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Es ist Liebe auf den ersten Blick, doch das würde sie ihm gegenüber nie zugeben… Durch ihre Vergangenheit fällt es Trish schwer, Nähe zuzulassen und anderen Menschen zu vertrauen. Ihre Gefühle versteckt sie hinter einer kühlen, frechen Fassade. Doch seit der ersten Begegnung mit Josh, ist es um Trish geschehen. Sie kann sich seiner Anziehungskraft nicht länger entziehen und ihr sonst so sorgsam zugelegter „Schutzpanzer“ beginnt allmählich zu bröckeln. Joshs Herz hingegen schlägt seit langem für eine andere Frau, die jedoch unerreichbar für ihn ist: Denn er liebt Kate, die Verlobte seines Bruders-und Trishs beste Freundin! Doch dann geschieht etwas, mit dem Trish nie gerechnet hätte. Sie und Josh kommen sich, nach Kates Verlobungsparty, zum ersten Mal näher und verbringen eine leidenschaftliche Nacht zusammen. Eine Nacht, die für beide nicht ohne Folgen bleibt..! *** Dieses Buch ist der Folgeroman des Bestsellers „I´m dreaming of you“. Beide Teile sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. *** Enthält erotische Liebesszenen.
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CLAIRE O´DONOGHUE
I´M FIGHTING
Erotischer Liebesroman
Oktober 2015
Copyright © by Claire O´Donoghue
All rights reserved.
ISBN: 978-3-7393-2131-8
I´M FIGHTING
Alle Rechte vorbehalten!
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlungen dieser Geschichte sind frei erfunden, jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und unbeabsichtigt.
© by Claire O´Donoghue
E-Mail: [email protected]
Cover-Picture by Alexis Art Book Covers
www.alexisartbookcovers.com
Cover-Design: Claire O´Donoghue
Kapitelübersicht
I´M FIGHTING
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Epilog
Leseprobe: I´M THINKING of you
Danksagungen
Weitere Romane der Reihe
Über die Autorin
Impressum
»Mum … Dad?«, schrie ich voller Panik und versuchte mich unter Schmerzen aufzurichten, was mir jedoch nicht gelang.
Ich zitterte am ganzen Körper und blickte mich suchend um. Ich wollte doch nur zu meiner Mum. Gerade noch hatten wir lautstark Countrysongs im Radio mitgesungen und nun lag ich hilflos und ganz alleine auf dem feuchten Asphalt.
Nässe kroch durch meine Kleider empor und mir wurde auf einmal furchtbar kalt. Überall um mich herum glitzerten tausende kleine Glassplitter.
Was war passiert?
Au!
Mein Kopf tat so weh. Mit meiner rechten Hand tastete ich instinktiv nach der schmerzenden Stelle und zuckte unwillkürlich zusammen. Angewidert starrte ich auf die rote, zähe Masse, die an meinen Fingern klebte.
»Mummy«, kreischte ich dieses Mal hysterisch, denn bei dem bloßen Gedanken an Blut hob sich bereits mein Magen.
Langsam drehte ich den Kopf und nahm aus dem Augenwinkel einen kleinen, blauen Stofffetzen wahr.
Stacy!
Ein Stück weit entfernt lag meine kleine Schwester, regungslos auf dem Rücken, den Kopf zu meiner Seite gewandt. Mit ihrem hellblauen Kleidchen und ihren blonden, geflochtenen Zöpfchen, sah sie wie eine kleine Porzellanpuppe aus, die man achtlos in den Dreck geworfen hatte.
Sie wirkte furchtbar blass, während ihre Augenlider hektisch zu flattern begannen.
»Stacy«, rief ich mit bebender Stimme, »kannst du mich hören?«
Nichts. Keine Reaktion.
Zitternd stützte ich mich mit letzter Kraft auf meinen Unterarmen ab und schleppte mich kriechend über den Boden. Glasscherben bohrten sich tief in meine Haut, zerschnitten mir Arme und Beine. Schmerzvoll verzog ich das Gesicht.
Ich musste jetzt tapfer sein, Stacy brauchte mich.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich endlich bei ihr an und ließ mich vollkommen erschöpft, neben ihr, auf die Erde sinken. Dicht rückte ich näher an sie heran, bis wir uns gegenüber lagen. Ihr Atem kam flach und stoßweise, ihre Lippen färbten sich blau.
Ich hörte Sirenen. Überall Sirenengeheul.
Menschen irrten hilflos und verzweifelt umher. Auf einmal verdrehte Stacy ihre großen türkisfarbenen Augen, die meinen so ähnlich waren. Entsetzt griff ich nach ihrer zierlichen Hand und erschrak, kühl und schlaff hielt ich sie in meiner.
»Stacy!«, flüsterte ich erstickt.
»Neeiin … !«
Schweißgebadet schreckte ich, von dem Alptraum geweckt, in meinem Bett hoch und erschauderte am ganzen Körper. Schon so oft war ich an diesem dunklen Ort gewesen, aber heute war es anders, viel intensiver als sonst.
Ganz ruhig. Es war nur ein Traum. Die Vergangenheit war vergangen und kehrte nicht wieder zurück. Alles würde gut werden, ganz bestimmt.
Ich schüttelte den Kopf, um die bösen Erinnerungen zu vertreiben und allmählich begannen die Bilder vor meinen Augen zu verblassen.
Völlig entkräftet ließ ich mich zurück auf das Laken sinken und legte beide Hände schützend auf meinen gewölbten Bauch, während ich mich darauf konzentrierte, wieder langsam und gleichmäßig zu atmen.
»Ja … alles wird gut werden«, flüsterte ich leise vor mich hin, um mich selbst zu beruhigen.
Bald wäre ich nicht mehr alleine, schon bald würde ich meine eigene kleine Familie haben.
Happy Birthday, Trish!
Vor mir, auf dem Tisch, stand ein einsamer Cupcake mit Schoko-Topping. Feierlich nahm ich ein Streichholz aus der halbleeren Schachtel und zündete die einzelne, weiße Kerze an, die in dem kleinen Kuchen steckte.
Ein Ritual.
Wie in jedem Jahr hatte ich mir diese kleine Köstlichkeit nach dem Rezept meiner Granny gebacken und feierte ganz für mich alleine meinen zwanzigsten Geburtstag.
Wen hätte ich auch einladen sollen?
Mein Blick glitt hinüber zu dem alten Sekretär, auf dem sich allerhand Briefe und Rechnungen stapelten. Ganz obenauf lag der schneeweiße Umschlag, der erst gestern mit der Post eingegangen war. Mit einem mulmigen Gefühl hatte ich das Schreiben der Anwaltskanzlei geöffnet und dabei schreckliche Angst gehabt, es könnte eine Anzeige meines pedantischen Vermieters sein. Als ob es sonst noch jemand anderen in dieser Bruchbude interessieren würde, dass ich verwahrlosten Tieren vorübergehend ein neues Zuhause gab.
Doch Darek verstand da wirklich keinen Spaß. Er verabscheute Tiere, aber vor allem hasste er Hunde, wahrscheinlich, weil er selbst wie eine dieser übergewichtigen Bulldoggen aussah.
All mein Flehen und Betteln hatte nichts gebracht, ich konnte ihn nicht erweichen, und so musste ich mich, wohl oder übel, von dem kleinen, zerzausten Streuner trennen, den ich erst ein paar Tage zuvor gerettet hatte und der mir bereits, nach kürzester Zeit, ans Herz gewachsen war.
So ein Blödmann!
Doch der Brief enthielt noch schlimmere Nachrichten, als sie von Darek hätten je sein können. Kurz und knapp teilte man mir mit, dass Granny, meine einzige noch lebende Verwandte, vor fast einem Monat verstorben sei.
Niedergeschlagen erinnerte ich mich an meine Eltern und meine zwei Jahre jüngere Schwester Stacy zurück, die ich bereits vor etlichen Jahren, auf so tragische Weise, bei einem Autounfall verloren hatte.
Nur ich allein war knapp mit dem Leben davon gekommen, doch mehr als einmal hatte ich mir gewünscht, es wäre anders gewesen.
Leider war meine Grandma damals bereits zu alt und senil gewesen, sodass sie das Sorgerecht vom Jugendamt nicht zugesprochen bekam. Daher war ich seit meinem sechsten Lebensjahr in unterschiedlichen Pflegefamilien aufgewachsen, in denen es mir vor allem an Liebe und Geborgenheit gemangelt hatte.
Inzwischen schlug ich mich, so gut es eben ging, alleine durch. Das wenige Geld, das ich durch meinen Job als Kellnerin verdiente, reichte gerade dazu aus, um mir dieses bescheidene Ein-Zimmer-Appartement leisten zu können.
Meine Granny hatte ich, in den letzten 14 Jahren, jedoch nur selten gesehen. Nichtsdestotrotz traf mich die Nachricht ihres Todes, gerade an meinem Geburtstag, besonders hart. Die Gewissheit, nun wirklich vollkommen alleine auf dieser Welt zu sein, bereitete mir furchtbare Angst.
Nachdenklich betrachtete ich die vor mir zur Hälfte abgebrannte Kerze.
