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Für Fans der YouTube-Serie und alle anderen Hühner-Liebhaber, die vom sympathischen Geflügel-Profi auf unterhaltsame Art lernen wollen, wie die eigenen Hühner "happy" werden und bleiben. Im ersten und zugleich größten Teil des Buches geht es um die verschiedensten Themen rund um die Hühnerhaltung. Üblicherweise eher "trockene" Themen, wie "Fütterung", "Hühnerstall" und "Tiergesundheit", geht Robert Höck dabei mit erfrischenden und zeitgemäßen Ansätzen an und überzeugt gerade hier mit seiner "Happy Huhn-Philosophie". Diese Philosophie zeichnet sich im Wesentlichen dadurch aus, dass das Wohlergehen der Hühner immer klar im Vordergrund steht. Der einfachste und bequemste Weg für den Halter, führt oftmals nicht zu den besten Lösungen für die Tiere und genau dort setzt der Autor an. Nimmt man beispielsweise die Hühnerfütterung, so könnte man bekanntermaßen, seine Hühner allein mit fertigen Körnermischungen aus dem Futtersack füttern. Hühner sind jedoch keine reinen Körnerfresser und tiergerecht ist diese weit verbreitete Praktik daher absolut nicht. Robert Höck wird der "Allesfresser-Natur" des Haushuhnes gerecht, in dem er in diesem Buch schildert, wie vielfältig Hühner sich unter natürlichen Bedingungen ernähren und welche Konsequenzen man daraus als gewissenhafter Hühnerhalter für die Fütterung der eigenen Hühnerschar ziehen sollte. Auch ungewöhnliche Themen finden sich in diesem Buch und werden nicht selten zu Paradestücken der Happy Huhn-Philosophie. Haben Sie zum Beispiel schon gewusst, warum die globale Geflügelzucht heute von sogenannten "Hybridhühnern" dominiert wird und weshalb man als Hobbyhalter auf Hybridhühner verzichten sollte? Oder haben Sie schon einmal davon gehört, dass Küken nach dem Schlupf keineswegs instinktiv wissen, was zu tun ist, sondern eigentlich ein erwachsenes Vorbild brauchen, von dem sie durch Nachahmen lernen können? Das "Happy Huhn"-Buch beinhaltet desweiteren auch für Kenner der YouTube-Serie viel Neues und so manches Thema, das bereits in Form eines Videos erschienen ist, wird im Buch noch einmal aus einer völlig anderen Perspektive beleuchtet. Ein Highlight sind nicht zuletzt auch Rasseportraits, die sich im hinteren Drittel des Buches finden. Höck erzählt hier die außergewöhnlichen Geschichten von einigen erlesenen Hühnerrassen, die mal recht bekannt sind, mal aber absoluten Seltenheitswert genießen und daher kaum jemals in anderen Hühnerbüchern auftauchen. Bei den Rassevorstellungen zeigt sich der Wert der begleitenden YouTube-Videos ganz besonders, denn wenn man beispielsweise gerade das Portrait zu den Schwedischen Blumenhühnern gelesen hat, rundet es das Bild perfekt ab, wenn man die Tiere dann auf dem Bildschirm auch gleich noch "in Aktion" bewundern kann.
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Seitenzahl: 221
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Robert Höck
Von dem Vergnügen,glückliche Hühnerhalten zu dürfen.
Dieses Buch richtet sich ausschließlich an die Hobbyhalter, die Hühnerhaltung im kleinen Stil betreiben wollen. Weniger geeignet ist es für Hühnerhalter des landwirtschaftlichen bzw. kommerziellen Sektors. Auf dem Bildmaterial sind Hühner zu sehen, die im Freien gefüttert und getränkt werden. In einigen Regionen Mitteleuropas ist das Anbieten von Trinkwasser und Futter für Hühner im Freien aber aktuell aus seuchenhygienischen Gründen gesetzlich nur bedingt erlaubt, im Wesentlichen wegen der Vogelgrippe.
Haftungsausschluss
Der Autor und der Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.
IMPRESSUM
Copyright © 2018 Cadmos Verlag, München
Covergestaltung, grafisches Konzept und Satz: Gerlinde Gröll, www.cadmos.de
Coverfoto: Shutterstock/yevgeniy11, photomaster
Foto Umschlagrückseite: Shutterstock/cynoclub
Fotos im Innenteil: Robert Höck
Illustrationen: Shutterstock/tristan tan, Aliaksei_7799
Lektorat: Ing. Barbara P. Meister MA, FachLektor.at
Druck: Graspo CZ, a.s., Zlín, www.graspo.com
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
Printed in Czech Republic
ISBN: 978-3-8404-3043-5eISBN: 978-3-8404-6456-0
Einleitung: Warum ein Happy-Huhn-Buch?
