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Jeder Mensch trägt ständig ein Spielzeug mit sich, das ist seine Sprache. Wir spielen sowohl mit Wörtern als auch mit der Stimme. Allein und mit anderen - bei Licht und im Dunkeln - mit Schreibzeug und ohne. Der Verfasser belegt seine Behauptung mit fünfzig Gesellschaftsspielen, mit ungezählt vielen Gedichten, Scherzfragen, Zungenbrechern, Rätseln, Witzen, Anekdoten und Sprichwörtern. Er zitiert Goethe, Jacob Grimm und Mark Twain, S. Fischer-Fabian, Sigmund Freud, Franz Fühmann und Hans Reimann, Roda Roda, Kornej Tschukowski, Kurt Tucholsky, Ernst Wasserzieher und Johann Wolf. Es ist die Rede von den Anfangsbuchstaben, weil sie beim Einordnen der Begriffe in Lexika eine Rolle spielen, und es ist die Rede von den Endbuchstaben, weil sie den Wörtern Saft und Kraft, Salz und Schmalz verleihen.
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Seitenzahl: 323
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Meiner Schwester Rosl, der Deutschlehrerin
Die erste Fassung dieses Buches ist 1987 im Bukarester Verlag „Kriterion“ erschienen, der Literatur für die nationalen Minderheiten Rumäniens veröffentlichte. Die zweite, erweiterte Fassung ist 2006 im IFB-Verlag in Paderborn erschienen.
Umschlagsbild: adobe stock #446759150 (Standard-Lizenz)
Einleitung
I. Laute und Buchstaben
1. Selbstlaute und Mitlaute. Das Alphabet
2. Die Laute als Bedeutungsträger
3. Die Aussprache
II. Der Wortbestand
1. Umfang und Bereicherung des Wortbestandes. Fachwörter und Fremdwörter. Zusammensetzungen. Ableitungen. Homofone und Homonyme
2. Die Gliederung des Wortbestandes. Wortfamilie, Sachgruppe, Wortfeld
3. Die Wörter und ihr Bedeutungsgehalt. Einzelwort und phraseologische Fügung. Mehrdeutigkeit. Eigentliche und übertragene Bedeutung. Metapher und Metonymie
III. Die Wortarten
1. Die beugbaren Wortarten
2. Die unbeugbaren Wortarten
IV. Der Satzbau
Der Satz. Elliptische Sätze. Die Satzglieder. Satzrahmen und Verschachtelung. Die Betonung. Die Wortfolge
V. Die Rechtschreibung
Literaturverzeichnis
A) Fachliteratur zur Sprache
B) Pädagogik und Psychologie
C) Scherzfragen, Rätsel und Spiele
D) Witze und Anekdoten
E) Volkskunde, Belletristik, allgemeine Periodika
Verzeichnis der Spiele
Jeder Mensch trägt immer ein Spielzeug mit sich, das ist seine Sprache. Wir spielen sowohl mit Wörtern, wobei die Regeln als Turngeräte dienen, als auch mit der Stimme. Allein und mit anderen – bei Licht und im Dunkeln – mit Schreibzeug und ohne.
Zu dieser Unterhaltung gehört das Singen als mehrfach verändertes Sprechen. Es unterscheidet sich vom Sprechen vor allem durch die wechselnde Tonhöhe, die von der Melodie vorgegeben wird, ferner durch Tonstärke, Versmaß und Reim, durch Wiederholungen und eingeschobene Wörter ohne Bedeutung. Solche Abweichungen verwirren den Sänger keineswegs, im Gegenteil, sie machen ihm Spaß – ein Beweis für sein Sprachkönnen. Ein rumänischer Schwank handelt von der Wette des Teufels mit einem Deutschen, wer länger zu singen vermag, wobei der Teufel verliert, weil der Deutsche tagelang immer wieder ein neues Lied anstimmt.
Heute gibt es ausgeklügelte Spiele mit Elementen aus allen Teilbereichen der deutschen Sprachlehre: Phonetik, Morphologie, Syntax und Orthografie. Hut ab vor den Menschen, die sie sammelten! Wir verdanken diesen Reichtum mehreren Faktoren, und zwar:
der Entwicklung der Sprachwissenschaft, die zahlreiche Elemente der Sprache als Begriffe definiert und damit bewusst gemacht hat;
der Papierindustrie;
dem Buchdruck;
den Medien Presse, Rundfunk und Fernsehen;
der Schule.
„Sag mal, wie viele Sprachspiele gibt es?“ fragt Monika den Geist Küslübürtün in dem Buch „Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel“ von Franz Fühmann auf Seite 328, und der Geist antwortet: „Soviel ihr wollt! Und das Spiel aller Spiele ist immer noch: neue Spiele entdecken!“
Der größte bekannte Humorist hat sich intensiv mit der deutschen Sprache beschäftigt: erst wollte er sie erlernen, dann … wollte er sie reformieren. Wir könnten Mark Twain dieses Ansinnen verargen, wenn er sich nicht entzückt über die Ausdrucksfähigkeit der deutschen Sprache geäußert hätte:
Es gibt einige deutsche Wörter, die ungewöhnlich ausdrucksstark sind. Zum Beispiel diejenigen, die das stille, friedliche und zärtliche Familienleben beschreiben; diejenigen, die sich mit der Liebe in jeder Form befassen, von einfacher Freundlichkeit und ehrlichem Wohlwollen dem vorüberschreitenden Fremden gegenüber bis hinauf zum Liebeswerben; diejenigen, die sich mit der Natur draußen in ihren sanftesten und lieblichsten Formen befassen – mit Wiesen und Wäldern, Vögeln und Blumen, dem Duft und Sonnenschein des Sommers und dem Mondlicht friedvoller Winternächte; mit einem Wort, diejenigen, die sich mit allen nur möglichen Formen der Untätigkeit, der Ruhe und des Friedens befassen; auch diejenigen, die sich mit den Geschöpfen und Wundern des Märchenlandes befassen; und schließlich und hauptsächlich ist die Sprache in denjenigen Worten, die Pathos ausdrücken, unübertrefflich reich und ausdrucksstark. Es gibt deutsche Lieder, die einen mit der Sprache nicht Vertrauten zum Weinen bringen können. Das zeigt, daß der Klang der Worte stimmt – er gibt den Inhalt haargenau wieder; und auf diese Weise wird das Ohr angesprochen und über das Ohr das Herz.1
Was Mark Twain störte, waren:
die Ausnahmen von den Regeln;
die trennbar zusammengesetzten Verben, die Satzklammern bilden;
das [inzwischen als veraltet geltende] Dativ-e;
das Geschlecht der Substantive (ein Baum ist männlich, seine Knospen sind weiblich, seine Blätter sind sächlich);
die Mehrdeutigkeit von Grundwörtern wie
Schlag
und
Zug;
die aus Zusammensetzungen erwachsenen Wortungeheuer;
die Deklination der Substantive und Adjektive.
