"Ich" - Karl May - E-Book

"Ich" E-Book

Karl May

4,9

Beschreibung

"...Ich bin im niedrigsten, tiefsten Ardistan geboren..." So beginnt Karl Mays erschütternde Selbstbiographie. Sie berichtet von einer Kindheit in bitterster Armut, von früher Verfehlung und harter Strafe, vom glänzenden Aufstieg zur Höhe des Erfolges und schließlich vom schicksalhaften Leid im Greisenalter. Der Band enthält folgende Beiträge: 1.) Karl May, Meine Beichte 2.) Karl May, Mein Leben und Streben 3.) Karl May, Empor ins Reich der Edelmenschen! 4.) A.Gelber/W.Nhil/P.Wilhelm/R.Müller, Karl May in Wien 5.) Euchar Albrecht Schmid, Karl Mays Tod und Nachlaß 6.) Euchar Albrecht Schmid, Gestalt und Idee 7.) Ludwig Gurlitt, Gerechtigkeit für Karl May 8.) Claus Roxin, Karl May, das Strafrecht und die Literatur. Mit Vorworten zur ersten und zwanzigsten Auflage von Dr. Euchar Albrecht Schmid, zur 21. bis 37. Auflage von Roland Schmid, 38. bis 41. Auflage von Prof. Dr. Heinz Stolte und zur 42. und 43. Auflage von Bernhard Schmid.

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KARL MAY’SGESAMMELTE WERKEBAND 34

„ICH“

KARL MAYS LEBENUND WERK

43. Auflage 2014

Herausgegeben von Bernhard Schmid

1. Auflage 1916 bis 20. Auflage 1942 herausgegeben von Dr. E. A. Schmid

ab 21. Auflage 1958 herausgegeben von Roland Schmid

ab 38. Auflage 1992 herausgegeben von Lothar Schmid

42. Auflage 2009 herausgegeben von Lothar und Bernhard Schmid

© 1958, 1963, 1968, 1975, 1991, 1992,1995, 2000, 2002, 2009 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1534-5

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

Euchar Albrecht Schmid:Vorwort zur ersten Auflage

Euchar Albrecht Schmid:Vorwort zur zwanzigsten Auflage

Roland Schmid:Vorworte zur 21. bis 37. Auflage (Auszug)

Heinz Stolte:Vorwort zur 38. Auflage 1991

Bernhard Schmid:Vorwort zur 42. Auflage 2009 und 43. Auflage 2014

Karl May:Meine Beichte

Fassung vom 28.5.1908

Faksimile der Fassung vom 1.7.1908

Karl May:Mein Leben und Streben

1 Das Märchen von Sitara

2 Meine Kindheit

3 Keine Jugend

4 Seminar- und Lehrerzeit

5 Im Abgrund

6 Bei der Kolportage

7 Meine Werke

8 Meine Prozesse

9 Letztes Streben

Nachwort des Verlages

Anhang

Karl May:Empor ins Reich der Edelmenschen!

Adolf Gelber / Wilhelm Nhil / Paul Wilhelm Robert Müller:Karl May in Wien

1 Letzte Interviews

2 Das Drama Karl Mays

3 Nachruf auf Karl May

Euchar Albrecht Schmid:Karl Mays Tod und Nachlass

1 Mein Weg zu Karl May

2 Des Dichters Heimgang

3 Das Erbe

4 Die Prozesse

5 Außereuropäische Reisen

6 Einkommen und Vermögen

7 Karl Mays Testament

8 Die Karl-May-Stiftung

9 Gedenkstätten

10 Klara Mays Testament

Euchar Albrecht Schmid:Gestalt und Idee

1 Die Erscheinungsjahre von Mays Werken

2 Nachlassschriften

3 Die Gesammelten Werke

4 Verfälschte Handschriften

5 Wahrheit und Dichtung

6 Das ‚Ich‘

7 ‚Symbolik‘

8 Nachschöpfungen

9 Übersetzungen

Ludwig Gurlitt:Gerechtigkeit für Karl May!

1 Nekrolog auf Karl May

2 Kritik des Nekrologs

3 Streiflichter

4 Mays Leben in der feindlichen Kritik

5 Die Selbstbekenntnisse

6 Der Schriftsteller Karl May

7 Bedeutung und Zukunft

8 Der „Verbrecher als Erzieher“

9 Bilanz

Claus Roxin:Karl May, das Strafrecht und die Literatur

Quellenhinweise

Vorwort zur ersten Auflage

Das vorliegende Werk, das der Unterzeichnete in seiner Eigenschaft als Leiter des Karl-May-Verlags und Verwalter von Karl Mays literarischem Nachlass herausgibt, verfolgt verschiedene Zwecke: Es soll die unvollendet gebliebene Selbstbiografie Mays zu einem vorläufigen Abschluss bringen und dadurch denjenigen Kritikern, die zu einer verständigen und gerechten Nachprüfung von Mays Werdegang und Mays Schöpfungen bereit sind, die notwendigen Unterlagen bieten. Es soll ferner einen Einblick und zugleich eine Übersicht über des Dichters letzte Werke und letzte Pläne ermöglichen, indem es deren wesentliche Leitsätze und Gesichtspunkte an der Hand von Nachlassaufzeichnungen zusammenstellt. Endlich soll es die vielfachen Anfragen aus Karl Mays großem Leserkreis, soweit angängig, beantworten.

Mays literarischer Nachlass ist sehr umfangreich, und die Nachforschungen über den Dichter und seine Schriften können noch lange nicht als abgeschlossen gelten. Weitere ergänzende Mitteilungen müssen späteren Jahren und späteren Bänden vorbehalten bleiben.

Für die Richtigkeit der Angaben im erläuternden Teil übernimmt der Herausgeber die volle Verantwortung; soweit er selber auf Mutmaßungen und Teilergebnisse angewiesen war, ist dies jeweils ausdrücklich bemerkt.

Radebeul, Weihnachten 1916

Dr. E. A. Schmid

Vorwort zur zwanzigsten Auflage

Die Gesamtauflage dieser biografischen Aufzeichnungen über den Volksschriftsteller, die gerade im Jahr der hundertsten Wiederkehr seines Geburtstages die stattliche Höhe von 100 Tausend erreicht, ist ein unanfechtbarer Beweis dafür, dass nicht nur sein Werk lebt, sondern dass man sich mehr und mehr auch mit dem Menschen Karl May befasst, um ihm gerechte Beurteilung angedeihen zu lassen.

Wie schon die vorherigen Auflagen unterscheidet sich die neueste von der ersten durch wesentliche Änderungen. Wiederum wurden die Abschnitte des Buches sorgsam geprüft und durch viele Einzelheiten ergänzt, eine Maßnahme, die auch bei weiteren Auflagen erfolgen wird.

Ich verweise ferner auf das im Laufe der Jahre entstandene aufschlussreiche Schrifttum über Karl May, womit sich ein besonderer Abschnitt beschäftigt.

Die Schar der Mitarbeiter, die mir mit Rat und Tat zur Seite steht, ist seit Gründung des Verlags immer weiter angewachsen. Aus der Reihe derer, die sich mit dem vorliegenden Band eingehend befassten, nenne ich Ministerialdirektor Dr. Richard Jahnke (Berlin), Franz Kandolf (München), Kunstmaler Wilhelm Koch (Reichenberg, Sud.), Johannes Nixdorf (Breslau), Felix Ozlberger (Meran), Amand v. Ozoróczy (Wien), Dipl.-Ing. Ludwig Patsch (Wien), Studienrat Fritz Prüfer (Dessau) und Lehrer und Stadtbibliothekar Hans Zesewitz (Hohenstein-Ernstthal). Herrn Zesewitz möchte ich auch an dieser Stelle ganz besonders für seine Mithilfe danken, denn fast alle auf des Dichters Abkunft und seine frühen Jahre bezüglichen Zeitangaben wie auch die urkundliche Feststellung des Geburtshauses fußen auf seinen Ermittlungen. Ferner gelang es seinen unentwegten Bemühungen, dass die Stadt Hohenstein-Ernstthal im Jahre 1929 an diesem Geburtshaus eine Gedenktafel anbringen ließ sowie eine Karl-May-Straße schuf zur bleibenden Erinnerung an den Heimatdichter.

Radebeul, 25. Februar 1942

100. Wiederkehr von Karl Mays Geburtstag

Dr. E. A. Schmid

Vorworte zur 21. bis 37. Auflage (Auszug)

Eine lange Zeit war seit der zwanzigsten Auflage dieses Buches vergangen – eine Zeit, begleitet von Umbrüchen und Katastrophen, die vieles mühsam Erbaute zunichtemachten –, bis im Herbst 1958 die einundzwanzigste Auflage veröffentlicht werden konnte. Es galt damals, überall neu zu beginnen, auch mit der Arbeit am Werke Karl Mays. Die Forschung war unterdessen unermüdlich beschäftigt, weitere Quellen ausfindig zu machen und zu klären; so konnten zahlreiche Erkenntnisse gewonnen und in der stark erweiterten Ausgabe dieses Buches der Öffentlichkeit vorgelegt werden.

