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"Warum sollte der große, gut aussehende Phipps sich jemals mit einem hässlichen Entlein vermählen, wie sie es war?" Vom Mauerblümchen zur Ballkönigin? Von wegen! Miss Amanda Hamilton weiß genau, dass die Gentlemen sie nur umschwärmen, weil sie unverhofft ein Vermögen geerbt hat. Wenn sie schon dazu verdammt scheint, einen Mann zu heiraten, der sie nicht liebt, dann sollte es zumindest einer sein, den sie selbst begehrt - wie Lieutenant Peter Phipps! Tatsächlich macht der attraktive Adelige ihr aus heiterem Himmel einen Antrag. Natürlich weiß Amanda um seine prekäre finanzielle Situation … aber ist der schneidige Lieutenant wirklich nur an ihrem Reichtum interessiert?
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Seitenzahl: 377
IMPRESSUM
HISTORICAL MYLADY erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2015 by Anne Herries Originaltitel: „Chosen by the Lieutenant“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL MYLADYBand 587 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Bärbel Hurst
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733733711
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Amanda betrachtete ihr Abbild in dem langen Spiegel ihres Ankleidezimmers und seufzte, denn sie war keine Schönheit. Was hatte sie davon, eine reiche Erbin zu sein und im letzten Monat drei Anträge von Mitgiftjägern bekommen zu haben, wenn sie, höflich ausgedrückt, mollig war? Und das zu einer Zeit, da die Mode für Elfen gemacht zu sein schien und für Mädchen, die aussahen, als würde ein etwas stärkerer Windstoß sie umwehen.
Wäre sie doch nur nicht so eine Naschkatze oder doch wenigstens ein paar Zoll größer! An einem größeren Mädchen mochten ihre Rundungen vielleicht beeindruckend wirken, denn sie hatte wohlgeformte Brüste und weiblich gerundete Hüften, wie es den Gentlemen gefiel, aber sie war klein. Die Schuld an alledem trug Papa, denn er hatte sie verwöhnt, seit sie ein Kind gewesen war, hatte ihr Süßigkeiten und Kuchen gegeben und sie verhätschelt, hatte ihren Appetit geweckt auf süße Leckereien, auf die sie nicht mehr verzichten konnte, auch wenn sie ihre Figur ruiniert hatten.
Obwohl sie glänzendes dunkles Haar hatte und ihr Blick aus den grauen Augen offen und direkt war – welcher Mann konnte so ein hässliches Entlein zur Frau haben wollen? Ihr Gesicht war zu rund und hatte daher nicht die hübsche Form, die es hätte haben können, und sie hielt sich für unscheinbar und hässlich, trotz des vielen Geldes, das sie für Kleider ausgab. Wie sollte sie also darauf hoffen können, jemals den Mann ihrer Träume zu finden?
Oh, es gab viele, die ihr den Hof machten, und sie hatte in dieser Saison schon mehrere Angebote bekommen. Aber keiner der Gentlemen, die sich ihr erklärt hatten, hatte sie um ihrer selbst willen haben wollen. Und keiner von ihnen wäre von Papa akzeptiert worden. Lord Neville Hamilton wollte einen Ehemann für seine Tochter, der ihr den Lebensstil garantieren konnte, an den sie gewöhnt war. Allerdings wusste sie, dass Papa am Ende ihren Wünschen nachgeben würde, wenn ihr an einem der Gentlemen, die sich um sie bemühten, wirklich etwas lag. Doch keiner ihrer Verehrer hatte ihr schlaflose Nächte bereitet, denn sie hatte ihr Herz bereits an einen Mann verloren, den sie liebte, seit er ihr zum ersten Mal zugelächelt hatte.
Lieutenant Peter Phipps, der zweitgeborene Sohn von Lord Richard Piper und zweifellos der netteste Gentleman, den Amanda jemals das Vergnügen hatte zu treffen. Phipps, wie seine Freunde ihn nannten, war freundlich genug gewesen, um mit ihr auf einem Ball auf einem Landsitz zu tanzen, nachdem sie mehr als eine Stunde lang gänzlich unbemerkt von den meisten der anwesenden Herren nur dagesessen hatte. Zu jener Zeit war ihr Vermögen bescheiden gewesen, denn natürlich würde ihr älterer Bruder Robert Papas Besitz erben. Doch nur ein Jahr nach dieser schicksalhaften Begegnung, bei der sie ihr Herz verloren hatte, war Großtante Mariah Howard gestorben und hatte ihr gesamtes Vermögen ihrer Lieblingsgroßnichte hinterlassen, sehr zum Missfallen verschiedener anderer Nichten und Neffen, die darauf gehofft hatten, Lady Howard zu beerben.
Amanda hatte festgestellt, dass mehrere Gentlemen, für die sie noch vor einem Jahr unsichtbar gewesen war, jetzt begierig darauf waren, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Einige hatten ihr bereits einen Antrag gemacht, und wenn sie sich nicht irrte, stand ein weiterer junger Mann im Begriff, dies zu tun. Aber bedauerlicherweise hatte jener eine Gentleman, den sie geheiratet hätte, ob er sie nun wirklich liebte oder nicht, keinerlei Andeutungen in die Richtung gemacht, dass er vorhaben könnte, um ihre Hand anzuhalten – obwohl er stets freundlich war und immer stehen blieb, um mit ihr zu sprechen oder sie aufzufordern, wenn es ihr an Tanzpartnern fehlte.
Dass sie intelligent und gebildet war, versuchte Amanda zu verbergen, denn Mama hatte ihr einst gesagt, dass Gentlemen keine klugen Mädchen mochten. Papa mochte stolz sein auf ihre Fähigkeiten im Zeichnen, in Französisch, Latein und Mathematik und ebenso auf ihre Kenntnisse in einigen Bereichen der Wissenschaften, aber Mama sagte, es sei Zeitverschwendung, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Mama wünschte, dass ihre Tochter schöne Nadelarbeiten herzustellen vermochte, was sie tatsächlich konnte, und in der Lage war, verschiedene Dichter zu zitieren, das Pianoforte und die Harfe zu spielen und hübsch zu singen – das alles war unerlässlich für eine junge Dame ihres Standes. Amanda konnte das alles. Sie besaß auch, genau wie Papa, Sinn für Humor, obwohl Mama nicht immer verstand, warum sie beide über etwas lachten, denn sie teilte nicht ihren Spaß am Absurden.
Mama sagte, junge Damen brauchten einen Ehemann, damit sie Kinder haben konnten und ein gutes Zuhause, aber danach war es vernünftig, den eigenen Interessen nachzugehen und es den Gentlemen zu überlassen, das zu tun, was immer sie gern taten.