Ich sollte mir etwas wünschen….
Mit geschlossenen Augen atmete ich tief ein und hielt inne, um im nächsten Moment entschlossen die Kerze auszupusten. Kurz flackerte sie noch einmal auf, ehe sie erlosch und eine kleine Rauchsäule in Richtung Decke empor tänzelte.
Ich wünschte mir…?!
Ja. Ich wünschte mir eine eigene, kleine Familie, mit Kindern und einem Mann, der mir den Halt und die Sicherheit geben konnte, die ich so sehr in meinem Leben vermisste. Aber vor allem wünschte ich mir, dass dieser Mann mich von ganzem Herzen liebte.
Doch wie um alles in der Welt sollte ich diesen nur finden?
Es gelang mir noch nicht einmal, Freundschaften zu schließen, geschweige denn auf Dauer aufrecht zu halten. Durch meine große Angst vor Nähe stand ich mir ständig selber im Weg. Bei Berührungen, die ich nicht selbst steuern oder kontrollieren konnte, fühlte ich mich augenblicklich bedroht und in die Enge getrieben.
Sofort überkam mich der Impuls zu fliehen. Die Ursache hierfür lag wohl in meiner verkorksten Kindheit. In den Pflegefamilien war ich nur eine von vielen.
Dort ging es oftmals nur ums Geld. Liebe und Geborgenheit war ein Fremdwort für mich. Nie hatte ich wirklich die Gelegenheit bekommen, Vertrauen zu lernen, oder das Gefühl gehabt, mich auf jemanden verlassen zu können. Über die Jahre hinweg hatte ich mir aus Selbstschutz einen eisernen Panzer zugelegt und niemanden näher an mich herangelassen.
Ich mochte weder mich selbst, noch mochte ich andere. Wie konnte ich da nur glauben, dass es irgendwo da draußen einen Mann geben würde, der mich wirklich lieben und der hinter meine eiskalte, distanzierte Fassade blicken könnte?
Glauben konnte ich es nicht, aber wünschen…wünschen konnte ich es mir.
Wieder fiel mein Blick auf den Brief. Meine Granny hatte mir ihr kleines, altes Appartement, in einer mehrere hundert Meilen entfernten Stadt, vererbt. Gedankenverloren spielte ich mit der rosafarbenen Serviette und riss nervös kleine Schnipsel davon ab, während ich, nach und nach, winzige Papierkügelchen daraus formte.
Sollte ich wirklich diesen Schritt wagen? Sollte ich einfach alle Zelte abbrechen und die einzige Heimat, die ich je kannte, verlassen?
Hier war mein Zuhause, hier war meine Familie. Jeden Tag ging ich zum Friedhof und legte Blumen auf ihr Grab. Oft saß ich stundenlang nur da und erzählte stumm, wie ich mich fühlte und was mich bewegte.
So auch heute an meinem Geburtstag. Nachdem ich den Brief des Anwalts erneut gelesen hatte, ging ich an diesen stillen und friedlichen Ort, um in Ruhe darüber nachzudenken, wie es jetzt weitergehen sollte. Auf den Kieswegen war kaum jemand zu sehen und die Blätter der hohen Bäume wiegten sich sachte im Wind. Der Friedhof wirkte fast so, als wäre er aus der Zeit herausgefallen. Ein Platz, an dem das moderne, geschäftige Leben der Stadt ringsum keinerlei Bedeutung mehr hatte. Vor dem Grabstein meiner Liebsten blieb ich stehen.
»Mum … Dad … ich wünschte, ihr wärt hier bei mir«, flüsterte ich erstickt, gerade so laut, dass nur ich es hören konnte.
»Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll.«
Verstohlen wischte ich mir eine Träne aus dem Gesicht und atmete tief durch.
»Ich … habe schreckliche Angst. Angst, vielleicht die falsche Entscheidung zu treffen.«
Ich wusste nicht, ob ich so weit weg, ohne sie, einfach ein neues Leben beginnen konnte. Allein der Gedanke daran bescherte mir ein flaues Gefühl in der Magengegend. Doch die Familie, die mich liebte, gab es nicht mehr.
Ich hielt kurz inne und auf einmal begriff ich, dass es überhaupt nicht wichtig war, ob ich jeden Tag zum Friedhof kam oder mich etliche Meilen entfernt, in einer anderen Stadt, aufhielt. Egal, wo ich auch sein mochte, meine Familie wäre bei mir, denn die Erinnerungen an sie würde ich für immer tief in meinem Herzen bei mir tragen, die konnte mir keiner mehr nehmen.
Auf einmal überkam mich eine tiefe innere Ruhe und ich wusste, was zu tun war. Ich würde die Chance auf ein neues, besseres Leben nutzen. Es war an der Zeit, endlich für meine Träume und Wünsche zu kämpfen.
Froh darüber eine Entscheidung getroffen zu haben, ging ich wieder zurück zur Wohnung. Mit jedem Schritt, den ich auf dem Weg dorthin tat, fühlte ich frischen Lebensmut in mir aufsteigen. Sobald ich im Appartement angekommen war, setzte ich mich voller Vorfreude an den Küchentisch, auf dem mein kleines Geburtstagsgeschenk auf mich wartete. Zufrieden lehnte ich mich im Stuhl zurück und griff nach meinem Cupcake, der immer noch unberührt auf dem Tisch stand. Ich nahm ihn und biss feierlich ein kleines Stück davon ab, und sogleich explodierte der köstliche Geschmack, der so viele schöne Erinnerungen in mir weckte, auf meiner Zunge.
Mhm … lecker!
Voller Genuss schloss ich die Augen und leckte mir das cremige Topping von den Lippen.
Nun wäre ich bereit, mein neues Leben zu beginnen …
… zwei Jahre später …
Heute wollte ich eigentlich arbeiten, kreativ sein und wieder etwas Außergewöhnliches erschaffen, doch stattdessen starrte ich unentwegt dem noch immer leeren Zeichenbrett entgegen.
Max … »ahrg« … seinetwegen war ich nach wie vor fuchsteufelswild.
Wie um alles in der Welt sollte ich mich jetzt noch auf die Arbeit konzentrieren?
Eigentlich müsste der Entwurf für die Ausschreibung des neuen Einkaufszentrums schon längst fertig sein, aber bis jetzt hatte ich es noch nicht einmal geschafft, einen geraden Strich zu ziehen.
Wütend verpasste ich dem Zeichentisch einen festen Tritt, sodass er nach hinten schlug und mit einem lauten Knall gegen die Wand krachte.
Denk nach, Josh! Denk nach!
Voller Verzweiflung raufte ich mir die Haare und fluchte leise vor mich hin, als ich wie ein eingesperrter Tiger im Raum auf und ab lief, aber es wollte mir einfach nicht gelingen, für dieses beschissene Problem eine Lösung zu finden.
Vor etwa einer Stunde war noch alles gut, da war meine Welt noch in Ordnung gewesen. Mein Bruder Max und ich wollten seit langem, wieder einmal gemeinsam, in aller Ruhe einen Männerabend verbringen. Doch was als entspannter Fernsehabend begann, entpuppte sich innerhalb kürzester Zeit als mein persönlicher Alptraum.
Ich griff gerade genüsslich in die Chipstüte, als Max plötzlich rum zu stammeln begann.
»Also … Josh. Ich muss dir etwas Wichtiges erzählen«, räusperte er sich und rieb sich mit der Hand nervös über den Nacken.
»Es geht um Kate … also … ich … sie …«
»Mein Gott Max, hör doch endlich auf hier so rum zu stottern und sag mir, was los ist«, forderte ich ihn auf. So langsam bereitete mir sein eigenartiges Verhalten wirklich Sorgen.
Gespannt, auf das, was kommen mochte, legte ich die Chipstüte wieder zur Seite und sah zu ihm rüber.
»Okay, ich sag es dir ja, aber das ist nicht so einfach … «
Nicht so einfach? Weswegen denn?
Meine Gedanken fuhren gerade Achterbahn.
»Ich weiß nicht genau, wie ich dir das jetzt sagen soll, da ich deine wahren Gefühle für Kate kenne. Ich liebe sie und möchte mit ihr den nächsten Schritt wagen. An ihrem Geburtstag werde ich Kate fragen, ob sie mich heiraten möchte …«
Moment! Was hatte er gerade gesagt?
Mein Herz zog sich krampfhaft zusammen. Ich wollte und konnte nicht glauben, was ich soeben gehört hatte.
Aufgebracht sprang ich von der Couch.
»Du willst was? Du willst sie heiraten? Ist das dein Ernst?«, brüllte ich ungehalten, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich mit dieser Neuigkeit umgehen sollte.
»Ja, Alter. Wieso denn nicht?«, fragte er mich völlig unbeeindruckt von meinem kleinen Ausbruch.
»Jede freie Sekunde möchte ich mit Kate verbringen, möchte sie den ganzen Tag um mich haben«, fuhr er fort, »ich würde alles, aber auch wirklich alles für sie tun, denn ich liebe diese Frau, ich liebe sie mehr als mein eigenes, verdammtes Leben.«
Schlimm genug, dass die beiden demnächst zusammenziehen wollten, aber musste er sie denn gleich heiraten?