Über diese Schwierigkeiten kann der selbstbewusste Deutsche nur lächeln; etliche davon dienten als Ansatz für Spiele. Jeder Deutsche, schrieb Jacob Grimm, der sein Deutsch schlecht und recht weiß, d.h. ungelehrt, darf sich nach dem treffenden Ausdruck eines Franzosen: eine selbsteigene, lebendige Grammatik nennen und kühnlich alle Sprachmeisterregeln fahren lassen.2
Zwar witzelte ein Berliner Schauspieler:
Ich liebe dir, ich liebe dich,
wie᾽s richtig is, das weeß ich nich,
und᾽s is mich ooch Pomade –
aber diese Behauptung ist nicht wörtlich zu nehmen.
Mark Twain hat nur zwei gute Haare an der deutschen Grammatik gelassen, nämlich die lautgetreue Wiedergabe der Wörter beim Schreiben (eine unverdiente Schmeichelei) und die Großschreibung [des Anfangsbuchstabens] der Substantive. Seither sind 150 Jahre vergangen. Das Prinzip der Großschreibung von Substantiven hat die Rechtschreib-Reformen von 1996 und 2006 überlebt und ist eine der ärgsten Fehlerquellen. Damals wurde die Chance vertan, die gemäßigte Großschreibung einzuführen (nur Satzanfänge und Eigennamen), die bei allen anderen europäischen Sprachen üblich ist, die also auch jeder Deutsche sich aneignen muss, wenn er eine Fremdsprache erlernt.3 Das ist natürlich albern, man kann es nicht oft genug sagen. Wir leben jetzt mit der Gewissheit, dass Generationen von Schülern sich mit zwei Dutzend vermeidbarer, haarspalterischer Regeln plagen müssen – dass so und so viele Stunden, die man anderweitig verwenden könnte, mit deren Aneignung verschwendet werden.
Die Großschreibung der Substantive ist eine handgemachte Schwierigkeit, die meines Wissens zu keinem Spiel angeregt hat.
Mit der deutschen Sprache lässt sich’s fein spielen. Durch Wegnehmen, Hinzufügen und Umstellen von Lauten (bzw. Buchstaben) wird die Bedeutung eines Wortes verändert. Oft kann der Sprecher zwischen Synonymen wählen. Es gibt Wörter mit übertragener Bedeutung, unter ihnen die verlockendsten bildhaften Ausdrücke. Es gibt mundartliche Wortformen. Die Präpositionen aus, mit und andere kommen in verschiedenartigen Satzgliedern vor und geben dadurch zu lustigen Verwechslungen Anlass. Fragen mit wann können ebenso gut eine Zeitangabe wie die Angabe einer Bedingung fordern, wodurch ebenfalls Missverständnisse möglich sind; obendrein kann sowohl der Temporalsatz als auch der Konditionalsatz durch die Konjunktion wenn eingeleitet sein. Die vier Fälle gestatten Freiheiten beim Anordnen der Satzglieder. Der Verständlichkeit zuliebe darf man die verbale Klammer oder Satzklammer verkürzen. Für die Bedeutung mancher Aussagen spielt die Betonung eine Rolle. Schließlich ist die schwierige, inkonsequente Rechtschreibung zu erwähnen. Also enthält die Sprache selbst Anregungen zum spielerischen Abwandeln und Kombinieren.
Die gelungensten Spielversuche, nämlich die von den Mitmenschen anerkannten, sind in die Folklore eingegangen. Dazu gehören Kinderreime und Zungenbrecher, Scherzfragen und Rätsel, Umkehrungsverse, Witze, Anekdoten, Schwänke und Lieder, die eine Generation an die nächste weitergibt. Vereinfachend ausgedrückt sind es immer Spiele mit Wörtern. Ohne das Bewusstsein der Strukturen und Regeln könnten sie nicht fortbestehen. Die Scherzfragen und die Rätsel, auch zahlreiche Witze, werden gezielt eingesetzt, um zugleich mit dem Scharfsinn der Partner deren Sprachsicherheit und Wortgewandtheit zu prüfen, insbesondere wenn die Partner Kinder sind.
Bewusstsein der Sprachregeln heißt keineswegs, dass einer, der mit der Sprache spielt oder ein passives Vergnügen an diesem Spiel hat, die Regeln für Beugung und Satzbildung so hersagen kann, wie man sie in der Schule lernt, dass er die Erscheinungsformen der Sprache wissenschaftlich beschreiben kann. Vielleicht weiß er nicht einmal die Namen der Wortarten mehr. Es ist für ihn kein Hindernis.
Heute wächst bei uns kein Mensch mehr ohne Schulbildung auf, aber früher haben die meisten und noch früher alle Menschen ohne Hilfe einer Schulgrammatik sprechen gelernt. In der Schule werden die schon erworbenen Fertigkeiten des Sprechens weiter entwickelt und durch Sprachbildung – durch Einsichten in Gefüge und Entwicklung der Sprache – untermauert.
Die Schule setzt voraus, dass der Mensch bereits sprechen kann. In der Schule lernt man schreiben. Durch die Schrift wird die Sprache sichtbar, wird „schwarz auf weiß“ festgehalten, sodass man sie mit dem für uns Menschen wichtigsten Sinn in Ruhe betrachten kann. Fortan wird die Sprache in der Schule mit Hilfe der Schrift analysiert. Später betrachtet man die Sprache gewohnheitsmäßig mit Hilfe der Schrift wie durch eine Art Brille. Das belegen Scherzfragen. Was steht mitten in Paris? (Der Buchstabe r.) Welche Frau ist von vorn und von hinten gleich? (Anna.) Was ist bei der Laus groß und beim Elefanten klein? (Das L.) Was ist bei der Mücke größer als beim Kamel? (Das M.) Zu den Scherzfragen, die sich auf Alphabet und Rechtschreibung beziehen, treten Witze mit der Rechtschreibung.
In den Redensarten über Satzzeichen spiegelt sich die allgemeine Sprachbildung wider. Nun mach mal einen Punkt! lautet eine gängige Forderung, wenn der Gesprächspartner seine weitschweifigen Ausführungen unterbrechen soll. Über jemanden, der pausenlos redet, sagt man, er rede ohne Punkt und Komma. Ergänzende Einfügungen werden mit den Worten In Klammern sei vermerkt angedeutet. Scherzhaft bezeichnet man Kinder, die viele Fragen stellen, als lebendige Fragezeichen. Zwar gebraucht nicht jeder solche Redensarten, doch werden sie von aller Welt verstanden.
In der vorliegenden Anthologie sind Sprachspiele aller Art gesammelt. Sie belegen sowohl das Bewusstsein von feinen Bedeutungsunterschieden als auch von zahlreichen syntaktischen Funktionen und von recht komplizierten Regeln, an die wir uns beim Sprechen und Schreiben halten. Ferner das Bewusstsein von Schwierigkeiten beim Sprachgebrauch, indem sie die häufigsten Fehler vermerken. Um die Übersicht zu erleichtern, wurden die Spiele nach dem bekannten Schema der traditionellen Schulgrammatik geordnet. Damit unterscheidet sich die Anthologie kategorisch von einem beliebigen Witzbuch. Der begleitende Kommentar deckt den Spielmechanismus auf.
