Handbuch der Vornamen - Joachim Schaffer-Suchomel - E-Book

Handbuch der Vornamen E-Book

Joachim Schaffer-Suchomel

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Beschreibung

Die meisten Leute wissen ungefähr, wie die wörtliche Bedeutung ihres Namens lautet. Doch was sagt der Vorname noch über einen Menschen? Welche Eigenschaften und Wesensarten verbergen sich hinter den Buchstaben? Und inwiefern beeinflusst ein Name seinen Träger? Der renommierte Coach und Sachbuchautor Joachim Schaffer-Suchomel hat über 3000 Vornamen recherchiert und erläutert hier deren tiefere Bedeutung und Hintergründe. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die mehr als nur die Herkunft ihres Namens wissen wollen!

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Seitenzahl: 1280

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JOACHIM SCHAFFER-SUCHOMELMICHAELA SUCHOMEL

HANDBUCHDERVORNAMEN

JOACHIM SCHAFFER-SUCHOMELMICHAELA SUCHOMEL

HANDBUCHDERVORNAMEN

Was der Vorname über einen Menschen sagt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

1. Auflage 2021

© 2021 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Horst Christoph, Erlangen

Umschlaggestaltung: Karina Braun, München

Umschlagabbildung: shutterstock/detchana wangkheeree

Satz: Kim Winzen, Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7474-0360-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-735-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-736-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Dieses Buch widme ich (Micha)Ela,der großen Liebe meines Lebens.

INHALT

Vorwort

EINLEITUNG

Das Wesentliche im eigenen Wesen erkennen

Nomen est omen?

Was der Volksmund weiß

Namen in Literatur und Film

Vorname und Familienname – ihre Bedeutung im Vergleich

Erfolg und Misserfolg von Projekt- und Werbenamen

Ja, aber – Einwände und Fragen

Methoden der Vornamensdeutung

Die assoziativ-etymologische Methode

Das Prinzip der Polarität im Vornamen

Wortbilder – aufschlussreiche Worte im Vornamen

Anagramme im Vornamen

Was Reime über Vornamen verraten

Die Bedeutung der Buchstaben im Vornamen

Die Qualitäten der Buchstaben von A bis Z

Die Tonleiter der Vokale

Buchstabenkombinationen – und wie sie wirken

Buchstabenpyramide und Buchstabencode – ein Deutungswerkzeug

Leitfaden und Schlüsselfragen zur Deutung von Vornamen

WEIBLICHE VORNAMEN

MÄNNLICHE VORNAMEN

Anmerkungen

Literatur

Dank

Die Autoren

VORWORT

Vor Jahrzehnten lernte ich durch einen langjährigen gemeinsamen Meditationsfreund Joachim Schaffer-Suchomel über eine kleine Broschüre zu Sprache und Wortdeutungen kennen. Obwohl deren Erscheinungsbild so bescheiden war, imponierte mir diese verspielte und im besten Sinne unbekümmerte Art und Weise zu denken, zu deuten und zu schreiben spontan, war sie doch meinem Umgang mit Sprache ähnlicher als alles, was ich bis dato gelesen hatte.

Persönlich war ich durch die Psychosomatik der deutschen Sprache auf deren tieferen Bedeutungs- und Erklärungscharakter der Worte aufmerksam geworden und hatte erlebt, wie Sprache sowohl in ihrer Hoch-, vor allem aber der Umgangssprache wirklich Mund-Art, eine Kunst des Mundes war, mit deren Hilfe sich tiefe Zusammenhänge zwischen Körper und Seele aufklären ließen. Sprache war noch dazu für mich als damaligem Psychotherapeuten ein entscheidendes Werkzeug bei Therapien der Seele, die vom ge- und ausgesprochenen Wort leben. Vor allem aber faszinierte mich auch die Brückenfunktion der Sprache zwischen Körper- und Seelenebene. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass unsere Urahnen zur Zeit, als sie die Sprache entwickelten, viel mehr Ahnung von Psychosomatik, der engen Verbundenheit der Organe mit ihrer SeelenBedeutung, gehabt haben mussten.

In Joachim traf ich zum ersten Mal jemanden, der sich mit einer ähnlichen Art und wohl gleicher Liebe zur deutschen Sprache nun allen Lebensbereichen mit diesem tiefen, spielerischen Verständnis der Worte in ihrer ganzen Bedeutungstiefe widmete. Ich war sofort fasziniert und lernte ihn über unseren gemeinsamen Freund Erwin kennen und gleich schätzen. Es war sozusagen Verständnis auf den ersten Blick.

Von Beginn an animierte ich ihn, seine Wort- und Sprach-Deutungs-Schätze in einem Buch einem breiten Publikum zugänglich zu machen und versprach dabei zu helfen. Erst zögerlich und dann sehr (frei-)willig folgte er meinen Hinweisen, und ich konnte erreichen, dass sein erstes Buch in (m)einem sehr großen Verlag erschien. Ich habe es mit einem Vorwort versehen und seine Verbreitung nach Kräften unterstützt. In Zukunft durfte ich einigen seiner Bücher mit einem Vorwort als eine Art Geburtshelfer zur Seite stehen.

Mit dem hier nun vorliegenden Namens-Deutungsbuch hat Joachim weite Kreise erreicht. Für meine erste Frau Margit und mich waren Namen immer von großer Bedeutung, und in einem gemeinsamen Seminar beschäftigten wir über 100 TeilnehmerInnen einen ganzen Tag lang mit ihrer Namens-Be-Deutung, was denen viel Freude und eine Menge Aha-Erlebnisse vermittelte.

Nomen est Omen ist so ein geflügeltes Wort über all die Zeiten geblieben, dass man sich nur wundern kann, wie leichtfertig inzwischen mit Namen umgegangen wird, wie zielsicher sie aber ihre Aussagekraft bewahren.

Erst kürzlich erzählte mir ein junger Arbeiter in Zypern von seinem Glück über die erneute Schwangerschaft seiner Frau, denn ihr erstes Kind, eine Tochter, sei im Mutterleib gestorben – sie hätte Nirvana heißen sollen – und sie seien so traurig darüber. Als ich sagte, die Tochter sei eben ins Nirvana eingegangen, verstand er mich gar nicht. Beide hatten offenbar keine Ahnung von der Be-Deutung dieses für sie nur einfach gut klingenden Wortes.

Als ein US-Astronom den am weitesten von uns entfernten 10. Planeten entdeckte, wusste er nicht, wie er ihn nennen sollte. Immerhin nannte er ihn nicht egoman nach sich selbst, wie ein Herr Herschel, der den Uranos entdeckt und gleich nach sich benannt hatte, aber er fühlte sich als US-Amerikaner auch keiner Tradition verpflichtet oder gar an sie gebunden. Von seinen Kindern aber kannte er den großen tollpatschigen Disney-Hund Pluto. Und schon hatte der neue Planet seinen neuen und zugleich alten und archetypischen Namen nach Pluto-Hades, dem antiken Gott der Unterwelt.

Selbst Planeten finden sich also ihren richtigen Namen beziehungsweise die Namen finden zu ihnen. Beim Planeten Herschel mussten dann andere nachhelfen, damit aus ihm noch Uranos nach dem antiken Himmelsgott werden konnte. Ob es Intuition ist oder Zufall, ob wir Namen nach langer Überlegung finden oder spontan nach ihrem Klang wählen, immer gilt nomen est omen. Joachim Schaffer-Suchomels neues Buch kann wie kein anderes hier Licht ins Dunkel bringen. Zumindest überprüfen sollten damit alle werdenden Eltern ihre Intuition bei der Namensgebung ihrer noch nicht oder gerade erst Neugeborenen. Schon insofern ist das vorliegende Buch in meinen Augen so wertvoll. Aber es hat noch eine ganz andere Dimension, die wir in unserem Kurs schon ausgiebig nutzten, denn es kann uns helfen, uns selbst und unsere Lebensaufgabe zu finden und besser, d. h. tiefer zu verstehen. So oft haben wir erlebt, wie selbst Menschen auf dem spirituellen Entwicklungsweg keine Ahnung hatten, was ihr Name ihnen vermitteln wollte und zu sagen hatte. Insofern hat uns dieses Buch bereits sehr geholfen, vielen zu tieferem Verständnis der in ihnen über ihren Namen angelegten Möglichkeiten zu vermitteln. Es ermöglicht uns buchstäblich, uns von unserem Namen ansprechen zu lassen. Und ist das geschehen, werden wir ihn ansprechend und stimmig finden, was wiederum unser Leben mit ihm, und wie wir so ehrlich sagen unter diesem unserem Namen, erleichtert.

Entscheidend wichtig ist mir noch hervorzuheben, dass der Autor es von Anfang an gewagt hat, das »Schattenprinzip«, zugleich mein wichtigstes Buch, mit einzubinden. So liefert das neue »Handbuch der Vornamen« auch gleich ein Stück Psychotherapie mit, indem es mit der hellen Seite auch die dunkle Seite unseres Namens mit anklingen lässt und couragiert deutet.

Wenn ich mir Joachims Deutung meines Namens durchlese, was ich anlässlich dieses Vorworts nochmals tat, bin ich noch immer überrascht, was er alles aus diesen wenigen Buchstaben über mich herausgefunden hat. Das macht mir Gänsehaut, zeigt es doch, wie alles in dieser Schöpfung zusammenhängt. Und es erinnert mich an die ersten Worte des Johannes-Evangeliums: Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, also in der Einheit. Erst später kommt: »Und das Wort ward Fleisch«, verkörperte sich also. Plato sagte, hinter jedem Ding ist eine Idee, was zur Grundlage der deutenden Medizin von »Krankheit als Weg« bis »Krankheit als Symbol« wurde. Das Wort, die Idee, der Name kommen von einer viel tieferen oder höheren Ebene, als sich die meisten von uns träumen lassen. Und das »Handbuch der Vornamen« verschafft so leichten und inspirierenden Zugang zu dieser herausgehobenen Ebene.