Resigniert ließ ich den Kopf hängen und atmete ein paar Mal tief durch. Er liebte sie! Ja, das tat er wirklich. Ich hatte eigentlich keinerlei Recht, mich weiter diesem Glück in den Weg zu stellen. Bereits vor einiger Zeit hatte sich Kate für Max entschieden und ich hatte nie wirklich eine reelle Chance bei ihr gehabt. Ihr Herz schlug von Anfang an nur für ihn und das hatte sich bis heute auch nicht geändert.
»Glaubst du, dass du damit klar kommst?«, unterbrach Max meine Gedanken.
»Nein«, schrie alles in mir.
Wie sollte ich auch damit klar kommen, dass die Frau, die ich über alles liebte, bald meine Schwägerin sein sollte?
»Und wenn ich jetzt Nein sagen würde?!«, entgegnete ich Max vollkommen ernst.
»Was würdest du dann tun? Würdest du meinetwegen auf Kate verzichten?«
»Nein, das würde ich nicht!«, sagte er leise, aber dafür nicht weniger bestimmt.
Shit!
»Josh, du bist mein Bruder, wenn ich müsste, würde ich für dich durchs Feuer gehen. Das Einzige, was mir im Leben noch mehr bedeutet, ist Kate, und das weißt du auch. Deshalb sage ich es dir jetzt nur noch ein Mal … ich kann und werde Kate nicht für dich aufgeben.«
Kurz herrschte eine bedrückende Stille zwischen uns. Aufgewühlt rieb ich mir mit beiden Händen durchs Gesicht und atmete noch einmal tief durch, bevor ich mich zu erklären begann.
»Kannst du dir vorstellen, wie das für mich ist, euch fast jeden Tag zusammen sehen zu müssen, Max?«, knurrte ich.
»Kannst du dir nur annähernd vorstellen, wie sich das für mich anfühlt, wenn du sie küsst?«
»Ich kann es mir denken!«, erwiderte Max sanft und sah dabei betreten zu Boden.
Dieses Gespräch zwischen uns war schon lange überfällig gewesen. Seit nunmehr zwei Jahren fraß ich den Frust in mich hinein. Damals wie heute fühlte ich mich von ihm betrogen, hatte er mich doch eiskalt angelogen und sich Kate hinter meinem Rücken einfach geschnappt. Das konnte ich ihm nicht verzeihen.
Doch so durfte es nicht weitergehen. Entweder würde ich versuchen mit der Geschichte endgültig abzuschließen oder ich müsste den beiden für immer aus dem Weg gehen.
Letzteres wäre keine Option für mich, denn dafür mochte ich Kate und meinen großen Bruder viel zu sehr. Was blieb mir also anderes übrig, ich musste ihnen, wohl oder übel, meinen Segen geben, auch wenn ich es eigentlich aus tiefstem Herzen heraus nicht konnte.
Nach einer Weile hatte mich Max mit meinen Gedanken alleine gelassen und mir Zeit gegeben, die Nachricht erst einmal zu verdauen.
Mein Blick schweifte erneut zu meinem Zeichentisch. Die Arbeitsutensilien lagen wild im Zimmer zerstreut. Hier sah es genauso chaotisch und durcheinander aus wie in meinem Kopf. Die Erkenntnis war bitter, aber für dieses Problem mit Max und Kate würde es nie eine akzeptable Lösung für mich geben.
»Jetzt zieh doch nicht die ganze Zeit so ein Gesicht«, sagte Kate, während ich total deprimiert auf ihrem Bett saß und ihr beim Packen zusah. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie Kate vor zwei Jahren bei mir eingezogen war und nun verstaute sie ihre wenigen Habseligkeiten in Umzugskisten, um mit ihrem Max zusammenzuziehen.
Ich ließ sie nur ungern gehen, freute mich aber dennoch für sie, dass sie endlich ihr Glück gefunden hatte. Bis dahin war es ein harter und steiniger Weg. Auch Kates Kindheit war nicht leicht gewesen. Schon früh wurde sie von ihrem gewalttätigen Stiefvater misshandelt und gequält. Bei einem seiner Übergriffe hatte er sie so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden musste. Dort war sie dann auch zum ersten Mal Max begegnet, der als junger Assistenzarzt in der Notaufnahme arbeitete. Erst Jahre später, als Kate bereits erwachsen war, hatten sich ihre Wege erneut gekreuzt und sie erkannte in ihm den Mann, den sie seit damals nicht mehr vergessen konnte.
Max hingegen hatte in ihr anfangs nur eine wunderschöne Frau gesehen, die er unbedingt einmal flachlegen wollte, aber auch er hatte irgendwann erkannt, dass Kate mehr für ihn war.
Seit nunmehr zwei Jahren waren sie ein glückliches Paar und es war nur logisch, den nächsten Schritt zu wagen und gemeinsam ihr neues Leben zu beginnen.
Ich seufzte laut. Wenn ich ehrlich sein sollte, vermisste ich sie jetzt schon.
»Ach Trish«, tätschelte Kate aufmunternd mein Bein.
Vor ein paar Jahren wäre diese Berührung für mich noch undenkbar gewesen, aber durch Kate hatte ich gelernt, den Menschen in meiner Umgebung ein wenig mehr Vertrauen zu schenken und Nähe zuzulassen.
»Sieh mal, ich bin doch nicht aus der Welt und wenn etwas ist, dann bin ich gleich bei dir. Außerdem wird es dir mit meinem durchgeknallten Bruder bestimmt nicht langweilig werden«, lachte sie.
»Pfft«, machte ich und musste an das Kinderfoto von Colin denken, das sie mir erst kürzlich gezeigt hatte. Darauf war ein pummeliger, rothaariger Junge zu sehen gewesen, was an dem jetzt bitteschön durchgeknallt sein sollte, konnte ich beim besten Willen nicht verstehen.
Mit inzwischen fast neunzehn Jahren wollte er unbedingt weg von seiner Tante, raus aus der Kleinstadt, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Aus diesem Grund hatte mich Kate gebeten ihn für eine Weile in ihrem alten Zimmer wohnen zu lassen und ein Auge auf ihn zu haben.
»Eigentlich habe ich überhaupt keinen Bock, den Babysitter für deinen kleinen Bruder zu spielen«, jammerte ich und stieß noch einmal einen abgrundtiefen Seufzer aus.
»Ich weiß …«, meinte Kate. Nach einer Minute des Schweigens sah sie mich eindringlich an.
»Hierfür werde ich dir auch ewig dankbar sein und weil du das für mich tust, schulde ich dir auch einen großen Gefallen …ich weiß auch schon ganz genau was.«
Neugierig zog ich die Augenbrauen in die Höhe.
»Einen Gefallen?!«, wiederholte ich.
Kate nickte eifrig. Nun hatte sie meine volle Aufmerksamkeit.
»An was genau, hattest du denn dabei gedacht?«, hakte ich skeptisch nach.
Kates schelmisches Grinsen hätte mir schon eigentlich Warnung genug sein sollen.
»Ich werde dir ein Date mit Josh besorgen«, meinte sie triumphierend, als hätte sie gerade die beste Idee aller Zeiten gehabt.
Was?
»Spinnst du?!«, rief ich und sprang mit einem Satz aus dem Bett.
»Warum denn nicht? Ich bin es allmählich wirklich leid dir zuzusehen, wie du ihn aus der Ferne anhimmelst und er es einfach nicht kapiert.«
Über diesen erbärmlichen Erklärungsversuch konnte ich bloß den Kopf schütteln.
»Kate, du kannst ihn nicht dazu zwingen mich zu mögen und außerdem weißt du ganz genau, dass sein Herz schon seit langer Zeit für eine andere schlägt, nämlich für dich … und daran wird sich sobald auch nichts ändern.«
Kate verzog voller Unbehagen ihr sonst so hübsches Gesicht.
»Vielleicht hast du Recht!«, meinte sie leise und ließ sich rückwärts aufs Bett plumpsen. Ich tat es ihr gleich.
»Natürlich habe ich Recht!«, seufzte ich laut.
Kate fasste meine Hand und drückte sie, so, als ob sie mich aufmuntern müsste. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und erinnerte mich an meine erste Begegnung mit Josh.
Es war vor etwa zwei Jahren, als er zum ersten Mal „Joe´s Diner“ betrat, in dem Kate und ich als Kellnerinnen arbeiteten. Sein Anblick verschlug mir regelrecht die Sprache. Mit offenem Mund starrte ich ihn an, während mein Herz wie wild gegen meine Brust hämmerte.
Dieser Mann sah zum Anbeißen aus. Seine blonden, zerzausten Haare standen wirr von seinem Kopf und seine Augen leuchteten in einem so intensiven Eisblau, dass es mir kaum gelang den Blick von ihm abzuwenden.
Mit seinen breiten Schultern und seinen schmalen Hüften, erinnerte er mich ein wenig an diese Naturburschen, die man in der Werbung bewundern konnte. Alles in allem stand mein absoluter Traummann vor mir und für mich war es damals Liebe auf den ersten Blick gewesen.
