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Diesmal werde ich mir nicht die Finger verbrennen! schwört Jennifer sich, als sie ihren sexy Exfreund Bobby wiedertrifft. Aber der reumütige Herzensbrecher ist heißer denn je. Und so sehr Jennifers Verstand "Nein!" schreit, verrät sie doch ihr Körper, der bald nur noch eins will …
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Seitenzahl: 199
IMPRESSUM
TIFFANY HOT & SEXY erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2011 by Lisa Renee Jones Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXYBand 81 - 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Alina Lantelme
Abbildungen: Photodisc/Thinkstock
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733752385
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Bobby kommt zur Hochzeit.“
Jennifer Jones, die sich gerade einen Schluck ihres Daiquirie genehmigen wollte, erstarrte einen Moment, dann blinzelte sie und sah die Braut an. Marcie Allen, die Barfrau der „Tavern“, war eine lebhafte Rothaarige und ihre beste Freundin. Die Bar in Austin, Texas, gehörte Marcies Verlobtem.
Die Nachricht von Bobbys Rückkehr traf Jennifer wie ein Schlag. Das Gefühlschaos, in das er sie gestürzt hatte, als er sie vor sieben Jahren verließ, war von einem Moment auf den anderen wieder präsent. Ihr Herz hämmerte so laut, dass sie glaubte, alle müssten es hören können. Bobby war damals ohne ein Wort der Erklärung aus ihrem Leben verschwunden. Lediglich einen kurzen Brief hatte er ihr hinterlassen. Dessen Inhalt hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt: Liebe Jen, ich gehe zur Armee. Es ist besser so. Ich wünsche dir viel Glück.
Das war alles gewesen. Er hatte nicht einmal hinzugefügt, dass er sie liebte. Allein an den Mann zu denken riss die alte Wunde sofort wieder auf. Selbst ihre Eltern waren damals am Boden zerstört gewesen. Sie hatten Bobby wie einen eigenen Sohn geliebt.
Ich habe ihn auch geliebt, aber das ist vorbei, sagte sie sich und stellte das Glas so heftig zurück auf die Theke, dass der Cocktail über den Rand schwappte. „Was hast du gesagt?“, brachte sie mühsam über die Lippen. Sie wusste, dass sie sich jämmerlich anhörte.
Marcie stand einfach nur schweigend da. Sie war sehr blass und wirkte fast so aufgewühlt, wie sie selbst sich fühlte.
Das muss ein schlechter Scherz sein! Jennifer lachte nervös und nahm ihren Drink wieder in die Hand. Marcie war seit zwanzig Jahren ihre Freundin und hatte viele Qualitäten – aber absolut kein Talent, wenn es darum ging, Witze zu reißen. Und das mit Bobby konnte sie unmöglich ernst gemeint haben.
„Das war ein ziemlich schlechter Scherz, Marcie.“ Jennifer war so erleichtert, dass sie nicht einmal richtig wütend sein konnte. Sie würde zuerst ihren Daiquirie trinken, den sie jetzt wirklich nötig hatte, und Marcie dann den Hals umdrehen. Genüsslich nahm sie einen Schluck. „So bringst du mich nicht dazu, dieses limonengrüne Kleid anzuziehen, das ich auf deiner Hochzeit tragen soll.“
Ihre Freundin sah sie beklommen an, und Jennifer drehte sich der Magen um. „Bitte sag mir, dass es ein Scherz war. Sag mir, dass Bobby nicht zur Hochzeit kommt.“ Nur seinen Namen auszusprechen tat schon weh.
„Ich würde keine Witze über Bobby machen.“ Marcie wurde plötzlich wieder sehr lebhaft und angriffslustig. „Und das Kleid ist gelbgrün. Das ist die Farbe der kommunikativen Heilung in der Meditation. Genauso soll meine Beziehung sein. Genau diesen Heilungsprozess musst du durchlaufen und ein für alle Mal mit Bobby abschließen. Deshalb bin ich sogar froh, dass er herkommt.“
Erinnerungen und die damit verbundenen bittersüßen Gefühle stürmten auf sie ein. „Ich muss keinen Heilungsprozess durchlaufen!“, protestierte Jennifer. Sie hatte ihr Leben einfach fortgesetzt, nachdem Bobby ihr das Herz gebrochen hatte, und sich ihren Traum erfüllt. Sie war Tierärztin geworden. In Hill Country hatte sie eine kleine Praxis eröffnet und sich mit einer Eigentumswohnung zufriedengegeben statt des Landhauses am Lake Travis, das Bobby und sie eigentlich hatten kaufen wollen. Inzwischen hatten sich ihre Eltern ein Haus am See geleistet, in dem sie oft zu Besuch war. Das reichte ihr. Sie mochte ihre Wohnung, und sie mochte ihr Leben.