So kann ich auch mit für Margit, meine erste Frau, sagen, wir freuen uns sehr, dass nun dieses erweiterte und nochmals vertiefte Handbuch zur Verfügung steht und vielen über die tiefere Bedeutung ihres Namens zum Verstehen ihrer eigentlichen Aufgabe und Bestimmung verhelfen kann. Denn wer ganz zu seinem Namen steht, stimmt einfach mehr und lebt stimmiger und leichter und mit mehr Perspektive.

Persönlich freue ich mich, auch diesen Schatz an Namensdeutungen nun wieder empfehlen zu können und ihn in unserem Shop und in unserer Arbeit noch weiter zu verbreiten.

Ruediger Dahlke, im März 2021

Pegeia, Zypern

EINLEITUNG

Wenn Sie einen Namen nicht finden,

sehen Sie bitte im alphabetischen Namensverzeichnis am Ende des Buchs nach. Oder unter dem Hauptnamen bei Namensvarianten. Beispiele: Die Deutung von Antje finden Sie beim Hauptnamen Anna, Hans bei Johannes, Ellen bei Helena usw.

EINLEITUNG

Der Eigenname eines Menschen ist nicht etwa wie ein Mantel, der bloß um ihn herumhängt und an dem man allenfalls noch zupfen und zerren kann, sondern ein vollkommen passendes Kleid, ja wie die Haut selbst, ihm über und über angewachsen.1

Johann Wolfgang von Goethe

In diesem Buch gehen wir dem Zusammenhang zwischen der Bedeutung eines Vornamens und den Wesenszügen seines Namensträgers auf den Grund.

Ist Peter ein Macher? Warum ist für Roger oft alles schnell roger? Fritzchen erzählt gern Witzchen, Matz und Matze lieben Mätzchen. Warum wird in Westernfilmen Bill in der Regel nicht gehängt, sondern spielt die Rolle des Gerechten?

In einer Radiosendung fragt eine Mutter: »Was soll ich nur mit meinem kleinen Sohn machen, er ist einfach nicht zu bändigen.« Auf die Frage, wie er heiße, antwortet die Mutter: »Django«. Auch dieses Phänomen kennen wir aus Western: Django, der üblicherweise nicht zahlt, geht seinen dickköpfigen Weg, notfalls durch die Wand. Auch der Sohn dieser Mutter wird schwer zu bändigen sein.

DAS WESENTLICHE IM EIGENEN WESEN ERKENNEN

Es ist seit jeher ein tiefes Bedürfnis des Menschen zu erkennen, ›Wer bin ich?‹ Der Mensch will seine Bestimmung, seine Aufgabe erfahren. Das zu wissen ist wichtig für alle Entwicklungsprozesse, die wir allein oder in Gemeinschaft oder im beruflichen Kontext durchmachen. Fehlt dieses Wissen, kann es sein, dass uns Anerkennungshunger antreibt. Das Gerangel um einen Platz im System nimmt dann seinen Lauf: in der Familie, in der Klasse, unter Kollegen, in der Gesellschaft – sogar im Verbund von Staaten. Im Kleinen wie im Großen bekriegen sich Menschen, ohne zu kriegen, was sie brauchen. Das, was wir wirklich brauchen, gibt es nicht durch Krieg. Verstehen wir uns selbst, können Dinge wie von selbst geschehen. Das Wissen um die Essenzen von Namen hilft uns, uns selbst besser zu verstehen – und es erleichtert das Verstehen anderer.

Nomen est omen?

Im Begriff ›Nomen‹ ist das ›Omen‹ enthalten, was Vorbedeutung und Vorzeichen heißt. Ebenso verweist die Aussage ›Ich heiße ...‹ auf eine Verheißung, die aus einem Vornamen abzulesen ist. Im Wort ›Namen‹ befindet sich das ›Amen‹, was ›So sei es!‹ bedeutet. Grundsätzlich können wir nur entdecken, was in uns schon vorhanden und offenbar ist. Alles, was ist, und wenn es noch so tief verborgen ist, kann durch alle Schichten des Lebens hindurchscheinen. So spiegelt sich auch das Wesen eines Menschen in seinem Namen wider.

Damit Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Spiegelung des Wesens eines Menschen in seinem Vornamen nachvollziehen können, einige Beispiele aus unserer Beratungspraxis.

Beispiel Andreas: Der Großteil des Lehrerkollegiums hatte Probleme mit einem Schüler namens Andreas. Das altgriechische andreios bedeutet mannhaft, tapfer. Andreas wird vom ›As(s)‹ seines Namens gezogen, dem höchsten Trumpf im Kartenspiel: Andreas will gern der Beste sein, am liebsten, indem er es anders macht als die anderen, was als Anagramm2 in seinem Namen auftaucht: Andreas – Anders. Fühlt er sich in diesem Wesenszug anerkannt, zeigt er sich engagiert und ist ganz und selbstverständlich für die anderen da. Wird der Essenz seines Namens aber gegengesteuert, soll er sich also etwa in der Schule unterordnen, ohne dass sein Anderssein dabei akzeptiert ist, wird er Probleme machen: Er wird sich wehren und aufsässig verhalten.

Ein Beispiel für das Anderssein von Andreas finden wir beim Apostel Andreas: Er wurde nicht an ein normales, ein T-förmiges Kreuz geschlagen, sondern an ein Kreuz in X-Form. Er fand sich nicht würdig, wie Jesus Christus, sein Herr, zu sterben. Daher kommt das ›Andreaskreuz‹, das wir von Bahnübergängen kennen.

Beispiel Gabi und Gabriele: Eine Frau namens Gabi hatte Probleme, diesmal nicht in der Schulklasse, sondern im Team. Sie fühlte sich immer wieder ausgenutzt. Eine Gabi gibt und gibt und verausgabt sich, obwohl Gabriele doch im Grunde genommen ›Gott macht stark‹ bedeutet, von hebräisch geber, ›Der starke Mann‹, und el, ›Gott‹. Gabi gibt und vergisst dabei Gott, der ihr helfen könnte, und letztlich vergisst sie auch sich und ihre eigene Größe. Als Gabi beschloss, sich künftig mit dem ganzen Namen Gabriele ansprechen zu lassen, spürte sie den Unterschied. Den ganzen Namen zu hören, stärkte ihr Selbstbewusstsein. Entsprechend konnte sie auch ihre ganze Kraft entfalten. Sollte die Kurzform ›Gabi‹ in der Geburtsurkunde stehen, kann sich die Namensträgerin zumindest an die Kraft der Grundform ihres Namens erinnern. Auf diese Weise ist das Problem, sich in der Kurzform des Namens zu kurz gekommen zu fühlen, lösbar.

Beispiel Achim: Auch Achim, der bis zur Erschöpfung arbeitete, erging es ähnlich, weil er glaubte, alles allein machen zu müssen. Achim geht zurück auf Joachim, von hebräisch jehojakim, was ›Jahwe wird aufrichten‹, ›Jahwe möge aufrichten‹ bedeutet. Achim versuchte sein Leben ohne das ›Jo‹, ohne Jahwe, zu meistern. Auch Achim sollte sich, egal, was in seiner Geburtsurkunde steht, an die Ursprungsform ›Joachim‹ erinnern, damit die Hilfe Gottes mit in sein Leben kommen kann.

Beispiel Dominik: Stimmt es, dass Dominik und seine weibliche Kollegin Dominique gerne dominieren? Lehrer einer Schule hatten mit dem 10-jährigen Dominik Schwierigkeiten, weil er ständig Aufmerksamkeit brauchte. Da das Dominieren einen Wesenszug des Namens zu spiegeln scheint, riet der Autor den Lehrern, Dominik ein Projekt zu geben, für das er ganz alleine verantwortlich ist und das er später präsentieren sollte. Diese natürliche Aufmerksamkeit genügte, Dominik zufriedener, friedlicher und sozialer werden zu lassen.

Was der Volksmund weiß

Das Wesen von Vornamen spiegelt sich in Redensarten wider. Redensarten entsprechen nicht selten einer tieferen kollektiven Weisheit.

Vom Hans im Glück zum Hanswurst: ›Der Hans, der kann’s!‹, sagt der Volksmund. Hans ist begnadet. Der Name ist die Abkürzung von Johannes, wörtlich: ›Jahwe hat Gnade erwiesen‹. Von Hans wird Geschick und Stabilität erwartet. Der in der ›Gnade Gottes‹ stehende Hans spiegelt sich auch im Märchen vom Hans im Glück. Der englische Hans heißt Jack. Jack taucht im ›Jackpot‹ auf, dem Glückstopf, den viele knacken wollen. Für das Glücksspiel ›Black Jack‹ dient der Glück verheißende Hans gleichfalls als Namensgeber. Als ›Hans Dampf in allen Gassen‹ gerät der Namensträger eher ins Zwielicht. Diese leicht abwertende Redensart steht für ›überall dabei sein‹ und ›sich auskennen‹ – oder zumindest so zu tun, als kenne man sich aus. Ohne die nötige Bescheidenheit wird der Namensträger zum ›Prahlhans‹ oder gar zum ›Hanswurst‹. ›Hänseleien‹ bleiben ihm dann nicht erspart.

Wir sehen hier, wie viele unterschiedliche Aspekte von ›Hans‹ im kollektiven Gedächtnis gespeichert sind.

›Den Louis machen‹: Fühlt sich jemand nicht beachtet, macht er oder sie ›den Louis‹, das heißt, Louis probt den Aufstand, wenn er sich übersehen fühlt. Louis braucht viel Beachtung. Eltern und Pädagogen erleichtern sich den Umgang mit Louis, wenn sie sein Bedürfnis nach Beachtung auf einfache Art stillen, indem sie ihn beispielsweise ansehen und ansprechen, so dass er weiß, dass er gemeint ist.

