fachmann ausgesprochen hat. Auge in Auge.

Man wird wirklich nicht so schnell verrückt, aber je nachdem welche Ursache Ihrer mentale Beeinträchtigung zu Grunde liegt, erschrecken einen die neuen negativen Rauschempfindungen und blockieren eben den eigenen gesunden Menschenverstand, und wer weiß schon, wann das Verrücktsein wirklich anfängt?

Rat Numero Drei

Und das ist ganz, ganz wichtig! Lassen Sie sich von Ärzten jener Bereiche untersuchen, die Ihnen momentan Probleme bereiten, damit man wirklich für sich körperliche Krankheiten ausschließen kann, um sich voll und ganz mit der eigenen Psyche befassen zu können. Es wird Sie beruhigen und Sie stärken und Sie haben nur einen Verursacher, mit dem Sie zurechtkommen müssen.

Ich wünsche es Ihnen natürlich, dass Sie keine ernstzunehmenden körperlichen Gebrechen haben, sollte der Fall jedoch eintreffen, wünsche ich Ihnen viel Kraft, Mut und Durchhaltevermögen. Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß mit meinem Buch und hoffe, Sie können viel Positives meinen Zeilen entnehmen. Das Buch ist sehr persönlich und nicht fiktiv. Es sind meine Empfindungen und mein Weg, wie ich mit den Veränderungen meiner Psyche umgegangen bin und auch zukünftig versuche umzugehen.

1. KAPITEL

Liebes Tagebuch ...
Juli 2017

Alles fing plötzlich mit einer Panikattacke an. Mein Therapeut fragt mich immer, warum ich das mit diesem Wort beschreibe oder verbinde? – wo ich das gehört hätte?

Später mehr dazu. Jedenfalls wurde mir spät abends auf der Couch auf einmal schwindelig. Mein Herz pochte rasanter, wie ein Presslufthammer und mir blieb die Luft weg. Ich rief den Notarzt, der hereingeschlappt kam und einfach salopp meinte, es wäre nur eine Panikattacke und was er jetzt schon großartig tun solle.

Ich ließ mich bei einem Allgemeinmediziner gründlich untersuchen und es war wirklich alles in Ordnung. Meine Aufregung linderte sich. Vorsichtshalber reduzierte ich meinen Konsum von Kaffee und Zigaretten.

Zwei Wochen später fing das Ganze wieder an. Ich war gerade zu Bett gegangen, da fing mein Herz wieder an, Karussell zu fahren und wie wild zu schlagen.

Ein Rausch von Angst und Unruhe raste durch meinen Körper. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Am nächsten Tag fuhr ich wieder zu meinem Hausarzt der mich wieder untersuchte und auch dieses Mal nichts Gravierendes feststellen konnte.

Das wiederholte sich in den folgenden Tagen. Ich war nur noch unter Angststrom. Zitternd, verzweifelt. Schlaflosigkeit überkam mich. Mein Kopf schaltete nicht mehr ab.

Ich fing an, panisch zu werden und innerlich durchzudrehen. Es kamen depressive Schübe dazu. Zwei Tage blieb ich bei meinem besten Freunden, weil ich nicht allein sein konnte, und ich dachte, es wäre nur eine vorrübergehende Angelegenheit, doch es wurde schlimmer und ich musste zu meinen Eltern. Der Zustand hielt an.

Ich nehme zuerst homöopathische Beruhigungstabletten ein, Baldrian oder Lavendel, die leider nur leicht helfen. Ich kann immer noch nicht genau einordnen, was genau der/die Auslöser ist bzw. sind.

Ich stehe total neben mir. Ich habe meinen Halt verloren. Täglicher Stimmungswechsel. Immer noch kein zur Ruhe kommen. Immer noch kein fester Schlaf.

Es geht soweit, dass ich es mit leichten Antidepressiva versuche. Mein Hausarzt meint, es wäre nicht schlimm, warum ich immer solche Panik hätte, Tabletten einzunehmen. Er vergleicht es mit einem Diabetiker, der eben auch Insulin bräuchte, um den Ausgleich im Körper wieder herzustellen und so sei es auch hier. Wir fangen mit leichter Dosierung an, um zu sehen, wie viel ich benötige.