Nur zu schade, dass Josh lediglich Augen für meine beste Freundin Kate hatte und so nahm das Drama seinen Lauf. Täglich ging er bei uns ein und aus, nur um Kate zu treffen. Mich hingegen ignorierte er völlig oder, wenn ich wirklich nicht zu übersehen war, machte es ihm riesigen Spaß, mich zu ärgern oder vor anderen Leuten aufzuziehen.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit der undankbaren Rolle der nervigen Freundin zufriedenzugeben und, wenn er mir zu dumm kam, ihm so gut es eben ging, die Stirn zu bieten. Inzwischen hasste ich es, dass er mich in diese Rolle gedrängt hatte und sich nicht einmal Mühe gab, mich besser kennenzulernen.
Stattdessen schmachtete er, nach all den Jahren, immer noch Kate an, obwohl sie inzwischen mit seinem Bruder überglücklich war und jetzt auch bald mit ihm zusammen leben würde.
»Die Idee war wohl doch nicht so gut!«, riss mich Kate aus meinen Erinnerungen.
»Du solltest dir einfach einen anderen Mann suchen, der auch erkennt, was für ein liebenswerter Mensch du bist. Wenn du mich fragst, hat dich Josh eigentlich nicht verdient …«, schnaubte sie.
Ich drehte den Kopf zu ihr rüber und lächelte sie dankbar an.
»Ich habe dich lieb und werde dich furchtbar vermissen, wenn du nicht mehr hier bei mir bist«, wisperte ich.
»Ich weiß! Ich dich auch, Süße … ich dich auch!«
Ein paar Stunden später hatten wir all ihre Sachen ordentlich in den Kartons verstaut, und ich war froh, dass sich Kate gleich darauf noch mit Max treffen wollte. Mit Veränderungen tat ich mir schon immer schwer. Ich brauchte jetzt dringend ein paar Minuten Zeit für mich alleine, um mich zu entspannen und in Ruhe über alles nachdenken zu können, und das konnte ich am besten mit einem heißen Bad.
Also gab ich etwas Badezusatz in die Wanne, drehte den Hahn auf und ließ mich kurz darauf mit einem zufriedenen Seufzer in das warme Wasser gleiten. So hätte ich den ganzen Tag liegen bleiben können, doch nach einer gefühlten Ewigkeit fing meine Haut allmählich zu schrumpeln an. Also rasierte ich mir schnell meine Beine, und was sich sonst noch so an störenden Haaren an meinem Körper befand. Gerade, als ich mich aufrichtete und aus der Wanne steigen wollte, rief jemand im Flur meinen Namen.
»Trish?«
Josh. So ein Mist! Was machte der denn hier?
In letzter Sekunde ließ ich mich zurück ins Wasser sinken, ehe mit Schwung die Badezimmertür aufgerissen wurde. Gott sei Dank, hatte ich die Angewohnheit immer reichlich Badeschaum zu benutzen, somit war ich zumindest für kurze Zeit vor seinen Blicken sicher.
»Upps …«, stieß er vor Überraschung hervor, nur um mich gleich darauf durchtrieben anzugrinsen. Im ersten Moment starrte ich ihn völlig perplex an, doch sobald ich mich von dem ersten Schock erholt hatte, wurde ich furchtbar wütend.
»Was machst du hier und vor allem, wie zur Hölle kommst du in meine Wohnung?«, keifte ich.
Joshs Mundwinkel hoben sich, als er wie gebannt auf den Schaum starrte, der sich allmählich in Luft aufzulösen schien.
»Ich wollte mit dir über etwas Wichtiges reden und da hat mir Max seine Schlüssel für die Wohnung gegeben.«
Na warte, wenn ich Max das nächste Mal in die Finger bekam, konnte er was erleben!
»Und da hast du nichts Besseres zu tun, als hier unangemeldet hereinzuplatzen und mich nackt im Badezimmer anzugaffen?«, regte ich mich auf und schlug dabei vor Wut mit der flachen Hand aufs Wasser, dass es nur so spritzte und wild hin und her zu schwappen begann.
Zwischenzeitlich hatte ich mich so in Rage geredet, dass mir erst jetzt auffiel, das Josh nur noch meine Brüste fixierte.
Oh shit. Hatte er sie etwa gesehen?
Schamröte schoss mir ins Gesicht, ehe ich laut aufschrie und hektisch meine Hände vor meinen nackten Busen presste.
»Verschwinde sofort aus meinem Bad!«
Kurz ließ er noch einmal begehrlich seinen Blick über meinen Körper schweifen, dann drehte er sich langsam um und ging.
Ach du Scheiße!
Der kleine Giftzwerg hatte tatsächlich die süßesten Titten, die ich je gesehen hatte. Wäre Trish nicht immer so frech und kratzbürstig, könnte ich mir durchaus vorstellen, sie das ein oder andere Mal zu vernaschen.
Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, da flog auch schon hinter mir die Tür auf und der kleine Wirbelwind stürmte mit nichts, als einem Handtuch bekleidet durch den Flur, an mir vorbei, in Richtung Schlafzimmer, nur, um eine Minute später, in Trägertop und Shorts, wieder zu mir zurück ins Wohnzimmer zu eilen.
Oh wow!
»Also?« Provokativ zog sie eine Augenbraue in die Höhe und stemmte beide Hände in die Hüften.
»Kannst du mir jetzt vielleicht sagen, weshalb du einfach so hier hereingeschneit bist?«, schnaubte sie und sah dabei wirklich bezaubernd aus. Noch einmal wanderte mein Blick über die beeindruckenden Rundungen ihres kleinen, zierlichen Körpers.
Die Tatsache, dass sie nun angezogen war, änderte nichts. Egal, was sie sich eben in der Eile übergeworfen hatte, ich sah immer noch ihre nackten, perfekten Brüste vor mir.
Mist!
Augenblicklich wurde meine Hose zu eng. Warum nur reagierte ich in letzter Zeit immer so stark auf dieses kleine Biest?!
»Ja was jetzt? Hat es dir etwa die Sprache verschlagen, oder hast du vor, die ganze Zeit nur dumm rumzustehen und mich anzuglotzen?«, fauchte sie.
Ertappt senkte ich den Kopf und ließ mich auf die Couch fallen.
»Beruhige dich erst Mal und setz dich hin. Dein Gekeife ist ja kaum auszuhalten.«
Sie bedachte mich mit einem bösen Blick, setzte sich dann aber, ohne weiter zu murren, in den Sessel gegenüber.
Verdammt, waren ihre Beine immer schon so sexy gewesen?
Mir wurde auf einmal furchtbar heiß und ehe ich es verhindern konnte, stellte ich mir vor, wie ich meine Hände an der Innenseite ihrer Schenkel hinaufgleiten ließ und …
Stopp!
Sofort schoss mir erneut das Blut in die Lenden. Unruhig rutschte ich auf dem Sofa hin und her und bemühte mich, meinen Blick von diesen Wahnsinnsbeinen loszureißen.
Was war nur los mit mir?
Mein Herz gehörte schließlich Kate und das würde sich auch so schnell nicht ändern. Es ärgerte mich, dass mein Körper gerade auf Trish so stark reagierte. Eigentlich war sie überhaupt nicht mein Typ.
Nicht, dass sie nicht schön gewesen wäre, denn das war sie, das stand völlig außer Frage, aber mit gerade mal 1,53 Meter wirkte sie neben einem Zweimeter-Mann wie mir nahezu winzig. Ihre langen blonden Korkenzieherlocken und die strahlenden, türkisfarbenen Augen sahen an ihr wirklich niedlich aus.
Und ihre zierliche Figur, mit diesen Megabrüsten ließe so manche Männerfantasie auf Hochtouren laufen, trotzdem stand ich eher auf richtige Frauen, nicht auf solch kleine naive Mädchen.
Eigentlich wusste ich nicht sonderlich viel über Trish. Ich hatte mir nie wirklich die Mühe gemacht, sie richtig kennenzulernen und selber erzählte sie kaum etwas über sich.
Ich fand aber, sie sollte zuerst einmal erwachsen werden und lernen, was es heißt sich im Leben zu behaupten. Diesen jungen Dingern fehlte doch jegliche Lebenserfahrung, mit meinen zweiunddreißig Jahren konnte ich nicht sonderlich viel mit ihnen anfangen.
Ein normales Gespräch wie unter Erwachsenen war in der Regel mit diesen Mädchen nicht möglich. Kate hingegen hatte schon so viel in ihrem jungen Leben durchgemacht, dass sie wesentlich reifer und erfahrener wirkte. Da könnte sich Trish ruhig mal eine Scheibe davon abschneiden.
Also riss ich meinen Blick wieder von ihren Beinen und versuchte, mich ab jetzt nur noch auf das Wesentliche zu konzentrieren.
»Nun … ich bin hier, weil Max mich darum gebeten hat.«
Ihre Augen verengten sich und schauten mich voller Misstrauen an.
