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Der Histrioniker ist ein enger Verwandter des Narzissten und des Hysterikers. Er strebt nach Aufmerksamkeit, Bestätigung und Lob, ist übertrieben emotional, dabei oberflächlich und leicht zu frustrieren. Gleichzeitig übt er eine große Faszination auf andere aus. Was ein echter Histrioniker ist und wie Sie mit ihm umgehen sollten, das zeigt Ihnen dieses Buch. - Seien Sie charmant wie George Clooney - Seien Sie verführerisch wie Scarlett Johansson - Seien Sie selbstdarstellerisch wie Kim Kardashian - Seien Sie kapriziös wie Madonna - Seien Sie dramatisch wie James Bond - Seien Sie manipulativ wie Emily Thorne - Seien Sie egozentrisch wie Kanye West - Seien Sie impulsiv wie Jürgen Klopp Wie das gelingt, zeigt Ihnen Rainer Sachse.
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Seitenzahl: 85
Rainer Sachse
Mit Dramatik, Manipulation und Egozentrik zum Erfolg
Klett-Cotta
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Klett-Cotta
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© 2017 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg
Datenkonvertierung: Fotosatz Amann, Memmingen
Printausgabe: ISBN 978-3-608-96171-3
E-Book: ISBN 978-3-608-10999-3
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Einleitung
1 Wollen sie andere faszinieren? Dann folgen Sie den Ratschlägen dieses Buches!
Exkurs:Holly Golightly – der Inbegriff einer Histrionikerin
2 Histrionik für Anfänger
Ein Kurs in Dramatik
Aufmerksamkeit
Man muss Aufmerksamkeit erzeugen!
Manipulation
Egozentrik
3 Werden Sie zum fortgeschrittenen Histrioniker!
Manipulative Strategien
Das Spiel »Dornröschen«
Das Setzen von Regeln
Eine unterhaltsame Variante: Das Spiel »Es ist alles in Ordnung, Schatz«
Ein toxisches Spiel: Nörgeln
4 Ein durchaus ernsthafter Fall
5 Die Extremform: Erfolglose Histrioniker
6 Nur Action bringt Satisfaction
7 Eine besondere Fähigkeit: Hochschaukelung
8 Gehen Sie Affären ein!
9 The grass is always greener on the other side
10 Realisieren Sie Interaktionstests
11 Der Histrioniker und der Narzisst: Eine Unterscheidung
12 Die Stellung der Diagnosen
13 Resümee
»Ich bin reich und schön und ein großartiger Spieler.« Dieser Satz stammt von Cristiano Ronaldo, dem mehrfachen Weltfußballer, geäußert in einer Zeit, in der in sozialen Netzwerken wie Instagram täglich fast 100 Millionen Bilder geteilt werden, von denen unzählige nur ein Motiv zeigen: es sind Selfies. Donald Trump, Erdogan, Lady Gaga, Jürgen Klopp, Robbie Williams oder Paris Hilton werden von der Presse meist als Narzissten dargestellt, überhaupt wird jeder, der lautstark und egozentrisch auftritt und arrogant oder eitel, wenn nicht sogar exhibitionistisch wirkt, gerne als Narzisst verunglimpft. Narzissmus ist fast ein Schimpfwort, eine psychologische Modediagnose geworden und tief in unsere Umgangssprache eingedrungen. Zeitdiagnostiker erklären inzwischen ganze Gesellschaften für narzisstisch; viele seien krank, halt Ellenbogengesellschaften, in denen Solidarität und Mitleid kaum noch eine Rolle spielen.
Das amerikanische Diagnosesystem DSM-5, die Bibel der Psychiatrie mit weltweiter Geltung, hat die Hysterie schon lange abgeschafft und durch die narzisstische und die histrionische Persönlichkeit ersetzt.
Schnell werden diese Menschen in die Nähe von Psychopathen gerückt, zumindest in den Grenzbereich von normal und gestört. Doch es ist nicht jeder, der enthemmt auftritt, unsympathisch und vielleicht unempathisch ist, dazu vielleicht noch leicht kränkbar, gestört. Vielleicht ist er noch nicht mal Narzisst, sondern eher ein Histrioniker. Was der Unterschied zwischen diesen beiden Persönlichkeiten ist, werden Sie im folgenden erfahren. Die histrionische Persönlichkeit wirkt in der öffentlichen Wahrnehmung eher wie die kleine Schwester der narzisstischen; dabei ist sie durchaus weit verbreitet und für jeden von uns wahrscheinlich tagtäglich zu beobachten.
