I´M WAITING for you (Erotischer Liebesroman) - Claire O'Donoghue - E-Book

I´M WAITING for you (Erotischer Liebesroman) E-Book

Claire O´Donoghue

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Beschreibung

Wenn der schöne Schein trügt ... Was niemand ahnt: Das Leben von Amelia Grace an der Seite des aufstrebenden Politikers Nathan Radford kommt einer Hölle aus Demütigungen und Misshandlungen gleich. Nach außen hin spielt er den fürsorglichen Ehemann, doch fernab der Kameras und Journalisten, offenbart er sein wahres Gesicht. Grace muss schmerzhaft begreifen, dass sie sich von seiner perfekten Fassade hatte blenden lassen. Sie sieht deshalb nur einen Ausweg - die Flucht! Denn eines weiß Grace ganz gewiss, Nathan wird sein "Eigentum" niemals freiwillig aufgeben. Um den Fängen ihres Mannes zu entfliehen, taucht Grace unter und nimmt eine neue Identität an... Auch ein neuer Mann tritt in ihr Leben - der Ex-Marine Alex. Doch ihre schreckliche Vergangenheit steht ihr weiterhin im Weg und holt die beiden schneller ein, als ihnen lieb ist...

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CLAIRE O´DONOGHUE

 

I´M WAITING

 

 

Erotischer Liebesroman

 

Januar 2017

 

Copyright © by Claire O´Donoghue

All rights reserved.

 

I´M WAITING

 

 

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlungen dieser Geschichte sind frei erfunden, jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und unbeabsichtigt.

 

© by Claire O´Donoghue

E-Mail: [email protected]

Facebook: www.facebook.com/Claire.O.Donoghue77

 

Cover-Picture: ROCKING BOOK COVERS

http://www.rockingbookcovers.com

Cover-Design: Claire O´Donoghue

 

Kapitelübersicht

 

I´M WAITING

 

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Epilog

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Romane der Reihe

Impressum

 

Prolog

 

Ängstlich starrte ich zur Decke hinauf, während sich meine Finger vor Anspannung fest in dem weißen Laken vergruben.

Es war bereits weit nach Mitternacht, aber ich wollte nichts riskieren. Ich musste vorsichtig, mir zuerst ganz sicher sein, dass alle im Haus schliefen, ehe ich mich klammheimlich hinausschleichen konnte. Nicht auszudenken, was er mit mir anstellen würde, wenn seine Leute mich auf frischer Tat ertappten. Angestrengt lauschte ich in die Stille hinein, konnte jedoch außer meinem eigenen, abgehackten Atem nichts Ungewöhnliches hören.

Die Zeit war gekommen. Jetzt oder nie!

Ich atmete ein letztes Mal tief durch und fasste all meinen Mut zusammen. Langsam schob ich die Decke zur Seite und setzte mich auf, doch noch bevor meine Füße das kühle Holz des Bodens berührten, flog die Zimmertür auf und knallte mit einem lauten Rums gegen die Wand.

Nein! Das durfte nicht sein. Mein Herz hämmerte wild gegen meine Brust.

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und flüchtete in die hinterste Ecke meines Zimmers. Vor Angst bibbernd drückte ich mich mit dem Rücken schutzsuchend gegen die Wand. Was in dieser Situation geradezu lächerlich zu sein schien, als ob ich so dem mir bevorstehenden Unheil entrinnen könnte.

Mir stockte der Atem. Erst jetzt bemerkte ich, dass es sich bei dem Eindringling keineswegs um einen seiner Gorillas handelte. Fast hätten meine Knie nachgegeben. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag, als ich gebannt zu den furchteinflößenden Umrissen des Mannes starrte, den ich in diesem Moment am allerwenigsten hier erwartet hatte.

Nathan, meinen Ehemann.

Geradezu panisch überschlugen sich meine Gedanken. Weshalb war er schon zurück? Er sollte doch erst morgen wieder zu Hause sein?

Alles in mir schrie, meine Beine in die Hand zu nehmen und so schnell es ginge von hier zu verschwinden, aber ich konnte nicht, war wie gelähmt, war Gefangene meines eigenen Körpers.

Mit wenigen Schritten durchquerte er den Raum und baute sich bedrohlich vor mir auf. Ich hatte mir fest vorgenommen, ihm gegenüber keinerlei Schwäche mehr zu zeigen, aber die Realität sah bei weitem ganz anders aus. Meine verräterischen Knie wurden, wenn überhaupt möglich, noch weicher als zuvor. Die Gewissheit, was mich jetzt gleich erwarten würde, trieb mir bereits die Tränen in die Augen.

Ich rieb mir schnell mit dem Handrücken über das Gesicht, um die Spuren meiner Angst wegzuwischen. Denn Schwäche zu zeigen, war ein Luxus, den ich mir in diesem Moment keinesfalls leisten konnte.

»Du hast doch nicht etwa wirklich geglaubt, dass deine so stümperhaft geplante Flucht meinen Männern entgehen würde?«, knurrte er, wobei sich seine Finger erbarmungslos in meinen Oberarm bohrten.

Ich schluckte trocken, um das schmerzhafte Gefühl aus meiner Kehle zu vertreiben.

»Oh nein, das hast du tatsächlich?! Nicht wahr?«, lachte er spöttisch. »Du bist wirklich zu naiv, mein Täubchen! Weißt du das?« Mit einem hämischen Grinsen im Gesicht verschärfte er seinen Griff, während mich seine eisigen Augen geradewegs zu durchbohren schienen.

»Glaubst du ernsthaft, dass mir auch nur ein einziger deiner Schritte verborgen bliebe?! Du gehörst mir! Mir ganz allein! Bis dass der Tod uns scheidet. Oder hast du das etwa schon wieder vergessen?«

Wie könnte ich, wenn er mich doch jeden Tag aufs Schmerzlichste daran erinnerte?

»Ich werde schon dafür sorgen, dass du es nicht vergisst«, ätzte er weiter.

Voller Entsetzen starrte ich ihn an, nicht mehr in der Lage, auch bloß einen einzigen Laut über meine bebenden Lippen zu bringen.

Und dann ging plötzlich alles ganz schnell.

Ein tiefes Grollen löste sich aus seiner Brust. Mein Kopf flog zur Seite, als sein Schlag mich vollkommen unvorbereitet direkt auf meinem linken Ohr traf. Ein fieser, stechender Schmerz, als wäre mir gerade das Trommelfell gerissen, ließ mich hörbar nach Luft schnappen. Panisch presste ich mir beide Hände aufs Ohr, während das tiefe Rauschen darin immer mehr zunahm und mir kurz schwarz vor Augen wurde.

»Antworte gefälligst, wenn ich mit dir rede«, zischte Nathan. Gleichzeitig vergruben sich seine Hände in meinen Haaren und rissen meinen Kopf schmerzhaft nach hinten.

»Nein, das ... das habe ich nicht«, keuchte ich erstickt auf.

»Warum bloß glaube ich dir das nicht?«, spie er mir förmlich vor die Füße. »Dieses Mal hast du den Bogen überspannt, du nichtsnutziges, dummes Ding.« Er seufzte und presste mich mit seinem gestählten Körper gegen die Wand.

»Du wirst doch mit Sicherheit verstehen, dass ich dir ein solches Verhalten nicht einfach ungestraft durchgehen lassen kann? Oder etwa nicht?«

Tränen stiegen mir in die Augen. Mein Herz pochte wild gegen meine Brust, denn ich wusste nur zu gut, was mich jetzt erwarten würde. Die Muskeln in meinem Körper verspannten sich und meine Beine fingen an zu zittern. Ehe ich mich versah, schlossen sich seine Finger grob um mein Kinn und zwangen mich auf diese Weise in sein schönes, unbarmherziges Gesicht zu blicken.

Seine eisblauen Augen zeigten keinerlei Mitleid. Gleich würde er mir beweisen, wie viel Macht er über mich hatte. Wenn ich eines in den letzten Jahren gelernt hatte, war es das.

Mein Schicksal war besiegelt und es gab kein Entrinnen.

Daher kämpfte ich auch nicht länger dagegen an und hielt still, ließ es einfach wie die anderen Male zuvor über mich ergehen. Ich wehrte mich nicht, als er mich von der Wand zerrte und mit dem Gesicht nach vorne auf das breite Kingsize Bett stieß.

Mit einer Hand fest meinen Nacken umklammert, machte er sich mit der anderen unbeirrt an meiner Hose zu schaffen und zog sie mir mit einem kräftigen Ruck mitsamt dem Slip über die Beine. Mit Hilfe seiner Knie zwängte er sich grob zwischen meine Schenkel. Wie aus der Ferne hörte ich das Klappern seines Gürtels, den Reißverschluss seiner Hose, die er sich hastig nach unten streifte.

Und dann war er in mir, presste mich mit seinem ganzen Gewicht in die Matratze, sodass ich für einen kurzen Moment glaubte, ich müsste ersticken. Der brennende Schmerz in meinem Unterleib, sein Keuchen an meinem rauschenden Ohr, rückten nach und nach in weite Ferne.

Inzwischen war mir alles egal.

Mein Körper erschlaffte unter seinen brutalen Stößen. Ich schloss die Augen und so flüchtete ich in die verlockende Dunkelheit, in der Schmerz keine Rolle mehr spielte.

