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ZERBRECHLICHES GLÜCK von ANNE HERRIES Unruhige Zeiten herrschen im Jahr 1187, als Lady Elona sich auf den weiten Weg von Frankreich nach England begibt. Im Schutz von Sir Stefan und seinen Kriegern, reist sie zu Alain de Banewulf, dem man sie versprochen hat. Doch das Schicksal entscheidet anders: Elona verliebt sich in Stefan, der sie edlen Herzens küsst. Aber diese Liebe stürzt sie in einen Gewissenskonflikt. Denn Elonas zukünftiger Gemahl ist Stefans Bruder ... HILFLOS IN DEINEN ARMEN von MARGARET MOORE Stolz verwaltet die schöne Gillian d’Averette die Burg ihres verstorbenen Vaters. Kein Mann soll ihr diese Position streitig machen! Doch die Berührungen und Küsse des edlen Ritters Bayard de Boisbaston lassen sie dahinschmelzen und wecken nie gekannte Gefühle in ihr. Schon sehnt sich Gillian danach, die Seine zu werden – da erfährt sie von einer bösen Verschwörung. Treibt ihr Geliebter etwa nur ein Spiel mit ihr?
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Seitenzahl: 834
Anne Herries, Margaret Moore
HISTORICAL EXKLUSIV BAND 92
IMPRESSUM
HISTORICAL EXKLUSIV erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
Erste Neuauflage in der Reihe HISTORICAL EXKLUSIV, Band 92 11/2021
© 2005 by Anne Herries Originaltitel: „A Knight of Honour“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Meriam Pstross Deutsche Erstausgabe 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe HISTORICAL, Band 232
© 2007 by Margaret Wilkins Originaltitel: „The Notorious Knight“ erschienen bei: HQN Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Martin Hillebrand Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe HISTORICAL, Band 258
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751502306
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, TIFFANY
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Seid vorsichtig, Herrin!“
Lachend und mit blitzenden Augen blickte sich Elona nach ihrem Begleiter um. Sie trug keinen Schleier, sodass ihre roten Haare im Wind wehten. Sie waren von derselben prachtvollen Farbe wie die ihrer schottischen Mutter, die mit siebzehn geheiratet hatte, einem Sohn und später Elona das Leben schenkte und nach der Geburt gestorben war. Ihren Gatten ließ sie in Verzweiflung zurück. Elona hatte auch das Temperament ihrer Mutter geerbt, leicht aufbrausend und dann wieder ruhig, als wäre nichts geschehen. Zugleich war sie mitfühlend, treu und liebevoll denen gegenüber, die ihr etwas bedeuteten. Und ihre größte Zuneigung galt ihrem Vater, Lord John de Barre.
„Fangt mich, wenn Ihr könnt“, rief sie ihrem Knappen herausfordernd zu.
Die Schicksalsschläge schienen in diesem Jahr nicht enden zu wollen. Der Tod ihrer Stiefmutter Elizabeth und der furchtbare Mord an ihrem Bruder Pierre erfüllten sie bis heute mit tiefem Kummer, und sie sorgte sich um ihren kränkelnden Vater.
Lady Elizabeth war Engländerin gewesen, eine gute, freundliche Frau, die sich um Elonas Wohlergehen gekümmert und sie wie eine Mutter geliebt hatte. Elona und ihr Vater hatten ihr Hinscheiden zu Beginn des Jahres aufrichtig betrauert. Aber Pierres Tod hatte Lord de Barre das Herz gebrochen und einen gealterten und hinfälligen Mann aus ihm gemacht.
Jetzt aber schaute Elona über die Schulter zurück zu dem jungen Mann, während sie sich über den Hals des Pferdes beugte und es rücksichtslos antrieb. Schon immer war sie eine furchtlose Reiterin gewesen, was sie dem Unterricht ihres Vaters und ihres Bruders verdankte, die stolz auf das schöne Mädchen waren.
„Du hättest ein Junge werden sollen!“, hatte Pierre sie oft gehänselt.
Wie schrecklich sie ihn vermisste! In ihrer Einsamkeit hatte sie sich dem Knappen William de Grenville, der sie heute Morgen begleitete, zugewandt.
Als sie sah, dass er keine Chance hatte, sie auf seinem langsameren Pferd einzuholen, drosselte sie das Tempo und erlaubte ihm, an ihre Seite zu reiten.
„Eines Tages werdet Ihr noch stürzen und Euch das Genick brechen“, sagte Will streng. „Und dann wird Euer Vater mich tadeln, weil ich nicht besser auf Euch aufgepasst habe.“
„Armer Will“, antwortete Elona fröhlich. „Das wäre ungerecht von ihm. Ich tue stets, was mir gefällt, und Ihr könnt mich zu nichts zwingen.“ Sie hielt inne und seufzte. „Ihr mahnt mich zu Recht. Mein Vater leidet schon genug. Wenn ich sterben würde, wäre er ganz allein.“
„Nicht nur er würde um Euch trauern, Mylady.“
Wills dunkle Augen schienen vor Leidenschaft zu glühen, als er sie jetzt anschaute. Elona lächelte. Sie wusste sehr wohl, dass er sie liebte. An manchen Tagen glaubte sie, seine Gefühle zu erwidern. Er hatte sich seine Ritterwürde aber noch nicht verdient, sodass er nicht daran denken konnte, die Tochter von John de Barre zur Frau zu nehmen. Aber das konnte warten, denn Elona war erst siebzehn und hatte es mit dem Heiraten nicht eilig.
Nachdenklich runzelte sie die glatte Stirn, als sie daran dachte, dass Baron Danewold kürzlich bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten hatte. Lord de Barre hatte sofort abgelehnt, denn er und seine Tochter konnten ihn nicht leiden. Sie wussten, dass der Baron nach den reichen Ländereien gierte, welche an die Besitztümer seiner ersten Frau angrenzten. Schon früher hatten die beiden Männer wegen der Grenze gestritten. Und wenn es auch keinen Beweis dafür gab, so war Lord de Barre fest davon überzeugt, dass der Baron hinter dem brutalen Mord an seinem Sohn steckte. Möglicherweise hatte er damit gerechnet, dass der alte Lord daraufhin sterben und seine Tochter schutzlos zurücklassen würde. Trotz zunehmender Gebrechlichkeit hatte sich Elonas Vater aber ans Leben geklammert. Er wollte so lange durchhalten, bis seine Tochter verheiratet und somit in Sicherheit sein würde.
Mittlerweile hatten sie den gut befestigten Besitz der de Barre erreicht, und Will half ihr vom Pferd. Ein wenig länger als nötig ruhten seine Hände auf ihrer Taille, sodass Elona errötete. Sie lächelte ihn an, ohne etwas sagen, weil sie sich ihrer eigenen Gefühle dem jungen Mann gegenüber nicht sicher war. Vielleicht sollte sie ihn heiraten, vielleicht auch nicht.
„Danke, Will“, meinte sie freundlich. „Bei schönem Wetter werden wir morgen wieder ausreiten.“
„Ihr wisst, ich warte nur darauf, Euch zu Diensten zu sein.“
Der Blick, den er ihr jetzt zuwarf, war so brennend, dass Elona sich ganz eigenartig fühlte. Will hatte einen weichen Mund, der zum Küssen einlud. Des Öfteren hatte sie sich gefragt, wie es wohl sein musste, von Wills starken Armen gehalten zu werden. Wenn er nur schon zum Ritter erhoben worden wäre, dann hätte sie ihm ihre Gunst schenken können, ohne den Vorwurf ihres Vaters fürchten zu müssen.
Sie wandte sich von ihrem Knappen ab, um ins Haus zu laufen. Ihre leichten Lederschuhe machten keinen Lärm auf den Fliesen der großen Halle, in der selbst während des heißen Sommers ein Feuer brannte. Die Burg wurde nie richtig warm. Mittlerweile war der Frühling ins Land gezogen, aber hier drinnen schlug ihr die Kälte entgegen.
Elona wandte sich der steinernen Wendeltreppe zu, die zu ihrer Kemenate führte. Als sie gerade den Fuß auf die unterste Stufe setzte, sprach sie der Verwalter ihres Vaters an.
„Ah, gut dass ich Euch treffe, Lady Elona“, sagte Griffin und lächelte die Tochter seines Herrn an. Er hielt sie für ein reizendes junges Mädchen, wenn auch manchmal etwas rücksichtslos. Doch sie war großzügig und ihrem Vater gegenüber sehr aufmerksam. Der hatte sie, obwohl er sie liebte, oft vernachlässigt und ihren Bruder vorgezogen. Schließlich waren Töchter keine Söhne, und bis zu seinem frühen Tod war Pierre der Liebling seines Vaters gewesen. „Lord de Barre bittet Euch in sein Privatgemach. Ich war dabei, mich auf die Suche nach Euch zu begeben, aber so habt Ihr mir die Mühe erspart.“
„Das freut mich“, antwortete sie lächelnd. Wie ihr Vater war auch der Verwalter in die Jahre gekommen und litt besonders bei feuchtem Wetter unter schmerzenden Gelenken. „Ich komme sofort. Sind die Nachrichten eingetroffen, die mein Vater erwartet?“
Griffin fragte sich, wie sie die Entscheidung aufnehmen würde, die Lord de Barre wegen ihrer Vermählung getroffen hatte. Es war üblich, dass Väter die Ehen ihrer Töchter arrangierten, aber Lady Elona schickte sich nicht immer sanftmütig drein, wenn etwas ohne ihre Zustimmung beschlossen und besiegelt worden war. Griffin hatte seinem Herrn zur Vorsicht geraten, aber dieser besaß das gleiche Temperament wie seine hitzköpfige Tochter. „Das wird Euer Vater Euch selbst mitteilen“, entgegnete Griffin.