Nach vieljährigen Bemühungen gelang es 1960, den Firmensitz von Radebeul nach Bamberg zu verlegen. Im Rahmen dieser Übersiedlung war es obendrein möglich, einen großen Teil von Karl Mays Nachlass nach Bamberg zu verbringen, insbesondere auch seine umfangreiche Bibliothek und die Einrichtung seines Arbeitszimmers. Zusammen mit wertvollen völkerkundlichen Stücken und einer großen Zahl von Dokumenten und Bildern zur Lebensgeschichte und zum Werk Karl Mays werden diese Gegenstände in Form einer neuen Gedenkstätte in Bamberg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Während der langjährigen Vorbereitung zur ersten Auflage nach dem Zweiten Weltkrieg ist Dr. Euchar Albrecht Schmid (* 29.8.1884) am 15. Juli 1951 völlig unerwartet verstorben. Seine Witwe Katharina Schmid (* 1.9.1898), die seit 1959 bei ihren Söhnen in Bamberg, der Heimat ihres Mannes, wohnte und hier unermüdlich weiterwirkte, verstarb am 29. Dezember 1974.

Dem Andenken meiner Eltern ist die Neuausgabe dieses Buches gewidmet.

Bamberg, 1958 – 1989

Roland Schmid

Vorwort zur 38. Auflage 1991

Ein Werk wie das hier vorliegende wird niemals in einem endgültigen Sinne „fertig“ sein. Schon im Vorwort zur ersten Auflage hat der Gestalter und Herausgeber, Dr. Euchar Albrecht Schmid, betont, dass notwendige „Ergänzungen späteren Jahren vorbehalten bleiben“ müssten. Dieser Band 34 der Gesammelten Werke, der Einsicht in Leben und Persönlichkeit Karl Mays vermitteln soll, enthält ja außer den vom Autor selbst stammenden biografischen Texten auch das, was nach jeweiliger Kenntnislage spätere Forschung an zusätzlichen Fakten hat erbringen können; nicht ohne auch das Für und Wider der Kritik um Karl May wenigstens andeutend widerzuspiegeln, welches alles ja mit den biografischen Besonderheiten dieses Schriftstellers unlöslich verbunden ist.

Ganz in diesem Sinne hat E. A. Schmid das von ihm gestaltete Buch bis zur 20. Auflage 1942 betreut, nach seinem Tode (1951) ist diese Aufgabe Roland Schmid, einem der vier Söhne des Verlagsgründers, zugefallen. Roland Schmid hat den Band „ICH“ von der 21. Auflage im Jahre 1958 an herausgegeben. Mehr als dreißig Jahre lang, von der 21. bis zur 37. Auflage des Buches, lag die Gestaltung des Werkes in seinen Händen, und er hatte bereits damit begonnen, diese hier nun im Druck erscheinende Ausgabe zu redigieren, als ihn – für alle ganz erschreckend unerwartet – der Tod aus all seinen Arbeiten und Plänen herausriss. Roland Schmid verstarb am 4. Januar 1990, nicht lange vor Vollendung seines 60. Lebensjahres. Während der Arbeiten daran, dieses Buch druckfertig zu machen, wurde besonders deutlich, welchen Verlust an Fachwissen und Engagement die Forschung infolge seines Todes zu beklagen hat. Seiner Verdienste als Verleger, Herausgeber und Forscher sei daher an dieser Stelle dankbar gedacht.

Sein Leben, so kann man sagen, war immer ein Leben mit Karl May. Schon als Knabe war er ein exzellenter Kenner des Gesamtwerks dieses Hausautors, und ein jugendlicher Kopf, der zur präzisen Speicherung von Buchinhalten bis in kleinste Details hervorragend geeignet war, befähigte ihn später, als einer der drei Inhaber des Karl-May-Verlages die Leitung des Lektorats zu übernehmen, was in diesem Falle die Bereiche Literatur, Herstellung und spezielle Karl-May-Forschung umfasst. Schon der Einundzwanzigjährige musste in dieses Amt einspringen, nach kurzem literaturwissenschaftlichem Studium in Jena, weil der Neuanfang des Verlages in Bamberg (unter dem Druck der Kriegsfolgen, die im östlichen Teil Deutschlands May ein Totalverbot der SED-Zensur eingebracht hatten) alle Kräfte der Verlegerfamilie forderte.

Nach diesem Beginn unter schwersten Bedingungen haben dann freilich die folgenden Jahrzehnte für Roland Schmid in dreierlei Beziehung erstaunliche Entwicklungen erbracht, denen er sich zu stellen und denen er gerecht zu werden hatte. Als Erstes gab es für Karl May jene verwunderliche Renaissance beim lesenden Publikum, die einen Millionenausstoß an Büchern und eine unermessliche Popularisierung mittels aller Formen der Medien zur weiteren Folge hatte. Die zweite und wohl bedeutendste Entwicklung, hiermit im Zusammenhang, war es, dass sich in dem seit fast einem Jahrhundert währenden Streit um Wert oder Unwert des Schriftstellers May, in der seit langem so genannten „Karl-May-Frage“, eine entscheidende Wendung vollzog. Sie betraf freilich ganz und gar nicht die ohnehin getreuliche Lesergemeinde, wohl aber den Bereich der Literaturwissenschaft, wo darüber geurteilt wird, was „Literatur“ oder gar „Dichtung“ zu sein hat, und wo – mit Ausnahme einer Dissertation in den Dreißigerjahren – Karl May als Forschungsobjekt überhaupt nicht existierte.

Das hat sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte aufs Entschiedenste verändert. Im Zuge der Anerkennung eines Begriffs von Literatur, der über den engsten Kreis einer Elite hinaus die Gesamtheit der das gesellschaftliche Leben durchwirkenden „Belletristik“ ins Gesichtsfeld der Forschung brachte, wurde Karl May gewissermaßen entdeckt: als Mammutobjekt für schier uferlose wissenschaftliche Erforschung, sei es mit soziologischer, psychologischer, poetologischer oder kulturhistorischer Zielsetzung. Die im Jahre 1969 gegründete wissenschaftliche Karl-May-Gesellschaft, die heute zur viertgrößten unter den ähnlichen Institutionen in Deutschland geworden ist, dürfte mit ihrer ungewöhnlichen Rührigkeit das entscheidende Verdienst an dieser erfreulichen Entwicklung erworben haben.

Dass wissenschaftliche Forschung zum „Problem Karl May“ danach verlangt, philologisch verwertbare Urfassungen, Erstausgaben, Brieftexte und Nachlassmaterialien in ausreichender Menge verfügbar zu haben, brachte für Roland Schmid eine neue Aufgabe, der er sich in den letzten Jahren als einer Ehrenverpflichtung des Verlages ganz besonders gewidmet hat. Aus der Fülle der von ihm mit bedeutender Sorgfalt herausgegebenen Texte seien hier z. B. die drei Bände „Prozessschriften“ genannt, darunter Mays bis dahin unveröffentlichtes, zur Abrundung seiner Biografie aber zentral wichtiges Werk „Frau Pollmer, eine psychologische Studie“: Sie ergänzen und illustrieren unmittelbar die in dem hier vorliegenden Band „ICH“ enthaltene Autobiografie „Mein Leben und Streben“. In den Bereich seiner Bemühungen zur Wiederverfügbarmachung der alten Textausgaben gehört aber vor allem seine von ihm ausführlich kommentierte Edition der „Freiburger Erstausgaben“ aus den Jahren 1892 bis 1910 im Reprint. Die Wiederherstellung dieses 33-bändigen Sammelwerkes, einst noch von der Hand Mays redigiert, ist das wichtigste Dokument, das uns Roland Schmid aus der Arbeit seines Lebens hinterlassen hat.

Die dritte große „Wende“, die für den Verlag und speziell für den Inhalt des Bandes „ICH“ von Bedeutung gewesen ist, hat Roland Schmid noch erlebt, nachdem schon Jahre vorher die Ächtung Karl Mays in der DDR unter dem Druck der Volksstimmung hatte aufgehoben werden müssen. Die daraufhin auch in diesem Teil Deutschlands vehement ausbrechende Karl-May-Renaissance war, wie wir heute wissen, ein kleines Vorspiel zu größeren Ereignissen: der politischen Wiedervereinigung Deutschlands.

