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Begleiten Sie Johannes Hartl auf seiner aufregenden Reise ins Gebet - und fangen Sie selbst dabei Feuer für das Gespräch mit Gott! Johannes Hartl hat viel zu erzählen - von seiner Kindheit in der Nachbarschaft eines Benediktinerklosters, seiner Jugendzeit voller Extreme oder seinen zahllosen Reisen. Im Rückblick erkennt er, dass die Stationen seines Lebens vor allem eins waren: eine Reise ins Gebet. An dieser Reise lässt er Sie teilhaben; er nimmt Sie mit in die syrische Wüste, in einsame Klöster, auf staubige Pfade oder in den Dschungel - und zu den Erkenntnissen seines Herzens. Fasziniert taucht man in eine ganz andere, teils fremde Welt ein - die aber unwiderstehlich lockt. Am Ende möchte man nur eins: Gott im Gebet begegnen und auf diese Weise zu einem Leben finden, das ganz von Jesus durchdrungen ist. Stand. 9. Auflage 2019
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Seitenzahl: 328
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ISBN 978-3-417-26610-8 (lieferbare Buchausgabe)
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
PROLOG
WAS IST GEBET?
DER BEGINN MEINER REISE INS GEBET
GEBET IN RAUM UND ZEIT
DIE KUNST DES SEHENLERNENS
GEBET UND GENUSS
GEBET IN DER SCHULE DER MYSTIKER
GEBET ALS KONTEMPLATION
GEBET UND OFFENBARUNG
GEBET UND KRAFT
GEBET UND DAS WAGNIS DES NEUEN
100 PROZENT GEBET
GEBET UND DAS LEID
GEBET UND DIE EWIGKEIT
GEBET UND DER CHARAKTER
GEBET UND FASZINATION
GEBET FÜR DEN FRIEDEN JERUSALEMS
GEBET UND GEBETSERHÖRUNG
GEBET FUR DEN DURCHBRUCH
GEBET UND DER KAMPF DES LOBPREISES
GEBET BEI TAG UND BEI NACHT
GEBET UND ÖKUMENE
GEBET UND SEIN
GEBET ALS KUNST
VERLIEBTES GEBET
GEBET IN DER SCHULE DER KINDER
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Überall nur Schwarz. Ruinen. Zerfetzte Mauern ragen in den Himmel. Eine zerbombte Stadt. Rauchende Trümmer, verbrannte Erde. Darüber ein schwarzer, wolkenverhangener Himmel. Schwarze Vögel kreisen. Der Geruch von Verwesung und Leichen in der Luft. Ein verzweifeltes Bild voll Hoffnungslosigkeit. Ein Bild des Todes.
Plötzlich sehe ich eine kleine Gruppe von jungen Menschen. Es sind nicht viele. Vielleicht sieben oder zwölf. Sie stehen im Kreis. Inmitten der qualmenden Trümmer, inmitten der Verwüstung. Schwach sehen sie aus und naiv. Jung, unerfahren und unbedeutend. Doch sie beginnen zu singen. Sie stehen im Schutt dieser kaputten Stadt und singen. Es ist ein leises Lied … Und zunächst scheint sich nichts zu bewegen. Doch zum Klang dieses leisen Liedes beginnt der Wind zu drehen. Ein milder Luftstrom hebt an und treibt den Leichengeruch fort. Die Geier ziehen ab und die Atmosphäre scheint sich zu ändern. Noch ist alles in Trümmern und doch ändert sich die Szene. Ganz langsam, aber stetig … Und ganz hinten, in der Ferne, reißt der Himmel auf und ein Streifen hellen, orangenen Lichts durchbricht die dunkle, bleierne Wolkendecke. Und mitten in der Nacht: ein Lied. Ein kleines, beständiges Lied, das so unbedeutend erscheint und doch alles verändert.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Felder huschen vorbei und in meinem Herzen ist Feuer.
Wälder und Dörfer huschen vorbei und ich kenne dieses Feuer schon so lange. Es scheint zu kommen und zu gehen und war doch immer da.
War das tatsächlich ein Eselskarren?
Wie soll ich mich in diesem Auto konzentrieren können?
Zurück zum Thema also. Zurück zur Frage.