„Du verabredest dich noch nicht einmal mit anderen Männern.“
„Doch!“ Okay. In letzter Zeit nicht mehr, weil diese Verabredungen jedes Mal ein Fiasko gewesen waren. Wut und Entrüstung stiegen in ihr auf. „Ich kann nicht glauben, dass Bobby derart dreist ist, hier aufzutauchen, nachdem er so lange weg war.“ Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. „Als wenn ihm nicht völlig egal wäre, was hier passiert.“
„Es ist ihm keineswegs egal“, meinte Marcie und ließ die Bombe platzen: „Ich muss dir gestehen, dass ich schon länger Kontakt zu ihm habe.“
Jennifer konnte das einfach nicht glauben. „Und du hast keinen Ton gesagt?“
„Richtig.“
„Wir lange schon?“
„Einige Jahre.“
Jennifer spürte, wie ihr Herz einen Schlag lang auszusetzen schien. „Einige Jahre?“
„Es ist ihm nicht egal“, wiederholte Marcie. „Er macht sich Gedanken um dich.“
Jennifer starrte ihre Freundin eine Weile an, dann verschränkte sie die Arme und wandte den Blick ab. Selbst nach all diesen Jahren konnte sie sich an Bobbys ersten Kuss erinnern, als wenn es gestern gewesen wäre. Bobby war von San Antonio nach Austin gekommen, um wie sie die Universität dort zu besuchen, und sie waren sich auf dem Campus begegnet. Sie führte ihren Golden Retriever spazieren und er seinen Schäferhund. Die Hunde waren schnell Freunde geworden und sie und Bobby genauso schnell ein Liebespaar. Bei der Erinnerung an diesen Kuss hob sie die Hand an die Lippen.
Marcie schnippte vor ihrem Gesicht mit den Fingern und riss sie aus ihren Erinnerungen.
„Hallo?“
Jennifer konzentrierte sich wieder auf ihre Freundin, für die Bobby im Lauf der Zeit eine Art großer Bruder geworden war. Die beiden standen sich nah, da war es nur natürlich, den Kontakt nicht abzubrechen. Sie wollte nicht egoistisch sein, doch da Marcie geglaubt hatte, ihre Beziehung zu Bobby vor ihr verheimlichen zu müssen, war sie es wohl gewesen. „Es tut mir leid. Es geht um deine Hochzeit. Wenn du ihn dabeihaben willst, ist das völlig in Ordnung.“ Hauptsache, es drängte sie niemand, mit ihm zu reden.
Marcie schien die Botschaft zwischen den Zeilen zu lesen und zeigte Verständnis. „Danke, Jen.“
Jennifer setzte ein Lächeln auf. „In zwei kurzen Wochen bist du eine verheiratete Frau.“
Ihre Freundin strahlte und warf einen Blick auf ihren Verlobten Mark Snyder, der sich auf der gegenüberliegenden Seite der Bar mit einigen Gästen unterhielt.
„Ja“, murmelte sie verträumt.
Als ob Mark ihren Blick gespürt hätte, sah er Marcie an und winkte sie zu sich hinüber. Sofort ging sie zu ihm.
Jennifer war froh, ein paar Minuten allein zu sein. Sie beschloss, sich ein bisschen frisch zu machen, nahm ihre Handtasche, drehte sich um und ließ sich vom Sitz gleiten. In dem Moment, als ihre Füße den Holzboden berührten, prallte sie gegen eine muskulöse Brust und wurde von starken Händen gehalten. Einen Moment verharrte sie regungslos. Instinktiv wusste sie sofort, wer vor ihr stand, und sie fühlte sich wie unter Strom, auch wenn sie verzweifelt dagegen anzukämpfen versuchte. Es war Bobby Evans, dessen körperliche Nähe sie unweigerlich elektrisierte. Sein maskuliner Duft versetzte ihr einen Kick.
Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Mit seiner Größe von eins neunzig überragte er sie um zwanzig Zentimeter. Langsam ließ sie den Blick über die breite Brust und die blonden Haare gleiten und sah ihm in die intensiv blauen Augen. Als sich ihre Blicke trafen, stockte ihr der Atem. Schlagartig wurde ihr so heiß, wie der Sex mit ihm immer gewesen war. Er war jetzt dreißig Jahre alt und wirkte noch aufregender, kraftvoller und anziehender als früher. Seine Haut war gebräunt. Die feinen Linien um seine Augen zeigten, dass er Erfahrungen in einem Leben gesammelt hatte, von dem sie ausgeschlossen gewesen war.
„Hallo, Jen“, sagte Bobby in dem intimen Tonfall, mit dem er ihr früher im Bett unanständige Dinge ins Ohr geflüstert hatte.
Sie schluckte. Die Dinge, die sie und Bobby angestellt hatten, waren sehr erotisch und unbeschreiblich sexy gewesen. Er hatte ihr mit seiner Art sämtliche Hemmungen genommen und ihr erlaubt, sich ganz in ihrer Lust zu verlieren. In diesen Momenten hatte nichts außer ihnen beiden existiert. Aber das war Vergangenheit. „Bobby?“, sagte sie und tat überrascht. Nun, sie war tatsächlich überrascht. Über diese Sache würde sie noch ein Wörtchen mit Marcie reden – Hochzeit hin oder her.
„Du siehst gut aus, Jen.“
Sie geriet in Verlegenheit, weil sie ausgerechnet heute ihre älteste Levis, ein schlichtes T-Shirt und nicht einmal tolle Schuhe trug. Auch Schmuck hatte sie keinen angelegt. Es war nicht ihr Tag gewesen. Schon am frühen Morgen hatte sie einen Hund einschläfern müssen, den sie jahrelang in ihrer Praxis behandelt hatte. Der Besitzer hatte vor Trauer laut geschluchzt. Auch der Rest des Tages war nicht besser verlaufen, deshalb brauchte sie einen Daiquirie und ein bisschen Aufmunterung. Nun musste sie auch noch das Wiedersehen mit Bobby durchstehen.
Marcie hatte recht. Es war Zeit, ihre Beziehung mit ihm ein für alle Mal hinter sich zu lassen und neu anzufangen. „Danke, du auch“, entgegnete sie. Ihre Stimme bebte leicht, dennoch schaffte sie es, einigermaßen kühl und gelassen zu klingen. Ihre Haut prickelte, weil er noch immer ihre Arme umfasste. Der Barhocker stand direkt hinter ihr, deshalb konnte sie nicht zurückweichen. Außerdem würde sie nicht weglaufen, sich verstecken oder ihn glauben lassen, sie könnte nicht damit umgehen, dass er in ihrer Nähe war. Schließlich war sie eine erwachsene Frau. Beiläufig fügte sie hinzu: „Ich bin überrascht, dass du schon so früh auftauchst. Ich dachte, du kommst erst in zwei Wochen, kurz vor der Hochzeit, nach Austin.“
„Besser zu früh als zu spät.“ Er ließ ihre Arme los und schaute sie schweigend an.
Jennifer schwieg ebenfalls und erwiderte seinen Blick. Was sah er, wenn er sie anstarrte? Entsprach sie dem Bild, das er in Erinnerung hatte? Das ist völlig egal, sagte sie sich, wusste aber, dass es eine Lüge war. Eines Tages, schwor sie sich, würde Bobby ihr tatsächlich völlig egal sein. In dem Moment fiel sein Blick auf ihren Mund, und ihr war klar, dass er daran dachte, sie zu küssen. Sie dachte ebenfalls daran und hasste sich für diese Schwäche. Es wäre so einfach, ihm Zustimmung zu signalisieren, um zu erfahren, ob sein Kuss noch immer nach Feuer und Leidenschaft schmeckte. Die Versuchung war groß, fast unwiderstehlich, und sie spürte den Impuls, einfach wegzulaufen.