 

Kapitel 1

 

Seit meinem letzten Fluchtversuch waren inzwischen mehr als drei Monate vergangen. Diese Nacht würde ich wohl nie vergessen. Nathan hatte stundenlang getobt und gewütet, bis er schließlich vollkommen ausgerastet war und mir gedroht hatte, mich umzubringen. Seither lebte ich in ständiger Todesangst, fühlte mich ohnmächtig, mutlos und leer. Auch wenn ich wusste, dass es falsch war, schien mir dennoch im Augenblick die einzige Lösung zu sein, bei ihm zu bleiben.

Nichts anderes hatte Nathan mit seiner Drohung auch beabsichtigt. Eine Warnung, um mir unmissverständlich klar zu machen, wie sinnlos es wäre, einen erneuten Versuch zu starten.

Von da an gab es keinerlei Grenzen mehr. Hatte ich vorher bereits geglaubt, meine Ehe sei die reinste Hölle gewesen, wurde ich nun eines Besseren belehrt. Schläge und Vergewaltigungen standen ab sofort auf der Tagesordnung. Dies war Nathans Art mir deutlich zu machen, dass ich nicht mehr als sein Eigentum war, mit dem er tun und lassen konnte, was er wollte.

In den letzten Monaten war ich regelrecht abgestumpft und hatte mich mit meinem Schicksal abgefunden. Ich war eine Gefangene in meinem eigenen Haus.

Anfangs durfte ich mich in Begleitung noch außerhalb des Hauses frei bewegen. Doch das Risiko, dass ich dennoch einen Weg zur Flucht finden könnte, schien Nathan immer noch zu groß, sodass meine überwachten „Freigänge“ nach und nach abnahmen, bis ich letztendlich das Grundstück überhaupt nicht mehr verlassen durfte.

In den Klatschzeitungen kursierten derweil die wildesten Spekulationen und Gerüchte. Über seinen Pressesprecher hatte Nathan den Journalisten lediglich mitteilen lassen, dass ich mich zurzeit unwohl fühlte und ihn deshalb zu offiziellen Anlässen und Terminen nicht begleiten konnte.

Natürlich wurde danach nur umso mehr spekuliert. Von einer Fehlgeburt, über Depressionen bis hin zu Magersuchtgerüchten wurde mir von der Boulevardpresse alles angedichtet. Allmählich geriet Nathan unter Druck. Er musste sich bald etwas einfallen lassen. Der Beginn des Wahlkampfes für die Senatswahlen stand unmittelbar bevor, sodass er sich keine weitere negative Publicity mehr leisten konnte.

Seit Wochen steckte Nathan seine gesamte Energie in den bevorstehenden Wahlkampf. Immer das große Ziel vor Augen, für den Senat zu kandidieren und somit ein Mitglied des Kongresses zu werden. Allerdings müsste er im Mai erst einmal die Vorwahlen für sich entscheiden und dann im November gegen den amtierenden Senator antreten.

Seine Chancen standen nach den derzeitigen Umfragen jedoch gar nicht so schlecht. Durch seinen sprühenden Charme und seine Eloquenz schaffte er es in kürzester Zeit, die Leute in seinen Reden mitzureißen. Doch der amtierende Senator war bei der Bevölkerung noch immer sehr beliebt und ebenfalls nicht zu unterschätzen.

Um eine breitere Wählerschaft für sich zu gewinnen, musste Nathan nun härtere Geschütze auffahren. Hier kam nun ich ins Spiel. Schließlich hatte er mich, im Nachhinein gesehen, nicht leichtfertig und ohne Grund geheiratet.

Das alles war von langer Hand geplant.

Denn als Paar standen wir für all das, was Amerika wollte: den amerikanischen Traum.

Er, der erfolgreiche Politiker, heiratete eine mittellose Kellnerin aus der Unterschicht. Das machte ihn menschlich. So konnte er sein etwas versnobtes Image von früher ablegen und dadurch eine breitere Wählerschaft ansprechen.

Und so war ich heute Morgen auch nicht sonderlich überrascht, als mein Mann mir mit versteinerter Miene, eröffnete, dass ich ihn am Wochenende zum ersten Mal seit meinem Fluchtversuch wieder zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung begleiten durfte.

Er hatte bereits mit seinen Beratern alles bis ins kleinste Detail geplant. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Um die Gemüter der Presse zu besänftigen, bekam ich heute sogar „Freigang“, um mir unter der Aufsicht einer seiner Wachhunde ein neues Designerkleid zuzulegen. Die Information wurde natürlich sofort durch seinen Pressesprecher so geschickt gestreut, dass der ein oder andere Paparazzi mich vor dem Geschäft auch unter Garantie ablichten konnte.

Dem Sicherheitspersonal wurden ebenfalls strikte Anweisungen gegeben. Bei jedem noch so kleinen Fehlverhalten oder Fluchtversuch meinerseits, sei sofort mein Mann zu informieren. Und nicht nur mir war klar, was das zu bedeuten hatte. Die gesamte Security wusste Bescheid, doch niemand schien es zu kümmern, wie er mit mir umsprang oder mich behandelte.

Alle sahen sie weg.

Die einen aus Angst ihren Job zu verlieren und sich einen zukünftigen Senator zum Feind zu machen, die anderen aus Gleichgültigkeit oder Desinteresse.

Zu den Letzteren gehörte eindeutig Igor, Nathans engster Vertrauter und gleichzeitig einer seiner Lieblingswachhunde. Fast empfand ich schon so etwas wie Mitleid für ihn, als Nathan ihn mit der undankbaren Aufgabe betraute, mich zu einer der angesagten Boutiquen der Stadt zu begleiten. Das Entsetzen darüber stand ihm förmlich in sein von Pocken vernarbtes Gesicht geschrieben. Doch er war Profi genug seinen Unmut kommentarlos hinunterzuschlucken. Und bei einem war ich mir bei dem Gesichtsausdruck meines Mannes sicher, so lange mir mein Leben lieb war, tat ich es Igor besser gleich.

 

Eine Stunde später fand ich mich jedoch nicht wie erwartet in einer edlen Designerboutique, sondern im hinteren Teil eines kleinen bezaubernden Cafés wieder.

Ich warf erneut einen Blick auf die Uhr. Allmählich fragte ich mich wirklich, was dieser unsympathische Muskelprotz alles gefrühstückt haben musste, um geschlagene 20 Minuten auf der Toilette zu verbringen?!

Kaum hatten wir das Haus verlassen, ging es auch schon los. Igors Magen fing an zu rebellieren, sodass uns keine andere Wahl blieb, als auf dem Weg zu der Boutique einen kleinen Zwischenstopp einzulegen.

Mir konnte es egal sein. Für mich war es eine willkommene Abwechslung zu meinem ansonsten durch Nathan streng kontrollierten Alltag.

Einfach mal ganz in Ruhe, ohne meinen ständigen Aufpasser im Nacken, in einem Café sitzen zu können, empfand ich in diesem Augenblick als kleines Geschenk in meinem sonst so tristen Leben.

Mein Herz wurde schwer. Wie lange war es wohl schon her gewesen, dass ich ohne Angst und schlechtes Gewissen einfach nur so dagesessen, Leute beobachtet und entspannt etwas getrunken hatte?

So traurig es auch klang, ich konnte mich nicht mehr daran erinnern.

Etliche Jahre mussten seither vergangen sein. Manchmal kam es mir vor, als seien es bloß kleine Erinnerungsfetzen aus einem früheren Leben. Ein Leben, an das ich mich kaum noch erinnern konnte. Ein Leben, in dem ich noch eine lebensfrohe junge Frau gewesen war, stolz darauf, auch ohne den Rückhalt meiner Eltern durchs Leben zu kommen.

Von Beginn an hatte ich es nicht leicht gehabt. Mit gerade mal sieben Jahren ließen sich meine Eltern scheiden. Kurz darauf heiratete mein Vater erneut und gründete eine andere Familie, in der es für mich keinen Platz mehr gab.

Ich blieb bei meiner Mum. Wir hatten zwar nicht viel, aber zumindest hatten wir uns.

Sie war es, die mir beigebracht hatte, wie wichtig es sei, nie aufzugeben, für seine Träume einzustehen und zu kämpfen. Ja, meine Mum hatte gekämpft.

Ihr ganzes Leben lang bis sie nicht mehr konnte und in meinen Armen gestorben war.

Mit gerade mal achtzehn Jahren war ich ganz auf mich allein gestellt. Doch ich ließ mich nicht unterkriegen, suchte mir einen Job als Kellnerin und versuchte, mir so etwas Geld fürs College zu verdienen.

Nachdenklich griff ich nach meiner Tasse und nippte vorsichtig an meinem heißen Kaffee, während ich immer noch meinen Gedanken nachhing.

Die kleine Glocke über der Eingangstür kündigte soeben einen neuen Gast an. Automatisch glitt mein Blick hin zur Tür und blieb an einer jungen Frau hängen. Für den Bruchteil einer Sekunde geriet mein Herz außer Takt.

Nein, das konnte nicht sein. Ich blinzelte und begann einen Augenblick an mir zu zweifeln. War es denn möglich? Vielleicht war ich ja inzwischen völlig übergeschnappt oder noch schlimmer, ich fing aus lauter Einsamkeit bereits an zu halluzinieren.