Es bedarf keiner langen Erörterung, um zu begründen, dass auch die hier vorgelegte Neuausgabe des Bandes „ICH“ gegenüber der vorigen Auflage Änderungen aufweist. Diejenigen Texte, die Euchar Albrecht Schmid zu den Karl May und die Geschichte des Verlages betreffenden Fragen beigesteuert hatte, „Karl Mays Tod und Nachlass“ sowie „Gestalt und Idee“, wurden abermals gemäß den inzwischen angefallenen Forschungsergebnissen auf neuesten Stand gebracht. Auch erforderte es die von Grund auf veränderte Situation infolge der Wiedervereinigung, die Chronik des Verlages bis in die Gegenwart fortzuführen. Zur Abrundung der Biografie wurden drei Texte neu aufgenommen: „Letzte Interviews“, „Das Drama Karl Mays“ und „Nachruf auf Karl May“.

Alles in allem kann man sagen, dass dieser Band „ICH“ – anders als in früheren Jahrzehnten – heute in eine weithin entspannte geistige Atmosphäre hinausgeht. Sinn und Tendenz des Buches haben sich dementsprechend gewandelt. Wenn es ursprünglich in der Hauptsache als eine Schutzschrift gedacht war, die den von so vielen Seiten angefeindeten und auch verleumdeten Schriftsteller verteidigen und ihn als eine ernstzunehmende Gestalt der deutschen Literaturgeschichte erst einmal vorstellen sollte, so ist, was dieses betrifft, die apologetische Absicht nunmehr in den Hintergrund getreten. Noch kann man sie, als an einem historischen Dokument, an der hier wiederum aufgenommenen Streitschrift „Gerechtigkeit für Karl May“ von Ludwig Gurlitt ablesen. Man wird die noch heute frisch-lebendig wirkende Diktion des temperamentvollen Begründers der modernen „Reformpädagogik“ ebenso zu würdigen haben wie den Mut zu seinem entschiedenen Engagement, den aufzubringen in den Jahren 1918/19 keineswegs selbstverständlich war.

Nachdem indessen Werk und Gestalt Karl Mays nicht nur als ein erstaunliches Phänomen der deutschen Literaturgeschichte allgemein anerkannt worden ist, sondern darüber hinaus die wissenschaftliche Forschung seit mehr als einem Jahrzehnt in einer Fülle von Dissertationen und anderen akademischen Abhandlungen, Tagungen und Jahrbüchern fast überschwänglich sich mit ihm beschäftigt hat, die Sekundärliteratur über ihn kaum noch überschaubar ist, kann der Band „ICH“ seinerseits sine ira et studio, das heißt: in aller Gelassenheit, Ergebnisse der neuesten Forschung dokumentieren. Nicht Verteidigung, sondern Analyse, Erklärung, Erläuterung sind gefragt. Fünf kleinere Aufsätze, die in früheren Auflagen dieses Buches zu finden waren, sind diesmal weggefallen. Statt ihrer findet der Leser als Abschluss einen Essay, der einen der Höhepunkte der heutigen Karl-May-Forschung darstellt: „Karl May, das Strafrecht und die Literatur“. Sein Verfasser, Prof. Dr. Dres. h.c. Claus Roxin, Ordinarius für Strafrecht, Prozessrecht und Allgemeine Rechtstheorie an der Universität München, ist seit zwei Jahrzehnten zugleich der Vorsitzende der Karl-May-Gesellschaft und hat in beiden seiner Eigenschaften, als Strafrechtler und als Leiter einer literarischen Vereinigung, dem Thema Karl May sein Interesse zugewandt. Die Aufmerksamkeit, die Karl May heute, wie erwähnt, im Bereich akademischer Forschung gefunden hat, ist nicht zum Wenigsten seinem ermunternden Beispiel zuzuschreiben. Seine hier aufgenommene Abhandlung trifft so genau den Kern dessen, was in Mays eigener Lebensbeschreibung nur ahnungsweise erscheint, dass wir dankbar dafür sind, mit Prof. Roxins klärendem Wort dieses Buch abschließen zu können.

Bamberg, im April 1991

Prof. Dr. Heinz Stolte

Vorwort zur 42. Auflage 2009 und 43. Auflage 2014

Was mein Großvater Dr. Euchar Albrecht Schmid 1916 im Vorwort zur ersten Auflage dieses Bandes festgehalten hat und was Prof. Dr. Heinz Stolte 1991 in seinem Vorwort zur 38. Auflage wiederholte, stimmt auch heute noch: Die Nachforschungen über den Dichter und seine Schriften sind längst nicht abgeschlossen. Die Karl-May-Forschung hat sich im Lauf der Jahrzehnte weiterentwickelt. Ein Meilenstein waren ab 1918 die ersten Karl-May-Jahrbücher; 1963 bis 68 gab es die Arbeitsgemeinschaft Karl-May-Biographie, mit der Gründung der Karl-May-Gesellschaft 1969 wurde die Forschung weiter intensiviert. Erfreulicherweise hat Karl May in viele Universitäten Einzug gehalten und wurde zum Thema wissenschaftlicher Arbeiten. Auch der Karl-May-Verlag hat große Schritte unternommen. Insbesondere durch die Arbeit des leider viel zu früh verstorbenen Dr. Dieter Sudhoff – in Zusammenarbeit mit Hans-Dieter Steinmetz – wurde der Nachlass bzw. das Archiv erstmals weitgehend gesichtet und teilweise ausgewertet.

Als Ergebnis sind vor allem die „Karl-May-Chronik“ in fünf Bänden von 2005/06 und die bisher vorliegenden vier Briefbände 91–94 (2007–2013) hervorzuheben. Die Biografie „Winnetous Blutsbruder“ und der umfangreiche Bildband „Karl May und seine Zeit“ ergänzen hervorragend diese Bücher und Mays Autobiografie „Mein Leben und Streben“. Auch viele Untersuchungen zu Teilaspekten von Karl Mays Leben und rund um das Karl-May-Universum bereichern heute das Buchangebot. Ein Ende ist noch lange nicht abzusehen.

Die 42. Auflage 2009 und die jetzt erscheinende 43. Auflage 2014 des Karl-May-Bandes „Ich“ (streng genommen bereits die 48. Druckauflage) sind in einigen Bereichen umgestaltet sowie durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt worden.

2012 wurde zum 100. Todestag Karl Mays das große Karl-May-Jahr mit riesigem Presseecho gefeiert. Der Karl-May-Verlag beging 2013 sein 100-jähriges Firmenjubiläum und dankt allen seinen Mitarbeitern, Autoren und Herausgebern, stellvertretend seien genannt:

Prof. Dr. Siegfried Augustin †, Andreas Barth (Kuhschnappel), Fritz Barthel †, Ekkehard Bartsch (Bad Segeberg), Dr. Rudolf Beissel †, Prof. Dr. Wilhelm Brauneder (Wien), Carl-Heinz Dömken †, Karlheinz Eckardt †, Otto Eicke †, Max Finke †, Nicolas Finke (München), Jenny Florstedt (Leipzig), Otto Forst-Battaglia †, Hans-Henning Gerlach †, Dr. Albrecht Götz von Olenhusen (Freiburg), Otto Gottstein †, Ludwig Gurlitt †, Reinhard Gusky (Naumburg), Anton Haider †, Wolfgang Hainsch (Dresden), Hansotto Hatzig †, Roderich Haug (Bamberg), Dr. Christian Heermann (Leipzig), Wolfgang Hermesmeier (Berlin), Thomas Jeier (Puchheim), Franz Kandolf †, Jörg Kastner (Hannover), Gerhard Klußmeier (Rosengarten), Hartmut Kühne (Hamburg), Prof. Dr. Holger Kuße (Dresden), Werner Legère †, Prof. Dr. Christoph F. Lorenz (Köln), Katharina Maier (Augsburg), Reinhard Marheinecke (Hamburg), Fritz Maschke †, Heinz Mees †, Uwe Neßler (Friedrichshafen), André Neubert (Hohenstein-Ernstthal), Johannes Nixdorf †, Willi Olbrich †, Ludwig Patsch †, Michael Petzel (Göttingen), Dr. Hainer Plaul (Lommatzsch), Jens Pompe (Glauchau), Fritz Prüfer †, Hans-Gerd Röder (Dreieich), Prof. Dr. Claus Roxin (München), Dr. Florian Schleburg (Sinzing), Prof. Dr. Stefan Schmatz (Göttingen), Hartmut Schmidt (Berlin), Jürgen Seul (Bad Neuenahr), Friedhelm Spürkel (Düsseldorf), Christiane Starck (Dreieich), Adolf Stärz †, Hans-Dieter Steinmetz (Dresden), Prof. Dr. Heinz Stolte †, Adalbert Stütz †, Kurt Streller †, Dr. Dieter Sudhoff †, Marie Versini (La Celle-Saint-Cloud), Dr. Wilhelm Vinzenz (Maisach), Adolf Volck †, Prof. Dr. Hartmut Vollmer (Paderborn), Dr. Jürgen Wehnert (Göttingen), Max Weiß †, Dr. Hans Wollschläger † und Hans Zesewitz †.