„Oh, du dummes, dumme Mädchen“, sagte Amanda zu ihrem Spiegelbild, und ein Anflug von Belustigung erschien in ihren Augen. „Sich nach einem Mann zu verzehren, nur weil er freundlich ist und immer auf deine Gefühle Rücksicht nimmt. Das ist lächerlich, und du solltest ihn dir aus dem Kopf schlagen. Er mag nett sein, aber er ist nicht in dich verliebt.“
Wie könnte er auch in das Mädchen verliebt sein, das sie im Spiegel gesehen hatte? Kein Mann wollte ein hässliches Entlein zur Frau – schon gar nicht ein Mann, der so groß und gut aussehend war wie Phipps. Sie wäre eine Närrin, auch nur daran zu denken, und sie musste akzeptieren, dass sie vermutlich eine alte Jungfer werden und zu Hause bleiben würde, um sich um Papa zu kümmern – und das würde ihrem Papa überhaupt nichts ausmachen.
Amanda fühlte sich besser und lachte. Ihre Miene hellte sich auf, als sie die komische Seite ihrer Lage erkannte. Lieutenant Phipps befand sich in finanziellen Schwierigkeiten. Sie wusste, dass er als zweitgeborener Sohn nur ein kleines Anwesen von seiner Großmutter geerbt hatte, und außerdem noch etwas Geld von seinem Vater erhalten würde. Wenn er den Lebensstil weiterführen wollte, den er so offensichtlich bevorzugte, seine Clubs besuchen, ein edles Gespann kutschieren und in der Gesellschaft verkehren, dann musste er eine Erbin heiraten. Warum also nicht sie?
„Weil du fett bist“, sagte Amanda in ernstem Ton zu ihrem Spiegelbild. „Wenn du nicht so gierig wärest, dann würdest du wie eine zarte Elfe sein, und er würde sich in dich verlieben.“
Sie musste wieder versuchen, Gewicht zu verlieren. Amanda – selbst stets ihre größte Kritikerin – hielt sich oft beim Essen zurück, und wirklich, sie versuchte es, aber wenn man auf so viele Partys ging und wenn einem so viele verlockende Gerichte angeboten wurden, dann war es schwer abzulehnen. Doch selbst wenn es ihr gelang, Gewicht zu verlieren, so würde sie dennoch nie so aussehen wie die schöne Miss Cynthia Langton. Lord Langtons Tochter war die hochmütigste unter all den attraktiven jungen Debütantinnen in dieser Saison. Die meisten der ungebundenen Gentlemen hatten sich Miss Langton und ihrem Gefolge angeschlossen, und Amanda hatte gesehen, dass mehrere junge Damen ihr Blicke zugeworfen hatten, die – wären Blicke Dolche – den Neuankömmling zweifellos getötet hätten.
Seltsamerweise hatte Miss Langton eine Schwäche für sie entwickelt. Amanda hatte nicht viele Freundinnen, obwohl ihre Cousinen Sara und Jennifer in der Stadt waren und sie selbstverständlich in ihrer Gruppe aufgenommen hatten. Doch sie hatte der Schönsten dieser Saison geholfen, als eine Rüsche am Saum ihres teuren Pariser Modellkleides gerissen war. Amanda, die stets Nadel und Faden bei sich trug, hatte Miss Langton auf den Riss aufmerksam gemacht, hatte sie in einen privaten Salon geführt und ihn so geschickt repariert, dass niemand sehen konnte, dass das Kleid überhaupt je zerrissen gewesen war. Miss Langton hatte sich danach bei jeder möglichen Situation ihrer Retterin angeschlossen, sie ‚meine liebste Amanda‘ genannt und sie gebeten, sie Cynthia zu nennen.
So kam es, dass Amanda bei allen Partys, die die Familie der Freundin gab, eingeladen war. Je nach Anlass nahm man sie mit ins Theater, nach Vauxhall oder in den Park, wenn dort ein Heißluftballon aufstieg. Zu jedem Picknick, jeder Ausfahrt nach Richmond und auf alle Bälle, Tanzabende und Feste, die Miss Langton besuchte, lud man sie ein. Das bedeutete, dass innerhalb von Minuten, nachdem die beiden Erbinnen gemeinsam einen Raum betreten hatten, mindestens die Hälfte der anwesenden Gentlemen an ihre Seite getreten war.
Amanda bekam ihren Teil der Aufmerksamkeit, aber sie war nicht so dumm, den Unterschied nicht zu bemerken, der zwischen der Bewunderung, die ihrer Freundin entgegengebracht wurde, und der höflichen Aufmerksamkeit, die ihr zuteilwurde, herrschte.
Was ihr ganz und gar nichts ausmachte – tatsächlich erheiterte es sie sogar zu sehen, wie verschiedene Gentlemen erst versuchten, Miss Langtons Sympathie zu erlangen, und dann, wenn sie bemerkten, dass ihnen das nicht gelang, sich ihr zuwandten. Ihre leichte Belustigung allerdings hatte einen Dämpfer bekommen, als Lieutenant Phipps sich um Miss Langstons Gunst bemühte.
Phipps war einer von vielen Verehrern, die die Schönheit bewunderten, und zuweilen schien sie ihn zu bevorzugen, und das machte Amanda traurig. Wenn Cynthia ihn wollte, dann würde sie ihn bekommen, so wie sie sich alles nehmen konnte, was ihr in den Sinn kam. Sie erwartete sklavische Bewunderung, als wäre dies ihr gutes Recht – und bekam sie auch. Nach einem Ballabend konnte Amanda mit fünf oder sechs Veilchensträußen von möglichen Verehrern rechnen, Cynthia aber erhielt zwanzig Bouquets. Sie war die Königin der Saison, und sie nahm die Verehrung der Gentlemen als gegebenes Anrecht hin.
Amanda ertrug all das geduldig, denn sie neidete der Freundin nicht ihren Erfolg. Aber wenn Phipps ihr einen Antrag macht und Cynthia diesen annimmt, dann wird es mir das Herz brechen, dachte Amanda betrübt.
Nein, wie lächerlich! Amanda lachte über sich selbst. Sie war keine melodramatische Person und hatte immer gewusst, dass sie sich am Ende mit dem zweitbesten würde begnügen müssen. Außer wenn Phipps sich zu ihr hingezogen fühlte, wenn er sie – und ihr Geld – brauchte, damit es ihm gut ging, würde er sie möglicherweise als Braut in Betracht ziehen. Dass das geschah, war unwahrscheinlich, aber da sie wusste, dass Cynthia mindestens auf einen Earl hoffte, würde sie Phipps fallen lassen, sobald der richtige Verehrer auftauchte. Und dann …
Wäre es nicht so traurig, wäre es beinahe lustig. Warum sollte der große, gut aussehende Phipps sich jemals mit einem hässliches Entlein vermählen, wie sie es war?
Phipps sah die Post durch, die auf dem silbernen Tablett in der Eingangshalle des Hauses seiner Familie in der Gower Street lag. Ein halbes Dutzend Briefe war an ihn adressiert, aber er vermutete, dass die meisten davon nur höfliche Erinnerungsschreiben seiner Gläubiger waren. Im Augenblick steckte er wirklich in Schwierigkeiten, denn ein sicherer Sieger beim Pferderennen in Newmarket hatte ihn im Stich gelassen, und er hatte fünfhundert Guineas verloren. Das bedeutete, dass er wahrscheinlich bald die Stadt würde verlassen müssen, weil ihm das Geld ausging.
