Persönlichkeitsstile - Rainer Sachse - E-Book + Hörbuch

Persönlichkeitsstile Hörbuch

Rainer Sachse

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Beschreibung

Komplexe psychische Strukturen einfach und unterhaltsam erklärt Jeder Mensch weist aufgrund seiner Biografie bestimmte Persönlichkeitseigenarten oder „Persönlichkeitsstile“ auf. Sie sind etwas völlig Normales und umfassen Ressourcen, persönliche Möglichkeiten und Kompetenzen, aber auch – je nach Kontext – Nachteile und Risiken. In starker Ausprägung stellen sie sogar „Störungen“ dar, weil die persönlichen Probleme überwiegen. Dieses Buch - stellt wissenschaftlich fundiert die in der Psychologie bekannten Persönlichkeitsstile und -Störungen vor, - vermittelt ein Verständnis für die eigenen Persönlichkeitsmuster, - hilft dabei, das eigene Handeln und Denken zu verändern, und - ermöglicht es, Verhaltensweisen anderer Menschen einzuordnen und adäquat damit umzugehen.

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Zeit:6 Std. 24 min

Sprecher:Jule Vollmer
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Rainer SachsePersönlichkeitsstileWie man sich selbst und anderen auf die Schliche kommt

Über dieses Buch

Komplexe psychische Strukturen einfach und unterhaltsam erklärt 

Jeder Mensch weist aufgrund seiner Biografie bestimmte Persönlichkeitseigenarten oder „Persönlichkeitsstile“ auf. Sie sind etwas völlig Normales und umfassen Ressourcen, persönliche Möglichkeiten und Kompetenzen, aber auch – je nach Kontext – Nachteile und Risiken. In starker Ausprägung stellen sie sogar „Störungen“ dar, weil die Probleme, die sie mit sich bringen, überwiegen. Dieses Buch 

stellt wissenschaftlich fundiert die in der Psychologie bekannten Persönlichkeitsstile und -störungen vor, vermittelt ein Verständnis für die eigenen Persönlichkeitsmuster, hilft dabei, das eigene Handeln und Denken zu verändern (sofern gewünscht), und ermöglicht es, Verhaltensweisen anderer Menschen einzuordnen und adäquat damit umzugehen.

Rainer Sachse ist Psychologischer Psychotherapeut und Direktor des Instituts für Psychologische Psychotherapie in Bochum.

Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2019

Coverfoto: © filadendron / istockphoto

Covergestaltung / Reihenentwurf: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Satz, Layout & Digitalisierung: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsjahr dieser E-Book-Ausgabe: 2019

ISBN der Printausgabe: ISBN 978-3-95571-909-8

ISBN dieses E-Books: 978-3-95571-941-8 (EPUB), 978-3-95571-943-2 (PDF), 978-3-95571-942-5 (MOBI).

Worum geht es?

„Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.“

(Ödön von Horváth)

Fast alle Menschen kennen Situationen, in denen sie Dinge tun, die sie „eigentlich“ nicht tun wollen: in denen sie ärgerlich sind, obwohl es objektiv gar keinen Grund dafür gibt, in denen sie empfindlich reagieren, obwohl dies nicht erforderlich wäre, in denen sie sich vor etwas fürchten, von dem sie wissen, dass es im Grunde gar nicht gefährlich ist, usw. Wie wir in diesem Buch sehen werden, gehen solche Reaktionen auf sogenannte Persönlichkeitsstile zurück: auf persönliche Eigenarten, die wir im Laufe unserer Biografie lernen und die unser Denken, Fühlen und Handeln stark prägen. Gerade sie bestimmen, wovor wir uns fürchten, wann wir kränkbar sind, was uns aggressiv macht und wo wir die Realität falsch interpretieren. Solche Persönlichkeitsstile sind komplexe psychische Strukturen, die uns kaum bewusst sind und die wir meist selbst nicht verstehen: Wir können oft gar nicht genau sagen, warum wir so handeln, wie wir handeln. Das ist zwar normal, jedoch auch extrem ungünstig, denn so können wir unsere Handlungen nur vage vorhersagen, schlecht kontrollieren (falls wir das wollen) und nur mühsam verändern.

Ein wesentliches Ziel dieses Buches ist es, Persönlichkeitsstile aus psychologischer Sicht so zu beschreiben, dass man sie nachvollziehen und vor allem erkennen kann, welchen Stil man selbst aufweist. Erst dann wird einem verständlich, warum man so denkt, fühlt und handelt, wie man es tut. Auf dieser Wissensgrundlage wird man nachsichtiger mit sich selbst, kann vorhersagen, wie man in bestimmten Kontexten reagiert, ist fähig, etwas dagegen zu tun, Alternativen zu entwickeln und – zumindest zum Teil – seine Strukturen zu verändern.