»Du, beziehungsweise wir sollen ihm einen Gefallen tun. Es geht um Kates Geburtstag. Er plant eine Überraschungsparty für sie und wir beide sollen die Lockvögel spielen.« Kurz hielt ich inne und räusperte mich, denn die nächsten Worte kamen nur schwer über meine Lippen.
»Diese Feier … soll auch, wenn alles nach Plan läuft, gleichzeitig ihre Verlobungsparty werden …«
Trishs Augen wurden kugelrund.
»Er will sie fragen, ob sie ihn heiraten möchte«, fügte ich leise hinzu, während ich hoffte, den Schmerz in meiner Stimme vor ihr verbergen zu können. Trish blieb eine Weile still und beäugte mich dabei aufmerksam.
Mist. Ich war mir sicher, sie hatte mich durchschaut.
Doch anstatt einer bissigen Bemerkung, mit der ich bereits fest gerechnet hatte, schenkte sie mir lediglich ein sanftes, wissendes Lächeln.
»Okay, ich bin dabei … was soll ich tun?«, wollte sie wissen, ohne auch nur ein weiteres Wort darüber zu verlieren.
Die letzten Tage verbrachte ich in ständiger Angst, mich bei Kate zu verquatschen. Der unerwartete Besuch von Josh hatte mich dermaßen aufgewühlt, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und zu allem Übel durfte ich Kate nichts davon erzählen, sonst wäre ich Gefahr gelaufen, ihr die Überraschung zu verderben.
Noch nie hatte mich Josh auf diese Weise angesehen. Nur allzu gut konnte ich mich an das Kribbeln erinnern, das mich durchlief, als er seinen gierigen Blick über meinen Körper wandern ließ. Und so fieberte ich, nicht nur aufgrund Kates Party, dem Wochenende entgegen, sondern auch, da ich mich freute, Josh an diesem Abend endlich wiederzusehen.
Ich hoffte inständig, dass er mich von nun an mit anderen Augen betrachten und es doch noch eine Chance für uns beide geben würde. Doch kurz darauf musste ich schmerzlich feststellen, wie sehr ich mich in dieser Hinsicht geirrt hatte.
Anfangs lief noch alles nach Plan. Kate und ich stylten uns gemeinsam auf, um ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag gebührend zu feiern. Max hatte ihr die Notlüge aufgetischt, dass er dringend zu einem Notfall in die Klinik musste und somit nicht mit uns zusammen, wie geplant, ausgehen konnte.
Bis jetzt schien das Ablenkungsmanöver ganz gut zu funktionieren, denn Kate wirkte kein bisschen misstrauisch und war völlig entspannt.
Wenigstens eine von uns. Denn inzwischen hatte ich wirklich große Sorge, dass wir im Zeitplan blieben. Kate zog sich gerade zum fünften Mal um, als mein Handy zu läuten begann.
Verdammt! Das war Josh.
Zögerlich hob ich ab.
»Trish … kannst du mir bitte mal erklären, was zur Hölle ihr da oben treibt? Wenn wir deinetwegen zu spät kommen, dann werde ich Max dieses Mal bestimmt nicht daran hindern, dir den Hals umzudrehen«, schrie er völlig aufgebracht in den Hörer.
Soviel dazu, es könnte sich zwischen uns etwas geändert haben. Dieser Blödmann behandelte mich genauso bescheuert wie vorher.
»Dir auch einen wunderschönen guten Abend, Muskelprotz«, schnaubte ich deshalb verächtlich zurück.
»Was denkst du Idiot eigentlich, was ich hier die ganze Zeit mache. Kate kann sich einfach nicht entscheiden, was sie anziehen soll. Wenigstens habe ich ihr bei den Haaren und ihrem Make-up etwas geholfen, sonst würden wir wahrscheinlich erst morgen ankommen.«
Pah! Jetzt hatte ich es ihm aber gegeben.
»Keine Sekunde länger. Haben wir uns verstanden, Trish?«, blaffte dieser eingebildete Affe doch jetzt tatsächlich zurück.
Mit einem ironischen »aye, aye, Sir« drückte ich ihn einfach weg.
Sollte er doch warten, bis er schwarz wurde.
Nach weiteren fünf Minuten war Kate dann endlich soweit, dass wir los konnten.
In ihrem knappen Sommerkleid sah sie einfach bezaubernd aus. Ihr langes, dunkles Haar hatte ich Kate zu einem kunstvollen Zopf geflochten, den sie sich über die Schulter drapierte, wodurch sie unheimlich sexy und unschuldig zugleich aussah.
Ich war mir ziemlich sicher, Max würde den ganzen Abend hinter ihr her sein und sabbern. Und nicht nur der, wie ich soeben erschreckenderweise feststellen musste, als wir aus der Tür traten. Joshs Gesichtszüge schienen gerade zu entgleisen, während er Kate mit seinen Blicken verschlang.
Das tat weh.
In dem Versuch, diesen stechenden Schmerz in meiner Brust zu ignorieren, stolzierte ich hoch erhobenen Hauptes auf ihn zu. Sollte er doch sehen, was ihm entging. Eigentlich hatte ich mich heute Abend nur für ihn so aufgebrezelt, aber andere Mütter hatten schließlich auch schöne Söhne.
Von diesem Blödmann würde ich mir den Abend jedenfalls nicht versauen lassen. Zum ersten Mal fühlte ich mich so richtig wohl in meiner Haut. Ich trug eine megaenge schwarze Hose, die laut meiner Freundin meine sexy Beine besonders gut zur Geltung brachten und dazu passend, diese sündhaft teuren Highheels, die ich mir, in einem Anflug von Wahnsinn, vor ein paar Wochen gegönnt hatte. Das edle Shirt, das ich passend dazu ausgewählt hatte, betonte meine prallen Brüste, ohne aber gleich aufdringlich und billig zu wirken.
Unerwartet huschte Joshs Blick dann doch noch von Kate zu mir. Langsam scannte er mich von oben bis unten, als hätte er mich noch nie zuvor gesehen.
Jetzt bloß nicht stolpern.
Das Ganze dauert jedoch nicht länger als ein paar Sekunden, ehe er hektisch in seinen Wagen sprang und uns zur Eile antrieb.
»Wir sind schon viel zu spät«, rutschte es Josh gerade raus.
Mann, war er bescheuert?
Beinahe hätte dieser Idiot sich verquatscht und die ganze Überraschung versaut. Natürlich wurde Kate durch sein auffälliges Getue gleich misstrauisch.
»Wofür kommen wir zu spät?«, hakte sie auch schon nach.
»Ich dachte, wir gehen nur in eine Bar?!«
Na ganz toll! Innerlich verdrehte ich die Augen.
»Ja, schon«, versuchte Josh die Situation noch irgendwie zu retten, »aber ich habe keinen Bock, dass wir die ganze Zeit stehen müssen, wenn es so voll ist.«
Boah!
Eine dämlichere Ausrede war ihm auf die Schnelle scheinbar nicht mehr eingefallen?! Bei Kates Anblick war ihm wohl eben sein gesamtes Blut vom Kopf in den Schwanz geschossen, anders konnte ich mir sein blödsinniges Verhalten heute Abend wirklich nicht erklären.
»Ach Gottchen, seit wann bist du denn so empfindlich, Josh«, trällerte Kate fröhlich, dabei schien sie Joshs Unbehagen überhaupt nicht zu bemerken.
»So kenne ich dich ja gar nicht. Was sollen wir denn da sagen, schließlich müssen wir den ganzen Abend auf diesen hohen Hacken herumlaufen.« Zur Verdeutlichung streckte Kate ihren Fuß in die Höhe und deutete auf ihren Schuh mit dem zwölf Zentimeter-Absatz.
Josh warf mir einen flehenden Blick durch den Rückspiegel zu.
Na gut, ich wollte ja mal nicht so sein und seinen süßen Arsch retten, obwohl er es eigentlich nicht verdient hatte.
Schnell wechselte ich das Thema, sodass wir ohne weitere Zwischenfälle zehn Minuten später den Club erreichten.
Beim Betreten der Bar blieb Kate abrupt stehen. Völlig überwältigt von dem Anblick, der sich ihr dort bot, schlug sie beide Hände vor den Mund. Neugierig spähte ich um sie herum und seufzte laut auf.
Ach, das war ja sowas von romantisch!
Max hatte sich mal wieder selbst übertroffen und für diesen Abend weder Kosten noch Mühen gescheut und die ganze verdammte Bar, inklusive Lounge-Bereich, für die Überraschungsparty gemietet. Im gesamten Raum waren hunderte kleiner Kerzen und Rosenblätter verteilt, und mittendrin stand Max in seinem schwarzen Anzug, in dem er einfach umwerfend aussah.
In dem Moment, als er sich vor Kate hinkniete und ihr erneut seine Liebe gestand, war ich so gerührt, dass auch ich meine Tränen nicht mehr länger zurückhalten konnte. Unwillkürlich huschte mein Blick hinüber zu Josh, der wie zur Salzsäule erstarrt neben mir stand und versuchte, das eben Geschehene zu verarbeiten. Es versetzte mir einen Stich, ihn so leiden zu sehen.