Bamberg, im Februar 2009 bzw. Mai 2014

Bernhard Schmid

Karl May

Meine Beichte

(28. Mai 1908)

Ihr lasst den Armen schuldig werden,dann überlasst ihr ihn der Pein …Goethe

Ich bin der Sohn blutarmer Webersleute. Man hielt mich für begabt. Man wünschte, ich solle studieren. Aber für Gymnasium und Universität gab es keine Spur von Mitteln. Da hungerten und kummerten meine Eltern und Geschwister jahrelang, um mir durch den Seminarbesuch zu ermöglichen, Lehrer zu werden. Ich ward es, war aber dann so arm, dass ich nicht einmal die allerbilligste Taschenuhr besaß, die Zeit des Unterrichts zu regeln. Ich lehrte an einer Fabrikschule und wohnte mit dem Buchhalter in einem Zimmer und einer Schlafstube zusammen. Er hatte beides vorher allein gehabt und zürnte mir darüber, dass er nun nicht mehr der alleinige Herr seiner Räume und Besuche war. Er war sehr wohlhabend. Er besaß zwei Uhren. Eine neue, gute und eine alte, sehr billige, die er nicht mehr brauchte. Sie hing unbenutzt an der Wand. Ich bat ihn, mir für die Zeit des Schulunterrichts doch diese alte zu borgen, bis ich mir eine kaufen könne. Er tat es. Ich steckte sie täglich ein, wenn ich zur Schule ging. Ich steckte sie auch einmal ein, als ich zu Weihnachten meine Eltern und Geschwister besuchte, die sich unendlich freuten, nun ausgehungert und ausgekummert zu haben und in mir die Hoffnung auf eine bessere Zukunft erblicken zu dürfen. Es waren meine ersten Ferien als Lehrer, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich wahre Weihnachtsferien. Es war mir, als ob ich mich diesen armen, hoffnungsfreudigen Anverwandten als Christgeschenk zu bescheren hätte. Sie sollten ihre Ehre und Freude an mir erleben und nur Gutes von mir erfahren. Kaum war ich bei ihnen angekommen, so wurde ich von einem mir nachgeschickten Gendarm verhaftet und, weil ich mich in meinem maßlosen Entsetzen wie ein wirklicher Dieb benahm, wegen Diebstahls mit sechs Wochen Gefängnis bestraft.

Dieses Entsetzen hat mich nicht wieder verlassen; es gab mich nicht wieder frei. Es krallte sich in mir fest und fraß mich innerlich mitten auseinander. Der Gedanke an die mir widerfahrene Schande und an das Herzeleid meiner armen Eltern und Geschwister bohrte sich so tief und so vernichtend in meine Seele ein, dass sie schwer und gefährlich erkrankte. Es entwickelte sich eine jähe seelische (nicht etwa geistige) Depression, in deren Tiefe wahnsinnige Erwägungen entstanden. Ich begann nicht mich, sondern andere zu beschuldigen: den hinterlistigen, grausamen Eigentümer der Uhr, den Staatsanwalt, den Untersuchungsrichter und alle anderen Personen, die in dieser Sache gegen mich zu tun gehabt hatten. Ich sann auf Rache, und zwar auf eine fürchterliche Rache, auf etwas noch niemals Dagewesenes. Diese Rache sollte darin bestehen, dass ich, der durch die Bestrafung unter die Verbrecher Geworfene, nun wirklich auch Verbrechen beging. Nach meiner Ansicht hatte man mich dann auf dem Gewissen, und am Jüngsten Tage war Gott dann gezwungen, die ganze verruchte Schwefelbande, die mich und die Meinen so elend gemacht hatte, in die Hölle zu schleudern. Der Laie wird solche Gedanken wohl kaum für möglich halten, ich aber weiß, dass sie nicht nur möglich, sondern wirklich sind, denn ich habe es erlebt!

In der ersten Zeit sah ich noch ein, dass solche Grübeleien Irrsinn waren. Ich kämpfte gegen sie, in heißer Angst, viele Monate lang, ohne jemandem etwas davon zu sagen, doch vergeblich! Vater und Mutter merkten es dennoch. Sie baten mich unter Tränen, mich zu fassen; aber ich hatte nicht die Macht, zu widerstehen. Unser Pfarrer hatte mich während der Schuljahre mit Hunderten von ‚Traktätlein‘ gefüttert und überspannt, und auf dem Seminar wurde ich für die damalige selbstgerechte, starre, salbungsvolle und muckerische Schulmeisterreligiosität dressiert, die meiner Wahnidee das beste Nährfeld bot. Das Phantom setzte sich fester; es wuchs; es gewann an Macht. Es raunte mir immerwährend zu: ‚Ewige Verdammnis für die Schurken, die dich angeklagt, verurteilt und zum Verbrecher gemacht haben! So sei also einer! Und je zahlreicher und größer nun deine Verbrechen sind, umso größer ist dann auch die ewige Strafe für sie!‘ Das waren die Gedanken, gegen die ich mich in Hunderten von Tagen und Nächten vergeblich wehrte. Ich war noch nicht gefestigt gegen einen solchen Schicksalsschlag; ich war noch zu jung, zu unerfahren, zu schwach, erst 19 Jahre alt! Dazu der Sohn nicht nur der leiblichen, sondern auch der geistigen und seelischen Armut! Der Irrsinn siegte!

Erst nach Jahren kam ich wieder in den Besitz meiner Seele, nicht plötzlich, sondern nach und nach. Sie kehrte auf demselben Weg zurück, auf dem ich sie verloren hatte, auf dem Weg der Religion. Ich, der Lutheraner, wurde in den letzten Jahren meiner Detention Organist für den katholischen Gottesdienst in der Anstaltskirche. Bei den Klängen der Orgel fand ich mich wieder zu mir zurück. Und die edle, rührende Humanität und psychologische Einsicht des katholischen Anstaltskatecheten hielt meine zurückgekehrte Seele fest, aus reiner Menschlichkeit, ohne den geringsten Versuch, sie für den Papismus zu gewinnen. Darum klingt zuweilen ein Orgelton heraus, den man für katholisch hält, obgleich er nur dem natürlichen Register der Vox humana entstammt. Als ich entlassen wurde, war ich geheilt, vollständig geheilt! Nur durch den Orgelklang und durch die psychologische Einsicht dieses einen, einzigen Menschen! Wie unendlich hoch steht die praktische Psychologie dieses einfachen Mannes, der meine Seele rettete, über der Folterpsychologie jenes sächsischen Staatsanwalts1, der jetzt, nach vierzig Jahren, in seinem neuesten Werk mir meine Seele öffentlich vernichtet und einen literarischen und moralischen Mord an mir begeht, dessen Widerrechtlichkeit geradezu zum Himmel schreit!

Seit jener schweren, dunklen Leidenszeit halte ich, ‚die Seele‘ fest. Ich beschäftige mich nur mit ihr, mit weiter nichts. Ich studiere sie an mir selbst und an jedem anderen Menschen, der mir nahe kommt, mag er sein, wer er will. Ich schreibe Bücher über sie, damit man sie endlich einmal kennenlerne. Ich habe mir die schwere Aufgabe gestellt, der Monograf der ‚Menschheitsseele‘ zu werden. Deshalb durchwandere und beschreibe ich alle ihre Gebiete in Form von symbolischen ‚Reiseerzählungen‘, von denen eine jede irgendeinen interessanten Abschnitt aus dem Reiche der ‚Menschheitsseele‘ behandelt. Dass es da Leute gibt, die mich nicht verstehen können oder nicht verstehen wollen, dafür kann ich nichts; ich habe nicht auf sie geachtet.

Diejenigen, die mich nicht begreifen wollen, weil ich gegen ihre Vorurteile schreibe, werfen mir vor, dass ich mein ‚Ich‘ vergöttere. Sie nennen mich einen Aufschneider und wohl gar noch Anderes und Schlimmeres. Du lieber Gott! Kein Mensch hat so wenig Grund und Lust aufzuschneiden wie gerade ich! Das ‚Ich‘, in dem ich schreibe, das bin doch nicht ich selbst, sondern das ist die Menschheitsfrage, die ich personifiziere, um sie beantworten zu können. In meinen Büchern identifiziere ich mich mit der Menschheit, der es genau ebenso ergeht, wie es damals mir ergangen ist: Sie hat ihre Seele verloren; infolgedessen ergeht sich ihr Geist in Irrtümern, die nicht eher behoben werden können, als bis ihre Seele sich wieder zurückgefunden hat. Vom Geist spricht jedermann; er gilt heutigentags alles, besonders auch in der Literatur. Aber selbst der größte und klarste Geist hat seine Seele so vollständig vergessen, dass er nicht einmal mehr zu definieren vermag, wer und was sie eigentlich ist.