Es dauert zwei bis drei Wochen, bis sie wirken, und den Beipackzettel mit Nebenwirkungen sollte man nicht lesen. Bei meinen Eltern komme ich allmählich zur Ruhe.

In meiner Wohnung und auf der Arbeit kann ich mich nicht aufhalten. Ich fühle mich von meinem Körper isoliert und entfremdet. Wie ein Beobachter, der außerhalb seiner Körperhülle steht. Nichts kommt mehr an bei mir. Ich habe meine gewohnten Empfindungen verloren. Von jetzt auf gleich, wie ein geistiger Schlaganfall.

Natürlich nehme ich meine Umgebung, meine Familie und meine Freunde wahr, doch auf einer komischen Zwischenebene. Es ist sehr schwer zu beschreiben, doch ich versuche mein Bestmögliches.

Es ist, als würde man sich im Traum befinden und sich selbst zuwinken. In der ersten Woche verschlimmern die Tabletten die Depressionen, aber das ist normal. Durchhalten, durchhalten! Ich werde nervöser und ängstlicher. Mein Kopf Kino schaltet sich einfach nicht mehr ab.

Ich lasse mich dennoch nicht hängen und versuche, meinen Tagesrhythmus beizubehalten. Stehe morgens früh auf und gestalte den Tag, damit ich nicht in Trägheit und in die Müdigkeitsfalle gerate. Ich spreche mit allen offen über meine Empfindungen, um mich nicht auszugrenzen und zu verkriechen. Das hilft mir ungemein.

Meine Eltern stärken mich. Wir reden viel und lange.

Ich versuche in Schwung zu bleiben, um nicht tiefer in das dunkle Loch zu fallen. Es ist nicht schwarz bei mir, es kam nur ein heimtückischer Grauschleier aus dem Nichts angekrochen.

Meine Freunde stehen mir bei. Verbringen viel Zeit mit mir und geben mir Halt, doch ich merke, dass sich etwas verändert hat. Ich muss mich im Freundeskreis neu beweisen. Neues Vertrauen fassen. Es bleibt immer ein Nachgeschmack, dass ich nicht mehr wirklich für zurechnungsfähig gehalten werde.

Mein Stiefvater, Wolfgang beschäftigt mich mit Heimwerkeleien, damit ich nicht vor mich hinvegetiere. So langsam taste ich mich wieder an meinen beruflichen Alltag heran. Ich gehe zumindest mit ins Geschäft und versuche in der Umgebung zurecht zu kommen.

Ich mache leichte, stressfreie Arbeiten, im Schneckentempo doch ich mache sie und liege nicht desillusioniert und an die Decke starrend im Bett und warte bis der Tag vorbeizieht. In meiner Wohnung kann ich mich nicht lange aufhalten. Ich gehe nur schnell nach der Post und den Pflanzen schauen und packe schnell frische Kleidung ein.

Mein Kleiderschrank wird leerer, die Kommode bei meinen Eltern wird voller. Der Kleiderschrank im Flur muss noch in Beschlag genommen werden. Ich habe neue Ängste entwickelt. Umgebungsängste.

Ich kann auch nicht Autofahren. Meine Umhängetasche wird zu meinem neuen, kleinen Haushalt. Ich habe die Tasche für mich zum Überleben umorganisiert.

Sie wird schwerer. Meine Schulter schmerzt, doch sie beinhaltet alles, was mir notwendig erscheint. So in etwa, wie im Urlaub wenn man eben nicht sein gewohntes Zuhause bei sich hat und alle Sachen die man so den Tag über benötigt. Notizbuch, Tagebuch, Zeitschriften, Medikamente, Handcreme, Augentropfen, Allergietabletten, Einkaufstasche.

Ich hätte fast einen Trolley gebraucht, so kam ich mir vor, doch ich konnte nicht nach Hause und bei meinen Eltern konnte ich mich nicht ausbreiten, als würde ich neu eingezogen sein.