Ich wusste nur allzu gut, wie er sich jetzt fühlen musste, es war schrecklich, wenn die Liebe, die man für jemanden empfand, nicht erwidert wurde. Man konnte deutlich sehen, wie sehr ihm diese Verlobung zusetzte. Mit zusammengebissenen Zähnen starrte er noch eine Weile ins Leere, ehe er sich von dem verliebten Paar abwendete und in Richtung Bar verschwand.
Ich wollte diesen schrecklichen Tag hinter mich bringen, wollte ihn einfach nur noch vergessen. Den Rest des Abends würde ich jedenfalls an der Bar verbringen, um all meine Erinnerungen an Kate in Alkohol zu ertränken.
So war der Plan.
Das schwere Bleiglas in der Hand, stürzte ich die bernsteinfarbene Flüssigkeit in einem Zug hinunter. Der Whisky brannte sich heiß durch meine Kehle und sofort breitete sich der wohlbekannte bitter holzige Geschmack auf meiner Zunge aus.
Wie um alles in der Welt konnte Max dieses widerliche Zeug nur freiwillig trinken?
Normalerweise machte ich im Gegensatz zu meinem Bruder, einen großen Bogen um Alkohol, aber heute Abend würde ich jede Menge davon brauchen, um die Bilder von Max und Kate aus meinem Kopf zu bekommen.
Mit einem lauten „Rums“ knallte ich das leere Glas auf den Tresen und schob es dem Barkeeper ein weiteres Mal über das abgenutzte, braune Holz entgegen. Stumm forderte ich ihn auf, mein Glas erneut zu füllen. Kurz betrachtete er mich skeptisch und wägte ab, ob ich nicht bereits genug hätte, entschied sich dann aber, mir erneut von dem teuren, alten Branntwein einzugießen.
Währenddessen ließ ich den Blick quer durch die Bar schweifen und beobachtete Kate, wie sie eng umschlungen mit meinem Bruder tanzte.
Verdammte Scheiße!
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, das eben Geschehene so gut es ging zu verdrängen. Wie konnte es nur soweit kommen?
Unbewusst hatte ich im letzten Jahr mit Max die Rollen getauscht, inzwischen führte ich sein ehemals unstetes Leben mit zahlreichen, wechselnden Frauen und seit neustem auch mit zu viel Alkohol.
Wie ich mich selbst anwiderte!
Auf einmal schien der junge Kerl hinter der Theke abgelenkt. Eilig schob er das Glas zu mir rüber und schenkte nun dem neuen Gast seine volle Aufmerksamkeit.
»Was darf es denn sein, Süße?«, raunte er mit seinem tiefen Bariton, wobei er sich lässig mit den Ellbogen auf den Tresen stützte und sich zu ihr nach vorne beugte.
Ich folgte seinem Blick, um zu sehen, was genau sein Interesse geweckt hatte.
Trish, war ja klar!
»Ähm … ich nehme ein Bier«, antwortete sie und ließ sich auf den freien Barhocker neben mir nieder.
Warum um alles in der Welt musste sie sich ausgerechnet diesen Platz aussuchen?
Als ob es sonst keine anderen freien Plätze in der Bar gegeben hätte. Heute hatte ich wirklich keinen Bock auf sie. Ich wollte allein sein, um mich in Ruhe volllaufen zu lassen. Demonstrativ drehte ich ihr den Rücken zu und versuchte, sie weitestgehend zu ignorieren, sodass selbst jemand wie Trish verstand, dass ihre Gesellschaft hier nicht erwünscht war.
Aber dieser Frau keine Beachtung zu schenken, war leichter gesagt als getan. Sofort stieg mir ihr blumiger Duft in die Nase, der sogleich das unbändige Gefühl in mir auslöste, mich zu ihr umzudrehen und meine Nase tief in ihrem Haar zu vergraben.
Wütend, dass ich mich so stark von diesem Weibsstück angezogen fühlte, griff ich erneut zu meinem Whiskyglas und stürzte den Rest des Inhalts auf ex hinunter.
Oh Mann!
So langsam machte sich der Alkohol bereits bemerkbar. Es fiel mir immer schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen.
»Hey, ich bin Brain«, hörte ich, wie sich der Barkeeper auf einmal Trish vorstellte.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich hier noch nie zuvor gesehen habe. So ein Gesicht wie deins, könnte ich nicht so leicht vergessen.«
Boah, Alter … was für eine plumpe Anmache?!
Ich drehte mich leicht zu den beiden um und nahm den Typen einmal genauer unter die Lupe.
Shit.
Dieser Scheißkerl sah, soweit ich das als Mann beurteilen konnte, wirklich verdammt gut aus. Unter seinem eng anliegenden, schwarzen Hemd zeichneten sich ein paar beeindruckende Muskeln ab und sein raspelkurzes Haar, sowie der gepflegte Dreitagebart verliehen ihm ein raues, leicht gefährliches Äußeres.
Trish stand doch nicht etwa auf einen solchen Typen?
»Hi, ich bin Trish und ja … du hast recht, ich bin zum ersten Mal hier«, antwortete sie ein wenig verlegen.
»Meine Freundin feiert heute ihren Geburtstag und gleichzeitig ihre Verlobung.«
Nun wurde sie doch tatsächlich auch noch rot, war denn das zu glauben?!
Wenn sie jetzt auch noch wie ein Schulmädchen zu kichern begann, würde ich sie vom Barhocker zerren und vor diesem Kerl in Sicherheit bringen müssen. So dumm konnte man doch wirklich nicht sein. Merkte sie denn nicht, dass dieser Spruch eine einstudierte Masche von ihm war, nur um sie nach seiner Schicht, ins Bett zu bekommen?
Wütend schnaubte ich vor mich hin. Lange würde ich mir das Ganze jedenfalls nicht mehr mit anschauen. Auch, wenn ich Trish nicht sonderlich mochte, war sie schließlich Kates beste Freundin und allein schon aus diesem Grund, würde ich sie nicht, in ihrer kindlich naiven Art, in ihr eigenes Verderben rennen lassen.
»Hör mal, ich mache so etwas normalerweise nicht, aber ich finde dich wirklich total süß«, säuselte der Arsch bereits weiter.
Boah, echt jetzt? Ich musste gleich kotzen!
Daraufhin griff er in seine hintere Gesäßtasche und zog eine kleine, weiße Visitenkarte hervor.
»Hier hast du meine Nummer … wenn du Lust hast, ruf mich doch einfach mal an. Ich würde mich wirklich gerne mit dir verabreden.«
Lächelnd schob er ihr die Karte über den Tresen.
Dieser kleine Wichser!
Dann zwinkerte er ihr noch einmal kurz zu und machte sich wieder an die Arbeit. Argwöhnisch fixierte ich das kleine, weiße Kärtchen, das so unschuldig vor ihr auf der Theke lag. Allein die Vorstellung, Trish könnte sich tatsächlich mit diesem Burschen treffen, brachte mein Blut in Wallung.
Vor meinem inneren Auge konnte ich bereits sehen, wie dieser Schönling seine dreckigen Pfoten über Trishs perfekte Titten gleiten ließ.
No way! Das würde ich zu verhindern wissen.
Wie durch einen Reflex, streckte ich die Hand aus und schnappte ihr, noch bevor sie auch nur ansatzweise reagieren konnte, die Visitenkarte vor der Nase weg. Trish starrte mich mit offenem Mund ungläubig an.
»Hey, was soll das?«, schnauzte sie.
»Josh, rück sofort die Karte wieder raus, sonst … «
»Was sonst?«, fiel ich ihr ins Wort und wedelte provokativ mit seiner Nummer vor ihrer Nase herum.
»Du bist so ein blöder Arsch, weißt du das? Jetzt gib sie mir sofort wieder her!« Sie streckte sich, um mir die Karte aus der Hand zu reißen. Doch bei meiner Spannweite hatte die kleine Trish keine Chance. Sie so zu reizen, machte mir einen Heidenspaß.
Zumindest lenkte mich die kleine Rangelei von meinen anderen Problemen ab. Noch einmal versuchte Trish die Karte in ihre Gewalt zu bringen, beugte sich zu mir rüber und presste sich unbewusst mit ihren prallen Möpsen gegen meine Schulter, sodass mir, von einer Sekunde auf die andere, mein gesamtes Blut zwischen die Beine schoss.
Verärgert über meine Reaktion, nahm ich die Karte und zerriss sie vor ihren Augen.
»Mann, hast du sie noch alle?«, rief sie entsetzt.
»Was regst du dich so auf?«, grummelte ich, »ich habe dir lediglich einen Gefallen getan. Du solltest mir dankbar dafür sein, dass ich dich vor einer großen Dummheit bewahrt habe. Sieh ihn dir doch nur einmal an. Der ist nur scharf auf eine heiße Nummer mit dir, mehr aber auch nicht.«
Irritiert schaute sie mich an, bis ich mich unter ihrem intensiven Blick zu winden begann.
»Du … du bist eifersüchtig!«, stellte sie überrascht fest.
Pah! Ich und eifersüchtig?! Was für ein Quatsch, das hätte sie wohl gerne.
