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«Es brennt», schreit Hakan völlig entfesselt. «Die Schule brennt.» Das Wort «Hurra» hat er sich gespart, wahrscheinlich befindet es sich gar nicht in seinem Wortschatz, aus seinem Tonfall war es aber deutlich herauszuhören. Der Rauch quillt aus den Fenstern, Brandgeruch liegt in der Luft. Plötzlich knallt es laut. Alle schreien auf. Glasscherben rieseln auf den Hof, und hinter den Fenstern des vierten Stocks züngeln Flammen hoch. Na, toll, sieht so aus, als würde mein Arbeitsplatz gerade in Schutt und Asche gelegt. Frau Freitag stürzt auf mich zu. «Ich sag nur eins: Kein Unterricht bis zu den Sommerferien!» Die Tage an der Berliner Problemschule sind mehr als abenteuerlich. Und dann brennt es auch noch. Schüler und Lehrer müssen umziehen - ausgerechnet auf das konservativste Gymnasium der Stadt fällt die Wahl der Schulbehörde. Was war die Brandursache? Die Polizei ermittelt. Frau Freitag leidet derweil Höllenqualen: Ist ihr heimliches Rauchen an der Katastrophe schuld? Da findet man die verkohlte Leiche eines Menschen, der nicht im Feuer starb …
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Seitenzahl: 366
Frl. Krise • Frau Freitag
Hurra, hurra, die Schule brennt
Kriminalroman
Ihr Verlagsname
«Es brennt», schreit Hakan völlig entfesselt. «Die Schule brennt.» Das Wort «Hurra» hat er sich gespart, wahrscheinlich befindet es sich gar nicht in seinem Wortschatz, aus seinem Tonfall war es aber deutlich herauszuhören.
Der Rauch quillt aus den Fenstern, Brandgeruch liegt in der Luft. Plötzlich knallt es laut. Alle schreien auf. Glasscherben rieseln auf den Hof, und hinter den Fenstern des vierten Stocks züngeln Flammen hoch. Na, toll, sieht so aus, als würde mein Arbeitsplatz gerade in Schutt und Asche gelegt.
Frau Freitag stürzt auf mich zu. «Ich sag nur eins: Kein Unterricht bis zu den Sommerferien!»
Die Tage an der Berliner Problemschule sind mehr als abenteuerlich. Und dann brennt es auch noch. Schüler und Lehrer müssen umziehen – ausgerechnet auf das konservativste Gymnasium der Stadt fällt die Wahl der Schulbehörde.
Frl. Krise, 1948 am Niederrhein geboren, arbeitete 40 Jahre lang an Gesamtschulen in Hessen und Berlin. Sie unterrichtete Kunst, Deutsch und Biologie. Mittlerweile ist sie pensioniert. Sie hat zwei Töchter mit einem Lehrer und ist jetzt mit einem Nicht-Lehrer liiert. Ihr erstes Buch, «Ghetto-Oma», erklomm die Bestsellerliste.
Frau Freitag, geboren 1968, unterrichtet Englisch und Kunst an einer Gesamtschule. Ihre Bücher «Chill mal, Frau Freitag!», «Voll streng, Frau Freitag!», «Echt easy, Frau Freitag!» und «Für mich ist auch die 6. Stunde …» standen allesamt auf der Bestsellerliste.
«Ob das heute ein guter Tag zum Sterben ist?» Jessica lehnte die große Leiter gegen den Schrank des Vorbereitungsraumes. Die Leiter wackelte, sie war alt und kaputt – wie alles in dieser Schule. Ein Wunder, dass das Teil noch nicht zusammengebrochen war.
War der Schrank hoch! Seine Oberseite sollte sie abwischen, so ein Schwachsinn! Der Hausmeister hatte echt einen Knall. Der ganze Kunstbereich sei in einem verheerenden Zustand, hatte er gesagt, und irgendwo müsse man ja mal anfangen, gründlich zu putzen.
Sie stieg langsam hinauf, zum Glück war sie schwindelfrei.
Na, eins stand fest, lange würde sie hier nicht mehr arbeiten, schließlich hatten sich in letzter Zeit noch andere, viel angenehmere Verdienstmöglichkeiten aufgetan …
Sie wirbelte eine dicke Staubschicht mit ihrem Tuch auf. Ekelhaft, seit Bestehen der Schule hatte hier garantiert noch nie jemand sauber gemacht.
«Noch drei Stunden», murmelte sie. «Gott sei Dank! Dann könnt ihr mich alle mal.»
Wochenende … endlich! Hoffentlich klappte die Verabredung mit dem Cabrio-Typen, den sie neulich im Club kennengelernt hatte! Sie lächelte. Der war voll auf sie abgefahren – da ließ sich bestimmt einiges machen, auch finanziell …
Im Nebenraum knackte es laut.
Jessica hielt mitten in ihrer Bewegung inne und runzelte die Stirn.
Was war das? War da jemand?
Sie wandte sich um, aber leider konnte sie nicht um die Ecke in den anderen Raum hineinsehen.
Es war aber auch schon wieder still. Sie hatte sich wohl geirrt.
Sie warf das Tuch in den Eimer, der an der Leiter hing, und wusch es aus. Das Wasser färbte sich dunkel.
Da!
Hatte sie nicht gerade wieder etwas gehört?
Ja! Da waren doch Schritte, oder? Als ob jemand nebenan herumschlich. Jessica klammerte sich an der Leiter fest.
Wer konnte das sein? Der Hausmeister nicht, der hatte einen Termin an einer anderen Schule. Ein Lehrer? Nein, die waren doch längst alle zu Hause.
Seltsam. Sie lauschte.
Nichts.
Unheimlich war das … sollte sie jetzt herunterklettern und nachsehen? Nein, sie wollte fertig werden, und doch …
«Hallo!», rief sie. «Hallo, ist da wer?» Ihre Stimme zitterte.
Sie wartete auf Antwort, doch niemand steckte den Kopf zur Tür hinein und sagte einen beruhigenden Satz wie: «Alles gut, ich hab nur mein Notenbuch vergessen.»
Ihr wurde auf einmal ganz heiß.
Sie war alleine in diesem Gebäude, in das jeder, aber auch wirklich jeder, hineinspazieren konnte! Einfach durch die offene Schultür, dann ungesehen durch die Halle, das Treppenhaus hoch und …
Jeder! Also auch …
Sie schrie.
«Frau Freitag, gehen wir noch zu Onkel Ali?»
«Unbedingt! Ich brauche jetzt ein Feierabendbier. Oh Mann, es ist ja schon sechs Uhr. Warum ziehen sich Gesamtkonferenzen bei uns eigentlich so in die Länge?»
Frl. Krise rollt mit den Augen, deutet mit ihrem Kopf auf Frau Krause und flüstert: «Unter anderem weil sich einige Leute vor dem neuen Kollegen dicketun wollen!»
Der Neue ist Basti aus Bayern. Er ist ganz nett, jedenfalls bemüht er sich sehr, alles richtig zu machen und gut gelaunt rüberzukommen. Er lächelt immer, und ich habe ihn auch noch nie schlecht über Schüler reden hören. Komisch eigentlich. Hier im Lehrerzimmer lässt doch niemand ein gutes Haar an denen. Frl. Krise wühlt in ihrem Fach. Kann sie das nicht Montag machen? Ich bin jetzt seit acht Uhr in der Schule und will endlich raus.