Als Mensch wird man natürlich nicht nur mit den eigenen Persönlichkeitsstilen konfrontiert. Man macht auch in vielfältiger Weise Erfahrungen mit den Stilen anderer. Dabei besteht eine Wechselwirkung: Aufgrund unserer eigenen Stile reagieren andere Personen vielleicht ärgerlich, obwohl wir uns „keiner Schuld bewusst“ sind; sie reagieren empfindlich, obwohl wir gar nichts Böses wollen, oder ängstlich, obwohl von uns gar keine Bedrohung ausgeht, usw. Und auch hier stehen wir oft vor einem Rätsel: Wir fragen uns, warum ein Interaktionspartner so (extrem) reagiert, obwohl es sich aus der jeweiligen Situation heraus kaum erklären lässt.

Manche Menschen werden aufgrund ihres Persönlichkeitsstils auch zu recht „schwierigen Interaktionspartnern“: Sie wittern z. B. überall Verrat, reagieren auf jede Form von Kritik äußerst empfindlich, sabotieren und stellen uns damit vor große Herausforderungen. Wieder wird man mit Handlungen konfrontiert, die man nicht versteht, die man (fälschlicherweise) auf sich selbst bezieht, mit denen man nicht gut umgehen kann und die einen im Extremfall hilflos machen.

Solche Probleme können in allen Beziehungsformen auftreten: In der Partnerschaft, im Freundeskreis, innerhalb der Familie, unter Arbeitskollegen und im Vorgesetzter-Mitarbeiter-Verhältnis. In manchen Fällen wird die Beziehung zu einer Person zu einem echten Stressfaktor, z. B. wenn man einen Chef hat, der einen sehr ausgeprägten Persönlichkeitsstil aufweist. Das ist der zweite Grund, warum es sinnvoll ist, Persönlichkeitsstile zu verstehen: Wenn Sie nachvollziehen können, warum Ihr Interaktionspartner so denkt, fühlt und handelt, wie er es tut, müssen Sie sein Handeln nicht mehr auf sich beziehen. Sie können nachsichtiger sein, weil Sie wissen, wie Sie gut mit den Eigenheiten des anderen umgehen. Sie können „Fallen und Minen“ vermeiden und die Beziehung wesentlich konstruktiver und harmonischer gestalten. Und Sie können Konflikte und nervige Auseinandersetzungen umgehen und so Ihre Lebensqualität deutlich erhöhen.

Zur Struktur des Buches

Im ersten Buchteil erkläre ich Ihnen, was Persönlichkeitsstile sind und wie man sie – psychologisch betrachtet – verstehen kann. Ich gehe außerdem darauf ein, was man tun kann, um mit seinem eigenen Stil besser klarzukommen und konstruktiv mit dem Stil anderer Menschen umzugehen.

Im zweiten Teil des Buches konkretisiere ich die einzelnen Persönlichkeitsstile. Dabei sind die Kapitel weitgehend gleich aufgebaut. Sie beginnen mit einer kurzen Charakterisierung, und um ein solides Verständnis zu schaffen, beschreibe ich die „typischen“ biografischen Erfahrungen, die zur Ausprägung der jeweiligen Stile geführt haben. Davon lässt sich gut ableiten, wie eine Person an ihre spezifischen Annahmen über sich und die Welt gekommen ist:

Was ist für die Menschen mit den jeweiligen Stilen im täglichen Miteinander besonders bedeutsam?

Welche Manipulationsversuche ergeben sich daraus?

Welche besonderen Denkweisen und Handlungen zeichnen die jeweiligen Stile aus?

Welche Gewinne und welche Kosten sind mit den Stilen verbunden?

Zuletzt befasse ich mich mit den Fragen, was wir selbst tun können, um unsere „Persönlichkeitskosten“ zu senken, und wie wir mit einer Person umgehen können, die einen der beschriebenen Stile aufweist.

In jedem Kapitel gebe ich Impulse zur Selbstreflexion, um sich selbst und anderen besser auf die Schliche zu kommen.

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Reise zu sich selbst (und Ihren Mitmenschen)!

Ihr Rainer Sachse

TEIL I: PERSÖNLICHKEITSSTILE UND IHRE PSYCHOLOGISCHEN KOMPONENTEN

1. Unsere Persönlichkeit – unsere Beziehungen

Es heißt, jeder Mensch habe eine eigene „Persönlichkeit“: Psychologisch betrachtet ist es jedoch gar nicht so einfach zu definieren, was das genau ist. „Persönlichkeit“ ist die Summe von Eigenschaften, die eine Person hat, also ob sie offen ist für neue Erfahrungen oder sich abschottet, ob sie eher sozial ist und Kontakt zu Mitmenschen sucht oder lieber für sich bleibt, ob sie belastbar ist und gut mit Stress umgehen kann oder leicht „aus der Bahn“ zu werfen ist. All diese Aspekte sind Teil einer „Persönlichkeit“. Für uns als soziale Wesen ist dabei besonders wichtig, wie diese Aspekte zusammenwirken und den Umgang miteinander beeinflussen: Sie bestimmen, wie wir auf andere Menschen reagieren, was wir von ihnen möchten und wie wir mit ihnen umgehen. Unsere Persönlichkeit bestimmt in extrem hohem Ausmaß, wie wir Beziehungen gestalten.