„Das heißt, dass es mir nicht gefallen wird“, erwiderte Elona und verzog das Gesicht. Sie konnte sich vorstellen, worum es sich bei der Nachricht handelte, hatte aber keine Ahnung, wen man ihr zum Gatten bestimmte. Doch sie wollte keine Zeit vergeuden und ihren Vater zuerst anhören. Danach würde sie ihre Meinung vertreten, sollte es nötig sein.
Griffin erwiderte nichts. Wie immer verhält er sich ausweichend, dachte sie, während sie sich zu ihrem Vater begab.
John de Barre lächelte seiner Tochter zu, als sie in das kleine Privatgemach eintrat. Es lag der großen Halle genau gegenüber, sodass er das Geschehen dort verfolgen und gleichzeitig die Abgeschiedenheit genießen konnte, nach der er sich in diesen Tagen mehr und mehr sehnte.
„Der Ritt hat dir gutgetan, mein Kind“, sagte er, als sie ihn auf die Wange küsste. „Du siehst bezaubernd aus – genau wie deine selige Mutter.“ Er stieß einen Seufzer aus. Auch wenn er nicht aufhörte, um seine Gattin zu trauern, so hatte er Elona niemals die Schuld an ihrem Tod gegeben. Ein Kind konnte nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn die Mutter bei seiner Geburt starb.
„Fühlt Ihr Euch nicht gut, Vater? Ihr seht müde aus.“
Das stimmte tatsächlich: Die Antwort aus England, die am Abend zuvor angekommen war, hatte ihn während der Nachtstunden wach gehalten. Er hatte seinen eigensüchtigen Wunsch besiegt, seine Tochter bei sich zu behalten. Um ihretwillen hatte er den Brief geschrieben, denn er fühlte, dass sich seine Zeit dem Ende zuneigte. Elona musste vor dem Bösen geschützt werden, das ihr, wie er befürchtete, nach seinem Tod drohen würde.
„Du hast recht, ich bin ein wenig müde, aber ansonsten wohlauf“, erwiderte er, nahm sie bei der Hand und führte sie zu der massiven Bank am Feuer. Die Bezüge der Kissen, die die harte Lehne polsterten, hatte Elona für ihn genäht. Er zog es vor, stehen zu bleiben, während er sie durch einen Wink aufforderte, Platz zu nehmen. „Bitte setz dich, Liebes. Ich muss dir etwas mitteilen. Soll ich Wein und Gebäck kommen lassen, damit du dich etwas erfrischst, bevor ich beginne?“
Ein leichtes Lächeln umspielte ihren Mund. „Wollt Ihr mich besänftigen, Vater? Hatte Euer Brief an meine Verwandte Erfolg?“
„Ja, in der Tat. Lady Alayne de Banewulf war außerordentlich freundlich und großzügig in ihrem Antwortschreiben. Es tut ihr leid, vom Tode deiner Stiefmutter zu hören und … von anderen Dingen.“ Lord de Barre schwieg und versuchte, seinen Kummer zu unterdrücken, der seinen ausgezehrten Körper erbeben ließ und ihn zu überwältigen drohte. Er fasste sich wieder und betrachtete seine Tochter, die so jung, stolz und willensstark war wie einst ihre Mutter. Ihr Gatte musste ein Mann sein, dem er vertrauen konnte, sonst würde ein hartes Leben außerhalb der schützenden Mauern ihres Heims auf sie warten. Er liebte Elona von ganzem Herzen, und er wusste auch, dass er sie in der Vergangenheit vernachlässigt hatte. „Ich schrieb ihr, warum ich eine Heirat für dich arrangieren möchte, und sie forderte mich auf, dich zu ihr zu schicken.“
„Werdet Ihr mit mir kommen, Vater?“
Er schüttelte den Kopf. „Die Reise würde ich nicht überleben. Ich werde dir deine Damen und Will de Grenville mitgeben, doch ich bleibe hier. In der Obhut deiner Verwandten kann dir nichts geschehen, bis ich einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen habe. Bis zu deiner Heirat sollst du Herzog Richards Mündel sein. Er wird wissen, was zu tun ist, sollte ich vorher eines natürlichen Todes sterben oder wie dein Bruder ermordet werden. Falls das geschieht, wird Herzog Richard deine Ländereien überwachen. Keiner wird ihm ungestraft widersprechen. Doch es dauert eine Weile, bis das vertraglich geregelt ist, und ich fürchte, dass dir vorher etwas zustoßen könnte.“
„Ich will Euch nicht verlassen, liebster Vater. Es geht Euch nicht gut. Ihr braucht mich, damit ich für Euch sorge und Euch Gesellschaft leiste.“
„Es ist am besten so, Kind“, erwiderte er seufzend. „Ich möchte mich nicht von dir trennen, Elona. Ich werde dich über die Maßen vermissen. Aber sollte mir etwas passieren, bevor der Herzog der Abmachung zugestimmt hat, wärst du der Gnade skrupelloser Männer ausgeliefert. Lady Alayne versprach, ihren Sohn zu senden, um dich zu holen. Er wird eine bewaffnete Eskorte mitbringen. Auf meine Männer werde ich nicht verzichten können, denn ich muss meinen Besitz schützen. Ich werde bis zum letzten Blutstropfen kämpfen, um zu verhindern, dass das Land der de Barres in Danewolds Hände fällt.“
„Oh, Vater“, erwiderte Elona, während sie das schmerzerfüllte Schluchzen unterdrückte, das in ihr aufstieg. Wäre Pierre nicht so grausam getötet worden, müsste ihr Vater sie jetzt nicht fortschicken. „Muss ich wirklich nach England gehen und einen Mann heiraten, den ich nicht kenne?“
„Lady Alayne hat keine Heirat mit ihrem Sohn Alain de Banewulf versprochen“, entgegnete John de Barre. „Sie sagte, dass sie deine Beschützerin sein wird und dich, was eine Heirat betrifft, leiten will. Ihrer Ansicht nach wäre es besser, wenn ihr jungen Leute euch erst einmal kennenlernen würdet. Und dann, wenn es dir angebracht erscheint, wirst du heiraten. Wenn nicht, so schreibt sie, wird sie eine andere standesgemäße Verbindung für dich arrangieren. Es ist das Beste, was ich für dich tun kann, mein Kind. Wenn Elizabeth noch leben würde, könnte ich alles ihr überlassen …“ Erneut seufzte er. „Wir haben in diesem Jahr kein Glück gehabt, Elona. Füge mir keinen weiteren Kummer zu, indem du diese Heirat einfach ablehnst. Der junge Mann ist stattlich und aus guter Familie. Was kannst du mehr wollen?“
Elona hätte es ihm sagen können, doch sie schwieg, was ihr schwerfiel. Eine Weigerung hätte zu einem Streit geführt, und ihr Vater sah sehr erschöpft aus. Sie würde die Schuld daran tragen, wenn sich sein Gesundheitszustand verschlechterte. Im Moment blieb ihr nichts übrig, als Einverständnis vorzutäuschen. Aber sie würde nicht ruhen und nach einer Möglichkeit suchen, um dem Ganzen zu entkommen.
Nach der Unterredung mit ihrem Vater suchte Elona sofort ihren Lieblingsknappen auf. Sie musste ihn über den Mann ausfragen, der ihr als Gatte vorgeschlagen worden war.
„Von Alain de Banewulf weiß ich nichts“, erwiderte Will. „Aber ich habe von seinem Bruder, Sir Stefan, gehört.“
Etwas in seiner Stimme ließ Elona erschauern. „Sagt mir, was erzählt man sich über ihn?“
„Manche behaupten, er sei ein gewissenhafter Mann“, meinte Will nachdenklich. Ihm war zu Ohren gekommen, dass der englische Ritter sehr enthaltsam lebe, weder trinke noch sich mit Weibsbildern herumtreiben würde. „Er war keine fünfzehn Jahre alt, als er in Herzog Richards Dienste trat, wo er durch seine Taten Ruhm und Ehre erlangt hat – aber einige halten ihn für streng und unnachgiebig.“
Elona runzelte die Stirn. Alain de Banewulfs Bruder musste ein kalter und humorloser Mensch sein. Wie gut, dass ich nicht ihn heiraten soll, dachte sie erleichtert.