«Frau Freitag, sag mal, hast du meine Uhr gesehen? Ich meine, ich hätte die in mein Fach gelegt.»
«Warum das denn?» Klingt nach einer seltsamen Übersprungshandlung. Das sähe Frl. Krise ähnlich …
«Ich hab doch abgewaschen, und meine Uhr ist nicht wasserdicht. Ich hatte da schon mal so Wassertropfen drin, die ich …»
«Laaaaaangweilig! Können wir langsam gehen, Frl. Krise?» Jetzt hat sie alle Zettel aus ihrem Fach geräumt, den ganzen Haufen auf den Tisch gelegt und hält jedes einzelne Blatt hoch.
«Du, Frl. Krise, mein Schulschlüssel ist auch weg», ruft Frau Nolte und kippt den Inhalt ihrer Tasche auf den Tisch neben dem Kopierer. Es gibt ja wohl nichts Schlimmeres als Leute, die dauernd ihren Schlüssel, ihr Handy oder ihr Portemonnaie suchen. Frl. Krise ist so jemand. Dass Frau Nolte auch …
«Monika, ich glaube, hier war jemand im Lehrerzimmer und hat uns beklaut», sagt Frl. Krise und dreht sich zu mir.
«Frau Freitag, vielleicht vermisst du ja auch irgendwas.»
«Was denn? Meinen Schlüssel und mein Portemonnaie habe ich in der Hosentasche.» Ich würde nie mein Geld im Lehrerzimmer lassen, und mein Handy ist hinten in meiner Schulta… «Auweia, mein Handy ist weg! Hier war ein Dieb! Keiner verlässt den Raum! Frl. Krise, ruf sofort die Polizei!»
Nach der Konferenz fallen Frau Freitag und ich wie üblich in Onkel Alis Späti ein, denn hier gibt es alles, was der abgekämpfte Lehrkörper nach dem Unterricht dringend braucht: Kaffee, Zigaretten, Süßigkeiten, ein bisschen privacy – die Kollegen bevorzugen die umliegenden Cafés – und vor allem Onkel Alis coolen Rat in allen Lebenslagen. Tag und Nacht steht er hinter seiner Theke, verkauft Zeitungen, Bier, Ravioli und Katzenfutter und lässt sich im Gegenzug von seiner Kundschaft mit den Kiez-News versorgen. Ach ja – und eigentlich heißt er Hüseyin, aber außer seiner Frau nennt ihn niemand so.
Onkel Ali greift sofort zur Kaffeekanne, als er Frau Freitag und mich sieht, aber wir ordern zwei Mädchenbiere. Leider ist gerade Familienbesuch da, irgendein Neffe oder Cousin mit stark geschminkter Freundin lungert an der Theke herum, und wir können gar nicht mit unserem Diebstahl punkten, sondern müssen uns in den Hintergrund des Ladens zurückziehen.
«So ein Mist. Die Uhr hat mir Männe zu Weihnachten geschenkt. Bestimmt hat der komische Kerl sie eingesteckt, der neuerdings bei uns putzt. Weißt du, wen ich meine?»
«Na klar, sofort werden die Putzleute beschuldigt. Frl. Krise, ich glaube, das war dieser neue Kollege. Dieser Typ aus Bayern. Der war nämlich während der Konferenz im Lehrerzimmer, und da …»
«Woher weißt du das?»
«Ich war doch auch draußen.»
«Im Lehrerzimmer? Ich dachte, du warst auf dem Klo!»
«War ich ja auch, aber dann, äh … na ja, ich wollte noch schnell eine rauchen, und meine Kippen waren doch in meiner Schultasche im Lehrerzimmer, und da habe ich diesen Basti rauskommen sehen. Wenn ich jetzt drüber nachdenke … der war irgendwie ganz komisch. So überrascht. Warum hab ich das nicht der Polizei gesagt? Gib mal dein Handy, ich mach das jetzt noch. Die sollen den ins Kreuzverhör nehmen.»
«Dann kannst du aber auch damit rechnen, dass die dich in die Mangel nehmen, Frau Freitag, schließlich warst du auch im Lehrerzimmer.»
«Meinst du, ich hab mein eigenes Handy geklaut? Und was soll ich mit dem Schulschlüssel von der Nolte? Ich hab doch selber einen …»
«Der Dieb muss auch einen gehabt haben, hat die Polizei gesagt, das Schloss vom Lehrerzimmer ist völlig intakt!»
«Siehste – Herr Sebastian Huber!»
«Das versteh ich nicht, wieso der, Frau Freitag?»
«Mann, Frl. Krise, denk doch mal nach. Dieser Huber … der ist ganz neu an der Schule. Vielleicht ist der gar kein Lehrer. Der hat einfach seine Papiere gefälscht, sich bei uns eingeschlichen, klaut einen Schulschlüssel, um von sich abzulenken, und dann plant er das ganz dicke Ding. Wirst du sehen. Heute war nur der Anfang.»
«So ein Quatsch! Was gibt es denn schon groß bei uns zu holen? Vielleicht ausgestopfte Vögel …»
«Laptops, Beamer und vor allem Stempel. So Beglaubigungsteile und Zeugnisformulare, das kannst du doch alles verticken.»
«Du hast echt eine kriminelle Phantasie, Frau Freitag, da wäre ich gar nicht draufgekommen. Ich glaub das trotzdem nicht. Was sollte er auch mit meiner Uhr anfangen … aber Männe wird schön sauer sein, er war damals so stolz, dass er die aufgetrieben hat.»
«Du musst es ihm doch gar nicht erzählen. Kauf dir so eine einfach noch mal bei eBay. Das merkt der doch gar nicht.»
Der schönste Teil des Wochenendes ist doch immer wieder der Freitagnachmittag. Da liegt das ganze Wochenende noch so herrlich unangebrochen vor einem. Ich muss mir jetzt gut überlegen, was ich mache: mich auf die Couch legen, eine Runde schlafen oder …
RrrrrrrrrrrRrrrrrrrRrrrrrrrrr
Oh, Mist, mein Handy. Die Brendel. Was will die denn von mir? Bestimmt hat sie wieder das übliche Desaster in meiner Klasse erlebt und will sich beschweren. Ach nee, sie ist ja krank, fehlt schon seit ein paar Tagen. Weshalb ruft sie dann an? Das kann nichts Gutes bedeuten, bestimmt soll ich irgendwas für sie in der Schule regeln. Nee, meine Liebe! Ohne mich. Ich räume jetzt die Spülmaschine aus, davon hab ich mehr.
RrrrrrrrrrrRrrrrrrrRrrrrrrrrr
Schon wieder die Brendel.
Wenn ich jetzt nicht mit ihr spreche, hab ich sie bestimmt das ganze Wochenende am Bein, ich kenne sie! Sie tut immer so sanft, aber sie lässt nicht locker, wenn sie etwas will.
«Hallo, Susanne!»
«Frl. Krise, hallo, ich will nur schnell was durchgeben: Die Schule brennt!»