Darum braucht die Literatur einen einfachdenkenden Menschen, der in seinen Büchern auf alle künstlichen Geisteleien verzichtet und nur allein nach der Seele suchen geht, um sie der Menschheit zurückzugeben. Dieser einfache, auf allen Geistesruhm verzichtende Mensch, zu dessen Aufgaben unendliche Entsagung und unerschütterliche Kraft zum Dulden und Tragen gehört, bin ich. Der Weg, den ich gehe, führt nur durch Herzeleid. Ich bin ihn gegangen. Ich bin tief hinabgestiegen und habe es ausgekostet. Und seit ich nicht mehr drunten bin, habe ich die Menschheitsqual auch hier auf der Höhe kennengelernt. Denn wenn der Niedrige vom Hohen spricht, so schaut er nicht zu ihm hinauf, sondern er zieht ihn zu sich herab. Es hat sich besonders aus dem Münchmeyer-Prozess eine Clique herausgebildet, die es sich zur Aufgabe macht, den tieferen Inhalt meiner Werke abzuleugnen, um mich der Lüge und des Schwindels bezichtigen zu können. Einige wenige einflussreiche Menschen an der Spitze sind im Stande, sogar Einsichtsvolle zu täuschen. Hierzu kommt das Milieu, in dem sich der Inhalt meiner Bücher bewegt. Indem ich meine Leser durch das Reich der Menschheitsseele führe, gebe ich den Provinzen dieses Reiches bekannte geografische Namen. Das erleichtert das Verständnis ungemein, gibt aber der Böswilligkeit die Handhabe, mich zu verleumden. Wenn ich z. B. das Reich der Kunst, um es veranschaulichen zu können, nach Indien verlege und das Reich der religiösen Unduldsamkeit nach Belutschistan, so verlangen diese innerlich blinden Menschen flugs von mir, auch wirklich in Indien und Belutschistan gewesen zu sein. Wo nicht, so bin ich ein literarischer Lügner und Schwindler. An diesem Maßstab gemessen, würde Dante der größte aller Schwindler sein, denn er behauptet, nicht nur im Fegefeuer und in der Hölle, sondern sogar auch im Himmel gewesen zu sein!

Wenn ich von gewöhnlichen Menschen in dieser Weise falsch beurteilt werde, so kann mich das nicht niederdrücken. Aber wenn ich aus den ‚psychologischen‘ und ‚literarischen‘ Seitenhieben meines Untersuchungsrichters ersehe, dass solche Irrungen sich auch bei den Behörden eingeschlichen haben, so beginne ich die eigentlichen Gründe zu ahnen, warum es mir so schwer geworden ist, Vergangenes auszustreichen. Nicht dieses Vergangene an sich ist es, was mir wie Blei an den Füßen hängt, sondern in der Unkenntnis meiner Ideale, meiner Wege und Ziele, meiner vollständig neuen, fast unbegreiflichen Art und Weise liegt der eigentliche und wirkliche Grund, dass mir selbst da Widersacher erwachsen, wo andere Schutz und Hilfe finden würden. So bleibt mir eben nichts übrig, als auf die Gegenwart zu verzichten und das Verständnis erst jenseits des Todes zu suchen.

Dass ich ein ‚Vorbestrafter‘ bin, werde ich der Welt nicht verschweigen. Ich habe mit ihr abzurechnen, ehe ich sterbe. Es soll mich keine Polizeiaufsicht aus dem zeitlichen Gefängnis hinüber in die ewige Freiheit begleiten. Aber diese Generalbeichte will ich selbst ablegen, offen, ehrlich und ohne Zwang, sonst hat sie keinen Wert. Ich schreibe schon jetzt an meiner eigenen Biografie. Ich kniee täglich im Beichtstuhl. Dagegen aber, dass meine Neider und Widersacher mit ihren Lügen und Gehässigkeiten dieser meiner Beichte vorgreifen, um das ernste literarische Bild, das ich zu hinterlassen habe, zur Karikatur zu fälschen, dagegen verwahre ich mich!

Die folgenden sechs Seiten zeigen eine verkleinerte Faksimile-Wiedergabe der 2. Fassung der ‚Beichte‘ (1.7.1908).

Die 1910 erschienene Erstausgabe der Selbstbiografie„Mein Leben und Streben“ trug den Leitspruch

Wenn dich die Welt aus ihren Toren stößt,so gehe ruhig fort und lass das Klagen.Sie hat durch die Verstoßung dich erlöstUnd ihre Schuld an dir nun selbst zu tragen.(Karl May „Im Reiche des silbernen Löwen“)

Über die Entstehung und wechselvolle Geschichte der Selbstbiografie „Mein Leben und Streben“ informiert umfassend das „Nachwort des Verlags“. Die vorliegende Ausgabe wurde ergänzt durch Fußnoten mit genauen Daten und erläuternden Hinweisen. Die Trennstellen der einzelnen Seiten der Erstausgabe von 1910 sind durch / gekennzeichnet; einige Umstellungen wurden analog durch // markiert.

1. Das Märchen von Sitara

Wenn man von der Erde aus drei Monate lang geraden Weges nach der Sonne fliegt und dann in derselben Richtung noch drei Monate lang über die Sonne hinaus, so kommt man an einen Stern, der Sitara heißt. Sitara ist ein persarabisches Wort und bedeutet eben ‚Stern‘.

Dieser Stern hat mit unserer Erde viel, sehr viel gemein. Sein Durchmesser ist 1700 Meilen und sein Äquator 5400 Meilen lang. Er dreht sich um sich selbst und zugleich um die Sonne. Die Bewegung um sich selbst dauert genau einen Tag, die Bewegung um die Sonne ebenso genau ein Jahr, keine Sekunde mehr oder weniger. Seine Oberfläche besteht zu einem Teil aus Land und zu zwei Teilen aus Wasser. Aber während man auf der Erde bekanntlich fünf Erd- oder Weltteile zählt, ist das Festland von Sitara in anderer, viel einfacherer Weise gegliedert. Es hängt zusammen. Es bildet nicht mehrere Kontinente, sondern nur einen einzigen, der in ein sehr tief gelegenes, sümpfereiches Niederland und ein der Sonne kühn entgegenstrebendes Hoch- / land zerfällt, die beide durch einen schmäleren, steil aufwärtssteigenden Urwaldstreifen miteinander verbunden sind. Das Tiefland ist eben, ungesund, an giftigen Pflanzen und reißenden Tieren reich und allen von Meer zu Meer dahinbrausenden Stürmen preisgegeben. Man nennt es Ardistan. Ard heißt Erde, Scholle, niedriger Stoff, und bildlich bedeutet es das Wohlbehagen am geistlosen Schmutz und Staub, das rücksichtslose Trachten nach der Materie, den grausamen Vernichtungskampf gegen alles, was nicht zum eigenen Selbst gehört oder nicht gewillt ist, ihm zu dienen. Ardistan ist also die Heimat der niederen, selbstsüchtigen Daseinsformen und, was sich auf seine höheren Bewohner bezieht, das Land der Gewalt- und Egoismusmenschen. Das Hochland hingegen ist gebirgig, gesund, ewig jung und schön im Kuss des Sonnenstrahls, reich an Gaben der Natur und Produkten des menschlichen Fleißes, ein Garten Eden, ein Paradies. Man nennt es Dschinnistan. Dschinn heißt Genius, wohltätiger Geist, segensreiches, unirdisches Wesen, und bildlich bedeutet es den angeborenen Herzenstrieb nach Höherem, das Wohlgefallen am geistigen und seelischen Aufwärtssteigen, das fleißige Trachten nach allem, was gut und was edel ist, und vor allen Dingen die Freude am Glück des Nächsten, an der Wohlfahrt all derer, welche der Liebe und der Hilfe bedürfen. Dschinnistan ist also das Land der wie die Berge aufwärtsstrebenden Humanität und Nächstenliebe, das einst verheißene Land der Edelmenschen.