So ist die Tasche mein Bindeglied zwischen den Orten, in denen ich mich bewege. Ob ich nun zur Arbeit gehe zum Arzt zu Freunden oder nach Hause. Sie ist zu meinem neuen kleinen Zuhause geworden. Klingt für Sie vielleicht merkwürdig, aber in der Tasche war ich drin. Also was mich noch ausmachte, um genau zu sein.

Zu meinem Bedauern kann ich kaum mehr an meinem Computer sitzen und arbeiten, oder lange vor dem Fernseher sitzen und meine Serien oder Filme anschauen. Ich kann mich nicht lange konzentrieren und mir fangen schnell an die Augen zu brennen.

Ich muss mich stark auf die Monitore fixieren und das strengt meine Äugelein massiv an. So suche ich mir andere Ablenkungen. Lese wieder mehr oder fange an, bei meinen Eltern zu helfen, das Haus zu putzen.

Es ist nicht leicht. Mein gewohntes Tun hat sich verflüchtigt. Ich orientiere mich neu und das ist verdammt noch mal sau schwer, im Dschungel der tobenden Körperreaktionen und Gedankenstrudel.

Ich verliere meinen Humor nicht, nur steht er etwas hinten an. Ich spüre leichte Brocken meines alten Ichs, das gibt mir Hoffnung und Kraft. Mein willensstarker, nicht kleinzukriegender Sarkasmus. Meine Berliner Schutzmauer, wie ich ihn gerne nenne.

Ich bin kein feuerspeiender Drache, der nur sarkastisch herumgiftet, aber ich setzte ihn passend ein, wie man es von einem Sternzeichen Skorpion wohl gewohnt ist, um sich eben vor persönlichen Angriffen zu schützen. Meine Psyche greift mich an. Mein Sarkasmus stellt sich in Position und geht zum Angriff über.

August 2017

Die Antidepressiva fangen langsam an zu wirken. Sie helfen mein unruhiges Gemüt zu besänftigen. Es fällt mir aber immer noch schwer, meinen Tag zu bestreiten.

Neuerdings kann ich nicht zu einem Supermarkt gehen. Das grelle Licht und die Überflutung von Menschen, Produkten, Lärm bringen mich rasend schnell in Panikzustände. Oh mein Gott, was ist bloß los mit mir? Ich falle zurück in Verzweiflung.

Es dauert dann wieder einige Tage, bis ich mich wieder gefangen habe, doch ich versuche es immer wieder aufs Neue damit sich nicht noch mehr Ängste ansammeln, die ich alleine bewältigen muss.

Ich lese auch überall, dass man sich seinen Ängsten stellen soll. Auch der Angst vor der Angst. Paaaah! Wie abstrus und verwirrend das alles für mich ist. Ich gehe es ruhig an. Ich suche mir sofort einen Punkt, den ich fixiere und schleiche so durch die Supermarktgänge. Mal mit Sicht auf den kompletten Raum, mal von Regal zu Regal, zu Personen oder ich konzentriere mich nur auf die rechte oder linke Aktivitäten, die so um mich herum passieren.

Boa sind die Lichter hell, ist mir noch nie so aufgefallen. Auch nicht, das der Boden schwimmen kann und ich mich fühle wie ein Wackelpudding auf zwei Stelzen. Ganz scheußliches Gefühl.

Mir fehlt das Autofahren unheimlich. Meine Freunde müssen mich jetzt immer bei meinen Eltern abholen. Das nervt mich für sie. Mich nervt es. Es schränkt mich tierisch ein. Mein Wesen schrumpft.

Alles, was mich ausmacht, scheint sich aufzulösen. Ich habe das Gefühl, eine innerliche Behinderung zu erleiden, die ich nicht mehr loswerde. Nichts mehr alleine zu schaffen. Das nervt mich ungemein.

Ich kann gar nicht oft genug sagen wie mich das nervt. Meine Freunde können es wahrscheinlich gar nicht mehr hören, wie oft ich sage, dass mich das nervt. Was ein Scheißdreck.

An einem Sonntag ist es dann soweit. Mein Herz pocht wie verrückt und ich weiß nicht, wie weit ich komme, ob ich unterwegs anhalten muss, zusammenklappe, eine Attacke bekomme, aber ich will wieder fahren und ich werde wieder fahren und ich bin gefahren. Mir ging der Arsch auf Grundeis, das kann ich sagen.