Das tat eine erwachsene und selbstsichere Frau natürlich nicht. Zumindest nicht offensichtlich. Also räusperte sie sich. „Wie lange bleibst du hier?“ Innerlich wand sie sich. Warum hatte sie ihm diese Frage gestellt? Sie versuchte, an seinem Gesichtsausdruck abzulesen, wie er darauf reagierte. Seine Nähe und die Vertrautheit in seinem Blick berührten ihr Herz, und ein Schauer rieselte ihr über den Rücken.
Bobby hob eine Augenbraue. „Fragst du mich das, weil du wissen willst, wie lange es dauert, bis ich wieder verschwinde? Oder weil du wissen willst, wie lange ich hier sein werde?“
Sie wusste, dass er herausfinden wollte, ob sie froh war, ihn zu sehen. Ja, sie war froh darüber. Obwohl sie nicht so empfinden wollte. Ihr Leben war in Ordnung ohne ihn, und sie hatte viel zu viel Zeit damit verbracht, darüber zu grübeln, weshalb er sie verlassen hatte. Jetzt wollte sie ganz einfach, dass er möglichst schnell wieder verschwand.
Marcie bewahrte sie vor einer Antwort. „Bobby!“, schrie sie, kam herbeigelaufen und schloss ihn in die Arme.
Jennifer nutzte die günstige Gelegenheit. Eilig machte sie sich auf den Weg zur Toilette, wo sie erleichtert die Kabinentür hinter sich verriegelte. Bobby gehörte nicht zu den Männern, die einer Frau ihre Privatsphäre ließen. Wenn er mit ihr hatte reden oder streiten wollen, hatte er sich durchgesetzt – auch gegen ihren Willen. Meist hatten sie sich einfach geliebt, bis sie schließlich nachgegeben hatte. Der Gedanke daran törnte sie an. Sie schien seine Berührungen noch immer spüren zu können. Nach all den Jahren wollte sie ihn immer noch und war nicht sicher, auf wen sie wütender war. Auf Marcie, die sie nur drei Minuten vor dem Einschlag gewarnt hatte, oder auf Bobby, der sie in helle Aufregung versetzte und sie immer noch elektrisierte, und das, obwohl er sie vor sieben Jahren sitzen gelassen hatte.
„Weder noch“, flüsterte sie. Sie war sauer auf sich selbst, weil sie es zuließ, dass dieser Mann so viel Macht über sie hatte. Er hatte sie schlecht behandelt. Sie verdiente etwas Besseres als ihn. Es war egal, dass er groß, stark und wahnsinnig sexy war und ihre alten Gefühle wieder aufflackern ließ. Er hatte sie sehr verletzt, und das durfte er nicht wieder tun. Dafür musste sie sorgen. Nur das zählte.
Sie beschloss, zurückzugehen und ihm zu zeigen, dass er sie in jeder Hinsicht völlig kalt ließ. Sobald sie etwas Zeit gehabt hatte, sich darauf einzustellen, würde das auch der Wahrheit entsprechen. Im Moment musste sie eben so tun als ob. Dennoch zögerte sie, die Toilette zu verlassen, und überlegte, ob sie etwas Make-up auflegen sollte. Gut auszusehen würde ihr mehr Selbstvertrauen schenken. So könnte sie ihm zeigen, dass sie über ihn hinweg war.
Sie trat vor den Spiegel und zuckte innerlich zusammen, als sie sah, welchen Anblick sie Bobby geboten hatte. Sie war blass und ihre Frisur in Unordnung, doch sicher würde er glauben, dass sie sich extra für ihn schön gemacht hatte, wenn sie auch nur einen Hauch Farbe auflegte. Also zwang sie sich, nicht nach ihrer Handtasche zu greifen, und ging zur Tür. Früher oder später musste sie in die Bar zurückkehren und Bobby gegenübertreten, also sollte sie es lieber schnell hinter sich bringen. Anschließend könnte sie sich verabschieden und nach Hause gehen. Allein. Dort hatte sie die Möglichkeit, unbeobachtet in Selbstmitleid zu baden und Unmengen Schokolade zu essen.