Die Namen Louis und Luise gehen auf Ludwig zurück, ein Name, der ursprünglich aus dem althochdeutschen hlut kommt und laut, bekannt bedeutet. Der zweite Namensteil wig in Ludwig bedeutet im Althochdeutschen Ringen, Kampf, Krieg. Louis, aber auch Luise und Ludwig werden laut und kämpfen um Anerkennung, wenn sie sich vergessen fühlen.

›Der wilde Max‹: Das lateinische Wort maximus heißt ›der Größte‹. Klein sein und nicht gesehen werden ist das Schlimmste, was Max, Maxim und Maximilian passieren kann. Max, und vor allem Mäxchen, wird schnell ungeduldig und spielt gern auch mal ›den wilden Max‹. Überspitzt ist sein Charakter in Wilhelm Buschs ›Max und Moritz‹ zu erleben.

›Frech wie Oskar‹: Oskar ist immer für eine Überraschung gut und laut Volksmund oft ›frech wie Oskar‹. Ungemein sprachgewandt vermochte etwa der deutsche Politiker Oskar Lafontaine, seine Spitzen mit spitzer Zunge zu verteilen, um zu zeigen, wie spitze er ist. Oskar kommt aus dem altnordischen àss für Gott und geirr für Speer. Oskar ist also nichts weniger als ein ›Gott mit kampfbereitem Speer‹.

›Hau den Lukas‹: Lukas findet immer eine Luke, ein Ass zu sein. Lukas ist hell im Kopf, schließlich bedeutet sein Name hell und Licht. In seiner Extrovertiertheit kann er sein Umfeld ziemlich nerven. Jeder kennt das Spielgerät ›Hau den Lukas‹ auf Jahrmärkten. Der Name für dieses Gerät ist also nicht aus der Luft gegriffen.

Namen in Literatur und Film

Große Geister, Philosophen und Literaten wie Johann Wolfgang von Goethe und William Shakespeare wussten vermutlich – bei Goethe können wir sicher sein – von der Kraft der Namen. Dieses Wissen berücksichtigten beide bei der Namensnennung ihrer Figuren und Rollen. So lässt Goethe Faust den markanten Satz sprechen: »Bei euch, Ihr Herrn, kann man das Wesen gewöhnlich aus dem Namen lesen.«3

Stimmen Persönlichkeit und Name überein, wird ein hoher Grad an Stimmigkeit erreicht. Von dieser starken Energie, auch Resonanz genannt, werden Menschen fast automatisch angezogen. Oft ist ihnen der Hintergrund dieser Anziehungskraft nicht bewusst. Dagegen lenken Dissonanzen uns ab, weil unsere Aufmerksamkeit in zwei Richtungen gelenkt wird. Anders verhält es sich, wenn der Dissonanzeffekt vom Autor oder Regisseur bewusst gewählt wird. Etwa wenn ›Molly‹ in einem Film die Magersüchtige spielt, kann uns diese Gegensätzlichkeit in den Bann ziehen.

Mogli: Das Menschenkind Mogli in Walt Disneys Dschungelbuch gehört nicht wirklich in die Welt des Dschungels. Deshalb passt der Name Mogli vorzüglich: Mogli mogelt sich durch eine Welt, die nicht die seine ist.

Reineke Fuchs: Reineke, eine niederdeutsche Form von Reinhard, setzt sich zusammen aus den althochdeutschen Begriffen ragin, was Rat, Beschluss, und harti, was hart, stark bedeutet. Der Fuchs steht im Volksmund für Schläue, passt also zu Reinhard, dem ›starken Ratgeber‹. Reineke Fuchs überlistet in der gleichnamigen Tierfabel den König der Tiere, den Löwen.

Romeo und Julia: Romeo geht auf das lateinische romanus zurück und heißt ›Der in Rom Wohnende‹. In Shakespeares Drama zeigt sich Romeo auch als roher Mann. Wild und leidenschaftlich erobert er Julias Herz gegen den Willen beider Familienclans. Andererseits ist Romeo natürlich romantisch veranlagt. Letztlich ist ›Romeo und Julia‹ eine dramatisch endende Romanze.

Julia kommt von lateinisch iovilius, was ›Dem Jupiter geweiht‹ bedeutet. Der Planet Jupiter steht in der Astrologie unter anderem für Optimismus und Glück. In Shakespeares Drama scheint der Planet allerdings eine schlechte Phase gehabt zu haben, zumindest in Kombination mit Romeo. Scheint, weil Bedeutungen immer auch ihr Gegenteil mit einschließen. Wir leben in einer polaren Welt. Licht und Schatten gehören zusammen. Julia wird aus Unglück lernen können. Glück, Liebe, Leichtigkeit haben den Gegenpol Tiefgründigkeit, deren nicht transformierte Form Schwere und Drama bedeuten können.

Vorname und Familienname – ihre Bedeutung im Vergleich

Dieses Buch ist ein Vornamen-Buch. Vornamen können entschlüsseln, wer ein Namensträger von seinem Wesen her ist und was er für seine Entwicklung braucht. Das entspricht den inneren Qualitäten. Der Familienname dagegen erzählt von den Qualitäten des sozialen Umfelds. Zuweilen können innere und äußere Kräfte eng zusammenwirken. An den folgenden Beispielen prominenter Personen können wir die Wirkkraft von Vornamen und Familiennamen besonders gut erkennen.

Bertolt Brecht: Der gesellschaftskritische Schriftsteller Bertolt Brecht machte seinem Nachnamen Ehre, indem er uns durch sein Werk zuruft: Brecht mit alten Wertvorstellungen! Einer seiner bekannten Sätze, mit denen er Banker in die Nähe von Kriminellen rückt, lautet: »Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?«4 Der Vorname Bertolt kommt aus dem Althochdeutschen; beraht bedeutet strahlen, glänzen. Der zweite Teil von Bertolt, olt, bedeutet walten, herrschen. Dies gab Bertolt Brecht die Kraft, gegen den Strom zu schwimmen, neuen Idealen zum Glanz zu verhelfen und alte und ursprüngliche Werte wieder ans Licht zu bringen und zu bewahren.

Romy Schneider: Ihre authentische Art machte Romy Schneider zu einem Mythos, der bis heute ungebrochen ist. Ihr Leben schwankte zwischen zwei Polen: Glanz und Gloria standen Schicksal, Dramatik und Tragik gegenüber. Ihr privates Leben und ihre Persönlichkeit blieben im Schatten ihres öffentlichen Glanzes. Ursprünglich hieß sie Rosemarie Magdalena Albach-Retty, nach ihrem Vater Wolf Albach-Retty. Den Familiennamen Schneider übernahm sie von ihrer Mutter Magdalena Schneider. Romy, eine Koseform ihres richtigen Namens Rosemarie, ist eigentlich eine ›Lallform‹ aus der Kindersprache,5 mit dem Namen wird vor allem eine kindlich-romantische Vorstellung vom Leben und der Welt festgehalten, ein Flair, mit dem die Schauspielerin unendlich viele Fans in Bann hielt – aber letztlich auch sich selbst gefangennahm. In der Sissi-Rolle spiegelt sich ein Grundthema von Romy Schneider wider, denn auch Sissi ist eine Koseform, nämlich von Elisabeth, und damit ebenfalls eine ›Lallform‹.6 Zu einer wirklichen Auseinandersetzung mit Leben, Trennung und Tod kam Romy nicht, sie blieb in der Tragik ihres Lebens gefangen. Der Identitätsbildung kann die Koseform eines Vornamens offensichtlich im Wege stehen – wie wir bereits am Beispiel Gabi sehen konnten. Ab einem gewissen Alter sind Koseformen nicht mehr angebracht. Im Fall Rosemarie Schneider ist zu bemerken, dass Rosa und Maria – woraus der richtige Name Rosemarie zusammengesetzt ist – große weibliche Namen sind, die dem Glanz der Schauspielerin durchaus entsprochen hätten.

Donald Trump: Der Vorname Donald kommt aus dem Keltischen und bedeutet ›Welt‹ und ›mächtig‹. Donald ist (bzw. war) also der Mächtige in der Welt. Nomen est omen, leider.

Das englische to trump up bedeutet erfinden, allerdings im Kontext von ›Erfinden von Ausreden‹, worin Donald Trump besonders gut war. Zu trump gibt es folgende Herkunftsbedeutungen:7 Trumpf – Furz – Trompete – Stichblatt – Maultrommel – feiner Kerl.

Die Reihenfolge der Bedeutungen erzählt wie auch die Buchstaben eines Wortes eine Geschichte:

Trumpf: Donald Trump liebte es, andere zu übertrumpfen. Furz: Herumstänkern war sein Lieblingsspiel. Trompete: Laut war Donald Trump allemal, er wollte nicht nur gesehen werden, er wollte sich Gehör verschaffen. Stichblatt (im Kartenspiel): Oft hatte Donald Trump noch ein Ass im Ärmel, mit dem er andere ausstechen konnte. Maultrommel: Voraussetzung, dieses Instrument spielen zu können, sind flexible Zungenbewegungen. Das verwechselte Donald Trump mit einem lockeren Mundwerk. Zu guter Letzt haben wir die Bedeutung feiner Kerl, am Ende der Entwicklungskette stehend. Das macht Hoffnung, kann aber drei bis vier Reinkarnationen dauern.

Erfolg und Misserfolg von Projekt- und Werbenamen

»Ein falscher Name – das ist der Anfang vom Ende«, sagt Shakespeare.8 Am Beispiel von eklatanten und außergewöhnlichen Werbenamen lassen sich Resonanzen verdeutlichen. Resonanz geht auf das lateinische re-sonare zurück, das ›wieder erklingen‹ heißt. Jeder Name erzeugt eine Resonanz, was bedeutet, dass Kräfte, die im Grunde schon immer da sind, mit dem Rufen des Namens zum Erklingen gebracht werden.

Wie der Volksmund kollektive Wahrheiten und Weisheiten speichert, so sind Wahrheiten auch in Mythen und Sagen verborgen. Sie sollen uns vor Unheil bewahren. Projekt- und Werbenamen lehnen sich gerne an Mythen an, wenngleich deren Bedeutung nur oberflächlich betrachtet wird.