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Ganz sicher kennen Sie sie auch, diese Personen, die andere in ihren Bann ziehen: die schnell und mühelos im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen; die Geschichten erzählen, die jeden fesseln, obwohl sie eigentlich eher öde sind; die sich auf einer Party bewegen, als wären sie ganz in ihrem Element; die alle um den Finger wickeln, charmant sind, unterhaltsam, sexy usw.
In der Psychologie sagt man, solche Personen wei-sen einen »histrionischen Persönlichkeitsstil« auf oder eine »Histrionik« (»Histrion« war die Bezeichnung für Schauspieler im klassischen Rom): Die Personen haben einen ausgeprägten Hang zu Dramatik, zu einer (mehr oder weniger) guten Selbstdarstellung. Sie genießen es, im Mittelpunkt zu stehen, Aufmerksamkeit zu erhalten, für andere wichtig zu sein, und sie können das durch ihr eigenes Handeln auch sehr gut erreichen!
In diesem Buch möchte ich Personen mit die-sem Persönlichkeitsstil als »Histrioniker« bezeichnen: Diese Bezeichnung ist nicht vorbelastet, kurz und »knackig«.
Einen solchen Stil aufzuweisen, kann sehr vorteilhaft sein: Das Leben ist nie langweilig, man sorgt bei sich selbst und in seiner Umgebung für »Action«, erhält viel Bewunderung, kann dafür sorgen, dass andere sich um einen kümmern u. ä. Mit einer (gehörigen) Portion Dramatik und (einem Schuss) Egozentrik kann man so sehr erfolgreich werden!
Wenn Sie sich einen Persönlichkeitsstil aussuchen können, dann sollten Sie den histrionischen Stil wählen: Mehr Spaß können Sie im Leben nicht bekommen!
Natürlich hat dieser Stil (wie alles im Leben) Risiken und Nebenwirkungen: Auch hier bekommen Sie leider nichts geschenkt. Die Kosten werden sich bemerkbar machen. Aber wenn Sie es nicht übertreiben, können Sie die Kosten in Grenzen halten und die Vorteile überwiegen! Bedenken Sie aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Und mit einer hohen Expertise in Sachen Histrionik kann Ihr Leben sehr angenehm verlaufen!
Außerdem sind Sie mit diesem Stil in sehr guter Gesellschaft: Es liegt in der Natur der Sache, dass Schauspielerinnen (und auch Schauspieler) einen solchen Stil aufweisen: Sehr gute Performances liefern z. B. Marilyn Monroe (denken Sie nur an den Song »Happy Birthday, Mr. President«), Kim Novak (Vertigo), Elizabeth Taylor (Cleopatra), Faye Dunaway (Thomas Crown ist nicht zu fassen), Kim Basinger (Gnadenlos) oder als Mann Oskar Werner (Fahrenheit 451) oder (als aktuelle Beispiele) Kim Kardashian oder Justin Bieber. Aber auch viele Personen aus Adel und Gesellschaft haben sich selbst mit einem solchen Stil ausgestattet (z. B. Lady Diana). Etwas »Histrionik« ist also »in«! Der »Histrioniker« ist damit ein Erfolgstyp.
Alle empirischen Ergebnisse zeigen, dass Histrionik im Wesentlichen ein »Frauen-Spiel« ist: Frauen können das einfach deshalb besser, weil die Handlungen, die zur Histrionik gehören, stark einer gesellschaftlichen Frauenrolle entsprechen; daher werde ich in diesem Buch auch überwiegend die weibliche Form verwenden.
Männer haben es als Histrioniker schwerer, dennoch weisen auch viele Männer histrionische Züge auf. Daher können auch Männer in diesem Buch noch einiges über sich selbst, aber natürlich auch einiges über ihre Partnerinnen lernen.
Wenn Sie das alles auch können wollen (Sie müssen ja nicht alles übernehmen!), dann folgen Sie den Ratschlägen dieses Buches: Ich werde Ihnen zeigen, wie Sie einen histrionischen Stil entwickeln können, von einer ganz sanften Ausprägung bis hin zur massiven Persönlichkeitsstörung: Im letzteren Fall übertreiben Sie den Stil so stark, dass er Ihnen mehr Kosten als Gewinne einbringen wird; aber so weit müssen Sie es ja nicht kommen lassen!
Vielleicht sind Sie aber auch ein Naturtalent und beherrschen schon viel von dem histrionischen Stil– aber bitte: Man kann immer noch besser werden!
Und bedenken Sie immer: Eine Expertin wird man nur durch Training! Wenden Sie das, was Sie hier lernen, bitte bei jeder passenden Gelegenheit an. Und das ist möglich: Sie können histrionische Handlungen praktisch immer und überall einbringen: (vor allem) bei Ihrem Partner, bei Freunden, Freundinnen, Arbeitskollegen, bei Chefs (mit etwas mehr Vorsicht!), bei Verkäufern, Polizisten gegenüber, die Ihnen einen Strafzettel verpassen wollen usw. usw. Die Anwendungsbereiche sind praktisch unbegrenzt! Und damit sind es die Trainingsmöglichkeiten natürlich auch.