„Dann brauche ich mir über diesen Sir Stefan nicht den Kopf zerbrechen“, entgegnete sie. „Wenn er dem Herzog dient, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass wir einander je treffen werden …“
„Wir sind schon da, Orlando“, verkündete Stefan, als sie aus dem großen Wald ritten, der das Rittergut seines Vaters umgab. Er zügelte sein Pferd, um einen Blick auf die Burg zu werfen. Sie war beeindruckend, in gutem Zustand und nach der neuesten Art und Weise befestigt. Doch sie erschien ihm kleiner als vor vielen Jahren, wo er sie das letzte Mal gesehen hatte. Seit er in Diensten des Herzogs Richard von Aquitanien stand, war er vor ein paar Monaten zum ersten Mal wieder nach England zurückgekehrt. „Sag mir, was du davon hältst – stell dir vor, wir wollten sie belagern, so wie Taillebourg.“
Sir Orlando of Wildersham lächelte, als er sich daran erinnerte. Stefan war damals erst siebzehn gewesen, jung, eifrig und einer der besten Kämpfer, der ihm je begegnet war. An diesem Tag rettete Stefan ihm das Leben. Seitdem waren sie die besten Freunde.
Prüfend ließ Orlando den Blick über die Verbesserungen schweifen, die an dem Gebäude vorgenommen worden waren. Wie Stefan war auch er darin geübt, die Schwachstellen einer Burg zu erkennen und den besten Weg zu finden, um ihre Verteidigung zu durchbrechen. Vor einigen Jahren hatte er mit angesehen, wie Taillebourg dem Erdboden gleichgemacht worden war. Die Festung, die als uneinnehmbar gegolten hatte, war allzu leicht zu erobern gewesen.
„Es reicht aus“, antwortete er mit seiner tiefen Stimme, „in König Henrys England. Aber wenn sich die Dinge ändern … dann müsste an dem Gebäude noch einiges getan werden.“
„Du hast recht“, stimmt Stefan ihm zu. „Die ganzen Jahre hat England Glück gehabt, lebte friedvoll und sicher unter der Regentschaft Henry II. – aber wie du und ich wissen, liegen der König und seine Söhne oft miteinander im Streit.“
Sir Orlando lächelte spöttisch. Die Brut aus dem Hause Plantagenet war widerspenstiges Gesindel, Vater gegen Söhne, Bruder gegen Bruder. Mehr als ein Mal hatten die Brüder gegen den König rebelliert, und selbst jetzt gab es Streit zwischen Richard und Henry. Wer konnte sagen, was geschehen würde, wenn der alte König starb?
„Mein Vater, Sir Ralph de Banewulf, war Henry immer treu ergeben“, meinte Stefan. „Aber auf welcher Seite wird er stehen, wenn die Söhne nach Henrys Tod um den Thron kämpfen?“
„Sicher auf der des rechtmäßigen Erben – Herzog Richard“, vermutete Orlando.
„Vielleicht …“
Stefan runzelte die Stirn, als ihm bewusst wurde, dass er keine Ahnung hatte, wem sich sein Vater zur Treue verpflichtet fühlte. Wie sollte er auch, denn schließlich war er im zarten Alter von fünf Jahren zu einem Verwandten geschickt worden. Harald of Wotten war ein braver Mann, der für seine Erziehung gesorgt hatte. Doch weit weg von seinem Vater und dem Zuhause, das er liebte, war Stefan dabei fast zugrunde gegangen. Die Wiedervermählung seines Vaters mit einer schönen Frau, die Geburt eines Halbbruders und danach einer Halbschwester ließen seinen Schmerz noch größer werden – vor allen Dingen, als er bei einer kurzen Rückkehr in die elterliche Burg feststellen musste, wie viel glücklicher sein Vater mit Lady Alayne an seiner Seite war.
Irgendwann hatte er allerdings gelernt, sich von seiner Verbitterung nicht beherrschen zu lassen. Als mutiger Kämpfer war er zu Ruhm und in Herzog Richards Diensten auch zu großem Reichtum gekommen. Bei seiner Rückkehr nach England vor drei Monaten hatte er sich das große Landgut Sanscombe gekauft. Zwar war er nach der Eroberung von Taillebourg von Herzog Richard zum Ritter erhoben worden, aber als Besitzer des Guts durfte er auch den Titel eines Barons Sanscombe führen.
„Erwartet dein Vater dich?“
„Ich schickte ihm vor ein paar Tagen eine Nachricht“, erwiderte Stefan. Er lächelte seinen Freund traurig an. „Auf Banewulf werden sie sich kaum noch an mich erinnern.“
„Ich bezweifle, dass sie dich das nächste Mal vergessen werden“, entgegnete Orlando, was sein Freund mit einem leisen Lachen quittierte. Manche hielten Sir Stefan für kalt, doch wer ihn kannte, bemerkte den Humor in seinen grauen Augen. Auch wenn man ihn nicht als schön bezeichnen konnte, besaß er eine Ausstrahlung, die andere anzog. Außerdem sagte man ihm Bärenkräfte nach.
„In den vergangenen Jahren bin ich vermutlich ein bisschen größer geworden“, scherzte er.
„Wieso hast du eigentlich beschlossen, zurückzukehren?“
Stefan warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. Er war sich selbst nicht sicher, was ihn nach zehn Jahren Soldatenleben in die englische Heimat trieb. Sein Vater war nicht mehr jung, sein Halbbruder musste mittlerweile zum Mann herangewachsen sein, und Marguerite war schon eine junge Frau von fünfzehn.
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Ich hatte niemals daran gedacht, Banewulf wieder zu besuchen.“
Stefan verfiel in Schweigen, während er und sein Begleiter über die Zugbrücke ritten. Was führte ihn in diesem Frühling 1187 nur nach Banewulf? Was erwartete er bloß von dieser Rückkehr?
Doch tief in seinem Innern verspürte Stefan ein unbekanntes Verlangen. Der Wunsch, Banewulf wiederzusehen, war mit der Zeit so stark geworden, dass er ihm nicht widerstehen konnte.
„Es hat viel zu lange gedauert, Stefan.“ Lächelnd und mit ausgebreiteten Armen ging Lady Alayne auf ihren Stiefsohn zu. „Wir sind entzückt, dich hier bei uns zu haben, und hoffen, dass du so lange bleibst, wie es dir gefällt.“
Sie scheint sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert zu haben, dachte Stefan, während er ihre Hand zu einem höflichen Kuss an seine Lippen führte.
„Ich danke Euch für diesen herzlichen Empfang“, sagte er. „Darf ich Euch meinen guten Freund Sir Orlando of Wildersham vorstellen? Er ist auf dem Weg nach London und war so freundlich, mich hierher zu begleiten. Ich hoffe, es macht Euch keine Umstände, ihn für heute Nacht zu beherbergen?“
„Wie sollte es?“, erwiderte Lady Alayne. „Ein Freund von dir wird in meinem Haus immer willkommen sein, Stefan.“
„Eure Gastfreundschaft ehrt mich“, entgegnete Orlando mit einer eleganten Verbeugung, wobei sein Blick auf das Mädchen fiel, das gemeinsam mit einem jungen Mann hinter der Burgherrin stand. Wie schön es war!
„Wie oft haben wir von dir gesprochen, Stefan“, rief Alayne aus. „Du warst noch ein Junge, als du uns verlassen hast, und bist jetzt zu einem schönen, starken Mann gereift.“ Sie betrachtete ihn mit Wohlgefallen. Verglichen mit den meisten Männern von Stand kleidete er sich einfach und schlicht. Darin ähnelte er seinem Vater. Beide zogen Schwarz oder Grau den schillernden Pfauenfarben vor, die die Höflinge so sehr liebten.
„Dein Ruhm hat sich überall verbreitet, Stefan. Wir wissen von deinen tapferen Taten im Kampf und dass du ein geschätzter Ratgeber Herzog Richards bist.“
„Ja, und ich kann bestätigen, dass er jedes der vielen preisenden Worte verdient“, fügte Orlando hinzu.
„Das ist nur Gerede“, ging Stefan gleichgültig über das Lob hinweg. Er sah, dass der junge Mann und das Mädchen darauf warteten, ihn begrüßen zu dürfen. Beide ähnelten ihrer Mutter: blond, schlank und mit grünblauen Augen. Attraktiv und geschmeidig schienen sie ihm, der sich in seiner Familie immer wie ein Fremder gefühlt hatte, vor Zufriedenheit nur so zu strahlen. Neugierig blickten sie ihm entgegen. Anscheinend freuten sie sich, ihn nach so langer Zeit willkommen zu heißen. Nur sein Vater war nirgends zu sehen. Es versetzte Stefan einen Stich, dass Sir Ralph sich nicht die Mühe gemacht hatte, bei seiner Rückkehr anwesend zu sein. Aus schmalen Augen sah er Alayne an. „Mein Vater ist nicht hier?“
„Leider! Er hatte dringende Geschäfte zu erledigen. Wir waren nicht sicher, wann wir dich erwarten durften. Aber er wird da sein, wenn wir heute Abend gemeinsam feiern.“ Alayne drehte sich um und winkte ihre Sprösslinge nach vorn. „Hier sind dein Bruder und deine Schwester, um dich zu begrüßen.“
„Alain – Marguerite“, sagte Stefan. Sobald er die Wissbegierde in den Augen seines Halbbruders wahrnahm, musste er innerlich schmunzeln. Es war nicht das erste Mal, dass er einen jungen Mann sah, der es nicht erwarten konnte, Einzelheiten über die Schlachten zu hören. Marguerite hielt sich scheu zurück, bevor sie sein Lächeln erwiderte. Sie kann schon mit der Schönheit ihrer Mutter konkurrieren, dachte er. „Es tut gut, euch beide zu sehen.“
„Wir konnten deinen Besuch kaum erwarten“, erwiderte Alain. „Du hast so viel erlebt.“
„Willkommen auf Banewulf“, fügte Marguerite leise hinzu. „Wir sind glücklich, dich bei uns zu haben.“ Schüchtern schaute sie zu Stefans Freund. „Und Euch, Sir Orlando.“
„Marguerite spricht für uns alle“, versicherte Alayne. „Komm, Stefan. Ein Gemach ist vorbereitet, wo du alles zu deiner Bequemlichkeit vorfindest. Alain wird dich hinführen und dafür sorgen, dass es dir an nichts fehlt. Sir Orlando, trinkt ein Glas Wein mit mir, während meine Diener eine Kammer für Euch herrichten.“ Sie lächelte und senkte die Stimme. „Ich möchte mehr über die tapferen Taten meines Stiefsohns hören, und wir müssen ihn ja nicht in Verlegenheit bringen.“
Stefan vernahm die Antwort seines Freundes nicht mehr. Er ließ sich zu dem Teil des Gebäudes führen, in dem die jungen unverheirateten Männer wohnten. Selbst wenn die meisten auf dem Boden der Halle schliefen, so standen auf Banewulf für die Familie und hochgeschätzte Gäste immer eigene Räume zur Verfügung.