Die Merkmale einer Persönlichkeit werden (zu einem großen Teil) im Laufe der Biografie angelegt, bleiben über lange Zeit hinweg stabil und beeinflussen, wie eine Person denkt, fühlt und handelt. Wenn wir die Persönlichkeit eines Menschen verstehen, verstehen wir also den Menschen und sein ganzes Auftreten. Nachzuvollziehen, „wie der andere tickt“ – was er möchte, worüber er sich freut, auf was er „allergisch“ reagiert, wo er empfindlich ist usw. –, ist die beste Grundlage, um die Beziehung zu ihm erheblich zu verbessern, Konflikte zu klären, Kompromisse zu schließen etc.

Leider ist es alles andere als einfach, eine Persönlichkeit zu entschlüsseln: Denn unser Gegenüber hat die einzelnen Aspekte, die seine Persönlichkeit ausmachen, ja nicht auf der Stirn stehen, sodass wir sofort ablesen könnten, was den anderen auszeichnet. Vielmehr muss man diese aus dem Handeln und aus dem, was er sagt, erschließen. Das gilt übrigens nicht nur für die Persönlichkeit anderer Menschen: Wir können auch nirgendwo „ablesen“, welche Persönlichkeitsaspekte wir selbst aufweisen. Jeder Mensch muss seine eigene Persönlichkeit ebenfalls aus seinem Handeln, Denken und Fühlen ableiten. Und dies ist viel schwieriger, als man denken könnte, meint man doch, sich selbst in- und auswendig zu kennen.

„Sich selbst auf die Schliche kommen“ ist mindestens ebenso wichtig und sinnvoll wie das Verständnis für andere Menschen. Wenn Sie verstehen lernen, warum Sie so und nicht anders auf bestimmte Personen reagieren, warum Sie mit manchen gut auskommen und mit anderen nicht, warum Sie eine bestimmte Situation ärgert und eine andere nicht, warum Sie bestimmte Ziele verfolgen und andere nicht usw. – dann tun sich eine Menge Wahlmöglichkeiten auf. Sie sind nicht länger im Autopilot-Modus, sondern können sehr bewusste Entscheidungen treffen, die sich auch langfristig positiv auf Ihr Leben auswirken. Sie werden begreifen, warum Sie immer wieder Dinge tun, die Sie selbst schädigen und die Sie „eigentlich“ gar nicht tun wollen; Sie können erkennen, was Ihnen wirklich wichtig ist, und dann diese Ziele auch verfolgen.

1.1 Was sind Persönlichkeitsstile?

In der Psychologie gibt es sehr unterschiedliche Zugänge zu dem Konzept der „Persönlichkeit“: Ich möchte hier einen wählen, der besonders anschaulich ist und dem Leser die besten Einblicke in sein eigenes Handeln ermöglicht: den über die „Persönlichkeitsstile“.

Nach diesem Ansatz geht man davon aus, dass man verschiedene „Arten von Persönlichkeiten“ unterscheiden kann, also verschiedene Ausprägungen oder „Strukturen“ von Persönlichkeit, von denen jeder Mensch mindestens eine, manchmal sogar mehrere gleichzeitig aufweist. Diese unterschiedlichen Arten von Persönlichkeit werden Persönlichkeitsstile genannt: Jeder Stil ist dabei gut beschreibbar und lässt sich klar von anderen Stilen unterscheiden. Ich möchte mich in diesem Buch mit den folgenden neun Stilen näher beschäftigen:

narzisstischer Stil

histrionischer Stil

selbstunsicherer Stil

dependenter Stil

schizoider Stil

passiv-aggressiver Stil

zwanghafter Stil

paranoider Stil

Borderline-Stil

Die Persönlichkeitsstile im Überblick

Der narzisstische Stil ist gekennzeichnet durch starke Empfindlichkeit gegenüber Kritik, meist hohem Leistungsstreben und einem starken Bedürfnis nach Anerkennung und Bewunderung.

Der histrionische Stil macht sich bemerkbar durch eine Tendenz zur Selbstdarstellung und Dramatik sowie einem starken Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Wichtigkeit.

Der selbstunsichere Stil zeigt sich in starken Zweifeln an der eigenen Attraktivität sowie einer Angst davor, Kontakte aufzunehmen, weil man fürchtet, abgelehnt zu werden.