Worum geht es? Es geht um das Gebet, wie immer. In überhaupt allem geht es irgendwie im Letzten um das Gebet. Um eine Frage, die mich schon so viele Jahre umtreibt. Was ist das Gebet? In Kontakt mit einem transzendenten Gott treten … Gibt es so etwas überhaupt? Wie funktioniert es? Wie kann der Mensch das? Darf er das überhaupt? Und bringt es etwas? Wo beginnt es und wohin führt es? Fragen, die mich seit meiner frühen Jugend beschäftigten und auf die ich Jahr für Jahr neue Antworten fand, tiefere Antworten. Fragen, die sich meist nicht durch Lehrsätze, sondern durch Begegnungen und Erfahrungen, nicht selten auf Reisen, auflösten.
Es geht also um das Gebet, einmal mehr.
Rumpelnd poltert der alte Wagen mit seiner schaukeligen Federung über die rumänische Landstraße. Ja, es war ein Eselskarren, helles Heu auf seiner Ladefläche. Noch ein paar Stunden und ich werde knapp 1000 Leuten genau diese Frage beantworten müssen. Das hat Cotiso eingefädelt. Er ist mit seiner kleinen Familie ein Jahr bei uns im Gebetshaus Augsburg gewesen und nun zurück, um in seinem Heimatland eine Bewegung von Gebet und Eifer für Gott loszutreten. Nun sitzt er am Steuer und fährt 120 km/h auf kurvigen Landstraßen in der transsylvanischen Einsamkeit. Noch zwei Stunden. In meiner Tasche gekritzelte Notizen. In meinem Herzen Feuer. Und viel Staunen darüber, wie es zu alldem gekommen ist.
Ich weiß schon, wie ich anfangen werde mit diesen 1000 Leuten. Ich werde eine Geschichte erzählen. Die Geschichte, die zufällig meine ist und die meiner Freunde. Und in der es doch nicht um mich geht.
Warum spreche ich überhaupt zu Menschen? Warum reise ich dafür nach Rumänien? Ich, im Niederbayern der 80er aufgewachsen. Warum rede ich über Gebet?
Wodurch befugt? Durch Geschichten. Durch Begegnungen und Erlebnisse während der ersten 34 Jahre meines Lebens. Geschichten, die allesamt um das Unglaubliche kreisen. Das Faszinierende. Schockierende. Exzentrische. Andere. Bezaubernde. Alle Kategorien Sprengende. Der existenzielle Störfall. Der Hereinbruch dessen, was mehr ist als Welt. Das Aufflackern einer Strahlung, die älter ist als das erschaffene Licht. Das große Geheimnis. Die Begegnung mit Gott. Das Gebet. Davon handelt dieses Buch.
Unser Leben webt sich durch die Geschichten, die wir erzählen. Zunächst meinen wir, es seien unsere Geschichten über unser Leben. Und dann, nach und nach und im Rückblick, erahnen wir, dass es noch eine andere Geschichte gibt. Dass nicht ich die Geschichte meines Lebens erzähle, sondern ein anderer auf diesem Instrument sein Lied spielt. Es ist seine Geschichte. Die alte, große Geschichte von seiner Liebe und seiner Treue, die sich in meinen eigenen kleinen Geschichten wie das Licht in die Spektralfarben bricht.
Die Geschichte Gottes ereignet sich. Sie ist kein Lexikon, keine wissenschaftliche Abhandlung. Sie ist Drama und Liebesgeschichte, voll der Spannungen, Entwicklungen, jähen Abbrüche und unvermuteten Wendungen. In einer solchen Geschichte offenbarte Gott sich seinem Volk. Und es sind Geschichten, in denen er heute sein Lied weitersingt. Mit all seinen Dur- und Mollakkorden, scheinbaren Dissonanzen und unerwarteten Auflösungen. Sein schönes Lied.
Orangenes Licht bricht durch das Kastanienlaub und der helle Mittag atmet Siesta. Das Summen einer Hummel und zwei vorbeifahrende Autos. Zu Hause höre ich Michael Jackson und die Beatles. Und jetzt komme ich von der Schule.