Die Titanic und ihr Untergang: 1912 fuhr die Titanic – damals das schnellste und modernste Dampfschiff aller Zeiten – mit Volldampf in den Untergang. War der Name nicht Zeichen von Stärke und Sicherheit? Titanen sind in der griechischen Mythologie ›die Gottgleichen‹, die durch Kraft die Welt regieren wollten. Heute steht der Name im übertragenen Sinne für jemanden, »der durch außergewöhnlich große Leistungen, durch Machtfülle oder Ähnliches beeindruckt«.9 Von diesem Bild geblendet, beachteten die Namensgeber der Titanic den Ausgang der Geschichte nicht: Die riesenhaften Titanen lehnten sich gegen die Herrschaft des Zeus auf, der sie dafür in den Tartarus, den tiefsten Abgrund der Unterwelt, stürzte. Analog dazu sank die Titanic auf den tiefsten Grund des Meeres und riss dabei 1517 Menschen mit in den Tod. Mächtige Namen können wie im Fall Titanic übermütige Menschen anziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Unheilvolles eintritt, steigt. Wie schon gesagt, Namen sind mit Resonanzen verbunden und deren Bedeutungsinhalte können mit der Namensgebung wachgerufen werden. Der Name Titanic könnte sich vielleicht für ein U-Boot eignen, wollte die Mannschaft nicht ab und zu wieder auftauchen.

Phaeton – der Luxuswagen von VW: Der VW-Konzern lieferte ein Paradebeispiel dafür, wie sträflich es sein kann, bei der Namensgebung den mythologischen Hintergrund zu ignorieren. Sein Auto namens Phaeton konnte nur ein Flop werden. Der Name geht zurück auf den Sohn des Sonnengottes Helios. Helios gilt als Wesenstyp des Möchtegerns und Versagers. Nachdem Phaeton von seinem Vater das Recht eingefordert hatte, den Sonnenwagen übers Himmelszelt zu lenken, zeigte sich, dass er trotz großer Worte der Aufgabe nicht gewachsen war: Ungeschickt entfachte er einen Weltenbrand, dem auch er selbst zum Opfer fiel. So kam es zum ersten Unfall mit Totalschaden in der Verkehrsgeschichte der Götter. Ähnlich der VW-Phaeton: Er stellte sich als Möchtegern-Luxuswagen heraus, der von den Kunden nicht angenommen wurde. Möchtegerns aller Schattierungen hätten dieses ›Flaggschiff‹ schon gern erworben – vorausgesetzt, sie hätten es sich leisten können. Doch eben das können die meisten Möchtegerns eher nicht. Die schlechten Verkaufszahlen bestätigten die These.10 Auch Werbefachleute könnten sich Weisheiten und Wirkkräfte alter Mythen zunutze machen.

Der Werbename Google

»Die Bezeichnung Google basiert auf einem Wortspiel. (...) Milton Sirotta (Neffe des US-amerikanischen Mathematikers Edward Kasner) hatte den Ausdruck im Jahr 1938 erfunden, um der Zahl mit einer Eins und hundert Nullen (…) einen Namen zu geben. Die Google-Gründer wiederum suchten eine treffende Bezeichnung für die Fülle an Informationen, die ihre Suchmaschine im Web finden sollte.«11 Google ist so erfolgreich, dass das Verb ›googeln‹ in den kollektiven Wortschatz aufgenommen wurde. Der Werbename Google zeigt, wie erfolgversprechend ein Synchronisieren von Name und Inhalt ist. Dem fordernden ›Go‹ in Google, das auch rückwärts gesprochen erscheint, kann man eine überaus erfolgreiche Wirkung zusprechen. Solche Sprachspielereien scheinen menschliche Gehirne glücklich zu machen. Dieser Masche bedient sich auch MAOAM, vorwärts und rückwärts gesprochen ist egal, immer kommt MAOAM heraus.

JA, ABER – EINWÄNDE UND FRAGEN

Im Folgenden gehen wir auf Einwände ein, die zu Vornamensdeutungen immer wieder gemacht, und auf Fragen, die immer wieder gestellt werden.

Einwand: »Namen sind nur Schall und Rauch.« Viele Moderatoren und Journalisten beginnen Sendungen und Berichte zur Vornamensdeutung gern mit diesem Satz. Antwort: Das stimmt! Name ist Schall und Rauch! Schall heißt von seiner Herkunft ›lauter Ton‹, und dieser erzeugt einen Widerhall im All. Das heißt, mit dem Rufen des Namens kann der Namensträger seinen Ruf hören und ihm folgen, weil der Gehalt seines Namens mit dem Rufen zum Klingen gebracht wird – re-sonare – zurück-schallen! Stellen Sie sich vor, wie oft Sie im Lauf Ihres Lebens Ihren Namen hören. Das zeigt Wirkung!

Die Analyse des zweiten Wortes Rauch ergibt, dass dieses Wort mit dem Verbum riechen verwandt ist. Der Volksmund spricht von einem guten Riecher. Im übertragenen Sinn bedeutet Rauch, dass mit der Namensgebung ein Zeichen gesetzt ist, das wir mit den Sinnen erfahren können. Rauch durchdringt den Raum. Das weiß jeder Nichtraucher.

Obwohl die Herkunft der Worte Schall und Rauch eine klare Aussagerichtung haben, heißt es im Duden der Redewendungen: Ein Name ist Schall und Rauch bedeute, »vergänglich, ohne Bedeutung sein«.12 Und: »Der Name allein sagt noch nichts über jemanden, über etwas aus. Namen sind vergänglich.«13 Johann Wolfgang von Goethe als Quelle für diese Aussagen heranzuziehen, lässt staunen (zumal Schall gar nicht vergänglich und der Urknall immer noch nachweisbar sein soll).14 Goethe hat, wie wir zu Anfang lesen konnten, ein klares Verständnis von der Bedeutung von Namen: »Der Eigenname eines Menschen«, schreibt er, sei »ein vollkommen passendes Kleid, ja wie die Haut selbst, ihm über und über angewachsen«. Sein Zitat aus dem ›Faust‹ wurde schlicht aus dem Zusammenhang gerissen. In der Szene in Marthens Garten ist Faust von Gretchens Wesen so besessen, dass er keine Worte mehr findet und sagt: »Name ist Schall und Rauch, umnebelnd Himmelsglut.« Faust findet also keine Worte mehr, den Nebel zu durchdringen und die Himmelsglut dahinter in Sprache zu fassen. Wie ein Mensch heißt, scheint also eine heiße Angelegenheit! Sprache mag sich ändern, der Gehalt hinter den Worten ist niemals vergänglich. Dass Namen eine Bedeutung haben, unterstreicht Goethe in seinem Faust auch an anderer Stelle im bereits erwähnten Zitat: »Bei euch ihr Herrn, kann man das Wesen gewöhnlich aus dem Namen lesen.«15

Einwand: »Was kann denn ich dazu, dass ich so heiße?«

Antwort: Kinder sind ihren Eltern und damit ihren Ahnen sehr ähnlich. Zwischen beiden gibt es eine starke Resonanz. Ist eine Frau schwanger, sagt man, sie sei ›in der Hoffnung‹. Im übertragenen Sinn ist damit eine Weiterentwicklung in die nächste Generation gemeint. Eltern, nicht nur die Mutter, sind in der Hoffnung, dass ihre Kinder es besser haben werden. Laut Duden Herkunftswörterbuch ist das Wort hoffen »vielleicht mit der Wortgruppe von hüpfen verwandt und würde dann ursprünglich etwa (vor Erwartung) zappeln, aufgeregt umherhüpfen bedeuten«.16 Hüpfen steht für Lebendigkeit und Lebensfreude.

Eltern wählen in der Regel den Namen ihres Kindes sehr bedacht und setzen in ihn meist unbewusst ihre Hoffnung. Erwartungen der Eltern können wir am Namen der Kinder ablesen. In einer Zeit, in der die beiden Autoren mit dem dramatischen Tod ihrer Geschwister konfrontiert waren, kam ihr erstes Kind zur Welt. Sie nannten es Viviane, die Lebendige. Der Wunsch nach Leben und Lebendigkeit war sehr groß. Der Hintergrund dieser Namensgebung war den Autoren damals nicht bewusst.

Kollektive Erwartungen können wir an der jährlichen Hitliste der Vornamen ablesen, besonders, wenn wir in die Jahre des Zweiten Weltkriegs zurückgehen. Gegen Ende des Krieges wuchs der kollektive Wunsch nach Glück und Gnade – und nach Beständigkeit. Auf den vordersten Plätzen in der Namenshitliste stand jahrelang Hans. Hans lässt hoffen, denn, wie Sie schon lesen konnten, weiß der Volksmund, ›Der Hans, der kann’s‹, zudem steht Hans bekanntlich für Glück. Später kam dann der Vorname Peter hinzu, was Fels bedeutet. Peter steht für Beständigkeit, und Peter ist ein Macher. Eine Zeitlang stand sogar der Doppelname Hans-Peter auf der Hitliste an erster Stelle! Hans blieb jahrelang ein beliebter Zweitname, der dem Rufnamen vorangestellt wurde, wie in Hans Joachim. Nach dem Wiederaufbau Deutschlands rutschten Hans und Peter auf die hinteren Plätze zurück. Hoffen wir, dass sie nicht wieder auf den ersten Plätzen gebraucht werden!

Jürgen Fliege, ein Fernsehmoderator in den 1990er-Jahren, drückte sich in der Frage der Namensgebung sehr poetisch aus. In einem Gespräch mit dem Autor sagte er, das Kind würde der Mutter seinen Namen ins Ohr flüstern. Schöner kann man das Wesen der Namensgebung nicht ausdrücken.