Der dependente Stil ist charakterisiert durch die Angst, verlassen zu werden, massive Konfliktvermeidung und ein Bemühen, es anderen recht zu machen.

Der schizoide Stil äußert sich in einem reduzierten Bedürfnis nach Beziehungen und in einem starken Bedürfnis, autonom zu bleiben.

Der passiv-aggressive Stil wird deutlich in dem Bemühen, eigene Grenzen zu schützen, offen kooperativ und verdeckt sabotierend zu sein, sowie (oft) durch eine eher pessimistische Weltsicht.

Der zwanghafte Stil manifestiert sich in einer Tendenz zum Perfektionismus, dem starken Einhalten von Normen und dem starken Bemühen, keine Fehler zu machen.

Personen mit einem paranoiden Stil weisen ein hohes Maß an Misstrauen auf und werden schnell ungehalten, wenn sie glauben, dass andere ihnen irgendwie schaden wollen.

Der Borderline-Stil ist charakterisiert durch ein hohes Ausmaß an sehr spontanem Handeln, starker Lebhaftigkeit, aber auch durch Probleme mit Nähe und Distanz in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Vielleicht haben Sie ja aufgrund dieser kurzen Beschreibungen schon eine Tendenz, zu welcher „Richtung“ Sie selbst oder bestimmte Menschen aus Ihrer Umgebung neigen? Im Laufe des Buches können Sie überprüfen, ob Ihr Bauchgefühl richtig ist. Wichtig ist an dieser Stelle zu verstehen, dass wir grundsätzlich alle die oben genannten Stile in uns tragen – was weder gut noch schlecht ist. Die Frage ist nur, in welchem Ausmaß sie sich bemerkbar machen und ob mit ihnen Vorteile oder doch eher Belastungen verbunden sind.

1.2 Ressourcen und Kosten der Persönlichkeitsstile

Jeder Stil hat Vor- und Nachteile. Mit jeder Entscheidung, die man trifft, sind angenehme Aspekte verbunden, aber auch unangenehme. Das gilt für Persönlichkeitsstile in gleicher Weise: Mit jedem Stil sind Ressourcen und Kosten verbunden.

Die Ressourcen eines narzisstischen Stils sind z. B.: hohe Leistungsbereitschaft, schnelles Entscheidungsvermögen, Ausdauer, Fokalisierung auf zentrale Aufgaben u. Ä. Die Kosten sind allerding ebenfalls offensichtlich: Der Stil ist anstrengend, er kann zu einer starken körperlichen Belastung führen, er zieht oft Einschränkungen im sozialen Miteinander nach sich u. a.

Dieses Prinzip gilt für alle Stile: Jeder einzelne ist einerseits mit Stärken verbunden und Bereichen, die die betreffende Person gut bewältigt, in denen sie erfolgreich ist (und erfolgreicher als andere!). Aber es sind andererseits auch Aspekte vorhanden, die belastend, stressig, unangenehm sein können.

Und noch etwas gilt es zu beachten: Jeder Stil passt gut zu einem bestimmten Kontext. In diesem Kontext kann die Person ihre jeweiligen Ressourcen gut einsetzen, das heißt, ihr Stil erzeugt nur wenige Kosten. So passt

ein narzisstischer Stil gut in einen beruflichen Leistungskontext,

ein zwanghafter Stil ist dann hilfreich, wenn es um Genauigkeit, Details und Fehlerfreiheit geht,

ein dependenter Stil ist in persönlichen Beziehungen oft positiv.

Geht es jedoch darum,

auch einmal anderen den Vortritt zu lassen,

im Beruf schnelle Entscheidungen zu treffen,

Konflikte auszutragen und dabei selbstbewusst seinen Standpunkt zu vertreten …

… dann können diese Stile (sehr) hinderlich sein. Das bedeutet auch: Mit einem bestimmten Stil passen sie gut zu einer bestimmten Person (mit einem bestimmten Stil) und sie harmonieren schlecht mit einer anderen Person (mit einem anderen Stil). Hierbei spielt allerdings nicht nur ein Stil als Ganzes eine Rolle, sondern es sind vor allem spezifische Ausprägungen eines Stils bedeutsam.

1.3 Was ist „normal“?

Die obige Aufführung der Persönlichkeitsstile, die eventuell den Eindruck erweckt, es handele sich um etwas Pathologisches, darf uns nicht in die Irre führen. Es ist völlig normal, einen Stil zu haben: Jeder Mensch hat einen Persönlichkeitsstil. Es ist in keiner Weise ehrenrührig, einen bestimmten Stil zu haben! Stile können allerdings in ihrer Ausprägung variieren: Man kann z. B. die Eigenschaften, die einen narzisstischen Stil kennzeichnen, in sehr leichter Ausprägung aufweisen, in mittlerer Ausprägung oder aber auch in sehr starker Ausprägung. Allgemein gilt: Je stärker ein Stil ausgeprägt ist, desto höher ist die Tendenz, dass die Kosten, die ein Stil für die Person verursacht, steigen: Eine Person mit sehr starker narzisstischer Ausprägung kann z. B. psychosomatische Beschwerden oder einen Burn-out entwickeln, viele soziale Konflikte erzeugen, mit Aspekten des eigenen Lebens unzufrieden werden u. a.