«Hä? Was? Die Schule brennt? Susanne, bitte! Mit so was macht man keine Scherze!»
«Nein, Frl. Krise! Das ist kein Scherz! Es brennt wirklich.»
«Oh nein! Aber ich bin doch eben erst aus der Schule gekommen! Als ich ging, hat noch nichts gebrannt! Woher weißt du das überhaupt? Du bist doch krank, oder?»
«Ja, ich bin zu Hause, aber der Tobias hat mich angerufen, der ist vor Ort, und ich fahre jetzt auch sofort hin! Los, schwing dich aufs Fahrrad, Frl. Krise!»
Ich lasse das Handy fallen. Die Schule brennt! Soll ich das glauben? Susanne ist seit drei oder vier Tagen krankgeschrieben. Die Ärmste, es ging ihr nicht gut in letzter Zeit. Ich glaube, sie hatte wieder Liebeskummer, und soweit ich weiß, wirft sie allerlei ein, um ihre Stimmung aufzuhellen. Hat sie neulich selbst erzählt: Johanniskraut, Bachblüten, Vitamin B, Magnesium – keine Ahnung, was noch alles. Vielleicht bekommt man Halluzinationen, wenn man dieses ganze Zeug unkontrolliert nimmt …
Eine dicke dunkle Wolke treibt träge quer über den blauen Himmel. Ich sehe sie sofort, als ich aus dem Haus trete. Das muss der Brand sein! Ist das crazy, ich kann es nicht glauben! Kurz vor der Schule stoße ich fast mit Sina und Hakan aus der Sieben zusammen, die rennen, ohne nach rechts und links zu gucken, mir genau vors Fahrrad.
«Es brennt», schreit Hakan völlig entfesselt, «es brennt, es brennt! Die Schule brennt.» Das Wort «Hurra» hat er sich gespart, wahrscheinlich befindet es sich gar nicht in seinem Wortschatz, aus seinem Tonfall war es aber deutlich herauszuhören.
Der Rauch quillt aus den Fenstern des vierten Stocks – oh Gott, da oben ist doch unser Kunstbereich! Da habe ich doch vorhin noch so schön mit dem Wahlpflichtkurs Zehn gearbeitet! Große Bilder im Stil der Pop-Art haben die Schüler gemalt, wochenlang sind sie schon damit beschäftigt. Oh nein, Leinwand brennt bestimmt weg wie nichts …
Brandgeruch liegt in der Luft, offenes Feuer ist nicht zu sehen. Zwei Feuerwehrwagen mit tierisch lauten Sirenen biegen neben mir auf den Schulhof ein. Dabei sind schon mehrere Löschzüge im Einsatz, Feuerwehrleute rennen hin und her, Schläuche werden verlegt, eine riesige Leiter wird ausgefahren, und zwei Polizisten sperren einen Teil des Schulgeländes mit rot-weißem Flatterband ab.
Der restliche Schulhof wimmelt vor Menschen. Hauptsächlich Gaffer von der Straße stehen reglos mit nach oben gerichteten Gesichtern und offenen Mündern da, aber auch einige Schüler flitzen aufgedreht hin und her.
Ach, und da sind ja auch die Kollegen und unser Schulleiter! Der arme Fischer! Er ist leichenblass. Frau Nolte ringt verstört die Hände, Basti Huber diskutiert mit einem Feuerwehrmann, und Tobias Voss hält die schluchzende Susanne im Arm.
Plötzlich knallt es laut. Alle schreien auf. Glasscherben rieseln auf den Hof, und hinter den Fenstern des vierten Stocks zucken Flammen hoch. Man hört ein lautes Knistern und Prasseln. Garantiert verbrennen da gerade unsere schönen Papiervorräte, sämtliche Materialien, alle Schülerarbeiten – ja toll, mein ganzer Unterricht, nein, mein Arbeitsplatz wird hier in Schutt und Asche gelegt!
Herrgott noch mal, warum tut denn keiner was? Es fehlt nicht mehr viel, und die gesamte Etage brennt lichterloh! Nun kommt auch noch Wind auf. Der Rauch ändert seine Farbe, er wird dunkler und dichter und treibt in dichten Schwaden über den Schulhof.
Die Feuerwehrleute rufen sich Kommandos zu, und endlich, endlich richten sie die Schläuche auf die Flammen. Das Wasser schießt aus allen Rohren. Das wurde aber auch Zeit! Hoffentlich ist es nicht schon zu spät! Hoffentlich bekommen sie das noch in den Griff … hoffentlich, hoffentlich … nicht auszumalen, wenn auch noch der Dachstuhl Feuer finge oder …
Frau Freitag stürzt auf mich zu: «Frl. Krise! Frl. Krise! Ich sag dir nur eins! Kein Unterricht mehr bis zu den Sommerferien!»
«Auwei, auwei, ob jetzt die ganze Schule abbrennt?» Monika Nolte hat sich neben uns gestellt und schüttelt den Kopf: «Was das kosten wird. Die müssen ja das gesamte Dach neu aufbauen. Der arme Fischer.» Als ob unser Schulleiter die Arbeiten aus eigener Tasche bezahlen müsste! Automatisch gucken Frl. Krise, Frau Nolte und ich zu Herrn Fischer, der neben einem Polizisten steht.
«Ja, das wird bestimmt nicht billig», sagt Frl. Krise. «Aber wenigstens können die uns gleich mal ein paar vernünftige Waschbecken einbauen, falls die Kunsträume überhaupt noch renoviert werden können …»
«Wieso die Kunsträume?» Ich bin verwirrt.
«Der Brand ist doch in eurem Kunstvorbereitungsraum ausgebrochen», sagt Frau Nolte. In ihrem Ton schwingt die Überheblichkeit des Informationsvorsprungs mit.
Frl. Krise stößt mich mit dem Ellbogen an: «Was hast du da heute für heiße Sachen gemacht?»
«Ich? Wieso ich? Was hab ich damit zu tun?»
Frl. Krise dreht sich zu Monika. «Man weiß noch nicht, was den Brand ausgelöst hat, oder?»
Monika schüttelt den Kopf. «Nee, aber bei unserem maroden Gebäude war das bestimmt die Elektrik, ein Kabelbrand oder so was. Vielleicht aber auch …»
Frau Nolte und Frl. Krise haben ja keine Ahnung. Ich glaube, ich weiß, wie der Brand entstanden ist. Ich weiß auch, wer den gelegt hat. Na ja, gelegt … Das war eher ein Unfall. Ein unglücklicher Zufall, also Unfall. Ich wollte doch nicht meine eigene Schule anzünden. Und überhaupt ist das doch nicht meine Schuld. Wenn die Schulleitung mir immer so einen blöden Stundenplan gibt, wo ich vier Stunden hintereinander Kunst unterrichten soll … und dann geh mal in den Pausen runter auf den Raucherhof. Das schaffst du gar nicht. Da würdest du immer zu spät zum Unterricht kommen. Da muss ich doch im Kunstvorbereitungsraum rauchen. Ich mach doch auch immer das Fenster auf, und bisher ist ja auch noch nie …
«Frau Freitag, was ist denn mit dir?»
«Ich, äh, Frl. Krise, kommst du kurz mit auf die Straße? Ich muss mal eine rauchen.»