Das war ein toller Plan, bis sie die Tür öffnete – und entdeckte, dass Bobby im winzigen Flur auf sie wartete. Ihr blieb nur die Treppe als Fluchtweg.
Er sah sie auf eine Weise an, die keinen Zweifel daran ließ, dass er sich an jeden Zentimeter ihres Körpers erinnerte. Seine Blicke erregten sie so sehr, dass ihr Herz raste. Er dagegen wirkte gelassen und kontrolliert, wie es schon immer seine Art gewesen war. Offensichtlich hatte er im Lauf der Jahre nicht nur an Reife gewonnen. Sein Sex-Appeal war sogar noch ausgeprägter. Es war frustrierend.
„Du trägst deine Haare länger“, sagte er. Als er sie verlassen hatte, war ihr Haar kinnlang gewesen. Jetzt fiel es ihr bis auf die Schultern. „Das gefällt mir.“
Seine Bemerkung regte sie auf. Vielleicht weil er sich das Recht herausnahm, irgendetwas an ihr zu mögen oder nicht. „Erspar mir das“, erwiderte sie und versuchte, seinen Duft zu ignorieren, der sie an leidenschaftliche Nächte erinnerte. „Erspare mir den Small Talk und die Komplimente. Du bist hier. Ich bin hier. Marcie freut sich auf die Hochzeit, und wir freuen uns mit ihr. Bitte geh mir aus dem Weg.“
Er musterte sie viel zu aufmerksam mit seinen verdammten kristallblauen Augen und sagte zunächst keinen Ton. Er bewegte sich auch nicht von der Stelle. Oder doch? Schob er leicht das Becken nach vorn? War er ihr noch näher gekommen? Sie konnte die Hitze seines Körpers spüren und schluckte. Sie saß in der Falle.
„Wir sollten reden“, sagte er schließlich mit dieser tiefen Stimme, mit der er ihr früher unerhörte Versprechen an viel zu vielen öffentlichen Orten wie diesem ins Ohr geflüstert hatte.
„Hör mal, Bobby.“ Sie hielt sich mit beiden Händen am Türrahmen fest. „Ich weiß, dass du die Sache zwischen uns um Marcies willen in Ordnung bringen willst. Schon erledigt. Alles vergessen und vergeben. Es gibt nichts, worüber wir noch reden müssten. Willkommen daheim. Du siehst gut aus. Dir gefallen meine Haare. Prima. Wir sehen uns dann beim Abendessen nach der Hochzeitsprobe.“
Völlig unbeeindruckt wich er keinen Schritt zurück. „Einfach so? Die Vergangenheit liegt hinter uns?“
„Richtig.“ Sie versuchte zu lächeln, es misslang ihr kläglich. „Alles ist gut.“
Er stützte sich mit einer Hand am Türrahmen über ihrem Kopf ab und ließ keinen Zweifel daran, dass er sich damit nicht zufriedengeben würde, denn er rückte näher an sie heran. Nur noch Zentimeter trennten sie.
„Dann sollte es kein Problem für dich sein, nach oben zu kommen und etwas mit mir zu trinken“, schlug er vor. „Um der alten Zeiten willen.“
Jennifer konnte kaum noch atmen. Ihr drehte sich der Kopf. Sie hatte einen schweren Tag gehabt und dann auch noch herausgefunden, dass ihre beste Freundin, der sie blind vertraut hatte, sich heimlich mit dem Verräter Bobby verbündet hatte. Jetzt stand der Mann vor ihr, dem insgeheim noch immer ihr Herz gehörte, obwohl er es ihr gebrochen hatte. Aus Angst um ihn hatte sie viele Nächte wach gelegen, als das Gerücht auftauchte, er sei bei irgendeiner militärischen Mission ums Leben gekommen. „Nein“, sagte sie entschieden und hätte ihm beinahe die Hand auf die Brust gelegt. „Das will ich nicht, Bobby.“
Er nahm ihre Hand und drückte sie auf seine muskulöse Brust. „Du kannst mich berühren. Ich habe dich nie gebissen. Es sei denn, du hast es gewollt. Das weißt du.“
Ihre Handfläche schien zu glühen. Energisch schob sie ihn weg. „Verdammt, Bobby Evans. Ich weiß nicht, was du zu beweisen versuchst. Ich will dich nicht berühren. Ich will auch nicht, dass du mich beißt oder mir Komplimente über meine Frisur machst. Du bist damals weggegangen. Gut. Das ist geschehen, und jetzt ist nichts mehr zwischen uns. Ich stehe definitiv nicht für eine kurze Bettgeschichte in der alten Heimat zur Verfügung.“ Sie straffte die Schultern. „Und jetzt lass mich vorbei, damit ich nach Hause gehen kann, bevor ich …“ Bevor ich anfange zu weinen und mich damit in Verlegenheit bringe. Erneut versuchte sie, ihn wegzuschieben. „Lass mich durch.“
Er ließ ihre Hand los, wich aber nicht von der Stelle. „Hör mir zu, Jennifer. So hatte ich das nicht geplant“, sagte er rau.