Aufgrund der Tatsache, dass mit zunehmender Ausprägung des Stils die persönlichen Kosten (stark) ansteigen, spricht man auch von Persönlichkeitsstörungen. Der „Störungscharakter“ kommt dabei dadurch zustande, dass der Stil viele negative Auswirkungen auf die Person hat. (Sie hat trotzdem immer noch „Gewinne“, aber die Kosten fallen höher aus als die Gewinne.)

Auch Persönlichkeitsstörungen sind völlig normal! Sie sind lediglich extreme Ausprägungen völlig gängiger Stile. Das ist keineswegs pathologisch oder „krank“.

Kennt man seinen Stil, hat man die Möglichkeit, selbst etwas gegen die zu hohe Ausprägung zu tun oder mithilfe einer Psychotherapie die Kosten zu reduzieren.

Ebenfalls völlig normal ist es, mehrere Stile gleichzeitig aufzuweisen. Dabei ist meist ein Stil deutlicher ausgeprägt als andere, stellt also den „Leitstil“ dar. Die Kombination verschiedener Stile kann vorteilhaft sein. So ergänzen sich meist ein narzisstischer und ein histrionischer Stil gut: In dem Fall ist man z. B. hoch leistungsorientiert, kann aber auch bei Vorträgen „eine gute Show abziehen“.

Manche Kombinationen bringen aber auch Probleme mit sich: So erzeugt z. B. ein zwanghafter Stil neben einem narzisstischen starke innere Konflikte. Als Narzisst können und wollen Sie Aufgaben delegieren, als Zwanghafter wollen Sie das nicht; als Narzisst wollen Sie sich um „das große Ganze kümmern“ und hassen es, sich mit Details befassen zu müssen, als Zwanghafter tun sie aber genau das. Das bedeutet: Handeln Sie nach dem einen Stil, dann handeln Sie gegen den anderen! Dies kann zu inneren Spannungen und „Zerrissenheit“ führen.

Heterogenität der Konzepte

Die Konzepte, die es zu den sogenannten Persönlichkeitsstörungen gibt, sind ebenso heterogen wie jene zum Konstrukt der Persönlichkeit. Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, was eine Störung ist, wie schwerwiegend oder „pathologisch“ sie ist u. a. Ich vertrete in diesem Buch einen neueren psychologischen Ansatz, der von einer psychologischen Normalität ausgeht. Es gibt jedoch auch Ansätze, die pathologisierend und damit stark abwertend sind: Auf solche Ansätze stößt man im Internet leicht. Mir ist wichtig zu betonen, dass ich aus guten empirischen Gründen einen solchen Ansatz nicht vertrete. Da nahezu alle Menschen einen Persönlichkeitsstil und die meisten Menschen eine Persönlichkeitsstörung aufweisen, sollte man besser nicht mit Steinen werfen, während man in einem (komfortablen) Glashaus sitzt! Abwertungen anderer sind hier also genauso unnötig wie Selbstabwertungen.

2. Wie „funktionieren“ Persönlichkeiten

In diesem und im nächsten Kapitel sollen die wesentlichen psychologischen Aspekte erläutert werden, die einen Persönlichkeitsstil ausmachen: Motive, Annahmen, Erwartungen und Manipulationen.

2.1 Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Persönlichkeitsstilen

Alle Persönlichkeitsstile unterscheiden sich voneinander: Auf diese Weise lassen sie sich gut voneinander abgrenzen. Ein histrionischer Stil „funktioniert“ anders als ein paranoider Stil: Ein wesentliches Anliegen einer Person mit histrionischem Stil ist es, von anderen Aufmerksamkeit zu bekommen; ein wesentliches Anliegen einer Person mit einem paranoiden Stil ist es, die eigenen Grenzen zu schützen und sich nicht kontrollieren zu lassen. Die Menschen mit den jeweiligen Stilen haben auch ganz unterschiedliche Annahmen über sich selbst: Die Person mit histrionischem Stil glaubt von sich, für andere nicht wichtig zu sein, und meint daher, dass sie selbst dafür sorgen muss, dass andere ihr Aufmerksamkeit geben. Eine Person mit paranoidem Stil nimmt dagegen an, dass sie ihre eigenen Grenzen schlecht schützen kann und dass sie deshalb besonders aufmerksam und misstrauisch sein muss, damit es nicht zu Grenzverletzungen kommt.

