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Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Nr. Titel: Ich warte auf Dich... Fast ängstlich ist der Blick der großen grauen Augen Janines, als sie den Mann anschaut, der ihrem Blick standhält. »Was wollen Sie denn eigentlich von mir?« fragt sie leise und weiß nicht, warum sie so furchtsam ist. »Ich möchte Sie bewahren, Fräulein zur Linden, davor bewahren, eine Riesendummheit zu machen«, sagt er ernst. »Ich verstehe nicht«, stammelt Janine, »wieso kommen Sie denn dazu? Ich weiß nicht, aber ich fürchte mich.« »Wenn ich Sie wäre«, erklärt er offen, »dann würde ich mich auch fürchten, Fräulein zur Linden, glauben Sie mir!« »Aber warum denn nur?« »Sind Sie denn wirklich so ahnungslos? Kann ein Mensch denn überhaupt so ahnungslos sein?« erregt er sich. »Sie wissen doch, daß es nur ein Geschäft ist, was man morgen mit Ihnen vorhat.« »Sie sprechen von meiner Hochzeit!« sagt sie nun aber empört! »Ja, ja, von Ihrer Hochzeit rede ich und von nichts anderem«
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Seitenzahl: 139
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Fast ängstlich ist der Blick der großen grauen Augen Janines, als sie den Mann anschaut, der ihrem Blick standhält.
»Was wollen Sie denn eigentlich von mir?« fragt sie leise und weiß nicht, warum sie so furchtsam ist.
»Ich möchte Sie bewahren, Fräulein zur Linden, davor bewahren, eine Riesendummheit zu machen«, sagt er ernst.
»Ich verstehe nicht«, stammelt Janine, »wieso kommen Sie denn dazu? Ich weiß nicht, aber ich fürchte mich.«
»Wenn ich Sie wäre«, erklärt er offen, »dann würde ich mich auch fürchten, Fräulein zur Linden, glauben Sie mir!«
»Aber warum denn nur?«
»Sind Sie denn wirklich so ahnungslos? Kann ein Mensch denn überhaupt so ahnungslos sein?« erregt er sich. »Sie wissen doch, daß es nur ein Geschäft ist, was man morgen mit Ihnen vorhat.«
»Sie sprechen von meiner Hochzeit!« sagt sie nun aber empört!
»Ja, ja, von Ihrer Hochzeit rede ich und von nichts anderem«, stößt er wütend hervor, »aber ich weiß, daß es nur ein Geschäft sein wird, nichts anderes!«
»Aber für diese – ungeheuerlichen Behauptungen müssen Sie doch einen Grund haben«, sagt sie angstvoll, »wie kommen Sie dazu, mir solche Dinge zu sagen?«
»Wieso?« Er lacht hart und kalt auf, so daß sie fühlt, wie ihr ein Schauer über den Rücken fliegt, »ich habe meine Gründe, Fräulein zur Linden!«
»Dann sagen Sie es mir! Sie können mir doch nicht nur solche Andeutungen machen. Ich – ich liebe meinen Verlobten.« Das letzte stößt sie leise, fast unhörbar hervor. Da schaut er sie überrascht an.
»Das habe ich nicht gewußt. Ich – ich dachte, er sei Ihnen vielleicht gleichgültig. Aber wenn Sie ihn lieben… Das erschwert meine Mission natürlich bedeutend.«
»Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was eigentlich los ist«, sagt Janine energisch und sieht ihn groß und fordernd an. Sie ist sehr schön, die kleine Janine zur Linden, aber sie ist auch hilflos und sehr sanft. Es ist ihr, seit sie im Hause des Onkels lebt – und das ist, solange sie denken kann – nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen, sich gegen etwas aufzulehnen.