Es wird der Versuch gewagt, neben die Nachschlagewerke für Schwierigkeiten und Zweifelsfälle beim Sprachgebrauch ein Büchlein ganz anderen Inhalts zu stellen, den Grundstock einer heiteren Grammatik, die von der Sprachgemeinschaft empirisch entwickelt wird.
Die Qualität der Texte ist verschieden. Sie unterscheiden sich zunächst durch das Zielpublikum – durch den Grad der Sprachbeherrschung und Sprachbildung, der zum Verständnis vorausgesetzt wird. Das Erlernen der Muttersprache ist ein langwieriger Prozess, und die Folklore hält mannigfaltige Texte bereit, um Anfänger, Fortgeschrittene und Meister auf die Probe zu stellen. Sie unterscheiden sich ferner durch den Reifegrad. Manche Witze sind vom Sujet her albern oder wirken gekünstelt, weil sie aus einem Dialog bestehen, der in der Wirklichkeit kaum je in dieser Form geführt wird, und nicht selten lässt die Pointe zu wünschen übrig. Trotzdem dokumentieren sie Sicherheit und Vergnügen beim Gebrauch der Sprache, und eben das macht sie interessant.
Kein echter Geografielehrer fragt je nach dem kleinsten Wald Deutschlands. Diese Frage wurde erfunden, um die Beobachtung festzuhalten, dass der unbestimmte Artikel ein und das Zahlwort ein homonym sind. Die Antwort lautet „Der Odenwald“, und der Witzheld begründet sie mit einem Lied, von dem er sich die erste Zeile gemerkt hat: „Es steht ein Baum im Odenwald.“ Kein echter Eisenbahnschaffner denkt bei der Frage, wie lange der Zug halte, an die Dauerhaftigkeit des Materials. So ein Schaffner kommt nur in dem Witz vor, der die zwei Verben halten nebeneinanderstellt. Er gibt eine verblüffende Antwort, nämlich: „Bei guter Wartung etwa fünfzehn bis zwanzig Jahre.“ Kein normaler Mensch käme auf den Gedanken, dass die Pferdeäpfel, die der Kleingärtner vor der Reitschule sammelt, um, wie er sagt, seine Erdbeeren zu düngen, auf das Dessert mit den Früchten gestreut werden könnten. Diese absurde Möglichkeit wird nur angesprochen, um zu zeigen, dass das Wort Erdbeeren auch als Bezeichnung für die Erdbeersträucher dienen kann. (Wegen der absurden Vorstellung taucht der Text mit dem angeblichen Missverständnis auch unter den Irren-Witzen auf.)
Die zu Folklore gewordenen Spiele – vom Zungenbrecher bis zur „Vogelsprache“, vom „Nudelbrett“ bis zum „Teekessel“, von der „Gefüllten Kalbsbrust“ bis zum Sprichwörter-Salat – gehören zu den am besten erprobten Übungen beim Erlernen der deutschen Sprache. Sie eignen sich dazu, einerseits den Sprachunterricht aufzulockern und anziehender zu machen, andererseits dessen Gediegenheit zu steigern. Sie bilden eine Art Kern, an den sich immer neue Texte anfügen, die unsere Sprachgemeinschaft, rund einhundert Millionen Menschen, im täglichen Umgang mit der Muttersprache erfindet.
Als ein besonderes Spiel mit Hilfe der Sprache erscheint das Scherzen. Ursprünglich, im Althochdeutschen, diente das Wort Spiel als Bezeichnung für den Tanz; seine Bedeutung schließt eine Hin-und-her-Bewegung ein, und bei mehreren Dingen, die heute den Namen Spiel tragen, tritt diese Besonderheit in den Vordergrund: Man bezeichnet damit u.a. die Schlagfolge beim Tennis, das Gegeneinanderwirken zweier Kräfte, den Maßunterschied von zwei zueinander gehörigen Maschinenteilen (z.B. Welle und Lagerbüchse) und den Birkhuhnschwanz. Im Mittelhochdeutschen waren die Wörter Scherz und Spiel synonym. Ihre bedeutungsgleichen Ableitungen verscherzen und verspielen bestätigen es. Das Wort Scherz ist mit dem Wort scheren („sich wegbegeben“) verwandt, und dessen althochdeutscher Vorläufer bedeutete „ausgelassen sein“ bzw. „springen“ oder „hüpfen“. Ich möchte diesen Aspekt hervorheben. Die Sinnverwandtschaft von Spiel und Scherz hat sich zuerst auf die physische Bewegung beschränkt. Heute bezeichnet scherzen eine geistige Bewegung, das Scherzen ist ein Hüpfen im übertragenen Sinn – man hüpft von einer Bedeutung, von einer Ansicht zur anderen. Vom Sprachspiel zum Scherz ist es weniger als ein Schritt.
„Wo kommen Sie her?“
„Aus dem Theater.“
„Aus dem Theater? Hm. Was haben sie gegeben?“
„Fünf Mark.“
„Aber nein, ich meine: was für ein Stück?“
„Was für ein Stück? Ein Fünf-Mark-Stück.“
„Mensch, ich möchte wissen, was die Schauspieler gegeben haben!“
„Die Schauspieler ... Die haben gar nichts gegeben, die sind gratis hineingegangen!“
In Sachsen hat man diesen Witz natürlich im Dialekt erzählt. Dort hat er auch eine Fortsetzung. Das Gespräch wird von zwei Bewohnern des Leipziger Vororts Connewitz geführt.
„Wo gomm Se’n här?“
„Aus’n Deader.“
„Was ham se denn gegähm?“
„Sechs fuffzch.“
„Nee, ich meene, was for Sticke?“
„Drei Zweemarksticke und ’n Fuffzcher.“
„Nee, ich meene, was die Schauspieler gegähm ham.“
„Die wärns woll umsonst gehabt ham.“
„Nicht doch, ’s Trama mein’ch doch.“
„‚Wie’s eich gefällt‘.“
„Nu verbibbsch, ob mersch nu gefällt oder nicht gefällt, die schbieln ja doch, was se nach ’n Schbielblan schbielen müssen. Also, was stand’n druff?“
„‚Wie’s eich gefällt‘.“
„Sie, Herr Griebchen, ich will Ihnen emal was saachen, ich entstamme eim’ guten Hause und war immer ’n santftmietches Kind, aber wenn Se mich bartou aufs Blut reizen wollen, kann ’ch zum Tiecher wärn. Also nu machen Se geene Fissemadendchen, was ham se gegähm?“
Und nun die Variante aus der Sammlung jüdischer Witze von Salcia Landmann:
„Ich war in der Oper.“
„Nu, war’s schön?“
„Wie ich hingegangen bin, war’s schön. Auf dem Heimweg hatten wir Regen.“
„Ich frag’ nicht nach dem Wetter. Ich frag’: Was haben sie gegeben?“
„Fünf Gulden.“
„Unsinn. Ich meine: Was haben die Schauspieler gegeben?“
„Die? Nix. Die sind gratis hineingekommen.“
„Aber verstehen Sie doch endlich. Ich meine: In was waren Sie?“
„Im dunklen Anzug.“
„Ich frag’ nicht, was Sie anhatten, sondern: Auf was waren Sie?“
„Auf Fauteuil zehnte Reihe.“
„Himmel! Ich frage doch: Was hat man gespielt?“
„Ach so! ‚Tristan und Isolde‘.“
„War’s schön?“
„Nu – me lacht.“
1 Mark Twain: Die schreckliche deutsche Sprache. In: Mark Twain bummelt durch Europa. S. 236-254, hier S. 251.
2 JACOB GRIMM: Die Sprache. In: WILL-ERICH PEUKERT (Hg.): Die Brüder Grimm. S. 177-220, hier S. 179.
3 Die gemäßigte Großschreibung wird auch gemäßigte Kleinschreibung genannt.
Unsere Vorstellung beginnt mit einem Rätsel aus der Folkloresammlung „Des Knaben Wunderhorn“ (1806-1808) von Achim von Arnim und Clemens Brentano. Es ist im Anhang zum dritten Band veröffentlicht worden, der Kinderliteratur enthält.