Hühner anschaffen für Anfänger
Welches Huhn passt zu mir?
Warum Rassezucht, Ausstellungen und Zuchtringe wichtig sind
Was sind Hybridhühner? Von Gebrauchskreuzungen und Industriehühnern
Von Soda-Hühnern, Dunghill-Chickens und Dugado-Laufhühnern
Das Wunder Hühnerei: Warum legen Hühner Eier?
Hühner natürlich füttern: Die Tücken der Hühnerfütterung
Der Hühnerstall: Das „Happy-Hühner-Home“
Ein Außengehege für Hühner planen: Was „Outdoor-Hühner“ wollen
Mit Hühnern gärtnern: Gartenidyll trifft Hühnerglück
Naturbrut versus Kunstbrut: Sind gesunde Küken eine Frage der Erziehung?
Hähne: Alles über den Champion des Misthaufens
Nur gesunde Hühner sind auch glückliche Hühner: Der Gesundheitscheck beim Huhn
Hühner mit anderen Haustieren gemeinsam halten
Hühner zähmen: So gewinnt man das Vertrauen eines Huhns
Was Oma noch wusste: Tipps für die Hühnerhaltung aus Großmutters Zeiten
Meine eigenen Hühner
Erlesene Hühnerrassen näher vorgestellt
Vorwort zu den Rassen
Altsteirer Hühner –Zurück zum Althergebrachten
Appenzeller Spitzhauben –Ein Tschüpperli gegen die Kälte
Augsburger –Bayerischer Hühneradel mit Kronenkamm
Exchequer Leghorn –Gefiederte Schachbretter
Holländische Zwerghühner –Schmucke Showpüppchen
Jersey Giants –Vom Putenhuhn zur blauen Sheba
Orloff –Der toughe Liebling der Selbstversorger
Ostfriesische Möwen –Wenn Hühner schöner sind als Hähne
Lakenfelder und Vorwerk –Gemeinsam anders
Sandschak Kräher –Hahnenkampf einmal anders
Schwedische Blumenhühner –Schönheiten aus Skandinavien
Seidenhühner –Immer schön fluffig bleiben!
Steinpiperl –Österreichische Zwerghühner, ganz groß
Sulmtaler –Das Tafelhuhn des Wiener Kaiserhofs
Wyandotten –„The breed for every need“
Literaturverzeichnis
Danksagung
Robert Höcks„Happy Huhn“-YouTUBE-Kanalfinden Sie unter
http://bit.ly/2oMBuFR
Collage: © Shutterstock/GCapture, YouTUBE-Screenshot
© Shutterstock/Belinda Pretorius
DIE IDEE, EIN HAPPY-HUHN-BUCH ZU SCHREIBEN, KAM MIR MINDESTENS GENAUSO SPONTAN WIE SEINERZEIT DIE IDEE FÜR DIE GLEICHNAMIGE HÜHNER-SERIE AUF YOUTUBE.
So war das bei mir schon immer, wenn es um Hühner ging! Hühner wecken die spontane Seite in mir. Sie begeistern mich, und diese Begeisterung für einen Vogel, in dem so viel mehr steckt als nur ein „Nutztier“, motiviert mich dazu, meine Freude, aber auch mein Wissen mit anderen Leuten zu teilen.
Die Bürde der „Hühnersucht“ kann man nur schwer allein tragen. Man braucht andere, denen es ähnlich geht, und ich glaube, es hat schon lange nicht mehr so viele Leidensgenossen gegeben wie jetzt: Die Spatzen pfeifen es längst von den Dächern: Die Zeiten, in denen sprichwörtlich, aber durchaus auch wörtlich genommen, „kein Hahn mehr nach den Hühnern krähte“, sind längst passé.
Ein starker Selbstversorgertrend hat dazu geführt, dass die Hühnerhaltung für den Eigenbedarf heute wieder groß in Mode ist und es fast schon zum Angeben taugt, wenn man sagen kann: „Die Eier in diesem Kuchen sind übrigens von meinen eigenen Hühnern, die bei mir im Garten rumlaufen.“ Ich bin jedoch überzeugt davon, dass dieser Trend allein nicht ausreicht, um die Begeisterung vieler einzelner Hühnerhalter auf der ganzen Welt zu erklären, wie ich sie jeden Tag als YouTuber in den Kommentaren zu meinen Videos erleben darf.