„Das Mystische zeigt sich“, schreibt Ludwig Wittgenstein im vorletzten Punkt seines „Tractatus logico-philosophicus“. Es sei die Tatsache, dass die Welt ist. Das Staunen darüber, dass es etwas gibt und nicht vielmehr nichts, hat mich früh gepackt. So auch an jenem Mittag mit dem Schulranzen auf dem Rücken. Unvermutet und unvermittelt steht es groß und mächtig in meinem Herzensraum: das Staunen über das Sein.
Ein Blick auf meine Hand: Es gibt sie wirklich. Das bin tatsächlich – ich. Die zäh fließende Zeit, in der sich die Realität ereignet: Das ist tatsächlich alles wahr.
Noch immer summen die Insekten und fährt vereinzelt ein Auto vorbei. Minutenlang stehe ich da und kann es kaum fassen: Es gibt tatsächlich etwas. Wie wunderbar, wie keineswegs selbstverständlich! Das überwältigte Staunen über die Tatsache, dass ich existiere und es die Welt gibt. Niemandem verständlich, der es nicht selbst gespürt hat, doch dem, der es kennt, für immer völlige Unmöglichkeit, an das Märchen zu glauben, es gäbe nichts als das Erschaffene.
Die Welt ist mir seither nicht weniger rätselhaft geworden. Freilich habe ich sie „erforscht“. Doch was genau wissen wir mehr, seit wir den Phänomenen Namen gegeben haben? „Wissen“ wir und „kennen“ wir den Blitz und den Donner, nur weil wir ihren Zusammenhang mit elektrischer Ladung entdeckt haben? Schrecklicher Irrtum unserer Zeit: Wir verwechseln „den Namen für etwas wissen“ mit „etwas wirklich kennen“. Doch früh schon war mein Herz verwundet von dem großen Geheimnis und verdorben für die platte Diesseitigkeit.
Dem Beter wird die Welt immer tiefer und Gott immer größer.
Hier sitze ich und schreibe dieses Buch. Mein Blick geht hinaus in den verregneten Morgen und auf das Rot und Gelb des kleinen Pförtnerhauses meinem Fenster gegenüber. Nie habe ich ein Kloster ohne ein gewisses Maß an ehrfürchtigem Schauer betreten. „Sie sind doch der Leiter des Gebetshauses“, lächelt mich die ältere Schwester an der Pforte an. Ja, das bin ich. Jenes Gebetshauses, in dem seit fast auf den Tag genau zwei Jahren bei Tag und bei Nacht das Gebet nicht mehr endet. Vorhin ein kurzes Gespräch mit Raphael. Er ist Musiker, junger Familienvater und Leiter unserer Nachtschicht. Durch seinen legendären Satz „0 bis 4: mein Revier“ erklärte er sich im Sommer 2011 bereit, die Stunden von Mitternacht bis 4 Uhr morgens im Gebet abzudecken, und legte dadurch den Grundstein, dass wir 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr mit Betern füllen können.
Mich erfüllt es mit Ehrfurcht, wenn ich sehe, dass Orte des Gebets, auch des unablässigen Gebets, keineswegs neu sind. Wir stehen in einer großen, jahrhundertelangen Tradition. Und doch glaube ich, dass gerade in unserer Zeit eine neue Gebetsbewegung unter jungen Leuten entsteht. Eine Bewegung von Menschen, die sich auf ihre je eigenen Reisen machen, das Gebet zu lernen. Die ausziehen, das Beten zu lernen. Ja, ich glaube, dass viele ausziehen werden aus ihren Gewohnheiten und der Bequemlichkeit des Mainstreams, um die grundlegenden Fragen ganz neu zu stellen. Wer ist Gott? Wie kann ich ihm begegnen? Und was bewirkt das? Und ich fasse all diese Fragen in eine Frage zusammen: Was ist das Gebet?
Ich bin davon überzeugt, dass die Rückkehr ins Gebet, die Wiederentdeckung des Gebets, das dringendste und wichtigste Anliegen der Welt im 21. Jahrhundert ist. Ich bin weiter der Meinung, dass das radikale, prophetische Zeichen nicht endenden Gebets bei Tag und bei Nacht das ist, was wir jetzt am dringendsten brauchen.