Er war natürlich ein verdammter Narr. Phipps betrachtete sein Abbild in dem goldgerahmten Spiegel an der Wand. Sein Vater hatte ihm gesagt, er müsse sein Leben ändern, und ein paar Wochen lang war ihm das auch gelungen, denn es hatte keinen Sinn, ihn um ein paar mehr Pfund zu bitten. Schließlich wusste er genau, dass sein Vater Schwierigkeiten hatte, seine eigenen Konten auszugleichen. Auch seinen älteren Bruder Alexander konnte Phipps nicht um ein Darlehen bitten. Zwar hatte er von seinem Großvater ein stattliches Anwesen geerbt, doch er lebte so verschwenderisch, dass seine Ausgaben sogar sein reichlich bemessenes Einkommen übertrafen.
Phipps nahm die Briefe, begab sich in sein Zimmer und schob sie auf dem Schreibtisch zu einem ordentlichen Stapel zusammen, den er durchsehen wollte, wenn er entschieden hatte, wie er mit der Situation umgehen wollte. Hätte er rechtzeitig einige Schulden bemerkt, die ihm zuvor entgangen waren, dann hätte er vielleicht nicht so viel Geld beim Pferderennen gesetzt.
Nun, es hatte keinen Sinn, mit der schlechten Lage zu hadern, in der er sich gerade befand. Er musste irgendeinen Weg finden, sich aus der Grube zu befreien, die er sich selbst gegraben hatte. Das war keine neue Situation. Ihm war stets klar gewesen, dass er als zweitgeborener Sohn erst nach dem Erben kam. Außerdem wusste er, dass sein älterer Bruder ihn in vielerlei Hinsicht überstrahlte. Wäre er ein begeisterter Student gewesen, hätte er es bis ins Parlament schaffen können, aber für diese Art von Leben brachte Phipps wenig Interesse auf. Er war lieber zur Armee gegangen und hatte einige Jahre unter Wellington gedient. Seine Karriere war solide verlaufen, aber er hatte sich nicht dadurch hervorgetan, einen ruhmvollen Heldentod zu sterben, sondern war vollkommen unversehrt geblieben. Hätte er stolz Narben tragen können, die er in der Schlacht erworben hatte, hätte er vielleicht für mehr Aufsehen gesorgt, so jedoch war er nur einer der vielen tapferen Offiziere, die ihre Pflicht getan hatten.
Ihm fiel nichts ein, wie er jetzt, da die Kriege vorüber waren, eine anständige Karriere schaffen könnte. Sein Vater verlangte von ihm, die Situation zu verbessern, aber wie? Phipps wusste, dass er in den Augen seines Vaters eine Enttäuschung war, was er zutiefst bedauerte, aber es war nicht einfach, mit einem Bruder zu konkurrieren, der der Welt wie ein junger Gott erschien.
Phipps rief nach seinem Kammerdiener, damit er ihm den Abendanzug herauslegte, und ging dann in sein Ankleidezimmer, um sich zu waschen und zu rasieren. Maggs hatte ihm die Rasierutensilien hingestellt, und in der blauweißen Schüssel befand sich warmes Wasser. Maggs war ein guter Mann, der während des Krieges gegen Napoleon sein Offiziersbursche gewesen war.
Es würde ihm sehr schwer fallen, diesen Mann gehen zu lassen, zusammen mit seinen Stallburschen – und seinen Pferden …
Himmel! So schlimm konnte die Lage doch unmöglich sein, oder? Ihm wurde ein wenig übel, als er daran dachte, dass die Summe seiner Schulden beinahe fünftausend Pfund betrug. Wie hatte er es zulassen können, dass sich ein so hoher Betrag ansammelte?
Natürlich gab es da das großzügige Hochzeitsgeschenk aus Silber für Jack und Charlotte, aber das hatte nur ein paar hundert Guineas gekostet. Phipps gestattete es sich, seine Gedanken für ein paar Minuten abschweifen zu lassen, und dachte daran, wie glücklich sein Freund an seinem Hochzeitstag gewesen war. Er war Jacks Trauzeuge gewesen, und es hatte ihm viel Vergnügen bereitet, eine kleine Ansprache zu halten und zu sehen, wie das glückliche Paar aus der Kirche kam.
Die meisten seiner Freunde waren inzwischen entweder verlobt oder verheiratet. Phipps schabte sich den Rasierschaum vom Kinn und betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Er vermutete, dass eine Heirat die Lösung für seine Probleme darstellen könnte, obwohl er einen anderen Weg, seine Schulden zu begleichen, bevorzugen würde. Es war demütigend, um die Hand einer Erbin anzuhalten und dabei zu wissen, dass er kurze Zeit nach der Hochzeit ihr Vermögen angreifen müsste, um seine verdammten Angelegenheiten zu regeln. Obwohl theoretisch das Vermögen einer Frau mit der Heirat an ihren Ehemann übertragen wurde, gab es gewöhnlich einen Vertrag, der ihr ein Einkommen garantierte und den größten Teil ihres Kapitals für ihre Kinder festschrieb. Zu verlangen, dass ein stattlicher Betrag für seine persönlichen Bedürfnisse zur Verfügung stand, würde ihm das Gefühl geben, ein Bettler zu sein.
Außerdem hatte er einmal einer jungen Dame einen Antrag gemacht, in die er verliebt gewesen war und von der er geglaubt hatte, sie würde seine Gefühle erwidern, nur um dann zu erleben, dass sie einen reichen Mann heiratete, der doppelt so alt war wie sie. Daher zögerte er, um die Hand einer Erbin anzuhalten.
Was konnte er, ein zweitgeborener Sohn, einer Dame mit Vermögen schon bieten?
Er hatte es monatelang aufgeschoben, ernsthaft nach einer Braut zu suchen. Wäre er in der Lage gewesen, eine gewinnbringende Beschäftigung zu finden, dann hätte er das gewiss schon früher getan, aber es war nicht einfach. Er hatte seinem Vater seine Dienste angeboten, aber der verfügte über gute Verwalter und traute ihm nicht zu, diese zu ersetzen. Sein Armeesold reichte in Friedenszeiten kaum aus, um ihn zu ernähren, und ganz gewiss nicht, um eine Familie zu gründen.
Wenn er nicht eine Anstellung als Gutsverwalter oder vielleicht als Staatssekretär fand, dann musste er eine Erbin heiraten. Das Fatale war, dass er nur zwei junge Damen kannte, die ihn in Betracht ziehen würden und reich genug waren, um sich nicht dafür zu interessieren, dass er umgehend eine große Summe Geldes brauchte.
Miss Cynthia Langton und Miss Amanda Hamilton: die eine schön und stolz, die andere eine nette kleine Person, die vielleicht sogar ganz hübsch sein könnte, wenn sie nur ein wenig schlanker wäre.