Sie bemerkte, dass die Gelassenheit, die er zu Schau getragen hatte, verschwunden war. Es war an der Zeit, schleunigst das Weite zu suchen, sonst würde sie noch etwas Dummes tun und ihn fragen, was genau er geplant hatte und warum. „Lass mich vorbei, Bobby“, wiederholte sie viel ruhiger, als ihr zumute war. Zu ihrer großen Erleichterung, aber auch zu ihrem Missfallen ließ er sie gehen.
Im Lauf der Jahre hatte Bobby eine Reihe Nackenschläge einstecken müssen. Doch noch nie hatte ihn etwas so hart getroffen wie Jennifers Zurückweisung. Er musste ihr eine Menge erklären. Dazu gehörte, was in der Nacht vor sieben Jahren in ihm vorgegangen war, als er beschlossen hatte, sich bei der Armee zu verpflichten. Diese schlimme Nacht verfolgte ihn bis heute. Er hatte Jennifer verlassen, weil er sie liebte und sie beschützen wollte. Doch er bezweifelte, ihr das so einfach plausibel machen zu können. Wie ein geprügelter Hund schlich er die Treppe hoch.
Marcie stand am Treppenabsatz und stemmte die Hände in die Hüften. „Bobby! Warum hast du mir nicht gesagt, dass du schon heute Abend kommst?“
„Nach der herzlichen Umarmung vorhin dachte ich, du wärst froh, mich zu sehen“, entgegnete er trocken.
„Das bin ich, aber einen ungünstigeren Zeitpunkt hättest du dir überhaupt nicht aussuchen können. Ich hatte Jennifer gerade eben erst erzählt, dass du zur Hochzeit kommst, und fünf Minuten später tauchst du überraschend hier auf. Weißt du, wie ich jetzt dastehe? Sie denkt bestimmt, ich hätte das geplant. Sie ist total sauer auf uns. Auf mich. Und sie sollte auf keinen Fall wütend auf mich sein, denn sie ist meine Trauzeugin.“
„Ich weiß. Ich bringe das in Ordnung.“
„So schnell wie möglich. Ich will, dass das aus der Welt ist. Am Freitag feiern wir unsere Junggesellenparty. Jennifer hat mir geholfen, alles zu organisieren, und jetzt bist du hier reingeplatzt! Wenn sie mir die Freundschaft kündigt, weiß ich nicht, was ich tue. Du musst einen Weg finden, die Sache zu regeln.“ Marcies Stimme wurde brüchig. „Sie hat mich nicht einmal angesehen, als sie aus der Bar gestürmt ist.“
„Ich gehe sofort zu ihr“, sagte Bobby schnell. „Wenn ich ihr erst einmal erklärt habe …“
„Nein, nicht heute Abend. Sie braucht immer erst Zeit, um ihren Ärger zu verdauen – falls du das vergessen hast. Ich rufe sie an und erkläre ihr alles. Du gehst besser erst zu ihr, wenn sie eine Nacht über die Sache geschlafen hat.“
„Mit der Sache meinst du mich, oder?“
„Ja!“, sagte Marcie. „Du hast ihr das Herz gebrochen.“
„Das wollte ich nicht.“
„Aber du hast es getan. Und jetzt, wo du wieder da bist, braucht sie etwas Zeit für sich. Lass mich zuerst mit ihr reden. Bitte.“
Bobby erinnerte sich sehr gut an alles, was Jennifer anging. „Ich warte bis morgen früh, dann bin ich bei ihr.“ Er ging an Marcie vorbei zurück in das Lokal, um ihr keine Chance zu geben, ihm zu widersprechen.