Tief unten herrscht über Ardistan ein Geschlecht von finster denkenden, selbstsüchtigen Tyrannen, deren oberstes Gesetz in strenger Kürze lautet: „Du sollst der Teufel deines Nächsten sein, damit du dir selbst zum Engel werdest!“ Und hoch oben regiert schon / seit undenklicher Zeit über Dschinnistan eine Dynastie großherziger, echt königlich denkender Fürsten, deren oberstes Gesetz in beglückender Kürze lautet: „Du sollst der Engel deines Nächsten sein, damit du nicht dir selbst zum Teufel werdest!“

Und solange dieses Dschinnistan, dieses Land der Edelmenschen, besteht, ist ein jeder Bürger und eine jede Bürgerin verpflichtet gewesen, heimlich und ohne sich zu verraten, der Schutzengel eines resp. einer andern zu sein. Also in Dschinnistan Glück und Sonnenschein, dagegen in Ardistan ringsum eine tiefe seelische Finsternis und der heimliche, weil verbotene Jammer nach Befreiung aus dem Elend dieser Hölle! Ist es da ein Wunder, dass da unten im Tiefland eine immer größer werdende Sehnsucht nach dem Hochland entstand? Dass die fortgeschrittenen unter den dortigen Seelen sich aus der Finsternis zu befreien und zu erlösen suchen? Millionen und Abermillionen fühlen sich in den Sümpfen von Ardistan wohl. Sie sind die Miasmen gewohnt. Sie wollen es nicht anders haben. Sie würden in der reinen Luft von Dschinnistan nicht existieren können. Das sind nicht etwa nur die Ärmsten und Geringsten, sondern gerade auch die Mächtigsten, die Reichsten und Vornehmsten des Landes, die Pharisäer, die Sünder brauchen, um gerecht erscheinen zu können, die Vielbesitzenden, denen arme Leute nötig sind, um ihnen als Folie zu dienen, die Bequemen, welche Arbeiter haben müssen, um sich in Ruhe zu pflegen, und vor allen Dingen die Klugen, Pfiffigen, denen die Dummen, die Vertrauenden, die Ehrlichen unentbehrlich sind, um von ihnen ausgebeutet zu werden. Was würde aus allen diesen Bevorzugten werden, wenn es die anderen nicht mehr gäbe? Darum ist es jedermann auf das Aller- / strengste verboten, Ardistan zu verlassen, um sich dem Druck des dortigen Gesetzes zu entziehen. Die schärfsten Strafen aber treffen den, der es wagt, nach dem Land der Nächstenliebe und der Humanität, nach Dschinnistan zu flüchten. Die Grenze ist besetzt. Er kommt nicht durch. Er wird ergriffen und nach der ‚Geisterschmiede‘ geschafft, um dort gemartert und gepeinigt zu werden, bis er sich vom Schmerz gezwungen fühlt, Abbitte leistend in das verhasste Joch zurückzukehren.

Denn zwischen Ardistan und Dschinnistan liegt Märdistan, jener steil aufwärtssteigende Urwaldstreifen, durch dessen Baum- und Felsenlabyrinthe der unendlich gefahrvolle und beschwerliche Weg nach oben geht. Märd ist ein persisches Wort; es bedeutet ‚Mann‘. Märdistan ist das Zwischenland, in welches sich nur ‚Männer‘ wagen dürfen; jeder andere geht unbedingt zu Grunde. Der gefährlichste Teil dieses fast noch ganz unbekannten Gebietes ist der ‚Wald von Kulub‘. Kulub ist ein arabisches Wort; es bedeutet die Mehrzahl des deutschen Wortes ‚Herz‘. Also in den Tiefen des Herzens lauern die Feinde, die man, einen nach dem anderen, zu besiegen hat, wenn man aus Ardistan nach Dschinnistan entkommen will. Und mitten in jenem Walde von Kulub ist jener Ort der Qual zu suchen, von dem es in meinem Drama ‚Babel und Bibel‘2 heißt:

„Zu Märdistan, im Walde von Kulub,

liegt einsam, tief versteckt, die Geisterschmiede.“

„Da schmieden Geister?“

„Nein, man schmiedet sie!

Der Sturm bringt sie geschleppt, um Mitternacht,

wenn Wetter leuchten, Tränenfluten stürzen.

Der Hass wirft sich in grimmer Lust auf sie. /

Der Neid schlägt tief ins Fleisch die Krallen ein.

Die Reue schwitzt und jammert am Gebläse.

Am Blocke steht der Schmerz, mit starrem Aug’

im rußigen Gesicht, die Hand am Hammer.

Da, jetzt, o Mensch, ergreifen dich die Zangen.

Man stößt dich in den Brand; die Bälge knarren.

Die Lohe zuckt empor, zum Dach hinaus,

und alles, was du hast und was du bist,

der Leib, der Geist, die Seele, alle Knochen,

die Sehnen, Fibern, Fasern, Fleisch und Blut,

Gedanken und Gefühle, alles, alles

wird dir verbrannt, gepeinigt und gemartert

bis in die weiße Glut –“

„Allah, Allah!“

„Schrei nicht, o Mensch! Ich sage dir, schrei nicht!

Denn wer da schreit, ist dieser Qual nicht wert,

wird weggeworfen in den Brack und Plunder

und muss dann wieder eingeschmolzen werden.

Du aber willst zum Stahl, zur Klinge werden,

die in der Faust des Parakleten funkelt.

Sei also still! Man reißt dich aus dem Feuer –

man wirft dich auf den Amboss – hält dich fest.

Es knallt und prasselt dir in jeder Pore.

Der Schmerz beginnt sein Werk, der Schmied, der Meister.

Er spuckt sich in die Fäuste, greift dann zu.

Hebt beiderhändig hoch den Riesenhammer –

die Schläge fallen. Jeder ist ein Mord,

ein Mord an dir. Du meinst, zermalmt zu werden.

Die Fetzen fliegen heiß nach allen Seiten.

Dein Ich wird dünner, kleiner, immer kleiner,

und dennoch musst du wieder in das Feuer –

und wieder – immer wieder, bis der Schmied

den Geist erkennt, der aus der Höllenqual /

und aus dem Dunst von Ruß und Hammerschlag

ihm ruhig, dankbar froh entgegenlächelt.

Den schraubt er in den Stock und greift zur Feile.

Die kreischt und knirscht und frisst von dir hinweg,

was noch –“

„Halt ein, halt ein! Es ist genug!“

„Es geht noch weiter, denn der Bohrer kommt!

Der schraubt sich tief –“

„Sei still! Um Gottes willen!“

So also sieht es in Märdistan aus, und so also geht es im Innern der ‚Geisterschmiede von Kulub‘ zu! Jeder Bewohner des Sterns Sitara kennt die Sage, dass die Seelen aller bedeutenden Menschen, die geboren werden sollen, vom Himmel herniederkommen. Engel und Teufel warten auf sie. Die Seele, welche das Glück hat, auf einen Engel zu treffen, wird in Dschinnistan geboren, und alle ihre Wege sind geebnet. Die arme Seele aber, welche einem Teufel in die Hände fällt, wird von ihm nach Ardistan geschleppt und in ein umso tieferes Elend geschleudert, je höher die Aufgabe ist, die ihr von oben mitgegeben wurde. Der Teufel will, sie soll zu Grunde gehen, und ruht weder bei Tag noch bei Nacht, aus dem zum Talent oder gar Genie Bestimmten einen möglichst verkommenen, verlorenen Menschen zu machen. Alles Sträuben und Aufbäumen hilft nichts; der Arme ist dem Untergang geweiht. Und selbst wenn es ihm gelänge, aus Ardistan zu entkommen, so würde er doch in Märdistan ergriffen und nach der Geisterschmiede geschleppt, um so lange gefoltert und gequält zu werden, bis er den letzten Rest von Mut verliert, zu widerstreben. /

Nur selten ist die Himmelskraft, die einer solchen nach Ardistan geschleuderten Seele mitgegeben wurde, so groß und so unerschöpflich, dass sie selbst die stärkste Pein der Geisterschmiede erträgt und dem Schmied und seinen Gesellen ‚aus dem Dunst von Ruß und Hammerschlag ruhig, dankbar froh entgegenlächelt‘. Einer solchen Himmelstochter kann selbst dieser größte Schmerz nichts anhaben, sie ist gefeit; sie ist gerettet. Sie wird nicht vom Feuer vernichtet, sondern geläutert und gestählt. Und sind alle Schlacken von ihr abgesprungen, so hat der Schmied von ihr zu lassen, denn es ist nichts mehr an ihr, was nach Ardistan gehört. Darum kann weder Mensch noch Teufel sie mehr hindern, unter dem Zorngeschrei des ganzen Tieflandes nach Dschinnistan emporzusteigen, wo jeder Mensch der Engel seines Nächsten ist. – /

2. Meine Kindheit

(1842–1847)

Ich bin im niedrigsten, tiefsten Ardistan geboren, ein Lieblingskind der Not, der Sorge, des Kummers. Mein Vater war ein armer Weber. Meine Großväter waren beide tödlich verunglückt. Der Vater meiner Mutter daheim, der Vater meines Vaters aber im Walde. Er war zu Weihnacht nach dem Nachbardorf gegangen, um Brot zu holen. Die Nacht überraschte ihn. Er kam im tiefen Schneegestöber vom Wege ab und stürzte in die damals steile Schlucht des ‚Krähenholzes‘, aus der er sich nicht herausarbeiten konnte. Seine Spuren wurden verweht. Man suchte lange Zeit vergeblich nach ihm. Erst als der Schnee verschwunden war, fand man seine Leichte und auch die Brote. Überhaupt ist Weihnacht für mich und die Meinen sehr oft keine frohe, sondern eine verhängnisvolle Zeit gewesen.