«Kann ich verstehen. Manchmal vermisse ich die Zigaretten wirklich.»
«Fang doch wieder an.» Ich halte ihr meine Packung hin, aber sie verzieht nur angewidert das Gesicht. «Bist du jeck?»
Ah, endlich rauchen, endlich ein paar Meter weg. Weg vom Tatort. Weg von …
«Frau Freitag, was hast du denn? Du bist plötzlich so komisch. Was ist denn mit ‹Hurra, hurra, die Schule brennt›? Ich dachte, das war immer dein Traum: Die Schule bleibt bis auf weiteres geschlossen, kein Unterricht bis zu den Sommerferien.»
«Ja, schon, aber, also, ich …»
«Was denn?»
«Frl. Krise, ich muss dir was sagen.»
«Was denn?»
«Also ich …»
«Frau Freitag, waaas denn?»
«Du musst schwören, dass du es niemandem sagst.»
«Du bist schwanger!»
«Hä? Quatsch. Wie kommst du denn jetzt dadrauf?»
«Na, du hast am Bauch etwas …»
«Frl. Krise, nein, ich bin nicht schwanger. Aber du musst mir hoch und heilig versprechen, dass du nieeemals jemandem sagst …»
«Ja, ja, nun spuck’s schon aus. Ich schwöre auf alles.»
«Ich glaube, ich bin schuld an dem Feuer.»
Frl. Krise guckt mich an. Stumm. Dann schüttelt sie den Kopf. «DU? Wieso solltest du denn …?»
«Ich hab da oben geraucht, und vielleicht war die Zigarette nicht richtig aus, und dann ist ein Funken auf …»
«Ach Quatsch. Frau Freitag, nun hör mal auf zu spinnen. Das war die Elektrik. Da ist doch alles im Arsch in unserer Schule. Der Fischer hat da doch jahrelang nichts machen lassen. Ich bin sicher, der Brand hat nichts mit dir und deinem Rauchen zu tun.»
«Und wenn doch?»
«Nun warte erst mal ab.»
«Soll ich nicht gleich zu dem Polizisten gehen und dem sagen, dass ich …»
«Frau Freitag, nun hör doch mal auf mit dem Quatsch. Jetzt lässt du die Männer in den weißen Anzügen ihre Arbeit machen. Wirst sehen, die sagen uns spätestens am Montag, dass ein Kabel durchgeschmort ist. Bestimmt!»
Vielleicht hat Frl. Krise ja recht. Vielleicht ist dieser Scheißbrand gar nicht meine Schuld. Aber was, wenn nun meine Zigarette doch …
«Frl. Krise, aber was ist, wenn ich doch schuld bin? Was passiert dann mit mir? Werde ich dann entlassen?»
«Na, das Rauchen ist ja auf dem gesamten Schulgelände verboten, und im Schulgebäude …»
«Auweia, muss ich dann die ganze Schule bezahlen? Was wird das denn kosten?»
«Ach, das bezahlt doch die Versicherung.»
«Meinste? Frl. Krise, kannst du Männe mal fragen, wie das mit der Versicherung ist, ob die auch bezahlt, wenn man … also bei schuldhaftem Verhalten, also wegen der Zigarette, das ist … Ja, und zahlt das denn meine Haftpflicht überhaupt, oder braucht man da Berufshaftpflicht, oder …»
«Frau Freitag, jetzt beruhige dich!»
«Aber fragst du Männe?»
«Ja, ja, mach ich. Wenn ich den mal wieder sehe.»
«Fragst du ihn?»
«Ja, Frau Freitag, ich frag ihn! Versprochen.»
«Und Frl. Krise, kein Wort zu irgendjemandem! Bitte!»
«Los, Basti, lass uns noch kurz zu Onkel Ali gehen, ich kann jetzt unmöglich nach Hause.»
«Onkel Ali? Wer ist das denn?»
Ich zeige auf den kleinen Späti, auf den wir gerade zusteuern.
«Der Chef von diesem Laden. Frau Freitag und ich sind hier Stammkunden.»
Basti bleibt abrupt stehen und zieht mich mit festem Griff am Oberarm zurück.
«Vorsicht! Auto, Frl. Krise!» Ein schwarzer BMW rauscht gefährlich nahe an der Bordsteinkante und mir vorbei.
«Huch! Danke, Basti! Oh Mann, ich glaube, ich bin ganz schön durch den Wind.»
Basti schiebt seine Hand unter meinen Ellenbogen: «So, jetzt können wir rübergehen. Übrigens, was ist denn eigentlich mit Frau Freitag los, weshalb wollte die nicht mit?»
«Keine Ahnung. Ich glaube, die ist total geschockt. Die wollte nur noch nach Hause und nichts mehr hören und sehen.»
Onkel Ali hat die Neuigkeiten schon vernommen. Er weiß fast besser Bescheid als wir. «Dit soll ja Brandstiftung jewesen sein», sagt er, «dit war jarantiert eener von eure Schüler!» Er schiebt uns zwei Tassen Kaffee über die Theke zu. «Willste ooch noch een kleen Cognac, Frl. Krise, uff den Schreck hin?»
«Ja, gerne!»
«Das wärmste Jäckchen ist das Conjäckchen», sagt Basti leise und lacht.
Der Cognac tut mir richtig gut. Er breitet sich in meinem Körper aus wie eine kleine Sonne, und ich fühle mich auf einmal leicht und beschwingt.
Wir ziehen uns in den hinteren Teil des Ladens zurück. Früher konnte man in diesem Raum an vier Rechnern ins Internet gehen, doch jetzt will Onkel Ali hier eine gemütliche Sitzecke einrichten. Natürlich nur für Stammkunden. Noch sieht es aber unwirtlich aus, überall stapeln sich Kartons, und Bastian setzt sich etwas zögernd an das einzige Tischchen.
«Das ist ja hier fast wie in meinem Zimmer», sagt er. «Ich habe auch gerade gestern gepackt, weil ich raus muss.»
«Du ziehst aus? Warum das denn? Du bist doch gerade erst eingezogen, oder?»
«Ja, schon. Ich hatte auf die Schnelle nur dieses WG-Zimmer gefunden, und mein Vermieter hatte gesagt, dass ich ein Semester dableiben könnte. Aber jetzt setzt er mich auf die Straße, weil der ursprüngliche Bewohner angeblich überraschend aus dem Ausland zurückkommt.»
«Ach so! Und du hast noch nichts Neues gefunden?»
«Nein, du weißt doch, wie schwierig das in Berlin ist.»
Basti rührt stumm in seinem Kaffee. Er seufzt tief. «Heute Abend muss ich das Zimmer übergeben, und ich weiß ehrlich gesagt noch gar nicht, wohin mit mir! Ich werde es wohl mal mit einem Hostel versuchen müssen. Kennst du zufällig eins in der Nähe der Schule?»
Der arme Mann. Alleine in einer wildfremden Stadt ohne vernünftige Bleibe und dann auch noch an einer Schule arbeiten, die gerade halb abgefackelt ist. Das ist ja Horror! Und in ein Hostel will er ziehen! Er weiß wohl nicht, wie es da zugeht!
Schlimmer als auf Klassenfahrt – Tür an Tür mit besoffenen Engländern und kreischenden jungen Dingern.