Ich blinzelte erneut. Noch keine zehn Schritte entfernt stand gut gelaunt meine ehemalige Freundin Hailey, die noch genauso aussah, wie ich sie in Erinnerung hatte. Im Gegensatz zu mir hatte sie sich kaum verändert. Sie trug noch immer dieselben lässigen Klamotten wie früher, mit denen ich mir von Nathan unter Garantie eine heftige Abreibung eingefangen hätte.

Ihre Beine steckten in einer knallengen, durchlöcherten Jeans, was sie mit ihrer beneidenswerten Figur auch durchaus noch tragen konnte. Dazu kombinierte sie Sneakers und ein verwaschenes Metallica Shirt.

Ich lächelte wehmütig in mich hinein. Das Gleiche hatte ich in meiner Jugend ebenfalls besessen.

Selbst ihr schulterlanges, dunkelblondes Haar trug sie ebenso wie damals zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden, der jetzt bei jedem ihrer Schritte fröhlich hin und her wippte.

Kurz ließ sie ihren Blick über die Tische schweifen. Für einen einzigen Wimpernschlag blieben ihre Augen an mir hängen, ehe sie sich umdrehte und zu der älteren Dame hinter dem Tresen ging, um sie herzlich zu begrüßen.

Mein Herz wurde schwer. Ich musste zugeben, ich war enttäuscht, dass sie mich nicht wiedererkannt hatte.

Doch was erwartete ich? Sieben Jahre waren vergangen. Sieben Jahre, seitdem ich Nathan geheiratet und unsere Freundschaft mit Füßen getreten hatte.

Noch heute plagte mich das schlechte Gewissen, wenn ich an unser letztes Telefonat zurückdachte, bei dem mein Mann mich gezwungen hatte, unsere jahrelange Freundschaft durch diese haarsträubende Lüge zu beenden.

Nicht nur einmal hatte ich ihr vorgeworfen, sich an ihn herangemacht und Nathan nachgestellt zu haben, dabei wusste ich ganz genau, dass es umgekehrt gewesen war. Doch zu dieser Zeit hatte mich Nathan bereits so eingeschüchtert und unter Druck gesetzt, dass ich keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte, als seinen Forderungen nachzukommen.

Krampfhaft schluckte ich den dicken Klos in meinem Hals hinunter. Wie konnte es bloß so weit kommen?

Ich seufzte.

Eigentlich hatte doch alles wie im Märchen begonnen. Die junge, schüchterne Kellnerin, die eines Tages dem bestaussehendsten und erfolgreichsten Politiker der Stadt begegnet war und ihm den Kopf verdreht hatte.

Wie naiv ich doch damals gewesen war, zu glauben, dass er mich wirklich liebte?! Kein einziger Tag in den letzten sieben Jahren war vergangen, an dem ich mir nicht wünschte, ich wäre Nathan Radford dem Dritten an diesem verhängnisvollen Tag im Juni nie begegnet.

Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen, könnte Entscheidungen, die ich in meiner ersten Verliebtheit, von seinem Charme und Charisma geblendet, viel zu vorschnell getroffen hatte, wieder umkehren.

Doch es war zu spät.

Dabei hatte mich Hailey von Anfang an vor ihm gewarnt. Auf Knien hatte sie mich angefleht, noch einmal gründlich darüber nachzudenken und nichts zu überstürzen. Aber nein, ich wollte ja nicht auf sie hören.

Zu meiner eigenen Verteidigung musste ich sagen, ich hatte es wirklich nicht kommen sehen. In den ersten Wochen unseres Kennenlernens war Nathan der perfekte Gentleman gewesen. Er hatte alle Register gezogen, mich umworben und mir zum ersten Mal seit langem wieder das Gefühl gegeben, etwas Kostbares, ja etwas ganz Besonderes, zu sein.

An dem einen Tag hatte er mir ein Dutzend langstieliger roter Rosen geschickt, an einem anderen entführte er mich spontan in die Oper. Es gab Wochenendtrips und Candle-Light-Dinners. Nach gerade mal zwei Monaten hatte er mir dann einen Heiratsantrag gemacht. Ich war damals so überrumpelt gewesen, dass ich einfach, ohne groß darüber nachzudenken, Ja gesagt hatte.

Es dauerte jedoch nicht lange, da zeigte Nathan sein wahres Gesicht.

Bereits in den Flitterwochen fiel mir auf, dass sich sein Verhalten mir gegenüber verändert hatte. Zu Beginn waren es nur Kleinigkeiten. Er fing an, mich ständig zu kritisieren. Einmal passte ihm mein Kleidungsstil nicht, ein anderes Mal waren es meine Freunde. Meine Kochkünste fand er erbärmlich und meine Schulbildung war sowieso mehr als peinlich.

Ständig versuchte ich, ihm zu gefallen, tat, was er von mir verlangte, dennoch war es nie genug.

Und bevor ich mich versah, steckte ich in einer lieblosen Ehe mit einem prügelnden und jähzornigen Ehemann fest, dem es bloß noch darum ging, jeden meiner Schritte, bis hin zu meinen Gedanken, zu kontrollieren.

Erst jetzt, in diesem Moment, als ich Hailey so unbeschwert vor mir sah, wurde mir bewusst, was ich durch die Ehe mit Nathan verloren hatte.

Während ich weiter mit meinem Leben haderte, warf Hailey einen erneuten Blick in meine Richtung. Den Moment, in dem ihr klar wurde, wen sie da vor sich hatte, erkannte ich sofort.

Sie erstarrte. Ihre hübschen, braunen Augen formten sich zu schmalen Schlitzen. Nach kurzem Zögern setzten sich ihre Füße in Bewegung und sie schritt langsam mit verbissener Miene auf mich zu.

»Wenn das mal nicht die süße, kleine Amy ist«, schnalzte sie missbilligend mit der Zunge. Die Verachtung in ihrer Stimme versetzte mir sogleich einen herben Stich.

»Oh, entschuldige, ich vergaß, du nennst dich ja jetzt Grace«, sagte sie verächtlich. »Deinem Politikergatten war Amelia ja nicht fein genug … da musste es schon etwas Glamouröseres sein, nicht wahr?«

Ich biss mir auf die Lippe und schluckte die Tränen herunter. Auch wenn das, was sie da sagte, der Wahrheit entsprach, tat ihre abfällige Bemerkung dennoch verdammt weh. Mein eigentlicher Name war Amelia Grace, doch seitdem ich Mrs. Radford war, nannte mich alle Welt bloß noch bei meinem zweiten Vornamen. Obwohl ich selbst meinen richtigen Namen, Amy, viel hübscher und passender für mich fand.

»Was für Klamotten trägst du da eigentlich?«, ätzte sie weiter. »Schreibt Nathan dir jetzt auch noch vor, was du anzuziehen hast? Echt jetzt, da läuft ja jede Großmutter aufreizender rum als du. Eigentlich sollte ich froh sein, dass du den Kontakt zu mir abgebrochen hast. So … « Sie verzog das Gesicht und deutete mit dem Zeigefinger auf meine hochgeschlossene Seidenbluse. » … würde ich mich jedenfalls nicht mehr mit dir auf der Straße blicken lassen.«

Die Verbitterung mit der Hailey mir ihre Worte an den Kopf warf, war kaum zu überhören. Sie öffnete bereits erneut den Mund, um ihren ganzen Frust, der sich über all die Jahre angestaut hatte, an mir auszulassen, doch dieses Mal war ich schneller.

»Es tut mir leid, Hailey. Das musst du mir glauben«, platzte es aus mir heraus und ich hoffte inständig, dass ich noch genügend Zeit dazu hätte, ihr alles zu erklären. Die Angst saß mir im Nacken. Jede Sekunde konnte Igor plötzlich wieder auftauchen. Dies wäre vielleicht die einzige Möglichkeit, sie endlich um Verzeihung bitten zu können.

»Was genau tut dir leid? Dass du mir nicht vertraust und zugelassen hast, dass dieser Mann sich zwischen unsere wunderbare Freundschaft gedrängt hat? Oder dass es dir scheißegal war, wie es mir in den letzten sieben Jahren ergangen ist und du es nicht ein einziges Mal für nötig gehalten hast, dich bei mir zu melden? Selbst, als Mum gestorben war...«

Sie stockte und kämpfte mit den Tränen.

»Sie war immer wie eine eigene Mutter für dich gewesen. Und ich blöde Kuh war damals noch so dumm und bin extra über meinen eigenen Schatten gesprungen. Nur auf ihren Wunsch hin habe ich dir eine Nachricht zukommen lassen. Sie hätte alles, aber wirklich alles dafür gegeben, dich ein letztes Mal sehen zu können, aber ...«

Sie zitterte und ihre Stimme stand kurz davor zu brechen. »... aber selbst das war dir völlig gleichgültig gewesen«, fauchte Hailey.

Was?

Ihre Worte rissen mir bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust. Oh Gott, ich wusste nichts davon. Rosalinde war tot? Doch Hailey missverstand wohl mein Schweigen, wandte sich angewidert ab und wollte einfach gehen.

»Wem hast du die Nachricht zukommen lassen?«, wisperte ich erstickt.