Die Beispiele zeigen jedoch nicht nur die Unterschiede, sondern auch die Gemeinsamkeiten: Jeder Stil hat bestimmte überdauernde Anliegen, sogenannte Motive, also Zustände, die angestrebt werden, für deren Erreichung die Person einiges tut, weil sie ihr wichtig sind. Alle Persönlichkeitsstile weisen zentrale Motive auf. Sie unterscheiden sich aber in der Art der jeweiligen Motive.

Alle Persönlichkeitsstile weisen auch bestimmte Annahmen über sich selbst auf, sogenannte Selbstschemata, z. B. Annahmen über eigene Fähigkeiten, Kompetenzen, Wichtigkeiten, Attraktivitäten usw. Und wiederum unterscheiden sich die Persönlichkeitsstile in der Art der jeweiligen Annahmen. Es soll hier im Buch von Schemata gesprochen werden, wenn die psychologische Funktion vorrangig gemeint ist, und von Annahmen, wenn vor allem auf die Inhalte der Schemata Bezug genommen wird.

Auf einem übergreifenden Niveau haben also alle Persönlichkeitsstile Gemeinsamkeiten: Sie beinhalten Motive und Annahmen über sich selbst und, wie wir noch sehen werden, weitere psychologische Aspekte. Auf der Ebene der jeweiligen Inhalte unterscheiden sich die einzelnen Persönlichkeitsstile jedoch stark voneinander.

2.1.1 Motive

Motive sind ein wesentlicher Aspekt der Psyche: Sie bestimmen, welche Ziele wir entwickeln, und verfolgen, womit wir zufrieden und wann wir unzufrieden sind.

Motive sind überdauernde Anliegen, also Zustände, die wir anstreben, die wir immer wieder erreichen (oder aufrechterhalten) wollen: Bei dem sogenannten Anschlussmotiv geht es einer Person zum Beispiel darum, Kontakte zu anderen Personen herzustellen, aufrechtzuerhalten, zu pflegen und dies immer wieder. Hat eine Person mit hohem Anschlussmotiv einen Zustand hergestellt, in dem sie Kontakt zu anderen hat, ist sie zufrieden: Das Motiv ist befriedigt. Ist sie dagegen (längere Zeit) allein, dann ist sie unzufrieden, das Motiv wird frustriert.

Personen mit hohem Anschlussmotiv tun viel dafür, Kontakte herzustellen: Sie verbringen viel Zeit mit anderen, bemühen sich um Kontakte, zeigen Initiative, um Kontakte herzustellen, usw.

Das heißt, ihr Motiv beeinflusst ihr Handeln in sehr hohem Maße.

Solche Motive bilden eine Hierarchie: Je wichtiger, je zentraler ein Motiv ist, desto höher steht es in der Motiv-Hierarchie und desto stärker beeinflusst es das Handeln einer Person.

Bei Persönlichkeitsstilen geht es dabei vor allem um sogenannte Beziehungsmotive, also um Anliegen darüber, was man speziell in Beziehungen will: Welche Art von Feedback man sich wünscht, welche Arten von Handlungen anderer man als positiv empfindet und welche nicht.

Man kann sechs Beziehungsmotive unterscheiden, die bei Persönlichkeitsstilen eine große Rolle spielen:

Anerkennung

Wichtigkeit

Verlässlichkeit

Solidarität

Autonomie

Grenzen / Territorialität

Anerkennung

Das Motiv nach Anerkennung bedeutet, dass man von anderen Personen die Botschaft erhalten möchte, dass man als Person o. k. und liebenswert sowie kompetent ist, über Fähigkeiten oder über Attraktivität verfügt und insgesamt positive Eigenschaften aufweist. Man möchte z. B. hören:

„Du bist als Person o. k.“

„Du bist intelligent.“

„Du siehst gut aus.“

„Du bist attraktiv.“

Erhält man solche Anerkennungen, fühlt man sich wohl und genießt die Anwesenheit derer, die dieses Feedback geben. Bleiben diese Botschaften aus, fühlt man sich unwohl, und erhält man gar die gegenteiligen, abwertenden Botschaften wie „Du bist inkompetent“, „Du bist nicht o. k.“, „Du bist unattraktiv“ o. Ä., dann fühlt man sich richtiggehend schlecht: traurig, abgelehnt usw. Ebenso fühlt man sich vom Interaktionspartner schlecht behandelt und dementsprechend wird man „sauer“ auf sein Gegenüber.

Viele Menschen, die ein spezifisches Motiv wie z. B. Anerkennung aufweisen, glauben, dass das für alle Menschen gelte. Das ist aber nicht der Fall! Für manche Menschen ist Anerkennung von sehr untergeordneter Bedeutung, wohingegen andere Motive zentral wichtig sind.