Geboren wurde ich am 25. Februar 1842 in dem damals sehr ärmlichen und kleinen erzgebirgischen Weberstädtchen Ernstthal, das jetzt3 mit dem etwas größeren Hohenstein verbunden ist. Wir waren neun Personen: mein Vater, meine Mutter, die beiden Großmütter, / vier Schwestern und ich, der einzige Knabe4. Die Mutter meiner Mutter scheuerte für die Leute und spann Watte. Es kam vor, dass sie sich mehr als 25 Pfennige pro Tag verdiente. Da wurde sie splendid und verteilte zwei Dreierbrötchen, die nur vier Pfennige kosteten, weil sie äußerst hart und altbacken, oft auch schimmelig waren, unter uns fünf Kinder. Sie war eine gute, fleißige, schweigsame Frau, die niemals klagte. Sie starb, wie man sagte, aus Altersschwäche. Die eigentliche Ursache ihres Todes aber war wohl das, was man gegenwärtig diskret als ‚Unterernährung‘ zu bezeichnen pflegt. Über meine andere Großmutter, die Mutter meines Vaters, habe ich etwas mehr zu sagen, doch nicht hier an dieser Stelle. Meine Mutter war eine Märtyrerin, eine Heilige, immer still, unendlich fleißig, trotz unserer eigenen Armut stets opferbereit für andere, vielleicht noch ärmere Leute. Nie, niemals habe ich ein ungutes Wort aus ihrem Mund gehört. Sie war ein Segen für jeden, mit dem sie verkehrte, vor allen Dingen ein Segen für uns, ihre Kinder. Sie konnte noch so schwer leiden, kein Mensch erfuhr davon. Doch des Abends, wenn sie, die Stricknadeln emsig rührend, beim kleinen, qualmenden Öllämpchen saß und sich unbeachtet wähnte, da kam es vor, dass ihr eine Träne in das Auge trat und, um schneller, als sie gekommen war, zu verschwinden, ihr über die Wange lief. Mit einer Bewegung der Fingerspitzen wurde die Leidesspur sofort verwischt.

Mein Vater war ein Mensch mit zwei Seelen. Die eine Seele unendlich weich, die andere tyrannisch, voll Übermaß im Zorn, unfähig, sich zu beherrschen. Er besaß hervorragende Talente, die aber alle unentwickelt geblieben waren, der großen Armut wegen. Er hatte nie eine Schule besucht, doch aus eigenem Fleiß fließend / lesen und sehr gut schreiben gelernt. Er besaß zu allem, was nötig war, ein angeborenes Geschick. Was seine Augen sahen, das machten seine Hände nach. Obgleich nur Weber, war er doch im Stande, sich Rock und Hose selbst zu schneidern und seine Stiefel selbst zu besohlen. Er schnitzte und bildhauerte gern, und was er da fertigbrachte, das hatte Schick und war gar nicht so übel. Als ich eine Geige haben musste und er kein Geld auch zu dem Bogen hatte, fertigte er schnell selbst einen. Dem fehlte es zwar ein wenig an schöner Schweifung und Eleganz, aber er genügte vollständig, seine Bestimmung zu erfüllen. Vater war gern fleißig, doch befand sich sein Fleiß stets in Eile. Wozu ein anderer Weber vierzehn Stunden brauchte, dazu brauchte er nur zehn; die übrigen vier verwendete er dann zu Dingen, die ihm lieber waren. Während dieser zehn anstrengenden Stunden war nicht mit ihm auszukommen; alles hatte zu schweigen; niemand durfte sich regen. Da waren wir in steter Angst, ihn zu erzürnen. Dann wehe uns! Am Webstuhl hing ein dreifach geflochtener Strick, der blaue Striemen hinterließ, und hinter dem Ofen steckte der wohlbekannte ‚birkene Hans‘, vor dem wir Kinder uns besonders scheuten, weil Vater es liebte, ihn vor der Züchtigung im großen ‚Ofentopf‘ einzuweichen, um ihn elastischer und also eindringlicher zu machen. Übrigens, wenn die zehn Stunden vorüber waren, so hatten wir nichts mehr zu befürchten; wir atmeten alle auf, und Vaters andere Seele lächelte uns an. Er konnte dann geradezu herzgewinnend sein, doch hatten wir selbst in den heitersten und friedlichsten Augenblicken das Gefühl, dass wir auf vulkanischem Boden standen und von Moment zu Moment einen Ausbruch erwarten konnten. Dann bekam man den Strick oder den ‚Hans‘ so lange, bis Vater nicht / mehr konnte. Unsere älteste Schwester, ein hochbegabtes, liebes, heiteres, fleißiges Mädchen, wurde sogar noch als Braut mit Ohrfeigen gezüchtigt, weil sie von einem Spaziergang mit ihrem Bräutigam etwas später nach Hause kam, als ihr erlaubt worden war.

Alte Weberhäuser in Ernstthal (Südstraße)

Am Ernstthaler Friedhof an der Bergstraße/Hohe Straße (besteht nicht mehr)

Forsthaus im Hainholz bei Hohenstein

Hier habe ich eine Pause zu machen, um mir eine ernste, wichtigere Bemerkung zu gestatten. Ich schreibe dieses Buch nicht etwa um meiner Gegner willen, etwa um ihnen zu antworten oder mich gegen sie zu verteidigen, sondern ich bin der Meinung, dass durch die Art und Weise, in der man mich umstürmt, jede Antwort und jede Verteidigung ausgeschlossen wird. Ich schreibe dieses Buch auch nicht für meine Freunde, denn die kennen, verstehen und begreifen mich, sodass ich nicht erst nötig habe, ihnen Aufklärung über mich zu geben. Ich schreibe es vielmehr nur um meiner selbst willen, um mir über mich klar zu werden und mir über das, was ich bisher tat und ferner noch zu tun gedenke, Rechenschaft abzulegen. Ich schreibe also, um zu beichten. Aber ich beichte nicht etwa den Menschen, denen es ja auch gar nicht einfällt, mir ihre Sünden einzugestehen, sondern ich beichte meinem Herrgott und mir selbst, und was diese beiden sagen, wenn ich geendet habe, wird für mich maßgebend sein. Es sind für mich also nicht gewöhnliche, sondern heilige Stunden, in denen ich die vorliegenden Bogen schreibe. Ich spreche hier nicht nur für dieses, sondern auch für jenes Leben, an das ich glaube und nach dem ich mich sehne. Indem ich hier beichte, verleihe ich mir die Gestalt und das Wesen, als das ich einst nach dem Tode existieren werde. Da kann es mir wahrlich, wahrlich gleichgültig sein, was man in diesem oder in jenem Lager zu diesem meinem Buche sagt. Ich lege es in ganz andere, in die richtigen Hände, nämlich / in die Hände des Geschicks, der alles wissenden Vorsehung, bei der es weder Gunst noch Ungunst, sondern nur allein Gerechtigkeit und Wahrheit gibt. Da lässt sich nichts verschweigen und nichts beschönigen. Da muss man alles ehrlich sagen und ehrlich bekennen, wie es war und wie es ist, erscheine es auch noch so pietätlos und tue es auch noch so weh. Man hat den Ausdruck ‚Karl-May-Problem‘ erfunden. Wohlan, ich nehme ihn auf und lasse ihn gelten. Dieses Problem aber wird mir keiner von all denen lösen, die meine Bücher nicht gelesen oder nicht begriffen haben und trotzdem über sie urteilen. Das Karl-May-Problem ist das Menschheitsproblem, aus dem großen, alles umfassenden Plural in den Singular, in die einzelne Individualität transportiert. Und genauso, wie dieses Menschheitsproblem zu lösen ist, ist auch das Karl-May-Problem zu lösen, anders nicht! Wer sich unfähig zeigt, das Karl-May-Rätsel in befriedigender, humaner Weise zu lösen, der mag um Gottes willen die schwachen Hände und die unzureichenden Gedanken davon lassen, über sich selbst hinauszugreifen und sich mit schwierigen Menschheitsfragen zu befassen! Der Schlüssel zu all diesen Rätseln ist längst vorhanden. Die christliche Kirche nennt ihn ‚Erbsünde‘. Die Vorväter und Vormütter kennen, heißt die Kinder und Enkel begreifen, und nur der Humanität, der wahren edelmenschlichen Gesinnung ist es gegeben, in Betracht der Vorfahren wahr und ehrlich zu sein, um auch gegen die Nachkommen wahr und ehrlich sein zu können. Den Einfluss der Verstorbenen auf ihre Nachlebenden an das Tageslicht zu ziehen, ist rechts eine Seligkeit und links eine Erlösung für beide Teile, und so habe ich die Meinen genauso zu zeichnen, wie sie in Wirklichkeit waren, mag man dies für unkindlich halten oder nicht. / Ich habe nicht nur gegen sie und mich, sondern auch gegen meine Mitmenschen wahr zu sein. Vielleicht kann mancher aus unserem Beispiel lernen, in seinem Fall das Richtige zu tun.