Hühner zu halten macht wohl schlichtweg glücklich. Es ist befriedigend, sich um diese Tiere zu kümmern, ganz gleich, ob man sie in erster Linie ihrer Nutzeigenschaften wegen hält oder sie mehr als Heimtiere betrachtet. Zeit mit Hühnern zu verbringen, ist gut für die „Psychohygiene“, denn es ist beruhigend und man fühlt sich hinterher immer gut geerdet. Die Welt der Hühner kennt kein „Schneller“ oder „Langsamer“. Hühner haben ihr eigenes Tempo. Ihren arttypischen Lebens-, aber auch Tagesrhythmus muss man einfach so nehmen, wie er ist. Gewiss fragt sich jeder Hühnerhalter früher oder später mal, wie viel die Hühner überhaupt von uns Menschen mitkriegen und wie sie uns wohl als Mitlebewesen wahrnehmen. Es gibt Fälle, in denen Hühner sehr zahm werden, ihrem Halter nachlaufen wie ein Hund und sogar darum betteln, auf den Arm genommen zu werden, um sich tragen zu lassen.
Aber dem gegenüber stehen auch viele Begebenheiten, die uns glauben lassen, dass das liebe Federvieh nicht so ganz von dieser Welt ist! Viele Hühnerpersönlichkeiten sind unberechenbar und für uns Menschen nur schwer einzuschätzen. Hinzu kommen extreme rassetypische Unterschiede. Man kann fast nicht glauben, dass alle Hühnerrassen von ein und demselben wilden Vorfahren, nämlich dem Bankiva-Huhn, abstammen sollen, denn sie sind nicht nur optisch, sondern eben auch charakterlich in höchstem Maße variabel. Vergleichbar ist das durchaus mit der Diversität der Hunderassen. Macht nicht vielleicht auch das einen Teil der Faszination aus, den Hühner auf uns ausüben können? Ich musste mir vor Kurzem eingestehen, dass ich das eigenbrötlerische Huhn mittlerweile sogar dem unterwürfigen Hund, dem leicht manipulierbaren Pferd und der gerade wegen ihrer Bequemlichkeit und Faulheit doch wieder sehr berechenbaren Katze vorziehe. Das Huhn als mein Lieblingshaustier ist für mich in all den Jahren ein durchweg beeindruckender Vogel geblieben, der sich meines Respekts gewiss sein darf. Freilich gehört es nicht zu den besten Fliegern in der Vogelwelt, sein Gesangstalent ist abgesehen vom Hahnenkrähen nicht sonderlich raffiniert, und auch sein durchaus wandelbares Federkleid ist in seiner Ursprungsform doch mehr als Tarnkleid gedacht denn als farbenfrohes Kostüm à la „Paradiesvogel“. Das Huhn besticht jedoch mit anderen, eher vogeluntypischen Qualitäten – viel tiefgründigeren und nachhaltigeren nämlich, die bedeutsam sind für die Menschheit.
Mit „Happy Huhn“ gelang es mir erstmals, auf YouTube eines meiner selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Seit 2008 versuche ich auf meinem Kanal, die Menschen für Garten-, Tier- und Naturthemen zu begeistern, doch erst mit den Hühnervideos, die ich im Herbst 2016 startete, kam dann so richtig Schwung in das Ganze. Inzwischen geht es lebhaft auf meinem Kanal zu, ich konnte zahlreiche Menschen mit meinen zum Teil auch englischsprachigen Hühnervideos erreichen, unzählige spannende Diskussionen mit Hühnerhaltern führen, einige herausragend engagierte Rassezüchter besuchen, Einblicke in die Erhaltungszucht der „vom Aussterben bedrohten“ Hühnerrassen erhalten und nicht zuletzt auch eine neue Sichtweise auf die Industriehühner erlangen, die millionenfach für den Weltmarkt ihre „Produkte“ produzieren müssen. Je mehr ich über Hühner lerne und erfahre, umso mehr wird mir klar, dass das Huhn mit allem, was dazugehört, kein Hobby ist, das einem schon übermorgen wieder langweilig werden wird. Viele Jahrtausende hindurch begleitet es uns jetzt schon als zahmes Nutztier und es wird gewiss auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Sollte man da nicht sorgsam mit diesem Geschöpf umgehen?