Eine solche Aussage klingt absurd, wahnsinnig angesichts des Elends dieser Welt und angesichts der zu markanten Handlungen rufenden Missstände unserer Gesellschaft.
Vielleicht ist es auch absurd und wahnsinnig. Zwar glaube ich, dass der Ruf zum 24-Stunden-Gebet biblisch begründet und kirchen- und spiritualitätsgeschichtlich gut fundiert ist. Doch im Letzten ist der treibende Motor all dessen für mich persönlich etwas ganz anderes als theologische Einsicht: Es ist meine schlichte Unfähigkeit, ein normales Leben zu führen. Oder etwas weniger kontrastreich gesprochen: Er hat mich verführt durch seine Schönheit. Und ehe ich mich versah, hatte ich einen Lebensstil gewählt, in dem es nur noch um eines ging: ihn zu erkennen und aus ihm heraus zu leben. Alles Spätere, was noch kam, und auch das, was später noch kommen wird, ist nur Entfaltung und weiterführender Kommentar zu dieser schlichten Tatsache: Schönheit traf mich und ich musste folgen. Jesus, deine Schönheit traf mich. Und seither folge ich dir.
Als Teenager liebte ich Düfte. Sammelte Duftöle, Parfums und Tees. Fertigte meine eigenen Mischungen an und konnte mich berauschen an vollkommenen Kompositionen. Doch dann traf mich ein anderer Duft. „Köstlich ist der Duft deiner Salben … Dich liebt man zu Recht“, sagt das Hohelied (1,3.4) über Jesus. Und es ist wahr. Nichts kommt einer Berührung mit Gott gleich. Seine Liebe ist besser als Wein (Hohelied 1,2), besser als alle Genüsse dieser Welt. Dem verliebten Menschen, jenem, der Jesus begegnet ist, ist diese Wahrheit kein hölzerner Glaubenssatz, sondern tausendfach bewährtes Erfahrungswissen. Jesus, dein Duft hat mich getroffen.
Und so wie er mein Inneres damals erfüllte, als ich spätabends auf rumänischen Straßen dahinrumpelte und mein Glück nicht fassen konnte, so erfüllt er mich noch heute. Ich folge deinem Duft, Jesus, hinaus in das große Abenteuer. Die abenteuerliche Reise in das geheimnisvolle Land, das man Gebet nennt. Und was nun ist Gebet? Zahllose Erlebnisse an vielen Orten auf der ganzen Welt zeichnen bis heute ein immer klareres Bild. Und von diesen Erlebnissen will ich nun erzählen.
[Zum Inhaltsverzeichnis]
Sie strahlt bis über beide Ohren. In den Sand hat sie mit den Füßen „Jesus“ geschrieben. Sie ist 13 und ihr Englisch brüchig.
Nie vergesse ich diesen Ostseestrand. Es gab keine Lichter hier, das Meer grenzte an den Wald. Bei über 100Grad saßen wir in der Sauna und die Gläser meiner Brille sprangen. Und danach rannten wir hinaus in die Nacht. Schon dort, wo noch die Bäume standen, war der Boden aus Sand. Kaltem Sand. Doch kräftiger als die Kälte traf uns die Dunkelheit. Lettische Nacht, nur wenige Sterne erhellten die Bucht. Der schwarze Wald öffnete sich zum schwarzen Strand, ging über in die schwarze See. Wir stürzten uns in die eiskalten Fluten. Der Himmel und das Meer gingen schwarz ineinander über. Surreales Gefühl, in einem eiskalten Nicht-Raum zu schwimmen, in dem oben und unten gleich sind.
Von Jesus habe ich gesprochen in den letzten Tagen. Der erste Abend war schrecklich kalt in der alten Schule in Riga. Versteinerte Gesichter. Das Misstrauen kommunistischer Jahrzehnte schien uns entgegenzuschlagen. Doch dann am zweiten Tag zögerliches Lachen bei manchen Witzen. Mitsingen bei einigen Liedern. Und schließlich, wie ich es so oft erleben durfte: Tränen. Tränen der Freude. Tränen des endlich zugelassenen Schmerzes. Lachen und Weinen zugleich. Berührungen von Gott.
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