Ach Gott – wie gut ich es habe! Ich bewohne quasi alleine eine ganze Vierzimmerwohnung! Wohnzimmer, Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Gästezimmer, Küche und Bad. 120 qm. Altbau, zweiter Stock. Und in Laufnähe der Schule.
Okay, Männe wohnt natürlich auch noch da, aber der ist ja unter der Woche ständig in Hannover. In letzter Zeit kam er sogar öfter nicht mal am Wochenende nach Hause. Frau Freitag hat mich schon gefragt, ob wir vielleicht eine Beziehungskrise hätten, und ja, ich musste zugeben, dass es bei uns in letzter Zeit nicht ganz rundläuft. Wir sprechen kaum noch miteinander, wir unternehmen gar nichts mehr zusammen, von Zärtlichkeit und Erotik will ich gar nicht – ach nein, schön ist das alles nicht. Irgendwie haben wir uns wohl ein bisschen auseinandergelebt, Männe und ich. Jetzt ist er gerade in Hannover, und dann fährt er von da aus nach Brüssel auf eine superwichtige Tagung, und anschließend will er noch nach … ach, vergessen, wohin. Genf oder so.
Basti lächelt mich an. «Frl. Krise? Ich hatte dich gefragt, ob du ein Hostel …?»
«Entschuldige bitte, Basti. Ich war ganz in Gedanken. Nein, ich kenne kein empfehlenswertes Hostel, weder in der Nähe der Schule noch anderswo, aber ich habe eine viel bessere Idee.»
Oh Mann, ich hasse dieses Internet. Wenn man wirklich mal was sucht, dann findet man nichts. Von wegen Informationsgesellschaft. Bei der Eingabe Schule brennt Lehrer ist schuld kommen da nur so Zeitungsartikel, dass wir Lehrer schuld seien an der Bildungsmisere. Und wenn ich frage, was man als Lehrer für eine Strafe erwarten kann, dann steht da nur, dass der Lehrer nicht schlagen und niemanden in die Ecke stellen darf. Ich will wissen, was jetzt mit der Gebäudeversicherung ist.
Also, neuer Versuch: Wer zahlt im Brandfall? Vielleicht noch: Schule.
Na toll, jetzt kriege ich tausend Brandschutzverordnungen. Verhalten im Brandfall in Gemeinschaftsschule.
Ah, hier: … bei Bränden zahlt die Gebäudeversicherung oder der Brandverursacher. Aber da steht nicht, welche Strafe es bei Brandstiftung gibt. Wenn ich das alles alleine bezahlen soll … das schaffe ich nie. Wahrscheinlich darf ich ja auch gar nicht mehr arbeiten. Und selbst wenn, wie soll ich denn jemals für so einen Riesenschaden aufkommen? Vielleicht finden die ja gar nicht raus, dass ich das war. Aber die Versicherungen haben doch bestimmt ein großes Interesse daran, einen Täter zu finden. Dann müssen sie nichts bezahlen.
Vielleicht befragen die uns alle. Und dafür benutzen sie bestimmt einen Lügendetektor. Da kriegen die doch dann gleich raus, dass ich da oben geraucht habe. Ich kann doch so schlecht lügen.
Und Frl. Krise tut so, als sei das sooo unwahrscheinlich, dass meine Zigarette … ja, ich habe ihr auch nicht gesagt, dass ich den Aschenbecher in den Papierkorb entleert habe. Vielleicht hat da noch was geglüht. Ich konnte ja nicht warten und checken, ob sich Rauch bildet. Es hatte doch schon geklingelt, und ich musste in die Neunte von der Brendel. Wenn man da nicht pünktlich im Raum ist, dann nehmen die den auseinander. So schnell kann man gar nicht gucken. Vielleicht gebe ich mal «Schwelbrand» als Suche ein. Ist das nicht ein Schwelbrand, wenn die Kippe da so im Papierkorb glüht? Oder noch besser: …
«Essen ist fertig!»
«Ich hab keinen Hunger.»
«Du musst aber was essen», sagt mein Freund und klappt meinen Laptop zu.
«Essen, als ob ich jetzt was essen könnte … Das sind wahrscheinlich meine letzten Tage in Freiheit, und du …»
«Nun spinn doch nicht rum. So schlimm wird das alles nicht werden.»
«Du hast ja leicht reden. Du wirst ja nicht angezeigt, verlierst nicht deinen Job, wirst nicht verhaftet und …»
«Selbst wenn du schuld an dem Brand sein solltest, was ja noch gar nicht feststeht, dann kommst du doch nicht ins Gefängnis.»
Der Freund will mich beruhigen. Das ist ja auch nett von ihm. Aber was weiß er denn schon? Er kennt sich ja mit Versicherungen und Strafrecht noch weniger aus als ich.
«Und was ist mit dem Hippie-Typen auf den Kanaren?», frage ich.
«Hä, was für ein Hippie-Typ?»
«Na, der, der in den Wald gemacht und dann sein Klopapier angezündet hat. Da ist doch fast die ganze Insel abgebrannt.»
«Das ist doch was ganz anderes.»
«Wieso? Der wollte ja auch nicht, dass der Wald abbrennt. Der wollte nur seine Spuren beseitigen, und den haben sie auch erwischt, und der muss vielleicht für mehr als ein Jahr ins Gefängnis.»
Der Freund deckt den Tisch. «Ja, aber da ist auch ein Mensch verbrannt. Das ist doch was ganz anderes. Bei euch in der Schule gibt es doch nur ein paar Materialschäden.»
Wie nett, dass Basti mir beim Tischdecken hilft, aber wir müssen ja auch endlich frühstücken, selbst wenn wir überhaupt keinen Hunger haben.
Er ist überhaupt sehr anstellig, das hätte ich nicht gedacht. Vorhin, als ich die Spülmaschine ausgeräumt habe, hat er sich gleich danach erkundigt, wo die Reinigungstabs liegen, und die Waschmaschine und den Trockner musste ich ihm gestern Abend auch sofort erklären. Er wollte unbedingt waschen, nachdem er seine Sachen aus der WG geholt hatte. Sehr viele Klamotten scheint er nicht zu haben, dafür aber jede Menge Sportschuhe in allen Farben. Außerdem mehrere große Kartons mit Büchern, Leitzordnern und allerlei Unterrichtsmaterialien.
Beim Auspacken waren wir noch ausgesprochen gut gelaunt, wir haben gelacht und uns über den Pommer lustig gemacht, dessen gesamte Bibliothek laut eigenen Angaben in einen Schuhkarton passt.
Da wussten wir ja auch noch nicht, was inzwischen geschehen war …
Kurz vor Mitternacht, nachdem wir das Gästezimmer umgeräumt und auch noch ein halbhohes Regel aus meinem Arbeitszimmer rübergeschleppt hatten, setzte sich Bastian an seinen Rechner – eigentlich nur um zu sehen, ob es unser Brand ins Internet geschafft hatte, und da fand er die Horrornachricht!
Im Vorbereitungsraum des Kunstbereichs, in dem der Brand offenbar ausgebrochen war, hatte die Feuerwehr bei ihren Löscharbeiten eine tote Person gefunden. Die Leiche konnte noch nicht identifiziert werden. Wir waren total geschockt.
