Herr Bombelmann und seine unheimlichen Begegnungen - Wolfgang Lambrecht - E-Book

Herr Bombelmann und seine unheimlichen Begegnungen E-Book

Wolfgang Lambrecht

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Beschreibung

Wie von seiner inneren Stimme gedrängt, zieht es Herrn Bombelmann für einige Urlaubstage nach Wales ? wo er weder Ruhe noch Erholung findet. Bereits bei seinem ersten Ausflug muss er aufregende Erfahrungen machen, was Tags darauf bei einer geführten Höhlenwanderung sogar noch eine Steigerung erfährt: ein Mann aus der Gruppe und der Höhlenführer selbst verschwinden spurlos, die Suche nach Ihnen birgt Gefahren und Ärger. Ob sie überhaupt wieder auftauchen werden? Nicht einmal der Ausflug zum größten natürlichen See verläuft reibungslos, und dann zieht mit der Dämmerung noch dichter Nebel ins Land? Unheimliche Begegnungen mit Nebelreitern, Kobolden, Elfen, Feen und vielem mehr! Hochspannung ist garantiert in diesem Buch, dem sechsten aus der Reihe ?Herr Bombelmann?. Dazu natürlich die tollen Illustrationen von Dennis Lohausen.

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Seitenzahl: 99

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Wolfgang Lambrecht

Herr Bombelmann und seine unheimlichen Begegnungen

mit Illustrationen von Dennis Lohausen

Michael Imhof Verlag

Illustrationen: Dennis Lohausen

Wolfgang Lambrecht: Herr Bombelmann und seine unheimlichen Begegnungen

© 2016 (1. Druckaufl. 2010)

Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG

Stettiner Straße 25

D-36100 Petersberg

Tel. 0661/29 19 166-0

Fax 0661/29 19 166-9

Gestaltung und Reproduktion: Michael Imhof Verlag

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

ISBN 978-3-7319-0376-5

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Die unerforschte Höhle

Die geführte Höhlenwanderung

Die rätselhafte Rückkehr

Herr Bombelmann und der größte natürliche See von Wales

Herr Bombelmann und der aufziehende Nebel

Eine Nacht auf dem Parkplatz

Die geheimen Felsen im Wald

Der Einsiedel

Überraschung im Snowdonia Nationalpark

Die unerforschte Höhle

„Willkommen in der Gegend der geheimnisvollen und teilweise unerforschten Höhlen, Herr Bombelmann“, begrüßte ihn John Letterbox, der Führer bei Höhlenwanderungen war, „ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise?“.

Irgendwie hatte Herr Bombelmann das Gefühl, unbedingt in den Urlaub nach Wales fahren zu müssen. Es war wie eine leitende Stimme, wie ein innerer Zwang, den er sich nicht erklären konnte. Dass es vielleicht etwas mit Kristin zu tun haben könnte, die er in Wales bei den Rittern der Tafelrunde kennenlernte und in die er sich verliebt hatte, konnte er sich nicht vorstellen. Sie würde er ohnehin nie wiedersehen.

„Guten Tag, Mister Letterbox“, grüßte er zurück, „auch wenn es recht weit bis hierher ist, so war die Fahrt doch sehr ruhig und entspannend.“

John Letterbox entgegnete voller Stolz: „Und wäre der Weg doppelt so lang, lohnen würde er sich auf jeden Fall! Hier gibt es die schönsten Höhlen der Welt. Ich werde Sie an Stellen führen, die Sie in Ihrem ganzen Leben nicht vergessen werden.“

Ohne es jetzt schon wissen zu können, sollte er recht behalten. Denn was Herr Bombelmann bei seinen Höhlenwanderungen erleben würde, das konnte man nicht vergessen – selbst wenn man es gewollt hätte.