Gegenwärtig danken wir es dem Durchschnittshuhn, statistisch betrachtet jedenfalls, indem wir es in Rekordzeit zu Höchstleistungen zwingen, die es in den Hühnerzuchtanstalten, Fleischfabriken und Eierproduktionsbetrieben der Industrie tagtäglich leisten muss, ob es nun will oder nicht. Das „moderne“ Huhn hat keinerlei Möglichkeiten mehr, seinen Lebenslauf selbst mitzugestalten, und muss sich den Produktionsabläufen der Industrie kompromisslos unterordnen. Alles an seinem kurzen Leben ist Kalkül, schnörkellos und entwürdigend. Der rein profitorientierte Mensch kommt viel zu selten auf die Idee, es gut zu behandeln und ihm ein tiergerechtes Leben zu ermöglichen. Mein Buch ist gerade deshalb für all jene gedacht, die es jedoch gut mit unseren gefiederten Freunden meinen, und der Titel „Happy Huhn“ ist Programm. Das Hühnerglück steht im Vordergrund!
Damit dieses Buch nicht zu einer langweiligen Niederschrift wird, verspreche ich Ihnen, werte Leserin, werter Leser, alles mir Mögliche dafür getan zu haben, Ihnen ein kurzweiliges und unterhaltsames Lesevergnügen bieten zu können. Am besten setzen Sie sich auf eine Bank, eine alte Holzkiste oder einen bequemen Liegesessel mitten in Ihren Garten und lesen Ihren Hühnern laut aus meinem Buch vor. Wenn Sie dann genau hinschauen, werden Sie vielleicht im Gesichtsausdruck des einen oder anderen Huhns einen Hauch von Empörung entdecken. Empörung darüber, dass es durchschaut wurde und so manches Hühnergeheimnis nun gelüftet ist, für jeden nachlesbar und für jeden begreifbar, der es begreifen möchte …
Robert Höck, im Frühjahr 2018
Siehe Folge 4 und Folge 48!
Wenn Sie bereits eine muntere Hühnerschar Ihr Eigen nennen und die üblichen Anfangsschwierigkeiten, die die Hühnerhaltung nun mal so mit sich bringt, längst hinter Ihnen liegen, dann werden die nachfolgenden Zeilen für Sie hoffentlich wenig Neues bieten und beim Lesen vielmehr ein Gefühl der Bestätigung erwecken. Für alle anderen, die noch nicht zum Dienst als zweibeinige Futterautomaten, Reinigungskräfte oder wahlweise auch Federviehamateure angetreten sind, habe ich aber nur den Rat, sich das Nachfolgende sehr zu Herzen zu nehmen. Es ist gut möglich, dass sich das hier hinterher als wichtigstes Kapitel für Sie entpuppt.
Sich Hühner anzuschaffen, ist im Grunde genommen schnell erledigt. Wer spontan ist und dazu neigt, den Sprung ins Ungewisse zu suchen, kann sich von heute auf morgen alles besorgen, was er theoretisch für die Haltung braucht, inklusive den Hühnern selbst. Zu dieser überstürzten Vorgehensweise passen dann Gedankengänge wie: „Was ich im Baumarkt nicht bekomme, hat sicher der Zoohändler“, „Ich google mal, welche Hühner hier in der Nähe verkauft werden, denn die Rasse ist doch eh egal“, „Die Hühner müssen sofort her, denn sonst zahlt sich das heuer gar nicht mehr aus!“ Oder ebenfalls ein Klassiker: „Bestimmt haben die Nachbarn nichts gegen einen Hahn einzuwenden, denn der kräht nur einmal kurz, wenn es schon hell ist.“
Damit Hühner so rundum glücklich sind wie diese bunte Truppe, braucht es mehr als nur ein paar Körner und eine Sitzstange im Stall.
Eines vorweg: Wenn Sie so oder auch nur annähernd so denken, lassen Sie das mit den Hühnern bitte gleich wieder sein. Hühner mögen vergleichsweise anspruchslose Nutztiere sein, die sowohl in den Gettos und Elendsvierteln dieser Welt als auch in den geschniegelten Vorgärten eines Villenviertels gedeihen, aber das impliziert nicht, dass man als Halter unbedacht und sorglos an die Thematik ihrer Haltung herangehen sollte. Hühnerhaltung im 21. Jahrhundert bedeutet, zumindest hierzulande, dass man sich als Halter der Verantwortung gegenüber dem Tier stets bewusst ist. Ein gewissenhafter Hühnerfan sollte sich vor dem Hühnerkauf darum ein paar mehr Fragen stellen als nur: „Sind mir weiße Eier lieber oder doch braunschalige?“
Damit das Glück auch Ihre Hühner findet, möchte ich Ihnen im Nachfolgenden zehn Fragen stellen. Mit ziemlicher Sicherheit werden Ihnen diese dabei helfen können, bereits im Vorfeld bedachte Entscheidungen zu treffen:
1. Bin ich als Hühnerhalter geeignet?
Ob jemand das Zeug zum Hühnerhalter hat, zeigt sich oft schon in jungen Jahren. Diese beiden Schwestern haben ihre Hühnerliebe schon früh entdeckt und erfreuen sich an ihren handzahmen Holländer Haubenhühnern.