„Dein Zimmer liegt neben meinem, so wie früher“, teilte Alain ihm mit, dem die Freude über das Wiedersehen anzusehen war. „Das heißt, wir werden miteinander reden können. Ich möchte von all den Schlachten hören, in denen du gekämpft hast. Und von den Männern, die du getötet hast.“
„Ich bin nicht stolz darauf, Menschen getötet zu haben – abgesehen von einigen, die es nicht verdienten, zu leben. In einer Schlacht muss man den Feind um jeden Preis bekämpfen. Doch wann immer es möglich ist, lasse ich Gnade walten. Herzog Richard ist genauso, obwohl er auch grausam sein kann.“ Es hatte Zeiten gegeben, da war des Herzogs Urteil gnadenlos gewesen, aber der widerspenstige Adel war nur durch eine harte Hand im Zaum zu halten.
„Man erzählt, er sei furchtlos.“
„Ja, das stimmt. Manche behaupten sogar, er habe das Herz eines Löwen.“
„Und du die Kraft eines Bären.“ Alain grinste. In seinen Augen blitzte ein knabenhafter Übermut, obwohl er mittlerweile erwachsen war. „Erinnerst du dich daran, wie wir als Jungen miteinander gerungen haben? Du hättest mich leicht schlagen können, aber du hast mich oft gewinnen lassen.“
„Du warst noch ein Kind, und ich besaß schon die Kraft eines Mannes. Es wäre nicht recht von mir gewesen, sie gegen dich einzusetzen.“
„Irgendwann müssen wir wieder unsere Kräfte messen. Du wirst merken, dass es jetzt nicht mehr so einfach ist, mich zu besiegen.“
Schweigend musterte Stefan ihn. Im Vergleich zu seinem eigenen kräftigen Körperbau wirkte Alain zierlich. Doch er vermutete, dass sich unter dem eleganten Äußeren eine zähe Kraft verbarg. Alain trug Blau und Silber, die üppigen Ärmel seiner Tunika hatten tiefe Schlitze, und sein lederner Gürtel war mit Silber verziert. Stefan lächelte innerlich. Außer am Hofe von Aquitanien hatte er selten solchen Putz gesehen!
„Warst du erst kürzlich am Hof?“, fragte er ausweichend. Alain schien enttäuscht darüber, dass Stefan seine Herausforderung offensichtlich zurückwies.
„Du glaubst, ich sei ein zu fein aufgeputzter Bursche, um es mit dir aufzunehmen? Halte mich nicht für einen Schwächling, Bruder.“
Mit einem belustigten Funkeln in den Augen gab Stefan nach. „Na gut, das wird sich morgen erweisen. Hast du Lust, mit mir zu trainieren, Alain?“
„Gewiss doch! Gern!“ Das strahlende Lächeln des Jüngeren war sofort wieder da. „Ist Herzog Richard ein guter Mann, um in seine Dienste zu treten?“
„Ich finde, ja. Hast du das etwa vor?“
„Ich habe darüber nachgedacht.“ Alains Gesicht verriet Unzufriedenheit. „Irgendwie muss ich doch meinen Weg in der Welt machen. Ich kann nicht immer zu Hause bleiben.“
„Bist du hier unglücklich?“
„Nein, natürlich nicht. Ich hatte eine wunderbare Kindheit, besaß die Liebe meiner Eltern, und mein Vater hat mich gut ausgebildet. Aber ich sehne mich nach Abenteuern.“
„Vielleicht war das Leben zu leicht für dich?“
„Das würde ich nicht sagen. Vater hat mir nichts erspart. Ich arbeitete so hart wie irgendeiner hier auf Banewulf. Dabei hätte ich vom König zum Ritter ernannt werden können, nachdem ich als sein Streiter das Turnier gewonnen hatte. Aber ich bat darum, mir die Sporen durch eine würdigere Tat verdienen zu dürfen.“
„Du bist noch nicht zum Ritter ernannt worden?“ Als Stefan seine Ritterwürde erhalten hatte, war er zwei Jahre jünger gewesen als Alain heute. Doch er hatte sie sich in der Schlacht verdient. „Wenn dir der Sinn nach Abenteuern steht, solltest du ins Ausland reisen, Bruder. Ich denke, Vater könnte das arrangieren.“
„Ich muss mir meine Schwertleite verdienen“, beharrte Alain. „Ich werde dich jetzt nicht mit Fragen quälen“, fügte er lächelnd hinzu, „denn du wirst dich ausruhen und etwas erfrischen wollen – aber wir werden später noch mehr über all das reden?“
„Natürlich, so viel du willst“, erwiderte Stefan und fasste ihn an den Schultern. „Ich hoffe, wir werden Freunde?“
„Das waren wir doch immer“, entgegnete Alain leicht verwundert.
Stefan runzelte die Stirn, als sich die Tür hinter seinem Halbbruder schloss. Stimmte das? Waren sie Freunde gewesen? Vielleicht. Er hoffte, dass es so war, denn das bedeutete, dass Alain nie etwas von der Eifersucht gemerkt hatte, für die Stefan sich schämte.
Auch seine Stiefmutter hatte ihn nicht fortschicken wollen, wie Stefan sich eingestehen musste. Sie war stets gut zu ihm gewesen. Nein, es war sein Vater, der ihn nicht bei sich haben wollte. Es verletzte ihn, dass Sir Ralph selbst jetzt die Erfüllung seiner Pflichten wichtiger war als die Heimkehr seines Sohnes. Stefan unterdrückte das bittere Gefühl, das in ihm aufstieg. Es war an der Zeit, solche Dinge hinter sich zu lassen. Er war nach Banewulf zurückgekehrt, weil er eine Familie haben wollte. Diese Erkenntnis war nur langsam in ihm gereift, doch die aufrichtige Wärme seines Halbruders hatte ihm klargemacht, dass er sich nach dem Gefühl der Zugehörigkeit sehnte. Zu lange hatte er sich selbst ausgeschlossen.
„Verzeihst du mir, dass ich bei deiner Ankunft nicht da war?“, fragte Sir Ralph später am Nachmittag, während er fest die Hand seines ältesten Sohnes umfasste. Obwohl er bereits auf die Fünfzig zuging, war er immer noch ein stattlicher Mann, dem Stefan in Aussehen und Gestalt ähnelte. „Es musste sein. Einer meiner Gefolgsmänner lag im Sterben. Es war sein Wunsch, dass ich seinen letzten Willen bezeuge. Über Jahre hinweg hat er mir treu gedient. Es war das Mindeste, was ich für ihn tun konnte.“
„Macht Euch keine Gedanken“, versicherte Stefan, und sein Ärger schmolz sofort dahin. Er hätte genauso gehandelt. „Eure Gattin, Alain und Marguerite gaben mir das Gefühl, willkommen zu sein, Sir.“
„Warum auch nicht? Das hier war immer dein Heim, Stefan.“
Warum habt Ihr mich dann fortgeschickt? Warum habt Ihr mir das Herz gebrochen? Er sprach die Fragen nicht aus, die ihn seit seiner Kindheit quälten. Schließlich war er nicht mehr der kleine Junge von damals.
„Ich komme nur zu Besuch, Vater. Ich habe Sanscombe Manor gekauft.“
„Und somit auch den Titel.“ Sir Ralph nickte. „Das hast du gut gemacht, Stefan. Aber durch Geburtsrecht steht Banewulf dir als meinem ältesten Sohn zu. Alain hat die Ländereien seiner Mutter und einen kleinen Landsitz, den ich für ihn erworben habe.“
„Banewulf gehört Euch, Vater. Ich hoffe, Ihr werdet Euch daran noch viele Jahre als rechtmäßiger Burgherr erfreuen.“
„Mag sein“, meinte Sir Ralph achselzuckend. „Ich wollte sicher sein, dass du verstehst.“
Stefan nickte. Als erstgeborener Sohn konnte er von Rechts wegen den Besitz beanspruchen. Doch sein eigenes Anwesen war größer und reicher, selbst wenn er damit nie geprahlt hätte.