»Erich von Osten ist ein schöner Mann«, sagt der Unbekannte an ihrer Seite nachdenklich, und etwas wie Grimm steht in seinem herrischen Gesicht geschrieben, »ich weiß das sehr gut. Es gelang ihm alles im Leben, um das andere Menschen haben hart kämpfen müssen. Ich habe ihn niemals bekämpft. Aber wenn er jetzt auch sein Spiel mit einem Menschenherzen treiben will, dann werde ich ihm offenen Kampf ansagen.«
»Ja, ja«, Janine zittert leicht, »ich verstehe nur nicht, was das alles zu bedeuten hat.«
»Sehen Sie, Fräulein zur Linden, Erich von Osten hat zwanzig Prozent der Aktien der Chemie-Werke. Sie selbst besitzen dreißig Prozent, die Ihnen morgen überschrieben werden. Wenn Sie also Erich von Osten heiraten, besitzt er Ihren Anteil mit, und was das bedeutet, das wissen Sie hoffentlich.«
»Erich besitzt nur zehn Prozent«, flüstert Janine und zieht die Schultern zusammen, »ich weiß es genau.«
»Dann hat er aber immerhin noch vierzig Prozent in der Hand, wenn Sie ihn heiraten, Fräulein zur Linden. Und das will er. Ihr Onkel besitzt auch zehn Prozent. Ein hübsches Kapital, das sich da anhäuft. Ihr Onkel und Erich von Osten werden die Macht besitzen, weil die Aktien zusammenkommen. Und das ist es, was Erich anstrebt.«
»Das glaube ich nicht«, sagt Janine und wendet sich ab. Hoch aufgerichtet und stolz geht sie davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Und Reginald schaut ihr verdutzt nach, zuckt die Schultern und geht an der Parkmauer entlang zurück den Weg, den er gekommen ist zu seinem kleinen Gasthaus.
Es ist nichts zu retten. Das Mädchen glaubt mir nicht, denkt er fast wütend und sieht wieder zwei angstvolle graue Augen auf sich ruhen, mit einem Ausdruck, der ihm ins Herz schneidet.
Ich sollte mich lieber raushalten, denkt er zornig, ich kann ja doch nichts ändern. Aber dieses Mädchen ist zu schade für Erich, sie wird an ihm zugrunde gehen.
Wütend wischt er mit der Hand durch die Luft. Es bleibt mir ja nichts anderes übrig, ich muß den Dingen ihren Lauf lassen.
*
»Wo kommst du her, Janine?« fragt Erich von Osten und sieht das Mädchen vorwurfsvoll an. »Du weißt doch, daß wir eine Menge zu besprechen haben. Und wir können nicht den ganzen Tag damit vertrödeln, auf dich zu warten.«
»Verzeih«, murmelt sie und sieht zum ersten Mal in seinem Gesicht den blasierten Zug, »ich war spazieren und habe mich verspätet.«
»Ich liebe das nicht sonderlich, Janine«, sagt er und geht mit ihr in das große Haus.
»Endlich«, sagt auch der Onkel tadelnd und wirft der Nichte einen wütenden Blick zu. »Setz dich!«
Erich von Osten setzt sich zu seiner Braut auf die Lehne des dunklen Sessels, während sich Friedrich zur Linden erhebt und mit auf dem Rücken verschlungenen Händen durch das dunkle Zimmer geht. Er ist eine imposante Erscheinung, der alte Friedrich zur Linden, aber er flößt Janine auch immer Furcht ein.
»Wir haben dich hergebeten, um einige Dinge geschäftlicher Art mit dir zu besprechen, Janine.«
Es ist nur ein Geschäft, was man mit Ihnen vorhat, hört Janine eine Männerstimme sagen und sieht ein erregtes Gesicht vor sich, braungebrannt und mit herrischen Zügen.
»Ja, Onkel«, entgegnet sie leise. Sie bemerkt den zufriedenen Blick, den die beiden Männer miteinander tauschen, sie sieht ihn ganz genau. Und obwohl sie sich einreden will, daß es Täuschung sei, weiß sie, daß es nicht so ist.
Sie wird keinerlei Schwierigkeiten machen, die Kleine, heißt dieser Blick. Sie hat keine Ahnung von geschäftlichen Dingen.
»Du weißt, daß dein Vater dir seinen Aktienanteil vermacht hat. Und morgen gehen diese Aktien in deinen Besitz über, Janine. Da du, wie du ja einsehen wirst, keine Ahnung von den geschäftlichen Dingen hast, wirst du jetzt Erich eine Vollmacht geben, daß du damit einverstanden bist, daß er sein Vermögen mit dem deinen zusammen verwaltet.«
»Wozu? Ich möchte Erich nicht noch mehr Arbeit aufhalsen.« Janine lächelt.
»Das ist sehr nett und rücksichtsvoll von dir, mein liebes Kind, aber Geschäft ist eben Geschäft.«
»Warum soll ich Erich eine Vollmacht geben? Ich kann doch mein Vermögen selbst verwalten«, erklärt Janine.