Während der vergangenen zwei Monate war er ein Teil von Miss Langtons Gefolge gewesen. Miss Hamilton war stets mit ihrer schönen Freundin anzutreffen, was bedeutete, dass die meisten von Miss Langtons Verehrern am Ende bei ihr saßen und mit ihr sprachen, oft genug über die Schönheit ihrer Freundin. Er selbst hatte sich etwas seltener als alle anderen in dieser Situation wiedergefunden, denn – oh Wunder! – Miss Langton schien ihm ihre Gunst zu schenken. Sie lächelte ihm häufig zu, nahm aus seiner Hand ein Glas eisgekühlter Limonade entgegen und gestattete ihm auf einem Ball, zweimal mit ihr zu tanzen. Er durfte sie zu einem Spaziergang in den Park begleiten – zusammen mit Miss Hamilton und einem anderen Gentleman. Außerdem erlaubte sie ihm, sie zu verschiedenen Orten zu kutschieren, während Miss Hamilton ihnen in einem Wagen gemeinsam mit einem anderen Herrn folgte.
Wäre Miss Langton weniger schön gewesen und nicht so allgemein bewundert, dann hätte er vermutlich um ihre Hand angehalten, obwohl er bezweifelte, dass sie ihn nehmen würde. Ihr Vermögen war so groß, dass sie nicht nach einem wohlhabenden Ehemann Ausschau halten musste, aber sie suchte nach einem Titel, und den konnte er ihr als jüngerer Sohn nicht bieten. Sein Bruder Alex war nur ein Jahr älter und erfreute sich bester Gesundheit, was bedeutete, dass er keinerlei Hoffnung hegen durfte, jemals in dessen Fußstapfen zu treten – und das würde er sich auch nicht wünschen, denn das würde den Tod seines Bruders zur Voraussetzung haben. Sie mochten nicht die besten Freunde sein, aber sie schätzten einander.
Nur wenn ihm eine erfolgreiche Karriere gelang, könnte er darauf hoffen, dass Interesse einer jungen Dame zu wecken, die reich genug war, um seine Schulden zu bezahlen und ihnen beiden ein luxuriöses Leben zu sichern.
Phipps sah sich im Spiegel direkt in die Augen und stellte sich der Wahrheit. Miss Langton mochte mit ihm flirten, sie mochte ihn ermutigen, ihr den Hof zu machen, aber sie würde keinen jüngeren Sohn mit geringen Aussichten heiraten.
Damit blieb ihm nur noch die Alternative. Miss Hamilton mochte keine Schönheit sein, doch sie besaß eine Reihe von Qualitäten: Sinn für Humor, einen raschen Verstand und ein großes Herz. Kurz gesagt: Er mochte sie, aber sie weckte keinerlei romantische Gefühle in ihm. Allerdings kannte er auch keine andere junge Dame, für die er bereit wäre zu sterben, der er zu Füßen sinken würde oder für die er kämpfen würde, um sie zu beschützen. Es hatte die eine unglückselige Erfahrung gegeben, als er noch ein grüner Junge gewesen war, und die hatte ihn gelehrt, hinter die Oberfläche zu blicken, wenn man sich nicht die Finger verbrennen wollte.
Tatsächlich glaubte er, ähnlich wie sein Freund Jack, dass die romantische Liebe überbewertet wurde. Ein Mann sollte in seinem Heim Behaglichkeit suchen und sich für alle anderen Bedürfnisse eine schöne Mätresse nehmen. In Anbetracht dieser Tatsache spielte es kaum eine Rolle, wie eine Ehefrau aussah, solange sie gutmütig war.
Warum also hatte er nicht schon vor Wochen Miss Hamilton gefragt, ob sie ihn heiraten würde?
Er war kein eitler Mann, aber ihm war nicht entgangen, wie ihre Augen strahlten, wenn er sich neben sie setzte, und sie schien immer glücklich zu sein, wenn sie mit ihm tanzen durfte – warum also sollte er sie nicht fragen, ob sie seine Frau werden wollte? Er war ziemlich sicher, dass sie ihn nehmen würde, wenn er sie fragte.
Phipps lächelte ein wenig gequält. Sein verdammtes Ehrgefühl war es, das ihn zurückhielt. Sie mochte nicht schön sein, aber sie war ein richtig nettes Mädchen, und es wäre falsch, ihr freundliches Wesen auszunutzen. Hätte sie Schutz vor Mitgiftjägern gebraucht, dann hätte er sich vielleicht davon überzeugen können, dass er sie nur fragte, um sie vor den Männern zu beschützen, die ihr Vermögen innerhalb eines Jahres durchbringen und sie schlecht behandeln würden. Er selbst würde so etwas niemals tun. Wenn sie ihm ihre Hand reichte, dann würde er alles tun, um sie glücklich zu machen, und versuchen, ihr Vermögen zu mehren – aber wäre das genug?
Sie sollte um ihrer selbst willen geliebt werden. Er war zu ehrlich, um zu lügen, und wenn er zugab, dass er sie nur heiraten würde, um einen Weg aus seinen Schulden zu finden, wäre das eine Beleidigung für sie. Sie verdiente es nicht, so schäbig behandelt zu werden! Er glaubte, dass bereits mehr als ein skrupelloser Bursche so etwas bereits versucht hatte und mit zerschmetterten Hoffnungen fortgeschickt worden war.
Das würde er außerordentlich demütigend finden!
Nein, er musste einfach zu etwas Geld kommen. Vielleicht, wenn er seine beiden Pferde und sein Offizierspatent verkaufte und sich für ein paar Monate aufs Land zurückzog, dann würde er zurechtkommen – und wer konnte das schon wissen: Vielleicht würde er ein Mädchen kennenlernen, das zufällig auch noch reich war. Und sich möglicherweise sogar verlieben. Schließlich hat sich selbst der hartgesottene Jack verliebt, warum nicht auch ich?
Jetzt hatte er keine Zeit mehr, um über seine Nöte nachzudenken, denn er war mit Brock zu einem Abend in dessen Haus verabredet: Dinner, Karten und Musik waren versprochen worden, und es würde eine gut besuchte Veranstaltung sein, denn Lord Brockleys ältester Sohn war bei hoffnungsvollen Mamas lediger Töchter sehr begehrt, obwohl sie ihn vergebens jagten. Brock war ein überzeugter Junggeselle und hatte erst kürzlich eine Wette gegen Jack Delsey gewonnen, bei der es darum gegangen war, wer von ihnen beiden zuerst heiraten würde.
Brocks Tante war die Gastgeberin der Soiree – eine heitere, herzliche Witwe, die laut lachte und einem Pferd sehr ähnlich sah, aber sie war liebenswürdig und sorgte dafür, dass es ihren Gästen an nichts fehlte.