DIE ABC-SCHÜTZEN
Rate, was ich habe vernommen:
Es sind achtzehn fremde Gesellen ins Land gekommen,
zu malen schön und säuberlich;
doch keiner einem andern glich.
All᾽ ohne Fehler und Gebrechen,
nur konnte keiner ein Wort sprechen.
Und damit man sie sollte verstehn,
hatten sie fünf Dolmetscher mit sich gehen.
Das waren hochgelehrte Leut᾽:
Der erst᾽ erstaunt, reißt᾽s Maul auf weit,
der zweite wie ein Kindlein schreit,
der dritte wie ein Mäuselein pfiff,
der vierte wie ein Fuhrmann rief,
der fünfte gar wie ein Uhu tut.
Das waren ihre Künste gut;
Damit erhoben sie ein Geschrei,
füllt noch die Welt, ist nicht vorbei.
(Die Buchstaben.)
An dieses Rätsel knüpft ein satirisches Gedicht Goethes an. (Der Titel ist ein französisches Wort und bedeutet „Sitzung“.)
SÉANCE
Hier ist’s, wo unter eignem Namen
die Buchstaben sonst zusammenkamen.
Mit Scharlachkleidern angetan
saßen die Selbstlauter obenan:
A, E, I, O und U dabei,
machten gar ein seltsam Geschrei.
Die Mitlauter kamen mit steifen Schritten,
mussten erst um Erlaubnis bitten.
Präsident A war ihnen geneigt;
da wurd’ ihnen denn der Platz gezeigt;
andere aber, die mussten stehn,
als Pe-Ha und Te-Ha und solches Getön.
Da gab’s ein Gerede, man weiß nicht wie:
Das nennt man eine Akademie.
Andere Verfasser haben die Buchstaben mit Soldaten verglichen, wieder andere haben sie zu Herren der Welt erklärt.
GENÜGSAME SOLDATEN
Es sind fünfundzwanzig Soldaten, die marschieren stets in Reihen, kochen sich nichts und braten sich nichts, essen nicht und trinken nicht, schlafen nicht und wachen nicht.
(Die Buchstaben.)
DIE HERREN DER WELT
Fünfundzwanzig Herren regieren die Welt.
Sie essen kein Brot, sie brauchen kein Geld,
sie trinken weder Bier noch Wein.
Was mögen das für Herren sein?
(Die Buchstaben.)
Mit dem Scharfen S (ß) umfasst das deutsche Alphabet in der heute verbindlichen Schrift 27 Buchstaben. Beim Aufsagen des Alphabets bleibt das Scharfe S ungenannt. Die Anzahl der dargestellten Laute ist mehr als doppelt so groß, manche Wissenschaftler sagen 57, andere 62. Früher ist man mit noch weniger Buchstaben ausgekommen: Das klassische lateinische Alphabet umfasst nur 23. Deshalb spricht das alte Rätsel von nur 18 Buchstaben für Mitlaute. Wir haben neben dem I noch das J und neben dem V noch U und W.
Wäre unser Alphabet eine rezente Erfindung, würden die Kultusminister sie als unausgegoren ablehnen. Jeder vernünftige Mensch würde sie ablehnen. Trotz der Jahrhunderte langen Bemühungen um die Anpassung des lateinischen Alphabets an das Lautsystem der deutschen Sprache sieht das Ergebnis nach Murks aus.
Für vier Mitlaute fehlen eigene Zeichen, sodass man sich mit Buchstabenkombinationen behelfen muss; das gilt für den Ich-Laut, geschrieben CH, für den Ach-Laut, geschrieben CH, für einen der drei Nasenlaute, geschrieben NG, und für den Zischlaut, geschrieben SCH. Seitdem Wörter französischer Herkunft wie Genie und Regie zum geläufigen Wortschatz gehören, fehlt auch ein Buchstabe für das stimmhafte SCH. Der Buchstabe S muss für drei Laute herhalten: einerseits für das stimmlose S, andererseits für das stimmhafte S, ferner, in den Kombinationen SP und ST, für den Zischlaut SCH. Beim stimmlosen S wird es zuweilen vom Scharfen S (ß) vertreten. Im Gegensatz dazu wird der Laut F dreifach wiedergegeben, nämlich durch die Buchstaben F und V sowie durch die Kombination PH. Die Buchstaben C, Q, X und Z stehen für Lautkombinationen, und an dem Q klebt, man weiß nicht warum, immer noch ein U. Das Y schließlich kommt bei der jetzt gültigen Rechtschreibung mit ganz wenigen Ausnahmen nur in Fremdwörtern vor; diese Ausnahmen sind Bayer, Bayern und bayrisch. Gelesen wird das Y, kurios, mal wie der Selbstlaut I, mal wie der Umlaut Ü, mal wie der Zwielaut EI, mal wie der Mitlaut J.
Ob ein Selbstlaut kurz oder lang zu sprechen ist, sieht man dem Buchstaben nicht an. Deshalb wird die Kürze – freilich nur manchmal – durch die Verdoppelung des folgenden Mitlauts angedeutet und die Länge – ebenfalls nur manchmal – durch ein Dehnungszeichen.
Die Übernahme von Wörtern aus anderen Sprachen mit identischer Schreibweise hat die Lesekunst kompliziert. Manche Buchstaben werden anders als üblich ausgesprochen, z.B. in den Wörtern Boom, Charme, Clown, Farce, Gentleman, Girl, Insider, Lady, rangieren, Ration, Service, trainieren.
Die Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtschreibung wurzeln in der Beschaffenheit des Alphabets. Unser Abc kann einer fonetischen Lautschrift nicht das Wasser reichen. Es ist erstaunlich, wie gut wir mit diesem unvollkommenen Werkzeug zurechtkommen. Wir schreiben EI und lesen AE.