Wichtigkeit

Beim Motiv Wichtigkeit will man von anderen Botschaften darüber empfangen, dass man in deren Leben eine bedeutsame Rolle spielt. Botschaften, die man in dieser Weise interpretiert, sind z. B.:

„Ich gebe dir Aufmerksamkeit.“

„Ich nehme dich ernst.“

„Ich verbringe gerne Zeit mir dir.“

Solche Botschaften führen zu angenehmen Gefühlen. Botschaften der Art „Du bist mir gleichgültig“, „Ich ignoriere dich“, „Ich will nichts mit dir zu tun haben“ führen dagegen zu (stark) negativen Affekten.

Verlässlichkeit

Das Motiv nach Verlässlichkeit bedeutet, dass man Botschaften darüber erhalten möchte, dass eine Beziehung stabil ist und belastbar ist und auch unter schwierigen Bedingungen bestehen bleibt. Man sehnt sich nach Botschaften wie:

„Ich bleibe bei dir.“

„Konflikte stellen die Beziehung nicht infrage.“

„Ich bleibe in der Beziehung, egal, was passiert.“

Derartige Botschaften führen zu einem Gefühl von Sicherheit. Botschaften wie „Ich kann dich jederzeit verlassen“, „Jeder Streit stellt unsere Beziehung infrage“ u. a. machen Angst.

Solidarität

Das Motiv nach Solidarität bedeutet, dass man Botschaften erhalten möchte, die zeigen, dass jemand im Ernstfall „an meiner Seite steht“ und mich unterstützt („stand by me“). Es sind Botschaften wie:

„Wenn du mich brauchst, dann komme ich.“

„Wenn du krank bist, bin ich für dich da.“

„Wenn du Hilfe brauchst, bekommst du sie.“

„Wenn du angegriffen wirst, dann verteidige ich dich.“

„Ich werde mich nie gegen dich wenden.“

Erhält man solche Botschaften, erzeugt das ein Gefühl von Geborgenheit. Erhält man gegenteilige Botschaften wie „Ich lasse dich im Stich“, „Ich bin nicht für dich da“ u. Ä., dann erzeugt dies meist ein Gefühl von Verlassensein und Traurigkeit.

Autonomie

Das Motiv nach Autonomie bedeutet, dass man bestimmte Lebensbereiche selbst bestimmen will und weder bevormundet noch kontrolliert werden möchte: Man will z. B. seine Kleidung selbst bestimmen, seine Freunde, seine Freizeit u. a. Und man möchte, dass Interaktionspartner dies akzeptieren und respektieren, die Autonomie unterstützen und sich nicht ungefragt einmischen oder versuchen, einen in eine bestimmte Richtung zu lenken. Halten sich die Mitmenschen daran, resultiert daraus ein Gefühl von Freiheit und Eigenständigkeit. Wird man hingegen bevormundet, entsteht meist Ärger.

Grenzen / Territorialität

Das Motiv nach Grenzen / Territorialität bedeutet, dass man bestimmte Bereiche („Domänen“, also Bereiche, die einem wichtig sind) als seine Territorien bestimmt und darum Grenzen definiert: mein Körper, mein Zimmer, mein Schreibtisch etc. Man möchte, dass Interaktionspartner diese Grenzen respektieren und nicht ohne Erlaubnis in das Territorium eindringen. Respektieren andere diese Grenzen, hat man ein Gefühl von Sicherheit, respektieren Interaktionspartner diese nicht, resultiert ein Gefühl von Bedrohung. Bei körperlichen Übergriffen (sexuelle Übergriffe, Gewalt etc.) kann das Gefühl der Bedrohung einen existenziellen Charakter annehmen!

2.1.2 (Selbst- und Beziehungs-)Annahmen

Wir alle haben eine große Anzahl von Annahmen, die man auch als Grundüberzeugungen oder Glaubenssysteme bezeichnen kann: Annahmen darüber, wie die Welt funktioniert, Annahmen darüber, was in Beziehungen passiert, Annahmen über uns selbst usw.

Besonders wichtig sind Selbstannahmen und Beziehungsannahmen. Selbstannahmen sind Annahmen darüber, wie oder was man selbst ist oder nicht ist; Beziehungsannahmen sind Annahmen darüber, wie Beziehungen funktionieren oder was man in Beziehungen zu erwarten oder nicht zu erwarten hat.