„Vielleicht werde ich einmal mehr als nur einen Sohn haben. In diesem Fall besäße ich dann genug Ländereien.“
„Hast du vor, dir eine Braut zu suchen?“
„Nun ja, es gibt noch keine bestimmte – aber für einen Mann kommt die Zeit, wo er an Söhne denkt.“
„Das ist wahr“, pflichtete Ralph ihm bei. „Bloß ich möchte nicht, dass du nur aus diesem Grund heiratest. Suche dir deine Frau mit Sorgfalt aus, Stefan. Reichtum und Schönheit sind verlockend, es gibt indes andere Qualitäten, die wichtiger sind.“
„Ich muss erst noch eine Frau treffen, die ich genügend bewundere, um sie zu heiraten.“
„Du solltest deine Stiefmutter um Rat bitten. Letzten Sommer hat sie deinen Stiefbruder zu einem Turnier am Hofe begleitet. Vielleicht weiß sie eine passende Verbindung für dich.“
„Ihr wart nicht dabei?“
„Mich hatte zuvor ein Fieber aufs Lager geworfen. Ich hatte mich schon wieder davon erholt, sonst hätte sie mich nicht allein gelassen, aber ich fühlte mich zu erschöpft, um die Reise zu unternehmen.“
„Ihr kränkelt doch wohl nicht?“ Ein seltsamer Schmerz griff Stefan ans Herz. Hatte er diese Aussöhnung zu lange aufgeschoben? Wenn sein Vater gestorben wäre, bevor sie Gelegenheit gehabt hätten, einander besser kennenzulernen … Rasch schob er diesen dummen Gedanken beiseite.
„Nein, nein“, entgegnete Ralph lachend. „Es ist ein Fieber, das alle paar Jahre auftritt. Alayne hat mich wie immer geheilt. Aber, um die Wahrheit zu sagen, ich habe kein großes Interesse mehr an dieser Art von Versammlungen bei Hofe, sodass es mir als Entschuldigung gelegen kommt, zu Hause zu bleiben.“
„Ein Mann kann der Pracht müde werden“, stimmte Stefan ihm zu. „Ich habe viel von diesem Leben gesehen und finde auch, dass es für mich nicht länger den Reiz hat, den es einmal besaß.“
„Du bist klug, mein Sohn“, erwiderte Ralph. „Du hast deine Kämpfe gefochten und kannst jetzt das Leben genießen. Suche dir eine Frau. Ich möchte meine Enkel sehen, bevor zu viele Jahre vergehen.“
Stefan verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. Bis jetzt hatte er keinen Gedanken ans Heiraten verschwendet. Doch vielleicht war es das, was ihn in den letzten Monaten nicht hatte zur Ruhe kommen lassen.
„Vielleicht suche ich den Rat Eurer Gattin, Vater. Fragen schadet schließlich nicht.“
„Dein Vater erzählte mir, dass du dir eine Frau nehmen willst?“
Stefan warf seiner Stiefmutter einen belustigten Blick zu, während er mit ihr im Garten der Burg spazieren ging. Sie machte einen lebhaften, ja fast eifrigen Eindruck, und er vermutete, dass sie sich schon längst Gedanken über seine Vermählung machte.
„Wenn ich eine ebenso schöne, kluge und warmherzige Dame finden würde, wie Ihr es seid, so könnte ich zu einer Heirat überredet werden.“
Alayne hatte ein entzückendes, ein wenig heiseres Lachen. Kein Wunder, dass einige sie in ihrer Jugend eine Zauberin genannt hatten.
„Du schmeichelst mir, Stefan. Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich meine Fehler.“
„Ich glaube nicht, dass Ihr meinen Vater je enttäuscht habt.“
„Ich habe bei einem Sturz beinahe unser erstes Kind verloren. Er schalt mich dafür. Daraufhin glaubte ich, dass er das Kind liebte und nicht mich, womit ich deinem Vater unrecht tat. Als er jünger war, besaß er kein großes Talent für schöne Worte. In dieser Hinsicht bist du ihm wirklich sehr ähnlich. Mit den Jahren ist er weicher geworden. Die richtige Frau könnte bei dir das Gleiche bewirken – dir nämlich zeigen, wie du das Glück finden kannst, mein Lieber.“
„Wollt Ihr sie für mich aussuchen?“
„Ich werde mein Bestes tun“, erwiderte Alayne. „Ich möchte dich aber auch um einen Gefallen bitten. Es gibt da eine Dame, eine Verwandte von mir, der ich Zuflucht versprochen habe. Vielleicht werden sie und dein Bruder heiraten, was aber noch nicht beschlossen ist.“
„Doch Ihr hofft es?“
„Vor allem hoffe ich, dass sie bei uns in Sicherheit ist. Baron Danewold will sie für sich, und er ist gemein und intrigant. Ich weiß, wie das ist. Bevor ich deinen Vater heiratete, ist mir etwas Ähnliches passiert. Elonas Vater, Lord de Barre, ist krank und kann sie zurzeit nicht beschützen. Deshalb hat er uns um Hilfe gebeten.“ Sie blickte ihn an. „Würdest du sie hierher bringen?“
„Wo lebt sie?“
„In der Normandie. Ich weiß, ich verlange viel von dir, Stefan.“
„Das ist nicht der Rede wert, denn ich muss wegen geschäftlicher Angelegenheiten dorthin. Ich könnte Herzog Richard meine Aufwartung machen und dann mit der Dame nach Banewulf zurückkehren.“ Stefan dachte nach. „Aber würde mein Bruder nicht lieber gehen, denn schließlich wird diese Dame vielleicht seine Braut?“
„Ich möchte nicht, dass er sich verpflichtet fühlt, Elona zu heiraten, nur weil er mir eine Freude machen will. Alain ist ein empfindsamer Mensch, Stefan. Ich will, dass er seine Frau erst kennenlernt, bevor er sich erklärt.“ Sie seufzte tief. „Manchmal habe ich Angst um ihn. Er ist nicht wie du oder dein Vater – und er ist ruhelos.“
„Nun, ich habe bemerkt, dass er schnell verletzt ist“, gestand Stefan. „Nicht körperlich. Er ist ein sehr guter Kämpfer, und ich hatte Mühe, ihn zu besiegen, als wir miteinander rangen. Aber in seiner Seele sieht es anders aus.“
„Vielleicht habe ich ihn verwöhnt. Ralph wollte ihn wie dich fortgeben. Nur war Alain als Junge immer so zart und kränkelte oft. Dein Vater gab meinem Wunsch nach, ihn bei mir behalten zu dürfen. Mittlerweile frage ich mich, ob ich nicht einen Fehler gemacht habe.“
„Ist Alain immer noch so häufig krank?“
„Oh nein. Unter der Obhut deines Vaters wurde er stark und selbstbewusst – bloß denke ich jetzt, dass meine Entscheidung nicht gut für ihn war. Er sehnt sich danach, zu reisen. Ich befürchte, dass wir ihn bald verlieren werden.“
„Er kann nicht sein Leben lang bei Euch bleiben.“ Stefan fand Alaynes Sorge um Alain übertrieben, doch er schwieg. Er mochte seine Stiefmutter zu sehr, um sie zu kränken.
„Glaubt Ihr nicht, er würde es mir übel nehmen, wenn ich seine zukünftige Braut nach England bringe?“
„Elona könnte in Gefahr sein“, sagte Alayne beunruhigt. „Als erfahrener Ritter weißt du, wie du sie schützen kannst.“
„Nun gut“, entgegnete er. „Ich werde sie begleiten – und Ihr findet in der Zwischenzeit eine Dame, die bereit ist, einen ungehobelten Kerl wie mich zu heiraten.“
„Du bist zuweilen ein wenig ernst, das ist wahr“, meinte Alayne mit einem Lächeln, das ihr Urteil milderte. „Dein Vater war genauso, als ich ihn das erste Mal traf. Die richtige Frau wird dich lehren, öfter zu lachen, Stefan.“
„Wenn ich sie finde!“ Er schaute sie schuldbewusst an. „Ich verlass mich auf Euch, Frau Mutter.“
„Und ich werde mein Bestes tun, lieber Sohn.“
„Innerhalb von zwei Monaten werde ich wieder da sein. Ihr habt mein Wort. Schließlich kann es nicht so schwer sein, eine Dame von ihrer Burg zu Euch zu geleiten – oder?“
Er ahnte nicht, wie bald er diese Worte verwünschen würde.
Elona spazierte durch den Burggarten, während sie angestrengt überlegte, wie sie ihren Vater zum Nachgeben bringen konnte. Ein weiterer Brief von Alayne de Banewulf war eingetroffen. Nun bestand ihr Vater darauf, dass sie mit diesem Sir Stefan nach England ging!
Sie hatte Will gebeten, so viel wie möglich über ihn herauszufinden, doch bis jetzt konnte er ihr kaum mehr berichten, als er ihr bereits erzählt hatte. In ihrem Kopf war das Bild eines strengen, kalten Mannes entstanden, und sie hatte bereits begonnen, ihren ganzen Groll gegen ihn zu richten. Wenn er nicht versprochen hätte, sie zu begleiten, hätte sie vielleicht zu Hause bleiben können. Offensichtlich war seinem Bruder Alain diese Reise nicht zuzumuten.