Betrachten wir jetzt noch einmal den Buchstaben V. Im lateinischen Alphabet vertrat er zwei Laute, nämlich U und W, aber durch die Einführung neuer Buchstaben wurde seine Stellung geschwächt. Im deutschen Alphabet tritt er als Harlekin auf. Das V muss entweder als F oder als W gelesen werden. Im Wort vier als F, im Wort Klavier als W. Im Wort Vater wie im Wort Faser, im Wort Vase wie im Wort Wasser. Es gibt eine Ortschaft bei Frankfurt, die Filbel heißt, geschrieben Vilbel, und einen Ortsteil von Stuttgart, der Fa-ing-en heißt, geschrieben Vaihingen.
Den Schulanfängern, die einen begrenzten Wortschatz haben, dient ein alter Zweizeiler als Eselsbrücke für die V-Schreibung, er steht in der Fibel:
Vater, Vetter, Vogel, Vieh,
Veilchen, Volk vergess’ ich nie!
Durch eine Regel der Silbentrennung wird der Nasenlaut NG praktisch aus dem Bewusstsein verdrängt: Der Regel zufolge gehört das N zur ersten, das G aber zur folgenden Silbe, als ob es sich um zwei verschiedene Laute handelte, man vergleiche: die schlan-ken Beine, die langen Stiefel. Zum Unterschied davon trennen wir rie-chen, nicht riec-hen, la-chen, nicht lac-hen, wa-schen, nicht was-chen. Freilich kann die stiefmütterliche Behandlung nichts an der Aussprache ändern, weil NG in alten und häufig gebrauchten Wörtern vorkommt: Ding, Finger, Lunge, Ring, Stange, Zunge; eng, jung, lang; bringen, fangen, gelingen, hängen, singen.
Ernst Buschor hat ein Rätsel verfasst, welches nur lösen kann, wer an die Mehrdeutigkeit des Buchstabens S denkt: als Zeichen für den stimmlosen Laut SCH in der Kombination ST (wie in Sturm) und als Zeichen für den stimmhaften Laut S (wie in Samen).
UNHEIMLICH
In jedem Sturm,
bei Wetter und Wind,
hockt’s vor dem Turm
und stillt das Kind.
In der Erde der Samen
sagt dazu Amen.
(Der Buchstabe S.
Man sagt „Sch!“, wenn die Kinder still sein sollen.)
Die Urform unseres Alphabets stammt vom antiken Volk der Phönizier. Vor mehr als 3.000 Jahren hat es sich im Nahen Osten als eines von mehreren konkurrierenden Zeichensystemen entwickelt. Jenes System bestand nur aus Zeichen für die Mitlaute – die Selbstlaute wurden nicht festgehalten. Wer des Lesens kundig war, sprach sie mit. Historisch betrachtet entsprechen die Schriftzeichen der Phönizier unseren Großbuchstaben.
Abgesehen davon, dass sich die Form der Buchstaben änderte, hat die Schrift nach und nach fünf wesentliche Neuerungen erfahren:
1.) Die Griechen führten Zeichen für Selbstlaute ein.
2.) Die Griechen gaben die Linksläufigkeit der Wörter auf. Nach einer Zwischenstufe, dem so genannten „ochsenwendigen“ oder „furchenwendigen“ Schreiben, bei dem man abwechselnd je eine Zeile von rechts nach links und von links nach rechts schrieb, setzte sich die Rechtsläufigkeit durch. So war es auch bei den Römern; die ältesten lateinischen Inschriften sind linksläufig oder „ochsenwendig“.
3.) Im 9. Jahrhundert n.Chr. entstanden Buchstabenformen, die man heute als kleine Buchstaben (oder Minuskeln) bezeichnet.
4.) Bei der Karolingischen Minuskel wurden erstmals konsequent Abstände zwischen den Wörtern eingehalten. Diese Minuskel wurde geschaffen, als Karl der Große von den Gelehrten ein in allen seinen Ländern geltendes Alphabet mit einheitlichen Schriftzeichen forderte.
5.) Ab dem 17. Jahrhundert verallgemeinerte sich der Gebrauch von Satzzeichen.
„PHÖNIZIEN“
Gewiss war das Schreiben und Lesen bei den Phöniziern eine Kunst. Wer will, kann versuchen, einen Text zu entziffern, der ohne Buchstaben für Selbstlaute, nur mit Großbuchstaben, linksläufig, ohne Abstände zwischen den Wörtern und ohne Satzzeichen geschrieben ist. Bitte schön! Selbstverständlich wurde bei den folgenden zwei Texten die Mitlautverdoppelung ausgespart; aus demselben Grund erscheint die Buchstabenkombination CH nur als H.
RDZHGLFRWNLGVNHNW
(Wenn ich ein Vöglein wär, flög᾽ ich zu dir.)
TBLBGRBSWNMNSMTZNTHRRZTMKTHNRW
(Wer nicht kommt zur rechten Zeit, muss nehmen, was übrig bleibt.)
Man kann daraus ein Spiel machen: Hinz transkribiert einen Text und reicht Kunz das Ergebnis, der den Wortlaut erraten soll.4
AUFGABE FÜR DEN ZENSOR 1852
MirSolleinerkoMmenundsagenDaßichnichtauchdiesmAldemliterarischenkaBinetteeInennichtswürdiGenärgerbereitEthätteduRchdenunsiNn dieserwortzusaMmenstellunGdurchwelchesichdiesewohllÖblichebehördedochnotWendigerweisedurCharbeitenmußdasiEdiestrengeverpflic htUnghaTallenerscheinunGenderberLinerpresSeeineebensogenauealsgewiSsenhafteduRchsichtzuwidMenunDjetztdochamendesicheinigeRm aßenkrÄnkenmUßindiesemSatzsogarnichtsbEdeNklichesgeFundenzhabenundDiehunDstageglüCklichvorüBersind.
Schultze
Unbekannter Verfasser
EIN NEUER VOKAL
Die Gelehrten haben die Laute beschrieben und ihre Entwicklung durch mehrere tausend Jahre Sprachgeschichte verfolgt. Sie haben die Laute klassifiziert: nach der Stelle, an der sie erzeugt werden, nach der Art und Weise, wie sie zustande kommen, dann, im Falle der Selbstlaute, ob sie kurz oder lang, ob sie offen oder geschlossen sind, und im Falle der Mitlaute, ob sie stimmlos oder stimmhaft sind. Nur eines können die Gelehrten nicht machen: einen neuen Laut erfinden oder einen Laut, der bei den Buschmännern oder bei den Eskimos natürlich ist, in die deutsche Sprache einführen. Die kindlich-naive Vorstellung, so etwas wäre möglich, wird in einem Gedicht von Christian Morgenstern verspottet („Der neue Vokal“):
„Was hat denn Ihr Herr Gemahl
nun eigentlich ausgeheckt?“
„Er hat einen neuen Vokal
erfunden oder entdeckt.“
Den will Herr Ulich patentieren lassen und verkaufen – aber wer wird ihn nehmen?
Auf das Alphabet beziehen sich mehrere Redensarten: von A bis Z; Wer A sagt, muss auch B sagen (neuerdings auch: Wer A sagt, muss nicht B sagen); jemandem ein X für ein U vormachen; einen durchs (ganze) Abc loben. Plan B bedeutet „eine Alternative für den Fall, dass ein Vorhaben misslingt“. Vitamin B bedeutet „hilfreiche Beziehungen“. Wer ein paar Buchstaben fortschickt, der schreibt einen kurzen Brief. Wer die Buchstaben doppelt sieht, der ist betrunken. Wer jemanden nach dem (toten) Buchstaben verurteilt, hält sich an den Paragrafen, ohne selbstständig zu denken.