Phipps trat in Hemd und Abendhose aus seinem Ankleidezimmer und ließ sich von seinem Kammerdiener in einen Frackrock helfen, der wie eine zweite Haut saß. Das Haar trug er in dem Stil, der als Windstoßfrisur bekannt war und ausgezeichnet zu seinen dunklen Locken passte. Sein Diener reichte ihm ein schneeweißes Krawattentuch, das er in kunstvolle Falten legte. Phipps fand, dass es nicht ganz dem modischen Wasserfallstil ähnlich sah, aber er hatte sich die Kreation selbst ausgedacht, und einige junge Dandys, die modisch den Ton angeben wollten, hatten schon begonnen, ihn nachzuahmen.
Phipps dankte seinem Diener und brach auf. Dabei dachte er wieder darüber nach, sein Offizierspatent zu verkaufen. Die Summe, die das einbringen würde, würde natürlich nicht für die Begleichung all seiner Schulden reichen, aber er konnte die drängendsten Rechnungen bezahlen und dann vielleicht auf irgendeine kluge Idee kommen.
Er nahm sich nicht die Zeit, die Briefe durchzusehen, die auf seinem Schreibtisch lagen. Das konnte bis morgen warten …
Amanda sah, wie Lieutenant Phipps den Salon betrat. Sie hatte gemeinsam mit Miss Langton auf einem kleinen Sofa am Ende des Raumes Platz genommen, sodass sie die Gäste bei der Ankunft sehen konnten und auch selbst gesehen wurden. Doch der Raum hatte sich beträchtlich gefüllt, und ihr Blick wurde zuweilen von Ladies und Gentlemen versperrt, die mitten im Raum stehen geblieben waren, um sich zu unterhalten.
Ihr Herz schlug schneller, als sie beobachtete, wie Phipps sich umsah und endlich seinen Blick auf ihr ruhen ließ. Er lächelte und begann, lässig auf sie zuzugehen, offenbar in der Absicht, Miss Langton und sie zu begrüßen. Amanda setzte ein höfliches Lächeln auf, als er bei ihnen war, und senkte die Lider, da sie nicht wollte, dass er in ihren Augen erkennen konnte, wie sehr sie sich freute.
„Miss Langton.“ Phipps verneigte sich. „Miss Hamilton. Ich freue mich auf die Musik heute Abend. Werden Sie später noch Karten spielen?“
„Ich interessiere mich nicht sehr für Karten, außer es handelt sich um Whist“, erwiderte Miss Langton und schenkte ihm ein Begrüßungslächeln. „Was haben Sie vor, Sir?“
„Oh, ich glaube nicht, dass ich heute Abend spielen werde“, erwiderte Phipps. „Ich bin nur wegen der Musik und der Gesellschaft gekommen …“
„Ich spiele gern Whist um kleine Einsätze“, sagte Amanda. „Ich sehe keinen Grund für hohe Einsätze, wenn es doch um das Geschick im Spiel geht.“
„Dann sollten wir vielleicht eine Runde bilden“, schlug Phipps vor. „Falls Miss Langton spielen möchte – und wer könnte der Vierte sein?“
„Sie sprechen doch nicht etwa über Whist, Phipps?“, war eine Männerstimme hinter ihnen zu vernehmen. „Wenn Sie nur zur Unterhaltung um kleine Einsätze spielen, dann bin ich dabei. Ich sehe keinen Anlass, ein Vermögen zu riskieren, wenn es doch, wie Miss Hamilton sagt, um das Geschick im Spiel geht.“
Amanda unterdrückte ein Seufzen, als sie Lord Johnston sah. Der junge Mann war ein aufgeblasener Langweiler, aber er war überall in der Gesellschaft willkommen bei seinen unregelmäßigen Besuchen in der Stadt. Er lebte auf dem Land und langweilte jeden zu Tode, indem er über seine Jersey-Kühe sprach, die so viel fette Milch hergaben. Die Vorstellung, Stunden in seiner Gesellschaft zu verbringen, barg wenig Reizvolles, aber die Höflichkeit gebot, ihn in die Runde aufzunehmen.
„Großartig“, sagte Lord Johnston und nahm neben Amanda Platz. „Ich hörte, als Sängerin ist heute Abend Madame Bonniceur zu Gast, ein bemerkenswerter Sopran. Ich glaube, niemand hat eine Stimme wie sie.“
Amanda hätte am liebsten gestöhnt. Wann immer auf einer Gesellschaft dieser junge Mann anwesend war, dann fand er einen Weg, sie stundenlang für sich zu beanspruchen. Sie hatte gehofft, dass Phipps neben ihr sitzen würde, aber er hatte neben Cynthia Platz genommen, und ihr blieb nichts anderes übrig, als das Beste aus Lord Johnstons Gesellschaft zu machen.
Von den Gentlemen, die regelmäßig auf Partys ihre Gesellschaft suchten, war er einer der wenigen, die kein Vermögen heiraten mussten, und sie fühlte sich etwas angespannt, denn ihr war nicht entgangen, dass er ihr einige Sympathie entgegenbrachte. Sie befürchtete, er könnte ihr einen Antrag machen, wenn sie ihn nur das kleinste bisschen ermutigte, oder – was noch schlimmer wäre –, er könnte ihren Papa aufsuchen und um dessen Erlaubnis bitten, ihr den Hof zu machen. Lord Johnston gehörte zu genau der Art von Gentlemen, die ihre Eltern als Verehrer gern sehen würden. Auch wenn er nicht so reich war wie manch anderer Gast hier, so brauchte er doch keine Erbin zu heiraten. Beinahe unerträglich zuverlässig, aus guter Familie und der Besitzer eines großen Landgutes, wo er den größten Teil seiner Zeit verbrachte, stellte er einen Bewerber dar, gegen den Papa nichts einzuwenden haben würde, wenn er ihr einen Antrag machte.
Sie musste sehr darauf achten, ihn nicht im Mindesten zu ermutigen. Doch sie war ein höfliches und großzügiges Mädchen, und sie konnte weder abweisend sein noch so tun, als würde sie sich langweilen, denn damit würde sie seine Gefühle verletzen.
In diesem Moment bat Lady Mellors ihre Gäste um Aufmerksamkeit und forderte sie auf, sich für den Gesangsvortrag ins Musikzimmer zu begeben. Amanda erhob sich, ebenso wie Miss Langton, Phipps und Lord Johnston. In der Menschenmenge, die auf das Musikzimmer zudrängte, war Amanda gezwungen, den Arm ihres Begleiters zu ergreifen. Natürlich würde er sich neben sie setzen, und das bedeutete, dass sie seine Gesellschaft während des ganzen Abends ertragen musste. Jedoch ging Miss Langton voraus zu einem kleinen zweisitzigen Sofa, womit den Gentlemen nur die Wahl blieb, sich entweder hinter sie zu stellen oder sich zu entfernen. Amanda atmete erleichtert auf, als Lord Johnston sich verbeugte, murmelte, dass er sie später treffen würde, und davonging, um einen Sitzplatz zu finden.