Die katholische Kirche nutzt die Wirkkraft von Vornamen, indem sie den Namenstag feiert. Die Päpste reflektieren noch heute ihre Namenswahl und setzen das, was sie in ihrer Amtszeit auf Erden bewirken wollen, in ihren Papstnamen. Benedikt heißt, ›Der das Gute sagt‹, Franziskus geht auf ›frank und frei‹ zurück. Papst Franziskus will die Menschen und die Kirche von ihren Fesseln befreien.

In den Königshäusern weltweit wird es keinen Adeligen geben, der behaupten würde, Namen hätten keine Bedeutung und seien esoterischer Quatsch. Besonders Königinnen und Könige haben wie auch die Päpste Namen zu ihrer Machterhaltung und Wirkkraft auf Erden erhalten.17

Einwand: »Ich kenne aber einen Peter, der ist völlig anders.«

Antwort: In der Namensdeutung ist das Prinzip der Polarität wichtig. Es besagt, dass eine Wesenskraft immer einen Gegenpol hat. Peter ist in der Regel in seinem Wesen extrovertiert, nach außen gerichtet. Er kommuniziert gern, er unterhält und schmeißt gerne Runden. Der Gegenpol dazu ist introvertiert, nach innen gerichtet. Mit dieser Kraft zieht Peter sich zurück in sein stilles Kämmerlein. Tut er das zu intensiv und zu lange, würde er verschlossen und depressiv werden. Die Leute kennen ihn, wenn er unterhaltsam ist, so natürlich nicht. Das bleibt sein Geheimnis. Es kann passieren, dass wir im Laufe unserer Entwicklung vom Pol der ›gegebenen Kraft‹ zum Pol der ›zu entwickelnden Kraft‹ wechseln, weil wir mitunter verunsichert sind und selbst nicht mehr wissen, wer wir sind und wo es langgeht.

Das Prinzip der Polarität verdeutlicht ein dramatisches Beispiel. Eine Boulevardzeitschrift berichtete vor vielen Jahren über den Fall eines Elternpaares aus den USA, das ihren Erstgeborenen Winner (Gewinner) nannte und den Zweitgeborenen Looser (Verlierer). Zum Glück sind in Deutschland solche launenhaften Namensgebungen nicht erlaubt, sondern nur solche mit sprachlichen Wurzeln, die mit Vornamen zu tun haben. Interessant war, dass aus Winner ein Looser wurde, er landete im Gefängnis, und dass Looser sich als Gewinner etablierte, er machte Karriere. Medien nehmen dieses Beispiel gern als Beweis, dass Namensdeutungen beliebig sind. Doch nach eben diesem Prinzip der Polarität entwickelt sich unsere Persönlichkeit, und entsprechend funktioniert auch die Namensdeutung. Wir können mit einem Namen unter Umständen das genaue Gegenteil hervorrufen, den Schatten. Julia, die Glückliche, wird sich mit Unheil und Unglück auseinandersetzen müssen, das sahen wir bei Romeo und Julia. Auch Felix, wörtlich der Glückliche, wird nicht im Selbstlauf glücklich sein, auch wenn seine Eltern ihm das mit diesem Namen wünschen wollten. Er kann lernen, Glück zu initiieren und aus Unglück zu lernen. Im Fall Winner und Looser war es so, dass Winner sich als ständiger Kronprinz gefeiert und nicht gelernt hatte, sich nicht nur für sich selbst einzusetzen. Looser dagegen hatte sich und der Welt gezeigt, dass er in Wahrheit ein Winner ist.

Einwand: Oft hören wir diesen Einwand: »Es heißt, Joachim ist optimistisch. Doch ich kenne viele optimistische Menschen, die nicht Joachim heißen.«

Antwort: Die Aussage, dass man nicht Joachim heißen muss, um optimistisch zu sein, ist richtig. Diese Qualität trifft nicht nur auf Joachim zu. Doch können Sie folgende Logik nachvollziehen: Die Post fährt gelbe Autos, aber nicht alle Autos, die gelb sind, lassen auf ein Postauto schließen.

Namen bestehen aus Buchstaben und Buchstabenkombinationen. Jeder einzelne Buchstabe hat für sich eine eigene Bedeutung und liefert in Kombination mit anderen Buchstaben des Namens ein einzigartiges Qualitätsprofil.

Aus den Qualitäten der Buchstaben von A bis Z können wir schließen, dass es mit Haupt- und Unteraspekten hunderte von Qualitätsprofilen gibt. Wir gehen davon aus, dass alle Menschen über diese Fülle an Grundqualitäten verfügen. Auch der größte Pessimist trägt noch ein Fünkchen Hoffnung in sich, und selbst der größte Optimist kennt Phasen der Resignation. In diesen Phasen jedoch wird der Optimist nicht vor die Türe gehen – kaum jemand wird ihn pessimistisch erleben.

Es ist wichtig zu wissen, dass in jedem Vornamen ein ›Buchstabencode‹ verborgen ist, den wir später noch beschreiben werden. Das heißt, in der Entwicklung des Namensträgers stehen bestimmte Kräfte im Vordergrund, während im Hintergrund die anderen Kräfte weiterhin mitschwingen. Seine Wesenskräfte sind nicht nur im Buchstabencode verborgen, sie zeigen sich auch in der Herkunftsbedeutung und ihrer symbolischen Deutung. Eine Regina, eine Königin, wird gern regieren wollen. Was soll sie als Königin anderes tun? Auch Otto will Macht haben, obwohl das weder in der Herkunftsbedeutung steht, noch aus seinem Buchstabencode abzulesen ist. Auf die Qualität der Macht schließen wir aus dem symbolischen Gehalt der Herkunftsbedeutung. Otto bedeutet Besitz und geistiges Erbe. Wenn das nichts mit Macht zu tun hat! In den einzelnen Namensdeutungen konzentrieren wir uns auf die essenziellen Wesenskräfte – schließen damit andere Kräfte aber nicht aus!

Einwand: Oft ist der Einwand zu hören: »Mir ist die Bedeutung meines Namens gar nicht bewusst.«

Antwort: Dem Unterbewusstsein ist es egal, ob wir uns der Wirkkraft eines Namens bewusst sind. Das Unterbewusstsein wirkt unabhängig davon. Marktforscher haben herausgefunden, wenn im Supermarkt französische Musik gespielt wird, kaufen Kunden signifikant mehr französische Weine. Wird klassische Musik gespielt, greifen die Kunden zu teureren Weinen. Ob bei billiger Schlagermusik Billigweine erworben wurden, wurde leider nicht untersucht.

Gerade der Markt kennt in der Regel die Macht des Unbewussten und die Beeinflussbarkeit des Unterbewusstseins der Kunden, sehen wir einmal von der Phaeton-Panne von VW ab. Der Bau der BMW-Welt in München ähnelt einer Haifischschnauze. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. BMW-Werbemanager kennen diesen Hintergrund, sprechen aber nicht darüber. Sie wissen auch, dass die Front eines BMW eine Nachempfindung der Haifischschnauze ist. Sie ist ein Symbol für Erfolg und Sieg. In den Meeren geht der Hai meist als Sieger hervor. Auf der Autobahn haben auch Sie wahrscheinlich öfter schon Hai-Alarm erlebt, wenn ein BMW-Fahrer Ihnen fast am Heck klebt, damit Sie Platz machen. Dieses Phänomen gilt mit Sicherheit nicht für alle BMW-Fahrer. Zu einem Kauf entscheiden sich auch Menschen, die aus Bayern kommen oder aus den USA, weil sie sich mit dieser Marke identifizieren und technischen Fortschritt und BMW als Synonym erleben.

Frage: Welche Wirkung haben Kosenamen? Antwort: Grundsätzlich sind Kosenamen gut. Kosen bedeutet laut Duden Herkunftswörterbuch ›zärtlich sein‹,18 wie wir es aus ›liebkosen‹ kennen. Es wird auf den Zusammenhang ankommen, ob ein Kosename angebracht ist oder nicht. Als Philipp Rösler, früher Bundesvorsitzender der FDP und deutscher Vizekanzler, bei Harald Schmidt zu Gast war, begrüßte ihn dieser mit den Worten: »Ich darf doch Fips zu Ihnen sagen!« Fips ist eine Koseform von Philipp. Damit waren die Rollen in der Sendung geklärt. Hieß Ihr Goldhamster, liebe Leserinnen und Leser, nicht auch Fips? Im öffentlichen Kontext, besonders bei öffentlichen Personen, sind Kosenamen unpassend, sie können sogar peinlich wirken. Im Außen haben wir es nicht nur mit zärtlichen Situationen zu tun. Sich in einer Männerwelt als Fips durchzusetzen, wird nicht leicht sein.

Kosenamen können im privaten Rahmen gut und in Ordnung sein. Ab einem gewissen Alter jedoch passen Kosenamen nicht mehr zum Entwicklungsstand einer Person. Wenn der fünfzigjährige Sohn von Mutti immer noch Hansi statt Hans gerufen wird, bleibt er in seiner kindlichen Rolle kleben. So ergeht es auch dem Peterle und der Daggi, die in Wirklichkeit Dagmar heißt, und Janni, der sich besser Johannes rufen lassen sollte, wenn er ernst genommen werden möchte. Ein ähnliches Problem haben wir bereits an der Kurzform Gabi aufgezeigt. Gerade in der Familie und im Freundeskreis braucht es eine gute Abgrenzung und Durchsetzung, sich mit seinem ganzen Namen rufen zu lassen, damit alle Kräfte, die in einem Namen verborgen sind, wachgerufen werden.

Frage: Was sagen Spitznamen über die Persönlichkeit aus?

Antwort: Spitznamen sind in Ordnung, sofern sie nicht dazu dienen, sich über jemanden lustig zu machen oder ihn zu diffamieren. Das wäre der Fall, wenn aus Vicky Ficky und aus Uschi Muschi gemacht wird.