»Spinnst du … ?«, tönte ich und verzog angewidert das Gesicht, als sei alleine die Vorstellung, etwas für sie zu empfinden, völlig absurd.
»Als ob ich das nötig hätte, was Besseres als dich finde ich doch an jeder Straßenecke«, nuschelte ich in mein Glas. Leider nicht so leise, wie ich geglaubt hatte, denn im selben Moment hörte ich, wie Trish scharf die Luft einzog.
Shit!
Kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, hätte ich sie am liebsten gleich wieder zurückgenommen, doch dafür war es jetzt wohl zu spät. Ich konnte bereits sehen, wie Trish krampfhaft mit den Tränen kämpfte. So etwas zu denken war eine Sache, aber laut auszusprechen, war etwas ganz anderes.
Der viele Alkohol vernebelte mir wohl völlig den Verstand. Ich musste zugeben, dass es mir überhaupt nicht gefiel, wie der Typ sie angegraben hatte, aber, als sie mich dann als eifersüchtig bezeichnete, konnte ich das unmöglich auf mir sitzen lassen.
Mit dieser dummen Bemerkung hatte ich allerdings weit über das Ziel hinausgeschossen.
»Trish … !«, sagte ich und berührte sanft ihre Schulter.
Erschrocken zuckte sie zurück. Dann drehte sie sich um und rannte einfach davon.
Fuck!
Das … das hatte er doch gerade nicht wirklich laut gesagt, oder?!
Ich schluckte hart und kämpfte gleichzeitig damit, nicht gleich in Tränen auszubrechen.
Oh, dieser … blöde Arsch.
Merkte er denn nicht, wie sehr er mich mit seiner Gleichgültigkeit und seiner schroffen Art immer wieder aufs Neue verletzte? Ich musste hier raus, und zwar so schnell ich nur konnte. Hauptsache bloß weit weg von ihm.
»Trish … !«, sagte er leise und legte sanft seine Hand auf meine Schulter. Sofort wich ich vor seiner Berührung zurück. Das Letzte, was ich jetzt wollte war, dass er mich anfasste. Ohne großartig darüber nachzudenken, drehte ich mich um und rannte los. Bei jedem meiner Schritte schlug mein Herz wie wild gegen meine Brust und meine Knie begannen bereits zu zittern.
Noch nie hatte er mich so gedemütigt, wie eben in dieser Bar.
»... was Besseres, als dich finde ich doch an jeder Straßenecke«, hallte es, wieder und wieder, durch meinen Kopf. Inzwischen versperrten die Tränen mir die Sicht und so kam ich, völlig aufgelöst, an der Straße vor der Bar zum Stehen.
»Trish?!«, dröhnte erneut seine unverkennbare, männliche Stimme hinter mir.
Oh nein.
Er durfte auf keinen Fall sehen, dass ich seinetwegen weinte. Schnell drehte ich den Kopf zur Seite und wischte mir verstohlen die Tränen aus dem Gesicht, doch es war zu spät, er hatte sie bereits gesehen.
»Weinst du etwa?«, fragte er rau, um mich im selben Moment an der Schulter zu fassen und mich behutsam zu sich umzudrehen.
»Nein … «, flüsterte ich erstickt, doch meine Tränen straften meine Worte Lügen.
Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
Josh rückte noch ein Stück näher an mich heran und betrachtete mich genau.
»Warum läufst du einfach von mir weg? Ich wollte mich doch gerade bei dir entschuldigen.«
Mittlerweile stand Josh so nah, dass jeder seiner Atemzüge warm über meine Wange strich. Ich erschauderte. Auf einmal wurde mir alles zu viel. Wütend stieß ich mit meinen Händen gegen seine Brust, um ihn wieder auf Abstand zu bringen. Josh taumelte einen Schritt zurück.
»Entschuldigen? Pah … deine verdammte Entschuldigung kannst du dir sonst wo hinstecken, Josh Gregory!«, fauchte ich und ging noch einmal auf ihn los.
Doch dieses Mal war er auf meinen Angriff gefasst, packte mich und hielt mich in seinen starken Armen gefangen, sodass ich nicht den Hauch einer Chance hatte, mich gegen ihn zu wehren.
»Du … du kapierst doch überhaupt nichts, Josh! Lass mich los!«, schluchzte ich, während ich mich gleichzeitig dafür hasste, dass sich mein Körper so sehr nach seiner Nähe sehnte und es auch noch genoss.
Egal, wie sehr er mich verletzte oder immer wieder vor den Kopf stieß, es brauchte nicht mehr, als eine Umarmung oder eine Berührung von ihm, und ich schien ihm alles zu verzeihen.
Das war doch krank! War ich denn masochistisch veranlagt, oder was?
Josh beugte sich ein Stück zu mir runter. Sofort stieg mir sein unverwechselbarer Duft in die Nase und drohte mir nun völlig den Verstand zu vernebeln.
»Ich … ich möchte nach Hause«, wimmerte ich unter Tränen.
Musste er mich denn so quälen?
Doch er dachte gar nicht daran mich loszulassen. Stattdessen zog er mich noch fester an sich heran, sodass sich unsere Körper dicht aneinanderpressten und ich seinen schnellen Herzschlag spürte. Zaghaft hob ich den Kopf, unsere Blicke trafen sich und ich stellte fest, dass ich nicht mehr in der Lage war, meine Augen von ihm abzuwenden.
Für einen kurzen Moment konnte ich deutlich Verlangen in seinen Augen sehen.
War denn das möglich? Konnte es sein, dass ein Mann wie Josh mich tatsächlich begehrte?
Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe.
Nein! Das konnte ich nicht glauben.
Plötzlich entstieg seiner Brust ein Geräusch, halb Fluch und halb Stöhnen.
»Komm, ich bring dich!«, sagte er in einem Ton, der keine Widerrede zuließ.
»Nein, ich nehme den Bus«, unternahm ich einen letzten Versuch zu protestieren und begann mich in seiner Umarmung zu winden.
Oh mein Gott, er durfte mich auf keinen Fall nach Hause begleiten, sonst könnte ich für nichts mehr garantieren.
Ohne auch nur im geringsten auf ihren Protest zu achten, hielt ich sie weiterhin fest in meinen Armen und ich musste zugeben, dass es sich verdammt gut anfühlte, wie sich ihr kleiner, zierlicher Körper perfekt an meinen schmiegte, genauso, als ob er schon immer dorthin gehört hätte.
Diese Frau verwirrte mich und stellte mich, immer wieder aufs Neue, auf eine harte Probe. Ich wusste nicht, wie lange ich noch gegen ihre starke Anziehungskraft ankämpfen konnte. Mit Sicherheit wäre es besser für mich, ich würde mich jetzt umdrehen und einfach verschwinden.
Aber in diesem katastrophalen Zustand, in dem sie sich zurzeit befand, konnte ich sie ja schlecht mit dem Bus nach Hause fahren lassen. Schließlich war es allein meine Schuld, dass Trish momentan nicht mehr sie selbst war und völlig neben sich stand.
Ja. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Na und?
Diesen Spruch, eben in der Bar, hätte ich mir besser verkneifen sollen, aber nein, ich war so gefrustet wegen Kates Verlobung, dass ich meine schlechte Laune an ihr ausgelassen hatte.
Das hatte ich nun davon. Ohne Trishs Gegenwehr weiterhin Beachtung zu schenken, bugsierte ich sie kurzerhand in das gerade an der Ecke wartende Taxi. Völlig irritiert schaute sie mich mit diesen großen, verheulten Augen von der anderen Seite der Rückbank an.
Doch sie war schneller wieder gefasst, als ich es erwartet hatte, denn währenddessen ich dem Taxifahrer noch das Fahrziel mitteilte, machte sich das kleine Biest doch tatsächlich an der Tür zu schaffen, um sich klammheimlich davonzustehlen.
Na warte. Da legte sie sich aber mit dem Falschen an!
Auf keinen Fall würde ich sie entkommen lassen. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich beobachten, wie sie langsam die Hand auf den Türgriff legte, um unauffällig aus dem Wagen zu schlüpfen. Bevor sie jedoch die Klinke ganz herunterdrücken konnte, schnappte ich zu.
»Hiergeblieben«, knurrte ich in ihr Ohr, ehe ich sie packte und ihre federleichte Gestalt mit einem Ruck in meine Arme zog. Natürlich versuchte sie sich zu wehren, aber was konnte so ein Fliegengewicht wie sie schon gegen mich ausrichten?
Ich presste sie noch fester an mich und vergrub meine Hand in ihrer Lockenpracht, um ihren Kopf zu fixieren. Sofort schien meine Phantasie mit mir durchzugehen. Ich stellte mir vor, wie ich ihre Haare packte und nach hinten zog, während sie auf mir kniete und mich tief in sich aufnahm.
Oh fuck! Sie machte mich wahnsinnig.
Wie durch einen Nebel nahm ich wahr, dass ihre Atmung inzwischen nur noch abgehackt und stoßweise kam und ihr Brustkorb sich bei jedem ihrer Atemzüge hektisch hob und senkte. Mein ganzer Körper verzehrte sich nach ihr, solch ein Verlangen hatte ich noch nie zuvor verspürt.