Abrupt blieb sie stehen und drehte sich langsam wieder zu mir um.

»Was?«

»Wem hast du Nachricht zukommen lassen?«, wiederholte ich mit zitternder Stimme. »Du musst mir glauben, ich habe wirklich nichts davon gewusst. Es tut mir so leid.«

Ich kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. »Wann..?«, flüsterte ich. »Wann ist sie gestorben?«

Hailey atmete tief durch und schloss kurz die Augen. Im ersten Moment dachte ich, sie würde einfach gehen. Doch stattdessen zog sie den freien Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich mir gegenüber.

»Vor etwa sechseinhalb Jahren. Kurz nachdem wir den Kontakt abgebrochen hatten. Ich rief bei dir an und hatte Nathan angefleht, dir Bescheid zu geben.«

»Das hat er nicht«, murmelte ich, gleichzeitig hasste ich Nathan in diesem Moment dafür, dass er mir das angetan hatte. Ich beugte mich über den Tisch und fasste nach ihrer Hand.

»Ich weiß, dass ich alles falsch gemacht habe, was man nur falsch machen konnte ... aber ich vermisse dich«, flüsterte ich und sah sie dabei eindringlich an, um ihr zu zeigen, wie ernst ich es meinte. »Ich vermisse dich, unsere Gespräche und unsere Freundschaft. Bitte Hailey, gib mir noch eine letzte Chance. Ich würde dir gerne alles erklären, aber nicht hier.«

Ich griff nach meiner Serviette und schob sie zu ihr über den Tisch.

»Gib mir schnell deine Nummer«, bat ich sie und warf einen gehetzten Blick über meine Schulter in Richtung der Waschräume. Es blieb mir nicht mehr viel Zeit. Daher griff ich hastig nach meiner Tasche und fischte einen Kugelschreiber heraus.

»Hier!« Atemlos reichte ich ihr den Stift. Zwar nahm Hailey ihn entgegen, doch anstatt endlich ihre Nummer darauf zu schreiben, starrte sie zunächst verwirrt zu mir und dann über meine Schulter.

»Bitte, Hailey, beeil dich! Ich habe nicht viel Zeit. Ich werde dir bald alles erklären«, flehte ich und schob die Serviette noch etwas näher zu ihr hin. Als ich meine Hand wieder zurückziehen wollte, hielt sie mich jedoch fest.

»Was hat er dir bloß angetan?«, flüsterte sie. »Amy, du musst nicht bei ihm bleiben, er besitzt dich nicht. Du hast einen freien Willen und kannst jederzeit gehen«, sprach sie eindringlich auf mich ein. »Wenn du Hilfe brauchst ...«

»Pscht, nicht jetzt und vor allem nicht hier! Wir reden später. Versprochen!«, wisperte ich und war erleichtert, als Hailey endlich ihre Nummer auf das Stück Papier kritzelte. Doch genau in dem Augenblick, in dem ich danach greifen wollte, tauchte Igor an der Tür auf und sah sich suchend nach mir um.

Oh Gott, was sollte ich jetzt bloß tun? Auf keinen Fall durfte er mitbekommen, dass Hailey mir ihre Telefonnummer zugeschoben hatte.

Er war noch ein gutes Stück von uns entfernt. Vielleicht war ja noch nicht alles verloren?!

So unauffällig wie möglich ließ ich die Papierserviette in meine Tasche verschwinden. Igor näherte sich dem Tisch und starrte von Hailey zu mir und wieder zurück. Seine Miene ließ nichts Gutes verheißen. Innerlich machte ich mich bereits auf das Schlimmste gefasst. Schließlich hatte mein Mann mir ausdrücklich verboten, mich mit Fremden zu unterhalten.

Ich schluckte mühsam die aufsteigende Übelkeit hinunter und konnte mir bereits lebhaft vorstellen, wie Nathans Bestrafung ausfallen würde. Mit den mir drohenden blauen Flecken und Hämatomen würde ich wohl die Veranstaltung am Wochenende abermals absagen müssen oder zumindest würde ich tubenweise gut abdeckendes Make-up benötigen.

Meine Freundin räusperte sich und riss mich somit wieder aus meinen dunklen Gedanken.

Ich sah zu ihr auf und hoffte, die Panik in meinen Augen wäre ihr nicht entgangen. Hailey öffnete den Mund und mir war klar, von nun an lag mein Schicksal allein in ihren Händen.

»Ich bin Ihnen so dankbar, Ms. Radford, dass Sie sich extra Zeit für mich genommen haben«, säuselte sie und tätschelte dabei mütterlich meine Hand. »Ich werde all meinen Freundinnen davon erzählen, dass Sie in natura noch hübscher sind als im Fernsehen.«

Ohne Igor weitere Beachtung zu schenken, stand sie auf und reichte mir zum Abschied ihre Hand. »Und bitte richten Sie Ihrem Mann aus, meine Stimme hat er ganz sicher.«

»Vielen Dank für Ihr Vertrauen«, sagte ich leise und zwang mich zu einem kleinen Lächeln. Hailey drückte ein letztes Mal aufmunternd meine Finger, ehe sie sich umdrehte und lässig aus dem Café spazierte.

Ich schluckte und sah ihr nachdenklich hinterher.

Glaubte ich an Schicksal?

Glaubte ich an eine Art höhere Macht, die mein Leben beeinflusste? Oder gar an die eigene Vorsehung, aus der es keinen Ausweg, kein Entkommen gab - bloß diesen einen Weg, der dir vorbestimmt war?

Hätte mich vor fünf Minuten noch jemand gefragt, dann wäre meine Antwort auf diese Frage wohl ein klares Nein gewesen. Doch plötzlich war ich mir nicht mehr sicher.

Was, wenn Igor heute Morgen keine Magenkrämpfe bekommen hätte? Was, wenn er mich nicht dazu genötigt hätte, hier in diesem süßen, kleinen Café auf ihn zu warten?

Ja, was wäre wenn?

Dann hätte es wohl nie diesen einen magischen Moment gegeben, in dem mir dieser rettende Engel in Gestalt meiner Freundin geschickt wurde.

Auf einmal wurde ich ganz ruhig und ich wusste, was ich zu tun hatte. Egal, ob Vorsehung oder nicht, vielleicht war es an der Zeit, mein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und alles auf eine Karte zu setzen.

Unauffällig ließ ich die Finger in meine Tasche gleiten. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht umklammerte ich die Serviette.

Es war nur ein kleines, unscheinbares Stück Papier, doch für mich war es so viel mehr, für mich könnte es das Ticket in die Freiheit bedeuten.

 

Kapitel 2

 

Einige Wochen später...

 

Mit zitternden Fingern schob ich den schweren, grauen Vorhang zur Seite und blickte hinunter zu der bereitstehenden Limousine. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und fragte mich, ob es nicht besser wäre, Hailey anzurufen und die ganze Sache doch noch abzublasen.

Nach unserem Treffen im Café war alles sehr schnell gegangen. Bereits in unseren ersten Telefonaten hatte sie mich davon überzeugen können, keine unnötige Zeit mehr zu verlieren. Das Dinner heute Abend im Hause eines von Nathans Gönnern wäre jedoch perfekt für unseren Plan geeignet.

Zu Beginn war ich von der Idee noch begeistert gewesen, doch inzwischen musste ich mir eingestehen, ich hatte Angst. Angst, ich könnte mich verraten. Angst, es könnte etwas schiefgehen und er würde mich abermals erwischen.

Übelkeit stieg in mir auf, sobald ich daran dachte, dass ich durch diese erneute Flucht nicht nur mich selbst, sondern auch das Leben meiner besten Freundin in Gefahr brachte. Nicht auszudenken, was Nathan mit ihr anstellen würde, sobald er herausbekam, dass Hailey mit mir unter einer Decke steckte.

»Du wirst sehen, alles wird gut! In ein paar Tagen lachen wir darüber«, rief ich mir Haileys Worte wieder und wieder ins Gedächtnis.

Blieb nur zu hoffen, dass sie Recht behielt.

Mit einem mulmigen Gefühl ließ ich den Vorhang wieder fallen. Ich ging zurück zu meinem Schminktisch und setzte mich hin. Fast zeitgleich flog die Tür auf und mein Mann stürmte herein. Unter seinem dunklen, enganliegenden Smoking trug er ein weißes Hemd und sein kurz geschnittenes Haar schimmerte noch feucht vom Duschen.

Ich schluckte. Die Zeit war gnädig mit ihm gewesen.

Er sah noch immer genauso gut aus wie damals, als ich ihn vor sieben Jahren kennengelernt und mich unsterblich in ihn verliebt hatte.

Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. Und so schnell dieser Gedanke auch gekommen war, war er bereits wieder verschwunden. Nathan starrte mich an. Seine Augen wirkten grausam und hart. Sofort stellten sich all meine Nackenhaare auf und für einen winzigen Moment überrollte mich eine erneute Welle von Panik.

Wusste er etwa Bescheid?

»Verliere jetzt bloß nicht die Nerven, Amy!«, ermahnte ich mich.

Es kostete mich unendlich viel Kraft, ja, verlangte mir einiges ab, doch schließlich gelang es mir, seinem Blick standzuhalten. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, legte ich vorsichtig die Puderdose mit Quaste zurück auf den Tisch und stand auf.