Hühnerhaltung erfordert täglichen Zeitaufwand, verlangt gerade anfangs auch einiges an Geduld ab, und ein gewisses Gespür im Umgang mit Tieren sollte zudem ebenfalls vonseiten des Halters hier gegeben sein. Wer einen stressigen und unvorhersehbaren Alltag hat, wird ohne die Hilfe von Familienmitgliedern, Nachbarn oder Freunden schnell überfordert sein.
2. Kann ich mir die Hühnerhaltung auf Dauer leisten?
Obgleich die Hühnerhaltung kein sehr teures Hobby sein muss, so verursacht sie doch laufend Kosten. In den meisten Fällen ist der Geldaufwand im Winter am höchsten, weil die Tiere zu dieser Jahreszeit kaum Fressbares im Freigelände finden und man daher deutlich mehr Futter benötigt. Auch Heizkosten, Tierarztbesuche oder Unwetterschäden können eine Kostenkalkulation ganz schön durcheinanderbringen!
3. Habe ich genug Platz für Hühner?
Ein tiergerechter Hühnerstall ist auch dann noch groß genug, wenn die Tiere einmal nicht hinaus ins Freie können, weil beispielsweise die Witterung es nicht zulässt oder eine behördliche Stallpflicht verhängt wurde. Auch das Freigehege sollte von Vornherein möglichst großzügig angelegt werden, denn Hühner sind wahre Meister darin, eine kleine Fläche innerhalb weniger Tage zu „verwüsten“.
Selbst wenn genug Platz vorhanden ist, sind Hühner in Wohnsiedlungen nicht immer gern gesehen.
4. Ist es klug und zudem überhaupt erlaubt, in meiner Wohngegend Hühner zu halten?
Das Krähen der Hähne sorgt häufig für Probleme mit lärmempfindlichen Nachbarn. Reden Sie mit Ihrer Nachbarschaft, bevor Sie sich einen Gockel anschaffen!
Nicht selten sind Gärten rundherum so zugebaut, dass es kaum möglich ist, darin Hühner zu halten, ohne dass auch die Nachbarschaft sogleich mit einem gewissen Geräuschpegel konfrontiert wird. Auch wegen einer Klage auf „Geruchsbelästigung“ fand schon so manche Hühnerhaltung ein schnelles Ende. In einigen Fällen erlaubt eine Gemeinde oder Stadt auch von Vornherein keine Nutztierhaltung in stark besiedelten Bereichen. Wer vorher gründlich recherchiert, hat hinterher weniger Ärger.
Katzen und Hühner sprechen nicht die gleiche Sprache, daher kann man im Vorfeld nicht immer einschätzen, ob sich die beiden Arten gut oder schlecht vertragen werden.
5. Ist mein Garten hühnertauglich?
Wer vorhat, seine Hühner frei im Garten herumlaufen zu lassen, muss sichergehen, dass dieser auch ein sicherer Ort für die Hühner ist. Gefahrenquellen bieten sich im Garten nämlich viele. Zu Zwischenfällen kommt es etwa häufig durch ungeeignete Umzäunungen, offene Swimmingpools, Giftpflanzen oder unsachgemäß gelagerte Dünge- und Pflanzenschutzmittel.
6. Sind bereits andere Haustiere da, die möglicherweise Probleme bereiten können?
In der Regel sind Hühner sehr friedliebende Tiere, die an anderen Tierarten nur wenig Interesse zeigen. Sie kümmern sich um ihre eigenen Angelegenheiten und vertragen sich im Freilauf sowohl mit anderem Geflügel als auch mit größeren Nutztieren wie Schafen, Ziegen oder Eseln überraschend gut. Probleme bereitet eher die Tatsache, dass Hühner oft von unseren domestizierten Raubtieren als „jagdbares Wild“ eingestuft werden. An erster Stelle können da Hunde gefährlich werden, aber auch Katzen sehen in halbwüchsigen Küken oder 500-Gramm-Zwerghühnern nicht selten eine willkommene Gelegenheit, ihren Jagdtrieb auszuleben.
7. Welche Rasse eignet sich für mich?
Es ist leicht, sich ein paar Hybridhühner in verschiedenen Farben bei einem Geflügelhändler in der Nähe zu besorgen, aber viel nachhaltiger und interessanter ist die Anschaffung von echten Rassetieren. Die Rassevielfalt ist für Anfänger zwar unüberschaubar groß, bietet aber gerade dadurch auch zahlreiche Vorteile, denn sie macht es erst möglich, dass man genau jene Hühner bekommt, die auch zu einem passen.