Zu welchem dreisilbigen Wort gehören 26 Buchstaben? (Zu dem Wort Alphabet.)
Das Alphabet dient vor allem dem Niederschreiben der Gedanken. Darüber hinaus ist es durch die feste Reihenfolge der Buchstaben zu einem unentbehrlichen Instrument der Ordnung geworden. Mit Hilfe der Buchstaben unterscheidet man Hauseingänge, Vitamine, Blutgruppen, chemische Elemente, Teilchenstrahlen, Sterne, Sportligen usw. Weil das Wissen der Menschheit sich alle paar Jahre verdoppelt, braucht man immer mehr Nachschlagewerke, und in den meisten davon sind die Stichwörter nach wie vor alphabetisch angeordnet. Folglich wird das Alphabet laut und leise Millionen Mal aufgesagt. Trotzdem ist es noch möglich, durch das Rezitieren des Abc in etwa der Hälfte der sonst erforderlichen Zeit Aufsehen zu erregen.
WER KANN AM SCHNELLSTEN DAS ABC AUFSAGEN?
Der Trick geht davon aus, dass man die Mitlaute beim Aufsagen gewohnheitsmäßig als Silben spricht – be, ce, de, ef, ge, ha, jot, ka usw. –, das bedeutet bei 26 Buchstaben wegen des dreisilbigen Ypsilon 28 Silben. Wer nicht alle Mitlaute als Silben spricht, sondern manche nur als einfache Laute – also den zweiten Buchstaben nicht als be, sondern als b –, der spart Zeit. Er kann die erhaltenen Laute und Silben zu vier Wortgebilden zusammenziehen und kommt dann mit 15 Silben aus. Die vier komischen Wörter lauten: abcedefge hijotkelmen opkurstuvau wixyzet.5
VON Z BIS A
Beim Pfandauslösen kann man einem Mitspieler die Aufgabe stellen, er soll das Alphabet rückwärts aufsagen: Z, Y, X, W, V ... Es geht verblüffend langsam.
Die Rebus-Erfinder verwenden die Schriftzeichen für die Mitlaute mal mit dem Lautwert, mal mit dem Silbenwert:
GG
Gang (G an G)
GG
Zweige (zwei Ge)
TT
Tante (T an Te)
oD
Kleinod (klein O D)
HH E
zwei Hunde (zwei H und E)
EIL T
Vorteil (vor T EIL)
NT
Ente (En Te)
GS
Gans (G an S)
SL
Esel (Es El)
ND
Ende (En De)
R+
rund (R und)
FA r LL
ein kleiner Zwischenfall (ein klein Er zwischen FA LL)
Zwar bedeutet der Name wörtlich übersetzt „durch Sachen“, doch darf ein Rebus zum Unterschied vom Bilderrätsel nur Buchstaben und Zahlen enthalten. Diese werden in die verschiedenartigsten Verhältnisse zueinander gebracht, z.B. an-, auf- oder ineinander gesetzt, und man muss erraten, welche der möglichen Verbindungen einen Sinn ergibt. Die Aufgabe wird dadurch erschwert, dass ein Buchstabe wie erwähnt manchmal Silbenwert, manchmal aber nur Lautwert hat, dass meist mehrere Verhältniswörter in Frage kommen und immer viele Umstellungen möglich sind.
Mit einfachen Rebussen wie den folgenden vergnügen sich schon zehnjährige Kinder:
2g liegen auf der rd. Die nt schwimmt auf der lb. L4a spielt Kla4. 8ung, das sn ist frtig. R riss den Zl nt2. Man ist nie 1am, wenn man eine Run3se m8.
Notfalls setzt man sich über die Rechtschreib-Regeln hinweg:
N L
Forellen (vor El En)
Sal T
Salbeitee (Sal bei Te)
TO
Theo (Te O)
T KE
Teekanne (Te K an E)
A, B, C, ... STOPP!
Unmittelbar mit dem Aufsagen des Abc verbunden ist ein Gesellschaftsspiel, bei dem es gewöhnlich um geografische Kenntnisse geht, aber selbstverständlich kann man es auf andere Wissensgebiete ausdehnen.
Die Spieler brauchen Papier und Schreibzeug. Jeder zeichnet auf sein Blatt eine Tabelle wie für einen Stundenplan, doch werden in die Kopfleiste nicht die Wochentage, sondern je nach Vereinbarung Kategorien wie Länder, Städte, Gewässer, Wildwachsende Pflanzen, Tiere, Gerichte, Eigennamen usw. eingetragen. Reihum darf ein Mitspieler in Gedanken das Abc aufsagen und ein zweiter darf „Stopp!“ rufen. Wenn der erste bis zum, sagen wir, K gelangt ist, schreiben die Spieler schnell in jede Rubrik ein Wort (und falls möglich mehrere) mit dem Anfangsbuchstaben K, also beispielsweise: Kolumbien, Kenia; Köln, Kairo, Kiel, Kiew; Kaspisches Meer; Klee, Klette; Kuh, Katze, Kamel, Kalb; Kartoffelpüree, Krautsuppe, Kürbisgemüse; Karl, Klara, Kurt, Konrad. Wer zuerst fertig ist, ruft nun seinerseits „Stopp!“, worauf man die vereinbarten Punkte für alle gültigen Antworten zusammenzählt.
„EIN BOTANISCHER GARTEN“
In dem Buch „Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel“ schlägt Franz Fühmann ein Gesellschaftsspiel vor, bei dem das Alphabet als botanischer Garten angelegt wird, indem jeder Mitspieler ein Gewächs anpflanzt, der erste einen Ahorn, der zweite eine Buche, der dritte eine Christrose usw. Genauso könne man Tiergärten aufbauen, Reisen unternehmen, ein Hochhaus mit Berufen bevölkern, eine Künstler-Akademie gründen oder die Geschichte heraufbeschwören.6
Renate Welsh unterscheidet ein Was-ich-mag- von einem Wasich-nicht-mag-Alphabet, mit Ananas, Butterblumen und Currysauce in der ersten Aufzählung und mit Angeber, Bandlwürmer und Cliquen in der zweiten.7
„ZERPFLÜCKTE BLUMEN“
Seien Sie galant und lassen Sie sich von einer der anwesenden Damen ihre Lieblingsblume nennen! Sie möchte sich vielleicht für Ihre Galanterie bedanken, indem sie Vergissmeinnicht sagt. Das ist ein schönes, langes Wort, das sich herrlich zerpflücken lässt. Das geht folgendermaßen vor sich:
Ihr linker Nachbar soll ohne langes Überlegen eine Stadt mit dem Anfangsbuchstaben V sagen, also Venedig; der oder die Nächste eine Stadt mit E: Emden; der oder die Nächste mit R: Rom. Und so weiter. So wird in der Richtung des Uhrzeigers an dem Vergissmeinnicht herumgepflückt, bis nichts mehr davon übriggeblieben ist. In der Eile werden auch die Namen von Flüssen, Bergen und Inseln unterschlüpfen. Wer die Antwort schuldig bleibt oder etwas Falsches sagt, gibt ein Pfand.8
A UND KOMPANIE
„Kennst du das Abc?“ fragt der Lehrer einen kleinen Schüler.