Selbstannahmen können positiv oder negativ sein. So kann eine Person von sich positiv denken:

„Ich bin kompetent.“

„Ich bin intelligent.“

„Ich bin ausdauernd.“

„Ich kriege Situationen in den Griff.“

Aber sie kann auch negative Selbstannahmen haben wie:

„Ich bin nicht intelligent.“

„Ich bin ein Versager.“

„Mir gelingt nichts.“

Auch Beziehungsannahmen können positiv oder negativ sein. So kann eine Person z. B. annehmen:

„Ich bin dem anderen wichtig.“

„In Beziehungen wird man ernst genommen.“

„In Beziehungen wird man respektiert.“

Sie kann aber auch von negativen Annahmen ausgehen:

„Beziehungen sind nicht verlässlich.“

„In Beziehungen wird man kritisiert.“

„In Beziehungen wird man kontrolliert.“

Derartige Annahmen bilden sich in der Biografie, indem man als Kind oder Jugendlicher durchweg konsistent über lange Zeit ein entsprechendes Feedback bekommt, wie z. B.: „Das kannst du nicht!“, „Das ist zu schwierig für dich!“, „Dazu bist du nicht in der Lage!“ u. a. Im Fall solch demotivierender Rückmeldungen bilden sich negative Selbstannahmen wie:

„Ich bin nicht kompetent.“

„Ich bin ein Versager.“

Negative Beziehungsannahmen bilden sich in der Biografie häufig auch durch Modelllernen: Man sieht, wie die Beziehung zwischen den Eltern (nicht) funktioniert, und verallgemeinert die Erfahrung auf alle Beziehungen.

2.1.3 Schemata

Hat eine Person in ihrer Biografie negative Annahmen ausgebildet und bekommt sie weiterhin über lange Zeit hinweg entsprechendes (negatives) Feedback, verfestigen sich die Annahmen zu sogenannten Schemata.

Schemata sind tief verwurzelte Annahmen, die eine Person inzwischen selbst glaubt und die durch entsprechende Situationen automatisch aktiviert werden. Sobald sie aktiviert sind, bestimmen sie das Denken, Fühlen und Handeln der Person. Hat jemand z. B. das Schema „Ich bin ein Versager“, dann wird dieses Schema unter anderem in Leistungssituationen aktiviert: Diese Person wird angesichts eines Vortrags, den sie halten muss, automatische Gedanken generieren wie: „Das schaffst du nicht!“, „Das wird nicht klappen!“, „Die Zuschauer werden sich langweilen!“ u. a. Die Person will diese Gedanken nicht denken, und rational weiß sie auch, dass sie diesen Vortrag halten kann und das auch schon mehrmals erfolgreich geschafft hat, doch sie drängen sich durch die Schema-Aktivierung unwillkürlich auf: Sie können daher nur schwer kontrolliert werden und die Person, obwohl sie „eigentlich“ weiß, dass sie unsinnig sind, glaubt diesen Gedanken im Augenblick der Schema-Aktivierung selbst!

Menschen können alles Mögliche „rational“ wissen: Bei einer Schema-Aktivierung spielt das jedoch keine Rolle mehr, sondern das Denken wird ausschließlich durch das Schema bestimmt! Damit denkt sie dann negativ, hat negative Gefühle wie Angst, weist Tendenzen auf, die Situation zu vermeiden, usw. Kurz: Die negativen Schemata beeinträchtigen das Denken, Fühlen und Handeln. Und: Hat man in der Biografie einmal solche Schemata erworben, kriegt man sie nur schwer wieder weg (manchmal nur durch Psychotherapie). Diese Schemata „schotten sich ab“, d. h., sie lassen sich nicht durch andersgelagerte Erfahrungen „löschen“. Macht eine Person mit dem Schema „Ich bin ein Versager“ später durchweg die Erfahrung, kompetent zu sein, entwickelt sich neben dem negativen noch ein positives Schema, aber das negative Schema verschwindet nicht: Und sobald dieses negative Schema aktiviert ist, spielt auch das positive Schema keine Rolle, das Denken wird durch das negative Schema bestimmt.

Das klingt verrückt, aber so funktioniert es, und zwar bei jedem von uns: Jeder Mensch hat Schemata, die aktiviert werden, ohne dass wir das wollen, und die dann unser Denken und Handeln beeinträchtigen. Hilfreich ist es, das zu wissen und zu wissen, wann und wodurch solche Schemata aktiviert werden, denn dann hat man eine Chance, sie zu kontrollieren!

Parallel zu Selbst- und Beziehungsannahmen kann man Selbstschemata und Beziehungsschemata unterscheiden. Auch Beziehungsschemata können automatisch aktiviert werden und dann das Denken und Handeln steuern: Hat eine Person die Annahme „In Beziehungen wird man nicht respektiert“, dann kann schon eine geringe Unaufmerksamkeit eines Interaktionspartners das Schema aktivieren. Und obwohl der Interaktionspartner insgesamt sehr respektvoll ist, denkt die Person dann: „Ich werde wieder nicht respektiert.“ In diesem Augenblick glaubt sie das tatsächlich, obwohl sie es rational eigentlich besser weiß!