Jetzt ist es kurz nach sieben. Basti gähnt zum Herzerweichen. Er sieht sehr müde aus. Aber mir geht es auch nicht besser, unter meinen Augen habe ich rekordverdächtige Ringe. Ich musste mich sogar schon ein bisschen schminken, um halbwegs präsentabel auszusehen – das mache ich sonst nie vor dem Frühstück.
«Trinkst du lieber Kaffee oder Tee, Basti?»
«Auf jeden Fall Kaffee!»
«Ich auch.»
«Oh Mann, Frl. Krise, ich habe das mit dem Toten in der Schule noch nicht verkraftet. Die ganze Nacht hat es mich verfolgt, ich habe keine drei Stunden geschlafen!»
«Mir ging es genau so. Wenn man wenigstens wüsste, wer die Person ist! Hoffentlich niemand, den wir kennen! Ach, ich frag mich, wie ich in diesen Räumen je wieder unterrichten kann!»
Basti nickt. Er steht auf und geht mit unseren Tassen zur Kaffeemaschine. Im Vorbeigehen legt er mir kurz die Hand auf die Schulter. «Stimmt! Du und Frau Freitag, ihr müsst ja ständig da oben arbeiten. Ihr Ärmsten.»
Ach herrje, Frau Freitag! An die habe ich noch gar nicht gedacht. Ob die wohl schon Bescheid weiß? Bestimmt! Der Freund treibt sich doch auch dauernd im Internet herum. Ich muss sie sofort nach dem Frühstück anrufen … Ach nee, besser nicht. Ich habe keine Lust, mir wieder stundenlang ihre Selbstvorwürfe anzuhören, weil sie sich jetzt garantiert nicht nur für eine Brandstifterin, sondern auch noch für eine Mörderin hält. Und was soll ich dazu auch sagen? Jetzt ist eh alles zu spät.
Außerdem müsste ich ihr dann erzählen, dass Basti gestern Abend bei mir eingezogen ist.
«Was sagt denn Männe dazu?», würde sie natürlich fragen. «Er sagt nichts, Frau Freitag», müsste ich antworten, «denn er weiß es noch gar nicht.»
Und wenn schon! Er wird es schon noch früh genug erfahren, und es ist ja schließlich auch völlig selbstverständlich, dass man einen obdachlosen Kollegen aus einem anderen Bundesland aufnimmt. Ganz Deutschland nimmt aktuell Hunderttausende Menschen aus aller Welt auf!
Nee, ich ruf sie nicht an. Ihre blöden Kommentare und Fragen gehen im Moment entschieden über meine Kräfte.
«Hat die Dienstbesprechung schon angefangen?»
«Nein, Frau Freitag, sonst würde ich nicht mehr hier auf dem Hof stehen.»
«Stimmt auch wieder. Oh Mann, ich bin immer noch ganz durcheinander. Jetzt haben die auch noch eine Leiche gefunden. Vielleicht wollte jemand das Feuer löschen und ist dabei verbrannt. Frl. Krise, ich habe einen Menschen ermordet, ich …»
«Ach Mann, jetzt reg dich doch nicht so auf. Du weißt doch noch gar nicht, was passiert ist. Warte erst mal ab, was die Polizei oder die Feuerwehr dazu sagt. Da sind eben zwei Männer zu dem Fischer gegangen …»
«Jaaaa, die sind hier, um mich zu verhaften. Was sagt denn Männe wegen der Versicherung?»
«Mit Männe habe ich noch nicht geredet, der ist doch in Hannover.»
«Hä, ihr redet doch sonst jeden Tag miteinander, wenn der weg ist.»
«Ja, wir haben aber nur ganz kurz gesprochen, ich hatte keine Zeit.»
«Wie, keine Zeit? Was hast du denn das ganze Wochenende gemacht?»
«Och, so allerhand. Komm, lass uns reingehen, es geht gleich los.»
Na toll, da bittet man Frl. Krise einmal um einen kleinen Gefallen, und dann lässt sie einen so hängen. Bitte, bitte, lieber Gott, mach, dass ich das gar nicht war mit dem Brand. Bitte, bitte, ich verspreche dir auch, dass ich immer zu allen nett sein werde. Ich werde überhaupt keine gemeinen Witze mehr machen. Nicht mehr fies sein zu den Kollegen. Nicht mal zu den Schülern. Bitte erfülle mir nur diesen einen Wunsch. Ich schwöre, ich werde ein ganz neuer Mensch!
Die anderen Kollegen haben es gut. Keiner von denen erleidet solche Höllenqualen wie ich. Der Pommer scheint sogar fast zu schlafen. Und die Nolte spielt mit ihrem Handy. Komischer Anblick. Bei den Schülern ist sie immer so streng, wenn die heimlich chatten, und hier im Lehrerzimmer macht sie das jetzt selber. Muss ja unheimlich lustig sein, was sie da gerade liest. Mit der würde ich jetzt gerne tauschen. Chattet fröhlich vor sich hin, während ich hier sitze und gleich lebenslang in den Knast wandere. Was die Kollegen wohl sagen, wenn die das hören? Die Brendel wird bestimmt heulen. Die heult ja immer. Frl. Krise wird ganz entsetzt sein. Hoffe ich zumindest, und der Pommer, falls der das überhaupt mitkriegt, wird wahrscheinlich irgendwas Gemeines sagen. Ah, da kommt der Fischer mit dem Polizisten. Bitte, bitte, lieber Gott …
«Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, vorab möchte ich Sie darum bitten, mit den Informationen, die ich Ihnen gleich geben werde, äußerst diskret umzugehen. Die Ermittlungen laufen noch, aber bisher gibt es folgende Erkenntnisse: Bei der Person, die am Freitag so tragisch ums Leben gekommen ist, handelt es sich um Jessica Braun. Sie war bei der Zeitarbeitsfirma angestellt, die an unserer Schule für die Gebäudereinigung zuständig ist …»
Dieser unterdrückte Aufschrei? War das der Pommer? Alle gucken in seine Richtung. Was ist denn mit dem los? Kannte der die Frau? Was hat der Pommer denn mit unseren Putzfrauen zu tun?
«Äh, ja, also, Jessica Braun. Die genaue Todesursache ist noch nicht geklärt. Der Brand wurde allerdings mutwillig gelegt.»
«Wie denn?» Das war Frl. Krise. Warum fragt die das jetzt? Vielen Dank, Frl. Krise!
«Es wurden Brandbeschleuniger gefunden. Mehrere leere Kanister mit brennbaren Flüssigkeiten, die wahrscheinlich im Raum waren.» Herr Fischer guckt für eine Sekunde zu Frl. Krise. Die zuckt kurz zusammen.
Was hat der Fischer da eben gesagt? Brennbare Flüssigkeiten? Brandbeschleuniger? Kein Wort über eine glühende Zigarettenkippe. Heißt das jetzt …
«Siehste, Frau Freitag, dich trifft keine Schuld!», flüstert Frl. Krise. Ich kann es gar nicht glauben. Ich bin nicht schuld! Ich werde nicht verhaftet! Verliere nicht meinen Job! Oh, danke, lieber Gott! Ich schwöre, dass ich da oben nie mehr rauchen werde! Und ich werde ein besserer Mensch. So wie ich es dir versprochen habe! Danke, danke, danke. Das ist der schönste Tag in meinem Leben!