Mutter hatte ganz unerwartet von einem entfernten Verwandten ein Haus geerbt und einige kleine, leinene Geldbeutel dazu. Einer dieser Geldbeutel enthielt lauter Zweipfenniger, ein anderer lauter Dreipfenniger, ein dritter lauter Groschen. In einem vierten steckte ein ganzes Schock Fünfzigpfenniger, und im fünften und letzten fanden sich zehn alte Schafhäuselsechser, zehn Achtgroschenstücke, fünf Gulden und vier Taler vor. Das war ja ein Vermögen! Das erschien der Armut fast wie eine Million! Freilich war das Haus nur drei schmale Fenster breit und sehr aus Holz gebaut, dafür aber war es drei Stockwerke hoch und hatte ganz oben unter dem First einen Taubenschlag, was bei anderen Häusern bekanntlich nicht immer der Fall zu sein pflegt.5 Großmutter, die Mutter meines Vaters, zog in das Parterre, wo es nur eine Stube mit zwei Fenstern und die Haustür gab. Dahinter lag ein Raum mit einer alten Wäscherolle, die für zwei Pfennige pro Stunde an andere Leute vermietet wurde. Es gab glückliche Sonnabende, an denen diese Rolle zehn, zwölf, ja sogar vierzehn Pfennige einbrachte. Das förderte die Wohlhabenheit ganz bedeutend. Im ersten Stock wohnten die Eltern mit uns. Da stand der Webstuhl mit dem Spulrad. Im zweiten Stock schliefen wir mit einer Kolonie von Mäusen und einigen größeren Nagetieren, die eigentlich im Taubenschlag wohnten und des Nachts nur kamen, uns zu besuchen. Es gab auch einen Keller, doch war er immer leer. Einmal standen einige Säcke Kartoffeln darin, die gehörten aber nicht uns, sondern einem Nach- / barn, der keinen Keller hatte. Großmutter meinte, dass es viel besser wäre, wenn der Keller ihm und die Kartoffeln uns gehörten. Der Hof war gerade so groß, dass wir fünf Kinder uns aufstellen konnten, ohne einander zu stoßen. Hieran grenzte der Garten, in dem es einen Holunderstrauch, einen Apfel-, einen Pflaumenbaum und einen Wassertümpel gab, den wir als ‚Teich‘ bezeichneten. Der Holunder lieferte uns den Tee zum Schwitzen, wenn wir uns erkältet hatten, hielt aber nicht sehr lange vor, denn wenn das eine sich erkältete, fingen auch alle anderen an zu husten und wollten mit ihm schwitzen. Der Apfelbaum blühte immer sehr schön und sehr reichlich; da wir aber nur zu wohl wussten, dass die Äpfel gleich nach der Blüte am besten schmecken, so war er meist schon Anfang Juni abgeerntet. Die Pflaumen aber waren uns heilig. Großmutter aß sie gar zu gern. Sie wurden täglich gezählt, und niemand wagte es, sich an ihnen zu vergreifen. Wir Kinder bekamen doch mehr, viel mehr davon, als eigentlich auf uns fiel. Was den ‚Teich‘ betrifft, so war er sehr reich belebt, doch leider nicht mit Fischen, sondern mit Fröschen. Die kannten wir alle einzeln, sogar an der Stimme. Es waren immer so zwischen zehn und fünfzehn. Wir fütterten sie mit Regenwürmern, Fliegen, Käfern und allerlei anderen guten Dingen, die wir aus gastronomischen oder ästhetischen Gründen nicht selbst genießen konnten, und sie waren uns auch herzlich dankbar dafür. Sie kannten uns. Sie kamen an das Ufer, wenn wir uns ihnen näherten. Einige ließen sich sogar ergreifen und streicheln. Der eigentliche Dank aber erklang uns des Abends, wenn wir am Einschlafen waren. Keine Sennerin kann sich mehr über ihre Zither freuen als wir über unsere Frösche. Wir wussten ganz genau, welcher es war, der sich hören / ließ, ob der Arthur, der Paul oder Fritz, und wenn sie gar zu duettieren oder im Chor zu singen begannen, so sprangen wir aus den Federn und öffneten die Fenster, um mitzuquaken, bis Mutter oder Großmutter kam und uns dahin zurückbrachte, wohin wir jetzt gehörten. Leider aber kam einst ein sogenannter Bezirksarzt in das Städtchen, um sogenannte gesundheitliche Untersuchungen anzustellen. Der hatte überall etwas auszusetzen. Dieser ebenso sonderbare wie gefühllose Mann schlug, als er unseren Garten und unseren schönen Tümpel sah, die Hände über dem Kopf zusammen und erklärte, dass dieser Pest- und Cholerapfuhl sofort verschwinden müsse. Am nächsten Tage brachte der Polizist Eberhardt einen Zettel des Herrn Stadtrichters Layritz, des Inhalts, dass binnen jetzt und drei Tagen der Tümpel auszufüllen und die Froschkolonie zu töten sei, bei fünfzehn ‚Guten Groschen‘ Strafe. Wir Kinder waren empört. Unsere Frösche umbringen! Ja, wenn der Herr Stadtrichter Layritz einer gewesen wäre, dann herzlich, herzlich gern! Wir hielten Rat, und was wir beschlossen, wurde ausgeführt. Der Tümpel wurde so weit ausgeschöpft, dass wir die Frösche fassen konnten. Sie wurden in den großen Deckelkorb getan und dann hinaus hinter das Schießhaus nach dem großen Zechenteich getragen, Großmutter voran, wir hinterher. Dort wurde jeder einzeln herausgenommen, geliebkost, gestreichelt und in das Wasser gelassen. Wie viel Seufzer dabei laut geworden, wie viel Tränen dabei geflossen und wie viel vernichtende Urteile dabei gegen den sogenannten Bezirksarzt gefällt worden sind, das ist jetzt, nach über sechzig Jahren, wohl kaum mehr festzustellen. Doch weiß ich noch ganz bestimmt, dass Großmutter, um dem ungeheuren Schmerz ein Ende zu machen, uns die Versicherung gab, ein jedes von uns werde genau nach zehn / Jahren ein dreimal größeres Haus mit einem fünfmal größeren Garten erben, in dem es einen zehnmal größeren Teich mit zwanzigmal größeren Fröschen gebe. Das brachte in unserer Stimmung eine ebenso plötzliche wie angenehme Änderung hervor. Wir wanderten mit der Großmutter und dem leeren Deckelkorb vergnügt nach Hause.

Geburtshaus in der Niedergasse (später Bahnstraße, seit 1929 Karl-May-Straße) zu Ernstthal, Aufnahme um 1910

Rückseite des Geburtshauses. Im Vordergrund Frau Beyer, eine Nichte Karl Mays, mit einer ihrer Nichten

Das geschah in der Zeit, als ich nicht mehr blind war und schon laufen konnte. Ich war weder blind geboren noch mit irgendeinem vererbten, körperlichen Fehler behaftet. Vater und Mutter waren durchaus kräftige, gesunde Naturen. Sie sind bis zu ihrem Tode niemals krank gewesen. Mich atavistischer Schwachheiten zu zeihen, ist eine Böswilligkeit, die ich mir unbedingt verbitten muss. Dass ich kurz nach der Geburt sehr schwer erkrankte, das Augenlicht verlor und volle vier Jahre siechte, war nicht eine Folge der Vererbung, sondern der rein örtlichen Verhältnisse, der Armut, des Unverstandes und der verderblichen Medikasterei, der ich zum Opfer fiel. Sobald ich in die Hand eines tüchtigen Arztes kam, kehrte mir das Augenlicht wieder, und ich wurde ein höchst kräftiger und widerstandsfähiger Junge, der stark genug war, es mit jedem anderen aufzunehmen. Doch ehe ich über mich selbst berichte, habe ich noch für einige Zeit bei dem Milieu zu bleiben, in dem ich meine erste Kindheit verlebte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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