Er fügte hinzu: „Wann möchten Sie gerne zu Ihrer ersten Führung durch eine Höhle aufbrechen? Für übermorgen haben wir eine schöne kleine Gruppe zusammen. Wollen Sie schon dabei sein?“

Da musste Herr Bombelmann nicht lange überlegen: „Ja, unglaublich gerne. Am liebsten würde ich morgen schon starten.“

„Das“, antwortete John Letterbox, „geht leider nicht. Morgen habe ich noch wichtige Termine und muss einige Dinge in der Stadt erledigen. Aber am Dienstag werden wir in aller Frühe aufbrechen. Sie haben übrigens Zimmer Nummer 23, Herr Bombelmann.“ Mit diesen Worten hielt er einen Schlüssel hin. „Zu Abend können Sie bis 21 Uhr essen, Frühstück wieder ab 4 Uhr 30 am Morgen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und viel Spaß.“

„Danke, Mister Letterbox“, freute sich Herr Bombelmann, „ich werde nur schnell auspacken und komme sofort zum Essen wieder herunter. Bis gleich.“

Von den tollen und zahlreichen Höhlen in Wales, einem Land in der Nähe Englands, hatte Herr Bombelmann schon viel gelesen. Zum Beispiel von einer, in der sich ein richtiger See befinden soll und die weit größer als eine ganze Stadt – nur ohne Häuser halt – sein soll, und davon dass manche Menschen, die dort alleine hineingingen, sich in den zahlreichen Gängen verirrten und nie wieder herausfanden. Oder von einer Höhle, in der es so eng war, dass beim Betreten bereits gewarnt wurde: „Wer stecken bleibt, der muss abnehmen und Fett verlieren! Das ist der einzige Weg vorwärts.“ Hier wollte Herr Bombelmann aber auf keinen Fall hinein.

Außerdem soll es Menschen gegeben haben, die in Höhlen stiegen und sich vorher nicht um das Wetter kümmerten. Bei besonders heftigen Regenfällen war es zu Überschwemmung oder gar Überflutung der Höhle gekommen und das Wasser versperrte den Weg zurück. Viele Tage musste in einem solchen Fall bei Nässe und Kälte ausgeharrt werden. Schrecklich! In besonders schlimmen Fällen wurden diese Menschen nie wieder gesehen … Eine Höhlenwanderung zu unternehmen, setzte jedoch nicht nur Vorsicht und eine gute Vorinformation voraus, sondern auch eine gewisse Ausrüstung. Wichtig waren auf jeden Fall:

ein Helm, denn es konnten Steine herabfallen und der Kopf musste geschützt werden;

das Schuhwerk musste besonders gute Profilsohlen haben, damit man nicht ausrutschte und sich verletzte, denn der Rücktransport auf einer Trage würde sehr lange dauern und in der Enge und Dunkelheit äußerst schwierig sein;

eine gute, wasserdichte Lampe, weil es stockfinster in einer solchen Höhle war und es durchaus sein konnte, dass man durch Wasser schwimmen musste um voranzukommen – und in einem solchen Fall brauchte man zusätzlich einen wasserdichten Rucksack, damit zum Beispiel der Proviant sich nicht im Wasser auflöste.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker recht früh. Eigentlich war es noch gar nicht Morgen, es war fast mitten in der Nacht. Hätte der Mond nicht einige Strahlen zur Erde geschickt, man hätte die Hand nicht vor den Augen sehen können.

Während sich Herr Bombelmann fertig machte und den Wanderrucksack packte, begann es dennoch bereits zu dämmern. Die Vögel zwitscherten unterschiedliche Melodien und begrüßten einen neuen Tag. Sie wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was Herrn Bombelmann erwarten würde … Alleine brach dieser zu einer Erkundungstour auf, um sich in der Gegend umzuschauen und auf eigene Faust entlegene Winkel auf einsamen Pfaden zu suchen. Sein Kompass würde ihm sicher den Weg zum Hotel zurück weisen, wenn er einmal nicht mehr genau wusste, wo er war.

Die erste halbe Stunde lief er noch neben der Straße, pfiff verschiedene, fröhliche Lieder vor sich hin und genoss die ausgesprochen abwechslungsreiche Landschaft.

Dort ging ein schmaler Pfad nach oben von der Straße ab, zwischen kleinen Sträuchern und feuchtem Gras. Sehr ausgetreten sah er nicht aus, also eher wenig belaufen. Hier wollte Herr Bombelmann von der Straße weg in das hügelige Gebiet wandern.