Was war das für ein Mann, der sich damit zufriedengab, dass sein Bruder die ihm versprochene Braut holte? Sicherlich wollte er diese Verbindung gar nicht. Hatte man ihn vielleicht dazu gezwungen?
Eine Welle der Rebellion stieg in ihr auf. Sie würde sich nicht mit jemandem verheiraten lassen, der sie nicht wollte! Doch wenn sie sich dickköpfig weigerte, würde sie ihrem Vater Kummer bereiten.
Er war zurzeit so schwach. Wie konnte sie ihn verlassen und dabei wissen, dass sie ihn nie wiedersehen würde? Es würde ihr das Herz brechen.
Ihr widerspenstiger Geist wurde hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihrem Vater zu gehorchen, und dem Verlangen, dieser unwillkommenen Heirat zu entgehen. Wenn es nur jemanden gäbe, der ihr zu Hilfe käme!
Ihr Blick fiel auf den jungen Knappen, der einige Schritte von ihr entfernt stand. Will war unerfahren, aber stark und tapfer – doch sie fürchtete, dass ihr Vater einer Heirat zwischen ihnen niemals zustimmen würde.
Und selbst wenn – wollte sie sich denn wirklich ihr ganzes Leben lang an ihn binden? Vielleicht wäre es immerhin besser, als gezwungen zu werden, einen Mann zu ehelichen, den sie nicht kannte und nicht lieben wollte.
„Oh, Will“, schluchzte Elona, als sie an diesem Morgen im warmen Sonnenschein zusammen spazieren gingen. „Mein Vater sagt, dass Stefan de Banewulf in wenigen Tagen hier sein wird, um mich nach England zu bringen. Sie wollen mich mit Lady Alaynes Sohn verheiraten. Niemals werde ich mein Zuhause wiedersehen.“
In ihren hübschen Augen standen Tränen, als sie zu dem jungen Mann aufschaute, dessen Gesellschaft ihr einziger Trost war. Es widerstrebte ihr, alles, was ihr so vertraut war, zu verlassen. Außerdem war da die große Angst vor dem Unbekannten, auch wenn sie es sich niemals eingestanden hätte: in ein fremdes Land zu reisen und einen Mann zu heiraten, den sie noch nie gesehen hatte! Da wurde selbst das kühnste Herz mutlos.
„Habt Ihr denn versucht, Euren Vater zu überzeugen, Euch hierbleiben zu lassen?“ In Wills Augen konnte man den Schock erkennen, den die Nachricht ihm versetzt hatte.
Elona schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht. Er ist so glücklich, dass er es mir möglich gemacht hat, bei meiner Verwandten zu leben. Ihr wisst, es geht Vater nicht besser. Wer weiß, was geschieht, wenn ich aufbegehre? Ich möchte ihm nicht wehtun oder ihn verärgern.“
„Soll ich zu Lord de Barre gehen und um Eure Hand bitten, Elona? Ich schwöre, ich würde ihn und Euch mit meinem Leben verteidigen. Ihr hättet keinen Grund, Danewold zu fürchten, wenn ich die Streitkräfte Eures Vaters befehligte.“ Seine Stimme war voller Leidenschaft, und seine Augen leuchteten, als er zum ersten Mal von seinen Träumen zu sprechen wagte.
Einen Moment lang flammte in Elona Zuversicht auf. Wenn sie Will heiratete, konnte sie bei ihrem Vater bleiben. Sie musste nicht nach England gehen – doch wie sollte der junge Knappe das Kommando über die Männer ihres Vaters übernehmen? Bevor er sich nicht als tapferer Ritter bewährt hatte, würden die Männer ihm nicht folgen.
Ihre Hoffnung erstarb, als ihr klar wurde, dass das keine Lösung war. „Ihr seid noch nicht zum Ritter geschlagen, Will“, wandte sie vorsichtig ein.
„Das könnte Euer Vater regeln, wenn er wollte. Ich schwöre Euch, Danewold würde weder Euch noch Euren Vater bedrohen, wäre ich Euer Gatte.“
Was für ein netter, großherziger Mann Will doch war! Manchmal glaubte sie, es müsse ihr leichtfallen, ihn zu lieben. Sie hegte wirklich mehr als nur ein flüchtiges Gefühl für ihn. Doch in ihrem Herzen wusste sie, dass Lord Barre diesen Antrag ablehnen würde. Er würde Will ihrer nicht für würdig halten.
„Ich glaube nicht, dass mein Vater Euch erhörte, Will.“
„Ihr wisst, dass ich Euch liebe?“ Ein Hauch von Verzweiflung klang in seiner Stimme mit.
Elona blickte zu ihm auf und entdeckte etwas in seinen ausdrucksvollen Augen, das sie zuvor nicht wahrgenommen hatte. Nein, das war nicht die Schwärmerei eines verliebten Jungen, sondern die brennende Leidenschaft eines Mannes. Ihr weicher Mund zitterte, als er näher trat, sie in die Arme nahm und mit hungrigem Verlangen küsste, dessen Wildheit sie erschreckte. Doch sie klammerte sich an ihn. Seine bedingungslose Hingabe tröstete sie. Sie erkannte, dass dieser Mann aufrichtig bereit war zu tun, was sie von ihm verlangte. Die Macht, die sie als Frau besaß, flößte ihr ein wenig Angst ein. Sie hatte sie noch nie zuvor ausprobiert.
„Du musst nicht mit meinem Vater sprechen“, sagte sie, als er sie losließ. „Denn er könnte dich fortschicken. Nein, bleib bei mir, Will, sei mein Freund und Beschützer. Wenn ich merke, dass ich den Sohn meiner Verwandten nicht heiraten kann, dann – werde ich mit dir durchbrennen. Wenn wir als Ehepaar zu meinem Vater zurückkehren, wird er uns schon nicht verstoßen.“
„Sollten wir ihm unsere Gefühle füreinander nicht jetzt offenbaren?“ Will war ein ehrlicher Mann und wollte seinen Herrn nicht enttäuschen.
„Ich glaube, er würde böse werden“, erwiderte Elona. „Wir müssen uns überlegen, wie du zum Ritter geschlagen werden kannst. Dann würde mein Vater dich akzeptieren.“
Eigentlich wäre es die Aufgabe ihres Vaters gewesen, mir diese Würden zu sichern, dachte Will ein wenig wehmütig. Er hatte seinem Herrn treu gedient. Schon längst hätte man diese Ehre durch Herzog Richards Hand erbitten müssen. Er kam aus einer guten, aber armen Familie und hatte gehofft, im Dienste von John de Barre aufzusteigen. Doch schließlich erkannte er, dass er sich wohl anderswo umsehen musste, wenn er zu Reichtum und Ehre kommen wollte. Nur seine Hingabe an Elona hielt ihn noch auf der Burg.
„Ich stehe Euch wie immer zu Diensten“, sagte er laut und kniete nieder, um ihren Rocksaum zu küssen. „Ich schwöre, lieber zu sterben, als Danewold oder irgendjemand anderem zu erlauben, Euch ein Leid anzutun.“
Mit roten Wangen bat Elona ihn, aufzustehen. Sein Bekenntnis machte sie ein wenig verlegen. Doch es hatte sie auch erregt. Bis zu diesem Tag war sie sich über die Tiefe seiner Zuneigung nicht im Klaren gewesen. Sie gab ihr Selbstvertrauen. Will würde sie niemals verlassen! Wenn es sein musste, würde sie eben mit ihm davonlaufen.
„Ihr seid mein liebster Freund“, meinte sie. „Aber wir dürfen nichts überstürzen. Für den Augenblick müssen wir noch abwarten …“
Sie standen am Waldrand, der nördlich an den Besitz ihres Vaters grenzte, und konnten von jedem Reiter, der sich vom Norden her näherte, gesehen werden. Doch sie waren so sehr miteinander beschäftigt, dass sie weder die kleine Gruppe von Reitern in der Ferne noch den einzelnen Mann wahrnahmen, der seinen Leuten vorausgeritten war und jetzt nahe genug stand, um Wills Schwur zu sehen und zu hören.
Der Mann runzelte die Stirn, während er das Paar dabei beobachtete, wie es sich umwandte und auf die Burg zuging. Was war dort geschehen? Was brüteten die beiden aus?
Stefan bemerkte, dass sie sich trennten, als sie sich dem Haus näherten. Jetzt ging der junge Mann einige Schritte hinter der Dame. Hatte er recht mit seinem Verdacht? War er gerade Zeuge eines verliebten Stelldicheins gewesen? War das die Braut seines Bruders, die er nach Banewulf geleiten sollte?
Zorn kochte in ihm hoch. Er würde nicht schweigend zusehen, wie Alain besudeltes Gut erhielt. Wenn diese Frau sich einem Liebhaber hingegeben hatte … Aber er durfte nicht zu hart über sie urteilen. Offensichtlich war der junge Mann ihr völlig ergeben. Die Dame hingegen war schwerer zu durchschauen. Stefan beschloss, sie im Auge zu behalten. Er hatte Lady Alayne versprochen, ihre Verwandte sicher nach Banewulf zu bringen, und das würde er auch tun. Der Himmel mochte jedem grünen Jungen beistehen, der versuchen würde, ihn daran zu hindern. Falls sich sein Verdacht bestätigte, dass die Dame nicht so rein wie schön war – und sie war zweifellos entzückend –, würde er es seiner Stiefmutter und Alain mitteilen.