Frl. Krise stößt mich in die Seite. «Frau Freitag, hör mal auf zu grinsen!»
«Was?»
«Mach mal ein ernsteres Gesicht. Schließlich ist vor drei Tagen eine Frau in unserem Kunstfachbereich verbrannt.»
«Oh, ja, sorry. Du hast recht.»
Lalalalala, ich war’s nicht! Herrlich! Mir geht es soooo gut. Und die Kollegen … die Nolte hört dem Fischer gar nicht richtig zu. Spielt immer noch mit ihrem Handy rum. Die Brendel starrt aus dem Fenster. Und der Pommer guckt auf den Boden und schüttelt den Kopf. Was der nun wieder hat? Egal. Hauptsache, mir geht es gut. Ob wir heute noch Unterricht haben? Wahrscheinlich nicht. Dann gehe ich mit Frl. Krise zu Onkel Ali und geb ihr einen Kaffee aus. Meine Unschuld muss doch gefeiert werden.
Jetzt meldet sich dieser Neue aus Bayern. Sebastian Huber. Was will der denn jetzt? Wahrscheinlich will der fragen, ob wir noch unterrichten müssen.
«Ja, Herr Huber?» Der Fischer guckt ein bisschen genervt. Na, in seiner Haut möchte ich auch nicht stecken. Der muss ja diese ganzen Renovierungsarbeiten organisieren. Und was das alles kosten wird. Aber der Schule wird das auf jeden Fall guttun. Die Kunsträume sahen echt schlimm aus.
«Ich wollte fragen, wie es sein kann, dass sich da oben leicht entzündliche Flüssigkeiten in den Räumen befinden. Gibt es hier an dieser Schule keinen Brandschutzbeauftragten?»
Was will er denn jetzt? Brandschutzbeauftragten … als ob es bei uns jeden Tag brennen würde. Brandschutz, tzzzz.
«Doch, natürlich», sagt der Fischer und blättert in ein paar Papieren, die er in der Hand hält. «Dieses Schuljahr ist das … äh, warten Sie … ist das … Herr Pommer.»
«Was?» Der Pommer schreckt hoch. «Was ist mit mir?»
«Du bist doch unser Brandschutzbeauftragter», sagt Frau Brendel.
«Ja, und?», fragt der Pommer und sackt wieder in sich zusammen. Der Fischer flüstert mit dem Polizisten und guckt dann auf seine Armbanduhr.
«Ich hab da noch eine Frage!», ruft Frl. Krise. «Vielleicht kann mir die der Herr von der Polizei beantworten. Was ist eigentlich mit dem Diebstahl im Lehrerzimmer? Hat man da schon was rausbekommen, und steht der eventuell im Zusammenhang mit dem Brand?»
Der Polizist kratzt sich am Kopf. «Nein, leider gibt es da noch keine neuen Erkenntnisse, aber ein Zusammenhang mit dem Brand ist eher unwahrscheinlich. Wir ermitteln weiter …»
Der Fischer nickt dem Polizisten zu und klopft ungeduldig auf seine Uhr.
«So, liebe Kolleginnen und Kollegen. Wir setzen am Mittwoch den regulären Unterricht fort. Die dritte Etage bleibt natürlich bis auf weiteres gesperrt. Einen neuen Raumverteilungsplan finden Sie dann am Schwarzen Brett im Lehrerzimmer. Gibt es sonst noch Fragen?»
Herr Dr. Büchner meldet sich: «Sie meinen, wir sollen ab übermorgen wieder ganz normal unterrichten? Was ist denn mit den Dämpfen? Bei dem Brand sind doch sicher gesundheitsschädigende Substanzen …»
«Herr Dr. Büchner, ich sagte doch bereits, dass morgen Messungen der Raumluft durchgeführt werden. Lassen Sie uns die doch bitte erst mal abwarten.»
Der Büchner schüttelt den Kopf. Wahrscheinlich dachte der auch, dass der Unterricht jetzt bis zu den Sommerferien ausfällt. Na, mir ist alles recht. Unterricht – kein Unterricht, Hauptsache, ich muss nicht ins Gefängnis.
Die Klassenräume sind in den Tagen, in denen der Unterricht ausfiel, alle gereinigt worden, sogar von einer professionellen Firma, aber an die Schränke und Regale, die überall rumstehen, hat natürlich keiner gedacht. Dabei haben sich dadrinnen die ganzen gesundheitsschädlichen Schwefeldämpfe bestimmt richtig ablagern können.
«Ja, Himmel Herrgott noch mal, dann reinigen Sie die Möbel eben im Unterricht!», hat der Fischer gestern gesagt und seine Hände wie zum Gebet erhoben. «Ich habe verdammt noch mal andere Sorgen, Frl. Krise, als mich auch noch um jedes einzelne Regal in dieser Schule zu kümmern.»
«Der sitzt ja auch in seinem feinen Büro», sagt Susanne auf der Treppe zu mir, «das wird jeden Tag feucht gewischt, musst du dir mal vorstellen!»
Eimer, Schwämmchen, Putzmittel und Lappen – alles haben Susanne und ich uns beim Hausmeister geholt und bringen das nun in meinen Klassenraum. Putzen für A13, warum nicht – davon träumt doch jede Reinigungskraft. Ein Häuflein Schüler wartet schon vor der Tür.
«Nanu», wundert sich Susanne, «wieso seid ihr so wenige? Wo sind denn die anderen?»
«Alle krank», ruft Hava. «Tina hat Kopfschmerzen, und Serkan ist Arzt, weil er hat was an den Augen.»
«Laura hat Husten!»
«Haluk auch!»
«Und Nimet hat mir geschrieben, sie kommt nicht, weil die Schule bald einbricht», sagt Sara und guckt bedenklich. «Stimmt das, Frl. Krise?»
«So ein Quatsch! Hier bricht nichts ein! Wie kommt die denn darauf! Ihr seht doch, dass hier alles in Ordnung ist – also jedenfalls bis auf den obersten Stock. Ich sage euch, unser Klassenraum ist besser in Schuss als vor dem Brand.»
Ich schließe die Tür auf, und tatsächlich, der Boden blitzt wie nie zuvor. Alle Bilder sind abgehängt und liegen auf den Tischen, sie haben also auch die Wände abgewaschen.
«Und wofür sind dann die Putzsachen, wenn hier alles okay ist?» Ahmet natürlich. Der kleine Macho hat Angst vor Schwamm und Bürste.
«Ach, ich dachte, wir reinigen heute mal gründlich die Schränke von innen, das wollte ich schon lange mit euch machen!», sage ich betont harmlos und klatsche motivierend in die Hände.
Unsere Schüler fühlen sich wichtig mit den komischen Einmalhandschuhen, die ich ausgegeben habe, und einige beginnen wirklich zu schrubben und wischen, als bekämen sie es bezahlt. Ahmet sitzt auf der Fensterbank und guckt zu.
«Ich hab Latexallergie!», behauptet er.
«Woher willst du das wissen?», frage ich und grinse. «Wann hast DU denn was mit Latex zu tun?»