»Ich bin gleich so weit. Wenn du willst ...«

Doch weiter kam ich nicht. Nathan packte mich grob am Arm und riss mich zu sich herum. Mit seinem breiten Brustkorb drängte er mich mit dem Rücken gegen die Wand. Eine Hand fest meinen Hals umklammert, schloss er mit der anderen die Tür, sodass uns niemand hören konnte.

Inzwischen zitterte ich am ganzen Körper. Tränen verschleierten mir die Sicht.

»Nathan, bitte ... ich ...«, flüsterte ich erstickt, während ich verzweifelt mit meinen Fingern versuchte, seinen Griff zu lockern.

»Sei still und hör mir jetzt ganz genau zu«, spie er mir die Worte förmlich ins Gesicht. »Ich habe keine Ahnung, was genau du hinter meinem Rücken geplant hast und um ehrlich zu sein, ist es mir auch scheißegal. Aber glaub ja nicht, dass ich oder meine Männer dich heute Abend auch nur für eine einzige Sekunde aus den Augen lassen werden.«

»Bitte lass mich los! Ich weiß nicht, was du meinst«, wisperte ich.

Langsam senkte er den Kopf, bis sein Gesicht nur noch wenige Millimeter von meinem entfernt war.

»Versuch es erst gar nicht, Grace. Dafür kenne ich dich inzwischen zu gut. Ich kann es dir an deiner kleinen Nasenspitze ansehen, du Hexe. Irgendetwas führst du im Schilde. Ich weiß bloß noch nicht genau was, aber egal, was es auch sein mag ...«, Nathan verstärkte den Druck um meinen Hals, »...ich werde dich überall finden, Grace. Und glaub mir, du willst nicht wissen, was dir dann blüht.«

Blankes Entsetzen ergriff von mir Besitz und für den Bruchteil einer Sekunde wurde mir schwarz vor Augen. Ich spürte das Gewicht seines Körpers, spürte, wie er sein erigiertes Glied gegen meinen Unterleib presste. Angeekelt wandte ich den Kopf zur Seite.

»Sieh mich an«, grunzte er. Er ließ von meinem Hals ab, aber anstatt mich ganz freizugeben, griff er stattdessen nach meinem Kinn. Unbarmherzig bohrten sich seine Finger so stark in meinen Kiefer, dass ich im ersten Moment glaubte, er würde unter seinem Druck zerspringen. Mein Atem kam flach. Tränen schossen mir in die Augen und es schien mir fast unmöglich, dem Schmerz nicht nachzugeben und laut aufzuschreien.

Ich wusste genau, dass er nur darauf wartete. Es heizte ihn an, wenn ich schrie und mich gegen ihn zur Wehr setzte. Diese Genugtuung wollte ich ihm jedoch nicht geben. Plötzlich ließ er mich los und packte mich grob an den Haaren. Seine Lippen pressten sich hart auf meine, während er die andere Hand unter meinen Rock schob, das Höschen zur Seite zerrte und brutal mit zwei seiner Finger in mich eindrang. Abermals wurde mir schwarz vor Augen.

Ich schluchzte jämmerlich auf. Ob vor Scham oder Schmerz konnte ich in diesem Moment nicht sagen. »Du gehörst mir, du kleine Schlampe. Vergiss das nie«, flüsterte er rau an meinen Lippen.

Auf einen Schlag waren seine Finger wieder verschwunden. Nathan ließ mich so ruckartig los, dass ich augenblicklich das Gleichgewicht verlor und mit dem Kopf gegen die Wand prallte.

»Bring dein Make-up und deine Haare wieder in Ordnung und sieh zu, dass du in fünf Minuten fertig bist. Du weißt, ich hasse es, wenn ich auf dich warten muss«, knurrte er und stapfte aus meinem Zimmer.

 

Eine Stunde später lenkte Igor den Wagen auf einen der freien Stellplätze und stieg aus. Ich warf einen Blick aus dem Wagenfenster und betrachtete mit einem mulmigen Gefühl das Haus, wobei Haus nicht ganz zutreffend war. Zu meinem großen Entsetzen ähnelte das protzige Gebäude vielmehr einer Burg mitsamt Festungsanlage.

Auf was hatte ich mich da bloß eingelassen?

Ich bezweifelte, dass Hailey die Situation noch im Griff hatte. Der ganze Innenhof wimmelte nur so von Wachpersonal. Und wäre das nicht bereits schlimm genug, waren die Mauern ringsherum mit Kameras versehen. Plötzlich wurde mir ganz flau im Magen.

Wie um alles in der Welt sollte ich hier später einfach so hinausspazieren, ohne dass es jemandem auffiel? Noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, öffnete Nathan bereits meine Tür. Ein letztes Mal atmete ich tief durch und zwang mich zu einem kleinen, dankbaren Lächeln, während ich zögerlich seine dargebotene Hand ergriff und mir von ihm aus dem Wagen helfen ließ.

»Na, mach schon!«, fauchte er, wobei er mich nicht gerade sanft durch die Tür zog und meine Hand danach in seine Armbeuge legte. »Und benimm dich gefälligst so, wie sich die Frau eines zukünftigen Senators zu benehmen hat«, warnte er mich, während sich seine langen Finger schmerzhaft in meinem Oberarm bohrten. »Haben wir uns verstanden?«

Ich nickte und keuchte erstickt auf, als er noch einmal fest zudrückte.

Gerade als wir die oberste Stufe erreichten, öffnete bereits ein junges Dienstmädchen die Tür und rettete mich so unbewusst vor einer weiteren Zurechtweisung. Sofort schaltete Nathan in seinen Charme-Modus. Er zwinkerte dem armen Ding zu und schenkte ihr daraufhin ein solch atemberaubendes Lächeln, dass sich ihre Wangen schlagartig in einem tiefen Rot verfärbten.

Nathan hatte schon immer diese Wirkung auf Frauen gehabt. Ich konnte es ihr noch nicht einmal verübeln. Auch ich war damals so dämlich gewesen, auf seine Masche hereinzufallen.

»Ah Radford, da sind Sie ja endlich. Ich hatte bereits befürchtet, Sie würden nicht mehr kommen«, kam uns bereits der Gastgeber, ein stinkreicher Industrieller, in der Eingangshalle entgegen.

»Mr. Hanson«, rief Nathan erfreut und reichte dem dickbäuchigen Mann mit dem Schweinsgesicht seine Hand. »Wo denken Sie denn hin? Schließlich ist es uns eine Ehre hier sein zu dürfen«, säuselte Nathan weiter, ehe er mir seinen Arm um die Taille schlang und mich ein Stück nach vorne schob.

»Darf ich Ihnen meine bezaubernde Gattin, Grace, vorstellen?«

»Oh, sieh an! Was sind Sie bloß für ein hübsches Ding?!«, raunte Mr. Hanson, wobei er seinen Blick gierig an mir auf und ab wandern ließ.

»Danke«, brachte ich nur mit einiger Mühe hervor.

»Kommen Sie, Radford, ich werde Sie gleich ein paar wichtigen Leuten vorstellen«, klopfte er meinem Mann mit seiner Hand kameradschaftlich auf die Schulter. Die andere platzierte er verboten tief auf meinem unteren Rücken, um mich mit einem schmierigen Grinsen vor sich her durch die Eingangshalle zu schieben. Nur allzu gerne hätte ich ihm dafür jeden einzelnen seiner Wurstfinger gebrochen, doch stattdessen benahm ich mich so, wie es von mir erwartet wurde und ließ es stillschweigend über mich ergehen.

Sogar als er mir meinen Hintern tätschelte, sah ich bloß mit geröteten Wangen zu ihm auf, verbiss mir jedoch jegliche Bemerkung. Nathan bekam von alledem nichts mit. Vielmehr hatte er nur noch Augen für die Gruppe von Anzugträgern direkt vor uns, von denen er sich die ein oder andere großzügige Spende für seinen Wahlkampf erhoffte.

»Denk daran, was ich dir gesagt habe«, knurrte er mir noch einmal unauffällig ins Ohr, bevor er den Geschäftsleuten überschwänglich die Hand reichte.

Ich lächelte zur Begrüßung einmal tapfer in die Runde, ansonsten hielt ich mich den Rest des Abends eher bedeckt. Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich in dieser Art von Gesellschaft mehr als unwohl. Am liebsten hätte ich mir eine Tarnkappe übergestülpt und wäre einfach für all die anderen hier unsichtbar gewesen. Hoffentlich kam niemand auf die irrwitzige Idee, mich anzusprechen oder, noch schlimmer, in ein Gespräch über Politik und Finanzen zu verwickeln.

Ich selbst würde mich zwar nicht gerade als dumm bezeichnen, aber aufgrund meiner mangelnden Schulbildung kannte ich mich mit geschäftlichen Dingen nicht genug aus. Eine nicht unwesentliche Tatsache, die mich auf solchen Veranstaltungen bereits das ein oder andere Mal in eine äußerst prekäre Situation gebracht hatte. Insofern wäre es also nichts Neues, durch eine unbedachte Aussage mal wieder Nathans Unmut auf mich zu ziehen.

Und gerade das galt es an diesem Abend zu vermeiden.