Für den Moment musste er abwarten und wachsam sein. Und bevor er sich eine endgültige Meinung bildete, musste er auch mit dem Vater der jungen Dame sprechen, um sich ein Bild von ihm zu machen. Danach würde er seine Tochter besser beurteilen können.
Als Elona am späteren Nachmittag die Halle betrat, um die Gäste zu begrüßen, trug sie ein Kleid aus smaragdgrüner Seide. Es war ein schwerer, kostbarer, mit silberfarbener Stickerei verzierter Stoff, der wie die Kappe aus Silberfäden, die ihr glänzendes Haar zusammenhielt, im Licht der Fackeln schimmerte. Um ihren Hals hing ein schlichtes silbernes Kreuz, das ihr bis zur Taille reichte. Es war ein einfacher Schmuck, der ihre königliche Haltung unterstrich.
Sie war das Bild der stolzen Tochter eines reichen Herrn. Ihre Augen glühten nur so vor Aufsässigkeit. Im Fackelschein wirkte ihr Haar wie eine Flamme, die kein Schleier bändigen konnte. Ihr schönes Gesicht war kalt und zeigte nichts von dem Sturm, der in ihr tobte.
„Verehrter Lord of Sanscombe“, sagte John de Barre voller Genugtuung, während er auf seine liebreizende Tochter blickte, von der er wusste, dass sie die höchste Auszeichnung für jeden Mann war. Wenn er daran gedacht hätte, hätte er vielleicht auch eine Verbindung mit diesem ältesten Sohn von Ralph de Banewulf ins Auge gefasst. Es gab sicher nur wenige in Frankreich, die nicht von seinen tapferen Taten gehört hatten. „Darf ich Euch meine Tochter Elona vorstellen?“
„Es ist mir eine Ehre“, sagte Stefan, während er sich über ihre Hand beugte. Doch sein Gesichtsausdruck war ernst, sein Blick kühl, als er sie begrüßte – sie war tatsächlich die Frau, die er zuvor gesehen hatte. Beim Himmel, was für eine stolze Schönheit! Doch ihren Liebhaber hatte sie nicht so kalt angeblickt. „Ich weiß, dass Lady Alayne glücklich darüber ist, Euch auf Banewulf zu begrüßen.“
„Ich danke Euch. Und ich bin glücklich, Euch im Haus meines Vaters willkommen zu heißen, aber ich fürchte, wir müssen unsere Reise um ein paar Tage verschieben.“
„Warum das, Elona?“ John de Barre war durch ihr Benehmen und das seines Besuchers verwirrt. Die beiden schienen sich schon auf den ersten Blick nicht ausstehen zu können. Wie schade.
„Meine Amme ist krank und kann nicht reisen. Und ohne sie gehe ich nicht – es würde mir das Herz brechen.“
„Du machst zu viel Getue um eine alte Frau“, schalt ihr Vater sie. „Wenn Melise dich nicht begleiten kann, muss sie eben zurückbleiben. Sir Stefan wird sich nicht länger als einen Tag hier aufhalten wollen. Er ist ein viel beschäftigter Mann und hat noch anderes zu tun. Wie können uns glücklich schätzen, dass er den ganzen Weg auf sich genommen hat, um dich zu geleiten, Tochter.“
Stirnrunzelnd biss sich Elona auf die Lippen und schwieg. Stefan sah etwas in ihren Augen aufblitzen – war es Kummer? Wenn ja, dann verbarg sie ihn schnell wieder. Vielleicht war sie doch nicht so treulos, wie er gedacht hatte. Eine so schöne Frau konnte viele Bewunderer haben und trotzdem rein und unschuldig sein. Er durfte nicht vorschnell ein Urteil fällen.
„Ich kann Eurer Amme drei Tage geben“, entgegnete er. „Dann brechen wir auf. Ich muss eine wichtige Nachricht von Herzog Richard an seinen Vater, den König, überbringen.“
Elona sah ein, dass sie geschlagen war, und beugte zustimmend den Kopf. Ihr Vater würde seine Meinung nicht mehr ändern. Er hatte ihre Reise nach England beschlossen, und sie musste ihm gehorchen. Aber hatte sie ihn erst einmal verlassen, sah die Sache anders aus. Sie würde diesem Mann Fragen stellen, versuchen, sein Vertrauen zu gewinnen, auch wenn das nicht einfach sein würde. Und wenn sie das Gefühl hatte, dass sie eine Heirat mit seinem Halbbruder nicht ertragen könnte, würde sie Will bitten, sie zu entführen.
Nachdem sie diese Entscheidung getroffen hatte, fühlte sie sich etwas ruhiger. Nun betrachtete sie den Mann, der sie fortbringen sollte, genauer. Er war groß, kräftig und wirkte streng, mit langem dunklem Haar und Augen von der Farbe nassen Granits. Er war kein schöner Mann, aber auch nicht hässlich oder abstoßend.
Stefan Banewulfs eiskalter Blick lag auf ihrem Gesicht, und ihr war, als versuchte er, ihre Gedanken zu lesen. Er betrachtete sie argwöhnisch, als würde er ihr nicht über den Weg trauen, als könne er sie nicht leiden – aber warum nur? Sie hatten sich doch erst jetzt zum ersten Mal gesehen. Was war der Grund für seine Abneigung?
Müsste sie ihn heiraten, würde sie noch diese Nacht fliehen und bei den Nonnen Zuflucht suchen!
„Es ist freundlich von Euch, mir so viel von Eurer kostbaren Zeit zu schenken, mein Herr“, sagte sie, während sie sich ein Lächeln abrang, das etwas zu steif ausfiel. Trotz ihres inneren Aufruhrs bemühte sie sich um Selbstbeherrschung. Wenn sie sein Vertrauen gewinnen wollte, musste sie ihr Temperament und ihre Zunge im Zaum halten. „Vielleicht ist meine Amme ja bereit, noch bevor die drei Tage vorüber sind. Melise ist sehr stark, wenn auch alt. Und sie verlässt nur widerstrebend das Zuhause, das sie seit jeher kennt.“
„Ich kann mir vorstellen, dass ihr die Trennung schwerfallen wird und Euch auch“, erwiderte Stefan, wobei er einen Anflug von Mitleid für Elona verspürte. Er selbst wusste, wie es war, von seinen Lieben fortgerissen zu werden, daher konnte er ihre Gefühle verstehen. „Es ist niemals leicht, das Heim und die Menschen, die man liebt, zu verlassen. Doch ich glaube, dass Ihr in Lady Alaynes Haus von ganzem Herzen willkommen seid. Sie bat mich ausdrücklich, Euch dies auszurichten.“
„Und Euer Bruder, Sir? Wird auch er mich in Eurem Haus willkommen heißen?“
„Ich denke, das wird er“, versicherte Stefan ihr, während er sie aufmerksam beobachtete. Was ging nur in ihrem Kopf vor? „Doch es ist an ihm, es Euch zu sagen, wenn Ihr ihn trefft. Ich bin nur Euer Begleiter. Banewulf ist nicht mein Zuhause.“
„Ich hörte, dass Ihr viele Jahre in Aquitanien gelebt habt?“ Elona trat von ihm weg, ein wenig näher zum Feuer hin.
„Vor einigen Monaten bin ich nach England zurückgekehrt und habe mir ein Gut gekauft. Ich möchte mir mein eigenes Heim schaffen. Mein Vater ist noch ein gesunder, starker Mann, und ich hoffe, es wird viele Jahre dauern, bis ich einmal seine Besitztümer erbe. Deshalb habe ich eigene Pläne gemacht.“
Wieso schienen seine Augen auf den Grund ihrer Seele blicken zu können? Elona wandte sich ab und streckte die Hände zum Feuer hin. Sie fürchtete sich ein wenig vor diesem ernsten Mann, auch wenn sie nicht glaubte, dass er ihr Böses wollte.
„Zuvor hattet Ihr zu viel zu tun, um ans Sesshaftwerden zu denken. Ihr seid berühmt, Sir Stefan. Euer Name ist als der eines furchterregenden Streiters und eines Ehrenmannes mit dem von Herzog Richard verbunden.“
Stefans Gesichtsausdruck blieb unverändert. „Ihr seid zu freundlich. Ich habe nur meinem Herrn gedient, wie es meine Pflicht ist.“
„Ja, einige würden es wohl so ausdrücken“, sagte sie, entschlossen fortzufahren, ganz gleich, wie oft sie eine Abfuhr erhalten würde. „Doch ich habe gehört, dass Ihr, obwohl Ihr ein tapferer und erfahrener Soldat seid, Euren Feinden gegenüber Milde gezeigt habt, wann immer es möglich war.“
„Es bereitet mir keine Freude, einem Gegner das Leben zu nehmen“, erwiderte Stefan, und seine Stimme klang rau in ihren Ohren. „Doch wenn es sein muss, tue ich es, ohne lange zu überlegen.“
Elona wandte sich um. Ihr zitterten die Knie beim Anblick seines harten Mundes, der kalten, gnadenlosen Augen. Jetzt wusste sie, dass er kein Mann war, der sich von seinem Vorhaben abhalten ließ, und wie ein Pfeil drang die Furcht in ihr Herz. Aber zugleich trug er tief verborgen in seinem Innern eine Wunde. Sie spürte es instinktiv, spürte seine große Einsamkeit, und etwas in ihr neigte sich zu ihm. Doch ihr ganzes Wesen schreckte vor diesem Gefühl zurück. Sie wollte ihm keine Sympathie entgegenbringen. Sie hatte vor, ihn zu benutzen und dann, wenn sie es so entschied, sein Vertrauen zu verraten.
