In der Gewalt der Bestie - T. M. Wulf - kostenlos E-Book

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T. M. Wulf

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Beschreibung

Die nüchterne, leicht nasale Stimme des Protokollführers erklingt im Anhörungssaal. "Heute am 16. August 1997 tritt der "Rat zur Errichtung des Europäischen Polizeiamtes" zusammen. Hiermit wird der offiziellen Beschwerde des Zeitungsredakteurs Frank Benninger nachgegangen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Vorfall, der sich in der Nacht zum 28. Juni ereignet hat. In der besagten Nacht ist der Interpol-Agent David Connelly in das Haus des Herrn Benninger eingedrungen."     Zum ersten Mal in seiner beruflichen Laufbahn bei Interpol hört der Agent und ehemalige Scharfschütze der britischen Armee David Connelly den Schriftsatz einer Anhörung. Vielleicht ist er tatsächlich zu weit gegangen bei der verzweifelten Suche nach seiner vermissten Partnerin Iris Ganser, einer ehemaligen Londoner Polizistin. Die beiden jungen Agenten lernten sich in deren Ausbildung bei Interpol kennen und schätzen. In einem gemeinsamen Einsatz in Berlin, in dem sie den Drogen- und Waffenhändler Frank Benninger überführen wollten, verlor David seine Partnerin aus den Augen. War Iris' Tarnung bei der Zeitung des Verdächtigen aufgeflogen? "Wo bist du nur, Iris?" Diese verzweifelte Frage stellen sich David und sein Vorgesetzter Richard Stanton, der für ihn das Wort bei seiner ersten Anhörung ergreift. Die Autorin, die unter den Pseudonymen T. M. Wulf und CD Sanders schreibt, entführt den Leser mit dieser Geschichte in ihre "Welt der Thriller" um David Connelly, Iris Ganser, Tom Bauer und Richard Stanton.

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T. M. Wulf

In der Gewalt der Bestie

Eine Geschichte aus T. M. Wulfs Welt der Thriller um David Connelly, Iris Ganser, Richard Stanton und Tom Bauer

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

1. Die Anhörung des David Connelly

»Ruhe im Saal!« Die nüchterne, leicht nasale Stimme des Protokollführers erklang im Anhörungssaal. Die Anwesenden stellten auf der Stelle das Reden ein. Der kleine Mann mit der Halbglatze und der runden Brille auf dem breiten Nasenrücken fuhr fort: »Heute am 16. August 1997 tritt der „Rat zur Errichtung des Europäischen Polizeiamtes“ zusammen.«

Ehrfurchtsvolle Stille setzte ein. Selbst der aufmerksamste Zuhörer vernahm nicht das leiseste Räuspern oder Hüsteln oder auch nur das Rascheln eines Blatt Papiers, als die Direktoren von „Europol“ den Saal betraten und auf dem Podest Platz nahmen.

Richard Stanton beobachtete den Aufmarsch von seinem Sitz in der ersten Reihe aus. Besorgt runzelte er die Stirn. Der stellvertretende Direktor fuhr sich nervös mit beiden Händen durch die bereits angegrauten Haare. Er konnte sich nicht erinnern, wann die hohen Herren das letzte Mal vollzählig zu einer Anhörung erschienen waren. Schon sehr lange nicht mehr, da war er sich sicher.

Der Protokollführer wartete erst ab, bis sie saßen, bevor er den Grund des Ausschusses benannte: »Hiermit wird der offiziellen Beschwerde des Zeitungsredakteurs Frank Benninger nachgegangen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Vorfall, der sich in der Nacht zum 28. Juni ereignet hat. In der besagten Nacht ist der Interpol-Agent David Connelly, ehemaliger Lieutenant der britischen Armee, in das Haus des Herrn Benninger eingedrungen. Den Vorsitz führt der ehrenwerte Direktor Harry Fisher.« Er schaute zu dem ersten Vorsitzenden hinauf, der ihm kurz zunickte. »Wir hören zu aller erst den ehrenwerten stellvertretenden Direktor Richard Stanton, Leiter des Europol-Büros Berlin.«

»David, Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen. Das ist eine reine Formsache.« Das waren Richards Worte gewesen, die er David vor der Verhandlung mit auf dem Weg gegeben hatte. Jetzt konnte er sich denken, dass genau dieser Satz seinem Agenten durch den Kopf ging, als der  junge Mann die Vollzähligkeit des Tribunals sah.

So starrte David ihn dann auch böse an, denn er dachte voller Ironie über noch eine Aussage seines Bosses nach: „Von wegen, es ist nur eine „kleine harmlose Anhörung“! Ich glaube nicht, dass sich für eine kleine harmlose Anhörung die Ratsmitglieder, und zwar jedes einzelne von ihnen, hier herbemüht hätte. Da ist was Großes im Gange. Neiiiin, ich brauche mir sowas von keinen Kopf zu machen, überhaupt nicht. Pah.“ Er machte sich aber Gedanken über seine berufliche Zukunft, die hier auf dem Spiel stand.

Richard sah Davids beunruhigten Blick, als er nun aufstand, um in den Zeugenstand zu treten. Er drehte kurz den Kopf und lächelte dem dunkelhaarigen Mann aufmunternd zu. Da es in diesem Verfahren keine Anklagebank gab, hatte der in Ungnade gefallene Agent in dem Zuschauerbereich ganz vorne Platz genommen. David saß dort neben seinem sehr angespannt wirkenden Kollegen Tom Bauer, der als Zeuge vorgeladen war.