Wie bei der Fahrprüfung und danach, wenn man das erste Mal ohne Begleitung Auto fährt. Ich merke wie mein Herz während der Fahrt durch die Tabletten besänftigt wird. Es steigt eine kleine Aufregung im Körper hoch, das Herz pocht schneller und so etwa in der Mitte fährt das Ganze wieder runter und man erlebt ein wohltuendes Gefühl. Crazy...

Ich dachte nicht, dass man das so im Körper wahrnehmen kann. Das passiert öfter bei den weiteren Fahrten. Wenig später gesellen sich Tinnitus Geräusche zu meinem Herzrasen, meiner Schlafstörungen und zu meiner Augenempfindlichkeit dazu.

Den lieben langen Tag vernehme ich ein leichtes Rauschen. Mit den Alltagsgeräuschen wird es zwar übertönt, in ruhigen Momenten beeinträchtigt es mich doch schon sehr.

In meinen Fachzeitschriften lese ich zum Thema interessante Passagen. Normalerweise sind die Geräusche immer da, nur kann das Gehirn das überschallen oder vermindern, so dass wir es nicht wahrnehmen. Mein Gehirn kann das halt eben nicht mehr. Ein Spezialist in Hannover hilft Patienten mit Tinnitus durch chiropraktische Maßnahmen an den Nackennerven, diese zu vermindern. Ich denke daran, einen Termin bei meinem Chiropraktiker zu machen und ihm das zu präsentieren.

Vielleicht hat er schon davon gehört. Zudem hörte ich von einem Freund, dass sein Allergologe mit Akkupunktur vieles bei ihm erreicht hat. Beim Nachforschen auf dessen Homepage lese ich auch, dass er das bei anderen Stressfaktoren anwendet.

Ich mache einen Termin und habe ein Gespräch und er sagt mir, ich sei schon auf gutem Wege zur Besserung und dass die Akkupunktur leider nicht die Depressionen behandelt dennoch könne er mir bei den Ohrgeräusche helfen. Ich bin etwas hin- und hergerissen und beschließe, es doch erst einmal bei meinem Chiropraktiker zu versuchen.

In der Zwischenzeit bin ich doch wieder am abrutschen und überlege sogar mich in unserem Zentralinstitut für Psychische Erkrankungen einzuweisen weil ich so verzweifelt bin, dass das der einzige Weg ist, damit mir geholfen wird. Ich beschließe diesen Schritt und gehe mit meiner Mutter gemeinsam dort hin. Der Ort erschreckt mich und holt mich auf den Boden zurück.

Ich versuche es lieber mit einem Psychiater oder Therapeuten. Natürlich gerate ich in die Sommerferienzeit und muss mich durch die kurzen, wenigen Telefonsprechzeiten durchtelefonieren. Ich habe kurze, hilfreiche Gespräche am Telefon bei einem bin ich auf der Warteliste doch sind die Wartezeiten leider bis zu drei Monaten oder bis ins nächste Jahr hinein. Was soll ich bloß tun? Schaffe ich das alleine?

Viele Gespräche mit meinem Hausarzt besänftigen mich. Ich erhalte einen Termin bei einer psychiatrischen Praxis in eineinhalb Monaten. Ein leichter Trost. Eine kleine Hürde, die ich bewältigen kann. Eine Aussicht, die mir Hoffnung schenkt. Ich suche dennoch weiter und bekomme recht schnell ein Erstgespräch bei einem Verhaltenstherapeuten.

Schon am Telefon strahlt er Verständnis und Sanftheit aus. Mein Hausarzt hat mir auch zu der Kombination von Medikamenten und Therapie geraten, somit benötige ich eigentlich auch keinen Psychiater, weil er meine ärztliche Kontrolle übernimmt.

Ich hatte bisher vier Vorgespräche mit meinem Therapeuten und da wir uns beide einig sind, dass das gut funktionieren kann, beantragen wir gerade die Therapie bei der Krankenkasse.