Teilweise ging es sehr steil bergauf, die dunkle Erde unter den Füßen war angenehm weich und wäre bestimmt recht rutschig gewesen, wenn nicht die guten Wanderschuhe mit dem groben Rillenprofil Halt gegeben hätten. Stück für Stück arbeitete er sich mühsam nach oben.

Der Weg, den er sich ausgesucht hatte, schien immer weniger ein Weg zu sein. Hier war schon lange niemand mehr entlanggekommen, wenn überhaupt schon einmal. Alle, die vorher hier waren, hatten wohl kehrt gemacht und waren zurückgelaufen.

Irgendwann baute sich vor ihm eine Felswand auf – nicht unüberwindbar, aber doch schwierig zu erklimmen. Herr Bombelmann blickte darauf und lächelte. Dies war eine schöne Herausforderung für ihn. Als Junge war er immer einer der Besten und Schnellsten gewesen, wenn es darum ging, eine Kletterwand zu bewältigen. Von dort oben würde man bestimmt einen guten Blick über das Tal haben.

Vorher allerdings war noch eine kleine Stärkung fällig. Herr Bombelmann suchte sich einen schönen Platz, setzte sich auf einen großen, einladenden Stein, der dort lag, und packte sein Frühstück aus. Vielleicht, so dachte er während des Kauens, sei es besser zurückzugehen, denn wer weiß, ob es da oben irgendwie weiterging. Allerdings wusste er auch, dass er im schlechtesten Fall wieder herunterklettern konnte. Was also sprach dagegen?

Das Frühstück war beendet, die Brotdosen im Rucksack verstaut und Herr Bombelmann schritt auf die Felswand zu. Mit den Händen tastete er den harten, meist glatten und kalten Stein nach Möglichkeiten ab, Halt für seine Finger zu finden und sich mit den Füßen abzudrücken. Sorgsam hangelte er sich Zentimeter um Zentimeter nach oben und genoss es, sicher den Felsen zu erklettern.

Bald war es geschafft und er stand oben. Graue Blumen und dicke, wuchtige Bäume, von denen man meinen konnte, sie seien festbetoniert, begrüßten ihn. Die Grashalme wiegten sich schwer im schwachen Wind, Vögel zogen lautlos am Himmel. Einige Schritte weiter schimmerte ein See im Morgenlicht, umgeben von zerklüfteten, rauen Felsen. Und irgendwie schimmerte er nicht gerade idyllisch wie man es normalerweise meinen sollte, sondern eher beklemmend, bedrohlich, wie unfreiwillig gefangen in einem Bett aus Stein. Stumm lag das Wasser da, wirkte traurig und hinterließ den Eindruck, schreien zu wollen – trotz seiner Klarheit. Wie es wohl den Fischen erging, die darin lebten? Falls es überhaupt welche gab …

Herr Bombelmann ging hinüber und sah auf die glatte Oberfläche, in der sich die steilen, schroffen Felsen spiegelten. Nur an der Seite, von der Herr Bombelmann kam, war das Ufer flach, ansonsten ging es rundherum steil nach oben. Ein unerklärbares Gefühl bohrte sich tief in ihn hinein. Unruhig, aber nicht nervös, unvorsichtig und dennoch ängstlich, abgestoßen und gleichzeitig wie unsichtbar angezogen.

Wo war er hier hingeraten?

In eine Öffnung, die wie der Eingang zu einer Höhle wirkte, ragte der See hinein und strahlte etwas Unheimliches aus. Von diesen Gedanken angetrieben, schritt Herr Bombelmann neugierig darauf zu. Nur auf einem schmalen, leicht erhöhten und vom Wasser im Laufe vieler Jahre glatt gespülten Rand, der knapp über die Oberfläche ragte und direkt an den Felswänden entlangführte, war es möglich, trockenen Fußes hineinzugelangen.