Ihr Blick schweifte durch den Raum und blieb an Will de Grenville hängen. Er beobachtete sie mit einer Mischung aus Besorgnis und – war das etwa Eifersucht? Beruhigend lächelte sie ihm zu. Er musste nicht befürchten, dass sie ihn fallen ließ, um bei diesem Mann Schutz zu suchen. An Stefan de Banewulf war nichts Sanftes, das konnte sie sehen.
Als sie wieder zu dem englischen Ritter blickte, sah sie erneut diesen kalten Ausdruck in seinen Augen, und Furcht stieg in ihr auf. Hatte er ihr Lächeln bemerkt? Ihr Geheimnis erraten? Doch wie sollte er? Sie selbst wusste nicht einmal genau, was in ihrem Herzen und in ihrem Kopf vor sich ging.
„Komm, meine Tochter“, sagte John de Barre. „Es ist Zeit zum Abendessen. Sir Stefan ist heute viele Meilen gereist und wird sich ausruhen wollen. Und seine Männer ebenso. Morgen werden wir ein Fest veranstalten, doch heute Abend speisen wir in Ruhe zu Abend.“
„Ja, Vater.“ Elona ging zu ihm. Die dunklen Schatten unter seinen Augen verrieten ihr, dass er müde war. Bei seinem Anblick wurde ihr das Herz schwer vor Angst. Sie durfte nichts tun, das seinen Tod beschleunigte. Sonst würde sie sich ihr ganzes Leben lang Vorwürfe machen.
„Und wie geht es Euch heute?“, fragte Stefan, als er am nächsten Morgen zufällig im Garten auf Elona traf. Es war ein schöner Tag, die Luft war warm, und die Sonne brach gerade durch die Wolken. Wie üblich war er in der Dämmerung aufgestanden, um seine Männer zu trainieren. Doch für sie war es eigentlich noch zu früh, um bereits auf den Beinen zu sein. Als sein Blick über ihr liebliches Gesicht glitt, sah er die zarten Schatten unter den Augen. „Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen?“
Elona hob stolz den Kopf. „Gewiss, Sir.“ Nie hätte sie ihm eingestanden, dass sie die ganze Nacht keine Ruhe gefunden hatte – und das seinetwegen!
„Dann hat Euch die Sorge um Eure Amme nicht wach gehalten?“, fragte Stefan, während ein Lächeln seine Mundwinkel umspielte. „Ich hoffe, es geht ihr heute nicht schlechter?“
„Nicht schlechter, aber auch nicht besser“, entgegnete Elona. Insgeheim ärgerte sie sich, dass sie in die Falle getappt war. „Sie braucht noch einige Tage, um reisen zu können.“
„Hoffen wir, dass sie bald gesund wird“, meinte er. „Ich fürchte, ich kann nicht auf sie warten. Meine Geschäfte dulden keinen Aufschub.“
„Eure Geschäfte sind Eure Sache, Sir. Wäre ich ein Mann und könnte tun, was mir beliebt, hätte ich mich nicht in Eure Hand gegeben. Ich wäre gereist, wann und wie es mir gefällt.“
„Leider ist es nicht so“, erwiderte Stefan. „Glaubt mir, wenn ich Euch sage, dass ich bei anderen in der Pflicht stehe und mein Bestes tun werde, den Auftrag auszuführen, den sie mir gegeben haben – trotz Eurer Bemühungen, mein Vorhaben zu durchkreuzen.“
„Ich verstehe Euch nicht, Sir.“
„Wirklich nicht?“ Einen Moment lang hätte sie schwören können, dass da ein Lachen in seinen Augen aufblitzte. Doch im nächsten Augenblick war es verschwunden, und seine Miene war abweisend. „Dann tue ich Euch vielleicht unrecht? Entschuldigt mich. Ich habe schon genug Zeit mit Tändeleien verschwendet.“
Elona sah ihm nach, während sie erregt mit dem Fuß auf den Boden klopfte. Was sollte sie davon halten? Dass sie mit ihrer Dummheit seine Zeit verschwendet hatte? Oder steckte ein tieferer Sinn hinter seinen Worten?
Was beunruhigte sie nur so an diesem Mann?
Drei Tage vergingen, ohne dass Elona einen Grund fand, ihre Reise weiter hinauszuzögern. Am Morgen des vierten Tages war sie gezwungen, tränenreich von ihrem Vater Abschied zu nehmen. Zuletzt hatte sie doch beschlossen, Melise zurückzulassen. Für die alte Frau würde die Reise zu anstrengend werden.
„Ich werde dich niemals wiedersehen, mein Kind“, sagte Melise, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. „Mir bleibt nur noch das Grab.“
„Bitte, nicht!“
Elona zerriss es fast das Herz, als sie den Kummer ihrer Amme sah. Sie standen im Burghof und wandten den anderen den Rücken zu, um einander Lebewohl zu sagen und sich in der morgendlichen Kühle ein letztes Mal zärtlich zu umarmen.
„Ich bin genauso traurig wie du“, entgegnete Elona mit tränennassen Augen. „Aber verzweifle nicht, liebes Herz. Vielleicht bin ich früher wieder bei euch, als du denkst …“ Abrupt brach sie ab, als sie jemanden dicht hinter sich spürte. Sie wandte sich um und erblickte Stefan. Der Mann bewegte sich so leise wie eine Katze! Sie hatte ihn nicht kommen hören.
Warum musste er sich an sie heranschleichen? Mit zornig funkelnden Augen starrte sie ihn an. Sie war entschlossener denn je, so schnell wie möglich wieder nach Hause zurückzukehren. Ihr Vater würde sie doch sicher willkommen heißen, wenn sie mit einem Mann verheiratet wäre, der sie und die Ländereien der de Barres beschützen konnte?
„Verzeiht mir, wenn ich mich einmische“, sagte Stefan mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen. Was führte dieses halsstarrige Frauenzimmer jetzt schon wieder im Schilde? Er würde auf der Hut sein müssen. Dreimal seit seiner Ankunft hatte er sie mit ihrem Knappen ins Gespräch vertieft angetroffen. Und dabei hatte Will de Grenville sie immer so angesehen, dass ihm seine Gefühle deutlich ins Gesicht geschrieben standen. Der junge Mann war völlig vernarrt in sie und zweifellos bereit, alles zu tun, was sie von ihm verlangte. „Ich weiß, dass die Trennung Euch schmerzt, aber wir müssen aufbrechen. Ich darf keine Zeit mehr verlieren.“
Damit wollte er wohl andeuten, dass er sich ihretwillen schon zu sehr verspätet hatte! Elona kochte vor Wut, während sie ihrer Amme einen letzten Kuss auf die Wange drückte. Könnte sie ihn doch nur mit einem Wort oder Blick zum Teufel schicken! Aber dieser Mann ließ nicht mit sich spaßen!
„Ich werde immer an dich denken, vergiss das nicht“, sagte sie zu Melise, bevor sie sich rasch abwandte, um nicht in lautes, kummervolles Schluchzen auszubrechen. Mit ihrem Vater hatte sie heute Morgen bereits unter vier Augen gesprochen, sodass sie ihm jetzt nur kurz zunickte, während er mit den anderen dastand und zusah, wie man ihr auf ihren Zelter half. Wäre sie jetzt zu ihm gegangen, hätte sie ihn wahrscheinlich gebeten, hierbleiben zu dürfen. Aber weder ihr Stolz noch die Sorge um ihren Vater ließen es zu, dass sie vor dem Mann Schwäche zeigte, den sie als ihren Feind zu betrachten begann.
„Ich bin bereit, Sir.“
Elona hob den Kopf und setzte eine stolze, kalte Miene auf, bevor sie sich kerzengerade im Sattel aufrichtete und nach vorn schaute. Sie würde Sir Stefan genauso eisig begegnen wie er ihr. Er sollte sehen, dass sie kein kleines Mädchen war, das man wie ein Gepäckstück behandeln durfte.
Als sie die Burg ihres Vaters verließen, ritt Will an ihre Seite. Sie warf ihm einen Blick zu und nickte. Doch nicht einmal für ihn hatte sie ein Lächeln übrig. Es war, als hätte dieser Abschied ihr das Herz aus der Brust gerissen. Im Stillen gab sie dem Mann, der vor ihr ritt, die Schuld an dieser schrecklichen Qual. Er hatte sie von zu Hause fortgeholt, sie gezwungen, sich von ihrer geliebten Melise zu trennen. Hätte er noch eine Woche gewartet, wäre die alte Amme vielleicht fähig gewesen, die Reise auf sich zu nehmen.