Es gibt ruhige, friedliche Rassen, die schnell zahm werden und nicht fliegen können, Rassen, die besonders zuverlässige Eierproduzenten sind, und dann auch solche, die mit optischen Merkmalen punkten und dem künftigen Hühnerhalter schlichtweg wegen ihrer Schönheit zusagen. Für Selbstversorger ist wohl die Liste der betont wirtschaftlichen Zweinutzungsrassen interessant, und Stadtleute mit wenig Raum können aus einer ganzen Reihe von Zwergrassen auswählen.
8. Möchte ich die künftigen Hühner nur halten oder auch vermehren und züchten?
Es ist ein großer Unterschied, ob man nur ein paar Hühner halten möchte, um den Eigenbedarf an Eiern zu decken, oder ob man auch gezielt züchten möchte mit Hahn, Küken und allem Drum und Dran. Entscheidet man sich für Ersteres, kann man sich im Grunde genommen eine bunte Hühnerschar aus den verschiedensten Rassen zusammenstellen und braucht in der Regel auch nur einen Stall und ein Freigehege. Entscheidet man sich für die Rassezucht, muss man sich für eine oder ein paar wenige Rassen entscheiden, alles von Anfang an professioneller planen und vor allem auch, was den Platz anbelangt, in größerem Maßstab denken. Sind erst mal Küken da, ist es meist zu spät, um anzubauen.
9. Woher bekomme ich die gewünschte Rasse?
Hat man sich erst mal für eine bestimmte Hühnerrasse entschieden oder die Auswahl zumindest ein bisschen eingeengt, stellt sich die Frage, woher man die gewünschten Tiere bekommt. Nicht immer findet sich ein Züchter in der Nähe, und in manchen Fällen ist es nur möglich, befruchtete Bruteier von einer seltenen Rasse zu bekommen anstelle von Nachzuchten. Gerade die Rassen, die sehr schwierig „aufzutreiben“ sind, sind aber häufig besonders in ihrem Bestand gefährdet und hätten es darum nötig, weitere Verbreitung zu finden.
Als sehr hilfreich erweist sich hier fast immer der Kontakt zu einem regionalen Geflügelzuchtverein. Hier lernt man nicht nur Züchter in der Nähe kennen, sondern hat häufig auch die Möglichkeit, über die gut vernetzten Kontakte der Mitglieder an seltenere Tiere heranzukommen.
10. Wohin mit überzähligen oder alten Tieren?
Wer Hühner vermehrt, sei es zwecks Rassezucht oder auch nur deshalb, weil er mal eine Glucke mit Küken haben möchte, muss immer bedenken, dass Küken schnell groß werden und das Platzangebot dann auch irgendwann mal ausgeschöpft sein wird. Etwa die Hälfte des Nachwuchses wird zudem aus Hähnen bestehen, und die sind erstaunlich schwer an neue Halter zu vermitteln. Wohin also mit überzähligen Tieren? Nicht jeder traut es sich zu, ein Huhn selbst zu schlachten, und es ist ein absolutes No-Go, die Tiere nachts in einem Maisfeld oder gar im Wald auszusetzen. Wer sich dieser zusätzlichen Verantwortung nicht gewachsen sieht, sollte von der Vermehrung seiner Hühner absehen. Im Übrigen können Hühner schon mal 15 Jahre alt werden, legen aber nur in den ersten Jahren ihres Lebens regelmäßig Eier. Wer sich nur schwer von einem geliebten Tier trennen kann, sollte also auch die hohe Lebenserwartung nicht außer Acht lassen.
Diese Junghähne blicken in eine ungewisse Zukunft. Wer züchtet, kennt das Problem, dass Junghähne oft nur schwer zu vermitteln sind.
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Zeit mit Hühnern zu verbringen und sie zu beobachten macht Spaß, erdet nach einem stressigen Tag und kann dabei erstaunlich kurzweilig sein. Tierbegeisterten Kindern sieht man es besonders leicht an: Hühner machen glücklich!
Hühner leben den Moment. Glück ist für sie beispielsweise ein großer Laubhaufen, der zum Scharren einlädt.