Phipps war hartnäckiger. Er sah einen einzelnen Stuhl, nahm ihn, ehe jemand anders ihn sich holen konnte, und stellte ihn direkt neben das Sofa. Miss Langton nickte ihm zu und lächelte, offenbar billigte sie sein Handeln.
Amanda fing seinen Blick auf, und der triumphierende Ausdruck, der darin lag, brachte sie zum Lachen. Er neigte den Kopf, und sie sahen einander fröhlich an. Sie wünschte, sie wäre nahe genug bei ihm, um ihm zu diesem geschickten Schachzug zu gratulieren, aber da setzte die Musik ein.
Als die hellen Töne der ergreifenden Arie den Raum erfüllten, griff Amanda sich unwillkürlich an die Kehle, die wie zugeschnürt war. Es war ein Liebeslied – und es handelte von einem Mann, der sich nach einem Mädchen verzehrte, das so weit über ihm stand, dass er niemals darauf hoffen durfte, die Angebetete zu besitzen. Die leidvollen, zärtlichen Worte und die betörende Musik trieben ihr die Tränen in die Augen. Sie würde jeden Penny ihres Vermögens geben, um so geliebt zu werden, und die schmerzhafte Erkenntnis, dass sie niemals die Liebe eines Mannes erfahren würde, brachten die Tränen zum Fließen.
Amanda wischte sie mit einem Finger ihrer weißen Handschuhe ab und warf einen Blick zu Phipps. Als sie den Ausdruck seiner Augen sah, wurde ihr heiß. Sie war bereit zu schwören, dass er ihre Gefühle verstand, und dass sie ihm leid tat. Ein Anflug von Verzweiflung durchzuckte sie, gefolgt von Zorn. Wie konnte er es wagen, sie zu bemitleiden?
Sie wandte sich ab und konzentrierte sich auf die Musik. Die hatte sich jetzt verändert, und es ertönte ein Lied von Krieg und Ehre, das ihre alberne Sentimentalität bald vertrieb.
Nachdem die Darbietung vorbei war und dem Sopran begeistert applaudiert wurde, forderte Lady Mellors ihre Gäste auf, die Erfrischungen einzunehmen, und alle begaben sich in das Speisezimmer. Auf einem großen Tisch waren alle Arten von Köstlichkeiten aufgetischt: Pasteten und Mousses, Süßigkeiten und kleine Kuchen, aber auch kalter Braten, eingelegte Gemüse und andere herzhafte Speisen für die Gentlemen. Gewöhnlich hätte Amanda ein solches Festmahl genossen, aber sie stellte fest, dass sie keinen Appetit hatte – selbst eine Champagnermousse bot ihr keinen Reiz.
„Darf ich Ihnen etwas bringen, Miss Hamilton?“
Sie drehte sich herum, sah Phipps an ihrer Seite stehen, und sie zwang sich zu einem Lächeln. Es hatte wehgetan, vorhin diesen Ausdruck in seinen Augen zu sehen, denn der hatte ihr gezeigt, dass er nicht vorhatte, um ihre Hand anzuhalten, sondern dass er sie für ein bemitleidenswertes Wesen hielt.
„Nein, vielen Dank. Ich bin heute Abend nicht hungrig.“
„Dann ein Glas Champagner?“
„Ja, vielen Dank, Sir.“
Amanda begleitete ihre Freundin zu einem Tisch. Als Phipps mit einem Tablett voll köstlicher Naschereien kam, gefolgt von einem Kellner, der einen mit Eis gefüllten Eimer trug, in dem Champagnerflaschen standen, hatten sich vier weitere Gentlemen zu ihnen gesellt. Phipps wurde mit Scherzen und Lachen begrüßt, und gutmütig, wie er war, ließ er vier weitere Gläser bringen, damit sie alle von dem Getränk kosten konnten, das er besorgt hatte.
„Nun, das ist eine gelungene Party, Miss Hamilton.“ Lord Johnston hatte neben ihr Platz genommen. „Ich kann mich nicht erinnern, bisher einen Abend mehr genossen zu haben.“ Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Ich nehme an, Sie wissen, warum mir dieser Abend so gut gefällt, Miss Hamilton.“
Amanda blickte zu Boden. Seine Andeutungen wurden unmissverständlicher, und sie hegte keinerlei Zweifel, dass er darauf hinarbeitete, ihr einen Antrag zu machen. Einen Moment lang war sie in Versuchung. Denn wenn es nicht mehr in ihrem Leben gab, dann konnte sie genauso gut das nehmen, was ihr geboten wurde. Sie mochte das Landleben, und wenn sie erst Kinder hatte … Der Gedanke, was geschehen musste, ehe sie sich in der Fürsorge für ihre Kinder verlieren konnte, ließ sie erschauern.
„Ist Ihnen kalt?“, fragte ihr Begleiter. „Ich finde es heiß hier und wollte Sie gerade fragen, ob Sie ein wenig mit mir auf die Terrasse hinausgehen würden.“
„Ich danke Ihnen, aber nein, Sir“, gab sie zurück und nippte an ihrem Champagner. „Mir ist weder zu heiß noch zu kalt – ich glaube, es ist nur gerade jemand über mein Grab gelaufen.“
„Was ist das für eine schreckliche Redensart“, warf Miss Langton ein. „Ich möchte nicht an dich in deinem Grab denken, liebste Amanda. Wir sprachen gerade über einen Ausflug nach Richmond, um ein Picknick zu machen, und du musst uns begleiten, Amanda, denn ohne dich gehe ich nicht.“ Sie legte den Kopf ein wenig schräg und warf den Gentlemen, die an ihren Lippen hingen, einen übermütigen Blick zu. „Was muss ich tun, um dich zu überreden?“
„Es ist vollkommen unnötig, mich zu überreden“, sagte Amanda und lachte. Sie war froh über die Unterbrechung. „Ich bin stets bereit, dir einen Gefallen zu erweisen, Cynthia.“
„Nun, ich denke, da haben Sie Ihre Antwort, Gentlemen“, gab Cynthia zurück und sah die Männer herausfordernd an. Der Marquis of Shearne war ein neuer Bewunderer, der sich erst an diesem Abend ihrem Gefolge angeschlossen hatte, denn bis zum Vortag hatte er sich auf dem Land aufgehalten. „Wir erwarten, dass wir fürstlich unterhalten werden, Sir. Ob dieser Tag ein Erfolg wird, wird von Ihnen abhängen, denn es war Ihr Vorschlag.“
„Ihr Wunsch ist mir Befehl“, erwiderte der Marquis galant. „Wir haben zwei Ladies und fünf Gentlemen, wir müssen mehr Damen finden …“
„Dann rechnen Sie mich dazu, und meine Schwester wird die Anstandsdame spielen“, mischte sich Harry Brockley ein, der hinter dem Marquis stand. „Ich denke, Miss Langtons Cousinen würden sich anschließen, oder?“
„Davon bin ich überzeugt“, sagte Amanda und sah ihn erstaunt an, denn bisher hatte er Miss Langton nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl er Phipps’ Freund und oft mit ihm zusammen war. „Ich denke, Mama würde ebenfalls gern kommen – und vielleicht Miss Jane Field …“
Miss Field war eine recht schüchterne junge Dame, hübsch, aber bescheiden, die leicht errötete und auf Bällen und Festen oft am Rand sitzen blieb, wenn nicht eine freundliche Dame sie einem Partner vorstellte. Amanda hatte sie auf alle Feste ihrer Mama eingeladen, und das Mädchen war geradezu unglaublich dankbar dafür.