Ja. Ich musste es mir endlich eingestehen, ich wollte Trish um jeden Preis ins Bett bekommen. Nur ein einziges Mal wollte ich von ihr kosten, wissen, wie sich diese cremefarbene Haut unter meinen Händen anfühlte. Musste wissen, ob sie wirklich so weich war, wie sie aussah.
Ohne darüber nachzudenken beugte ich mich nach vorn und presste meine Lippen auf ihren Mund.
Verflucht, sie schmeckte noch besser, als ich gedacht hatte. Ich brauchte mehr … so viel mehr …
Sofort wurde ich fordernder, fiel förmlich über sie her. Meine Zunge begann jeden Winkel ihres Mundes zu erkunden, drang stürmisch ein und zog sich neckend wieder zurück, während ich weiterhin ihren Kopf festhielt.
Trish stöhnte auf, unternahm den halbherzigen Versuch, sich gegen meinen Übergriff zu wehren, doch augenblicklich machte ich ihr klar, dass sie mit Haut und Haaren mir gehörte. Ohne den Kuss zu unterbrechen, schob ich eine Hand unter ihren knackigen Po und hob sie rittlings auf meinen Schoß.
Verfluchte Scheiße, war das geil!
Umgehend presste sie ihr Becken fest gegen meine steinharte Erektion, nur um sich dann, in kreisenden Bewegungen aufreizend an mir zu reiben.
»Oh, Trish«, stöhnte ich erstickt in ihren Mund, während plötzlich wie aus dem Nichts ihre gierigen, kleinen Finger an meinem Bauch auftauchten, um sich langsam in Richtung Hosenbund vorzutasten. Ich blinzelte. Das hier konnte doch nur ein Traum sein.
Doch ihre zarten Hände fühlten sich so verflucht echt an. Voller Ungeduld nestelte Trish an meinem Gürtel und den Knöpfen meiner Jeans, wobei sich ihre wundervollen Hüften gleichzeitig auf und ab bewegten.
Was … was machte sie denn da?
Dem Taxifahrer war wohl unser wildes Treiben auf der Rückbank nicht entgangen. Denn, anstatt weiterhin auf den Verkehr zu achten, klebten seine Augen die ganze Zeit am Rückspiegel.
Verdammt. Trish geriet völlig außer Kontrolle.
Aber einmal in Fahrt gekommen, war sie nicht mehr zu bremsen.
Sie konnte doch nicht einfach hier im Taxi … oh fuck … sie konnte doch!
Sobald ich ihre winzigen Finger an meinem steifen Schwanz spürte, vergrub ich meinen Kopf in ihren Brüsten und keuchte unterdrückt auf. Mein bestes Stück fest umklammert, ließ sie ihre Hand, mit sanftem Druck, an meiner seidig weichen Haut auf und ab gleiten.
Mann, war das heiß!
Drängend strich ich mit meinen Fingern die Innenseite ihrer Schenkel entlang und ließ meine Hand in den Saum ihrer Hose gleiten. Sogleich berührte ich ihre feuchte, glatt rasierte Scham. Für ein paar Sekunden drohte sich mein Verstand komplett auszuschalten und ich war mir nicht sicher, ob ich mich tatsächlich noch beherrschen konnte, sie nicht gleich hier, mitten im Taxi, zu nehmen.
Doch bevor es soweit kommen konnte, ging ein Ruck durch unsere Körper und der Wagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen.
»So … da wären wir«, rief der Fahrer etwas außer Atem und holte mich schonungslos wieder in die Realität zurück.
Verlegen wuschelte ich mir durchs Haar und riskierte einen Blick zu Trish. Sie schien immer noch völlig neben sich zu stehen, denn nach wie vor saß sie wie erstarrt auf meinem Schoß und blinzelte ungläubig nach unten, so als wäre ihr gerade erst jetzt bewusst geworden, was sie da tat.
Wie auf Knopfdruck fing ihr Gesicht plötzlich zu glühen an und so stürzte sie kopflos, ohne mich noch ein einziges Mal anzusehen, nach draußen.
Oh mein Gott. Was hatte ich nur getan? Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Nichts! Absolut nichts!
Ich konnte es ja selbst kaum glauben, obwohl ich doch genau wusste, dass Josh nicht mich, sondern Kate liebte, wäre ich beinahe, mitten in einem Taxi, über ihn hergefallen.
Ahrg. Das war doch total irre.
Dieser Mann brachte mich völlig um den Verstand. Ich konnte nicht mit ihm, wollte aber auch nicht ohne ihn sein. Nach dieser Aktion, wäre ich am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Ich musste ganz schnell von ihm weg.
Eilig kramte ich in meiner Tasche nach dem passenden Schlüssel. Meine Hände zitterten wie verrückt und ich brauchte gleich mehrere Versuche, bis ich dieses blöde Ding endlich im Schloss hatte.
Mist.
Das Eingangstor klemmte schon wieder. Mit meiner Schulter warf ich mich kräftig dagegen, bis es endlich unter dem Druck nachgab und aufsprang. Hastig stolperte ich hinein. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass Josh inzwischen das Taxi bezahlt hatte und mir gefolgt war.
Oh nein.
Hektisch versuchte ich, das Haupttor hinter mir zu schließen, doch es war bereits zu spät, denn Josh stemmte sich mit der Hand fest dagegen. Ich hatte keine Chance. Also rannte ich los, quer über den Innenhof, hinüber zum Kiesweg, der zu meinem Appartement führte.
An meiner Wohnung angekommen, schloss ich gehetzt die Tür auf und stürmte hinein. Doch bevor ich sie hinter mir zuschlagen konnte, stand dieser Zwei-Meter-Mann bedrohlich auf meiner Schwelle.
»Nicht so schnell, Kleines«, sprach er mit tiefer, fester Stimme, während seine Augen jeden Millimeter meines Körpers verschlangen. Ein Schritt und er war bei mir, umfasste meine Hüften und wirbelte mich herum.
Erschrocken japste ich nach Luft und versuchte mich zu wehren.
»Hau bloß ab! Lass mich in Ruhe!«, fauchte ich und boxte ihm so fest ich konnte gegen die Schulter, dabei war ich nicht einmal annähernd so wütend auf ihn, als auf mich selbst.
Die Aktion im Taxi eben war wirklich zu peinlich gewesen.
»Was willst du von mir? Du hasst mich doch eigentlich, also verschwinde von hier und lass dich nie wieder blicken … «, schrie ich so laut ich konnte.
»Na…na…na…hassen würde ich das nicht gerade nennen«, widersprach er ruhig und verstärkte seinen Griff.
Vorsichtig kam er ein Stück näher und sofort spürte ich seinen heißen Atem auf meiner Haut. Von einer Sekunde auf die andere verdoppelte sich mein Herzschlag und mein ganzer Körper stand in Flammen. Noch nie zuvor war ich so erregt gewesen.
Zitternd vergrub ich meine Finger in seinem Hemd, um nicht den Halt zu verlieren.
»Ich bin noch lange nicht fertig mit dir, Trish! Ich will dich und du willst mich doch auch?! Lass es einfach zu, Süße«, raunte er erregt in mein Ohr und drückte mich, im nächsten Moment, mit dem Rücken gegen die Wand.
Josh stützte seine Hände links und rechts neben meinem Kopf ab, während er seinen Mund auf meinen presste und gierig an meinen Lippen zu knabbern begann. Ich war völlig berauscht von seinem Geschmack, davon, mit welcher Leidenschaft er mich küsste. Nie hätte ich gedacht, dass seine Lippen sich so hart und gleichzeitig doch so zart anfühlen könnten.
Dieser Kuss ließ mein Herz höher schlagen und sofort bekam ich weiche Knie.
»Ich werde dich jetzt gleich hier an der Wand nehmen, kleine Trish … und zwar richtig hart«, keuchte er völlig hemmungslos, zwischen zwei weiteren Küssen in meinen Mund.
Was?
Augenblicklich schoss Hitze durch meinen Körper und mein Höschen wurde ganz feucht. Nein, ich wollte es nicht wahrhaben, dass ich so stark auf seine süße Drohung reagierte. Abwehrend schüttelte ich den Kopf und stemmte mich mit aller Kraft gegen seine starken Schultern, um ihn von mir weg zu schieben. Doch er bewegte sich kein Stück und so biss ich ihm, völlig außer mir, in seine Lippe. Erschrocken zuckte er zurück. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als seine Zunge vorsichtig über die von mir malträtierte Stelle strich.
Mein Herz schlug mir inzwischen bis zum Hals.
»Na warte, du kleine Wildkatze. Das war das letzte Mal, dass du mich gebissen hast.«
Oh … oh.
Mit einem animalischen Knurren stürzte er sich auf mich, verschlang mich gierig mit seinen Lippen und brachte mich so völlig um den Verstand. Auf einmal waren seine Hände überall. Kurz unterbrach Josh den Kuss, nur, um mir im nächsten Augenblick das Shirt über den Kopf zu streifen.