Die beiden Männer werfen ihr einen forschenden, mißbilligenden Blick zu.
»Schäfchen«, sagt Erich von Osten überheblich, »aber davon hast du doch keine Ahnung.«
»Das läßt sich erlernen. Es macht mir Spaß, selbst bestimmen zu können. Ist es wahr, daß mein Anteil dreißig Prozent ausmacht, Onkel Friedrich?«
»Woher weißt du denn das plötzlich so genau?« fragt der alte Mann ungeduldig, daß nicht alles so geht, wie er es sich ausgedacht hat.
»Man hat es mir erzählt«, erklärt sie ruhig.
»Also, du gibst Erich die Vollmacht, und dann ist alles in Ordnung!«
Janine erhebt sich und schaut den Onkel fragend und neugierig an.
»Wollen wir das nicht lieber auf morgen verschieben, Onkel? Ich habe heute gar keine Lust, mich über diese Dinge zu unterhalten.«
Er sieht aus, als wolle Friedrich zur Linden wütend auffahren, aber ein Wink Erichs läßt ihn verstummen.
»Gut, mein Schäfchen«, der junge wirklich gutaussehende Mann lächelt freundlich, »gut, sprechen wir ein andermal davon, schließlich sind diese Dinge auch nicht so wichtig.«
Er liebt mich, denkt Janine froh und wäre fast bereit, die geforderte Unterschrift zu erteilen, er liebt mich doch, er ist sehr rücksichtsvoll.
»Ich möchte jetzt gehen, ich habe noch eine Menge vorzubereiten, Onkel Friedrich«, sagt sie und verläßt das Zimmer. Sie weiß, daß sie noch nie ihres Onkels Wünsche mißachtet hat, aber heute kann sie einfach nicht anders, zu frisch ist noch der Eindruck dessen, was der Fremde ihr draußen an der Parkmauer sagte.
Zurück bleiben zwei Männer, die sich wütend ansehen. Aber dann lächelt Erich dem alten Mann beruhigend zu.
»Laß mich nur machen, das sind Mädchenlaunen. Sie will sich ein wenig in dem Gefühl sonnen, nun Aktionärin der Chemie-Werke zu sein. Und es ist echt fraulich, daß sie mich zappeln lassen will.«
»Aber du weißt, daß fünfzig Prozent der Aktien an einen Unbekannten verkauft wurden, ehe wir zugreifen konnten. Dieser Mensch hat jetzt eine gefährliche Macht. Er hat die absolute Mehrheit und kann uns alle samt und sonders an die Wand drücken, wenn er nur will.«
»Daß das nicht geschieht, das laß nur meine Sorge sein. Janine ist wie Wachs in meinen Händen. Ich verstehe etwas von Frauen, das kannst du mir glauben. Ich werde in spätestens einer Woche die Vollmacht haben. Wir werden ihr schöne Reisen ermöglichen, sie soll sich mit allem möglichen Luxus umgeben, und dann werden wir in Ruhe das Kapital arbeiten lassen können.«
Sie nicken sich zufrieden zu und sind sich wieder einmal einig.
*
Janine konnte nicht schlafen, die ganze Nacht mußte sie an den Fremden denken. Immer wieder sah sie das markante Männergesicht vor sich, hörte eine eindringliche Stimme, die immer das gleiche sagte:
»Wissen Sie nicht, daß es ein Geschäft ist, das man mit Ihnen vorhat, Fräulein zur Linden?«
Nein, denkt sie dann immer, nein, es ist kein Geschäft, er hat mir doch gesagt, daß er mich liebt.
Schon sehr früh erhebt sie sich und schlüpft durch die Hintertür in den Park. Heute ist mein Hochzeitstag, der Tag, auf den ich mich gefreut habe, der der schönste meines Lebens werden soll.
Ach, lieber Gott, verzeihe mir, wenn ich Erich Unrecht tue mit meinen Zweifeln und meinen schlimmen Gedanken. Ich werde seine Frau werden, und ich werde ihm die Unterschrift geben. Er hat mir selbst gesagt, daß er mich liebt, und er wird doch nicht ein so schändliches Spiel mit meinem Herzen treiben.