Er war von einem alkoholkranken Vater großgezogen worden und hatte befürchtet, eines Tages genau wie er zu werden. Davon hatte der alte Säufer ihn in jener düsteren Nacht überzeugt, und er hatte befürchtet, Jennifers Leben zu zerstören. Inzwischen war ihm klar, dass weder er noch sie ihre Beziehung wirklich hinter sich gelassen hatten. Er würde nicht wie früher vor der Zukunft davonlaufen oder zulassen, dass Jennifer das tat. Er musste herausfinden, was hätte sein können. Nach dem Wiedersehen mit ihr wusste er, dass es ihr genauso ging, auch wenn sie noch nicht bereit war, das zuzugeben.
Verschlafen drückte Jennifer auf die Schlummertaste ihres Weckers und sah auf die Digitalanzeige. Es war halb sieben Uhr morgens, und sie musste in zwei Stunden in ihrer Tierarztpraxis sein. Als sie schließlich die Decke wegschob, sprang ihre Katze zu ihr aufs Bett und schnurrte laut. „Ich weiß, Julie. Du willst dein Frühstück.“ Nachdem die Katze ihre morgendlichen Streicheleinheiten bekommen hatte, setzte Jennifer das Kätzchen auf den Boden und nahm ihr Handy vom Nachttisch. Widerwillig schaltete sie es ein.
Marcie hatte am Abend zuvor ein halbes Dutzend Mal angerufen, aber sie hatte ihrer Freundin nichts zu sagen. Zumindest nicht, bis ihr Ärger verraucht war. Offensichtlich dachte Marcie, dass die bevorstehende Hochzeit ihr das Recht gab, zu tun, was immer sie wollte. Die Sache mit Bobby ging eindeutig zu weit. Natürlich musste sie ihm auf der Junggesellenparty irgendwann gegenübertreten, aber dazwischen lag ein Tag voller Arbeit. Das würde sie ablenken und ihr Zeit geben, um über ihre verletzten Gefühle hinwegzukommen. Sie schlüpfte in ihre pinkfarbenen Slipper und zog den pinkfarbenen knielangen Morgenmantel über.
Wenn sie schlecht geschlafen hatte, war sie immer gereizt. Heute Morgen war sie jedoch nicht nur gereizt, sondern extrem schlecht gelaunt. Die Tatsache, dass sie Bobby immer noch wollte, machte ihr schwer zu schaffen. Schnell putzte sie sich die Zähne. Danach ging sie in die dunkelblau eingerichtete Küche. Sie brauchte viel Kaffee, bevor sie duschte. Als sie Wasser in die Maschine füllen wollte, klopfte es an der Wohnungstür. Sie erstarrte. Ihr Herz raste. Das konnte nur Bobby sein.
Entschlossen ging sie zur Tür und zog den Gürtel ihres Morgenmantels fester. Sie konnte das. Sie konnte Bobby gegenübertreten und stark sein. Sie war stark. Sie war glücklich. Bobbys Auftauchen änderte überhaupt nichts daran. „Wer ist da?“
„Ein Mann, der Geschenke bringt.“
Als sie seine allzu vertraute Stimme hörte, schnellte ihr Puls nach oben. Dass er sie noch immer allein mit seiner Stimme mühelos auf Touren bringen konnte, regte sie fast genauso auf wie die Vorstellung, dass er tatsächlich mit einem Geschenk vor der Tür stand. Dachte er wirklich, auf diese Weise sieben Jahre des Schweigens ungeschehen machen zu können? „Geh weg, Bobby!“ Ihre Stimme klang heiser. „Ich will kein Geschenk – was auch immer es ist.“
„Dieses willst du“, versicherte er. „Dafür garantiere ich.“
„Nein“, erwiderte sie streng. Aber ich will dich.