Bei positiv gemeinten Spitznamen wird ein Wesenszug im Namen oder im Wesen des Namensträgers überspitzt. Spitznamen können ein Trainingsprogramm sein, um ›spitze‹ zu werden. Aus Joachim, dem Vornamen des Autors, wurde in seiner Kindheit die Kurzform Jochen, später der Spitzname Knochen. Hintergrund waren die vielen Knochenbrüche, die er sich im harten Rollhockey-Sport zugezogen hatte. Wenn aus Bernhard ein Burni wird, weil er für alles schnell zu entflammen ist, dann ist das im richtigen Kontext in Ordnung. Auch Sonja, die dank ihres strahlenden Wesens Sunny genannt wird, kann mit diesem Spitznamen gut leben.

Viele Spitznamen haben mit dem eigentlichen Vornamen gar nichts zu tun, beschreiben aber einen Wesenszug des Namensträgers. Grundsätzlich ist es wichtig, zu seinem ursprünglichen Namen zurückzufinden und sich mit diesem anerkannt zu fühlen.

Frage: Welche Bedeutung haben Doppelnamen und Beinamen?

Antwort: Für ›Hans-Peter‹ gelten die Bedeutungen beider Vornamen, wie für alle Doppelnamen, die mit einem Bindestrich verbunden sind. Viele Menschen haben mehrere Vornamen, die nicht mit Bindestrichen verbunden sind. Früher war es Sitte, dass die Vornamen der Eltern oder Großeltern dem Rufnamen voran- oder nachgestellt wurden. Das war ein Pflichtprogramm, um die Bindung zu den Eltern und die Weiterentwicklung zu betonen. Nicht selten wurden früher vor allem die Vornamen der Väter an den Erstgeborenen weitergegeben. So entstand beispielsweise der Familienname Johannson, was ›Sohn des Johann‹ bedeutet. Oft wurden bei der Vornamensgebung zudem die Namen der Taufpaten herangezogen und auch Vorbilder des öffentlichen Lebens. In unserem Kulturkreis hat sich die Namensgebung im Zuge der Globalisierung von diesen alten Mustern großteils befreit, obwohl manche Großeltern immer noch beleidigt sind, wenn sie in der Vornamensgebung nicht gewürdigt wurden. Drohungen der Großeltern, die Kinder zu enterben, wenn sie ihren Namen nicht im Namen der Enkel wiederfinden, sind selten geworden. Sind die Namen der Ahnen im Vornamen enthalten, so spielt nicht nur die Bedeutung des Namens eine Rolle, sondern zudem die dadurch vollzogene Bindung zu den Ahnen und zu den Bildern, die wir mit ihnen oder mit Vorbildern des öffentlichen Lebens verbinden.

Wenn wir mehrere Vornamen haben, gilt in der Namensdeutung in erster Linie der Rufname, in zweiter Linie gelten die Beinamen. Deren Bedeutung kann die Kraft des Rufnamens verstärken oder auch ein Gegengewicht sein. Eine der Töchter der Autoren heißt mit Rufnamen Catalina. In diesem spanischen Vornamen ist ›Kampf für die Freiheit‹ enthalten, für die die Katalanen heute noch auf die Straße gehen. Ihr zweiter Name ist Cosima. Der Name geht auf das Wort ›Kosmos‹ zurück, das unter anderem ›Ordnung‹ bedeutet. Die Unordnung, die im Freiheitskampf einer Catalina entsteht, wird Cosima wieder in eine Ordnung bringen, wenn auch in eine neue.

In China gehört es zur Tradition der Namensgebung, dass Kinder Vornamen mit entgegengesetzten Bedeutungen erhalten. Einem Namen aus der ›schnellen Welt‹, beispielsweise wenn ein Kind zügig auf die Welt gekommen ist, wird ein Name aus der ›langsamen Welt‹ hinzugefügt, der Balance wegen. Auf die deutsche Namensgebung übertragen, bräuchte Felix, dem es nicht fix genug gehen kann, einen Namen aus der Welt der Langsamkeit: Bernhard und Wolfgang würden sich zum Beispiel eignen. Interessant bei der traditionellen Namensgebung in China ist zudem, dass Kinder ihren Namen erst nach der Geburt erhalten. Bei uns ist es Mode geworden, den Namen bereits vor der Geburt festzulegen – warum nicht gleich nach der Befruchtung? In diesem Fall würde der Name vergeben, ohne das Wesen, das diesen Namen tragen soll, gesehen zu haben. Mit der Geburt und mit dem Sehen, Hören, Riechen, Fühlen sind wir mit unseren Impulsen, die bereits im Puls sind, an unsere Intuition angeschlossen, und das Kind kann uns seinen Namen ›ins Ohr flüstern‹.

Frage: Kann man seinen Namen ablegen?

Antwort: Natürlich kann man einen Vornamen ablegen, aber nicht so, wie man einen Mantel ablegt, um an das Zitat von Goethe zu erinnern: »Der Eigenname eines Menschen ist nicht etwa wie ein Mantel, der bloß um ihn herumhängt, … sondern … ihm über und über angewachsen.« Unser Vorname ist tief mit uns verwurzelt. Mit Namen, die wir uns geben oder die uns zum Beispiel von einem indischen Guru verliehen wurden, können wir diese Wurzeln nicht abschneiden. Es wäre interessant, zu untersuchen, inwieweit diese Namen zumindest den Wurzeln des ursprünglichen Vornamens ähneln. Für eine bestimmte Zeit unserer Entwicklung kann es hilfreich sein, uns einen neuen Namen geben zu lassen, weil mit dem alten negative Geschichten verknüpft sein und diese blockierend wirken können. Letztlich jedoch wird es wichtig sein, sich seiner Geschichte zu stellen und vor allem die tiefe Kraft des eigenen Namens zu erkennen und zu erleben. Der Autor hat erfahren, dass gerade Trägerinnen von alten Namen, wie Gudrun, im Gespräch über ihren Namen von der Kraft und Schönheit des Namens überrascht waren und sich wieder an ihn gewöhnen konnten. Der Name Gudrun wird oft als altmodisch abgetan. In Gudrun sind unter anderem die ›gute Rune‹ und die Aussage, das Gute ins ›Rinnen‹ zu bringen, enthalten. Dieses Wissen erzeugt eine ganz andere Resonanz!

Namen haben keine Bedeutung?

Zum Schluss unseres Kapitels zu Einwänden und Fragen eine Anekdote aus dem Hamburger Hafen, über die vor Jahren eine Tageszeitung berichtete. Ein kleines Segelboot trug den Namen Blub. Als es von einem Kutter bei einem Rangiermanöver übersehen wurde, versank es. Blub-blub, weg war es. Also: Namen haben eine Bedeutung!

Die Wirkung des kollektiven Unbewussten und des individuellen Unterbewusstseins können wir in jedem Bereich des Lebens nachvollziehen. Es macht keinen Sinn, die Kraft der Namen zu leugnen. Sinn macht es, bewusster zu leben und den Namen als Spiegel für die eigene Entwicklung und zum besseren Verstehen der anderen zu nutzen. Oder zumindest seinem Segelboot einen Namen zu geben, der eine höhere Überlebenschance verspricht als Blub oder Titanic. In anderen Kulturen, zum Beispiel in indianischen Kulturen, ist das Wissen über die Bedeutung von Namen bis heute erhalten. Es bietet dem Namensträger den Vorteil, sich seines Wesens leichter bewusst zu werden. In Deutschland gab es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein tiefes Wissen über Namensdeutungen und die Symbolkraft von Buchstaben. Mit dem Ende von Adolf, der die Bedeutung seines Namens zum Exzess führte, legte sich ein Deckel auf dieses Wissen. Adolf ist der Adel- und Edelwolf, der den Wunsch nach Reinheit in eine Theorie der reinen Rasse mit den Massenvernichtungen pervertierte. Mit seinem dramatischen Ende verschwand auch der Name Adolf in der Versenkung. Kollektive negative Bilder zu Adolf haben einen kollektiven traumatischen Hintergrund. Diese kollektive Interpretation bleibt temporär, auch wenn es vielleicht hunderte Jahre dauern wird, bis Adolf wieder als Vorname auftauchen mag.

METHODEN DER VORNAMENSDEUTUNG

Im Folgenden beschreiben wir die Methoden und Werkzeuge zur Deutung von Namen im Detail, damit Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Erläuterungen dazu besser verstehen und sich in der Deutung von Vornamen auch selbst versuchen können – zum Beispiel, wenn Ihr Name oder der Name eines Menschen, von dem Sie mehr erfahren möchten, in diesem Buch nicht enthalten ist, oder wenn Sie sich mit Namensdeutungen und dem Sprachschatz intensiver befassen möchten.

Die assoziativ-etymologische Methode

In der Etymologie untersuchen Wissenschaftler die Herkunft und Geschichte von Wörtern. In der assoziativ-etymologischen Methode werden zusätzlich die Assoziationen, die Wörter in uns auslösen, in die Analyse einbezogen.

Mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Eigennamen, Vornamen, Familiennamen, Ortsnamen befasst sich die Onomastik, während die Etymologie die Herkunftsbedeutung von Worten allgemein erforscht; darüber hinaus untersucht letztere die historische Entwicklung von Worten, ihren Bedeutungswandel, ihre Lautgesetze. Onomastik und Etymologie gehören zur traditionellen Sprachwissenschaft. Sie stellen zum Beispiel fest, dass der Vorname Robert aus dem Althochdeutschen kommt. Hruod, der erste Teil von Robert, bedeutet Ruhm und beraht, der zweite Teil, bedeutet Glanz. Weiter stellen sie fest, dass sich Robert im Mittelalter im niederdeutschen Sprachraum und in Nordfrankreich verbreitet hat. Doch die Sprachwissenschaft enthält sich jeder Deutung darüber, welche symbolische Bedeutung die Herkunft eines Namens für seinen Träger haben kann, schon gar nicht fragt sie nach der Bedeutung des Namens für die Entwicklung der Persönlichkeit.

Die von uns entwickelte assoziativ-etymologische Methode baut auf der Sprachwissenschaft auf. Und sie wagt den Sprung, eine Herkunftsbedeutung emotional erfahrbar zu machen. ›Assoziativ‹ bedeutet ›verbindend‹. Die assoziative Etymologie verbindet Sprache mit Sprachbildern und Sprachbilder mit Gefühlen und psychologischen Phänomenen, die wir für die Entwicklung unserer Persönlichkeit nutzen können.