Langsam kehrt sie in das große, schloßartige Haus zurück und bleibt unwillkürlich in der Halle stehen, als sie ihren Namen nennen hört. Wie von einer unsichtbaren Macht getrieben, geht sie dem Klang dieser Stimme nach. Das sind der Onkel und Erich, weiß sie und spürt, wie die Furcht wieder mit harten Krallen nach ihr greift.
»Ach was, ich weiß nicht, was du immer hast«, sagt Erich von Osten gerade recht ungeduldig, »ich verstehe dich wirklich nicht. Janine liebt mich, sie wird mir die Unterschrift geben, und damit ist der Fall erledigt. Ich bin nur froh, daß sie ein so niedliches, kleines Mädchen ist, sonst wäre es mir wirklich schwer geworden, sie zu heiraten. Ja, ich glaube, ich kann sie sogar lieben, wenn ich mir Mühe gebe.«
Janine steht da wie erstarrt.
Er liebt mich nicht, denkt sie und rennt dann wie gehetzt nach oben in ihr Zimmer. Sie wirft sich zitternd auf das Bett und starrt zur Zimmerdecke. Er liebt mich ja gar nicht. Der Fremde hat recht, als er sagte, er wolle nur ein gutes Geschäft machen.
Ich kann ihn doch nicht heiraten. Ich kann nicht, ich würde mir unsagbar gedemütigt vorkommen, wenn ich nach dieser Erkenntnis noch heiraten würde.
Plötzlich hat sie ein unsinniges Verlangen danach, noch einmal mit dem Fremden zu reden. Sie glaubt ganz sicher, daß er ihr helfen, raten könnte. Aber er ist nicht da. Sie hat ihm nicht geglaubt, sie hat ihn einfach stehen lassen, sie hat nichts mehr hören wollen. Und dabei sprach er die Wahrheit. Aber sie, Janine, hat nicht an diese Wahrheit glauben wollen.
Es ist ein Geschäft!
Sie erhebt sich.
Lange steht sie am Fenster und starrt mit blickleeren Augen hinaus auf die blühenden Bäume. Als sie sich wieder umwendet, um sich anzukleiden, ist sie wie umgewandelt.
Streng sind ihre Züge, herrisch, unbeugsam. Ich werde dem Namen zur Linden keine Schande bereiten. Ich werde mein Wort halten, aber er wird einsehen, daß man auch mit mir als Aktionärin der Chemie-Werke rechnen muß. Und man muß mit mir rechnen.
*
Niemand sieht ihr an, als sie blaß, aber beherrscht und freundlich herunterkommt, welche Kämpfe sie ausgestanden hat. Niemand sieht ihr an, daß eine Wandlung mit ihr vorgegangen ist. Und niemand weiß, daß Janine zur Linden von Stund an eine Feindin ist, die sich nicht unterkriegen lassen wird, die auch den unbeugsamen Willen der zur Lindens geerbt hat, der durch das Leid des heutigen Tages zum Ausdruck gekommen ist.
Janine ist freundlich und damenhaft, als sie den Verlobten begrüßt, sie schenkt ihm den Kaffee ein wie immer, wenn sie zusammen frühstücken, und sie lächelt auch, als sie miteinander in die Stadt zum Standesamt fahren.
Nur als Erich von Osten ihren Mund küssen will, da beugt sie sich ein wenig zurück, so daß seine Lippen nur ihre Wange streifen.
Ich könnte seine Küsse nicht ertragen, denkt sie wütend. Ich möchte sie auch niemals ertragen müssen. Und es ist besser, wenn ich es ihm heute noch sage, damit er weiß, was er von mir zu halten hat.
Die Hochzeitsfeierlichkeiten sind laut, konventionell, nicht ein bißchen herzlich. Janine sitzt puppenhaft starr da, und sie sieht aus wie eine schöne Statue, in weißen Marmor gehauen. Der Schleier macht sie noch zarter und lieblicher. Und das weiße Kleid läßt sie blasser erscheinen.
Janine lächelt gekünstelt, sie tanzt mit den Gästen, sie plaudert, aber über ihr liegt eine Grabeskälte.
Mädchenhafte Scheu, denkt Erich von Osten, wenn er fühlt, wie sie ganz steif in seinen Armen wird, wenn er mit ihr tanzt. Und dabei spürt er, wie sein Blut zu pulsen beginnt, wie sein Herz hämmert, und wie er Janine immer begehrenswerter findet.