Stantons schütteres Haar bezeugte, dass der fast Fünfzigjährige nicht mehr der Jüngste war. Aber sein energischer und schwungvoller Schritt war der eines junggebliebenen Mannes.

Über den letzten Gedanken, den David ihm hinterherschickte, wäre er gar nicht erfreut gewesen. „Ja, Sie haben gut lachen.“ Verkniffen schaute der junge Mann seiner letzten Hoffnung nach.

Davids Militärlaufbahn als Scharfschütze der britischen Armee war immer tadellos verlaufen. Nicht ein Disziplinarverfahren war in seiner Akte vermerkt. Umso befremdlicher war es für Davids Vorgesetzten, dass der beste Mann, den er jemals unter seinem Kommando hatte, in dessen recht neuer Funktion als Interpol-Agent vor das hohe Tribunal des Europäischen Rates treten und zu seinen Entscheidungen Stellung beziehen musste. Doch erst einmal sprach der stellvertretende Direktor für ihn. Richard konnte nicht wissen, wie dankbar der junge Mann dafür war, ihn auf seiner Seite zu wissen. Auch wenn seine angespannte Stimmung im Moment keine Gefühle der Dankbarkeit zuließ. Nach ihren Aussagen würde das ausgewählte Komitee über Davids Karriere bei Interpol entscheiden.

„Falls es dann noch eine geben wird.“ Seinem Boss hätten Davids bittere Gedanken, die er einfach nicht unterdrücken konnte, absolut nicht gefallen.

Richard war die Ironie der Situation durchaus nicht entgangen. Genau dem Mann, dem sie diese Verhandlung zu verdanken hatten, verdankten sie auch die Umsiedelung des Agenten, der zu seinem besten Mann geworden war, von London nach Berlin. Frank Benninger war eine große Nummer in der Organisierten Kriminalität. Mit seinen sechsunddreißig Jahren zählte er bereits zu den mächtigsten Männern des Landes. Drogen; Waffen; Mädchenhandel und das weltweit, waren nur einige Bereiche, in denen er seine schmutzigen Finger hatte.

Um sie im Kampf gegen das Verbrechen in Europa zu unterstützen, war der junge Agent im Auftrag von Interpol zu der neu entstandenen Institution Europol gesandt worden. Offiziell noch für diese Behörde tätig, war aber von dem Zeitpunkt seines Dienstantrittes in Berlin nicht mehr Interpol, sondern Europol für seine Einsätze zuständig, so auch für seine Anhörungen… und für sein weiteres Schicksal.

Da, schon wieder, er war viel zu pessimistisch. David versuchte seine Gedanken vor seinem Chef zu verbergen. „Denk positiv, du hast nichts falsch gemacht.“

Richard sah, wie sich Davids Gesicht langsam entspannte. Trotzdem wusste er, die Gedanken seines Agenten waren, wie seine eigenen, bei Iris. „Wo bist du nur?“ Fast konnte er diese verzweifelten Worte in Davids Kopf hören. Er ließ Revue passieren, was er über David und die vermisste Agentin im Laufe des letzten Jahres, seit die beiden herausragenden Agenten unter seinem Kommando standen, erfahren hatte.

 

David lernte seine spätere Partnerin Iris Ganser während der Ausbildung bei Interpol kennen, die beide nicht wirklich als schwierig empfanden. Bereits in sehr jungen Jahren hatte er sich als ausgezeichneter Scharfschütze einen Namen gemacht. Deswegen wurde der ehemalige Lieutenant auch heute noch für die brisanten Einsätze angefordert. Obwohl er seinen Dienst quittiert hatte, musste er dennoch als Reservist jederzeit abrufbereit sein. Das war der Deal für seinen vorzeitigen Austritt aus der Armee Ihrer Majestät. Und Iris war, vor ihrem Leben bei Interpol, Polizistin in London gewesen, auch sie war hart im Nehmen.

Bis zu seinem letzten Einsatz als Scharfschütze hatte David die Befehle seiner jeweiligen Vorgesetzten ausnahmslos und ohne zu zögern ausgeführt. Doch den Befehl seines damaligen Kommandanten hatte er als komplett sinnlos erachtet. Seine Kammeraden waren einer nach dem anderen in einem Einsatz gefallen, der hätte verhindert werden können. Nachdem der zwar noch junge, aber bereits in dieser Zeit schon sehr talentierte und erfahrene Scharfschütze ein paar wenigen Soldaten das Leben retten konnte, hatte er seinen Dienst quittiert und bei Interpol angeheuert. Er selbst nannte es „nur ein paar wenige“, aber seine Regierung hatte ihm die Rettung der Soldaten hoch angerechnet und ihn für seine Tapferkeit ausgezeichnet. Unabhängig davon schwor er sich, niemals wieder einen Befehl ohne weiteres hinzunehmen.

 

Der Protokollführer ergriff erneut das Wort und unterbrach damit Richards Gedanken abrupt. Der kleine Mann stellte dem stellvertretenden Direktor eine Frage: »Entspricht es den Tatsachen, dass Agent Connelly in der Nacht des 27. Juni in das Haus des Zivilisten Frank Benninger mit Gewalt eingedrungen ist und dessen Haushälterin und ihren Mann, die Reinolds, zu Tode erschreckt hat?«