„Aber natürlich.“
„Also sag mir bitte: Welcher Buchstabe kommt nach A?“
„Alle anderen.“
DER HÄUFIGSTE BUCHSTABE
Eine Firma, die mit Schreibmaschinen handelt, erhält folgenden Brief:
Sxhr gxxhrtx Damxn und Hxrrxn!
Auf dxr von Ihnxn gxlixfxrtxn Schrxibmaschinx fxhlt lxidxr xin Buchstabx. Vixllxicht könnxn Six ihn frxundlichxrwxisx nachlixfxrn. Bxstxn Dank im Voraus.
Ihr
Stxfan Drxchslxr
Der zweithäufigste Buchstabe im Deutschen ist das N. Hans Reimann hat als Merkwort für die Häufigkeit, mit der die „eifrigsten“ Buchstaben im Deutschen auftreten, das Wort ENIRSTADU ausgeknobelt.9
IM WÖRTERBUCH GEBLÄTTERT
Wo steht der Stürmer vor dem Tormann? (Im Lexikon, denn das S kommt vor dem T.)
Wann fällt Donnerstag vor Mittwoch? (Wenn man im Wörterbuch blättert.)
Wo geht der Bettler dem König voran? (Im Wörterbuch.)
Wo kommt die Ehe vor der Verlobung? (Im Wörterbuch.)
PROBLEME MIT DEM H
Was ist besseres Deutsch? Heißt es richtig „Der Buchstabe H ist der neunte im Alphabet“ oder „Das H ist der neunte Buchstabe aus de m Alphabet“? (Das H ist nicht der neunte, sondern der achte Buchstabe im Alphabet.)
Wer ist besser dran, der Mensch oder das Alphabet? (Das Alphabet – es hat nur ein W.)
Abgesehen von der konventionellen Gliederung in Silben (jede hat, laut Definition, zumindest einen Vokal), erscheint der Redefluss gewöhnlich als eine regellose Folge von Selbstlauten und Mitlauten. Diese Regellosigkeit reizt zum Spielen.
Es wird beispielsweise versucht, Sätze zu bilden, in denen ein bestimmter Laut möglichst oft vorkommt.
Zwar sind komplette und sinnvolle Sätze mit nur einem Selbstlaut im Deutschen sehr selten, aber nicht unmöglich – allerdings wirken sie etwas gekünstelt. Die Beispiele stammen aus dem genannten Buch von Franz Fühmann.
Fred pellt Lenes Ferkel.
Bob schmort Ottos Rollmops.
Ruth schuppt Lulus Sumpfhuhn.
Hein teilt Veits Schweinsfleisch.
Ebenso gekünstelt wie diese Gebilde wirken Sätze mit Wörtern, die der Reihe nach alle Selbstlaute enthalten. Die Beispiele stammen aus demselben Buch.
Jagt den Fisch vom Stuhl!
Nach der Milch kocht Blut!
Sagt es mit Kochkunst!
Unabhängig davon werden bestimmte Texte spaßhalber nur mit einem Selbstlaut gesprochen. Bekannt und beliebt ist der sangbare Vierzeiler mit den drei Chinesen, den die Kindergartenkinder variieren:
Drei Chinesen mit dem Kontrabass
wollten spielen und wussten nicht was.
Da kam die Polizei: Ja, was ist denn das?
Drei Chinesen mit dem Kontrabass.
Man spricht bzw. singt den Text erst mit A denn mit E, I O, U, Ö, Ü, EI und EU. Aber es gibt auch anspruchsvollere Übungen.
WÖRTER MIT FÜNF A
Franz Fühmann schlägt ein Spiel vor, bei dem es darauf ankommt, immer längere Wörter mit ein und demselben Selbstlaut zu finden. Reihum sagt jeder ein Wort mit einem A, dann eines mit zwei A, dann eines mit drei A usw., freilich sollen es sinnvolle Wörter sein. Wer nicht weiterkann, muss ein Pfand geben, doch wer noch ein Wort weiß, wenn alle gepasst haben, bekommt einen Punkt und darf bestimmen, wie die Pfänder ausgelöst werden sollen. Dann setzt man das Spiel mit E-Wörtern fort.
Beispiele mit A: zart, Paar, Ananas, Madagaskar, Panamakanal.
Beispiele mit E: Keks, lesen, regelrecht, Regenwetter, etepetete.
Beispiele mit I: spitz, billig, Bikini, Mississippi, Mississippischiff.
Beispiele mit O: voll, Motor, Chlorodont.
Beispiele mit U: bunt, Kuckuck, Purpurglut.
Durch thematische Einschränkungen wird der Schwierigkeitsgrad erhöht. Dinge auf E, die man besser nicht anfasst, sind laut Fühmann Pech, Egel, Brennnessel, Hexenkessel; technische Dinge auf O sind Rohr, Foto, Protokoll, Ottomotor; ungute Eigenschaften auf I sind wild, kindisch, hirnrissig, nihilistisch.
Anschließend Beispiele für die Häufung von bestimmten Mitlauten. Ein Sonderfall sind Sätze, deren Wörter alle mit demselben Mitlaut beginnen. Es handelt sich um Volksgut.
Bäcker, backe braunes Brot und braune Brezeln.
Brauchbare Bierbrauerburschen brauen brausendes Braunbier.
Früh in der Frische fängt Fischers Fritz frische Fische.
Hinter Hannes Hermanns Haus hängen hundert Hemden raus. Hundert Hemden hängen raus hinter Hannes Hermanns Haus.
Hinter Hansens Hirtenhäuschen hackte Hans Holz. Hätte Hansens hübsches Hannchen Hans Holz hacken hören, hätte Hansens hübsches Hannchen Hans Holz hacken helfen.
Kaisers Köchin kann keinen Kalbskopf kochen; keinen Kalbskopf kann Kaisers Köchin kochen.
Kecker Knabe, knacke Kurts Knackmandeln!
Kurze Kleider, kleine Kappen kleiden kleine Krausköpfe.
Meister Müller, mahle mir meine Metze Mehl: Morgen muss mir meine Mutter Mehlspeis machen. Variante: Morgen möchte mir meine Mutter Milchmus machen.
Peter putzt Pauls Pantoffel; Pauls Pantoffel putzt Peter.
Rasch rollt Rudis Rad; Rudis Rad rollt rasch.
Sardinen sind sehr selten Sardellen, sagen sachkundige sardische Sammler. (Aus: Franz Fühmann: „Die dampfenden Hälse“.)
Sieben Schneeschaufler schaufeln Schnee.
Sieben Schneeschipper schippen sieben Schippen Schnee.
Für einen sächsischen Sechser sechsundsechzig Schock sächsische Schuhzwecken.