Oh, er ist mir widerlich, denkt Janine und möchte in lautes, verzweifeltes Weinen ausbrechen, wenn sie sieht, mit welch besitzergreifender Miene er sie im Arm hält. Ich ekle mich vor ihm.
Sie sieht wieder das braungebrannte, offene, sympathische Männerantlitz und versteht nicht, wieso sie immerzu an den Fremden denken muß, den sie doch nur ein einziges Mal gesehen hat, der ihr noch dazu die Illusionen genommen hat, der all ihre Träume von der Ehe zerstörte, mit ein paar dürren, mitleidsvollen Worten, die eine Welt in ihr zertrümmerten.
Und nach diesem Mann, der mir ohne Schonung, mit fast brutaler Offenheit ins Gesicht sagte, daß alles nur ein Geschäft sei, nach diesem Mann sehne ich mich.
Es ging etwas Beschützendes, Kraftvolles von ihm aus, das ich mir nicht erklären kann. Ihn könnte ich zum Freund haben, seinen Wünschen könnte ich mich auch willig unterwerfen.
Aber er ist nicht da. Ich habe ihn stehenlassen, ich habe ihm nicht geglaubt. Und er sah nicht danach aus, als ob er sich noch einmal die Mühe machen würde, sich um mich zu kümmern. Nein, das wird er ganz sicher nicht.
Sie wirft den Kopf in den Nacken.
Ich bin eine zur Linden, und ich werde mir schon selbst zu helfen wissen. Ich werde mir auch die mir heute noch fehlenden Kenntnisse aneignen, um mein Vermögen selbst verwalten zu können.
»Komm, mein Schäfchen«, sagt Erich neben ihr, »es wird Zeit, daß wir uns umkleiden!«
Sie nickt und geht neben ihm hinaus. Er sieht sie von der Seite her an und findet sie wieder einmal ungeheuer begehrenswert und schön. Er möchte sie küssen, er möchte sie besitzen, er möchte ihr beweisen, daß er nicht nur ein ausgezeichneter Geschäftsmann ist, sondern auch ein leidenschaftlicher, glühender Liebhaber.
Schweigend und in sich gekehrt sitzt Janine neben ihrem Gatten im Wagen. Sie schaut hinaus, aber sie sieht einfach nichts von der Landschaft, die an ihr vorübergleitet.
Am späten Abend kommen sie in München an. Erich von Osten lächelt, sehr geschmeichelt und sehr überheblich lächelt er, als er sieht, wie verlegen seine Frau dasteht, als der Portier eifrig dienert und ihnen versichert, sie würden mit ihrem Zimmer ganz bestimmt zufrieden sein.
Aber ihm vergeht das Lächeln sehr schnell, als Janine den Kopf in den Nacken wirft und freundlich, aber sehr bestimmt fragt:
»Verzeihung, handelt es sich um ein oder um zwei Zimmer?«
»Um ein Doppelzimmer, genau nach der Bestellung, gnädige Frau«, der Portier wird auch unsicher.
Doch Janine lächelt ihm freundlich und beruhigend zu und sagt dann bestimmt:
»Das ist ein Irrtum. Ich möchte ein eigenes Zimmer haben!«
»Aber, Janine!« Erich von Osten ist wütend, er hat nicht damit gerechnet, daß Janine so energisch auf ihren Wünschen beharren wird. Aber dann, als sie ihn ruhig anschaut und kopfschüttelnd sagt: »Es tut mir leid, Erich, aber ich bin gewöhnt, mein eigenes Zimmer zu bewohnen«, wird er ruhiger.
»Wie du willst, Janine.« Er lächelt höflich und verneigt sich. Sie nickt nur und sieht so aus, als wolle sie sagen, daß sie auch nichts anderes von ihm erwartet habe. Das macht ihn wieder ungeduldig und ungerecht und läßt seine ganze Unbeherrschtheit wieder aufsteigen.
Äußerlich ruhig und beherrscht – Erich von Osten weiß, was sich gehört – geht er neben ihr die teppichbelegte Treppe hinauf. Und vor ihrer Zimmertür, als sich Janine mit einem leichten Kopfnicken verabschieden will, sagt er hart:
»Du erlaubst, daß ich eintrete, Janine, ich habe mit dir zu reden.«
Sie neigt den schönen Kopf mit den üppigen roten Locken und sagt ohne eine Spur von schlechtem Gewissen:
»Bitte, gern, warum nicht.«