„Wie es aussieht, nimmt Miss Hamilton alle in die Pflicht“, sagte Brock. „Es ist alles arrangiert, wann also brechen wir auf zu dieser berühmten Expedition?“
Der folgende Freitag wurde festgelegt, und Amanda übernahm es, Miss Field zu fragen. Phipps nickte ihr bestätigend zu und hielt dabei den Blick so konzentriert auf ihr Gesicht gerichtet, dass ihr Herz viel zu schnell schlug.
„Es war nett von Ihnen, an Miss Field zu denken“, flüsterte er, nachdem Lady Mellors ihre Gäste daran erinnert hatte, dass die Kartentische bereitstanden. „Sie ist heute Abend nicht hier, glaube ich?“
„Jane erhält nicht immer eine Einladung, aber man bittet sie zum Ausgleich gern, wenn es zu viele männliche Gäste werden.“
„Ich nehme an, sie lebt nicht in so glücklichen Verhältnissen wie Sie und Miss Langton?“
„Ich bin nicht sicher, was ihre Verhältnisse angeht“, gab Amanda diskret zurück, obwohl sie genau wusste, dass Janes Vater nur über ein kleines Vermögen verfügte, und dass Jane in London war, um ihre wohlhabendere Cousine während der Saison zu begleiten. „Aber das ist mir egal – ich mag Jane. Sie ist ein nettes Mädchen und sehr schüchtern.“
„Sie sind eine großzügige junge Frau“, sagte Phipps. „Miss Langton wird meine Partnerin sein. Ist es für Sie in Ordnung, Lord Johnston beim Whist als Partner zu haben?“
„Dagegen ist nichts einzuwenden“, erwiderte Amanda, obwohl sie die Zusammensetzung der Paare lieber anders gesehen hätte. „Lord Johnston ist ein angemessener Partner, denke ich.“
„Wir werden sehen“, sagte Phipps und warf einen Blick über seine Schulter. „Miss Langton scheint an Shearne Gefallen zu finden. Ich hörte, er ist erst kürzlich in die Stadt zurückgekehrt?“
„Ja, ich glaube …“ Amanda sah ihre Freundin an und bemerkte, wie sie ihren neuen Bewunderer anstrahlte. Sie verspürte einen Anflug von Mitleid mit Phipps, und ihr Ärger über ihn verschwand, als sie erkannte, dass er sich wie ein Ausgestoßener vorkommen musste „Ich denke, sie ist geschmeichelt von seinen Aufmerksamkeiten. Sie sind unübersehbar.“
„Oh ja“, murmelte Phipps. „Und unser glücklicher Freund verfügt sowohl über einen hohen Titel als auch über ein stattliches Vermögen – eine Versuchung für jede junge Dame.“
„Vielleicht“, erwiderte Amanda. Sie konnte dazu nichts sagen, denn sie hatte noch nicht direkt mit diesem Gentleman gesprochen, aber er hatte etwas an sich, das ihr Unbehagen verursachte. Die Art, wie er Cynthia ansah – das war nicht die Art, die als anständig galt. Sein Lächeln hatte etwas Raubtierhaftes, und sie hielt ihn für einen Schürzenjäger. „Ich glaube, Miss Langton ist eine vernünftige Frau, Sir. Sie wird sich nicht lange ablenken lassen.“
„Da könnten Sie recht haben“, flüsterte er ihr leise ins Ohr. „Brock hasst ihn. Ich war überrascht, dass er einverstanden war, an dem Ausflug teilzunehmen, den Shearne vorgeschlagen hat.“
„Major Brockley hasst den Marquis?“ Amanda sah ihn überrascht an. „Hat er dafür einen guten Grund?“
„Wenn er den hat, dann hat er darüber nicht gesprochen, aber ich weiß, dass er diesem Mann misstraut und ihn ganz und gar nicht mag.“
„Wenn Miss Langton irgendeine Gefahr droht …“
„Oh, ich glaube nicht, dass er es wagen würde, eine so beliebte junge Dame zu verführen. Er wäre in der Gesellschaft ausgestoßen, wenn er ihr in irgendeiner Weise schadet. Doch wenn ich sie wäre, dann würde ich es mir zweimal überlegen, ehe ich von ihm einen Antrag annehme.“
„Warum?“, fragte Amanda, aber da waren sie im Kartenzimmer angekommen, und die anderen warteten auf sie. Der Marquis befand sich noch immer an Cynthias Seite, als wollte er beim Spiel zusehen und sie gegebenenfalls beraten.
„Ein andermal, Miss Hamilton“, sagte Phipps und lächelte sie so an, dass ihr Herz vor Freude einen Sprung machte. Obwohl sie vorhin noch gekränkt gewesen war, so war sie doch machtlos angesichts dieses Lächelns.
Amanda ging zum Kartentisch, nahm ihren Platz ein, sah über die Tischplatte hinweg ihren Partner an und stellte fest, dass sie es wohl doch nicht ganz so langweilig finden würde. Phipps saß zu ihrer Rechten und Cynthia zu ihrer Linken. Shearne und zwei andere Gentlemen lehnten an der Wand und machten Bemerkungen, während die Spieler die Karten aufnahmen.
Nein, dachte sie, es könnte doch noch ein angenehmer Abend werden, und lächelte in sich hinein, als sie sah, dass es nicht alles so lief, wie der Marquis es gern hätte. Cynthia mochte seine Schmeicheleien genießen, aber sie war zu vernünftig, um ihre früheren Verehrer auszuschließen, und da Phipps ihr Partner war, bekam er seinen Anteil an Lächeln und freundlichen Blicken, vor allem, nachdem Spiel um Spiel an ihn ging.
Lord Johnston war ganz und gar kein fähiger Spieler, tatsächlich warf er so schlecht ab, dass es Amanda schwerfiel, sich zurückzuhalten. Doch es gelang ihr, und als der Zeitpunkt gekommen war, an dem die Gruppe sich aufzulösen begann, warf Phipps ihr einen verständnisvollen Blick zu, der ihre eigentlich schlechte Stimmung nahezu ganz vertrieb.
„Wir sehen Sie in zwei Tagen“, sagte der Marquis, als er sich von Miss Langton verabschiedete. Dass er sie kaum eines Blickes würdigte, überraschte Amanda nicht.