Schäfers scharfe Schäferschere schert schwarze Schäfchen.
Schwarze Schwäne schwimmen schweigend.
Ein Student mit Stulpenstiefeln stolpert über einen spitzen Stein.
Töpfers Trine trägt tausend Töpfe. Tausend Töpfe trägt Töpfers Trine.
Wir Wiener Waschweiber würden weiße Wäsche waschen, wenn wir wüssten, wo warmes Wasser wäre.
Wir wissen nicht, was würzige Wiener Würstchen wirklich wollen. Was wollen würzige Wiener Würstchen wirklich? (Antwort: „Senf!“)
Zwei zischende Schlangen sitzen zwischen zwei spitzen Steinen.
Zwischen zwei schwarzen Schwalben schwirren zwei Schmetterlinge.
Zwischen zwei Zwetschgenzweigen zwitschern zwei Schwalben.
Zwischen zwei Zweigerln zwitschern zwei Zeiserln.
Etliche der oben zitierten Sätze gehören schon zu den Zungenbrechern. Auch in den Zungenbrechern sind bestimmte Laute oder Lautverbindungen gehäuft, doch weisen sie, um die Beherrschung der Sprechwerkzeuge zu testen, eine zusätzliche Schwierigkeit auf. Entweder sind die Selbstlaute so angeordnet, dass die Mundöffnung ständig variiert werden muss, oder der häufige Laut ist abwechselnd mit Zahn- bzw. Lippenlauten und mit Gaumenlauten kombiniert, sodass die Bildungsstelle mal vorn und mal hinten liegt, oder die Reihenfolge der Laute, fallweise ganzer Wörter, wird umgekehrt.
Achtundachtzig achteckige Hechtsköpfe.
Blaukraut bleibt Blaukraut, und Brautkleid bleibt Brautkleid.
’s leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura, glei bei Blaubeura leit a Klötzle Blei. (Aus: Eduard Mörike: „Das Stuttgarter Hutzelmännlein“.)
Breitspurbahnschienen sind breiter als Schmalspurbahnschienen.
Bürsten mit schwarzen Borsten bürsten besser als Bürsten mit weißen Borsten.
Esel essen Nesseln nicht, Nesseln essen Esel nicht.
Fünf Fahrenholzer Holzfahrer fuhren fünf Fuhren Farbhölzer flink, fröhlich, flott fort.
Fünf Füchse fingen fünf feiste Feldmäuse
Vor Frost ritt der Förster Fürst in den Forst.
Zwei flotte Kesselflicker flickten flinker vier Kessel, als vier nicht flotte Kesselflicker vier Kessel flicken könnten.
Kannst du denn dem kleinen konstantinopolitanischen Dudelsackpfeifer pfeifen?
Die Katze tritt die Treppe krumm.
Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen.
Metzger, wetz dein Metzgermesser auf des Metzgers Wetzestein.
Der Cottbusser Postkutscher putzt den Cottbusser Postkutschkasten.
Kriegen wir drei Teertonnen oder drei Trantonnen?
Sechsundsechzig Stück schuppige Hechtsköpp.
Der Sperber fragt: „Was macht die Wachtel?“ – „Was fragst du, Sperber?“ sagt die Wachtel.
In Ulm, um Ulm und Ulm herum.
Heut’ kommt der Hans zu mir,
freut sich die Lies’.
Ob er aber über Oberammergau
oder aber über Unterammergau
oder aber überhaupt nicht kommt,
das ist nicht g’wiss.
Hans isst den Schweizerkäs’
ohne Gebiss.
Ob er aber überm Oberkiefer kaut
oder aber überm Unterkiefer kaut
oder aber überhaupt nicht kaut,
das ist nicht g’wiss.
Natürlich werden die Zungenbrecher so gesprochen, wie es die lokale Mundart oder die lokale Umgangssprache vorschreibt. Manche konnte man in eine literarische Form pressen, ohne ihren Reiz zu beeinträchtigen. Bei anderen war das nicht möglich, deshalb sind diese nie in ein Lesebuch gelangt.
STABREIMSPIEL
Reihum soll jeder Mitspieler einen Satz sagen, der so beschaffen ist, dass alle Wörter mit demselben Buchstaben beginnen, z.B. mit K. („Kann Konrad kein kleines Kaninchen kaufen?“) Man einigt sich, ob Präpositionen und Konjunktionen ohne K erlaubt sind.
Sobald die Spieler in Fahrt kommen, kann der Spielleiter die Aufgabe erschweren, indem er ein Thema festlegt. Der Satz mit Stabreim soll etwa in eine Speisekarte oder in einen Liebesbrief oder in eine Zeitungsannonce oder in ein Kinoprogramm passen.10
REISE DURCH DAS ALPHABET
Die geografische Variante des Stabreimspiels führt uns in die weite Welt. Otto eröffnet das Spiel mit dem Satz „Ich reise heute nach ...“ und nennt als Ziel ein Land, dessen Namen mit A beginnt. „Was tust du dort?“ fragt Kurt. Nun soll Otto mit einem Satz antworten, dessen Glieder, von Ich abgesehen, alle mit A beginnen. Erika kommt mit B an die Reihe, Hubert mit C, Margret mit D usw. Zum Beispiel:
Albanien: Ich ackere angestrengt am alten Apfelbaum.
Argentinien: Ich angle abends allein am Atlantik.
Portugal: Ich putze perfekt private Petroleumlampen.
Spanien: Ich speise spottbillig schmackhafte Störe.11
1987 hat die Gesellschaft für deutsche Sprache nach dem Wort mit den meisten Mitlauten suchen lassen. Damals machte Borschtsch-Gschnas das Rennen, allerdings enthält dieses Wort nicht 15 Mitlaute, sondern nur neun, da SCH als ein Laut gelten muss. Neben Borschtsch darf sich meiner Ansicht nach Gfratschls ruhig sehen lassen, das ist eine Ableitung aus dem spezifisch österreichischen Wort fratscheln und bezeichnet die Gesamtheit der zu verhökernden Ware (Gemüse und Blumen).
1988 ermittelte die Gesellschaft das mit 24 Buchstaben längste deutsche Wort, in dem sich kein Buchstabe wiederholt: Heizölrückstoß-abdämpfung.
„DER GALGEN“
Bei diesem Spiel für zwei Personen, auch als „Galgenmännchen“ bekannt, sind Wörter zu erraten. Es geht davon aus, dass erstens die Zahl der Buchstaben klein ist und zweitens die Selbstlaute relativ häufig vorkommen – bestehen doch die Wörter aus Silben, und jede Silbe enthält zumindest einen Selbstlaut.
Nun denkt sich der eine Spieler ein langes (zusammengesetztes) Wort aus, z.B. Apfelkuchen. Er schreibt nur dessen Anfangs- und Endbuchstaben auf ein Blatt Papier und deutet den Abstand zwischen ihnen durch Punkte oder Strichlein an: A.........N. Sein Partner nennt Buchstaben, die zu dem Wort gehören könnten. Er beginnt klugerweise mit E, weil E der im Deutschen häufigste Buchstabe ist; die nächstfolgenden sind N, I, R, S.