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Tierhaltung macht glücklich. Das beweisen längst zahlreiche Studien. Aber welcher Hühnerhalter braucht schon Studien wenn er an sich selbst feststellen kann, dass ihn das Leben mit dem Federvieh auf positive Art und Weise verändert. Mit Hühnern hat man laufend Erfolgsmomente, und nicht selten wird durch die Hühner das ganze Denken und Sein auf das Hier und Jetzt komprimiert, sodass sich von selbst eine angenehme Wohlfühlatmosphäre einschleicht. Beispiele gefällig? Wie wäre es mit dem Moment der Freude, wenn junge Hühner ihr erstes Ei ablegen und man es stolz einem Nachbarn präsentiert, als wäre es ein wertvoller Edelstein? Der Moment, wenn man den Gemüsegarten umgräbt und plötzlich das ängstliche, schwarz gescheckte Huhn direkt neben einem steht und erwartungsvoll gackert, weil es darauf hofft, dass man mit der Schaufel einen Regenwurm ans Tageslicht befördert? Oder auch der Moment, wenn alle Hühner schon zum Tor des Freigeheges gelaufen kommen, um einen lautstark zu begrüßen, obwohl man eigentlich nur zehn Meter entfernt ein paar Äpfel vom Baum pflücken wollte. Selbstverständlich geht man dann doch zuerst zu den Hühnern hin und wirft ihnen ein paar knackige Löwenzahnblätter über den Zaun oder lässt sie heraus, damit sie einen auf dem Weg zum Apfelbaum begleiten können.
Besonders schwer zu übertreffen ist die Freude, die sich jedes Mal aufs Neue breitmacht, wenn Küken schlüpfen. Wenn diese dann auch noch in Naturbrut mit der Glucke aufwachsen dürfen, können beim Beobachten des Familienglücks schon mal Stunden wie Minuten vergehen.
Glückliche Hühner haben die Fähigkeit, ihren Haltern ungemein viel an Freude zurückzugeben. Aber woran erkennt man eigentlich, ob ein Huhn „glücklich“ ist, und was heißt „tiergerecht“ wirklich?
Fachsimpeln unter Züchtern. Auch das Reden und der Austausch mit Gleichgesinnten macht Hühnerhalter zu besonders glücklichen Menschen.
Um Tierglück zu messen, wird heute gern mal der Vergleich aus der Natur herangezogen. Wenn ein Tier in Gefangenschaft in etwa das tun kann, was es auch in der Natur den lieben langen Tag machen würde, gilt das als tiergerecht.
Wildhühner leben häufig in halb offenen Wäldern und sind eindeutig Tiere des Unterholzes. Sie haben viele Raubfeinde und halten sich daher überwiegend in der schützenden Deckung von Sträuchern und Bäumen auf. Den Großteil des Tages verbringen sie mit der Futtersuche. Sie scharren in der obersten Bodenschicht nach Würmern, Insektenlarven, Samenkörnern und zupfen hier ein Blatt ab, dort einen Grashalm. Dazwischen legen sie immer wieder Ruhephasen ein und suchen sich dafür bevorzugt ein erhöhtes Plätzchen, das in den meisten Fällen ein versteckter Ast zwischen dichtem Gebüsch sein wird. In der Nacht sind Wildhühner nicht aktiv, weil sie im Dunkeln kaum etwas sehen können. Für das Glück unserer domestizierten Haushühner kann man daraus zwei Dinge schließen:
Wenn Hühner wach sind, wollen sie die meiste Zeit über beschäftigt sein, vorzugsweise mit Scharren und der Futtersuche.
Wenn Hühner sich ausruhen wollen oder sich für die Nacht bereit machen, brauchen sie dafür ein Plätzchen, das aus ihrer Sicht möglichst sicher ist.
Ich denke, dass allein diese beiden Dinge für das Wohlbefinden eines Huhns so essenziell sind, dass sie quasi schon die halbe Miete auf dem Weg zu glücklichen Hühnern sind. Daher im Folgenden eine nähere Erklärung dieser beiden Punkte.
Ich will gar nicht daran denken, wie schlimm es für Hühner in Käfighaltung sein muss, auf Drahtgitterböden zu leben, und das auch noch vom Kükenalter an bis hin zu ihrem letzten Tag. Nie spüren sie den lockeren, mit halb verrottetem Falllaub durchmischten Boden unter ihren Krallen, wie er sich unter nahezu jedem Laubgehölz findet. Nie können sie an einer trockenen Stelle ein Staubbad nehmen, um sich den Schmutz hinterher mit kräftigem Geschüttel wieder aus dem Gefieder zu katapultieren. Nie können sie mit ihrem Scharrtrieb die Einstreu im Hühnerstall so gründlich umkrempeln, dass am Ende kein Strohhalm mehr auf dem anderen liegt. Scharren ist für Hühner mehr als nur eine willkürliche Entscheidung. Diese Art, nach Nahrung zu suchen, ist so verwurzelt mit dem ganzen Wesen des Huhns, dass die Unterbindung dieses Verhaltens fast zwangsläufig zu Störungen führen muss. Ähnlich verhält es sich mit der Verwehrung des täglichen Sandbads. Das Sandbad dient der Gefiederpflege und säubert das Tier zudem von lästigen Parasiten. Darum haben Hühner einen natürlichen Drang, jeden Tag so ein Bad zu nehmen, und dementsprechend schlecht ist der Gefiederzustand, wenn es ihnen zeitlebens verwehrt bleibt.