Sprachbilder im Kontext zur Vornamensdeutung bezeichnen wir als Wortbilder. Mit der assoziativ-etymologischen Methode fragen wir im Beispiel ›Robert‹ nach den Bildern, die unser Gehirn zu den Worten Ruhm und Glanz erzeugt. Assoziationen wie ›charismatisch sein‹, ›sich zeigen wollen‹, ›gern auf der Bühne stehen‹ usw. tauchen auf und werden als Hinweise für das Wesen von Robert verwendet.

Um den Zusammenhang von Herkunftsbedeutung und symbolischer Bedeutung besser verstehen zu können, zeigt das folgende Beispiel, wie ein ›Geldproblem‹, das auf materieller Ebene stattfindet, mittels Sprachanalyse auch auf geistig-seelischer Ebene behandelt werden kann. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Geld, Geldwert und Selbstwert:

Grundsätzlich weisen Assoziationen auf eine Analogie zwischen dem Körperlich-Grobstofflichen und dem Geistig-Seelischen hin. ›Geld‹ steht materiell für das Zahlungsmittel. Etymologisch ist es verwandt mit ›gelten‹. Im assoziativ-etymologischen Vorgehen wagen wir uns einige Schritte weiter: Wir verbinden die Wörter Geld und gelten mit dem geistigen Phänomen des Geltungsbedürfnisses. Die Verbindung zwischen Geldwert als materiellem Wert und Geld als Selbstwert, also einem Gefühl, sowie die Verbindung zwischen Geldfluss und einem Flow-Gefühl wird geknüpft. Störungen im Geldfluss können in Verbindung mit Gefühlsblockaden erforscht und beleuchtet werden. Ist der Begriff Geld an Erfahrungen des Mangels gekoppelt, werden wir Schwierigkeiten haben, ein gutes Verhältnis zu Geld zu bekommen. Ein Mangel ist vorprogrammiert.

Wie unterschiedlich und bedeutungsvoll die Kraft von Worten ist, zeigen synonyme Bezeichnungen zu Geld und deren assoziative Färbungen: Wer zu Geld lieber ›Kohle‹ sagt, wird sein Geld eher schleppend im Schweiße seines Angesichts verdienen, und schmutzig macht Kohle allemal. Leichtigkeit und Klarheit sind anders. Wer den Begriff ›Mäuse‹ für Geld bevorzugt, wird möglicherweise ein ängstliches Verhältnis zu Geld entwickeln. Wenn wir uns dieser Zusammenhänge bewusst werden, können wir besser mit Geld umgehen, indem wir an unserem Selbstwert arbeiten.

Die assoziativ-etymologische Methode ermöglicht uns, die Ebene, auf der sich ein Problem zeigt, verlassen zu können und von der Ebene der Ratio, zu der alles Materielle gehört, auf die Ebene der Emotion zu wechseln. Manche Probleme können nur auf diese Weise gelöst werden. Dieses Wissen spiegelt sich in der Weisheit von Albert Einstein, der sinngemäß sagte, dass der Problemraum nicht der Lösungsraum ist. Die traditionelle Sprachwissenschaft ist, so betrachtet, oft nicht lösungsorientiert, stellt aber die Grundlage, lösungsorientiert zu denken, zur Verfügung. Analog zu Worten mit emotional unterschiedlichen Bedeutungsebenen macht es auch in der Namensdeutung einen Unterschied, ob in einem Namen für das Wort ›Kampf‹ das althochdeutsche Wort hiltja, brandt, wig oder auch gunt verwendet wird.19

Das althochdeutsche Wort hiltja in Hildegard zeigt, dass Hildegard den Garten (den Garten Eden) bewahrt und zusammenhält. hiltja steht für Kampf; zudem erinnert es an ›das hält ja‹. Das Wort brandt für Kampf hat dagegen eine andere Kampfesbedeutung, wie wir im Namen Hildebrandt sehen können. Bei einem Brand gerät alles außer Rand und Band. Nach außen scheint Hildebrandt frei und ungezügelt wie der Kabarettist Dieter Hildebrandt. In seinem Wesen aber war er sehr gefestigt und gehalten. Er wusste, was er wollte. Das Wort wig als Bezeichnung für Kampf erinnert an das Wort (ver-)wickeln. Wigbert führt einen anderen Kampf als Hildegard. Vielleicht wird Wigbert seinen Gegner um den Finger wickeln oder in Widersprüche verwickeln. Im Althochdeutschen gunt als Bezeichnung für Kampf, zum Beispiel in Gunter, geht es, wie das Wort ›Grund‹ andeutet, um Tiefgründigkeit und Erdung. Diese Weisheit spiegelt der alte Kinderreim: ›Gunter, der muss runter.‹

Individuelle und kollektive Interpretationen Es gibt individuelle und kollektive Interpretationen von Vornamen. Die Analyse der kollektiven Interpretation können wir als weitere Methode zur Namensdeutung nutzen.

Die Assoziationen, die zu einem Vornamen oder einem Buchstaben in uns entstehen, sind uns oft nicht bewusst. Eine Assoziation kann man auch Interpretation nennen. Es gibt Interpretationen mit hoher kollektiver Übereinstimmung. Nach dem Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung haben diese Übereinstimmungen archetypischen20 Charakter, wie beispielsweise die Schlange für Wandlung steht oder ein Haus für Geborgenheit oder der Vorname Hans für Stabilität (›Der Hans, der kann’s‹). Im Gegensatz zur kollektiven Übereinstimmung gibt es individuelle Assoziationen, die durch persönliche Erfahrung und deren Interpretation geprägt wurden. Die Bilder von Worten und Vornamen wirken in dem Augenblick, in dem wir sie sehen, hören oder sprechen. Das Wirken der Assoziationen schafft Wirklichkeit.

Woran denken Sie, wenn Sie den Vornamen ›Berta‹ hören? An ein schlankes Mannequin? Kaum. Berta ist in uns als ›voluminös‹ gespeichert, was sich körperlich, aber auch auf geistiger Ebene zeigen kann. Erinnern Sie sich an das Kinderhüpfspiel ›Dicke Berta‹ oder an die ›Dicke Berta‹ als Kriegsspiel von Erwachsenen. Dicke Berta bezeichnet bekanntlich auch eine großkalibrige Kanone im Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Je bewusster wir uns der kollektiven und individuellen Assoziationen werden, desto bewusster können wir uns die emotionalen Hintergründe machen und Sprache bewusster einsetzen. Schriftsteller und Drehbuchautoren können die Namen ihrer Figuren gezielt wählen, um dem Leser und Zuschauer die Identifikation zu erleichtern. Eltern können die Namen für ihre Kinder bewusster wählen. Das Wissen um den emotionalen Gehalt eines Vornamens macht Erwartungen der Eltern bewusst und ermöglicht es, darüber zu reflektieren.

Beispiel aus der Praxis: Ein Vater nannte seinen Erstgeborenen Cäsar. Der Name bedeutet unter anderem ›Der Herausgeschnittene‹ (laut Duden Lexikon der Vornamen soll der erste Träger dieses Namens bei der Geburt aus dem Mutterleib herausgeschnitten worden sein). Der Vorname Cäsar wird bewusst oder unbewusst mit außergewöhnlicher Kraft in Verbindung gebracht werden. Cäsar ist auch der Zar und Kaiser, steht also für Größe und Macht. Dies ist eine kollektive Interpretation. Der Vater von Cäsar in unserem Beispiel hatte in seinem Leben viel vor, doch das, was er anstrebte, hatte er nicht erreicht. Wäre er sich des Hintergrunds seiner Namenswahl bewusst gewesen, wäre er womöglich achtsamer mit seinen Erwartungen umgegangen, die er in den Sohn gesetzt und mit dem Namen auf ihn projiziert hatte. Cäsar wurde, soweit der Autor das nachverfolgen konnte, ein erfolgreicher Computerexperte und blieb Einzelgänger. Aus Gruppen stach Cäsar stets heraus – wie ein Zar.

Auch Kinder können über ihre Vornamen besser reflektieren, wenn ihnen die emotionalen Hintergründe und die Erwartung ihrer Eltern bei der Namensgebung bewusst werden. Ein Grundsatz im bewussten Gestalten der Wirklichkeit besagt, dass der emotionale Hintergrund den Vordergrund bestimmt: Aus dem Zusammenhang von Ursache und Wirkung wird Wirklichkeit.

Noch ein Beispiel: Eltern nannten ihren Sohn Linus, was aus dem Altgriechischen kommt und unter anderem Der Trauernde, Der Klagende bedeutet. Unbewusster Hintergrund für die Namensnennung war wahrscheinlich ein tragischer Todesfall in der Familie und die Unfähigkeit der Eltern, darüber zu trauern. Die Nachkriegsgeneration ist im Fühlen nicht geübt. In dieser Unbewusstheit bliebe Linus an eine unbewältigte, traurige Geschichte gekoppelt. Für ihn wäre es wichtig, nicht an eine verdrängte Trauer gebunden zu bleiben, die als nicht angenommene Emotion zu depressiven Stimmungen und schließlich in die Depression führen kann. Linus kann sich seiner Trauer stellen, sich der Hintergründe bewusst werden und vor allem die positive Kraft dieser Emotion erleben. Diese Kraft ermöglicht Tiefe und lässt uns das Gefühl des Verbundenseins erleben. Auch ist sie Teil der Sehnsucht, ohne die tiefe Heilung nicht möglich ist.