Er versteht mich. «Was wollen Sie? Ich hab noch nie Kondome benutzt!», ruft er und läuft rot an.
«Du kannst ja gerne auch ohne Handschuhe mithelfen!», sagt Susanne und reicht ihm ein grünes Microfasertuch.
«Nein, kann er nicht! Dann hat er doch voll das Gift an der Hand!» Nimet zeigt auf mich. «Sie hat uns extra die Handschuhe gegeben, wa, Frl. Krise, weil es hier alles voll verseucht ist!»
Schon schreit Hava los: «Was verseucht? Was Gift? Ist hier noch Gift von den Brand?»
«Beruhige dich, es ist nicht mehr gefährlich!», sage ich, «die haben hier Messungen gemacht, die Luft ist wieder ganz sauber, und Boden und Wände sind gründlich geschrubbt worden!»
Susanne räuspert sich. «Mag sein, Frl. Krise», flüstert sie, «aber ich habe so ein komisches Halskratzen! Schon die ganze Zeit! Du nicht?»
Nimet, die immer hört, was sie nicht hören soll, schreit los: «Und ich hab voll Tränen in mein Auge, und das brennt ganz doll!»
Sie reibt mit beiden Händen über die Augen.
«Nun lass doch mal das Gefummel da», fahre ich sie an, «ist doch kein Wunder, dass du weinen musst, wenn du dir die ganze Schminke da reinrubbelst!»
«Höhö, rubbelst!», flüstert Ahmed.
Die Tür fliegt auf. Frau Yilmaz, die Mutter von Serkan, steht in der Tür.
«Ich komme gerade vom Augenarzt, Frl. Krise. Serkan hat eine schwere Bindehautreizung. Der Arzt meint, das hätte wahrscheinlich was mit dem Brand zu tun, und er hat mich gefragt, ob hier überhaupt die Schadstoffe gemessen wurden!»
Ich nicke. «Ja, natürlich, es gab …»
Aber Frau Yilmaz ist nicht zu stoppen. «Und er hat gesagt, wir Eltern sollten unbedingt die Messergebnisse – falls es welche gibt – einsehen und dann erst entscheiden, ob wir die Kinder wieder in die Schule schicken. Ich melde meinen Sohn hiermit vom Unterricht ab, Frl. Krise, bis ich genau weiß, was los ist! Und ihr …», sie wendet sich an meine Schüler, die sie mit großen Augen anstarren, «ihr geht auch besser gleich nach Hause und informiert eure Eltern.»
Nachdem sich mehrere Eltern beim Schulrat beschwert hatten, ging das mit dem Umzug sehr schnell. Also, was heißt hier Umzug? Wir unterrichten jetzt im Hermann-Hesse-Gymnasium und an der Sonnenblumen-Grundschule. Wir haben neue Stundenpläne bekommen, und manchmal müssen wir auch an einem Tag die Schulgebäude wechseln. Wie das funktionieren soll, ist mir schleierhaft. Ich bin sicher, die Schüler werden jetzt immer zu spät oder überhaupt nicht mehr kommen. Ich höre es schon: «Ich hab den Raum nicht gefunden.» – «Ich kann doch nicht wissen, dass es von der Sonnenblume zum Hesse-Gymnasium zu Fuß sooooo lange dauert.»
Na, mir soll es egal sein. Ich habe gestern schon ein paar Stunden Englisch in dem Gymnasium unterrichtet. Aber da war ich noch nicht im Lehrerzimmer. Das lohnt sich auch nur, wenn man eine Freistunde hat. Dieses Gymnasium ist viel größer als unsere Schule. Da latscht man sich ’nen Wolf, wenn man in zwei verschiedenen Gebäuden Unterricht hat oder in der Pause mal ins Lehrerzimmer will.
«Frau Krause, hallo. Endlich ein bekanntes Gesicht. Wohin geht’s?»
«Hallo, Frau Freitag, ich wollte ins Lehrerzimmer. Ich habe eine Freistunde.»
«Super, ich auch. Ich bin total gespannt, wie diese Gymnasiumslehrer so drauf sind. Ich habe noch gar nicht viele gesehen. Ist doch aufregend, mal in ein fremdes Lehrerzimmer zu kommen.»
«Ach, warst du da noch gar nicht drin? Da wirst du aber staunen. Da sieht es aus wie in einem Möbelhaus. Die haben sogar Teppich. Und eine richtige Küche.»
«Eine Küche?»
«Ja, mit Kaffeeautomaten. Da stellst du nur deine Tasse hin und drückst auf den Knopf. Und die Küche … mit Geschirrspüler und einem Kühlschrank mit Glastür. Wirklich nur vom Feinsten.»
«Ist halt ein Gymnasium.»
«Hast du schon die Schulleiterin kennengelernt?»
«Nee. Haben die hier echt eine SchulleiterIN?»
«Ja. Und was für eine … die sieht aus wie ein Model. Und ihre Klamotten! Nur so teure Markensachen. Aber schick. Irgendwie auch cool. Immer Jackett und Jeans. Die macht richtig was her.»
«Du meinst: mehr als unser Herr Fischer?»
Frau Krause kichert: «Herr Fischer, der sieht gegen die aus wie ein Hausmeister.»
«Wie alt ist die denn?»
«So alt wie du, würde ich sagen. Also die sieht jünger aus, als sie ist. Das sieht man.»
«Hä? Und ich sehe dann älter aus, als ich bin, oder wie?»
«Nein, nein, gar nicht. Aber wenn du sie siehst, dann weißt du schon, was ich meine. Dahinten links, dann den Gang runter. Geh schon mal vor, ich muss noch mal aufs Klo. Bis gleich.»
Ich sehe also nicht jünger aus, als ich bin. Nein, ich sehe älter aus als die gleichaltrige tolle Schulleiterin, die älter ist, als sie aussieht. Vielen Dank auch, Frau Krause. So, wie war das jetzt noch mal, den Gang runter und dann rechts?
«Hallo, Frau Freitag. Willkommen in der Lehrerlounge des Hesse-Gymnasiums.»
Der Büchner sitzt auf einer Couch vor dem Fenster und winkt mir zu. «Kaffee gefällig?»
«Ja, klar. Danke, Olaf.» Er springt auf und verschwindet im Nachbarraum. Haben die hier zwei Lehrerzimmer? Krass. Und Frau Krause hat recht. Was die hier für tolle Möbel haben. Schade, dass unser Lehrerzimmer nicht ausgebrannt ist, sonst könnten wir uns vielleicht auch …
«Milch und Zucker?»
«Nee, schwarz. Danke.»
«Jetzt guck dir mal diese grandiose Küche an.» Der Büchner steht mit zwei Kaffeetassen vor einer sehr schicken beigen Einbauküche. Er sieht aus wie in einem Werbespot. «Die ist hochwertiger als meine zu Hause. Und die war schon nicht billig.»
«Wo hat denn dieses Gymnasium so viel Kohle …» Ich beende meine Frage nicht, weil die Tür zum Nachbarraum aufgeht und ein gut aussehende Frau in einem schwarzen Jackett hereinkommt. «Herr Dr. Büchner. Hallo! Und Sie sind …»
«Frau Freitag, angenehm!»