Alle diese Fotos zeigen echte Hühnerzüchter, die ich für „Happy Huhn“ getroffen habe. Sie alle sind jeweils mit der Hühnerrasse, für die ihr Herz schlägt, zu sehen, und sie alle sind sehr glücklich mit ihren Tieren.
Um Hühner, die sich frei auf einem großen, gut bepflanzten Gelände bewegen dürfen, braucht man sich in den meisten Fällen keine Sorgen zu machen. Sie finden genug Beschäftigungsmöglichkeiten solcher Art, um einen Tag auszufüllen. Was aber tun, wenn man nur ein begrenztes Gehege für das Geflügel zur Verfügung hat? Irgendwann ist der Boden so platt getrampelt, dass er nicht mehr zum Scharren taugt, und alles erreichbare Grünzeug ist abgezupft. Hier hilft beispielsweise regelmäßiges Umstechen. Einfach abwechselnd mal die eine Ecke, mal die andere Ecke des Auslaufs mit dem Spaten umgraben, das ermöglicht den Hühnern, wieder in lockerem Erdreich zu buddeln. Für das Sandbad ist eine überdachte Sandkiste ideal, die man mit feinem Kinderspielsand oder Quarzsand auffüllt. So bleibt der Sand auch bei Regenwetter trocken.
Eine ungemein große Freude kann man Gehegehühnern auch machen, indem man ihnen zwischendurch mal einen Haufen Grasschnitt oder Falllaub über den Zaun wirft. Der wird dann gründlich „zerpflückt“, und man würde gar nicht glauben, was die Hühner darin alles an scheinbar Fressbarem finden.
Wer Sitzstangen in verschiedenen Höhen im Stall angebracht hat, wird feststellen, dass die besonders mobilen und lebhaften Hühnerrassen, wie Altsteirer, Italiener, Friesenhühner oder beispielsweise auch Appenzeller Spitzhaubenhühner, fast immer die höchstgelegene Stange aufsuchen werden. Sie quetschen sich sogar dann auf solche Sitzgelegenheiten, wenn nur noch wenig Freiraum zur Stalldecke hinauf vorhanden ist. Instinktiv empfinden sie den Platz als den sichersten im Stall und handeln dementsprechend. Steinpiperl, die österreichischen Zwerghühner, lebten traditionell oft halbwild auf den Bauernhöfen im Osten Österreichs und gingen zahlreichen Erfahrungsberichten zufolge abends auch nur ungern mit den anderen Hühnerrassen in den Hühnerstall zum Schlafen. Lieber suchten sie sich stattdessen entweder den höchstgelegenen Balken in der Scheune als Schlafplatz aus, oder aber sie baumten gar im Freien auf. „Aufbaumen“ nennt man es, wenn Hühner in einen Baum hineinfliegen, um dort zu schlafen. Schwere, träge Hühnerrassen, wie Brahma, Cochin oder auch Mechelner, können hohe Sitzstangen aufgrund ihres schlechten Flugvermögens und ihres ungünstigen Schwerpunkts häufig nicht erreichen – falls doch, kann es schon mal sein, dass sie sich anschließend nicht mehr hinuntertrauen. Für sie sollte man unbedingt einige bodennahe und zudem etwas breitere Sitzstangen montieren. Nicht selten verbringen solche Rassen die Nacht aber ohnehin lieber an einem geschützten ebenerdigen Plätzchen, wie beispielsweise einem bodennahen Legenest. Wir haben es hier also anscheinend mit den verschiedensten Verhaltensweisen zu tun, aber letztlich sind diese nur rassebedingt und jedes Huhn sucht einfach nur Schutz für die Nacht.
Was für die nächtliche Schlafgelegenheit im Stall gilt, gilt grob auch für die Ruhezonen, die die Hühner tagsüber im Freilauf aufsuchen wollen. Am liebsten suchen Haushühner, wie ihre wilden Vorfahren, für ihre kleine Pause zwischendurch den Schutz von Gehölzen auf. Eine Sitzstange, zwischen zwei Sträuchern montiert, hat daher besonders viel Potenzial, ihr Lieblingsplatz zu werden.