Bevor ich also seinen Zorn auf mich heraufbeschwor und dadurch meine Fluchtpläne gefährden würde, hielt ich mich diesen Abend lieber im Hintergrund. Was mir auch mehr oder weniger gut gelang, bis sich eine zierliche Brünette mit hübschem Gesicht und falschem Lächeln zu mir gesellte.

Mist.

»Ich bin Sofia Giancomelli. Endlich lerne ich Sie einmal persönlich kennen.« Sie reichte mir ihre zierliche Hand. »Gelesen habe ich ja schon so einiges über Sie, aber man sollte nicht alles glauben, was in der Klatschpresse so steht - nicht wahr?«, flötete die rassige Schönheit, wobei sie meine Hand noch immer in ihrer hielt.

Obwohl sie kleiner war als ich, gelang es ihr tatsächlich, von oben auf mich herabzusehen.

»Sie müssen unglaublich stolz auf Ihren Mann sein. Wissen Sie, alle Frauen hier im Raum beneiden Sie dafür, dass Sie ihn sich geschnappt haben. Die Frage ist nur, wie lange Sie ihn noch halten können?!« Erst jetzt ließ sie mich los und schenkte mir ein siegessicheres Lächeln.

Für eine geraume Zeit konnte ich ihr für diese Dreistigkeit einfach nur sprachlos ins Gesicht starren, gleichzeitig hätte ich über die Ironie ihrer Worte nur allzu gerne laut aufgelacht. Wenn sie Nathan unbedingt haben wollte?! Na bitte, von mir aus. Sie könnte ihn gerne haben.

Mit einem boshaften Blick wandte Sofia sich von mir ab und steuerte geradewegs auf die Gruppe der Anzugträger zu, in der sich auch mein Mann befand.

Sofort legte sie sich ins Zeug, strich sich immer wieder verspielt durchs Haar und schenkte Nathan ein aufregendes Lächeln nach dem anderen. Und so wie es aussah mit Erfolg. Nathan lächelte zurück und blickte mit glühenden Augen auf sie hinab.

Als seine Ehefrau hätte mich ihr aufdringliches Getue wohl stören sollen, doch so sehr ich mich auch bemühte, meine Rolle hier perfekt zu spielen, konnte ich nichts anderes als Erleichterung darüber empfinden, dass er für einige Minuten abgelenkt war.

So konnte ich mich endlich unbeobachtet in den hinteren Teil des Hauses zurückziehen und den richtigen Moment abpassen, um mich unauffällig davon zu stehlen. Durch das lange Herumstehen fühlte ich mich bereits jetzt schon wie erschlagen. Meine High Heels drückten und ich schwor mir bei Gott, wenn ich noch eine einzige Sekunde länger lächeln müsste, würden gleich meine Wangen explodieren.

Gerade kam ein Kellner mit einem Tablett voller Champagnergläser an mir vorbei. Dankbar nahm ich ein Glas entgegen. Um einen Moment zu verschnaufen, betrachtete ich unter gespieltem Interesse eines der zahlreichen Gemälde an der Wand. In Wirklichkeit wollte ich mir bloß Mut antrinken und mich noch einmal kurz sammeln. Eine günstigere Gelegenheit zur Flucht würde sich wohl kaum bieten.

Zitternd nahm ich einen weiteren Schluck Champagner, während ich innerlich total aufgewühlt dieses Kunstwerk anstarrte, das jeder Vorschüler hätte besser malen können. Das Gemälde war überwiegend in blassen und dunklen Farben gehalten, dabei bestand es aus unzähligen, geometrischen Figuren, wie Kugeln, Kegeln und Pyramiden, die wohl bei genauerem Hinsehen einen Menschen darstellen sollten. Ich fand es scheußlich, aber egal, mir musste es ja schließlich nicht gefallen.

»Interessieren Sie sich für Kunst, Mrs. Radford?« Mr. Hansons sonore Stimme ließ mich vor Schreck zusammenfahren. Ich zuckte, gleichzeitig schwappte mein Champagner über und tropfte von meiner Hand direkt auf den Boden.

Verflucht!

»Oh, es tut mir so leid«, stammelte ich verlegen. Nur zu gerne wäre ich vor Scham im Erdboden versunken. Ich drehte mich zu ihm um und sofort versteifte ich mich, als ich nicht nur in Mr. Hansons Gesicht, sondern auch in Nathans unergründliche Miene starrte. Der Gastgeber schien jedoch derart in seinem Element, dass ihm mein kleines Malheur völlig entgangen zu sein schien.

»Dieses Gemälde habe ich erst kürzlich zu meiner Sammlung hinzugefügt. Wie Sie unschwer erkennen können, ist der Künstler ein Vertreter des Kubismus«, fachsimpelte er weiter. Sofort verspannte ich mich noch mehr. Inzwischen waren meine Hände so schweißnass, dass ich jeden Moment befürchtete, ich könnte mein Glas fallen lassen.

»Bei Kunst streiten sich ja bekanntlich die Geister. Was halten Sie davon?«

Oh Gott, mir wurde schlecht. Unsicher huschte mein Blick zu meinem Mann, dessen Augen mir bereits warnend entgegenfunkelten. Was wollte dieser Hanson denn bloß von mir hören? Ich hatte weder Ahnung von Kunst, noch wusste ich, was zur Hölle man unter Kubismus verstand.

Mein Mund wurde staubtrocken. Inzwischen hatte ich das Gefühl, meine Zunge würde am Gaumen festkleben. Hastig trank ich noch einen großen Schluck, um etwas mehr Zeit zu schinden. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, als ich Nathans stählernen Blick von der Seite spürte, der sich geradewegs in meinen Kopf zu bohren schien.

»Ich ... ich weiß nicht ...«, stammelte ich unbeholfen vor mich hin.

»Meine Frau ist in Sachen Kunst nicht sehr bewandert«, hörte ich zu meinem großen Erstaunen Nathan neben mir sagen. Hatte er etwa plötzlich doch noch Mitleid bekommen? Oder wollte er nur wieder einmal seine eigene Haut damit retten? Ich tippte auf Letzteres, so wie er mich gerade ansah.

»Na, na, na ...Ihre Frau wird ja wohl trotzdem eine eigene Meinung dazu haben dürfen, nicht wahr, meine Liebe?«, meinte unser Gastgeber und tätschelte mir aufmunternd den Rücken. Ein unauffälliger Blick auf meinen Mann sagte mir, dass ich jetzt besser keinen Fehler machen sollte. Alle Augenpaare ruhten auf mir. Ich nippte abermals an meinem Champagner und versuchte irgendwie meinen hämmernden Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen.

»Kommen Sie schon, Grace. Ich darf Sie doch so nennen?«

Ich nickte stumm. Das war mir gerade sowas von egal. Genauso gut könnte er mich auch Rumpelstilzchen nennen, wenn er es wollte. Hauptsache wir würden nicht mehr über dieses schreckliche Kunstwerk sprechen. Doch Mr. Hanson ließ nicht locker.

»Nur keine falsche Scheu, Grace. Hier gibt es keine falschen Antworten. Entweder gefällt es Ihnen oder nicht. Also, raus mit der Sprache, was halten Sie davon?«

Also gut. Von Mr. Hansons aufmunternden Worten ermutigt, ignorierte ich Nathans alarmierenden Blick und betrachtete das Kunstwerk erneut. Es war wirklich furchtbar und ich konnte beim besten Willen nichts Schönes daran entdecken. Aber sollte ich ihm das wirklich so sagen? Scheinbar schien es ihm selbst zu gefallen, ansonsten hätte er es schließlich nicht gekauft, oder?

Andererseits wollte er unbedingt meine Meinung dazu hören ...

»Um ehrlich zu sein«, sagte ich leise. Mr. Hanson nickte mir aufmunternd zu und ermutigte mich fortzufahren. Ich räusperte mich und umklammerte nervös das Champagnerglas. Mein Herz schlug mir inzwischen bis zum Hals.

»Na ja, um ehrlich zu sein«, begann ich erneut etwas lauter, »kann ich mit dieser Art von Kunst nicht sonderlich viel anfangen. Irgendwie wirkt das Bild furchtbar deprimierend, finden Sie nicht? All die blassen und düsteren Farben machen mich irgendwie traurig.«

Nathan zog scharf die Luft ein.

Unsicher linste ich hinüber zum Gastgeber und sah, wie er irritiert zwischen mir und dem Gemälde hin und her starrte.

Ach du Schande!

Er wollte doch die Wahrheit hören oder etwa nicht? Ich spürte Hitze in mir aufsteigen und gleichzeitig färbten sich meine Wangen in einem dunklen Rot.

»Grace!«, presste Nathan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er den Arm um mich schlang und sich seine Finger in meine Hüften bohrten. »Entschuldigen Sie uns bitte, Mr. Hanson, meine Frau hat heute noch nicht viel gegessen. Vermutlich ist ihr der Champagner etwas zu Kopf gestiegen.«

»So wird es sein«, stimmte ihm Mr. Hanson zu, hielt jedoch weiterhin seinen Blick nachdenklich auf das Gemälde gerichtet.