Und Sie werden merken, dass das Ganze viel Spaß macht und dass Sie erreichen, was Jonathan und Jennifer Hart (gespielt von Robert Wagner und Stefanie Powers) sich in der amerikanischen Serie Hart aber herzlich versprochen haben: dass das Leben nie langweilig wird!
Exkurs:
Es ist Audrey Hepburns Paraderolle – die Figur der Holly Golightly in dem Filmklassiker Frühstück bei Tiffany. Holly ist nicht nur eine der großen Stilikonen des 20. Jahrhunderts und der Prototyp der modernen Frau, sie ist auch eine der wohl bekanntesten histrionischen Persönlichkeiten!
Lula Mae, das Mädchen vom Lande, nimmt in New York den sprechenden Namen Holly Golightly an und wird dort zum schillernden Partygirl. Von wohlhabenden älteren Männern und inhaftierten Mafiabossen lässt sie sich ihren extravaganten Lebensstil finanzieren und wickelt auch ihren neuen Nachbarn Paul Varjak (gespielt von George Peppard) um den Finger.
Holly ist eine spektakuläre Erscheinung: gertenschlank, immer gut angezogen, sprühend vor Charme und unwiderstehlich sexy. Spritzig-naiv ist sie der Mittelpunkt rauschender Partys, die in ihrem Apartment stattfinden und auch schon mal von der Polizei aufgelöst werden müssen.
Ihr Ziel hat Holly klar vor Augen: Sie sucht einen reichen Mann, der ihr ihren kostspieligen Lebensstil ermöglichen kann. Zu diesem Zweck umschmeichelt sie den brasilianischen Politiker José da Silva Pereira, und lange Zeit sieht es ganz so aus, als würde ihr Plan aufgehen. Doch kurz vor ihrer Abreise nach Brasilien bekommt sie einen Korb, nachdem sie wegen ihrer Verbindungen zu einem Mafiaboss eine Nacht im Gefängnis verbringen musste und so dem Image des Politikers schaden würde. Dass sie am Ende des Films natürlich trotzdem genau das bekommt, was sie will, versteht sich von selbst.
Bei all ihrer Liebenswürdigkeit ist Holly vor allem auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Sie lässt sich von den Männern, mit denen sie ausgeht, ihre aufwendige Garderobe finanzieren, wimmelt sie nach dem Date aber eiskalt ab. Sie verzaubert jeden, genießt es, im Mittelpunkt zu stehen und umschwärmt zu werden, bietet aber wenig als Gegenleistung an.
Damit ist sie das perfekte Vorbild für jeden angehenden Histrioniker. Denn sie verkörpert die Maximen der Histrionik: Nimm dir, was du willst, dränge dich ins Zentrum der Aufmerksamkeit, mache dich unwiderstehlich und sorge dafür, dass die Welt dir zu Füßen liegt!
akg-images / Album / PARAMOUNT PICTURES
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Lassen Sie uns mit den elementaren Aspekten beginnen, mit den Dingen, die Sie als Histrionikerin unbedingt beherrschen sollten: allen voran die Dramatik.
Der zentralste Bestandteil eines histrionischen Stils ist Dramatik. Dieses Element müssen Sie beherrschen. Falls Sie das nicht tun, suchen Sie sich besser einen anderen Stil aus, denn Sie werden es als Histrioniker nicht weit bringen: Mit Dilettantismus ist Ihnen nicht geholfen. Trainieren Sie am besten verschiedene dramatische Ausdrucksformen vor dem Spiegel. Und denken Sie immer daran: Man wird nur durch intensives Training zu einem Experten!
Leider ist auch nicht jeder Histrioniker begnadet: Wie bei Schauspielern auch, gibt es hier Exzellente und Bemitleidenswerte – und zu denen wollen Sie doch sicher nicht gehören?
Denken Sie immer daran, ein schlechter Schauspieler zieht zwar auch Aufmerksamkeit auf sich, aber er erzeugt gleichzeitig eine Art von Mitleid, bis die Zuschauer denken: »Etwas Nachhilfe in Schauspielerei könnte nicht schaden.« Aber etwas Derartiges könnte Ihnen schaden! Daher: Fangen Sie mit kleinen »Rollen«, kleinen »Performances« an und arbeiten Sie sich langsam hoch!
Sie müssen vor allem verstehen, dass Dramatik ein Gesamtkunstwerk