Fasziniert setzte Herr Bombelmann vorsichtig einen Fuß vor den anderen und ging weiter in die Höhle hinein, die von draußen bei Weitem nicht so groß wirkte wie sie war. Zum Glück hatte er seine Taschenlampe dabei, denn je tiefer er ging, desto finsterer wurde es. Die seltsam hohen Töne, mit denen einzelne Tropfen von der Decke ins Wasser herabfielen, schienen sich an den Wänden zu verstärken und klangen fast bedrohlich laut in den Ohren. Und es fielen viele Tropfen herab. Ständig machte es „pling“ – „pling“.

Urplötzlich erinnerte sich Herr Bombelmann daran, dass man niemals alleine in eine Höhle gehen sollte. Und schon gar nicht, wenn sie so groß und so dunkel war wie diese. Vermutlich war sie gar völlig unerforscht, denn nirgends konnte er Spuren von vorangegangenen Besuchern entdecken. Möglicherweise lauerten hier viele nur denkbaren Gefahren!

Neugier und Abenteuerlust waren mit einem Mal verflogen und ein mulmiges Gefühl stieg in Herrn Bombelmann auf. Also war Umkehren angesagt.

Doch wie aus dem Nichts begann das Wasser hinter ihm laut zu gluckern. Blasen wälzten sich an der Oberfläche und barsten mit einem lauten Geräusch auseinander. Dabei spritzte es auf den glatt gespülten Fels hinter Herrn Bombelmann und machte den Weg glitschig und rutschig. So, als wäre jemand in der Nähe, sprach Herr Bombelmann mit sich selbst: „Wenn ich nicht bald einen Ausgang finde, werde ich wohl zurück schwimmen müssen. Aber ein paar Schritte versuche ich noch zu machen.“

In diesem Moment blubberte es halb neben und halb vor ihm, im schwachen Rand des Scheins der Taschenlampe bewegte sich die Oberfläche gewaltig nach oben. Ob es sich um ein Seeungeheuer aus grauer Vorzeit handelte, das gleich auftauchen würde?

Herr Bombelmann leuchtete mit seiner Lampe direkt auf die brodelnde Stelle. Langsam und gleichmäßig schoben sich die glänzenden Spitzen eines Dreizacks aus dem Wasser, gefolgt von etwas, das an Hässlichkeit kaum zu überbieten war. Die Figur hätte die eines verunstalteten Menschen sein können, die Haare waren grün und sahen aus, als bestünden sie aus Algen und Seetang. Der Bart dagegen war schmutzig dunkelgrau, ebenso wie die Augenbrauen, unter denen glühende, aus dem Kopf stehende Bälle wie Augen in hellstem Hellblau Furcht einflößend funkelten. Die rechte Hand, wenn man sie so bezeichnen konnte, umschlang mit Schwimmhäuten den Stiel des Dreizacks, die linke schnellte nach oben und ein lautes Grollen hallte im nächsten Augenblick von sämtlichen Wänden der Höhle zurück.

„Was wagst du dich in meine Höhle, Eindringling? Wer hat dir erlaubt, meine Ruhe zu stören?“

Es war, als würde das Echo immer lauter und wollte in rasendem Tempo von einer Wand zur anderen springen. Mittlerweile war die Kreatur fast ganz aus dem Wasser aufgetaucht: „Hast du noch nie etwas davon gehört, dass man Wassermänner nicht in ihrer Ruhe stören darf?“

Herr Bombelmann war erschrocken wie noch nie in seinem Leben. Natürlich hatte er schon davon gehört und gelesen, dass niemand die grimmigen Wassermänner stören durfte und es besser war, ihrer unfreundlichen Art und Weise aus dem Weg zu gehen. Aber er hielt es für Märchen und Geschichten und hätte niemals gedacht, dass Wassermänner tatsächlich existierten. Und nun stand vor ihm ein Wesen, das einen unbeschreiblichen Ausdruck von Bedrohung hatte und gefährlich näher kam. Er sagte: „Ich wusste nicht, dass dies deine Höhle ist. Sonst hätte ich selbstverständlich nicht gestört. Ich achte die Ruhezeiten und die Wünsche anderer.“