»Komm schon!«, knurrte Nathan leise an meinem Ohr, dann wieder zu unserem Gastgeber gewandt. »Grace ist es etwas schwindelig geworden. Ich werde sie besser kurz nach draußen an die frische Luft begleiten.«

»Ja, tun Sie das und sehen Sie zu, dass sie in Zukunft nicht mehr so viel trinkt. Das wirft kein gutes Licht auf Sie, Radford«, ermahnte er ihn. Dann drehte er sich um und ließ uns einfach stehen.

Inzwischen war ich einer Ohnmacht nah. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Wie konnte ich bloß so dumm sein, zu glauben, Mr. Hanson wollte tatsächlich die Wahrheit von mir hören? Tränen begannen in meinen Augen zu brennen. Was, wenn ich hierdurch die einzige Möglichkeit für meine Flucht zerstört hatte? So wütend wie Nathan gerade dreinschaute, würde er mich wahrscheinlich gleich in die Limousine verfrachten und nach Hause bringen. Und was mich dort erwarten würde, darüber wollte ich erst gar nicht nachdenken.

Nathan packte stumm meinen Arm und zog mich hinter sich her, weg von all den Menschen, zu der offenstehenden Terrassentür. Draußen angekommen warf er einen kurzen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass uns auch niemand gefolgt war und blieb erst stehen, als wir ein gutes Stück von der Tür entfernt waren. Ich sah zu ihm auf und konnte förmlich dabei zusehen, wie er sich direkt vor meinen Augen von dem smarten Politiker in das eiskalte, gefühllose Monster verwandelte.

Panik machte sich in mir breit. In solchen Momenten war er unberechenbar.

»Nathan, es tut mir leid«, wisperte ich erstickt.

»Spare dir dein Gejammer für später auf, wenn du winselnd unter mir liegst und mich um Gnade anbettelst. Und glaub mir, bei Gott, das wirst du heute tun.«

Ohne dass ich es hätte verhindern können, löste sich ein leises Wimmern aus meiner Kehle. Auf einmal wollte ich nur noch von hier weg, doch Nathan schien mir meine Gedanken anzusehen und verstärkte seinen Griff.

»Hiergeblieben, wir sind noch nicht fertig«, knurrte er, wobei er mich zu meinem großen Entsetzen in eine dunkle, abgelegene Ecke zerrte. »Kannst du dir annähernd vorstellen, wie sehr du mich gerade blamiert hast? Was zum Teufel hast du dir bloß dabei gedacht?«

Beschämt sah ich zu Boden.

»Sieh mich gefälligst an, du kleine Schlampe.« Brutal packte er mein Kinn und zwang mich, ihm in seine eisblauen Augen zu sehen. Die Wut und der Hass, den ich darin las, ließen mich vor Angst erzittern. Mein Atem beschleunigte sich und dann flossen auch schon die ersten Tränen.

»Lass das Theater!« Er blickte verachtend auf mich herunter. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Du hast doch nicht etwa wirklich geglaubt, er wolle die Wahrheit von dir hören? So dumm kannst selbst du nicht sein?!«, murmelte er vor sich hin und rückte, zu meiner Überraschung, ein Stück von mir ab.

»Du kannst von Glück sagen, dass so viele Leute hier sind. Ansonsten würde ich dich jetzt ...« Er ließ die Drohung unausgesprochen und funkelte mich durchtrieben an. »Und jetzt sieh zu, dass du dein Gesicht wieder in Ordnung bringst. Du siehst wie eine kleine, billige Nutte aus.«

Ich wandte betreten meinen Kopf zur Seite. »Ich gebe dir fünf Minuten, Grace, keine Minute länger. Dann wirst du mir den ganzen Abend nicht mehr von der Seite weichen. Haben wir uns verstanden?«

»Ja«, wisperte ich.

»Gut, dann sieh zu, dass du mich nicht noch mehr verärgerst«, sagte er tonlos, drehte mir den Rücken zu und verschwand.

 

Kapitel 3

 

Langsam stieß ich den angehaltenen Atem aus. Meine Knie waren wackelig und fingen an zu zittern, sodass ich mich kurz mit dem Rücken gegen die Wand sacken ließ. Sobald ich wieder sicher war, dass meine Beine mich tragen konnten, setzte ich mich sofort in Bewegung. Ohne irgendjemandem Beachtung zu schenken, stürmte ich zur Tür und bahnte mir durch die umstehenden Gäste den Weg zu den Toiletten.

Mir blieb nicht mehr viel Zeit.

Ich konnte bloß hoffen, dass es Hailey tatsächlich gelungen war, die notwendigen Dinge, die ich für meine Flucht so dringend bräuchte, auf einer der Toiletten im Erdgeschoss zu verstecken. Der Plan war gewesen, sich Zugang durch die Cateringfirma in das Anwesen zu verschaffen, um dort ungehindert einen kleinen Rucksack zu deponieren.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich es endlich geschafft und schlüpfte durch die Tür. Hastig schob ich den Riegel vor und machte mich auf die Suche nach dem kleinen, schwarzen Rucksack. So lautlos ich konnte, öffnete ich einen Schrank nach dem anderen, doch ich konnte ihn nirgends finden. Panisch schob ich die Handtücher zur Seite. Hitze stieg in mir auf und mein Puls begann zu rasen.

Oh Hailey, wo zur Hölle hast du ihn bloß versteckt?

Gerade als ich schon aufgeben wollte, blitzte mir im hinteren Teil des Schrankes ein schwarzes Stück Stoff entgegen. Ich stieß erleichtert den Atem aus und versuchte meinen rasenden Herzschlag wieder zu beruhigen. Hektisch zerrte ich die Tasche hervor, öffnete den Reißverschluss und durchwühlte den Inhalt.

Es war alles da!

Wechselkleidung, eine schwarze Langhaarperücke, farbige Kontaktlinsen, Schminke und eine kleine Clutch mit Geld. Wie auf Autopilot entledigte ich mich meines cremefarbenen Kostüms und schlüpfte stattdessen in ein schwarzes Etuikleid.

So weit so gut. Jetzt würde der schwierigere Teil beginnen.

Ich öffnete die Packung mit den Kontaktlinsen und legte mir ganz vorsichtig eine der Linsen genau auf die Spitze des Zeigefingers. Mit den Fingern der anderen Hand hielt ich das obere Lid des Auges fest und zog gleichzeitig das untere herunter. Doch meine Hände zitterten dabei so stark, dass ich es nicht auf Anhieb schaffte und hektisch zu blinzeln begann.

Völlig frustriert stieß ich den Atem aus.

Verflucht, ich musste mich dringend beruhigen, sonst würde das hier heute ganz bestimmt nichts mehr werden. Ich atmete noch einmal tief durch und schaute nach oben, während ich versuchte, so ruhig ich konnte, die Linse direkt auf die Pupille zu setzen.

Geschafft!

Erleichtert schloss ich für einen Moment die Augen, ehe ich die gleiche Prozedur auf der anderen Seite wiederholte. Danach starrte ich fasziniert meinem Spiegelbild entgegen, den dunkelbraunen, ausdrucksstarken Augen, die nun die meinen waren und doch wieder nicht.

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb. Hastig fasste ich meine platinblonden Haare zusammen, beugte mich nach vorne und stülpte mir die Perücke über.

Perfekt!

Ein letztes Mal betrachtete ich mich im Spiegel. Alles in allem hatte die Verwandlung nur wenige Minuten gedauert, doch das Resultat war beachtlich. Lange, rabenschwarze Strähnen fielen mir nun weit über den Rücken und verwandelten mich innerhalb von Sekunden von der blonden, blauäugigen Politikergattin in eine rassige, dunkelhaarige Schönheit.

Mit einem Mal hörte ich bekannte Stimmen vor der Badezimmertür.

Mein Gott, Igor und Wilson. Sie schienen mich zu suchen. Mir wurde übel. Haltsuchend klammerte ich mich mit beiden Händen am Rand des Waschbeckens fest, während ich spürte, wie das Blut durch meine Ohren rauschte. Sofort fühlten sich meine Finger kalt und klamm an. Noch nie war ich so nervös gewesen, wie in diesem Moment.

»Amy, jetzt reiß dich gefälligst zusammen!«, tadelte ich mich selbst und atmete tief durch.

Es war an der Zeit. Jetzt oder nie!

Eilig verstaute ich mein Kostüm in dem kleinen Rucksack und versteckte ihn wieder zwischen der Rückwand des Schrankes und den Handtüchern. Anschließend schlich ich zur Tür und presste mein Ohr fest dagegen. So stand ich einige Sekunden einfach nur da, bis ich erleichtert feststellte, dass sich die Stimmen allmählich wieder entfernten.

Es war so weit. Nun würde der heikelste Teil meiner Flucht beginnen.

Mit angehaltenem Atem entriegelte ich leise die Tür und schlüpfte hinaus. So ruhig ich konnte, ging ich den Flur entlang. Nach wenigen Schritten kamen mir bereits die ersten Gäste entgegen. Ich lächelte ihnen freundlich zu, während ich gleichzeitig gegen den starken Drang ankämpfte, meine Perücke zurechtzurücken. Immerhin, es schien zu funktionieren. Niemand erkannte mich oder schenkte mir größere Beachtung. Mit neu gewonnenem Mut drückte ich den Rücken durch und lief einfach weiter. Ich blendete alles um mich herum aus und hielt dabei stur den Blick auf den rettenden Ausgang gerichtet. Inzwischen hämmerte mein Herz in einem wilden Stakkato.