Phipps nahm ihre Hand und neigte sich darüber, dann schenkte er ihr wieder eines seiner hinreißenden Lächeln. „Bitte verzeihen Sie den langweiligen Abend, den Sie ertragen mussten, Miss Hamilton. Ich glaube wirklich, Sie haben die Geduld einer Heiligen.“
„Ach, sagen Sie das nicht“, murmelte sie und errötete. „Ich konnte Ihr geschicktes Spiel beobachten, Sir, und das war Unterhaltung genug.“
„Sie müssen an einem anderen Abend meine Partnerin sein“, sagte er, drückte ihr die Hand und ging davon. Amanda seufzte und sehnte sich nach einer Zukunft, von der sie wusste, dass sie unmöglich war.
Warum konnte sie nicht groß und schlank sein wie ihre Freundin Cynthia Langton? Nur zwei Zoll mehr Größe würde einen Unterschied machen. Aber sie war eine Närrin, denn hieß es nicht in der Bibel, dass eine Frau nach ihrem Herzen beurteilt werden und nicht über ihre Eitelkeit nachdenken sollte – oder so etwas Ähnliches? Der Pastor zu Hause sprach gern über die Sünden der Eitelkeit, und tatsächlich war es Amanda nie in den Sinn gekommen, sich über ihr Aussehen Gedanken zu machen, bis sie nach London kam und auf Miss Langton traf. Es war dumm von ihr, sich nach dem Aussehen der Freundin zu sehnen, nur weil sie fürchtete, dass der Mann, den sie wollte, sich darauf vorbereitete, Miss Langton um ihre Hand zu bitten.
In zwei Wochen würde Papa nach Hause zurückkehren wollen. Mama würde enttäuscht sein, dass ihre Tochter keinen Antrag angenommen hatte. Aber Papa würde das nichts ausmachen. Amanda glaubte, dass es ihrem geliebten Vater ganz recht wäre, wenn seine Tochter ihr Zuhause nie verlassen würde.
Am nächsten Morgen bekam Amanda eine Nachricht von Lady Langton, die ihr mitteilte, dass Cynthia eine Halsentzündung habe und daher nicht, wie verabredet, am Nachmittag mit ihr spazieren gehen könne. Amanda schrieb sofort mitfühlend zurück und versprach, an einem anderen Tag zu kommen und sich nach der Gesundheit ihrer Freundin zu erkundigen.
„Da du an diesem Nachmittag keine Verabredung hast, könntest du vielleicht mit mir Besuche machen“, sagte Mama und zog die Brauen hoch. „Du warst so mit Miss Langton beschäftigt, dass wir seit einer Ewigkeit nicht mehr zusammen unterwegs waren.“
„Ja, das würde ich gern tun, Mama“, erwiderte Amanda. „Ich hoffe, Miss Langton wird es am Freitag wieder so gut gehen, dass sie an dem Picknick teilnehmen kann, denn alle wären sehr enttäuscht, wenn sie absagen müsste.“
„Das stimmt wohl. Allerdings sehe ich keinen Grund für dich, die anderen zu enttäuschen, und ich bin sicher, Jane Field wird sich darauf freuen.“
„Ja, natürlich werde ich gehen“, sagte Amanda. „Obwohl ich befürchte, dass manche Leute es für Zeitverschwendung halten werden, wenn Cynthia nicht dabei ist.“
„Ich nehme an, dass manche der Gentlemen genau das denken werden, aber andere würden mit deiner Gesellschaft sehr zufrieden sein.“ Mama lächelte sie an. „Lord Johnston mag dich, meine Liebe – und ich glaube, Lieutenant Phipps war recht aufmerksam, oder?“
„Oh, Mama …“ Amanda seufzte. „Lieutenant Phipps wird nicht um meine Hand anhalten – und Lord Johnston würde ich ablehnen, denn ich wäre als seine Frau nicht glücklich.“
„Du darfst nicht zu wählerisch sein“, sagte Mama und sah traurig aus. „Es ist unklug, das Herz zu verschenken, ehe man verheiratet ist – wenn man sich daran hält, kann es nicht gebrochen werden.“
„Glaubst du, dass Liebe auf Befehl kommen kann, Mama?“
„Natürlich, jedenfalls, wenn man sich darauf einstellt. Zumindest für Zuneigung gilt das“, erwiderte ihre Mutter und tätschelte ihr die Hand. „Mach dir keine Sorgen. Weder dein Papa noch ich wollen dich dazu zwingen, jemanden zu heiraten, den du nicht magst. Vielleicht findest du schneller einen passenden Gentleman, als du es dir vorstellen kannst.“
Amanda nahm den Vorschlag ihrer Mutter an, obwohl sie ihn seltsam fand, denn sie wusste, sie hatte ihr Herz unwiderruflich verschenkt. Doch sie wollte bald heiraten, und vielleicht würde wie durch Zauberhand jemand auftauchen, der sie ihre Liebe zu dem gut aussehenden Lieutenant vergessen ließ.
Den Morgen verbrachte sie damit, ihre Garderobe durchzusehen, denn es war erstaunlich, wie viele Paar Seidenstrümpfe für einen längeren Aufenthalt in der Stadt gebraucht wurden, und sie hatte schon zwei Paar Schuhe durchgetanzt. Sie besaß noch ein neues Paar langer weißer Handschuhe, vermutete aber, dass sie noch ein weiteres benötigen würde, ehe sie zurückfuhren aufs Land. Es wäre besser, jetzt alles einzukaufen, was sie demnächst brauchen würde, als danach zu schicken, wenn sie erst wieder auf ihrem Landgut waren, und so machte sie sich daran, eine Einkaufsliste zu erstellen.
Als sie ihre Liste fertiggestellt hatte, war es Zeit für eine leichte Mahlzeit, dann ließ Mama die Kutsche vorfahren. Amanda trug ein pfirsichfarbenes Kleid, weiße Lederschuhe, kurze Spitzenhandschuhe und einen weißen Spenzer. Sie stellte fest, dass das Kleid um die Taille ein wenig locker saß. Da sie dieses Kleid zum ersten Mal trug, vermutete sie, dass die Schneiderin etwas Platz gelassen hatte, damit sie zunehmen konnte. Zweifellos hatte die Dame verstanden, dass man leicht etwas dicker wurde, wenn man so viele Partys besuchte.
Es war nicht so weit, dass sie es zurückgeben konnte, aber sie würde ihre Zofe bitten, es ein wenig zu ändern, ehe sie es noch einmal anzog. Dieses kleine Ärgernis genügte nicht, um ihr den Tag zu verderben. Sie band einfach die Schärpe etwas enger und warf dann einen Blick in den Spiegel. Sie sah gut aus, auch wenn sie sich nicht mit der schönen Miss Langton vergleichen konnte.
Sie ging hinunter zu ihrer Mama, und gleich darauf waren sie unterwegs. Mama schien glücklich über die Gesellschaft ihrer Tochter und sprach über die schönen Zeiten, die sie erlebt hatten, seit sie nach London gekommen waren. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten, sah sie Amanda wohlwollend an.
„Dieses Kleid steht dir, Liebes. Mir scheint, du hast lange nicht so hübsch ausgesehen. Die Londoner Luft scheint dir gutzutun.“