Ratio und Emotion – die Kraft der Assoziation

Die Etymologie erforscht die Herkunft eines Wortes bis zur Gegenwart, ohne die Gegenwart selbst zu erfassen. Hierzu brauchen wir die emotionale Kraft eines Wortes, das Fühlen. Emotionen sind Speicher, sie speichern individuell Erlebtes und kollektive oder persönliche Interpretationen. Ein anderes Wort für ›Gegenwart‹ ist der Begriff Moment. Moment bedeutet ›bewegende Kraft‹ (vgl. das Wort Drehmoment). Emotionen schaffen starke Momente und lassen uns präsent sein. Diese Präsenz brauchen wir, um Zukunft gestalten zu können. Das Wort Emotion kommt aus dem Lateinischen emovere und bedeutet u. a. sich herausbewegen, emporwühlen. ›Emotion brings motion‹, heißt es im Englischen, Emotionen bringen Bewegung – und sie können uns auf den Weg bringen. Entscheidend dabei ist, dass Emotionen und Gefühle zeitlos sind. Erlebtes wird im Inneren abgespeichert und bleibt damit in unserer Erinnerung. Das Erinnerte kann auch nach zwanzig, dreißig Jahren plötzlich wieder auftauchen, wenn ein spezieller Reiz Erlebtes in uns auslöst, also aus uns herauslöst.

Sind wir nur mit unserer Ratio ohne Gefühl unterwegs, rauscht die Gegenwart an uns vorbei. Wir sind nicht fähig, wirklich präsent zu sein. Erst mit rationaler Kraft und emotionaler Kraft zusammen ist eine ganzheitliche Entwicklung, also auch eine emotionale Entwicklung möglich, und wir können unsere Zukunft bewusst und vor allem positiv gestalten – statt immer wieder von der Realität überholt zu werden, wie die Menschheit vom Klimawandel.

Emotionen und Gefühle machen uns verletzlich und menschlich, lassen uns tiefgründig sein und verbinden uns in der Tiefe mit dem Urwissen, der kollektiven Weisheit, aus der wir eine tiefere Sicht auf das Leben – und auf unser Leben – bekommen.

Das Prinzip der Polarität im Vornamen

Das Prinzip der Polarität und deren Bedeutungen können wir als weitere Methode zur Namensdeutung heranziehen. Polarität ist ein zentrales Entwicklungsprinzip der Persönlichkeit. Pol und Gegenpol – etwa die Wesensarten extrovertiert und introvertiert – bilden eine Einheit und machen, falls beide Seiten gelebt werden, eine ganzheitliche Entwicklung möglich.

Betrachten wir die Polarität am Beispiel des Namens Robert, der ›Ruhm‹ und ›Glanz‹ bedeutet. Dies steht für eine Wesensart mit Charisma, Ausstrahlung, Überzeugungskraft und ist die Kraft, die Robert gegeben ist. Dem gegenüber gibt es eine ›zu entwickelnde Kraft‹, die in der Regel trainiert werden muss. Eine charismatische Persönlichkeit, die stark nach außen geht, braucht das Training, sich zurückzunehmen; Demut und Bescheidenheit werden ihr guttun.

Dominiert bei Robert die Kraft des Charismas, geht damit das Risiko der Selbstbezogenheit einher. Nimmt er sich zu sehr zurück, besteht das Risiko der Verschlossenheit.

Wortbilder – aufschlussreiche Worte im Vornamen

Es gibt Worte in Worten, die mit der Herkunftsbedeutung nichts zu tun haben. Diese sogenannten Wortbilder können wir als weitere Analysemethode zur Deutung nutzen. Im Wort ›Schlange‹ beispielsweise ist das Wort ›lange‹ enthalten, und tatsächlich kommt eine Schlange nicht kurz daher, sie ist lang. Das Wort Schlange selbst kommt von ›schlingen‹. Ein Schlot ist im Lot, was nichts mit seiner Herkunftsbedeutung zu tun hat, und dennoch ist es Wesensmerkmal des Schlots, im Lot zu sein. Ohne Lot hätten wir einen Steinhaufen, weil der Schlot umfällt. Ein anderes Beispiel bietet uns das Wort ›Maus‹, in dem das Wort ›aus‹ enthalten ist. Irgendwann ist das Katz- und Mausspiel einfach aus, leider meist für die Maus! Das Phänomen von ›zufälligen‹ Worten in Worten bezeichnen wir im Folgenden als Wortbild, weil mit einem Wort im Wort ein Bild und eine Vorstellung verknüpft sind.

Wesentliches, das das Wesen eines Lebewesens oder einer Sache bestimmt, wird sich unter anderem in der Sprache widerspiegeln. Das ist die Kraft des Zufalls im Wort. Die Autoren nutzen diese zufälligen Spiegelungen der in den Namen enthaltenen Wortbilder, die das Wesen eines Namensträgers mitbestimmen. Man nennt diese Methode phänomenologisches Vorgehen. Das griechische phainein heißt, sichtbar machen, einleuchten. Das Ziel ist es, Essentielles, das in der Sprache zuweilen versteckt ist, bewusst zu machen.

Wortbilder im Namen Robert

Ähnliches wie bei Schlange, Schlot und Maus geschieht mit Worten in Vornamen, die keinen etymologischen Ursprung haben und die dennoch auf Persönlichkeitsmerkmale schließen lassen. Das Wort ›bert‹ in Robert hat die Herkunftsbedeutung ›Strahlen‹. Das Wort ›er‹ in ›bert‹ ist etymologisch nicht erklärbar. Das Wortbild ›er‹ steht für die männliche Initiativkraft.

Auch die beiden folgenden Wortbilder haben keinen etymologischen Ursprung: Das Wortbild ›Ro‹ in Robert steht für roh, was nicht nur Grobes, sondern Ursprüngliches, Natürliches meint. Robert hat den Rohstoff erhalten, mit dem er Ruhm und Glanz erreichen kann.

Das Wortbild ›ober‹ in Robert zeigt das Streben nach Höherem. Das Oben wird sich Robert in der Regel erst noch erobern, es fällt ihm nicht in den Schoß. Und als Ober kommt er nur über das Dienen nach oben. Ohne Dienen verliert der Ober seinen Job und muss als ›Unter‹ wieder neu beginnen.

Wortbilder im Namen Michael

Michael ist aus dem Hebräischen miy abgeleitet und bedeutet wer. Und el bedeutet der Mächtige, Gott. Michael bedeutet ›Wer ist wie Gott?‹

Zu den Grundzügen von Michael gehört es, vieles in Frage zu stellen und sich für eine Sache stark zu machen. Das In-Frage-stellen braucht einen guten Standpunkt. Am Anfang seiner Entwicklung zentriert sich Michael dank der Wortbilder ›mich‹ und ›ich‹ in seinem Namen auf sich selbst. Bleibt er in diesen Wortbildern gefangen, wird er zum Egomanen.

Anagramme im Vornamen

Unter einem Anagramm versteht man die Umstellung der Buchstaben oder Silben eines Wortes zu anderen Worten mit einem neuen Sinn, wobei nicht alle Buchstaben eines Wortes verwendet werden müssen.21 Im Wort ›Leben‹, das von hinten gelesen ›Nebel‹ bedeutet, finden alle Buchstaben Verwendung. Nebel ist ein Bild dafür, dass wir im Leben oft unsichere Wege gehen und aufgefordert sind, weiterzugehen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Erstaunlich ist auch das Anagramm ›rein‹ im Wort ›Niere‹, wo doch die Niere für die Reinigung des Blutes steht. Auch der Rebell im Wort Leber ist ein Phänomen, schließlich ist die Leber für die Wut zuständig, spätestens, wenn uns eine Laus über dieselbe läuft. Ein Anagramm in Robert ist das durch Buchstabenumstellung entstehende Wort ›Tor‹, das für Zielorientierung steht.

Zwar sind Anagramme aufschlussreich, machen Namensdeutungen aber oft zu komplex und zuweilen schwer nachvollziehbar. Aus diesem Grund und weil wir uns vieler Methoden und Werkzeuge bedienen, die erhellende Aufschlüsse bieten, verweisen wir auf Anagramme in Namen nur, wenn diese besonders klare Hinweise für die Persönlichkeit enthalten. Das ist beispielsweise in der Deutung von ›Joachim‹ der Fall. Der Vorname kommt aus hebräisch jehojakim und bedeutet ›Den Gott aufrichtet‹. In Joachim haben wir das Anagramm ›Joch‹. Jeder kennt das Ochsenjoch, mit dem der Ochse in den Rahmen gezwängt wird. Ähnlich fühlt sich zuweilen Joachim. Doch genau er braucht einen klaren Rahmen, um aufzurichten, was brach liegt. Das Wort ›Joch‹ ist mit dem Begriff ›verbinden‹ verwandt. Das ist die positive Seite eines Jochs.

Was Reime über Vornamen verraten

Der Hans, der kann’s! Jochen ist hart wie ein Knochen. Das Herz ist nah am Schmerz. Und der Schmerz nicht weit vom Scherz ... Können Reime Wesensqualitäten von Worten und Namen auf den Punkt bringen?

Das Wort ›Reim‹ geht auf das althochdeutsche rim zurück und bedeutet Reihe, Reihenfolge. Das heißt, sich reimende Worte stehen in einem Zusammenhang. Dieser verdeutlicht die Kraft eines Wortes und auch eines Namens. Auf ›Reim‹ selbst reimen sich unter anderem Leim, Schleim, Keim, beim, Heim. Die Deutung dieser Worte zeigt Zusammenhänge auf: Leim und Schleim verbinden. Diese Worte sind verwandt mit dem Wort ›Leben‹, das ohne Schleim nicht entstehen kann. Ein Keim trägt die ganze Kraft einer Pflanze in sich. Das Wort ›beim‹ ist eine Verschmelzung von ›bei‹ und ›dem‹ und zeigt eine Verbindung mit etwas oder jemanden, zum Beispiel, wenn wir jemanden beim Wort nehmen.22 Auch das Wort ›Heim‹ zeigt ein Verbundensein, denn daheim fühlen wir uns heimisch. Die Bedeutungen der gezeigten Worte, die sich auf Reim reimen, gehören zur Reihe ›verbinden‹. Das ist das übergreifende Wesensmerkmal.