Die Tür war ganz nah. Ich konnte sie bereits sehen. Am liebsten wäre ich einfach losgerannt, zwang mich jedoch, ruhig zu bleiben. Nur noch ein paar Schritte, dann hätte ich es geschafft.

Fast sah ich mich schon in Freiheit leben, als mich ein sonores Lachen auf einen Schlag erstarren ließ.

Nathan! Verdammt!

Ich schloss kurz die Augen und als ich sie langsam wieder öffnete, tauchte am Ende des Flurs mein Mann in Begleitung der rassigen Sofia auf. In der Zwischenzeit hatte sie sich vertraulich bei ihm untergehakt und himmelte ihn schamlos unter gesenkten Augenlidern an.

Bleib ganz ruhig!

Es kostete mich jede Menge Kraft, aber ich zwang mich dazu, weiter zu gehen. Mir blieb ohnehin keine andere Wahl, denn es gab keinen anderen Ausgang, als diesen. Ich musste durch diese Tür.

Meine Angst schien jedoch unbegründet. Die beiden waren so miteinander beschäftigt, dass sie mir überhaupt keine Beachtung schenkten. Sofias Hand lag auf Nathans Brust, während sie eindringlich auf ihn einredete und sich mit ihrem ganzen Körper an ihn schmiegte. Ich senkte den Blick. Mit jedem Schritt, den ich mich dem Paar näherte, verstärkte sich mein Pulsschlag.

In der selbigen Sekunde, in der ich glaubte, ich hätte es schon geschafft, geschah jedoch das Unglück. Ich stolperte, konnte mich aber sofort wieder fangen. Doch es war bereits zu spät. Nathans Kopf zuckte nach oben. Unverblümt starrte er mich an.

Mein Herz blieb stehen.

Was, wenn er mich erkannt hatte? Was, wenn er mich jetzt so kurz vor dem Ziel doch noch aufhalten würde?

Panik stieg in mir auf. Für einen kurzen Augenblick stand ich einfach nur da und fühlte mich wie gelähmt. Nathans Augen waren weiterhin starr auf mich gerichtet. Anstatt mit erkennendem, musterte er mich jedoch lediglich mit bewunderndem Blick. Ganz langsam ließ er seine Augen an mir auf und ab gleiten und schenkte mir schließlich sogar ein freundliches Lächeln.

Oh mein Gott, er hatte tatsächlich keine Ahnung!

Mein Puls raste, als ich zaghaft sein Lächeln erwiderte und langsam an den beiden vorbei in Richtung Ausgang marschierte.

»Warten Sie!«, hielt mich plötzlich Nathans raue Stimme zurück.

Ich schloss kurz die Augen. Am liebsten hätte ich meinen ganzen aufgestauten Frust laut rausgeschrien. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Wachsam drehte ich mich auf wackeligen Beinen zu ihm um.

»Das hier ist eben aus Ihrer Tasche gefallen.« Mit einem gewinnenden Lächeln kam er auf mich zu und hielt mir meinen Lippenstift entgegen. »Ich dachte, den könnten Sie vielleicht noch gebrauchen?!«, raunte er und zwinkerte mir spitzbübisch zu.

Ach du meine Güte, er flirtete doch nicht etwa mit mir?! Mit etwas Mühe gelang es mir doch tatsächlich sein Lächeln zu erwidern. Ich streckte die Hand aus und nahm den Lippenstift mit einem gehauchten Danke entgegen.

Dann drehte ich mich um, ehe ich mit klopfendem Herzen in Richtung Freiheit entschwand.

 

Kapitel 4

 

»So ... das hier sind die letzten beiden Kisten«, murmelte ich schlecht gelaunt vor mich hin, während ich Colin, meinem besten Freund und ehemaligen Nachbarn, einen der beiden Umzugskartons in die Hände drückte. Um die Türen des Kleintransporters besser schließen zu können, stellte ich den anderen seitlich von mir auf den Boden.

»Ach, komm schon, Alex. Zieh deswegen nicht schon wieder so ein Gesicht. Du machst ja gerade so, als wäre ich ans andere Ende der Welt gezogen.«

Nein, nicht gerade ans andere Ende der Welt, aber was machten da ein paar hundert Meilen mehr oder weniger noch für einen Unterschied? Egal, ob er von nun an hier in diesem kleinen, beschaulichen Vorort oder am Nordpol lebte. Weg war schließlich weg.

Abgesehen davon, verlor ich mit ihm nicht nur meinen langjährigen Freund und Sparringspartner, sondern gleichzeitig auch meine beste Freundin Abi, die mir in der kurzen Zeit bereits genauso ans Herz gewachsen war, wie er. Mit wem sollte ich jetzt bloß meine freien Abende verbringen oder Playstation spielen?

Ohne auf Colins Äußerung näher einzugehen, wuchtete ich den schweren, braunen Karton in die Höhe und presste ihn ächzend gegen meine Brust.

»Sieh mal, es war doch bloß eine Frage der Zeit bis wir endlich für klare Verhältnisse sorgen mussten. Abis Familie lebt seit Jahren hier in der Gegend und jetzt, wo wir bald ein Baby erwarten, ist es viel praktischer für uns auf dem Land in der Nähe ihrer Eltern zu leben, als ganz allein mitten in der Stadt. Bauarbeiter braucht man schließlich überall und Abi möchte nach der Babypause auch gerne wieder stundenweise in der Firma ihres Vaters mitarbeiten«, fuhr er unbeirrt damit fort, mir zum gefühlten hundertsten Mal all die Vorteile, die für diesen Umzug sprachen, aufzuzählen.

Blablablablabla!

Als ob ich das nicht schon längst alles wüsste. Trotzdem konnte ich mich mit dem Gedanken, die beiden bloß noch ein paar Mal im Jahr und nicht mehr täglich sehen zu können, nur ganz schwer abfinden. Ich vermisste die beiden bereits jetzt schon, dabei war ich noch nicht einmal zurück nach Hause gefahren.

»Hmmh«, brummte ich hin und wieder vor mich hin, war aber gedanklich noch immer mit meinen Erinnerungen beschäftigt. Missmutig stapfte ich Colin den schmalen Gartenpfad in Richtung des Hauses hinterher. Ich ließ meinen Blick über das Grundstück schweifen und versuchte zum ersten Mal, seit ich angekommen war, die fremde Umgebung auf mich wirken zu lassen.

Es hätte eben nicht mehr viel gefehlt und ich wäre beinahe aus den Latschen gekippt, als mir Colin mit stolz geschwellter Brust das gut erhaltene viktorianische Landhäuschen als ihr neues Eigenheim präsentiert hatte. Es befand sich inmitten eines hübschen Wohnviertels und war ringsherum von einer großzügig überdachten Holzveranda umgeben. Der Vorgarten wirkte sehr gepflegt, genau wie alle anderen Gärten hier in der Straße. Zahlreiche Blumen und Sträucher säumten den Weg und auf der rechten Seite des Hauses entdeckte ich eine große alte Eiche, an der wohl die Vorbesitzer bereits eine Schaukel befestigt hatten.

Trotz meiner schlechten Laune schlich sich bei diesem Anblick ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Jetzt mal ehrlich, hätte mir noch vor ein paar Jahren jemand erzählt, dass mein hitzköpfiger, tätowierter Freund, der immer schon mit weitaus größeren Bindungsängsten zu kämpfen hatte als ich, einmal in eine solch idyllische Wohngegend ziehen und eine Familie gründen würde, hätte ich ihn ausgelacht und für vollkommen übergeschnappt gehalten.

Ich richtete meinen Blick wieder auf Colin, der gerade fröhlich pfeifend mit seinem Karton die wenigen Stufen zur Veranda hinaufstieg und die angelehnte weiße Haustür mit dem Fuß aufstieß. Noch nie hatte ich ihn so glücklich und zufrieden erlebt wie in den letzten Monaten. Colin schien endlich in seinem Leben angekommen zu sein.

Wer hätte gedacht, dass ich das noch mal erleben durfte?! Der kleinen, schüchternen Abi war etwas gelungen, was noch keine andere Frau zuvor geschafft hatte. Irgendwie hatte sie sich in Colins kaputtes Herz geschlichen und ihm auf rätselhafte Weise geholfen, die inneren Dämonen seiner Vergangenheit zu besiegen.

 

Eine halbe Stunde später saßen wir alle drei gemeinsam am Tisch und aßen Pizza. Während Abi und Colin sich die ganze Zeit über angeregt unterhielten, war ich mit meinen Gedanken noch immer ganz woanders.

»Du wirst doch mein Trauzeuge, oder?«, hörte ich Colin plötzlich fragen.

»Ähm?«, räusperte ich mich. Oh Mann, ob ich wirklich der Richtige dafür war? Schließlich glaubte ich nicht wirklich an die Ehe.

»Alter, lass mich jetzt bloß nicht hängen«, murmelte Colin in meine Richtung.

»Das habe ich gehört«, schnaubte Abi und stieß ihm gespielt empört gegen die Schulter.

»Natürlich werde ich dein Trauzeuge sein«, sagte ich schnell. Mir würde ja sowieso keine andere Wahl bleiben.